Hörst du mich?

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«Hörst Du mich?»

Das Abenteuer Telekommunikation


Samuel Finley Breese Morse

Guglielmo Marconi


Vorwort

«Kinderspielzeug!» urteilten die Leute, als der Deutsche Philipp Reis um 1861 einen selbst erfundenen Apparat präsentierte, der Musik und Sprache über Drähte schicken konnte. Das Telefon ein Kinderspielzeug? Die Geschichte des Telegrafen, des Telefons und des Radios ist spannend und nimmt immer wieder überraschende Wendungen. Sie war in den ersten hundert Jahren geprägt von Erfindern und Tüftlern, die fast immer als Einzelkämpfer ihre Visionen verfolgten. Später wurde es klar, dass mit den bahnbrechenden Erfindungen der Pioniere eine ganze Menge Geld zu verdienen war und damit erwachte das Interesse der Industrie. In Europa und den USA entstanden Industrieunternehmen, die Forschern, Physikern und Ingenieuren Entwicklungslabors zur Verfügung stellten und so den Fortschritt vorantrieben. Diese kleine Broschüre vermittelt einen Rückblick auf die Entwicklung der Telekommunikation. Ohne den Anspruch, jeden Namen zu nennen, der in dieser Geschichte eine Rolle gespielt hat. Dafür mit Bewunderung für den Pioniergeist, der immer wieder kluge Köpfe dazu beflügelt, Neuland zu erobern. Gestern, heute und morgen.

Carl Ferdinand Braun


Impressum Herausgeber Swisscom AG, Schulen ans Internet, Bern Gestaltung www.atelierrichner.ch Druck Benteli Hallwag Druck AG, Bern Bilder Kontrast, Atelier für Fotografie, Schönbühl (Titelseite, S. 6, 22 und 44) Museum für Kommunikation, Bern Die Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Museums für Kommunikation, Bern. Das Copyright für die Abbildungen konnte nicht in allen Fällen ermittelt werden. Urheberansprüche sind an Swisscom AG, Schulen ans Internet zu richten. © Swisscom AG, Auflage 2 – 2005 (Erstauflage 1 – 2001)


Inhalt

Die Geschichte der Telegrafie Von Schreihälsen, Buschtrommeln und Signalfackeln Die grossen Zeiten der optischen Telegrafie Die Telegrafie gerät unter Strom Die Telekommunikation wird zum Allgemeingut Die Telegrafie in der Schweiz

6 8 9 12 17 20

Die Geschichte des Telefons Die Erfindung des Telefons Die Überwindung der Distanz Das Telefon wird praxistauglich Die Mehrfachtelefonie wird Realität Die Automatisierung der Telefonie Die Erfindung der drahtlosen Nachrichtenübermittlung Das Telefon erobert die Schweiz Mobiltelefonie in der Schweiz Die Geschichte des Internets

22 24 29 31 32 33

Die Geschichte des Radios Die Ursprünge der Radiotechnik Die Vision vom Radio wird Realität Im Äther gehts ab Der Transistor kommt Die Schweiz auf Empfang

44 46 49 52 55 57

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Signale aus einer anderen Zeit.


Die Geschichte der Telegrafie

Schon in längst vergangenen Zeiten war es ein Bedürfnis der Menschen, über längere Mit diesem gewaltigen Horn soll Alexander der Grosse seine Krieger zusammengerufen haben

Entfernungen miteinander kommunizieren zu können. Nicht selten aus kriegerischen und politischen Gründen. Es galt, Freunde und Verbündete vor nahenden Feinden zu warnen, Nachrichten von Siegen und Niederlagen zu verbreiten oder Anweisungen aus den Hauptstädten in die Provinzen hinaus zu tragen. Dass es dabei möglichst

Wie schlägt man der Distanz ein Schnippchen?

schnell gehen sollte, versteht sich von selbst.

Oder: Die Telegrafie als Ursprung der modernen Telekommunikation.

Telegraph (auch:) Telegraf; von griechisch «tele» = «fern, weit», «gràphein» = «ritzen, einritzen, schreiben»

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Telegrafie

Von Schreihälsen, Buschtrommeln und Signalfackeln Von Mund zu Ohr zu Mund zu Ohr zu Mund zu Ohr … Warnrufe sind so alt wie die Menschheit. Sie sind die Vorläufer der Rufposten, die bei Persern und Römern für die Nachrichtenübermittlung eingesetzt wurden. Das ging so: Die Posten standen in Rufweite voneinander entfernt und gaben eine Meldung vom einen zum anderen weiter. Dies über grosse Distanzen hinweg. Rekordhalter waren wohl die Römer, die mit dem Rufpostensystem eine Meldung innerhalb eines Tages über eine Distanz von 240 km weitergeben konnten. Im Laufe der Jahrhunderte, von der Antike bis zur Neuzeit, waren es dann Meldeläufer und Meldereiter, Meldehunde und Brieftauben, die Nachrichten in mündlicher oder schriftlicher Form überbrachten.

Der Alpsegen, um 1870 Fackeltelegrafie, 336 v. Chr.

> Das Wichtigste in Kürze Vom Meldereiter zur optischen Telegrafie

500 v. Chr. Die Angaren, berittene Königsboten der Perser, befördern mittels Stafetten Nachrichten innerhalb einer Woche über eine Distanz von 2529 km. 490 v. Chr. Ein Meldeläufer überbringt die Nachricht vom Sieg der Athener über die Perser auf dem Schlachtfeld von Marathon. Um 450 v. Chr. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet von Feuerzeichen mittels Fackeltelegrafie. Es handelte sich wohl um den Ursprung der optischen Telegrafie.

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Feuer und Flamme für heisse News Neben Rufsignalen spielten für die Nachrichtenübertragung seit je auch optische Signale eine wichtige Rolle. Zum Beispiel benutzten die alten Perser, Griechen, Karthager und Römer raffinierte Feuersignalsysteme wie die Fackeltelegrafie. Das heisst, sie übermittelten Signale durch ein- oder mehrmaliges Heben und Senken einer oder mehrerer Fackeln. Die Fackelposten waren in Sichtweite voneinander aufgestellt und gaben die Signale vom einen zum anderen weiter. So war es möglich, Meldungen über Hunderte von Kilometern hinweg zu übermitteln. Die Idee mit den Fackelsignalen war schlau und sie hatte Zukunft. Denn es handelte sich um den Ursprung der optischen Telegrafie, an der im 17. Jahrhundert weiter getüftelt wurde und die gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich ihre Blütezeit erleben sollte.


Die grossen Zeiten der optischen Telegrafie

Null Bock auf Telegrafie. Noch im Jahre 1816 liess die englische Admiralität verlauten: «Telegraphen, welcher Beschaffenheit auch immer, sind überhaupt unnütz.»

Seltsame Experimente im Park Es war ein schöner Tag im Jahre 1690, als der französische Physiker Guillaume Amontons im gepflegten Pariser Park Jardin de Luxembourg in aller Öffentlichkeit Experimente mit optischer Telegrafie durchführte. Er postierte in den berühmten Gartenanlagen in grösseren Abständen eine Reihe von Gehilfen, die mit Fernrohren ausgerüstet waren und einander beobachteten. Plötzlich übermittelte einer dem anderen – wahrscheinlich mittels Armbewegungen – ein Zeichen, das dieser wiederum an den nächst folgenden weitergab. Zeichen für Zeichen setzte sich so eine Nachricht zusammen. Das Übertragungsprinzip wurde Semaphor genannt (von griechisch «sema» = Zeichen, «phoros» = «tragend»). Semaphor heisst auch die Flaggensprache der Seeleute, mit der noch heute Meldungen von Schiff zu Schiff weiter gegeben werden.

Die zappelnden Balken von Chappe Im Laufe des 18. Jahrhunderts pröbelten verschiedene Gelehrte an optischen Telegrafensystemen. Eines gelangte schliesslich zu einer gewissen Bedeutung: Der aus einer Astronomen- und Ingenieursfamilie stammende Franzose

Balkentelegraf

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Telegrafie

Claude Chappe

Claude Chappe erfand im Jahre 1791 den Balkentelegrafen. Das System bestand aus einer Reihe von Steintürmen, die etwa 5 bis 10 km voneinander entfernt gebaut wurden. Jeder Turm trug ein T-förmiges Balkengerüst mit beidseitig angebrachten, beweglichen Signalbalken. Mit verschiedenen Winkelpositionen der beiden Balken konnte das ganze Alphabet gebildet werden. Nachdem Chappe am 12. Juli 1793 zum Geschäftsführer der französischen Telegrafenlinien ernannt worden war, baute er die erste Telegrafenturm-Linie mit 16 Zwischenstationen zwischen Paris und Lille über eine Strecke von 230 km.

Der Sonnenschreiber von Gauss Claude Chappe fand ein tragisches Ende. Er nahm sich 1805 das Leben, als er erfuhr, dass seine Erfindung von anderen Ingenieuren kopiert oder durch andere Systeme konkurrenziert wurde. Ob er von der Arbeit des Göttinger Mathematikers Carl Friedrich Gauss gewusst hatte, ist allerdings nicht bekannt. Dieser entwickelte ein Gerät, mit dem mittels eines Spiegels Sonnenlicht gebündelt und in

Zeichenempfänger, 1833

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> Das Wichtigste in Kürze Balken und Sonnenlicht als Vermittler von Signalen

ca. 1000 v. Chr. Die alten

Ägypter experimentieren mit Elektrizität. Im Geschichtsmuseum von Kairo sind seltsame Steine zu sehen, die von heutigen Wissenschaftlern als Batterien bezeichnet werden.

1690 Der französische Physiker Guillaume Amontons führt in Paris Experimente mit optischer Telegrafie durch.

Form von Lichtsignalen über mehrere Kilometer hinweg weiter gegeben werden konnte. Sinnigerweise nannte der Gelehrte seine Erfindung «Heliograf», ein Begriff, der sich aus dem Griechischen ableitet und soviel bedeutet wie «Sonnenschreiber». Vielleicht würden wir uns über weite Distanzen heute noch mittels Balken und Spiegel verständigen, wenn nicht eine Entdeckung dazwischen gekommen wäre, die die Welt veränderte: Die Nutzbarmachung der Elektrizität.

1774 Der Genfer Mathematikprofessor Georges-Louis Le Sage erfindet eine elektrische Apparatur zur Übertragung von Nachrichten.

Carl Friedrich Gauss und Georges-Louis Le Sage

1791 Der Franzose Claude Chappe erfindet den Balkenoder Flügeltelegrafen. 1793/94 Chappe baut die erste

Telegrafenlinie mit Balkentelegrafen zwischen Paris und Lille.

1820 Der deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauss aus Göttingen erfindet den Heliografen.

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Telegrafie

Die Telegrafie gerät unter Strom

Batterie aus Leydener Flaschen

Ein Elektroschock mit Folgen Wann genau die Elektrizität entdeckt wurde, lässt sich nicht genau bestimmen. In Form von Blitzen erschreckte sie wohl schon Höhlenbewohner und Pfahlbauer. Überliefert ist, dass Gelehrte bereits anfangs des 17. Jahrhunderts mit Reibungselektrizität experimentierten. So richtig populär wurde die Elektrizität sozusagen schockartig im 18. Jahrhundert: Im Jahre 1746 arbeitete der holländische Physiker Pieter van Musschenbroek mit einer sogenannten Leidener Flasche, einer Art primitivem Kondensator, als er plötzlich von einem starken Elektroschock getroffen wurde. «Eine schreckliche Erfahrung», notierte er mit zitternder Hand in seinen Schriften, aber die Entdeckung der Kräfte des elektrischen Stromes erwies sich als Schritt in eine neue Zeit.

