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magazin: wintersport in rostock
schnEE Von GEstErn oDEr Doch cool? WiNTerSporT iN roSTocK
Der boomende Wintertourismus ist allseits beliebt. Einer studie nach fahren 18 prozent der deutschen bevölkerung, das sind fast 15 Millionen Einwohner, regelmäßig ski oder Snowboard. Kein Wunder, denn Wintersport hält fit, man bewegt sich an der frischen luft und es macht noch dazu extrem viel spaß und liefert den nötigen Adrenalinkick.
Wie vielseitig Wintersport sein kann, zeigt sich wieder einmal bei den Olympischen Winterspielen, die dieses Jahr vom 4. bis 20. Februar in Peking ausgetragen werden. Skispringen, Bob fahren, Rodeln, Biathlon, Shorttrack, Curling — das geht rund! Dass Athleten aus MV bei den Winterspielen an den Start gehen, ist jedoch eher die Seltenheit. Doch woran liegt das? An den mangelnden Trainingsmöglichkeiten, weil, seien wir mal ehrlich, der Schnee hierzulande eher selten ist? Möglicherweise. Fakt ist: Wenn man nun mal Wettkämpfe, die mit Schnee und Eis zu tun haben, bestreiten will, dann braucht man bestenfalls auch zum Trainieren solche Bedingungen. Die nächstgelegene Möglichkeit, um sich auf Skiern und dem Snowboard zu bewegen, ist das Alpincenter in Hamburg-Wittenburg. Doch sooo mau sieht es in Rostock mit dem Wintersport gar nicht aus, denn dieser hat viele Facetten. Let’s check.
ein kleiner rückblick vorneweg Es war ein extrem harter Winter im Jahr 1978/79, um nicht zu sagen: Winterchaos in der Stadt. So viele Schneemassen hat die Hansestadt schon lange nicht mehr gesehen. Studierende der Uni Rostock wurden statt Vorlesungen zum Schnee schippen verdonnert, Rostock versank förmlich im Schnee. Es gab mal eine Zeit, da gehörte Rostock zum nördlichsten Skigebiet Deutschlands. In den 70er Jahren befand sich in den Kösterbecker Bergen ein Skilift und auch kleine Olympiaden für motivierte Kids wurden ausgetragen. Es kamen viele Schaulustige, es gab warmen Eintopf und Punsch. Leider hielt die Freude über die Querstange, die die Sportler nach oben zog, nur 10 Jahre. Zur Wende wurde das
Projekt wieder eingestampft: Keine Wartung und fehlender Schnee trugen die Schuld daran. „Ich kenne das Teil noch. Ein Stahlseil lief über zwei Wellen. Gegen ein kleines Entgelt, ich glaube 0,50 Pfennig bekam man einen Zugriff aus Holz. An diesem Griff waren zwei versetzte, dicke Schlossschrauben angebracht, zwischen denen man das Stahlseil verklemmte, um sich ziehen zu lassen“, so ein Kommentar in einem Online-Forum. Auf YouTube kursieren einige Videos zum berüchtigten Kösterbecker Skilift, schaut doch mal rein.
Das Eisstadion in Rostock kurz nach der Erbauung 1958. An gleicher Stelle wurde 1970 die Eishalle gebaut, heutige Heimstätte der Piranhas Rostock oder des ESV Turbine Rostock.
wie sieht es heute in rostock so aus? Hand aufs Herz. Als Skigebiet zählt Rostock mit Sicherheit nicht (mehr). Und auch der Schnee hat in den vergangenen Jahren immer mal auf sich warten lassen. Trotzdem gibt es einige Möglichkeiten, sich in den Wintermonaten entsprechend sportlich zu betätigen. Wir sagen da nur: „Tooooor in der Schillingallee“, wie es öfter mal aus dem Radio dröhnt. Na, wer kennt diese eingängige Werbung noch? Die Rostocker Eishalle öffnet meist von September bis April jeden Jahres ihre Pforten und lässt Eisliebhaber-Herzen höher schlagen. Unter ihrem Dach sind mehrere Vereine beherbergt, unter anderem Folgende:
Shorttrack beim eSV Turbine rostock Rostocker Sportler und Sportlerinnen des ESV Turbine waren in der Vergangenheit schon ziemlich erfolgreich. Zweimal bei Olympia und unzählige Deutsche Meister-Titel und anderweitige erfolgreiche Teilnahmen an Wettbewerben. Ein Highlight ist der jährlich im Oktober stattfindende Hanse-Cup, welcher sogar auf internationaler Ebene ausgerichtet wird. Doch was ist Shorttrack überhaupt? Beschrieben wird die Sportart als eine rasante Form des Eisschnelllaufs. Sie wird auf einem Eisoval ausgetragen, wobei es Einzel- und Staffelrennen gibt. Na, Interesse? Der Landeeissport-Verband MV lädt motivierte Kids zum Schnuppertraining der Eislaufschule immer freitags von 14 bis 14:45 Uhr und samstags von 10 bis 11 Uhr in die Eishalle in der Schillingallee ein. Mehr Infos gibt es unter www.shorties-rostock.de.
