Hommage à
Franz Marc 1916–2016
Gemälde von 7 ungarischen Malern
Ein Sternstunde europäischer Kunstgeschichte zu neuem Leben erweckt 35 Feldskizzen nach 100 Jahren in Farbe umgesetzt
Vor 100 Jahren ist der Prophet der Modernen den Heldentod gestorben
Hommage à Franz Marc 1916–2016 35 Feldskizzen Franz Marcs von 7 ungarischen Malern nach 100 Jahren in Farbe umgesetzt
„…letzten u. besten Endes schreibe ich überhaupt nur für mich u. was ich schreibe, bedarf notwendig der Ergänzung durch meine – ungemalten! – Werke.“ (Franz Marc / Briefe. 20. Februar 15, S. 38)
Geleitwort Ein Maler, der den Tieren eine Seele gab Es war die Idee des ebenso renommierten wie engagierten ungarischen Verlegers Janos Schenk, mit der Entdeckung von Marcs letztem Skizzenbuch von 1915 ungarische Maler zu motivieren, diese Entwürfe in größere Gemälde zu übertragen. Durch ein solches Vorhaben werden die Leitgedanken und die besondere Situation, in der Marc sie entwickelt hatte, dem zeitgenössischen Betrachter wieder deutlich gemacht. Marc zeichnete seine Skizzen an der Front von Verdun, wo er Anfag März des Jahres 1916 fiel, kurz bevor die mörderischste Schlacht des Ersten Weltkriegs begann, in der auch unzählige Tiere ihr unschuldiges Leben verloren. Schenk hat es sich zum Ziel gesetzt, dieses signifikante Skizzenbuch durch eine farbige Umsetzung zeitgenössischer ungarischer Maler einer größeren Öffentlichkeit wieder in Erinnerung zu rufen. Eine solche farbige Umsetzung entspricht dem künstlerischen Anliegen Marcs, der als Mitbegründer des BLAUEN REITERS besonders an die Kraft der Farbe glaubte. Dass sich ungarische Künstler unter der Ägide von Janos Schenk an die Übersetzungsarbeit von Schwarz in Farbe, von Klein in Groß gemacht haben, passt genau in das Bild Ungarns in seiner sensiblen europäischen Mittelstellung zwischen West und Ost, zwischen Nord und Süd. Professorin Dr. Renate Möhrmann Berlin, den 01. August 2016
Vorwort „Was wäre, wenn er nicht gefallen wäre?“
Vor 100 Jahren ist der in München geborene weltberühmte deutsche Maler Franz Marc, ein Mitglied der Gruppe Der Blaue Reiter, auf dem Schlachtfeld bei Verdun den Heldentod gestorben. Er war als Freiwilliger in den Krieg gezogen und erhielt keinerlei Sonderbehandlung, weil er Künstler war. Somit konnte er an der Front auch nicht malen. Er schrieb seine Briefe und Aphorismen und zeichnete in das Skizzenbuch, das ihm seine Frau geschenkt hatte, wann immer er Gelegenheit dazu fand. Er hat 36 schwarz-weiße Zeichnungen in Postkartengröße hinterlassen. Seine Briefe aus dem Felde wurden 1920 von seiner Frau bei dem Berliner Verlag Paul Cassirer unter dem Namen Franz Marc mit dem Titel Briefe, Aufzeichnungen und Aphorismen herausgegeben. 35 der 36 Zeichnungen erschienen im Skizzenbuch aus dem Felde. Im Frühjahr 2015 war in München eine Werkausstellung von Franz Marc und August Macke, einem ebenfalls auf dem Schlachtfeld
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gefallenen Freund des Künstlers, zu sehen. In einer der Vitrinen waren die an der Front angefertigten „Skizzen“ Marcs ausgestellt. Der Verfasser dieser Zeilen gelangte – aufgrund der präzisen Ausarbeitung der Zeichnungen – zu der Ansicht, dass Franz Marc sie nicht als Skizzen und auch nicht als Grafiken, sondern als Entwürfe für Gemälde gezeichnet hat – Entwürfe, die er nach dem Krieg malen wollte. Ich konnte in einem Antiquariat die beiden CassirerOriginalausgaben von 1920 erwerben. Nach dem Studium der Briefe Franz Marcs sah ich meine Theorie bestätigt. Marc sehnte sich nach der schöpferischen Tätigkeit, nach dem Malen, und träumte davon, sich bald an die Arbeit machen zu können und seine „ungemalten Werke“ zu malen. Bei einigen Zeichnungen merkt er als Gedächtnisstütze sogar an: „sehr farbig“ oder „viel Hellgrün und die Blattspitzen rot“, andernorts: Fragment. Mehreren Zeichnungen gibt er sogar Titel, wie es bei Gemälden üblich ist. Wer so über seine „Skizzen“ schreibt und denkt, hat meiner Ansicht nach Gemäldeentwürfe angefertigt.
Zu demselben Schluss kommt Michael Semff, der Verfasser des Nachwortes des ein Jahr später, 2016, in einem dem ursprünglichen Skizzenbuch ähnlichen Format erschienenen Buches, ein hervorragender Kenner von Marcs grafischem Werk: „Es herrscht eine für ein Skizzenbuch eher ungewöhnliche bildhafte Perfektion. (…) Eine ganze Reihe von Darstellungen im Skizzenbuch können als Marcs »Ungemalte Bilder« gelten, deren so glühend erhoffte Realisierung dem Künstler nicht mehr vergönnt war (…).“1 Nach dem Studium einer Vielzahl von Vorstudien und der Fachliteratur haben wir zusammen mit den ausstellenden Künstlern das Konzept entwickelt, anhand dessen wir diese hervorragenden Entwürfe nach 100 Jahren auf besondere Art und Weise zum Leben erweckt haben. Wir haben die erste Zeichnung weggelassen, weil wir respektiert haben, dass Marcs Frau und der Verleger sie in den Band von 1920 ebenfalls nicht aufgenommen haben. Anhand der Größe seiner früheren Bilder haben wir die möglichen Maße der neuen Bilder bestimmt, ihre Form jedoch stets nach den Proportionen von Marcs Kompositionen gewählt. Unter Zugrundelegung von Marcs Schriften über Farben und der Farbenwelt der Gemälde aus seinen letzten Lebensjahren hat jeder Maler die Farben und die Technik für das jeweilige Bild selbst gewählt. Außerdem haben wir vereinbart, nicht nach zeitgenössischen Materialien (Leinwand und Farben) zu suchen oder solche zu verwenden, im Gegenteil: Falls einem Maler danach war, konnte er auch Farben verwenden, die es zu Marcs Zeiten noch gar nicht gab. Auf
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Franz Marc: Skizzenbuch aus dem Felde. Mit einem Nachwort von Michael Semff. Sievering Verlag, München–Berlin 2016, ohne Seitenzahl.
