4c | Deutschland-Ausgabe 1/2016

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Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion

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Deutschland-Ausgabe Österreich-Ausgabe

Das Ende des gedruckten Buches.

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1/2016

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Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion

Design

Was Jean Jullien, Schöpfer des berühmten Paris-Peace-Logos, nach Amerika lockt.

Druck

Wie Druckmaschinenhersteller jetzt mit Remote-Services Geld verdienen möchten.

Digital

Warum der Onlinedrucker Moo.com Visitenkarten mit NFC-Chips auf den Markt bringt.

Deutschland-Ausgabe

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Warum E-Books plötzlich schwächeln und gedruckte Bücher noch lange den Markt beherrschen werden.

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Liebe Leserin, lieber Leser!

M Martin Schwarz

öglicherweise erleben wir gerade eine bemerkenswerte Phase im Widerstreit zwischen digitalen und gedruckten Medien. Nachdem bisher in vielen Segmenten der technologische Transfer vom Physischen zum Virtuellen durchaus rasant vor sich gegangen ist, leistet gerade die Buchbranche tapfer Widerstand gegen die Kindlisierung. In vielen Märkten bleiben E-Books wirtschaftlich weiterhin vernachlässigbar, in anderen wie den USA verlieren sie – bei aller statistischer Unschärfe – Marktanteile. Woran es liegen könnte, dass die Digitalisierung bei Büchern zumindest eine Pause macht und warum Leser und Verlage der Technologie mit Skepsis begegnen, lesen Sie in unserer Coverstory ab Seite 12. Wir möchten Sie auch sehr herzlich einladen, mit uns zu diesem Thema zu diskutieren. Bei unserem nächsten #4ctalk am 25. Februar. Mehr dazu finden Sie ebenfalls in unserer Titelgeschichte.

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Geduldig musste 4c-Redakteurin Ann Kimminich sein, als sie mit dem französischen Illustrator Jean Jullien ein Interview plante. Der Mann, weltberühmt geworden durch sein Paris-Peace-Logo im November, ist gerade ziemlich beschäftigt. Erst der dritte vereinbarte Termin klappte dann. Das Ergebnis aber kann sich lesen lassen. Ab Seite 18.

Florian Zangerl

Viele Druckmaschinenhersteller befinden sich derzeit in einer spannenden Transformation: Sie erweitern ihr Geschäft deutlich und versuchen nun auch, aus Fernservice und Fernwartung Einnahmen zu generieren. Wie den Herstellern das gelingt, hat Anja Schlimbach recherchiert. Ihre empfehlenswerte Geschichte lesen Sie ab Seite 32. Für den 12. April dürfen wir Sie wieder zu unserer alljährlichen CreativePrinting-Konferenz in Wien einladen. Diesmal werden unter anderem HP-Indigo-Chef Alon Bar-Shany oder Werber Frank Bodin, CEO von Havas Worldwide in Zürich, auftreten. Versäumen Sie das nicht. Mehr dazu unter www.creative-printing.info und in diesem Heft. Wenn Sie beabsichtigen, die Drupa zu besuchen, dürfen wir Sie hiemit um Ihre Meinung bitten. Was wird Sie dort interessieren? Welche Aussteller möchten Sie besuchen? Von welchen Technologien erwarten Sie am meisten? Machen Sie einfach bei unserer Online-Umfrage mit und sagen Sie uns, wie Sie Ihren Drupa-Besuch planen. Mehr dazu unter www.4cmagazin.de/link/yourdrupa2016

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Martin Schwarz, Chefredakteur Florian Zangerl, Herausgeber

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Inhalt BUSINESS 10 Klicken. Wie Pressedruck Augsburg jetzt auch Online-Kundschaft ansprechen möchte. 11 Organisieren. Welche Auswirkungen die Gründung der Bertelsmann Printing Group auf den deutschen Rollenoffset-Markt haben wird. 12 Coverstory. Warum der Markt für E-Books plötzlich einknickt und sich Leser, Verlage und Druckereien wieder auf das gedruckte Buch konzentrieren.

DESIGN 18 Weltberühmt. Wie Jean Jullien, Schöpfer des weltbekannten Paris-Peace-Logos, arbeitet und was ihn nach Amerika lockt. 21 Tagesgeschäft. Wie kreativ Kalender sein können. Plus: Gewinnen Sie die schönsten Kalender-Editionen des Jahres. 24 Wundertüte. Wie der amerikanische Star-Wars-Regisseur J. J. Abrams ein Buch voller Spezialeffekte erdacht hat.

TOOLS

STANDARDS

28 Stilsicher. Wie ein neues Online-Tool die Strukturierung von Styleguides vereinfacht.

9 Bildgeschichte 16 Kochstudio 17 Events

DRUCK 30 KLICKTIPPS 32 Fernweh. Wie Druckmaschinenhersteller mit Remote-Services ein neues Geschäftsfeld erschließen.

41 Wunschzettel 47 Produkte

35 Erweiterung. Wie UV-Drucksysteme für neue Anwendungen ausgebaut werden. 37 Abfall. Wie ein ideenreicher Niederländer Papier aus Agrarabfällen schöpft und eine Papierfabrik in Indien betreibt. 39 Flach. Wie eine Hamburger Druckerei eine neue Layflat-Bindung für dünne Papiere entwickelt hat. 43 Spürbar. Was ein ehemaliger Fotograf mit einer neuen 3D-Drucktechnologie für Gemälde erreichen möchte.

DIGITAL 44 Kennenlernen. Warum der Onlinedrucker Moo.com Visitenkarten mit NFCChips ins Sortiment aufgenommen hat.

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4c Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion


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COVERSTORY. Warum das gedruckte Buch so erstaunlich widerstandsfähig gegenüber digitalen Alternativen bleibt. Plus: der #4ctalk zum Thema.

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Linienführung. Der französische Designer Jean Jullien im 4c-Exklusivgespräch über sein weltberühmtes Paris-PeaceLogo, seinen Nachrichtenkonsum und seine Illustrationstechnik.

37

Papiermischung. Warum ein findiger Niederländer in Indien Papier aus Agrarabfällen produziert und so den Papiermarkt um eine höchst umweltfreundliche Alternative erweitert.

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Panoramablick.Wie eine Hamburger Druckerei monatelang an einer neuen Layflat-Bindung für dünne Papiere experimentierte und nun ein neues Produkt daraus entwickelt hat.

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Business

Karriere

Design

Tools

Druck

Digital

Produkte

Index Arvato 11 Aufbau-Verlag 13 Bastei Lübbe 13 Bertelsmann Printing Group 11 BoD 13 Contemporary Graphic Solutions 34 Deloitte 13 Druckerei Karl Knauer 34 Druckhaus Weppert 10 EFI 35 Epson 50 Frontify AG 28 GGP Media 11 Havas Worldwide 16

Heidelberg 32, 48, 49 Hoenle 50 HP 16, 49 IGEPA 38 IKEA 15 Kodak 10, 47 Koenig & Bauer 49 Konica Minolta 50 Langebartels & Jürgens 39 Log.os 14 Mimaki 35, 48 Mohn Media 11 Moo.com 44 Moonen Packaging 37

Mymuesli 48 OFT 41 Pacifico Grafik 22 PaperWise 37 Prinovis 11 Roland DG 49 Scodix 41 Verlag Hermann Schmidt 13, 21 Verlag Kiepenheuer & Witsch 25 Vogel Druck 11 Wirmachendruck.de 10 Xeikon 47 Xerox 10, 32

Impressum Medieninhaber und Herausgeber: industriemagazin Verlag GmbH Verlags- und Redaktionsanschrift: Lindengasse 56, 1070 Wien, Tel. +43 1 585 9000, Fax +43 1 585 9000-16, www.4cmagazin.de, office@4cmagazin.de Büro Deutschland: Stadttor 1, Düsseldorf Medienhafen, D-40219 Düsseldorf, Tel. +49 211 3003-417 Abo-Shop: www.4cmagazin.de/abo • Content-Shop PLUS: www.4cmagazin.de/+ Social Media: twitter.com/4cmagazin, facebook.com/4cmagazin, youtube.com/4cmagazin Chefredakteur: Martin Schwarz Autoren dieser Ausgabe: Jason Harder, Ann Kimminich, Thomas Koch, Erika Kronfuß, Rainer Scheichelbauer, Anja Schlimbach, Ingo Woelk Geschäftsführung: Hans F. Zangerl Grafik, Layout: Nicole Fleck • Schriften: Premiéra (Thomas Gabriel), Acorde (Stefan Willerstorfer) Online-Redaktion: Jakub Jozefek • Marketing & Vertrieb: Manuela Steinbrucker-Murri Anzeigenverwaltung: Tel. +49 211 3003-417 • Herstellung: industriemagazin Verlag GmbH Druck: Druckerei Ueberreuter Abonnements: 1-Jahres-Abo: € 29,– • Druckauflage: 5.300 Stück • ZKZ: 86177 • ISSN: 2305-5111 Das nächste Heft erscheint am 30. 3. 2016.

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4c Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion


35 %

1–2 Stunden

Nach dem Konsum von Fachzeitschriften haben …

mit Dritten über diese Information gesprochen.

persönlichen Kontakt mit Anbietern aufgenommen

66 %

Prospektmaterial angefordert

49 %

*Websites, Social Media, Newsletter, Apps

Quelle: Verband Deutsche Fachpresse

einen Anbieter auf einer Messe besucht

44 %

mindestens gelegentliche Nutzung (Summe)

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Digital

80 %

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regelmäßige Nutzung in den letzten 12 Monaten

Kundenzeitschriften von Unternehmen

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Persönlich adressierte Direktwerbung (per Post)

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Druck

einen Fachkongress oder eine Veranstaltung besucht

41 %

eine Anbieter-Homepage besucht

78 %

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Eine oder mehrere Fachmessen im In-/Ausland

Außendienst-/Vertreterbesuche

Veranstaltungen (Kongresse/ Tagungen/Seminare)

Digitale Angebote* von Unternehmen

Digitale Angebote* von Fachmedien

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Tools

FACHMEDIEN INSPIRIEREN

2 Stunden und mehr

42 % Eine oder mehrere Fachzeitschriften/Print

Fachmedien Print und Digital gesamt (netto)

in Prozent

Design

Hochgerechnet bedeutet das: Viele professionelle Entscheider investieren pro Monat einen kompletten Arbeitstag in die Lektüre von gedruckten Fachzeitschriften.

30 Minuten bis 1 Stunde

unter 30 Minuten

6%

Nutzung von B2B-Informationsquellen durch professionelle Entscheider in den letzten zwölf Monaten

Karriere

17 %

Knapp die Hälfte der Entscheidungsträger in Deutschland beschäftigt sich zwei oder mehr Stunden pro Woche mit Fachmagazinen. Durch diese hohe Lesedauer wirken die Informationen von Branchenmagazinen in die beruflichen Entscheidungen ein.

JEDE WOCHE

Wirkt wirklich

Print wirkt. Besonders, wenn es um berufliche Entscheidungen geht. Das zeigt die neue B2B-Entscheideranalyse der Deutschen Fachpresse. Branchenmagazine regen dazu an, sich eingehender zu einem Thema zu informieren. Mehr als 90 Prozent der befragten Entscheidungsträger nutzen ein oder mehrere Fachmedien zumindest gelegentlich. So wie Sie gerade jetzt 4c.

Business Bildgeschichte Produkte


Design

Scheidung ohne Schaden

E

s hat einfach nicht funktioniert. Mit der Aufspaltung des Xerox-Konzerns in ein Unternehmen für Hardware und eines für Services muss sich CEO Ursula Burns einen Makel in den eigenen Lebenslauf redigieren. Denn sie war es, die 2009 die Übernahme von Affiliated Computer Services (ACS) durchgesetzt hatte. Zu den rund 54.000 Xerox-Mitarbeitern kamen damals etwa 74.000 ACS-Mitarbeiter hinzu. Das Produktportfolio von Xerox dehnte sich vom Office-Drucker bis zur Call-Center-Lösung, von der Digitaldruckmaschine bis zu Ticket-Lösungen für öffentliche Verkehrsmittel. Das Xerox der letzten sechs Jahre war in Ansätzen wie der Kodak-Konzern der 80er und 90er: einfach ziemlich überdehnt.

Glosse

Tools

Druck

Digital

Produkte

Ein Onlinedrucker für Zeitungen Pressedruck Augsburg bietet künftig Druckleistungen im Onlineshop an.

D

ie Zeitungsdruckerei Pressedruck Augsburg wird ab dem 2. Quartal 2016 die eigenen Druckkapazitäten auch über den vom Druckhaus Weppert betriebenen Onlineshop xoseprint.de vermarkten. Kunden können über das Portal Zeitungsdruckaufträge für Pressedruck Augsburg platzieren. Offenbar planen die bayerischen Zeitungsdrucker, insbesondere ihr HQP-Druckverfahren in dem Onlineshop anzubieten. Mit HQP, gedruckt im 60er-Hybridraster, können auch höhere Papiergrammaturen bedruckt und damit Semicommercials produziert werden. „Als klassisches Zeitungshaus können wir so unsere Produktpalette neuen Kunden anbieten und auch Zielgruppen erreichen, denen Rollenoffset zu kostspielig war“, sagt Pressedruck-Produktionsleiter Andreas Ullmann.

Online-Zeitungsdruck bietet auch Bechtle Druck über das Portal dierotationsdrucker.de an. ∑∑∑∑

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Business

Weppert-Geschäftsführer Norbert Hettrich, Pressedruck-Produktionsleiter Andreas Ullmann: Zeitungsprodukte auf xposeprint.de

von Martin Schwarz

Die Entflechtung des unübersichtlichen und nur holprig ineinandergreifenden Angebots soll Xerox nun auch für Investoren attraktiver machen, weil Wachstumsperspektiven für die beiden nun getrennten Segmente klarer werden. Aber Burns` wohl nicht ganz freiwillige Entscheidung – der Großinvestor Carl Icahn soll darauf gedrungen haben – wird auch offenlegen, womit sich Xerox im Druck-Geschäft seit 2009 tatsächlich beschäftigt hat und insbesondere im Produktionssegment die Vergleichbarkeit mit anderen Anbietern fördern. Das könnte Teil eines neuen Problems für den Konzern werden. Denn die Xerox-Produktpolitik offenbart Lücken, wo keine sein sollten. Besonders im Inkjet. Auf den fruchtbarsten Wachstumsfeldern wie dem Großformat, dem Etikettendruck oder der Verpackung haben die US-Amerikaner kaum gesät und noch weniger geerntet, leisten sich andererseits aber mit der kleinen Cipress-Serie eine proprietäre wasserlose Inkjet-Technologie, die am Markt kaum wahrgenommen wird. Die Übernahme des französischen Inkjet-Anbieters Impika im Jahr 2013 hat bisher auch kaum zu nennenswerten Aktivitäten geführt. Die Print-Sparte von Xerox wird in den nächsten Monaten ein Konzept vorlegen müssen, um die klaffenden Lücken und Sonderlichkeiten aus dem eigenen Maschinenpark zu entfernen und woanders kräftig draufzulegen. Nur dann wird die Trennung ihre ganze Wirkung entfalten können. ∑∑∑∑

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Interessenten für Phoenix Print Die Würzburger Druckerei Phoenix Print, im September des Vorjahres in die Insolvenz gerutscht, soll in Eigenverwaltung weitergeführt werden. Zwei Kaufinteressenten soll es auch schon geben.

P

hoenix kommt vielleicht doch noch aus der Asche. Nachdem die Würzburger Druckerei im September des Vorjahres Insolvenz angemeldet hatte, soll das Unternehmen mit seinen 52 Millionen Euro Umsatz und etwa 265 Mitarbeitern mit einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung

gerettet werden. Außerdem, so heißt es, sollen zwei Investoren Interesse an dem Betrieb angemeldet haben. Phoenix entstand aus einer – nach nur wenigen Monaten gescheiterten – Fusion zwischen Stürtz Druck in Würzburg und Himmer Druck in Augsburg. ∑∑∑∑

„Wir brauchen spezialisierte Produktionspartner“ Für 140 Millionen Euro hat Cimpress nun den deutschen Onlinedrucker wirmachendruck.de übernommen. Im 4c-Gespräch erklärt Cimpress-CEO Robert Keane den Schritt.

D

eutschland, das ist für Robert Keane das „Silicon Valley“ des Onlinedrucks. „Die Unternehmen, die dort Erfolg haben, werden weltweit führend“, so Keane in einem Exklusiv-Gespräch mit 4c. Die Übernahme von wirmachendruck.de soll Cimpress diesen Erfolg bescheren, vor allem wegen des Geschäftsmodells von wirmachendruck.de: „Was wir an wirmachendruck.de mögen, ist natürlich deren Position im Markt. Aber noch viel mehr mögen

wir deren Geschäftsmodell, weniger selbst zu produzieren, sondern mit Produktionspartnern zu arbeiten und Partnerschaften aufzubauen und zu managen“, sagt Keane. Künftig, so Keane, sollen Partner mehr als „50 Prozent des Volumens für uns produzieren. Wir glauben also nicht, dass uns mehr eigene Produktionskapazität unbedingt weiterbringt.“ Lesen Sie das ganze Interview mit Robert Keane online: www.4cmagazin.de/link/keane

4c Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion


Business

Design

Tools

Druck

Digital

Produkte

Der Bertelsmann-Konzern gliedert mit der Bildung der Bertelsmann Printing Group sein Druckgeschäft neu. Eine Doppelspitze soll die Steuerung der recht inhomogenen Gruppe an Druckbetrieben nun direkter werden. Die Führung der neuen Bertelsmann Printing Group: Die CEOs Axel Hentrei und Bertram Stausberg mit CFO Ulrich Cordes (Mitte).

Von Anja Schlimbach

9.000

Mitarbeiter. 20 Standorte. 1,6 Millionen Tonnen Papier pro Jahr und ein Umsatz von etwa 1,7 Milliarden Euro. Mit der neuen Bertelsmann Printing Group richtet der Gütersloher Medienriese seine Drucktöchter unter einem Dach aus und schafft damit den größten Druckereikonzern Europas. Keinen Moment zu früh, wie der Hamburger Unternehmensberater und Gründer der European Web Association (EWA), Michael Dömer, gegenüber 4c formuliert: „Ich habe nie verstanden, warum man so lange getrennt auf dem Markt aufgetreten ist. Die Drucksparten zu einer Einheit zusammenzuführen ist aus meiner Sicht eine längst überfällige und sehr sinnvolle Lösung.“ Zwei neue Chefs Die beiden CEOs der neuen Gruppe werden mit Bertram Stausberg, bisher Chef von Be Printers und Prinovis, sowie Axel Hentrei, CEO der Arvato Solution Print Group, zwei Manager, die innerhalb des Konzerns beinahe in eine Konkurrenzsituation gerutscht sind: So hat beispielsweise Prinovis schon vor einiger Zeit in den Offset, in zwei gebrauchte 48-Seiten-Maschinen, investiert. Schließlich befindet sich der Tiefdruck im Sinkflug und immer mehr Auflagen migrieren in den Offsetdruck.

