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Hoher Besuch

Der Kreuzhof hat sich bis heute kaum verändert.

„Der Kreuzhof versammelt in seinem Stüble nur Freunde und kein modernes Durchzugspublikum.“

© WIKIMEDIA COMMONS

Karl May mit seiner zweiten Frau Klara, die mit ein Grund für den Bruch mit den Kreuzhofern war.

© ANDREAS FRIEDLE damaligen Abt von Stift Fiecht, Albert I. Wildauer, lernte May kennen. Der Abt lobte den Schriftsteller nach dessen eigenen Aussagen wegen seiner christlichen Werthaltung überschwänglich: „Sie sind der größte Wohltäter der deutschen Jugend!“ Das erzählte Karl May freilich 1910, zu einer Zeit, wo er schwer in die Kritik geraten war.

Stimmungsvoller Abschied vom See

Die Tage bis zur Abreise der Mays am 30. Juni vergingen wie im Flug. Am 29. Juni, zum Festtag Peter und Paul, ließ die Gräfin für den Herrn Dr. ein Feuerwerk am See abbrennen. Die Dienerschaft oder ein Gesangsquartett – je nach Quellen – gaben in Booten auf dem See das Ave Maria zum Besten, das die Siedler im Roman dem sterbenden Winnetou gesungen hatten. Emma May schrieb später an eine Freundin: „… Denke dir, als wir abends 11 Uhr Abschied nahmen, um nach unserem Hotel zu fahren, … begleitete uns die alte Gräfin mit ihrer Tochter, und als wir nochmals einen letzten Gruß nach dem Kreuzhof sandten, erstrahlte das ganze Haus in Buntfeuer. Alles war behangen mit bunten Lampions, sogar das Bootshaus, was sich im See prächtig widerspiegelte. Und weiterhin vom See erklangen wunderbare Töne an unser Ohr: vielleicht zehn Boote waren hinausgesandt worden, um uns aus der Ferne ein letztes Lebewohl zu singen. …“ Im Gästebuch des Kreuzhofes verewigte sich Karl May mit einem Gedicht, dessen erste Strophe lautete: „Am Achensee, am Achensee, da steht ein wundersames Haus: So oft hinein, hinein ich geh, sehn ich mich nimmermehr hinaus.“

Nach dem Besuch wurden Briefe zwischen dem Achensee und Radebeul hin- und hergeschickt. Gräfin Anna Jankovics schwärmte in wärmsten Tönen von dem Besuch und wünschte nichts sehnlicher als eine baldige Wiederholung. Dieses Mal im Haushalt der Familie in Wien. Anna Jankovics schrieb: „… Wien ist von Dresden gar nicht weit, und welche Freude für die Bewohner des III. Bezirks, Jaquingasse 33! Und diese würden für Ihre Ruhe sorgen, obgleich Sie viele, viele Verehrer in der alten Kaiserstadt

mer‘, aber freilich nur für anspruchslose Westmänner berechnet. Vor einem aber wären geehrter Herr Dr. sicher, und zwar nicht bloß vor einem Überfalle der Indsmen [Indianer, Anmerkung], sondern auch der oft viel gefährlicheren ‚Bleichgesichter‘ – denn der Kreuzhof versammelt in seinem Stüble nur Freunde und kein modernes Durchzugspublikum, dazu ist er viel zu schlicht und altösterreichisch geartet.“ May nahm die Einladung an: Er wolle auf seiner Reise fünf Minuten vorbeischauen, überdies komme er mit seiner Frau Emma. Mit fünf Minuten wollte sich Anna Jankovics freilich nicht zufriedengeben. Sie schrieb zurück, er möge die fünf Minuten „um einige 1000 x“ multiplizieren. Als Unterkunft für ihn und seine Frau schlug sie den „Gasthof“ Scholastika vor, weil das Gästezimmer im +Hof – so kürzte sie ihr Haus stets ab – für zwei Personen zu klein sei.

Am 27. Juni 1897 war es dann so weit: Das Ehepaar May traf am Achensee ein und wurde herzlichst von den +Höflern empfangen. Wie vereinbart nächtigten die Mays im Hotel Scholastika, wurden morgens mit dem Boot abgeholt und zum Kreuzhof gebracht. Dort wurde diskutiert, May erzählte von seinen Abenteuern im Nahen Osten und im Wilden Westen, man machte Ausflüge im Ruderboot und saß im „Stüble“. Auch den

haben, … Nichts für ungut und unser aller innigste Freundesgrüße an Old Shatterhand und seine liebe Squaw von den +Hofern“.

Tatsächlich kamen die Mays am 20. Februar 1898 in Wien an. Da der Schriftsteller ein dichtes Programm hatte, kam es zwar zu Treffen mit der Familie Jankovics, allerdings nicht mehr so innig wie am Achensee. Dennoch schied man in bestem Einvernehmen.