Nicht zu vergessen: die rostocker piranhas — der eishockey-club in rostock Wer die Rostocker Piranhas nicht kennt, der kann kein echter Wintersport-Fan sein. Die Spiele sind höchst spannend und die Luft der Eishalle brennt, wenn ein Eishockeyspiel so richtig im Gange ist. Aktuell befindet sich die erfolgreiche Eishockey-Mannschaft in der Tabelle der Oberliga Nord übrigens auf Platz 10. Insgesamt beherbergt der Rostocker Eis-
In den Sechzigern gabs Action im Eisstadion im Barnstorfer Wald.
hockeyclub neben den Piranhas noch weitere neun Mannschaften, darunter die Oldstars, die Freibeuter und sieben Kinder- und JugendMannschaften. Begeisterter Eishockey-Nachwuchs hat von September bis April alle zwei Wochen freitags von 18 bis 19 Uhr die Möglichkeit, einmal reinzuschnuppern und Kinder und Jugendliche erlernen in der Eislaufschule spielerisch das Bewegen auf dem Eis und die ersten Züge des Eishockeyspielens. Mehr Infos gibt es unter www.piranhas.de. rostocker eiskunstlaufverein (reV) Der REV umfasst das klassische Eiskunstlaufen und den Showtanz auf dem Eis. Der Verein fasst derzeit 52 Mitglieder, darunter 46 aktive Läuferinnen, die Jüngste im Bunde ist gerade mal fünf Jahre alt. Dabei finden neben dem Training auch Galas und Eiskunstshows statt, die jedoch in der letzten Zeit coronabedingt pausieren mussten. Das Sommertraining der Eiskunstläuferinnen findet in der Turnhalle statt und ein jährliches Trainingslager gibt es ebenso. Geschnuppert werden kann immer mittwochs 13:30 bis 14:15 Uhr und freitags 13 bis 13:45 Uhr. Eine Anmeldung ist möglich per Mail an training@eiskunstlauf-rostock.de und weitere Informationen findet man unter www.rostockereiskunstlaufverein.de.
hrodeln :-) Rodeltechnisch sieht es in Rostock und den umliegenden Dörfern gar nicht so übel aus. Wir haben zwar keine Berge, dafür aber doch recht beachtliche Hügel. Spitzenreiter sind dabei, wie oben bereits erwähnt, die Kösterbecker Berge, auch Rostocker Schweiz genannt. Der Namen macht diesem Örtchen alle Ehre, denn der Rodelberg kann sich wirklich sehen lassen. Leider existiert kein Skilift mehr, dafür ist diese Rodel-Location aber trotzdem noch so sehr beliebt, dass bei Schnee und Eis unzählige Menschen die Kösterbecker Berge zum Rodeln besuchen, dass teilweise Zufahrtsstraßen aufgrund von Chaos gesperrt werden müssen (so beispielsweise Anfang 2021). „Beim Rodeln bin ich so sehr in Fahrt gekommen, dass ich die Kontrolle über meinen Schlitten verlor und kurzerhand mit voller Wucht meinen Allerwertesten auf einem gefrorenen Maulwurfshügel parkte. Hallo Steißbeinbruch“, erzählt uns Jonathan, absoluter Rodelbegeisterter aus Rostock. „Zu meinen Kinder- und Jugendzeiten war da immer viel Action. Der Berg war famos, es war so viel Trubel dort, einmal war sogar ein Rostocker Radiosender mit Live-Programm vor Ort, es gab Glühwein, Punsch und Erbseneintopf aus der Gulaschkanone“, erinnert sich Franzi aus Rostock. Eine weitere Anlaufstelle für ein lustiges Rodelabenteuer ist ebenfalls nicht weit entfernt und befindet sich in der Rostocker Südstadt: der berühmte Biestower Rodelberg. Unscheinbar im Frühling, aber herausragend im Winter gibt es dort einen
Hier ist bei entsprechender Witterung eigentlich deutlich mehr los.