Die Bündelung des Bertelsmann- erzielen oder ihre Services erweitern. Druckgeschäftes wird vorerst „Was wird denn noch in Forschung besonders nach innen wirken. „Die und Entwicklung investiert? Kunden Unternehmen der Printing Group brauchen diese Potenziale, damit sie haben auch vorher alle schon zu ihre eigenen Produkte weiterentwickeln können“, sagt Michael Dömer. Bertelsmann gehört und miteinander gesprochen. Unsere Druckereien Die Kräfte im deutschen Druckwerden den Markt künftig gemeinsam und unter einer einheitlichen Führung bearbeiten. Dieser noch engere Austausch wird dazu führen, dass wir Verbundvorteile so effektiv wie möglich nutzen können“, beschreibt ein Bertelsmann-Sprecher gegenüber 4c den erwünschten Effekt.

markt werden durch die Umstrukturierung bei Bertelsmann freilich nicht völlig neu angeordnet. „Die Maschinenkapazität ist nach wie vor dieselbe. Warum sollte sich also am Markt etwas verändern?“, so Michael Dömer. ∑∑∑∑

Für innen, außen und hoch hinaus

Engerer Austausch Am Marktauftritt der einzelnen Unternehmen der Gruppe wird sich indes vorerst wenig ändern. Mohn Media, GGP Media, Vogel Druck oder Prinovis werden weiterhin selbständig am Markt auftreten: „Es gibt nicht so etwas wie einen abgrenzbaren Markt, in dem alle Tochterunternehmen an 20 Standorten in fünf Ländern tätig wären. Die jeweiligen Tochterunternehmen werden weiterhin eigenständig in ihren spezifischen Marktsegmenten agieren – auch wenn wir darauf achten werden, den Austausch zu gemeinsamen Themen zu forcieren“, so der Bertelsmann-Sprecher. Auch bei Instandhaltung, im Einkauf oder Energiemanagement kann die Bertelsmann Printing Group mutmaßlich mehr Synergien

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The Making of Bertelsmann


Business Coverstory

Design

Tools

Druck

Digital

Produkte

Die Außenseiter Damit war eigentlich nicht zu rechnen. E-Books erleiden in den letzten Monaten im Wettbewerb mit dem gedruckten Buch einen Rückschlag nach dem anderen. Die Verlage sind frustriert, die Leser auch. Nun wird offensichtlich: In das System E-Book sind wirtschaftlich und technologisch schwere Fehler verwoben. Das wird die Dominanz gedruckter Bücher vorerst festigen. Von Martin Schwarz

Verschmäht: Die dezidierten E-Reader bieten den Konsumenten offenbar nicht genug.

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Business Coverstory

Design

Tools

Druck

Digital

Produkte

„So viel komfortabler für den Leser ist der Wechsel vom gedruckten zum E-Book nun nicht.“

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E

s wurde schon ein bisschen langweilig für vorangegangen mit dem E-Book und haben 2014 formuliert es so: „Bücher gehören einfach zum sie. Katrin Schmidt-Friderichs war bei den ein gebremstes Wachstum zur Kenntnis nehmen Setting.“ Branchengesprächen, bei Podiumsdiskus- müssen. Das hat uns nicht gefreut und war so Mag das gedruckte Buch auch zu diesem sionen, bei Konferenzen und Buchmessen der Setting gehören, so hat der digitale Spross doch nicht vorhersehbar“, sagt Pux gegenüber 4c. letzten Jahre zusehends auf eine Rolle abonSchwierigkeiten, sich im Unterhaltungsgebaren Genau das, vorhersehbar nämlich, war niert: die der Digital-Verweigerin, „des letzten junger Menschen einzufügen. Möglicherweise der Karriereknick des E-Books als ernsthafter Sauriers, der noch druckt“, erzählt die Chefin zweigen jüngere Generationen zwischen Buch technologischer Mitbewerber des gedruckten des Mainzer Hermann-Schmidt-Verlages. Die und E-Reader schon früher ab: „Man muss sich Buches tatsächlich nicht. Man musste sich ja zuweilen mitleidigen Blicke der Kollegen, auch Gedanken darüber machen, wie sich die nur am digitalen Tsunami in anderen Medas Unverständnis, die digitale Dividende Mediennutzung tatsächlich ändert. Wir verlieren diensegmenten orientieren: Die Verkäufe von nicht abzuholen, weil sie eben keine E-Books ja die digitale Generation teilweise an Spiele oder CDs sind dramatisch eingebrochen, Filme für herausgab, das alles behagte ihr keineswegs. Fotokameras bloß noch eine Randerscheinung, Apps. Darüber hat man sich bloß bisher kaum „Ich habe schon die eine oder andere Diskussion DVDs werden von Online-Videotheken ersetzt Gedanken gemacht. Anzunehmen, dass die Menschen, die früher ein gedrucktes Buch gelesen ausgelassen“, erinnert sich Schmidt-Friderichs. und die gedruckte Tageszeitung gilt – allerhaben, jetzt eben digital lesen, ist ja Unsinn“, sagt Bei der letzten Frankfurter Buchmesse im Okto- dings nicht immer zurecht – ohnehin als Klicken Sie, um diese Story online bei 4c beim PLUS zu lesen. Oliver Pux. ber hatte sich das alles aber plötzlich „kolossal medialer Ablösekandidat. Ausgerechnet Auf den Festplatten des Print-on-Demandgeändert“. Buch dagegen scheinen die Dämme gegen die Dienstleisters Book on Demand in Norderstedt Die Wahrnehmungsverschiebung, die digitale Überspülung vorerst zu halten. bei Hamburg liegen insgesamt zwei Millionen Schmidt-Friderichs bei der Frankfurter In einem Hotelzimmer in Las Vegas sitzt Buchtitel. Ganz überwiegend sind es Titel von Buchmesse bemerkt hat, wird auch mit in den ersten Tagen dieses Jahres Duncan Verlagen, deren Backlists BoD im Bestellfall unerwarteten Nachrichten aus den USA zu tun Stewart. Der Kanadier besucht alljährlich die druckt, aber auch die Konvertierung in E-Bookgehabt haben. Wenige Wochen vor der Messe größte Elektronikmesse der Welt, die CES. Formate anbietet. Yogesh Torani, Geschäftsführer hatte der US-amerikanische BuchverlegerEr tut das im Auftrag seines Arbeitgebers von BoD, vermutet, dass der Bequemlichkeitsverband AAP schlicht den Kollaps des dortigen Deloitte in Toronto, denn Stewarts Job ist, die schub durch die elektronische Variante des LeE-Book-Marktes vermelden müssen. In den Durchsetzungsfähigkeit neuer Technologien sens einfach zu gering ist für die Konsumenten: ersten fünf Monaten des Jahres 2015 war der zu analysieren. Der Abwehr und Ablehnung „Man kann die Digitalisierung in der MusikE-Book-Absatz um zehn Prozent gefallen. Was technologischer Umbrüche also ist Duncan für eine Entwicklung: Zwischen 2008 und 2010 Stewart einigermaßen unverdächtig. Aber beim lag das Wachstum bei der digitalen Variante des E-Book und dessen Eroberungskraft ist sich Buches noch bei unglaublichen 1.260 Prozent. Duncan Stewart ziemlich sicher: Die totale Damals hatten Branchenexperten messerscharf Metamorphose vom Punkt zum Pixel, von der prognostiziert, dass der Verkauf von E-Books Druckfarbe zum Touchscreen wird es nicht im Jahr 2015 jenen mit physischen Büchern geben. Bei allen anderen Mediengattungen überholen würde. nämlich wurde die Digitalisierung von jungen Zielgruppen, von Millenials, getrieben und Nicht vorhersehbar erreichte dann erst andere Altersgruppen. Auch in Deutschland flacht die Wachstumskurve Dann lieber Apps deutlich ab. Zwischen 2012 und 2013 legten Erstaunlicherweise aber sind E-Books für E-Books einen Umsatzsprung von mehr als junge Menschen unattraktiver geworden. In 60 Prozent hin, zwischen 2013 und 2014 waren Deutschland fiel der Anteil der E-Books, die in es dann nur noch 7,6 Prozent. „Wir hatten der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren in den letzten Jahren diese enormen Steigeverkauft wurden, von 44 Prozent im Jahr 2010 rungsraten. Natürlich war immer klar, dass auf 32 Prozent im Jahr 2014. Dafür wurden 2014 ein Sättigungsgrad einsetzen würde, aber man neigt in der Euphorie eben auch dazu, Szenarien bereits 18 Prozent der E-Books an über 60-Jährige verkauft. 2010 waren es nur 13 Prozent gewesen. zu entwickeln, die nicht ganz realistisch sind“, Duncan Stewart erklärt das nicht zuletzt mit dem erzählt Oliver Pux, jetzt Digitalchef des Berliner Sehnen junger Menschen nach Selbstdarstellung: Aufbau-Verlags und bis vor wenigen Monaten bei Bastei Lübbe beschäftigt. Die Sättigung wäre „Gedruckte Bücher sagen etwas über uns aus, sie sind beinahe so etwas wie ein Mode-Accessoire bemerkenswert früh erreicht. Derzeit liegt der und manchmal sogar ein Hilfsmittel beim Umsatzanteil von E-Books am deutschen Markt Kennenlernen.“ In Nordamerika und Großbritandeutlich im einstelligen Prozentbereich. nien lesen 95 Prozent der Millennials gedruckte Schon 2014 waren erste Anzeichen für ein Yogesh Torani, Bücher, aber nur vier Prozent ausschließlich EErlahmen des digitalen Interesses wahrnehmBoD-Geschäftsführer Books. Verlagschefin Katrin Schmidt-Friderichs bar: „Bei Bastei Lübbe sind wir relativ forsch


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dagegen lesen Digitalbuchkäufer nur noch ein bis eineinhalb Stunden pro Woche. „Die technischen Möglichkeiten“, bedauert BoDChef Torani, „werden durch die E-Reader nicht ausgereizt. Die Software ist da eigentlich weiter als die Hardware.“ Die E-Reader gehören zum gut gehegten digitalen Ökosystem der Anbieter und daran wird sich, da ist Torani sicher, auch nichts ändern: „Amazon wird sein System nicht aufbrechen, ebenso wenig wie Apple.“ Aber immerhin: „Mit dem Tolino hat der deutsche Buchmarkt allerdings einen erfolgreichen E-Reader hervorgebracht und das Angebot für Leser erweitert.“ Deloitte-Analyst Duncan Stewart gesteht den singulär sinnvollen elektronischen Lesegeräten zu, „toll zu sein für Menschen, die auf Urlaub gehen und nicht zehn Kilogramm an Büchern mitnehmen wollen. Aber werden E-Reader so allgegenwärtig wie Smartphones, werden sie milliardenfach verkauft? Nein.“ Digitale Kannibalen

Den Lockungen des digitalen Buches kann auch Verlegerin Katrin Schmidt-Friderichs bisher ohne größere Anstrengung widerstehen. Sie hat Amazon-Reader Kindle: heftiger Verkaufsrückgang in den USA. gute Gründe, kein digitales Parallelangebot aufgebaut zu haben: „Wenn ich als zweiten Ausgabekanal ein E-Book wähle, nimmt mir ja jedes dieser E-Books ein gedrucktes weg“, rechnet sie. branche nicht vergleichen mit der Buchbranche. nen Wirkung zu zeigen. Konsumenten wenden „Ein E-Book ist ja kein Abfallprodukt, sondern Dort war es ein sehr heftiger Effekt, der unter sich ab. Im Jahr 2014 wurden in den USA zwölf ein Konkurrenzmedium“, das schließlich auch anderem daher kam, dass Musik-Downloads, Millionen E-Reader verkauft. 2011 waren es die Gesamtkalkulation einer Buchproduktion die man etwa auf einem Smartphone abspielen noch 20 Millionen. kippen lassen könnte. Wenn Schmidt-Fridekann, wesentlich komfortabler sind als CDs „Ich glaube nicht an die dezidierten Erichs signifikant weniger Exemplare drucken Klicken Sie, um diese Story online bei 4c PLUS zu lassen lesen. oder Schallplatten. So viel komfortabler für Reader“, sagt Volker Oppmann, der gerade den würde, steigen zumindest bei hoch den Leser ist der Wechsel vom gedruckten zum alternativen E-Book-Anbieter Log.os aufbaut komplexen Produktionen die Stückkosten pro E-Book nun nicht.“ und vor einigen Jahren wesentlich daran Buch „und wir fliegen aus dem Markt.“ beteiligt war, die Tolino-Allianz in DeutschDer gedankliche Kurzschluss, dass ja das Ein Grabenkampf land zu organisieren. „Am E-Book-Markt Wegbrechen von Logistik, Lager- und DruckKindle, Tolino und andere Lesegeräte sind tobt ein Grabenkampf“, sagt Oppmann. Und kosten ein E-Book zum Margenrekordhalter der einfach keine digitalen Traumfabriken für dieses Gegeneinander „verhindert das weitere Konsumgüter machen, ist fundamental falsch. junge Leser. Ihre Funktionen wurden seit Wachstum. Als Konsument muss ich mich für „Es ist nicht so, dass die Herstellung eines Jahren nicht sinnvoll erweitert, abgesehen von einen System-Silo entscheiden, aber da komme E-Books für einen Verlag nichts kostet. Es gibt ein paar Lämpchen zur Hintergrundbeleuchich nicht mehr raus.“ Insgesamt, so resümiert bloß eine andere Kostenstruktur. Die Autotung oder etwas besseren Displays. Ansonsten der Manager, würden diese elektronischen renvergütung ist eine andere, Dateien müssen aber ist die Kommunikationsfähigkeit eines EBücher eben noch kein „rundes Produkterlebformatiert und immer wieder überarbeitet werReaders seltsam limitiert. Er ist auf sein eigenes nis“ bieten. den, weil es ja auch immer wieder SystemänDateiformat beschränkt, er erlaubt nicht den Andererseits wieder spekulieren die großen derungen gibt“, sagt Oliver Pux. Höchstens 20 Transfer von Daten auf andere Geräte, er ist: Anbieter mit dem bescheidenen FunktionsumProzent der Kosten sind es, die ein Verlag, der ein Ding, das nur so tut, als sei es vernetzt. Wer fang ihrer E-Reader auf die Konzentrationsfäbei einem Projekt mal auf Physisches verzichtet, sich einmal für einen Kindle entschieden hat, higkeit des Publikums. Vier bis fünf Stunden einsparen kann. Aber die Infrastruktur eines wird seine Bücher später nicht auf einen Tolino immerhin lesen Nutzer eines E-Readers Verlagshauses, ausgelegt auf Druck, Vertrieb, übertragen können. Die virtuellen Sichtblendurchschnittlich wöchentlich auf Tablets. Marketing, Logistik und die Belieferung von den, die Anbieter hochgezogen haben, beginVollgeräumt mit kurzweiligen Alternativen Buchhandlungen, die muss trotzdem aufrecht-

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erhalten werden. Würde Amazon tatsächlich Verlagsstrukturen aufbauen müssen, würden sich die 70 Prozent Autorenvergütung für E-Books, die der Riese aus Seattle derzeit zahlt, wohl auch nicht mehr ausgehen.

Networking—Where manufacturers and end users come together. Knowledge transfer—Research that inspires product ideas. Industry orientation—State of the art technology that reveals market opportunities.

Billy

This is the place where printed electronics come to life.

Bnw: beigestellt

„Wenn sich das Geschäft in die digitale Richtung verschiebt“, muss E-Book-Manager Oppmann konzedieren, „laufen die Kosten für Verlage weiter, aber die um Einnahmen Klicken Sie, diesebrechen Story online bei 4c PLUS zu lesen. weg.“ Und aus Kundensicht sind im deutschsprachigen Markt die durchschnittlich rund 20 Prozent Preisunterschied zwischen E-Book und gedrucktem Exemplar einfach zu wenig, um sich für die virtuelle Variante zu entscheiden. Durch den Digitaldruck hat sich außerdem das Kostengerüst für gedruckte Bücher deutlich verändert, die Verlage können ihre Backlist-Lager leeren und die Lust auf das E-Book sinkt auch gleich. „Wir kommen bei den zweiten, dritten, vierten Auflagen ins Spiel. Verlage produzieren im Offset manchmal 2.000 Stück eines Buches, obwohl sie wissen, dass sie nicht mehr als 200 Stück verkaufen werden. Duncan Stewart, Technologie-Analyst Offset ist eben sehr günstig. Aber dann liegen 1.800 Stück des Buches im Lager rum. Wenn sie da den Vollkostenansatz sehen, hat Digitaldruck einen großen Effekt“, sagt Yogesh Torani. Was den E-Book-Markt derzeit vor einer noch rasanteren und unkontrollierten Talfahrt bewahrt, sind ausschließlich die Self-Publisher – immer mitteilungsbedürftig und zuweilen auch talentiert – die ohne Verlag ihre Literatur in die Kindles dieser Welt schießen: „Der Self-Publishing-Boom unterstützt das E-BookWachstum. Die Titel bieten durch ihre günstigeren Preise ein niederschwelliges Angebot für Leser“, sagt Yogesh Torani. Fraglich ist nur, ob dieses inhaltliche Angebot auch reicht, um E-Books zu einer gleichwertigen Alternative zu Wie wird sich das E-Book-Geschäft weiter entmachen. wickeln und wie jenes für gedruckte Bücher? Im vergangenen Herbst hat Duncan Stewart Welchen Effekt könnte der Digitaldruck auf eine Reise nach Schweden gemacht und dort die Buchproduktion haben und wie können bei IKEA recherchiert. Stewart wollte wissen, Druckereien auf die technologischen Umwälwelches Produkt aus dem IKEA-Sortiment zungen reagieren? von jungen Menschen wohl am häufigsten Darüber diskutieren wir in unserem nächsten gekauft würde. Es sind Bücherregale. Alle zehn #4ctalk am 25. Februar von 13 bis 14 Uhr auf Sekunden verkauft IKEA irgendwo auf der Welt Twitter. Bitte kennzeichnen Sie Ihre Beiträge ein Billy-Bücherbord. Kein anderes Produkt dann immer mit dem hashtag #4ctalk, damit des schwedischen Spanplattenproviders steht andere Teilnehmer Ihren Tweets folgen in mehr Haushalten. Womit auch immer die können. Wir freuen uns auf eine spannende Billys dieser Welt bestückt und befüllt werden: Diskussion mit Ihnen. E-Reader werden es wahrscheinlich nur in den www.twitter.com/4cmagazin wenigsten Fällen sein. ∑∑∑∑

„Werden E-Reader so allgegenwärtig wie Smartphones, werden sie milliardenfach verkauft? Nein.“

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π Der #4ctalk zum Thema

©: FlexEnable Ltd (top), Takao Someya Group, University of Tokyo (bottom left), Thinfilm, Norway (bottom right)

Exhibition: April 6–7, 2016 Conference: April 5–7, 2016 Messe München, Germany

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Tue viel und rede mehr! Von gedruckten Medien erwarten Werber regelmäßig eines: dass die Auflagen weiter sinken und irgendwelche Statistiken diese besondere Mediengattung wieder in die Irrelevanz rechnen. Printmacher müssten mit klugem Gattungsmarketing entgegen halten. Tun sie aber nicht. Von Thomas Koch*

konfrontieren und die Antworten gleich mitliefern: Warum es wichtig ist, die Konsumenten in dieser einzigartigen Situation des Lesens zu erreichen. Was da eigentlich mit uns allen passiert, wenn wir lesen und fühlen. Warum Papier nicht imitiert und dessen Wirkung nicht simuliert werden kann durch elektronische Medien. Bnw: Fotolia

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ei manchen kommt der Boden schneller näher, bei anderen langsamer. Auch im vierten Quartal des Jahres 2015 sanken die Auflagen deutscher Zeitungen um durchschnittlich vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Boulevardeure von „Bild“ und „Bild am Sonntag“ verloren gar neun Prozent ihrer Auflage gegenüber dem Vorjahr, auf der anderen Seite der Statistik steht das Handelsblatt mit einem Plus von 2,3 Prozent, was aber vor allem auf Zuwächse beim E-Paper zurückzuführen ist. Insgesamt jedenfalls gab es deutlich mehr Verlierer als Gewinner. Das gleiche Bild bei Zeitschriften, die durchschnittlich drei Prozent ihrer Auflage einbüßten, nur die Sturm-und-Drang-Postille „Bravo“ sticht da mit einer vergleichsweise guten Bilanz hervor.

