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Was die Aargauer Firmen jetzt brauchen
SNB HEBT DEN LEITZINS AN: WAS DIE AARGAUER FIRMEN JETZT BRAUCHEN
Seit 15 Jahren hebt die Schweizerische Nationalbank erstmal wieder den Leitzins an. Aber was heisst das jetzt für die Aargauer Wirtschaft konkret? Und was kann die Politik tun?
Wir haben es alle miterlebt. Die letzten zwei Jahre waren geprägt von historischen Ereignissen. Die Covid-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine führten in kürzester Zeit dazu, dass die Inflation weltweit steigt. Um den weiteren Wertverlust des Geldes zu stoppen, hat die US-Zentralbank entschieden den Leitzins zu erhöhen. Auch die Europäische Zentralbank zieht im Sommer nach und die Schweizerische Nationalbank erhöht per sofort den Leitzins auf –0,25 Prozentpunkte. Speziell für die Exportwirtschaft ist die damit zusammenhängende Entwicklung des anhaltend starken Schweizer Franken genau zu beobachten. Als Aargauer Industriebetrieb mit einem Exportanteil von rund 94 % kämpft unser Familienunternehmen, die URMA AG, andauernd mit der starken Währung. Als 60-jähriges KMU in dritter Generation ist uns die Verankerung in der Region wichtig. Darum entwickeln und produzieren wir an unserem Produktionsstandort in Rupperswil zu Schweizer Preisen. Wir verkaufen dagegen vorwiegend in den EuroRaum, aber auch nach Übersee. So geht es auch anderen Aargauer Firmen. Die SNB versicherte jedoch, dass sie bei Bedarf am Devisenmarkt reagieren wird. Das stimmt zuversichtlich.
Cocktail von Problemstellungen
Nebst der Inflation hat die Wirtschaft ohnehin schon mit einem Cocktail von Problemstellungen zu kämpfen. Die anhaltende Unsicherheit einer weiteren Corona-Welle bleibt bestehen und für einen grossen Teil des Gewerbes sind die Nachwehen von Corona immer noch stark zu spüren. Es gibt massive Lieferengpässe, die momentan durch die Lockdowns in China verstärkt werden.
Eine weitere Herausforderung, die sich zuspitzt, ist der Fachkräftemangel. In der Schweiz sehe ich den Weg über die duale Berufsbildung als zentral. Gut, dass das Aargauer Gewerbe Lehrstellen zur Verfügung stellt und die Fachkräfte von morgen ausbildet. Darauf sollte auch die Politik stärker den Fokus legen und die Berufslehre attraktiver machen. Im Rahmen von «Schule trifft Wirtschaft» können zum Beispiel Lehrberufe in den Schulen vorgestellt werden und Lehrpersonen auf die duale Berufsbildung sensibilisiert werden. Auch die Möglichkeit, als Quereinsteiger Ausbildungen zu starten, soll einfach und unkompliziert zugänglich sein.
Durch den drohenden Personalmangel wird es zu mehr Lohnerhöhungen kommen und die Gefahr einer LohnPreis-Spirale steigt. Hier müssen wir vorsichtig sein. Minimale Korrekturen aufgrund der Inflation können nötig sein, der Reallohn sollte aber nur aufgrund von Leistungskomponenten angepasst werden. Eine flächendeckende Lohnerhöhung würde die Inflation nur noch stärker beschleunigen. Die Ertragslage der Firmen würde verschlechtert und weniger Investitionen getätigt. Das schwächt unseren Werkplatz.
Politik muss sich jetzt zurückhalten
Unsere Wirtschaft kämpft momentan also nicht nur mit der aktuellen Zinserhöhung. Speziell für uns KMU, die das Fundament der Schweizer Wirtschaft bilden, ist es keine einfache Zeit. Hier muss jetzt die Politik Verantwortung übernehmen und zukünftige Eingriffe in die Wirtschaft massiv minimieren. Auch hinsichtlich der Inflation darf der Staat jetzt auf keinen Fall mit flächendeckenden Lohnerhöhungen vorpreschen. Damit würde er nur die Unternehmen unter Zugzwang bringen und die Gefahr der erwähnten Lohn-Preis-Spirale wird real. Was die KMU jetzt brauchen, sind gute Rahmenbedingungen, moderate Steuern und vor allem: weniger Bürokratie. Verwaltung und Politik sind angehalten unbürokratisch und pragmatisch zusammen mit dem Gewerbe zu arbeiten. Möchte eine Firma investieren, innovativ sein, etwas wagen, dann soll ihr die Verwaltung nicht noch zusätzliche Stolpersteine in den Weg legen. Nur so kann die herausfordernde Zeit, die vor uns liegt, gemeistert werden. Dafür werden wir uns im Grossen Rat weiter einsetzen.
Yannick Berner Grossrat FDP und Unternehmer
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