Rodelberg mit Kurve, der schon für manchen Spaß im Winter gesorgt hat. Auf dem Rostocker Wall in der Innenstadt geht es bei Schnee ebenfalls zur Sache. Ein steiles, aber kurzes Vergnügen mit oftmals vielen Schlitten kreuz und quer. Etwas entspannter geht es auf dem Kastanienplatz im Barnstorfer Wald zu, hier kommt jede Familie auf ihre Rodelspaß-Kosten.
upcoming Winter-Sportarten in rostock und umgebung Rostock ist ja bewiesenermaßen für seine große Surferszene bekannt. Vor allem Wind- und Kitesurfer treibt es an die Rostocker Home-Spots, wenn der „Wind an ist“. Doch auch wenn Rostock unter einer dicken Schnee- und Eisdecke bedeckt ist, lassen sich die Surfer-Jungs- und Mädels etwas einfallen: Snow-Kiten. Hierzu braucht es ausnahmsweise mal kein Gewässer, oftmals reicht schon ein Schneefeld, frei von Straßen, Häusern, Stromleitungen oder anderen Hindernissen. Ein zugefrorener See bietet ebenfalls perfekte Bedingungen, aber Vorsicht: Bitte immer erst prüfen, ob die Eisdecke ausreichend dick ist und die Gewässer zum Betreten freigegeben wurden. Ansonsten fehlt nur noch der perfekte Wind, Skier oder ein Snowboard und natürlich der Kite. Das nennen wir mal einen waschechten Rostocker Wintersport! Skikjöring für die pferdefans Zu guter Letzt ein weiterer Upcoming-Wintersport-Spaß, der in unserem Bundesland unter den unzähligen Pferdebesitzern und Reitern bekannt ist. Beim Skikjöring handelt es sich, wie der Name es schon sagt, um eine skandinavische Wintersport-Tradition. Dabei wird ein Pferd, Hund oder ähnliches vor den Skifahrenden gespannt und dieser dann durch den Schnee gezogen. Ähnlich wie beim Snow-Kiten ist dies kein Sport für Angsthasen und blutige Anfänger, denn hierfür braucht es schon ein wenig Erfahrung und vor allem gute Ausrüstung und starke Nerven, immerhin ist man höheren Gewalten, wie einem Tier oder dem Wind ausgesetzt. Spaßig sieht es aber allemal aus.
Jetzt fehlt nur noch der Schnee — Frau Holle, dein Stichwort!
LUISE JOHANNA ACKER
eisbaden — das kalte Vergnügen Zwar keine olympische Disziplin, aber dennoch sportlich, sich in die Kälte zu wagen. Der gesunde Spaß schüttet unzählige Glückshormone und Stresshemmer aus, schützt vor Stress und Krankheit und ist einfach mal etwas Besonderes, zumal die Ostsee vor der Tür förmlich dazu einlädt. Am besten man tut es den Rostocker „Eisbademeisters“ gleich und springt für einen guten Zweck ins kalte Nass. Das Motto: Wir springen für Wärme ins kalte Wasser. „Ziel ist es, den ganzen Winter übermindestens einmal pro Woche im kalten Wasser (Meer, Fluss, See) baden zu gehen und mit dieser Aktion Spenden für einen guten Zweckzu sammeln.Frei nach dem Motto: Wir „leiden, damit ihr nicht leiden müsst“, so steht es auf der Homepage geschrieben. Wer sich also mal zu etwas Verrücktem überwinden möchte und gleichzeitig damit etwas Gutes tut, der schaut doch mal auf der Website unter www.driveeatsleep.de/eisbademeisters-rostock oder auf Instagram vorbei. Das Eisbaden findet in den Wintermonaten jeden Freitag um 15:30 Uhr in Warnemünde, Treffpunkt Hotel Hübner, statt.
groTer pohl
und der autoVerMieter Sixt
2016 beschloss die bürgerschaft, das Gebiet Groter pohl städtebaulich zu erschließen. 4 kleingartenanlagen, insgesamt 19 ha, mussten dafür weichen. Eine grüne oase mitten in rostock, die verschwand.
Lauter kleine Paradiese für Mensch, Tier und Umwelt. Versprochen wurde dafür, dass aufgrund der zentralen Lage in direkter Nähe zum Hauptbahnhof ein verdichteter Wohnungsbau angestrebt werde. Doch nun wird ein bisher immer als Wohnungsbaufläche ausgeschriebenes Gebiet für ein Bürogebäude des Autovermieters Sixt bereitgestellt. Werden wertvolle Grünflächen entgegen aller aktuellen Klimaschutzziele und den Wünschen der Rostocker Bürgerinnen versiegelt? Die Jugendorganisation des NABU, die NAJU Rostock, setzte eine Mahnwache gegen die Ansiedlung von Sixt am eigentlich der Wohnbebauung vorbehaltenen Groten Pohl an. Aber warum darf ein Konzern wie Sixt gerade auf die Unterstützung der Grünen, der Linken und der sozialdemokratischen Fraktion setzen?
