Formel Story 2007

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Volker Paulun, Lars Krone (Text) Hoch Zwei (Fotos) Stefan Pajung, Dr. h. c. Michael M. Willms (Herausgeber)

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2 Formel Story Vorwort


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Liebe Leserinnen, liebe Leser

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at die Formel 1 ohne die Lichtgestalt Michael Schumacher noch dieselbe Strahlkraft? Jetzt wissen wir es: Ja! Wie sagt schon „F1-Zampano“ Bernie Ecclestone seit Jahren: „Die Formel 1 ist größer als ein einzelner Fahrer oder ein Team.“ Auch wenn natürlich der eine oder andere „Schumi“-Fan Tribüne und TV-Gerät nicht mehr ganz so oft „benutzt“, beim spannendsten Finale der letzten Jahrzehnte sind sie dann alle wieder begeistert dabei. Und mit Kimi Räikkönen haben wir einen neuen Weltmeister, der dies nicht nur auf die denkbar spektakulärste Art und Weise wird, sondern den Titel auch zu mehr als 100 Prozent verdient. Der Junge ist ein unvergleichliches Vollgas-Talent. Neben den Tifosi kommen aber auch die deutschen Fans bestens auf ihre Kosten, denn neue „Helden“ sind stark im Kommen. Nick Heidfeld wird als Fünfter „Best of the rest“. Für Ralf Schumacher ist 2007 dagegen ein durchwachsenes Jahr. Nico Rosberg, Adrian Sutil und natürlich Sebastian Vettel fahren sich in der Hackordnung weit nach oben. Den dreien traue ich ähnliche „Wunderdinge“ wie Lewis Hamilton zu – vorausgesetzt, sie bekommen unter ihre Hintern auch ein Top-Auto. Markus Winkelhock kann nur ein Rennen glänzen, das tut er aber mit Führungskilometern furios. Was mich besonders freut, ist die Leistung von Timo Glock, der GP2-Champion wird und deshalb 2008 bei Toyota in der „Königsklasse“ als Stammfahrer antritt. Autor Volker Paulun und Co-Autor Lars Krone fassen gewohnt kompetent die Ereignisse in der Formel 1 sowie in allen anderen wichtigen Monoposto-Rennserien zusammen. Tolle Fotos und ein ausführlicher Statistik-Teil machen die „Formel Story 2007“ zur Pflicht-Lektüre für jeden Motorsport-Fan. Viel Spaß beim Lesen wünscht

Michael M. Willms (Herausgeber)


Top Fahrer Eiskalt, clever, schnell, ehrgeizig – einfach unglaublich talentiert. Die besten fünf Akteure des Jahres

14

Formel 1 Saison 2007

Ein Jahr mit vielen Überraschungen im Schnelldurchgang unter die Lupe genommen 16

Formel 1 Teams Elf Teams, 22 Fahrer und ihre Höhen und Tiefen – die Akteure der Formel-1Saison 2007 im Überblick

28

Formel 1 Rennen Duelle, Dramen, Lob und Leid. Aus diesen Zutaten ist das 17-Gänge-Menü der Formel-1-Saison 2007 zubereitet

130

DHL Fastest Lap Trophy Der Fahrer mit den meisten schnellsten Rennrunden erhält 2007 eine besondere Auszeichnung

132

Champ Car Mit dem vierten Titel in Folge verabschiedet sich Abo-Meister Sébastien Bourdais Richtung Formel 1

136

Indycar Dario Franchitti gewinnt nicht nur die Indy 500, sondern auch den Titel – aber denkbar knapp

140

A1GP Eine Nation drückt dem World Cup of Motorsport ihren Stempel auf: Deutschland

144

GP2-Serie Trotz einiger Rückschläge holt sich Timo Glock den Titel im umkämpften Formel-1-Unterhaus

Formel 1

6

14

4 Formel Story Inhalt

Selten wurde das Prädikant „Bestes Rennen des Jahres“ so oft vergeben wie 2007


Top Fahrer

6

5

Die besten Fahrer 2007. Die fünf herausragenden Formel-Piloten des Jahres im Kurz-Porträt

Und wieder sichert sich Sébastien Bourdais den Titel

IndyCar

Dario Franchitti setzt sich in allerletzter Sekunde durch

A1GP

Deutschland gewinnt überlegen den Nationen-Cup

GP2-Serie

Timo Glocks erster großer Titelgewinn

Die Euro-Serie ist die Wiege für die Champions von morgen. Der Sieger 2007: Romain Grosjean