Die Magie der Magnetnadel Genau genommen war der Münchner Professor Samuel Thomas von Sömmering der Erste, der einen Telegrafen mittels Elektrizität zum Funktionieren brachte. Von Sömmerings Telegraf war ein raffiniertes elektrochemisches System mit 35 Drähten – für jeden Buchstaben und jede Zahl einen – und mit einem Säurebehälter auf der Empfangsseite, wo die Buchstaben und Zeichen durch

Samuel Thomas von Sömmering und Hans Christian Oersted

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Von Sömmerings elektrochemischer Telegraf, 1884

Bläschen angezeigt wurden. Die Apparatur war beeindruckend, aber es war ihr keine Zukunft beschieden. Die für die Entwicklung der elektrischen Telegrafie bahnbrechende Idee kam 1820 vom dänischen Physiker Hans Christian Oersted: Er hielt eine Magnetnadel unter den Strom führenden Draht einer elektrochemischen Batterie und konnte beobachten, wie die Nadel sofort abgelenkt wurde. Damit hatte er den Elektromagnetismus entdeckt.

Fünfnadeltelegraph, 1836

«Mickelmann kommt!» Die elektrische Energie beflügelte die grossen Geister der Wissenschaft. Spannung lag in der Luft. Fast gleichzeitig nahmen verschiedene Forscher und Tüftler Oertsteds Entdeckung des Magnetnadeleffektes auf und machten sie für die Telegrafie nutzbar. So baute der in russischen Diensten stehende Offizier Schilling von Cannstadt im Jahre 1832 einen Nadeltelegrafen, bei dem an bestimmten Nadelausschlägen die Ziffern 1 bis 10 zugeordnet waren.

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Telegrafie

Schilling von Cannstadt

Auch der Göttinger Physiker Carl Friedrich Gauss – der selbe Mann, der den Heliografen erfand – blieb nicht untätig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Wilhelm Weber entwickelte er die erste brauchbare elektrische Telegrafenanlage. Für den Test verbanden die beiden Forscher die Sternwarte Göttingen mit dem über 1,5 km entfernten physikalischen Kabinett. Die Leitung bestand einesteils aus Kupfer und andernteils aus Eisendraht. Es war wohl die erste Freileitung der Welt. Mit einer Geschwindigkeit von 9 Buchstaben pro Minute übermittelten Gauss und Weber das erste Telegramm. «Mickelmann kommt!» lautete die Botschaft, für welche die Magnetnadel 40 Mal ausschlagen musste.

Ein Kunstmaler tickt richtig Warum gerade Mickelmann? Wahrscheinlich entsprang der Name lediglich einer spontanen Eingebung der ersten Telegrafisten. Jedenfalls hatte er für die weitere Entwicklung der Telekommunikation keinerlei Bedeutung. Ganz im Gegensatz zu einem Mann, der aus dem Land von Micky Maus stammte und bis heute fast ebensolche Berühmtheit geniesst: Samuel Finley Breese Morse. Morse war Kunstmaler und Erfinder. Er malte Porträts und romantische Landschaftsbilder. Und er war ein leidenschaftlicher Bastler. Ab 1833 stellte er Versuche mit einem elektromagnetischen Schreibtelegrafen an, den er 1837 patentieren liess. Das System war ein kurios aussehender

Samuel Finley Breese Morse

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Punkt Punkt

Strich

Apparat, für den er eine seiner Malerstaffeleien geopfert hatte. Es bestand aus einem Taster als Sendestation, der mit einem Empfangsapparat verbunden war. Per Tastendruck wurde ein Stromkreis geschlossen und geöffnet. Auf der Empfängerseite drückte ein seitlich pendelnder Schreibstift gegen einen sich kontinuierlich bewegenden Papierstreifen. Auf diesem wurde die Botschaft in Form einer ununterbrochenen Linie ähnlich einem EKG (Elektrodiagramm) sichtbar.

Der erste Morse -Telegraf, 1837

Mit Punkten und Strichen ist alles gesagt Es vergingen sieben lange Jahre bis Morses Erfindung Anerkennung fand. In den Jahren 1843/44 errichtete er die erste Telegrafenleitung über eine längere Distanz von Washington (District of Columbia) nach Baltimore (Maryland). Die Länge der Leitung betrug rund 40 Meilen, was etwa 50 km entspricht. Mit einem bereits etwas aus-

> Das Wichtigste in Kürze Viele kluge Köpfe schaffen Neues. Morse schafft den Durchbruch.

1809 Der deutsche Gelehrte

Samuel Thomas von Sömmering erfindet einen Telegrafen, dessen Funktion auf der chemischen Wirkung des elektrischen Stromes beruht.

1820 Der Däne Hans Christian Oersted entdeckt die Beeinflussung der Magnetnadel durch den elektrischen Strom. Das Zeitalter der elektromagnetischen Telegrafie beginnt.

Schreibtelegraf von Morse

1832 Der deutsche Offizier und Wissenschaftler Schilling von Cannstadt erfindet den ersten brauchbaren Nadeltelegrafen.

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Telegrafie

24. Mai 1844: Morse übermittelt das erste Telegramm über eine längere Distanz

1833 Die deutschen Physiker

Carl Friedrich Gauss und Wilhelm Weber bauen in Göttingen die erste vollwertige Telegrafenanlage, die längere Übertragungsdistanzen bewältigt.

1833 Der Amerikaner Samuel Finley Breese Morse macht erste Versuche mit einem Schreibtelegrafen. 1837 Der Engländer William Cooke meldet das Patent für einen fünfdrahtigen elektrischen Telegrafen an.

gereifteren Schreibtelegrafen übermittelte Morse am 24. Mai 1844 die Botschaft «What hath God wrought?», was bedeutet «Was Grosses hat Gott gemacht?». Als Code verwendete er das von ihm erfundene, berühmte Morse-Alphabet, mit dem man mit Kombinationen von Punkten und Strichen sämtliche Buchstaben und Satzzeichen darstellen kann. Das Morsealphabet wird heute noch im Amateur- und Schiffsfunk benutzt und eignet sich ideal für die Verständigung mittels selbst gebauter Telegrafen mit Leuchtdioden, Lämpchen oder Summern.

1837 Morse schafft den Durchbruch. Er lässt seinen Schreibtelegrafen patentieren. 1843 Morse schenkt der Welt das berühmte Morsealphabet, das in veränderter Form heute noch verwendet wird. 24. Mai 1844 Morse übermittelt das erste Telegramm über die von ihm errichtete, rund 50 km lange Telegrafenlinie zwischen Washington und Baltimore.

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Carl Friedrich Gauss (links), Wilhelm Eduard Weber (rechts)


Die Telekommunikation wird zum Allgemeingut

Reliefschreiber von Morse mit Federantrieb

Die Telegrafie erobert die Welt In der Gründerzeit der elektrischen Telegrafie waren es einzelne grosse Köpfe, die mit ihren Erfindungen Meilensteine setzten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es dann zunehmend die Industrie, die die Entwicklung vorantrieb. Die Telegrafenapparate wurden verfeinert, die Übermittlungsqualität über lange Distanzen durch den Einbau von Relais-Stationen wurde ständig weiter verbessert und überall in der Welt wurden Telegrafenleitungen verlegt. Sie wurden nicht nur über Land gezogen, sondern auch in den Weltmeeren versenkt. Zum Beispiel lieferten sich um 1870 drei verschiedene Firmen einen harten Konkurrenzkampf, um eine über 10 000 km lange Telegrafenleitung zwischen London und Kalkutta zu erstellen. Alle drei Leitungen wurden schliesslich in Betrieb genommen.

Kabelverlegung im Persischen Golf (links) und im Atlantik (rechts)

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Telegrafie

Werner von Siemens

> Das Wichtigste in Kürze Rund um den Erdball wird telegrafiert.

1850 Zwischen Paris und London wird eine Telegrafenverbindung in Betrieb genommen. Im Ärmelkanal wird das erste Unterseekabel verlegt. 1855 Der britische Ingenieur David Edward Hughes erfindet den ersten Typendrucktelegrafen. Erstmals konnten Telegramme in Normalschrift gesendet und empfangen werden.

Die guten alten Telegrafen lassen sich nicht unterkriegen Das Telefon war schon längst erfunden (siehe auch Seite 24) und begann dem Telegrafen allmählich Konkurrenz zu machen. Dennoch vermochte sich die Telegrafie als wichtigste Technik für die Nachrichtenübermittlung über sehr grosse Distanzen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zu behaupten. Höhepunkte in der Entwicklung waren beispielsweise der Wechselstrom-Telegraf mit sechs Frequenzen und die im Jahre 1927 durch Siemens & Halske lancierten zwölffachen Tonfrequenztelegrafen. Bereits ein Jahr später wurde die erste Fernschreibmaschine in Betrieb genommen.

Löcher noch und noch Mit der Zeit entstand unter dem Namen Telexnetz ein weltumspannendes öffentliches Fernschreibnetz, das bis zur Erfindung des Internets gegen Ende des 20. Jahrhunderts das wichtigste System für die schriftliche Nachrichtenübermittlung bleiben sollte. Die damals modernen Telexgeräte verfügten wie Schreibmaschinen über Tasta-

1866 Via Unterseekabel, das durch den amerikanischen Kaufmann und Ingenieur Cyrus W. Field finanziert und verlegt wurde, wird erstmals ein Telegramm über den Atlantik geschickt. Cyrus W. Field

Typendrucktelegraf von David Edward Hughes, um 1855

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Telexgerät mit Lochstreifen, um 1960

1869/70 Zwischen London und Kalkutta wird eine über 10 000 km lange Telegrafenleitung in Betrieb genommen. 1874 Der junge Thomas Alva Edison entwickelt den Quadruplex-Telegrafen. Dank dem Multiplex-Verfahren können in beiden Richtungen gleichzeitig je zwei Telegramme übermittelt werden. 1886/88 Der Deutsche Physiker Heinrich Hertz entdeckt das Geheimnis der elektromagnetischen Welle. 1895 Dem Italiener Guglielmo Marconi gelingt es, Signale drahtlos zu übermitteln. 1927 Die Firma Siemens & Halske bringt den 12-fachen Tonfrequenztelegrafen auf den Markt.

turen, über welche die Texte eingegeben werden konnten. Diese wurden in codierter Form auf Lochstreifen übertragen, die als Nachrichtenträger und Impulsgeber dienten. Der Lochstreifen ratterte durch die Maschine des Senders und am anderen Ende der Leitung wurde auf der Empfangsstation die Nachricht in Klartext ausgedruckt.

Es geht auch ohne Draht Ab dem Jahre 1894 war die Nachrichtenübermittlung nicht mehr an Leitungen gebunden. Als erstem Menschen gelang es dem Italiener Guglielmo Marconi mit Hilfe elektrischer Wellen ohne Drähte eine Nachricht zu übermitteln (siehe auch Seite 35). Er läutete damit das Zeitalter der drahtlosen Übermittlung von Signalen ein und schuf die Voraussetzungen für die drahtlose Telegrafie, die drahtlose Telefonie und das Radio.

1929 Der deutsche Ingenieur Robert Hell erfindet den HellSchreiber. Dieser funktioniert auf Senderseite wie ein Drucktelegraf und auf Empfängerseite wie ein Bildtelegraf. Ab 1934 Es bilden sich weltweit Fernschreibnetze für die Abwicklung von Telegrammdiensten und den Nachrichtenverkehr von Privaten und Behörden. Das bedeutendste Netz ist das Telexnetz, an welches nahezu alle Länder der Erde angeschlossen sind. Ab ca. 1975 Das Telefax wird zu

einer wichtigen Ergänzung des Telefons. Mit der Telefaxtechnik lassen sich Schriftstücke, Grafiken und Bilder originalgetreu über das Telefonnetz übermitteln.

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Telegrafie

Die Telegrafie in der Schweiz

Die Börse boomt. Erst die Telegrafie machte es möglich, sich in kürzester Zeit über die Kursentwicklungen an den Börsen in aller Welt zu informieren.

> Das Wichtigste in Kürze Ein junges Land begeistert sich für die Telegrafie.

1847 Zwischen Luzern und Sarnen besteht eine mit dem Balkentelegrafen von Chappe betriebene telegrafische Verbindung.

12. September 1848 Die Schweiz erhält eine neue Verfassung und wird zum Bundesstaat. 24. Dezember 1851 Das Bundesgesetz für die Erstellung des elektrischen Telegrafen tritt in Kraft. 15. Juli 1852 In der Schweiz wird zwischen Zürich und St. Gallen der Bau der ersten Telegrafenlinie in Angriff genommen.

