Mirko Beetschen: ‹Das Haus der Architektin›

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Mirko

Das

Architektin Beetschen
Roman
Haus der

MirkoBeetschen DasHausderArchitektin

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Lektorat:ThomasGierl

Coverbild: © EdinTiganj,editdesign.de:Brutalistarch

Umschlaggestaltung:Hug&Eberlein,Leipzig

Layout/Satz:3w + p,Rimpar

Druck:CPIbooksGmbH,Leck

ISBN:978-3-7296-5124-1

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MirkoBeetschen
Roman
DasHaus derArchitektin
«[ … ]andwhateverwalkedthere,walkedalone.» ShirleyJackson,«TheHauntingofHillHouse»

AusdemArchitekturalmanachderSchweiz,1994:

EineeigentlicheKuriositätderSchweizerModernestelltdas WohnhausderArchitektin ! Marie-YolandeRabautvon 1952dar.NichtnurseineSituationaufeinerheuteim NaturschutzgebietFanelliegendenInselimNeuenburgersee istaußergewöhnlich,dasGebäude,dasRabautbiszuihrem Tod1972selbstbewohnte,istsowenigdokumentiertwie keinandererSchweizerBauseinerPrägnanz.Diewenigen existierendenAufnahmenzeigeneinstilistischnichteindeutigeinzuordnendesGebäude,dasseineWurzelninder ! klassischenModernefindet,dessenFormenspracheaber überhöhtundaufexperimentelleWeiseneukombiniert. MehrereErweiterungenausderZeitder ! Spätmoderne. Seit1972leerstehend.DieInselbleibttrotzBestrebungendes Kantons,dasLandzurückzukaufen,weiterhininPrivatbesitzundistderÖffentlichkeitnichtzugänglich.

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Vorbemerkung

Wiebeschreibtmanetwas,daseigentlichnichtseinkann? Wosetztmanein?UndwieverschafftmansichalsAutor Glaubhaftigkeit?

DieIdee,dasGanzeineinenschriftlichenReportzufassen,hattemeinePsychologin,undobschonichmichzuerst dagegensträubte,wurdemirbaldklar,dassdiesderrichtige Wegist.Estatgut,dieEreignisse,dienunschonfasteinJahr zurückliegen,mitDistanzzubetrachten,zureflektierenund zuprotokollieren.

IchhatteesaufandereWeiseversucht.Dochdarüberzu sprechen,warschwierig – nichtnurfürmich,sondernauch fürmeinejeweiligenZuhörer.DieErinnerunginübermäßigemAlkoholkonsum,amourösenAbenteuernoderexzessivemSportzuersticken,hatnichtgeklappt,undvonderlangenReisedurchSüdamerikamussteicheinesTagesjaauch wiederzurückkehren.

DieserBerichtistjedochnichtnurtherapeutischundsoll mirhelfen,dieGeschehnisseeinzuordnen,ichseheinihm unterdessenaucheinenhöherenZweck:Erwirdzumeiner Warnschrift,zuderReportage,dieichnieschreibendurfte.

WennSieihnlesen,bitteichSie,diesmiteinemoffenen GeistzutunundalldieDinge,dieSiezweifellosübermich undmeineErlebnissegehörthaben,füreinenAugenblickzur Seitezuschieben.DannentscheidenSie,obSiemirglauben wollenodernicht.DochwennSieauchnureinenFunken ZweifelandenoffiziellenDeutungenderEreignissehegen, verbreitenSiemeineGeschichteundwarnenSiesoviele Menschenwiemöglich.IchbitteSie.

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DerAuftrag,dermeinLebenverändernsollte,kamaneinem ganzgewöhnlichenMontagmorgenimMärz.

Ichbinnochimmernichtsicher,obdiesderrichtigeAnfang fürmeinenBerichtist.Vielleichtsollteichweiterausholen, vonmeinerfrühenFaszinationfürArchitekturerzählen,die amEndefürdiefatalenEreignisseverantwortlichwar,von meinemEhrgeiz – küchenpsychologischdurchmeinenStatus alsjüngstesvondreiGeschwisternerklärt –,meinerEitelkeit, genährtdurchdievielfachenAuszeichnungen,diemeineReportagenerhaltenhaben,odermeineÜberheblichkeit.Alldas warenIngredienzienindemtoxischenGemisch,dasanjenem Morgenentstand,alsunserChefunsanderRedaktionssitzungeröffnete,dasswirdieExklusivrechteeinerStoryüber LesEspoirserhaltenhatten.

Rückblickendisteseinfach,dieAlternativenzusehen,die mirdamalsoffengestandenhätten.DieeinzigenTermine,die unsderBesitzerfürdenBesuchvorOrtanbot,hatteicheigentlichbereitsverplant.Wieleichtwäreesdagefallen,meinemKollegenvonderKultur,derdiesenSommerpensioniert würde,denVortrittzulassen.AuchdiejungeKolleginwäre prädestiniertgewesen,sichdesThemasanzunehmen;eine KennerinderSache,daswussteich,fürderenArbeitund frischeingeschlageneKarrieredieseinespannendeGeschichte gewesenwäre.EineDiskussionzumindestwäreanständiggewesen.