Formel-3-Cup 152 Deutschlands höchstrangige Nachwuchsserie ist fest in belgischholländischen Händen

144 140 136 132

Champ Car

Formel 3 Euro Serie 148

Renault World Series 154 Nach dem Aufstieg von Sebastian Vettel in die Formel 1 ist der Weg frei für Álvaro Parente

Formel Renault NEC 158 Die Erfolgsserie des Teams Motopark Academy wird durch Frank Kechele fortgeschrieben

Formel BMW 160 Christian Vietoris sichert sich den Titel  – und eine Formel-1-Testfahrt im BMW Sauber

Formel International 162 Von Japan bis USA – die Ereignisse anderer wichtiger Monoposto-Serien und Rennen im Überblick

Statistik Formel 1 164 Zeiten, Plätze, Punkte, Bestmarken Sieger – die Formel-1-Saison 2007 in Zahlen

Statistik INTERNATIONAL & NATIONAL 183 Die Ergebnisse und kompletten Endstände der wichtigsten Monoposto-Serien neben der Formel 1


6 Top Fahrer

Saison 2007


7

Lewis Hamilton

01

Formel 1

Lewis Hamilton schafft als Formel-1-Rookie fast den Durchmarsch auf den höchsten Thron im Motorsport. Dass er knapp scheitert, schmälert seine Leistung kaum

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ewis Hamilton weiß, worauf er sich einlässt: „Mit meinem Wechsel in die Formel 1 geht ein Lebensabschnitt zu Ende und ein neuer, wichtigerer beginnt.“ Nach Formel Renault, Formel 3 und GP2 (überall wird er Meister) nun also die „Königsklasse“. Zur Vorbereitung studiert er Regeln, trainiert seine Kondition, spult Testkilometer ab. Er ist ein Streber. Ge­ nauer gesagt, er hat sich dazu gemacht: „Ich habe Disziplin gelernt, lernen müssen, um mich aufs Wesentliche konzentrieren zu können.“ Das gelingt ihm bravourös: Hamilton wird beim Debüt auf Anhieb Dritter. Vier zweite Plätze folgen, dann der erste Sieg in Kanada. Was er mit diesem Triumphzug auslöst, trifft ihn trotz akribischer Planungen unvorbereitet. Hamilton ist in allen Objektiven, allen Schlagzeilen, in aller Munde. Der 22-Jährige ist nicht nur der erste dunkelhäutige Pilot in der Formel 1, er ist der erfolgreichste Neueinsteiger und er heizt dem Establishment der etwas eingestaubten TopRennserie ein. All das lieben die Menschen. Hamilton wird von null auf 100 zur Berühmtheit. „Das wird mir oft zuviel“, stöhnt er einerseits. „Es ist cool, berühmt zu sein“, bekennt er andererseits. So oder so, Fakt ist: Hamilton ist VIP, ob er will oder nicht. Jedes Tun wird beobachtet und bewertet.

Die Trennung von Langzeit-Freundin Jodia Ma ebenso wie neue Liebeleien und der Umzug in die Schweiz. Aber vor allem ist er Rennfahrer – einer, der mit besonderen Genen gesegnet ist. Ein neuer Senna, ein neuer „Schumi“. Wobei er lieber Ersterer wäre. Damon Hill, der letzte Brite auf dem WM-Thron, schwärmt. „Es scheint, das Auto sei Teil seines Körpers.“ Die ersten Rückschläge erlebt er auf dem Nürburgring. Den schweren Trainingsunfall steckt er gut weg („Angst vorm Tod habe ich nicht“), den anschließenden ersten Nuller des Jahres ebenfalls. Beim nächsten Kräftemessen in Ungarn siegt er wieder. Psychische Stärke beweist er auch im Mobbing-Streit mit Kollege Fer­nando Alonso. Nicht der Rookie, sondern der Weltmeister wirft am Ende das Handtuch und wechselt das Team. Mentalen Rückhalt bekommt Hamilton von Vater Anthony, der auch Manager und Idol in Personalunion ist, sowie seinem 15 Jahre alten Bruder Nicolas, der unter Kinderlähmung leidet. „Er ist mein bester Freund“, so „Lew“, wie ihn die britische Presse nennt. Als er in Brasilien den sicher geglaubten Titel an Kimi Räikkönen verliert, weint er sich an der Schulter von Teamchef und Förderer Ron Dennis aus. Wenig später verspricht er: „Ich bin noch jung und komme nächstes Jahr wieder.“