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Die Schweiz findet den Anschluss Die moderne Schweiz, als Bundesstaat im Jahre 1848 gegründet, war noch nicht einmal zwei Jahre alt, als sich der frischgebackene, siebenköpfige Bundesrat mit der Telegrafie zu befassen hatte. Am 7. Januar 1850 wies die Berner Regierung die Landesväter auf die Erfindung des Telegrafen hin und empfahl dessen Einführung in der Schweiz. Die Landesregierung hatte ein offenes Ohr: Am 1. November 1851 gab sie den Startschuss für den Bau von Telegrafenleitungen zwischen Rheineck und Genf sowie zwischen Basel und Chiasso.

Rekordleistung: Über 8 Millionen Telegramme in einem Jahr Als Projektleiter für die Erstellung der ersten Telegrafenleitungen engagierte der Bundesrat einen namhaften Physiker, der schon einige Jahre zuvor als Telegrafenspezialist von sich reden gemacht hatte: den Münchner Carl August Steinheil. Der Mann machte seinen Job gut. Am 5. Dezember 1852, ein knappes Jahr nach der Verabschiedung des Telegrafengesetzes, nahm das Schweizer Telegrafenleitungsnetz mit 27 Telegrafenbüros den Betrieb auf und liess die ersten Telegramme durch die Drähte ticken. Im Jahre 1869 wurde der von David Edward Hughes erfundene Typendrucktelegraf eingeführt und 1875 gab es in der Schweiz bereits über 1000 Telegrafenbüros. Die Telegrafie fand Anklang. Man schätzt, dass in der Schweiz zwischen 1870 und 1900 jedes Jahr rund 1,7 Millionen Telegramme vermittelt wurden. 1914 waren es gut doppelt so viele und im Jahre 1919 erreichte die Zahl der in der Schweiz aufgegebenen Telegramme den nie wieder erreichten Spitzenwert von 8 109 461. Danach ging


Carl August Steinheil

Telegrafenamt Zürich, 1955

30. November 1852 Die schweizerische «Direktion der Telegraphenverwaltung» gibt die «Eröffnung des Telegraphen für den Verkehr im Innern der Schweiz» per 5. Dezember 1852 bekannt.

der Telegrammverkehr kontinuierlich zurück. Der Siegeszug des Telefons und anderer Medien war nicht mehr aufzuhalten und die Telegrafie wurde nach und nach verdrängt.

1854 Im Vierwaldstättersee wird

Das Ende einer Epoche und ein neuer Anfang Das wohl letzte Kapitel der Fernschreibetechnik in der Schweiz begann mit der Einführung der Fernschreibmaschine und des Telexnetzes im Jahre 1934. Grössere Firmen schafften sich eigene Fernschreibapparate an und nutzten die Vorteile der modernen Telegrafietechnik um Zeit zu sparen und die Effizienz zu steigern. Gegen Ende der Achtziger Jahre erreichte die Zahl der Telexabonnenten in der Schweiz einen Höchststand. Dann kam das Telefax und etwas später das Internet. Mit dem Netz der Netze begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Telekommunikation. Seither sind die Urformen der Telekommunikation nur noch Geschichte.

das erste Schweizer Unterseekabel verlegt. Es verbindet Spyssenegg mit Stansstaad.

1919 Die Zahl der aufgegebenen Telegramme in der Schweiz erreicht den Spitzenwert von 8 109 461.

1934 In der Schweiz entsteht ein feinmaschiges Telexnetz, das bis zur Einführung des Internets intensiv für den geschäftlichen Nachrichtenverkehr genutzt wird. 1999 Das Telegramm gibt seinen Abschied. Der Telegrammdienst in der Schweiz wird eingestellt. Telefon, Mobiltelefonie, SMSDienste und Internet haben das Telegramm überflüssig gemacht.

Fernschreibstation Basel, 1939

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Das grosse Hallo.


Die Geschichte des Telefons

Wie lassen sich Laute in elektrische Signale umwandeln? Das war die Schlüsselfrage, Kabellegung Wengernalp – Jungfraujoch, 1957

mit der sich findige Tüftler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigten. Die Nutzung der Elektrizität erlebte damals eine Blütezeit und brachte laufend

Telephon; von griechisch «tele» = «fern, weit», «phoné» = «Stimme».

neue technische Errungenschaften hervor. Strahlendstes Beispiel für den Erfindergeist der Elektro-Pioniere: Die erste brauchbare Glühlampe, die in jener Zeit das Licht der

Wer hat eigentlich

Welt erblickte.

das Telefon erfunden? Oder: Die fixe Idee von der elektrifizierten Sprache.

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Telefon

Die Erfindung des Telefons

Der Trick mit den Schwingungen Etwa zur gleichen Zeit hatte der französische Telegrafenbeamte Charles Bourseul eine Erleuchtung: Wenn man ganz nah an einer beweglichen Platte sprechen würde, die so biegsam sein müsste, dass keine der durch die Sprache verursachten Schwingungen verloren gehen konnte, wenn

Charles Bourseul

Funktionsprinzip der elektrischen Sprachübertragung

die Platte ausserdem im Rhythmus der Schwingungen die Verbindung mit einer Batterie herstellen und unterbrechen würde, dann müsste eine entfernte Platte die gleichen Schwingungen ausführen. Der Gedankengang klingt kompliziert. Wenn es gelingt, ihn nachzuvollziehen, ist er genial. Bourseul hatte das Prinzip der elektrischen Sprachübertragung entdeckt.

Der legendäre Gurkensalat Es ist nicht überliefert, ob der kluge Telegrafist seine Theorie in konkrete Modelle umsetzte. Sicher ist jedoch, dass anderenorts bereits ein Praktiker am Werk war. Ohne Kenntnisse von Bourseuls Überlegungen bastelte der Deutsche Philipp Reis einen Apparat, der vom technischen

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Der Telefonapparat von Philipp Reis: Die Geberstation mit dem Sprechtrichter nannte er «Telephonohr». Als «Trommelfell» verwendete er eine Wursthaut

Philipp Reis

Prinzip her dem Telefon schon sehr nahe kam. 1861 gelang es ihm, via Drahtverbindung eine gesprochene Botschaft über Rufweite hinaus zu übermitteln. «Das Pferd frisst keinen Gurkensalat», klang es krächzend und nahezu unverständlich aus dem geheimnisvollen Kasten am Ende der Leitung. Dies war nun also die erste ferngesprochene Nachricht. So einfältig der Satz klingen mag, so intelligent war die Technik, die ihn übertrug. Leider hatte die Welt noch kein Gehör für die epochale Erfindung. Eine Spielerei, meinten Reis’ Zeitgenossen, ohne Bedeutung für die Menschheit, eigentlich überflüssig. Sie sollten sich gewaltig irren.

Die Amerikaner übernehmen Zehn Jahre gingen vorbei. Niemand schien sich für Philipp Reis und seine Erfindung zu interessieren. Offenbar reichte die Vorstellungskraft der Menschen nicht aus, um den gewaltigen Nutzen des Telefons auch nur zu erahnen. Zum Glück gab es Ausnahmen. In den USA beschäftigten sich gleich zwei Männer mit der Idee der Sprachübertra-

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Telefon

gung: Der eine war der in Boston lebende Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell, der das Reissche Telefon weiter entwickeln und vereinfachen wollte. Der andere hiess Elisha Grey, lebte in Chicago und beschäftigte sich mit der Konstruktion eines «harmonischen Telegrafen».

Elisha Grey bei einem Telefonexperiment an der Badewanne

Alexander Graham Bell: Sein Telefonapparat mit Wandler diente wechselweise als Mikrofon und Hörer

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Durchbruch im Treppenhaus Bell machte einen Gedankensprung, der Philipp Reis nicht gelungen war: Er kehrte die Wirkungsweise der Geberstation um und machte daraus eine identische Empfängerstation. Die beiden Stationen sahen also völlig gleich aus und waren durch Drähte miteinander verbunden. Zum Sprechen hielt man sie an den Mund, zum Zuhören ans Ohr. Die Dinger sahen schon recht handlich aus, und sie hatten gegenüber dem Vorläufer von Reis einen entscheidenden Vorteil: Sie funktionierten schon ganz anständig. Zumindest auf die kurze Distanz zwischen wenigen Stockwerken. Am 10. März 1876 fand die Hauptprobe statt: «Mr. Watson», sprach Alexander Graham Bell im Erdgeschoss mit sonorer Stimme in die Muschel, «please come here, I want you!». Der Gehilfe im Dachgeschoss vernahm die Stimme seines Herrn und sauste die Treppen hinunter.


Das Telefon macht Musik. Mit der Übermittlung von Musikveranstaltungen versuchten die Pioniere das Telefon populär

Im Endspurt zum Patentamt Derweil war Mr. Grey in Chicago nicht untätig geblieben: Er baute einen Apparat, der viel Ähnlichkeit mit dem Reis-Telefon aufwies und meldete diesen unter Erwähnung von «Gesprächen mit entfernten Personen» flugs beim Patentamt an. Doch Bell war ihm ganz knapp zuvorgekommen. Nur zwei Stunden vorher war seine Anmeldung für ein Telefonpatent beim Amt eingetroffen. Grey hatte das Nachsehen.

zu machen.

Schema Telefon

An seinem 29. Geburtstag im Jahre 1876 erhielt Alexander Graham Bell das Patent für sein Telefon. Es war ein einträgliches Geburtstagsgeschenk. Denn es handelte sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um das wertvollste Patent, das in den USA je erteilt wurde. Kaum war er im Besitze des Patentes, begann Alexander Graham Bell mit der Vermarktung seiner Erfindung. Zusammen mit seinem Schwiegervater gründete er im Jahre 1879 eine Gesellschaft zur Einführung des Telefons, die heute noch zu den weltweit führenden Unternehmen für Telekommunikation gehört.

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Telefon

Die Geburtsstunde des modernen Telefons Alexander Graham Bell war nicht der Einzige, der den weltweiten Siegeszug des Telefons ermöglichte. Der britische Ingenieur David Edward Hughes trug ganz entscheidend zur Verbesserung des Telefons bei: Im Jahre 1878 entwickelte er präzis zum richtigen Zeitpunkt das Kohlekörnermikrofon. Damit schuf er die technischen Voraussetzungen für den Einsatz des Telefons über grosse Distanzen. David Edward Hughes

> Das Wichtigste in Kürze Das Telefon hat viele Väter.

1854 Der Franzose Charles Bourseul publiziert die Theorie der Sprachübertragung mittels Elektrizität.

Hughes ordnete hinter der Membran eine Kammer an, die er mit Kohlegranulat füllte. Die Membran würde durch den auftretenden Schall in Schwingungen versetzt und auf diese Weise das Granulat mehr oder minder zusammendrücken. Der elektrische Widerstand würde sich dadurch verändern und im Rhythmus der Schallwellen einen Gleichstrom steuern. Hughes’ Rechnung ging auf. Die Erfindung des Mikrofons ermöglichte die Trennung von Hör- und Sprechmuschel und damit war der Vorläufer des modernen Telefons geboren.

1861 Der Deutsche Philipp Reis baut den ersten primitiven Telefonapparat zusammen. 14. Februar 1876 Der gebürtige Schotte Alexander Graham Bell meldet seinen Telefonapparat beim Patentamt an. 14. Februar 1876 Der elektrotechnisch versierte Elisha Grey aus Chicago meldet seinen «harmonischen Telegraphen» beim Patentamt an. Er kommt zwei Stunden zu spät. 1878 Der britische Ingenieur David Edward Hughes erfindet das empfindliche Kohlekörnermikrofon.

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Kohlemikrofon


Die Überwindung der Distanz

Die leidige Geschichte mit der langen Leitung Noch war das Telefon ein ziemlich unhandliches Ding, das gerade dazu taugte, dass zwei Menschen über eine gewisse Entfernung miteinander reden konnten. Von Sprechund Bedienungskomfort keine Spur. Und vor allem war da immer noch das Problem der Distanz. Die Sprachqualität war keineswegs konstant und sie nahm mit zunehmender Entfernung ab. Dafür gab es verschiedene Ursachen. Eine davon war die Leitung, die als Widerstand wirkt. Eine weitere Störquelle waren Stromverluste durch Ableitung wie sie beispielsweise dort entstehen, wo die Leitung an Isolatoren befestigt ist. Ein weiteres Mal war Erfindergeist gefragt.

