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EINS 21
DEIN STADTKULTURMAGAZIN FÜR ROSTOCK UND UMGEBUNG
Seesucht – Ostseefischer im Portrait Neues Leben in Alten Häusern Kaperfahrten mit Hansa Dynamik in Toitenwinkel Rostock vor 100 Jahren
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intro Bewusst Leben: yoga für zuhause Seite 21
Foto: DJH-MV
Familie: Frühling im Stall.dich.ein Seite 25
liebe leser, Nun sind einige Wochen vergangen, seitdem wir das letzte Intro geschrieben haben. So viel ist geschehen auf der ganzen Welt und natürlich auch bei uns vor der Tür. Doch hält man kurz inne, fühlt es sich an, als sei die Zeit stehengeblieben. Vor einem Jahr begann der ganze Wahnsinn. Im Sommer dachten wir alle, der Spuk wäre vorbei und nun – nun sind wir wieder gelockdowned, obwohl „lockdown“ streng übersetzt „Ausgangssperre“ bedeutet. Davon sind wir glücklicherweise bisher verschont geblieben. Aber wer sagt eigentlich, dass es nicht noch genau so passieren wird, eine 3. oder 4. Welle, Mutationen und Impfstoffe, die nicht mehr wirken? Wünschenswert oder besser zwingend erforderlich wäre doch endlich der Weitblick auf die nächsten Monate. Auch den „worst case“ im Hinterkopf. Warum unsere Altenheime, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten nicht auf das aktuelle Geschehen vorbereitet sind, lässt sich leider nicht erklären. Das 0381-Magazin möchte jedenfalls auch in Zukunft für seine Leser da sein. Der Themenplan für dieses Jahr wurde mit viel Spaß und Neugier von der Redaktion erarbeitet. Wir freuen uns jedenfalls auf dieses Jahr. Es darf natürlich gerne besser werden als 2020 …
msuik: künstler in der corona-krise Seite 40
0381magazin@instagra
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Coverfoto aus dem Buch SEESUCHT – Portraits (fast) aller Ostseefischer von Franz Bischof und Jan Kuchenbecker
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heimathafen
Heimathafen
Fish Festival 2021 Trotz Corona mehr als 600 Filme aus Deutschland und dem Ostseeraum – das FiSH Filmfestival beendet erfolgreich die Einreichphase für die 18. Auflage. Bis Januar konnten Filmschaffende aus Deutschland und dem Ostseeraum ihre neuesten Kurzfilmarbeiten für das FiSH Filmfestival 2021 einreichen. Trotz erschwerter Produktionsbedinungen, die in 2020 durch die Corona-Pandemie hervorgerufen wurden, sind mehr als 600 Kurzfilme, Musikvideos und Medienprojekte für die vier FiSH-Wettbewerbe eingereicht worden. „Für unseren Kurzfilmwettbewerb JUNGER FILM, der den größten Teil des FiSH-Programmes ausmacht, haben wir insgesamt 472 Arbeiten von jungen Filmschaffenden aus der ganzen Republik bekommen. Mit so einer
Masse haben wir absolut nicht gerechnet.“ erzählt Festivalleiter Arne Papenhagen. Im JUNGEN FILM werden Kurzfilme gezeigt, die maximal 30 Minuten lang, und zwei Jahre alt sein dürfen. Die Regisseure müssen außerdem zur Fertig-stellung jünger als 27 Jahre alt gewesen sein. Ein Auswahlgremium aus Regisseuren, Autoren und Kultur-schaffenden wird aus allen Einreichungen ca. 30 Filme auswählen, die im Festivalprogramm gezeigt werden. In welcher Form das Festival stattfinden kann, ist noch nicht sicher. „Am Datum werden wir in diesem Jahr aber nicht mehr rütteln.“ versichert Papenhagen. Das 18. FiSH – Filmfestival im StadtHafen Rostock findet vom 29. April bis 2. Mai 2021 in Rostock und dem Internet statt.
kurs halten
jens härtel verlängert bei hansa Der F.C. Hansa Rostock und Chef-Trainer Jens Härtel haben die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit in trockene Tücher gebracht. Mit einvernehmlicher Zustimmung des Aufsichtsrates wird der zum Saisonende auslaufende Vertrag des 51-Jährigen um ein weiteres Jahr verlängert.
Nachdem das Team von Jens Härtel seine erste Saison als Chef-Trainer beim F.C. Hansa Rostock auf Tabellenplatz 6 abschließen konnte, verpasste die Mannschaft in der vergangenen Spielzeit mit 59 Punkten am Ende nur knapp den Relegationsplatz. In der aktuellen Spielzeit belegt der F.C. Hansa Rostock nach 22 gespielten Partien Platz drei der Tabelle und ist in diesem Kalenderjahr bislang noch ungeschlagen. Die nächsten Spiele F.C. Hansa Rostock – 1. FC Kaiserslautern 06.03.2021 · 14.00 Uhr · Ostseestadion Türkgücü München – F.C. Hansa Rostock 15.03.2021 · 19.00 Uhr · Auswärts F.C. Hansa Rostock – Hallescher FC 20.03.2021 · 14.00 Uhr · Ostseestadion SG Dynamo Dresden – F.C. Hansa Rostock 04.04.2021 · 14.00 Uhr · Auswärts F.C. Hansa Rostock – 1. FC Magdeburg 10.04.2021 · 14.00 Uhr ·Ostseestadion VfB Lübeck – F.C. Hansa Rostock 03.03.2021 · 17.00 Uhr · Auswärts KFC Uerdingen 05 – F.C. Hansa Rostock 09.03.2021 · 19.00 Uhr ·Auswärts
Europas beliebtester Campingplatz liegt in Kühlungsborn Europas führendes Informations- und Buchungsportal für Campingurlaube www. camping.info kürte im Rahmen des „camping. info Awards 2021“ den Campingpark Kühlungsborn zum beliebtesten Campingplatz Europas. In das Ranking gingen rund 208.000 Bewertungen von rund 173.000 Urlaubern ein. Schon im Dezember 2020 wurde der Campingpark von dem deutschen Campingführer „PiNCAMP“ des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs auf Platz 3 der beliebtesten Deutschen Campingplätze gewählt. „Un-
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sere Gäste schätzen die Lage am Strand, die Rundumbetreuung und besonders die drei hochmodernen Sanitäranlagen“, so der Geschäftsführer Gunnar Lange. „Der Campingplatz konnte auch schon Besucher aus Süddeutschland überzeugen, die sonst eher am Gardasee ihren Urlaub verbringen“, fügt Lange hinzu. Aufgrund der Corona-Pandemie sind derzeit keine Urlauber auf dem Platz. Die Pause wird für den Bau von insgesamt 100 neuen Wintercampingplätzen mit befestigten Stellflächen und eigenen Terrassen genutzt.
heimathafen
Fridays for Future
gegen sogenannte „Klimaschutzstiftung“
Promotion
In Rostock fand am Warnemünder Strand eine Kundgebung von Fridays for Future statt. Der Protest war Teil eines landesweiten Aktionstags gegen den Ausbau von Nord Stream 2. Die Aktivisten hielten Transparente und große Stahlrohre hoch, um den Protest im Internet, der unter dem Hashtag #PipelineInDieKrise geführt wird, zu unterstützen. Im Netz regt sich seit Tagen große Kritik an dem Vorhaben der Landesregierung, den Ausbau von Nord Stream 2 durch eine Stiftung zu fördern, die den Namen „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ trägt. „Das ist ein plumper Etikettenschwindel, reines Green Washing!“, beschwert sich Elisabeth Grune, Schülerin und nebenbei aktiv für den Klimaschutz. „Das Vorgehen der Landesre-
gierung zeigt, wie wenig sie die Klimakrise ernst nimmt, aber auch, wie wenig sie der Jugend zutraut! Wir streiken mittlerweile seit zwei Jahren und die glauben wirklich, dass wir darauf reinfallen?“ Das Erdgas aus Russland zählt zu den fossilen Energieträgern, was mit für die rapide Erderwärmung der letzten fünfzig Jahre verantwortlich ist. Auch wenn es lange (und nun erneut) als „Brückentechnologie“ gehandelt wurde, ist mittlerweile erwiesen, dass es durch bei Lecks entweichendes Methan zu den top Klimakillern gehört. Auch ist für die Energieversorgen eine weitere Pipeline durch die Ostsee nicht von Nöten. Um das Großprojekt dennoch zu beenden, wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, damit drohende US-Sanktionen umgangen werden können. Finanziert wird die Stiftung hauptsächlich vom russischen Konzern Gazprom. „Das ist kein Klimaschutz, das ist das genaue Gegenteil: Eine offene Absage der Landesregierung an das Pariser Klimaabkommen! Weiter fossile Energie zu befürworten ist Politik von gestern. Was es braucht sind Investitionen in unsere Zukunft. Wir müssen uns mit erneuerbaren Energien unabhängig machen“, unterstreicht Grune und fügt hinzu: „Die Vernetzung mit anderen Fridays for FutureOrtsgruppen läuft im vollen Gange. Dieses Jahr machen wir die Landtagswahlen zu Klimawahlen!"
Mehr Verkehrssicherheit durch EinbahnstraSSen in der KTV Die GRÜNEN in der Rostocker Bürgerschaft sprechen sich dafür aus, die Kröpeliner-TorVorstadt zu einem Einbahnstraßensystem umzustrukturieren. Zuvor hatte der Ortsbeirat der KTV über diese Möglichkeit diskutiert. Felix Winter, Vorsitzender des Ortsbeirates KTV und Mitglied der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erläutert: „Die KTV ist mit 19.300 Einwohner*innen bei einer Fläche von 3,7 Quadratmeter der am dichtesten besiedelte Stadtteil Rostocks. Um das hohe Verkehrsaufkommen zu reduzieren, könnte ein noch konsequenteres Einbahnstraßensystem helfen. Damit ließe sich ein Teil der aus dem Begegnungsverkehr gerade in den engen Straßen entstehenden Probleme reduzieren. Damit erhöhen wir auch die Verkehrssicherheit für die Menschen die zu Fuß oder per Rad unterwegs sind.“ Der Ortsbeirat hatte diskutiert, ob der gesamte Bereich zwischen Doberaner-, Maßmann- und Ulmenstraße dauerhaft für Autos nur in einer Richtung befahrbar sein sollte. Erste Erfahrungen mit einer temporären Regelung in der Margaretenstraße waren durchweg positiv. Dort war aufgrund von Bauarbeiten eine Zeit lang nur Verkehr in
Felix Winter
eine Richtung erlaubt, ohne dass dies zu größeren Problemen bei der Erreichbarkeit geführt hat. „Der Vorschlag, aus diesen Erfahrungen eine dauerhafte Lösung zu entwickeln, ist zunächst nur eine Idee. Sie sollte aber möglichst zeitnah untersucht und geprüft werden“, so Felix Winter.
Möbelspende für längst fällige Renovierung
Strahlende Augen vor dem IKEA Einrichtungshaus in Schutow: Der schwedische Möbelhändler unterstützt den Charisma e.V. mit einer großzügigen Sachspende und übergibt Möbel im Wert von über 8.000 Euro. Seit 1992 engagiert sich der Rostocker Verein Charisma für Frauen und Familien, die im Laufe ihres Lebens in Notlagen geraten sind. Ein Projekt der ersten Stunde ist das betreute Wohnen für wohnungslose Frauen. Mit den Jahren ist die Einrichtung der Wohnungen abgewohnt und eine Renovierung ist nun dringend notwendig. „Ein Teil der Möbel ist noch aus den Anfangsjahren.“, berichtet Sophia Mieschke, Sozialarbeiterin des Charisma e.V. „Da wurde viel gestückelt und die Einrichtung passt teilweise gar nicht mehr zusammen.“
Maja Schult und Mira Füssel freuen sich Doch leider ist die Finanzierung solcher Projekte sehr schwierig. Alltägliche Kosten werden weitestgehend von einem klientenbezogenen Stundensatz abgedeckt, den das Sozialamt übernimmt. Sonderausgaben wie z.B. die Renovierung der Wohnungen müssen anderweitig organisiert werden. Umso mehr freut sich der Verein jetzt über die Unterstützung von IKEA Rostock: Das Möbelhaus spendet für die Neugestaltung der betreuten Wohnungen Möbel und Accessoires um es den in Not geratenen Klientinnen wieder etwas wohnlich zu machen. „Eine Spende dieser Größenordnung kommt auch bei uns nicht alle Tage vor“, so Jan Hackbarth, Einrichtungshauschef von IKEA Rostock. „Daher freuen wir uns besonders, dass wir den Charisma e.V. auch in dieser außergewöhnlichen Zeit bei einem so großen Projekt unterstützen können.“ Seit Beginn der Corona-Krise hat IKEA Rostock Möbel im Wert von rund 20.000 Euro an lokale und regionale Wohnprojekte gespendet. Sophia Mieschke strahlt: „Diese Spende ist für alle ein großer Zugewinn. So können wir es den Frauen ermöglichen unter einigermaßen normalen Umständen ihr Leben neu zu ordnen.“ Insgesamt betreut der Charisma e.V. 13 Klientinnen in 6 Wohnungen. Die Plätze werden im Schnitt zwischen 3 Monaten und 2 Jahren in Anspruch genommen, bevor die Frauen eine eigene Wohnung beziehen.
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digitales mv
WegWeiser zur gaStronoMie Als Kunde Restaurants der Region finden und als Gastronom digital noch präsenter werden. Um in der jetzigen erneuten Lockdown-Situation ein kostenloses Hilfsangebot zu bieten, hat das „Digitale MV“, Stabsstelle im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, den bestehenden Online-Marktplatz um eine neue Seite für gastronomische Angebote erweitert. In der Liste, die immer umfangreicher wird, finden sich alle relevanten Informationen von Kontakt bis Speisekarte – und es wird auf Abhol- und/oder Lieferservice hingewiesen. Auf einer Karte sind alle Standpunkte verzeichnet. Man kann zudem unter mehreren Kategorien suchen und so das passende Lokal finden. marktplatz.digitalesmv.de/gastronomie
Gastronomen aus MecklenburgVorpommern, die sich im „Schau fenster“ des Online-M arktplatzes von „Digitales MV“ unter der Web-Adresse marktplatz.digitalesmv.de/gastronomie vorstellen möchten, können sich jederzeit kosten- und problemlos dort eintragen. So sind sie auch über die Zeit der Coronapandemie hinaus im Internet noch präsenter. Also einfach die jetzt leider ruhige Zeit nutzen, digitaler zu werden! Gastronomen können über ein Kontaktformular unter anderem ihre Kontaktdaten, die Öffnungszeiten und ihre Speisekarte hochla den. Hilfe gibt es unter support@marktplatz. digitalesmv.de und unter Telefon 0385/20226220.
Der digitale Marktplatz in MV Online, aber regional einkaufen kann man im Shop der Marktplattform von „Digitales MV“. Der digitale Marktplatz wurde vom Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung entwickelt, um lokale Einzelhändler über eine landesweite Plattform sichtbar zu machen. Sie gibt einen Überblick, welcher Händler in unm ittelbarer Nähe welchen Service oder welches Produkt bietet. Gerade jetzt in der Zeit der Coronapandemie, aber auch darüber hinaus lautet das Motto dabei: online, aber regional einkaufen. Der digitale Marktplatz bietet jedoch noch wesentlich mehr als nur eine Schaufensterf unktion, zum Beispiel einen OnlineShop, in den die unterschiedlichsten regionalen Händler ihre Waren eingestellt haben. Das umfangreiche Spektrum reicht hier von Textilien über Handwerk bis zu Lebensmitteln. Der MV-Digitalisierungsminister Christian Pegel fasst es so zusam men: „Wir wollen Kunden und regionalen Händlern die Möglichkeit bieten, sich auf einem digitalen Marktplatz zu begegnen und ein unkompliziertes, regionales und digitales Einkaufserlebnis zu schaffen.“ shop.digitalesmv.de
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NA DENN MAN TAU! HORST KÖBBERT
ALLE TERMINE FÜR ROSTOCK UND UMGEBUNG
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magazin
Die Goldenen 1920er für eine kleine Gruppe an Menschen Lange Kleider, gegelte Haare, Charlston und die Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Kaum ein anderes Jahrzehnt hat einen goldeneren Anstrich bekommen als die 1920er Jahre in Deutschland. Doch was macht dieses Jahrzehnt so besonders. Wenn wir in den Geschichtsbüchern, Artikeln und Dokumentationen blättern, finden wir vor allem ein Schlagwort: Weltwirtschaftskrise. Diese hat die Welt und auch Deutschland nachhaltig geprägt. Doch dieser Zeitraum kam erst nach den Goldenen 20ern. Was beinhalten sie also wirklich? Die Comedian Harmonists in der Leipziger Inszenierung der Revue „Zwei Krawatten“, die am 26. Dezember 1929 im Leipziger Schauspielhaus Premiere hatte.
Deutschland und die Welt Wenn die Geschichte von den Goldenen 20ern spricht, sind eigentlich die Zeiten von 1924 bis 1929 gemeint. Die Jahre in denen die Reparationen des ersten Weltkrieges geregelt waren, die Menschen sich von den Schäden langsam erholten und es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung kam. Dieser sollte jedoch nicht lange anhalten. Es war wie ein kurzes Aufblitzen bevor alles gänzlich den Bach runter ging. „Der schwarze Donnerstag“ setzte dafür den Startpunkt. Am 24. Oktober 1929 ging er als spektakulärster Börsenkrach in die Geschichte ein und führte zu einer Hyperinflation und zur sogenannten Weltwirtschaftskrise und damit dem offiziellen Ende der Goldenen 1920er Jahre in Deutschland. Der Rest dürfte bekannt sein: Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht in der Republik, der zweite Weltkrieg bricht aus und Millionen Menschen verlieren ihr Leben. Doch gehen wir ein paar Jahre zurück. Nachdem der erste Weltkrieg (1914 – 1918) vorbei war und die deutsche Niederlage beschlossen, bekamen die demokratischen Parteien die Regierungsgewalt in
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Deutschland. Nach zweimaligen Ausruf der Republik entstand im Januar 1919 dann die Weimarer Republik, die erste deutsche parlamentarische Demokratie. Die Monarchie war nun Geschichte. Die alten Sonderrechte für den Adel und das Militär fielen weg. Doch bevor die Wirtschaft einen Aufschwung erleben sollte, zwangen die Siegermächte Großbritannien und Frankreich Deutschland durch den Versailler Vertrag in einen „Diktatfrieden“. Dies führte zur politischen Isolation des Landes und hohen Reparationszahlungen, die mit der Inflation im Jahr 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Der sogenannte Dawes-Plan sollte dies regeln, brachte das Land aber in starke Abhängigkeit zu den USA, was sich 1929 durch den Börsenkrach auch zeigte. Zunächst führte der Plan, durch die Amerikaner aufgestellt, aber zu einem Aufschwung, da die Schulden jetzt „überschaubar“ wurden. Die Goldenen 20er Jahre setzten ein. In dieser Zeit fand die Abkehr von konservativen Denkmustern statt und die Gesellschaft - vor allem auch die Frauen - wurden selbstbewusster. Ein markantes Zeichen dafür war
der sogenannte Bubikopf, der frech, kurz und freizügig war und bis heute gerne von den Frauen herausgeholt wird, wenn es um Selbstbestimmung geht. Frauen besaßen durch die Weimarer Republik nun Wahlrecht. Durch die Anonymität der Großstädte war es ihnen möglich neue Lebensmodelle auszuprobieren und ähnlich wie die Männer in sexueller Freizügigkeit zu leben. Die Schriftstellerin Vicki Baum („Menschen im Hotel“) beschrieb die „neue Frau“ als selbstbewusst und den Männern privat wie beruflich ebenbürtig. Frauen befreiten sich somit vom Korsett und Männer wie Frauen gaben sich der Kultur hin. „In der Kunst verbreitete sich die Neue Sachlichkeit. Die Filmindustrie gewann in den 1920er Jahren große Popularität und entwickelte sich zum Massenmedium. Die Zeit zwischen 1924 und 1929 war von einer Abkehr der kaiserlichen Tradition geprägt. Im Mittelpunkt stand nun ein – auch von der US-amerikanischen Kultur übernommener – freizügiger Lebensstil.“ (Quelle: Goldene Zwanziger Jahre – Geschichte kompakt (geschichte-abitur.de) ) Doch wie zeigte sich dieser? Es wurde getanzt. Die Tanzlokale waren Anlaufstelle für die Jugend und Menschen, die Lust auf Musik abseits von Operette und Oper hatten. Getanzt wurde der Shimmy und etwas zeitverzögert der Charlston. Josefine Baker brachte die Musik und den Tanz aus den USA nach Europa. Besonderes Aufsehen erlangten in dieser Zeit die Schlager der Comedian Harmonists. Die Herren präsentierten mit viel Witz der damaligen Zeit ihre A-Capella Titel unter anderem auch in dem neuen Massenmedium Radio. Bereits vier Millionen Haushalte hatten Ende der 1920er Jahre ein eigenes Gerät. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verschwand der Expressionismus und alles wurde gleich geschaltet. Die Comedian Harmonists lösten sich auf, um zu überleben. Drei der sechs Mitglieder waren jüdischer Abstammung und mussten in Deutschland mit Verfolgung und sogar Tod rechnen. Doch vorher genossen sie die Zeit im goldenen Berlin.
magazin Ein Fußballspiel auf der Wiese hinter dem Schweizerhaus in Brinkmansdorf (1927). In Rostock nix Neues Unweit von unserer heutigen Hauptstadt entfernt, traten in Rostock vielleicht nicht die Comedian Harmonists auf und warfen den Kaktus über das Geländer, aber auch in unserem Kreis tat sich ein bisschen was. Ähnlich wie in anderen Städten Deutschlands blühten bei uns in den 1920er Jahren Kunst und Kultur auf. Bereits 1919 gründete sich nach dem ersten Weltkrieg die Vereinigung der Rostocker Künstler (V.R.K.), welche bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten die Kunstszene wesentlich beeinflussen konnte. Aus der wirtschaftlichen Not heraus schlossen sich die Maler*innen und Bildhauer*innen von Ahrenshoop über Rostock bis Schwaan zusammen. Sie wollten nicht nur Landschaften zeigen, sondern auch einander unterstützen und wirtschaftlichen Mangel, Wohnungsnot und Existenzangst entgehen. Einer der bekanntesten Vertreter der V.R.K. war der Maler Egon Tschirsch, der maßgeblich an der Gründung beteiligt war. Tschirchs Entwicklung zu einem der gefragtesten Künstler Mecklenburgs war von Anerkennung und Neid gleichermaßen begleitet. „Vor offensichtlichem Selbstbewusstsein strotzend und nicht mehr auf die Künstler-Solidargemeinschaft angewiesen trat er 1924 aus der V.R.K. aus.“ (Quelle: vereinigung-rostocker-kuenstler.de) Ein Zeitungsartikel erzählt nach dem Austritt Tschirschs von einer Ausstellung der V.R.K. in Schwerin, in dem die Presse das Fehlen des ausgetretenen Künstlers deutlich kenntlich machte und sie als ein Pferd ohne Kopf bezeichnete. Der Künstler Wolf Bergenroth soll daraufhin besagtem Pressvertreter eines auf die Nase gegeben haben. Wie ihr seht eine heiße Zeit in unserer Hansestadt. Ansonsten tat sich nicht so viel im Sinne der Goldenen 20er. In Brinkmansdorf trat kurzzeitig der Fußballclub Concordia in Erscheinung, sogar mit eigenem Fußballplatz in der Nähe der heutige Kaufhalle. Doch das sportliche Engagement hielt nicht lange an. Der Platz wurde aufgeforstet und dadurch Teil des Stadtparks. Der Stadtteil um den Stadtpark herum wurde in dieser Zeit, bedingt durch die Wohnungsnot, ausgebaut und erhielt ähnlich wie in anderen Orten Deutschlands sogenannte Kriegsheimstätten. Sie sollten den heimgekehrten Soldaten des ersten Weltkrieges und deren Familien eine Unterkunft geben. In Brinkmansdorf wurden insgesamt fünf Doppelhäuser zu diesem Zweck auf der Feldmark in Cassebohm errichtet. Zu dem Haus erhielt jede Familie noch ein Stück Ackerland dazu. In seiner Entstehungsgeschichte war der Stadtteil ein echtes Produkt der Inflation in Deutschland. „Der Anfang der zwanziger Jahre entstandene Wohnkomplex lies noch jeden Komfort vermissen. Eine vorherige sanitärhygienische Erschließung der Baugelände erfolgte nicht. Es gab noch keine befestigten Wege, keine Straßenbeleuchtung, keine städtische Wasser- und Gasversorgung. In den ersten Jahren hatte jedes Haus seine Trockentoilette. Das Wasser wurde aus dem jeweils zum Haus
gehörenden Brunnen genommen. Ende der zwanziger Jahre erhielt Brinckmansdorf Gas und Wasser sowie eine primitive Straßenbeleuchtung. Auch die in dieser Zeit neu entstandenen Häuser ließen mehr Großzügigkeit und Bequemlichkeit erkennen.“ (Quelle: 100 Jahre Brinckmansdorf Geschichte und Geschichten eines Rostocker Ortsteils) Es waren die Jahre in denen Geld keinen großen Wert hatte und Kiloweise durch die Stadt getragen wurde. Zwei Tassen Kaffee kosteten 1923 14.000 Mark (Quelle: Spiegel.de) und das Geld verlor mehr und mehr an Wert. Die Kleinkriminalität soll nach Artikeln in dieser Zeit stark zugenommen haben. Es wurden Kartoffeläcker geplündert, Bäckereien gestürmt, Schaufenster eingeworfen. Nicht nur die Preise waren außer Kontrolle geraten, alle Werte schienen nun aus dem Gleichgewicht geworfen zu sein. Unter anderem in Berlin, Köln und Hamburg öffneten Tanzlokale oder Nacktbars, Kokain fand reißenden Absatz. Die Menschen vergnügten sich, als gäbe es kein Morgen. Es wurden sogar zum Teil eigene Geldscheine in Städten gedruckt. Ein Spuk der mit der Organisation der Reparationen – wenigstens im Verfall des Geldes - vorbei war. Doch trotzdem hinterließ dies in der Bevölkerung Spuren, die durch Zeitzeugen in die Welt getragen wurden. Und noch heute scheint die Angst vor einer drohenden Inflation den Deutschen wie keinem anderen Land im Nacken zu sitzen. Letztlich waren die Goldenen 1920er nur einer kleinen privilegierten Gruppe vorbehalten, die sich diese Zeit leisten konnte. In Rostock hingegen hatten eine Vielzahl der Menschen mit den grauen Seiten zu tun. Kleine Auszeiten boten dann im Winter die Rodelbahnen am Schweizerhaus und am Kartoffelberg. Beides direkt gelegen im Anziehungspunkt der Hansestadt in den
1920er Jahre: dem Stadtpark. Heute sind an den Abhängen kaum noch Möglichkeiten zum Rodeln, da alles mehr oder weniger verwildert ist und es bereits seit 1950 keinen Parkhüter mehr gibt, der sich um „alles“ kümmerte. Wie ihr seht hat alles irgendwann ein ein Ende. Mit dem Ende der Goldenen 1920er sollte aber ein Kapitel aufgeschlagen werden, das grauenvoller und beschämender nicht sein konnte. ANTJE BENDA
Wir bedanken uns bei Dr. Joachim Lehmann & Berthold Brinkmann. Sie waren so freundlich und haben uns die Inhalte und Bilder von Brinckmansdorf zur Verfügung gestellt. Mehr dazu: „100 Jahre Brinckmansdorf – Geschichte und Geschichten eines Rostocker Ortsteils“ (Verlag Redieck & Schade)
Die Amtliche Sportzeitung der Norddeutschen Spielvereinigung wurde in vier Ausgaben im Jahr 1925 veröffentlicht. Die Zeitschrift für 30 Pfennig ging danach in deutschen Arbeitersport auf.
