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01/2019

Mit Leichtigkeit

SCHWERELOS Warum es Andreas Onea nicht als Handicap betrachtet, mit nur einem Arm zu schwimmen, wie die Unbeschwertheit in Ihrem Leben Einzug hält und was Sie können müssen, um zu den Sternen zu fliegen.


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Was machen eigentlich Insekten in der Schwerelosigkeit? Auf der ISS wurde das freilich schon getestet: Bienen purzeln herum, Fliegen halten sich ein paar Sekunden in der Luft. Und Motten? Die lernen, ganz ohne Flügel zu schweben!

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„D as ist doch wirkli ch ei n Kinderspi el! “ Nach seiner Sprinterkarriere wollte sich Usain Bolt bekanntlich unbedingt seinen Kindheitstraum erfüllen – und Profifußballer werden. Dass dieses Unterfangen weit schwieriger als erwartet ist, musste der 32-Jährige jetzt endgültig einsehen und hängte seine Fußballschuhe an den Nagel. Nun möchte er Geschäftsmann werden. Für den Multimillionär vermutlich schon eher ein Kinderspiel.

STE FA N KRAFT Während unsere Skispringer diese Saison eher abstürzten, ließ sich Stefan Kraft nicht beirren und fand – auch dank Freundin Marisa – seine Schwerelosigkeit wieder. Aber wie schafft es der 25-Jährige, stets 110 % zu geben?

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Nein, nicht die Ameise ist das stärkste Tier der Welt! Wenn es darum geht die Schwerkraft auszuhebeln, ist die blinde Hornmilbe das Maß der Dinge. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße von unter einem Millimeter kann das Spinnentier fast das 1 200-fache seines eigenen Körpergewichts halten. Das ist Weltrekord!

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Foto: Picturedesk/ Tadeusz Mieczynski

M EH R W ISSEN A LS M A N BR AU CHT


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I M P R E S S U M

Wie viel wiegen Sie eigentlich? 60, 70, 80 Kilogramm? Ha, wieder eine/r, die/der im Physikunterricht Liebesbrieferl verfasst hat, statt sich mit Newton anzufreunden. F = m x g bzw. Gewichtskraft = Masse x Erdbeschleunigung, sapperlot! Wobei, nicht schwätzen jetzt, das Gewicht in – merken! – Newton gemessen wird. Also: Wie viel bringen Sie auf die Waage? Können Sie nicht berechnen, weil Sie den Wert von „g“ nicht kennen? Da tun sich ja Abgründe auf – Lehrstoff 2. Klasse Unterstufe! 9,81 m/s2, ich bitte Sie! 588,6, 686,7 oder 784,8 Newton wäre die Antwort gewesen, wenn Sie sich nur ein bisschen vorbereitet hätten. Und wo, passen Sie wenigstens jetzt auf, sind wir dann schwerelos? Richtig, in der Raumstation ISS etwa. Aber nicht, weil dort keine Schwerkraft spürbar wäre (tatsächlich sind es 89 % von jener auf der Erde – zum Vergleich: 0,03 % auf dem Mond), sondern weil sie von der Zentrifugalkraft aufgehoben wird, die bei der Erdumrundung wirkt. Sie haben schon genug vom Physikstrebern? Ist ja schon vorbei. Was Sie auf den nächsten 64 Seiten von 110 % erwartet? Garantiert unbeschwerte Unterhaltung. Herausgeber „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber & Konzeption Proverbi GmbH, Heinrichstraße 112/EG/018a, 8010 Graz Verlagsadresse 110 % Magazin, Margaretenstraße 56/4/46, 1050 Wien, office@110prozent.at Hersteller Oberndorfer Druckerei GmbH, Mittergöming 12, 5110 Oberndorf Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14 535, E-Mail: anzeigenleitung@diepresse.com Creative Direction Nicolas Frey / Art Direction Barbara Kretschmar Grafisches Konzept Albert Exergian / Social Media Nicola Powell Redaktion Manfred Behr, Alexander Kern, Robert Kropf, Christiana Ogunfojuri, Julia Pollak, Johannes Stühlinger Fotoredaktion Nini Tschavoll / Lektorat Carola Kilga / Produktion Michael Schmid Coverfoto Marko Mestrovic / Cover Bildbearbeitung Retoucherie, Nicoletta Sobotta

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14 Coverstory: Ich wollte mich nie behindern lassen Seit seiner Kindheit wird Andreas Onea vom Wasser zu Rekorden und Medaillen getragen. Obwohl ihm als Vorderantrieb nur ein Arm zur Verfügung steht. Als Handicap betrachtet er das längst nicht mehr.

22 Lifehacks machen das Leben leichter Nie mehr warmen Weißwein schlabbern müssen. Immer pünktlich in die Arbeit kommen. Nie mehr Ohrringe unter der Couch suchen. Wir sagen Ihnen, wie Sie all das auf die Reihe kriegen.


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Christls Welt: Heavy Metal Alles glitzert, alles glänzt. Egal, ob goldene Hose, silberner Rucksack oder bronzene Moonboots. Für diese Outfits regnet es in jedem Fall Medaillen.

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28 James Turrell – dem Himmel so nah

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Unendliche Räume. Sphärische Farben. Spürbare Schwerelosigkeit. Der amerikanische Lichtkünstler entführt mit seinen effektvollen Werken in andere Welten – eine erschuf er sogar in Oberlech, Vorarlberg.

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Fotos: Florian Holzherr, Hersteller, NASA/Victor Zelentsov

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36 Wie werde ich Astronaut?

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Die jüngsten Missionen lassen die Faszination an der Raumfahrt aufleben. Das All benötigt irdische Helden. So mancher will der nächste Überflieger sein. Aber wie nähert man sich diesem Berufswunsch?

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WEITERE THEMEN: Wo ist sie hin, die Leichtigkeit? Und wie holen wir sie wieder in unser Leben zurück? (S.6); HalfpipeIkone & PR-Genie Shaun White scheint die Wandlung vom Enfant terrible zur gereiften Persönlichkeit doch noch zu gelingen (S.24); Lachkräftemangel. Roman Szeliga bringt der Welt als Keynote Speaker das Lachen bei (S.32); Der beste Hangover. Aerial Yoga boomt (S.54)! Das jüngste Gericht. Bei Haubenkoch Alexander Posch veredeln viele Köche den Brei (S.56); Die Wienerin Nadine Brandl erfüllt sich ihren Traum als Schwimmakrobatin in Las Vegas’ erfolgreichster Show (S.64).


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Die Schwierigkeit der Leichtigkeit Warum büßen wir in Anbetracht von Leistungsdruck und Verantwortung unsere Lebensfreude ein? Gurus wie die Lebensaufräumerin Marie Kondo haben derzeit jedenfalls Hochsaison. Wir haben uns auf die Suche nach der (angeblich) verschollenen Leichtigkeit gemacht. Text: Johannes Stühlinger

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ie siebenjährige Leonie sagt: „Eltern müssen ja die Bestimmer sein in der Familie. Und dafür muss man ernst sein, sonst hören die Kinder nicht.“ Und der um zwei Jahre jüngere Jonte meint: „Die Großen lachen nicht so viel, weil sie immer so viel arbeiten müssen und keine Zeit zum Quatschmachen haben.“ Letztes Jahr hat der deutsche MDR mithilfe von Kindern versucht herauszufinden, warum wir mit fortschreitendem Alter immer ernster werden, warum wir unsere Schwerelosigkeit verlieren. Und uns nach eben dieser dann den Rest unseres Lebens sehnen. Eine Sehnsucht, die von zahllosen Glücksratgebern teils wahllos zu stillen versucht wird. Ständig poppen selbsternannte Glücksritter auf, die uns suggerieren, mit einfachen Mitteln mehr Leichtigkeit in unsere Leben zaubern zu können. Derzeit ganz vorn dabei: die japanische AufräumExpertin Marie Kondo. Unter anderem via Netflix legt sie uns vereinfacht gesagt nahe, alles, was unser Herz nicht höher schlagen lässt, wegzuwerfen. Und dem verbliebenen Rest fast schon zwänglerisch einen festen Platz zuzuweisen. Ballast weg, Leichtigkeit her, lautet offenbar das Motto. Ihr Erfolg jedenfalls bestätigt zumindest, dass unsere Leistungsgesellschaft intensiv auf der Suche nach Unbeschwertheit ist. Da läuft also irgendwie etwas falsch. Zu diesem Schluss kommt die Wiener GlücksExpertin Margot Maaß. Die 50-Jährige hilft mit ihrer Firma „Die Sinnstifter“ Menschen dabei, Ergebnisse aus der Glücksforschung ins Leben zu integrieren. Sie hat dabei fest-

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ZU VIEL IST NIEMALS GUT!

gestellt: „In unseren Unternehmen ist es weit verbreitet, durch Druck und Angst mehr Leistung zu erzwingen.“ Dabei ginge es ihrer Meinung nach anders doch viel besser: „In einem Umfeld, in dem eine positive Kultur vorherrscht, sind wir Menschen einfach besser.“ Nachsatz: „Das Glück kommt nicht mit dem Erfolg, aber der Erfolg kommt, wenn wir glücklich sind. Auch in unternehmerischer Hinsicht.“ Deshalb fordert sie eine neue Kultur der Wertschätzung ein, denn gerade im Berufsleben würde es aus ihrer Sicht genau daran hapern. Weil allein eine Forderung jedoch nur selten Resultate bringt, hat Margot Maaß schon vor Jahren damit begonnen, buchstäblich Glück zu säen. Und zwar in Form von Glücksunterricht in unseren Schulen. Schließlich könne man Glück ihrer Meinung nach tatsächlich lernen. Oder vielmehr trainieren, wie einen Muskel. „Unser Ziel ist es, schon bei Kindern positive Schlüsselmomente zu erzeu-

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„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ gen.“ Mittels Übungen etwa, die Vertrauen schaffen, Stärken sichtbar machen und Wertschätzung ausdrücken. Maaß erläutert: „Wir haben gelernt, bei anderen Menschen auf Fehlersuche zu gehen.“ Vor allem in der Schule sei der Rotstiftfaktor nach wie vor hoch. „Im Glücksunterricht hingegen drehen wir den Spieß um und gehen bei Mitmenschen auf Schatzsuche.“ Unter anderem dadurch soll die Schule in naher Zukunft für keinen Schüler und keine Schülerin mehr ein Ort der Angst sein. Außerdem würden so junge Menschen heranreifen, die später in ihrem Berufsleben eine andere Unternehmenskultur pflegen, als es heute üblich ist. Davon ist die Sinnstifterin überzeugt. Und auch davon, dass eben jene Kinder in ihrem Leben mit Tiefschlägen besser umzugehen verstehen. „Resilienz ist das derzeit oft gebrauchte

DR. A LFRE D UHL, 6 4 ist Gesundheitspsychologe und stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums Sucht in der Gesundheit Österreich GmbH sowie Lehrbeauftragter an der Sigmund Freud Privatuniversität.

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Es heißt, dass in unserer Gesellschaft gerade in Managementkreisen der Drogenkonsum steigt. Ist eine Relation zwischen hohem Druck und Drogenkonsum belegbar? ALFRE D U H L: Eine verlässliche Statistik dazu kann es nicht geben, aber wenn mehr Menschen unter Druck stehen und psychische Probleme zunehmen, ist es durchaus plausibel, dass sie verstärkt zu Drogen greifen. Das klingt nach einem Teufelskreis ... In gewissem Sinne, ja. Menschen, die psychische oder körperliche Probleme haben oder sozial ungeschickter sind, sind weniger erfolgreich, werden nicht so freundlich behandelt und kommen leichter in schwierige Situationen. Es gibt eben viele, die erziehungsbedingt, sozialbedingt, genetisch bedingt – warum auch immer – unter psychischen Erkrankungen leiden und weniger leisten können. Wenn diese Menschen etwas nehmen, das die Stimmung aufhellt, munter macht oder Spannung verringert, geht es ihnen besser. Aber es gibt natürlich auch Arbeitssituationen, die von vornher-

Foto: privat

laubt man dem aktuellen Zukunftsreport des „Zukunftsinstituts“, bewegt sich unsere Gesellschaft immer stärker in Richtung einer „Welt des Rauschs“. Um uns Leichtigkeit zu verschaffen, seien unterschiedlichste Rauschmittel rasant auf dem Vormarsch – und deren Konsumation würde immer mehr sozial akzeptiert. „Gekokst wird nicht mehr nur in Bankerkreisen, auch in Mainstream-Hollywoodfilmen wie ‚Girls Night Out‘ ziehen sich die Girls zum Feiern selbstverständlich das weiße Pulver in die Nase“, steht darin etwa zu lesen. Der richtige Zeitpunkt also, um mit dem Wiener Suchtexperten Alfred Uhl ein stocknüchternes Interview zu führen.



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Wort. Diese wird genau so gestärkt.“ Schließlich gehe es nicht darum, Negatives auszublenden und wegzuschieben. Sondern darum, mit schlechten Erfahrungen besser umgehen zu lernen. Doch diese Fähigkeit kann sich auch jede/r Erwachsene selbst aneignen – ganz ohne Coach und Glücksunterricht. Laut Forschung ist unser Glück nämlich von drei Faktoren abhängig: den Genen (50 %), den äußeren Umständen (10 %) und der eigenen Einstellung (40 %). Eben an diesem letzten Punkt können wir schrauben. „Wenn ich mir bewusst mache, wofür ich dankbar sein kann, lenkt das automatisch den Blick auf das Gute im Leben.“ Auf das Schöne. Dass das keine romantische Illusion ist, hat die Wissenschaft längst belegt: „Das Gehirn erlebt dabei Belohnungen, der Neurotransmitter Dopamin wird ausgeschüttet“, stellte etwa Prof. Teresa Amabile von der Harvard Business School mittels Studie fest. Dazu untersuchte sie 12 000 Tagebucheinträge von 238 MitarbeiterInnen in sieben Unternehmen und fand etwas, das sie das „Fortschrittsprinzip“ nennt. „Das Gehirn verändert sich. Mit der Zeit nimmt es Fortschritte immer besser wahr, schätzt sie mehr und ist motivierter, dran zu bleiben und langfristig auch sehr große Ziele zu erreichen.“ Daraus ergibt sich im Umkehrschluss, dass Glück eben kein Zufallsprodukt, sondern in gewisser Weise eine Entscheidung ist, die in uns selbst passiert. Oder, um es in den Worte des britischen Philosophen Sir Francis Bacon zu sagen: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“

D I E SI N N STIFTER Margot Maaß und Siegfried Neubauer haben mit ihrem Beratungsunternehmen „Die Sinnstifter“ Glück als Geschäftszweig erkannt. Mittels Erkenntnissen aus der Glücksforschung fördern sie Menschen und Organisationen auf dem Weg zu mehr Leichtigkeit. www.diesinnstifter.at

MA RIE KO N DO, 3 4 Die japanische Ordnungs-Expertin ist dank Netflix-Serie derzeit in aller Munde – und räumt indirekt Österreichs Wohnzimmer ganz schön auf.