Auf einer Anhörung einer Rostocker Bürgerschaftsfraktion spricht der Geschäftsführer von Sixt in Rostock offen vom Standortvorteil der geringen Entlohnung im Osten. Es ist von Löhnen in Höhe von 12,17 Euro die Rede – im Westen.
Und damit sind wir beim wichtigsten Thema für Rostock: Was bringt ein Arbeitgeber wie Sixt eigentlich den Rostockern? Auf kritische Fragen musste man in der Fragerunde der nicht genannt werden sollenden Fraktion umsonst warten. Dabei wäre es doch interessant, ob Sixt denn mit seinen im dreistelligen Millionenbereich liegenden Konzerngewin-
Bereits im Dezember 2021 stimmte der Ortsbeirat Südstadt für die Umsetzung des Projekts, mit 8 Stimmen dafür und 3 Gegenstimmen bei 0 Enthaltungen. nen einen stattlichen Gewerbesteueranteil ins Stadtsäckel füllen würde? Keine konkrete Antwort. Aber es gibt ja den Bundesanzeiger. Dann schaut man eben mal da rein. Und siehe da, Sixt hat sich zunächst einmal ein internationales Korsett gegeben. Eine SE. Insider sehen darin zwei Gründe: erstens kann man sich so den in Deutschland geltenden Arbeitnehmer-Mitbestimmungsrechten entziehen. Der sicherlich wichtigste Grund: Ein Geflecht aus 27 Firmen listet das Firmenregister auf. Darunter auch zwei GmbHs in Rostock. Für 2018 weist davon eine gar keinen Gewinn aus, die andere immerhin 270.000 Euro. Dabei lag der Konzerngewinn in den Jahren 2017, 2018 und 2019 bei ca. 200 – 400 Millionen Euro! Insgesamt sollen ca. 1.700 beschäftigte Mitarbeiter bei Sixt arbeiten. Mit 800 also fast die Hälfte in Rostock. Das bei durchschnittlich 300 Millionen Firmengewinn in Rostock um
die 60.000 Euro Gewerbesteuer anfallen, ist schon fast skandalös. Bei den niedrigen Ostlöhnen wird auch die Lohnsteuer nicht den großen Beitrag zu einem selbsttragenden Aufschwung im Osten bringen.
Was passiert eigentlich in den von Sixt leer gezogenen Büro-Immobilien in Lütten-Klein und in der Grubenstraße. Dort soll es schon reinregnen, ließ der Geschäftsführer süffisant verlautbaren. Leer stehende Investruinen? Sollen noch schlechter bezahlende CallcenterBetreiber angelockt werden? Hier wird also am Groter Pohl Fläche versiegelt, obwohl andernorts genügend Fläche zur Verfügung steht? Klimapolitischer Wahnsinn.
Der Standort am Groter Pohl ist aber auch eine katastrophale Entscheidung für den Rostocker Berufsverkehr. Die Kreuzung an der Erich-Schlesinger-Straße ist ohnehin schon ein Nadelöhr. Nun sollen noch 700 Bewohner und 1.000(!) Beschäftigte von Sixt täglich über diese Kreuzung pendeln. Auch wenn nicht jeder im eigenen Fahrzeug unterwegs sein wird, kann man sich das Chaos bildhaft vorstellen. Denn selbstverständlich erhalten Sixt-Mitarbeiter auch Mitarbeiterrabatte bei der Mietwagenbuchung. Besonders die Eltern und Kinder der angrenzenden Schulen werden begeistert sein.
Und jetzt soll aber diesem Unternehmen in Rostock auch noch eine Sonderbehandlung angedient werden. Denn wenn ein klein- oder mittelständisches Unternehmen eine städtische Fläche in Rostock erwerben möchte, was hinsichtlich Besicherung von unschätzbarem Wert sein kann, dann prallt es in der Stadtverwaltung gegen eine Wand. Grundstücke nur in Erbpachtverträgen. Doch für Sixt soll eine Ausnahme gemacht werden. Sogar auf ein Vergabeverfahren wird verzichtet. Warum; darüber lässt sich nur spekulieren. Wahrscheinlich, weil sich keiner der Entscheidenden die Mühe gemacht hat, sich das Unternehmen mal genauer anzusehen.
