ISBN > 978-3-922158-34-9
Spezial 2011/2012 8,50 Euro
Brandenburg m e h r a l s 7 0 0 a u s g e w ä h lt e A d r e s s e n f ü r S p o r t, K u lt u r u n d g e n u s s
Wasserwege Auf Tour mit Floß, Kanu und Faltboot
Familienausflüge Von Beerenpflücken bis Ponyreiten Eine Reise durch die Seenlandschaft
Spezial-Brandenburg 2011/2012
Spezial Müritz
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Wege übers Wasser Ob mit dem Wakeboard, dem Kajak oder dem Hausboot – es gibt viele Möglichkeiten, einen fabelhaften Tag auf den 33.000 Kilometern Fließgewässer und 3.000 Seen Brandenburgs zu verbringen. Wir hätten da ein paar Vorschläge für alle Süßwasserpiraten, Leichtmatrosen und Hobbykapitäne
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Adrenalinmoment: Der Start ist das schwierigste Manöver beim Wakeboard-Fahren
Haltung checken, tief einatmen und auf den Ruck warten. Da fahre ich doch schon so lange und trotzdem schießt mir jedes Mal aufs Neue das Adrenalin in den Körper, wenn der Start bevorsteht. Es hat 30 Grad, keine Wolke ist am Himmel. Deshalb bin ich nicht der Einzige, der Wakeboarden geht. Eine gute Viertelstunde habe ich angestanden und gleich kommt der Moment, der entscheidet, ob ich ungewollt baden gehe oder vom Seil gezogen übers Wasser gleite. Wenn ich es beim Start nicht schaffe, die Spitze des Bretts über Was-
ser zu halten, fahre ich keinen Meter, sondern falle kopfüber ins Wasser. Das bedeutet hämisches Gelächter der Wartenden, mühsames Zurückschwimmen ans Ufer, Rausklettern und wieder eine Viertelstunde anstehen. Wenn ich es allerdings schaffe, richtig loszufahren und die Haare im Wind flattern, fühlt es sich an als könnte man fliegen. Doch dann kommt die nächste Hürde: die erste Kurve. Man muss die eine Kante des Bretts so ins Wasser drücken, dass man genug Wasser verdrängt, um in die gewünschte Richtung zu fahren. Dabei
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passiert es genau wie beim Start leicht, dass die Spitze eintaucht und man vom Seil übers Board ins Wasser gezogen wird. Nach zwei Runden fühle ich mich sicher, jetzt macht es so richtig Spaß. Eigentlich darf man nur drei Runden fahren, aber ich bin gerade so richtig in Fahrt und drehe noch zwei Runden zur | Nik Homann, 15 Jahre Belohnung. Wasserski und Wakeboard-Seilbahn, Bahnhofstr. 49, Großbeeren, Tel. 033701-908 73, wechselnde Öffnungszein, siehe S. 101
Foto: Wasserskilift Großbeeren GmbH
Wakeboard: Nur nicht baden gehen in Großbeeren
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Linker Arm hoch, rechter Arm runter: Paddeln heißt Koordination üben
Foto: Stefan Ulrich
Faltboot: Die letzten Paddler des Neuendorfer Sees So ein Faltboot, das hat Stil: das Bootsgerüst aus dunklem Holz, das Verdeck aus beschichteter, dunkelblauer Baumwolle. Da kann keines der rotgelbgrünen Plastikkanus mithalten – und seien sie noch so leicht und robust. Wenn auch nicht immer die praktischere, ist das Faltboot die elegantere Variante die Brandenburger Gewässer zu erkunden. Unser blaubraunes Gefährt ist seit 1975 in Privatbesitz, es hat nie ein westdeutsches Gewässer durchquert und die letzten zehn Jahre in einer Garage im Spreewald verbracht. Heute ist sein großer Tag, die Rückkehr ins kühle Nass steht an, auf den Neuendorfer See. Es ist ein Sonntag im Juli. Die Sonne knallt, kein Wölkchen am Himmel, dafür umso mehr Boote auf dem Wasser: Kanus, Kajaks, Tret-, Motor-,
