AKTUELLES AUS DER GEWERBEGRUPPE 21
AGV NR. 7 | 14. JULI 2022
SNB HEBT DEN LEITZINS AN:
WAS DIE AARGAUER FIRMEN JETZT BRAUCHEN Seit 15 Jahren hebt die Schweizerische Nationalbank erstmal wieder den Leitzins an. Aber was heisst das jetzt für die Aargauer Wirtschaft konkret? Und was kann die Politik tun?
Produktionsstandort in Rupperswil zu Schweizer Preisen. Wir verkaufen dagegen vorwiegend in den EuroRaum, aber auch nach Übersee. So geht es auch anderen Aargauer Firmen. Die SNB versicherte jedoch, dass sie bei Bedarf am Devisenmarkt reagieren wird. Das stimmt zuverir haben es alle miterlebt. sichtlich. Die letzten zwei Jahre waren geprägt von histori- Cocktail von Problem schen Ereignissen. Die Covid-19-Pan- stellungen demie und der Krieg in der Ukraine Nebst der Inflation hat die Wirtschaft führten in kürzester Zeit dazu, dass ohnehin schon mit einem Cocktail die Inflation weltweit steigt. Um den von Problemstellungen zu kämpfen. weiteren Wertverlust des Geldes zu Die anhaltende Unsicherheit einer stoppen, hat die US-Zentralbank ent- weiteren Corona-Welle bleibt besteschieden den Leitzins zu erhöhen. hen und für einen grossen Teil des Auch die Europäische Zentralbank Gewerbes sind die Nachwehen von zieht im Sommer nach und die Corona immer noch stark zu spüren. Schweizerische Nationalbank erhöht Es gibt massive Lieferengpässe, die per sofort den Leitzins auf –0,25 momentan durch die Lockdowns in Prozentpunkte. Speziell für die Ex- China verstärkt werden. portwirtschaft ist die damit zusammenhängende Entwicklung des an- Eine weitere Herausforderung, die haltend starken Schweizer Franken sich zuspitzt, ist der Fachkräftemangenau zu beobachten. Als Aargauer gel. In der Schweiz sehe ich den Weg Industriebetrieb mit einem Exportan- über die duale Berufsbildung als zenteil von rund 94 % kämpft unser Fa- tral. Gut, dass das Aargauer Gewerbe milienunternehmen, die URMA AG, Lehrstellen zur Verfügung stellt und andauernd mit der starken Währung. die Fachkräfte von morgen ausbildet. Als 60-jähriges KMU in dritter Gene- Darauf sollte auch die Politik stärker ration ist uns die Verankerung in der den Fokus legen und die Berufslehre Region wichtig. Darum entwickeln attraktiver machen. Im Rahmen von und produzieren wir an unserem «Schule trifft Wirtschaft» können
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zum Beispiel Lehrberufe in den Schulen vorgestellt werden und Lehrpersonen auf die duale Berufsbildung sensibilisiert werden. Auch die Möglichkeit, als Quereinsteiger Ausbildungen zu starten, soll einfach und unkompliziert zugänglich sein. Durch den drohenden Personalmangel wird es zu mehr Lohnerhöhungen kommen und die Gefahr einer LohnPreis-Spirale steigt. Hier müssen wir vorsichtig sein. Minimale Korrekturen aufgrund der Inflation können nötig sein, der Reallohn sollte aber nur aufgrund von Leistungskomponenten angepasst werden. Eine flächendeckende Lohnerhöhung würde die Inflation nur noch stärker beschleunigen. Die Ertragslage der Firmen würde verschlechtert und weniger Investitionen getätigt. Das schwächt unseren Werkplatz. Politik muss sich jetzt zurückhalten Unsere Wirtschaft kämpft momentan also nicht nur mit der aktuellen Zinserhöhung. Speziell für uns KMU, die das Fundament der Schweizer Wirtschaft bilden, ist es keine einfache Zeit. Hier muss jetzt die Politik Verantwortung übernehmen und zukünftige Eingriffe in die Wirtschaft massiv minimieren. Auch hinsichtlich
der Inflation darf der Staat jetzt auf keinen Fall mit flächendeckenden Lohnerhöhungen vorpreschen. Damit würde er nur die Unternehmen unter Zugzwang bringen und die Gefahr der erwähnten Lohn-Preis-Spirale wird real. Was die KMU jetzt brauchen, sind gute Rahmenbedingungen, moderate Steuern und vor allem: weniger Bürokratie. Verwaltung und Politik sind angehalten unbürokratisch und pragmatisch zusammen mit dem Gewerbe zu arbeiten. Möchte eine Firma investieren, innovativ sein, etwas wagen, dann soll ihr die Verwaltung nicht noch zusätzliche Stolpersteine in den Weg legen. Nur so kann die herausfordernde Zeit, die vor uns liegt, gemeistert werden. Dafür werden wir uns im Grossen Rat weiter einsetzen.
Yannick Berner Grossrat FDP und Unternehmer
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