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SKI ODER SCHI?

Schi SCH(K)I-GESCHICHTE Schreibt man „Ski“ oder „Schi“? Diese Frage stellen sich nicht nur zahlreiche Schulkinder bei Diktaten, sondern auch Erwachsene sowie verschiedene Medien, Verbände und Institutionen immer wieder aufs Neue. Eine eindeutige Lösung gibt es nicht, wohl aber einiges Interessantes darüber zu erzählen. Text: Simon Leitner, Christoph Höbenreich Zwiespältige Angelegenheit Aus dem hohen Norden

1.

Das eingedeutschte Wort „Schi“ stammt vom altnordischen Begriff „skíð“ ab (ausgesprochen als „skith“, mit stimmhaft em englischen „th“ am Ende). Die Aussprache wurde im Norwegischen zu „schi“ und fand schließlich als Lehnwort aus Norwegen Eingang in viele andere Sprachen, unter anderem eben ins Deutsche.

2.

Von Scheit bis Scheitel

Der altnordische Terminus „skíð“ ist mit dem deutschen Wort „Scheit“ urverwandt, das vom Indogermanischen „skei“ abgeleitet ist und „spalten“ bedeutet. Es fi ndet sich in der deutschen Wortwurzel „scheid-“, die etwa Basis von „scheiden“, „Scheide“ und „Scheitel“ ist. Man triff t die Grundbedeutung des Spaltens auch im altgriechischen Wort schizo („'skʰidzoː“) wieder, das in Worten wie Schizophrenie (Bewusstseinsspaltung) oder Schisma (Kirchenspaltung) steckt. Dies stellt eine Sprachverbindung zu jenen Spalthölzern dar, die einst mit einem Beil aus einem Baumstamm herausgespalten und von Steinzeitmenschen zur Jagd im Schnee eingesetzt wurden.

© WINTERSPORTMUSEUM MÜRZZUSCHLAG, CHRISTOPH HÖBENREICH 3.

Nur ein Missverständnis?

Als die Sportgeräte Ende des 19. Jahrhunderts von Norwegen aus ihren Siegeszug in den Alpenraum antraten, wurden sie zunächst als Schneeschuhe übersetzt, bevor die norwegische Bezeichnung in Laut und vielfach auch Schrift ins Deutsche übernommen wurde, wobei der scheinbare Widerspruch zwischen Schrift bild und Aussprache wohl für jene Verwirrung gesorgt haben dürft e, die noch heute die Schreibfrage „Ski oder Schi?“ prägt: Im Norwegischen wird der Laut „sch“ nämlich als „sk“ geschrieben, das heißt, man schreibt in Norwegen „ski“, sagt aber „schi“.

Ski

vs.

Ski SCH(K)I-GESCHICHTE Führerbefehl Die Frage nach der „richtigen“ Schreibweise sorgte auch während der Zeit des Nationalsozialismus für Kontroversen. 1941, als die Wehrmacht Millionen von Schi/Ski 4. für den Einsatz in Russland und Skandinavien einzog, gab Heinrich Himmler die Weisung aus, ausschließlich die Schreibweise „Ski“ zu gebrauchen, bevor NSDAP-Kanzleichef und Hitlers Privatsekretär Martin Bormann kurze Zeit später die Entscheidung des „Führers“ zugunsten von „Schi“ anweisen sollte – damit „ins Deutsche übernommene Fremdworte genau so geschrieben werden, wie sie ausgesprochen werden“. Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Dr. Christoph Höbenreich, der sich im Rahmen seiner sport- und sprachhistorischen Arbeit „Fahren wir ‚Ski‘ oder ‚Schi‘? Historische Schwünge einer sportlichen Schreibweise“ mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Genaueres zur Arbeit gibt’s online unter: www.oesv.at/news/ fahren-wir-ski-oder-schi/.

Was denn nun? 5.

Dem Duden zufolge sind zwar beide Schreibweisen, also sowohl „Schi“ als auch „Ski“, zulässig, es ist aber die Präferenz „Ski“ zu erkennen. Dem Grundsatz „schreibe, wie du sprichst“ folgend, empfi ehlt die Sprachwissenschaft wiederum die Schreibung „Schi“. Argumente lassen sich jedenfalls für beide Formen fi nden: Für die Schreibweise „Ski“ sprechen etwa vermeintliche Internationalität (siehe Karte) und historische Aspekte, für „Schi“ hingegen sprachwissenschaft liche Prinzipien wie eine möglichst einfache und korrekte Beziehung zwischen Schrift bild und Lautfolge in der deutschen Sprache. Letzten Endes ist es wohl einfach (auch) eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie man sprachlich geprägt worden ist und wahrgenommen werden will: Eher wirtschaft s-, tourismus- und fremdsprachenorientiert oder eher traditionell und österreichisch sprachbewusst.

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