Ruderboote und wir in dem einzigen Faltboot weit und breit. Nur dank genauer Anweisungen des Bootsbesitzers gelingt es mir, in das Boot zu steigen ohne zu kentern. Die Haut mit Lichtschutzfaktor 25 eingecremt, die Kopfbedeckung aufgesetzt, es geht los. Zehn Meter vom Ufer entfernt, 50, 100, mitten hinein in das Meer von Seerosen. Anstatt genau aufzupassen, keine der rosa und weiß blühenden Wasserpflanzen zu zerstören, stelle ich mir nur eine einzige Frage: Warum in Gottes Namen ist das Paddeln bereits jetzt so anstrengend? Linken Arm hoch, rechten Arm runter, ins Wasser gleiten, nicht spritzen – und ziehen. Mit Kraft. Rechten Arm hoch, linken Arm runter – auf den Rhythmus des Paddlers Nummer zwei achten. Nach zehn Minuten steht
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fest: Rudern ist nichts dagegen. Nach 15 Minuten ist es höchste Zeit für die erste Pause. Wir schwitzen. Die Hände schmerzen. Die Schultern erst. Aber dieser Blick! In der Sonne glitzerndes Wasser, ein paar Enten und ab und an ein springender Fisch. Das ist Sommer. Zehn Pausen, zwei Badestopps, einen Liter Apfelschorle und zwei Stück Kuchen später tuckert ein Motorboot an uns vorüber. Nichts als Verachtung haben wir für die bräsig auf Deck liegen| Franziska Klün den Besitzer übrig. Der Kanutourist bietet geführte Faltboot-Touren an, ab 25 Euro pro Person, auch Faltboot-Verleih, 25 Euro pro Boot / Tag, Tel. 0176-64 26 25 91, www.derkanutourist.de
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Umkehren unmöglich: Bei Tornow ist die Fahrrinne so eng, dass man immer weiter paddeln muss
Es wird eng. Rechts und links wächst dichtes Schilf. Seerosen verengen die Fahrrinne. Die Chance, mit unserem Zwei-Personen-Kajak zu wenden, haben wir verpasst. Also weiter. Wir paddeln das Tornower Fließ stromaufwärts, um die alte Mühle am Wentowsee zu erreichen. Das Schilf schabt von unten an unserem Boot. Wir sehen Fische durch das Wasser schwimmen, zum Greifen nah. Am Ufer liegt ein Baum, frisch gefällt von einem Biber. Nach einer schmalen Kurve taucht Schloss Tornow auf, heute ein ökologisches Tagungszentrum. Fast haben wir es geschafft. Als wir die alte Mühle erreichen, heute ein hübsch reno-
viertes Restaurant mit Kräutergarten, sind wir erleichtert. Eine Stärkung können wir gut gebrauchen. Wir müssen die Kajaks aus dem Wasser hieven und über die Straße zum Ufer des Wentowsees tragen. Ab dann wird es leichter. Über den idyllischen See geht es durch einen Kanal auf die Havel und an zahlreichen Tonstichen vorbei. Die sind Hinterlassenschaften der nahe gelegenen Ziegelei Mildenberg, in der Milliarden Steine für die Wohnquartiere in Berlin gebrannt wurden. Die meisten sind nicht miteinander verbunden, aber einen Tonstich kann man von der Havel aus erreichen. Da Motorboote dort nicht fahren dürfen,