Telefonleitungen in New York um 1885

Kabellegung in Zürich, 1894

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Telefon

Michael Pupin

Eine raffinierte Spule Die Telefonpioniere sahen sich vor zwei Fragen gestellt: Wie lässt sich einerseits der Widerstand einer Leitung verringern, und wie kann anderseits der Strom während der Übertragung verstärkt werden? Die erste Antwort fand im Jahre 1900 der serbische Physikprofessor Michael Pupin mit der Induktionsspule, die zu Ehren des Erfinders auch Pupinspule genannt wird. Das raffinierte Ding wird alle 1830 Meter in die Kabelleitungen eingeschaltet und wirkt der Dämpfung des Kabels entgegen. Bei einem 2 mm dicken Kupferkabel erweiterte sich die Übertragungsdistanz auf 200 km. Dabei sollte es nicht bleiben.

> Das Wichtigste in Kürze Die Physiker lassen nicht locker.

1900 Der serbische Physikprofessor Michael Pupin erfindet die Induktionsspule. Die Sprechdistanz erweitert sich auf 70 bis 100 Kilometer. 1906 Der Amerikaner Lee de Forest erfindet die Elektronenröhre für die Verstärkung der Sprachfrequenzen (siehe auch Seite 50).

Selbstinduktionsspulen zur Verminderung der Sprachdämpfung in Telefonleitungen

Pupintopf, 1890

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Das Telefon wird praxistauglich

Die Urgrossmutter der Satellitenschüsseln. Bells Photophon aus dem Jahre 1880 übertrug Sprache mittels Lichtsignalen.

Das Telefon: Unding oder Geniestreich? Die Erfindung des Telefons wurde in der Öffentlichkeit eher kritisch aufgenommen und von vielen sogar verdammt. Echo fanden die Telefonpioniere vor allem in der Geschäftswelt. Zu den ersten Nutzergruppen des Telefons zählten Bankiers, Börsenmakler, Hersteller von Telegrafen und Telefonen, Zeitungsredaktoren, Ärzte und Rechtsanwälte. Bis 1910 in den USA und bis in die 30er Jahre in Europa hatte das Telefon im privaten Bereich wenig Bedeutung. Es wurde genutzt wie bis anhin der Telegraf: Für kurze Meldungen, für die Aufgabe von Bestellungen oder für Hilferufe in Notfällen. Von Plaudereien am Telefon keine Rede. Noch galt zwischenmenschliche Kommunikation als Vorgang, der physische Nähe erforderte. Dennoch war der Siegeszug des Telefons nicht mehr aufzuhalten. Bereits im Jahre 1900 erreichte die Zahl der Telefonapparate in den USA die 2,2-Millionen-Marke.

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Telefon

Die Mehrfachtelefonie wird Realität

> Das Wichtigste in Kürze Leitungen, die es in sich haben.

Um 1910 Mit der Entwicklung der Phantomleitung ist es möglich, über zwei Leitungen gleichzeitig drei Gespräche zu übertragen. Um 1920 Mit der Trägerfrequenztelefonie wird die Mehrfachtelefonie Realität. 1950 Das Breitband- oder Koaxialkabel erlaubt die gleichzeitige Übermittlung von bis zu 600 Gesprächen.

Ansicht Koaxialkabel

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Wie viel darf Telefonieren kosten? Telefonleitungen sind teuer. Um das Telefonieren möglichst billig zu machen, mussten also Wege gefunden werden, um mehrere Gespräche gleichzeitig über eine einzige Leitung zu führen. Ein erster Schritt war die Idee Phantomleitung: Durch Einschalten von Übertragerspulen an den Enden zweier gewöhnlicher Leitungen wird eine künstliche dritte Leitung gebildet. Über die beiden Stammleitungen können somit gleichzeitig drei Gespräche geführt werden. Ein weiterer Entwicklungsschritt war die Trägerfrequenztelefonie: Hier wird ein Frequenzkanal geschaffen, der weiteren Frequenzbändern Platz bietet. Über diese können 24 und mehr Gespräche gleichzeitig übertragen werden. Seit ca.1950 gibt es das Breitband- oder Koaxialkabel: Es überträgt Wechselströme bis zu 4 Millionen Hertz und bietet damit ein Frequenzspektrum für bis zu 600 Sprechkanäle. In den ersten Jahrzehnten der Telefonie waren Phantomleitung und Trägerfrequenztelefonie wichtige Voraussetzungen für die Verbreitung des Telefons. Heute sind diese Technologien überholt. Der Einzug des Glasfaserkabels und die Digitalisierung der Information gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben die Welt der Telekommunikation schlagartig verändert.


Die Automatisierung der Telefonie

Handzentrale in Genf, 1883

Hebdrehwähler von A. B. Strowger

Die Damen am Schrank Der Spass am Telefon kommt natürlich erst so richtig auf, wenn jeder Mensch nach Belieben mit jedem anderen telefonieren kann. Die Telefonzentrale machts möglich. Ab 1878 entstanden an vielen Orten in den USA und Europa sogenannte Handzentralen. In einer Handzentrale bedienten mehrere junge Damen – die Arbeit in der Zentrale war ein typischer Frauenberuf – je einen Umschaltschrank für eine gewisse Anzahl Teilnehmer. Für Verbindungen von Teilnehmern, die an verschiedene Schränke angeschlossen waren, schrien sich die Frauen gegenseitig die entsprechenden Nummern zu. Natürlich war das auf die Länge ein unhaltbarer Zustand. Abhilfe schaffte der Multipelschrank, der über eine Vorrichtung verfügte, um die Teilnehmer auch von Schrank zu Schrank miteinander zu verbinden. In einer grossen Handzentrale bediente eine Telefonistin bis maximal 10 000 Anschlüsse. So viele nämlich, wie sie mit ausgestreckten Armen erreichen konnte. Die Frauen hatten also nach einem langen Arbeitstag wohl kaum mehr das Bedürfnis nach einem Fitnessprogramm.

Das Fräulein vom Amt gibt seinen Abschied Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Auch die zuverlässigsten Telefonistinnen waren davor nicht gefeit. Darüber ärgerte sich der amerikanische Geschäftsmann 33


Telefon

Telefonwähler, wahrscheinlich aus der Patentschrift von A.B. Strowger, 1881

> Das Wichtigste in Kürze Auf die richtige Verbindung kommt es an.

1878 In New Haven, Connecticut, wird mit 21 Teilnehmern die erste manuelle Telefonzentrale eingerichtet. 1889 Almon B. Strowger meldet seinen Hebdrehwähler für die automatische Herstellung von Telefonverbindungen zum Patent an. 3. November 1892 Die erste

automatische Telefonzentrale der Welt nimmt in La Porte, Indiana, den Betrieb auf. Von den 80 vorhandenen Anschlüssen waren 55 belegt.

1908 In Hildesheim (D) entsteht die erste automatische Telefonzentrale Europas.

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Handzentrale in Kreuzlingen, um 1907

Almon B. Strowger. Aufgrund einer in der Zentrale falsch geschalteten Verbindung hatte er einen Auftrag verloren. Das soll nicht noch einmal vorkommen, sagte er sich, und machte sich ans Werk. Handwerklich begabt wie er war, begann er mit der Entwicklung einer Einrichtung, mit der man unabhängig von menschlicher Unterstützung Verbindungen herstellen konnte. Das Ergebnis seiner Anstrengungen war ein Hebdrehwähler. Flugs meldete er diesen im Jahre 1889 zum Patent an, das er zwei Jahre später auch erhielt.

Der heisse Dreh Der Strowgersche Hebdrehwähler wurde zum Herzstück der automatischen Telefonzentralen, welche die rührigen Telefonistinnen mit der Zeit überflüssig machen sollten. Das Funktionsprinzip war raffiniert: Mit dem Abnehmen des Telefonhörers wurde der Gleichstrom eingeschaltet. Ein im Hörer übertragenes Freizeichen zeigte die Betriebsbereitschaft des Apparates an. Nach dem Drehen der Wählscheibe wurden beim Zurücklaufen der Scheibe Stromimpulse erzeugt. Diese betätigten die Wähleinrichtung in der Telefonzentrale. Entsprechend der Anzahl Stromimpulse stellte Strowgers Hebdrehwähler die Verbindung her. War die Leitung des Angerufenen besetzt, wurde die Verbindung zu einem Tonerzeuger geschaltet, der das Besetztzeichen übermittelte. War die Leitung frei, setzte ein Wechselstrom von 25 Hertz das Läutwerk des Apparates in Betrieb, während im Hörer des Anrufers das Freizeichen ertönte.


Die Erfindung der drahtlosen Nachrichtenübermittlung

Der heisse Draht im kalten Krieg. Mitten im atomaren Wettrüsten wären Missverständnisse fatal gewesen. Ab 1963 konnten die Präsidenten der USA

Physikalische Experimente als Kinderspiel Während im Jahre 1874 Alexander Graham Bell im fernen Amerika am ersten Fernsprechapparat bastelte, kam in der Nähe von Bologna ein Junge zur Welt, der einmal ganz gross herauskommen sollte. Er hiess Guglielmo Marconi und war anders als andere Kinder. Gewöhnliches Spielzeug interessierte ihn wenig. Statt dessen kaufte er mit seinem Taschengeld Drähte, Gläser, Stecker, Steckdosen und andere Dinge, schloss sich damit in sein Zimmer ein und baute sonderbare Apparate.

und der damaligen Sowjetunion über eine direkte Fernschreibleitung (fälschlicherweise «Rotes Telefon» genannt) miteinander kommunizieren.

Guglielmo Marconi

Funktionsprinzip der drahtlosen Übermittlung

Radiostudio

Der kühne Ritt auf der coolen Welle Kaum zwanzigjährig befasste sich Guglielmo Marconi intensiv mit den Entdeckungen des deutschen Physikers Heinrich Rudolf Hertz. Dieser hatte nachgewiesen, dass sich die Elektrizität in Wellen ausbreitet und dass die

Sendeantenne Mikrofon

Empfangsantenne Sender

Empfänger

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Telefon

Heinrich Hertz

> Das Wichtigste in Kürze Signale aus dem Äther.

1873 Der britische Physiker James Clerk Maxwell entwickelt die Theorie der elektromagnetischen Felder. 1878 Dem Briten David Edward Hughes gelingt die erste drahtlose Übertragung mittels eines Funkensenders. Den Funkensendern dieser Zeit verdanken spätere Erfindungen wie das Funktelefon oder der Rundfunk ihren Namen. 1886 bis 1888 Der Deutsche Physiker Heinrich Rudolf Hertz erzeugt im Labor elektromagnetische Wellen und erbringt gleichzeitig den Nachweis für deren Existenz. Hertz bestätigt damit die Maxwellsche Theorie.

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Geschwindigkeit dieser Wellen messbar ist. Im weiteren bewies Hertz, dass es sich bei Elektrizität um Materie in unsichtbaren Mengen handelt. Der junge Marconi machte die Hertzschen Erkenntnisse für die Praxis nutzbar. Noch in seinem Elternhaus baute er aus einem Metallring und zwei in einem winzigen Abstand nebeneinander positionierten Kugeln einen Apparat, mit dem es ihm gelang, elektromagnetische Schwingungen zu erzeugen und diese wieder aufzufangen. Damit hatte er das Prinzip der drahtlosen Übertragung erfunden.

«Evviva l’Italia!» Die erste praktische Anwendung dieser weltbewegenden Erfindung fand in Anwesenheit der Mutter in den Privatgemächern der Marconis statt: Guglielmo drückte auf eine Taste, und im Nebenzimmer läutete eine Glocke. Die Mutter staunte. Der Vater blieb skeptisch. Noch hatte er die Genialität seines Sohnes nicht erkannt. Das änderte sich allerdings, als Guglielmo mittels eines selbstgebauten Telegrafensenders und -empfängers seinem Bruder Alfons über einen Hügel hinweg Morsezeichen übermittelte. «Evviva l’Italia», lautete die Botschaft, die der Bruder entzifferte, doch in Italien verhallte sie ungehört. Es waren die Engländer, die Marconi ermutigten, einen Versuch über eine grössere Entfernung zu machen.

