Premieren 1991 – 2010
Closeup || Boris GodunoW • Das Rheingold • Die Walküre • Siegfried • Götterdämmerung • Il trovatore • Les Contes D‘Hoffmann • I puritani • Cardillac • Così fan tutte • Fedora • Hérodiade • Die Wände • Gesualdo • Der Freischütz • Jérusalem • Peter Grimes • Stiffelio • Die schweigsame Frau • Mefistofele • Oedipe • Linda di Chamounix • Der verlorene Sohn / Orpheus und Eurydike • Rienzi, der letzte der Tribunen • I vespri siciliani • Brundibár • Das Tagebuch der Anne Frank • Le Prophète • Guillaume Tell • Ernani • Die lustige Witwe • Der ZerRissene • WeiSSe Rose • Palestrina • Don Giovanni • Das Traumfresserchen • La Juive • Die Frau ohne Schatten • Lulu • Die Zauberflöte • Die Jakobsleiter / Gianni Schicchi • Peter Pan • Roberto Devereux • Billy Budd • Der 35. Mai oder konrad reitet in die Südsee • Nabucco • Le nozze di Figaro • La sonnambula • Roméo et Juliette • Jenu° fa • Der Riese vom Steinfeld • Simon Boccanegra • Jonny spielt auf • La Favorite • Die Zauberflöte für Kinder • Pinocchio • Tristan und Isolde • Falstaff • Der fliegende Holländer • Parsifal • Daphne • Don Carlos • Die tote Stadt • Norma • Werther • Aladdin und die Wunderlampe • Manon Lescaut • Osud / Le villi • Lohengrin • Idomeneo • Bastien und Bastienne • Die Entführung aus dem Serail • Moses und Aron • Otello • Arabella • Manon • La fille du régiment • Die Omama im Apfelbaum • Boris Godunow • Pique Dame • Wagners Nibelungenring für Kinder • Die Walküre • La forza del destino • Siegfried • Capriccio • Faust • Götterdämmerung • Eugen Onegin • Das Rheingold • Lady Macbeth von Mzensk • Macbeth • Medea • Pünktchen und Anton • Tannhäuser || Servus Du • Nabucco • Dantons Tod • Gomorra • Giuditta • Im weissen Rössl • Wagners Ring an einem Abend • Die Sache Makropulos • Die Perlenfischer • Der Mann von La Mancha • Die Lustigen Weiber von Windsor • Der feurige Engel • König für einen Tag • Hamlet • Zauber(Flöten)-Reich Theater • KIss me Kate • Carmen • Zar und Zimmermann • Don Pasquale • Mona Lisa • LakmÉ || Ioan Holender
CloseUp IOAN HOLENDER
Photos | Axel Zeininger Lois Lammerhuber gert korentschnig karlheinz roschitz heinz sichrovsky wilhelm sinkovicz
ISBN 978-3-901753-19-0
Edition Lammerhuber
Edition Lammerhuber
Direktion Ioan Holender 1991 – 2010
Inhalt Content
8
20 27 246 276 558 614
BiograPhie / Biography Ioan Holender
PREMIEREN / Premieres: Wiener Staatsoper 1991/1992 – 1999/2000
ResÜmee der Kulturkritiker Conclusion of the analysts
Premieren / Premieres: Wiener Staatsoper 2001/2002 – 2009/2010
Premieren / Premieres: Wiener Volksoper 1991/1992 – 1995/1996
Premierenverzeichnis List of Premieres
Closeup|Direktion Ioan Holender
9
Direktion Ioan Holender 1991 – 2010
Inhalt Content
8
20 27 246 276 558 614
BiograPhie / Biography Ioan Holender
PREMIEREN / Premieres: Wiener Staatsoper 1991/1992 – 1999/2000
ResÜmee der Kulturkritiker Conclusion of the analysts
Premieren / Premieres: Wiener Staatsoper 2001/2002 – 2009/2010
Premieren / Premieres: Wiener Volksoper 1991/1992 – 1995/1996
Premierenverzeichnis List of Premieres
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9
Direktion Ioan Holender 1991 – 2010
CloseUp
118
4 12 1993 | Jacques Offenbach | Les Contes D‘Hoffmann: Plácido Domingo 20
Premieren
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1
Direktion Ioan Holender 1991 – 2010
CloseUp
118
4 12 1993 | Jacques Offenbach | Les Contes D‘Hoffmann: Plácido Domingo 20
Premieren
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1
22 10 1993 | GIUseppe Verdi | Il Trovatore
6
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7
22 10 1993 | GIUseppe Verdi | Il Trovatore
6
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7
19 02 2005 | Jules Massenet | Werther
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Closeup|Direktion Ioan Holender