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nutzen viele Vögel den See zur Rast. Ein Graureiher schaut uns neugierig an, fliegt aber nicht davon. Auf alten Holzpfählen, die aus dem Wasser ragen, sonnen sich Enten. Still treiben wir über das Wasser und beobachten die Tiere, die sich in ihrem Refugium nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Vom Naturschauspiel beglückt kehren wir zurück zur Havel. Eine Yacht fährt vorbei. Wir grüßen freundlich. Tauschen wollen wir nicht. | Martin Hildebrandt
Kanuverleih Wallapoint, Am Welsengraben 5, Zehdenick, Tel. 03307 420 800, Infos S. 125
Foto: Martin Hildebrandt
Kajak: Stromaufwärts durch das Tornower Fließ
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Wichtiges Accessoire beim Bootsausflug: Ankerohrringe
Foto: Felix Denk
Motorboot: Nackte Rentner und Bumstechno auf dem Gudelacksee Motorbootfahren kann wirklich jeder. Hat man nach einer Minute drauf. Aber eben erst nach einer Minute und ausgerechnet in der muss man das schwierige Ablegemanöver absolvieren. Der Außenborder tuckert, das Boot schaukelt und Silkes rote Ankerohringe baumeln erwartungsfroh, als der Bootsverleiher die Leinen an Bord wirft. Das Boot macht einen Satz nach vorn. Erst rammen wir den Steg und dann ein anderes Boot. Verdammt! Wie war das noch mal? Pinne nach links, Boot nach rechts? Die ersten Meter sind eine Demütigung. Dann aber fühlt man sich ganz Kapitän. Achtern liegt das hübsche Örtchen
Lindow, der Bug zeigt mitten auf den Gudelacksee. Backbord dümpeln ein paar Kinder mit ihren kastenförmigen Optimisten-Booten hin und her, Steuerbord rauscht ein anderes Motorboot mit Bumstechno vorbei. Auch die Dorfjugendlichen scheinen ihren See zu mögen. Wir nehmen Kurs auf die Insel in der Mitte. Nach einer guten Viertelstunde ist sie erreicht. In manchen der kleinen Buchten liegen Boote vor Anker. Auf einem steht ein nackter Rentner mit Sonnenhut und angelt. Wir finden eine kleine Bucht mit einem umgeknickten Baumstamm im Wasser. Isabelle schneidet die Wassermelone auf, Flo klettert auf dem Baum rum.
Der Nachmittag verfliegt. Ob die Stunde nun zwölf Euro kostet oder mehr, ist längst vergessen. Auch die Sorge um den Stand des Benzins in dem kleinen Tank. Nur eines trübt das Sommerglück dieses Spätnachmittags: das | Felix Denk nahende Anlegemanöver. Eine Stunde Motorboot (5 PS, für vier Leute) kostet 12 Euro. Acht Stunden kosten 52 Euro. Bootsverleih Lindow, Am Gudelackufer 4, Lindow, Tel. 033933-723 60 oder 0171-716 36 69
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Gruppenfoto mit Hausboot: Lydia Brakebusch, Lutz Göllner und Franziska Klün
Es ist Anfang September. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als die Kollegen Göllner, Klün und Brakebusch die Mission Huckleberry Finn antreten. Schlafsäcke, Decken, Pasta und ein paar Flaschen Wein haben den Kofferraum ausgereizt, Fahrer Göllner trällert Springsteen, Brakebusch verlangt nach Guns’n’Roses und Göllner zitiert Max Goldt: „Guns’n’Roses sind okay, aber mit Guns’n’Roses-Fans möchte man lieber keinen Umgang haben.“ Die Klün blättert derweil in ihrer Frauenzeitschrift und schweigt. Ankunft beim Floßverleih in Zehdenick. Die drei schleppen ihr Gepäck gen Steg und da ruhen sie, fest vertäut: sechs schwimmende Häuschen, ochsenblutfarben auf dem schimmernden See.