DochlassenwirdasmüßigeSpekulieren,dennich, ich musstedenNamenderArchitektin,diesengroßen,dunklen, geheimnisvollenNamen,wieeinneunmalklugerSchülerin dieRundegeben,Marie-YolandeRabaut – einName,derei-

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neneindrücklichenEchorauminKultur-undArchitekturkreisenbesaß,derallgemeinenBevölkerungjedochkaumbekanntwar –,unddamitunmissverständlichmeinenAnspruchaufdieStorygeltendmachen.

IchkönntemeineGeschichtenatürlichauchimJetztbeginnen,meinenfragilenseelischenZustandbeschreiben,mein ZurückschreckenvorSchattenundBewegungenimAugenwinkel,plötzlichenGeräuschen,fernenSchrittenund – mein Gott,wielächerlichsichdasanhört – demPlätschernoder TröpfelnvonWasser … OderwiemicheiskalteAngstergreift,wennichmeine,FeuchtigkeitoderModerzuriechen.

OdersollteichIhnenvonMarie-YolandeRabautberichten?Von ihrem Leben,WirkenundSterben,dasmicheinst sofaszinierteundheute,daesunwiederbringlichmitmeinem eigenenverwobenist,nurnochabstößt?

MankönntedieUrsachenundFolgenendlosnachvorne undhintenausdehnen,dochamEndewaresmeineEntscheidung,denAuftraganmichzureißen,derdiefolgendenEreignisseinsRollenbrachte.

«Richtig»,sagtemeinChefundfordertemichmiteinem Blickauf,weiterauszuführen.

«LesEspoirswarihrWohnhausimNeuenburgerSee», erklärteichdenanwesendenRedakteurinnenundRedakteurenderanderenRessorts,«überdassieniejemandenoffiziell berichtenließ.»

«Mandarfannehmen,dassessichbeiderDameumeine Architektinhandelt … ?»DieskamvonmeinerKolleginaus derWirtschaft,diemirgernezuspürengab,wieüberflüssig siemeineBerichterstattungzuStädtebau,Siedlungsplanung, ArchitekturundDesignfand,undderenFachbereichichmit derselbenVerachtungstrafte.

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«EinederwichtigstenArchitektinnen,diedieSchweiz hatte»,erwiderteich,dieAugenbrauenhochgezogen.«LeiderstarkunterschätztundinLaienkreisenheuteweitgehend unbekannt.»

DieRessortleiterinWirtschaftverschränktedieArmeund schwiegdemonstrativ.

«Einehochspannende,tatsächlichabervielzuwenigbeachteteFigur»,besänftigtediejungeKollegin,diezwischen denBereichenLiteratur,FilmundArchitekturpendelteund unsaltenHasenimmerwiedercharmantzeigte,wiegestrig unserRessortdenkenwar.«SiehatnureineHandvollProjekterealisierenkönnenundfühltesichzuihrerZeitalsFrau nichternstgenommen.»

Siesahmichfragendan,undichnickte.

«SiestammteausLa-Chaux-de-Fondsundstudiertein denZwanzigerjahrenanderETHinZürich.IhreinzigesbekanntesWerkisteineSchulanlage,diesieinNeuenburgbauenkonnte,1936oderso.»

«UnddasWohnhausfürihreEltern»,warfichein. «DasschlugdamalszwarkeineWellen,wurdeabervoreinigenJahren wiederentdeckt »,ichdeuteteAnführungszeichen indieLuft,«alsesabgerissenwerdensollte.»

«Mankonnteesaberretten,nicht?»,versichertesichder Kulturkollege.

«Ja,eineStiftunghatesdankeinesLandabtauschsübernehmenkönnen»,erläuterteich.«Leiderfehlenbisheute dieGelderfürdieRenovierung.WaseineSchandeist,wenn manbedenkt … »

EinRäuspernausderWirtschaftsecke.

IchhobbeschwichtigenddieHand.«Jedenfallshatsich RabautindenFünfzigerjahrenausderÖffentlichkeitzurückgezogen,sicheinederMoorinselnimNeuenburgerseegekauft

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undbegonnen,daraufihrEigenheimzubauen – LesEspoirs, wiesieselbstesnannte.»

«EinSkandal!»DerTechnikredakteurwareinruhiger AltachtundsechzigermitwildemSchnauzbart,denichfür seinfundierteswissenschaftlichesWissenunddieinformativpointierteArt,eszuvermitteln,seitjebewunderte.«Dasses damalsmöglichwar,ineinemderartguterhaltenenÖkosystemBaugrundauszuscheiden.»