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magazin
STERN.macht.PLATZ
neue dynamik in toitenwinkel 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie wenig passiert? Ein Irrtum, zumindest was den Sternplatz in Toitenwinkel angeht. War hier schon 2018 und 2019 eine neue Dynamik zu spüren, hat eine „wachsende Gemeinschaft von Engagierten“, wie sie sich selbst beschreibt, im vergangenen Jahr die Quartiersentwicklung in diesem jüngsten Rostocker Stadtteil ein weiteres großes Stück vorangebracht. Wer sich hinter diesen „Engagierten“ verbirgt, frage ich Ellen Fiedelmeier, eine der Gesichter dieser Bemühungen. Eine sehr bunt gemischte, kompetente Gruppe sei dies, berichtet sie mit sichtbarem Stolz: „Verschiedene soziale und kulturelle Organisationen, Unternehmen und Fachleute aus verschiedenen Teilen Rostocks, aber auch Unterstützer*innen aus ganz Deutschland.“
Z
u letzteren zählen auch so national renommierte Institutionen wie der vhw-Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., der das Projekt bereits seit dem Frühjahr 2020 wissenschaftlich begleitet und berät. Unter dem Slogan STERN.macht.PLATZ arbeiten die Stadtplaner und Sozialwissenschaftler gemeinsam mit den Rostocker Aktiven an einer Belebung dessen, was sie als Quartier Sternplatz in Toitenwinkel bezeichnen. Ganz fraglos aber sind Ellen Fiedelmeier und Maria Schulz, seit nunmehr drei Jahren als „Raumagen-
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tinnen im Quartier“ vor Ort, das Rückgrat des Prozesses. Gemeinsam mit zahlreichen Menschen aus dem Stadtteil, allen voran der nachbarschaftlich getragenen Sternplatzinitiative Toitenwinkel, belebten sie zunächst den seit Jahren leerstehenden ehemaligen Supermarkt auf dem Platz, um dann Anfang 2020 den Zukunftsladen am Rande der Fläche zu eröffnen. In ihm fanden in den vergangenen Monaten, trotz Corona, Arbeitstreffen, Ausstellungen und Veranstaltungen wie das Café Zukunft statt. Außerdem wurde dort mit viel Herzblut an einem Konzept ge-
arbeitet, das nun vorliegt. Es beschreibt, wie die Arbeit im Quartier in den kommenden Jahren aussehen sollte. Was man darin liest, lässt das Herz höher schlagen: Ein dynamisches Quartierszentrum soll entstehen, das Raum für Austausch und Begegnung bietet. In dem in Workshops und Tagungen ein Leitbild für eine neue Stadtteilplanungskultur entstehen soll, kooperativ und auf Augenhöhe. Man möchte Nutzungen ansiedeln, die den „Blick über den Tellerrand“ ins Quartier und die Stadt mitbringen – so unter anderem das
magazin
Schüler*innenforschungszentrum des Forschungsverbundes MV und eine feste Sendestation von Lohro 90.2. Der Lokalradiosender plant am Sternplatz nicht nur Radio-Shows zu stadtpolitischen Themen, sondern sieht sich auch als zukünftigern Ausrichter von Kooperationen mit den Toitenwinkler Schulen, von Workshops und Redaktionstreffen. „Was uns mit all dem vorschwebt, ist nicht mehr und nicht weniger als ein neuer Freiraum für Bildung, Kultur, Soziales und Wirtschaft“, fasst es Ellen Fiedelmeier zusammen: „Eine Bereicherung des Stadtteillebens, ein ‚Kulturmangelgebiets-Ende‘ - dank des Engagements der vielen hochmotivierten Menschen bereits in greifbare Nähe gerückt ist.“ Nicht nur die Gestaltung des Quartierzentrums, sondern auch die des öffentlichen Raumes sei geplant, erklärt sie. Man plant Aktionstage mit den Unternehmen des Stadtteils und der Region, Placemaking-Aktionen, eine Erprobung zeit-
weiliger Nutzungsformen. Durch sie können sich die Menschen Stück für Stück ihr Quartier aneignen und sich mit ihm auf neue Weise identifizieren. Weitere Projekte sollen in den nächsten Jahren folgen. Welche dies konkret sind, soll das gemeinschaftlich entwickelte Nutzungskonzept für das Quartierszentrum im Stadtteil zeigen. All dies ist keine Planung ins „Blaue“ hinein, sondern durch die Mitwirkung von Nachbarschaft, Stadtteilinstitutionen, Fachleute und Kommune gereift und qualifiziert. In den kommenden Wochen soll das Ergebnis des gemeinsam durchlaufenen Prozesses mit der Bewerbung um Fördermittel zu einem der landesweiten Modellprojekte erhoben werden. Das brächte dann weitere Unterstützung und auch erhebliches Renommee mit sich: für Toitenwinkel im Besonderen, aber auch für Rostock in Gänze. Die Stadt könnte sich selbst und anderen zeigen, dass sie der vor einigen
Monaten attestierten Krise namens „Segregation“, dem Auseinanderdriften der Stadtteile, aktiv entgegenarbeitet. Und das Potential hat, damit landesweit Schule zu machen. Denn die Schritte, die hier gegangen werden, sind Neuland. „Es geht ums Ausprobieren, Entdecken – auch um scheiterndürfen. Daraus werden wir und alle Beteiligten lernen. Lernen, was funktioniert und was eben auch nicht. Das gemeinsam zu reflektieren und auf andere Prozesse zu übertragen, gehört wesentlich dazu“, erklärt Ellen Fiedelmeier und meint damit gleichermaßen andere Stadtteile und auch ländliche Räume. Die Raumagentinnen profitieren ihrerseits viel von Erfahrungen und Expertise aus vergleichbaren Projekten an anderen Orten - und holen damit jeden Tag aufs Neue auch ein bisschen die Welt nach Toitenwinkel und an den Sternplatz. KRISTINA KOEBE
Termine vom Frauenbildungsnetz „Neu Durchstarten“ Wenn nicht jetzt, wann dann? Unsere Welt ist im ständigen Wandel – auch wenn wir manchmal das Gefühl haben festzustecken. Es braucht viel Mut sich genau dann neu zu orientieren. Noch größer ist die Herausforderung, wenn die letzte Veränderung lange her ist, man völlig überrascht vor einer neuen Situation steht oder das Gefühl hat, in seiner eigenen Entwicklung stillzustehen. Ein anfänglicher Tatendrang kann schnell verblassen – und genau das wollen wir verhindern! Einen Neuanfang zu wagen, darf Angst machen – doch soll sie uns nicht blockieren. Im Workshop betrachten wir, welche Herausforderungen es sind, die uns die Luft abschnüren. Wir erarbeiten Wege damit umzugehen und schauen uns die ersten Schritte deines Neustarts an. Der Workshop lebt vom Input der Dozentin und der Eigenaktivität der Teilnehmerinnen. Online Workshop · Fr, 12.03.2021 · 10 bis 15 Uhr Workshopleitung: Daniela Köth (www. personalentwicklung-koeth.de) · Teilnahmegebühr: 55€ · Anmeldung bis zum 08.03.2021 unter anmeldung@frauenbildungsnetz.de · die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt www.g3-mv.de
Ja zum Nein Raus aus der Ja-Sagerinnen-Falle Wir sagen zu selten NEIN. Häufig fehlt uns der Mut, klare Grenzen zu setzen. Auf sich selbst zu achten ist eine Basis, die im stressigen Alltag schnell verloren geht. Bist du eine Kollegin, der man gern noch mehr Aufgaben auf den Tisch legt? Gehörst du zu denen, die im Freundeskreis immer alles organisiert, weil sonst gar nichts passiert? Kommt Dir all das bekannt vor? Dann sag doch mal NEIN! Freundlich und höflich, aber bestimmt. Ohne schlechtes Gewissen NEIN zu sagen, kann eine Herausforderung sein. Um diese Gefühle steuern oder auch ablegen zu können, braucht es ein Bewusstsein für Erwartungen und Bedürfnisse. Im Workshop schauen wir, wozu du gern NEIN! sagen würdest, was dich daran hindert, wie du es lernen und vor allem umsetzen kannst. Wie, wozu, wann und zu wem? Mit etwas Zeit und bewussten Übungen kannst auch du Profi im NEIN sagen werden.
SAVE THE DATEs „Starke Frauen – Starkes MV“ Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Was sagen unsere MV-Frauen dazu? Wir werden es erfahren: Schalt dich dazu! Die Premiere des Spots wird zum Equal Pay Day, am 10. März 2021 von 17-18 Uhr im Livestream stattfinden. Den Link gibt es unter www.0381-magazin.de. „Starke Frauen – Starkes Rostock“ Die Premiere des Spots wird zum internationalen Frauentag, dem 8. März auf der Bühne am neuen Markt in Rostock stattfinden. Danach findet ihr den Link zum Film auch unter www.0381-magazin.de.
Online Workshop · Di, 23.03.2021 · 09 bis 12 Uhr Dozentin: Daniela Köth (www.personalentwicklung-koeth.de) · Teilnahmegebühr: 39€ · Anmeldung bis zum 16.03.2021 unter anmeldung@frauenbildungsnetz.de · die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt · www.g3-mv.de
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Schloss Kaarz am Sternberger Seenland (Foto: DOMUSImages)
Neues Leben in alten Häusern
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nsere norddeutsche Heimat östlich der Elbe ist seit der letzten Eiszeit von starken und dennoch gefälligen Naturlandschaften gezeichnet. In den letzten Jahrhunderten wurde diese warmherzige Landschaft zunehmend von Menschenhand geprägt. Aus vielen kleinen Siedlungen in Tälern und Fluss-Auen wurden Gutsdörfer. Verbindende Alleen wurden zwischen ihnen angelegt. Hecken gepflanzt, Kirchsteige zu lieblichen Pfaden gestaltet. Inmitten dieser Heimat zwischen Ostsee und Müritz sind 80 Prozent unserer Dörfer zwischen alten Hanse-, Ackerbau- und Landtags-Städten von den historischen Gutsanlagen geprägt. Und unabhängig davon, welche Bedeutung die ehemals herrschaftlichen Repräsentanzen für die Dorfgenetik heute noch haben, ihr Sog zieht viele an. Ihre Bedeutung reicht von lokaler Identitätsstiftung über die eines Motors für den ländlichen Tourismus bis hin zu Nachhaltigkeit und Begegnung mit Abstand in Zeiten der Pandemie. Wer bleibt unberührt von diesen architektonischen Perlen, von alten mecklenburgischen und pommerschen Adelsgeschichten, die über die letzten Jahrhunderte dieses Regionen zu entwickeln und fördern halfen. Neues Leben zieht in alte Gemäuer, um mit neuen und alten Bewohnern, modernen und traditionellen Ideen auch im einundzwanzigsten Jahrhundert zu Orten der Begegnung und Entwicklung zu werden.
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Ein Erbe, das die neuen Bundesländer östlich der Elbe gemeinsam prägt und weit über die Grenzen die Ostseeländer nach Norden und Osten entlang der Ostsee verbindet. Wandern, Radeln, Reiten Der Urlaub vor der eigenen Haustür wird in Verbindung mit den Guts- und Herrenhäusern
mindestens so spannend wie exotische Fernreisen. Der erfahrene Spezial-Reise-Anbieter Schwerin Plus hat im neuen Jahresprogramm gleich mehrere neue Perlen im Angebot. Lernen Sie die individuellen Nutzungskonzepte dreier Schlösser auf der PKW-Reise „Abenteuer Schlösser Hopping“ kennen. Die Reise führt von der Sternberger Seenlandschaft, in
Von Gutshaus zu Gutshaus reiten (Foto:TMV_Heß)
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Schlossgut Gorow bei Rostock (Foto: DOMUSImages) die Nähe der Barlachstadt Güstrow, bis vor die Tore der Hansestadt Rostock zum Schlossgut Gorow mit herausragendem Restaurant. Ganz neu dabei ist das frisch renovierte Barock-Schloss Vietgest, welches sich ab 2021 einen Namen als Kultur-Hotel machen wird sowie. Bei der Wander-Reise von Vorpommern in die Schweriner Seenplatte erleben die Gäste gleich vier verschiedene ehemalige Gutshäuser in neuer Pracht. Bei der Fahrrad-Tour um die Hansestadt Rostock werden drei Gutshäuser mit den Ostseebädern kombiniert, bei regionaler Küche stärken sich die radelnden Gäste. Wer sein Glück auf dem Rücken der Pferde sucht, reitet die Wander-Reit-Strecke von Gutshaus zu Gutshaus durch wunderschöne Feld- und Wiesen-Wege. Dabei zu entdecken gibt es Schloss Alt Sammit bei Krakow am See, Gut Gremmelin bei Güstrow, sowie Gut Dalwitz und Gutshaus Ehmkendorf bei Tessin. Save the dates Neben zahlreichen individuellen Terminen für Kunst und Kultur in den Guts- und Herrenhäusern, merken sie sich schon mal diese Termine. Das Kulturerbe der Gutshäuser wird am 19. und 20. Juni mit der MittsommerRemise gefeiert. Im Herbst findet sich Anfang Oktober moderne Kunst in alten Mauern zu Kunst HEUTE ein und der Schlösserherbst lockt Ende Oktober wieder mit buntem Kunst- und Kulturprogramm. Weitere Angebote unter www.urlaub-im-schloss.de E-Bike auf Schloss Kaarz (Foto: Stefan von Stengel)
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Freizeitaktivitäten für Familien sind im Corona Lockdown sehr limitiert. Die Nationalen Naturlandschaften Mecklenburg-Vorpommerns sind jedoch geöffnet und bieten gerade für Familien eine willkommene Möglichkeit zur Aktivität. Die Nationalen Naturlandschaften sind die Juwelen des Landes und gerade jetzt bietet sich hier eine einzigartige Winterkulisse.
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nsgesamt unterhält das Land Mecklenburg-Vorpommern 13 Nationale Naturlandschaf ten, dar unter drei Biosphärenreservate, drei Nationalparks und 7 Naturparks. Erst kürzlich wurde eine neue Homepage mit einer Übersicht zu allen Gebieten veröffentlicht. Unter www.naturmv.de findet man mit wenigen Klicks den nächsten Ausflugsort sowie einen informativen Überblick zu den Besonderheiten der Einrichtungen. Zu den Großschutzgebieten hinzu kommen die 272 kleineren Naturschutzgebiete, zu finden auf der Homepage des Umweltministeriums MV. Während Kinos, Spaßbäder und andere beliebte Ziele gerade geschlossen sind, bieten die Naturlandschaften viele Möglichkeiten, sich auch im Lockdown sicher auszutoben. Eine Warnung gibt es allerdings auch an die Besucher: Denken Sie aber trotz der Freude über die schöne Natur unbedingt an die Abstandsregeln. Die Naturparks bieten genügend Platz, um den Sicherheitsabstand einzuhalten. Dass die Menschen in MV die Gelegenheit schon jetzt rege nutzen, bestätigen die Parkverwaltungen. Auch gibt es Empfehlungen zu besonders schönen Wanderrouten. So empfiehlt der Müritz Nationalpark: „Ein schöner Weg im Winter ist der 6,5 km lange
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Rundweg „Rotes Eichhörnchen“ von Goldenbaum aus. Vom Parkplatz am Spielplatz geht es zur Steinmühle auf einem Weg zwischen Wiesen in den Buchenwald. Am Jugendwaldheim bietet sich eine Pause mit Blick über den Grünower See an. Zurück geht es steil bergauf zum Abzweig in das Tal des Godendorfer Mühlenbaches. Der Pfad schlängelt sich am Ufer des Mühlenteiches entlang. Hier ist gutes Schuhwerk empfehlenswert.“ Der Naturpark Mecklenburgische Schweiz gibt den Tipp: „Wer einen längeren Ausflug plant, dem sei die Gegend um Burg Schlitz empfohlen. Hier bestimmen sanfte, verschneite Hügel das Landschaftsbild. Alte Eichen recken ihre jetzt kahlen, knorrigen Äste in den Himmel. Der Schnee auf den Äckern und Wiesen lässt die Landschaft wie auf alten schwarz/weiß-Fotos wirken. Vom Röthelberg schweift der Blick weit über die Mecklenburgische Schweiz und den Malchiner See.“ Die Nationalpark-Idee Um besonders natürliche Landschaften zu bewahren, wurde bereits 1872 im amerikanischen Yellowstone-Gebiet der erste Nationalpark der Welt gegründet. Seitdem sind weltweit viele Nationalparks hinzugekommen, um die herausragenden Landschaften unseres Planeten vor menschlicher Übernutzung zu bewahren.
Die ersten gesetzlich geschützten Naturräume in Deutschland gibt es seit den 1920er Jahren. Der erste Nationalpark in Deutschland ist der Bayerische Wald. Er wurde 1970 gegründet. Der Mensch soll in Nationalparks die Natur erleben, sich erholen und bilden, soweit es die Schutzziele erlauben. Eine wirtschaftliche Nutzung ist auf kleine Teilbereiche beschränkt, wo nach traditionellen Wirtschaftsweisen eine umweltgerechte Landnutzung möglich ist. In Deutschland gibt es derzeit 16 Nationalparks. Mecklenburg-Vorpommern hat gleich drei: neben der Vorpommerschen Boddenlandschaft noch den Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen und den MüritzNationalpark. Naturpark Darß, Naturpark Boodenlandschaft, Ostsee-Naturpark, Naturschutzgebiet Darß ..., die Begriffswelt um den Nationalpark ist so vielfältig wie seine Natur. Auch Naturschutzgebiete und Naturparks sind Schutzkategorien, ganz eigene. Was einen Nationalpark von ihnen unterscheidet, ist der strenge Schutz, das Natur-Natur-Sein-Lassen auf großer Fläche. Naturschutzgebiete sind i. d. R. viel kleiner und Naturparks wie auch Biosphärenreservate vereinen oft mehrere streng geschütze Naturschutzgebiete und genutzte Kulturlanschaften drum herum.
Foto: K. Haase
Naturparks in MV
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Fotos: Henryk Janzen
nicht nur im winter schön
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bewusst leben
WILDES IMMUNSYSTEM
ERKÄLTUNGSKRÄUTER, NÄHRSTOFFREICHE WURZELN UND VITAMINE AUS DEM GARTEN
Wir möchten euch einige grüne Kraftpakete aus der Natur vorstellen, mit denen ihr euer Immunsystem stärken könnt. Und zwar nicht mit exotischen Pülverchen, sondern mit heimischen Superfoods, die ihr ganz einfach selber sammeln könnt. Früher wie heute helfen uns die heimischen Wildkräuter nämlich genau dann, wenn wir sie brauchen.
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ildkräuter wurden nie kultiviert und sind daher besonders robust und nährstoffreich. Sie enthalten noch viele wichtige Inhaltsstoffe, wie Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die aus unserem heutigen Kulturgemüse häufig zugunsten eines homogenen Geschmacks herausgezüchtet worden sind. Sehr nützlich in der erkältungsreichen Winterzeit. „Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund“ lautet ein alter Spruch, der viel Wahrheit in sich trägt. Geht es der Verdauung gut, verwerten wir die Nahrung besser und können mehr Nährstoffe aufnehmen. Außerdem ist ein Großteil der Abwehrzellen im Darm zuhause – nämlich rund 70 Prozent sind in den Darmwänden lokalisiert. Damit diese gute Arbeit leisten können, sind sie unter anderem von einer guten Darmflora abhängig. Gerät diese aus dem Gleichgewicht, wird die körpereigene Abwehr geschwächt und krankmachende Keime nehmen die Überhand. Bitterstoffe dienen hier als Stärkungsmittel, unterstützen unser Verdauungssystem und somit auch unser Immunsystem.
ECHTER THYMIAN ist eines der wichtigsten antiviralen pflanzlichen Heilmittel. Schon Hildegard von Bingen bekämpfte Husten und Atemnot mit Quendel – dem wilden Bruder des Thymians. Beide Pflanzen sind großartige Schleimlöser, wirken gegen Bakterien und Viren und lindern Schmerzen,
vor allem bei fiesen Hustenanfällen. Ideal ist eine Anwendung als Tee. Einfach 1,5 g Thymiankraut (etwa 2 frische Zweige) in 150 ml heißes Wasser geben und 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Wer eine intensivere Version ausprobieren möchte, kann den Tee länger ziehen lassen und dann gurgeln. Für ein wohlriechendes Erkältungsbad am Abend dürfen die Zweiglein auch mit im Badewasser schwimmen.
SALBEI ist eine der ältesten bekannten Heilpflanzen und schon der botanische Name Salvia officinalis („offizielle Heilung“) lässt die umfangreiche Heilwirkung erahnen. Seine über 60 Inhaltsstoffe kombinieren die heilenden Wirkungen von Rosmarin, Eukalyptus, Teebaumöl, Wermut und Thuja. Die Heilpflanze enthält jede Menge Vitamin C und B3. Außerdem wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Salbeitee mit Honig und Zitronensaft oder mit Honig und Apfelessig hilft super bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum (von der Zahnfleischentzündung bis zur Mandelentzündung). Während der Erkältungszeit trinken wir Salbeitee gerne vorbeugend: Er desinfiziert und unterstützt so die Abwehrkräfte. HAGEBUTTE ist mit 400 bis 1.500 mg auf 100 g eine der Vitamin-C-reichsten Pflanzen, die wir kennen. Da können Zitronen mit
ERKÄLTUNGSSTULLE
EIN ALTES TRADITIONELLES HAUSMITTEL BEI ERKÄLTUNGEN Ich erinnere mich noch gut daran, wenn früher in der Erkältungszeit mein Hals zwickte. Meine Großmutter setzte mir dann eine dicke Scheibe ihres frischgebackenen Brotes aus dem Ofen vor. Es war noch warm und duftete süßlich-herb nach Honig und Kräutern. Nach dem Schmaus war jedes Kratzen oder Hüsteln wie weggezaubert. Die Kombination auf dem Brot, das mir meine Oma oft servierte und ein altes traditionelles Hausmittel bei Erkältungen ist, besticht gleich mit drei natürlichen Antibiotika:
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1. Waldhonig sorgt mit seinen bis zu 200 Inhaltsstoffen für Linderung. Er beruhigt den Hustenreiz und lindert Halsschmerzen. 2. Knoblauch ist ebenfalls ein natürliches Antibiotikum. Das enthaltende Allicin weist keimtötende Eigenschaften auf, ohne die nützlichen Darmbakterien anzugreifen. 3. Thymian gehört zu einer der wichtigsten bekannten antiviralen Heilpflanzen. Das ätherische Öl – das sogenannte Thymol – hemmt das Wachstum von Viren und Bakterien. Lasst es euch schmecken! Annika von kruut
bewusst leben 53 g lange nicht mithalten! Was die Hagebutte so rot leuchten lässt, ist der sekundäre Pflanzenstoff Lycopin, dieser ist ein sehr starker Antioxidant. Außerdem enthält die rosa canina den Pflanzenstoff Galaktolipid, der nachweislich Entzündungen hemmt. Von September bis Dezember könnt ihr sie frisch sammeln, aktuell als Pulver benutzen. Achtet bitte unbedingt auf Rohkostqualität und die Herkunft.