MAR G OT MA ASS, 5 0 Die Wienerin ist seit 25 Jahren als Vortragende, Trainerin und Coach aktiv. In ihrer Arbeit spielt das Thema „Positive Psychologie“ eine Hauptrolle.

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ein großen Stress bedeuten und die auch belastbare Personen unter Druck setzen. Wenn ein Betrieb viel Druck aufbaut, entwickeln manche MitarbeiterInnen Probleme, die sie mit Substanzen oder anderen Verhaltensweisen zu verringern suchen. Man kann dabei zwischen Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Leben schwieriger ist, und jenen, die das Glück haben, psychisch stabil zu sein, unterscheiden. Wenn jemand versucht, psychische Probleme mit Drogen zu verringern, spricht man von „Selbstmedikation“. Wenn Gesunde ihre Leistungsfähigkeit steigern wollen, von „Cognitive Enhancement“. Was bedeutet dieser Begriff genau? Wenn man zu müde ist, um seine Leistung zu erbringen oder zu angespannt, um einschlafen zu können und dann etwas nimmt, um durchzuhalten oder einzuschlafen, muss das nicht problematisch sein. Wenn es allerdings Routine wird, kann das leicht zu körperlichen oder zu psychischen Folgeproblemen führen. Man muss jedoch festhalten: Die meisten Leute gehen damit relativ vernünftig um. Ein Beispiel: Fast jeder trinkt Alkohol. Im Laufe des Lebens trinken rund 16 % deutlich zu viel und etwa 10 % werden zu AlkoholikerInnen. Der Rest der Bevölkerung hingegen geht mit Alkohol verantwortungsvoll um, also ungefähr 85 %. Woran erkenne ich an mir selbst, dass etwas zu viel wird? Es gibt zahlreiche Definitionen für Sucht, Missbrauch oder schädigenden Gebrauch. Neutral wird oft von „Abhängigkeit“ gesprochen. Wir sind in unserem Leben von vielen Dingen abhängig – Schlaf, Essen, Beruf etwa. Abhängigkeit ist an sich nichts Schlimmes. Nur wenn eine Abhängigkeit relevante Probleme erzeugt, macht es Sinn, von Sucht oder schädlichem Gebrauch zu sprechen. Wenn also Verhaltensweisen auf eine so intensive Art und Weise stattfinden, dass sie ernste Schwierigkeiten verursachen. Es geht also nicht bloß um Drogenkonsum, sondern um jede Form exzessiven Verhaltens? Grundsätzlich kann jedes Verhalten problematisch entarten. Wenn jemand, der glückliche Rahmenbedingungen, einen angenehmen Job und ein funktionierendes Sozialleben hat, mit Freunden gelegentlich auf ein Bier geht und dabei etwas lockerer oder euphorischer ist, ist das kein Problem – im Gegenteil. Es ist ein Gewinn an Lebensqualität. Bei manchen gehört auch Marihuana, Amphetamin, Kokain, Glücks-

Fotos: Getty Imgaes, Florian Lechner

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spiel, Videospielen, Risikosportausübung und vieles mehr dazu. Doch egal, was es ist, zu oft und zu intensiv schafft Probleme. Ob das nun das Bier ist oder der Sport – am Ende kommt es aufs Gleiche raus. Man kann jedes Verhalten, egal, welcher Natur es ist, so exzessiv ausüben, dass es bedrohlich wird. Es gibt sogar die relativ seltene „Wassersucht“, bei der Menschen aus Gesundheitsgründen so viel Wasser trinken, dass sämtliche Elektrolyte ausgeschwemmt werden. Ein Verhalten, das mitunter sogar tödlich ausgeht. Allerdings: Wenn wir alles, das uns Freude bereitet, gar nicht mehr tun, dann leben wir wahrscheinlich nicht länger, aber das Leben kommt uns erheblich länger vor. Was kann ich tun, um die Dosis der Dinge im Gleichgewicht zu halten? In der Suchtprävention spricht man von Ressourcen, im Sinne von unterschiedlichen Fähigkeiten und Aktivitäten, die Lebenskompetenz erhöhen und Lebensfreude steigern. Einseitig alles auf eine Karte

„Ab und zu auf ein Bier zu gehen, ist kein Problem, sondern ein Gewinn an Lebensqualität.“

zu setzen, führt oft zu Problemen. Das heißt aber nicht, dass jemand, der sich einer Sache besonders intensiv widmet, zwangsläufig gefährdet ist. Man muss das immer individuell sehen und kann nicht alles über einen Kamm scheren – was die Sache eben sehr komplex macht. Und wir müssen achtgeben, nicht zu stigmatisieren. Also niemanden verurteilen? Aus einer sicheren Position heraus, gut eingebettet im Leben mit einer glücklichen Psyche, kann man leicht über jene schimpfen, denen das weniger gut gelingt und die verzweifelt Hilfsmittel suchen, um durchzukommen. Es wäre zynisch, wenn sich ein fitter Wanderer über Rollstuhlfahrer aufregt, weil er annimmt, dass diese bloß zu faul sind, um zu Fuß zu gehen. Bei leicht objektivierbaren körperlichen Leiden haben wir in unserer Gesellschaft deutlich mehr Verständnis als bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, die sich nur auf das Verhalten auswirken. Da wird leider oft zu kurz gedacht.

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Abgehoben: Beinahe zeitgleich fliegen Apollo 11 und der erste Mann zum Mond.

Gelandet: 1969 schrieb David Bowie „Space Oddity“. Eine Karriere beginnt.

50 JAHRE SCHWERELOS

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iner hebt ab, der andere landet. „Space Oddity“ hieß der Song über einen gewissen Major Tom, der auf eine Reise ins All geht, von der er nicht mehr zurückkehren wird: Völlig losgelöst treibt er nach Abbruch des Kontakts zur Ground Control einsam und isoliert ins Unendliche hinaus, in die Dunkelheit, zu den Sternen. Sein Schöpfer David Bowie schuf mit dem Lied hingegen seine Erfolgsbasis – der Höhenflug eines Pop-Chamäleons steht bevor. 1969 war das, und zum 50. Mal jährt sich heuer das Entstehen der Kult-Hymne. Auch nach Bowies Tod 2016 Musik von einem anderen Stern. Und anfangs ein gröberes Missverständnis. Denn dass die BBC gerade

die melancholische Ode über einen schiefgelaufenen Weltraumgang als Soundtrack zur Landung der Apollo 11 nach der ersten Mondlandung verwendete, amüsierte Bowie noch Jahre später. Tatsächlich ließ er sich von Stanley Kubricks „2001: Odysee im Weltraum“ inspirieren. Dass er Major Tom im Fortsetzungssong „Ashes to Ashes“ als Junkie bezeichnet, öffnete zusätzlichen Interpretationsspielraum: Hebt Major Tom eigentlich ins Drogennirwana ab? Und singt Bowie hier über seinen eigenen Suchtalptraum? Dass „Space Oddity“ sich schwer tat, in die Gänge zu kommen, verwundert heute. Der legendäre Beatles-Macher George Martin lehnte es ab, den Song zu produzieren. In England 110% SCHWERELOS

erreichte er in den Charts Platz fünf, wurde erst wiederveröffentlicht 1975 zur Nummer eins. In Amerika floppte der Song anfangs überhaupt, kam nicht einmal in die Top 100. Auch nicht in Österreich. In Italien veröffentlichte Bowie die Version „Ragazzo solo, ragazza sola“ – sie handelt allerdings von einem Liebespaar, das sich auf einem Berggipfel trifft. Bowies Verhältnis zu „Space Oddity“? Ambivalent. Live performte er den Titel seit den Siebzigern kaum noch. Auf der großen Tour 2004 spielte er stets bloß die ersten Takte. Den ganzen Song brachte dafür Astronaut Chris Hadfield: Seine Version von der Raumstation wurde ein Internethit. Doch Major Tom gibt es nur einen: Happy Birthday, Spaceboy!

Fotos: Getty Images

Text: Alexander Kern


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ICH WOLLTE MICH NIE BEHINDERN LASSEN Fotos: Marko Mestrovic

Interview: Manfred Behr

Im Wasser fühlt sich Andreas Onea (27) aufgehoben. Geborgen. Und natürlich: schwerelos. Seit seiner Kindheit trägt es ihn verlässlich zu Rekorden und Medaillen. Obwohl ihm als Vorderantrieb nur ein Arm zur Verfügung steht. Als Handicap betrachtet er das schon lange nicht mehr.

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18 Stunden verbringt Onea pro Woche im Durchschnitt zu Trainingszwecken im Wasser. 110% SCHWERELOS


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ie wissen, was man über LeistungsschwimmerInnen sagt? Dass das ewige Kachelnzählen nicht spurlos an ihnen vorübergeht? Gilt für Andreas Onea natürlich genauso. Im positivsten Sinn. Der Niederösterreicher ist seit einem tragischen Verkehrsunfall vor 21 Jahren auf besondere Weise mit dem Element Wasser verbunden. Zunächst nützte er es zu Therapiezwecken, dann als Quell des Selbstwertgefühls, schließlich als Grundlage für seine berufliche Karriere. Sie sind in der 19. Ausgabe von 110 % nach Thomas Geierspichler der zweite Behindertensportler, der es aufs Cover schafft. Wie viel sagt das über das Standing des Parasports in Österreich aus? ANDRE AS O N E A : Es sagt zuallererst etwas über euer Commitment zum Behindertensport aus. Tatsächlich profitiert Sport-Österreich von einigen Galionsfiguren wie Thomas Geierspichler, Walter Ablinger etc. Aber die sind nicht Produkt eines Systems, sondern Insellösungen, absolute Individualisten. Es wurde verabsäumt, um diese Galionsfiguren eine Basis zu schaffen. Das wird uns eher früher als später auf den Kopf fallen. Weil in vergleichbaren Ländern längst Strukturen geschaffen wurden, damit junge Leute im Parasport auf höchstem Niveau trainieren können. Unsere Halbamateure werden sich in Zukunft mit Profis messen müssen. Ist Österreich, was die Lebensqualität für Menschen mit Behinderung anbelangt, besser aufgestellt? Es hat sich viel getan, zum Teil auch durch die UN-Behindertenrechtskonvention. Über gewisse Themen muss man nicht mehr reden – über die berufliche Integration Schwerbehinderter etwa, die Teilhabe an der Gesellschaft, die Konsumierbarkeit von Sport und Kultur. Im Wesentlichen finde ich, dass

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Menschen mit Behinderung Gehör finden. Und dass erkannt wurde, dass sie LeistungsträgerInnen sein können und nicht automatisch SozialhilfeempfängerInnen. Ihnen fehlt der linke Arm. Ein Handicap, das in den meisten anderen Sportarten vermutlich weniger ins Gewicht fallen würde … Mein Vorteil war, dass ich mit sechs noch nicht schwimmen gelernt hatte, als der Unfall passierte. So musste ich nie umlernen. Es war überhaupt, sofern man das sagen kann, der perfekte Zeitpunkt. Ich war noch nicht in der Schule – ein Alter, in dem man sich leicht umstellt, in dem der Ausnahmerasch zum Normalzustand wird und man

nie zu hinterfragen beginnt: Warum ich? Im Grunde wollte ich mich vom ersten Tag an nie behindern lassen. Ich kann mich an die Jahre, in denen ich beide Arme hatte, gar nicht erinnern. Auch in meinen Träumen tauche ich immer mit einem Arm auf. Und was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann: beidarmiges Schwimmen. Was genau ist bei dem Autounfall am 3. Mai 1998 passiert? Wir hatten gerade meinen Opa aus Rumänien abgeholt, damit er seinen Urlaub bei uns verbringt. Auf dem Rückweg, irgendwo hinter der ungarischen Grenze, hat es stark geregnet. Auch soll ein LKW Öl verloren haben, wie man uns später sagte. Unser 110% SCHWERELOS

Van kam von der Straße ab, verfehlte zum Glück den Gegenverkehr und überschlug sich mehrfach. Ich wurde 20 Meter weit in einen Graben geschleudert. 40 oder 50 wären wohl es gewesen, aber der Gurt hatte blockiert und mir meinen Arm abgerissen. Klingt eher lebensbedrohlich … Mein Glück war, dass der Boden aufgeweicht war und Schlamm meine Wunde einigermaßen verstopfte, sodass ich nicht so schnell ausbluten konnte. Eigentlich hätte ich sterben müssen. Entweder am Blutverlust oder an den Keimen, die in die Wunde eindrangen. Gestorben ist allerdings mein Opa. Drei Wochen später in Rumänien – an seinen inneren Verletzungen. Wäre er in Ungarn verstorben, hätten sie meinen Vater gemäß der damaligen Gesetze automatisch eingesperrt. Der wurde beim Unfall im Wrack eingeklemmt, erlitt einen offenen Oberschenkelbruch, musste zwei Jahre eine Schiene tragen, verlor seinen Job. Meine Mutter trug einen Unterschenkelbruch davon. Und doch kam bei mir in all den Monaten nie Verzweiflung auf. Insgeheim spürte ich: Alles wird gut. Was noch nicht die Schwimmkarriere erklärt … Mein Vater hatte genug Zeit, mich zur Reha am Weißen Hof in Klosterneuburg zu begleiten. Vorgesehen war ursprünglich unter anderem eine Stunde Sport, irgendwann sind wir dann nur noch zum Schwimmen hingegangen. Mit neun habe ich für die Schwimmunion Wien meinen ersten Wettkampf bestritten, wurde mit zwölf erstmals Staatsmeister – bei den Erwachsenen. Haben diese Leistungen auch bei Gleichaltrigen Eindruck gemacht? Wie ist man mit Ihrem Anderssein umgegangen? In der Volksschulzeit gehörte ich mit meinem Roboterarm zu den Coolen. In der Unterstufe wurde es schwieriger, ich bekam, wohl wegen meiner rumänischen Herkunft, die Bezeichnung „einarmiger Bandit“ verpasst. Und ein Mitschüler erfreute sich an meiner Unbeweglichkeit, wenn er mir den Arm hinter dem Rücken verdrehte. Ich habe mich aber eigentlich nie damit beschäftigt, was sich dieser oder jener Mitschüler erlaubte. Wahrscheinlich, weil sich mein Selbstwertgefühl von den Erfolgen im Sport nährte. Irgendwann stand dann nur mehr