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19 02 2005 | Jules Massenet | Werther
14
Closeup|Direktion Ioan Holender
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biographie Ioan Holender
wurde am 18. Juli 1935 in Timisoara in Rumänien geboren. Nach der Matura studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Dampfmaschinen an der Technischen Hochschule in seiner Heimatstadt. Mit 22 Jahren wurde er im dritten Studienjahrgang nach der 1. Staatsprüfung wegen seiner Teilnahme an den Studentenbewegungen aus politischen Gründen von allen Hochschulen des Landes exmatrikuliert. Dann arbeitete er als Tennistrainer und begann mit einem Gesangsstudium. Seit Anfang 1959 lebt er in Österreich, studierte Gesang am Konservatorium der Stadt Wien und schloss 1962 mit der Reifeprüfung ab. Von 1962-1966 war er als Opernbariton und Konzertsänger tätig, davon zwei Spielzeiten am Stadttheater in Klagenfurt.1966 trat Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein, die er nach einigen Jahren übernahm und als Opernagentur Holender zu einer der bedeutendsten SängerAgenturen machte. Im Jahr 1988 wurde er auf Wunsch Eberhard Waechters als Generalsekretär an die Wiener Staatsoper und die Wiener Volksoper berufen und ab 1. April 1992 nach dem unerwarteten Tod Eberhard Waechters zum Direktor beider Häuser bestellt. Bei der ersten Verlängerung seines Staatsopernvertrages bat er um Entbindung aus seiner Tätigkeit als Volksoperndirektor (1996) und wurde dann bis 31. August 2002 und im Zuge der Ausgliederung bis 31. August 2005 bestellt. Aufgrund der weltweit anerkannten erfolgreichen Entwicklung der Wiener Staatsoper verlängerte die Bundesregierung seinen Vertrag dann nochmals bis zum 31. August 2007. Im Oktober 2003 wurde zum vierten Mal seine Amtszeit als Direktor der Wiener Staatsoper verlängert, bis 31. August 2010. Er ist bereits jetzt der längst amtierende Direktor der Wiener Staatsoper (seit 1869). Im Februar 2007 teilte Ioan Holender schlussendlich öffentlich mit, dass er für eine Verlängerung ab September 2010 nicht mehr zur Verfügung steht. Holender hat Lehraufträge an der Universität Wien und an der Donau-Universität Krems. In den Jahren 2002-2004 war er Künstlerischer Berater der Deutschen Oper Berlin. Seit 2003 ist er Ehrenpräsident und künstlerischer Direktor des alle zwei Jahre stattfindenden und größten rumänischen Musikfestivals „George Enescu“ in Bukarest. Weiters ist er Künstlerischer Berater der Budapester Staatsoper. Er ist fünffacher Ehrendoktor, Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien sowie des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. 1999 wurde er von der Französischen Republik für seine Verdienste um die französische Kultur zum „Officier de L‘Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt. Ioan Holender ist Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und der Wiener Volksoper, Träger der Clemens-Krauss-Medaille der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor sowie der „Franz-Schalk-Medaille in Gold“ der Wiener Philharmoniker. Er ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt Timisoara und wurde im Zuge des 1. Gastspieles der Wiener Staatsoper beim George Enescu-Festival in Bukarest im September 2001 mit dem höchsten Orden Rumäniens, dem „Stern am Bande“ geehrt. Im Dezember 2002 wurde ihm das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Für seine Verdienste zur Verbreitung der italienischen Kultur in Österreich wurde ihm im Juni 2004 das Große Goldene Ehrenzeichen (Commenda) der Italienischen Republik verliehen und er somit zum Commendatore ernannt. Im Mai 2005 bekam er den „Europäischen Kultur Initiativ Preis“ der europäischen Kulturstiftung Pro Europa überreicht. Ioan Holender ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine 1998 geborene Tochter.
