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»Ladies Foootball Club« im Staatstheater Meiningen
| THEATER |
Elf Frauen müsst ihr sein!
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EMMA SUHTE (IM VORDERGRUND) MIT ENSEMBLE von »Ladies Football Club« im Staatstheater Meiningen
DER »LADIES FOOTBALL CLUB« erobert die Zuschauer-Herzen im Staatstheater Meiningen.
Wer einmal richtige Frauenpower erleben will — gemeint ist hier: richtige echte Power von elf Frauen — der sollte den Weg nach Meiningen nicht scheuen. Im dortigen Staatstheater erobern sie zurzeit die Herzen aller Zuschauer. Natürlich mit einem Stück über Frauen-Power. Was aber dabei die elf Schauspielerinnen unter Führung ihrer Trainerin (quatsch: Regisseurin) Simone Blattner, innerhalb von fast zwei Stunden auf die Bühne zaubern, das ist wahrlich beachtenswert! Jede Einzelne ist ihre Rolle wert, jede Einzelne erzählt uns ihre Geschichte. Und das sind Geschichten, die vom Leben erzählen, in dem es nicht nur um Frauen geht. Dabei rollt der Ball nicht mal richtig! Mehr noch: Es ist gar keiner zu sehen auf der Bühne! Doch der Reihe nach.
IN EINER MUNITIONSFABRIK ANNO 1917
Wir schreiben das Jahr 1917 und die Welt befindet sich im Krieg. Elf Arbeiterinnen einer Munitionsfabrik in Old England erkennen während ihrer Mittagspause, dass der Ball rund ist und beginnen, Fußball zu spielen. In den einzelnen Biografien erkennt man nach und nach die Motivationen der Spielerinnen; da spielt es fast gar keine Rolle, dass sie statt mit einem richtigen Fußball mit einer Bombe spielen, einer Bomben-Attrappe. Denken sie jedenfalls. Und so wie die einzelnen Frauen sich präsentieren mit ihrer Wut auf die Brüder, den Vater, die Männer überhaupt, die ihnen erklären wollen, WIE man Fußball zu spielen hat, beginnen sie das Spiel ihres Lebens.
Und singen können sie auch noch! Das beweisen die Akteurinnen der Meininger Vorstellung (Musik: Christopher Brandt; musikalische Begleitung: Virginia Breitenstein Krejcik) und powern schon wieder, was das Zeug hält. Als wollten sie beweisen, dass sie alles trotzdem wagen und aufs Spiel setzen. So wie einst die Frauen in England, dem Mutterland des (Männer-)Fußballs. War doch bei dieser Sonntags-Vorstellung, die wir besuchten, Patricija Katica Bronic krankheitsbedingt kurz vor Vorstellungsbeginn ausgefallen. Sie spielt Haylie Owen und hinter der Bühne begann der Organisationskreislauf, der erfreulicherweise mit einem Ersatz (fast wie beim echten Fußball) aufwarten konnte. Larissa Aimée Breidbach sprang ein und erfüllte ihren Einsatz mit Bravour. Dafür gab es vom Publikum spontan einen mitreißenden Szenen- sowie später jubelnden Schlussapplaus.
GEMEINSAM FÜR ETWAS STREITEN
Doch die Freude am Fußballspiel, an den vielfältigsten Aktionen, und einer perfekt ausgefeilten Dramaturgie in der Vermittlung von klugen Gedanken und auch sehr witzigen Details des italienischen »Ladies Football Club«-Autors Stefano Massini gebührt allen! Christine Zart, Noemi Clerc, Hanna Eichel, Pauline Gloger, Evelyn Fuchs, Miriam Haltmeier, Ulrike Knobloch, Carmen Kirschner, Emma Suthe und Anja Lenßen — sie alle führen uns den Unterschied der Frauen vor, die gemeinsam für etwas streiten. Was zwar hierbei für Frauen gilt, aber garantiert übertragbar ist. Wobei, da ist ja auch noch der Krieg, der quasi im Hintergrund immer mitspielt und gegen den sie alle irgendwie auch ankämpfen. Mitunter mit stark gesetzten engagierten Worten, die den Zuschauern so aktuell vorkommen, dass es Bravo-Rufe und Szenenapplaus gibt.
Danke für diese Deutsche Erstaufführung! Dafür, dass man diese Sternstunde des Frauenfußballs miterleben kann. Ebenso für solch markante Sätze, die so einfach wie wahr sind und wohl lange in Erinnerung bleiben werden: »Der Ball rollt. Aber nur, wenn Du ihn trittst!« (syo)
»Ladies Foootball Club« Staatstheater Meiningen, Großes Haus Nächste Termine: 09., 10., 27.11. 10., 18.12.2022 Karten, Infos und mehr: www.staatstheater-meiningen.de