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der Respekt vor meiner Leistung im Vordergrund. Wie sehr haben Sie damals schon von den großen internationalen Erfolgen, von Medaillen geträumt? Ich hatte einfach Spaß, kümmerte mich wenig um Konkurrenten oder Zeiten und war ziemlich perplex, als bei einem Meeting in Berlin neben meiner 200-Meter-Brust-Zeit plötzlich „Europarekord“ am Scoreboard aufleuchtete. Wenig später erfuhr ich zufällig vom Limit für die Paralympics 2008. Ein paar Wochen später war ich qualifiziert, reiste als 16-Jähriger erstmals in ein Land außerhalb Europas, wurde in Peking sensationell Sechster. Damals begann ich, ehrgeizigere Ziele zu formulieren. Haben Sie zu jener Zeit schon professionell trainiert? Keineswegs. Ich bin drei-, viermal die Woche geschwommen, jeden Tag mit einem anderen Trainer, in einem anderen Bad. Trotzdem habe ich 2009 eine WM- und EM-Medaille gewonnen – ein Zufallsprodukt. Damals durfte man noch Schwimmanzüge tragen, die halfen mir bei der Wasserlage. Professionell wurde es nach der Matura. Da habe ich begonnen, ab 2011 mein eigenes Betreuerteam aufzubauen. Heute trainiere ich im Durchschnitt 18 Stunden pro Woche im Wasser, schwimme 1 600 Kilometer pro Jahr. Hinzu kommen Kraft-, Ausdauer- und Mentaltraining. Dieser Professionalisierung und Individualisierung habe ich unter anderem Bronze bei den Paralympics in Rio über 100 Meter Brust zu verdanken. Obwohl ich mit einer grottenschlechten Zeit anschlug, drei Sekunden über meiner Bestzeit. Aber das war mir egal, die Medaille war alles, was für mich zählte. Gab es nie Rückschläge? Klar gab’s die. 2014 kam ich als Topfavorit zur EM, wurde Vierter und dann noch von einem jener Funktionäre beschimpft, die sich mit den Erfolgen der Sportler verwirklichen wollen. Oder 2017: Plötzlich tauchten Gerüchte auf, mein Trainer habe sich über all die Jahre zu Unrecht als Mediziner ausgegeben. Ein Vorwurf, den er mir gegenüber immer bestritt. Dass er dann tatsächlich als Kurpfuscher verurteilt wurde, habe ich aus den Medien erfahren. Eine menschliche Enttäuschung. Seither werde ich von Gerhard Pukl betreut. Die beste Entscheidung meines Lebens. Mir sind seither wahre Zeitsprünge gelungen. Apropos Funktionäre: Zuletzt haben sich Behindertensportverband

„Als Athlet sitzt du zwischen den Stühlen, bist als Fördernehmer abhängig. Fakt ist, dass man für den Sport mehr erreichen könnte, würde man die Kräfte bündeln.“

(ÖBSV) und Paralympisches Comité (ÖPC) zum Teil auch vor Gericht bekämpft. Ein Ärgernis? Als Athlet sitzt du zwischen den Stühlen, bist als Fördernehmer abhängig. Fakt ist, dass man für den Sport mehr erreichen könnte, würde man die Kräfte bündeln. Wobei die Inklusion, wie sie in anderen Sportarten längst Realität ist, die beste Lösung wäre. Der Schwimmverband, der über die größte fachliche Expertise verfügt, als Dach für behinderte und nicht behinderte SchwimmerInnen. Bisher kam es zu keiner Einigung. Als Sportler willst du dich mit so etwas auch gar nicht belasten. Du willst deine Bahn, dein Umfeld, in Ruhe trainieren. Sie sprechen aber nicht nur als Sportler, sondern auch als Journalist. Gewissermaßen, ich moderiere seit 2012 das ORF-Behindertensportmagazin „Ohne Grenzen“. Da ist man damit natürlich immer wieder konfrontiert. Diese Arbeit für

Langer Atem. Onea strebt in Tokio 2020 eine Medaille über 200 Meter Lagen an. 110% SCHWERELOS


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den ORF war der größte Entwicklungsanstoß in meinem Leben. Hinzu kam, dass man mir nach nur zwei, drei Magazinen zutraute, die „Licht-ins-Dunkel“-Show am 24.12. als Hauptpräsentator zu übernehmen. An der Seite eines Alfons Haider. Eine Live-Produktion! Mit damals 20 Jahren! Ein wenig stolz bin ich schon, dass ich die Angst beiseitegeschoben und mich dem gestellt habe. Mittlerweile schon siebenmal. Wobei sich die letzten zehn Sekunden vor der Premiere 2012 punkto Nervosität mit keinem Schwimmwettkampf vergleichen lassen. Denn dort weiß ich wenigstens im Prinzip, was ich zu tun habe (lacht). „Licht ins Dunkel“ gilt bei behinderten Menschen aber nicht unbedingt als Perle der medialen Aufbereitung. Weil aus deren Sicht Menschen mit Behinderung in die Rolle des Opfers und Bittstellers gedrängt werden. Verstehe ich, mein Zugang ist aber ein anderer: Mein Impact ist wesentlich höher, wenn ich die Sendung mitgestalten kann, als wenn ich zu Hause sitze und mich beklage, dass schlecht über

S I E S PA RE

ANDREAS ONEA

PE RSO N A L ST UFF Seine Eltern kamen 1991 aus Rumänien nach Österreich, 1992 wurde Andreas geboren. Er hat noch zwei jüngere Brüder, lebt in Deutsch-Wagram und der Südstadt. P RO FE SSIO N A L ST UFF Para-Schwimmer, TV- und Event-Moderator, Vortragender (Bewältigung von Krisen und Erfolg; Umgang mit unbeeinflussbaren Situationen), MBA/FH Eisenstadt.

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G E T

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„uns“ berichtet wird. Ich stehe der Szene generell ein wenig kritisch gegenüber, weil ich finde, dass Menschen mit Behinderung viel öfter den Schritt nach außen wagen, mitunter anders auf die Umwelt zugehen, bei der gewünschten Veränderung eine aktivere Rolle spielen sollten. Welches Zwischenziel peilen Sie vor Tokio 2020 noch an? Die WM im Sommer in Malaysia, wo ich über meine künftige Spezialdisziplin, die 200 Meter Lagen, auch schon einen Quotenplatz für die Paralympics holen könnte. Wobei diese Titelkämpfe dort nie stattfinden dürften, nachdem sich Malaysia standhaft weigert, israelische Athleten ins Land zu lassen. Ein absolutes No-Go. Könnten Sie sich vorstellen, auch im Alleingang ein Zeichen zu setzen? Findet die WM statt, muss ich teilnehmen, weil ich sonst, wie etwa beim Bundesheer, aus den Fördertöpfen falle und meinen Sport nicht mehr ausüben könnte. Ich hoffe, dass das IPC die WM an ein anderes Land vergibt.


Schnapsidee! Wenn das Backpulver fürs Backen ausgeht, einfach stattdessen Rum verwenden. Klingt eigenartig, aber das Ethanol im Zuckerrohrbrand bildet beim Verdampfen (bis 78 ° C) Gasbläschen und lässt den Teig aufgehen.

1. 22

MACHEN DAS LEBEN LEICHTER

Text: Sandra Rainer  Illustrationen: Barbara Kretschmar

KLEINE LIFEHACKS

STORY

5.

2.

Schatzsuche! Der Ohrring ist unter die Couch gerutscht? Einfach einen Strumpf über das Saugrohr des Staubsaugers binden und das verlorene Teil ansaugen.


3.

Schwimmbad-Tresor! Wo seine Wertsachen verstecken, wenn man im Bad schnell ins Wasser springen will? Einfach den Hals einer leeren Shampooflasche abschneiden, Wertsachen hineingeben, die Flasche zumachen, und schon ist der Mini-Tresor perfekt.

Klumpenkampf! Wir sagen Klumpen in der Zuckerschale den Kampf an: Einfach ein paar Marshmallows in die Zuckerdose legen und luftdicht verschließen. Diese ziehen die Feuchtigkeit aus dem Zucker und halten ihn so trocken und streufähig.

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4.

Nie mehr warmer Wein! Wer will schon seinen Wein mit Eiswürfeln verwässern? Eben. Also: Einfach Weintrauben einfrieren und die gefrorenen Früchte verwenden!

6.

Weckruf! Der Wecker klingelt, aber die Lust am Aufstehen ist noch nicht erwacht? Einfach die Augen 20 Sekunden lang so fest wie möglich schließen. Danach wird das Bedürfnis weiterzuschlafen weniger stark sein als zuvor. Versprochen!


24 PORTRA IT

THE LIMIT IS „Mit meinen Rivalen kann ich nicht befreundet sein. Ich denke, rede, fahre anders als sie. Und ich gehe mit Situationen anders um.“ Text: Manfred Behr

D

ie wahren Rockstars beherrschen ihn auf Knopfdruck: den kontrollierten Kontrollverlust. Vielleicht wirkte Shaun White als Gitarrist seiner „Bad Things“ auf der Bühne deshalb immer ein Stück weit gehemmt. Weil Kontrollverlust für einen FreestyleSnowboarder lebensgefährlich sein kann. Auch für den besten und erfahrensten, den vielseitigsten und geschäftstüchtigsten, der White ohne Zweifel ist. Als Snowboardausrüster Burton den Knirps aus San Diego mit sieben (!) unter Vertrag nimmt, atmet Mutter Cathy auf. Vorbei die Zeiten, als der skifahrende Junior andere PistenbenutzerInnen mit Skistöcken drangsalieren konnte. Mit neun gibt er sein erstes Interview auf MTV, mit 13 wechselt er ins Profilager. Anfangs lassen ihn die Veteranen bei den Saufspielen noch mitmachen – er kippt Gläser voll Milch, sie Krüge mit Bier. Dann aber stellt sich heraus: Das Future Kid, das später wegen seiner roten Mähne „Flying Tomato“ genannt werden wird, zieht es vor, in seiner eigenen Welt zu leben. Bei einem Contest 2007 in Japan wird die Entfremdung greifbar. Die Favoriten vereinbaren, das Preisgeld aufzuteilen. White, damals 15, lehnt ab, gewinnt und sackt 65 000 Dollar ein. In weiterer Folge verfestigte sich sein Image in der Szene: der Soziopath, der, einem Roboter gleich, ausschließlich auf Siege fixiert ist. Und damit Verrat an seiner Sportart begeht, die auf Solidarität und gegenseitigem Respekt fußt. Sponsoren und Fans denken da weniger dogmatisch, liegen White zu Füßen, seit er mit 17 seine ersten beiden von 15 Winter-X-Games-Goldenen abräumte (2003), sich 2006 und 2010 zum Halfpipe-Olympiasieger krönte

und als bisher einziger Athlet den Winter-X-GamesGoldmedaillen auch noch eine im Sommer hinzufügte – im Skateboarden. Sponsor Red Bull zeigt sich mit einer Halfpipe erkenntlich, die man für 500 000 Dollar in einen Hang nahe Silverton, Colorado, rammt. Erreichbar nur mit dem Hubschrauber. Gut so, mit dem Teilen hatte es White ohnehin nie so. Womit mal wieder bewiesen schien, dass der Seriensieger alles bekommt, aber nichts gibt, mit seinen Ressourcen nur sich stärkt, aber nicht den Sport. Lange Zeit macht sich der heute 32-Jährige gar nicht erst die Mühe, bei der Konkurrenz Sympathiepunkte zu sammeln. „Ich habe tonnenweise Freunde, aber das sind meist Schauspieler, Musiker. Mit meinen Rivalen hingegen kann ich nicht befreundet sein. Ich denke, rede, fahre anders als sie. Und ich gehe mit Situationen anders um.“ Als mit Kevin Pearce ein ebenbürtiger Konkurrent auftaucht, tut White mit noch mehr Nachdruck, was er immer tat: die Grenzen seines Sports nach oben verschieben. Den Preis zahlt Pearce. Bei dem Versuch, sich Whites Double Cork

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Foto: Fred Mortagne/Red Bull Content Pool

THE SKY


25 LAUF TITEL

S HAUN W HITE K IN DHE IT Er wurde mit einem Herzfehler geboren (Fallot-Tetralogie), der mit zwei Operationen behoben werden konnte. PRIVAT White ist seit 2013 mit Phantogram-Sängerin Sarah Barthel liiert. 2012 hat er sich von seiner imposanten Haarpracht getrennt. Pro Jahr casht er allein über Werbeverträge 10 Millionen Dollar ab.

S P ORTK ARRIERE 3 1 ME DA ILLE N Seine Bilanz bei Olympischen Spielen und X-Games: 20-mal Gold, 7-mal Silber, 4-mal Bronze. Sein Weltcupdebüt feierte er mit 14. G E SC HIC HTST RÄC HT IG Gelänge White in Tokio 2020 eine Top-3-Platzierung im Skateboarden, wäre er der 6. Athlet der Geschichte, der bei Winter- und Sommerspielen eine Medaille geholt hat.

FUN FAC TS G E HE IMN ISK R Ä M E R Vor Olympia 2010 hatte sich White von seiner damaligen Freundin schriftlich zusichern lassen, dass sie nie darüber sprechen wird, an welchen Tricks er gerade arbeitet. N IC HT N AC HTR AG E N D Sein heutiger Trainer JJ Thomas hat ihn 2002 um Haaresbreite aus dem Kader für die Winterspiele in Salt Lake City verdrängt. 110% SCHWERELOS


26 PORTRA IT

„Es ist verrückt, wie die Menschen in meinem Leben durch das rastlose Verfolgen meiner Ziele beiseitegedrängt werden.“

am Snowboard-Eventformat Air & Style. Seit der Rückbesinnung auf sein Kerngeschäft scheint aber ein wenig das Animo zu fehlen. 2018 fand nur mehr ein einziges Air-&-Style-Format statt (Peking). Dafür trickst White olympisch wieder auf höchstem Niveau, holt in Korea dank zweier hintereinander gesprungener Doppelsalti mit vier Schrauben sein drittes Gold. Und jetzt? Am liebsten noch ein bisschen Sportgeschichte schreiben. Zuerst mit dem Skate-, dann mit dem Snowboard. In Tokio 2020 werden die Medaillen allerdings in den Disziplinen Street und Park vergeben, die Whites Domäne Vert (Halfpipe) nur ansatzweise ähneln. Im Februar 2022 in Peking wiederum wird er sich als dann 35-Jähriger mit der Next Generation messen müssen. Schon im Pyeongchang-Finale waren zehn der zwölf Finalteilnehmer 23 oder jünger. Dann, so sagt er selbst, wird es Zeit, seine Freestyle-Blase zu verlassen. „Es ist verrückt, wie die Menschen in meinem Leben durch das rastlose Verfolgen meiner Ziele beiseitegedrängt werden. Höchste Zeit, dass sich einmal alles um sie dreht.“

Shaun White trotzte der Schwerkraft in Korea am stylischsten, holte Olympiagold Nummer drei.