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biographie Ioan Holender
wurde am 18. Juli 1935 in Timisoara in Rumänien geboren. Nach der Matura studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Dampfmaschinen an der Technischen Hochschule in seiner Heimatstadt. Mit 22 Jahren wurde er im dritten Studienjahrgang nach der 1. Staatsprüfung wegen seiner Teilnahme an den Studentenbewegungen aus politischen Gründen von allen Hochschulen des Landes exmatrikuliert. Dann arbeitete er als Tennistrainer und begann mit einem Gesangsstudium. Seit Anfang 1959 lebt er in Österreich, studierte Gesang am Konservatorium der Stadt Wien und schloss 1962 mit der Reifeprüfung ab. Von 1962-1966 war er als Opernbariton und Konzertsänger tätig, davon zwei Spielzeiten am Stadttheater in Klagenfurt.1966 trat Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein, die er nach einigen Jahren übernahm und als Opernagentur Holender zu einer der bedeutendsten SängerAgenturen machte. Im Jahr 1988 wurde er auf Wunsch Eberhard Waechters als Generalsekretär an die Wiener Staatsoper und die Wiener Volksoper berufen und ab 1. April 1992 nach dem unerwarteten Tod Eberhard Waechters zum Direktor beider Häuser bestellt. Bei der ersten Verlängerung seines Staatsopernvertrages bat er um Entbindung aus seiner Tätigkeit als Volksoperndirektor (1996) und wurde dann bis 31. August 2002 und im Zuge der Ausgliederung bis 31. August 2005 bestellt. Aufgrund der weltweit anerkannten erfolgreichen Entwicklung der Wiener Staatsoper verlängerte die Bundesregierung seinen Vertrag dann nochmals bis zum 31. August 2007. Im Oktober 2003 wurde zum vierten Mal seine Amtszeit als Direktor der Wiener Staatsoper verlängert, bis 31. August 2010. Er ist bereits jetzt der längst amtierende Direktor der Wiener Staatsoper (seit 1869). Im Februar 2007 teilte Ioan Holender schlussendlich öffentlich mit, dass er für eine Verlängerung ab September 2010 nicht mehr zur Verfügung steht. Holender hat Lehraufträge an der Universität Wien und an der Donau-Universität Krems. In den Jahren 2002-2004 war er Künstlerischer Berater der Deutschen Oper Berlin. Seit 2003 ist er Ehrenpräsident und künstlerischer Direktor des alle zwei Jahre stattfindenden und größten rumänischen Musikfestivals „George Enescu“ in Bukarest. Weiters ist er Künstlerischer Berater der Budapester Staatsoper. Er ist fünffacher Ehrendoktor, Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien sowie des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. 1999 wurde er von der Französischen Republik für seine Verdienste um die französische Kultur zum „Officier de L‘Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt. Ioan Holender ist Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und der Wiener Volksoper, Träger der Clemens-Krauss-Medaille der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor sowie der „Franz-Schalk-Medaille in Gold“ der Wiener Philharmoniker. Er ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt Timisoara und wurde im Zuge des 1. Gastspieles der Wiener Staatsoper beim George Enescu-Festival in Bukarest im September 2001 mit dem höchsten Orden Rumäniens, dem „Stern am Bande“ geehrt. Im Dezember 2002 wurde ihm das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Für seine Verdienste zur Verbreitung der italienischen Kultur in Österreich wurde ihm im Juni 2004 das Große Goldene Ehrenzeichen (Commenda) der Italienischen Republik verliehen und er somit zum Commendatore ernannt. Im Mai 2005 bekam er den „Europäischen Kultur Initiativ Preis“ der europäischen Kulturstiftung Pro Europa überreicht. Ioan Holender ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine 1998 geborene Tochter.