Frech wie Online

Allerdings: Man müsste das alles in einer Deutlichkeit und Sprache kommunizieren, die auch Digital Natives verstehen. Ich rede mir ja den Mund fusselig, aber es passiert nichts. Ich dringe nicht zu den Verlegern durch. Würde es Print nicht geben, man müsste es auch heute noch glatt erfinden. Das ist Nur nicht untergehen: Papierne Medien müssen ihren Erneuerungswillen übrigens genau das, was Online tut: sich deutlicher zeigen und ihre Macher täglich neu erfinden. Jeder Newsfeed und jedes Auto geht immer offensiver darüber sprechen. Online-Gimmick wird ja gefeiert, als hätte man Auch die Reichweiten der Printtitel sinken das Internet – ach, was: die Nachrichten selbst weiter. Die jüngste Mediaanalyse bescheinigt mehr zu, wie viel Papier auch immer unters – neu erfunden. den meisten Publikumstiteln leicht rückVolk gebracht wird. Statt also den AuflagenVieles an Print ist wirklich so gut, dass man läufige Leserzahlen – mit Ausnahme einiger rückgang argumentativ auszusitzen und Zahlen es erhalten sollte. Aber gleichzeitig muss Print Reichweitengewinner: Auto-Titel zeigten sich gegen Zahlen zu setzen, wäre es vielleicht ange- sich ähnlich beweglich und veränderungswillig stabil. Offenbar läuft PS-Berichterstattung im bracht, mal wieder am Produkt zu arbeiten. So zeigen wie Online. Und vor allem: jemand Autoland Deutschland immer. macht man das, wenn einem eine steife Brise muss drüber sprechen. Möglichst laut. ∑∑∑∑ Nun werden Bewohner der Gutenbergentgegenweht. Der Bauer-Verlag tut es mit Galaxis einwenden, dass die absoluten Zahlen „Bravo“ oder Gruner+Jahr mit der Neugründung * Thomas Koch, Mediaplaner, noch immer ganz ordentlich aussehen: Täglich „Barbara“. Und siehe da, es geht. Agenturgründer, Exwerden in Deutschland immerhin 18 Millionen Die richtigen Fragen Starcom-CEO, Herausgeber Zeitungen verkauft, Zeitschriften bringen es von „Clap“ und Mediaauf eine Quartalsauflage von fast 100 Millionen Man könnte auch wieder mal auf die Idee komPersönlichkeit des Jahres, Stück. men, den Entscheidern in Werbewirtschaft und schreibt hier regelmäßig Agenturen zu erklären, wozu Print eigentlich Bravo, Barbara! über die Zukunft von Print. gut ist, sich also mit ganz fundamentalem GatFolgen Sie Thomas Koch auf Aber ehrlich: Das alles klingt viel zu defensiv. tungsmarketing zu beschäftigen. Man müsste Twitter: @ufomedia. Bei regelmäßig sinkenden Auflagen hört keiner die Werbe-Einkäufer mal mit einigen Fragen

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Nicht kleinzukriegen Die FESPA Digital, in diesem Jahr in Amsterdam, zieht auch im Drupa-Jahr hunderte Aussteller an.

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er Großformatdruck hat sich zum Wachstumstreiber in der grafischen Industrie entwickelt. Für die einschlägige Zulieferindustrie scheint dieses Wachstum tragfähig genug zu sein, um auch in einem Drupa-Jahr die notwendigen finanziellen Ressourcen und technologischen Impulse für eine internationale Messe bereitzuhalten. Während andere Messen in diesem Jahr wegen der Sogwirkung der Drupa entweder gar nicht stattfinden oder sich in nur eine Richtung redimensionieren, sind bei der Fespa solche Mangelerscheinungen nicht zu bemerken. Mit rund 450 Ausstellern ist die diesjährige Messe im März in Amsterdam ausgebucht. Es ist die mittlerweile zehnte und auch größte Fespa Digital. Begleitet wird die viertägige Messe durch einige große Konferenzen, etwa der Digital Textile Conference oder Printeriors, einem Workshop und Konferenzformat, das sich mit dem rasch relevanter werdenden Markt der Innendekoration durch Großformat-Technologie beschäftigt – auch unter Mitwirkung internationaler Designer. Fespa Digital, Amsterdam 8. bis 11. März 2016 digital.fespa.com

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Ausverkauft trotz Drupa: Die Fespa Digital in Amsterdam.

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ie Zeit, in der sich Menschen täglich mit gedruckten Medien beschäftigen, hat sich in einigen Ländern seit 2009 halbiert. Muss also Print in den nächsten Jahren mit einem weiteren Relevanzverlust als Medienkanal rechnen? Können Technologien wie der Digitaldruck zu neuen Medienangeboten führen? Und wie reagieren Kreative und Werber auf ein Kommunikationsverhalten, das sich stärker verändert als Industrie und Medien? Die Creative Printing 2016, die große Printmedienkonferenz von 4c, versucht am 12. April Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu finden. Unter den diesjährigen Keynote Speakern: Frank Bodin, Chef der Werbeagentur Havas Worldwide in Zürich, und Alon Bar-Shany, weltweit als General Manager für HP Indigo verantwortlich. Creative Printing, Wien 12. April 2016 www.creative-printing.info

PRIMA 2016 WHAT LURKS BEHIND THE TREES? A different decade ahead PRIMA Jahreskonferenz • 9 & 10 Mai 2016 Hotel Park Royal Palace Wien

Haben wir nach einem Jahrzehnt des Niedergangs den Wendepunkt erreicht? Der deutlich erkennbare Umschwung berechtigt zu Optimismus, mahnt aber auch zu Vorsicht, denn zwischen den ersten Silberstreifen ist der Horizont noch ziemlich bewölkt. Auf jeden Fall stehen wir am Beginn einer spannenden Dekade in der nichts mehr sein wird, wie es einmal war.

for paper, print and packaging

Wird Zellstoff zur Basis einer neuen Bioökonomie? Wie behaupten wir uns im Spannungsfeld zwischen Industry 4.0 und Kreislaufwirtschaft? Erfährt Druck eine Wiederbelebung und mit welchen Innovationen ist auf der DRUPA zu rechnen? Wie gestaltet sich das mediale Ökosystem der Zukunft und wie bereiten wir uns darauf vor, die Generation Z zu erreichen?

Diskutieren Sie mit Experten und Spitzenvertretern der Industrie, unter anderem Markku Hämäläinen, CEO, Kotkamills PRIMA 2016 analysiert Fakten und Hintergründe, warum in den Peter Brezinschek, Leiter Raiffeisen Research nächsten zehn Jahren alles anders wird und was diese Veränderungen Ketil Gjerstad, The Boston Consulting Group für Papier, Druck und Verpackung bedeuten. Mark Hanley, President, IT Strategies Prof. Richard Harper, Wissenschaftler Soziodigitale Systeme Was wird sich fundamental ändern? Wo liegen Chancen Annika Hedberg, European Policy Centre und Risiken bei welchen wirtschaftlichen Aussichten? Marco Lucisano, Innventia 1/2016 17 Ist die Industrie in der Lage mit frischen Impulsen Callum McGeoch, Creative Director, Livity eingefahrene Routinen aufzubrechen und nachhaltig Erfolg zu sichern? www.prima-beyond-information.org


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„Meine Arbeitsweise hat einen therapeutischen Effekt“ Mit einer einzigen Zeichnung hat der französische Illustrator Jean Jullien in der Nacht der Terroranschläge in Paris Ohnmacht und Hoffnung vieler in wenigen Pinselstrichen konserviert: Sein Eiffelturm-Logo, das wundersam simpel auch Peace-Zeichen ist, wurde hunderttausendfach in sozialen Medien geteilt. Im Exklusivinterview mit 4c spricht Jean Jullien über Social Media, seinen Nachrichtenkonsum und seine TV-Pläne.

4c: In den meisten Interviews, die seit den TerroranSie haben alleine auf Twitter mittlerweile rund 30.000 noch am Central St. Martins und habe meine schlägen von Paris mit Ihnen geführt wurden, geht es Follower und soweit wir es verfolgt haben, posten Sie Arbeiten aus der Kunsthochschule ins Netz beinahe ausschließlich um Ihr Paris-Peace-Logo, das täglich ein, zwei Illustrationen. Welche Rolle spielen hochgeladen. Ein Blog hat sie gesehen und sie Sie sehr rasch nach dieser Terrorwelle auf Instagram soziale Medien in Ihrer Arbeit, was erhoffen Sie sich geteilt. Dadurch habe ich auch meine ersten und Twitter veröffentlicht haben. Abgesehen vom von Twitter, Instagram und Facebook? Aufträge bekommen. Ich bin sehr dankbar emotionalen Aspekt: Warum hat diese Zeichnung so Heutzutage muss man als Künstler nur seine darüber, dass sich das so entwickelt hat. Klicken Sie, um diese Story online bei 4c PLUS zu lesen. eine virale Kraft gehabt? Arbeiten online stellen und es ist, als ob man Jean Jullien: Natürlich hat die Zeichnung dem eine eigene Galerie eröffnet. Im Internet erhält Sie zeichnen pro Tag bis zu 30 Illustrationen. Es Kontext entsprochen. Außerdem bestand sie jeder eine Chance und kann seine Werke zeigen scheint fast so, als würden Sie beinahe ausschließlich eben aus zwei bereits existierenden Zeichen: – das ist demokratisch und fair. Für Künstler ist durch Zeichnungen mit Ihrer Umwelt interagieren. Ist dem „Love and Peace“-Symbol und dem Icon das eine fantastische Sache. Natürlich hat diese Der französische Illustrator Jean Jullien des Pariser Eiffelturms. Das wären zumindest Online-Demokratie auch Nachteile, denn theohat ein bildstarkes Symbol für die einmal zwei rationale Begründungen dafür, retisch könnte jeder, der das wollte, die Werke Terroranschläge in Paris im vergangenen warum diese Zeichnung so viral war. Die nutzen, ohne mich als Urheber zu nennen. Ich November geschaffen. Jetzt arbeitet er an schnelle Verbreitung hat mich trotzdem überhabe aber sehr von diesen sozialen Medien einer Zeichentrickserie, die im kommenden rascht, weil ich ja gar nichts dafür unternomprofitiert. 2008 habe ich damit begonnen, Jahr in den USA produziert werden soll. men hatte. meine Werke online zu zeigen. Damals war ich

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C_Foto: Daniel Arnold, Alle Illustrationen: Jean Jullien

Von Ann Kimminich


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das so etwas wie eine Sprachform für Sie, die auch Dinge und Situationen für Sie klärt? Wenn ich beispielsweise in der Straße etwas sehe, das mich ärgert, dann probiere ich direkt, es visuell darzustellen, anstatt stundenlang darüber zu lamentieren. Während dieses gestalterischen Prozesses versuche ich dann, die Dinge mit Humor zu betrachten – das ist für mich eine gute Art, mit Ärger und Frus-

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diesem Wege auch politisch und sozial einbringen kann. Ich bin jedoch keineswegs ein politischer Aktivist oder politischer Illustrator, meine Arbeiten sind eher unbeschwert.

„Mir gefällt außerdem die Vorstellung, dass meine Arbeiten besser sind, als ich selbst – zum Beispiel nicht so stur und anklagend.“

Auch wenn Sie kein politischer Illustrator sind, so würde mich dennoch interessieren: Wie und welche Medien nutzen Sie? Wir haben zwar mehr Nachrichtenquellen zur Verfügung als früher, aber gleichzeitig ist es schwieriger geworden, zu erkennen, was wahr ist und was falsch. Ich versuche vorsichtig, durch dieses Meer an Hyperinformation zu navigieren. Wie viele Mitmenschen wache ich jeden Morgen mit einem Newsfeed aus dem Web auf und mir gefällt es, benachrichtigt zu werden, wenn irgendwo auf der Welt etwas Wichtiges passiert. lesediese natürlichStory auch gerne Zeitung, Klicken Sie,Ichum online bei aber das ist für mich ein ganz anderes Erlebnis. Man setzt sich hin, nimmt sich Zeit, fasst das Papier an, blättert durch die Seiten, das ist mit dem pragmatischen Konsum von elektronischen Medien gar nicht zu vergleichen. Ich bin mir auch sicher, dass Papier oder Printmedien weiter existieren werden, eine Koexistenz ist tration umzugehen. Mir gefällt außerdem die definitiv möglich. Vorstellung, dass meine Arbeiten besser sind, als ich selbst – zum Beispiel nicht so stur und anklagend. Meine Arbeitsweise hat sozusagen einen therapeutischen Effekt auf mich und hilft mir dabei, die Person zu sein, die ich gerne wäre. Meine Zeichnungen sind meine Katharsis.

Im Kino: Einer will mehr sehen.

werden können. Zeichnungen müssen 4c PLUS zu Meine lesen.

einfach sein, damit jeder sie verstehen kann. Je stilisierter ein Bild ist, desto mehr spielen auch individuelle Geschmäcker eine Rolle. Für mich stellt der Zeichenstil die oberflächlichste Ebene einer Zeichnung dar. Die Betrachter meiner Zeichnungen sollen diese Ebene schnell überwinden können, damit sie sich auf das konzentrieren können, was ich wirklich sagen möchte.

„Ich versuche, so unkompliziert wie möglich zu zeichnen.“

Ihre Arbeiten sind meist sehr humorvoll, fast leicht, auch wenn es sich um ein etwas komplexeres Thema handelt. Was hat Ihre visuellen Pointen geprägt? Amerikanische Stand-up-Comedy-Sendungen wie beispielsweise „Seinfeld” haben mich beeinflusst und die Verspieltheit der klassischen Poster aus den 1950er und 1960er Jahren, die zum Ziel hatten, etwas mit Humor zu verkaufen. Verführung statt Konfrontation – das ist auch die Richtung, in die meine Arbeiten gehen. Ich versuche, meine Ideen mit visueller Poesie und Verspieltheit zu kommunizieren. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich mich auf

Wenn man Ihre Zeichnungen betrachtet und Ihr Arbeitspensum, könnte man daraus schließen, dass Sie sich mit Zeichentechnik nicht lange aufhalten, sondern eher auf die Pointe, auf den Inhalt Wert legen. Ist das richtig? Ich versuche, so unkompliziert wie möglich zu zeichnen. Nicht, weil ich denke, dass mein Publikum nicht schlau genug wäre, sondern weil die einzelnen Betrachter aus unterschiedlichen Kulturen kommen, an unterschiedlichen Orten leben und individuelle Biographien haben und folglich nicht immer alle Referenzen gleichermaßen verstanden

Womit zeichnen Sie denn am liebsten? Ich verwende immer den gleichen Pinselstift mit schwarzer Tinte auf Recycling-Papier. Das ist kein Fetischismus, sondern eine Strategie. Ich habe recht früh in meiner künstlerischen Laufbahn festgestellt, dass meine zeichnerischen Fähigkeiten limitiert sind, dass ich also kein guter Illustrator in dem Sinne bin, ein schönes, sauberes oder realistisches Bild zeichnen zu können. Anstatt mich jahrelang damit abzumühen, ein besserer Zeichner zu werden, habe ich beschlossen, mich auf Ideen zu konzentrieren. Dadurch bin ich auch freier,

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Sie haben bisher gemeinsam mit Ihrem Bruder auch an Animationen gearbeitet. Werden Sie das wieder forcieren? Ja, das ist zumindest geplant. Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich eine Zeichentrickserie für das Fernsehen geschaffen. Wir haben zwar noch keinen Sender, aber wir werden Ende 2016 mit der Produktion beginnen. Für diese Arbeit werde ich dann auch nach Los Angeles umziehen. Was für eine TV-Serie wird es denn werden?

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„Ich verwende immer den gleichen Pinselstift mit schwarzer Tinte auf Recycling-Papier. Das ist kein Fetischismus, sondern eine Strategie.“

Millionenfach geteilt: Das Friedenssymbol, das Jean Jullien in der Nacht der Terroranschläge von Paris in sozialen Netzwerken postete.

weil ich mit meinen Arbeiten nicht an eine bestimmte Form gebunden bin. Ich mag die Kombination aus Werkzeug und Material, die ich nutze, obwohl sie nicht gerade zuverlässig ist. Der Pinselstift ist unsauber und ich habe keine Kontrolle darüber, wie sich die Tinte auf dem Recycling-Papier verteilt. Täglich passieren mir Klicken Sie, kleine Unfälle beim Zeichnen und dabei entdecke ich oft tolle neue Dinge. Sobald die Zeichnungen fertig sind, scanne ich sie ein und koloriere sie digital.

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Jean Jullien: Zusammen sein. Erklärt in wenigen Strichen.

Sie wird einen Cartoon-Look haben und Themen für Erwachsene behandeln, ohne übertrieben vulgär zu sein. Sie ist für ein breites Publikum gedacht und soll unterschiedliche Lesarten ermöglichen. Es ist eine lesen. Zeichentrickserie, die auf den ersten Blick nett und lustig ist und auf den zweiten Blick eine kritische Haltung zu gesellschaftlich relevanten Themen preisgibt. Die einzelnen Episoden behandeln zum Beispiel Themen wie Essgewohnheiten oder Religion. Und was wird dann aus Ihren täglichen Illustrationen? Die habe ich nun schon eine ganze Weile lang gemacht. Jetzt bin ich langsam bereit, etwas Neues auszuprobieren. Mal sehen, ob ich es schaffe, meine Ideen besser oder anders auszudrücken. Für die eigene Kreativität ist es sehr gefährlich, immer den gleichen Weg zu gehen. Vielen Dank für das Gespräch ∑∑∑∑

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Immer wieder heute Als bloßes Terminverzeichnis haben sie ja meist ausgedient. Gedruckte Kalender müssen sich mit Design und einer Fülle funktionaler Elemente der digitalen Konkurrenz erwehren. Fünf Jahresbegleiter, die das schaffen. Von Muhamed Beganovic

Gute Planer: Die beiden Berliner Entrepreneure Milena Glimbovski und Jan Lenarz haben den wohl überraschendsten Launch im Kalender-Genre geschafft. Über Crowdfunding haben sie über 190.000 Euro für ihr Kalenderprojekt gesammelt.