Das Telefon geht in die Luft Im Jahre 1899 gelang das Experiment: Marconi telegrafierte die erste drahtlose Nachricht über eine Distanz von 300 Kilometern von Frankreich nach England. Jetzt wollte er es endgültig wissen. Seine Herausforderung war der


Edouard Branly

1890 Der Franzose Edouard Branly präsentiert einen Eisenfeilspäneverstärker und erfindet später das Funktelefon. 1895 Der italienische Kaufmannssohn Guglielmo Marconi baut einen Apparat, mit dem elektromagnetische Wellen aufgefangen werden können. 1899 Marconi übermittelt erstmals eine drahtlose Nachricht über eine Entfernung von 300 Kilometern von Frankreich nach England.

atlantische Ozean. In St.John, an der Steilküste Neufundlands, baute er ein riesiges Gerüst auf, das als Sender und Empfänger diente. Am 12. Dezember 1901 sollte die erste drahtlose Nachricht von England zum amerikanischen Kontinent übermittelt werden. Es war ein stürmischer Wintertag. Regen und Schnee peitschten an das Eisengerüst. Marconi lauschte mit dem Hörer am Ohr auf Signale. Vorerst vergeblich. Erst als er auf dem Gerüst einen Drachen befestigte, der die Antenne verlängerte, vernahm er die Botschaft: «tak», «tak», «tak». Ein S aus Europa. Ein S für Sieg. Genau genommen waren die Zeichen aus Europa «nur» eine Telegrafen-Nachricht. Dies nimmt dem einzigartigen Erfolg aber nichts von seinem Glanz. Denn das technische Funktionsprinzip der drahtlosen Übermittlung blieb für Telefonie und Radio dasselbe.

12. Dezember 1901 Die drahtlose Nachrichtenübermittlung über den Atlantik glückt. Marconi empfängt in St. John, Neufundland, Signale aus England. 1915 Zwischen dem Eiffelturm und einem Anschluss in Arlington, USA, findet erstmals ein drahtloses Telefongespräch statt.

1901: Drahtlos über den Atlantik Marconis Meisterstück

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Telefon

Das Telefon erobert die Schweiz

Eine öffentliche Telefonsprechstelle im Zürcher Zigarrengeschäft Schrämli, 1890

Väterchen Staat hält die Hand über den Apparat. In der Schweiz galt das Staatsmonopol für den Vertrieb von Telefonapparaten und anderen Endgeräten über 100 Jahre.

Plakatsäule und Telefonzelle zugleich

Eine Privatinitiative mit Folgen Nur vier Jahre nachdem Alexander Graham Bell das Patent für das Telefon angemeldet hatte, wurde auch in der Schweiz das Telefonzeitalter eingeläutet. Am 2. Oktober 1880 eröffnete eine private Gesellschaft in Zürich das erste Telefonnetz. Bei Jahresende leisteten sich 144 Teilnehmende den Luxus eines Telefonanschlusses, der für 150 Franken zu haben war. Für diesen für damalige Verhältnisse stolzen Betrag durfte im ersten Betriebsmonat von 7 Uhr bis 21 Uhr telefoniert werden. Dann wurde die Zentrale geschlossen, denn die Fräuleins in der Zentrale brauchten ihren Schönheitsschlaf. Doch die Nachtruhe dauerte nicht lange. Bereits ab 6. November war die Zentrale durchgehend bedient.

Der Bund greift ein Die private Zürcher Telefongesellschaft operierte mit dem Segen des Bundes, der ihr mittels Bundesratsbeschluss eine Konzession erteilt hatte. Der Staat blieb jedoch selber nicht untätig und errichtete in eigener Regie die ersten eidgenössischen Stadtnetze in Basel, Bern, Genf

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Michele Patocchi

> Das Wichtigste in Kürze Telefonitis made in Switzerland.

1877 Die Schweizerische Telegraphendirektion führt zwischen Bundeshaus und Hauptpost in Bern die ersten Telefonversuche in der Schweiz durch. 6. Januar 1878 Michele Patocchi, Adjunkt der Telegrafeninspektion Bellinzona, führt via Telegrafenleitung mit dem Telegrafenamt Mailand das erste Auslandgespräch aus der Schweiz. 18. Februar 1878 Der Bund erlässt allgemeine «Normen über die Erstellung von Konzessionen». Das Staatsmonopol zeichnet sich auch für das Telefon ab. 1880 Eine Privatgesellschaft nimmt in der Stadt Zürich das erste Telefonnetz in der Schweiz in Betrieb. 1. Februar 1883 Die erste Fernleitung der Schweiz verbindet die Städte Zürich und Winterthur. 1885 Der Bundesrat beschliesst, dass der Bund den Bau und den Betrieb von Telefonnetzen übernehmen soll. Das Zürcher Netz wird an den Bund verkauft.

und Lausanne. In dieser Zeit wurde auf politischer Ebene heftig darüber diskutiert, ob das Telefon Sache von Privaten oder Sache des Staates sein sollte. Der Monopolgedanke setzte sich schliesslich durch. 1880 entschloss sich der Bundesrat, keine weiteren Konzessionen mehr zu erteilen und kaufte per 1. Januar 1886 das Zürcher Privatnetz kurzerhand auf. In vielen Städten und Orten entstanden nun weitere Städte- und Ortsnetze. Mit ihnen tauchten im Ortsbild die ersten «öffentlichen Sprechstationen» auf, wo alle, die das nötige Kleingeld besassen, telefonieren konnten. Im Jahre 1891 gab es in der Schweiz 101 Telefonnetze, an welche rund 11 000 Abonnenten mit 12 700 Telefonstationen angeschlossen waren. Die gesamte Drahtlänge betrug 21 400 Kilometer.

Finale am Gotthard Die ersten Netze in der Schweiz waren zuerst kleine Einzelnetze, die erst im Laufe der Zeit zu grösseren Netzen zusammenwuchsen. Der erste Schritt zu einem grossflächigen Netz wurde im Jahre 1883 mit der Erstellung einer Verbindung zwischen den Städten Zürich und Winterthur gemacht. Ab 1886 wurde dann der Zusammenschluss der Schweizer Ortsnetze systematisch voran getrieben und 1892 waren nahezu alle Netze in der Schweiz miteinander verbunden. Die letzte wichtige Fernleitung wurde Ende 1900 durch die Röhre des Gotthardtunnels verlegt. Damit war auch das Tessin an das mittlerweile zum landesweiten Festnetz zusammen gewachsene Schweizer Telefonnetz angeschlossen.

1918 In Zürich wird die erste

Telefonzentrale mit halbautomatischer Vermittlung des Ortsverkehrs in Betrieb genommen.

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Telefon

Satelliten-Bodenstation

20. April 1924 In Genf wird die

erste vollautomatische Telefonzentrale der Schweiz eröffnet.

1927 Die Automatisierung des Fernverkehrs beginnt. Die 900 bestehenden Ortsnetze werden neu gruppiert und in 52 Netzgruppen aufgeteilt. 1930 Der Telefonverkehr zwischen Bern und Biel wird automatisiert. Erstmals können in der Schweiz selbstgewählte Telefongespräche geführt werden. 1959 Das schweizerische Telefonnetz ist voll automatisiert. Das ist eine Pionierleistung: Die Schweiz ist das erste Land der Welt, das den gesamten InlandTelefonverkehr mit über einer Million Teilnehmenden automatisch abwickelt.

Die ganze Welt in Reichweite Es dauerte nicht lange, bis die ersten Telefonleitungen zwischen der Schweiz und dem Ausland erstellt wurden. Erste Tastversuche über die Grenzen wurden in grenznahen Gebieten mit lokalen Verbindungen gemacht. Dann folgten Verbindungen mit weiteren europäischen Ländern und bald konnte man über den Atlantik hinweg auch mit Menschen in den USA, Kanada, Kuba und Mexiko telefonieren. Am 10. Juli 1940 übernahm die Kurzwellenstation Schwarzenburg der damaligen PTT (Schweizerische Post-, Telegrafen- und Telefonbetriebe) den Telefonverkehr mit den USA und später auch mit Japan und Argentinien. Ab dem Jahre 1956 kauften sich die PTT mit zahlreichen Stromkreisen in Tiefsee-Telefonkabel ein. Neun Jahre später wagte sich die Schweizer Telefonie in den Weltraum und setzte für die weltweite Sprachübertragung fortan auf Satellitenverbindungen und Glasfaserkabel.

1974 In Leuk im Kanton Wallis wird eine Satellitenbodenstation für die Abwicklung des Übersee-Telefonverkehrs erstellt. 1979 Die internationale Selbstwahl aus der Schweiz ist mit 86 Ländern aller fünf Kontinente möglich. 1980 Alle Haushaltungen in der Schweiz verfügen über einen Telefonapparat. 1983 In der Schweiz werden die ersten Glasfaserkabel verlegt. 1998 Die Telefonie wird aus den PTT-Betrieben ausgegliedert und privatisiert. Das Telekommunikationsunternehmen Swisscom entsteht. Weitere private Telekom-Anbieter treten auf den Markt.

Satellit im Weltraum

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Mobiltelefonie in der Schweiz

Alles ist in Bewegung Mobil telefonieren ist keine neue Idee. Mit der Entwicklung der drahtlosen Nachrichtenübertragung entstanden schon Mitte des letzten Jahrhunderts die ersten Funktelefone. Das waren allerdings grosse, schwere und schwierig zu bedienende Kästen, die zum Einbau in Autos bestimmt waren. 1958 führten die PTT-Betriebe in der Schweiz den «Autoruf» ein und jeder Autorufteilnehmer erhielt seine Autorufnummer. Zwischen 1978 und 1980 entstand dann das automatische Nationale Autotelefonnetz «Natel». Mit der laufenden technischen Verbesserung der Ultrakurzwellen-Übertragung wurden die Funktelefone immer kleiner und die Empfangsmöglichkeiten immer besser. Im Jahre 1987 wurde das analoge Natel-C-Netz eröffnet, das 8 Jahre später bereits 320 000 Teilnehmer zählte. Doch das war erst der Anfang: Schon 1993 begann der Aufbau des digitalen Mobilnetzes Natel D, das auf dem internationalen Standard für digitale Funknetze, GSM (Global System for Mobile Communications), beruht. 2001 konnte der erste Anruf via UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), der dritten Generation der Mobilnetze getätigt werden. Mit der UMTS-Technologie ist eine Vielfalt von neuen Möglichkeiten für die Nutzung der Mobiltelefonie geschaffen worden: Ortsunabhängiges mobiles Arbeiten und Surfen auf dem Internet, aber auch Fernsehen auf dem Handy und Videotelefonie.

Altes Funktelefon im Kofferraum

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Telefon

Die Geschichte des Internets

Die Erfindung des Cyberspace Anfangs der 90er Jahre lösten sich die Grenzen zwischen Telekommunikation und Informatik auf. Aus der Verschmelzung dieser zwei Technologien ging das World Wide Web hervor. Damit war das Kommunikationszeitalter geboren. Die Story des Internets begann aber schon 1969 im USVerteidigungsministerium. Um die Übermittlungssysteme vor feindlichen Eingriffen zu schützen, entwarf man ein vernetztes System, in dem eine Information verschiedene Möglichkeiten hatte, ihren Weg zum Ziel zu suchen. Es spielte nun keine Rolle mehr, wenn ein Teil des Netzes zerstört wurde. Die Erfinder nannten das System Arpanet; die Grundlage zum Netz der Netze war damit geschaffen. Nach den Militärs waren es Professoren und Studenten, die sich von der schlauen Idee überzeugen liessen. Die University of California richtete einen ersten Vermittlungsknoten ein, der mehrere Hochschulen miteinander verband. Im Jahre 1971 existierten bereits 15 solcher Vermittlungsknoten und 23 Hostrechner. Im Jahre 1982 tauchte erstmals der Begriff Internet auf, der zum Schlüsselbegriff des modernen Kommunikationszeitalters werden sollte. 1992 gab es weltweit schon eine Million Internet-Hosts. In diesem denkwürdigen Jahr erfand der britische Wissenschaftler Tim Berners-Lee das World Wide Web. Dabei handelt es sich um eine Web-Software, die zwei Funktionen ermöglicht, die für die Surferinnen und Surfer von heute selbstverständlich sind: Die multimediale Darstellung von Informationen und deren Verknüpfung durch Links. Dank dem World Wide Web und dem Internetprotokoll TCP/IP sprachen nun alle Computer der Welt die gleiche Sprache.