«Esgabjedenfallsunglaublichzureden»,pflichteteich ihmbei.«Rabauthatspäterdarübergespottet,dasssieals bauendeKünstlerin – sobezeichnetesiesichselbst – nieso vielAufmerksamkeiterregtewiemitdemKaufdieserkleinen, ungenutztenInsel,diesieeinzigeinpaarWasservögelnstreitigmachte.»

« Seltenen Wasservögeln»,präzisiertederTechnikredakteurmiterhobenemZeigefinger.

«Wieauchimmer»,beendetederChefredakteurden spontanenInformationsaustausch,«wirhabenjedenfallsdie einmaligeGelegenheit,eineexklusiveReportageüberdieses Objektzuveröffentlichen.»ErblätterteindemüblichenStapelausKonkurrenzblättern,allgemeinerRedaktionspostund ausgedruckterE-Mail-KorrespondenzundzogeinsderweißenPapiermäppchenheraus,indenenerdieUnterlagenfür gesetzteThemenjeweilsbündelte.«Hier,dieErbenschreibenunsdirektan.Solltenwirausschlagen,gehtdasAngebot andieFAZweiter.»ErstrecktedasSchreibenauffordernd hoch.«SiebietenunsallerdingsnurknappzweiWochen Zeitan,denndanachwirddieÖffentlichkeitdarüberinformiert,wasausdemGebäudewerdensoll.EswirdumumgehendeAntwortgebeten.»Ersahzumir.«Darfichdirdas Themaübertragen?»

«MitdemgrößtenVergnügen»,erwiderteich,nahmihm diePapiereabunddenAuftragoffiziellan.

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WahrscheinlichistesanderZeit,einpaarWorteübermich selbstzuverlieren – ichmeine,einpaar persönlichere Worte. BishierherhabeichmichnichtebenalssympathischenZeitgenossendargestellt.Dasliegteinerseitsdaran,dassichmich rückblickend – zumindestindereingangsbeschriebenenSituation – auchnichtalssolchenbetrachte,andererseits schreibeichauseiner,wiesollichsagen,eherdüsterenStimmungherausundsehemeinfrüheresIchdurchdieBrille meinerzwischenzeitlichgemachtenErfahrungen.

Esistschwergenug,michinmeinedamaligeSituationzurückzuversetzen,derLeichtigkeitnachzuspüren,mitderich meineTageverlebte.Ichbinsicher,dassSiemirdenzuweilen sarkastischenTonfallnachsehenwerden,wennSiemeinen BerichtersteinmalzuEndegelesenhaben.

InunsererKulturdefiniertmansichjahauptsächlichüber denBeruf,alsolassenSiemichdavonerzählen.Ichhattebis inmeineZwanzigerkeineAhnung,wasichimLebenarbeitensollte,wozuich berufen wäre – dennnichts rief nachmir. DieVorstellung,michfestlegenzumüssen,warfürmichals KindeineebensovagewieunheimlicheIdee,dieichweitin dieZukunftschob,dochmitderichmichtrotzdemimmer wiederkonfrontiertsah;etwawennTantenmeinten,aus demJungenwerdebestimmteinmaleinMusiker,Lehrer,Polizist – jenachdem,womitichsiegeradebeeindruckthatte –oderFreundemeinerElternmichfragten,wasichdenneinmalwerdenwolle.DieBilder,dievormeineminnerenAuge auftauchten,erschrecktenmich,ichsahmichalskleinenJungeninGroß,gefangenineinerfremdenForm,einerfremden Welt,festgezurrtineinemLeben,dasmirnichtentsprach.

Dieses Werden wurdemirimmersuspekter,jeweiterichin meineJugendjahrerutschte,zumalmeineMitschülerund FreundemitBegeisterungundÜberzeugungdeklarierten,was sie einesTages werden würden.

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UndalsichauchnacherfolgterMaturitätsprüfungnoch immernichtwusste,welchenAusbildungspfadicheinschlagensollte – dieMaturwarmirseitKindheitstagenwieein fernerLeuchtturmerschienen,dermichinsErwachsenensein hineinlotste,eineReifeprüfung,diemichvomKindzum Mannmachen,mitderWeisheitundRationalitätdesgereiftenMenschenrüstenundmirmeinenweiterenWegwieeinengelbgepflastertenPfadinmeinLebenlegenwürde –standichvölligratlosda,denerloschenenLeuchtturmimRücken,dieZukunft:einWaldvollerSchatten.Ichwarperplex obderErkenntnis,dassmansichauchnachzweiJahrzehnten aufderWeltkeineswegserwachsenfühlte,undstürzteineine erstetiefeKrise.