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agein, tagaus, Stunde für Stunde, das ist nicht mehr genug. Ein Kalender muss offenbar heute mehr zu versprechen in der Lage sein, als bloß von Seite zu Seite, von Spalte zu Spalte zuverlässig Datum und Wochentag anzuzeigen; ähnlich einer Uhr, dessen Zeiger stets vom Menschen vorangeschoben werden muss. Am besten verspricht so ein Kalender das hier: „Das Buch, das dein Leben verändert“ zu sein. Mit diesem magischen Versprechen für ihr Kalenderprojekt „Ein guter Plan“ haben die beiden

deutschen Entrepreneure Milena Glimbovski und Jan Lenarz auf der Crowdfunding-Plattform startnext.com binnen weniger Wochen 190.192 Euro gesammelt. Dabei hatten sie ursprünglich nur 15.000 Euro gebraucht, um den Kalender drucken lassen zu können. „Gerade bei Terminplanern haben die Menschen lieber Stift und Papier vor sich“, glaubt Lenarz. Stimmt es, was Lenarz sagt? Sein Projekt hat ja wenig mit jenen Kalendern zu tun, die zum Jahreswechsel tausendfach als Werbe-

geschenk auf Schreibtischen landen, aber auch tausendfach ignoriert werden und dann unbenutzt bleiben. Die Konkurrenz aus dem Reich des Digitalen ist real. „Generell spürt man die kostenfreien oder extrem günstigen Alternativen aus dem Netz. Das zwingt einen, nur ganz besondere Sachen zu machen“, sagt Karin Schmidt-Friederichs vom Mainzer Verlag Hermann Schmidt, der ebenfalls Kalender im Programm hat. Wir präsentieren: fünf gedruckte Jahresbegleiter, die auffallen.

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Fisch-Content Zwei Gründe haben die Grafikdesignerin Theresa Fischer dazu bewegt, einen Kalender zu kreieren. Einerseits konnte sie „nie einen Kalender finden, der eine simple Einteilung ohne zu viel Drumherum hatte“. Andererseits hatte sie einen Buchbinderkurs belegt und wollte die erlernten Fähigkeiten einsetzen. Also beschloss sie, einen Kalender zu basteln. Daraus wurde der minimalistisch angehauchte Zeitplaner

Fishy. Käufer schätzen die Handarbeit und ihre Fisch-Illustrationen, die immer am Anfang eines Monats eine Seite zieren. Jedes Jahr macht sie eine limitierte Ausgabe, die restlos ausverkauft wird. Theresa Fischer zeigt, dass ein Kalender mit einer soliden Verarbeitung und einer spleenigen Idee, den Fisch-Illus eben, auch angenommen wird.

Fishy: Minimalistisch, übersichtlich und auch ein wenig spleenig.

Falls es mehr zu tun gibt

Gut durchdacht: die Pazifico Agenda, die dem Nutzer ziemlich viele Freiheiten zur Erweiterung lässt.

„Authentizität“ nennt Etienne Girardet vom Berliner Designbüro Pacifico Grafik als wichtigstes Kriterium für einen guten und erfolgreichen Kalender. Seit 1992 erfindet und druckt Girardet Zeitplaner. In den vielen Jahren hat Girardet vor allem eines gelernt. „Eine Menge Menschen lieben es, Papier zu fühlen, Druckfarbe zu riechen. Die zunehmende Digitalisierung führt unserer Erfahrung nach eher zu einem verstärkten Wunsch nach dem

Analogen.“ Seine Pacifico Agenda sieht nicht wie ein gewöhnlicher Kalender aus. Die Hülle ist aus recyceltem Leder und fühlt sich sehr weich an. Die Agenda besteht aus Einzelheften, die mit Heftgummis in eine gemeinsame Hülle eingebunden werden. „So ist es möglich, eine eigene Zusammenstellung von Heften vorzunehmen, Schwerpunkte zu setzen – mehr Notizen zum Beispiel – und auch eigene Inhalte zuzufügen“, sagt Girardet.

Bleibt liegen Angst vor dem Digitalen hat Annkathrin C. Dahlhaus keine. Im Gegenteil. „Bisher erleben wir eine große Nachfrage nach unseren Kalendern und wollen das Angebot für 2017 noch erweitern“, sagt sie. Denn die Wochenkalender von Dahlhaus` Designbüro ACD sind jedes Jahr ausverkauft. Die Einfachheit, das Layout, die Farben, das Papier von Munken und die äußert

π Zwei für 4c-Leser Wir haben zwei der hier beschriebenen Kalender für Sie reserviert. Beantworten Sie die folgende Gewinnfrage und gewinnen Sie entweder ein Exemplar des CMYK-Kalenders aus dem Hermann Schmidt-Verlag oder ein Exemplar

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praktische, offene Fadenheftung, die dafür sorgt, dass der Kalender auf jeder Seite offen liegen bleibt, sind der Grund dafür. Als Alternative gibt es auch einen Tageskalender mit buntem Hardcover. Der Erfolg des Kalenders versteckt sich in der Kombination Design, Robustheit und Übersichtlichkeit.

der Pazifico Agenda von Etienne Girardet. Also: Nennen Sie uns mindestens einen der Speaker der Creative Printing 2016 am 12. April in Wien. Bitte senden Sie Ihre Antwort an martin.schwarz@4cmagazin.de Einsendeschluss ist der 1. März 2016.

ACD-Kalender von Annkathrin C. Dahlhaus: Jedes Jahr ausverkauft. Was vielleicht auch an der klug realisierten Fadenheftung liegt.

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Was für ein Glück

„Es ist ein Kalender, es ist ein Farbfächer, es ist ein Kunstwerk: der CMYK-Kalender des Mainzer Verlags Hermann Schmidt. Jeden Tag bringt er eine neue Farbmischung und die Tagesfarbstreifen werden zu Farbfächern. „Wir haben Hände und Fingerspitzen zum Fühlen. Je mehr Dinge im schicken Laptop verschwinden, desto eher ist Platz auf Schreibtischen für einen Kalender als Lebensbegleiter für den Alltag. Ich glaube auch, dass Abreißen etwas anderes ist als Klicken“, sagt Verlagschefin Karin Schmidt-Friderichs.

CMYK-Kalender aus dem Verlag Hermann Schmidt: Abreißen statt Klicken und täglich eine neue Farbmischung.

Hochwertiges Leinen, Goldprägung und Sonderfarben. „Ein guter Plan“ ist ein haptisches Erlebnis. Der Kalender ist eher ein Protokoll, er ermöglicht eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Lebenssituation. So kann man leicht ansehen, wie viele Überstunden man geleistet und wie sehr man sich selbst ausgebeutet hat. Manchmal ist der Kalender auch wie gedrucktes Yoga: Zwischen den vielen Seiten finden sich auch zahlreiche Übungen zur „Achtsamkeit“ und ein paar gefällige Essays zum Thema Glück. „Unser Kalender ist ein Werkzeug für ein radikal achtsames Leben. So rennt man nicht nur seinen täglichen To-Dos nach, sondern holt sich ein bisschen die Macht über den eigenen Alltag zurück“, sagt Lenarz. Das Greifbare wird so zum Erlebbaren. Die erste Auflage des Kalenders wurde schon an Crowd-Investoren verteilt. Die zweite befindet sich im Druck. Ein guter Plan: Kalender, Stresspegelsenker und Weisheitsspeicher.

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Und Action! Der US-amerikanische Regisseur J. J. Abrams hat mit „Das Schiff des Theseus“ ein Buch vorgelegt, das sich mit seinen gestalterischen Spezialeffekten den üblichen Kategorien des Buchdesigns entzieht. Vielleicht ist es tatsächlich das schönste Buch der Welt, wie amerikanische Medien schalmeien, vielleicht auch nur eine platte Materialschlacht. Die Wiener Buchdesignern Gabriele Lenz hat sich das Werk näher angesehen. Von Martin Schwarz

Gestalterin Gabriele Lenz: „Inhalt und Form sollten aufeinander Bezug nehmen. Aus welcher Richtung das passiert, ist unerheblich.“

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Alle Bilder: Thomas Topf

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ichts ist echt an diesem Buch. Der Autor V. M. Straka nicht. Der Übersetzer F. X. Caldeira nicht. Die kalligrafisch gestalteten Randbemerkungen zweier angeblicher Leser nicht. Die Zeitungsausschnitte und Notizzetteln nicht, die da so zufällig hineingeraten zu sein schienen und deren Platzierung zwischen den Seiten doch einer strengen Dramaturgie folgt. Natürlich ist das Buch auch kein, wie es dargestellt wird, wiederentdecktes Werk aus den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und das Bibliotheksetikett, das da auf den Buchrücken geklebt ist, auch eine Fälschung. Genau wie die vergilbten, fleckigen Seiten, die aussehen, als wäre dieses Werk bereits durch dutzende Hände gegangen oder sei erst kürzlich aus einem feuchten Keller geholt worden.

Das Schiff des Theseus: Zwei Dutzend Beilagen sind Teil des Plots. Gedruckt wurde das Buch bei CPI Moravia Books in Tschechien.

Verwirrspiel an dieser Dominanz des Gestalterischen, diesem Man muss sich diesem neuen Buch in einer Platz gemacht werden für die handschriftlichen Diktat des Designs. Der Berliner Drucker Martin langen Kaskade der Verneinungen nähern, zuerst Notizen. Z. Schröder, Inhaber der „Druckerey“ und ein erklären, was „Das Schiff des Theseus“ – nun im Ein Hochamt für das Buch Verlag Kiepenheuer & Witsch auf Deutsch erschie- Virtuose am Heidelberger Tiegel, bezeichnete nen – eben alles nicht ist. Denn darauf hat es der kürzlich die Machart von „Das Schiff des Theseus“ Möglicherweise werden sich viele Leser schwer echte Schöpfer, der amerikanische Regisseur J. J. als „technisches Brimborium“. Schrille Effekte, so tun mit der Gestaltung, dem dauernd notwendigen gedanklichen Sprung zwischen den Abrams, eben angelegt: eine papierne Wundertüte sein Argument, würden eben noch lange keine Klicken Sie, umBuchkunst diese Story online bei 4c PLUS zu lesen. zu schaffen, die inhaltlich und gestalterisch eine entstehen lassen. Dagegen fänden sich handschriftlichen Notizen, dem Haupttext und den Beilagen. Aber J. J. Abrams, der Regisseur fast perfekte Illusion aufblättert, aus der sich der in dem Buch typografische und gestalterische aus Hollywood, weit entfernt von den Zentren Leser erst einmal houdinigleich herausarbeiten Detailfehler. der Bibliophilie, hat vielleicht ein neues Genre muss. Design-Diktat geschaffen mit diesem aufwändigen Projekt. Die Idee zu dem Projekt kam Abrams, Regisseur von Fernsehserien wie „Lost“ oder auch der Gabriele Lenz kann dieser Kritik nur sehr bedingt Gabriele Lenz sagt: „Alles, was dieses Objekthafte bisher letzten Episode von „Star Wars“, als er am zustimmen. Dass in diesem Fall eindeutig das des Buches unterstützt, stärkt das Interesse Flughafen von Los Angeles ein Buch fand, in dem gestalterische Konzept den Inhalt formatiert und für analoge Bücher.“ Mutmaßlich ist damit die jemand handschriftlich vermerkt hatte, dieses nicht, wie sonst üblich umgekehrt, ist für sie kein Mission erfüllt, die digital abgestumpften Massen Buch doch bitte zu lesen und dann für jemand Problem: „Inhalt und Form sollten aufeinander in entzücktes Erstaunen ob der Erzählkraft von anderen irgendwo liegen zu lassen. Daraus entBezug nehmen. Aus welcher Richtung das passiert, Papier zu versetzen. Wobei: Die schon vor zwei wickelte der US-Amerikaner gemeinsam mit dem ist unerheblich. Es ist doch interessant, zuerst Jahren erschienene englische Originalausgabe gibt Schriftsteller Doug Dorst den vielschichtigen Plot, einmal ein Buch zu konzipieren und eine tragende es mittlerweile auch als E-Book. ∑∑∑∑ in dem sich eben zwei Studenten immer wieder Idee für die visuelle Umsetzung zu entwickeln.“ gegenseitig das Buch hinterlegen und mit immer Dass der Inhalt sich erst in diese gestalterische neuen handschriftlichen Notizen, Zeitungsschnip- Inszenierung einfügen muss, macht dann auch seln, einer Serviette und gar einer Chiffrierscheibe nichts. „Ein Buchgestalter“, sagt Lenz, „muss Sehen Sie in unserem Youtube-Channel den auffüllen, um so gemeinsam dem Geheimnis des offiziellen Trailer zum Buch sowie Interviews sich nicht zurückhalten.“ Möglicherweise ist Inhalts und des Autors auf die Spur zu kommen. mit J. J. Abrams und Doug Dorst. diese Unbefangenheit auch ein Phänomen des www.youtube.com/4cmagazin angelsächsischen Raumes. In London hat sich der Materialschlacht Verlag „Visual Editions“ auf Bücher spezialisiert, Der Plot mit diesen beiden imaginären Lesern bei denen Gestaltung und Inhalt durchaus auch und deren gegenseitigem Mitteilungsbedürfnis parallel entstehen und manchmal gar die Idee entfesselt eine wahre Materialschlacht und die zum Design zuerst da ist. ist wohl auch das gestalterische Gerüst dieses Natürlich findet auch Gabriele Lenz Fehler Buchprojekts: „Natürlich ist dieses Buch als Fake im Design. Den Blocksatz etwa, der schlecht konzipiert, aber warum denn auch nicht“, sagt gearbeitet ist. „Die Wortabstände sind zu groß, die Gabriele Lenz, preisgekrönte Wiener BuchdesiZeilen zu kurz.“ Letzteres ist der doppelbödigen gnerin, gegenüber 4c. Freilich gab es auch Kritik Erzählform geschuldet. Auf den Seiten musste

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Durchschnittlich 135 Mal schauen Jugendliche täglich auf ihr Smartphone. Die Zeit, in der sich Menschen in den USA täglich mit gedruckten Medien beschäftigen, hat sich seit 2009 halbiert. Muss Print in den nächsten Jahren mit einem weiteren Relevanzverlust als Medienkanal rechnen? Können Technologien wie der Digitaldruck zu neuen Medienangeboten führen? Und wie reagieren Kreative und Werber auf dieses neue Kommunikationsverhalten?

DIE CREATIVE PRINTING 2016 präsentiert die führenden Köpfe dieses Wandels.

12. APRIL 2016 ALBERT HALL, WIEN

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HIGHLIGHTS: „DISRUPTIVE PRINTING IN A DIGITAL WORLD“ Der studierte Historiker Alon Bar-Shany verantwortet seit 2004 weltweit die Indigo-Sparte von Hewlett Packard. Bei der Creative Printing 2016 wird der Manager über die Verwerfungen sprechen, denen das Print-Geschäft ausgesetzt ist und was der Digitaldruck damit zu tun hat. „PAPIER BLEIBT GEDULDIG“ Der studierte Musiker leitet mit Havas Worldwide eine der wichtigsten Werbeagenturen unserer Region. Bodin wird bei der Creative Printing 2016 sehr persönlich über seine Auswahl von Medientechnologien für seine Kampagnen sprechen. „KEINE PANIK! DER MENSCH BLEIBT ANALOG UND PRINT WIRKT!“ Die Zukunft, so scheint es, wird nur noch digital gedacht. Auch im Handel wird mit digitalen Medien experimentiert oder sie werden schon implementiert. Das wird das gedruckte Medium zwangsläufig in Zugzwang bringen. Und dennoch hat Print auch künftig seine Berechtigung, wenn die Vorteile des Mediums genutzt und die digitale Welt nicht als Gegner wahrgenommen wird. „<I>MORGEN MEHR</I>: EIN ROMAN IM ABO. NEUE WEGE ZUM LESER.“ Nina Reddemann ist Managerin für Audience Development beim Carl Hanser Verlag in München. Bei der Creative Printing 2016 wird sie einen Einblick in <i>Morgen mehr</i> geben, ein Projekt, bei dem die Leserinnen und Leser Tag für Tag bei der Entstehung eines Romans dabei sein konnten. Was Crowdfunding, Paid Content und WhatsApp damit zu tun haben, erfahren Sie bei der Creative Printing 2016.

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Alon Bar-Shany,

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Frank Bodin,

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Alexander Bohlender,

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Nina Reddemann,

General Manager, HP Indigo, Kiryat Gat, Israel

CEO, Havas Worldwide Zürich, Schweiz

Vorstand, Iffland AG Gelnhausen, Deutschland

Audience Development, Carl Hanser Verlag München, Deutschland

… und viele mehr

TeilUnter allen r nehmern de ng ti n Creative Pri verlosen wir Tickets für

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Informationen zu allen Speakern und Tickets unter

www.creative-printing.info

die Drupa

2016!


