Flurin Caviezel
Isch impfall wohr Gschichta
FLURIN CAVIEZEL ISCH IMPFALL WOHR
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© 2018 Zytglogge Verlag Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Angelia Schwaller Korrektorat: Jakob Salzmann Coverfoto: Andrea Badrutt Tonaufnahmen: Andreas Christen Layout/Satz: Melanie Beugger, Zytglogge Verlag Druck: cpi books GmbH, Leck Gesetzt aus: Frutiger LT Std, Garamond Premier Pro, Palatino LT Std ISBN: 978-3-7296-0980-8 www.zytglogge.ch
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Inhalt Vorwort von Anina Barandun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Uf am nöischta Stand
Pieps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schallplatta . . . . . . . . . . . . . . . . Devisa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fotana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reparaturgschicht . . . . . . . . . Organizergschicht .. . . . . . . . Fründa .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varsüech .. . . . . . . . . . . . . . . . . . Männerobad .. . . . . . . . . . . . . . Wichtigs .. . . . . . . . . . . . . . . . . .
10 11 12 13 14 16 17 18 19 21 22
Schöni Sproch
Zürich – Turitg .. . . . . . . . . . . Leitkhüa .. . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprocha muass ma khönna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . «Nume nid gsprängt» . . . . Wild essa . . . . . . . . . . . . . . . . . . Milchkaschta uf Italienisch . . . . . . . . . . . . . . . . . Rätoroman . . . . . . . . . . . . . . . . Missvarständnis . . . . . . . . . . . Lucerna, nossa cità . . . . . . . . Concordia . . . . . . . . . . . . . . . . . Zahnarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . .
24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
Genau so alt
Dr guati Ton . . . . . . . . . . . . . . 36 Selbschtvarsuach . . . . . . . . . . 37 Ufnahma . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
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Jugendgsetz .. . . . . . . . . . . . . . . Sternligucker . . . . . . . . . . . . . . Dia schöni Samariterin .. . . Fascht nu für mi . . . . . . . . . . . Primata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gwüssi Sacha blyban glych . . . . . . . . . . . . . . . Anti-Aging . . . . . . . . . . . . . . . . Jung und Alt .. . . . . . . . . . . . . .
40 41 42 43 45 46 47 48
Das isch aso gsi
Slalom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Il salamino . . . . . . . . . . . . . . . . Spezial-Südpol-EskimoBrot-Schnitta . . . . . . . . . . . . . . Dr Meischterkoch . . . . . . . . . ‹Die Möwe Jonathan› . . . . Aurelio, der Lehrmeischter . . . . . . . . . . . . . Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heua macht hungrig . . . . . . Strossabau . . . . . . . . . . . . . . . . . Im Quartier . . . . . . . . . . . . . . . Zuafäll .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50 51 53 54 55 56 57 58 59 60 61
Khai Tunnelblick
Varbindig .. . . . . . . . . . . . . . . . . Bos-cha, Sur En und Zuoz . . . . . . . . . . . . . . . . . . Couvert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Offabarig . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schein oder Nichtsein . . . . .
64 65 66 67 68
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Wald oder Sand, das ist hier die Frage . . . . . . . Zugvarspötig . . . . . . . . . . . . . . D Lektion . . . . . . . . . . . . . . . . . Luxemburg . . . . . . . . . . . . . . . . Vereina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Khennan Sie .. . . . . . . . . . . . . .