Warum also Sixt in Rostock? Warum ein Callcenter mit Ausbildungscampus, wo eigentlich Wohnungsbau sein sollte? Warum ausgerechnet ein Unternehmen, das Steuervermeidung als Geschäftsmodell pflegt? Warum ein Unternehmen, dass außer Lohndumping und dauernder Billiglöhnerrekrutierung nichts in der Stadt lässt? Warum ein Unternehmen, das die hart erkämpften Rechte von Arbeitnehmern mit Füßen tritt?
Sollte MV nicht daran arbeiten, den letzten Platz im Ranking der Einkommenshöhe, den wir leider einnehmen, zu verlassen? Sind nicht Tarif gebundene, gut bezahlte Jobs gefragt? Soll nicht die heimische Wirtschaft wachsen können, die sich auch steuerlich hier engagiert? Wäre ein Kniefall vor Sixt das treffende Signal? Fragen, die sich nicht nur der NAJU stellen sollte.
NeBeNBei Am 18. August 2020 rast ein 20-jähriger in einem Mietwagen auf der B105 Richtung Doberan. Der Fahranfänger überholt die bei Rot stehenden Fahrzeuge auf der Überholspur und rast bei Rot über die Kreuzung. Er erfasst eine Radfahrerin und schleudert sie 40 Meter durch die Luft. Die mehrfache Mutter erlag noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen.
WAS hAT dieSer uNFAll MiT SiXT Zu TuN? Es ist zunächst eine Werbekampagne, in der Sixt sich über angefahrene Fußgänger, Radfahrer oder Tiere lustig macht, und der zum Rasen angestachelte Mietwagennutzer eine Strichliste erstellt, wie viele Opfer er bereits „erlegt“ hat. Mit einem Smiley eingeleitet, zeigt das Bild eine Strichliste, die sich so interpretieren lässt: Sieben Mal rote Ampeln ignoriert, sechsmal eine Katze angefahren und achtmal mit einem Radfahrer zusammen gestoßen. „Es gibt immer diesen einen Freund, der es beim Autofahren ein wenig übertreibt. Wir haben jetzt einen Autoaufkleber für ihn.“, kommentiert Sixt den Tweet.
In einem Interview mit dem Manager-Magazin ließ Firmenpatriarch Erich Sixt wissen, Werbung sei immer Chefsache. Und das kann schon mal aggressiv sein. Und so lassen sich eine Reihe Raser-verherrlichende Anzeigen in den teuer bezahlten Werbekampagnen finden. Ob unter dem Motto „Blumen sind nett, rasen ist geil“, oder „Bin gleich da“ sagen. Und meinen. Frauen gehören zur Zielgruppe von Spott: Zum Weltfrauentag gibt es schon mal Fahrzeuge mit Einparkhilfe oder einen PKW, der sich an der Ampel von selbst „abwürgt”.
KLAUS KREUTZER
grill'n'thrill im windchill
anpassung ist eine der hervorragendsten eigenschaften der natur und hat für das Überleben aller heute anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten und natürlich auch für die Existenz des Menschen gesorgt. Wir wollen uns einer der interessantesten spezies widmen, die es geschafft hat, durch Veränderungen des stoffwechsels und der nahrungssuche ihren klimatischen Wirkungskreis zu erweitern.
Es handelt sich um die Wintergrillen. Diese sind erst seit neuestem in unseren Breiten anzutref ... Oh, wie mir grad mitgeteilt wird, handelt es sich um einen kleinen Irrtum in der redaktionsinternen Kommunikation. Unser Thema ist DAS Wintergrillen!
Die Zubereitung warmen Essens am offenen Feuer oder in leidlich zivilisierteren Zeiten über Holzkohle und Gas, gehört zu den beliebtesten Ritualen der menschlichen Gesellschaft. Da es in unseren Breiten jedoch nicht mehr überlebenswichtig ist, haben wir uns das Grillen freiwillig erhalten. Weil es gut schmeckt und uns daran erinnert, dass wir das Feuer gezähmt haben. Und wir es immernoch draufhaben. Hauptgrillsaisons sind seit jeher Frühling und Sommer. Und auch das herbstliche Abgrillen ist nicht mehr ganz neu.