„Der Junge ist ein Geschenk für die Formel 1. Er ist jung, sieht gut aus, und er redet auch mit den Leuten“ F1-Vermarkter Bernie Ecclestone über Lewis Hamilton

Seine Stärken SCHNELL-LERNER Sieben der 17 GPKurse kennt Hamilton nicht. Kein Problem, er fährt trotzdem vorn mit

Kaltschnäuzig Gleich bei seinem zweiten Rennstart lässt er das Ferrari-Duo wie Anfänger stehen. Weitere Manöver dieser Art folgen

Intelligent Sechs Fahrer stranden auf dem Nürburgring in Kurve eins. Einer lässt seinen Motor laufen, wird wieder auf die Strecke gestellt und fährt weiter: Hamilton


Saison 2007

02

Kimi Räikkönen Mit einem tollen Endspurt sichert sich der „Iceman“ den F1-Titel. Bravo

Formel 1

8 Top Fahrer

E

ins. Das ist Kimi Räikkönens Platzierung nach dem ersten Saisonrennen. Und nach dem letzten. Da­zwischen überlässt der wortkarge Finne anderen die Tabellenspitze. Nach den beiden Nordamerika-Rennen ist er sogar nur Tabellenvierter mit 26 Punkten Rückstand und wird schon als Fehleinkauf abgestempelt. Ihn juckt‘s nicht. Wichtig ist, wer am Schluss oben steht. Und das ist er: Kimi Räikkönen. Fünf Jahre hat er mit McLaren Anlauf auf den höchsten Gipfel im Motorsport genommen, zweimal hat es fast bis nach ganz oben gereicht. Aber nur fast. Dann der Wechsel zu Ferrari – und prompt klappt es mit dem Titel. Dass er diesen ausgerechnet seinem Ex-Arbeitgeber wegschnappt, ist dabei eine süffisante Randnotiz. Kimi Räikkönen ist ein sehr spezieller Mensch. Er macht sein Ding. Er trinkt schon mal zu viel Wodka-Red-Bull oder fährt im Gorilla-Kostüm zusammen mit Kumpel Toni Vilander auf Bootsspritztour. Ob ihn die Boulevard-Presse dafür zerreißt, interessiert ihn nicht: „Ist mir scheißegal.“ Anders als McLaren-General Ron Dennis lässt ihn Ferrari-Teamchef Jean Todt an der langen Leine gewähren. Todt sagt: „Ich mag Kimi. Er ist bescheiden, entschlossen und nicht so emotionslos wie viele denken, man muss seine Gefühle nur richtig übersetzen.“

Seine Stärken Eiskalt Unter Druck fährt Räikkönen seine besten Rennen Talent Räikkönen hat das Sauschnell-Gen in sich. Manchmal fährt er nur aus Langeweile die schnellste Rennrunde

FleiSS Trainingsmuffel? Räikkönen spulte 2007 so viele Testkilometer ab wie kaum ein anderer Fahrer


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Saison 2007

03

Sébastien Bourdais „Super-Seb“ dominiert zum vierten Mal in Folge die Champ-Car-Serie

Champ Car

10 Top Fahrer

W

er ihn das erste Mal sieht, hält Sébastien Bourdais sicher nicht für einen der erfolgreichsten Formel-Piloten der vergangenen fünf Jahre. Vier Titel in den USA in Folge, 31 Siege, 44 Podestplätze und 58 PolePositions in 73 Rennen – nie zuvor hat ein Rennfahrer den amerikanischen Monoposto-Sport so dominiert wie Sébastien Bourdais. Doch der schlacksige, unauffällige Brillenträger entspricht überhaupt nicht dem Klischee eines Rennfahrers. Zu bodenständig ist der Mann aus Le Mans, der glücklich mit seiner Ehefrau Claire verheiratet ist und im vergangenen Winter erstmals Vater einer Tochter wurde. Da für Bourdais trotz seines Formel-3000-Titels im Jahr 2003 alle Türen in die Formel 1 verschlossen blieben, wagte er den Schritt in die USA. Das Risiko zahlte sich für den Radio­head-Fan aus. Nach dem vierten Champ-Car-Titel hintereinander – mit acht Saisonsiegen stellt Bourdais in diesem Jahr trotz neuer Einheitsautos sogar einen persönlichen Rekord auf – und überzeugenden Testfahrten für Toro Rosso sicherte er sich bei den Italienern für 2008 endlich das langersehnte Cockpit in der Königsklasse. Und nebenbei fährt der vielseitige Franzose im Sommer noch für Peugeot bei der Premiere des Dieselsportwagens 908 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans den zweiten Platz ein.