LINDENBLÜTEN lassen euch ordentlich schwitzen. Dadurch bekommt ihr, wenn ihr eine normale Erkältung habt, die Viren schneller aus eurem System. Ideal ist ein Tee oder eine Schwitzkur. Dafür einen heißen Tee oder ein heißes Bad mit Lindenblüten zubereiten. 1 EL der Blüten mit heißem Wasser 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Von dem Tee 1 bis 2 Tassen trinken und zwar, wenn er noch sehr heiß ist. Dann wird geschwitzt! Mindestens 30 Minuten ins warme Bett einmummeln, anschließend den Körper gut trocknen, Bettwäsche wechseln und lange schlafen. Lindenblüten versprechen ruhige Träume und wirken außerdem entzündungshemmend. SPITZWEGERICH ist ein hervorragender Helfer bei Erkältungen. Die Schleimstoffe in den Blättern lindern außerdem schmerzenden Husten und Heiserkeit. Bewährt hat sich hier vor allem der SpitzwegerichSirup: Dafür einfach 10 gewaschene und abgetrocknete, dann klein geschnitte Blätter Spitzwegerich in ein abgekochtes Glas abwechselnd mit Bio-Honig aus der Region schichten. Noch einmal gut umrühren. Das Honigglas kommt für einen Monat an einen dunklen, kühlen Ort und sollte alle paar Tage geschüttelt werden. Nach vier Wochen werden die Kräuter mit einem Sieb abgeseiht und dein natürliches Hustenmittel steht für
den Notfall parat. Durch den Honig ist die Mischung auch extrem lange haltbar.
SANDDORN
– die Zitrone des Nordens ist ebenfalls eine super Vitamin-C-Bombe. Die Beere ist eines der wenigen pflanzlichen Lebensmittel, die auch Vitamin B12 enthalten. Schon eine handvoll Beeren am Tag deckt den Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen und zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe sorgen für einen ausgeglichenen Stoffwechsel. Sanddorn kann einfach ins Müsli gemischt werden, so schmeckt es überhaupt nicht sauer. Und wer nicht weiß, wo es Sanddorn zu kaufen gibt: Sanddorn macht sich sehr schön im Garten und kann für die tägliche Vitaminversorgung leicht kultiviert werden.
GUNDERMANN Das weitverbreitete Wildkraut ist ein idealer Entzündungshemmer und Schleimlöser. Sein zweiter Name „wilde Petersilie“ verrät, dass der Gundermann nicht nur heilen kann, sondern auch gut im Salat schmeckt. So könnt ihr Gundermann ganz einfach in euren Speiseplan integrieren. MÄDESÜSS ist die perfekte Erkältungspflanze mit leicht schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung. Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Mädesüßblüten. Diese enthalten eine Vorläufersubstanz der Salicylsäure. Ihr könnt das Kraut z.B. als Tinktur oder Tee nutzen. Weitere Wildkräuter, die dich mit ausreichend Nährstoffe versorgen, sind unter anderem: Vogelmiere, Franzosenkraut, Giersch, Knoblauchsrauke und Brennnessel. Die heimische Natur kann von unserem Körper besser verstoffwechselt werden als exotische Superfoods, da wir diese schon seit tausenden von Jahren gewöhnt sind. Viel Spaß beim „durchfuttern“ und bleibt gesund!
KRUUT
PLATTDEUTSCH FÜR KRAUT Kruut stellt Kräuterauszüge aus heimischen Superfoods nach einer jahrtausendealten Rezeptur her. Erfrischend, wild und einfach anwendbar: Schütteln, mit Wasser mischen und genießen. 100 % bio. Niemals erhitzt. HEIMISCHE SUPERFOODS Die Brennnessel enthält 6 mal mehr Calcium als eine vergleichbare Portion Milch, mehr Eisen als ein Rindersteak und 10 mal so viel Vitamin C wie eine Zitrone. Klingt nach einem gehypeten Superfood aus fernen Ländern? Wächst aber direkt vor unserer Haustür. NICHT-INDUSTRIELLE PRODUKTION Tinkturen bedürfen Erfahrung, Vorbeitung und langer Produktionszeit. Die nimmt sich kruut. Alle Produkte entstehen in echter Handarbeit in Kooperation mit einer Werkstatt für Menschen mit Assistenzbedarf in Berlin. WILDE WIESEN STATT MONOKULTUR Eine höhere Nachfrage nach Wildkräutern führt zu mehr wilden Feldern. So bekommen Landwirte eine Alternative zum Anbau von Monokulturen. Insekten und Vögel können sich wieder vermehren und finden Nahrung. Kruut ist mit all seinen Lieferanten per Du und weiß, wo welches Kraut wächst. Gleichzeitig wird das Wissen rund um Heilkräuter durch Veranstaltungen und in den sozialen Medien vermittelt. Frei nach dem Motto: Was man kennt, das schützt man.
ALTES WISSEN SCHAFGARBEN-WOHL-APERITIF
KÖSTLICHEN KRÄUTER-APERITIF SELBST HERSTELLEN 1. 3 bis 5 Stängel Schafgarbe (Blätter und Blüten) mit 0,7 l Wodka übergießen und 3 bis 5 Tage ziehen lassen. Je länger, desto kräftiger wird das bittere Aroma. Schafgarbe herausnehmen. 2. Gib 2 EL Kruut Wohl, 2 cl aromatisierten Wodka, 1 TL Zitronensaft in einen Tumbler (mind. 250 ml). Kurz umrühren,
Eiswürfel ins Glas geben und mit Mineralwasser auffüllen. Frische Schafgarbenblätter und eine dünne Scheibe Birne für extra Aroma hinzufügen. Alkoholfreie Variante: Wodka durch Quittensaft ersetzten. Alles frisch zubereiten. Rezept: www.ineslauber.com
Wer durch den Frost momentan nichts findet oder für den Winter nicht vorgesorgt hat, muss dank der Produkte von KRUUT trotzdem auf nichts verzichten. Und das Beste: Wir verlosen sogar 4 x 1 wildes Paket von KRUUT: (1) Die Kleinen + 500 ml Immun + 150 ml Bitter + Beutel (2) Die Kleinen + 500 ml Kraft + 150 ml Bitter + Beutel (3) Die Kleinen + 500 ml Ruhe + 150 ml Immun + Beutel (4) Die Kleinen + 500 ml Bitter + 150 ml Kraft + Beutel Schickt uns einfach eine Mail an gewinnspiel@0381-magazin.de. Betreff: KRUUT
MIT OXYMEL STÄRKTEN SICH SCHON DIE ALTEN GRIECHEN Oxymel [Oxy = Sauer; Mel = Honig] ist eine überlieferte Tinktur aus rohem Honig, naturtrübem Apfelessig und einer Auswahl heimischer Wildkräuter. Ein kraftvolles, alkoholfreies Elixier, das auch noch lecker schmeckt. Im alten Griechenland galt Oxymel jahrhundertelang als offizielles Heilmittel, in Russland war es der erste stärkende Trunk nach dem Aufstehen und bereits die römischen Legionäre nutzten das Elixier als isotonisches Getränk für unterwegs. Und auch Hildegard von Bingen hat die Rezeptur geschätzt. Kruut‘s Oxymel ist zu 100% bio, Rohkostqualität, wird handwerklich hergestellt und enthält keine Zusatzstoffe.
www.kruut.de
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bewusst leben
SMOOTHIE
OMEGA-3
AUS PFLANZLICHEM ALGENÖL
ZUTATEN • 1 TL grüner Tee • 2 Kiwi • 1 Banane
Die positiven Wirkungen von Omega 3 auf unseren Immunsystem werden seit über 30 Jahren in wissenschaftlichen Studien & Fachartikeln beschrieben. Sie reduzieren Entzündungen auf verschiedenen Wege, z.B. indem sie das Hormonsystem wieder ins Gleichgewicht bringen, den Stoffwechsel normalisieren und zusätzlich auch noch das Immunsystem stärken. Omega-3-Fettsäuren schützen das Herz, verbessern Blutfettwerte und dienen der Demenz- und ThrombosePrävention. Sie helfen beim Abnehmen, schützen die Augen, wirken positiv bei Schlafstörungenund können Konzentrationsprobleme wie auch andere ADHS-Symptome lindern. Unser Körper kann Omega3-Fettsäuren allerdings nicht selber herstellen, sondern muss sie über die Nahrung aufnehmen. Sie sind also lebensnotwendig und werden daher auch als essenzielle Fettsäuren bezeichnet. Das NORSAN Omega-3 Vegan ist ein zu 100 % veganes Algenöl. Es stellt die ideale Alternative zu bekannten Fischölen für Vegetarier und Veganer dar. Pro Tagesdosierung sind die empfohlenen 2.000 mg Omega-3-Fettsäuren und 609 mg EPA bzw. 1.158 mg DHA enthalten. Positiver Nebeneffekt jetzt im Winter: Die vom DGE empfohlene Tagesdosierung von 20µg Vitamin D3/800 IE ist ebenso in 1 Tl enthalten.
• 1 TL Zitronensaft • 1 EL NORSAN Öl
ZUBEREITUNG Tee in einen hohen Rührbecher geben. 200 ml Wasser aufkochen und etwas abgekühlt darüber gießen. Tee ca. 3 – 4 Minuten ziehen lassen, dann durch ein Sieb gießen und abkühlen lassen. Kiwis und Banane schälen, klein schneiden und zum Tee geben. Zitronensaft und NORSAN Öl dazu geben und verrühren. Mehr Informationen und alle Produkte findet ihr auf der Seite: www.norsan.de
Wir verlosen 5 x 1 Flasche „Omega-3 Vegan“. Schickt uns eine Mail an gewinnspiel@0381-magazin.de. Betreff: NORSAN
Promotion
ROSTOCKS PFLANZLICHE SEITE DANIEL‘S CAFÉ
Kröpeliner Str. 54 (im KTC) · 18055 Rostock · facebook.com/danielscaferostock
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Das Daniel´s ist ein kleines aber feines Café im KTC Rostock. Die herzhaft oder süß belegten Snacks werden täglich frisch und mit Liebe zubereitet. Schaut vorbei und genießt leckere Kaffeespezialitäten und ein krosses Ciabatta oder eine ebenso selbstgemachte Suppe zum Mittag. Liebhaber
GRÜNE KOMBÜSE
der vegane Küche kommen hier ebenso auf Ihre Kosten: Hier seien vor allem die „Veggie-“ und „Wilma“-Stulle sowie die Erbsen-CurrySuppe empfohlen. Yummi!
VEIS - EISCAFÉ & SNACKBAR
Grubenstraße 47 · 18055 Rostock · www.gruenekombuese.de
Fritz-Reuter-Straße 52 · 18057 Rostock · www.veis-eiscafe.de
DAS familienfreundliche Restaurant mit veganen Köstlichkeiten aus regionalen und ökologischen Zutaten! Saisonale, rohköstliche, gluten-, zucker- und sojafreie Gaumenfreuden der Extraklasse. Abwechslungsreiche Tagesgerichte, Suppen, Kuchen, Snacks – frisch, günstig und mit telefonischer Vorbestellung auch zum Mitnehmen. Hausgemachte Leckereien wie Xylitbonbons, Likör, Rohkostchips, Bratlingmischung, Cookies und Energiebällchen gibt es direkt am Tresen oder auch per Emailbestellung. ZUM MITNEHMEN: Ab dem 1. Dezember könnt ihr alle Speisen dienstags bis samstags von 11:30 bis 18:00 Uhr außer Haus genießen. Auch festliche Menüs und Caterings sind möglich. Gerne mit Vorbestellung unter der Tel.: (0381) 21 08 18 32. Die aktuelle Karte sowie ALLE INFOS ZUM VALENTINSTAG FINDET IHR ONLINE.
Das VEIS lockt mit heissen Waffeln und leckeren, handgemachten Eiskreationen in denen ganz viel Liebe, jedoch keine künstlichen Aromen, Farbstoffe oder Emulgatoren und auch keine tierischen Zutaten stecken. Und neu ist eine kleine, immer wechselnde Auswahl jetzt auch mit Kokosblütenzucker oder Dattelsüße. Also lasst euch überraschen und schlemmt euch mit gutem Gewissen in den Winter! UPDATE: Aktuell könnt ihr euch die Leckereien mittwochs bis sonntags von 13:30 bis 18 Uhr direkt vor Ort abholen.
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© www.norsan.de
KIWI-BANANEN-BREEZER
bewusst leben
GESUNDES UND SCHÖNES
AUS DER KLEINEN DROGERIE
Schwarzkümmelöl – ein Gewürz, das so vollgepackt ist mit heilend wirkenden Substanzen, dass Bakterien, Viren, Geschwüre, Diabetes, chronische Entzündungen und viele andere gesundheitliche Leiden keine Chance haben, in seiner Gegenwart zu überleben. Dieses wertvolle Öl der höchsten Güteklasse (extra Native) wurde kaltgepresst und stammt aus kontrolliert biologischem Anbau.
SCHWARZKÜMMELÖL
GEHEIMNISVOLLES ALLHEILMITTEL 100% naturreines BIO Schwarzkümmelöl aus Ägypten von Inntaler Naturprodukte.
Henna Plus ist eine halb synthetische, halb natürliche Haarfarbe und eine gute Alternative zu herkömmlichen Produkten. Die Farben sind einfach und schnell in der Anwendung und lassen sich untereinander problemlos mischen. Die dazu passenden Pflegeprodukte machen das Haar glänzend, seidenweich und einfach kämmbar.
Mit der phytoenergetischen Kraft und Wirkung von mehr als 100 Pflanzen versorgt WurzelKraft unseren Organismus mit allen wichtigen Nährund Vitalstoffen. Damit ist das Lebensmittel WurzelKraft der optimale Gesundheits- und Schönheits-„Booster“.
WURZELKRAFT
EINZIGARTIG UND OMNIMOLEKULAR Pflanzliches Würzgranulat aus Blütenpollen, Kräutern, Gemüse, Früchten, Gewürzen und Samen von P. Jentschura.
HAARPFLEGE
VON HENNAPLUS
Hennap Haarfarben bekommt ihr hier als Long Lasting oder Colour Hennaplus Cream. Für die passende Pflege stehen für euch Shampoos und spezielle Haar-Reparatur-Produkte für jeden Haartyp in der kleinen Drogerie bereit.
Diese und viele weitere Produkte sind hier erhältlich: Die kleine Drogerie · Doberaner Straße 108 · 18057 Rostock · anrufen und bestellen unter der Tel.: (0381) 201 68 15 · www.die-kleine-drogerie-rostock.de aktuelle Öffnungszeiten: Mo von 12-14 Uhr | Mi von 10-12 Uhr | Fr von 16-18 Uhr
VEGANE KOSMETIK DIE BESSERE ALTERNATIVE? Nicht nur beim Thema Ernährung kommen vegane Produkte mehr und mehr in die Diskussion, auch in vielen anderen Bereichen stellt sich die Frage, wie man umwelt- und tierfreundlich produzieren und konsumieren kann. Ein Thema ist die Kosmetik, bei der es viele vegane Alternativen gibt, doch sind diese wirklich besser? KEINE TIERISCHEN INHALTSSTOFFE ODER TIERVERSUCHE Vegane Kosmetik ist nicht nur frei von tierischen Fetten. Auch Inhaltsstoffe wie Bienenwachs, welches zwar nicht aus Tier gemacht wird, aber von Tieren produziert wird, darf nicht in Kosmetikprodukten enthalten sein, die mit „vegan“ gekennzeichnet wurden. Bei Milchsäure hingegen verhält es sich anders, da diese synthetisch hergestellt wird und somit auch in der veganen Sparte Verwendung findet. Einer der zentralen Argumente für die vegane Kosmetik ist jedoch das Verbot von Tierversuchen, denn wer einmal gesehen hat, was beispielsweise Cremes und Mascara mit einem Kaninchen machen und unter welchen Bedingungen die Tiere in Laboren gehalten werden, dem vergeht schnell die Freude an Kosmetika. Die genauen Inhaltsstoffe von veganer Kosmetik sind oftmals nicht genau vermerkt. Als Orientierungshilfe dienen da beispielsweise Siegel, die von veganen Gesellschaften vergeben werden, wie die „Vegane-Blume“ oder das „Cruelty-Free & Vegan“-Label der Tierschutz Organisation PETA. Beide zeichnen Produkte aus, die zu hundert Prozent frei von tierischen Substanzen sind. ES GEHT AUCH OHNE TIER Statt aus Hufen, Hörnern oder Federkielen gewonnenes Keratin lassen auch Mandelöl oder Sojaproteine in Shampoos das Haar glänzen. Anstelle von Bienenwachs wird pflanzliches Carnaubawachs in Lippenpflegestiften verwendet. Spezielle Ölmischungen in der Rezeptur von Wundschutzcremen ersetzen das Wollwachs Lanolin. Momentan noch etwas schwierig gestaltet sich die Herstellung intensiver Rottöne. Rote Beete oder Eisenoxid leuchten weniger als das nicht-vegane Karmin, welches
in Lippenstiften, Rouges und Foundations enthalten ist. DIE WIRKUNG Studien zufolge lässt sich weder sagen, dass vegane Kosmetik besser oder schlechter wirkt als herkömmliche Produkte. Es gibt eine ganze Reihe effektiver pflanzlicher Substanzen wie Wildrosenöl, welches das Bindegewebe stärkt und die Haut reinigt und regeneriert. Oder Aloe Vera, das zahlreiche Vitamine, Enzyme, Mineralien, Aminosäuren, ätherische Öle und die schmerzstillende Salicylsäure enthält und so zum wirksamen Mittel gegen Sonnenbrand und Hautreizungen wird. Konsumenten mit Allergien sollten beim Austesten von neuen veganen Produkten darauf achten, diese erst einmal an einer kleinen Stelle wie der Armbeuge zu testen. Was Umwelt und Natur angeht, kann vegane Kosmetik also durchaus eine sinnvolle Alternative bieten. Auch im Hinblick auf die Unterbindung von Tierversuchen, hat das Ganze positive Effekte. Probiert euch einfach mal aus. www.trendraider.de
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LEKTIONEN FÜR EIN RICHTIG GUTES LEBEN INTERVIEW MIT NONO KONOPKA
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ono, du bist zusammen mit deinem besten Freund Max völlig untrainiert 15.000 Kilometer von Berlin nach Peking geradelt, um auf diesem Weg Geld für einen Schulbau in Guatemala zu sammeln. Wie kommt man mit Anfang 20 auf so eine Idee? Wir beide waren im Rahmen unseres Studiums im Ausland - ich habe ein dreiviertel Jahr in Mexiko und Guatemala verbracht. Die Zeit dort hat mich insofern tief beeinflusst, als dass ich realisiert habe, wie privilegiert ich bin, wie selbstverständlich es ist, zur Schule und Uni gehen zu dürfen. Deswegen habe ich dort den Entschluss gefasst, die Dörfer in Guatemala irgendwie mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Zurück im letzten Semester habe ich mich dann gegen einen Job in einem internationalen Konzern entschieden, um stattdessen diese Reise zu machen. Ich hatte von einer Hilfsorganisation gelesen, die in genau diesen Gebieten in Guatemala aktiv ist und für die man mit verrückten Aktionen Spenden sammeln kann. Als ich dann mit Max zufällig ein YouTube-Video über eine Fahrradreise geschaut habe, kam uns die Idee eben dies für den Bau einer Schule in Guatemala zu tun. Wann kam nach der anfänglichen Euphorie zum ersten Mal die Angst vor der eigenen Courage? Für mich war vor allem die Zeit vor der eigentlichen Abreise schwierig. Viele Leute haben versucht uns zu überzeugen, die Reise lieber sein zu lassen, darunter auch enge Freunde. Das hat große Selbstzweifel ausgelöst. Am Abend vor der Abfahrt hatte ich sehr gemischte Gefühle. Von Vorfreude, bis Angst, Aufregung und Selbstzweifel war alles dabei. Neben vielen tollen Momenten auf der Reise gab es auch schwierige Situationen, wie z.B. in Bosnien. Was ist dort passiert und wie denkst du heute darüber? Am Abend hat ein Braunbär unser Zelt am
NONO KONOPKA Lektionen für ein richtig gutes Leben
Kommt nach so einem Erlebnis nicht die Frage auf, ob man die Reise nicht doch lieber abbrechen sollte? Wir sind bei -28 Grad Celsius auf über 2000 Meter Höhe durch die Hochgebirge der Türkei gefahren. Oben am Berg angekommen, mussten wir unsere Räder durch einen kilometerlangen Tunnel ohne Seitenstreifen und Beleuchtung schieben. Das war für mich der herausforderndste Moment der gesamten Reise und in meinem Kopf kam immer wieder die Frage auf: „Warum tue ich mir das an?“ Gerade in solchen Situationen hat es mir sehr geholfen, dass wir mit dem Ziel eine Schule zu bauen der Reise einen Sinn gegeben hatten. Wir haben dann in schwierigen Zeiten wie zum Beispiel beim Fahren durch den Winter immer sehr viele motivierende Nachrichten von Menschen aus aller Welt bekommen. Wie hast du dich gefühlt, als du nach deiner Reise zusammen mit Max die Schule in Guatemala eröffnen durftest, die ihr durch die Reise finanziert habt? Gibt es einem Moment, der dir dabei besonders in Erinnerung geblieben ist? Die Eröffnung der Schule in Guatemala war definitiv einer der schönsten und emotionalsten Momente meines Lebens. Vorher war es oft schwer greifbar für mich, wofür ich gerade eigentlich in die Pedale trete, aber als ich dort vor Ort die vielen Kinder gesehen habe, wurde es sehr deutlich. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die „Tradition der Träume“, die wir begleiten durften. Hierfür haben alle Kinder aufgemalt was sie träumen einmal zu werden und diese Bilder wurden dann in eine große Holzkiste gepackt. Wir haben den Kindern dabei geholfen, dann gemeinsam ein Loch gebuddelt, und die Kiste dort vergraben, wo am nächsten Tag das Fundament für die neue Schule gebaut wurde.
In deinem Buch verbindest du die Erkenntnisse deiner Reise mit 12 Lektionen, die zu einem „richtig guten Leben“ beitragen. Sind all diese Erkenntnisse in deinen Augen gleich wichtig, oder erachtest du eine als ganz besonders wichtig? An den beiden Schulen in Guatemala hängt jeweils ein Schild mit einer Widmung auf der steht: „Denjenigen gewidmet, die sich für ihre Träume anstatt für ihre Komfortzone entscheiden.“ Das ist für mich die wichtigste Lektion, wenn man über ein richtig gutes Leben spricht. Denn wer dies haben möchte, wird sich kontinuierlich weiterentwickeln und wachsen müssen, und das wiederum bedeutet Dinge zu tun, die nicht nur komfortabel sind.
„ICH DENKE, DASS ES WICHTIG IST, VIEL AUSZUPROBIEREN UND DINGE ZU TUN, DIE MAN NOCH NIE GETAN HAT, UM DADURCH NEUES ÜBER SICH SELBST ZU LERNEN, DAS MAN VIELLEICHT NOCH NICHT GEWUSST HAT.“ NONO KONOPKA Was rätst du Menschen, die in einer ähnlichen Situation feststecken wie du vor deinem Aufbruch, aber nicht die Möglichkeiten haben, sich eine Auszeit zu nehmen oder eine Reise zu machen. Was können sie im Alltag tun? Ich glaube in keinem Fall, dass man eine Reise machen muss, um herauszufinden was man eigentlich machen will und wohin der eigene Weg gehen soll. All die einzelnen Lektionen, die ich von der Reise mitgebracht habe, lassen sich im Alltag ebenso gut anwenden. Ich denke, dass es wichtig ist, viel auszuprobieren und Dinge zu tun, die man noch nie getan hat, um dadurch Sachen über einen selbst zu lernen, die man noch nicht gewusst hat. Das können kleine Sachen sein wie eine neue Sportart ausprobieren oder auch große Sachen wie eben mit dem Fahrrad, um die Welt zu fahren. Und die allerletzte Frage: Wer sollte dein Buch unbedingt lesen? Jeder Mensch, der sich danach sehnt, ein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben oder der manchmal so ein schwer zu erklärendes Gefühl hat, dass das doch noch nicht alles sein kann. Ich denke, es hilft vor allem Leuten, die viel Veränderung durchleben oder in eine neue Lebensphase übertreten (wie zum Beispiel eben Studienabsolventen) dabei motiviert und inspiriert zu werden, selbst herauszufinden was sie machen wollen, worin sie gut sind, und was sie glücklich machen würde.