Ein bis dato nicht allzu verbreiteter Trend findet dieser Tage immer mehr Anhänger. Wintergrillen entwickelt sich auch bei uns zum Hype. In den USA ist dieses Phänomen schon länger zu beobachten. Dort gehört es zur Normalität, die Spiele der heimischen Football-Teams mit Steaks und Burgern vom eigenen Grill zu genießen. Und da die Hochphase dieser Sportart nunmal in die Monate Dezember und Januar fällt, haben es sich die Amerikaner angewöhnt, ihr Heißes und Fettiges draußen zuzubereiten. Egal, ob sie im molligen Texas oder im frostigen New York oder im arktischen Green Bay zuhause sind.
Jetzt ist der Trend also zu uns über den großen Teich geschwappt. Ob das am Football lag oder am Verlangen, dem Winter in all seinen neuen und sehr unterschiedlich temperierten Facetten zu trotzen, sei dahingestellt. Wir wollen auch nicht ausschließen, dass die Branche der Grill- und Grillgut-Produzenten es selbst initiert hat, auf jeden Fall stellen sich immer mehr Menschen freiwillig in den Schnee, um dort für sich und ihre Familien und Freunde heißkalt Leckeres auf dem Grill zuzubereiten. Dabei landen die üblichen Verdächtigen Bratwurst, Steak und Schaschlik auf dem Grill, aber auch so mancher Exot. So empfehlen Experten für's Wintergrillen Spezialitäten wie Entrecôte vom Hirsch, Roastbeef mit Lebkuchen, weihnachtlich gewürzte Spareribs, Preiselbeercamenbert oder gefüllte Wildente. Diese Leckereien stehen ganz eindeutig ausschließlich im Winter auf unserem Speiseplan. Im Grunde kann man den kompletten Kanon weihnachtlicher Genüsse auf dem einsam in weißer Pracht stehenden Hitzespender zusammenbrutzeln.
warum soll man die küche vollsauen, wenn man den ganzen spass auF küche und balkon, terrasse bzw. garten verteilen kann!?
Spezialisten wie der Grillsportverein, weisen darauf hin, dass es beim Wintergrillen mit Holzkohle und Gas einige Änderungen zu Grillungen in den "normalen" Jahreszeiten gibt.
Natürlich macht der "Glaubenskrieg" zwischen Kohle- und Gas-Verfechtern im Winter keine Pause.
Für beide gilt, dass die niedrigen Außentemperaturen den Garprozess verlängern. Dementsprechend muss man also darauf achten, dass genügend Brennmaterial vorhanden ist. Wer möchte sich schon die Blöße geben und mit Halbgarem aufwarten!? Der kluge Griller hat sich schon im Herbst mit Heizmaterial bevorratet und lagert dies möglichst trocken und nicht im Freien, in der Gartenhütte oder im feuchten Keller. Mangelt es an alternativen Lagerkapazitäten, so empfehlen sich Kartons, um die Feuchtigkeit abzuhalten, die schon das Anheizen zur langwierigen Herausforderung machen kann.
Solcherlei Probleme gibt es bei Gas natürlich nicht. Doch sollte man in Erwägung ziehen,
statt Butan- auf Propangas umzustellen, da dieses auch bei Minusgraden keinen "Abriss" des Gasdrucks zulässt.
Beim Grillgut ist es empfehlenswert, dass die Waren nicht direkt aus dem Tiefkühlfach auf den Grill kommen. Weiterhin garen kleinere Teile, wie Schaschlik, Minutensteaks und Geflügelteile, schneller als "dicke Brocken". Bei letzteren kann man schon mal den bewährten Hausfrauentrick anwenden und den Braten oder Vogel schonmal vorab eine Stunde in den auf 100°C geheizten Backofen schieben. Dies verkürzt den Garprozess und die Wartezeit erheblich.
doch nicht nur das essen braucht die richtige temperatur.
Ein Heiz-Pilz oder Infrarotstrahler hält den Grillmeister und seine Gäste warm. Auch ein Feuerkorb kann für die nötige Wärme sorgen.
Bei Schnee und Regen leistet gegebenenfalls ein Sonnenschirm auch für Wintergriller gute Dienste. Außerdem gilt es daran zu denken, dass es früh dunkel wird. Darum sollte man Windlichter, Laternen oder Gartenfackeln bereit halten. Feuert man einen zweiten (offenen) Grill oder ein Feuer auf einem sicheren Platz, z. B. in einer Feuerschale an, kann man seine Gäste auch aktiv am Grillvergnügen teilnehmen lassen. Dafür bieten sich z.B. Stockbrot und am Stock gebräunte Marshmallows an, die insbesondere bei Kindern sehr beliebt ist. Auch leicht vorgegarte kleine Kartoffeln lassen sich gut am Stock brutzeln, während das "richtige" Essen im geschlossenen Grill gart.