Seine Stärken Optimismus Bourdais lässt sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen Effizienz Seine benzinsparende Fahrweise hat die Champ-Car-Serie revolutioniert

Anpassungsfähig Bourdais kommt am schnellsten mit dem neuen Einheitsauto zurecht


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04

Dario Franchitti

IndyCar

Der Schotte siegt beim legendären Indy 500 und wird IndyCar-Champ

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m August scheint es, als ob Dario Franchitti der IndyCarTitel doch noch durch die Finger schlüpft. In Michigan und Kentucky überschlägt er sich, beim zweiten Mal gar nach der Zieldurchfahrt, da er einen Rivalen übersieht („Mein Fehler“). Direkt danach kollidiert er mit Teamkollege Marco Andretti in Sonoma. Als daraufhin Teamchef Michael Andretti dem Schotten die Schuld am Crash zuweist, platzt Franchitti der Kragen. „Michael fehlt machmal der Durchblick, den er als Teamchef haben sollte“, so der 34-Jährige, der in der Country-Stadt Nashville lebt. Und auch mit Titelrivale Scott Dixon legt sich der Schotte nach der Kollision von Michigan an. Am Ende darf er sich dennoch über den Titel freuen – wenn auch etwas Glück dabei ist. Franchitti sieht dieses als ausgleichende Gerechtigkeit: „2005 hatten wir das schnellste Auto, aber viel Pech. In diesem Jahr hat bis auf den August alles gepasst“, so der Ehemann von Schauspielerin Ashley Judd, der nach einem kurzen DTM-Abstecher seit zehn Jahren in den USA Rennen fährt. An die dort üblichen Ovalrennen gewöhnt er sich nur langsam. Doch seine Antipathie hat er mittlerweile überwunden. Muss er auch, denn 2008 startet er in der NASCAR-Serie. Ohne Speedways geht es in der populärsten US-Rennserie nicht.

Seine Stärken Konstanz Zusammen mit Titelrivale Scott Dixon holt er die meisten Top-fünf-Ergebnisse (insgesamt 13)

Zuverlässigkeit In 17 Rennen kommt Franchitti nur einmal nicht ins Ziel Nervenstärke Macht trotz großen Drucks beim Saisonfinale alles richtig


Saison 2007

05

Timo Glock Mit dem GP2-Titel sichert sich der Hesse ein F1Cockpit bei Toyota

GP2

12 Top Fahrer

D

er Grundstein für Timo Glocks erfolgreiche Saison 2007 wurde vor anderthalb Jahren gelegt. Nach einer enttäuschenden GP2-Saisonhälfte mit dem spanischen BCN-Team wechselt der Deutsche zur Jahresmitte den Rennstall. „Als ich das erste Mal für iSport aus der Box fuhr und in die erste Kurve einlenkte, wusste ich, das ist ein Auto, mit dem ich allen zeigen kann, was ich drauf habe. iSport hat meine Karriere gerettet“, blickt Glock zurück, der danach mehr Punkte einfuhr als der spätere Meister Lewis Hamilton und von BMW als F1-Tester verpflichtet wurde. Damit war klar: 2007 muss der Titel her. Denn Glocks großes Ziel war die Rückkehr in die Formel 1 – vor drei Jahren fuhr der 25Jährige vier Rennen für Jordan. Um dieses zu schaffen war der Deutsche, wie Sébastien Bourdais, den Umweg über die Champ-CarSerie gegangen, wo er 2005 „Rookie of the year“ wurde. Danach wechselte er überraschend in die niedrigere, aber aufstrebende GP2Serie. Die Saison 2007 hat Höhen und Tiefen, ist daher für Glock sehr lehrreich: „Es war frustrierend, zu erleben, dass wir die Pace hatten, aber sie wegen Problemen nicht auf jeder Strecke ausspielen konnten. Für mich war das ein weiterer Lernprozess. Ich lernte, mich immer wieder zu motivieren.“ Am 19. November gibt es die Belohnung: den Formel-1-Vertrag mit Toyota.