diese Weise enthielt die Palette für einige Bilder auch Acrylfarben. Die Maler arbeiteten nach dem 1920 bei Cassirer erschienen Band. Keiner von ihnen hat irgendeine Art von „maschineller Vergrößerung“ verwendet; sie alle haben die Skizzen von Hand auf die Leinwand übertragen. Unter Verwendung des malerischen Werkes von Franz Marc haben sie die Zeichnungen – sofern es die Komposition erforderte – ergänzt, vor allem an den Rändern. Die 9,8 × 16 cm beziehungsweise 16 × 9,6 cm großen Entwürfe sind weder thematisch noch hinsichtlich ihrer Form einheitlich. Bei vielen stehen Schöpfung und Geburt im Mittelpunkt (z. B. Aus den Schöpfungstagen, Zaubriger Moment, Die Geburt der Zikaden). Aus seinen Briefen wissen wir, dass ihn das Thema der Schöpfung sehr beschäftigt hat. Eigenständige Gruppen bilden auch die Tierbilder (z. B. Fragment Reh, Die Begattung der Rehe, Das friedsame Pferd) und die Zeichnungen von Natur und Pflanzen (z. B. Das pflanzliche Leben im Werden, Ostern). Die Vielfalt der Themen wird durch einige vollkommen abstrakte Zeichnungen (z. B. Weisheit – die weißen Zeichen oder Streit I und Streit II) noch größer. Dabei fällt auf, dass der Krieg gar nicht vorkommt. Diese Besonderheit erklärt der Künstler selbst: „… (nach dem Kriege). Da muß man konstruktive, zukünftige Bilder malen, keine Erinnerungen, wie es meist Mode ist. Ich habe auch nur solche im Kopf.“2 Es hat knapp ein Jahr gedauert, bis die 7 Künstler – mit dem größten Respekt gegenüber Franz Marc – die Bilder fertiggestellt hatten. Die Arbeiten waren so terminiert, dass auch diese zu Ehren des Künstlers entstandenen Gemälde – unter dem Titel Hommage à Franz 2
Franz Marc: Briefe. (17. III. 15) Cassirer Verlag, Berlin 1920.
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Marc – dem Publikum noch 2016, im Jahr seines 100. Todestages, präsentiert werden können. In den Fällen, in denen Franz Marc den Zeichnungen keinen Titel gegeben hat, haben wir die in der Kunstliteratur gebräuchlichen Titel verwendet. Auf der Rückseite eines jeden Bildes ist vermerkt, dass es anhand einer Bleistiftzeichnung von Franz Marc aus dem Jahr 1915 angefertigt wurde, außerdem sind dort der Name und die Unterschrift des jeweiligen ungarischen Malers zu finden. Die 35 schwarz-weißen Zeichnungen von der Größe einer Postkarte sind die Werke Franz Marcs und bleiben unberührt. Sie sind in ihrer eigenen Schönheit in der Staatlichen Graphischen Sammlung München oder als Reproduktionen in einer ganzen Reihe kunsthistorischer Werke sowie im Internet zu sehen. Die in der Ausstellung gezeigten neuen Werke sind Gemälde verschiedener ungarischer Maler, die sich mit der größten Hochachtung an die Arbeit mit den kleinen Entwürfen gemacht haben. Sie wollten keine Nachahmer Marcs sein und ebenso wenig Gemälde kopieren. Es gab ja auch gar nichts zu kopieren. Ihre Arbeit ähnelt viel eher dem, was in anderen Kunstzweigen – wie der Musik und der Architektur – üblich ist, nämlich, dass ein durch den Tod eines Künstlers unvollendet gebliebenes Werk von einem anderen Künstler zu Ende gebracht wird. Dabei respektiert er den Stil des Meisters, bringt aber auch seine eigene schöpferische Persönlichkeit ein. Wie es bei Béla Bartóks Bratschenkonzert der Fall war: Bartóks Arbeiten gerieten zu einem Wettlauf mit dem Tod. Das Bratschenkonzert blieb unvollendet
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und wurde später von seinem Schüler Tibor Serly vervollständigt. Auch Mozart hinterließ sein Requiem als Torso, die Komposition führte Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr zu Ende. Mit Gaudís weltberühmter unvollendeter Kirche war es ähnlich, und es gibt viele weitere Beispiele für die Methode, mit der die ungarischen Maler Franz Marcs Skizzen umgesetzt haben. Nach dieser Vorgeschichte sind die von Franz Marc vor seinem Tod an der Front bei Verdun angefertigten Zeichnungen nach 100 Jahren zu farbigem Leben erwacht. Bedauerlicherweise konnten die Kompositionen nicht von dem vollendet werden, der sie erdacht und gezeichnet hat. Sein Leben wurde – im jungen Alter, als er auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft stand – am 4. März 1916 etwa um 16 Uhr durch einen Granatsplitter ausgelöscht. An seiner statt – und ihm zu Ehren – haben 7 ungarische Künstler versucht, dieses fantastische Erbe zu vollenden. Eine auf Museen spezialisierte Fremdenführerin, die selbst Malerin ist, berichtete über ihre Führungen durch die Ausstellung im Franz-Marc-Museum in Kochel am See, die Besucher hätten ihr nach der Besichtigung des Museums immer wieder die Frage gestellt: Was wäre, wenn er nicht gefallen wäre? Vielleicht sind diese 35 Werke eine – wenn auch nur ehrerbietige und bescheidene – Antwort auf diese Frage. Budapest, den 5 August 2016 Janos Schenk
Franz Marc Skizzen aus dem Felde1
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Gedankenmäander für Franz Marc und die ungarischen Maler, die seine Werke zum Leben erweckt haben In dem Jahr, in dem Franz Marc stirbt, bricht – wer hätte das gedacht, ausgerechnet in der neutralen und zurückhaltenden Schweiz, dem empörend unversehrten und ruhigen Zentrum Europas – ein Feuer aus: In Zürich, im Cabaret Voltaire (das angeblich auch Lenin, der nur einige Häuser weiter wohnt, oft besucht, um eine Partie Schach zu spielen) bricht am 8. Februar 1916 (genau an Franz Marcs 36. Geburtstag) der Dada aus. Der Funke der Explosion entspringt den Köpfen deutscher, rumänischer und französischer Emigranten und Deserteure, während Marc bei Verdun im Schützengraben verschanzt dem Granatfeuer lauscht und das Leben des Patrioten nur noch weniger als einen Monat dauern soll. Ohne seine drängende Vaterlandsliebe hätte er vielleicht zusammen mit seinen „defätistischen“ Kollegen im Kaffeehaus gesessen … In diesem Jahr starben auch der Bildhauer und Maler Umberto Boccioni – den sein Pferd bei einer Truppenübung unter sich begrub – und Antonio Sant‘Elia, der visionäre Architekt – durch eine Kugel in der Isonzoschlacht. Beide waren führende Persönlichkeiten des Futurismus. Mit Boccioni war Marc auch persönlich bekannt.