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„
Verdis Alterswerk Falstaff, die Oper aller Opern. Eine ganz große Herausforderung für jedes Opernhaus. Es sind nur wenige Titel, die wirklich Niveau bestimmend sind für die Qualität und die Leistungsfähigkeit eines Hauses. Falstaff gelang uns in einer wirklich ganz hervorragenden Inszenierung. Absoluter Höhepunkt der Falstaff-Produktion war der Walisische Bariton Bryn Terfel, der ja bei uns begonnen hat. Daneben Krassimira Stoyanova als Alice und Carlos Álvarez, der andere große Bariton, der in der Wiener Staatsoper groß geworden ist, in der Partie seines Gegenspielers Ford. Ein großer, runder, vom Publikum akklamierter Erfolg. Falstaff, one of Verdi’s late works, the opera of all operas, is a great challenge for each opera house. There are only a few titles that serve as an indicator of the quality and capability of an opera house. With Falstaff we have achieved a truly excellent production. Absolute highlight of the performances was the Welsh baritone Bryn Terfel, who started his career with us. Krassimira Stoyanova sang Alice and Carlos Álvarez, the other great baritone who has become famous with me at the Wiener Staatsoper, performed as his opponent Ford. A great, well-rounded, and highly acclaimed success.
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Ioan Holender
25 19 10 2003 | Giuseppe Verdi | Falstaff: Bryn Terfel
„
Verdis Alterswerk Falstaff, die Oper aller Opern. Eine ganz große Herausforderung für jedes Opernhaus. Es sind nur wenige Titel, die wirklich Niveau bestimmend sind für die Qualität und die Leistungsfähigkeit eines Hauses. Falstaff gelang uns in einer wirklich ganz hervorragenden Inszenierung. Absoluter Höhepunkt der Falstaff-Produktion war der Walisische Bariton Bryn Terfel, der ja bei uns begonnen hat. Daneben Krassimira Stoyanova als Alice und Carlos Álvarez, der andere große Bariton, der in der Wiener Staatsoper groß geworden ist, in der Partie seines Gegenspielers Ford. Ein großer, runder, vom Publikum akklamierter Erfolg. Falstaff, one of Verdi’s late works, the opera of all operas, is a great challenge for each opera house. There are only a few titles that serve as an indicator of the quality and capability of an opera house. With Falstaff we have achieved a truly excellent production. Absolute highlight of the performances was the Welsh baritone Bryn Terfel, who started his career with us. Krassimira Stoyanova sang Alice and Carlos Álvarez, the other great baritone who has become famous with me at the Wiener Staatsoper, performed as his opponent Ford. A great, well-rounded, and highly acclaimed success.
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Ioan Holender
25 19 10 2003 | Giuseppe Verdi | Falstaff: Bryn Terfel
06 10 1991 | Modest P. Mussorgskij | Boris Godunow: Gabriele SIMA, Robert LLOYD
06 10 1991 Modest P. Mussorgskij
Boris Godunow
Herr Direktor Holender, Boris Godunow war Ihre erste Premiere, nachdem Sie an der Seite Eberhard Waechters die Direktion der Wiener Staatsoper und der Wiener Volksoper übernommen hatten, das war ja keine Kleinigkeit? Boris war die einzige Premiere der ersten Spielzeit. Waechter und ich wurden unglaublich kritisiert. Wir wurden von allen Zeitungen angeschossen, weil wir gesagt hatten, es gäbe keine Premieren in der Spielzeit 1991/1992. Wir wollten von Werken Wiederaufnahmen machen, die man schon seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Wir hatten uns vorgenommen, Werke zu bringen wie Katja Kabanowa oder Baal von Cerha und andere. Unser Konzept sah vor, viele neue Sänger vorzustellen, und diese brauchen Proben. Wir sparten auch sehr viel Geld mit dieser Entscheidung, aber das war nicht ausschlaggebend. Unser wichtigstes Ziel war es vielmehr, das Niveau des Hauses künstlerisch zu heben. Denn die Oper war in einem miserablen Zustand. Künstlerisch und auch finanziell. Die einzige Neuproduktion war dieser Boris, der aus London kam, inszeniert von Andrej Tarkowskij, dem großen russischen Film- und Theaterregisseur. Claudio Abbado war mit Tarkowskij befreundet und hatte auf den Boris bestanden. Es war ja nicht so einfach, mit Abbado auf einen grünen Ast zu kommen. Aber Tarkowskij war davor verstorben. So bestritten wir die erste Premiere ohne anwesenden Regisseur und es war die einzige, leider nur die einzige, die Claudio Abbado dirigierte, bevor er zum Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker berufen wurde, womit dann seine Aktivitäten außerhalb Berlins sistiert wurden. Und die Produktion kam, wie gesagt, von London hierher und galt in Wien als Premiere. Kurz zusammengefasst: weder die Besetzung noch die Inszenierung waren ganz mein Geschmack. Es war kein Triumph, aber es war ein Achtungserfolg. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, außer dass wir mit der „elenden Glocke“, der Kremlglocke, zu kämpfen hatten. Sie war das Hauptbegehren des nicht mehr lebenden Regisseurs. Es war sehr kompliziert, so eine riesige Glocke auf die Bühne und zum Erklingen zu bringen. Sie war wahnsinnig schwer und eigentlich die größte Beschäftigung dieser Premiere. Außerdem hatte sie ein Vermögen gekostet. Aber wir respektierten den Wunsch des Regisseurs und haben es dann auch halbwegs hingekriegt. Die Produktion wurde nicht viele Jahre gespielt und es ist eigentlich außer dem Nibelungenring die einzige Oper, die zwei Neuproduktionen in meiner Amtszeit erlebt hat. Wie hat die Presse auf die neue Direktion und ihren ersten großen Auftritt reagiert? Es war eine unentschiedene, abwartende, eher pessimistische Stimmungslage. Der Boris selbst wurde eher wohlwollend beurteilt.
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06 10 1991 | Modest P. Mussorgskij | Boris Godunow: Gabriele SIMA, Robert LLOYD
06 10 1991 Modest P. Mussorgskij
Boris Godunow
Herr Direktor Holender, Boris Godunow war Ihre erste Premiere, nachdem Sie an der Seite Eberhard Waechters die Direktion der Wiener Staatsoper und der Wiener Volksoper übernommen hatten, das war ja keine Kleinigkeit? Boris war die einzige Premiere der ersten Spielzeit. Waechter und ich wurden unglaublich kritisiert. Wir wurden von allen Zeitungen angeschossen, weil wir gesagt hatten, es gäbe keine Premieren in der Spielzeit 1991/1992. Wir wollten von Werken Wiederaufnahmen machen, die man schon seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Wir hatten uns vorgenommen, Werke zu bringen wie Katja Kabanowa oder Baal von Cerha und andere. Unser Konzept sah vor, viele neue Sänger vorzustellen, und diese brauchen Proben. Wir sparten auch sehr viel Geld mit dieser Entscheidung, aber das war nicht ausschlaggebend. Unser wichtigstes Ziel war es vielmehr, das Niveau des Hauses künstlerisch zu heben. Denn die Oper war in einem miserablen Zustand. Künstlerisch und auch finanziell. Die einzige Neuproduktion war dieser Boris, der aus London kam, inszeniert von Andrej Tarkowskij, dem großen russischen Film- und Theaterregisseur. Claudio Abbado war mit Tarkowskij befreundet und hatte auf den Boris bestanden. Es war ja nicht so einfach, mit Abbado auf einen grünen Ast zu kommen. Aber Tarkowskij war davor verstorben. So bestritten wir die erste Premiere ohne anwesenden Regisseur und es war die einzige, leider nur die einzige, die Claudio Abbado dirigierte, bevor er zum Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker berufen wurde, womit dann seine Aktivitäten außerhalb Berlins sistiert wurden. Und die Produktion kam, wie gesagt, von London hierher und galt in Wien als Premiere. Kurz zusammengefasst: weder die Besetzung noch die Inszenierung waren ganz mein Geschmack. Es war kein Triumph, aber es war ein Achtungserfolg. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, außer dass wir mit der „elenden Glocke“, der Kremlglocke, zu kämpfen hatten. Sie war das Hauptbegehren des nicht mehr lebenden Regisseurs. Es war sehr kompliziert, so eine riesige Glocke auf die Bühne und zum Erklingen zu bringen. Sie war wahnsinnig schwer und eigentlich die größte Beschäftigung dieser Premiere. Außerdem hatte sie ein Vermögen gekostet. Aber wir respektierten den Wunsch des Regisseurs und haben es dann auch halbwegs hingekriegt. Die Produktion wurde nicht viele Jahre gespielt und es ist eigentlich außer dem Nibelungenring die einzige Oper, die zwei Neuproduktionen in meiner Amtszeit erlebt hat. Wie hat die Presse auf die neue Direktion und ihren ersten großen Auftritt reagiert? Es war eine unentschiedene, abwartende, eher pessimistische Stimmungslage. Der Boris selbst wurde eher wohlwollend beurteilt.