Seine Stärken SPEED Glock fährt die meisten PolePositions (vier) und Siege (fünf) ein Entschlossenheit Er weiß, was er will

Kämpfer Glock holt vier seiner Siege am Sonntag, wo die Top acht des Vortags in umgekehrter Reihenfolge starten, und zeigt, dass man in der GP2-Serie überholen kann


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14 Formel 1 Saison 2007

Überraschungsjahr Der Höhenflug von Lewis Hamilton und der Last-Minute-Titelgewinn von Kimi Räikkönen sind nur zwei Höhepunkte einer facettenreichen Formel-1-Saison

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imi Räikkönen steht nach dem ersten Rennen an der Tabellenspitze und nach dem letzten – als Weltmeister. Hört sich nach Langeweile an, aber tatsächlich ist die Saison 2007 eine der spannensten in der bewegten Formel-1-Geschichte. Denn zwischen Auftakt und Finale besetzt ein anderer Fahrer die Tabellenspitze: Rookie Lewis Hamilton heizt dem PS-Establishment

gehörig ein. Der Galaauftritt des ersten dunkelhäutigen Formel-1-Piloten hat Experten und Fans gleichermaßen überrascht und begeistert. Dass McLaren-Mann Hamilton den Titel in einem dramatischen Showdown an Kimi Räikkönen verliert, mindert seine Leistung kaum. Und schließlich ist der Finne auch Rookie, nicht in der Formel 1, aber immerhin bei Ferrari. Gleich im ersten Jahr in Rot den Titel

zu gewinnen, das hat nicht einmal sein Vorgänger Michael Schumacher geschafft. Dennoch: Lewis Hamilton bleibt die große Überraschung der Formel-1-Saison 2007. Sein grandioser Einstand stellt nicht nur den ebenfalls zu McLaren gewechselten Titelverteidiger Fernando Alonso in den Schatten, womit dieser nicht klar kommt und sich mit dem Team überwirft. Auch der ein oder andere Teammanager wird seine


15

Die fünf Hauptdarsteller 2007: Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Nick Heidfeld

Eckdaten Technik Kraftquelle Wie im Vorjahr haben die V8-Saugmotoren 2,4 Liter Hubraum und leisten rund 750 PS

Personalpolitik überdenken und nicht mehr nur etablierte Stars bei Cockpit-Umbesetzungen ins Visier nehmen, sondern vermehrt hoffnungsvolle Talente. So muss Ralf Schumacher nach Auslaufen seines Toyota-Vertrages um seine GrandPrix-Zukunft bangen. Nach einer schwachen Saison ist er weniger gefragt als seine Landsmänner Nico Rosberg, Adrian Sutil sowie Sebastian Vettel, die bei Williams, Spyker und Toro Rosso jeweils das Beste aus den Gegebenheiten herausholen. Auch dass Ralf Schumachers Arbeitsplatz bei den Japanern an GP2-Champion Timo Glock geht, unterstreicht den Trend zur Jugend. Und die ungebrochene Wertschätzung für schwarzrot-goldenes Fahrkönnen.

Denn sollte Ralf Schumacher, wie von ihm gehofft, 2008 in der Formel 1 starten, wären gleich sechs deutsche Piloten im PSOberhaus vertreten – schließlich gibt es auch noch Nick Heidfeld. Der Wahl-Schweizer schafft 2007 zweimal den Sprung auf das Podium und wehrt sich am tapfersten gegen die Großmächte Ferrari und McLaren. Heidfeld profitierte auch von der überaus positiven Entwicklung bei BMW Sauber. Im zweiten Jahr seines Bestehens ist das bayrisch-schweizerische Team drittstärkste Kraft hinter Ferrari und McLaren. Die Weltmeistermannschaft von Renault stürzt hingegen ins Mittelfeld ab. Zu allem Überfluss geraten die Franzosen noch in den Strudel der „Spionageaf-

Neues Limit Die Drehzahl ist ab 2007 auf max. 19.000 U/min begrenzt Assistenten Elektronische Fahrhilfen sind erlaubt

Neue Sohlen Ab 2007 liefert Bridgestone Einheitsreifen

färe“, in der sich zuvor McLaren und Ferrari als Täter und Opfer gegenüberstehen. Das böse Ende für Silber: 100 Millionen Dollar Strafe und Abzug aller Konstrukteurs­punkte. Das Urteil gehört ebenfalls zu den Überraschungen des Jahres - allerdings zu den unangenehmen.