Ebenfalls im selben Jahr starb Odilon Redon, einer der besten symbolistischen Maler, dessen Werke, (auch) von der Gnosis durchdrungene Grafiken und Gemälde, zwar nicht stilistisch oder in ihrer Technik, aber in ihrer Auffassung und Spiritualität den Bildern Marcs nahestanden. n
Marcs Name wurde in den Kreisen der ungarischen Avantgarde – wenn auch erst nach seinem Tod – in Anbetracht der Umstände relativ schnell bekannt. Die Zeitschrift von Lajos Kassák, die 1916 erstmals erschienene Ma (Heute), druckte zwei Reproduktionen von ihm ab1, interessanter ist jedoch, dass er durch das Engagement des Herausgebers der erstmals 1925 erschienen Zeitschrift Periszkóp (Periskop), des großartigen Schriftstellers und Malers György Szántó, große Bedeutung erlangte. Es lohnt ein Blick auf eine Rezension eines seinerzeitigen Journalisten in Nagyvárad (Großwardein, heute Oradea, Rumänien) der Zeitschrift und über ihren Herausgeber, denn die Reflexion der Zeitgenossen ist immer genauer: 1
Gemälde, 15. März 1917, II. Jg., Nr. 5; Zeichnung, 10. Apr. 1919, IV. Jg., Nr. 4.
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„Periskop ist der Titel der Kunstzeitschrift, die György Szántó in Arad [heute Rumänien] nach dem Vorbild der deutschen Querschnitt herausgibt. Das erste Heft ist vor zwei Monaten erschienen und hat mit seinem vielfältigen Inhalt das ungarische Publikum in den Nachfolgestaaten erobert. Die Ungarn in Berlin, Paris, Pest [Budapest] und Wien, in Jugoslawien und in der Tschechoslowakei haben diese neue Monatsschrift, die den höchsten kulturellen Ansprüchen genügt, freudig begrüßt. Gedichte und Zeichnungen, Dramaversuch und Schnitte, farbige Werkbeilage und Musik – von allem enthält sie repräsentatives Material –: ein Periskop, das in die sonnige weite Welt hinausspäht und ihre Ideen, Visionen, Reime und Akkorde einfängt, um sie festzuhalten und einer Welt darzubieten, die nicht weiß, dass all das geschieht und nach Leben strebt. György Szántó ist – das habe ich einmal geschrieben – ein blinder Maler. Nach Pinsel und Farben müht er sich nun mit der Feder ab. Auf seinen ersten großen Roman „Sebastianos Weg ist vollendet“ [Sebastianus útja elvégeztetett], der großes Aufsehen erregt hat, weil er die Erkenntnisse des Malers und das schriftstellerische Können auf bisher unbekannte Art und Weise zu einer Einheit vereint, folgte ein Band mit Novellen mit dem Titel „Der blaue Reiter“ [A kék lovas]. Er hat diese Novellen nach Franz Marc, dem genialen jungen Maler, der im Krieg gefallen ist, benannt. Es sind eigentlich keine Novellen, sondern gemalte Bilder, unter deren scheinbar regungsloser Ruhe sich die gewaltigen seelischen Ereignisse abspielen. Wenn der tatarische Khan in Asien einen Ameisenhaufen betrachtet und die Arbeit der kleinen Tiere in ihm den Gedanken der Eroberung Europas weckt, oder wenn er seelische Parallelen abbildet, die sich in der Unendlichkeit treffen, wissen wir, dass sich der Zufall mit dem großen Unglück zusammengetan hat, um literarisch Neues zu schaffen.