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Damit sich alle dran halten  Styleguides sind bei der Entwicklung und der Einhaltung eines Corporate Designs bedeutsam, sie selbst werden aber meist ziemlich uninspiriert erstellt: als Bildchensammlung in Powerpoint oder als Typo-Depot, grafisch vereist in einem PDF. Frontify hat einen Plan für die Style-Leitfäden. Und bietet den nun als Online-Tool an. Von Jason Harder

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elbstverständlich. Warum sind andere da nicht eher draufgekommen. Was ist denn naheliegender, als einen einfachen, grafisch ansprechenden Marken-Styleguide über eine webbasierte Lösung abzuwickeln und anzubieten? Nichts. Jedenfalls für Nutzer von Frontify. Mit dem Online-Tool können Anbieter und Anwender eines Styleguides schnell, einfach und effektiv Wissen austauschen, das wichtig für eine gesicherte Verwendung im produktiven Alltag ist. Aber zuerst einmal zur begrifflichen Erklärung: Unter einem Styleguide ist ein Extrakt eines Corporate-Design-Manuals zu verstehen. Diese Essenz wird üblicherweise im Umfang von vier bis 16 DIN-A4-Seiten auf totem Baum produziert und ist oft schon veraltet, wenn die Bögen rückendrahtgeheftet werden. Das geht offenkundig besser. Der Anbieter der Lösung, die Frontify AG, ist in St. Gallen in der Schweiz beheimatet und hat offenbar reichlich Erfahrung damit, die essentiellen Kernaufgaben eines Styleguides flink und fein über eine browserbasierte Lösung – auch für wenig geübte Anwender – bearbeitbar und für deren Kunden leicht verfügbar zu machen. Kostenlos im Privatmodus Über das Tool ist es möglich, innerhalb eines Tages zu einem ansehnlichen Styleguide zu kommen, dessen Zugriffslink man dann in der ganzen Welt verteilen kann – und das sogar kostenfrei. Erst, wenn man die Werbehinweise von Frontify unsichtbar machen oder mehrere Benutzer an den Inhalten des Styleguides arbeiten lassen möchte, werden Zahlungen fällig. So kann man

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in großer Tiefe die Lösung im „Privatmodus“ testen und anschließend, wenn die Übersicht fertig und bereit ist, den eigenen Styleguide in der Welt sichtbar machen. Dieser proaktive Ansatz im Umgang mit der eigenen Marke stellt sicher, dass BrandingInformationen nicht von irgendwelchen dubiosen Websites in veralteter Fassung bezogen werden. Wer schaut sich schon gerne diese Fünf-DPILogos in Powerpoint-Präsentationen an, die von irgendwelchen Websites gezogen und dann mit vier Metern Breite auf Wände gebeamt werden. Farbset-Generator Frontify kennt alle essentiellen Bestandteile eines Corporate Designs und kann unmittelbar von Gestaltern nutzbare Datenabzüge zum Download bereitstellen – inklusive Schriften und Farbeinstellungs-Sets. Dabei beschränken sich Doppeleingaben auf wenige Bereiche, die oft ohnehin unterschiedlich formuliert werden müssen. Aus den hinterlegten Farbangaben erzeugt das Tool selbstständig Farbsets, die heruntergeladen und in Anwendungen wie Illustrator direkt genutzt werden können. Die Grundhaltung von Frontify ist dabei stets: Online first. Die Informationen, die für das Print-Umfeld wichtig sind, können zwar hinterlegt werden – beim Download der dazugehörigen Dateien merkt man aber schnell, dass die RGB-Welt Priorität hat. Die Schere hilft Praktische Kleinigkeiten fallen oft erst bei etwas intensiver Beschäftigung mit Frontify auf: So

ist es über ein kleines Scheren-Icon möglich, bereits hinterlegte – aber falsch im Kontext plazierte – Inhalte an beliebige andere Stellen im Styleguide zu versetzen. Ein Blick in die recht umfangreiche Online-Unterstützung lohnt sich immer – wenngleich sie ausschließlich Englisch mit dem Benutzer spricht. Die reiche Bebilderung der Möglichkeiten hilft aber über eventuelle sprachliche Hürden hinweg. Die Lösung verkaufen die Schweizer in Paketen zu 19 bis 99 US-Dollar Nutzungsgebühr pro Monat, je nach Nutzeranzahl. Wer die Lösung nur mal testet und kein zahlender Kunde ist, muss etwas kreativ im Umgang mit den Möglichkeiten werden. Aber wirklich eklatante Lücken gibt es nicht. Und es kam im Verlauf des Tests nie zu Datenverlusten oder merkwürdigen Verhaltensweisen von Frontify. ∑∑∑∑

π Mehr im Web Der auf den Screenshots gezeigte Muster-Styleguide ist unter www.4-c.at/link/frontify abrufbar.

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Dem Enduser bietet sich ein aufgeräumtes, ruhiges Bild. Die Lösung ist gut nutzbar und stellt auch ungeübte Anwender nicht vor Rätsel. Das Erscheinungsbild der Lösung lässt sich in ausreichendem Maße den eigenen Vorstellungen anpassen.

Frontify kennt die wichtigsten Farbsysteme und bereitet die Darstellung für den Anwender ansprechend auf.

Alle wichtigen Elemente eines Styleguides lassen sich als vorbereitetes Modul einfach und schnell platzieren und inhaltlich anpassen.

Der Muster-Styleguide von Frontify gibt immer wieder Anregungen, wie Inhalte aufbereitet werden können – hier wird gezeigt, dass einem Text auch ein Download – hier ein Illustrator-File – angehängt werden kann.

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Vergleich macht sicher VisualDiffer erlaubt den präzisen Dateivergleich zweier Ordner

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nzwischen ist es eine unerlässliche Funktion im modernen MedienManagement: Mit der kleinen App „VisualDiffer“ können zwei Ordner verglichen und abgeglichen werden, egal ob HTML-, CSS- oder sonstige Daten verwaltet werden sollen. Dabei beschränkt sich die App nicht einfach auf das sture Kopieren von A nach B. Sie zeigt etwa mit Farbcodes an, wo sich die neuere Version befindet, und bietet den Abgleich in beide Richtungen an. Darüber hinaus erlaubt VisualDiffer sogar den zeilenweisen Abgleich zwischen zwei Dateien. So lassen sich etwa nur bestimmte Dateiänderungen übernehmen, fachsprachlich bekannt als „Cherrypicking“. Mit speziellen Filtern für Dateinamen,

πVisualDiffer 1.6.60 System: ab OS X 10.8 Preis: ca. 4 Euro im AppStore Web: visualdiffer.com

Größen, Erstellungs- und Änderungsdatum können bestimmte Dateien beim Abgleich ignoriert werden. Im Vergleichsfenster können auch Datei-Operationen durchgeführt werden. Dateien löschen, in einem anderen Programm öffnen, mit Apples Quicklook-Funktionen begutachten oder ihren Pfad in die Zwischenablage kopieren, das geht alles über einen Rechtsklick. Apropos: Der Hersteller bietet eine Erweiterung für das Kontextmenü im Finder an. Damit können mehrere Ordner – oder Dateien – direkt in VisualDiffer geöffnet werden. Für die Geeks bietet die App außerdem ein eigenes Kommando für die Befehlszeile, mit dem sich der Ordnerabgleich noch weiter automatisieren lässt. ∑∑∑∑

Ver-, an-, abgleichen: Im Fenster von VisualDiffer können zwei Ordner verwaltet und nach Bedarf aufeinander abgestimmt werden.

Tipps für Klicks Tipp 1: O penType-Alternativen in Adobe-Apps

Tipp 2: OpenType-Alternativen in Apple-Apps

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eit dem letzten Update der Adobe Creative Cloud kann man leichter auf OpenType-Alternativen einzelner Buchstaben zugreifen. Dazu braucht man bloß einen Buchstaben auswählen. Daraufhin wird darunter eine kleine graue Leiste mit Glyphenvarianten eingeblendet, inklusive Ornamente. Das Gute daran: In InDesign wird, falls es verfügbar ist, das jeweilige OpenType-Feature im Text aktiviert. Wählt man also ein Kapitälchen aus, kann man gleich in Kapitälchen weitertippen. ∑∑∑∑

Stil-Namen: Apples OpenType-Palette zeigt neuerdings die Namen von Formatsätzen an, sofern sie in der Schrift vorhanden sind.

S Ruck, zuck: Seit dem letzten CC-Update lassen sich alternative Glyphen mit einer einfachen Auswahl ansteuern.

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eit dem letzten Update von Mac OS X kann man OpenType-Varianten etwas leichter über das Schriftmenü (Befehl-T) ansteuern. Über den Eintrag „Typografie“ im Zahnradmenü gelangt man zu Apples OpenType-Palette. Eine der angenehmen Neuerungen: Stylistic Sets, auch bekannt als Format- oder Stilsätze, werden nun mit ihrem richtigen Namen angezeigt. ∑∑∑∑

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WAS ERWARTEN SIE VON DER DRUPA? Die Drupa-Trendumfrage 2016 Bei der Drupa 2016 sollen wieder die großen Linien der künftigen Branchenentwicklung gezeichnet werden. Aber: Was interessiert Sie eigentlich am meisten bei der Drupa 2016? Mit welchen Vorhaben besuchen Sie die Messe? Welche Aussteller möchten Sie unbedingt besuchen und bei welchen Technologien erwarten Sie die größten Innovationen? Sagen Sie uns Ihre Meinung und beantworten Sie jetzt unsere Online-Umfrage!

www.4cmagazin.de/link/yourdrupa2016 Ihre Daten werden keinesfalls an Dritte weitergegeben und die Umfrage-Ergebnisse nur anonymisiert veröffentlicht!

Exklusiv. Das Business Breakfast. Die Drupa-Trendumfrage. Die Ergebnisse. 21. April 2016, 10.00 Uhr Stadttor 1, 40219 Düsseldorf

Erfahren Sie alle Resultate unserer Online-Umfrage bei unserem Pre-Drupa Business Breakfast am 21. April in der Drupa-City Düsseldorf. Registrierung und nähere Informationen unter www.amiando.de/drupa2016faq

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Aus der Ferne

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s sind ungeheure Datenmengen, die da zusammenlaufen: 25 Millionen Datensätze pro Maschine und Monat sammelt alleine der Druckmaschinenhersteller Heidelberg mit seinen Ferndiagnose- und Fernwartungsservices. Rund 10.000 Heidelberg-Maschinen sind mittlerweile weltweit vernetzt und täglich liefern sie bis zu mehreren hundert Megabyte an Daten pro Tag. In den meisten Fällen ist das heute noch kein Geschäft für die Druckmaschinenhersteller, nichts, was sich so einfach einpreisen lässt wie Maschinen, Ersatzteile oder Verbrauchsmaterialien. „Kunden entscheiden nach Produkt und Preis und erzwingen Service gratis. Entsprechend ist natürlich für Heidelberg und andere Maschinenhersteller eine ziemlich interessante Frage, wie sie Service verkaufen“, sagt Walter Brenner, Leiter des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen.

Fernbleiben: 70 Prozent der elektronischen Probleme einer Druckmaschine können schon aus der Ferne gelöst werden.

Monitoring überprüfen wir kontinuierlich die Daten einer Maschine. So können wir Fehler vorhersehen, lange bevor es zum Maschinenstillstand kommt“, sagt Kerstin Rabbel, Produktmanagerin für die Remote-Services bei Heidelberg. Auch dieStory Konkurrenz aus dem Klicken Sie, um diese online beiDigitaldruck 4c PLUS Vorhersehbar baut ihr Distanzgeschäft aus. „Wir entwickeln 70 Prozent der elektronischen Probleme einer laufend neue Tools und Möglichkeiten, um noch Maschine können derzeit bei Heidelberg schon mehr Informationen aus den Geräten herauszuaus der Ferne gelöst werden. „Eindrucksvoll“, sagt holen. Wenn wir die Störung nun nicht sofort lösen können, ergibt sich durch den Abruf der Walter Brenner, sei diese Quote. Für Heidelberg Maschinendaten ein deutlich klareres Bild. Wir geht es jetzt um einen anderen Aspekt. „Wir arbeiten darauf hin, dass Fehler gar nicht erst ent- können das Problem genau identifizieren und der stehen. Mit der optionalen Funktion des RemoteTechniker hat alle relevanten Informationen. Er

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weiß, um welche Störung es sich handelt, welches Ersatzteil benötigt wird und kann dadurch wesentlich effizienter und schneller die Störung vor Ort beheben. So sprechen wir von „First Time Fixed“, erklärt Thomas Hafner, für das Kundenservicelesen. bei Xerox Österreich zuständig. zu Amazon macht es vor Gleichzeitig baut Xerox derzeit die eigene Datenbank aus, gespeist auch aus den Erfahrungen bei Office-Druckern, Multifunktionsgeräten oder Scannern. „Diese Datenbank liefert Lösungsvorschläge für unsere Kunden. Im Office-Bereich ist das bereits etabliert. Hier senden die neuesten

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Druckmaschinenhersteller entdecken Remote-Monitoring und das Service rundherum als neues Geschäftsfeld. Noch ist allerdings nicht völlig klar, wie Fernservice und Fernwartung in verkaufbare Pakete gepackt werden können.

Remote-Services nicht bestehen können. „Bei Generationen der Geräte Fehlercodes an die unseren Kunden geht es hauptsächlich um Datenbank und bekommen konkrete Lösungsvorschläge ins Display zurückgesendet, die auf Uptime. Die Verfügbarkeit der Drucksysteme hat den jeweiligen Fehlercode abgestimmt sind“, so absolute Priorität. Dem begegnen wir natürlich Thomas Hafner. durch den Remote-Support, indem wir die Auch Amazon hat daraus bereits ein ziemlich Maschine direkt vernetzen, aber auch durch die komfortables Geschäft konstruiert: Mit „Dash“ hat Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Operator“, der Onlinehändler erst vor wenigen Wochen ein so Thomas Hafner. Service gestartet, mit dem Geräte wie etwa OfficeVor allem in den USA ist die Durchdringung Drucker von Brother Tinte oder Toner selbst bei mit Remote-Services sehr hoch. „Das kann ein Amazon bestellen, wenn die Füllstände unter rein operatives Thema sein, dass der Kunde einen bestimmten Pegel fallen. beispielsweise Hilfe bei bestimmten Einstellungen braucht. Aber wir bieten in den USA und Mittelständler, wie sie für die Druckbranche Klicken Sie, um diese Story online bei 4c PLUS zu lesen. in Deutschland auf Wunsch auch an, dass Connun einmal typisch sind, schrecken eigentlich sultants die Daten zur Maschinenperformance vor dem Zugriff auf eigene Daten tendenziell regelmäßig bewerten und daraus individuelle zurück. Andererseits: „Letztendlich sind viele Angebote zur Beratung entwickeln. Wenn diese Druckbetriebe mehr wie in anderen Branchen an Consultants beispielsweise sehen, dass im technologische Umstrukturierungen gewohnt. Vergleich zu anderen Druckereien mit ähnliIch habe deshalb relativ viel Vertrauen in die Entscheidungskraft der Druckbetriebe. Wenn es den chen Strukturen die Rüstzeiten deutlich höher Herstellern gelingt, den Nutzen nachvollziehbar sind, wird als Lösung etwa ein Rüstworkshop darzustellen, dann setzt sich das bald schon von angeboten“, erläutert Kerstin Rabbel. Der Kunde selbst durch“, so Walter Brenner. kann solche datenbasierten Beratungsangebote als Pakete für bestimmte Themen erhalten oder Service-Katalog als komplette Consulting-Lösung, bei der die Die Branche hat ohnehin keine Wahl. Druckereien gesamte Druckerei mit allen Prozessen detailliert befinden sich in einem solch harten Konkurrenzauf Verbesserungspotenziale untersucht wird: kampf, dass sie auf Dauer ohne die Nutzung von Diese sogenannten „Performance Plus“-

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Von Anja Schlimbach

„Wir bieten in den USA und in Deutschland auf Wunsch auch an, dass Consultants die Daten zur Maschinenperformance regelmäßig bewerten und daraus individuelle Angebote zur Beratung entwickeln.“ Kerstin Rabbel, Produktmanagerin Heidelberg

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Pakete werden in der Regel zu einem Basispreis angeboten. Erst wenn sich die wirklichen Erfolge einstellen, wird ein Profit-Sharing daraus.

Amazon Dash: Der OfficeDrucker bestellt Toner und Tinte selbst.

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Wenn Hersteller vom Kunden für die Nutzung der Geräte und nicht für das Gerät selbst bezahlt werden, liegt es im Interesse des Herstellers, dass diese Geräte laufen. Im Interesse des Kunden liegt es ohnehin und so wird die Entwicklung der Remote-Services weiter voranschreiten. „Remote-Support ist lesen. für Xerox eine Kernstrategie. Wir werden mit Sicherheit diesen Bereich weiter auszubauen. Das spiegelt sich einerseits in den Produktentwicklungen wider. Die Produkte, die auf den Markt kommen, werden immer besser für den Remote-Service ausgelegt sein. Andererseits wird es neue Tools geben, neue Software, die uns dabei unterstützt. Wir haben schon einiges erreicht, aber stehen trotzdem noch am Anfang“, meint Thomas Hafner. ∑∑∑∑

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Eines dieser amerikanischen Vorzeige-Unternehmen ist die Druckerei Contemporary Graphic Solutions in der Nähe von New York. Druckereichef Tim Moreton hat vor mehr als zwei Jahren mit Performance Plus begonnen. Innerhalb eines Jahres hat er mit dem Service rund 280.000 US-Dollar gespart, etwa die Hälfte der Ersparnis verdient der Druckmaschinenhersteller. „Wenn der Kunde mit einer bestimmten Erwartungshaltung Equipment Meist bedeuten die Basis-Services bei Fernkauft, das Produktivitätspotenzial der Maschinen analyse und Wartung keine Zusatzkosten. aber nicht abrufen kann, dann ist das natürlich „Während der Gewährleistungszeit und bei nicht optimal. Genau dann kann ein Programm allen Serviceverträgen sind Remote-Services wie Performance Plus für ihn eine Lösung sein", inkludiert. In Deutschland haben wir eine sehr sagt Harald Weimer, Vorstand für Services bei hohe Abdeckung an Serviceverträgen. Deswegen Heidelberg, gegenüber 4c. haben hier eigentlich alle unsere Kunden eine Kontrolliert Klicken Sie, um diese Story online bei PLUS zu Remote-Service-Anbindung und4c kostenlose Wie so ein Lernprozess für eine Druckerei Unterstützung im Fehlerfall. Und selbst wenn aussieht, erklärt Michael Stiegemeyer, Leiter kein Servicevertrag geschlossen worden wäre, Druckvorstufe und Druck bei der Druckerei Karl ist ein Remote-Service-Einsatz für den Kunden Knauer in Biberach, so: „Wenn wir merken, dass in jedem Fall wesentlich kostengünstiger als ein wir beispielsweise zu lange zum Rüsten brauchen, Technikerbesuch vor Ort, vor allem, wenn man können wir auswerten, wie schnell wir an der die Kosten für die Zeit eines MaschinenstillstanMaschine sind und in welchen Zeiten gerüstet des mitbetrachtet“, erklärt Kerstin Rabbel. Die wird. So sehen wir, wann und was wir tun müssen, Premium-Services Remote-Monitoring oder um die Produktivität zu steigern. Zurzeit arbeiten Performance Plus sind hingegen kostenpflichtig. wir die Kennzahlen, die wir von der Maschine Konkurrenz von Start-ups geliefert bekommen, weiter aus, damit wir noch Aber die Druckmaschinenhersteller könnten auch mehr Analysen vornehmen und die Maschine Konkurrenz erhalten bei der Monetarisierung ihrer noch effektiver nutzen können.“ Analysefähigkeiten. In anderen Industrien gibt Die betriebswirtschaftlichen Effekte von es schon Unternehmen, die auf bestehende MaRemote-Services können sich auch – ein wenig schinen eine eigene Sensorik aufsetzen und diese jedenfalls – bei den Consumables zeigen: „Die über ein GSM-Modul fest in ihre Datenbanken Maschinen können selbstständig Verbrauchsmaterialien nachbestellen. Das funktioniert über einbinden. „Solche Unternehmen spezialisieren einen entsprechenden Trigger in der Maschine“, sich darauf, Parameter über bestimmte Betriebszustände und potenzielle Fehler abzugreifen. So gibt so Thomas Hafner. es beispielsweise bei Rolltreppen oder Aufzügen Auf der technischen Seite stellt das weder durchaus schon Modelle, bei denen Firmen durch beim Digitaldruck noch beim Offsetdruck ein die Analyse von Sensordaten bestimmte ErscheiProblem dar. „Die Technik ist nicht der limitierende Faktor, sondern die Frage, wie viel Kontrolle nungen vorhersagen. Da in einer Druckmaschine Druckereien bereit sind, aus der Hand zu geben. ausgesprochen viele Motoren verbaut sind, erwarte Viele Mittelständler haben eine gewisse Skepsis, ich, dass Start-ups oder auch Insider irgendwann Bestellprozesse zu automatisieren. Ich habe vor einmal entsprechende Unternehmen gründen und vielen Jahren in der Einkaufsforschung einen diese Dienstleistung anbieten“, erläutert Walter Prototypen mitentwickelt, bei dem Druckmaschi- Brenner. nen ihre Consumables selbst bestellen. Die Tests Ausbaufähig haben ergeben, dass die damals noch deutlich kleineren Druckbetriebe dazu nicht bereit waren“, Mit der Verfügbarkeit gekoppelter Geschäftsmodelle erzwingen einen anderen Blickwinkel. erzählt Walter Brenner.

