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Social Media – Fluch oder Segen?

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Interviews und Fotos: Michael Stocker

JAN, 36 Rettungssanitäter »Früher vielleicht Segen, heute eher Fluch. Ich bin bei Facebook angemeldet und habe vor zehn, zwölf Jahren auch tatsächlich viele Leute im Netz wiedergefunden, die ich nach der Schule aus den Augen verloren hatte. Heute nutze ich die Plattform nur noch, um Bands zu folgen und zu schauen, wann diese eventuell mal in der Nähe ein Konzert spielen oder was sonst so los ist. Ansonsten hat Facebook keinen größeren Wert mehr für mich. Mein Cousin im Teenageralter hat mir letztens auch gesteckt, dass Facebook mittlerweile sowieso out ist (lacht).«

JENNI, 22 Studentin

»Es ist schon ein Segen, ich bin auch fast überall angemeldet. Man kann schnell mit vielen Leuten in Kontakt treten und ist immer über die Themen informiert, die einen interessieren. Das finde ich klasse. Allerdings sind soziale Medien auch ein richtiger Zeitfresser. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele süchtig danach sind. Gerade Plattformen wie TikTok lassen einen schnell die Zeit vergessen. Wenn man zum Beispiel lernen muss, ist es wirklich blöd, in der Straßenbahn aber hilfreich gegen Langeweile.«

ERIK, 39 Fotograf »Twitter war wirklich mal gut. Schnelle und kurze Infos auf den Punkt gebracht, weil man nur eine begrenzte Zeichenanzahl hat, dazu eine aktive Community — ich habe den Dienst lange und gerne genutzt. In der Pandemie hat sich aber gezeigt, dass die guten Zeiten vorbei sind. Vor allen in den Kommentaren kam wirklich der Bodensatz des Internets zum Vorschein. Viel Wut und Hass und kaum etwas wurde dagegen unternommen. Ich habe deshalb meinen Account bei Twitter erst einmal stillgelegt. Momentan also ganz klar: Fluch.«

KAI, 36 Handwerker

»Absoluter Fluch. Ich nutze nichts davon. Ein Handy habe ich, man kann mich also jederzeit anrufen. Das reicht. Wenn alle um mich herum nur noch auf ihre Telefone starren oder am Tisch im Restaurant das Ding nicht mal für eine Minute aus der Hand legen können, ärgert mich das. Das ist unhöflich. Ich habe mal gelesen, dass durch die sozialen Medien zwar noch nie so viel miteinander kommuniziert wurde wie jetzt, aber das ist nicht die Art der Kommunikation, die ich führen möchte. Das ist nicht gut für unser soziales Miteinander.«

FRANZISKA, 38 Arbeitet in der Gastronomie

»Da ich selber gerne fotografiere, bin ich eine aktive Nutzerin von Fotocommunities wie 500px oder Instagram. Instagram ist aber mittlerweile so groß geworden, das mehr Schrott als qualitativ gute Bilder auf der Plattform zu finden sind. Ich folge anderen Accounts deshalb auch nur zielgerichtet, wenn ich weiß, dass sie gute Arbeit abliefern oder Bilder einstellen, die mir gefallen. So machen die sozialen Medien Spaß und sind ein Segen für mein Hobby. Den Rest muss man einfach ignorieren.«

JULE, 37 Sozialpädagogin »Für die Jugendlichen ist es wohl ein Segen, ich bin mir da aber nicht so sicher. Ich nutze die gängigen Messenger, das ist schon prima, weil es so bequem ist. Und hier und da habe ich auch einen Account, aber ohne wirklich aktiv zu sein. Die Firmen wirds freuen, eine Nutzerin mehr, die sie auf ihre Zahlen draufschlagen können. Die erste Social MediaPlattform, bei der ich mich angemeldet habe, war vor fünfzehn Jahren StudiVZ. Das war aber wirklich witzig!«

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