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Seine Romane und seine Novellensammlung waren nur Versuche. Er probierte das neue Kriegswerkzeug, die Feder, aus, und als er sah, dass er damit ebenso umgehen konnte wie mit Pinsel und Farben, machte er sich an den größeren Teil der Arbeit: die Konzentration junger Kräfte und ungebrochenen Wollens. Mutig zeigt er neben den Bildern des Trecento die Werke der modernen Malerei, um aufzuzeigen, dass sich das Neue, das heute verspottete Unbegreifliche, aus dem Alten ableitet. Apollinaires Gedicht über die Pariser Dekadenz ist im Einklang mit Kassák.”2 n
Franz Marc glaubte, die Weisheit, das endgültige Nichts, das Nirwana, zu erblicken und zu erleben, wenn er in die Augen der Tiere schaute. Ab dem dritten Drittel des 19. Jahrhunderts erschienen in der universellen Kunst innerhalb der großen Tendenzen und parallel zu ihnen unzählige Strömungen – die Ismen. Sie versuchten immer wieder, die Grenzen, die Geltung und die Ziele der Kunst neu zu definieren, wobei sie sich gegenseitig verstärkten oder Gegensätze heraufbeschworen. Ihre Entfaltung, ihre Blüte und ihr „In-VergessenheitGeraten“ geschah unter dem Einfluss einer Besonderheit der Ideengeschichte jener Zeit, der Gnosis, des Mystizismus und der Esoterik. Der symbolische Ausgangspunkt ist 1875. Zum einen wurde damals von der russischstämmigen Helena Blavatsky und amerikanischen 2
Neubauer, Pál: Periszkóp. Nagyvárad, LIV. Jg., 1925, Nr. 121, 31. Mai. „Der blaue Reiter“ – das namensgebende Werk in dem 1924 erschienenen Band von György Szántó – ist eine von Franz Marcs Werken inspirierte expressionistische Vision. Mit dem Titel der Novelle beziehungsweise des Bandes wollte Szántó seine Sympathie für die Gruppe Der Blaue Reiter ausdrücken, zu deren Gründern und Leitern Franz Marc gehörte. 1924 versuchten Kandinsky, Klee, Feininger – die Mitarbeiter des Bauhaus waren – und Jawlensky, den Kreis unter dem Namen Die Blaue Vier neu zu gründen.
Predigern (Olcott und Judge) in New York die erste Theosophische Gesellschaft gegründet, nach deren Vorbild wenige Monate später in England und dann in ganz Europa ähnliche Gesellschaften entstanden. Zum anderen hatten die gnostischen Tendenzen, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stetig an Einfluss gewonnen hatten, die aktuellen Kunstströmungen bereits gründlich durchtränkt. Ende des Jahrhunderts übten sie – zusammen mit der von Rudolf Steiner gegründeten und initiierten Anthroposophie, dem Spiritualismus der seit dem 17. Jahrhundert kontinuierlich tätigen Rosenkreuzer sowie unzähligen okkulten und esoterischen Strömungen – bereits einen grundlegenden, tiefgreifenden und entscheidenden Einfluss auf alle Zweige der Kunst aus. Der Einfluss verstärkte sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert weiter, und obwohl ihre „ideelle Geltung“ im Laufe der Zeit etwas verblasste, lassen sich ihre Existenz und ihr Einfluss bis heute nachweisen. (Hier reicht vielleicht der Hinweis auf Joseph Beuys oder Hermann Nitsch.) Wie bei zahlreichen seiner Zeit- und Gesinnungsgenossen ist die Interpretation des Lebenswerkes von Franz Marc natürlich nicht nur eine Illustration dieser Ideologien, Lehren und Ideenfragmente, sondern im Gegenteil die Erschließung, Analyse und Darstellung der Wechselwirkungen, durch die sich in erster Linie die visuellen Künste, zum Großteil aber auch die Musik und die Literatur verändert haben. Vereinfacht gesagt hätten sich die symbolistische Malerei ohne die Rosenkreuzler, die abstrakte Malerei und die Bildhauerei ohne die Theosophie, die utopische und später die organische Architektur und die Kunst des Tanzes ohne die Anthroposophie, der Expressionismus, der Dada und der frühe Surrealismus ohne den Jung schen Synkretismus nicht entfalten können. Aufgrund all dessen, oder umgekehrt, zur Untermauerung all dessen, kann man ein beson-
deres Koordinatensystem erstellen, dessen Elemente die Schnittpunkte des Synkretismus, der Theosophie, der Esoterik, der Utopie, des Paganismus, des Animismus, der ästhetisierten Blasphemie, des Postimpressionismus, des Symbolismus, der Sezession, des Fauvismus / Expressionismus, des Futurismus und des Konstruktivismus festhalten könnten, durch deren Verknüpfungen mit Individuen und Gruppen und untereinander sich ein „Mechanismus“ der Strömungsbewegungen der Ideen skizzieren ließe. (Neben Franz Marcs Blauem Reiter könnten sich die mitteleuropäischen Aktivisten, die Zenitisten, die Unisten … aufstellen.) n
Zitat, Pastiche, Allusion, Aneignung, Kommentar … Heute können wir eigentlich nur noch relationistisch an die Dinge herangehen: Die Relationen, das Netzwerk der Beziehungen zwischen den Punkten in der Zeit (Künstlern / Ideen), der Einflüsse und natürlich der einkalkulierten Zufälle (fruchtbaren Missverständnisse) bestimmen das Kunstverständnis. Die Kunst, ihre Geschichte, die Gattungen und die Einheit der Abläufe der Technik ergeben ein Ganzes, einen einheitlichen Prozess (Leben), in dem wir selbst nicht nur Teilnehmer, Beobachter und Analysierende sind, sondern – wie in einer Art besonderer Trinität – auch Beobachtete und Analysierte. Der Relationismus, der in der Interpretation der Kunst zum Ausdruck kommt, bedeutet zweifelsohne, dass sich die gewählten stilistischen und idiomatischen Elemente aufeinander beziehen beziehungsweise beziehen können, wechselseitig aufeinander hin- und zurückweisen und ein im his torischen Prozess interpretierbares kompliziertes Netz bilden. Der Künstler und in geringerem Maße der Rezipient ist in diesem System zum einen ex-
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terner und interner Beobachter, zugleich aber auch Teil und Teilnehmer, Subjekt und Objekt des Vorgangs der Kunst, des Kunstdaseins oder, in gesteigerter Form, des Kunstglaubens, das beziehungsweise der beinahe ins Metaphysische erhöht wird. Dieser Glaube ist etwas, genauer gesagt, eine Analogie dessen, worüber der Wissenschaftsphilosoph Mihály Polányi, der die tiefgreifende Geltung des Relationismus betont hat, in seinen 1951–52 in Schottland gehaltenen Vorträgen gesprochen hat: „Wir müssen in Bezug auf den Glauben erneut anerkennen, dass er der Ursprung allen Wissens ist. Stillschweigende Zustimmung und intellektuelle Leidenschaften, der Besitz einer Sprache und eines kulturellen Erbes, Hingezogensein zur Gemeinschaft der ähnlich Denkenden – das sind die Motive, die unsere Vision über die Natur der Dinge ausgestalten, auf die wir uns bei der Handhabung der Dinge stützen. Es gibt keine Intelligenz – so kritisch und originell sie auch sein mag –, die außerhalb eines solchen vertrauensvollen Schemas funktionieren kann.”3 Im System, im Netz der Relationen und Beziehungen, das heißt in dem jetzt gewählten wichtigen Raum und in der jetzt gewählten wichtigen Zeit der Kunstgeschichte nähern sich die Künstler, die Marcs Feldskizzen „malen“, ihrem Gegenstand vor allem unter Anwendung der Allusion. Die Allusion – der Verweis, die Anspielung4 – spielt im Werk in erster Linie eine vermittelnde, kommunikative oder metakommunikative Rolle, und damit das wirksam sein kann, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Künstler und Betrachter
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Polányi, Mihály: Személyes tudás [Individuelles Wissen]. Atlantisz, Budapest 1994. II, 42. Vgl. Fónagy, Iván: Célzás [Anspielung]. In: Világirodalmi Lexikon [Lexikon der Weltliteratur]. II. Budapest 1972, 129–131.