16 Formel 1 Teams

Vodafone McLaren Mercedes Führungspersonal Teamchef Ron Dennis Technischer Direktor Jonathan Neale, Paddy Lowe Renningenieur Alonso Mark Slade Renningenieur Hamilton Phil Prew Wichtige Teammitglieder Martin Whitmarsh (Geschaftsführer), Norbert Haug (Mercedes), Neil Oatley (Konstruktion), Simon Lacey (Aerodynamik) Testfahrer Pedro de la Rosa (E), Gary Paffett (GB)

Team-Statistik Formel 1 seit F1-Rennen 631 Pole-Positions 134

1966 (McLaren) Siege 156 Konstrukteurs-Titel 8

Chassis McLaren MP4-22 Motor Mercedes F0108T

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Alonso – Hamilton

8 : 9

10 : 7

02

Lewis Hamilton

01

Lewis Hamilton (GB) Geboren 7. Januar 1985 Geburtsort Stevenage (GB) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 17 Pole-Positions 6 Siege 4 Bester WM-Platz 2 Teams bisher McLaren

Fernando Alonso

Fernando Alonso (E) Geboren 29. Juli 1981 Geburtsort Oviedo (E) Formel 1 seit 2001 F1-Rennen 105 Pole-Positions 17 Siege 19 WM-Titel 2 Teams bisher Minardi, Renault, McLaren

N

ach dem sieg- und glanzlosen Vorjahr tragen die „Silberpfeile“ 2007 dennoch die prestigeträchtigen Startnummer „1“ und „2“ – dank der Verpflichtung von Weltmeister Fernando Alonso. Dem ehemaligen RenaultMitarbeiter wird der Neueinsteiger Lewis Hamilton zur Seite gestellt. Eine brisante Mischung, wie sich herausstellt. Rein nominell enttäuscht Alonso nicht. Er gewöhnt sich schnell ans neue Auto und passt seinen aggressiven Fahrstil auf die weniger Grip bietenden Einheitsreifen an. So siegt er viermal und hat bis zum Finale Chancen auf den Titel-Hattrick, wird am Ende punktgleich mit Hamilton WM-Dritter. Doch trotz aller Erfolge: Alonso harmoniert nicht mit McLaren. Die anfängliche beidseitige Euphorie verfliegt schnell. Alonso schwänzt den Vorsaison-Workshop und findet im Anschluss keine Bindung zum Team. Spätestens seit dem Boxen-Eklat in Ungarn ist der Bruch nicht mehr zu kitten. Zu Teamchef Ron Dennis herrscht ab sofort Funkstille. Die Trennung von McLaren nach nur einem Jahr ist die logische Konsequenz. Anders Rookie Hamilton: Der Brite wird von seinen Landsleuten herzlichst empfangen und bedankt sich für seine nicht unumstrittene Einstellung mit Podiumserfolgen

am laufenden Band. Einen besseren Neuling hat die Formel 1 noch nicht gesehen. Auch er siegt viermal und hat den Titel zum Greifen nah. Doch ausgerechnet als es darauf ankommt, schwächelt sein bis dahin fehlerfreies Auto. Ein Hydraulik-Malheur kostet Hamilton im Finale 30 Sekunden und letztlich den Titel. Ein bittererer Ausrutscher einer sonst makellosen Bilanz: Die „Silberpfeile“ sind 2007 – im Gegensatz zu den Vorjahren – die mit Abstand zuverlässigsten Autos im Feld. Die beiden Ausfälle (Alonso in Japan und Hamilton in China) sind unfallbedingt. Der MP4-22 ist aber nicht nur standfest, sondern auch schnell. Sein wohl größter Schwachpunkt ist die hohe Beanspruchung der Vorderreifen gerade bei langen Hochgeschwindigkeits-Kurven. 218 Zähler hätte McLaren ohne Punktabzüge 2007 eingefahren – so viel wie kein anderes Team. Dennoch steht McLaren nach dem harten Spionage-Urteil nicht nur mit leeren Händen, sondern auch um 100 Millionen USDollar erleichtert da. Der Fahrer-Zwist kratzt ebenfalls am Image. Als McLaren gegen das Final-Ergebnis Berufung einlegt, wird der malträtierte Ruf zusätzlich ramponiert. Selbst die eigenen Fahrer verstehen den Schritt nicht. Alonso: „Eine Schande.“