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Tim Berners-Lee erfand das World Wide Web

Mit der zunehmenden Breitbandigkeit der Internetanschlüsse ergeben sich von Jahr zu Jahr eine Vielzahl neuer Nutzungsmöglichkeiten: Musik, Fernsehen und Video können über das Netz übertragen werden. Die Voice over IP-Technologie (VoIP) ermöglicht es direkt über das Internet zu telefonieren. Während VoIP zuerst vor allem innerhalb von Unternehmen genutzt wurde, entdecken nun aber auch immer mehr Privatanwender die Vorteile der Internettelefonie. Die neuen Kommunikationsformen haben tief greifende gesellschaftliche Auswirkungen: Sie verändern Privat- und Arbeitsleben der Menschen – die Welt wird immer mehr zu einem Dorf. Noch hat aber erst ein kleiner Teil der Weltbevölkerung Zugang zu den neuen Technologien. Dies zu ändern ist eine grosse Herausforderung. Aber es lohnt sich sie anzunehmen, denn der Nutzen des Internets für jeden einzelnen Nutzer steigt, je mehr Menschen Zugang zum Netz haben. Das Potential des Internets ist noch lange nicht ausgeschöpft. Wir stehen erst am Anfang.

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Ă„therpioniere und Wellensurfer.


Die Geschichte des Radios Die Entwicklungsgeschichten von Telegraf, Radio; Kurzform von engl. «Radiotelegraphy» = Übermittlung von Nachrichten durch Ausstrahlung elektromagnetischer Wellen.

Wie lernten die Töne fliegen? Oder: Wie das Radio die Welt ein bisschen kleiner machte.

Telefon und Radio sind eng miteinander verflochten. Das kommt nicht von ungefähr. Hinter den drei bahnbrechenden Erfindungen der Telekommunikation (und natürlich auch der vierten, dem Fernsehen) steht im Prinzip die selbe Idee: Die Übertragung von Signalen über weite Distanzen. So ist es weiter nicht erstaunlich, dass es zum Teil die gleichen Physiker und Erfinder waren, die Telegrafie-, Telefon- und Radiogeschichte geschrieben haben: Der Deutsche Heinrich Hertz, der Italiener Guglielmo Marconi, der Russe Alexander Stepanowitsch Popow, der Amerikaner Thomas Alva Edison und viele andere.

Radiopioniere: Heinrich Hertz, Guglielmo Marconi, Alexander S. Popow, Thomas A. Edison

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Radio

Die Ursprünge der Radiotechnik

Radiotelegrafie, Radiotelefonie, Radio ... Was wurde da eigentlich ausgetüftelt? Die grossen Erfinder der drahtlosen Nachrichtenübermittlung setzten sich nicht hin und sagten sich: «So, jetzt erfinde ich das Radio!». Vielmehr wollten sie einfach mal versuchen, ein Signal von einem Ausgangspunkt drahtlos zu einem entfernten Zielpunkt zu schicken: Zuerst ein Geräusch, ein kaum hörbares Ticken, später ein Wort und schliesslich einen kurzen Satz. Die Geschichte des Radios ist in ihren Anfängen identisch mit der Geschichte der drahtlosen Telegrafie (Radiotelegrafie) und der drahtlosen Telefonie (Radiotelefonie). So ist es kein Wunder, dass man immer wieder auf alte Bekannte trifft.

Alexander Stepanowitsch Popow

Erste Empfängerstation, die auf dem Prinzip der elektromagnetischen Wellen funktionierte, von A. S. Popow, 1895

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Die Ballon-Antenne des Herrn Popow Der Ursprung der Radiotechnik geht auf das Jahr 1895 zurück: Unter der südlichen Sonne Italiens übermittelte Guglielmo Marconi die erste drahtlose Nachricht (siehe auch Seite 35). Etwa zur gleichen Zeit liess ein anderer genialer Kopf im fernen St. Petersburg einen seltsamen Ballon in den stahlblauen Himmel steigen. Es war der Russe Alexander Stepanowitsch Popow, der in der damaligen Hauptstadt Russlands seinen «Gewitterankündiger» vorstellte. Dabei handelte es sich um ein Gerät für die Registrierung der atmosphärischen Entladungen bei Gewittern. Für den Empfang der elektromagnetischen Wel-


Engadin Press Radio|funkstation

len benutzte Popow als Antenne einen Draht, den er an einem Ballon befestigt hatte. Der kluge Russe darf also als Erfinder der Radioantenne betrachtet werden. Zwei Jahre später gelang es ihm, mittels einer Sende- und Empfangseinrichtung drahtlos Signale zwischen zwei 5 km voneinander entfernten Schiffen zu übermitteln.

Teure Basteleien. Schon im Jahre 1920 gaben Radiobastler über 2 Millionen Dollars für Radioteile aus.

Carl Ferdinand Braun

Marconi holt die Antenne auf den Boden zurück Mittlerweile war der italienische Kollege bereits einen Schritt weiter. Guglielmo Marconi versah Popows Antenne mit einer Erdung und entdeckte auch die Bedeutung der Sendeantenne. Damit schuf er eine wichtige Voraussetzung für die sichere und störungsfreie Nachrichtenübermittlung ohne Draht. Wenn zwei dasselbe tun, kommt nicht unbedingt dasselbe heraus. Im Gegensatz zu Marconi fand Popow für die Fortführung seiner Experimente keine finanzielle Unterstützung. Auch Marconi stiess auf Widerstand, denn die Italiener standen seinen Ideen eher kritisch gegenüber. So setzte er sich kurzerhand nach London ab, wo er seine Studien fortführen konnte. Bereits im Juni 1896 konnte er seine Erfindung der drahtlosen Nachrichtenübermittlung in England patentieren lassen und im Dezember des gleichen Jahres erhielt er das Patent für die USA.

Mit Volldampf gegen gedämpfte Wellen Mit elektromagnetischen Wellen ist es so eine Sache. Sie werden – ähnlich wie Lichtstrahlen – mit zunehmender Distanz immer schwächer und verändern sich. Diese Abschwächung nennt man Dämpfung. Der Kampf gegen diese Dämpfung brachte viele kluge Physikerköpfe zum Rauchen, denn diese brannten darauf, diesen Schwachpunkt zu überwinden. Warum? Ganz einfach: Die um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts verfügbaren Radio47


Radio

> Das Wichtigste in Kürze Das Radio muss erst mal ticken lernen.

1895 Der russische Physiker

Alexander Stepanowitsch Popow erfindet die Antenne. Sein italienischer Kollege Guglielmo Marconi überträgt erstmals Signale ohne Draht.

1885/96 Guglielmo Marconi macht Experimente mit geerdeten Sende- und Empfangsantennen. Die Erdung vermindert Übertragungsstörungen. 1898 Der deutsche Physiker Carl Ferdinand Braun baut in den Marconi-Sender einen geschlossenen Schwingkreis ein. Ein erster Schritt zur Lösung des Dämpfungsproblems ist getan. 1902 bis 1904 Der dänische Physiker Woldemar Poulsen erfindet den Lichtbogensender.

Stark und schwach gedämpfte Wellen

telegrafiesender – also die drahtlosen Telegrafen – vermochten lediglich einfache Signale zu übertragen. Zum Beispiel die Striche und Punkte des Morsealphabetes. Die Übertragung der menschlichen Sprache war mit diesen gedämpften Wellen schlicht nicht möglich. Es war also Verstärkung angesagt. Einen ersten Schritt machte der deutsche Physiker Carl Ferdinand Braun bereits im Jahre 1898: Er nahm den Marconi-Sender und fügte in diesem Apparat einen geschlossenen Schwingkreis ein. Auf diese Weise brachte er es fertig, die unerwünschte Dämpfung zu reduzieren. Oder besser: Die gedämpften Wellen zu verstärken.

Einem schlauen Dänen geht ein Licht auf Brauns Idee war gut, aber sie bildete erst den Anfang einer ganzen Reihe weiterer Erfindungen, die das Dämpfungsproblem lösen sollten. Einen Höhepunkt bildete der Lichtbogensender, den der dänische Physiker Woldemar Poulsen in den Jahren 1902 bis 1904 konstruierte. Mit seinem Apparat gelang es ihm, ungedämpfte Hochfrequenzschwingungen zu erzeugen. Damit konnten nun erstmals gesprochene Worte drahtlos übermittelt werden.

Woldemar Poulsen Funktionsprinzip Lichtbogensender

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Die Vision vom Radio wird Realität

Ein Traum Rückblende ins Jahr 1876, Brentford, Kanada: Ein zehnjähriger Junge sitzt im Labor eines Mannes, der einen seltsamen sprechenden Apparat vorstellt. Der Junge heisst Reginald Aubrey Fessenden, der Wortführer ist ein gewisser Alexander Graham Bell, der soeben das Telefon erfunden hat (siehe auch Seite 26). Ein paar Tage später startet Bell das erste Ferngespräch über eine Distanz von 113 km zwischen Paris (Ontario) und Toronto. Mit einer Drahtverbindung, wohlvermerkt. Der kleine Reginald verfolgt die erfolgreichen Experimente Bells neugierig und gespannt und hat einen Traum: Was mittels Drähten möglich ist, müsste doch auch ohne diese möglich sein.

Kleiner als eine Streichholzschachtel. Im Jahre 1969 wurde unter dem Namen «Asrad Orion» das kleinste Radio der Welt vorgestellt.

Wenige Leute teilten die visionäre Meinung des mittlerweile herangewachsenen Kanadiers. Selbst der grosse Thomas Alva Edison war skeptisch. Eines Tages fragte Fessenden sein berühmtes Vorbild, ob er die drahtlose Übertragung der Sprache für möglich hielte. «Fezzie», antwortete Edison dem jungen Kollegen, «wie hoch schätzt du die Chance ein, dass der Mensch dereinst in der Lage sein wird, über den Mond zu springen? Ich denke, deine Idee ist ebenso utopisch.»

Weihnachten 1906: Keine stille Nacht Für dieses eine Mal lag Edison falsch. Fessenden gelang es, den Poulsen-Sender weiter zu verbessern und der tückischen Dämpfung den Garaus zu machen. Im Dezember 1906 war es soweit: Am Weihnachtstag dieses denkwürdigen Jahres überraschte der junge Physiker die Welt mit einem ganz besonderen Geschenk: Der ersten Radiosendung. Über den Äther sprach er ein paar Worte und liess es sich nicht nehmen, mit seiner Violine die Menschheit mit dem Weihnachtslied «Stille Nacht, heilige Nacht» zu beglücken.

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Radio

Lee de Forest

Die grösste Röhre aller Zeiten Der Lichtbogensender war eine grossartige Erfindung und dennoch lediglich ein Etappenziel in der Geschichte des Radios. Denn während Poulsen und Fessenden mit der Lichtbogentechnik erste Gehversuche machten, dachten Physikerkollegen in aller Welt wie Thomas Alva Edison, der Deutsche Philipp Lenard, der Engländer John Ambrose Fleming oder der Österreicher Robert von Lieben über andere Möglichkeiten der Steuerung und Verstärkung elektronischer Wellen nach. Der Amerikaner Lee de Forest, Erfinder der Elektronenröhre (siehe auch Seite 30), machte schliesslich im Jahre 1906 die entscheidende Entdeckung: Er verbesserte seine Erfindung, indem es ihm gelang, den Verstärkereffekt der Röhre weiter zu steigern. Die sogenannte Triode von de Forest und später auch die weiter entwickelten Elektronenröhren haben zwei Funktionen, die für die drahtlose Signalübermittlung von zentraler Bedeutung sind: Einerseits vermögen sie die elektri-

Einsatz der Elektronenröhre als Sender

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> Das Wichtigste in Kürze Weihnachtslieder und reine Klänge.