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müssen gemeinsame Erlebnisse in der Gegenwart haben, und Künstler und Betrachter müssen eine gemeinsame intellektuelle Vergangenheit, gemeinsame werkgeschichtliche Traditionen haben.5 Das gegenwärtige Erlebnis wird jetzt durch das Auf- und „Erfinden“, das Rätsel des Fehlenden (die Entdeckung der Farben und die Richtung gebrochener Linien) ersetzt. Die Allusion ist geheimnisvoll, einem Rätsel ähnlich, inspiriert zum „weiteren Verstehen“ (wobei sie auch das Risiko des Missverständnisses nicht ausschließt, ja oft sogar wie eine Falle präsentiert …) – das Zitat ist konkret, präzise und somit grell und einengend … Die Appropriation, die Aneignung, ein seit dem Erscheinen des Postmodernen und seiner Untergattungen in den Siebzi ger-Jahren gern und oft angewandtes Mittel, ver dreht, persifliert und schließt letztendlich die Möglichkeit spontaner Assoziationen gewaltsam aus. Der Großteil der neuen, für Franz Marc gemalten Bilder beschwört durch die Dramatik des Verhältnisses zwischen Raum und Ebene sowie durch die Intensität der Farben (mithilfe der Sprache, auf der Ebene und mithilfe des Codes) den „Durchschnitt“, die Essenz von Marcs besonderen idiomatischen futuristisch-expressionistischen Werken herauf und schafft gleichzeitig eine autonome Dimension, die sich außerhalb der kunstgeschichtlichen Zeit befindet, aber nicht unabhängig von ihr ist, eine Dimension, die – wahrscheinlich – selbst zur historischen Zeit, zur Dimension wird. István Hajdu Chefredakteur der Kunstzeitschrift Balkon
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Vgl. Zsilka, Tibor: Az allúzió funkciója a szépirodalmi szövegekben [Die Funktion der Allusion in belletristischen Texten]. Híd, 15. 05. 1981, 632–644.
„Wann werde ich wohl wieder malen dürfen?“ (Franz Marc / Briefe. Grube, Samstag, 12. Sept. 14, S. 8)
Gemälde
„Ich sehe alles, alles ist meiner Auffaßung bildnerisch figuriert. Auch ethische Gedanken wie die Bibel z.B. setzen sich bei mir nicht als Sozializmus od. Pantheismus ab, sondern gehen (in) rein bildnerisce, malerische Gedanken auf. “ (Franz Marc / Briefe. 3. XI. 15. S. 82)
Hommage à Franz Marc Nr. 1 Stehengebliebene Schöpfung Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 16 × 9,8 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 110 cm, 2016
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„L(iebste), wenn ich Zeit finde, sehe ich hier immer die Gärten an, meist sehr alte Anlagen von einem merkwürdigen kühnen und dabei klugen, besonnenen Stil. … Ich bin noch mehr als je in die Blumen u. Blätter verliebt. “ (Franz Marc / Briefe. 13. IV. 15. S. 51)
Hommage à Franz Marc Nr. 2 Pflanzliches Leben im Werden Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 16 × 9,8 cm, 1915 Gemälde: Zsolt Varga, Öl auf Leinwand, 110 × 80 cm, 2016
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„L(iebste), wenn sich die Rehchen strecken, ist es ein sicheres Gesundheitszeichen; das gilt auch für Hunde u. Katzen“ (Franz Marc / Briefe. 5. X. 15. S. 74)
Hommage à Franz Marc Nr. 3 Zwei liegende Tiere Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Márta Poszpisek, Öl auf Leinwand, 80 × 104 cm, 2016
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„Ich empfand schon sehr früh den Menschen als »häßlich«; das Tier schien mir schöner, reiner; aber auch an ihm entdeckte ich so viel gefühlwidriges u. häßliches, sodaß meine Darstellungen instiktiv… immer schematischer, abstrakter wurden.“ (Franz Marc / Briefe. 12. IV. 15. S. 50)
Hommage à Franz Marc Nr. 4 Begattung der Rehe Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 100 cm, 2016
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„Die Welt hat viele Schichten. Der Mensch ist in der weiten Natur ebenso Übergangsprodukt wie das Tier od. die Pflanze;“ (Franz Marc / Briefe. 18. IV. 15, S. 54)
Hommage à Franz Marc Nr. 5 Fuchs für buntes Papier Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Pastell auf Papier, 60 × 80 cm, 2015
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„… Ebensowenig gibt es abstrakte Bilder ohne Gegenstand; der steckt immer drin, ganz klar u. eindeutig, nur braucht er nicht immer äußerlich da u. augenfällig sein.“ (Franz Marc / Briefe. 16. V. 15. S. 57)
Hommage à Franz Marc Nr. 6 Zur Geburt der Cikaden Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Márta Poszpisek, Tempera auf Leinwand, 50 × 63 cm, 2015
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„Bestimmend ist immer der Eine Gedanke: die Welt, das »leibliche Wallen« berührt uns nicht, da wir nicht auf das Sichtbare sehen sonder auf das Unsichtbare. Die nächstenliebe ist wie die menschliche Nahrung eine symbolische Handlung.“ (Franz Marc / Briefe. Grube bei Schlettstadt 21. XI. 15. S. 87)
Hommage à Franz Marc Nr. 7 Aus den Schöpfungstagen Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 100 cm, 2016
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„… es ist ganz erregend in einem solchen reichen alten Garten zu stehen, wo einen der Frühling mit Millionen kleinen Augen ansieht.” (Franz Marc / Briefe. 13. 4. 15., S. 51)
Hommage à Franz Marc Nr. 8 Pflanzliche Formen Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 16 × 9,8 cm, 1915 Gemälde: József Bullás, Öl auf Leinwand, 140 × 90 cm, 2016