Undsoreisteich.NichtumdieWelt,wieichesvielleicht hättetunkönnenodersollen,sondernstetsmiteinemsicherenAnkerinderHeimat,zurückkehrendundwiederwegreisend,einJahrlang.VerdientemirdieReiseninderSchweiz, alsVerkäuferineinemalternativenMusikgeschäft – eswar dieHochzeitderCompactDisc,Vinyl,sovermuteteman, hatteausgedient,unddiedigitaleWellewarnochnichtangerollt,undichverstandsehrvielvonRockundPop –,alsAushilfeimRestauranteinesCampingplatzes,alsAufseherineinemKunstmuseumundMädchenfürallesaneinemgroßen Musik-Open-Air.NebenderfinanziellenAufpolsterunghattendieseJobsdenVorteil,mirEinblickinGebieteundTätigkeitenzugeben,dieichimAusschlussverfahrenvonmeiner ListemöglicherkünftigerProfessionalisierungstreichen konnte,undsiezeichnetenmirvorallemeinklareresBild meinereigenenPerson.

SostellteichmichalsfürjeglicheGastgebertätigkeitgänzlichungeeignetheraus,zwischenmenschlichenKontaktdürfte ichinmeinemBerufzwarhaben,aberersollteaufeinMinimumbeschränktsein,PassivesundRepetitiveslangweilte

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michnichtnur,esfrustriertemichundlöstegarStimmungen vonungeahnterDüsternisaus.KörperlicheArbeitenschließlich – dashätteichmitmeinerAbscheuvordenHaushaltsämtchenmeinerKindheiteigentlichschonwissenmüssen –machtenmirschlichtwegkeinenSpaß.

IchtrugwährenddiesesJahresstetseinNotizbüchleinbei mir,indemichverschiedensteListenanlegte,kreativeDiagrammemalte,Kombinationsmöglichkeitenprüfte,Vor-und NachteileaufschriebundBedingungenebensowieKonsequenzeneinerStudien-oderBerufswahlnotierte.SoüberwältigenddieMengeanOptionenzuBeginnwar,soerleichternd wares,mittelsErfahrung,Trial-and-Error,Selbsterkenntnis undLogikeineumdieanderewegzustreichen,bisicham EndedesJahresnurnocheineHandvollStichworteaufdie letzteSeitehinüberretteteundsichmirausderenKombinationmeineigenesWerdenschließlicherschloss.

DerBerufdesJournalistenwares,dermeineNeugierde undmeinselbständigesDenken,meinsoziologisches,jedoch wenigersozialesInteresse,meinenWissenshungerundmein Talent,Leutefüretwaszubegeistern,Dingezudurchleuchtenundzuhinterfragen,ambestenbefriedigte.

IchentschiedmichalsofüreinStudiumdesJournalismus, einFach,dasichinanderUniversitätinFreiburgbelegte, währendichdieNebenfächerKunstgeschichteundTheaterwissenschafteninBernstudierteundalledreinachfürdamaligeVerhältnissekurzensechsJahrenabschloss.

SchonalsStudenthatteichbegonnen,fürdie«NeueBernerZeitung», dem SchweizerQualitätsblattseit1780,als Freelancerzuarbeiten,schriebTheaterrezensionen,aberauch erstekritischeArchitekturtexte,diebeiRedaktionwieLeserschaftsogroßenAnklangfanden,dasssiemirnachdemLizenziateinefesteAnstellungsicherten.SeitherbinichBerichterstatter,Meinungsmacher,ReporterundRedakteurin

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SachenArchitekturundsämtlichenverwandtenDisziplinen, diesichmitderGestaltungdesmenschlichenLebensumfelds befassen.

SelbstverständlichgabeseineZeit,daicherwog,michberuflichzuverändern,alsChefredakteurbeieinemFachmagazinanzuheuernodersogaretwasEigenesaufzuziehen,doch KomfortundPrestigemeinerPositionhieltenmichamEnde davonab.Ichmusszugeben,dassichesmirinmeinemLeben ziemlichbequemeingerichtethabeunddarüberwohletwas trägegewordenbin.BisaufeinhalbjährigesSabbatical,das micheinenSommernachStockholmundaufeineherbstliche ReisedurchJapanführte,binichmeinerZeitungundmeiner StadtalldieJahretreugeblieben.

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Esist,alshätteichmitdemVerfassendiesesTextesdieMöglichkeiterhalten,zueinem Oeilextérieur zuwerdenunddas GanzenocheinmalausnüchternerDistanzzubetrachten. Undichmusszugeben,dassichfrohdarüberbin,einenOrt fernvonderGegenwartgefundenzuhaben,andenichmich zurückziehenkann.Schreibendvergesseich,wasjetztist,und auchwenndieseFluchtenindieVergangenheitjeweilsnur temporärsind,tutesgut,michausdenGedankenstrudeln herauszunehmen,indieichimmerwiedergerate.

Natürlichweißich,dassichmichschonbaldmitunangenehmerenErinnerungenauseinandersetzenmussunddietherapeutischeArbeitdannerstrichtigbeginnt.MeinHauptantriebjedochbleibt,dasDurchgemachteaufzuschreibenund damitzuverhindern,dassandereMenschenerleben,wasmir widerfahrenist.

Alsoversetzeichmicheinmalmehrindielebensbejahende StimmungjenerTagezurück.