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Fotos: Getty Images

1080 (zwei Salti, drei Schrauben) für Olympia 2010 anzueignen, erleidet er ein Schädel-Hirn-Trauma, liegt sechs Tage im Koma, vier Wochen auf der Intensivstation, muss den Leistungssport ad acta legen. Whites Reaktion verstört: „Er war ein begabter Athlet. Aber wir alle müssen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten bewegen.“ Auch sonst scheint dem Luftikus zunehmend die Bodenhaftung abhanden zu kommen: Er schafft einen Lamborghini an und fährt ihn noch im gleichen Monat zu Schrott; am Rande der Hochzeit von Black Keys-Drummer Patrick Carney randaliert er in einem Hotel in Nashville, löst einen Feuerwehreinsatz aus und verletzt sich auf der Flucht vor dem Hotelmanager am Kopf. 2016 wirft ihm die frühere Schlagzeugerin der aufgelösten Bad Things vor, sie durch oftmaliges Aufdrängen einschlägiger Bilder und Filme sexuell belästigt zu haben. Man einigt sich außergerichtlich. Ausgerechnet der größte sportliche Tiefschlag bringt White wieder in die Spur: Rang vier bei Olympia in Sotschi 2014. „Das Training für Halfpipe und Slopestyle, die Tour mit der Band, mein Unternehmen – ich habe damals Stücke abgebissen, die größer waren, als ich kauen konnte.“ Die Shaun White Enterprises launchten bisher die Modelinie WHT Space und drei Computerspiele, erwarben Anteile am Skigebiet Mammoth Mountain und die Mehrheit


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28 STORY

DEM HIMMEL SO NAH Unendliche Räume. Sphärische Farben. Spürbare Schwerelosigkeit. Der amerikanische Lichtkünstler James Turrell entführt uns mit seinen effektvollen Werken in andere Welten. Text: Alexander Kern

E

s mag ihm ein ordentlicher Hang zum Größenwahn innewohnen. Aber offenbar besitzt er immerhin noch die Gabe, künstlerisches Genie zu erkennen. Zumal es ausnahmsweise einmal nicht sein eigenes ist, sondern das eines anderen Künstlers. „Das hat mein Leben verändert“, schilderte der Rap-Superstar Kanye West auf Twitter seine Erfahrung, als er vor Kurzem des Vulkankraters von Lichtkünstler James Turrell in Arizona ansichtig wurde. In das Innere seines Hauptwerks gräbt Turrell seit 1979 eine Vielzahl von Tunneln und Räumen, durch die hindurch man besonders eindrucksvolle Ansichten und Phänomene des Wüstenhimmels wahrnehmen kann. Das geht ins Geld. Und damit die prophezeite Eröffnung für 2024 gehalten werden kann,

spendete Kunstfreund Kanye jüngst satte zehn Millionen Dollar. Es werde Licht! Licht wurde es auch in Lech. Dank James Turrell, der nicht nur für Chartstürmer als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart gilt und von Barack Obama 2014 mit der National Medal of Arts geehrt wurde, der bedeutendsten staatlichen Kunstauszeichnung der USA. Turrell zeigte sich von der hochalpinen Kulisse am Arlberg begeistert. Und schuf am Standort Tannegg in Oberlech einen seiner berühmten Skyspaces, der vergangenen September eröffnet wurde. Zu Fuß wandert man den Weg zu einem kleinen Hügel auf 1 789 Meter den Berg hinauf. Dann betritt man das weitgehend unterirdisch angelegte Bauwerk durch einen 15 Meter langen Tunnel. Auf einer ringsum laufenden Granitbank 110% SCHWERELOS

nimmt man Platz. Die bewegliche, ovale Kuppel an der Decke öffnet sich und ermöglicht den Blick in den freien Himmel. Zusammen mit der bunten Lichtinstallation Turrells eröffnet sich dem Betrachter nun besonders bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang ein faszinierendes Wechselspiel der Farben. Raum, Licht und Zeit verschwimmen vor den Augen und man fühlt sich, als würde man zu schweben beginnen und selbst Teil des Himmels werden. Wahrnehmung zu verschieben und das Sehen neu zu erlernen, das ist, was Turrell mit seinem Kunstwerk erreichen will: „Wir sind uns nicht bewusst, dass wir selbst dem Himmel seine Farbe geben“, sagt er. „Wir denken, dass alles vorgegeben ist, aber wir haben doch aktiv Teil daran, die Realität, in der wir leben, zu erschaffen.“ Ein Schau-

Fotos: Florian Holzherr

Fenster zum Himmel: Turrells Skyspace in Lech am Arlberg im Wechselspiel der Farben.


29 STORY

Im Skyspace Lech vereinen sich Kunst und hochalpine Kulisse. Ein Tunnel führt ins Herzstück. 110% SCHWERELOS


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ROBERT KROPF Journalist und Gründer der Insiderei – einer Reiseplattform für Menschen, die schon überall waren und alles kennen. Oder das zumindest glauben.

„Meine Kunst hat mit Wahrnehmung zu tun. Aber sie ist nicht psychedelisch. Sie ist nicht grell, sondern eher still.“

jahren einen „mentalen Orgasmus“ genossen zu haben. Und wiederum andere fühlen sich von den Installationen dermaßen stimuliert, dass sie darin Sex haben – im Skyspace im New Yorker „PS1“ wurde sogar ein Kind gezeugt. Das Paar meldete sich danach bei Turrell und fragte nach, ob er Pate werden wollte. Er lehnte dankend ab. Seit den Sechzigern arbeitet der Kalifornier mit Licht. Die Inspiration dafür stammt aus Kindertagen. Als Sohn einer streng religiösen Quäkerfamilie musste er oft stundenlang meditieren, ohne ein Wort sprechen zu dürfen. Das empfand er als quälend und animierte ihn zu Fluchtfantasien: Turrell stellte sich vor, am Plafond würde sich eine Luke zum Himmel öffnen. Heute setzt er genau dies um. Und wird dafür als „Bildhauer des Lichts“ geadelt. Der Künstler selbst beschreibt die erhellenden Erfahrungen, die er herstellt, so: „Es ist, wie wenn man als Pilot in die Wolken fliegt oder beim Tauchen plötzlich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist“, verriet er der „Zeit“. „Mich interessiert die Landschaft ohne Horizont.“ 110% SCHWERELOS

Lichtmagier: James Turrell arbeitet mit einem Material, das nicht greifbar ist. Als Inspiration dient seine Kindheit.

Fotos: Maria Muxel, Picturedesk/Uli Deck

spiel, das bei schlechtem Wetter in Lech übrigens auch bei geschlossener Kuppel und anderer LED-Farbabfolge genossen werden kann und dann einen von Turrells sogenannten Ganzfeldräumen ergibt. Solche sind in der Ausstellung „Aural“ noch bis September dieses Jahres auch im Jüdischen Museum in Berlin zu bestaunen. Bei diesen begehbaren Installationen spielt Turrell ebenfalls mit unserer Wahrnehmung. In den von ihm erschaffenen Räumen sind die Lichtquellen nicht auszumachen, dadurch übernehmen beim involvierten Betrachter die Sinne. In den geweiteten Räumen breitet sich die Illusion von Unendlichkeit aus, in die man bereitwillig eintaucht. Traumähnliche Eindrücke werden hergestellt, und das Auge nimmt plötzlich Nebel wahr oder weitläufige Schneefelder. Durchdrungen von Farbe bleibt die echte Welt irgendwo anders zurück, und zur Silhouette geworden treibt man orientierungslos dahin. Kein Wunder, dass BesucherInnen von Turrells sakralen Farbatmosphären von religiösen Erfahrungen schwärmen. Ein Kunstkritiker berichtete davon, bei Arbeiten des Amerikaners aus den Neunziger-


31 STORY

S K YS PACE IN W IEN Das Prinzip von Turrells meist eigens gebauten Skyspaces ist es, durch eine Öffnung in der Decke den Himmel beobachten zu können. Durch seine Lichtprojektionen werden Räume dadurch neu definiert. 75 von Turrells berühmten Skyspaces existieren auf der Welt, einer davon auch in Wien: „The other Horizon“ steht im Park des Geymüllerschlössels in Pötzleinsdorf.

SC HW E RE LO SE LIC HT IN STA LLAT IO NE N Im Museumsgarten des Jüdischen Museums in Berlin ist noch bis September die begehbare Installation Ganzfeld „Aural“ zu sehen. Meisterhaft inszeniert James Turrell dabei Grenzbereiche der Wahrnehmung.

D ER LIC HTKÜNSTLER JAMES TURRELL Z UR PE RSO N Der 75-Jährige wurde in Los Angeles als Sohn einer streng religiösen Quäkerfamilie geboren, die u. a. auf Strom und Auto verzichtete. Er studierte Psychologie und Mathematik und ist begeisterter Pilot. Er verweigerte den Kriegsdienst in Vietnam und musste dafür gut ein Jahr ins Gefängnis.

Traumhaft: Turrells Kunst begeistert ExpertInnen wie ZuschauerInnen ohne Kunst-Vorbildung.

Entgeltliche Einschaltung | BMF/AdobeStock

R OD EN C RAT ER Turrells Hauptwerk ist ein erloschener Vulkan in Arizona, den er kaufte. Seit 1979 verwandelt er ihn durch Räume, Schächte und Stollen in ein epochales Licht-Observatorium – das größte je von Menschen geschaffene Kunstwerk. Als Inspiration dienen ägyptische Pyramiden oder die Tempel Yucatans. In der Finanzkrise ging das Geld aus. Nun wird wieder gewerkt.

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Entlastung Österreich Das Entlastungsprogramm bis 2022 auf einen Blick

Wir wollen die Steuer- und Abgabenquote in Richtung 40 Prozent senken. Erste Maßnahmen, wie den Familienbonus Plus sowie die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge und der Umsatzsteuer auf Nächtigungen, haben wir bereits umgesetzt.

2020

• Entlastung von Geringverdienern durch die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge • Erhöhung des Werbungskostenpauschales • Vereinfachungen für Kleinunternehmer • Ökologisierung des Steuersystems 110% SCHWERELOS

2021/2022 • • •

Entlastung von Lohn- und Einkommensteuerzahlern Attraktivierung des Wirtschaftsstandorts zur Sicherung von Arbeitsplätzen Entbürokratisierung


32 INTERV IEW

„In unserer Gesellschaft herrscht Lachkräftemangel!“ Der Wiener Roman Szeliga hat sich der Fröhlichkeit verschrieben. Also bringt er als wahrscheinlich humorvollster Keynote Speaker der Welt bierernsten Wirtschaftskapazundern das Lachen bei. Und ab jetzt jedem, der mehr Leichtigkeit verspüren und versprühen möchte.

E

igentlich ist Roman Szeliga Herr Doktor. Als Arzt half er dabei, die CliniClowns zu gründen, um mittels Lachen kranken Kindern das Gesundwerden zu erleichtern. Heute verschreibt der 57-Jährige Chef der Agentur „Happy&Ness“ nicht nur PatientInnen Fröhlichkeit, sondern ist international als gefragter Humorbotschafter und Keynote Speaker unterwegs. Bühne frei! Wer Witze erzählt, gilt schnell als lustig. Ist das überhaupt Humor? ROMA N SZ E L I G A : Humor hat primär nichts mit Witzen zu tun. Humor ist eine Lebenseinstellung. Klar kann man mit Witzen Schmunzeln erzeugen, doch meist nur kurzfristig. Wenn man jedoch die Kraft des Humors spürt und sie auch nach außen trägt, so, dass gute Laune ansteckend wird, dann ist es ein wahnsinnig tolles Tool. Eine Möglichkeit, andere Menschen zu begeistern und als Testimonial für gute Stimmung zu fungieren. Du bist als Humorbotschafter an 150 Tagen im Jahr international gebucht. Herrscht so großer Humormangel? Ich glaube, es gibt einen Lachkräftemangel! Einen Mangel an positiven Gedanken, Wertschätzung, Leichtigkeit, Freude am Tun, positiver Kommunikation – an allem, was in das Thema Humor hineinspielt. Dazu gibt es spannende Arbeiten, die besagen, dass positiv denkende Menschen die besten MotivatorInnen für andere sind. Das heißt, Humor kann sich potenzieren, und die ewi-

gen PessimistInnen können angesteckt werden. Das ist für mich die größte Motivation bei meinen Vorträgen. Du willst also möglichst viele Humorviren in die Welt setzen? Als Arzt will ich natürlich niemanden anstecken (lacht), aber Keimzellen zu säen, aus denen Großes entstehen kann, das schon. Aber das könnte jeder von uns! Das Traurige ist: Als Kinder konnten wir mittels Humor binnen Sekunden Welten verändern.