© Kailash Verlag
Paperback, Klappenbrosch. 240 Seiten | 13,5x21,5 cm Kailash Verlag Erscheinungstermin: 1. März 2021
Waldrand neben der Straße gefunden und hat sich direkt vor dem Eingang durch unsere Essensvorräte gewühlt. Danach hat er das Zelt beschnüffelt, es ein paar Mal umkreist, und ist dann im Dunkeln verschwunden. Wir waren ziemlich geschockt und sind erst nach ein paar Minuten nur mit unseren Schlafsäcken über den Schultern zur Straße gerannt, wo wir die Nacht über gewartet haben, bis wir am Morgen zurück zu unserem Zelt gegangen sind. Rückblickend hat diese mit Abstand gefährlichste Situation der gesamten Reise bei mir dazu geführt, dass ich nun noch viel eher Risiken eingehe und neue Dinge probiere. In meinem Kopf ist immer, dass ich bereits einen solche Fehler gemacht hatte, dass ich einen wilden Bären vor dem Zelt hatte, und trotzdem immer noch hier bin. „Was soll im Vergleich dazu also schon passieren, wenn ich zu Hause mal meine Komfortzone verlasse und etwas neues wage?“
bewusst leben
YOGA FÜR ZUHAUSE Yoga wirkt ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele. Die physischen Übungen verbessern die Beweglichkeit, Muskulatur wird aufgebaut und Verspannungen können gelindert werden. Auf mentaler Ebene hilft Yoga auch in
stressigen und unsicheren Zeiten gelassen zu bleiben. Viele Stresssymptome können gelindert werden und selbst Gewohnheiten wie z.B. ungesundes Essverhalten kann durch die Achtsamkeitspraxis positiv beeinflusst
werden. Durch regelmäßige s Yoga kann eine entspanntere, gesündere Lebensweise auch außerhalb der Yogapraxis gelernt werden. Deshalb kommen jetzt zwei tolle Übungen für zu Hause von Anika Leititis-Jung, Kiana Yoga:
KÖRPERHALTUNG VERBESSERN Durch das lange Sitzen am PC neigen viele Menschen zum Rundrücken. Gerade jetzt, wo verstärkt von zu Hause aus gearbeitet wird und keine rückengerechte Umgebung vorgefunden wird. Diese einfache Übung dehnt die komplette Körpervorderseite und hilft den sogenannten „Tex Neck“ (das nach vorne schieben des Kopfes durch häufiges schauen auf das Smartphone) entgegenzuwirken. ANLEITUNG: Setz dich auf das vordere Drittel deines Stuhles, stelle deine Füße hüftbreit vor dir auf. Verschränke deine Hände hinter deinem Kopf. Die Ellbogen ziehen nach hinten. Dehne die Vorderseite deines Oberkörpers, indem du dich nach hinten lehnst. Wiederhole diese Übungen so oft und solange wie es dir angenehm erscheint. w w w.kiana-yoga-rostock.de
GEMEINSAM FLIEGEN Schule zu Hause ist eine wirkliche Herausforderung. Zwischen Zoommeeting und Arbeitsblättern ist eine Yogaübung daher eine willkommene Abwechslung. ANLEITUNG: Der größere Mensch liegt auf dem Boden und balanciert den Kleineren auf den Füßen. Dabei die Hände greifen und schweben lassen. Lachen, wackeln und gute Laune sind natürlich willkommen.
ZU VIEL STRESS SCHWÄCHT
DAS IMMUNSYSTEM
© Bild: citalliance/123rf/Barmenia
Psychisch belastende Situationen gibt es immer wieder - und sie sind kurzfristig sogar sinnvoll. Denn der Körper setzt in Stresssituationen Cortisol frei, das Entzündungen hemmt und uns in Alarmzustand versetzt. Gesund sind solche Phasen nur, wenn sie nicht zu lang anhalten und das Herunterfahren funktioniert. „Wer zu viel Stress hat, schwächt sein Immunsystem und ist nicht nur für Virusinfektionen anfälliger, sondern für alle Arten von Krankheiten“, weiß Dr. Thomas Wöhler, Gesellschaftsarzt der Barmenia Versicherungen. Wer permanent unter Stress steht oder in schwierigen Zeiten viel Angst hat, sollte dagegen etwas unternehmen. Hilfreich sind
bereits kleine Auszeiten vom Alltag. Dazu tragen einfache Entspannungsübungen bei. Ganz oben auf der Liste steht Meditation, aber auch andere Achtsamkeitsübungen wie Yoga oder Qigong lassen sich zu Hause einfach praktizieren. Die Besinnung auf sich selbst und das bewusste Ausblenden reduzieren Stress sehr deutlich. Eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit und ein geschärftes Urteilsvermögen sind angenehme Nebeneffekte. Ebenso wichtig für die Gesundheit ist ausreichend Schlaf. Studien haben gezeigt: Wer nur sechs Stunden oder weniger schläft, bekommt viermal häufiger eine Erkältung als ausgeschlafene Probanden. Mindestens sieben Stunden Nachtruhe sollten es schon sein, damit das Immunsystem sich regenerieren kann.
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bewusst leben
FRÜHJAHRSGEFÜHLE
SO VERFLIEGT DIE FRÜHJAHRSMÜDIGKEIT GANZ SCHNELL Es müsste eigentlich umgekehrt sein: Nach dem Winter erwacht die Natur langsam zu neuem Leben, doch wir Menschen würden den ganzen Tag am liebsten die Augen schließen und schlafen. Jahr für Jahr überkommt uns die Frühjahrsmüdigkeit und wer ihr nachgibt wird noch träger. Dabei kann man einiges dagegen tun, um die Mattheit in Frühlingsgefühle zu verwandeln. RAUS IN DIE NATUR Ideal sind beispielsweise Spaziergänge oder Sport an der frischen Frühlingsluft. Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Natur erwärmen ist der beste Zeitpunkt die eigenen vier Wände zu verlassen und mit Schwung neue Energie zu tanken. Bewegung regt den Kreislauf an, fördert die Durchblutung und versorgt den Körper mit Sauerstoff. Gleichzeitig senkt Sonnenlicht den Melatonin-Spiegel und regt die Vitamin-D Produktion des Körpers an. Dem „Sonnenvitamin“ wird eine positive Wirkung auf die Psyche nachgesagt, was ebenfalls hilft, der Trägheit zu entfliehen. ENERGIESPENDENDE WOHLFÜHLMOMENTE Anstatt die Müdigkeit gnadenlos mit viel Kaffee und Koffein zu bekämpfen, um dann nach kurzer Zeit in ein noch tieferes Loch zu fallen, lohnt sich eine Tasse Tee als gute Alternative. Auch Tee enthält Koffein und sorgt für erhöhte Wachheit, jedoch sanfter, langanhaltender und angenehmer. Mit der richtigen Sorte ist Tee zudem eine kleine Aromatherapie, die Glücksgefühle und neue Motivation schenken kann.
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DAS GEHEIMNIS UNBEGRENZTER LEBENSENERGIE
Natalia Panne, Tee-Expertin von www.tea-exclusive.de empfiehlt Weißen Tee: „Die feine Süße des Weißen Tees lässt das Erwachen der Natur förmlich schmecken, weckt neue Frühlingsgefühle und sorgt für energiespendende Wohlfühlmomente.“ TEE-EMPFEHLUNGEN SILVER NEEDLE, WEISSER TEE, BIO Feinster chinesischer Yin Zhen Silver Needle mit herrlich erfrischend-lieblichem Geschmack weckt der Bio-Tee Frühlingsgefühle im Nu. EVERYDAY BOOST, WELLNESS TEE, BIO Dieser exotisch angehauchte, natürliche Energydrink sorgt für die nötige Power, wenn es darum geht, genussvoll neue Kraft zu tanken.
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LEICHT UND VITAMINREICH Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist im Frühjahr generell ein gutes Rezept gegen die Abgeschlagenheit. Nach den deftigen Gerichten des Winters sehnt sich der Körper nach einer leichteren Kost mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Daher sollte viel frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Auf diese Weise kann der Körper seine Depots wieder auffüllen und neue Kraft tanken. www.tea-exclusive.de
Die Mitochondrien – die in unseren Körperzellen verborgenen, faszinierenden Kraftwerke – verarbeiten das „Brennmaterial“, das aus der Nahrung gewonnen wird. Die Arbeit der Mitochondrien ist die Grundvorrausetzung, durch die unsere Körperfunktionen überhaupt erst stattfinden können. Gleichzeitig scheinen die Mitochondrien feinstoffliche Energien und Lichtenergie zu verarbeiten und in direkter Wechselwirkung mit allen Energieformen in und um uns zu stehen. Dieses Grundlagenwerk bietet ein vielschichtiges Wissen über die Funktionsweise und Bedeutung der Mitochondrien, die Optimierung unseres Energiestoffwechsels und die Gewinnung natürlicher Vitalität. Für die Folgen von Energiemangel werden neben der Diagnostik praxiserprobte Therapiemöglichkeiten erklärt und wirksame Wege zur Steuerung und Erhöhung unseres Energielevels aufgezeigt. In diesem Buch erfahrt ihr, wie ihr eure Mitochondrien stärken könnt, damit ihr mit einem Optimum an Energie gesund, vital und selbstbestimmt leben könnt.
Dr. Joe Dispenza widmet sich der Geschichte und Physiologie des Placebo-Effekts und stellt die entscheidende Frage: Ist es möglich, die Prinzipien des Placebos zu vermitteln und ohne Zuhilfenahme einer äußeren Substanz dieselben inneren Veränderungen zu bewirken? In seinen Workshops lehrt der Neurowissenschaftler und Chiropraktiker ein Modell persönlicher Transformation sowie praktische Anwendungen des Placebo-Effekts. Die wissenschaftlich nachweisbaren Heilungen, die sich dort ereignen, zeigen: Ja, das vermeintlich Unmögliche ist schlicht und ergreifend möglich!
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Tierisch was los im Zoo Rostock! Nachwuchs bei den Zwergflusspferden Liebe Leserinnen und Leser, ein kleiner Orang-Utan im Winter, gleich zwei süße Gorillas im Frühjahr, ein kleiner Jaguar im Sommer und schließlich ein MiniZwergflusspferd im Herbst – wenn das Jahr 2020 auch einige Herausforderungen für den Zoo und seine Besucherinnen und Besucher bereithielt, konnten wir uns jedoch über zahlreiche niedliche Tierkinder freuen. Wie bei den Gorillas, gab es auch bei den Zwergflusspferden erstmalig Nachwuchs. Immer in Mamas Nähe Im Jahr 2015 zogen Nimba, die im Jahr 2013 in Frankreich geboren wurde und Onong, der 2014 im Zoo Zürich zur Welt kam, nach Ros-
tock. Am 24. Oktober 2020 wurden die beiden nun zum ersten Mal Eltern. Das Jungtier, das bei der Geburt schätzungsweise 5 Kilogramm wog, entwickelt sich nach wie vor prächtig. Immer wieder sind Mutter und Tochter auch gemeinsam im Wasser zu sehen. Nach rund 15 Tagen kosten die Jungtiere bereits feste Nahrung, auch wenn sie bis zu sechs Monate lang gesäugt werden. So zeigt auch unser kleines Weibchen schon Interesse am Futter seiner Mutter. Ihre Aufgabe als Neumama meisterte Nimba vom ersten Tag an mit Bravour. Während die Zwergflusspferde ihre Jungtiere in der Natur in der Regel ablegen und nur zum Säugen aufsuchen, lässt Nimba ihre Tochter nur selten allein und fordert sie
durch Anstupsen mit der Nase hin und wieder zum Aufstehen oder mit Ruflauten dazu auf, ihr zu folgen. Ruft die Kleine wiederum nach Mama, reagiert diese sofort. Gefährdete Einzelgänger Wie in der Natur ebenfalls üblich, sind die Väter nicht an der Aufzucht der Jungtiere beteiligt. Im Zoo Rostock wagt Onong hin und wieder einen Blick über die Absperrung. Zur Verteidigung ihres Babys setzt Nimba dann auf Scheinangriffe. Zwergflusspferde, die ihre Heimat im westlichen Afrika haben und hier in Sümpfen und Flussläufen im Regenwald leben, sind hoch bedroht. Zur Aufrechterhaltung einer stabilen Zoopopulation gibt es deshalb auch für die Zwergflusspferde ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. Weltweit gibt es 145 Zoos, in denen insgesamt 417 Zwergflusspferde gehalten werden. In der Natur leben nur noch wenige Tausend Zwergflusspferde. Der Grund der starken Gefährdung liegt wie so häufig im Verlust ihres Lebensraums. Wir hoffen sehr, dass Sie der kleinen Taya, Nimba und Onong schon bald wieder einen Besuch abstatten können. Wir freuen uns auf Sie! Herzliche Grüße,
Foto: Zoo Rostock/Kloock
Ihr Udo Nagel
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Wir verlosen 2x2 KinderFreikarten für den Zoo. 03 Einfach E-Mail mit dem Kennwort ZOO an gewinnspiel@0381-magazin.de.
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familie
DIE WELT DER GORGEL
REZEPT
FRÜHSTÜCKNESTER MIT SPINAT FANTASIEVOLLES BILDERBUCH
© Mrs. Sporty
ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN: • 750 g frischer Spinat • • 1 weiße Zwiebel • • 1 Knoblauchzehe •
2 EL Rapsöl Salz, Pfeffer, Muskatnuss 4 Eier
ZUBEREITUNG: Backofen auf 180° Umluft vorheizen. Spinat gründlich waschen und gut abtropfen lassen. Zwiebel und Knoblauch schälen und in feine Würfel schneiden. Knoblauch kann auch gepresst werden. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebel und Knoblauch darin glasig anbraten. Den Spinat schrittweise hinzugeben und ihn bei mittlerer Hitze garen und einfallen lassen. Wundere dich nicht, Spinat schrumpft ziemlich zusammen. Würze den Spinat mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Anschließend in eine Schüssel geben, abkühlen lassen, damit er mit den Händen weiterverarbeitet werden kann. Teile den Spinat nun in 4 gleichgroße Teile, forme ihn zu Kugeln und drücke diese auf ein Backpapier. Forme in der Mitte des Spinatnests eine Vertiefung und schlage jeweils ein Ei rein. Backe die Nester für 15-20 Minuten im Backofen bei 180° Umluft. Sie sind fertig, wenn das Eiweiß komplett gar ist.
Die Gorgel wohnen auf einer Insel, gut versteckt in ihren Höhlen unter der Erde. Sie suchen in den Dü nen nach Brombeeren und Gorgelbeeren, während die Gorgelkinder am Strand spielen. Jede Nacht geht der kleine Gorgel Bobba in die Schule. Dort lernt er alles über die Natur und die geheimen, magischen Kräfte der Gorgel, über Menschenkinder und die gefährlichen Scheußlinge, die die Kinder in den kü hlen Monaten mit Fieber und Erkältungen infizieren. Als Bobba groß und stark und schnell genug ist, bekommt er ein Foto des Menschenkinds, über das er wachen soll: ein Junge mit Locken … Melle! Und Bobba geht auf Reisen, bereit fü r sein erstes Abenteuer! Jubeldibambam! Die Welt der Gorgel Jochem Myjer | Illustriert von Rick de Haas | Übersetzt von Rolf Erdorf Verlag Freies Geistesleben | ab 4 Jahren
Mrs.Sporty Club Doberaner Str. 114-116 · 18057 Rostock · www.mrssporty.de
DIE DIGEDAGS UND RITTER RUNKEL
AUF ABENTEUERLICHER SCHATZSUCHE IM ORIENT Auf der Suche nach Digedag, ihrem verschollenen Gefährten, begegnen Dig und Dag dem Ritter Runkel von Rübenstein als dieser gerade von einem Elchbullen aufs Geweih genommen wird. Sie bringen den arg lädierten Ritter zu seiner Burg, und er ernennt sie zu seinen Knappen. Runkel will in den Orient, um nach dem von einem seiner Vorfahren vergrabenen Schatz zu suchen. Unterwegs möchte er Heldentaten vollbringen, um reich und berühmt nach seiner Rückkehr Adelaide von Möhrenfeld zu freien. Da auch die Spur von Digegag in den Orient führt, beschließen die beiden, ihn zu begleiten, noch nicht ahnend, worauf sie sich einlassen. Denn Runkel hat ein großes Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen, aus
denen sie ihm immer wieder heraushelfen müssen. Am Ende Ihrer Reise liefern sie ihren tollpatschigen Schützling Runkel wieder auf seiner Burg ab und feiern Wiedersehen mit ihrem alten Gefährten Digedag. Eine spannende Schilderung historischer Ereignisse im Orient des ausgehenden 13. Jahrhunderts bildet in diesen 10 Bänden den Hintergrund der Erlebnisse von Dig, Dag und Ritter Runkel.
Wir verlosen 1 x alle 10 Bände der RITTER-RUNKEL-SERIE (10 Bände, Hefte 90 – 151) von den Digedags. Schickt uns einfach eine Mail an gewinnspiel@0381-magazin.de. Betreff: DIGEDAG
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© www.digedags.de | www.tessloff.com
In 10 Bänden wird von den Erlebnissen der Digedags mit dem streitsüchtigen, stets prahlenden aber dennoch sympathischen Ritter Runkel, der in allen Lebenslagen einen passende Ritterregel parat hat und ständig in Schwierigkeiten steckt, erzählt.
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SPIEL, SPASS UND SÜSSE LECKEREIEN
HIER KEHRT SCHON DER FRÜHLING EIN
TRU & NELLE
KINDHEITSFREUNDSCHAFT Monroeville, Alabama ist der letzte Ort, an dem Tru leben möchte. Der immer piekfein angezogene Junge sehnt sich nach seinem aufregenden Leben in New Orleans. Bis er Nelle trifft, die ganz anders ist als alle anderen an diesem Ort, und die auch Bücher liebt – besonders Krimis, genau wie Tru. Auch sie möchte einmal einen richtigen Fall lösen … G. Neri schreibt einen heiteren, atmosphärisch dichten Roman über Truman Capote und Nelle Harper Lee, wie sie sich in frühen Jahren in einem der Südstaaten Amerikas kennenlernten und miteinander auf der Suche nach einem zu lösenden Kriminalfall waren. Buch des Monats Juni 2020 der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur sowie auf der Liste der besten 7 Bücher im Juni 2020 des Deutschlandfunks. Tru & Nelle G. Neri | Übersetzt von Sylvia Bieker, Henriette Zeltner Verlag Freies Geistesleben | ab 9 Jahren | Auch als eBook erhältlich
Im Dorfladen vom Stall.dich.ein bekommt ihr nun bereits schon seit November tolle Spezialitäten aus der Region. Aktuell findet ihr hier zudem noch kreative und leckere Produkte zum Frühlingsbeginn. Vom Saatgut, über BioBubbles bis hin zum Osterhasen als Bienenwachskerze: Die Tische sind von den Inhabern Jule und Sascha liebevoll dekoriert worden. Oder habt ihr Lust auf Malspaß mit Finger- oder Eierfarbe? Appetit auf süßen Honig? Worauf auch immer euch gerade der Sinn steht, schaut gerne einfach mal in Poppendorf vorbei. Pssst: Sofern wieder erlaubt, wird es hier auch einen Kurs geben, bei dem ihr mit sorbischer Wachsmaltechnik Eier verzieren könnt. Stall.dich.ein Stallcafé – Dorfladen – Veranstaltungen – Kreativräume Dorfstraße 43 · 18184 Poppendorf · Tel. (0174) 750 69 62 www.stalldichein.de
FUN FOOD
DER OBST-/GEMÜSE-TRICK „Ich mag mein Gemüse nicht!“: Viele kennen dieses Dilemma zu Tisch, diesen Kampf das doch so leckere und gesunde Gemüse in das Kind zu bekommen. Damit das Essen aber nicht zum Zwang wird, gibt es ganz legale Tricks. Smoothie, Gemüsepuffer, püriert in die Tomatensoße oder den Kartoffelbrei geschmuggelt, klein geschnitten und unter Käse versteckt – hier kann man kreativ werden. Experten haben zudem herausgefunden, dass Kinder doppelt so viel Obst und Gemüse essen, wenn es ausgefallene und lustige Namen hat. Inspirationen findet ihr bei den Helden aus Büchern und Fernsehen eurer Kinder. Ab sofort kommen also am besten Superfaust-Brokkoli, Röntgenblick-Karotten, Raketen-Böhnchen, rote Kugelraumschiffe (Tomaten), coole grüne Schleimmonster (Spinat) oder Galaxy-Trauben auf den Tisch.
TATATUCKS REISE ZUM KRISTALLBERG
EINE GESCHICHTE VON ZWERGEN UND KOBOLDEN Es war einmal ein kleiner Wurzelzwerg mit Namen Tatatuck. Er war viel allein und fand wenig Kameradschaft mit anderen Zwergen, denn er war scheu. Lange Zeit hatte er im Frühjahr und Sommer unter dem Erdboden Wurzel gezupft, dass die Pflanzen und Bäume gut wachsen konnten. Nun war der Herbst gekommen, und es gab weniger Arbeit. Tatatuck fragte den Wurzelmeister: Darf ich einen Wandertag machen und ein bisschen durch die Erdhöhlen gehen? „Wenn sich der ängstliche Wurzelzupferzwerg (eine Schöpfung, die
dem Erzähler Streit schon bei ungezählten Kindern und Erwachsenen jubelnde Resonanz eingebracht hat) tatsächlich über die sieben Koboldsberge zum Kristallberg durchgekämpft hat und mit dem schönsten Stein für seinen König zurückkehrt, dann ist ein gefahrvolles Stückchen Abenteuer so gut ausgegangen, wie es das jedes Kind von fünf, sechs Jahren an gern hat.“ Klaus Seehafer, Stuttgarter Zeitung Tatatucks Reise zum Kristallberg Jakob Streit Illustriert von Christiane Lesch Verlag Freies Geistesleben ab 6 Jahren
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gastro
eiszeit ist heisszeit D
er Winter hat kürzlich ja schon kurz gezeigt, dass es ihn noch gibt. Und wenn es in den nächsten Wochen wieder knackig kalt wird, dann ist natürlich auch in unseren Breiten noch einmal Glühweinzeit. Beim Glühwein handelt es sich nach amtlicher Verordnung um ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk mit einem Mindestalkoholgehalt von 7 Prozent. In der Regel wird Glühwein mit Zimt, Nelken, Anis und Zitrusschalen gewürzt. Ein Schuss Zitronen- und/oder Orangensaft macht die ganze Sache rund. Viele Erzeuger schwören natürlich auf ihre speziellen Rezepte mit „Geheimzutaten“. Neben den roten Klassikern erfreuen sich heute auch die glühenden Weißen einer immer größer werdenden Beliebtheit. Seinen Ursprung hat der Glühwein wohl tatsächlich in Deutschland. Denn 1956 wurde in Augsburg der Kellermeister Rudolf Kunzmann mit einem Bußgeldbescheid belegt, nach diesem er er mit seinem gewürzten, gezuckerten und in Flaschen gefüllten Glüh-
wein gegen das deutsche Weinrecht verstieß. Später wurde das Weinrecht geändert und der Glühwein, wie wir ihn heute kennen, wurde legalisiert. Die Vorfahren unserer heutigen Glühweine sind vermutlich Gewürzweine, welche schon in der Antike mit diversen Gewürzen aufgehübscht wurden und dann in der Regel allerdings kalt genossen wurden. In Rostock waren Gewürzweine unter dem Namen Klaret besonders bei Kaufmannsschaft und Ratsherren im Mittelalter beliebt. Eine besondere Empfehlung sind die Winzerglühweine von deutschen Erzeugern, welche ihre eigenen Qualitäten als Grundweine nutzen. Diese Winzerglühweine heben sich durch ihre Qualität erheblich von den sehr günstigen und süßen Massen-Glühweinen aus industrieller Produktion ab. Bei billigem Glühweinen versucht man oft, Mängel der verwendeten Grundweine durch eine extreme Süßung zu kaschieren. Viel Spaß macht es auch, sich einen anständigen deutschen Grundwein zu besorgen
und dann Glühwein nach eigenem Gusto zu kreieren. Unten haben wir ein Rezept für klassischen Glühwein – wohl bekomm's! Frank Schollenberger
klassischer glühwein 8 Kardamomkapseln // 10 Nelken // 10 Pimentkörner // 1 Tl Koriandersaat // 4 Sternanis // 1 Tl Anissaat // 1 l Rotwein trocken // 3-4 Orangenscheiben // 1 Stange Zimt // Zucker
zubereitung Kardmomkapseln mit der breiten Seite eines großen Messers aufdrücken. Kardamom, Nelken, Piment, Sternanis, Zimtstange, Koriander und Anissaat in einen Teebeutel oder in ein kleines Teesieb geben. Rotwein und 500 ml Wasser mit den Gewürzen zugedeckt aufkochen. Inzwischen die Orange heiß abwaschen, trocknen und in 1 Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Zum Wein geben und zugedeckt bei mittlerer Hitze 15 Minuten ziehen lassen. Zum Schluss den Glühwein nach Belieben mit Zucker abschmecken.