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19 12 1992 | Richard Wagner | Der Ring des Nibelungen: Die Walküre: Waltraud MEIER, Plácido DOMINGO
19 12 1992 | Richard Wagner | Der Ring des Nibelungen: Die Walküre: Waltraud MEIER, Plácido DOMINGO
30 10 1994 | Wolfgang Amadeus Mozart | CosĂŹ fan tutte: Vesselina KASAROvA, Barbara FRITTOLI, Alessandro CORBELLI
30 10 1994 | Wolfgang Amadeus Mozart | CosĂŹ fan tutte: Vesselina KASAROvA, Barbara FRITTOLI, Alessandro CORBELLI
Premieren 1991 – 2010
Closeup || Boris GodunoW • Das Rheingold • Die Walküre • Siegfried • Götterdämmerung • Il trovatore • Les Contes D‘Hoffmann • I puritani • Cardillac • Così fan tutte • Fedora • Hérodiade • Die Wände • Gesualdo • Der Freischütz • Jérusalem • Peter Grimes • Stiffelio • Die schweigsame Frau • Mefistofele • Oedipe • Linda di Chamounix • Der verlorene Sohn / Orpheus und Eurydike • Rienzi, der letzte der Tribunen • I vespri siciliani • Brundibár • Das Tagebuch der Anne Frank • Le Prophète • Guillaume Tell • Ernani • Die lustige Witwe • Der ZerRissene • WeiSSe Rose • Palestrina • Don Giovanni • Das Traumfresserchen • La Juive • Die Frau ohne Schatten • Lulu • Die Zauberflöte • Die Jakobsleiter / Gianni Schicchi • Peter Pan • Roberto Devereux • Billy Budd • Der 35. Mai oder konrad reitet in die Südsee • Nabucco • Le nozze di Figaro • La sonnambula • Roméo et Juliette • Jenu° fa • Der Riese vom Steinfeld • Simon Boccanegra • Jonny spielt auf • La Favorite • Die Zauberflöte für Kinder • Pinocchio • Tristan und Isolde • Falstaff • Der fliegende Holländer • Parsifal • Daphne • Don Carlos • Die tote Stadt • Norma • Werther • Aladdin und die Wunderlampe • Manon Lescaut • Osud / Le villi • Lohengrin • Idomeneo • Bastien und Bastienne • Die Entführung aus dem Serail • Moses und Aron • Otello • Arabella • Manon • La fille du régiment • Die Omama im Apfelbaum • Boris Godunow • Pique Dame • Wagners Nibelungenring für Kinder • Die Walküre • La forza del destino • Siegfried • Capriccio • Faust • Götterdämmerung • Eugen Onegin • Das Rheingold • Lady Macbeth von Mzensk • Macbeth • Medea • Pünktchen und Anton • Tannhäuser || Servus Du • Nabucco • Dantons Tod • Gomorra • Giuditta • Im weissen Rössl • Wagners Ring an einem Abend • Die Sache Makropulos • Die Perlenfischer • Der Mann von La Mancha • Die Lustigen Weiber von Windsor • Der feurige Engel • König für einen Tag • Hamlet • Zauber(Flöten)-Reich Theater • KIss me Kate • Carmen • Zar und Zimmermann • Don Pasquale • Mona Lisa • LakmÉ || Ioan Holender
CloseUp IOAN HOLENDER
Photos | Axel Zeininger Lois Lammerhuber gert korentschnig karlheinz roschitz heinz sichrovsky wilhelm sinkovicz
ISBN 978-3-901753-19-0
Edition Lammerhuber
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