17

ING Renault F1 Team Führungspersonal Teamchef Flavio Briatore Technischer Direktor Pat Symonds Renningenieur Fisichella Dave Greenwood Renningenieur Kovalainen Adam Carter Wichtige Teammitglieder Bob Bell (Chassis), Rob White (Motor), Alan Permane (Chefingenieur), Steve Nielsen (Teammanager) Testfahrer Nelson Piquet (BR), Ricardo Zonta (BR)

Team-Statistik Formel 1 seit 1977 F1-Rennen 227 Siege 33 Pole-Positions 50 Konstrukteurs-Titel 2

Chassis Renault R27 Motor Renault RS27

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Fisichella – Kovalainen

8 : 9

5 : 11 1

Giancarlo Fisichella (I)

Heikki Kovalainen (FIN)

Geboren 14. Januar 1973 Geburtsort Rom (I) Formel 1 seit 1996 F1-Rennen 194 Pole-Positions 3 Siege 3 Bester WM-Platz 4 Teams bisher Minardi, Jordan, Benetton, Sauber, Renault

Geboren 19. Oktober 1981 Geburtsort Suomussalmi (FIN) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 17 Bester Startplatz 6 Beste Platzierung 2 Bester WM-Platz 7 Teams bisher Renault Doppel-Ausfälle nicht gezählt

04

Heikki Kovalainen

1

03

eine gute Basis hast, ist es einfach, Verbesserungen zu erreichen. Stimmt das Konzept nicht, trittst du auf der Stelle, egal was du machst“, stöhnt Briatore. Schon nach drei Rennen mit mageren neun Punkten hakt er die Saison ab. Die Entwicklung des R27 läuft nur noch auf Sparflamme. Wichtigste Änderung ist ein neuer Frontflügel ab dem GP Europa, der von den Fahrern als Fortschritt eingestuft wird. Doch das Hauptaugenmerk der Techniker gilt dem 2008er-Modell. Das Team ist sich sicher, dass man den Absturz auch mit dem zu McLaren gewechselten Weltmeister Fernando Alonso erlebt hätte. In die großen Fußstapfen des Spaniers tritt Heikki Kovalainen. Der vom Testfahrer aufgestiegene Finne tut sich zunächst schwer mit dem nervös reagierenden R27. Kein Fahrer landet an den ersten fünf Wochenenden so oft neben der Strecke wie er. Nach seiner dritten Nullnummer in Monaco fängt sich Kovalainen und lässt seinen erfahreren Teamkollegen Fisichella hinter sich. Auch der Saisonhöhepunkt der Franzosen, Platz zwei in Japan, geht auf das Konto des Neueinsteigers. Mit zwei Doppel-Nullnummern und den Vorwürfen, man habe McLaren ausspioniert, wird Renault aus einer verkorksten Saison verabschiedet.

Giancarlo Fisichella

R

enault verspielt seine Chancen für 2007 schon im Vorjahr. „Nach dem Verbot der Massedämpfer mussten wir den R26 quasi neu bauen und die Entwicklung des 2007erAutos aufschieben, um Ferrari Paroli bieten zu können“, nennt Teamchef Flavio Briatore einen Hauptgrund für den Absturz des Weltmeisters auf Platz vier der KonstrukteursWM (McLaren mit eingerechnet). Das große Problem des neuen R27: Das Zusammenspiel mit den neuen Einheitsreifen funktioniert nicht. Der Vorgänger R26 war um die Pneus des langjährigen Partners Michelin herumgebaut worden. „Jetzt müssen wir den Einheitsreifen am fertigen Auto zum Funktionieren bringen“, erklärt Technikchef Pat Symonds die Misere. Die an die Bridgestone-Reifen angepasste Aerodynamik funktioniert im Windkanal. „Aber auf der Strecke nicht“, klagt Routinier Giancarlo Fisichella. Der Italiener bemängelt starkes Untersteuern sowohl beim Anbremsen als auch beim Herausbeschleunigen. „Das Auto ist eine Missgeburt“, lautet sein vernichtendes Urteil. Ganz so hart gehen die Techniker mit ihrem eigenen Werk nicht ins Gericht, aber auch sie wissen: Der R27 ist kein großer Wurf. Daran knüpft gleich das nächste Problem an. „Wenn du