„Besonders viel Spaß macht es, mir im Vorhinein zu überlegen, wen ich mit Fröhlichkeit anstecken möchte. Da wird man regelrecht süchtig danach!“ Je älter wir werden, umso mehr haben wir das verlernt. Es wurde uns regelrecht ausgetrieben. Nach dem Motto: „Humor, das können Sie zu Hause haben. Aber hier wird gearbeitet.“ Das heißt aus meiner Sicht, dass wir uns selbst erst einmal die Erlaubnis geben müssen, wieder mehr Humor in unser Leben zu lassen. 110% SCHWERELOS

Aber was kann ich aktiv tun, um dem Humor sozusagen die Tür zu öffnen? Ich steh’ zum Beispiel in der Früh auf, schau’ in den Spiegel und frag’ mich, nachdem ich mich erkannt habe: „Was wird am heutigen Tag schön?“ So gehe ich bewusst mit einer positiven Stimmung in den Tag. Am Abend mach’ ich das Umgekehrte und frag’ mich: „Worüber hab’ ich mich heute gefreut?“ Aber besonders viel Spaß macht es, mir im Vorhinein zu überlegen, wen ich mit Fröhlichkeit anstecken möchte. Da wird man regelrecht süchtig danach. Was ich jedoch zum Beispiel gar nicht verstehen kann: Warum der Montag immer so dramatisiert wird. Ich sag’ in meinen Trainings immer: Warum zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen? Warum nicht mit Vergnügen in die Arbeit? Kurz: Eine positive Lebenseinstellung kann man trainieren wie einen Muskel! Deshalb versuche ich seit 1. Februar mittels meines ganz speziellen, innovativen Online-Seminars allen zu helfen. Nicht nur jenen, die mich im Vortrag erleben, sondern vielen Menschen mehr! Was kommt da genau auf uns zu? Es ist ein kostengünstiges, digitales Lernund Trainingsprogramm, das zu mehr Leichtigkeit und Freude im beruflichen und privaten Alltag verhilft. Es ist nicht nur informativ, sondern – was mir sehr wichtig war – auch kurzweilig und unterhaltsam aufbereitet, denn auch Lernen muss Spaß machen! Das Ganze heißt: „Heiterbildung“ – Weiterbildung in Sachen Humor, sozusagen. Web-Tipp: www.roman-szeliga.com/heiterbildung

Foto: Urs Bigler

Interview: Johannes Stühlinger


33 LAUF STORY TITEL

Einst hat er die CliniClowns mitgegründet, heute steckt Roman Szeliga gern jeden mit Fröhlichkeit an, der dafür ein offenes Ohr hat. Am liebsten aber sture PessimistInnen. 110% SCHWERELOS


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SAVOIR-VIVRE IN KANADA

Für Leisure Travellers: Montreal, die östlichste Großstadt Kanadas, bezaubert jährlich über acht Mio. BesucherInnen: Umflossen vom Sankt-LorenzStrom und dem Ottawa-Fluss, hat die auf einer Insel liegende Stadt den größten Binnenhafen Nordamerikas. Mit ihrem königlichen Berg, dem Mont Royal, und dem Altstadtviertel, das französisches Flair verströmt, bietet Montreal viele Chancen auf außergewöhnliche Momente. Und ab 29. April 2019 fliegen Sie direkt mit Austrian in die französisch-kanadische Stadt! Austrian Airlines wird im Sommer täglich, im Winter fünfmal pro Woche mit einer Boeing 767-300ER nach Montreal abheben. In Wien startet der Flug um 10:30 Uhr und landet nach ungefähr neun Stunden Flugzeit um 14:30 Uhr. Retour geht es um 18:30 Uhr mit Ankunft in Wien um 8:45

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36 STORY

Tolle Aussicht. Die Welt, von der Internationalen Raumstation aus gesehen. Die blaue Linie ist die Erdatmosphäre, die uns vom All trennt. 110% SCHWERELOS


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WIE WERDE ICH MA N N MIT MISSIO N Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hat zwei Reisen ins Weltall absolviert.

Die jüngsten Missionen lassen die Faszination an der Raumfahrt erneut aufleben. Das All benötigt irdische Helden. Und so mancher will der nächste Überflieger sein. Doch wie stellt man das eigentlich an?

Fotos: ESA/NASA

Text: Alexander Kern

ASTRONAUT ? 110% SCHWERELOS


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Im zehn Meter tiefen Becken wird simuliert, wie man sich im Raumanzug in der Schwerelosigkeit bewegt.

FÜR ZUKÜNFTIG E ASTRONAUTEN . . . MISSIO N X: T RA IN LIK E A N AST RO N AUT Ein internationaler Schulklassenwettbewerb, für den Unterricht und Übungen entwickelt wurde, die Kindern weltweit Spaß an Weltraumwissen, Fitness und Ernährung vermitteln. Die Kinder von 8–12 nehmen an 19 Missionen teil, die mit Kraft, Koordination oder Teamarbeit zu tun haben und üben wissenschaftliches Denken. Die Übungen richten sich nach dem Training bei NASA und ESA.

V

iele fühlen sich berufen, aber nur wenige sind auserwählt. Selten passt der Spruch besser, als wenn es darum geht ins All zu fliegen: Alexander Gerst hat es geschafft und ist kürzlich nach 197 Tagen auf der Internationalen Raumstation ISS wieder auf der Erde gelandet. Seine bereits zweite Mission. Doch hinter diesen Erfolgen steht ein strenges Auswahlverfahren, hartes Training und jahrelanges Warten auf einen Einsatz – AstronautInnen brauchen vor allem eines: Geduld. Wer es Gerst nachmachen will, sollte wie er an einem Auswahlverfahren der ESA (Europäische Weltraumorganisation) teilnehmen. 22 Mitgliedsstaaten und 2 200 IngenieurInnen und SpezialistInnen arbeiten bei der ESA an der wissenschaftlichen Erforschung des Universums. Ihr Astronautenzentrum EAC in Köln trainiert die WeltraumfahrerInnen für künftige Missionen. 2009 startete der erste Jahrgang seine Grundausbildung. Von tausenden Bewerbungen werden weniger als zehn ausgewählt. Rüdiger Seine, Leiter des EAC, weiß: „Um Astronaut zu werden, braucht es ein größeres Quäntchen Glück als bei anderen Berufen. Wird man nicht genommen, heißt das nicht, dass man schlecht ist.“ Dennoch rät er All-AspirantInnen, sich einen Plan B zu überlegen. Und sich am besten einen Be-

ruf zu suchen, dessen Anforderungen mit jenen des Astronauten übereinstimmen. Wird dann wieder ein Jahrgang ausgeschrieben und neue Leute gesucht, perfekt – „Astro-Alex“ Gerst etwa ist Geophysiker. Was die Neil Armstrongs der Zukunft mitbringen sollen? Auf jeden Fall müssen sie ausgezeichnete PilotInnen sein und ein abgeschlossenes Studium in Naturwissenschaften, Medizin oder einem technischen Fach vorweisen. Im All werden hunderte Experimente und Messungen vorgenommen. Auch Berufserfahrung ist erwünscht. „Wir wollen Leute, die sich im Arbeitsleben durchbeißen mussten und nicht nur rein akademisch geprägt sind“, so Rüdiger Seine. Exzellentes Englisch und Russisch sind Voraussetzung, Chinesisch von Vorteil wegen der Verständigung mit den KollegInnen. Und wie fit muss man fürs Weltall sein? Immerhin: Erst wird man mit der Rakete hochgeschossen, ist anschließend lange schwerelos, zuletzt geht es mit 28 000 km/h zurück zur Erde. Das geht in die Knochen. „Nicht so schlimm“, winkt Seine locker ab. Gesund und fit sollte man eben sein. Und anatomisch individuell geformte Sitze schwächen die vierfache Erdschwere ab. Wird man aufgenommen, folgen drei Phasen: Grundausbildung, Aufbauschulung ( je ein Jahr) und ein missionsspezifisches 110% SCHWERELOS

Training (zwei Jahre). Wobei man auf einen Einsatz teils bis zu acht Jahre warten muss. In dieser Zeit ist Bodeneinsatz angesagt. Neben der Lehre über Wissenschaft und Robotik werden die SchülerInnen auf Außenbordeinsätze vorbereitet. Die sind gerade bei Notfällen und unter Zeitdruck überlebenswichtig. Zuletzt musste ein Loch in der Sojus-Transportkapsel sechs Stunden lang frei schwebend im All untersucht werden. In einem Tauchbecken und im Raumanzug wird dafür unter Wasser trainiert, wie es ist, sich in der Schwerelosigkeit zu bewegen und mit Werkzeug zu hantieren. Auch ein Parabelflug übt die Schwerelosigkeit. Die Psyche wird im All ebenfalls erheblich belastet und zuvor trainiert. „Wir wecken das Bewusstsein dafür, dass die Art zu kommunizieren die menschlichen Beziehungen und die Leistungsfähigkeit beeinflusst“, so Seine. Das Talent zur Interaktion und Konfliktlösung bei Stress behalten die Ausbildner etwa beim CavesProgramm im Auge. Um die AstronautInnen auf das Zusammenleben mit anderen bei null Privatsphäre auf engstem Raum vorzubereiten, hausen sie tagelang in einer dunklen Höhle auf Sardinien. Denn nur als Team ist man stark. Das „Gespür für Menschen“ war es übrigens auch, das Alexander Gerst ausgezeichnet hat. Geerdet für himmlische Aufgaben – ab ins All!

Foto: ESA/NASA

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Sind Sie schon pegan? Der Ernährungstrend des Jahres vereint vegane und Paleo-Ernährung. Für wen ist das geeignet? Nimmt man damit ab? Und wie neu ist das eigentlich wirklich? Text: Alexander Kern

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„Paleo und vegane Ernährungsweise haben mehr gemeinsam, als wir denken. Ich wollte eine Ernährung entwickeln, die das Beste beider Seiten kombiniert. Natürliche Nahrungsmittel – ohne industrielle Zusätze oder Weiterverarbeitung.“

DR. MA RK HY MA N Der US-Gesundheitsexperte ist Direktor eines Klinikzentrums in Cleveland und Bestsellerautor.

Foto: Getty Images

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erzeit löst der Begriff noch große Fragezeichen in den Augen aus. Wie heißt das noch mal? Pegan – das ist weder ein Tesla-Modell noch das neue Album von Lady Gaga. Pegane Ernährung stellt die Fusion von veganer und Paleo-Ernährung dar. Erfunden hat sie der US-Arzt Mark Hyman. Seine Schlussfolgerung: „Beide Ernährungsformen konzentrieren sich auf unverarbeitete frische Lebensmittel, die nachhaltig produziert werden.“ Foodies schwören auf ihre Lieblingspfanne, dass es sich dabei um den Trend des Jahres handelt. Dabei sind die beiden Stile eigentlich völlig konträr: Veganer verzichten komplett auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und alle Lebensmittel tierischen Ursprungs – selbst Honig ist nicht erlaubt. Ein Trend, der sich zur weltweiten Bewegung ausweitete. Paleo hingegen geht es urig an. Es ist als Steinzeit-Diät bekannt: Man isst bloß, was unsere Vorfahren (vermutlich) zu sich genommen haben: vor allem Gemüse, aber auch Fleisch, Fisch, Eier, Obst. Verboten sind Milch, Brot, Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchte, Pflanzenfett und industriell verarbeitete Lebensmittel wie Zucker. Was ist nun pegane Ernährung? Verzehrt wird hauptsächlich Gemüse und Obst. Man ernährt sich also wie ein Veganer. Allerdings mit der mehr als wesentlichen Ausnahme: Fleisch ist erlaubt

– wird aber zur Beilage und soll höchstens 25 Prozent der Ernährung ausmachen. Auch Fisch und Eier dürfen gegessen werden. Verboten sind hingegen Zucker und raffinierte Kohlenhydrate, da man auf einen niedrigen glykämischen Index achtet. Ein hoher Index lässt nämlich den Blutzucker steigen, und damit winken Gewichtszunahme und Diabetes, was so vermieden werden soll. Auch Milch, pflanzliche Öle, Getreide und Gluten bleiben außen vor. Wichtig ist Erfinder Mark Hyman vor allem aber: keine Fertigprodukte – stattdessen qualitativ hochwertige Lebensmittel. „Es handelt sich im Grunde um eine ausgewogene und hochwertige Mischkost – gesunde Ernährung unter einem neuen Deckmantel“, meint die Ernährungsexpertin Jane Bergthaler. Dass auf Fleisch aus Weidehaltung bestanden wird, da es einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen aufweist, begrüßt sie. Ebenso, dass der pflanzliche Speiseplan um Hülsenfrüchte (etwa Linsen) erweitert wird, nur ausgewählte Kohlenhydrate genossen werden dürfen und Beilagen wie Kartoffeln, Buchweizen oder Hirse nährstoffreich gewählt werden. Die Diätologin Karin Oberreiter bewertet den peganen Trend positiv, wenn man in kurzer Zeit ein paar Kilos verlieren möchte. „Aufgrund des hohen Gemüseanteils besteht eine negative Energiebilanz und man nimmt ab. Und durch die Zufuhr von ausreichend

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Eiweiß wird die Muskelmasse erhalten, was verhindert, dass ein Jojo-Effekt eintritt.“ Vorteilhaft ist auch der Verzicht auf Zucker. Honig als Ersatz würde hingegen keinen Sinn machen, da die Inhaltsstoffe den gleichen Effekt wie Zucker haben. Langfristig gesehen empfehle sie pegane Ernährung allerdings nicht, sieht Oberreiter den Trend kritisch. Der Grund ist das Risiko der Mangelernährung. Etwa weil „Milch- und Milchprodukte als Kalziumlieferanten fehlen und der Mensch durch diese zudem fettlösliche Vitamine wie D, K, A und E aufnimmt.“ Das Weglassen von pflanzlichen Ölen (etwa Rapsöl, das dem erlaubten Kokosöl überlegen ist) sei ein weiterer Nachteil, da diese ungesättigte Fettsäuren liefern, die gut für das Herz-Kreislauf-System sind. Und der Verzicht auf Gluten – der von der Lebensmittelindustrie gern gepusht wird – spiele bei gesunden Menschen schlicht keine Rolle. Alles Humbug also? Nein. Die Idee,

auf industriell verarbeitete Lebensmittel zu verzichten und mehr Gemüse zu essen, ist gesund und fördert Schlanksein und Wohlgefühl. „Peganer haben mehr von den Ballaststoffen, die das Nahrungsvolumen erhöhen und somit schneller satt machen“, weiß Jane Bergthaler. „Und sie wirken sich positiv auf Blutzucker wie Verdauung aus und haben eine Bedeutung in der Krebsprävention.“ Für echte VeganerInnen, die der Tiere zuliebe auch auf Leder und Wolle verzichten, ist die pegane Diät dagegen kaum geeignet. Fans wird sie trotzdem finden. Selbst wenn ihr Ansatz wenig neu ist. Das liegt auch daran, dass „viele durch das Überangebot und die zahlreichen Regeln überfordert sind und eigene Körpersignale nicht mehr wahrnehmen“, so Bergthaler. „Und die Industrie will an neuen Trends, die neue Märkte schaffen, selbstverständlich kräftig mitverdienen.“ Na dann: Mahlzeit!

