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Serie: Der Frechsdachs

DER FRECHDACHS

… ist in allen heimischen Gefilden unterwegs, ungesehen durchstreift er Wald und Flur, er sieht alles, hört alles und äußert sich höchstselten dazu. Der Frechdachs hat wohl seine eigene Meinung zu den Dingen, die er sieht, allerdings belässt er es meist bei einem Schütteln seines mächtigen Kopfes, einem Schnauben, einem vergnügten Schmunzeln.

Und doch gibt es Themen, die ihn so ganz und gar nicht unberührt lassen und über die er dann gerne sinniert …

ICH SEH, ICH SEH,

was du nicht siehst.

Der Frechdachs weiß, dass der Mensch denkbar schlecht für die Jagd gerüstet ist. Er verfügt weder über ein dichtes Fell, welches ihn vor Kälte schützt, noch sind sein Geruchs-, Gehör- oder Sehsinn besonders hervorragend entwickelt. Allein die Fähigkeit des menschlichen Geistes, komplexe Vorgänge zu verknüpfen, ist einzigartig. Obwohl der Frechdachs sich immer öfter fragt, ob dieses Verknüpfen so gut gelingt, wie der Mensch zu meinen glaubt. Denn Tatsache ist, dass der Mensch durch immer mehr technisches Hochrüsten eher verlernt im Einklang mit der Natur zu leben.

Auch in der Jagd rüstet der Mensch in letzter Zeit ordentlich auf. Wo früher der Frechdachs ferme Jäger mit Gewehr und Fernglas im Wald antraf, ist heute so manch einer fürs Weidmannsheil bis an die Zähne mit technischen Gerätschaften ausgestattet. Mit Nachtsichttechnik versucht da der Jäger alles sichtbar zu machen, und meint plötzlich, er sei näher dran als je zuvor an „seinem“ Wild. Eine durchaus trügerische Nähe, denn in Wahrheit schafft er sich dadurch in vielen Fällen eine neue Distanz zu seinen Mitgeschöpfen. Da hört man, obwohl ohnehin verboten, von Jägern, welche jeden Fuchs niederstrecken (selbst zu Zeiten, an denen das Mitgefühl gebieten sollte, den Finger gerade zu lassen). Oder gar davon, dass Reh- und Rotwild in der Nacht erlegt werden. Da kann der Frechdachs nur sagen „pfiat Gott“. Wer sich zu solch einem Unsinn hinreißen lässt und dann vielleicht auch noch gerührt dem Jagdhorn bei der nächsten Streckenlegung lauscht, schießt ordentlich vorbei an der Jagd. Der Einzug von immer mehr Technik darf niemals auf Kosten der Waidgerechtigkeit gehen. Hier sind sicher alle Leiter und Funktionäre gefordert, damit die jagdlichen Prinzipien nicht in eine ordentliche Schieflage geraten. Natürlich kann Nachtsichttechnik in Fällen, in denen eine Reduzierung notwendig ist, um Wildschäden zu vermeiden, hilfreich sein - wenn legal eingesetzt. Ebenso verständlich ist dem Frechdachs, dass es schon spannend sein kann, Wild, wenn es sich im Dickicht aufhält mit der Wärmebildkamera zu beobachten. Dennoch benötigt ein ordentliches Jagd- und damit verbundenes Naturerlebnis eher wenig Technik.

Jagd ist Schauen, Jagd ist Sinnen… heißt es in einem berühmten Gedicht. Der Frechdachs weiß, dass der Verfasser dieser Zeilen nicht daran gedacht hat, dass dieses Schauen für manche nur noch ein leuchtender Umriss im Absehen ist.

In diesem Sinne viel Anblick, nicht durch Wärmebild und Co, sondern bei bestem Mondlicht!

Weidmannsheil, Euer Frechdachs

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