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„Ja, das Leben! Und die Menschen! Sie können einem sehr leid thun; aber man kann sie nicht bessern. Wir müssen auf ein anderes Leben warten.“ (Franz Marc / Briefe. 23. VI. 15. S. 62)
Hommage à Franz Marc Nr. 9 Das gierige Maul Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Acryl auf Leinwand, 50 × 70 cm, 2015
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„Ich wenigstens bin in den letzten Tagen etwas melancholisch u. nervös-ungeduldig..“ (Franz Marc / Briefe. 5. XII. 14. S. 25)
Hommage à Franz Marc Nr. 10 Stickerei I Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Márta Poszpisek, Öl auf Leinwand, 60 × 40 cm, 2015
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„Ich kann mir gar nichts Anregenderes u. Befridigenderes als Zeitvertreib u. Bildung denken, als Forscher dieser Naturwissenschaftler: Entstehung u. Ahnenfolge der Pflanzen u. Tierwelt, die geologischen Zeitalter, Insektenleben, Sternenlehre.“ (Franz Marc / Briefe. 7. u. 8. XII. 15. S. 93)
Hommage à Franz Marc Nr. 11 Arsenal für eine Schöpfung Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Zsolt Varga, Acryl auf Leinwand, 80 × 140 cm, 2015
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„Ich hab auch gar nie das Verlangen z.B. die Tiere zu malen, »wie ich sie ansehe«, sondern wie sie sind, (wie sie selbst die Welt ansehen u. ihr Sein fühlen).“ (Franz Marc / Briefe. Fortsetzung am 8. IV. 15. S. 48)
Hommage à Franz Marc Nr. 12 Zwei ruhende Tiere Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Katalin Haász, Öl auf Leinwand, 60 × 100 cm, 2016
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„Das Enzige, was mich freut, sind die Ställe. Wie sich die armen Pferde darin freuen u. in’s Stroh legen!“ (Franz Marc / Briefe. Mühlhausen, 17. XII. 14. Abend. S. 29)
Hommage à Franz Marc Nr. 13 Das friedsame Pferd Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Bazil Duliskovich, Öl auf Leinwand, 85 × 120 cm, 2016
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„Mein Hauptgedanke ist jetz: Entwurf zu einer neuen Welt; immer schaffen, vor sich arbeiten.“ (Franz Marc / Briefe. 14. III. 15. S. 39)
Hommage à Franz Marc Nr. 14 Sitzendes Tier Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Zsolt Varga, Öl auf Leinwand, 50 × 30 cm, 2016
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„Es ist ziemlich sinnlos, den paar Regierungsmännern die Verantwortung für dies Inferno zuschieben zu wollen. Jeder einzelne ist genau so schuldig.“ (Franz Marc / Briefe. 9. X. 15. S. 75)
Hommage à Franz Marc Nr. 15 Streit I Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 90 × 120 cm, 2016
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„Die Kunst wird immer wieder in eine neue Welt von Symbolen münden; man wird mit dem Leben und dem Rätsel: Mensch so leicht nicht fertig.“ (Franz Marc / Briefe. 5. X. 15. S. 39)
Hommage à Franz Marc Nr. 16 Weisheit – die weißen Zeichen Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Katalin Haász, Öl auf Leinwand, 40 × 60 cm, 2016
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„Die Frühlingstage sind fabelhaft. Gestern führte ich meine Wagen wieder in der Mondnacht vor; fast der ganze stundenlange Weg ist überdacht von blühenden Kirschbäumen; die schweren weißen Zweige wiegen sich so seltsam im Nachtwind.“ (Franz Marc / Briefe. 27. IV. 15. S. 55–56)
Hommage à Franz Marc Nr. 17 Pflanzliche organische Formen Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 100 × 130 cm, 2016
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„L(iebste), heut am Ostersonntag mußte ich so lebhaft an Ried denken, an die Büsche am Bach, die jetzt sicher schon ihren Frühligsschimmer haben, an die unzähligen Leberblümchen u. Anemonen und Blättchen, die nun all kommen;“ (Franz Marc / Briefe. Ostersonntag 15. S. 45)
Hommage à Franz Marc Nr. 18 Ostern Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Katalin Haász, Öl auf Leinwand, 60 × 100 cm, 2016
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„Der schöne Herbsttag! Morgens war Nebel, dann glänzte auf einmal der Herbsttag auf. Essen m. Rehkinder auch Kastanien? Hier liegen alle Wege voll.“ (Franz Marc / Briefe. 2. Okt. 14. S. 11)
Hommage à Franz Marc Nr. 19 Rehgruppe Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Acryl auf Leinwand, 110 × 80 cm, 2016
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„L(iebste), ich lese jetzt mit wirklichen Genuß die kleinen Bücher von Bölsche über die geologische Gestaltung der Erde; ich denke da immer an unsern kleinen Spaziergang in’s Tal des Leinbach u. sehe dort die grotesken Gesteinsfalten.“ (Franz Marc / Briefe. 5. XII. 15. S. 91)
Hommage à Franz Marc Nr. 20 Zaubriger Moment Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 130 × 85 cm, 2016
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„Meine guten kleinen Rehe! Daß ich diese wunderbare Herbststimmung nun wieder nicht erlebe, die fallenden Äpfel u. alles, alles!“ (Franz Marc / Briefe. 12. X. 15. S. 68)
Hommage à Franz Marc Nr. 21 Fragment Reh Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 16 × 9,8 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Acryl auf Leinwand, 70 × 50 cm, 2015
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„In welche Masken und Verstellungen hat sich der menschliche Sinn verstiegen!“ (Franz Marc / Briefe. 20. XI. 15. S. 83)