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Profit-Sharing

„Bei unseren Kunden geht es hauptsächlich um Uptime.“ Thomas Hafner, Xerox-Manager

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Das ist noch nicht alles  Sie dominieren schon den Großformat-Markt. Einige Anwendungen sind ihnen aber verschlossen. Noch. Jetzt arbeiten die Hersteller von UV-Drucksystemen daran, die Technologie für noch mehr Märkte weiterzuentwickeln. Von Anja Schlimbach

EFI Matan Quantum Flex: Schutzschicht für Außenanwendungen.

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V-Tinten gibt es ja nun schon eine ganze Weile auf dem Markt. Sie sind gut, wenn es um Substratvielfalt und starre Medien geht. ABS oder ein vergleichbares Material lässt sich problemlos und ohne Vorbehandlung bedrucken. Aber es eröffnen sich noch immer Entwicklungsperspektiven für den UV-Druck.

Es gibt immer wieder neue Produkte, um bestehende Nachteile zu minimieren. „Wir bringen fast jedes Jahr ein neues UVSystem auf den Markt und verbessern permanent unsere Tinten, gerade was Außenbeständigkeit und Flexibilität angeht“, so Andreas Lettner, Marketing Manager bei Mimaki Deutschland. „Nach allen Richtungen bestehen also noch Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Wir haben neben den klassischen

Flachbett-Systemen beispielsweise auch ein Rollendruck-System mit UV-Tinte im Einsatz.“ Größerer Farbraum Auch EFI investiert signifikant in die Entwicklung von Drucksystemen und -tinten. „Wir stellen sicher, dass das gesamte System produktiv ist und unseren Kunden die beste Rendite bringt. Die EFI-Forscher haben beispielsweise neue Töne von Cyan, Magenta und Gelb entwickelt, die zusammen mit den Fiery-XF-Colormanagement-Tools den Far-

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braum der originalen EFI-Tinten erweitern“, erklärt Ken Hanulec, Marketingchef von EFI Inkjet Solutions. „Sie haben das Ziel einer besseren Wiedergabe der Pantone-Farben mit zehn bis 15 Prozent mehr Farbraum erreicht, ohne andere Farbkanäle für alternative Farben aufzugeben.“ Die Außenbeständigkeit wurde durch die Entwicklung von flexiblen Tinten und einer tintenstrahlfähigen UV-härtenden Beschichtung verbessert. Die Akquisition von Matan in Israel im vergangenen Jahr soll da einen Entwicklungsschub bringen. „Die schützende Beschichtung verlängert die Außenbeständigkeit um mehr als zwei Jahre. Der EFI Matan Quantum-Flex-Drucker kann vier oder acht Farben drucken und im gleichen Druckdurchgang das Bild mit der Schutzschicht beziehen. Die mechanischen und optischen Charakteristika der Kombination aus Farbe und Schutzschicht liefern eine gute Lösung für die Bedruckung der Seitenplanen eines Lkw oder die Fahrzeugverklebung“, fügt Ken Hanulec hinzu. Kratzfest und auf vielen Materialien

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Eine Baustelle von Solvent-UV ist die Flexibilität. Immerhin ist und bleibt die Basis eine UV-Tinte. „Dass UV-Tinte vollständig aushärtet, ergibt als negative Konsequenz, dass sie nicht mehr ganz so flexibel ist. Wenn man beispielsweise in die Fahrzeugverklebung gehen wolle, muss man ein Zeitfenster von etwa 48 Stunden einhalten, ansonsten kann man in sehr tiefen Sicken von fünf Zentimetern oder mehr einen leichten Weißbruch bekommen“, so Spiegl. Trotz aller Vorteile wird diese Entwicklung zukünftig eher ein Nischenprodukt bleiben. Solvent wird zumindest die nächsten fünf Jahre definitiv noch Standard bleiben. „Viele unserer Kunden vertrauen lieber auf die Solvent-Technologie, die sich schließlich auch bewährt hat. Die JV33 ist allein in Deutschland tausendfach verkauft worden“, beschreibt Andreas Lettner das Grundvertrauen in die Solvent-Technologie. Auch ist mitunter eines der wichtigsten Kaufkriterien der Gerätepreis. „Trotz permanenter Weiterentwicklung der UV-Technologie sind die UV-LED-Lampen zwar in der Leistung deutlich verbessert worden, aber im Preis nicht deutlich gesunken“, sagt Lettner. Sollte zukünftig, bedingt durch steigende Stückzahlen, der UV-LED-Lampenpreis sinken, könnten auch kostengünstige Rollendrucksysteme produziert werden.

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„Die schützende Beschichtung verlängert die Außenbeständigkeit um mehr als zwei Jahre.“ Ken Hanulec, Marketingmanager von EFI, über die Quantum-Flex-Systeme

Wachstum wird es aber vor allem in neuen Produkten, die bislang in kosten- und arbeitsAnwendungen geben. Einige interessante intensiven Dekorationsverfahren gefertigt Nischen, in denen der UV-Druck seine Stärken werden mussten. weiter ausspielt, sind bereits erobert. Die Industrielle Intelligenz Solvent-UV-Technologie ist ein Beispiel. Der Druck auf Platten, Touch-Displays oder Neben Mimaki bietet auch Fujifilm eine Auch für Autos die Bedruckung von starren Komponenten entsprechende Lösung an. Letztere nutzt den Solvent-Carrier, damit der UV-Film, nachdem Interessant sind vor allem neue Anwendungen, wie Gehäusen oder Abdeckungen sind sehr attraktive Nischen. „Mit dem kleinerformader Solvent-Anteil verdunstet ist, vergleichsin denen der Anteil an UV-Technologie noch tigen UV-Druck adressieren wir auch Indusweise dünn bleibt. wachsen kann. So arbeitet EFI beispielsweise trieanwendungen“, erzählt Leonhard Spiegl. Für den Anwender sind Solvent und UV in- eng mit den Druckkopfherstellern zusammen, teressant, aber sie entwickeln sich natürlich in um geeignete Schwingungsverläufe und Span- „Mit UV-Tinten können Metall- oder Hartplexiglasplatten problemlos dekoriert werden. verschiedene Anwendungsfelder und verschie- nungsvarianten zu entwickeln. „Das verlangt Und mit dem Bedrucken von Komponenten dene Märkte. „Ich sehe nur wenige Schnittstel- eine enge Kooperation zwischen Chemikern oder Baustoffen innerhalb von industriellen len“, erklärt Mimaki-Experte Leonhard Spiegl. und Software- sowie Druckkopfingenieuren Fertigungsprozessen erschließen wir bereits Im Sign&Graphic-Markt vereint der Solventund ein signifikantes Investment in Hardware komplett neue Anwendungsgebiete“, so Spiegl. UV deshalb die Vorteile beider Technologien. und Tintenzuführsysteme“, so Ken Hanulec. Tampondruck ist in der Formherstellung UV-Tinte härtet kurzfristig komplett aus. So Eines der Ergebnisse der Arbeit von EFI ist für solche Anwendungsszenarien schon zu entsteht die extrem hohe Kratzbeständigkeit. beispielsweise eine hochflexible Tinte für das teuer. Und wenn man beispielsweise TypenIm Solvent-Bereich wiederum hat sich in Carwrapping und Tiefziehanwendungen, die schilder oder Seriennummern mit aufbringen den letzten zwölf Jahren die Materialvielfalt EFI 3M SuperFlex. Für solche Anwendungen möchte, kommt man mit dem Siebdruck nicht extrem weiterentwickelt. „Solvent-UV deckt war UV bis dato nicht geeignet, da die Oberweit. „Es wird bedarfsgerechter produziert. In den gesamten Solvent-Bereich an flexiblen fläche fester aushärtet und dazu tendiert, zu Materialien ab, und ermöglicht darüber hinaus brechen, wenn sie gedehnt oder durch Erhitzen einer intelligenten Fertigungslinie weiß man, welche Variante in welcher Farbe und mit die Verwendung weiterer Substrate, die bisher verformt wird. welcher Seriennummer ein Produkt, das geim Solvent-Druck nur schwer zu verarbeiten Solche Entwicklungen öffnen die Türen waren“, beschreibt Spiegl den Nutzen. „Nadann schließlich auch zu neuen Märkten außer- rade gefertigt wird, später das Werk verlassen wird. Das kommt dem Digitaldruck entgegen“, türlich soll irgendwann sogar die Möglichkeit halb des traditionellen Sign&Graphic-Marktes glaubt Andreas Lettner. ∑∑∑∑ bestehen, starre Materialien zu bedrucken.“ in etliche Anwendungen von geformten

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Papierne Weisheiten Ein Auftrag. Ein störrischer Niederländer. Eine Papierfabrik in Indien. Eine Idee. Aus all dem entstand Paper Wise, ein Papier, das aus Agrarabfällen gewonnen wird.

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ündig wurde er, gewonnen hatte er vorerst trotzdem nichts. Als Peter Van Rosmalen, Manager beim niederländischen Verpackungsgroßhändler Moonen Packaging, vor mittlerweile neun Jahren im Auftrag des Unternehmens nach nachhaltigen Verpackungslösungen zur Erweiterung der Produktpalette suchte, entdeckte er eine für ihn faszinierende Lösung in der Schweiz. Pacovis, ein Schweizer Unternehmen, hatte ein Einweg-Geschirr auf den Markt gebracht, das anstelle von Kunststoff aus Zellstoff von Agrarabfällen bestand. Doch als sich Van Rosmalen danach erkundigte, ob dieser Zellstoff auch eingesetzt werden kann, um Papier und Karton zu produzieren, waren sich die Hersteller ziemlich sicher, dass dies wohl nicht möglich sein würde. Sein damaliger Arbeitgeber war an der Fragestellung, die Van Rosmalen bewegte, deutlich weniger interessiert: Moonen Packaging wollte Handel treiben und nicht Grundlagenforschung. Das hätte das Ende der Geschichte sein können. Aber Van Rosmalen gab nicht auf. Moonen Packaging einigte sich mit dem wissbegierigen Van Rosmalen: Wenn er es schaffen würde, aus dem Abfall-Zellstoff ein Produkt zu entwickeln, würde Moonen Packaging der erste Kunde sein.

Kagithapuram in der Provinz Tamil Nadu liegt, existiert seit 1984 und hat bereits 1993 einen eigenen Windmühlenpark angelegt, sodass es heute in der Lage ist, seine Produktion zu 100 Prozent mit Windenergie zu bestreiten. Außerdem wurde vor einigen Jahren eine Zementfabrik auf dem Firmengelände gebaut, um die Abfälle aus der Papierproduktion darin weiter verwerten zu können. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Papierfabrik entstehen zudem große Mengen an Agrarabfällen. Zu Van Rosmalens Glück war der Geschäftsführer

In Kagithapuram Doch der Weg von Abfall zu Papier war lang. Ohne spezielle Vorkenntnisse in der Papierproduktion, allein von der Idee beseelt, Papier und Karton aus Agrarabfällen herzustellen, begann er nach Unternehmen zu suchen, die dieses Vorhaben gemeinsam mit ihm umsetzen wollten. „Es hat mich überrascht, dass in Europa keiner daran interessiert war“, so Van Rosmalen, der schließlich in Indien fündig wurde. Das Werk, das im Süden Indiens im Ort

Kopierpapier von Paper Wise: Derzeit das am häufigsten nachgefragte Produkt.

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Von Ann Kimminich


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dieser gut ausgestatten Fabrik bereit, Testpapier und -karton aus Agrarabfällen zu produzieren sowie gemeinsam an der Entwicklung einer PaperWise-Fabrik zu arbeiten.

Um die für den europäischen Markt erforderliche Papierqualität gewährleisten zu können, wurden nicht nur die Werksmitarbeiter weitergebildet, sondern auch eine Lebenszyklusanalyse für das Produkt in Auftrag gegeben. Die mit der Studie beauftragte Universität Amsterdam fand dabei heraus, dass die Umweltbelastung über den gesamten Lebenszyklus betrachtet von PaperWise-Papier insgesamt um 47 Prozent niedriger ist als bei FSC-Papier von Holzfasern und um 29 Prozent niedriger als bei Recycling-Papier. „Der Unterschied zum FSC-Papier war größer, als wir erwartet hatten“, so Van Rosmalen, der zuvor in Brüssel dafür gekämpft hatte, ein EU-EcoZertifikat für sein Papier zu bekommen. Doch keine Chance: keine EU-Eco-Zertifizierung ohne FSC-Zertifizierung. Mittlerweile wurden für Paper Wise bereits zwei weitere Lebenszyklusanalysen erstellt, die zu ähnlich positiven Ergebnissen kamen. Diese wurden nicht etwa von Paper Wise selbst, sondern von zwei Kunden beauftragt.

Bnw: PaperWise/beigestellt

Brüssel

Paper-Wise-Karton: Noch ist die Verpackungsindustrie ein wenig zurückhaltend.

Genügend Abfall „Eigentlich ist es nichts Besonderes, mit Agrarabfällen zu arbeiten. Da ist genauso Zellstoff drin enthalten wie in Bäumen. Sobald man den Zellstoff gewonnen hat, ist der Prozess der Herstellung identisch wie bei herkömmlichen Papieren“, berichtet Van Rosmalen. Bei den Agrarabfällen handelt es sich meist um Stängel und Blätter von Nutzpflanzen wie Reis, Getreide oder Zuckerrohr, die nach der Ernte übrig bleiben. Erstaunlicherweise werden nur 20 Prozent der Nutzpflanzen, Peter Van Rosmalen in der Fabrik in Indien. die jährlich angebaut werden, zu Nahrung für Mensch und Tier verarbeitet – 80 Prozent frieden“, so Van Rosmalen. Während der langen werden zu Agrarabfällen, von denen wiederum und zum anderen sind die Transportkosten Entwicklungsphase von zwei Jahren hielt er seine nur ein kleiner Teil als alternative Energiequelle höher. „Natürlich wäre es besser, wenn wir potenziellen Kunden immer fleißig telefonisch oder Dünger verwendet wird. „1,8 Prozent des Paper Wise irgendwann in Europa produzieren auf dem Laufenden. Im April 2015 begann dann jährlich anfallenden Agrarabfalls weltweit würden könnten, andererseits muss man auch sagen, der offizielle Verkauf von Paper-Wise-Produkten ausreichen, um den gesamten Papier- und Kardass wir an unseren jetzigen Fabrik-Standorten tonverbrauch in Europa für ein Jahr abzudecken“, – von Kopierpapier über Etiketten bis hin zu Vermaßgeblich zu sozialen Entwicklungen für packungen. In Deutschland wird Paper Wise nun rechnet Van Rosmalen sich Mut an. die lokale Bevölkerung beitragen“, sagt Van von der IGEPA-Gruppe vertrieben, in Österreich Rosmalen. Die Fabrik hat zwei Schulen und Kopier-Erfolg und der Schweiz besorgt Pacovis den Vertrieb. ein kleines Krankenhaus errichtet, die von den Insbesondere bei kleineren Bestellmengen ist der Mitarbeitern, deren Kindern und den Bewohnern Kopierpapier ist bisher der größte Markterfolg von Paper Wise. Irgendwann, so hofft Preis allerdings um 20 bis 30 Prozent höher als der umliegenden Dörfer kostenlos genutzt werden können. „Solange ich mit Paper Wise eine Van Rosmalen, werden dann auch Druckereien bei Normalpapier. Zum einen wird derzeit noch Kombination aus Innovation, gutem Produkt und und die Verpackungsindustrie auf Paper Wise in geringeren Mengen und weniger effizient sozialer Verbesserung schaffen kann, bin ich zukommen. ∑∑∑∑ produziert als in europäischen Papierfabriken

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Monatelang entwickelt: die LayflatBindung der Hamburger Druckerei Langebartels & Jürgens.

Abgeflacht Eine Hamburger Druckerei hat die Klebebindung nicht unbedingt erfunden, aber sie doch erweitert: Nach monatelangem Experimentieren ist es den Hanseaten gelungen, eine Layflat-Bindung auch für dünne Papiere zu verwirklichen. Allerdings ist das so richtig teuer. Von Anja Schlimbach

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rst einmal musste Martin Lemcke hartnäckig bleiben. Monatelang suchte der Geschäftsführer der Hamburger Druckerei Langebartels & Jürgens unter regionalen Buchbindereien nach Unterstützung für ein ehrgeiziges Projekt. Lemcke wollte per Klebebindung auf dünnem Papier erreichen, was auf dickem Fotopapier schon lange möglich ist: Eine glatte Panoramabindung, bei der keine Wölbung des Papiers im Bereich des Bundes auftritt. Doch das Werben des Martin Lemcke ging gar nicht glatt. Viele Buchbinder wollten ihre Ressourcen aber für so eine Idee nicht binden, wogen wohl technologischen Anspruch und ökonomische Perspektive eher zuungunsten der Idee ab. Erst nach drei Monaten war schließlich ein Partner unter den Buchbindern gefunden, weitere drei Monate dauerte es, bis die Layflat-Bindung mit dünnem Papier erstmals umgesetzt wurde. „Je dünner das Material ist, desto mehr wirft es nach der Klebung Falten. Die Broschüren waren nicht glatt, sondern leicht gewellt und verspannt. Und das ist wirklich ein kniffliges Problem“, erzählt Martin Lemcke. „Eigentlich stehen wir nach diesem halben Jahr immer noch ganz am Anfang. Zurzeit hat unsere Imagebroschüre den Charakter eines Folders mit dicken Seiten. Aber es sind eben

keine Kinderbuch-Pappen mehr. Das dünnere Papier ergibt bei gleichem Seitenumfang deutlich handlichere und handhabbare Produkte.“ Nur mit ungestrichenen Papieren Damit man überhaupt mit dünnen Papieren arbeiten kann, müssen diese den Leim besonders gut aufnehmen können. Für Fotobücher werden deshalb Materialien verwendet, die auf der bedruckten Seite gestrichen und auf der verklebten Seite ungestrichen sind. „Bei den gestrichenen Papieren müssten wir in der Grammatur zu hoch gehen, deshalb verwenden wir nur ungestrichene, die dafür ganz besonders geeignet sind. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass diese auch sehr edel aussehen und eine wirklich tolle Haptik haben. Damit die Farbwiedergabe stimmt, verwenden wir hochpigmentierte Farben und haben unseren Workflow speziell auf ungestrichene Papiere umgestellt.“

gemacht, sie zu früh im Kalten auf die Reise zu schicken. Der Buchbinder muss sie verarbeiten und mindestens eine oder zwei Wochen liegenlassen. Dann erst liegen sie so schön plan, wie wir sie haben möchten.“ Das grenzt das Anwendungsspektrum natürlich stark ein. „Sehr viele Produkte müssen sehr schnell fertig sein. Das können unsere Kunden da natürlich vergessen. Auch große Auflagen passen nicht, weil die Verarbeitung mit den dünnen Seiten mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden ist. Dadurch wird es sehr teuer“, fügt Martin Lemcke an. „Es bleibt also eigentlich nur die Imagebroschüre über.“ Eine Broschüre, die mit dem LayFlat-Verfahren gebunden wurde, kostet wegen der doppelten Seiten und buchbinderischen Verarbeitung gut und gerne das Doppelte einer klebegebundenen Broschüre. Teuer und langsam