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sport
eishockey in rostock
eine rückschau Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts herrschte allgemeine Aufbruchstimmung: der Mond war durch die amerikanischen Apollo-Missionen erobert, die Beatles und Elvis feierten auf der ganzen Welt gigantische Erfolge und in Rostock wurde eine Eishalle gebaut. Mit diesem Beschluss trug man der Tatsache Rechnung, dass im nördlichsten Bezirk der DDR richtig gut Eishockey gespielt wurde.
D
ie Puckjäger standen schon einige Jahre für Empor Rostock auf den Kufen und erreichten mehrmals hintereinander die Play offs um die nationale Meisterschaft, wobei man zwar zu Hause gegen die Favoriten aus Berlin, Crimmitschau und Weißwasser mithalten konnte und auch Spiele gewann, aber bei den Auswärtspartien meist chancenlos war. So wurden mit mehreren 4. Plätzen mehr als nur achtbare Resultate eingefahren. Von Funktionärsebene war man neugierig geworden, zumal das Rostocker Eishockey-Projekt in der ganzen DDR für Aufmerksamkeit sorgte und auch von den Medien mir großem Interesse begleitet wurde. Nun wollte man es also wissen und beschloss, die Trainingsbedingungen für die Eishockeyspieler zu verbessern, in dem man eine richtige Eishalle baute, wo man unabhängig vom Wetter trainieren konnte. Ob eine Eishockey-Halle die DDR-Meisterschaft in den Nordbezirk bringen würde? Wolfgang Wünsche, der seit fünf Jahrzehnten den Eishockeysport mitprägt, erinnert sich gut an diese Zeit: „Wir hatten eine richtig gute Mannschaft. Die Mischung aus jungen und einigen erfahrenen Spielern war sehr erfolgreich. Einige unserer Spieler wurden regelmäßig zur Nationalmannschaft eingeladen. Mit der neuen Eishalle wäre es wohl möglich gewesen, den sportlichen Abstand zu den Meisterschaftsfavoriten zu verringern.“ Doch dann kam es ganz anders! Im Herbst 1970 waren die meisten DDR-Eishockey-Teams zur Saisonvorbereitung unterwegs. Trainingslager und internationale Vergleiche im sozialistischen Ausland und in Finnland gehörten
damals dazu. Die Eishockey-Truppe von Empor Rostock fuhr am 12. September 1970 nach Riga, wo man zum Einweihungsturnier der dortigen neuen Eishalle eingeladen war. Als sie einige Tage später zurückkamen, konnten sich die Eishockeyspieler einen neuen Sport suchen. Ernsthaft! Was war passiert? Die höchste Spielklasse im DDR-Eishockey war eine runde Sache, bei der acht Teams mitmachten und der Dynamo-Klub aus Berlin oder Weißwasser die Meisterschaft holte. Trotz einer gewissen Absehbarkeit erfreute dich der Sport recht großer Beliebtheit, was man auch daran erkennt, dass das FreiluftEisstadion am Barnstorfer Wald auch bei Winterwind und –wetter regelmäßig voll war. International Erfolge zu erreichen war schwer, da bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen mit den USA, Kanada, der CSSR, Schweden und Finnland fünf klassische Eishockeyländer an den Start gingen, gegen die andere Nationalteams einfach chancenlos waren. So war der 5. Platz bei einer Weltmeisterschaft oder bei Olympia schon unrealistisch – und Medaillen gab es für ihn auch nicht. Deshalb beschlossen verschiedene DDR-Führungsgremien, die bevorstehende Saison 1970/71 abzusagen und alle Eishockey-Teams, außer die Dynamos aus Berlin und Weißwasser, aufzulösen. Dieser unglaubliche Vorgang traf Wolfgang Wünsche, genau wie alle anderen Spieler und Fans in der DDR völlig unvorbereitet: „Wir kamen mit dem Nachtzug von unserer Riga-Reise zurück. Am Bahnhof erwartete uns aber überraschenderweise kein einziger Funktionär. Nur unsere Frauen waren gekommen und teilten uns mit, dass das Eis-
hockeyteam aufgelöst worden sei, was ihnen natürlich keiner glaubte und als schlechter Scherz abgetan wurde.“ Doch dies erwies sich als Irrtum. Für den nächsten Nachmittag erhielten alle Spieler eine Einladung, in der sie zur Abschlussveranstaltung mit dazugehöriger Ehrung gebeten wurden. Hier wurde ihnen der Politbürobeschluss über die Einstellung der Förderung des Eishockeysports eröffnet. Da keine Medaillen bei internationalen Meisterschaften zu erwarten waren, sollten die freiwerdenden Eiskapazitäten den ambitionierteren Eiskunstund –schnellläufern zugute kommen. Lediglich das Abtrainieren unter sportärztlicher Aufsicht wurde den Spielern noch gestattet. „Wir waren fassungslos,“ erinnert sich Wünsche, „die Funktionäre verließen die Veranstaltung nach dem offiziellen Teil umgehen, denn wir waren natürlich alle zutiefst frustriert und wütend. Einige Spieler gaben sich dann zur Bewältigung des Frusts die Kante, andere fuhren einfach nach Hause.“ Da keiner wusste, ob und wie es weitergehen würde, Wünsche aber gerüchtehalber erfahren hatte, dass Helme, Schläger und Trikots ins Ausland verkauft werden sollten, wurde das Ausrüstungslager noch in der selben Nacht von „unbekannten Tätern“ heimgesucht, die hunderte Schläger, Helme und Schlittschuhe „entwendeten“. „Die Ausrüstungen versteckte ich in meiner Garage in Lichtenhagen Dorf, von der offenbar niemand wusste, denn trotz großem Ärger und intensiven Verhören bei Polizei und Stasi wurden die Sachen nicht gefunden. Das Thema wurde in der DDR offiziell totgeschwiegen, doch Spieler und Fans waren natürlich entsetzt und bekamen Zuspruch von unerwarteter Seite. Der sowjetische Verband protestierte sehr energisch gegen den Beschluss der DDR-Gremien, doch auch dies war zwecklos. Da es jedoch weiterhin aus sportpolitischen Gründen eine DDR-Nationalmannschaft gab, beschloss man auf sowjetischer Seite, zur Strafe für die Sportfeindlichkeit der Funktionäre nicht mehr in offiziellen Länderspielen gegen die DDR zu spielen, was übrigens auch zehn Jahre lang eingehalten wurde. Die Eishalle wurde 1972 eingeweiht.
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mein block marco bertram (hrsg)
kaperfahrten
mit der kogge durch stürmische see (1988/89 – 2019/20)
Das neue Hansa-Rostock-Buch von turus-Autor Marco Bertram ist da: „Kaperfahrten – mit der Kogge durch stürmische See“: 03. Juni 1989. Unvergessen! Mit 5.000 Mann nach Ost-Berlin! Qualifikation für den UEFA-Cup! Ostrava! Und weiter ging's! Die berühmte Schnippelsuppe in Erfurt, das Gezapfte im „Zum Tender“ in Lichtenberg, das gezogene Material in Dresden, die Trapo als „Karajane des Fußballs“ auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Und dann die Wende! Wüste Zeiten und ein grandioser Meistertitel! Qualifikation für die erste Bundesliga – und der Eintracht am Ende den Titel vermasselt. 0381 sprach mit dem Autor. 0381-MAGAZIN: Anfang Dezember 2020 kam der beeindruckende Wälzer „Kaperfahrten Mit der Kogge durch stürmische See“ aus der Druckerei. Wie kam es dazu und was erwartet die Leser? Marco: Die Idee, mich an einen blau-weißroten Wälzer zu wagen, hatte ich bereits geraume Zeit im Hinterkopf. Anfangs schwebte mir ein Hansa-Buch vor, das die vergangenen dreißig Jahre – sprich von 1990 bis 2020 – thematisiert. Jedoch wurde schnell klar, dass auch die Vorwendezeit und die Zeit des Mauerfalls und des Umbruchs mit hinein müssen. Die Qualifikation für den UEFA-Cup, die Fahrt nach Ostrava, ein wenig DDR-Fußballalltag. Ich hätte theoretisch gleich bis 1980 zurückgehen können, doch hätte dies den Rahmen komplett gesprengt. Bereits jetzt musste das Buch von den geplanten 400 Seiten auf über 512 Seiten erweitert werden, und am Ende hatte ich an zahlreichen Stellen die Qual der Wahl. Das Buch schrieb sich teils von selbst. Während des Arbeitsvorgangs ergaben sich immer mehr Möglichkeiten und Optionen. Plötzlich waren auch ‚Chelsea‘ und Baldi mit im Boot, und mit einem Mal stellte sich heraus, dass Aumi bei dem einen oder anderen Schlüsselspiel war. Wichtig war mir, dass der Blick sowohl auf das Fangeschehen, als auch auf das Sportliche gerichtet ist. So wird beispielsweise jede Saison mit einer Statistik-Seite abgeschlossen. 0381-MAGAZIN: Wer sitzt in diesem Buchprojekt alles mit im Boot? Marco: Bereits von Beginn an stand fest, dass unsere turus-Autoren/-innen Anika, Mia, Karsten, Philipp und Michael mit von der Partie sind. Auch für die Texte von Heiko Neubert gab es sofort grünes Licht. Von ihm fand ich ein paar sensationelle Zeilen in seinen alten Fankogge-Heften. Schnell ins Gespräch kam ich auch mit Klischi, der mir bereits vorher einige alte Fotos zugeschickt hatte. Wir trafen uns mal in Bremen, und wenig später sprach er mir ein paar geniale Anekdoten aufs Band. Ähnlich war es mit Aumi. Plötzlich durfte ich die aufgesprochenen Berichte aus Essen, Sandhausen, Ingolstadt und Hamburg St. Pauli abtippen. Ich kam auch mit den Keilis in Stralsund ins Gespräch, die zahlreiche Fotos beisteuerten und
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die eine oder andere Lücke schließen konnten. Am Ende ‚betraten‘ auch NB-Frank und Baldi das Boot und gaben mir in Leipzig an einer Tankstelle ein starkes Interview, welches das Buch hervorragend abrundet und quasi Lust auf mehr macht. Mir war es wichtig, die meisten Leute auch persönlich zu treffen. Mit ‚Chelsea‘ saß ich in Rostock in einem Park, mit VS-Martin schnackte ich auf dem Marktplatz von Stralsund. Kurzum: An diesem Buchprojekt mit dem genialen Grafiker monatelang zu arbeiten, war einfach grandios! 0381-MAGAZIN: Wie kam es dazu, dass du als geborener Ost-Berliner dich dem F.C. Hansa mehr und mehr verbunden fühlst? Marco: In den frühen 1990ern war der F.C. Hansa für mich noch die große Unbekannte. Am 2. Mai 1992 stand ich im Kölner Müngersdorfer Stadion das erste Mal mit den Hansa-Fans in der Gästekurve. Zudem gab es damals erste Berührungspunkte auswärts in Leverkusen und bei Hertha. Als Hansa im Berliner Olympiastadion vor knapp 60.000 Zuschauern im Oktober 1995 gegen Eintracht Frankfurt gespielt hatte, rollten beim Ausgleich zum 1:1 die Tränen über meine Wangen. Vor Freude. Vor Rührung. Ich war schlichtweg überwältigt. Allerdings sollte es noch ein paar Jahre dauern, bis ich dem Verein wirklich näher kam. Nach meiner fußballerischen Auszeit (Stichwort Segelprojekt) zur Jahrtausendwende – näherte ich mich im neuen Jahrtausend nach und nach wieder dem Fußball. Richtig Fahrt nahm das Ganze auf, als 2008 unsere Fußballrubrik auf turus.net eingerichtet wurde. Ich lernte fortan unglaublich viel dazu, schaute stets über den Tellerrand und lernte Zusammenhänge verstehen. Mir wurde immer klarer, dass ich mich dem Norden – sprich Mecklenburg-Vorpommern – sehr hingezogen fühle. Das war bereits als Kind und Jugendlicher der Fall, doch war mir das damals gar nicht soooo bewusst. Emotional kam ich nun über die Jahre immer mehr zu Hause an. Mir wurde irgendwann klar: Ein Verein kommt zu einem. Nicht andersherum. Wenn eine heimliche Liebe stetig wächst, muss man sich diese eingestehen und irgendwann sich auch zu dieser öffentlich bekennen. Dass beide Söhne – vor allem der
Größere, der ja inzwischen zehn Jahre alt ist – voll zu Hansa Rostock stehen, macht mich glücklich. Sie spüren den besonderen Spirit, der von diesem Verein und der einzigartigen Fanszene ausgeht. Mit dem größeren Sohn hatte ich bereits einmalige Fußballsausen – vor allem mit den Amateuren des F.C. Hansa. Auswärts in Frankfurt Oder, Brandenburg Süd und Stendal – sensationell! Als er zudem beim Heimspiel der Profis im Ostseestadion gegen den MSV Duisburg beim Blick auf die Südtribüne vor Freude die Tränen fließen ließ, war ich der glücklichste Papa der Welt.
Der Autor · 1973 in Ost-Berlin geboren · begeistert sich seit frühester Kindheit für das Schreiben, Sport und das Reisen · 1991 bis 1994 Ausbildung zum Elektroniker in Leverkusen, wurde in jener Zeit vom Fußballfiber gepackt · 1995 bis 2000 Segelprojekt Berlin-Sydney · Sommer 2003: Fußmarsch entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze · seit 2004 als freiberuflicher Fotojournalist und Autor tätig · 2005 bis 2009 Ausarbeitung des Iron Cur tain Trails von Ostsee bis Schwarzes Meer · betreibt seit 2008 mit Karsten Höft das Onlinemagazin turus.net · bisher erschienen u.a.: „Zwischen den Welten“, „Fackeln – Konflikte – Emotionen“, „F.C. Hansa Fußballfibel“, „Fußballheimat Mecklenburg-Vorpommern“, „Kaperfahr ten - Mit der Kogge durch stürmische See“
mein block Textpassagen aus dem Buch Leipziger Hauptbahnhof als Konzertsaal: Trapo – die Dirigenten mit dem Schlagstock (Erinnerungen von Heiko Neubert und Freunden) […] Mitropa. Leipzig Hauptviel Alkohol im Spiel. Man bahnhof. Aktuell ist dort möge die geschmacklosen, ein Starbucks drin, aber ascheglutlöchergetränkman sieht noch alte vergilbten Tischdecken nicht verte Gardinen und Vorhänge gessen, die den einfachen im abgesperrten Bereich. Tischen den passenden Uralte Kronleuchter, LautRahmen gaben. Unvergessprecher aus Reichsbahnsen sei auch der beißende zeiten, ein Parkettboden, Gestank, der aus den der früher durchdrungen Urinalen in verschiedene war von Schweiß, Blut, Bereiche der Haupthalle Kotze und billigem Bier. Im und auch in die Mitropa Geiste hört man noch die kroch. Schlachtgesänge der verGanze Nächte hatten schiedenen Fußballfans dort Fußballfans verbracht, und spürt die stickige Luft um im Morgengrauen den aus Karo und Schweinejunächsten Anschlusszug Das Buch kann man direkt beim wel. Kurzum: Es ist einfach zu nehmen. Die dortige Herausgeber und Autor Marco schön hier … Bockwurst war legendär, Bertram unter kaperfahrten@ Kürzlich stieg Heiko nach Mitternacht gab es turus.net oder in der Weinhandam Leipziger Hauptbahnallerdings nur noch „gelbe lung Schollenberger kaufen. hof um, schwelgte in Brause“ – für 90 Pfennige Erinnerungen und ließ das Glas. seine Freunde online dran Neben der einstigen teilhaben. Diese ergänzten den Beitrag mit Mitropa hatten sich die beiden Haupttreppen eigenen Erinnerungsbruchstücken. Lückenlos eingebrannt. Wie oft ertönten auf diesen das wird wohl kaum ein Fußballfan die Erinne- bierseelige „Auswärtssieg!“ und das „Hanrung zum Besten geben können, denn dafür sa!“?! Die brachialen Rufe der Angetrunkenen war damals Ende der 1980er Jahre einfach zu hallten in der schallintensiven Bahnhofshalle.
Michael ergänzte die Erinnerungen: „Die Stimmgewalt, die den Westflügel des Leipziger Hauptbahnhof zu einem Konzertsaal für Fußballfans machte – unvergessen! Genauso wie der Versuch der Magdeburger Freunde, meine mühsame ersparte Schärpe vom Leib zu ruppen. Ein älterer Sportskamerad aus Halle kam mir zur Hilfe und hängte sich dazwischen. Ja, der Leipziger Hauptbahnhof birgt DDR-Fußball-Geschichte.“ Mit folgenden Worten wurde kürzlich alles auf den Punkt gebracht: „Der Leipziger Hauptbahnhof als Konzertsaal, die Mitropa war dann quasi der ‚Schlachter‘. Und die Trapos waren mit ihren Schlagstöcken die Dirigenten. Sozusagen die Karajane des DDRFußballs.“ Zur Erklärung: Die „Trapo“ war zu DDR-Zeiten die Transportpolizei, die auf dem Gelände und in den Zügen der Deutschen Reichsbahn (DR) für Ordnung, Überwachung und Sicherheit zuständig war. Sie gehörte zu den „bewaffneten Organen“ der Deutschen Demokratischen Republik, und nicht immer war mit ihr gut Kirschen essen. Der Gummiknüppel – mitunter auch „Schwarzwurzel“ genannt – saß mitunter locker im Halfter, und der eine oder andere Fußballfan kann ein Liedchen von der Trapo trällern. […]
Megaparty im Ostseestadion:: Hansa Rostock schlägt den VfB Stuttgart! (18. August 2018) (von Anika) […] Erst eine Viertelstunde vor Schluss bekommt Hansa wieder ein paar Spielanteile und kann hin und wieder mal einen Ball in die Stuttgarter Hälfte bringen. Leider fehlt inzwischen die Kraft, um die Bälle sicher an den Mann zu bringen und die Konter gefährlich auszuspielen. Stuttgart wirkt mittlerweile allerdings echt genervt und du spürst, dass das Spiel wieder zu kippen droht, dass hier heute tatsächlich die Sensation möglich ist. Jeder Ball nach vorne, jede offensive Aktion wird vom Publikum dankbar angenommen und lässt die Stimmung noch einmal aufkochen. Die Mannschaft ist körperlich am Limit angekommen und die Unterstützungen von den Rängen gefragt, um die allerletzten Reserven freizusetzen. Das weißt du, das weiß jeder im Stadion und jeder gibt nochmal alles für die Mannschaft, für den Verein. Die Stimmung geht mittlerweile nicht mehr nur von der Süd aus, auch von den anderen Seiten kommen Gesänge und schwappen durch das Stadion. Nur noch ein paar Minuten durchhalten, dann ist es geschafft. Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Cebio Soukou setzt sich auf rechts durch und leitet den Ball weiter auf Willi Evseev. Dieser bekommt nach einem missglückten Flankenversuch die zweite Chance, spielt Soukou an, der mittlerweile am Elfmeterpunkt lauert und den Ball nach links auf den freistehenden
Mirnes Pepic weiterleitet. Pepic nimmt den Ball volley und setzt ihn in die rechte Ecke am Torwart vorbei ins Tor. Und dann explodiert das Stadion. Du schreist alle Energie heraus, die du noch in dir hast, schüttelst jeden, den du zu fassen bekommst, verdrückst eine Träne und bist komplett außer dir. Es ist ein Augenblick purer Ekstase, kollektiven Ausrastens,
reiner Freude. Überall bilden sich Trauben von Menschen, die sich in den Armen liegen, die gesamte Bank ist auf dem Feld, der Torschütze bekommt die gelbe Karte für das Ausziehen des Trikots und das ist das unwichtigste, das heute passiert. Denn es steht 2:0 gegen einen Erstligisten im Pokal, nur wenige Minuten vor Schluss und es ist kein Traum. […]
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hansa-fantasien von ronny gernhart
r nnys reise: quo vadis? „
Was für ein Jahr!?“ dachte ich – voraus- und zurückschauend – bei mir, während ich aus dem Fenster meiner Wohnung im 24. Stock des Hochhauses in der Innenstadt auf das Silvester-Feuerwerk schaute. Kurz vor Weihnachten war ich hier eingezogen und nun stand ein neues Jahr vor der Tür, das die Widernisse des alten hoffentlich entwirrte. Seit nunmehr sechs Monaten hielt mich das Schicksal in einer 30 Jahre zurückliegenden Vergangenheit fest. Es begann mit einem Treffen meiner alten Mitspieler, bei dem ich offenbar hochprozentig abstürzte und irgendwie in meiner ersten Saison als bezahlter Fußballspieler landete. Nicht, dass wir uns missverstehen: es hätte natürlich deutlich schlimmer kommen können. Nahezu jeder andere Absc h n it t der Geschichte wäre deutlich weniger vergnügungssteuerpflichtig, als was mir grad widerfuhr. Ich lebte quasi einen Traum, an dessen Ende ich hoffentlich wieder in meinem alten Leben aufwachte. Aber genau das machte mir auch Sorgen. Statt 20 wieder 50 zu sein. Statt in lockeren Liebeleien wieder in einer quälend langsam scheiternden Ehe zu stecken. Statt mit meinem Hobby Geld zu verdienen, wieder in einem Job zu stecken, dessen Vergütung mir wie Schmerzensgeld vorkam. Derlei g i ng m i r durch den Kopf, als ich zum Ja hreswechsel im Widerschein des Si lvester feuer werks am Fenster meines Schlafzimmers stand. Die Menschen in der Stadt, auf die ich blickte, lebten in unruhigen Zeiten. Einerseits waren sie nun Bürger eines neuen Landes, mit neuem Geld und ganz neuen Möglichkeiten. Und mit ganz neuen Sorgen. Rostocks Großbetriebe standen vor einer ungewissen Zukunft. Die Werften und das Dieselmotorenwerk waren innerhalb eines Jahres von Vorzeigeobjekten zu Krisengebieten geworden. Zehntausende verloren ihre Arbeitsplätze. Und suchten nun neue Perspektiven. Woanders. Weshalb ich sehr schnell die Wohnung mit dem besten Ausblick der Stadt bekam. Und doch schien dieser Jahreswechsel von all den Sorgen ungetrübt zu sein. Jedenfalls
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von hier oben betrachtet. Die graue Stadt wurde von Feuerwerk in allen Farben, Lautund Lichtstärken begossen und wirkte nun viel freundlicher und optimistischer, als noch vor ein paar Stunden, als ich durch die Innenstadt lief. Ich wollte noch einkaufen, schließlich hatten sich Freunde eingeladen, um die neue Wohnung und das neue Jahr einzuweihen. Also machte ich mich am späten Vormittag auf den Weg. Schnell stellte ich fest, dass offenbar alle Leute den gleichen Plan hatten. Jedenfalls sah es so aus, als würden alle in die Kaufhalle in der Hermannstraße streben. Diese war jetzt
ein Spar-Markt und dort wurden SilvesterRaketen verkauft, was zu einem Andrang wie bei der Ausgabe des Begrüßungsgeldes in Lübeck führte. Darauf hatte ich keine Lust. Also wandte ich mich Richtung Innenstadt. Dort das gleiche Bild: gehetzte Menschen mit Plastiktüten und anstehende Menschen ohne Plastiktüten. An der Kaufhalle bei der Universität war die Schlange besonders lang. Ich dachte „Ohne mich!“ und wollte eben wieder nach Hause gehen, als ich dem Trainer in die Arme lief. „Na Junge, wohl noch schnell Schnaps besorgen für heute Abend!? Naja, geht mich ja nichts an. Aber denk' dran, dass es übermorgen ins Trainingslager geht!
