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Clemenz Gröszer im Angermuseum
| AUSSTELLUNG |
»Veristisches Welttheater«
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CLEMENS GRÖSZER ENTFÜHRT IM ANGERMUSEUM mit seiner ureigenen »Magie der Wirklichkeit« aus dem November-Blues.
»Ich denke, dass Clemens Gröszer einer der wichtigsten Künstler in der DDR war und einer der prägnanten Berliner Künstlerpersönlichkeiten. Da sehen wir kritische Werke mit einer engen Traditionsbeziehung zur Neuen Sachlichkeit. Neben Exponaten, die den vergangenen Sommer über auch in Ahrenshoop zu erleben waren, gibt es in Erfurt viele weitere zu sehen — vor allem Papierarbeiten«, erläutert Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, der Direktor der Erfurter Kunstmuseen, seine Entscheidung für diese Sonderausstellung. »Wir zeigen Ausschnitte aus dem Gesamtwerk — in enger Zusammenarbeit mit dem Clemens-Gröszer-Nachlass in Berlin. Die früheste Arbeit stammt aus dem Jahr 1976, als er noch studierte«, ergänzt er.
DEN GEHEIMEN KERN EINFANGEN
Clemens Göszer (1951–2014) lebte und arbeitete in Berlin, studierte von 1972 bis 1976 an der Kunsthochschule BerlinWeißensee. Das Angermuseum zeigt aus dem vier Jahrzehnte umspannenden Lebenswerk des Künstlers neben einer Auswahl von Gemälden auch viele Werke seines zeichnerischen Oeuvres. Eine Aussage Gröszers, die man in der Schau wiederfinden soll und wird, lautet: »Die Magie der Wirklichkeit genügt mir, daran meine Malerei zu entzünden.« Und in der Tat, Gröszer sucht in Porträts und Aktbildern den geheimen Kern des Gegenübers einzufangen. Mannequins, Schauspielerinnen und Künstler haben in seinem »veristischen Welttheater« ihren Auftritt, aber ebenso die Vertreter großstädtischer Subkulturen wie Goths und Punks. Nicht zuletzt widmet sich der Künstler der Darstellung ihm nahestehender Persönlichkeiten aus seinem engeren Freundes- und Familienkreis. Deutlich bekannte er sich zur kunsthistorischen Tradition, erarbeitete sich die klassische Lasurtechnik der Meister der Renaissance — wie Grünewald und Cranach — ebenso wie die Stilistik einiger der bekanntesten Künstler des neusachlichen Realismus wie Schad, Grosz und Dix. All das erweiterte aber er um ein neues, unverwechselbares, eigenes Kapitel.
INTENSIVES SCHAUERLEBNIS So steht der Betrachter fasziniert vor der Farbigkeit und Vielfalt in seinen Werken. Mit seiner Serie »Marin à cholie« erobert er garantiert auch heute noch alle neugierigen Blicke. Hier konterkariert er die offensichtliche oder teilweise Nacktheit in den Aktdarstellungen durch das Hinzufügen von Masken, Schleiern und einem Übermaß an Schminke. Er bedient sich im Repertoire traditioneller Allegorien und Symbole, die dem Offensichtlichen weitere Erzählebenen hinzufügen und dem der »Kosmos Gröszer« seine Komplexität verdankt. Ergebnis: ein intensives Schau- oder gar Aha-Erlebnis für jede*n Betrachter*in.
Schierz, der Direktor der Erfurter Kunstmuseen, verweist auch auf die Perfektion der Gröszer-Zeichnungen und die Möglichkeit der Entdeckung seiner Verni-Mou-Radierungen — ÄtzRadierungen in einer Mixtur aus Aquatinta Monotypie-Zeichnungen, die besondere malerische Effekte in der Schwarz-WeißGrafik erzeugen. Alles in allem: Hier sind so einige wundervolle Überraschungsmomente gegeben und eingeplant. (syo)
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CLEMENS GRÖSZER: »Marin a cholie XIII«, 2013, Mischtechnik auf MDF, 175 × 80 cm
DOMINIQUE HORWITZ
CLEMENS GRÖSZER: »Bildnis Anne-Kathrin Bürger«, 2010–12, Mischtechnik auf Leinwand, 100 × 65 cm
»Clemenz Gröszer: Magie der Wirklichkeit« 27.11.2022–05.03.2023, Angermuseum Erfurt www.kunstmuseen.erfurt.de