SIE MÖ CHTEN P EG ANER WERDEN? DAS SIND DIE REG ELN: 1. NIEDRIGE R G LY K Ä MISC HE R IN DE X Auf Zucker und raffinierte Kohlenhydrate verzichten, stattdessen Nüsse, Obst, Hülsenfrüchte essen. 2. HAU PTSÄC HLIC H G E MÜSE Zwei bis drei Sorten pro Mahlzeit ergeben 75 Prozent der Ernährung. Fleisch wird zur Beilage.

Die richtigen Bestandteile für pegane Ernährung aufzuspüren, stellt durchaus eine Herausforderung dar.

3. DIE RIC HT IG E N FE T T E Pflanzliche Öle sind verboten. Für Omega-3-Fettsäuren werden Nüsse, Avocados und Kokosnüsse empfohlen. 4. KEI N E MILC HPRO DUK T E Böse, weil sie Übergewicht und Herz-KreislaufErkrankungen begünstigen sollen.

K A R I N O BER R EI TE R Die Diätologin mit den Schwerpunkten Gewichtsreduktion sowie Stoffwechselerkrankungen erstellt in Wien individuelle Ernährungstherapien.

6. ZUCKE R N UR A LS AUSN A HME Zucker ist tabu. In geringen Mengen sind Ahornsirup, Honig oder Kokosblütenzucker aber erlaubt. 7. KE IN E Z USAT ZSTO FFE Fleisch nur von Tieren aus Freilandhaltung. Nein zu Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffen.

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JA N E B E RG T H A L E R Die Diätologin ist am LKH-Universitätsklinikum Graz und freiberuflich mit den Schwerpunkten Onkologie und Sporternährung tätig.

Fotos: privat

5. NEIN ZU G LUT E N UN D G E T RE IDE Vollkorngetreide erhöht laut Mark Hyman den Blutzuckerspiegel und das Risiko von Autoimmunerkrankungen.


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HEAVY METAL

CHRIST L CL EAR Herzlich willkommen in einer Zone, in der sich alles um Mode- & Beautythemen dreht und in der trockener Humor regiert.

Was meine Lieblingsfarben sind? Glitzer und Glanz! Und das ist mein voller Ernst. Kleidungsstücke, die glänzen oder glitzern, haben einfach höhere Chancen als „normale“ Teile, in meinem Schrank zu landen. Das war schon immer so und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben. Niemand weiß, wo diese Leidenschaft ihren Ursprung hat, aber im Grunde macht es keinen Unterschied. Funkelnde Sachen machen mich glücklich, und deswegen trage ich sie auch gerne mal im Alltag. Das sorgt zwar manchmal für den ein oder anderen Blick, aber was soll’s?! Man lebt nur einmal, da kann man den Menschen eben auch etwas zum Schauen geben. Je nachdem, wie sehr ich auffallen möchte, kombiniere ich dann mit einem Basic-Teil oder mit einem Farbtupfer. Für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass ich Sie jetzt etwas überfordert haben, finden Sie in diesem Artikel 15 fabelhafte Pieces, die ich diese Saison nicht missen möchte. Versprechen Sie mir bloß, dass Sie sie nicht mit einem anderen Funkelteil kombinieren. Wir wollen’s ja nicht übertreiben, oder?! 110% SCHWERELOS


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Fotos: Getty Images, Hersteller

Golden Hour

Guter Stoff Falls Sie es nicht gleich erkennen: Das sind Miniaturtücher, die zu Ohrringen verarbeitet wurden. Am besten zu geschlossenem, kurzem oder halboffenem Haar tragen, damit Ihr prachtvoller Ohrschmuck auch gesehen wird. Alles andere wäre ja wahnsinnig schade. Ohrringe aus bedruckter Seide von Versace um € 290

Golden Eye Keine Frage, so ein goldener Lidstrich ist bedeutend weniger dezent als ein schwarzer, aber wir sind ja auch nicht hier, um Klassiker zu feiern, sondern Glanz und Glitter. Und dafür brauchen Sie einen Kajal, der zu eben diesem Thema passt und Ihre Augen strahlen lässt. Wasserfester Kajal in Gold von 3ina über Zalando Beauty um € 9,95

Augenöffnend Diese Brille ist sehr flexibel, aber trotzdem stabil. Das ist unter anderem den Titannadeln im Inneren der Bügel zu verdanken. Sie ist federleicht und wunderschön und schützt Ihre Augen mit UV 400. Und falls das noch nicht reichen sollte, trägt diese Sonnenbrille auch noch den charismatischen Namen „Sigmund & Carl“. Neubau Eyewear um € 279

Goldene Hose Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf? Kombinieren Sie diese Samthose eher mit neutralen Tönen wie Weiß, Schwarz oder Beige. Es sei denn, Sie sind abenteuerlustig, dann kann ich Ihnen pinkfarbene und blitzblaue Schuhe auch empfehlen. Als Hingucker quasi. Marlenehose aus goldfarbenem Samt von Mother of Pearl via Net-a-Porter um € 475

Auf glänzenden Sohlen Wenn Sie diese Stiefel tragen, ist es in Wahrheit vollkommen egal, was Sie sonst anhaben. Sie werden das Outfit dominieren – und das ist auch gut so. Boots mit einer Kette um den Schaft und Stiletto-Absätzen haben jede Art von Aufmerksamkeit verdient. Lederstiefel von Malone Souliers um € 940

Best of both worlds Party, Business, Abendessen, Familienfeier. Dieses Kleid mit seiner goldenen Masche, dem Bubikragen und dem edlen Stoff ist ein Tausendsassa, zu dem man gerne greift, wenn man mit dem Inhalt des eigenen Kleiderschrankes mal wieder überfordert ist, aber trotzdem gut gekleidet sein möchte. Geblümtes Kleid von Sister Jane via Zalando um € 89,95

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Space Jam

(Glanz) volle Hose Schon klar, so eine silberne Hose ist schon ein starkes Stück. Aber nichts, was ein Wollpulli, ein schlichtes weißes Shirt, ein weitgeschnittenes Hemd und ein paar Sneakers nicht zu einem fabelhaften Outfit machen könnten. Solange Sie nicht auf ein Glitzeroberteil setzen, kann nicht viel schiefgehen. Metallic-Bundfalten-Hose von Maison Margiela um € 520

Glow up Das ist eine Aufforderung, Ihrem Teint wieder ein bisschen Leben einzuhauchen. Alles, was Sie dafür brauchen, ist dieser Highlight-Stick. Einmal auf die oberste Stelle der Wange und unter den Augenbrauen aufgetragen und mit den Fingern verteilt, kann von Heizungslufthaut keine Rede mehr sein. Infaillible Highlighter von L’Oréal Paris in „500 Frozen“ um € 12

Silberrücken Nicht quadratisch, aber auf alle Fälle praktisch und gut ist dieser spaßige Rucksack von Calvin Klein. Den können Sie auch tragen, ohne wie ein Teenager auszusehen. Viel eher werden Sie wie eine stylische Frau aussehen, die sich auch einmal etwas traut. Jackpot! Rucksack aus Kunstleder von Calvin Klein via Peek & Cloppenburg um € 119,99

Astronomisch hoch… … aber unfassbar cool sind diese Mules, die an eine futuristische Daunenjacke erinnern. Der Wärmeeffekt ist zwar ein anderer, aber wozu gibt’s Socken und Strumpfhosen. Schließlich sind die ja mittlerweile mit offenen Schuhen kompatibel. Pantoletten von Nicholas Kirkwood um € 495

LSD – Little Silber Dress Gönnen Sie Ihrem kleinen Schwarzen eine Pause und greifen Sie zu Ihrem sensationellen Silbernen! Das kann genauso viel, wenn nicht sogar mehr, und Sie werden so viele Komplimente bekommen, dass Ihr Ego es Ihnen danken wird. Paillettenkleid mit Stehkragen von Warehouse um € 145

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Bronzezeiten

Gegensätze ziehen sich an Dieses Armband widerlegt all das, was wir von unseren Müttern gelernt haben. Denn bis vor Kurzem war es schwer verpönt, unterschiedliche Edelmetalle zu mischen. Aber wie man sieht, lernt man aus Fehlern, und deshalb hat jemand auch dieses fabelhafte Schmuckstück kreiert. Geschwungener Armschmuck von Madeleine um € 69

Moonboots Und damit meinen wir nicht die klobigen, aber zugegebenermaßen warmen Winterstiefel, sondern spacige Sneakers wie diese hier. Die passen übrigens hervorragend zu Hosen, Kleidern und Röcken und sind somit ein Allrounder ohne Schnürsenkel, mit denen Sie viele Blicke auf sich ziehen werden. Hightop-Sneakers von King Tokyo x Swear via farfetch um € 675

Fotos: Getty Images, Hersteller

Astro-Chic Zurück in die Zukunft! Dieses Abendkleid ist die perfekte Mischung aus Retroschnitt und futuristischem Material – und alles, was Sie brauchen, um beim kommenden Gala-Event ein klein bisschen Aufsehen zu erregen. Schwitzen werden Sie dabei nicht, die Robe ist nämlich aus Seide. Bodenlanges Kleid mit Rüschendetail von Peter Pilotto um € 3 300

Wenn Sie nicht aufs Ganze gehen möchten, reicht ein futuristisches Accessoire auch.

Pufferjacke Zu meiner Zeit nannte man Jacken dieser Art noch Daunenjacke, heutzutage hören sie auf den hippen Anglizismus „Puffer Jackets“. Mir ist es egal, wie man sie nennt, Hauptsache, sie sind so schick wie dieses bronzefarbene Modell. Daunenjacke in Bronze von Lenki Lenki, Preis auf Anfrage 110% SCHWERELOS


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Ein Bild aus einer anderen Zeit: David während der Genesung seiner teils komplizierten Knochenbrüche.

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Heute trainiert der „Dude“ sechs Tage die Woche. Nach dem Ironman hat er schon neue Ziele.

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GEMEINSAM STARK Mit sportlicher Unterstützung des Hervis Sports Club.

Die Geschichte von David, auch „The Dude“ genannt, hat etwas Unglaubliches. Nach einem folgenschweren Arbeitsunfall holte er sich durch Sport die Leichtigkeit in sein Leben zurück. Text: Julia Pollak  Fotos: Marko Mestrovic

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12 Brüche und der Weg zum Athlet

Sieben Jahre nach dem Unfall hat David die Form seines Lebens erreicht.

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enn Willenskraft schon in der Schule unterrichtet würde, David P., auch „The Dude“ genannt, wäre ein Paradebeispiel. Dem 29jährigen Wahlsalzburger scheint kein Weg zu lang oder zu anstrengend. Viele Monate war er nach einem Arbeitsunfall ans Bett gefesselt. Gewichtszu- und -abnahme, Muskelabbau und Schmerzen machten sich breit. Eines Tages blickte er in den Spiegel und erkannte sich kaum noch wieder. Doch deshalb aufgeben? Auf keinen Fall. An seinem körperlichen Tiefpunkt und einem Plus von 35 Kilogramm begann er regelmäßig Sport zu betreiben. Ein Weg des Erfolges, denn schon wenige Jahre später kann er sich „Ironman-Athlet“ nennen. Der Sommer des Jahres 2012 veränderte das Leben des gebürtigen Oberösterreichers schlagartig. Bei einem Arbeitsunfall brach er sich von den Füßen bis zur Wirbelsäule zwölf Knochen, darunter Becken, Kreuzbein sowie Lendenwirbel, und zertrümmerte sich zahlreiche Gelenke (siehe Kasten). David hatte einen „riesigen Schutzengel“, denn der Aufprall aus acht Metern Höhe auf harten Beton hätte ihn fast das Leben gekostet. Extreme Schmerzen, zahlreiche Operationen und ein langwieriger Genesungsprozess folgten. Die wochenlange Ruhigstellung entpuppte sich für den 22-Jährigen vor allem auch als mentale Herausforderung. Der Weg zurück in ein normal bewegtes Leben schien kein Ende zu nehmen, seine Muskelkraft nach der langen Heilungsphase zum größten Teil


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P REK ÄRE AUS G ANG S LAG E UND EIN A M BITIONIERTES ZIEL DIE B RÜC HE IM DE TA IL Linke Ferse zertrümmert Linkes Sprunggelenk zertrümmert Li. und re. Schienbein eingerissen Kreuzbein gebrochen 2 x Schambein gebrochen Becken und Hüfte gebrochen 2. Lendenwirbel gebrochen Linkes Handgelenk zertrümmert Linkes Kahnbein gebrochen IRO N MA N A N FO RDE RUN G E N 3,8 km Schwimmen 180 km Radfahren 42,2 km Laufen Eiserner Wille

den Härtetest. Nicht ohne Schmerzen, aber ohne gröbere Zwischenfälle. Wer den „Dude“ kennt, weiß, dass er kein Freund großer Worte ist, nicht mit Lob überhäuft werden möchte. Und dennoch ringt sein Weg Respekt ab. „Alles, was mir gelungen ist, könnte aber jeder andere auch schaffen. Man muss es nur wollen“, macht der 190 cm große Hobbyathlet „Nachahmungstätern“ Mut. Ein Blick auf seinen Trainingsplan zeigt eindrucksvoll: Daniel P. arbeitet auch nach dem 1. Juli konsequent an seiner Fitness. Und bleibt bescheiden. Obwohl es keine Selbstverständlichkeit war, sich den Weg zu einem positiven Lebensgefühl so hart zu erarbeiten. Doch der Ironman war nur ein Etappenziel, so etwas wie die Initialzündung für weitere Herausforderungen. Neue Ziele sind bereits in Planung.

Das gesamte Outfit ist Teil der Dynafit Glockner Running Kollektion und ab März 2019 bei Hervis erhältlich.