AndiesemMorgenwarich,moderatausgedrückt,euphorisiert.Ich,MichaelT.Ungermann,solltederersteJournalist sein,derdielegendärenEspoirsnichtnurbetreten,sondern offizielldarüberschreibendurfte!Ichweißnoch,wieich michindiesemAugenblickgeschmeicheltfühlte,eitlerGockel,derichwar.Alsobich persönlich angefragtworden wäre – oderunserChefmichmitdemThemawenigstens direktbetrautundesnichtzurDiskussionindieRundegeworfenhätte.

IcheiltedurchdiePasserelle,diedendunkelgrünenStahlundGlasneubauvonHerzog&deMeuronimzweitenOber-

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geschossmitdemAltbauverband,eineradler-undsphinxgeschmücktenExtravaganzausden1930er-Jahren,diebesserins nationalsozialistischeBerlinodermussolinischeMailandgepassthättealsindieSchweizerBundesstadt,warfbeimVorbeigeheneinenBlickaufdieLiftanzeige – keinederdrei holzverkleidetenKabinenwarabfahrtsbereit – undhastete dieTreppeindievierteEtagehoch.

DieKolleginnenundKollegenderanderenRedaktionen mochtennochsovondenAnnehmlichkeitenderneuenBürosmitKreativ-,Rückzugs-undErholungszonen – und selbstverständlichganzzeitgemäßohnefestzugeteilteArbeitsplätze – schwärmen,wirbeimMutterblatthattenaufden VerbleibderRedaktionindenhistorischenRäumlichkeiten gepochtundschätztendietraditionelleAufteilungingrößere undkleinereArbeitsräume.

HierhatteichmeineigenesBüro,dasichbisweilenlediglichmiteinerPraktikantinodereinemderfreischaffenden Korrektorenteilte,verlagsbekannt,weilesdererstedunkelgestricheneRaumdesgesamtenKomplexeswar,undregebesucht,damanmeinenRatbeiEinrichtungsfragenschätzte. NichtwenigederzahlreichenBürosundSitzungszimmertrugenmittlerweilemeineHandschrift,undlängstwarenandere BürosinNachtblau,Tannengrünoderdemtiefbraunen «BurntUmber»gehaltenundmeineMitarbeitervonder beruhigendenundunterstützendenWirkungdieserTöne überzeugt.Woichkonnte,versuchteichdieOmnipräsenz derweißenWandzubrechen,dennmirschienWeiß,dasparadoxerweisedochsämtlicheTönedesFarbspektrumsinsich vereint,irgendwannindenstiltechnischfragwürdigen 1980er-Jahrenbegonnenzuhaben,unsereHäuser,WohnungenundArbeitsplätzewieSchimmelpilzzubefallen,überzog heuteeinenGroßteilvonWändenundDeckenundver-

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drängteeinedifferenzierteFarb-undOberflächengestaltung, diedochfürunsertäglichesSeinundWirkensowichtigist.

MiteinerTasseKaffeeausmeinereigenenkleinenMaschine setzteichmichandenSchreibtischundzogdieDokumente ausdemMäppchen.EshandeltesichumdieAusdruckedes deutschenWikipedia-EintragsüberMarie-YolandeRabaut, mitHilfedessensichunserChefredakteurwohlraschschlaugemachthatte,sowiederbesagtenE-Mailanihn.

DenAbsenderfandichamEndederzweitenSeite:Siewar amgestrigenSonntagvonEricRabaut(dipl.ArchitektETH/ SIA)vomBüroRabaut&FünfstückinZürichverfasstworden.DasUnternehmenwarmirzwarvertraut,dochnochnie warmirderGedankegekommen,dasseinerderPartnerein VerwandterderberühmtenWestschweizerArchitektinsein könnte.

SehrgeehrterHerrLichtenbach, meinNameistEricRabaut,undichbinseitvergangenem JahrEigentümerderLiegenschaftLesEspoirsimLacde Neuchâtel.Ichdarfannehmen,Siehabendavongehört?

EswardasWohnhausmeinerTante,derArchitektinMarie-YolandeRabaut.WieIhnenvielleichtbekanntist,steht dasGebäudeseitihremTod1972leer.IhrZwillingsbruder Jean-François,meinVater,hatteesgeerbt,weigertesichaber bedauerlicherweisebiszumSchluss,etwasausderLiegenschaftzumachen.IngleicherWeisesträubteersichgegen einenVerkaufunduntersagtejeglichenPersonendenZutritt zurInsel,was,sonehmeichan,meineTanteverfügthatte.

Erverstarb1998,woraufdasAnwesenanmeineHalbgeschwisterüberging(seinebeidenehelichenKinder).Leider warauchdiesenderbaukulturelleWertderAnlageganzof-

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fensichtlichnichtbewusst,undsieließensiewährendder letzten20Jahreweiterverkommen.Siekönnensichvorstellen,welcheSchädendieSubstanzindieserZeitgenommen hat.