69 70 71 73 75 76
As git Sacha
Waffastillstandsabkomma . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Lampaschirm .. . . . . . . . . . . . . 79 Wiahnachta isch bald . . . . . 80 Varsprecha händ langi Bei . 81 Demokratischa Hundenama . . . . . . . . . . . . . . . 83 Krawatta .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Ds Murmalkügali . . . . . . . . . 85 Sammler und Jäger . . . . . . . . 86 Yladig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Gogol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Heidi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Sinn für Kunscht
Musiker .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Vartraua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Bergfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Bandoneon . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Has nit extra gmacht . . . . . . 97 Special Guest . . . . . . . . . . . . . . 99 Mütza klaua . . . . . . . . . . . . . . 100 Snob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Dr König vu Frankrych . . . . . . . . . . . . . . . . 102
D Antwort . . . . . . . . . . . . . . . 103 Mamma Leone . . . . . . . . . . . 104 Dia ganzi Wohrheit
Sieben Caviezel . . . . . . . . . . . 108 Isch impfall wohr .. . . . . . . . 109 Ds kulinarischa Wildschwy . . . . . . . . . . . . . . . 110 Ds Gschpenscht vom Prümaran .. . . . . . . . . . . . . . . . 111 Künschtlernama .. . . . . . . . . 112 Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Vorfahra . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 D Notlüg . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Uniforma .. . . . . . . . . . . . . . . . 117 Lügagschichta . . . . . . . . . . . . 118 Piz Öv in painch . . . . . . . . . 119 Vartraulich . . . . . . . . . . . . . . . 120 Dia Zyt
Wellas Johr? . . . . . . . . . . . . . . 122 Zytig .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Pausa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Jetlag .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Khinderwaga . . . . . . . . . . . . . 126 Nit so frech . . . . . . . . . . . . . . . 127 Chur-Olten, as Kabarett . . . . . . . . . . . . . . . 128 Hauptstadt vu Moldawia .. . . . . . . . . . . . . . . . 129 Museo Nazionale degli Strumenti Musicali .. . . . . . 130 Simultanta .. . . . . . . . . . . . . . . 131 Fascht wia Feria . . . . . . . . . . 132
Zur beigelegten CD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
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Vorwort Es gibt Menschen, denen glauben wir aufs Wort. Egal, ob wir ihre Geschichten lesen oder hören. Wir glauben ihnen, weil sie ohne Vorurteile und mit liebevollem Humor auf die Welt blicken, weil ihre Sprache schnörkellos ist, ihre Stimme warm und melodiös. Im Wissen, dass Flurin Caviezel genau so ein Mensch ist, habe ich den vorliegenden Erzählband aufgeschlagen. Ich habe aus den darin gesammelten Geschichten viel über den Autor erfahren: dass er seine ersten Lebensjahre in Vicosoprano verbrachte, dass sein Churer Gymnasium ‹Die Lümmelburg› genannt wurde, dass er in Zürich studierte und als Strassenmusiker durch halb Europa trampte. Seine Vorliebe für Bratwürste, sein Herz, das an alten Tonbandkassetten hängt, und die roten Schuhe, die er auf der Bühne immer trägt: alles die reine Wahrheit. Warum also hat das Buch den Titel ‹Isch impfall wohr›? Das sagt doch nur, wer schummelt, oder wer glaubt, ihm traue man eine Schummelei zu. Die Titel-Geschichte ‹Isch impfall wohr› steht im einzigen der neun Kapitel, das nicht elf, sondern zwölf Geschichten umfasst. Sie ist der Bonustrack, der das Hundert vollmacht: hundert Geschichten analog den hundert Gesängen in Dantes göttlicher Komödie? Der bescheidene Flurin Caviezel würde sich diesen Vergleich bestimmt nicht anmassen; oder spielt der verschmitzte Flurin Caviezel vielleicht doch damit? Auf jeden Fall enthält die Titelgeschichte das erzählerische Bekenntnis des Autors. Er verkündet es aber nicht selber, sondern legt es Niculin in den Mund: «... a Gschicht isch nu so wohr, wia sie au schön isch!» Ausgerechnet Niculin. Anders als die Primarlehrerin Fröilein Defila, der Bauarbeiter Marconi oder der Hund Zillo, die spürbar in Caviezels Biographie verankert sind, taucht Niculin immer dann wie ein Berggeist auf, wenn der Autor in seinen Geschichten einen Komplizen oder eine überraschende Pointe braucht.