Auch bei der Präsentation des fertigen Grillguts gilt es einiges zu beachten. So sollte man beim Servieren der fertigen Speisen sehr schnell sein oder Maßnahmen ergreifen, damit man nicht mit völlig erkaltetem Essen seine verweichlichten und deshalb im Haus wartenden Gäste verschrecken will. Hier bieten sich vorgewärmte Teller, kleine Thermoboxen oder Styroporschachteln an. Aber auch Alufolie leistet hier gute Dienste und isoliert das Grillgut echt gut.
Doch auch Vegetarier und SuppenLiebhaber müssen beim Wintergrillen nicht außen – oder vielleicht zutreffender – innen vor bleiben. Schließlich gibt es ja den Dutch Oven. Dieser wurde vor allem in den USA und Australien seit dem 18. Jahrhundert sowohl zum Kochen als auch zum Braten und Backen über offenem Feuer verwendet. Natürlich von Einwanderern, die während der Besiedlung der weiten und unbekannten Kontinente zunächst über keinerlei feste Feuerstellen verfügten. In diesem "Feuertopf" lassen sich leckere Suppen ebenso hervorragend zubereiten, wie zart geschmorte Fleisch- oder Gemüsegerichte. Und sogar zum draußen Backen taugt dieser hitzköpfige Tausendsassa!
Abschließend lässt sich konstatieren, dass es sich auch im Winter ganz hervorragend grillen lässt. Wie zu jeder anderen Jahreszeit, sind auch im Schnee die Möglichkeiten pikanten Grillspaßes fast unbegrenzt. Und ganz zum Schluss helfen auch Glühwein und Schuss!
CHRISTIAN RUTSATZ
Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Ponte(-Andrade) (y) Palacios y Blanco wurde am 24. Juli 1783 in Caracas im damaligen Vizekönigreich Neugrenada im heutigen Venezuela geboren. Als „El Libertador“ ist er der Nationalheld einer Reihe von südamerikanischen und karibischen Ländern und wird hier als Unabhängigkeitskämpfer und Befreier verehrt. Simon war der Sohn einer Creolenfamilie, die mit Kakaopflanzungen zu Wohlstand gekommen war und genoss eine gute Ausbildung, die ihn auch nach Europa führte. Hier in Spanien vervollkommnete der früh zum Waisen gewordene junge Mann seine Ausbildung in den Bereichen Fremdsprachen, Tanz, Mathematik, Reiten und Geschichte. 1804 auf einer Reise durch Frankreich und Italien beeindruckte ihn insbesondere Napoleon Bonaparte und seine Politik. Es gab auch zwei Zusammentreffen mit Alexander von Humboldt, in Paris 1804 und in Italien 1805. Im Jahre 1807 wurde Bolívar Freimaurer und ging in seine Heimat Venezuela zurück. 1810 schloss er sich den Aufständischen, die für die Befreiung von der spanischen Kolonialherrschaft kämpften, an und spielte hier im militärischen Bereich eine wichtige Rolle und wurde in den folgenden Jahren bis 1824 zu einem der führenden Köpfe der antikolonialen Bewegung in Südamerika. In der Folge scheiterte der Befreier aber als Politiker mit seinen fortschrittlichen Ideen
ron bolivar
„el libertador“
in einer glänzenden schwarzen eleganten Flasche abgefüllt, ist ron Bolivar mit seinem provokant subversiven etikett eine aromatische hommage an simon Bolivar, den Befreier.
von einer sozialen Gesellschaft und dem Panamerikanismus und sein Traum von einem vereinigten Großkolumbien in politischer Unabhängigkeit von Europa und den USA konnte nicht verwirklicht werden. Sein auf dem Panama-Kongress 1826 vorgelegter Plan einer Staaten-Konföderation aller befreiten lateinamerikanischen Staaten konnte nicht verwirklicht werden und scheiterte an den nationalen Bestrebungen der Teilrepubliken. Bolívar setzte sich für Gewaltenteilung und Machteinschränkungen für Regierungen in den Einzelstaaten ein. In der zentralisierten Gemeinschaft hispanoamerikanischer Staaten sollte es durch einen auf Lebenszeit gewählten Senat eine starke Exekutive geben, welche sich gegen die Interessen verschiedener starker Interessengruppen, wie die einflussreiche Landbesitzer, durchsetzen könne.