MeinHalbbruderistschonvoreinigenJahrenverschieden, vorletztesJahrverstarbdannauchmeineHalbschwesterbei einemUnfall,weshalbdieLiegenschaftanmichübergegangenist.

SotraurigdieUmständesind,soglücklichschätzeich mich,VerantwortungfürdiesesKleinodschweizerischerBaukunstübernehmenzudürfen.VonAnfanganwaresmein Ziel,LesEspoirszusanieren,seineStrukturmöglichstintegralzuerhaltenundHausundInselderÖffentlichkeitzugänglichzumachen.EinnichtganzeinfachesUnterfangen, unteranderem,weildasGrundstückineinemNaturschutzgebietliegt(Siekönnensichvorstellen,wievieleÄmterund Interessensgruppenmitredenwollen).

Ichfreuemichumsomehr,IhnenandieserStellemitteilen zukönnen,dassnachintensivenVerhandlungenmitdenlokalenBehördeneinealle(oderzumindestfastalle)Parteien zufriedenstellendeLösunggefundenwerdenkonnte.Nurso viel:EineeigensgegründeteStiftungübernimmtdieLiegenschaft,wobeiichundmeinBüropartner,Gemeindevertreter sowiederSchweizerHeimatschutzimRatEinsitznehmen werden.ÜberdasProjektwerdenStiftungundGemeindein Kürzeöffentlichinformieren.

DiesführtmichzumGrundmeinesSchreibens.Obschon Marie-YolandeRabaut(unddarinsindsichFachleuteheute einig)einehochtalentierteArchitektinwar,hatsiewährend ihresganzenLebenslediglichdreisubstantielleBauwerke realisiert.AlsbauendeFrausahsiesichzujenerZeitnicht nurVorurteilen,sondernauchübermäßigharterKritikvon

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SeitenderMedienundBerufskollegenausgesetzt.Dazu kommt,dasssieselbsteineeherstreitbarePersönlichkeitwar, wasdieSituationnichteinfachermachte.Sieließsichungern VorschriftenmachenundverkrachtesichmitAuftraggebern, JurysundBehörden.IhrgrößtesFeindbildwarjedochdie Presse,vondersiesichüberdieJahrehinwegentwederignoriertoderzuUnrechtkritisiertfühlte.Irgendwannhattesie sichderartmitIhrerGildeüberworfen,dasssiedenMedien fortanjeglicheAuskunftverweigerte.LesEspoirs,ihrenletztenBau,schirmtesie,sogutsiekonnte,vonderÖffentlichkeit abundgewährtebiszuihremTodkeinemeinzigenJournalistenZutritt.

Daswar,wieichmeine,eingroßerFehler,dennmitLesEspoirshattesieeinMeisterwerkgeschaffen,dasihrinFachkreisenundÖffentlichkeitendlichdenStatusderbegnadeten undvisionärenArchitektinverliehenhätte,diesieunbestrittenwar.StattdessenzogsiesichaufihreInselzurück,wurde einsamundverbittert.FürdenRestihresLebensrealisierte siekeinweiteresProjektmehr,vergraulte,wennmanden Geschichtenglaubenwill,potentielleAuftraggeberdurchihre zunehmendschrulligeArtundbedrohteLeute,diesichihrer Inselnäherten.EswarendieMedien,diedemAnwesenden traurigenÜbernamen«Désespérance»gaben.

Natürlichwurdeauchsonstvielspekuliert,undAußenaufnahmendesBausmachtendieRunde,docheineumfassende Berichterstattungwarbisheutenichtmöglich.Dieswirdsich nunändern,dochbevordasAnwesenzumFreiwildder Wald-,Feld-undWiesenpressewirdunddasWerkmeiner TantenurnochdurchdieLinsedergeplantenNeunutzung gesehenwird,wünscheichmireinenunverfälschten,vonGerüchtenungetrübtenBericht,eineMomentaufnahmedes BausimoriginalenZustand.DassindwirMarie-Yolande Rabautschuldig.

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DerStiftungsratwarsichzwarnichteinig,dochichfindees mehralsangebracht,dasseineseriöseZeitungmitinternationalemRufexklusivüberdiesesaußergewöhnlicheAnwesen berichtet,unddaich(noch)alleinigerBesitzerbin,habeich michentschieden,IhrerZeitunghiermitdieMöglichkeitzu bieten,LesEspoirszubesuchenundinIhrerTageszeitung (voneinerVeröffentlichunginderSonntagspressemöchten Siebitteabsehen)eineReportagezupublizieren.IhrJournalistsollsichmitmirinVerbindungsetzen,damitwiralles Weitereklärenkönnen.ImGegenzugverlangenwireinzig, dassderArtikelbisspätestensam17.Märzerscheint(was natürlichauchinIhremInteresseliegt)undwirdenText vorVeröffentlichungzumGegenlesenvorgelegtbekommen.