Hommage à Franz Marc Nr. 22 Schlafende Form Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 90 × 120 cm, 2015
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„Diese Artilleriekämpfe haben etwas unsagbar Imposantes u. Mystisches.“ (Franz Marc / Briefe. 6. Sept. 14. La croix aux mines bei Laveline S. 6)
Hommage à Franz Marc Nr. 23 Streit II Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Zsolt Varga, Öl auf Leinwand, 75 × 105 cm, 2015
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„… es gelang mir freilich fast nie, die (Dinge) mit dem Leben zu verknoten – wenigstens nie mit dem Menschenleben (-darum kann ich keine Menschen malen).“ (Franz Marc / Briefe. 27. XI. 15. S. 86–87)
Hommage à Franz Marc Nr. 24 Zwei Rehe in Landschaft Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Acryl auf Leinwand, 80 × 120 cm, 2015
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„Du scheinst mir immer zu sehr noch nach derWortformel zu suchen, nach einer wörtlicher Definition des göttlichen Inhalts, – die gibt es nicht; sowenig man Kunst mit Worten erklären kann. … Wenn ich einmal wieder zu Hause bin u. wir unser Leben zusammen Leben, wirst Du sehr schnell genau verstehen, wie ich das alles meine, – es gibt da gar kein Mißverstehen.“ (Franz Marc / Briefe. 2. XII. 15. S. 91)
Hommage à Franz Marc Nr. 25 Herzform Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Márta Poszpisek, Öl auf Leinwand, 48 × 67 cm, 2016
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„Der Kampf in den letzten Tagen ist wieder sehr heftig, die Fenster zittern u. klirren vom Kanonendonner unaufhörlich.“ (Franz Marc / Briefe. Hageville 11. Dez. 14. S. 27)
Hommage à Franz Marc Nr. 26 Drei jagende Pferde Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 110 cm, 2016
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„… (nach dem Krige) Da muß man konstruktive, zukünftige Bilder malen, keine Erinnerungen, wie es meist Mode ist. Ich habe auch nur solche im Kopf.“ (Franz Marc / Briefe. 17. III. 15. S. 39)
Hommage à Franz Marc Nr. 27 Abstrakte Form Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Bullás, Öl auf Leinwand, 70 × 80 cm, 2016
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„L(ibste), meine plötzliche Einsamkeit im leeren Dörfchen erzeugt eine ganz traumhafte Stimmung in mir; ich bin wie auf einer Insel.“ (Franz Marc / Briefe. H, den 13. Dez. 1914. S. 27)
Hommage à Franz Marc Nr. 28 Stickerei II Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Márta Poszpisek, Öl auf Leinwand, 56 × 70 cm, 2016
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„Ich denke, es ist ganz gut, wenn ich wieder mal auf ein Pferd komme. Ich freue mich jedenfalls darauf.“ (Franz Marc / Briefe. Gorze, Sonntag 17. 10. S. 17)
Hommage à Franz Marc Nr. 29 Fragment – Gruppe von vier Pferden Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Antal, Acryl auf Leinwand, 120 × 75 cm, 2016
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„Was macht der Specht? Ist wieder das Rotschwänzchenpaar da? Ist der Fasan wieder gekommen?“ (Franz Marc / Briefe. 14. III. 15. S. 39)
Hommage à Franz Marc Nr. 30 Schwalbe Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Bullás, Öl auf Leinwand, 90 × 120 cm, 2016
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„Es waren jetzt wieder wundervolle Herbsttage, schwerer Frost und ganz weiße Morgen; es ist großartig, bei Sternenlicht losreiten oder fahren u. dann die Sonne kommen sehen, die den weißen, glitzernden Reif löst.“ (Franz Marc / Briefe. Hageville 18. XI. 14. S. 23)
Hommage à Franz Marc Nr. 31 Pferdegruppe Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 120 cm, 2016
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„Heute sah ich zufällig einen Atlas an, suchte mein Kochel u. fand sogar Ried darauf! Mein Herz klopfte! Dann fand ich Sindelsdorf – Aidling, Riegsee – Murnau; ich erschrak. wie fern das klang!“ (Franz Marc / Briefe. Schlettstadt 13. X. 14, S. 14)
Hommage à Franz Marc Nr. 32 Landschaft mit Regenbogen Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 110 cm, 2015
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„Das wunderschöne milde Herbstwetter dauert immer fort; wir leben unser friedliches Dorfleben; bis auf die fast täglichen Fliegerkämpfe über uns merken wir jetzt nicht viel vom Krieg.“ (Franz Marc / Briefe. Sonntag 25. X. 14. S. 18–19)
Hommage à Franz Marc Nr. 33 Rebhühner Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: József Bullás, Öl auf Leinwand, 40 × 60 cm, 2016
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„In diesen Tagen vollzieht sich, meine ich, der entscheidende Umschwung, das Ende des Krieges wird mit Riesenschritten nahen, das sehe ich jetzt voraus. Ich bin auf einmal wieder etwas Optimist.“ (Franz Marc / Briefe. 13. X. 15. S. 76)
Hommage à Franz Marc Nr. 34 Wald Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: András Bernát, Öl auf Leinwand, 70 × 90 cm, 2016
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„… ja, dieses Jahr werde ich auch zurückkommen in mein unversehrtes liebes Heim, zu Dir und zu meiner Arbeit. … Sorg Dich nicht, ich komme schon durch, auch gesundheitlich. Ich fühl mich gut …“ (Franz Marc / Briefe. 4. III. 16. S. 118) Am selben Tag nachmittags 4 Uhr gefallen!