Nationale Strömungen in den Teilrepubliken und Streitigkeiten innerhalb der Regierung drohten, die Staatengemeinschaft so zu zerstören. Mit der Idee, die Republik Groß-Kolumbien als Ganzes zu erhalten und eine Zukunft zu geben, lud er 1828 zu einer verfassunggebenden Versammlung ein. Die Änderungen hätten eine Präsidentschaft auf Lebenszeit beinhaltet, zusammen mit dem Recht auf die Ernennung eines Nachfolgers. Diese Vorschläge wurden in den Provinzen mit großer Skepsis und Sorge gesehen und es bildete sich ein starke Opposition gegen Bolivar. Um seine Vision von einem geeinten Lateinamerika zu retten, ernannte er sich am 27. August 1828 zum Diktator. Diese Maßnahme sollte vorübergehend sein, um seine Autorität wiederherzustellen und die vereinigte Republik zu erhalten. Am Ende führten diese Maßnahmen zum Gegenteil und sorgte für Unzufriedenheit, Dies führte dann zu Aufständen und einem Attentat gegen Bolivar. Daraufhin trat der Libertador am 27. April 1830 von seinen Ämtern zurück und entschloss sich, ins Exil zu gehen. Doch bevor er diese Reise antreten konnte, verstarb er am 17. Dezember 1830 in Santa Marta in Kolumbien an Tuberkulose. Gerüchte, wonach
er von politischen Gegnern ermordet oder vergiftet wurde, hielten sich lange. Um die Todesursache von Bolivar endgültig zu klären, wurde 2010 vom damaligen venezolanischen Präsident Hugo Chavez eine Exhumierung angeordnet. Die Experten kamen 2011 zur Schlussfolgerung, dass es keinen Beweis für eine unnatürliche Todesursache gibt. Nicht lange nach dem Tode des Befreiers zerbrach die Republik von Großkolumbien und es entstanden als Nachfolgestaaten die Länder Ecuador, Venezuela und Kolumbien. Schon kurz nach dem Tode des „El Libertador“ setzte eine große Verehrung durch die Bevölkerung in Lateinamerika ein, welche bis heute wirkt.
Ron Bolivar ist ein Blend von Rumqualitäten aus Provinzen Neugrenadas im Norden Südamerikas mit einem kleinen Schuss
Karibik. Das Denkmal für den Befreier Südamerikas, Simon Bolivar, ist natürlich nicht gefärbt, nicht mit Aromen aufgehübscht, also natürlich 100% purer Rum.
In der Nase geben sich ein zarter Hauch gewichtiger gelber Fruchtaromen mit einer Anspielung von Banane ein Stelldichein. Gut eingebettet in diese flüssige Komposition sind die spannenden Gewürzaromen und Anklänge von schwerem Holz, die von einem Spiel zwischen Rosinen, Bienenwachs und kandierten Früchten begleitet werden. Für einen Moment hat man den Eindruck, das am Gaumen eine Geleebanane aus dem Konsum oder von Tante Emma klebt. Im Finale schwingt dann noch ein Hauch von holzigen Gewürzen, die an Zimt erinnern, nach. Am Gaumen präsentiert sich der Befreier dann schmeichelhaft und süß mit zarten Noten von Karamell und Kaffee mit Anspielungen von Kakao und dunklem Zucker. Ron Bolivar präsentiert sich wirklich sehr geschmeidig mit einem sehr angenehmen Mundgefühl, bei dem sich die Anmutung von Toffee oder Karamell mit Sahne und einer Prise von Kakao und Kaffee immer mehr verstärkt. Diese Noten von Sahnetoffee mit viel dunklem Karamell und zarter Süße setzen sich im Nachhall, ohne aufdringlich zu sein, fort und machen Lust auf den nächsten Schluck. Ron Bolivar ist kein Leichtgewicht, fordert und nimmt mit auf eine sensorische Achterbahnfahrt. Das flüssige Denkmal für den Befreier Südamerikas ist ein hervorragender purer Begleiter im Kabinett, der Bibliothek oder nach dem Essen im Club. Er wärmt auch charismatisch nach einem Spaziergang oder der Arbeit am Kamin. Für Premium-Cocktails ist Ron Bolivar eine aromatische Zutat und Basis. In einer schmucken Flasche und in kleiner Auflage händisch abgefüllt, ist er mit seiner stämmigen Art, vielschichtigen Aromatik, Tiefe und fruchtiger Vielfalt ein perfekter Begleiter zur Zigarre. Ron Bolivar gibt es exklusiv nur im guten Fachhandel und der gehobenen Gastronomie. Saludos Bolívar!
FRANK SCHOLLENBERGER SOMMELIER