1906 Der Kanadier Reginald Aubrey Fessenden veranstaltet am Weihnachtstag mit einem verbesserten Poulsen-Lichttonsender die erste Radiosendung. 1912 Dem Erfinder der Elektronenröhre, Lee de Forest, gelingt eine entscheidende Verbesserung seines «Kindes». Seine Röhre, Audion genannt, wird zum stärksten Stück seiner Zeit. 1913 Die Rückkoppelung für einen störungsfreien Empfang wird in Deutschland, Grossbritannien und England zum Patent angemeldet.

Einröhren-Radioempfänger, um 1925

sche Wechselspannung massiv zu verstärken, anderseits sind sie auch ausgezeichnete Schwingungserzeuger. Durch Ankoppelung eines offenen Schwingungskreises – also einer Antenne – lassen sich die Schwingungen in den freien Raum abstrahlen. Diese Schwingungen sind völlig ungedämpft und somit ideal für die Übertragung von Sprache und Musik.

Ein Massenmedium entsteht Die geniale Röhre von Mr. de Forest sorgte dafür, dass fortan ohne Draht rund um die Welt telegrafiert und telefoniert werden konnte. Für das Radio, auch Rundspruch genannt, bedeutete sie den absoluten Durchbruch. Denn die Elektronenröhre machte es möglich, Empfangsgeräte zu bauen, die nicht mehr länger Experimentierobjekte von Physikern waren, sondern Apparate für jedermann. Ein Massenmedium war geboren.

Ein Mittel gegen Knistern und Knastern In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war es allerdings noch nicht ganz soweit. Noch war der Radioempfang mit störenden Nebengeräuschen verbunden, die knisterten und knasterten und den mit Kopfhörern bewehrten Lauschern wahrscheinlich ziemlich auf die Nerven gingen. Abhilfe schaffte die Rückkoppelung, die im Jahre 1913 in Deutschland, Grossbritannien und Amerika zum Patent angemeldet wurde. Bei der Rückkoppelung, auch Feedback genannt, wird ein Teil des Ausgangssignals eines Verstärkers an dessen Eingang zurückgeführt. Dies bewirkt einerseits eine Verminderung der Dämpfung und andererseits eine Verstärkung der Schwingungen. Was sich so kompliziert anhört, hat einen verblüffenden Effekt: Mit einfachen Röhren-Empfängern hatte man nun einen recht anständigen Fernempfang.

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Radio

Im Äther gehts ab

«Good morning world!» In den Gründerjahren gehörte das Radio den Militärs. Doch kaum war der Krieg zu Ende, begann der Siegeszug des Radios bei einer breiteren Bevölkerung. Um 1920 nahm in den USA als erste Rundfunkstation Radio Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania) den Sendebetrieb auf. 1920 bis 1922 waren dann die Jahre der Gründungen wichtiger Radiosender in den Niederlanden, in Grossbritannien, Frankreich und Russland. Die Stationen bedienten ihre Zuhörerschaft mit Informationen und Musik. Bereits im Jahre 1923 feierte das Radio seine Weltpremiere als Unterhaltungsmedium: Am 29. Oktober wurde im VOX-Haus in Berlin der deutsche «Unterhaltungsrundfunk» ins Leben gerufen.

Mehrkreisempfänger mit Rahmenantenne, um 1925

Radioempfänger mit separatem Lautsprecher, um 1925 Radioempfänger mit Lautsprecher, um 1926 Radioempfänger «Majestic», um 1935 «Gebissradio», um 1950

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Der Bastelkasten dreht auf Es versteht sich von selbst, dass die Radios von damals mit den Hightech-Anlagen und Ghetto-Blastern von heute nicht zu vergleichen sind. Die Empfangsstationen der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts waren geheimnisvolle Kästen mit unzähligen Schaltern, Knöpfen und Drähten, oft überragt von fantastischen Antennenkonstruktionen. Von den Zuhörern war zuerst einmal technisches Verständnis gefordert. Denn die Ur-Apparate der Anfangszeit waren nicht betriebsbereit verfügbar, sondern mussten von den Käufern selber zusammengebaut werden.


Zum Anhören der Sendungen waren sie – wie die Funker – auf Kopfhörer angewiesen. Im Jahre 1926 tauchten dann die ersten Radioempfänger mit Lautsprecher auf. Da nun in vielen besiedelten Teilen der Welt immer mehr Radiosender entstanden, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich gegenseitig in die Quere kamen. Der Empfang des gewünschten Senders wurde von anderen Sendern überlagert und gestört. Dieses Problem wurde mit der Erfindung des Mehrkreis-Empfängers gelöst, mit dem die Sender beim Empfang besser getrennt werden konnten.

Auf die Wellenlänge kommt es an Mit der Verbreitung des Radios wurde das Sendernetz immer dichter. Schon 1930 war in vielen Gebieten eine Dichte erreicht, dass im damals genutzten Mittelwellenbereich für neue Sender kein Platz mehr war. Ein Ausweichen auf kürzere Wellen wurde unumgänglich. Zum Leidwesen der damaligen Radiofans ergaben sich daraus neue technische Probleme, denn die Empfänger waren nicht in der Lage, kürzere Wellen befriedigend zu verarbeiten. Die Lösung bestand im Überlagerungsprinzip, das R.A. Fessenden bereits 1901 entdeckt hatte. Noch während des ersten Weltkrieges wurden die ersten Überlagerungsempfänger entwickelt, die als Superhetempfänger – oder kurz Super – allgemeine Verbreitung fanden.

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Radio

> Das Wichtigste in Kürze In aller Welt bricht die Sendezeit an.

1920 In den USA geht als erste Rundfunkstation Radio Pittsburgh auf Sendung.

1920 bis 1922 In vielen europäischen Ländern werden Radiosender gegründet. 1923 Aus dem VOX-Haus in Berlin wird die erste Unterhaltungssendung ausgestrahlt. Um 1930 Das im Jahr 1901 von R. A. Fessenden entdeckte Überlagerungsprinzip setzt sich als taugliche Methode für den Kurzwellenempfang durch.

Kurz, aber oho Mit den Wellenlängen war es so eine Sache. Die meisten Funk- und Radiostationen arbeiteten im Mittel- und Langwellenbereich, weil sie damit vermeintlich die grösseren Reichweiten erzielten. Tatsächlich gibt es eine physikalische Gesetzmässigkeit, die aussagt: Je grösser die Wellenlänge, desto eher kann die Welle der Erdkrümmung folgen, um so grösser also die Reichweite. Bei Mittelwellen beträgt diese wenige hundert Kilometer, bei Langwellen einige Tausend. So fiel es den professionellen Funkund Radiostationen nicht schwer, den Kurzwellenbereich den Amateurfunkern zu überlassen. In den USA war diesen Funkenthusiasten sogar vorgeschrieben, ihre Funkapparate unterhalb von einer Wellenlänge von 200 m zu betreiben, damit sie den öffentlichen Funkverkehr nicht stören konnten. Die Funker gaben sich mit den kurzen Wellen zufrieden und machten eine unglaubliche Entdeckung: Sie empfingen Signale von Kollegen aus anderen Kontinenten. Wie war das möglich? Kurzwellen haben es in sich: Ihre direkte Reichweite ist zwar sehr gering, sie werden jedoch von einer elektrisch leitenden Schicht in der Ionosphäre wie auch vom Erdboden reflektiert, so dass sie in einer Art Zickzack-Bahn rund um den Erdball gesendet werden können.

Kurzwellen-Reflektion

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Der Transistor kommt

Die weltbekannte Röhre bekommt Konkurrenz Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war die Elektronenröhre das zentrale Bauelement in den Geräten der drahtlosen und drahtgebundenen Nachrichtentechnik. Das geniale Teil hatte aber auch einige Nachteile. Zum Beispiel brauchte es jede Menge Energie, es erhitzte sich, war mechanisch empfindlich und seine Herstellung technisch aufwändig. So überrascht es nicht, dass Ingenieure und Physiker über Bauelemente nachdachten, welche die Elektronenröhre ersetzen konnten.

Die Erfinder des Transistors: Hinten: John H. Bardeen, Mitte: Walter H. Brattain, vorn: William B. Shockley

Wunderding Transistor Ganz intensiv beschäftigte sich ab 1947 eine Forschungsgruppe in den Bell-Laboratorien in den USA mit dieser Idee. Dem Team gehörten die späteren Nobelpreisträger für Physik, John H. Bardeen, Walter H. Brattain und William B. Shockley, an. Die drei Cracks erfanden ein Halbleiterbauelement, das elektrische Schwingungen verstärkte. Das Kind wurde auf den Namen Transistor getauft und markierte einen weiteren entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Technik. 55


Radio

> Das Wichtigste in Kürze Der Triumphzug der Halbleitertechnik.

1947 Die drei Physiker John H. Bardeen, Walter H. Brattain und William B. Shockley erfinden den Transistor, der noch im gleichen Jahr erstmals ein Telefongespräch verstärkt. 1948 Der erste Mittelwellenempfänger mit Transistor erblickt das Licht der Welt. 1963 Die weltweite Jahresproduktion von Transistoren überschreitet die Einmilliardengrenze.

1947 wurde erstmals ein Telefongespräch mittels eines Transistors verstärkt. Ein Jahr später wurde der erste Mittelwellen-Radioempfänger präsentiert, der anstelle von Elektronenröhren mit einem Transistor ausgerüstet war.

Der Winzling mit Power setzt sich durch Es dauerte nur wenige Jahre, bis Transistoren in grossen Serien hergestellt werden konnten und als es soweit war, setzte eine riesige Nachfrage ein, die lawinenartig anwuchs. Bereits im Jahre 1963 überstieg die weltweite Produktion von Transistoren die Einmilliardengrenze und von nun an geriet die Elektronenröhre ins Hintertreffen. Der Transistor veränderte nicht nur das technische Innenleben des Radios, sondern auch seine äussere Erscheinung. Plötzlich war es möglich geworden, kleinere Radios zu bauen und sie in elegant gestylte Gehäuse zu verpacken. Dank dem niedrigen Energieverbrauch von Transistoren konnten Radios nun auch mit Batterien betrieben und überall hin mitgenommen werden. Damit wurde das Radio definitiv auch zum Medium für junge Leute.

2-Transistor Empfänger (60er Jahre)

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Die Schweiz auf Empfang

Auf Flugplätzen geht das Schweizer Radio an den Start Auch die Schweiz stand in der Pionierzeit des Radios nicht zurück. Erste radiotelegrafische Versuche machte die Armee bereits im Jahre 1905, doch erst nach dem 1. Weltkrieg ging das Radio in der Schweiz richtig an den Start, und zwar auf dem Champ-de-l’Air in Lausanne und dem Genfer Flugplatz Genève-Cointrin. Warum gerade hier? Ganz einfach: Die Schweizer Radiopioniere, die sich in Radioklubs zusammengeschlossen hatten, fanden auf den Flugplätzen fixfertige Funkanlagen vor, die sie in Flugverkehrspausen (das gab es damals noch) zum Ausstrahlen von Musikprogrammen und Wetterprognosen benutzten. Die Bewilligung zu diesen ersten Sendeversuchen in Genf und Lausanne und etwas später auch in Zürich-Kloten erteilte am 10. Januar 1923 die Obertelegraphendirektion in Bern.

Volksmusik vom Hönggerberg Den ersten, ausschliesslich für den Radiobetrieb vorgesehenen Sender baute die neu gebildete Radiogenossenschaft in Zürich auf dem Hönggerberg. Am 23. August 1923 konnte es losgehen: Zum ersten Mal sendete in der Schweiz eine Rundfunkstation ein festes Radioprogramm

Der Radiosender Hönggerberg, 1924

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Radio

mit Musik und Informationen. Das Beispiel machte Schule: In den folgenden Jahren wurden auch in Bern, Lausanne und Basel Radiogenossenschaften gegründet, die eigene Sendestationen in Betrieb nahmen. Sicher hätten sich die Radiogenossenschaften in der Schweiz munter weiter verbreitet, wenn da nicht ein kleines Problem gewesen wäre: Das liebe Geld. Tatsächlich war und ist Radiomachen eine kostspielige Angelegenheit und werbefinanziertes Radio war noch lange kein Thema. Die finanziellen Probleme zwangen die Radiogenossenschaften, zusammen zu spannen, was zur Gründung der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft SRG führte. Diese erhielt am 26. Februar 1931 vom damaligen Eidgenössischen Post- und Eisenbahn-Departement die ausschliessliche Sendekonzession für Rundspruchsender in der Schweiz. Von da ab trat die SRG als Programmgestalterin auf, während die PTT-Betriebe den Auftrag zum Bau und Unterhalt von Sendeanlagen erhielten.