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Flurin Caviezel beherrscht eine beeindruckende Zahl von Musikinstrumenten: Alphorn und Accordina, Bandoneon und Balalaika, Geige und Gitarre, Klavier und Klarinette. Beseelt von Musik, formt Caviezel auch seine Sprache nach dem Klang und dem Rhythmus der Wörter. Und weil er mit der rätoromanischen, der italienischen und der deutschen Sprache aufgewachsen ist, spielt er virtuos über vielerlei Sprachgrenzen hinweg. Besonders gerne fahndet er nach kleinen Klangunterschieden, hinter denen sich grosse Missverständnisse verstecken, zum Beispiel die Überzeugung eines Buben aus der Stadt, dass eine Leitkuh «Lightmilch» gebe. Die meisten seiner Geschichten sind als ‹Morgengeschichten› für Radio SRF 1 entstanden. Vielleicht enthalten sie deshalb die eine oder andere Hommage an den «holzigen Apparat», der in Zeiten, als es auf Radio Beromünster noch Sendepausen gab, in der elterlichen Stube auf einem «extra Tischli» stand. Aber wie immer, wenn sich Flurin Caviezel an früher erinnert, trauert er keinem verlorenen Paradies nach, sondern sieht in der Vergänglichkeit eine treue Begleiterin. «Isch doch logisch, dass d Zyt vargoht, sus bruchtamar sie ja gär nit.» Wenn ich Flurin Caviezels Erzählkunst mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es «Leichtigkeit». Jene «Leggerezza», die Italo Calvino als «planare sulle cose dall’alto, non avere macigni sul cuore» definiert. Ein Schweben über den Dingen, mit unbeschwertem Herzen. Diese Leichtigkeit hat eine grosse versöhnende Kraft. Sie ist es, die Caviezels Geschichten zu einem Geschenk für alle Leserinnen und Leser macht. Und das, lieber Flurin, isch impfall würkli wohr. Anina Barandun
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Uf am nรถischta Stand
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Pieps Am Morgad stohn i uf, gohn ins Badzimmar un scho gohts los. Us irgandamana Zimmer khunnt ds erschta Gepiepse vo mana Wecker. Noch am Zmorgad gohn i uf a Bus un fahra an Bahnhof. Im Bus tuan i myni Mehrfahrtakarta an aso na Apparat häraheba un scho widr tuats piepsa. Am Bahnhof hol i miar as Gipfali, öppis z trinka und z läsa. «Hend Sie Superkarta?» – «Nai, hann i nit», un scho widr piepst us am Scanner vor Kassa. Im Zug hann i denn myni Rua. Khasch tenka. Dia ganzi Zyt tuats a paar Sitz hinter miar piepsa. Wüssan dia Lüt eigantli nit, dass ma das Gepiepse bim Handy au usschalta khann. Aber villicht bruuchan dia Lüt das Piepsa als Bestätigung, als Belohnig bim SMSla: Piep! Scho widr an Buachstaba gschafft! Pieps do, pieps döt, vom Morgad bis am Obad. Sogar üssra nöi Staubsuger piepst, wem ma na aastellt. Sicher widr so na SuperSicherheitsnorm, damit ma jo merkt, dass ma dr Staubsuger aagstellt hät, s khönnt jo no an Unfall gge. Höran doch uf mit dem ewiga Gepiepse! Hann scho dra tenkt, an Varein z gründa. An ‹Verein gegen das ständige Piepsen›. Un dä Varein würdi denn Untarschrifta für an Initiativa sammla, für as Gsetz gega das Gepiepse. Au ds Herstella und ds Importiara vo so Piepsgrät, eifach alles, wo piepst, wär varbotta. Un denn würdi ma natürli au Piepspolizischta aastella. Alles Lüt mit uh-guatam Khör. «Das khasch dr alles spara», hät mar dr Niculin gsait. «Muasch jetz eifach no a paar Jöhrli Geduld ha, denn khörsch du khai einziga Pieps meh! Un i säg dr au grad warum: Wil dys Khör noolot, un denn khöran nur no dia um di umma ds Piepsa vo dym Hörgrät.»