Das Ende der Liebe

Im Sommer 1902 wohnte Karl May fast 14 Tage neuerlich im Hotel Scholastika am Achensee. Die Bewohner des Kreuzhofes traf er aber nicht. Die Liebe seitens der Jankovics war erkaltet. Was war geschehen? Inzwischen war bekannt geworden, dass Karl May die Abenteuer, von denen er geschrieben hatte, nicht selbst erlebt hatte. Er war weder Shatterhand noch Ben Nemsi, auch den edlen Häuptling der Apachen hatte es nicht gegeben. Nein, May war im Gefängnis gesessen, durfte deswegen als Lehrer nicht mehr unterrichten und hatte daher zur Feder gegriffen. Und so manche Zeilen, die er dabei produzierte, waren auch keine Bestseller, sondern billiger Schund. Außerdem hatte sich inzwischen eine Dreiecksbeziehung zwischen Emma und Karl May und Klara Plöhn gebildet. Emma May hielt Klara Plöhn für eine ihrer besten Freundinnen, in Wahrheit war sie die Geliebte ihres Mannes. Im Herbst 1902 verließen May und die Plöhn während einer Reise gemeinsam Bozen, während er seine Frau zwang, dortzubleiben. Später heiratete er Klara und ließ Emma vorerst mittellos zurück. Der Scheidungsprozess zog sich über Jahre.

Nach 1902 versuchte Karl May mehrfach wieder mit Gräfin Anna Jankovics in Verbindung zu treten, schrieb ihr seitenweise Briefe über das Unrecht, das ihm vor allem von Seiten der gehässigen Presse widerfahren war. Doch sie blieben unbeantwortet. Im März 1912 starb Karl May in Radebeul, am 21. März 1931 verkaufte Anna Jankovics – nach dem Ende der Monarchie nun ohne Adelstitel – den Kreuzhof, am 16. Jänner 1937 starb sie in Pressbaum bei Wien. Nur der Kreuzhof, der steht auch heute noch.

Literaturtipp

Wer ganz genau wissen will, wie es bei den Besuchen von Karl May in Tirol zugegangen ist, dem sei empfohlen: Anton Haider: Im Reich des Roten Adlers, Karl-May-Verlag, Bamberg-Radebeul, 2016 (2. Auflage)

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OF RED SKINS AND PALE FACES

The German adventure writer KARL MAY visited the Achensee twice. He was invited by the then owner of the Kreuzhof near Achenkirch, Countess Anna Jankovics.

The year was 1897: Karl May, the writer from Radebeul in Germany, was at the height of his Kreuzhof in Achenkirch. May accepted the invitation and on 27 June 1897 the May couple arrived at the Achensee fame. The stories about Old Shatterhand and Winnetou and were warmly welcomed. Karl May immortalised in the “Wild West” or about Kara Ben Nemsi and Hadschi himself in the guest book of the Kreuzhof with a poem, Halef Omar in the Orient had made him world famous. the first stanza of which read as follows: “At the Achensee, The news of these heroes had also reached Tyrol. The at the Achensee, there is a wondrous house: as often as I Tyroleans particularly liked May because of the ever-pres- go in, I never want to go out.” ent Christian undertone of his stories. And this is how his connection to the Achensee came about. Letters continued to be sent back and forth between the Achensee and Radebeul after the visit, and there was The 34-year-old Countess Anna Elisabeth Jankovics, who another meeting in Vienna. Later the love on the part of came from a strict Catholic family, was shaken up by Win- the Jankovics cooled, even though May was once again a netou’s death. She had read the dying hero’s confession guest elsewhere at the Achensee. In the meantime, people that he was in fact a Christian. Now she wanted to know had discovered that Karl May had not experienced the from May, whom she also considered the Old Shatter- adventures he had written about himself. May had been hand of the novels, why he had not baptised Winnetou in prison, was therefore no longer allowed to teach as a before his death. So she sent a letter to Radebeul. But, teacher and had therefore turned to writing. Karl May May replied, he had given the Apache chief an emergency tried to contact Countess Anna Jankovics again several baptism. Thus began a lively correspondence between the times after 1902, but in vain. Karl May died in Radebeul in ardent countess and the German writer. Finally, May was March 1912, Anna Jankovics sold the Kreuzhof on 21 March invited to the Achensee. The Jankovics had a house there 1931, and she died in Pressbaum near Vienna on 16 January where they used to spend their summer holidays: the 1937. The Kreuzhof, however, still stands today.

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Atoll Achensee

Achensee 63, 6212 Maurach + 43 (0)5243/20 320 info@atoll-achensee.com

www.atoll-achensee.com

WO BERGSTEIGER IHR PARADIES FINDEN

Das Schild am Ortseingang fehlt noch, doch seit April ist es amtlich: STEINBERG wurde in den erlesenen Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen. Die erste Etappe ist damit geschafft, nun macht sich die Gemeinde daran, der Idee Leben einzuhauchen.