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verloren gegangen zu sein. Während des Aufenthaltes im Rehabilitationszentrum wurde David P. klar, dass er seine Genesung, flankierend zur medizinischen Aufsicht, selbst in die Hand nehmen konnte und wollte. Sein erster Schritt: Er entschied, seinen stationären Aufenthalt zu beenden. „Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem ich keine Fortschritte mehr machte und nur noch nach Hause wollte“, beschreibt er die damalige Situation. In Eigenregie setzte er die Physiotherapie fort, von da an ging es gesundheitlich Schritt für Schritt bergauf. Doch der nächste Schlag folgte rund zwei Jahre nach dem Unfall. Sein Gewicht hatte sich drastisch nach oben entwickelt. „Durch das viele Liegen und den langen Genesungsprozess hatte ich auch das Sättigungsgefühl verloren. Schleichend wurde ich immer breiter, bis ich mich nur noch unwohl fühlte in meinem Körper.“ Damals brachte der „Dude“ rund 125 Kilogramm auf die Waage, 35 mehr als vor dem Unfall. Dieses Normalgewicht und die Fitness vergangener Tage wiederzuerlangen, war zunächst seine größte Motivation. Allmählich begann er Sport zu treiben, vor allem Laufen, Schwimmen und Radfahren. Durch das kontinuierliche Training war nach weiteren zwei Jahren ein erstes Etappenziel erreicht: zehn Kilo weniger auf der Waage! Die Freude an der Bewegung und den Fortschritten war schnell so groß, dass er erste Wettbewerbe bestritt. Ein Freund legte ihm nahe, doch einmal einen Ironman zu bestreiten und schenkte ihm ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ironman im Training“. Für David schien das Ziel zunächst außer Reichweite zu sein. Losgelassen hat es den ehrgeizigen Neo-Ausdauersportler aber dann doch nicht mehr. Wiederholt ließ er sich von Ärzten testen, über die Risken aufklären, dann erhielt er grünes Licht für seine neuen Ziele: der Ironman Kärnten 2018 und ein Körpergewicht von 85 Kilo. Unterstützt von Trainer, Ernährungsberaterin, seiner Familie und Freunden gab es schon bald keinen Weg zurück. Und sein Wille wuchs im gleichen Ausmaß, wie seine Zweifel schwanden. Sechs Tage Training pro Woche machten sich schlussendlich bezahlt. Der Umbau zum Athletenkörper war rechtzeitig abgeschlossen. Mit 82 Kilo Körpergewicht und einer riesigen Portion Motivation machte sich David P. am 1. Juli in Klagenfurt auf den 226 Kilometer langen Weg – und bestand


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DER BESTE HANGOVER Dank Aerial Yoga weht plötzlich ein frischer Wind in der heimischen Yoga-Szene. Außerdem sorgen immer mehr flexible Studiokonzepte für das Ende des berüchtigten Fitnessstudioeffekts.

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as einst bloß als aufflackernder Boom abgetan wurde, hat in Österreich – und vor allem in Wien – längst eine konstante Flughöhe erreicht: Yoga. Mittels unterschiedlichster Konzepte müssen sich die inzwischen zahlreichen Yoga-Studios voneinander zu unterscheiden versuchen. Manches entwickelt sich derzeit selbst innerhalb der Szene zum Trend. Und das sogenannte Aerial Yoga ist ganz vorn dabei. Bei dieser besonderen Form werden die Asanas (Körperhaltungen) schwebend ausgeführt. Dazu baumelt man, sehr vereinfacht ausgedrückt, von einem speziellen Tuch gehalten von der Decke. Und auch, wenn das gewiss ästhetisch aussieht, hat es vor allem aus körperlicher Sicht einen besonderen Aspekt: Die Schwerkraft entlastet das Skelett und fungiert gleichzeitig als Gegengewicht, gibt so den einzelnen Bewegungen einen zusätzlichen sportlichen Kick. Dieser sportlichere Zugang ist gewiss ein Mitgrund, warum der aus den USA stammende Trendsport den Sprung nach Europa geschafft hat. Und weil sich TrainerInnen wie Aiko Herzig aus Amerika in Österreich niedergelassen haben, eben auch zu uns. Die Kalifornierin war eine der ersten, die mit der luftigen Yoga-Form in Wien gelandet ist. „Anfangs dachte ich, es wird niemanden interessieren“, schmunzelt die 51-Jährige heute. Inzwischen hat sie eine wahre Fan-Community um sich geschart. Doch das nicht zuletzt deshalb, weil sie das Grundkonzept aus persönlichen Erfahrungen heraus noch kräftig erweitert hat: „Ich hatte mein ganzes Leben lang Probleme mit der Wirbelsäule“, holt sie aus. Erst mit Aerial Yoga konnte sie ihre chronischen Schmerzen lindern – und fing alsbald an, Elemente anderer Sportarten

zu integrieren. „Die Bandbreite geht von Pilatesübungen bis zu Massage-Elementen“, sagt sie. Stets mit der Intention, körperliche Beschwerden buchstäblich zu erleichtern. Doch auch andere Fitnesstrends machen sich derzeit in Wien breit. Das liegt daran, dass innerhalb der Branche verstärkt alte Muster aufgebrochen werden. Vor allem dem berüchtigte Fitnessstudioeffekt wird von kleinen Studios längst der Kampf angesagt. Sprich: Fixe Monatspreise sind out, es wird nun pro Trainingseinheit bezahlt. Aber auch große Konzepte erwachsen daraus. So hat vor wenigen Wochen im vierten Wiener Gemeindebezirk das 340 Quadratmeter große „New Wave Gym“ mit unterschiedlichen Trainingsräumen seine Türen geöffnet. Abgesehen von der flexiblen Preispolitik geht Gründerin Lena Schmid noch weiter: „Wir sind im Grunde ein ,Shared-Fitness-Space‘.“ Das bedeutet: In ihre modernen Räumlichkeiten können sich selbstständige TrainerInnen einmieten und die unterschiedlichsten Sportarten anbieten. Das soll nicht nur eine Vielfalt an bestehenden Sportarten generieren, sondern vor allem neue Trendsportarten anlocken. So müssen TrainerInnen kein eigenes Studio etablieren, sondern können ohne Investment und ohne Risiko ihre neuartige Sportart anbieten. Der Plan geht offenbar auf: Erstmals kann man in Wien nun etwa an Pop Pilates, eine tänzerische Form des Pilates, oder „Strong 30“, ein besonders effektives Workout aus dem Hause „Zumba“, teilnehmen. Aktueller Renner: die gänzlich neuen „Water-Rowing“-Einheiten. „Das funktioniert im Grunde wie Spinning, nur mit speziellen Rudergeräten“, so Schmid. Und zwar mit jener hölzernen Rudermaschine, mit der Kevin Spacey als Francis Underwood in der Serie „House of Cards“ vom Keller ins (vorläufige) Karriereende ruderte.

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Foto: Picturedesk/Frank May, privat

Text: Johannes Stühlinger


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LE N A S C H M I D Die 36-jährige Unternehmerin lockt mit ihrem neuen Fitnessstudiokonzept „New Wave Gym“ Trends nach Wien. A E RIA L YOG A Im New Wave Gym können neben Aerial Yoga auch noch weitere neue Sportarten ausprobiert werden. www.newwavegym.at

„Ich hatte mein ganzes Leben lang Probleme mit der Wirbelsäule. Erst durch Aerial Yoga habe ich die Schmerzen in den Griff bekommen.“ Aiko Herzig, Aerial-Yoga-Pionierin

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VIELE KÖCHE VEREDELN DEN BREI Alexander Posch ist der überraschende Überflieger am heimischen Gourmethimmel. Und das wohl deshalb, weil im Gegensatz zu seiner regionalen Küche die Zutaten für die drei Hauben eher exotischer Natur sind.

Foto: Heldentheater

Text: Johannes Stühlinger

Fragt man bei Martina und Karl Hohenlohe, den Herausgebern des renommierten „GaultMillau“-Restaurantführers, nach Alexander Posch, bekommt man auf der Stelle lauter Lobpreisungen serviert. Die Essenz daraus: „Einen so rasanten Aufstieg gab es in unserer 40-jährigen Geschichte nur sehr selten.“ Was der 32-Jährige binnen zwei Jahren in seiner „Essenzz im Stainzerhof“ an Auszeichnungen abgesahnt hat, geht in der Tat runter wie Öl: auf Anhieb zwei Hauben. Koch des Jahres. Dritte Haube. Wahl unter die Top-50-Chefs des Landes. Stellt sich also die Frage: Kocht der Grazer etwa nicht nur – wie alle anderen – mit Wasser? Auf den ersten Blick wirkt im Stainzerhof alles sehr normal, Trend und Zeitgeist folgend: Die Speisen zeichnen sich durch eine Vielzahl regionaler Produkte aus. Und was eben nicht in der Weststeiermark wächst, Zitronen zum Beispiel, wird selbstredend bio und fairtrade zugekauft. Aber blickt man ein wenig über den Tellerrand – und zwar direkt hinein in die Küche –, gibt’s eine Überraschung: Hier hat nicht bloß HerdHero Alexander Posch das Sagen! „Wir sind

drei Köche und begegnen uns alle drei auf Augenhöhe“, sagt Posch. Eine wahre Rarität in seiner Branche, heißt es doch, zu viele Köche verderben den Brei. Hier wird er dank heimlicher Co-Stars erst veredelt! „Ich sehe nicht ein, warum nur einer entscheiden soll, was gut ist, wenn doch so viel mehr Wissen im Team vorhanden ist“, stellt die Speerspitze des Trios klar. Also holt er gleich seine beiden Fachkollegen vor den Vorhang: Bernhard Klinger, selbst schon in der Vergangenheit mit zwei Hauben ausgezeichnet. Und Patissier Thomas Piplitz, bis vor einem Jahr noch süßer Verzauberer im Vier-Hauben-Restaurant „Simon Taxacher“ in Tirol. „Wir haben richtig viel Spaß beim Tüfteln an unseren Rezepten“, ist man sich einig. Und auch die Inspirationsquellen sind die gleichen: „Die Rezepte unserer Kindheit. Und das, was wir im Urlaub entdecken.“ Eben dieser Einklang untereinander sei das Salz in der Suppe, meint die Fachwelt den Grund für den neuen lukullischen Überflieger gefunden zu haben. Und Posch pflichtet dem schmunzelnd, aber gern bei: „Natürlich geht es bei uns auch manchmal 110% HIGHSPEED

etwas ruppiger zu. Aber es ist jeder mit Freude bei der Sache und inspiriert die anderen zwei.“ Derzeit kochen sie übrigens ihr ganz eigenes Süppchen: Neue Gerichte müssen kreiert werden! Also bleiben die Türen des Restaurants noch bis 13. März verschlossen, während dahinter unter Poschs Dirigentschaft an neuen Gaumenspielen gefeilt wird. Welche Essenzen in naher Zukunft auf den Tellern der Fine-Dining-Fans landen werden, bleibt freilich noch ein Geheimnis. Poschs liebste Garmethode allerdings wird darauf in jedem Fall zu schmecken sein: Sous-vide, gern auch Vakuumgaren genannt. Dabei wird Fleisch, Fisch oder aber auch Gemüse mit den gewählten Gewürzen in einem eigens dafür gemachten Beutel luftdicht verschweißt und dann schwebend im heißen Wasserbad gegart. Posch: „Diese Methode hat mich auf Anhieb begeistert, weil sie das Produkt beim Garen so schont wie keine andere.“ Und deshalb serviert uns Alexander Posch heute natürlich eines dieser Gerichte: feines Lamm, sous-videgegart, mit Ratatouille und Kartoffelflan.


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TIPP

DAS JÜNGSTE GERICHT

Wer kein Sous-videBecken zur Verfügung hat, kann auch in einem Topf Wasser erhitzen und mit einem Thermometer die Hitze kontrollieren. Dazu braucht es etwas Geduld, aber es klappt genauso wunderbar!

Der Startschuss für die vier Komponenten dieses Gerichts fällt mit dem Jus. Dazu rösten wir die Knochen im Ofen bei 180 °C, bis sie dunkelbraun sind. Nun das Gemüse in Würfel schneiden, in einem Topf anschwitzen und mit Tomatenmark kurz rösten, bevor wir alles mit Rotwein ablöschen. Kurz reduzieren lassen und die Knochen dazugeben. Mit Fond und Wasser aufgießen und köcheln lassen, dabei immer wieder Wasser zugießen. Nach ungefähr zwei Stunden Jus abseihen und bis zur Hälfte weiterreduzieren (ca. 500 ml). Alles mit Madeira abschmecken und kurz vor dem Servieren noch mit 200 g Butter aufmixen. Nun kommt der Kartoffelflan an die Reihe: Die Kartoffeln schälen, klein schneiden und in reichlich Salzwasser kochen.

Kurz ausdampfen lassen und durch ein feines Sieb oder eine Flotte Lotte drücken. Die Butter schmelzen und zu den passierten Kartoffeln geben. Nun Eier mit Dotter verquirlen und in die lauwarme Masse einrühren. Jetzt mit Salz, Pfeffer und der Zitronenschale abschmecken. Den Backofen auf 90 °C vorheizen, einen Becher mit Wasser hineinstellen und in einer feuerfesten und mit Backpapier ausgelegten Form die Masse für 60 Minuten in den vorgeheizten Backofen geben. Kurz vor dem Servieren den Flan aufschneiden und noch mit etwas Öl in einer Pfanne goldbraun rösten. Weiter geht’s mit der Ratatouille: Dazu Paprika, Zwiebel und Zucchini klein schneiden, die Tomate vierteln, das Fruchtfleisch heraus- und ebenso klein schneiden. Jetzt 110% HIGHSPEED

gehackte Zwiebeln glasig anschwitzen, Knoblauch dazugeben und kurz mitrösten. Ein Esslöffel Tomatenmark dazu, anrösten und mit Rotwein ablöschen. Das Tomatenkerngemüse beigeben und mit Tomatensauce aufgießen. Nun alles kurz köcheln lassen und dann die Paprika mit den Zucchini in einer Pfanne anschwitzen. Tomatensauce dazugeben und abschmecken. Zum Schluss die Tomatenstücke dazugeben. Nun kommt das Finale: Den Lammrücken in vier Teile schneiden, mit Thymian und einer Flocke Butter in einen Vakuumbeutel geben, diesen verschließen und im Wasserbecken bei 62 °C 15 Minuten ziehen lassen. Fleisch herausnehmen und in einer Pfanne kurz anbraten, bis es eine bräunliche Färbung hat. Guten Appetit!