Der Hafenmeister hat die joviale Freundlichkeit eines Berliner Hauswarts, wendet sich mit seinen Anleitungen ausschließlich an Göllner – das Kochgeschirr ausgenommen – und zieht damit den Unmut der Damen auf sich. „Jaja, rufen Sie nicht gleich Alice Schwarzer an.“ Unbeirrt fährt er fort mit der Einweisung in den Gebrauch des Außenborders. Doch der adipöse Literaturredakteur weiß zwar viel über Bücher, Filme und Musik, einen Motor aber bringt er nur zum Laufen, wenn man ihm Zündschlüssel und -schloss zeigt. Die Damen hieven derweil die Verpflegung an Bord, verräterisches Weinflaschen-Klimpern veranlasst den Herrn der Flöße eine Warnung auszusprechen: „Auch wenn Sie niemanden
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sehen, denken Sie immer daran: Sie kann man sehr gut sehen – und hören.“ Ah ja… Der Motor knattert, es geht los, auf dem Wentowsee in Richtung Osten. Göllner hat schnell herausgefunden, dass die Motorsteuerung bereits auf kleinste Bewegungen reagiert. Brakebusch, die ihn wenig später ablöst, braucht dazu etwas länger und beginnt auf dem Wentowsee Kreise zu drehen. Als Kollegin Klün sie freundlich bittet, doch endlich mal geradeaus zu fahren, hat sie sofort eine Erklärung parat: „Da sind lauter Strudel im See.“ Göllner ist vom vielen Kreisefahren leicht übel. Außerdem drückt die Blase. Das Floß gleitet ans Ufer, der Motor wird ausgestellt. Ein verhäng-
Fotos: bra, klü, goe
Hausboot: Huckleberry-Finn-Gefühle auf der Havel
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Kurs auf den Wentowsee
nisvoller Fehler. Beim Versuch, den Außenborder wieder anzuwerfen, lässt Konfirmandenblase Göllner den Motor absaufen. Mehrere Versuche der Reisenden bleiben erfolglos, Angst macht sich breit: Müssen sie hier zwischen Büschen und Ästen übernachten – oder gar dem Hafenmeister die Genugtuung gönnen, die dämlichen Städter vom Ufer zu fischen? Mit einem kräftigen Zug am Anwerfer gelingt es der patenten Klün, das Floß wieder in Fahrt zu bringen. Die drei schippern weiter und fühlen sich wie in Kanada. Nur wenige Häuser stehen an den waldigen Ufern. An diesem Spätsommertag hängen die Wolken tief und auf dem Wasser bläst ein starker Wind. Über dem südlichen Ufer kreist schweigend ein Paar Seeadler. Nähert man sich ihnen mit dem Floß, verstecken sie sich in einer Baumkrone. Um in den westlichen Teil des Wentowsees zu gelangen, muss man durch eine schmale Fahrtrinne steuern, links und rechts gesäumt von Seerosen. Die wahre Herausforderung einer Floßfahrt. Am Ufer sitzt ein Eisvogel auf seinem Ansitz, der sein Weibchen durch einen kurzen, scharfen Ruf vor den Eindringlingen warnt. Da der Göllner an einer stark ausgeprägten Grobmotorik leidet, gleitet das Floß voll in die Wasserpflanzen, ein ganzer Urwald wickelt sich um die Schraube, das Tempo wird merklich gedrosselt. Es nützt nichts, Göllner muss in die
Ein Gefühl wie in Kanada
Waagerechte, um die Stengel aus dem Antrieb zu pfriemeln. Daraufhin übernimmt Brakebusch das Steuer, die plötzlich ein erstaunliches Feingefühl an den Tag legt und das Floß zielsicher durch die Seerosenfelder lenkt. Sie parken an einem Liegeplatz für Wasserwanderer, Nudeln dampfen im Campinggeschirr, die erste Weinflasche wird entkorkt, am Ufer rauschen die Blätter in den Bäumen. Die Sonne ist längst untergegangen. Die drei Städter sitzen in dicke Decken gewickelt auf den Liegestühlen des Vordecks, mümmeln Spaghetti und lauschen dem Glucksen des Wassers an den Holzbohlen. Kein Handybimmeln, kein Autobahnrauschen.