„Wir haben hier ein Produkt, das richtig schön teuer ist und ewig lange braucht, bis es versendet werden kann. Als wir dieses Produkt letztens bei Gerade wurde eine weitere Broschüre gedruckt einer Veranstaltung mit genau diesen Worten und gebunden, die allerdings noch nicht versendet wurde. „Je länger diese Broschüren liegenblei- unseren Kunden präsentiert haben, waren die ben, desto weniger Verspannungen weisen sie auf. natürlich völlig fassungslos. Das passt überhaupt Wir haben bei der ersten Broschüre den Fehler nicht zu unseren üblichen Produkten. Aber es ist Reifezeit

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Relativ hoher Preis, relativ lange Verarbeitungszeiten: die LayflatBroschüren werden wohl nicht zum Massenprodukt.

eben etwas ganz Besonderes. Alle Kunden, die eine Broschüre in der Hand hielten, waren begeistert. Schließlich liegt der Manufactum-Style im Trend und jeder möchte etwas richtig Schönes haben“, so Martin Lemcke. Dann eben nicht Illusionen macht sich Martin Lemcke keine. „Wir wissen jetzt schon, bevor es richtig

BuLu-Mitarbeiterin Christine Hämmerle hat am 19.1.2016 vom Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner die neuerliche Auszeichnung zum familienfreundlichen Betrieb entgegengenommen

losgeht, dass es trotzdem ganz oft an der zeitlichen und wirtschaftlichen Hürde scheitern wird.“ All das, der Preis, die nötige Reifezeit, die damit stark limitierte Anwendungsfächer wird das neue Produkt nicht unbedingt zur Massenware machen. „Ich würde mich freuen, wenn ich pro Jahr fünf oder zehn solcher Broschüren produzieren darf“, so Lemcke. Aber

vielleicht, so das Kalkül des Druckereichefs, ist das Bessere ja der Freund des Guten: „Wenn jemand in Hamburg ein besonderes Produkt haben will, spricht er uns an. Wenn er diese Zeit dann aber doch nicht hat und das Geld nicht ausgeben will, wird er eben eine normale Broschüre bestellen. So profitieren wir trotzdem von einem in der Branche einmaligen und ungewöhnlichen Produkt.“ ∑∑∑∑

Das moderne Betriebsgebäude wurde auf 430 Energiepfählen errichtet, entspricht damit höchsten Umweltstandards und bietet Platz für einen Maschinenpark der neuesten Generation sowie großzügige Lagerflächen

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Mitte Jänner wurde auch das Engagement der Buchdruckerei Lustenau in Bezug auf Familienfreundlichkeit neuerdings ausgezeichnet. Außerdem hat die Buchdruckerei Lustenau als erstes Unternehmen in Vorarlberg bzw. als zweites Unternehmen in Österreich das österreichische CSR-Gütesiegel für Druckereien erhalten.

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Drucken können viele, aber die Buchdruckerei Lustenau (BuLu) bietet ihren Kunden mehr: ein Mehr an Qualität, ein Mehr an Service, ein Mehr an Beratung. Damit gelingt es den Mitarbeitern der BuLu immer wieder aufs Neue, ihre Kunden positiv zu überraschen und ihnen den Glanz der Freude angesichts eines gelungenen Printproduktes ins Gesicht zu zaubern. Als Qualitätsgarant für Druckerzeugnisse aller Art – in Klein- und Großformaten sind die Hauptprodukte: Folder, Broschüren, Kataloge, Magazine, Prospekte, Verpackungen, Bücher und Plakate.

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„Ein wenig geschockt” Als erster Kunde in Europa hat der Druckveredler OFT in Neuss bei Düsseldorf ein Folienmodul von Scodix installiert. Geschäftsführer Thomas Glasder berichtet über schnelle Entscheidungen, viel Kundeninteresse und einen israelischen Hersteller, der derart rasch Support leistet, als wäre er direkt in der Nachbarschaft angesiedelt. Aufgezeichnet von Anja Schlimbach

„B

egonnen hat eigentlich alles mit einer Enttäuschung. Auf der IPEX 2014 in London war der einzige echte Magnet Scodix. Und so haben wir überlegt, ob das vielleicht auch für uns etwas sein könnte. Das Auftragen von Relieflack hatte ich so noch nie gesehen, aber passt das wirklich zu uns und unserer Kundschaft? Schnell haben wir festgestellt, dass unsere Klientel durchaus in dieser Richtung eine Lösung suchte. Also haben wir 2015 erstmals Kontakt zu Scodix aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir schon erfahren, dass gerade ein Folienmodul in Arbeit war. Ich sah sofort den Markt. Ein Folienmodul würde es ermöglichen, in kleinsten Auflagen Kunden zu gewinnen, die zuvor nicht bereit waren, die teuren Werkzeuge für Heißfolien zu bezahlen. Bei 500 A5-Bogen mit jeweils vier Visitenkarten liegen allein die Klischeekosten schon sehr hoch. Diese würden mit dem Folienmodul komplett wegfallen.

Die Folie hat also den Ausschlag gegeben, denn genau das ist unser Metier. Es passt alles. Als reiner Lohnveredler ist diese Maschine die perfekte Ergänzung zu unseren bisherigen Heißfolienprägungen. So wurde letztes Jahr im Juni die Scodix Ultra Pro installiert. Das Folienmodul kam auch recht zügig – der Foiler wurde schon im folgenden Herbst installiert. Eigentlich bin ich doch ein wenig verwundert, dass alles von Anfang an so reibungslos funktioniert hat. Aber gut, wir haben den Foiler in Israel schon ausgiebig testen können. Ich selbst war während der Entwicklung eine Woche dort, um vor Ort ein wenig zu unterstützen und zu schauen, was auf uns zukommen wird. Die Mitarbeiter bei Scodix sind zwar alle sehr engagiert, aber Folie war eben absolutes Neuland für sie, mit dem sie im Grunde nicht wirk-

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Es war die Folie

Scodix-Mitbegründer Eli Grinberg, OFT-Geschäftsführer Thomas Glasder: „Eigentlich bin ich doch ein wenig verwundert, dass alles von Anfang an so reibungslos funktioniert hat.“

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lich etwas anfangen konnten. Doch sind es sehr fachkompetente Leute und obwohl sie in Israel sitzen, blieben die Wege immer kurz. Sie waren und sind immer noch sehr schnell vor Ort, wenn es sein muss. Vieles lässt sich auch von Israel aus per Remote-Support an der Maschine steuern. Ich muss sagen, die Zusammenarbeit mit Scodix ist sehr angenehm. Es ist ein tolles Team.

Was die Folie betrifft, musste man das Rad nicht neu erfinden. Die Israelis hatten natürlich zunächst einige exotische Hersteller ausgesucht. Wenn aber der Preis des Einkaufs weit über dem möglichen Verkaufspreis liegt, können wir die Veredelung nicht verkaufen. Also habe ich darauf hingewiesen, dass man doch einfach Folie ausprobieren könnte, die vorhanden und als Kaltfolie auch schon eingesetzt wird. Das hat wunderbar funktioniert. Wichtig war nun, dass Digital foliert: Mit dem neuen Folienmodul kann der Druckveredler OFT auch das Polymer mit der Folie kompatibel und eine hochklassige Veredelungen in kleinen Auflagen umsetzen. Randschärfe vorhanden ist, sodass das Ergebnis tatsächlich hinterher wie eine Heißfolienprägung aussieht. Darauf hat Scodix hingearbeitet In Mode und ein Polymer für die Folie entwickelt. Wir terfoil von Bobst installiert und sind für Bobst Damit hat uns das Folienmodul schon jetzt sehr haben jetzt im Grunde genommen drei verschie- – und jetzt auch für Scodix – Democenter. Die viele neue Kunden eingebracht. Viele davon dene Polymertanks bei uns in der Maschine, die Ultra Pro hat einen gewissen Sexappeal. Das drucken selbst digital, vielleicht auch mit HP wir wechseln können. Irgendwann soll natürlich stimmt auch für das Gesamtbild mit Foiler. Für Indigo, was sehr gut kompatibel ist. Israel ist ein Universalpolymer entwickelt werden, aber uns als Ausstellungsbetrieb ist das sehr wichtig. offenbar das Zentrum der Digitaltechnik. Wir noch ist es nicht soweit. Auch Sonderfarbtöne Wenn unsere Kunden sagen: „Wow“, heißt das haben jetzt beispielsweise mehrere Verpackungsgibt es bislang nicht. Entsprechende Anfragen auch, dass die Maschine von der Optik her sehr drucker als neue Kunden gewinnen können, die muss ich leider noch ablehnen. Aber wir sind schnittig ist. Zur Belohnung hat Scodix wohl eine Indigo für den Druck von Faltschachteln schließlich auch der erste Veredelungsdienstschon einiges an Bestellungen bekommen. Ich nutzen. Die Flächenspannung ist genau richtig leister, der ein solches Modul installiert hat. fürchte, wir sind nicht lange der erste und für die Scodix. Dementsprechend ist der Bedarf noch nicht so einzige Anbieter. Es stehen aber auch ganz neue Märkte offen. groß, dass es ins Gewicht fallen würde. Nur eine Stunde Wir haben jetzt zum Beispiel für einen großen Hausaufgaben Discounter zu Weihnachten Geschenkkarten aus Ende letzten Jahres haben wir die Maschine mit Kunststoff, ähnlich den Kreditkarten, mit Folien Bei uns im Haus haben wir nach der Installation dem Modul dann ganz offiziell bei einem Open veredelt. Das war vorher nicht möglich, weil die sofort mit der Produktion losgelegt. Selbst die House unseren Kunden vorgestellt. Gäste aus 15 hohen Temperaturen der Heißfolienprägung Israelis waren ein wenig geschockt, weil ich europäischen Ländern erlebten einen wirklidas 0,7 mm starke Material beschädigen würde. direkt einen Auftrag in petto hatte. Als Veredler chen Aha-Effekt. Wir haben zwei verschiedene müssen wir aber immer ganz kurzfristig reagieFaltschachteln in Gold und Silber veredelt. Auch Der Auftrag war so erfolgreich, dass der Kunde nächstes Jahr noch mehr Karten haben möchte. ren können. Der Andruck hat ganz reibungslos ein Poster in Gold hat viele Besucher begeistert. Modelabels wiederum können sich vorstellen, funktioniert. Man konnte sehen, dass die Jungs Als Sahnehäubchen kommt noch eine weitere für ein Event personalisiert Folie auf Einlaihre Hausaufgaben gemacht hatten. Ich muss Veredelungsstufe hinzu, denn das Ergebnis ist dungskarten aufzubringen. Das ist natürlich nur sagen, die Kombination, die Abwicklung, alles leicht reliefartig erhaben. Die Leute waren aber mit unserer Scodix überhaupt möglich. läuft einwandfrei. Für uns war es dennoch eine ebenso davon begeistert, wie und in welcher Auf jeden Fall werden wir diesen Vorsprung kleine Herausforderung. Im digitalen Zeitalter Geschwindigkeit die Übertragung funktioniert. nutzen und weiter auf Entdeckungsreise gehen. steht nur 20 Prozent an Hardware hinter einem Natürlich kann man die Scodix nicht mit einer Es gibt sicher noch ganz andere Sachen, die wir Auftrag. 80 Prozent werden von der Software Prägemaschine vergleichen, aber für digital ist mit Scodix umsetzen können, als nur Gold- und bestimmt. Das ist unser Neuland. sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 1.250 Silberfolie aufzubringen. Natürlich haben wir Wir sind aber immer schon Trendsetter Bogen pro Stunde schon sehr schnell. Die Setauch schon neue Projekte in der Pipeline. Aber gewesen, was die neuesten Maschinen betrifft. up-Time beträgt maximal eine Stunde, sofern das bleibt erst einmal unser Geheimnis.” ∑∑∑∑ Beispielweise hatten wir auch die erste Masdas Polymer gewechselt werden muss.

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Die Mona Lisa spüren Ein ehemaliger Fotograf will mit 3D-Drucktechnologie Blinden die authentische Wahrnehmung von Gemälden oder Fotos ermöglichen. Jetzt hofft der Gründer auf das Interesse von Museen und Galerien. Von Ingo Woelk

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ange Jahre war das Sehen sein hörbare Beschreibung dessen, was der Geschäft. Jetzt ist es das Fühlen. Besucher gerade berührt. Und ein wenig auch das Hören. Infrarot-Sensoren Der US-Amerikaner John Olson hat als Technologisch entspricht die Erstellung Fotograf des LIFE-Magazins die Macht der 3D-Bilder einem dreistufigen Prozess. der Bilder zelebriert, war in Vietnam Zunächst wird ein zweidimensionales Bild in und hat dort dramatische Augenblicke festgehalten, reiste mit US3D-Daten umgewandelt. Die Daten werden an Präsidenten durch die Welt und hat eine Maschine gesendet. Die formt einen Werkstoff entsprechend der Vorgaben und legt dabei auf den richtigen Moment oder das Länge, Breite, Höhe und Textur des Kunstwerkes richtige Licht gewartet. Für die eine fest. Nachdem die Form fertiggestellt ist, beginnt Aufnahme. All das spielt bei Olsons der Druckprozess, indem das Bild mit perfektem neuem Job eigentlich keine Rolle. Sie, um diese Story online bei 4c PLUS zu lesen. Klicken Register auf die Oberseite des Reliefs aufgetragen Olson ist Gründer von wird. Die Kunst wird in einem durchgängigen 3DPhotoworks und seine Klientel Farbmanagement-Workflow gedruckt. Am Ende Menschen, die Olsons Fotos nie steht ein dreidimensionaler Druck mit einer gesehen haben, nie satte Farben und Relieftiefe von bis zu 4,4 Zentimeter (1,75 Zoll). melancholische Schwarzweiß-Stimmungen kennengelernt haben und Theoretisch kann 3DPhotoworks Bilder mit Erfinder John Olson mit der Mona Lisa Maßen von bis zu 1,50 x 3,00 Meter produzieren. Sepia nur erahnen können. Es sind und Dr. Gachet in 3D. Die Entwicklung der Blinde. 3DPhotoworks hat eine 3D-Drucktech3DPhotoworks hat zudem Infrarotsensoren nologie entwickelt, mit der Fotos und Gemälde Technologie hat sieben Jahre gedauert. entwickelt, die über das Kunstwerk verteilt in große, haptisch wahrnehmbare Kunstdrucke werden. Bei Berührung geben sie Audioinformationen zum Bild. umgewandelt werden. So können auch Menschen, die ihrer Sehkraft verlustig gegangen sind, Echte Barrierefreiheit mit ihrer Tasterfahrung die Aufnahmen fühlen. Die Herstellung eines kompletten taktilen 3DSehen Sie, wie die neue 3D-Drucktechnologie Die Bilder entstehen dann eben im Kopf. Kunstdrucks dauert ungefähr einen Monat. „Am funktioniert. Unsere 3DPhotoworks-Playlist Bild mit Audiospur finden Sie in unserem Youtube-Channel unter meisten Zeit nimmt das Konvertieren des Bildes 285 Millionen Blinde gibt es auf der Welt und in 3D-Daten ein“, so Olson. www.youtube.com/4cmagazin. Scannen Olson möchte vielen von ihnen einen techDas Museum in Kanada war erst der Anfang. Sie diesen QR-Code, um direkt zur Playlist zu nologischen Bypass bieten, um wieder Kunst Olson möchte seine Technologie auch gerne in gelangen: genießen zu können. Im Kanadischen Museum anderen Museen oder Galerien einsetzen. Das für Menschenrechte in Winnipeg ist die neue Interesse dafür jedenfalls ist groß: „Seit wir die 3D-Drucktechnologie schon angekommen: Technologie angekündigt haben, kontaktieren Derzeit stellen dort 13 blinde oder sehbehinderte uns Museen“, sagt er. Vielleicht hat Olson mit Fotografen ihre Werke aus. Einige der Arbeiten seiner Technologie ja etwas geschaffen, das für hat 3DPhotoworks umgewandelt. In die Drucke blinde Menschen ähnlich wichtig zur Wahrnehmung der Welt ist wie die Erfindung der sind in diesem Fall auch noch mehrere Sensoren Brailleschrift vor knapp 200 Jahren. ∑∑∑∑ eingebettet. Die liefern bei Berührung eine

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Persönlichkeitskult Der britische Onlinedrucker Moo.com hat Visitenkarten mit NFC-Technologie ausgestattet und bietet der Kundschaft dazu eine Web-Plattform, um mehr über sich preiszugeben, als auf einer Karte Platz hat. Die Visitenkarte mit Webzugang ist teuer, wird aber offenbar gut angenommen. Von Ingo Woelk

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intausend Stück für 79 Euro, für 29 Euro, für 26 Euro. Und es geht immer noch billiger. Visitenkarten sind für Onlinedruckereien eines jener Produkte, bei denen der preisliche Wettbewerb am schärfsten ausgetragen wird. Allerdings versucht zumindest ein Unternehmen, aus der Ödnis im Scheckkartenformat ein Erlebnis zu destillieren und pumpt in die wenigen Quadratzentimeter Kommunikation so viel Coolness und Kunstsinnigkeit wie möglich: Moo.com. „Visitenkarten“, so meint der charismatische Moo.com-Gründer Richard Moross, „sind die erfolgreichste Networking-Technologie aller Zeiten, aber sie sind seit Jahrhunderten gleich.“

größeres als bloß augenblickliches Interesse des Gesprächspartners an einer Person ausbrechen sollte, so kann der mit einer Visitenkarte Beschenkte eben diese Karte an ein NFC-fähiges Gerät halten und wird sogleich auf eine Mini-Website geführt, die mehr Informationen über den Überbringer bereitstellt. Diese MiniWebsite heißt Paper+ und wurde ebenso von Moo. com entwickelt. Es ist eine Web-Visitenkarte, die der Kunde selbst mit Informationen füllen kann. Visitenkarten sind das Kernprodukt der britischen Onlinedrucker.

Mehr über mich Das Kulturgut Visitenkarte, für das Moo.com also nun steht wie kaum ein anderer Onlinedrucker, will Moross deshalb nun mit einer neuen Funktion ausstatten. Visitenkarte+ heißt

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das neue Produkt in gefälligem Marketingvokabular, wird auf dem Papier Conquerer Alive produziert und mit einem Chip zur Near Field Communication (NFC) ausgestattet. Wenn also

Musik hören mit der Visitenkarte Dabei gehen einige der Nutzer recht geschickt mit der Technologie um. Die britische Musikerin Beatie Wolfe führt neue Kontakte über die NFC-Brücke der Visitenkarte+ von Moo.com zu ihrem neuen Album „Montagu Square“. Wolfe ist schon lange recht erfindungsreich – und das nicht nur musikalisch.