Hommage à Franz Marc Nr. 35 Drei Rehe Skizze: Franz Marc, Bleistift auf Papier, 9,8 × 16 cm, 1915 Gemälde: Bazil Duliskovich, Öl auf Leinwand, 70 × 110 cm, 2016
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Lebensläufe Quellen/Copyright Kontakt
Lebensläufe der Künstler Die Einzel- und Gruppenausstellungen, Stipendien, Auszeichnungen und in öffentlichen Sammlungen ausgestellten Bilder der einzelnen Künstler werden hier nicht aufgeführt, sie sind im Internet aufzufinden.
József Antal Maler und Lehrer, geboren 1948 in Szentistván (Ungarn). Er machte 1972 sein Diplom im Fach Zeichnen an der Pädagogischen Hochschule Pécs. Er malt vor allem Pastell- und Acrylbilder. Er lebt und arbeitet in Salgótarján (Ungarn). András Bernát Maler, Munkácsy-Preisträger, geboren am 6. Dezember 1957 in Törökszentmiklós (Ungarn). Nach dem Abschluss der Fachmittelschule für Bildende Kunst und Kunstgewerbe studierte er von 1980 bis 1986 an der Ungarischen Hochschule für Bildende Kunst (Budapest) und erwarb ein Diplom im Fach Malerei. Seine Meister waren die Maler Ignác Kokas und Gábor Dienes. Er lebt und arbeitet in Budapest. József Bullás Maler, Munkácsy-Preisträger, geboren 1958 in Zalaegerszeg (Ungarn). Er machte 1984 seinen Abschluss im Fach Malerei an der Ungarischen Hochschule für Bildende Kunst. Seine Meister waren die Maler Ignác Kokas und Gábor Dienes. Er lebt und arbeitet in Budapest. Bazil Duliskovich Maler, geboren 1969 in Nagyszőlős (Wynohradiw, Ukraine). Von 1991 bis 1996 studierte er an der Ungarischen Universität für Bildende Kunst (Budapest) Malerei und erwarb zum Abschluss sein Diplom. Er absolvierte dort außerdem ein zweijähriges postgraduales Studium, ebenfalls im Fach Malerei. Er lebt und arbeitet in Budapest.
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Katalin Haász Malerin, geboren 1971 in Budapest (Ungarn). Nach dem Abschluss der Fachmittelschule für Bildende Kunst und Kunstgewerbe machte sie an der Ungarischen Hochschule für Bildende Kunst zunächst einen Abschluss im Fach Intermedien und dann in Malerei. Ihre Meisterin war Dóra Maurer. Derzeit ist sie Mitglied der Doktorandenschule der Ungarischen Universität für Bildende Kunst. Sie lebt und arbeitet in Budapest. Márta Poszpisek Malerin und Grafikerin, geboren 1958 in Budapest (Ungarn). Nach dem Abschluss der Fachmittelschule für Bildende Kunst und Kunstgewerbe hat sie an der Ungarischen Hochschule für Bildende Kunst ein Studium der Grafik absolviert. Sie ist Mitglied des Landesvereins der Ungarischen Kunstschaffenden und des Verbandes der Ungarischen Grafikdesigner. Sie lebt und arbeitet in Tárnok (Ungarn). Zsolt Varga Maler, geboren 1986 in Berettyóújfalu (Ungarn). Von 2004 bis 2010 besuchte er die Ungarische Universität für Bildende Kunst und machte seinen Abschluss in Malerei. Seine Meisterinnen waren Eszter Radák, Emese Udvardy, Dóra Maurer und Mária Chilf. Er lebt und arbeitet in Budapest.
Franz Marc Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts und als Mitbegründer des Expressionismus in Deutschland. 1912 gab Marc zusammen mit Kandinsky den Almanach „Der Blaue Reiter“ heraus. Eine Ausstellung des „Blauen Reiter“ im selben Jahr in der Berliner Galerie „Der Sturm“ feierte große Erfolge. 1913 heiratete er Maria Franck. 1914 erwarb er ein Haus im Ried bei Kochel am See. Kurz darauf bei Beginn des Ersten Weltkrieges meldete Marc sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er schrieb regelmäßig Briefe an seine Frau und zeichnete mit Bleistift sein Skizzenbuch aus dem Felde. Franz Marc wird und am 4. März 1916 bei Verdun, Frankreich bei einem Erkundungsritt durch einen Granatsplitter getötet.
Franz Marc / Briefe, Aufzeichnungen und Aphorismen, Erster und Zweiter Band, 1920, Verlegt bei Paul Cassierer in Berlin.
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Quellen/Copyright Die 35 im Katalog abgebildeten und verkleinerten Skizzen von Franz Marc stammen aus der Originalausgabe des Buches Franz Marc / Briefe, Aufzeichnungen und Aphorismen, Zweiter Band, 1920, Verlegt bei Paul Cassierer in Berlin. Privatbesitz von J. Schenk Die im Katalog über den Bildern veröffentlichen Zitate stammen aus der Originalausgabe des Buches Franz Marc / Briefe, Aufzeichnungen und Aphorismen, Erster Band, 1920, Verlegt bei Paul Cassierer in Berlin. Privatbesitz von J. Schenk
Kontakt: Janos Schenk, E-Mail: j.schenk@schenkbuchverlag.de Telefon: +49 (0) 151 1529 2504
Übersetzungsarbeiten: © P. Dietlinde Draskóczy Gemäldefotos/Reproduktionen: © András Hajdu, 2016 – János Schenk, 2016 © Janos Schenk – Dr. jur. Zsuzsanna Bazing Herausgeber: Janos Schenk Umbruch: Tibor Stubnya Printed in Hungary Der Katalog ist kostenlos, im Handel nicht erhältlich.