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Mys Tal
Chumm hiim
Bi nug i d Fremdi ggange, wa's Aabe glüttet het. U syder dür allz Plange vergissen iig daas net.
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I ghöeren dür das Lütte: «Chumm hiim, du ghöerscht zun öes! Was woscht bi fründe Lüte! Ir Wäld isch sövel böes.
Chumm hiim! Im Chilchhof warte dyn Att u d Mueter scho, un in de stilen Garte ischt d Schweschter zue ne cho.
Chumm hiim! Gugg, d Bärga schyne, wa ds Dorf im Fride lyt.
Chumm hiim, di Taga schwyne. Chumm entlig, es ischt Zyt.» hiim — heim, nach Hause syder — seither öes — uns fründe — fremden
Chilchhof — Friedhof schwyne — werden kürzer, schwinden
Anmerkungen S. 239
My Muetersprach
O Muetersprach, du luubi Sprach! Du Gwendi, iifach, schlächt u rächt, chunscht guet dem Fryjen ud dem Chnächt, bischt jedem gmiine Heer zum Daach.
Wi ds bblüemlet Pfäffi bischt, wa ds Chind am eärschte Summermorge triit, wen uber ds Tou es Lüfti giit u tuusig Glöggeni gglänggelen drind.
Bischt win der Halblyn, wam bim Tanz der Pursch nug triit zum Sametmutz, wi ds Trächti bischt, wa, schier wie z Trutz, nug ds Elsi triit zum Hochzytschranz.
Bischt net wi ds Röckli, wa zum Fescht i schwerer, schwarzer Syde triit ds alt Mueti, we's i d Chilha giit u Sorg het zue ma nug bis zlescht?
O Muetersprach, wie ddu mig triischt dür Früüd u Fyr, dür Wärch u Weä, mig triischt, bis fallt i ds Haar der Schneä u d' mit mym leschte Wort vergiischt.
luubi — liebe, geliebte, sanfte, angenehme Gwendi — Kleid (die Verkleinerungsform zu Gwand hat hier affektiven Gehalt) zum Daach — zum Dank, zur Zufriedenheit, zu Gefallen Pfäffi — faltiges Unterkleid, im Sommer ohne Röcklein getragen gglänggele — schaukeln, baumelnd hin und her bewegen Sametmutz — Sennenkittel mit kurzen Ärmeln z Trutz — aus Trotz, Eigensinn, vorsätzlich Hochzytschranz — ringförmiger Kopfschmuck aus Blumen (oder Laub) Röckli — Wintertracht; Jacke, Bluse der Frauenfesttagstracht, mit Ärmeln ddu — du (lautnahe Schreibung)
Wärch — Arbeit, Tagwerk vergiischt — verschwindest, vergehst
Anmerkungen S. 240
Liechtmäss
Ging nu lyt uf ale Matte chalta, tüüffa Winterschneä, lyt ds halb Dörfi nug im Schatte, ds Häsi friert im Wald u ds Reä.
Aber hüt, wan in der Linde ds Lüfti liecht es Eschti bürt, Schatte wiiggen uf der Rinde, han ig's ds eärschtmal tüttlig gspürt:
Andersch chunnt jitz ds Lüfti z stryhe, wa süscht ging nug sursch ischt cho.
Ds Ysch am Trog feät aafa wyhe.
Gschou! U d Wydi gälbe scho.
Liechtmäss — Lichtmess (kirchlicher Feiertag, 2. Februar) bürt — (empor-)hebt wiigge — schaukeln stryhe — streichen sursch — scharf, rau wyhe — schwinden
Wydi — Weiden
Anmerkungen S. 241
Nug es Mal
Un umhi still am Wäg zergiit es Plächchi Ysch im Schneä. Das Triib, wan iig süscht gsuecht ha, giit, i wiiss's, der Wäg net meä.
Un umhi ischt im Haselhag der Schneä schon am Zergah. U nie u niemeä chunnt der Tag, wa ddu mer wartischt da.
I stahn am Wäg, un us em Tal git jitz e Glogga aa –I wellti nug es iinigs Mal mit dier der Grund uus gah.
zergiit — schmilzt
Plächchi — Scheibchen, Plättchen Triib — Spur, Fährte umhi — wieder ddu — du (lautnahe Schreibung) git [...] aa — erklingt, ertönt iinigs — einziges Grund — Talboden (Gebiet der Dörfer und Talheimwesen)
Anmerkungen S. 241
Merzeschneä
Un aber lyt e frischa Schneä. Der Näbel gruppet uf em Seä.
U ds Vögi chunnt zum Pfeäschter: «Wyt?
Hescht öppis vüür? 's het umhi gschnyt.»
Was fragen iig dem Schnyje na!
Us ale Heäge pfyflet's ja, eäb d Suna höei am Himel stiit:
«'s ischt Zyt! 's ischt Zyt! Der Schneä zergiit.» aber — wieder
Pfeäschter — Fenster wyt — lautmalerisch für den Ruf der Meise vüür — zu viel, übrig
Heäge — Hecken pfyflet — zwitschert eäb — ehe, bevor zergiit — schmilzt
Anmerkungen S. 241
Zytröeseni
O ier gälbe Süneni hie am älbe Port, wan di tuusigs Brüneni rünen iisderschfort.
Schier ot jedem Hübeli hiit er ds Grindschi uuf, suget jedes Zübeli mit de Würzen uuf.
Under junge Tänene gytzlet vlicht es Reä. In de tüüfschte Wänene lyt der Räschte Schneä.
Zytröeseni — Huflattich (Tussilago farfara) iisderschfort — immerfort, ständig schier — beinahe ot — über
Zübeli — kleiner Wasserlauf, kleine Wassermenge gytzlet — wirft Junge
Wänene — Bodenvertiefungen
Anmerkungen S. 242
Ustig
Was daas jitz für Taga sy! Schöe u luter obeny, un am Rii, wa ds Gresi chunnt, gruenet's wääger Stund für Stund.
Ds Bächi, wan dür d Edli giit, schumet scho. Wa d Wyda stiit, ghyje langsam, iis für iis, düri Chätzeni i ds Chriis.
Ds Pfypfölti lüuwet uf em Stii, flügt dernah schreäg o'dde Rii wyt i ds Blauwa. Höei embruuf schynt am Grat der Schneä jitz uuf.
Ustig — Frühling luter — hell, klar, heiter obeny — oben durch (über Grat und Bergen)
Rii — Rain gruenet — grünt wääger — wahrlich
Edli — Erlen
Wyda — Weide
Chätzeni — Weidenkätzchen (kleine Blüten der Weide)
Pfypfölti — kleiner Schmetterling
Chriis — Tannenreisig lüuwet — ruht aus dernah — danach o'dde — über den (lautnahe Schreibung für ot de) höei embruuf — hoch oben
Anmerkungen S. 242
Der Verdinger
Das mig niemen gääre het, das erlyden iig fascht net. Ach, was han ig imel ta, das ig gar ghi Gspane ha?
Gugg, da gah si, dryi u zweä, un i cha ne nahigseä. Blybe hie am Wägport stah, scheme mig, elinzig z gah.
Näbe mer, us füechtem Grund, sunengälbs es Blüemi chunnt. La mig zue ma, gugge's aa: mues ses für mys Gspäni ha.
nieme — niemand gääre — gern erlyde — ertrage imel — doch
Gspane, Gspäni — Gespielen bzw. Gespielin elinzig — allein
Anmerkungen S. 242