Und da klotzen wir richtig ran. Wer nicht fit ist, bekommt es mit mir zu tun. Also dann, viel Spaß und guten Rutsch!“ ließ er mich gleichzeitig nicht zu Wort kommen und dann stehen. Obwohl es nun begann, Schnee zu regnen, blickte ich ihm nach, wie er Richtung Kaufhalle strebte, vor der sich eine 30 Meter lange Schlange gebildet hatte. Ich sah, wie er den ersten in der Reihe ansprach, dann den Kopf schüttelte und anschließend lauthals verkündete: „Leute, es ist viel zu ungemütlich hier draußen, um auf Einkaufswagen zu warten. Wir gehen jetzt alle rein!“ Der Trainer hatte es drauf! Auch in der K abi ne gela ng es ihm, unsere gar nicht ma l so ta lentier te Mannschaft für sich ei n z u neh men u nd mitzureißen. Dadurch gewannen wir so manches enge Spiel gegen vermeintlich besser besetzte Teams. Un d au c h h ie r folgten ihm die Leute! Selbst wenn es nur zur Anbetung des kapitalistischen Götzen ohne Einkaufskorb in den Markt ging und nicht zu r sozia listischen Weltrevolution. Aber auch ich hätte mich fast angeschlossen, doch ich wusste ja, dass ich bald seine Ansprachen im Trainingslager in Portugal „genießen“ könnte. Also zog ich die Kapuze meines Parkas ins Gesicht und ging wieder heim. Ich hatte keine allzu große Lust auf die Party, aber zum Absagen war es nun spät. Zumal ich zwar ein tolles Telefon mit Fax hatte, aber die Leute, die ich nun anrufen müsste, nicht. Also beschloss ich, einfach nicht zu öffnen, wenn es klingeln würde. Es war schließlich Silvester, die Jungs würden schon was finden. Und so stand ich nun hier und fragte mich, was das neue Jahr wohl bringen würde. Und welches es wohl sein würde: 1991? Oder doch 2021? Nun, zunächst startete es mit einer Überraschung und brachte mir eine sexy beschwipste und ebenso gekleidete Gabi, die kurz nach Mitternacht Sturm klingelte und dann dafür sorgte, dass wir in den nächsten 36 Stunden die Wohnung gar nicht und das Bett nur kurz verließen. So wurde über den Dächern der Stadt noch das eine und das andere Feuerwerk gezündet.
AZ A4
tüdelkram
Kerzenfärben Kerzenreste
klein hacken und Dochte entfernen
in kleine Gläser füllen …
und im Wasserbad erwärmen mehrfarbig gestalten
Kerzen in flüssiges Wachs tauchen
gut abtropfen und auf Baumwolltuch aushärten lassen
auch Pyramidenkerzen eignen sich
Viel Spaß beim Nachmachen! Ahoi, ich bin Steffi! Als gebürtige Rostockerin bin ich ein echtes Küstenkind und deshalb geht es bei mir auch gerne maritim zu. Seit über 10 Jahren nähe und verkaufe unter dem kleinen Label „iffets“ meine Produkte. Stoff ist mein Material! Ich verarbeite ihn zu Praktischem wie Kosmetiktaschen, Handytaschen oder Tabaktaschen, aber auch zu Schmuckstücken wie Ohrringe und Haarspangen.Wer von euch auf Instagram oder Pinterest unterwegs ist, hat diesen Trend bestimmt schon gesehen. Kerzenfärben. Ich
wollte das auch gerne mal ausprobieren, aber ohne extra Wachsperlen und Farbpigmente zu kaufen. Stattdessen habe ich Kerzenreste gesammelt und zum einfärben Wachsstiftreste und farbige Kerzenreste verwendet. Zum nachmachen solltet ihr die Kerzenreste etwas klein hacken und die Dochte entfernen. Anschließend alles in kleine, hohe Gläser z.B. von Pesto füllen, die farbigen Kerzen- und Wachsstiftreste hinzugeben und im Wasserbad erwärmen bis alles richtig flüssig ist. Jetzt die Kerzen eintauchen und gut abtropfen lassen. Je nachdem wie viele Farben ihr habt, gestaltet ihr nun eure Kerzen. Bei Bedarf die Kerzen ruhig ein zweites mal eintauchen und
gegebenenfalls das Wachs zwischendurch nochmal im Wasserbad erwärmen. Viel Spaß beim nachmachen. Wer gerne mehr über mein Sortiment und meine Arbeiten erfahren möchte, kann mich gerne donnerstags von 11-18 Uhr (oder nach Absprache) in meiner Werkstatt in der Doberaner Str. 39 besuchen oder auch jederzeit im Internet besuchen. Auf meiner Seite www. iffets.de findet ihr eine Galerie und einen kleinen Online-Shop. Oder folgt mir in den Sozialen Netzwerken, ich würde mich freuen. www.instagram.com/iffets_stuff www.facebook.com/iffets.stuff
literatur „... oder bist Du das Reisen satt?“ Matthias Dettmann Morio Verlag
Besuche auf Hiddensee, dem Fischland und im Barlach-Haus Güstrow regten Matthias Dettmann an, Lebenswege von Künstlern wie Gerhart Hauptmann, Ernst Barlach oder Heinrich Hauser zu verfolgen und Orte zu suchen, an denen der Geist der Schaffenden noch immer spürbar ist. Es entstanden Texte und Zeichnungen, die den jeweiligen Wegen nachgehen und aufschlussreiche Beziehungen herstellen. Der liebevoll gestaltete Band deckt Verbindungen zwischen Künstlern und Autoren dieser Orte auf. Städte, Treffpunkte, Arbeitszimmer und Landschaften werden zeichnerisch sichtbar und erzählen Geschichten, die Einblicke in die Zeit und das Wirken der Kulturschaffenden vermitteln. Dabei bewegen sich die Autoren und Künstler weit über den Horizont der genannten Orte hinaus und werden zu Vorbildern für Kollegen in Metropolen wie Paris und New York.
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid Alena Schröder dtv In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über
die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen? Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.
Eingefroren am Nordpol Markus Rex
C. Bertelsmann Verlag Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. An Bord hat sie Wissenschaftler aus 20 Nationen, die in der Arktis ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen werden. Markus Rex, der Leiter der »MOSAiC« genannten Forschungsmission, erzählt in seinem Buch die Geschichte dieser einmaligen Expedition: Er berichtet vom Alltag unter den extremen
Bedingungen der Arktis, von den logistischen und planerischen Herausforderungen und von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Forscher im Eis sammeln konnten. »Eingefroren am Nordpol« ist die Geschichte eines großen Forschungsabenteuers und zugleich ein eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels.
Miss Bensons Reise Rachel Joyce Fischer Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt wie Margery selbst. Bis an einem grauen Londoner Morgen mit einem Schlag alles anders wird. Kurz darauf findet sich Margery auf einem Dampfer nach Australien wieder, an ihrer Seite die junge Enid Pretty. Die plapperhafte Sexbombe ist nicht gerade das, was sich Margery als seriöse Begleitung auf ihrer Expedition vorgestellt
hat. Doch auch Enid hat ein Geheimnis und hegt einen Traum. Zusammen begeben sich die beiden ungleichen Frauen in ein Abenteuer, das die kühnsten Erwartungen übertrifft. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit: Wie wir den Mut finden, an Träume zu glauben und einander zu helfen, sie zu verwirklichen.
Von hier an anders: Eine politische Skizze Robert Habeck Kiepenheuer&Witsch Es war keine intakte, heile, sichere Welt, in die die Corona-Pandemie einbrach. Schon zuvor war die Normalität in der Krise. In seinem klugen und nachdenklichen neuen Buch erkundet Robert Habeck die Gründe für den Verlust an Selbstverständlichem und entwirft eine Politik, die den Problemen unserer Zeit angemessen ist. Nichts scheint mehr selbstverständlich und sicher zu sein. Nicht die Art, wie wir wirtschaften und arbeiten werden, nicht die Werte von
Demokratie und Menschenrechten, noch nicht einmal, was privates Glück in Zukunft sein wird. Und das alte Stabilitätsversprechen wird keine neue Sicherheit bringen. Dringlich stellt sich daher die Frage, was die Gründe für die Verunsicherungen und zunehmend schneller ablaufenden Krisen sind.
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literatur Franz Bischof und Jan Kuchenbecker
SEESUCHT
Portraits (fast) aller Ostseefischer Als der deutsche Dichter Matthias Claudius seine wohl berühmtesten Zeilen „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ schrieb, ließ er seinen Protagonisten Stock und Hut mit auf die Reise nehmen. Die beiden Fotografen Franz Bischof und Jan Kuchenbecker entschieden sich dagegen für Kamera, Stativ und Blitzlichter, als sie beschlossen, entlang der deutschen Ostseeküste von Ort zu Ort zu fahren, um (fast) alle Haupterwerbsfischer an der Küste zu portraitieren. 0381-MAGAZIN: Ihr habt beide Dokumentarfotografie studiert. Franz, Du arbeitest seit 2007 als freier Fotograf, Jan, Du arbeitest mittlerweile in der Verwaltung eines Verlags. Wie kam es zu SEESUCHT? Jan: Ich bin am Meer aufgewachsen, in der Nähe des Niendorfer Hafens. Die erste Geschichte für die Bewerbung zum Fotostudium habe ich damals dort über Fischer fotografiert – im Januar, sind wir bei Schneefall 13 Stunden lang auf Trawlfahrt gegangen. Während der Fahrt dachte ich, dass man daraus doch mehr machen kann, mehr über diesen harten und intensiven Job erzählen sollte. Es folgten einige Reportagen, fast hätte ich sogar meine Abschlussarbeit über Fischer fotografiert. Der Auslöser, dass ein echtes Vorhaben daraus wurde, war ein Zeitungsartikel, in dem es hieß, dass etwa zwei
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Drittel aller Fischer das Renteneintrittsalter erreicht hätten. Es stand bei den Fischern also ein großer Umbruch vor der Tür. Und dann habe ich versucht, Franz zu überreden, daraus gemeinsam ein Projekt zu machen. 0381-MAGAZIN: Was ja geklappt hat. Wann war das? Franz: Im Herbst 2016. Ich war gerade dabei, unser altes Bergmannshaus zu renovieren, als Jan anrief und mir seine Idee schmackhaft machte: Man könnte doch was über Fischer machen, und es gebe ja auch die Chance auf ein Stipendium zur Finanzierung der Unkosten, um das Projekt erst möglich zu machen. Ich dachte, ein kleines Projekt in Deutschland ginge immer. (schmunzelt) Außerdem wäre es fast vor der Haustür, wo ja oftmals die interessantesten
Themen liegen. Ich fand also auch die Idee spannend, mochte die Vorstellung gemeinsam als Team zu arbeiten. Meist sind freie Fotoprojekte so angelegt, dass man allein rumreist und seine Geschichte verfolgt. Zu Beginn des Projekts war vieles noch nicht durchdacht, aber wir wussten, dass es Portraits werden sollten. Und wir wollten über die klassische Reportage hinausgehen, also ein paar Bilder mehr als sonst machen. Mit der erfolgreichen Stipendien-Bewerbung wurde uns signalisiert, dass das Thema eine echte Relevanz hatte, auch wenn das Thema oftmals als klischeebehaftet oder gar totes Thema gilt. Es hat dann nochmal zwei Jahre gedauert, bis es richtig los ging. Wir waren beide beruflich sehr eingespannt – im Oktober 2018 fuhren wir dann das erste Mal los. Im Februar 2019 waren wir fertig mit allen Portraits.
literatur „Obwohl schon mein Vater Fischer war, entschied ich mich erstmal zu einer Ausbildung als Fleischer. Ab und an fuhr ich aber mit ihm und meinem Bruder raus, um den beiden zu helfen. Irgendwann wurde die Sehnsucht nach der Freiheit und Ruhe auf dem Wasser aber so groß, dass ich meinen gelernten Beruf als Fleischer an den Nagel hängte und ebenfalls Fischer wurde. Die Arbeit ist dabei wie ein Lottospiel: Man weiß nie, wie viel man fängt. Im Winter, wenn die Sportboote in den warmen Hallen stehen, gehört das Meer ganz uns. Ich liebe das Gefühl, wenn ich dann frühmorgens bei Sonnena“ufgang in der Kälte den Strom hinunterfahre und für ein paar Stunden den Alltag an Land zurücklassen kann.“
0381-MAGAZIN: Wie seid Ihr vorgegangen? Franz: Ich hatte einen Kontakt von meiner Mutter. Sie kannte einen Fischer auf Rügen aus der Zeit, als sie selbst in den 1970ern an die Ostseeküste fuhr. Dieser Kontakt – Siegbert Dombrowski in Groß Zicker auf Rügen – war unsere erste Anlaufstelle. 0381-MAGAZIN: Wie habt Ihr die erste Reise erlebt? Franz: Die Reise war nett, wir haben aber vor Ort kaum Kontakt zu anderen Fischern bekommen. Und wir merkten, dass wir nicht gut genug im Thema steckten. Auch mussten wir uns als Team erst mal finden und sicherstellen, dass es ein gleichberechtigtes Projekt wird. Es war zwar ein Fehlstart – aber es war immerhin ein Start. Und wir haben dann wichtige Fragen für den weiteren Verlauf geklärt, etwa, dass wir uns beim Fotografieren abwechseln wollten. Jan: Wir mussten vorher herausfinden, wo die Fischer sind, wie viele es vor Ort überhaupt gibt und mit ihnen Termine vorab vereinbaren. Wir haben uns dann einen Wolf telefoniert und jeden Fischer so einzeln recherchiert. Anfangs hatten wir ganz naiv bei den Fischereiverbänden angefragt, aber diese waren nicht nur wenig auskunftsfreudig, sondern verwiesen auch auf den Datenschutz – sie hätten Kontaktdaten gar nicht herausgeben dürfen, selbst wenn sie gewollt hätten. Sie haben uns aber mehr oder weniger direkt gesagt: „Vergesst es, das wird nie was, die Fischer haben auch keine Lust auf so etwas.“
0381-MAGAZIN: Woher rührte dieses vermeintliche Desinteresse, diese Ablehnung? Jan: Da kommen mehrere Dinge zusammen. Ich glaube, zum einen führen Berufe, bei denen man viel in der Natur unterwegs ist und Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen – Fischer wie beispielsweise auch Bauer –, dazu, dass man vielleicht etwas eigenbrötlerisch werden kann. Außerdem konkurrieren die Fischer letztlich miteinander. Manche Fischer haben nicht nur ausschließlich gute Erfahrungen mit Journalisten gemacht. Sie haben gemerkt, dass ihnen die Berichterstattung oftmals nichts bringt und mancher Journalist ihre Realität verzerrt wiedergibt. Es geht ihnen – gefühlt und auch objektiv – von Jahr zu Jahr schlechter. Deswegen haben wir von Anfang an auch mit offenen Karten gespielt und auf die Frage „Was nützt mir das?“ immer geantwortet: „Vermutlich gar nichts. Leider.“ Aber wenn das nächste Mal in der Zeitung steht, dass die Fangquoten gekürzt werden und dass 200 Jobs daran hängen, dann ist das etwas anderes, wenn der Betrachtende 200 Menschen ins Gesicht schauen kann und sieht, welche Schicksale daran hängen. Franz: Du verstehst als Fotograf die Vielschichtigkeit zuerst nicht; was da eigentlich passiert, selbst wenn Du mit 20 oder 30 Fischern gesprochen hast. Aber wenn Du mit 70 oder 80 gesprochen hast, bekommst Du eine Vorstellung. Viele sind schon seit einem halben Dutzend Generationen Fischer – da geht es für viele um mehr als ökonomische Perspektiven.
In ihrem Buch haben die beiden Autoren Franz Bischof und Jan Kuchenbecker in monatelangen Reisen, insgesamt 228 Portraits von Fischern an der deutschen Ostseeküste fotografiert. Dies sind fast 90% aller derzeit noch aktiven Haupterwerbsfischer. In insgesamt acht Kapiteln von der Flensburger Förde und der Schlei im Norden bis Rügen und Usedom sowie das Stettiner Haff reisen Bischof und Kuchenbecker mit dem Betrachter noch einmal entlang der Küste von West nach Ost und zeigen dabei alle fotografierten Fischer in teils großformatigen Abbildungen. Eine Auswahl von über 30 Fischern erzählt in einzelnen Anekdoten von der Arbeit auf See und in jedem Kapitel führt uns eine Reportage noch näher an regionale Besonderheiten der Fischerei heran. Das lobenswerte Projekt ist bereits in der Zeitschrift mare ausführlich gewürdigt worden, denn es gibt einen Einblick in die Traditionen, das Freiheitsgefühl der Fischer und Ihre See(hn)sucht nach dem Meer.
Jan: Es sprach sich irgendwann rum, dass da zwei Typen durch die Gegend fahren und bereits soundsoviele Fischer getroffen und fotografiert hatten. Da begann das Projekt eine Eigendynamik zu entwickeln. Aber die ersten 100 Portraits waren schon besonders zäh. Es hat sehr geholfen, den Fischern anzubieten, dass wir erstmal einfach nur vorbeikommen würden und ihnen Portraits ihrer Kollegen zeigen möchten. Dann wollten die meisten auch mitmachen. Franz: Manchmal war das überzeugendste Argument: „Lasst für Euch selbst ein Bild von Euch machen.“ Denn einen konkreten Effekt auf ihre Situation konnten und wollten wir nicht versprechen. Wir haben nie ein politisches Ziel verfolgt, sondern wollten einen Berufsstand dokumentieren, von dem so ziemlich jeder eine Vorstellung im Kopf hat. Diese Vorstellung hat aber meist nur wenig mit der Realität zu tun. Diesen Stereotypen wollten wir eine Dokumentation entgegenstellen. Deswegen haben wir auch versucht, möglichst alle Ostseefischer zu fotografieren. 0381-MAGAZIN: Wie viele hauptberufliche Fischer gibt es denn noch an der Ostsee? Jan: Selbst die offiziellen Zahlen von Verbänden und zuständigen Ministerien differieren. Wir schätzen, dass es 2019 nur noch um die 260 Haupterwerbsfischer an der Ostsee gab – inzwischen hat die Zahl aber bereits weiter abgenommen. 0381-MAGAZIN: Davon habt Ihr wie viele portraitiert? Franz: 228, also knapp 90 Prozent. Wir haben die Arbeit dann klassisch den großen Magazinen angeboten – schließlich sagte uns die Mare zu, dass sie die Geschichte veröffentlichen wollen, als reine Portraitserie – das aber mit allen 228 Bildern. So eine große Veröffentlichung unterstreicht noch mal die Relevanz des Themas, aber uns war klar, dass wir den Portraits und den Geschichten dahinter und drumherum zusätzlich eine größere Plattform bieten wollten. So begannen die Überlegungen zum Buch. Dirk Kirchberg
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bühne
turbulenzen mit Offenbach
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Ein Operetten-Doppel im Volkstheater. rantäne gestellt wurde. Der irre gewordene Pitzelberger phantasiert sich in die Figur von Häuptling Abendwind der Groß-Lululaner herein, der von seinem Rivalen, Häuptling Biberhahn vom benachbarten Stamm der Papatutulaner, aufgesucht wird. Pitzelbergers Tochter aber liebt immer noch Casimir, der nun einen neuen Anlauf unternimmt, um endlich mit Ernestine zusammenzukommen. Da das Essen im abgeriegelten Salon knapp geworden ist, suchen Häuptling Abendwind und sein Koch nach Möglichkeiten zur Fleischbeschaffung, die auch höchst unzivilisierte Methoden
einschließen. Menschenfresser sind wir schließlich alle! Ein bitterböser Spaß, der – typisch Jacques Offenbach – nach aberwitzigen Kapriolen zu einem guten Schluss führt. Bariton Grzegorz Sobczak aus dem MusiktheaterEnsemble des Volkstheaters meistert die beiden Hauptrollen in einer Gestalt. Das Liebespaar Ernestine und Casimir spielen Marie Hänsel (als Gast vom Theater Chemnitz) und Tenor Václav Vallon. Bleibt die Hoffnung, dass sich Anfang März auch für das Publikum zu diesem turbulent-komischen Operetten-Doppel der Vorhang heben kann.
Für das Plakatmotiv stand Mezzosspranistin Takako Onodera vor der Kamera.