Foto: Werner Krug

L AMMRÜCKEN. JUS. RATATO UILLE . K A RTO FFE LFLA N . ( 4 PO RT IO N E N ) Für den Jus: 500 g Kalbsknochen, 1 Bund Suppengemüse, 250 ml Rinder- oder Kalbsfond, Rotwein, Madeira, Tomatenmark, 200 g Butter Für den Kartoffelflan: 800 g mehlige Kartoffeln, 4 Eier, 4 Dotter, 200 g Butter Für die Ratatouille: 1 Paprika gelb, 3 Tomaten, 1 Zwiebel, 1 Zucchini, Rotwein, Tomatenmark, Tomatensauce, Knoblauch, Salz Für den Lammrücken: 1 kg Lammrücken (zugeputzt), Thymianbutter


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Täglicher Lauf ins Glück Wer eine Passion im Leben hat, findet schnell zum Gefühl der Schwerelosigkeit und Freude. Birgit Kocher läuft ihren Weg. Text: Julia Pollak  Fotos: Marko Mestrovic

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„Ich würde gerne als ältere Frau zurückblicken und sagen können, dass ich schon seit 50 Jahren laufe und es mir noch immer Spaß macht und gut tut.“ Frösche. „Die beruhigen meine Nerven und sind immer dabei.“ Jedes Jahr steckt sich die junge Sportlerin ein neues Ziel in Form eines Wettbewerbs. Ihren bisher extremsten hat sie im Vorjahr bewältigt: die Ultra Tour Monte Rosa, bei der sich BergläuferInnen messen. Sie führt über 180 Kilometer und 10 000 Höhenmeter vier Tage lang von Zermatt bis ins italienische Aostatal. Ein Jahr lang hat sich die ambitionierte Hobbysportlerin darauf vorbereitet. Für solche Herausforderungen braucht es nicht nur Disziplin, sondern auch das richtige Equipment. Birgit hat beides. Zwei Dinge sind für sie besonders wichtig: „Ein guter SportBH und die richtigen Laufschuhe.“ Für Zweitere hat sie mit der Zeit ein regelrechtes Faible entwickelt, mittlerweile besitzt sie rund 60 Paar: „Viele hab’ ich einfach nur ausprobiert oder wollte mich nicht mehr von ihnen trennen“, erklärt sie die beengten Verhältnisse in ihrem Schuhkasten. Birgit läuft gerne mit ihrer Laufgruppe, ihrem Freund oder aber auch alleine. Dann vorzugsweise mit Husky-Hündin Lea; sie ist die beste Trainerin, denn: „Lea kann unendlich lange laufen und ist immer voller Tatendrang.“ Die Motivation der Husky-Dame nimmt sich Birgit zum Vorbild, denn Lea hat keinen Leistungsanspruch, sondern einfach nur Freude an der Bewegung, egal, ob bergauf, bergab oder geradeaus. Birgits langfristiges Ziel? „Ich würde gerne als ältere Frau zurückblicken und sagen können, dass ich schon seit 50 Jahren laufe und es mir noch immer Spaß macht und gut tut.“ Ein Ziel, das – altersbedingt – noch in weiter Ferne liegt. Aber Birgit Kocher ist auf dem besten Weg dahin. Mehr Infos zu Birgits Trainings und Erfolgen auf: www.ultramaedchen.at 110% SCHWERELOS

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Birgit Kocher teilt ihre sportliche Leidenschaft mit der ”Hervis Community“. Details unter getmovin.at

er Birgit Kocher in ihrer Freizeit treffen möchte, hat unter Umständen ein Terminproblem. Denn die 30-jährige Salzburgerin nützt neben ihrem Beruf im Online-Marketing jede freie Minute, um laufen zu gehen. Ihre Freude am Sport führt sie nicht nur zu extremen Wettbewerben, als Trainerin einer wöchentlichen Laufgruppe in der Stadt Salzburg (Frauenlaufverein „Club 261 fearless“) motiviert sie noch dazu ihr Umfeld. Doch das war nicht immer so. Aufgewachsen auf einem Bergbauernhof, hat Birgit Ausdauersport als Jugendliche abgelehnt. Damals übte sie den Kampfsport Jiu Jitsu aus: „Wenn der Trainer meinte, wir sollen zusätzlich laufen gehen, hab’ ich immer geschummelt.“ Erst mit 20 Jahren hat sie ihre Freude am Laufen entdeckt, ihre damalige Motivation bringt Birgit aber heute zum Schmunzeln: „Ich wollte eine Bikinifigur.“ Nach zehn Jahren Training in Eigenregie (sie schreibt auch ihre Trainingspläne selbst) dreht sich in ihrem Kopf freilich nichts mehr um die richtigen Körpermaße. „Dafür esse ich viel zu gerne“, hält sie fest. Schnitzel und Kuchen gehören da genauso dazu wie ihre Lieblingsbelohnung nach großer Anstrengung – Haribo Quaxi


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Stabile Seitenlage. In „Le Rêve“ gibt es fast nichts, das es nicht gibt.

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VIVA LAS VEGAS Nadine Brandl lebt seit zweieinhalb Jahren ihren Traum als Schwimmakrobatin in der „Stadt der Sünde“. Dass sie angekommen ist, lässt sich nicht übersehen. Text: Manfred Behr

Foto: LaReve/Tomasz Rossa, privat

Man muss schon Scheuklappen aufsetzen, um Nadine Brandl in Las Vegas aus den Augen zu verlieren. In der Ankunftshalle am Flughafen, auf den Bussen, die am „Ceasar’s Palace“ vorbeidüsen, auf riesigen Plakaten, verteilt über den gesamten Las Vegas Boulevard – überall kommt, nein, schwimmt einem die Wienerin entgegen. Als Werbebotschafterin für das „Wynn Las Vegas & Encore Resort“, einem der luxuriösesten Häuser am Platz, und „Le Rêve“ (der Traum), der unter all den Shows der „Sin City“ achtmal hintereinander den Preis für die „Best Production“ einheimste. Dass die 28-Jährige zum Werbesujet des farbenfrohen Spektakels auserkoren wurde, war Glück. Dass sie ins 90-köpfige Künstler-Ensemble aufgenommen wurde, Können. Zwei Olympiateilnahmen zeugen von Qualität. Eine dritte blieb ihr verwehrt – mangels Partnerin. Eine kleine Tragödie, denn die Arbeitsmarktsituation für Kunstschwimmerinnen darf als „angespannt“ bezeichnet werden. Längerfristige Verträge werden nur auf zwei Kreuzfahrtsschiffen vergeben. Und bei „Le Rêve“. Nadine Brandl: „2015 war ich mit meiner Bewerbung zu spät. Im Jahr darauf flog ich zur Audition nach London und konnte offenbar über-

ZU R PERSON Brandl performte von 2006 bis 2015 bei allen Synchron-Europa- und Weltmeisterschaften, belegte einmal Rang sechs (EM 2012). Seit September 2016 zählt sie zum Ensemble von „Le Rêve“, wo fünf weitere Olympistarterinnen unter Vertrag stehen. Brandl ist Bachelor der Publizistik und belegt den MBA für SpitzensportlerInnen an der FH Eisenstadt. Instagram: @nadine.brandl

zeugen. Ein Glücksfall – seit ich hier bin, ist nur ein einziger Platz frei geworden. Viele meiner früheren Kolleginnen stehen Schlange. Wobei Amerikanerinnen bevorzugt werden, weil man sich das teure Arbeitsvisum erspart.“ Allzu groß dürfte das Angebot auf dem Binnenmarkt aber nicht sein – das Line-up ist multikulti, nur drei der 15 Schwimmerinnen kommen aus den USA, der Rest u. a. aus Japan, Weißrussland, Brasilien und Frankreich. „Ich habe sechs Monate gebraucht, bis ich alle neun Auftritte mit sieben Kostümwechseln intus hatte. Zumal du immer als Gruppe auftrittst, jede Position verstehen, jede Kollegin ersetzen können, für jede unvorhergesehene Situation gewappnet sein musst“, erzählt Brandl, die als „Baumelfe“ bisweilen in 15 Metern Höhe schwebt, gehalten von einem der 65 Akrobaten. Die Unterschiede zur früheren Karriere im Sport sind mannigfaltig. „Es geht nicht mehr darum, dir jeden Zentimeter über Wasser zu erkämpfen, es steht die künstlerische Note, die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund. Aber du musst topfit sein. Nur, dass dir kein Trainer mehr sagt, was zu tun ist, sondern du allein verantwortlich bist. Faktum ist: Vor der zehn-

NADINE BRANDL

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ten Show in fünf Tagen sehnst du jedes Mal das Wochenende herbei.“ Aber wie hoch ist denn nun der Glamourfaktor, wenn man in Las Vegas im Showbiz arbeitet? „Klar baust du dir ein Netzwerk in der Künstlerszene auf, bekommst mal einen fetten Tisch im Club, weil du jemand kennst. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, die tollsten Dinge werden schnell zur Normalität. Und mein Alltag ist ja tatsächlich ganz normal. Mein Haus, das ich unlängst zu Anlagezwecken erworben habe, teile ich mit zwei Mitbewohnern. Es sieht aus, als stünde es bei den ‚Desperate Housewives‘ in der Wisteria Lane. Erst, wenn Besuch aus Österreich anrückt, wird mir vor Augen geführt, dass zumindest das, was ich beruflich tue, doch recht außergewöhnlich ist.“ Auch toll: die Gage. „Dafür ist das Leben aber auch richtig teuer. Ich hab’ schon mal 120 Dollar für 15 Minuten beim praktischen Arzt geblecht.“ Andere Kehrseiten der Medaille wiegen schwerer. Nadines Beziehung hat die räumliche Trennung nicht dauerhaft überstanden. Was sie daraus gelernt hat? „Offenbar nichts. Meine neue Partnerschaft ist auch long distance. Aber wenn er der Richtige ist, wird sie es aushalten.“

DIE SHOW „Le Rêve“ lief seit 2005 rund 6 330 Mal. Performt wird von Freitag bis Dienstag zweimal täglich vor bis zu 1 600 Menschen. Niemand sitzt weiter als zwölf Meter von der Bühne entfernt. Das Becken für die 90Minuten-Show fasst knapp vier Millionen Liter Wasser. Im Einsatz sind zehn TänzerInnen, 65 AkrobatInnen und 15 Schwimmerinnen. Das gesamte Ensemble umfasst 300 Personen.


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ür einen Otto Normalverbraucher wie mich ist schwerelos sein schwer. Weil: Der Raumfahrttourismus dauert noch ein bisschen – sowohl technisch als auch in Bezug auf mein Bankkonto. Ich erinnere mich an drei Lebenserlebnisse, die mich schwerelos machten. Erstens: beim Tauchen im Indischen Ozean. Meiner Meinung nach ist Tauchen die Raumfahrt für Arme. Zweitens: beim Floaten. Bitte sich das so vorzustellen: Ich liege mit meinem zarten 90-Kilo-Körper in einer übergroßen Salzbadewanne. Das Wasser hat exakt 37,5  °C, körperwarm, der Salzgehalt ähnelt jenem des Toten Meers – ist also schwebetauglich. Der Raum ist komplett verdunkelt, kein Licht, kein Schatten. In dieser Weltraumlake bin ich eine Stunde getrieben. So lange dauert es, bis sich das Hirn traut, die Muskeln komplett zu entspannen. Ich hab’ aufgehört, den Körper im Wasser zu spüren. Überhaupt waren Raum und Zeit weg. Und nein, es waren keine Drogen im Spiel. Drittens: Cranio-Sacral-Therapie. Ganz vereinfacht gesagt geht es dabei um eine Art Tiefenentspannung der Muskeln. Meine Therapeutin hat mir die Nackenmuskeln so gut gelockert und gelöst, dass ich den Kopf nicht mehr spürte. Für einen kurzen Zeitraum habe ich aufgehört zu denken. Mann, das war richtig gut. Für mich – und vermutlich auch für die Menschheit. Aus Mangel an Ereignissen definiere ich Schwerelosigkeit anders. Sie klappt am besten, wenn man sich nicht bis gar nicht spürt. Im wahrsten Sinne des Wortes: wenn ich neben mir stehe, den Luxuskörper zeitweise verlasse. Das funktioniert sehr gut bei starken Emotionen wie Zorn und Wut. Beim Sex (klappt nicht immer). Und beim Lachen. Lachen ist überhaupt die perfekte Art und Weise, die Kontrolle über den eigenen Körper sehr entspannt zu verlieren. Oder haben Sie es schon einmal geschafft, bei einem Lachkrampf ernsthaft über ein Problem im Job nachzudenken? Schwerelos bin ich auch, wenn es mir gelingt, komplett im Hier und Jetzt zu sein.

Warum Laufen, Lachen und Weinen schwerelos macht und weshalb es so wichtig ist, manchmal komplett neben sich zu stehen.

RO B E RT K RO PF Journalist und Gründer der Insiderei – einer Reiseplattform für Menschen, die schon überall waren und alles kennen. Oder das zumindest glauben.

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Das ist etwa so schwer, wie bei einem Schneesturm ohne Sauerstoffgerät mit Flipflops auf den Mount Everest zu steigen. Wie am Tag, an dem ich meinen Sohn das erste Mal in den Armen hielt. Alles davor ist vergessen, alles danach noch nicht interessant. Es zählt nur das Jetzt. Fälschlicherweise glauben immer alle, das passiert nur bei schönen Momenten. Stimmt nicht: Als der sechs Monate alte Sohn meiner Nichte an einer schweren Krankheit starb, waren ich und alle anderen sehr schmerzlich im Hier und Jetzt. Schwerelos ist nicht immer nur eine schöne Angelegenheit. Ich genieße es, wenn ich meinen Körper vergesse. Passiert beim Bücherlesen – das ist das, wo man mehrere Seiten auf einmal und zusammenhängend liest. Das Gegenteil von Facebook und Co. Ein gutes Buch, eine gute Story entwickelt einen guten Flow, wie die Sportler sagen würden. Alles fließt. Abtauchen in ein Abenteuer aus Buchstaben. Wenn Sie mir bis hierher gefolgt sind, haben Sie es verdient, mein Schwerelos-Geheimrezept zu erfahren. Ich laufe sehr oft auf dem Laufband. Immer nur auf Laufbändern mit Videoscreens. Ich öffne YouTube und suche als erstes den Kanal von „America’s Got Talent“. Das ist wie die „Große Chance“ im ORF, nur 1,3 Milliarden mal besser. Ich empfehle hier die Best-of-Clips. Da wird gesungen, gelacht, geweint, gescherzt. Große Emotionen, viel Lachen. Ich beweg’ mich dabei und vergesse meinen Körper. So überliste ich ihn und laufe zehn Kilometer mit einem großen Lachen im Gesicht. Letztens lief ich in einem Hotel-Gym. Auf meinem Screen: „Die emotionalsten Momente von ‚America’s Got Talent‘“. Ein Sänger, der für seinen verstorbenen Freund eine Ballade singt. Ein Vater von sechs Adoptivkindern, der in der Show auftritt, um den Kids zu zeigen, dass alles möglich ist. Ich bin gelaufen und habe wie ein Schlosshund geheult. Es war mir keine Sekunde peinlich. Es hat sich fantastisch angefühlt. Laufen und Weinen. Schwerelos. Das waren die besten zehn Kilometer im Jahr 2018.

Foto: Tina Herzl

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