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Gedichte
in Frutiger Mundart
Die Herausgeberin und der Verlag danken herzlich für die Unterstützung:
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Der Zytglogge Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.
Peter Hutzli, Reichenbach
© 2023 Zytglogge Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Edition: Erich Blatter
Projektbetreuung: Angelia Maria Schwaller
Korrektorat: Jakob Salzmann
Illustrationen: Paul Freiburghaus
Fotografien: Archiv der Kulturgutstiftung Frutigland, sofern nicht anders angegeben
Layout/Satz: Ruedi Egli
Druck: Finidr, Tschechische Republik
ISBN: 978-3-7296-5120-3 www.zytglogge.ch
Vorwort der Kulturgutstiftung Frutigland (Hg.)
«Schöe muess’s höei im Blauwe sy»
Im Gedicht ‹Summertag› (S. 66) beschreibt Maria Lauber einen Sommermorgen auf einer Bergweide. In der dritten und letzten Strophe hebt sie den Blick vom tanzenden Schmetterlingspaar hinauf über den Grat:
Höei ot alem Bärge wyt wellt ig flüüge mit dem Wyih.
Schöe muess's höei im Blauwe sy!
In den beiden Schlusszeilen des Gedichts erfahren wir, was der helle Morgen bei der Autorin persönlich auslöst: Sehnsucht nach Weite. – Schon sehr früh hat Maria Lauber begonnen, Verse zu notieren, und mit den Jahren wurde ihr das Schreiben von Gedichten immer mehr zu einer inneren Notwendigkeit. Ihre Gedichte, die sie lange als eine Art Tagebuch betrachtete, enthalten wie seismische Wellen ihr Persönlichstes, ihre reiche Gefühlswelt, ihre Freuden, Ängste und Leiden. Sie zeigen aber auch ihre ausserordentliche Begabung, die Natur im Lauf der Jahreszeiten zu beobachten und sprachlich in stimmungsvollen Bildern einzufangen.
Nach dem Lesebuch ‹Ischt net mys Tal emitts› (2016) und den beiden Erzählungen ‹ Chüngold › (2018) und ‹ Chüngold in dr Stadt › (2021), in denen Maria Lauber ihre Kindheit am Berg und die Seminarzeit in der Stadt beschreibt, legt die Kulturgutstiftung Frutigland nun im Rahmen ihrer neuen kommentierten Werkausgabe einen weiteren Band ‹Gedichte in Frutiger Mundart› vor. Hierin finden sich 116 ausgewählte Gedichte, die dem Band 1 der ‹Gesammelten Werke› Maria Laubers von 1965 entnommen sind. Zusätzliche, eigens für die vorliegende Ausgabe verfasste Texte vermitteln Informationen und Hintergründe zur Person und Lyrik der Dichterin und werden durch die CD mit Gedichtvertonungen und Lesungen, auch mit Maria Laubers Stimme, ergänzt. Die von Paul Freiburghaus für den 1965er-Gedichtband angefertigten Illustrationen durften wir wiederverwenden.
Die wesentlichen Beiträge zu ‹Gedichte in Frutiger Mundart› verfasste Erich Blatter. Als Dialektologe gibt er sein grosses Wissen zur Mundart-Schreibweise, zu Aussprache und Eigenart des Frutigdeutschen weiter. In seinem umfassenden Essay ‹Werden und Wesen der Lyrik Maria Laubers› zeigt er als ihr Biograf das enge Zusammenwirken der Lebenssituationen der Dichterin mit ihren Gedichten, und seine ‹Anmerkungen zu den Gedichten› geben sachlich weiterführende Auskünfte über die einzelnen Poeme. – Des Weiteren hat Barbara
Traber in ihrem Aufsatz überraschende Gemeinsamkeiten zwischen Maria Lauber, der Lehrerin im abgelegenen Bergtal, und Hannah Arendt, der weltgewandten Philosophin, gefunden. – Rainer Stöckli wiederum wirft in seinen ‹Geleitsätzen› einen kritisch-erhellenden Blick auf Form, Motivik und Aufnahme der Lauber’schen Lyrik, während sich schliesslich sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Herausforderung stellten, das frutigdeutsche Gedicht
‹Schnyje› in andere Sprachen und Dialekte zu übertragen.
«Lyrik ist sangbare Dichtung», sagte der Literaturwissenschafter E. Max Bräm. Bis heute kennen wir über 80 Vertonungen von Maria-Lauber-Gedichten, u. a. von Abbé Joseph Bovet bis zum Singer-Songwriter Christoph Trummer. Seit über 10 Jahren treten Trummer und die Sängerin Nadja Stoller, beide mit Wurzeln in Frutigen, mit ihren Lauber-Liedern erfolgreich in der ganzen Schweiz auf. In zwei Kurztexten berichten sie über ihre Beziehung zur Mundart, was sie bewegt, ‘Heimatliches’ zu singen, und über ihre Erfahrungen bei ihren Konzerten. Von ihnen ist auch die dem Buch beigelegte CD gestaltet worden.
Gerade in der heutigen hektischen Zeit gewinnt Maria Laubers Mundartlyrik eine geradezu moderne Bedeutsamkeit: Wir erfahren sie als Poesie zum Innehalten, zum Staunen über die Natur, zum Träumen vom «höeje Blauwe» und zum Mitempfinden von ‘schweren Tagen’,1 nicht nur von jenen der Dichterin.
Urs Gilgien, Vizepräsident der Kulturgutstiftung Frutigland
1 In Anspielung auf das Gedicht ‹Schwera Tag› (S. 129).
Zu den Worterklärungen:
Maria Lauber kommentiert: «Es gibt frutigdeutsche Wörter, die in ihrer tiefsten Bedeutung unmöglich schriftdeutsch wiedergegeben werden können, es wäre denn in einer ausführlichen, breiten Umschreibung.»
Die Worterklärungen wurden für die vorliegende Ausgabe präzisiert und erweitert.
Jedes Gedicht erhält seine eigenen Worterläuterungen.