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Vor einigen Jahren hat sie eine eigene App für ihr Album „8ight“ entwickeln lassen, die sogar mit 3D-Technologie aufgehübscht war. Zwei Jahre Enwicklung Der kluge NFC-Chip jedenfalls steckt im Karteninneren. Über das Verfahren der NanosilberDrucktechnologie produziert, sind die intelligenten, digitalen Funktionen der Visitenkarte zwischen zwei Papierschichten eingebettet. „Wir haben diese Technologie gesehen und wussten gleich, dass wir sie weiterentwickeln müssen. Es dauerte mehr als zwei Jahre, um es richtig

Ausdruck von Ausdruck von

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NFC-Visitenkarten von Moo.com: 30 Euro für 20 Stück.

hinzubekommen“, sagt Moo.com-Gründer Moross. Es geht noch teurer Die NFC-Visitenkarten sollten allerdings nur recht selektiv verteilt werden, denn preisgünstig sind sie nicht: Ein Satz von 20 Visitenkarten kostet 30 Euro. Inkludiert ist da aber auch die Online-Erweiterung auf der Plattform Paper+. Bei dem System ist wohl die Webanbindung der Werttreiber. Noch teurer geht es bei Visitenkarten allerdings ganz ohne Chips und Online-Appendix. Pakete mit 20 LetterpressVisitenkarten verkauft Moo.com für 35,99 Euro. ∑∑∑∑

„Es dauerte mehr als zwei Jahre, um es richtig hinzubekommen.“ Richard Moross, Moo.com-Gründer

„Wenn ein Unternehmen seit 145 Jahren in Familienbesitz ist und heute von der „Wenn ein Unternehmen seit 145 Jahren in Familienbesitz ist und heute von der 5. Generation geführt wird, seit dann gibt Jahren einem das beruhigendesistGefühl der Sicherheit. „Wenn ein Unternehmen in ein Familienbesitz und heute von der 5. Generation geführt wird, dann145 gibt einem das ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Traditionen sind die Basis für umsichtiges Handeln, wie auch der schonende mit 5. Generation geführt wird,fürdann gibt einem das einwie beruhigendes Gefühl derUmgang Sicherheit. Traditionen sind die Basis umsichtiges Handeln, auch der schonende Umgang mit der Umwelt zeigt: Berger trägt das Österreichische Umweltzeichen für den Bogenund Traditionen Basis trägt für umsichtiges Handeln, wie auch der schonende mit der Umwelt sind zeigt:dieBerger das Österreichische Umweltzeichen für den Umgang Bogen- und Rollenoffsetdruck Darüber hinaus darf sich die Druckerei Bergerund als der Umwelt zeigt: sowie BergerDigitaldruck. trägt das Österreichische Umweltzeichen für den BogenRollenoffsetdruck sowie Digitaldruck. Darüber hinaus darf sich die Druckerei Berger als CO -neutral zertifizierter Betrieb bezeichnen – hinaus das macht die Welt ein Stück grüner.“ 2 Rollenoffsetdruck sowie Digitaldruck. Darüber darf sich die Druckerei Berger CO2-neutral zertifizierter Betrieb bezeichnen – das macht die Welt ein Stück grüner.“ als CO2-neutral zertifizierter Betrieb bezeichnen – das macht die Welt ein Stück grüner.“

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Neu am Markt

Tech in Use I

Farbstabil

Nexpress von Kodak: ab nun bei der Druckerei Wolf in Ingelheim im Einsatz.

Bei der Wolf Gruppe im deutschen Ingelheim ergänzt eine Kodak Nexpress 2500 den Bogenoffsetdruck um ein äußerst vielfältiges Leistungsspektrum.

D

ie Druckerei K. Wolf im Rhein-Main-Gebiet hat um das Kerngeschäft Druck und Weiterverarbeitung herum diverse Satelliten, Webshops etwa, oder auch Manufakturen für Nischenprodukte etabliert. Für das recht breite Anwendungsspektrum der Unternehmensgruppe war Thorsten Winternheimer auf

der Suche nach einer neuen Digitaldrucklösung. Mit fünftem Farbwerk Sein Entscheidungsraster: „Wir haben ein zuverlässiges, produktives Arbeitstier gesucht, mit dem wir in Ergänzung unserer Offsetkapazität den qualitativ anspruchsvollen Druck von kleineren

Auflagen für unsere verschiedenen Produktgruppen und Marken bewältigen können", sagt Geschäftsführer Thorsten Winternheimer. Die Wahl fiel da auf eine Nexpress 2500 mit Light Black HD Dry Ink im fünften Druckwerk. Diese fünfte Farbe sorgt für eine optimierte Wiedergabe von Hauttönen in Farbbildern sowie von

Tonwertübergängen in Schwarzweißbildern. Auf dem digitalen Frontend der Druckmaschine läuft die neueste Systemsoftware 15. Diese Version unterstützt neben einem optimierten Farbpasser eine große Farbstabilität sowie Smart RGB für optimierten Druck von RGB-Farbbildern. www.wolf-ingelheim.de

saisonale Verkaufsaktionen. Auf Polyesterfilm gedruckt können sie eng gerollt und später wieder entrollt werden, ohne dass die Planlage beim Aufhängen beeinträchtigt wird. Die Langbahn wird bei Braun mit einer Aufhängeleiste versehen und ist sofort einsatzfähig. Pro Stunde kann die Xeikon 5000 über 1.000 Quadratmeter in hoher Qualität

bedrucken. Die Software rechnet Text- und Bildelemente separat, sodass ohne verminderte Druckgeschwindigkeit bei jedem gedruckten Exemplar Text- oder Bildelemente ausgetauscht werden können. Auf diese Weise sind verschiedene Bild-, Text- oder Sprachversionen kostengünstig realisierbar. www.braun-digital.de

Tech in Use II

Plakatiert Mit der Xeikon 5000 will Braun Digitaldruck in Ulm den Markt für Langbahnplakate erobern.

F

ür Handelsunternehmen, insbesondere für Möbelhäuser, hat Braun Digitaldruck Ulm schon zahlreiche großformatige Werbedrucke abgewickelt. „Mit der Xeikon 5000 möchten wir uns in diesem Geschäftsfeld als leistungsstarker und kostengünstiger Anbieter etablieren", erklärt Inhaber Joachim Braun die Investition.

Austauschbare Druckelemente Die Xeikon 5000 druckt Langbahnplakate von der Rolle und ermöglicht einen gleichzeitigen Vorder- und Rückseitendruck mit einer Arbeitsbreite von 50 Zentimetern. Die Langbahnen heben sich von den üblichen Plakatformaten ab und sind geeignet für Schaufensterdekorationen, Promotion-Aktionen oder auch

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Digital

Produkte

Tech in Use III

Der Name der Dose

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ie Personalisierung wird mit der neuen 4D-Druckmaschine Jetmaster Dimension von Heidelberg umgesetzt, die das Unternehmen auf die speziellen Anforderungen des Müslianbieters angepasst und im Heidelberger Shop installiert hat. Zur Auswahl stehen fünf unterschiedliche Motive der Stadt Heidelberg und ausreichend Platz für einen kürzeren oder auch längeren Grußtext an die MüsliEmpfänger. Der Kunde wählt die Müslisorte und das Motiv und gibt den Text im Laden dann selbst am bereitstehenden Terminal ein. Ein Mitarbeiter legt die Dose in die Heidelberg Jetmaster Dimension und startet den Druckvorgang im Shop. Der Kunde kann dabei zusehen und die direkt bedruckte

Streifenfrei Der 3,2 Meter breite Rollen-Sublimationsdrucker TS500P-3200 von Mimaki eignet sich für Anwendungen in den Bereichen Heimtextilien und Dekorstoffen. Der Großformat-Tintenstrahldrucker TS500P-3200 besitzt einen neuen Druckkopftyp für den Hochgeschwindigkeitsdruck mit bis zu 180 Quadratmeter pro Stunde. Zwölf Druckköpfe sind in drei Zeilen versetzt angeordnet und stoßen die Tintentröpfchen in hoher Geschwindigkeit aus, um den richtigen Winkel sowie eine exakte Positionierung bei großem Kopfabstand zu gewährleisten. Das Advanced Pass System 4

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Dose gleich mitnehmen. Mymuesli gelingt es, die Personalisierung auch einzupreisen: Eine 575 Gramm-Dose des Müslis kostet ohne Personalisierung 7,90 Euro, mit Grußwort und Bild kommt die Dose auf 14,90 Euro. Krumme Oberflächen Die Jetmaster Dimension kann je nach Kundenanforderung runde oder zylindrische Objekte mit einem Durchmesser von zehn bis 300 Millimetern in einer Auflösung von 360 dpi mit bis zu vier Farben sowie Deckweiß oder Schutzlack bedrucken. Damit können Massenprodukte, wie beispielsweise Fuß- bzw. Golfbälle, Trinkflaschen, Fahrradhelme, die Müslidose und andere gekrümmte Oberflächen

(MAPS4) von Mimaki unterdrückt die Streifenbildung, indem es die Grenzen des Farbauftrags durch eine reduzierte Tröpfchenzahl auflöst, um einen noch ansprechenderen Druck zu produzieren. Darüber hinaus erlaubt die neu entwickelte automatische Medienzuführung (AMF) auch bei hohen Geschwindigkeiten den zuverlässigen Transport des Transferpapiers, um Produktivität und Druckqualität aufrecht zu erhalten. Dank automatischer Erkennung und Reinigung verstopfter Düsen durch das NCUDüsenprüfsystem ist Drucken ohne Unterbrechung möglich. Die NRS-Düsenkompensation sorgt dafür, dass Düsen, die nach dem

Bnw: beigestellt

Im mymuesli-Shop Heidelberg können Müslifans ihre Müslidose mit Bild und Text individuell gestalten, beim direkten Bedrucken zusehen und gleich mitnehmen.

effizient farbig personalisiert werden. Anwender können für Kunden bei Bedarf die Objekte in Echtzeit individualisieren, etwa in einer Shop-Umgebung oder im Rahmen von Sportveranstaltungen, Messen oder Events.

MyMuesli-Laden in Heidelberg: hier kann die Kundschaft auch die Müslidosen personalisieren lassen.

www.mymuesli.de

Neuer Textildrucker von Mimaki: reduzierte Tröpfchenanzahl, weniger Streifenbildung.

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Design

Reinigen nicht weiterverwendet werden können, durch einwandfreie Düsen ersetzt werden. Große Tintenbehälter in der externen Tintenzuführung erlauben den Endlosdruck. www.mimaki.de

Non-Stopp-Betrieb Mit den beiden neuen Auto-PalletLoader (APL) Systemen für die CtP Druckplattenbelichter Suprasetter 106 und 145/162/190 ermöglicht Heidelberg die unterbrechungsfreie Beladung von bis zu 1.200 Druckplatten. Der Suprasetter im Format 106 kann in Kombination mit der Beladestation Auto/Dual Cassette Loader (ACL/DCL) betrieben werden und erreicht damit den flexiblen Wechsel von bis zu drei Plattenformaten. Beim APL muss das Personal die Druckplatten nicht mehr von Hand einlegen. Stattdessen verbleiben die Platten auf der Europoolpalette, auf der sie auch angeliefert wurden. Diese kann dann schnell und einfach mit einem Hubwagen in den APL eingebracht werden, wahlweise

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von beiden Seiten. Der APL für die Suprasetter Modelle 106, A106 und 106 UV lässt sich auf diese Weise mit bis zu 1.200 Druckplatten beladen. Beim APL für die den Suprasetter 145, 162 und 190 sind es je nach Plattenstärke bis zu 600 Stück. Die APL sind zudem in das RemoteService-Angebot von Heidelberg integriert. www.heidelberg.com

Gewichtheber Das neue Modell der VersaUV LEF-Serie von Roland DG bedruckt Materialien und Gegenstände in noch größeren Formaten. Der LEF-300 hat einen vergrößerten Druckbereich von 770 mm Breite und 330 mm Länge. Das entspricht im Vergleich zum Vorgängermodell einer Vergrößerung von 50 Prozent und ermöglicht die Aufnahme von Objekten von bis zu 100 mm Höhe und acht Kilogramm Gewicht. Mit vier Druckköpfen und zwei UV-LEDLampen erlaubt der LEF-300 ein bidirektionales Drucken und ist somit um etwa 60 Prozent schneller als der LEF-20. Darüber hinaus wurde die Anzahl der weißen und transparenten Lackdüsen für schnelleres Drucken, die Dichte und Deckkraft und der schnelle Aufbau von mehreren Schichten für strukturierte Effekte verdoppelt. Der LEF-300 ist mit der neuen Roland VersaWorks Dual-RIP-Software ausgestattet. Die Funktion „Special Colour Plate Generation" erlaubt die Erstellung von weißen oder glänzenden Details von Druckkunstwerken und die „Maintain Clipped Position"-Funktion erhält die genaue Repositionierung der beschnittenen Bilder. Um beständige Druckergebnisse zu gewährleisten und das Schrumpfen von Dünnfilmmaterialien bei der Aushärtung zu verhindern,

Größerer Druckbereich: Der neue LEF-300 von Roland DG kann größere Objekte bedrucken.

verwendet der LEF-300 Roland DG ECO-UV-Druckfarbe in CMYK, Weiß und Transparentlack. www.rolanddg.de

Unterschiedliche Bahnen Die Rollendruckmaschine HP PageWide Web Press T1100S eröffnet neue Möglichkeiten beim Druck von Wellpappeverpackungen mit digitalem Vordruck. Die Rollendruckmaschine HP PageWide T1100S, entwickelt gemeinsam mit Koenig & Bauer, ermöglicht mit ihrer Multi-LaneDruckarchitektur (MLPA) einen neuen Ansatz bei der Produktion von Wellpappe. Bei der HP MLPA werden die Rollen in verschiedene Bahnen aufgeteilt, sodass unterschiedliche Druckaufträge mit verschiedenen

Kartongrößen und Auflagenhöhen auf individuellen Bahnen gedruckt werden können. Das Sammelform-Prinzip wird damit in den Rollendruck übersetzt. Mehrere kleine Auflagen und Kleinstauflagen können zusam-

HP PageWide T1100S: Bahnensplitting für Aufträge mit unterschiedlichen Kartongrößen oder Auflagenhöhen.

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Business

Design

Tools

men in die Warteschlange gestellt systeme mit Scanner. Die Systeme und gemeinsam gedruckt werden, sind auf das CAD-Segment ganz ohne Vorbereitungszeit zwiausgerichtet. Ihnen steht ein schen den Druckaufträgen. Die durch AutoCAD zertifizierter hohen Auflagen werden dagegen HDI-Driver zur Verfügung, um auf einer anderen Bahn gedruckt. aus dieser Applikation zu drucken. Mit Druckgeschwindigkeiten von Unterbrechungsfreier Druck bis zu 183 Metern pro Minute und und hohe Produktivität werden 30.600 Quadratmeter pro Stunde durch Toner-Kartuschen mit extra ermöglicht die HP PageWide Web hoher Kapazität gewährleistet. Press T1100S eine schnelle ProDie Ausdrucke sind 100 Prozent duktion. Mit erweiterten Priming- wasserfest. Optionen, darunter eine Kombina- Die Systeme erreichen eine tion von HP Bonding und Priming Arbeitsgeschwindigkeit von 268 Agents mit vierfarbigen HP A50 Quadratmeter pro Stunde in Farbe wasser- und pigmentbasierten oder Schwarzweiß, verfügen über CMYK-Tinten, können Veredler automatische Kalibrierung sowie beschichtete und unbeschichtete die Quick-Switch-Technologie der Wellpappe-Liner mit einem Zwei- und Vier-Rollen-Modelle. Gewicht zwischen 80 und 400 Alle Drucke und Kopien sind Gramm pro Quadratmeter (GSM) lichtecht, verblassen nicht, auch in Offset-Qualität bedrucken. durch Lichtbelastung über länwww.hp.com gere Zeiträume hinweg tritt keine Farbverschlechterung auf. Die KIP System K Software lässt sich dank des 12-Zoll-MultitouchFarbdisplays intuitiv bedienen. Konica Minolta bringt ein neues Die reaktionsschnelle SystemSystem für den Großformatdruck im konfiguration und -verwaltung Architektur-Umfeld heraus. wird unterstützt durch KIP Touch, Die neue KIP 800-Serie besteht dessen Multitouch-Elemente aus fünf verschiedenen Zwei- und denen eines modernen Tablets Vier-Rollen-Systemen: zwei ähneln. Cloud-Nutzer können Drucker und drei Multifunktions- unterschiedliche Cloud-Services,

Lichtecht

Druck

Digital

Produkte

wie Dropbox, Google Drive und SharePoint direkt ansteuern. www.konicaminolta.de

Dauerdruck

Jetcure IR: Neues Der Vierfarbdrucker Epson SureColor Trocknermodul SC-S60600 mit doppelt ausgeführtem von Eltosch Grafix. Druckkopf und einer maximalen Druckgeschwindigkeit von bis zu 95,3 Quadratmetern pro Stunde wurde speziell für den hochproduktiven Serie ermöglicht eine einfache Dauereinsatz konzipiert. Integration in die Druckmaschine Die neueste Epson-Druckkopfund vor allem einen schnellen technologie bietet zusammen mit Strahlenwechsel. Damit können der Epson Variable Sized Droplet dann auch rasch unterschiedliche Technology eine besonders hohe Wellenlängen erzeugt werden. Leistung. Das von Epson neu Neu bei Hönle ist auch ein neues entwickelte motorisierte Rolle-zu- IR/Warmluft-Trocknermodul mit Rolle-System mit automatischer Absaugung der Warmluft aus dem Papiervorspannungskontrolle Trocknungsbereich, das speziell (AD-ATC) und -steuerung ermögfür Multipass- und Singlepass-Inlicht eine gleichmäßige Beförkjetmaschinen entwickelt wurde. derung der Medien unabhängig www.hoenle.de ∑∑∑∑ vom verbleibenden Druckmaterial auf den Rollen. Die verwendete Epson UltraChrome GS3-Tinte ist als Tintenset mit den Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz erhältlich und wird auch als Elffarb-Tintenset mit Rot, Cyan, Hell-Cyan, Magenta, Hell-Magenta, Gelb, Orange, Rot, Schwarz, Hell-Schwarz sowie Weiß oder Metallic-Silber eingesetzt. Der mit den GS3-Tinten darstellbare Farbraum wurde durch eine höhere Pigmentierung vergrößert und zusätzlich wurde der Glanz der Drucke um bis zu 20 Prozent gesteigert. Die Trocknungsdauer der Tinten ist dabei sehr kurz. www.epson.de

Ganz schön trocken

KIP 800 von Konica Minolta: Die Drucke verblassen nicht.

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Hönle und Eltosch Grafix präsentieren neue Trocknungssysteme für den Inkjet-Großformatdruck. Eltosch Grafix hat für die Jet Cure IR-Produktfamilie ein neues Trocknermodul entwickelt. Die kompakte Bauweise der Jet-Cure-

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