Fotos: Gene Glover
rnestine, Tochter des neureichen Ehepaars Pitzelberger, ist gerade aus dem Internat ins Elternhaus zurückgekehrt, als sie sich prompt in den jungen Nachbarn Casimir verliebt – einen Musiker und Komponisten, der hoch ambitioniert, doch bislang kaum erfolgreich ist. Vater Pitzelberger zeigt sich davon wenig erfreut, denn zwar unterstütze er die Kunst, nicht aber die Künstler, wie er seiner Tochter nachdrücklich zu verstehen gibt. Ein mittelloser Musiker als Schwiegersohn, den er ernähren muss? Kommt für die Pitzelbergers nicht in Frage! Mit Kunst aber wollen sie sich schmücken und am Abend in ihrem Domizil einen Salon eröffnen: den „Salon Pitzelberger“, einen neuen Treffpunkt der städtischen Schickeria, zu dem Herr Pitzelberger diverse Honoratioren der Stadt eingeladen hat. Um bei seinen Gästen Eindruck zu schinden, hat er dafür vollmundig drei berühmte italienische Opernstars angekündigt, die ein musikalisches Programm zu Gehör bringen werden. Kurz vor der Soirée dann die Katastrophe: Die drei Künstler haben vorzeitig die Stadt verlassen und werden nicht im „Salon Pitzelberger“ konzertieren! Schon sieht Herr Pitzelberger seinen Ruf ruiniert, als die clevere Ernestine eine Chance wittert, mit Casimir von nebenan die Situation zu retten … Musiktheater hat es in Corona-Zeiten besonders schwer: Opulente Szenen, großes Orchester, vollbesetzter Chor – all das verbietet sich in der pandemischen Lage. Die kleinformatigen, charmanten Gesellschaftssatiren, die der große Jacques Offenbach in der Mitte des 19. Jahrhunderts für sein Theater, die „Bouffes Parisiens“, geschaffen hat, passen da wie angegossen! Es sind kleine Opern und Opern-Parodien, „Operetten“ im ursprünglichen Sinn des Wortes, mit denen Offenbach das Repertoire seines Pariser Erfolgsunternehmens beliefert hat. Zwei dieser wundersam komödiantischen Werke studiert das Volkstheater Rostock zurzeit ein, um sie bei einer Öffnung dem an Theatererlebnissen mittlerweile ausgehungerten Publikum präsentieren zu können: Neben dem parodistischen „Salon Pitzelberger“ auch die skurrile Komödie „Häuptling Abendwind“. Letztere hat der Wiener Komödiendichter Johann Nestroy mit satirischer Feder umgearbeitet. Im Idealfall werden beide Stücke an einem Abend gezeigt, gegebenenfalls, wenn eine Pause nicht erlaubt sein sollte, auch nur jeweils eines. Das Orchester ist nicht, wie üblich, im Orchestergraben, sondern auf der Bühne, hinter der Szene, platziert, von wo aus der Kapellmeister Martin Hannus den Abend musikalisch leitet. Anja Nicklich, Hausregisseurin am Volkstheater, hat sich der beiden Stücke angenommen und sie inhaltlich geschickt miteinander verknüpft. „Häuptling Abendwind“ spielt bei ihr einige Monate später im selben Salon, der unter Qua-
bühne
DER PROZESS SCHAUSPIEL NACH FRANZ KAFKA
DIE MARQUISE VON O. NACH DER NOVELLE VON HEINRICH VON KLEIST
BIS BALD IM ATELIER� THEATER
BILDER DEINER GROSSEN LIEBE ROMANBEARBEITUNG VON ROBERT KOALL NACH WOLFGANG HERRNDORF
Fotos: Dorit Gätjen
HEXE HILLARY UND DER BELEIDIGTE KONTRABASS KINDERSTÜCK MIT MUSIK VON WINFRIED RADEKE UND PETER LUND
QUALITYLAND VON MARC�UWE KLING / SZENISCH EINGERICHTETE LESUNG
film
neues fürs
THE OUTPOST Regie: Rod Lurie Darsteller: Scott Eastwood, Caleb Landry Jones, Orlando Bloom u.a. USA 2020 Kriegsfilm, Drama Im Norden Afghanistans, nahe der Stadt Kamdesh, liegt das Camp Keating. Der Außenposten des US-Militärs hat die Aufgabe, der Region dauerhaft Frieden zu bringen und die Bevölkerung in Wiederaufbauprojekte einzubeziehen. Das Lager befindet sich dabei an einem strategisch schlechten fo n .i 1 038 Ort: Am Fuße von drei Bergen und nur 14 Meilen von der pakistanischen Grenze entfernt, müssen die Amerikaner stets mit einem Überfall durch die Taliban rechnen. Die vier amerikanischen Soldaten Clint Romesha (Scott Eastwood), Justin Gallegos (Jacob Scipio), Michael Scusa (Scott Alda Coffey) und Josh Kirk (Jack Kesy) werden zur Verstärkung ins Camp gebracht, um kurz darauf die mittlerweile alltäglich gewordenen Provokationen der Terroristen zu erleben. Captain Keating (Orlando Bloom) führt die neue Gruppe herum, ehe sie bald ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Warten auf den nächsten Angriff der Taliban in der afghanischen Hitze, nachgehen. Zum Glück macht bald die Nachricht die Runde, dass die Army den Außenposten aufgeben will. Für die verbliebenen Soldaten heißt es nun vor allem: durchhalten! Doch sie haben nicht mit den Taliban gerechnet, die von den Plänen gehört haben und vor dem Abzug der Amerikaner noch eine Offensive planen ... bereits erschienen
heimkino
VER LOSG! UN
faking bullshit Regie: Alexander Schubert Darsteller: Erkan Acar, Sina Tkotsch, Adrian Topol, Bjarne Mädel u.a. D 2020 komödie In einer Kleinstadt irgendwo in NordrheinWestfalen: Die Polizisten Deniz (Erkan Acar), Rocky (Adrian Topol) und das Paar Netti (Sanne Schnapp) und Hagen (Alexander Hörbe) stehen sich die Beine in den Bauch, weil im Ort nichts los ist. In der quasi kriminalitätsfreien Stadt hat man sich an die beschauliche Situation gewöhnt und so kommt es, dass die Beamten einen für ihre Branche recht entspannten Job haben. Mit der Idylle ist es allerdings vorbei, als Tina (Sina Tkotsch) in der Wache auftaucht. Ihr wurde aufgetra-
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gen, die Wache 23 aufzulösen, da die Polizisten angesichts der niedrigen Kriminalitätsrate überflüssig geworden 03 sind. Der Leiter der Wache, Rainer (Alexander von Glenck), hat sich mit seinem Schicksal abgefunden - ganz im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ihre Arbeitsplätze retten wollen. Also wechseln sie die Seiten und sorgen für eine steigende Kriminalitätsrate. Im Obdachlosen Klaus (Bjarne Mädel) haben sie auch schon den perfekten Schuldigen für ihre fingierten Straftaten gefunden. Doch sie haben nicht mit Tina gerechnet, die ihren Plan durchschaut. bereits erschienen
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The Vigil – Die Totenwache
Regie: Keith Thomas Darsteller: Dave Davis, Menashe Lustig, Malky Goldman u.a. USA 2020 horror Yavoc (Dave Davis) ist Jude und besucht eine Selbsthilfegruppe in Brooklyn, um sich an die großen christlichen und multikulturellen Gesellschaften anzupassen. In seiner eigenen chassidischen Gemeinde kommt er nicht mehr zurecht, weil er seinen Glauben verloren hat. Nach dem Tod seines Bruders trägt er ein Schuldgefühl mit sich, das ihn zu einem zerbrechlichen Menschen macht. Als Yavoc von seinem Rabbi das Angebot bekommt, die nächtliche Totenwache für ein verstorbenes Mitglied der Gemeinde zu übernehmen, stimmt er widerwillig zu, schließlich braucht er das Geld. Doch schon kurz nach seiner Ankunft stellt er fest, dass in dem runtergekommenen Haus etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Der Grund der mysteriösen Vorkommnisse steht schon bald fest: Hier treibt der jüdische Totengeist „Mazik“ sein Unwesen … bereits erschienen
film Ex Drummer
NUR EIN AUGENBLICK
Regie: Koen Mortier Darsteller: Dries Van Hegen, Norman Baert, Gunter Lamoot u.a. B 2007 Drama Es ist eine Band aus dem untersten Bereich der belgischen Unterschicht: Sänger Koen (Norman Baert) lebt dauerhaft auf Drogen, fickt die glatzköpfige Mutter seines Kumpels und geht mit Pflastersteinen auf telefonierende Frauen los. Ivan (Sam Louwyck), der Gitarrist, ist beinahe taub, verprügelt seine koksende Ehefrau und lässt seine kleine Tochter in der vollgemüllten elterlichen Wohnung elendig zugrunde gehen. Bassist Jan (Gunter Lamoot) hat einen steifen Arm, ist der schwule Sohn der glatzköpfigen Mutter und hat einen mordgeilen Vater, der in einer Zwangsjacke ans Bett gefesselt dahinvegetiert und dem Jan ständig den Arsch abwischen muss. Was dieser durch und durch verdorbenen Band noch fehlt, ist ein Drummer … 19.02.2021
Regie: Randa Chahoud Darsteller: Mehdi Meskar, Emily Cox, Jonas Nay u.a. D/GB 2020 drama Bislang haben der junge Syrer Karim (Mehdi Meskar) und seine Freundin Lilly (Emily Cox) ein sorgloses und glückliches Studentenleben in Hamburg geführt. Doch dann erreicht Karim die Nachricht, dass sein geliebter Bruder Yassir, der noch in Syrien lebt, in ein Foltergefängnis verschleppt wurde. Karim beschließt, seinen Bruder zu retten, doch lässt dafür die schwangere Lilly und ihr gemeinsames ungeborenes Kind zurück … 26.02.2021
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DU SOLLST NICHT LÜGEN staffel 1 Von: Dirk Morgenstern, Astrid Ströher Darsteller: Felicitas Woll, Barry Atsma, Friederike Becht u.a. D 2021 thriller Nach einer Nacht mit Hendrik (Barry Atsma) ist Lauras (Felicitas Woll) Leben nicht mehr das, was es einmal war. Eigentlich wollte sie gar nicht erst mit Hendrik ausgehen, schließlich kommt sie erst aus einer langen Beziehung. Dazu kommt, dass der alleinerziehende Arzt auch noch der Vater einer ihrer Schüler ist. Doch nach einem überraschend lustigen Abend landen die beiden schließlich bei Laura im Bett. Am nächsten Morgen folgt jedoch das böse Erwachen: Laura hat einen Filmriss und kann sich an nichts erinnern – aber bei einer Sache ist sie sich sicher: Hendrik hat sie gestern Abend vergewaltigt. Als er mit den Vorwürfen konfrontiert wird, kann er die Welt nicht mehr verstehen, schließlich hat er sich wirklich in die Lehrerin seines Sohnes verliebt. Die Polizei beginnt mit den Ermittlungen und es entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verwischen. Wer sagt hier die Wahrheit? 18.02.2021
bodyguard staffel 1 Von: Jed Mercurio Darsteller: Richard Madden, Keeley Hawes, Gina McKee u.a. GB 2018 thriller Der ebenso heldenhafte wie unberechenbare Golfkriegsveteran David Budd (Richard Madden) arbeitet seit kurzem als Personenschützer in der Abteilung Royal und Specialist Protection der Londoner Polizei. Während seine Kollegen unter anderem für die Sicherheit der königlichen Familie oder des britischen Primeministers zuständig sind, soll David Budd nun als Bodyguard der ambitionierten Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes) tätig werden.
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Da er allerdings so gar nichts von deren politischen Ansichten hält – und darin mit einem tieferen Einblick in das PolitikGeschehen nun noch bestärkt wird – ist David bald zwischen seiner Pflicht und seinen Überzeugungen hin- und hergerissen. Und damit könnte ihr eigentliche Beschützer sich schon bald als größte Gefahr für die Politikerin herausstellen. 19.02.2021
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musik
Künstler in de „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ Die Kunst gilt als ein Spiegel der Gesellschaft und sogar als Motor der Demokratie. Dass diese Kraftmaschine von der Bundesregierung im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen nach eigener Beurteilung hoch- und runtergefahren wird, hat bei Künstlern für viel Unmut gesorgt. Olaf Neumann wollte von Stars des Kulturbetriebs wissen, wie sie sich in diesen schwierigen Zeiten ihre Hoffnung bewahren.
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unst ist das Fenster, durch das der Mensch seine höhere Fähigkeit erkennt. Sie hat das Vermögen, uns zusammen zu führen – abseits von Nationalität, Identität, Religion oder Politik. Manche jedoch attestieren kulturellen Veranstaltungen schlicht keine Systemrelevanz. Das öffentliche Leben könne ohne sie weiter funktionieren, auch wenn es um den Teilaspekt der Kultur ärmer wird. Fakt ist: Die gesamte Veranstaltungsbranche ist in Deutschland der sechstgrößte Wirtschaftszweig. Laut der IGVW (Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft) beschäftigt sie rund 1,7 Millionen Menschen und setzt jährlich etwa 130 Milliarden Euro direkt um. Doch im Zuge der Pandemiebekämpfung hat die Bundesregierung Maßnahmen beschlossen, die für v iele Künstler faktisch einem Berufsverbot gleichkommen. „In den letzten Monaten gaben Sie uns das Gefühl, weniger wert zu sein als Autos, Flugzeuge und Fußballspieler", hei ßt es i n ei nem scharfen offenen Brief an Verantwortliche der Regierung. Zu den Unterzeichnern gehören Carolin Kebekus, Dieter Nuhr, die Ärzte und Peter Maffay. Hart arbeitende Menschen, die befürchten, dass unsere einzigartige Kulturlandschaft den Anti-Coronamaßnahmen zum Opfer fällt. Was aus ihrer Sicht zu einer geistigen wie finanziellen Verarmung des Landes führen würde. Die Bundesregierung unterstützt zwar Kulturschaffende während der CoronaPandemie und hat Programme aufgelegt, um die Zukunft dieser Menschen zu sichern, dennoch fällt es Henning May, 28, von der Kölner Band AnnenMayKantereit "immer schwerer zu glauben, dass die Passgenauigkeit der politischen Maßnahmen für die Kulturbranche nur zufällig so schlecht ist. Das ist verrückt: Es muss doch irgendje-
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mand wissen, dass die meisten Leute dieses Geld nicht nutzen oder anrühren können. Es muss auch jemand wissen, dass mit den jetzigen Hilfen i rgendwelc he Gastronomen ihre Umsätze für einen Monat künstlich in die Höhe treiben, um mehr Hilfen zu kassieren, die sie eigentlich nicht verdient haben. Es gibt gerade sehr viele überstürzte politische Entscheidungen, die ohne Interessenvertreter der Betroffenen gefällt wurden.“ Das alles regt den Sänger so auf, dass er einfach ein Konzeptalbum zur CoronaPa ndem ie mac hen musste. Die 16 melanchol isc h- düsteren bis hof fnungsvollen Lieder auf ‚12’ sind d a s Resu lt at ei ner gemeinsamen MusikQ ua ra ntä ne des T r ios A n nen mayKa ntereit. Sie verzichten auf Plattitüden und Ratschläge. In der Klavierballade ‚Das Gefühl’ erinnert May sich daran, wie es war, als gestern noch 1000 Stimmen seine Songs mitgesungen haben und d ie Fu n ken übersprangen. „Das, was ich am meisten liebe, ist weg: mit meinem geliebten Team zu reisen und auf Bühnen zu stehen“, erzählt er. „Ich gebe weniger und bekomme weniger. Ich glaube, dass wir als viele Tausende von Individuen nur ge-
sund leben können, wenn wir immer wieder gemeinsam etwas fühlen. Ich kann es kaum in Worte fassen, wie schlimm ich es finde, dass wir diesen gemeinsamen Raum nicht mehr haben. Gerade weil CoronaLeugner und Hetzer sic h oh ne Regel n d iesen Rau m nehmen. Dadurch werden wir anderen ein Stück weit schwächer als sie, weil wir uns an die Regeln halten. Verkehrte Welt.“ Auch Deutschlands Vorzeige-Punker von den Toten Hosen träumen gerade von „fetten“ Rockkonzerten. „Sicherlich könnten wir in einer großen Halle vor nur 250 Menschen spielen, die unter CoronaBedingungen in auf dem Boden markierten Kreisen stehen“, so Frontmann Campino alias Andreas Frege beim Interview in Berlin. „Das ist aber nicht meine Vorstellung von einem guten Rockkonzert. Wir beißen lieber die Zähne zusammen und versuchen, die Sache zu überstehen, bis eine Lösung gefunden wurde. Die Toten Hosen sind der komplette Gegenentwurf zum Leben in Corona-Zeiten. Wir legen Wert auf Nähe und Umarmungen. Wir wollen feiern, tanzen, schwitzen, trinken. Der Topf soll überschwappen. Wir sind die Letzten, denen man gestatten wird, mit großem Hallo wieder auf die Bühne zu gehen. Aber wir werden das aushalten.“ Die ersten zwei Woc hen i m Fr ü hjahrs-Lockdown waren f ür Rea Gar vey und seine Frau Josephine sehr unangenehm, weil die beiden es nicht mögen, wenn ihnen gesagt wird, dass sie irgendetwas nicht mehr dür fen. Sie mussten erst lernen, mit den Corona-Be-
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er Coronakrise schränkungen anders zu planen. „Ich hatte unser Studio erst im Januar fertiggestellt“, so der 47jährige Ire, „und dann musste ich es komplett auf online umstellen“. Rückblickend eine kluge Entscheidung, weil der Musiker dadurch eine positive Beschäftigung fand. Seitdem hat Garvey bereits 22 Online-Shows realisiert. Diese wurden im Lauf der Zeit über 200.000 Mal angeschaut. Seine Erkenntnis: „Statt zu sagen, dass alles schlecht ist, sollte man sich lieber innerhalb der Beschränkungen etwas Positives oder Kreatives ausdenken. Wir verdienen mit den Yellow-Jacket-Sessions natürlich kein Geld, das darf aber nicht von Dauer sein. Ich bin Entertainer, das ist meine Rolle in der Gesellschaft. Auch wenn wir Künstler das Gefühl haben, von der Politik vergessen worden zu sein, habe ich immer noch mein Talent. Am Ende möchte ich sagen können: Ich bin stolz auf das, was ich in der Corona-Zeit gemacht habe.“ Auch Ina Müller ist das unberechenbare Virus in die Quere gekommen, als sie mit der Arbeit an ihrem neuen Album ‚55’ anfing. Im Studio du r f te i m mer nu r ein Musiker sein und trommeln bzw. Gitarre spielen. Dank Corona hatte die Sängerin und Moderatorin noch nie so viel Zeit für ein Album. „Sonst habe ich immer viel auf den letzten Drücker erledigt und manche Dinge nicht richtig gut zu Ende gebracht“, weiß die 55jährige Wahlhamburgerin zu berichten. Diesmal kann ich aber sagen: So, besser geht’s nicht!" Viele der Lieder auf der Platte sind ausgesprochen melancholisch. Das kommt nicht von ungefähr. „Ich habe 55 glückliche Jahre auf dieser Welt verbracht“, erzählt die quirlige Müller bei einem persönlichen Treffen in Hamburg. „Zum ersten Mal fühle ich das nicht mehr so, seit es Corona gibt und sehr viele große und wichtige Länder auf der Welt von Despoten regiert werden. Früher dachten wir, es würde nie wieder Krieg geben, weil wir viel zu aufgeklärt sind. Da bin ich mir heute überhaupt nicht mehr sicher". Die Bedrohung und die Angst und die Sehnsucht nach der Unbeschwertheit sind dann auch in das eine oder andere Lied auf der Platte eingeflossen. „Die vergangenen 50 Jahre waren doch die fettesten!", stellt Müller unmissverständlich klar. "Es gab alles, was wir brauchten und wenig, was wir richtig beschissen fanden. Es gab die Eman-
zipation, die Pille, Antibiotika, Impfstoffe. Heute kennen wir natürlich die Nachteile für die nächsten Generationen, die wir verursacht haben.“ Politische Auseina ndersetzu ngen werden heute sehr aggressiv gef ühr t. Unter den Teilnehmern der regelmäßig in ganz Deutschland stattfindenden Querdenker-Demonstranten ma rsc h ieren za h l reic he Menschen, die Corona leugnen und keine Masken tragen neben Hooligans und Rechtsextremisten. Vor diesem Hintergrund ist Ina Müller „ganz froh, dass wir eine besonnene Angela Merkel als Kanzlerin haben. Ich bin zwar vom Virus, aber eigentlich nicht von der politischen Situation in Deutschland gefrustet. Die Regierung versucht ihre Bevölkerung zu schützen, indem sie sagt: Bitte wascht euch die Hände, tragt Masken und hört auf zu feiern! Es geht hier um ein Virus, das wir nicht kennen. Und wer sollte da auch die Verantwortung übernehmen, und sagen: ‚Ok, nehmt die Masken ab, lass laufen, mal gucken was passiert’. Die Politik? Drosten? Der Papst?“ Gary Barlow wurde als Leadsänger und Songschreiber von Take That weltber ü h mt und verkauf te mit d ie s e r B a n d b i s heute 50 Millionen Tonträger. Seit Mitte März veröffentlicht der 49jährige Brite unter dem Hashtag # thecroonersessions besondere Aufnahmen. Häufig wird er dabei von prominenten Kollegen wie Robbie Williams, Rick Astley, Cliff Richard oder Ronan Keating unterstützt. „Die CroonerSessions sind auch eine Reaktion auf die Nachrichten, die ich in der Corona-Krise von meinen Fans über die Sozialen Medien erhalten habe", berichtet er im Videointer-
view. „Ich wusste irgendwann sehr gut darüber Bescheid, wie sich mein Publikum fühlt, ich kannte seine Nervosität und Angst. Desha lb besc h loss ich, die Leute mit etwas Unterhaltung abz u le n ke n , u nd wenn es nur für drei Minuten ist.“ I h re K reat iv ität sc hei nt bei v ielen Künstlern der Schlüssel zum Optimismus zu sein. Barlow ist hinsichtlich der Pandemie zuversichtlich, weil der Mensch clever sei. „Er wird einen Weg finden, diese Krise zu bewältigen. Eines Tages werden wir wieder alle ganz normal ins Theater oder Konzert gehen können, weil es einen Impfstoff gegen Covid19 geben wird. Das mag noch ein bisschen dauern, weil dieses Virus für uns neu ist. Aber ich glaube fest an die Fähigkeiten des Menschen. Er wird über kurz oder lang eine Lösung finden.“ Peter Maffay hat gerade mit Michael Patrick Kelly und dem Ndlovu Youth Choir den Charity-Song ‚Hoffnung’ für Kinder in Not komponiert. Was ihm Zuversicht gibt in dieser chaotischen Zeit: seine Kinder im Alter von zwei und 17 Jahren. Wie jeder Familienvater sei er allein durch die Existenz der Kids gefordert, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. „Sie haben ein Recht darauf, dass wir Erwachsenen uns bewegen und etwas tun, wenn Dinge aus dem Ruder laufen“, findet der 71jährige Deutsch-Rumäne. „Ob es das Klima oder eine gesellschaftliche Spaltung ist – es gibt eine Menge zu tun. Die Jugend fordert zu recht ein, dass wir Erwachsenen uns bewegen. Das f u n k tion ier t aber nur, wenn man kein Pessimist ist. A n s on s te n h ät te man keine Kraft.“ Was Peter Maffay a ntreibt, ist n ic ht Zwec kopti m ismus, sondern eher eine moralische Verantwortung. Diese beobachtet er auch bei vielen anderen. „Meine Haltung ist positiv, so lange der liebe Gott uns Gesundheit gibt. Da krempelt man die Ärmel hoch und versucht, sein Bestes zu geben.“ Olaf Neumann
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musik
HILDEGARD KNEF
Keine Zeit für Stolz
Schauspielerin und Chansonlegende Hildegard Knef wäre am 28. Dezember 95 Jahre alt geworden. Vor 70 Jahren, am 18. Januar 1951, löste sie den größten Filmskandal im prüden Nachkriegsdeutschland aus. 2002 starb der glamouröseste deutsche Weltstar nach Marlene Dietrich in Berlin. Doch wer war die Knef wirklich?
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S
ie war die Ikone einer Generation von Müttern und Töchtern, die aufmüpfig und intellektuell und doch Frau sein wollten - nicht so schräg und absturzgefährdet wie Nico, nicht so philosophisch abgehoben wie Juliette Gréco. Hildegard Knef, das war die Berliner, die bodenständig-deutsche Variante des französischen Existentialismus: blond statt tiefschwarz, in aufwendigen Rüschenroben statt schlichtem Rollkragen, verlässlich umweht vom geborgten Glamour ferner Hollywoodstars. Vom „intellektuellen Sex“ der Knef sprach denn auch stern-Herausgeber und Freund Henri Nannen; zur „woman and a half“ stilisierte sie Schauspielerkollege und Ex-Ehemann David Cameron. Die kluge Knef wusste um ihre Ausstrahlung. Sie inszenierte sich permanent rauchend, redete von Poesie, kultivierte ihre markante, untergründig erotische Stimme, gab sich mal kumpelhaft, mal undurchdringlich. Ihre durch überdimensionale künstliche Wimpern und viel schwarze Schminke offensiv betonten Augen waren Aufforderung und Warnung zugleich: Schaut mich an, aber den letzten Blick in meine Seele verwehre ich euch. Die Augen der Knef glommen wie das Brandmal eines Traumas, das sie, nach eigenem Bekunden, bis zu ihrem Lebensende mit sich herumtrug. Aus ihm bezog sie ein Leben lang ihre zauberische Melancholie. Hildegard Frieda Albertine Knef, geboren am 28. Dezember 1925 in Ulm, war knapp zwanzig Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. In ihrer 1970 erschienenen, rasant erzählten Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ – ein Buch, von dem 750 000 Hardcover-Exemplare verkauft wurden und das seine Autorin mit einem Schlag national und international berühmt machte – nimmt der „Wahnwitz“ der Kriegs- und Nachkriegszeit (Knef) breiten Raum ein. Zentral: Die Ungeheuerlichkeit, tagelang neben einer toten Frau in einem völlig dunklen Loch eingesperrt zu sein. Dieses Erlebnis zeichnet sich auf dem Gesicht der jungen Schauspielerin ab und macht die Nähe des Leids in Filmen wie „Die Mörder sind unter uns“ (1947), „Entscheidung vor Morgengrauen“ (1951; mit Oscar Werner), und „Nachts auf den Straßen“ (1952; mit Hans Albers) spürbar. Und es generiert diesen fast sprichwörtlich gewordenen Überlebenswillen der Knef, ihre beneidenswerte Fähigkeit, sich gegen alle Fährnisse des Berufs und des Privatlebens trotzig zu behaupten. Dass der eine oder andere Biograf in der letzten Zeit die historische Richtigkeit einiger Schilderungen anzweifelt, ändert nichts an der Tatsache, dass Hildegard Knef eben nicht nur für ihre Erfolge, sondern gerade auch wegen ihres multiplen Scheiterns geliebt wurde - getreu dem Grundsatz: Wahr muss es nicht sein, aber stimmen muss es. In diesem Sinne nannte sie „Von nun an ging’s bergab“, einen ihrer 60er-Jahre-Hits, der sich aus Misserfolgen und Rückschlägen in ihrem Leben speist, nicht ohne Selbstironie einen „Lebenslauf wider den tierischen Ernst“. Nicht genug zu feiern ist die künstlerisch vielfach begabte Hildegard Knef. Frühe Erfolge als Sängerin waren ihr bereits in den USA beschert, wohin sie 1947 mit hohen Erwartungen aufgebrochen war, aber als Schauspielerin
musik in der „Hollywood-Diktatur“ (Knef) nicht den erhofften Erfolg erzielte. Erst das Cole-PorterMusical „Silk Stockings“ machte sie 1954 am Broadway berühmt. Zurück in Europa, drehte sie einige „falsche“ Filme (Knef), die ihr das Fußfassen zuhause nicht eben erleichterten. Zäh und energisch versuchte sie, sich gegen das Misstrauen zu behaupten, das ihr die Deutschen entgegenbrachten - wie schon vor ihr Marlene Dietrich und nach ihr Romy Schneider, die ebenfalls das Land verlassen hatten und als "Verräterinnen" beschimpft wurden. Mit dem Erfolg ihrer Chansons, die in ganz eigener Weise die lässige Eleganz des Jazz und die schauspielerische Interpretation mit der Eingängigkeit des Schlagers verbinden, schien Hildegard Knef rehabilitiert. Sie begann zunächst mit literarischen Songs von Brecht, Tucholsky und Brel, sowie mit JazzStandards und stieg später auf eigene Texte um, die ihre Karriere als Autorin und Schriftstellerin begründeten. Als „größte Sängerin der Welt ohne Stimme“ (Ella Fitzgerald) setzte sie auch in ihren Chansons am eigenen Leben an („Für mich soll’s rote Rosen regnen“). Auf rund 60 Langspielplatten zwischen 1955 und 2002 stattete sie den Alltag mit Poesie und trockenem Humor aus („Ich brauch Tapetenwechsel“) und besang die ambivalente Schönheit ihrer Heimatstadt („Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“). Die wenigen Sekunden der Nacktheit, mit denen sie als „Sünderin“ die prüde Filmnation einst in Wallung versetzt hatte, wurden Teil des kollektiven Gedächtnisses. Nach der Premiere am 18. Januar 1951 im Frankfurter Turmpalast kam es in vielen Städten zu Protesten. Selbsternannte Sittenwächter, die im Dritten Reich noch die mörderischen Nazis unterstützt hatten, übernahmen auf einmal die „Verteidigung eines gesunden deutschen Ehrgefühls“. In den Lichtspielhäusern warfen sogar Geistliche Stinkbomben in Richtung Leinwand, auf der vier Tabus zu sehen waren: Prostitution, Brüste, Euthanasie und Selbstmord. In Willi Forsts schwermütigem Melodram spielt die Knef eine Prostituierte, die sich in einen todkranken Künstler verliebt. Um ihn und sich selbst zu erlösen, greift sie am Ende zur Giftflasche. Trotz oder gerade wegen der katholischen Kampagne wurde die "Sünderin" zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme der 1950er Jahre. Außergewöhnlich experimentierfreudig und stets neugierig auf das Leben, blieb Hildegard Knef am Puls der Zeit. Sie äußerte sich, als es um 1968 Mode war, in Interviews über das Thema Kollektivschuld. Sie bewegte sich in Gesellschaft illustrer Namen, darunter Henry Miller und Willy Brandt, und knüpfte an neue Strömungen in der Pop-Musik an, indem sie in den frühen 70er Jahren ein damals weniger beachtetes Album mit den Les Humphries Singers aufnahm („Worum geht’s hier eigentlich“). Immer aber blieb ein Rest an Inkompatibilität, mit dem sie sich Vereinnahmungsversuchen widersetzte. 1970 machte ihre Autobiografie "Der geschenkte Gaul. Bericht aus einem Leben" bei Kritik und Publikum Furore. Darin erzählt die damals 45Jährige von ihrer Jugend im Nationalsozialismus, vom Leben im ausgebombten Berlin,
von ihren Anfängen als Schauspielerin und ihrer Zeit in New York. Die Memoiren stürmten Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, wurden in 17 Sprachen übersetzt und als Weltbestseller zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors seit 1945. Anlässlich einer Lesereise in den USA schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung 1971 euphorisch: "Die Kritiker waren ausnahmslos begeistert, weil hier zum ersten mal jemand berichtet, wie es damals war ... jemand, der weder Dichter noch Gelehrter ist, also ohne jede Verfremdung und Distanz das eigene Leben in den Hitlerjahren und danach freimütig ausgebreitet hat. Dabei war es nicht der Show-Star, sondern die offenherzige Deutsche, die Eindruck in Amerika gemacht hat, ihr intensiver Ernst, die couragierte Offenheit, mit der sie auch Unpopuläres vorbringt, Risiken nicht ausweicht, eine Ehrlichkeit, die ihr Publikum so ergreift, dass die Leute von der Akademie der Fernsehkünstler, die ihr in New York ein Essen gaben, sich am Ende erhoben und ihr eine Ovation darbrachten." Für ihre Bemühungen um das Ansehen Deutschlands in der Welt erhielt Hildegard Knef 1975 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse - im Jahr ihrer Scheidung von David Cameron. "Der geschenkte Gaul" hat bis heute eine Auflage von drei Millionen Bänden erreicht; 2009 wurde das Buch unter dem Titel "Hilde" mit Heike Makatsch kongenial verfilmt. Auf der Höhe des Ruhms – sie ist 47 Jahre alt und hat eine fünfjährige Tochter - erkrankt Hildegard Knef an Brustkrebs. Sie, die sich nie gescheut hatte, das Privateste mit der Öffentlichkeit zu teilen („Öffentlichkeit ist mein Beruf!“) konnte, begabt mit einem mächtigen Ego, auch dieses Schicksal annehmen. Freimütig bekannte sie, methadonsüchtig zu sein und rechnete in ihrem Buch „Das Urteil“ schonungslos mit Ärzten ab. Ein solcher Wagemut muss wohl auch als Teil der Maßlosigkeit gesehen werden, aus dem die Aura echter Stars gemacht ist. Noch die alt und krank gewordene Diva versprühte den Glamour des Weltstars. In der wunderbaren Film-Dokumentation „A Woman And a Half“ aus dem Jahr 2001 erlebt man eine stille Knef, die darauf beharrt, dass ihr Selbstbild nicht mit dem Fremdbild der Öffentlichkeit übereinstimmt. Gewohnt trotzig besteht sie darauf, weniger aggressiv und viel ängstlicher und vorsichtiger zu sein als bisher angenommen. Sie erzählt von der Einsamkeit des Alters, von ihrer Abscheu vor Misstrauen, das einem das Leben vergälle und darüber, dass man sich zwar auf das Glück vorbereiten, es aber nicht forcieren kann. Ob sie auf ihr Lebenswerk stolz sei, wird sie gefragt, während sie mit ihrem dritten Ehemann Paul von Schell im Wagen durch New York fährt. Ihr lakonischer Kommentar: „Nein. Wer Zeit hat stolz zu sein, ist eh ein elendes Häufchen Nichts.“ Als sie am 1. Februar 2002 in Berlin starb, war von den angeblich 35 verdienten Millionen keine müde Mark mehr vorhanden: betrügerische Manager, 60 z.T. teure Operationen, hohe Unterhaltskosten und gefloppte Konzerte. Sabine Göttel und Olaf Neumann
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musik -pomm AUS Meck
Breitling Stompers & Susi Koch
Wir leben in den 2020er Jahren und die Parallelen zu den 1920ern sind zu Teilen vorhanden. In unserer Zeit werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Häuser werden teurer, obwohl sie nicht schöner werden. Und ähnlich wie damals bleibt uns nur die Musik. Allerdings heutzutage nicht in einem Tanzlokal sondern aus der Konserve. Eine Konserve die besonders gute Laune zaubert, ist die der Breitling-Stompers, die in den 1980er Jahren Dixieland an die Ostsee geholt haben. Zum 30-jährigen Bestehen der Band holten sie sich 2016 die professionelle Sängerin Susi Koch ins Boot, die das Repertoire mit vielen tollen Titeln der Jazzgeschichte bereichert.