Auf die erste Flasche folgen weitere, aus den zwei Sitzbänken lässt sich leicht eine Liegefläche zaubern. Warme Decken stapeln sich zwischen Kissen und Schlafsäcken. Doch es dringt kaum Kälte in das schwimmende Schlafzimmer. Die versprochene Lesung aus dem „Buch des Blutes” von Clive Barkers Gruselgeschichten muss ausfallen: Die Chips sind alle, die Köpfe schwer vom Rotwein. Die Rückfahrt wird lang. Ker| bra / klü / goe zen aus. Rent a Floss, 1 Tag pro Floß (max. 4 Pers.) 75 Euro, Seestr. 1 16798 Ringsleben bei Fürstenberg, Tel. 92 37 22 12, Infos S. 150
Käptn’s-Dinner: Spaghetti mit Tomatensauce
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Bootsführer-Weißheit: Wer in den Kanälen des Spreewalds ertrinkt, ist zu faul zum Stehen
Spreewald-Kahn: Naturglück jenseits von Schnaps und Gurken benutzt“, erzählt der Kahnführer. „Mittlerweile haben hier alle Strom, Westfernsehen und einen aufrechten Gang.“ Da sind die Erinnerungen an die DDR wohl nicht so rosig. Wir haben den Ort hinter uns gelassen. Nur das Geräusch der Rudel genannten Ruderstange ist noch zu hören. Fische sind im aufgewühlten Wasser kaum zu sehen, dafür ganz viele Taumelkäfer und Wasserläufer und das eine oder andere Nutria, umgangssprachlich auch Biberrratte genannt. Auf einmal sind wir Aug in Aug mit ein paar Rehen. „Wildschweine können übrigens perfekt schwimmen“, durchbricht der Kahnführer die Stille. „Aber ins Boot ist bisher noch keins gekommen.“ Wir müssen die Zigaretten ausdrücken, das Ehepaar gegenüber fühlt sich durch den Rauch im Naturerlebnis gestört.
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Es ist wieder ruhig, wir gleiten durch den Wald. Das Wasser glitzert im Laub gefilterten Sonnenlicht. Ein Storch landet auf einer Wiese. Ein Specht klappert. Ein Kanu steuert auf uns zu. Der Mann bekommt eine Flasche Bier vom Kahnführer. Wie ein Werbevideo fürs Landleben. Zurück in Lübbenau machen wir uns zu Fuß auf nach Lehde. Im Minutentakt legen dort die Schnapskähne an, es gibt scheußliche Souvenirs zu kaufen. Wir nehmen zum Bier eine Gurke. | Nicolas Šustr
Die Naturfahrt dauert fünf Stunden und kostet 14 Euro. Im Spreewaldhafen Lübbenau kann man von der Sommernachts- bis zur Winterkahnfahrt eine Menge Programme buchen. u Infos S. 158.
Foto: Nicolas Sustr
Am Spreewaldhafen in Lübbenau lauern sie schon, die Kapitäne der Kähne. Die Passagiere sind mit im Boot: Sie hoffen, dass bald alle Plätze belegt sind, denn vorher geht es nicht los. Wegen des Hochwassers kommen wenige Touristen. Wir beobachten Ringelnattern dabei, wie sie sich durchs Wasser schlängeln. Der nächste Kahn wirbt uns schließlich erfolgreich. Es geht nicht ins Spreewalddorf Lehde („Da könnt ihr ooch hinloofen!“) sondern – etwas abseits der Massen – auf Naturtour. Keine Schnapsfläschchen auf den Tischen, aber Aschenbecher – auch nicht schlecht. „Wer hier ertrinkt, ist zu faul zum Stehen“, beruhigt der Bootsführer ängstliche Mitfahrer. Gemächlich geht es die Fließe entlang. „Mittlerweile werden die Kähne eigentlich nur noch für Touristen
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NUR FĂœR ERWACHSENE
radioeins. Wie ein Tanz aus der Reihe. zittybrb-11_21