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Schallplatta I khann mi no guat an dia erschta Tonbandkassetta erinnara. Das isch für üs Junga an Quantasprung gsi. Mit dena Kassettli hem mar amigs am Zyschtigobad khönna d Radio-Hitparada ufneh. «Hi Folks, un gueten Obig», und wehe, wenn dr Mister Pop in a Liad innagschwätzt hät, das hem mar denn gär nit gära kha. Zu dära Zyt häts au no Schallplattana gge. Dia klyna, d Singles, und dia grossa, d LPs. Kürzlich häm mar Psuach gha und miar händs widr amol vo dan alta Zyta gha. «Weisch no dies» und «weisch no das» und denn sim mar au uf d Musik z reda kho und uf a ganz bestimmts Stuck. «I hann das Stuck no uf ara Schallplatta. Wart schnell», und denn bin in uf an Estrich dia LP go ussasuacha. I ha si uf dan alt Plattaspiler glait, laufa lo un hann dr Tonarm eifach von einam Stuck zum andera vo Hand abalo. – Jo, i weiss, ma sött das nit vo Hand macha, ma sött i der Tonarmlift neh, aber denn tuurat das an Ewigkeit. – Uf all Fäll hann i das Stuck nit gfunda und denn sait miar dr Psuach: «I glaub, as isch uf dr Rucksyta, ds dritta Stuck, luag amol»; i trülla d Platta um un in dem Moment luagt mi dia 15-jöhrig Martina mit grossan Augan aa und sait: «Ah, dia kamma uf beidna Syta losa.» Miar andera sind üs plötzlich uh-alt vorkho und i hann realisiart, dass ma d CDs nur uf einara Syta losa khann.
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Devisa Eigatli sött ma dia ‹Repeat one›-Funktiona bi sämtlicha Abspilgrät varbüta. Sie khennan das? Wenn ma bi mana Musikstuck ‹Repeat one› truckt, denn widrholt sich das Stuck von allei. Immar un immar widr ds glycha Liad, stundalang. Ds Musikprogramm uf am Laptop vor Gianna hät natürli au dia ‹Repeat one›-Funktion. – Un drum khör i syt a paar Taga jeda Morga, jeda Mittag un jeda Obad immar und immar widr dia glychi Schnulza. «Du Gianna, wia heisst das Stuck?» – «‹Closest thing to crazy›! Gell, uh-schön?» – «Jo scho, aber weisch, immar ds Glycha isch meh crazy als uh-schön. Khaschs nit wenigschtans a bitzli lysliger macha?» – «Jo, aber denn gohsch us mynam Zimmer!» – «Bitte», un scho bin i widr furt. D Gianna hät scho immar dr Tag mit Musik aagfanga. Scho als klysas Maitli. Nur isch das döt a bitz anders gganga. Khum isch sie nämmli wach gsi, hät sie aafo singa. Zu irgandanara Melodie hät sie denn drufflos fantasiart und alles singend kommentiart: Was sie erläbt hät, was sie macha will, wer sie gära hät un so wyter un so fort. I hann amigs im undara Stock, ohni dass sies gmerkt hät, genau zuaglost. Un meischtans hät sich das khindlicha Glücksgfühl uf mi übertrait. Nüd vo ‹Repeat one›, nüd vo «Khaschs a bitz lysligar macha», eifach nur macha lo und gnüüssa, das isch damals d Devisa gsi. Und hütt? Hütt isch as umgekehrt. Je meh d Gianna ‹Closest thing to crazy› lost, umso meh reg i mi uf. Aber das khas jo nit sy. Muass glaub widr amol myni alt Devisa vürihola: Eifach nur macha lo und gnüüssa.