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ldtime-Jazz, Schlager der 1930er und 40er und Swing. Eine Mischung, die nicht viele Bands aufweisen können. Die Breitlings-Stompers aus Rostock haben sich dieses Repertoire aus Spaß an der Musik aufgeholfen. Schlagzeuger und Sänger Detlef Pielucha legte in den 1980er Jahre den Grundstein dafür. Als junger Musiker, der in Berlin Klassik studiert hatte und anschließend noch einen Abschluss als Lehrer machen wollte, entschied er sich in seiner Diplomarbeit über das Thema „Entwicklung des Dixieland in der DDR“ zu schreiben. Diese Arbeit führte ihn unter anderem nach Dresden, wo das „Dixieland Festival“ statt fand. „Die Musiker vor Ort erzählten mir damals voll bedauern, dass eigentlich ab Berlin jazzfreier Raum bestand“, erzählt der Schlagzeuger. Er hatte Lust diesen Raum zu füllen und suchte sich in Rostock Gleichgesinnte. Lange brauchte es nicht, bis sie ihre ersten Konzerte in der „Wappenklause“ am Doberaner Platz spielten und sich 1986 die Breitling-Stompers gründeten. Der damalige Wirt Norbert Risse war begeistert und ließ die Jungs einen Donnerstag im Monat spielen. Seitdem sind mehr als dreißig Jahre vergangen und die „Hobby-Band“ ist bis heute aktiv geblieben. Drei der sechs Musiker sind noch von der originalen Besetzung (Siegfried Rosin, Reiner „Willi“ Gutewort) über und 2016 stieß als musikalischer Sidekick Sängerin Susi Koch zu den Stompers. „Karli, Gitarrist und Betreiber der Pumpe, kenne ich seitdem ich fünfzehn bin. Es gab früher in der Pumpe einen regelmäßigen Jazz-Workshop an dem
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ich teilgenommen habe. Daraus entwickelte sich das Landesjugend-Jazzorchester. Und da die Proben vor Ort waren, brach der Kontakt nicht wirklich ab“, erzählt Susi. Die entstandene CD „Wenn du glücklich bist“ ist beschwingt und fröhlich und erschien 2016. Gestaltet wurde ihr Cover von dem Künstler Peter Bauer, der 2004 den Swiss Cartoon Award gewann und die Musik durch seine Zeichnungen zusätzlich unterstreicht. Ein weiteres Highlight ist das Booklet, geschrieben von Leif Tennemann. „Wir kennen uns schon ewig und drei Tage. Wir haben gemeinsam in Rostock bei dem Sender ‚Ferienwelle‘ gearbeitet. Leif war zudem regelmäßig auf unseren Konzerten in der Wappenklause“, erzählt Pielucha. Mittlerweile hat Tennemann einen eigenen Verlag, unter dem der Moderator auch die letzte CD der Stompers veröffentlicht hat. In dem Booklet erfährt der Interessierte alles über die Dixieland-Band aus Rostock, unter anderem auch, dass die Konzerte in der Wappenklause ein viertel Jahr im voraus ausverkauft waren. „Die Räume waren aber auch klein“, erinnert sich Pielucha. Heute ist die Wappenklause ein Sushiladen und Konzerte finden in Rostock so gut wie gar nicht statt, zumindest nicht live vor Publikum. Also warten die Stompers ab. „Wir hatten Pfingsten 2020 einen Auftritt auf der Santa Barbara Anna unter dem Label ‚Aktion Aufatmen‘ initiiert von Wolfgang Schmied. Das waren die ersten Konzerte, die in ganz Rostock nach dem Lockdown stattfanden. Wir sind auf dem Schiff quer durch den Hafen gefahren und haben überall mal kurz Halt gemacht. Wir
waren am Werft-Dreick, am M.A.U. - Club, an der Schnickmannstraße und haben letztlich vor der Hafenbar RostDock geankert und die ganze Zeit Musik gespielt“, erzählt Susi. „Wir müssen auch aufpassen, wir sind sieben Personen, die auch andere Projekte haben“, ergänzt Pielucha. „Für uns ist das aber okay, da wir alle hauptberuflich woanders unterwegs sind. Susi trifft es da durchaus härter.“ Die Musikerin hatte das Jahr fast keine Auftritte, konnte kaum bis gar nicht arbeiten. „Ich habe unter Auflagen mit meinen Schülern und Chören gearbeitet. Es ist tatsächlich so, dass beim Singen die meisten Aerosole ausgestoßen werden, deswegen ist es schwierig. Im Oktober habe ich das dann wieder abgebrochen. Singen ist fast mit das Gefährlichste momentan. Ich vermisse das aber sehr“, sagt sie und erzählt von der mangelnden finanziellen Unterstützung für die gesamten freien Künste. Sie selbst hatte zu Beginn zwar die Grundsicherung, aber die Novemberhilfe und die Grundsicherung Ende des Jahres 2020 blieben bei ihr aus. „Ich falle irgendwie durchs Raster. Im Moment habe ich gar nichts.“ Aktuell wissen wir alle nicht, wie lange die Einschränkungen bestehen und ab wann wieder Konzerte stattfinden dürfen „Unsere nächste Mugge (bezahltes Nebengeschäft) haben wir im Oktober“, scherzen sie zum Abschluss. Hoffen wir, dass es früher der Fall sein wird und hören bis dahin ein bisschen von den Breitling-Stompers und Susi Koch: „Ob du glücklich bist. Wer weiß. […].“ (Breitling-Stompers „Wenn du glücklich bist“) ANTJE BENDA
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GRÜNE wollen mehr Kultur in der kalten jahreszeit Die Rostocker GRÜNEN wollen im Frühling und Sommer mehr Openair-Kultur in der Stadt ermöglichen. Mit 200.000 € sollen Straßenkunst, Freilufttheater, Openair-Kino, Musik oder Ausstellungen unter freiem Himmel unterstützt werden. „Wir wollen die Stadt in der warmen Jahreszeit auch kulturell wiederbeleben. Die Künstler wollen sich wieder präsentieren, sehr viele Menschen sehnen sich nach Kultur“, so Christopher Dietrich, Landtagskandidat und Geschäftsführer der GRÜNEN Fraktion. „Wir können heute noch nicht wissen, wie stark die CoronaEinschränkungen für Veranstaltungen in den nächsten Monaten sein werden. Aber im Freien wird definitiv mehr möglich sein als drinnen und wenn es draußen warm ist, hat auch das Publikum mehr Lust auf Kultur an der frischen Luft. Darum wollen wir für diese Saison zusätzliche Openair-Angebote schaffen.“ Mit ihrem Vorschlag wollen die GRÜNEN den Rostocker Erlebniswinter fortsetzen, der gerade in der Stadt kleine kulturelle Highlights im Freien bietet. „Das war ein guter Auftakt“, sagt Christopher Dietrich. „Im Frühling und Sommer ist dann natürlich noch viel mehr möglich“. Vieles sei denkbar: mehr Ve r a n s t a l t u n g e n im Wa r nemü nder Kurhausgarten, eine Freiluf tbühne des Volkstheaters, Kunstausstellungen am Strand wie in Zingst, Konzerte im Stadtha-
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fen oder Kino im Park. Das Geld solle unter anderem für Gagen, Technikausstattung und Hygienekonzepte verwendet werden. „Wenn pandemiebedingt weniger Karten als normal verkauft werden können, sind manche Veranstaltungen nicht mehr finanzierbar. Auch hier kann das Zusatzbudget helfen.“ Der Kulturausschuss der Bürgerschaft hat den Antrag der GRÜNEN bereits befürwortet. Es wird erwartet, dass auch die Bürgerschaft grünes Licht gibt. Finanziert werden sollen die 200.000 € aus nicht mehr benötigten Rücklagen der Stadt für einen Rechtsstreit. Dietrich: „Dieses Geld ist gut investiert, denn es stärkt unsere Kulturszene und schafft dringend nötige positive Erlebnisse in unserer Stadt.“
PROJECT ÙTER ZIEHT DURCH ROSTOCK Anlässlich des internationalen Frauen*STREIKtags am 08. März initiiert das PWH mit vielen Akteur*innen und Vereinen eine digitale queerfeministische Festivalwoche unter dem Motto „Ein Tag ist nicht genug!“ mit Vorträgen, Workshops, Theater, Musik und Film. Der Frauen*kulturverein arbeitet weiter mit dem Kunstwerk „Project Ùter“ – ein Wandbild über reproduktive und sexuelle Freiheit. Das Thema soll damit in die Öffentlichkeit getragen werden und zur Diskussion stehen. Dafür ziehen die Veranstalter mit dem Wandbild durch die Rostocker Stadtteile. Begleitend wird es online Vorträge und Workshops geben. 08.–14.03.2021 · diverse Locations
KULTURPARTNER
Erlebnis Winter Rostock JUNGE KUNST im Schaufenster Vier junge Künstler aus MecklenburgVorpommern zeigen Arbeiten aus ihrem Schaffen und stellen in unterschiedlichen Techniken ihre Visionen vor. Zu sehen sind figürliche Bildhauerei von Julia Kausch, Malerei von Astrid Brünner, Illustrationen von Björn Krause und Installationen von Lena Biesalski. Zu sehen ist die Ausstellung vom 17.02. bis 12.03.2021. Die Stadtwerke Rostock AG und die Nordwasser GmbH geben der Präsentation Raum und unterstützen damit die Künstler. BESSER ALS NICHTS Im Rahmen des Erlebnis Winter Rostocks werden Christoph Knitter und Stefanie Rübensaal mit Support von Christoph Chciuk bis Ende März das Erdgeschoss vom Kröpeliner Tor übernehmen. Die Idee von besser als nichts wird weitergeführt: In einer laborähnlichen Situation werden künstlerische Aktionen im Raum und den Schaufenstern entwickelt, und Gastkünstler*innen dazu einladen, sich zu beteiligen.
HIGHLIGHT-Abende 02., 09., 16. & 23.03.2021 · 18.30 Uhr Kröpeliner Tor
ich geh heut …
#rostockflyer 12 Monate ohne Party bedeutet auch 12 Monate ohne Flyer. Diese fliegenden bunten Kunstwerke fehlen uns. Ein kleiner Blick in unser Archiv und schwupp sind sie wieder da. Flyer aus 25 Jahren Club Culture in Rostock! MS Stubnitz, unplugged, das alte JAZ, Trafo … viele Locations gibt es schon lange nicht mehr. Partyreihen oder DJs sind nicht mehr aktiv. Lasst uns zusammen in Erinnerungen schwelgen und besucht uns auf Instagram. Dort findet ihr noch viel weitere Flyer. Wenn ihr auch noch tolle Flyer habt, fotografiert sie einfach ab und teilt sie mit uns. Hashtag #rostockflyer
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… nicht mehr tanzen
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galerien
WOLFGANG „WOLF“ BERGENROTH „100 UND 1 ZEICHNUNG. MECKLENBURGISCHE TRACHTEN“
Das Kulturhistorische Museum Rostock hat eine Verlängerung der Sonderausstellung „100 UND 1 ZEICHNUNG. MECKLENBURGISCHE TRACHTEN VON WOLFGANG „WOLF“ BERGENROTH (1893–1942)“ bis zum 5. April 2021 ermöglicht. Auf diese Weise steigt die Chance, die erstmalige und vollständige Präsentation an Grafiken von Wolf Bergenroth im Kulturhistorischen Museum Rostock zu sehen.
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anz up de Deel: Kiekbusch, Schwedisch Quadrille, Schausterdanz und Windmöllerdanz hießen die Mecklenburgischen Bauerntänze. Die fast vergessenen Tänze erweckte die Turnlehrerin Marie Peters mit ihrer »Schweriner Mädchentanzgruppe« zu neuem Leben, entwarf ein Kostüm nach der landesüblichen Kleidung der Stubendirns – aber niemand nannte es Dirndl. Nichtsdestotrotz wurde die Marie-Peters-Tracht bei Bäuerinnen und Bauern zwischen Lübeck, Ratzeburg und Schwerin immer beliebter und als Bauerntracht getragen. Als Gymnasiast bewunderte der im westmecklenburgischen Parchim geborene Wolfgang Bergenroth die „Schweriner Mädchentanzgruppe“ in ihren reizenden Trachten. Als Dekorations- und Kunstmalerlehrling zeichnete er Trachten aus Marie Peters' privater Sammlung, besonders schön die Dreistückmütz – eine farbenprächtige Haube mit langen Bändern. Als Illustrator entwarf er für Marie Peters farbige Holzschnitte zu Mecklenburgischen Bauerntänzen. Die Trachten ließen ihn nicht mehr los. Ab 1924 lebte Bergenroth als freischaffender Maler und Illustrator in Rostock und war Mitglied der Vereinigung Rostocker Künstler. Gefragt waren seine Illustrationen für die Mecklenburgischen Monatshefte – meist zum Thema: Volkstracht. Den schmalen Grat, auf dem er wanderte, verließ er, als er in den 1930ern Großaufträge vom Wehr- und Heeresbauamt für Dekorationsmalerei ausführte: mecklenburgische Kasernen und Lazarette mit Erntefest- und Bauerntanzszenen schmückte. In seinem Kopf kreiste dabei immer der Plan für ein „großangelegtes mecklenburgisches Trachtenwerk“. Das Bergenroth-Konvolut wird seit 1943 im Kulturhistorischen Museum Rostock bewahrt. Als einzigartiges Dokument diente es Ethnologen schon zur Rekonstruktion von verlorenge-
K U N S T + R A HME N
gangenen mecklenburgischen Trachten. Nun wird dieses Zeitdokument zum ersten Mal in einer kunsthistorischen Sonderausstellung mit einer Vielfalt an Zeichnungen und Holzschnitten auch einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Warnemünderin Dargestellt ist eine Warnemünderin in ihrer Arbeitstracht im Profil nach rechts gewandt. Bergenroth erfasste zunächst die Kontur mit Bleistift, anschließend aquarellierte er die Zeichnung. Die Warnemünderin trägt bei der Arbeit eine strohfarbene Schute mit langen dunklen Bändern. Ein grünes Halstuch bedeckt die Schultern. Jacke und Rock in gedecktem Blau weisen unterschiedliche, dezente Muster auf. Die Füße stecken in blauen Strümpfen und Pantoffeln. Links neben der Profilansicht ist die Rückansicht dargestellt. Besonderes Augenmerk legte der Künstler auf die Schute und den Faltenwurf des Rockes. Rechts neben der Profilansicht hält eine Bleistiftzeichnung die Vorderansicht der Warnemünderin fest, wieder mit einem Fokus auf die Kopfbedeckung. Handschriftlich vermerkte Bergenroth wichtige Details: das
Strohhutband sei unter dem Kinn zusammengebunden, unter der Schute sei eine Mütze zu sehen, deren Bänder gebunden nach hinten hängen. Rechts und links neben der Profilansicht finden sich Notizen zum Material der Tracht: Das Fransenhalstuch sei seiden, der Rock aus Wolle und Leinen, die Strümpfe aus Wolle. Die Jacke sei vorn bedruckt. Links unten widmete sich Bergenroth noch einmal den Musterungen von Jacke und Schürze: mit Bleistift, Aquarell und handschriftlichen Notizen. Rechts oben gibt Bergenroth dem Blatt seinen Titel „Wmnderin Arbeitstracht“. Das vorliegende Blatt ist typisch für Bergenroths Arbeitsweise, um seinem Plan einer Mecklenburgischen Trachtenmappe Gestalt zu verleihen. Mit (aquarellierten) Bleistiftsskizzen und-notizen erforschte er die Vielfalt Mecklenburgischer Trachten: neben der Warnemünder, die Poeler, Schweriner, Biestower, Zeppeliner und Ratzeburger Tracht. Bergenroths Trachtenmappe blieb unvollendet. Die Ausstellung zeigt den Versuch einer Rekonstruktion. Weitere Infos: www.kulturhistorisches-museum-rostock.de impressum HERAUSGEBER: 0381 – Stadt- und Kulturmagazin Kulturkombinat Verlag Barnstorfer Weg 22 · 18057 Rostock info @ 0381-magazin.de www.0381-magazin.de FON (0381) 29 46 283 ANZEIGEN: Frank Schollenberger FON (0172) 32 16 073 Lisa Thimm FON (0174) 13 97 844 FOTOS: Veranstalter Antje Benda MITARBEITER: Henryk Janzen Frank Schollenberger Antje Benda Steffi Eick Kristina Koebe Christian Rutsatz Torsten Borchert Olaf Neumann La Questi / Andrea Köster REDAKTION · BÜRO: Henryk Janzen (V.i.S.d.P.)
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Foto: Henryk Janzen
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Manfred Schukowski
auf den spuren astronomischer uhren
Für die älteste noch funktionierende Astronomische Uhr der Welt, die in der Rostocker St. Marienkirche steht, ist jetzt in der Reihe „Die Blauen Bücher“ des Verlages Langewiesche in Königstein im Taunus eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe des Standardwerkes zu dieser Uhr, also eines Buches, erschienen.
A
utor ist der Rostocker Professor Manfred Schukowski, der am 16. Januar 2021 seinen 93. Geburtstag feierte und seit 1978 mittelalterliche astronomische Monumentaluhren erforscht. Er sagt: „Die Rostocker astronomische Uhr war der Ausgangspunkt und blieb das Zentrum meiner Beschäftigung mit mittelalterlichen astronomischen Großuhren. Je mehr ich über ihre Geschichte und die anderer solcher Monumentaluhren erfuhr und erkannte, umso deutlicher wurde mir ihre besondere Bedeutung. In mehr als vier Jahrzehnten ist sie mir in besonderer Weise ans Herz gewachsen.“ Professor Schukowski gelang es unter Mitarbeit des Kunsthistorikers Wolfgang Erdmann (†), der Kunstwissenschaftlerin Dr. Kristina Hegner (ehemals staatliches Museum Schwerin und des Kulturwissenschaftlers Wolfgang Fehlberg (ehemals Universität Rostock) in den letzten zehn Jahren, neue und teils wesentliche Erkenntnisse über die Rostocker Astronomische Uhr zu gewinnen. „Diese
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betreffen beispielsweise den Wechsel und die Aktualisierung der Kalenderscheibe, die nun bis 2150 Gültigkeit besitzt, neue Interpretation des Bildprogramms, Fragen zum Standort der Vorgängeruhr aus dem 14. Jahrhundert“, teilt der Verlag mit. „Dieses mittelalterliche Wunderwerk“, wie Professor Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, es nennt, wurde 1472/74 als Monumental-Uhr erbaut und ist mit ihrem 1643 erweitertem originalen Gehäuse und den ursprünglichen Uhrwerken erhalten. Professor Schukowski, der seit mehr als 50 Jahren eng mit der Universität Rostock verbunden ist, hier promovierte und sich habilitierte, und mit seinen Forschungen zum weltweit einzigartigen Kulturdenkmal der Astronomischen Uhr auf sich aufmerksam machte, hat weit über Deutschland hinaus einen Namen in der Fachwelt. Professor Wolfgang Schareck beschreibt ihn als „eine außergewöhnliche Persönlichkeit“ und schätzt „seine geistige Beweglichkeit und
das große Interesse für Entwicklungen, trotz des schon hohen Alters“. Seine große Kompetenz in der Astronomie sowie in technischen Konstruktionen verbinde er mit seinem großen Engagement für die astronomische Uhr in unserer Hanse- und Universitätsstadt“, betont er. Der Rektor erinnere sich besonders gerne, wie Professor Schukowski zum 1. Januar 2018 beim Wechsel der Kalenderscheibe einen Urenkel mitbrachte, damit dieser vielleicht in einigen Jahrzehnten seinem Urenkel von diesem Festakt berichten könnte. Durch das Engagement von Professor Schukowski ist die Verbindung von Mitarbeitern der Universität zur Astronomischen Uhr neu belebt worden. Nach seinem Drehbuch hat das IT- und Medienzentrum der Universität eine DVD über die Astronomische Uhr angefertigt, ist eine Bachelorarbeit zur Funktionsweise des Uhrwerkes entstanden sowie ein Uhrenmodell im 3D-Druckverfahren. Wolfgang Thiel
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