© ANDREAS FRIEDLE

Bergsteigerdörfer

Die Bergsteigerdörfer sind eine Initiative der Alpenvereine und gehen auf ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins zurück. Die Auswahl der Bergsteigerdörfer erfolgt nicht zufällig: Landschaftliche Reize, alpinistisch interessante Gebiete und eine intakte Kultur- und Naturlandschaft gehören ebenso zu den Aufnahmekriterien wie das Engagement der lokalen Bevölkerung, sich für eine nachhaltige und naturverträgliche Gemeinde- und Tourismusentwicklung einzusetzen. Derzeit gibt es 35 Bergsteigerdörfer, davon 22 in Österreich, vier in Deutschland, fünf in Italien und je zwei in Slowenien und in der Schweiz.

www.bergsteigerdoerfer.org

Der offizielle Beitritt Steinbergs zu den Bergsteigerdörfern ist für den 12. September 2021 geplant. Rund um diesen Termin soll es auch andere Feierlichkeiten geben: So soll am Hochunnütz erstmals ein Gipfelkreuz aufgestellt werden. Und jenes auf dem Guffert, das seit Jahren Robert Huber von der Jausenstation Waldhäusl betreut, wird erneuert. W enn man sich vorstellt, wie ein echtes Bergsteigerdorf aussehen müsste, dann würde es wohl so wie Steinberg am Rofan sein: Viel blauer Himmel, Wälder, Wiesen, ein Platz mit einer Kirche und einem Gasthaus, Gehöfte und Häuser sind malerisch in der Landschaft verstreut. Umgeben wird das Idyll von mehr oder weniger hohen Bergen. Bergsteigerinnen und Bergsteiger finden hier ein Angebot in allen Längen und Schwierigkeiten, sommers wie winters: von den steilen und schwierigen Kletterwänden im Rofan bis zur Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung auf der Gufferthütte, von der gemütlichen Schneeschuhwanderung bis zur anspruchsvollen Skitour. So lag es nahe, dass 2017 eine Familie aus dem Dorf, die vom Konzept der Bergsteigerdörfer des Alpenvereins gehört hatte, Bürgermeister Helmut Margreiter die Frage stellte, ob das nicht auch etwas für Steinberg wäre. Und mit dieser Frage wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der noch immer andauert und weit in die Zukunft des Ortes reicht.

Bewerbung war Teamarbeit

Ein Vertreter des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) kam zu einer Präsentation ins Dorf, rund 70 Gemeindemitglieder hörten ihm zu. Und, erinnert sich Bürgermeister Margreiter, „es waren alle dermaßen begeistert, dass das der richtige Weg wäre“, dass man beschloss, eine Mitgliedschaft anzustreben. Wie in Steinberg seit einigen Jahren bei größeren Entscheidungen üblich, wurde ein eigener Bürgerausschuss gegründet: das „Team Bergsteigerdorf“. So eine Sache solle schließlich „auf vielen Schultern getragen“ werden. Man besuchte andere Bergsteigerdörfer, sprach mit möglichen Mitgliedsbetrieben und erstellte Konzepte. Dass Steinberg ein ideales Bergsteigerdorf wäre, daran hatte man keine Zweifel, erzählt Margreiter: „Wir liegen geografisch zentral, es ist von Innsbruck oder München bis zu uns etwa gleich weit, aber wir sind doch abseits. Wir sind sozusagen das Extrastübchen vom Achensee. Ruhe und Natur sind unser Hauptkapital.“

Den Gremien, die letztlich über die Aufnahme eines Ortes entscheiden, machte paradoxerweise eben diese Abgeschiedenheit Sorgen. Man hatte Bedenken, dass es vielleicht zu wenige Unterkünfte geben könnte und ein Nahversorger fehlte. Doch diese Vorbehalte konnte man zerstreuen, die Zimmervermieter in der Region zeigten großes Interesse an dem Projekt und auch das Problem des fehlenden Nahversorgers hat man pragmatisch gelöst. Im Foyer des Gemeindehauses gibt es seit Juli 2020 einen kleinen Selbstbedienungsladen. „Der hat sieben Tage pro Woche, 24 Stunden, offen. Das ist nicht nur für Gäste, sondern auch für die Einheimischen praktisch. Beim Sortiment testen wir im Moment aus, wie die Bedürfnisse sind“, so Bürgermeister Margreiter. Wenn sich das Konzept bewährt, sind eine kombinierte Gästeinformation und ein kleiner Nahversorger eventuell im alten Feuerwehrhaus geplant. Dort könnten auch die Bauern aus der Gegend ihre Produkte anbieten.

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