FallsSieunserAngebotablehnensollten,bittenwirSie,uns diesumgehendmitzuteilen,sodasswirunsandieFrankfurterAllgemeineZeitungwendenkönnen.

MitfreundlichenGrüßen

EricRabaut

Eswarnichtungewöhnlich,dassArchitektenunsanschrieben,aufeinneuesWerkhinwiesenundaufeineBerichterstattunghofften.Dasgingvonhöflich-neutralenInformationsschreibenüberdringlicheBittenumBerücksichtigungbis hinzusalbungsvollenElogen,derenAutorenichderheimlichenHoffnungverdächtigte,wirwürdenihreeigenenBeschreibungeneinszueinsübernehmenundabdrucken.Viele wandtensichdirektanmich,sodassichÜbungdarinbesaß, diplomatischeAbsagenzuverfassen.Mirwarwichtig, alle Anfragenzubeantworten.Dasgeboteinerseits,wieichfand, derAnstand,andererseitskonnteeinenichtbeantworteteEMailalsAffrontaufgefasstwerden,dereinekünftigeKom-

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munikationschwierigmachte – undichbrachungernBrückenhintermirab.

AuchderleichtkultursnobistischeTonseinesSchreibens warmirvertraut,wennEricRabautaucheineganzeigene VorliebefürSchachtelsätzeundKlammerbemerkungenzuhabenschien.DasseraufeinenVorabzugmeinesTextesbestand,warfürmichinOrdnung – ichmochtedieseExklusivgeschichtenichtausEitelkeitoderfalschemjournalistischem EthosaufsSpielsetzen.Eskamnichtseltenvor,dassArchitektenoderBauherreneinenArtikelgegenzulesenwünschten – wennessichvertretenließ,kamichdiesemWunsch nach,selbstwennunserChefdasnichtgernesah.Änderungsvorschlägesetzteichallerdingsnurdannum,wennessichum gerechtfertigteinhaltlicheKorrekturenhandelte.

IchlegtedieMailbeiseiteundnahmmirvor,Rabautam frühenNachmittaganzurufen.Zuerstmussteichmichder seitFreitageingegangenKorrespondenzunddenRecherchen zueinemanderenaktuellenThemawidmen.

ZumLunchtraficheinenKollegender«NBZamSonntag»inder«Dachkantine»,einNamevonpuremUnderstatement,handelteessichdabeidochumeineexklusiveVerlagsbarimpenthouseartigenDachaufbaudeshistorischen Verlagsgebäudes.WirgenehmigtenunseinClubsandwichmit PommesAlumettesundteilteneinekleineFlaschedeutschen RieslingundeinegroßeFlascheWasserzumVerdünnen.

AmNachmittagbatichunsereRedaktionspraktikantin, mirbisinzweiTageneinDossierüberMarie-YolandeRabautzusammenzustellen.SiesollteInternet,Datenbanken, aberauchanalogeNachschlagewerkekonsultierenundalles ausdruckenundkopieren,wassieüberLebenundWerkder ArchitektinundinsbesondereüberLesEspoirsfindenkonnte.

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EswarViertelvordrei,alsichzumHörergriff,Notizbuch, StiftundAgendabereit,unddieNummerdesArchitekturbürosRabaut&Fünfstückwählte.

DieStimmeeinesjungendeutschenMitarbeitersversprach mirnachzuschauen,obHerrRabautverfügbarsei,woraufich einegeschlageneMinuteinderLeitunghängengelassenwurde.StattMusikunterhieltmichdieWarteschleifemitmerkwürdigenKlickgeräuschen,beidenenichjedesMalmeinte, dieVerbindungzumChefbüroseinunhergestellt.

AlssichmeinGesprächspartnerschließlichmiteinemunfreundlichgeblafften«Rabaut»meldete,daswohlsuggerierensollte,wiehochbeschäftigtderMannwar,schreckteich ausmeinenGedankenhoch.

«UngermannvonderNeuenBernerZeitung»,erwiderte ich,sogleichwiedergefasst.«GutenTag,HerrRabaut.»

«HerrUngermann?»,ließderArchitektmeinenNamen mitdemSubtext WaswollenSievonmir? inderLeitunghängen.

«SiehabenmeinemKollegen,HerrnLichtenbach,eine MailbetreffendLesEspoirsgeschrieben»,antworteteichin geschäftlich-neutralemTonundspielteihmdenBallzurück.

«Richtig»,sagteernacheinerkurzenPause.«SindSiean derGeschichteinteressiert?»

«Dassindwir»,bestätigteichihm.«Ichbinvonder Kulturredaktion,BereichArchitektur,undwerdemichdes Themasannehmen.»Ichwarmirsicher,erkanntemeinen NamenundmeineFunktionganzgenau.

«Sehrschön»,sagteRabaut,undseineStimmeklangeine Spurwärmer,alserfortfuhr:«SiesindsichdarüberimKlaren,dasseseineDeadlinefürdenArtikelgibt?»