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Fotana Aso nidrgschlaga hann i dr Niculin no nia gseh. Aso nidrgschlaga, dass na nit amol getraut hann z froga, was denn passiart segi. Aber i hann gär nit müassa froga, er hät vun allei aagfanga: «Stell dr vor, Flurin, alles furt, weg für immar. Khasch dr das vorstella, alli Fotana vu da letschta viar Johra, eifach weg für immar un ewig.» Un denn hät er miar varzellt, wian er noch da Feria d Fotana uf da Computer hät wella lada, un as sei ihm scho a bitz khomisch vorkho, won er das khoga Fotiprogramm hebi müassa nöi lada, un denn hebi er tummarwys immar ds ‹Ok›-Feldli truckt. Dia nöia Fotana segandi scho druff gsi, aber dafür dia alta furt. Er hebi alles probiart un nit amol syn Schwogar, dr Cajöri, hebis gschafft, dia widr vürizhola, und dä khemmi denn druus in Sacha Computer. Scho varruckt, mit a paarna weniga Muusklick khasch viar Johra eifach uslöscha, varschwinda lo. Uf an Art no praktisch, jo, wenn ma schlechti Zyta kha hät. Das hann i aber am Niculin nit gsait. Miar khönnti das nia passiara, wil i gär nit fotografiara. Das macht bi üs d Frau. Drum isch si au uf fascht khai Fotana druff. Do gsehsch no üssara Hund meh. I hann liaber d Erinnerig in miar als uf am digitala Bild, das isch für mi viel realer. Myni Bilder in miar werdan au immar schöner. Das hann i am Niculin au nit gsait, dä hät scho gnuag Problem mit syna Bilder: «Weisch, Flurin», hät er miar gsait, «i hann do eifach as Problem, uf alta Fotana gsehn i immar jüngar us.»
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Alarm Ds Ganza hät z Italia, genau gno z Ferrara im ana klyna Velolada aagfanga. Döt isch nämmli im Schaufenschter as Grätli uusgstellt gsi: «Alarme per bici» für 26 Euro. I has natürli kauft un grad montiart. As isch nit viel grösser wian a Zigarettapäckli gsi, as hät a viareckati 9-Voltbatterie bbruucht un i has mit zwei Schruuba am Velorahma aagmacht. Mit amana Code, as hät drei Taschta kha: Mit ‹A›, ‹B› un ‹C› hät mas khönna y- und uusschalta. Un as hät würkli funktioniart. Wenns ygschalta gsi isch, häts bir klynschta Bewegig in anara Uh-Lütti aafo piepsa. I bin denn wytergfahra un zwei Tag spöter bin i scho am Meer gsi uf amana klyna Campingplatz in Milano Marittima, das isch grad ob Cesenatico. Bevor i mi am Obad in mynam Zelt varkrocha hann, hann i mys nöia Alarmgrätli am Velo ygschalta un bin denn go schlofa. In dr Nacht hann i denn kurz uf ds WC müassa, i öffna mys Zelt un heba mi an mynam Velo zum besser khönna ufstoh, do fot das scho wia varruckt aafo piepsa. I an halba Schock, un bis i dä Code zums abstella dinna kha hann, sind um mi umma scho dia erschta Liachter aaganga. «Scusi, non c’è niente – isch nüd», hann i gsait, wil i nit weiss, wia ma uff Italienisch «falscha Alarm» sait, un d Liachtar sin denn widr usgangga. Am Morga hann i denn schnell ds Zelt abbaut un mi us am Staub gmacht. I hann denn das Alarmgrätli guat in Griff kriagt und nu no in bestimmta Fäll ygschalta. Losgangga isch as khai einzigs Mol. As Johr spöter bin i z England au mit am Velo unterwegs gsi. As isch a regnarischa Tag gsi un im Städtli Colchester passiart. I bin im ana Kaffi gsi un hann uf mynam Tablet d Routa gstudiart un a bitz im Netz umagsörft. Do luagt a junga Purscht inna un sait miar, mys Velo piepsi do dussa. I mit ama Satz us am Kaffi un tatsächlich, as piepst. I tippa dr Code y, aber as passiart nüd. I tipp na nomol y, ‹C-A-C-A›. Nüd, nomol ‹C-A-C-A›, Caca, as stellt eifach nit ab. D Lüt luagan mi ganz khomisch aa, a paar haltan sogar aa un i säga nur: «It is my bycicle», sus mainands am End no, i wellis stähla. 14
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As blybt miar nüd anders übrig, als das Grätli mit amana Schruu baziaher abzmontiara. Miar isch das wian an Uh-Lengi vorkho. Won is denn awägg kha hann, hann i d Batterie ussagno un denn endlich hät das läschtiga Piepsa ufkhört. I mynara Varrückti hann i das Grätli grad in da Abfallkübel inna gworfa. Fertig. Jessas, mys Tablet, ischs miar denn dur da Kopf, das hann i dinna im Kaffi eifach uf am Tisch lo. I renna inna un as isch no alles dötta.
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