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Mein liebstes Ding — Schloss Ehrenstein

| MEIN LIEBSTES DING |

Die Heimat des Schaukelpferdes und der Kewpies

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DR. SEBASTIAN FAULSTICH UND LISA SEIFERT umgeben von Dutzenden Ohrdrufer Kewpies

IM SCHLOSS EHRENSTEIN VON OHRDRUF GIBT ES VIEL ZU ENTDECKEN: neben allerlei Wissenswertem zur Lokalgeschichte auch so manch historisches Spielgerät und jede Menge drollige Glücksbringer.

Wanderer, kommst Du nach Oh..., genauer gesagt: Ohrdruf, dann solltest Du eine Weile bleiben. Denn hier gibt es eine Menge zu entdecken. Ein wirkliches Märchenschloss erhebt sich quasi mitten in der Stadt, drumherum ein Park der Extraklasse. Zum Schauen, Bummeln, Entspannen und Genießen. Das Schloss hat nicht nur eine sagenhafte alte, sondern zugleich auch eine sagenhaft junge Geschichte.

Denn nach jahrelangem Verfall geschah am 26. November 2013 etwas sehr Tragisches. Das Schloss sollte gerade wieder nach umfangreichen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an die Öffentlichkeit übergeben werden, da passierte ein Unglück und es brannte lichterloh durch die Unachtsamkeit eines Handwerkers. Alle, die sich für die Erneuerung des Bauwerkes eingesetzt hatten — und das waren wahrlich viele! — waren zu Tode betrübt. Doch dieser Prachtbau hat es geschafft und ist wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden, in diesem Jahr erneut eingeweiht und jetzt — im November, am Jahrestag des Brandes vor fast zehn Jahren — schöner denn je. Nicht nur äußerlich!

BAUHAUS-SPIELZEUG AUS OHRDRUF

Aus diesem Anlass begegnen wir zwei Ehrenstein-Liebhabern: dem Historiker Dr. Sebastian Faulstich und der Tourismus-Expertin Lisa Seifert. Der Historiker Faulstich ist seit Kindheit, wie er betont, mit dem Schloss verbunden und vertraut sowie an den unterschiedlichsten Renovierungen beteiligt gewesen. Auch an den Neuerungen, die den Besuchern jetzt begegnen. Wie die Historie des Schlosses und die Entwicklung des Ortes, die nun im KUBUS Magicus digital und auf weltweit einzigartige Weise zu erleben ist. Es wird jedem zu Beginn des Besuchs anempfohlen. »So brauchen wir nur für besondere Anlässe Personal, das durchs Museum führt und erklärt. Zudem gibt es genügend Möglichkeiten, sowohl spielerisch als auch informativ ins Geschehen zu gelangen«, meint Dr. Faulstich. »Es sind sehr viele Themen im Angebot. Auch ein Stück vom Bauhaus ist hier zu finden! Wir haben es ›Mission Weltwirtschaft‹ genannt. Ohrdrufer Erfolgsgeschichten, vom Schaukelpferd zum Bauhausstuhl«, lächelt Lisa Seifert. »Der Name des Bauhauskünstlers ist den meisten nicht so bekannt wie die der anderen, die in Weimar zu finden sind. Erich Dieckmann, der hier in Ohrdruf dem Bauhausmöbel Leben einhauchte, gehörte nicht zu jener Gruppe, die Walter Gropius um sich scharte und mit nach Dessau nahm. Zudem ist Dieckmann im Krieg gestorben und konnte sich nicht weiter entfalten«, betont Dr. Faulstich.

Er berichtet außerdem: »Der rote Faden in unserem Museum führt über die Geologie. Weil wir hier einen Muschelkalkboden haben, war die Landwirtschaft wenig ertragreich, deshalb suchte man alternative Einkunftsquellen. Es gab im 19. und bis zum 20. Jahrhundert in Ohrdruf immerhin sechs Porzellanfabriken und fünf, die Holzspielzeug herstellten. Ab 1906 war hier auch das Militär stationiert. Der Truppenübungsplatz mit bis zu 40.000 Leuten und etliches an Pferden (damals war das noch so) erforderte nicht nur Bäcker und Fleischer, auch Sattler und Schneider sowie Tornister- und Koffer-Fabrikanten«, berichtet der Historiker. »Ja, es geht bei uns um Regionalgeschichte und natürlich um die Frage, wie wir dahin gekommen sind, was wir jetzt sind«, erzählt er.

Ein besonderes Kapitel gebührt dabei auch Johann Sebastian Bach, der fünf Jahre seiner Kindheit hier beim älteren Bruder verbracht hat. Was bedeutet, er hat hier u. a. die Funktionsweise einer Orgel kennengelernt.

Eine weitere Besonderheit liegt tatsächlich in der Spielwarenproduktion. Zum einen der Beginn, die hölzernen Spielzeug-Pferde mit einem Kalbsfell zu überziehen und sie so (fast) lebensecht anzubieten. Dadurch wurden die Stadt und ihre Spielzeugfabrikanten quasi zur Heimat und zur Wiege des mit Echtfell überzogenen Schaukelpferdes. »Man kann hier gut erkennen, wie die Entwicklung erfolgte und welche Arten bevorzugt unterm Weihnachtsbaum der damaligen Zeit stan-

Das WWWW der Liebhaber:

Wer: Lisa Seifert und Dr. Sebastian Faulstich Was: Sachbearbeiterin im Stadtmarketing, Kultur und Tourismus / Leiter Museum Schloss Ehrenstein und Stadtarchiv Ohrdruf Seit wann: 01.01.2022 / 01.03.2016 Wo: Stadt Ohrdruf

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