«Ja.EsistauchinunseremInteresse,dasswiralserste überdiebevorstehendenÄnderungenberichten.»

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«EssollindemBerichtabernichtumdieNeunutzung gehen»,sagteRabautbestimmt.

«Dasistschonklar,wirmüssenjedocherwähnendürfen, dasseseinenBesitzerwechselundeineUmnutzunggibt.»

«Natürlich,aberIhrArtikelsollsichinersterLiniemit deroriginalenArchitekturvonLesEspoirsbefassen.ÜberunserProjektwirdnochgenuggeschriebenwerden.»

«Sohabeichdasverstandenundgeplant»,bestätigteich nocheinmal.

«Gut.»EinekurzePause.«WanngedenkenSiehinzufahren?»

«Nun,wennwirdieVeröffentlichungfürnächsteWoche planen,müssteichLesEspoirsnochdieseWochebesuchen. IchwürdemirdafürgerneeinenganzenTagZeitnehmen unddachtedeshalbanSamstag.»Tatsächlichhatteichbeim KonsultierenmeinerAgendafeststellenmüssen,dassnurdas WochenendeinFragekam,wennichdasGebäudeohne Zeitdruckinspizierenwollte – dieEinladung,dieJamesund ichhatten,würdeichabsagenmüssen.

«Samstagbinichbereitsverplant»,sagteRabautlangsam, alsoberetwasüberlegte.«IchhatteIhnendasGebäudeeigentlichpersönlichzeigenwollen,fragemichabergerade,ob daswirklichnötigist.SiebraucheneinenganzenTag,sagen Sie?»

«IchmöchtemireinfachgenügendZeitnehmen.ManerhältjanichtalleTagedieGelegenheit,übereinesolcheLiegenschaftzuberichten.UnddazuindieserExklusivität.»

«Ja,SiewerdenderallerersteJournalistsein,derseinen FußaufdieseInselsetzt.»ErbellteeinLacheninsTelefon.

«Gut,dannmachenwiresso,dassichIhnendenSchlüssel zukommenlasseundSiealleinehinfahren.DasGrundstück istseitletzterWochewiederkomplettzugänglich.Ichhabe

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EbenfallsbeiZytgloggeerschienen

MirkoBeetschen

BelVeder

Roman

ISBN978-3-7296-0997-6

Herbst1946.DergreiseBesitzereinesseitJahrzehntenleerstehendenGrandhotelsindenBergendesBernerOberlandsverschwindetspurlosundwirdfür toterklärt.SeineEnkelinEleanorreistausBaltimorezurTestamentseröffnung an.ImabgeschiedenenHoteltrifftsieaufweitere,ihrbisdahinunbekannte Familienmitglieder.SiefühltsichinderfremdenUmgebungzunehmendbedroht.DieverlassenenZimmerundverwinkeltenGängedesriesigenHauses machenihrAngst.DanngeschiehteinfurchtbarerUnfall,unddieGruppe wirdzudemdurcheinenSchneeeinbruchvonderAußenweltabgeschnitten.

RaffiniertarrangiertderAutordieMotiveundStilelementederklassischen Schauerliteraturzueinematmosphärischdichten,packendenRoman,dergarantiertkeineGute-Nacht-Geschichteerzählt.

MirkoBeetschen

Geb.1974inInterlaken.StudiumEnglischeundAmerikanischeLiteratur,Medienwissenschaften,EnglischeSprachwissenschaften,sowieGermanistikinBern,freischaffenderJournalist,MitinhaberderAgenturBergdorf.

«DasHausderArchitektin»istnach«BelVeder» (2018)seinzweiterRomanbeiZytglogge.EbenfallsimVerlag erschienenistder«Bern – InsiderGuide»(2019,gemeinsammitStéphaneHoulmann).

Foto:MartinGuggisberg

Auf einer Privatinsel im Neuenburgersee liegt ein seit Jahrzehnten verlassenes und völlig abgeschirmtes Anwesen, um das sich zahllose Legenden ranken. Bis zu ihrem Tod lebte hier die weitgehend in Vergessenheit geratene Architektin Marie-Yolande Rabaut, die mit diesem Bau ihr künstlerisches Hauptwerk geschaffen hatte.

Als ein Architekturjournalist die einmalige Chance erhält, exklusiv über das der Öffentlichkeit nicht zugängliche Gebäude zu berichten, lässt er sich in Begleitung seiner zwei Hunde von einem Fischerboot auf der Insel absetzen. Doch seine anfängliche Begeisterung schlägt schon bald in Ratlosigkeit um. Wozu dienen all diese Räume und labyrinthischen Korridore? Und warum verhalten sich seine Hunde so auffällig? Als es zu einem Unfall kommt und er feststellen muss, dass alle Verbindungen zum Festland gekappt sind, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Nacht allein mit seinen Hunden im Haus zu verbringen. Allein?

Wie beschreibt man etwas, das eigentlich nicht sein kann?

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