Der Landessender Beromünster

Die grosse Zeit der Schweizer Landessender Mit je einem starken Mittelwellensender für die drei grösseren Sprachregionen der Schweiz – Landessender genannt – machte das staatliche Radio in der Schweiz im Jahre 1931 den Schritt vom regionalen zum überregionalen Medium. Der Landessender Sottens für die französische Schweiz nahm am 23. April seinen Betrieb auf, der Landessender Beromünster für die Deutschschweiz am 11. Juni desselben Jahres. Am 28. Oktober 1933 kam der Landessender Monte Ceneri hinzu, der das Tessin versorgen sollte.

Radiosendungen aus der Leitung Die Schweiz ist aufgrund ihrer Topografie nicht gerade ein ideales Radioland. Die vielen Berge stehen der Ausbreitung der Radiowellen im Wege und in unzähligen 58


Tälern der Berggebiete war es früher schwierig bis unmöglich, Radiosendungen zu empfangen. Dem musste abgeholfen werden. Die PTT-Betriebe lösten das Problem, indem sie schon ab dem Jahre 1931 als Ergänzung zur drahtlosen Radioversorgung die Möglichkeit schuf, Sendungen über das Telefonnetz zu verbreiten. Die Dienstleistung wurde Telefonrundspruch genannt. Sie hatte in ihrer besten Zeit über 400 000 Abonnenten in der ganzen Schweiz und verbreitete bis zu sechs Programme.

Telefonrundspruch-Apparat

Kurzwellensender Schwarzenburg, 1939

Wellenchaos und Übersee-Radio Wem gehören eigentlich die Radiowellen? Allen und niemandem. Und da sich Radiowellen nicht um Landesgrenzen kümmern, musste die Zuteilung und Nutzung international geregelt werden. Noch im Jahre 1933 fand die erste europäische Wellenkonferenz statt, doch es sollte nicht dabei bleiben. In den folgenden Jahrzehnten mussten immer wieder solche Konferenzen durchgeführt werden, da es stets Länder gab, die sich benachteiligt fühlten oder solche, die sich nicht an die Vereinbarungen hielten. Als sich dann in den 30er-Jahren der zweite grosse Krieg des Jahrhunderts abzeichnete, entstand das Bedürfnis,die im Ausland und besonders in Übersee lebenden Schweizer mit Nachrichten aus der Schweiz zu versorgen. Dies war nur mittels Kurzwellen möglich (siehe auch Seite 54). Ab dem Jahre 1935 konnten über den Kurzwellensender des Völkerbundes – das war eine Vorläuferorganisation der heutigen UNO – in Prangins bei Genf spezielle Sendungen für Schweizer im entfernten Ausland ausgestrahlt werden. Drei Jahre später wurde in Schwarzenburg ein eigenes Kurzwellensendezentrum für Sendungen nach Übersee errichtet. Dieser Kurzwellensender konnte neben der Übermittlung von Radioprogrammen auch für die drahtlose Telefonie genutzt werden. 59


Radio

Hellseher. Der britische Mathematiker Arthur C. Clark schlug im Jahre 1942 vor, Radiosignale via Satelliten zu übertragen. Das war 15 Jahre bevor die Sowjets den ersten künstlichen Satelliten der Welt, «Sputnik I», ins All schossen.

Die verrückte Radioantenne.

Revolution auf UKW: Das Lokalradio kehrt zurück Das Gerangel um Mittelwellenlängen oder Mittelwellenfrequenzen veranlasste die Radioleute in der Schweiz, sich mit den Möglichkeiten der Rundfunkübertragung mittels ultrakurzen Wellen zu beschäftigen. Nach verschiedenen Versuchen mit der aus den USA stammenden UKW-Technik entstand – immer noch unter der Regie der PTT-Betriebe – zwischen 1950 und ca. 1973 ein Netz von UKW-Sendern, das eine 99,5 %-ige Abdeckung gewährleistete.

Die «Newark Sunday Call» installierte 1929 im Automobil eines ihrer Reporter einen Radiosender. Die Sendeantenne war um Pfosten gewickelt, die auf der vorderen und hinteren Stossstange des Wagens montiert waren.

Roger Schawinski auf dem Pizzo Groppera

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Ultrakurzwellen bieten eine gute Sendequalität, haben aber den Nachteil der geringen Reichweite. Sie eignen sich somit ideal für Radiosender mit lokalem Senderadius. Die UKW-Technik zeichnet sich jedoch noch durch eine weitere Besonderheit aus: Man kann mit relativ handlicher und im Vergleich zu Mittelwellen-Sendeanlagen kostengünstiger Ausrüstung einen Radiosender betreiben. Dieser Vorteil stieg dem Schweizer Medienprofi Roger Schawinski in die Nase: Er wollte als Privatmann Radio machen. Das war in der Schweiz allerdings verboten, denn der Staat besass das Radiomonopol.

Das Ende des Staatsmonopols in der Schweiz Im Jahre 1981 baute Roger Schawinski auf dem Pizzo Groppera nahe Como – unmittelbar an der Schweizer Grenze – den damals stärksten UKW-Sender Europas auf und strahlte aus 3000 Metern Höhe die ersten Privatradiosendungen in den Grossraum Zürich. Der Piratenstreich schlug hohe Wellen und brachte schliesslich das Staatsmonopol zu Fall: Im Jahre 1982 machte der Bund den Weg frei für das Privatradio in der Schweiz. Heute gibt es in der Schweiz neben den öffentlich-rechtlichen Sendern der «SRG SSR idée suisse» 40 bis 50 private Lokalradiostationen, von denen jede ihr spezielles Zielpublikum hat.


Unsterbliches Radio Nach einem guten Jahrhundert bewegter Geschichte ist das Radio so jung wie eh und je. Zwar geriet es in der Gründerzeit des Fernsehens etwas in den Hintergrund des Interesses. Entgegen den Voraussagen mancher skeptischer Medienpropheten vermochte das Fernsehen das Radio aber nicht zu verdrängen. Im Gegenteil: Radio hören ist in wie nie zuvor. Mit dem Internetboom ist jetzt gar das Radio hören während der Arbeit am PC möglich.

1905 Die schweizerische Armee macht erste Versuche mit Radiotelegrafie.

Radio im Internetzeitalter Neben den klassischen Radiostationen entstanden in den 90ern Internet-Broadcaster, die ihr Programm nur per Media Stream über das Netz verbreiteten. 1995 veranstaltete das damals neu gegründete Info-Radio BerlinBrandenburg gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin den Streaming-Dienst Info-Radio on Demand.

1923 Mit den Funkanlagen auf den Flugplätzen Genf, Lausanne und später auch Zürich Kloten senden Radioklubs in den Flugpausen einfache Radioprogramme.

Ein ähnliches Projekt führte der Südwestdeutsche Rundfunk (SWF) durch: Hier wurde ein Teil des SWF-Sendearchivs digitalisiert. Mitte 1995 lagen bereits über 190 000 Stunden Wort- und Musikbeiträge vor.

> Das Wichtigste in Kürze Wellenreiten in der Schweiz.

23. August 1923 Auf dem Hönggerberg in Zürich wird die erste Schweizer Sendeanlage für Radiozwecke gebaut. In verschiedenen Schweizer Städten werden Radiogenossenschaften gegründet, die lokale Programme ausstrahlen.

26. Februar 1931 Die lokalen Radiogenossenschaften schliessen sich zur Schweizerischen

Die Medienöffentlichkeit wurde auf Streaming Media um 1998 aufmerksam, in der Blütezeit der New Economy also. Es setzte eine Art automatischen Zugzwangs ein; beispielsweise begannen zahlreiche Hörfunksender, Teile ihrer Programme einfach deshalb zu streamen, weil es andere auch taten.

Rundfunkgesellschaft SRG zusammen. Diese erhält die Konzession für die Rundfunksender in der Schweiz. Die schweizerischen PTT-Betriebe werden mit dem Bau der Sendeanlagen beauftragt.

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Ende 2002, also Mitten in der Krise der kommerziellen Internet-Nutzung, startete America Online das exklusive Radioprogramm Broadband Radio@AOL für seine Breitband-Kunden. Als Internetradio bezeichnet man ein Internetbasiertes Angebot an Radiosendungen. Die Übertragung erfolgt i.d.R. als Streaming Audio. Als Internet-Broadcaster bezeichnet man einen Internet-Sender, der entweder nur im Internet sendet oder zumindest seine Erstverwertung im Internet durchführt und Teile des Programms dann später an andere Stationen verkauft.

1931/32 Die Landessender Sottens (Westschweiz), Beromünster (Deutschschweiz) und Monte Ceneri (Tessin) nehmen den Betrieb auf. 1931 Mit der Einrichtung des Telefonrundspruches können Radiosendungen auch störungsfrei über das Telefonnetz empfangen werden. 1938/40 In Schwarzenburg

wird ein Kurzwellensendezentrum errichtet und in Betrieb genommen.

1950 bis 1973 In der Schweiz entsteht ein flächendeckendes Netz von UKW-Sendern. 1982 Das Staatsmonopol für den Betrieb von Radiostationen wird abgeschafft. Auch in der Schweiz hält das Privatradio Einzug.

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Internet-Broadcasting unterscheidet sich von konventionellen Sendern vor allem durch die im Vergleich zu herkömmlichen Stationen geringere Hörerzahl. Ein Beispiel sind Universitätssender, die ihre Programme über das Internet bereitstellen. In diesen Fällen wird der Begriff Webradio auch synonym für den Anbieter oder das Programm verwendet. Solche kleinen, manchmal auch nur von Privatpersonen betriebenen Webradios bewegen sich oft in einer rechtlichen Grauzone. Insbesondere verfügen sie oft nicht über die notwendigen Rechte, um urheberrechtlich geschützte Musik zu senden.


«Hörst Du mich?»

Das Abenteuer Telekommunikation

Vernetzt lernen mit «Hörst Du mich?» Die Broschüre «Hörst Du mich?» ist Bestandteil eines medienübergreifenden Lern-Sets. Dazu gehören nebst der Broschüre eine E-Lesson mit fünf Lernmodulen, Arbeitsblättern (pdf) sowie ein Kommentar für die Lehrperson. Das Lern-Set richtet sich primär an Schüler der Sekundarstufe I; einzelne Lernsequenzen sind aber auch für die 5. und 6. Klasse geeignet. Mehr Infos auf www.swisscom.com/schule.

Die Initiative «Schulen ans Internet» von Swisscom bringt die Schweizer Schulen kostenlos ans Internet. Zusätzlich zu diesem Engagement im Bereich der Infrastruktur bietet Swisscom den Schulen auf dem Internetportal www.swisscom.com/schule Hilfsmittelund Unterrichtsmaterialien an. Diese Broschüre «Hörst Du mich?» ist eines dieser Angebote. Sie wurde erstmals im Jahr 2001 von der Schuldokumentation herausgegeben und erscheint jetzt, leicht angepasst und grafisch neu als Zweitausgabe. Für mehr Informationen und Bestellungen Swisscom AG, Schulen ans Internet, School Services, 3050 Bern E-Mail: redaktion.schulservice @ swisscom.com Internet: www.swisscom.com/schule


Luca Russo, 10,

löst seine Mathematikaufgaben online. Nach A wie Anschluss sagt Swisscom jetzt auch B wie Bildungsangebote: In den vier Jahren seit Beginn der Bundesinitiative «Schulen im Netz» (PPP-SiN) hat Swisscom rund 80% der Schweizer Schulen ans Internet angeschlossen. Zusätzlich haben die Schulen kostenlosen Zugriff auf das Online-Archiv der Schweizer Zeitungen sowie auf lehrplanbasierte Aufgaben zu den Fächern Mathematik und Deutsch. Alle Angebote von A bis Z finden Sie unter www.swisscom.com/schule.

Klug wird, wer bei Swisscom surft.


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