18 Formel 1 Teams

Scuderia Ferrari Marlboro Führungspersonal Teamchef Jean Todt Technischer Direktor Mario Almondo Renningenieur Massa Rob Smedley Renningenieur Räikkönen Chris Dyer Wichtige Teammitglieder Stefano Domenicali (Teammanager), Aldo Costa (Chassis), Gilles Simon (Motor), Nikolas Tombazis (Konstruktion) Testfahrer Luca Badoer (I), Marc Gené (E)

Team-Statistik Formel 1 seit 1950 F1-Rennen 758 Siege 201 Pole-Positions 195 Konstrukteurs-Titel 15

Chassis Ferrari F2007 Motor Ferrari 056

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Massa – Räikkönen

9 : 8

6 : 11

06

Kimi Räikkönen

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Kimi Räikkönen (FIN) Geboren 17. Oktober 1979 Geburtsort Espoo (FIN) Formel 1 seit 2001 F1-Rennen 120 Pole-Positions 14 Siege 15 WM-Titel 1 Teams bisher Sauber, McLaren, Ferrari

Felipe Massa

Felipe Massa (BR) Geboren 25. April 1981 Geburtsort São Paulo (BR) Formel 1 seit 2002 F1-Rennen 87 Pole-Positions 9 Siege 5 Bester WM-Platz 3 Teams bisher Sauber, Ferrari

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er Ferrari F2007, der zweite unter der Regie von Aldo Costa entstandene Bolide, hat den längsten Radstand im Feld. Diese Konstruktion hat zwei Nachteile, die Ferrari aber gut im Griff hat. Die Hecklastigkeit wird durch eine kluge Ge­­wichtsverteilung minimiert, das leicht behäbige Handling durch die elektronischen Differenziale. So kommt der große Vorteil des Lang­baus voll zum Tragen: Die üppige Ka­rosse bietet viel abtriebgenerierende Oberflächen. Der F2007 ist das aerodynamisch effizienteste Auto. Allerdings funktioniert die Aerodynamik nur unter perfekten Bedinungen optimal. Schon geringe Fahrwerksbewegungen wirken sich negativ aus. Daher ist die Grundabstimmung sehr straff. Mit dem Nachteil, dass der F2007 über Randsteine hoppelt. Das wird Ferrari beispielsweise in Montréal und Monza zum Verhängnis. Unterm Strich überwiegen aber die Vorteile des Konzeptes: Ferrari siegt im Saisonverlauf einmal mehr als Hauptkonkurrent McLaren und liegt 12 : 5 bei den schnellsten Rennrunden vorn. Nur bei den Pole-Positions unterliegt Rot gegen Silber mit 8 : 9, was auch daran liegt, dass die Vorderreifen trotz aller Abstim­mungsbemühungen nicht schnell genug auf Temperatur kommen.

In einem weiteren Bereich ist Ferrari den Briten unterlegen: Der im Gegensatz zum „Silberpfeil“ komplett neu konstruierte F2007 ist nicht hundertprozentig zuverlässig. Kimi Räikkönen bleibt in Spanien und Deutschland liegen. Felipe Massa büßt in Australien wegen eines Getriebeschadens im Qualifying und in England wegen eines Elektronik-Problems in der Startaufstellung Punkte ein. Noch schlimmer ist der Ausfall in Monza nach einem Dämpferschaden. „Diese Probleme haben mich aus dem Titelrennen geworfen“, klagt Massa, der Gesamtvierter wird. Trotzdem: Der Brasilianer, der drei Saisonsiege verbucht, fühlt sich wohl bei der Scuderia. „Das Team ist meine zweite Familie“, gesteht er. Kein Wunder, dass er seinen Vertrag vorzeitig bis 2010 verlängert. Sein Ziel bis dahin: Weltmeister zu werden. Das gelingt Neuzugang Räikkönen 2007 auf Anhieb. Abgesehen vom Sieg beim Auftakt in Australien tut er sich zwar zunächst schwerer als Massa mit dem leicht untersteuernden F2007. Doch spätestens nach der Rückkehr von den beiden Amerika-Rennen hat er das Problem zusammen mit seinem Renningenieur Chris Dyer gelöst. Fünf Siege und vier weitere Podestplätze in den letzten zehn Rennen ebnen den Weg zum Titel.


19

Honda Racing F1 Team Führungspersonal Teamchef Nick Fry Technischer Direktor Shuhei Nakamoto Renningenieur Button Andrew Shovlin Renningenieur Barrichello Jock Clear Wichtige Teammitglieder Loïc Bigois (Aerodynamik), Ron Meadows (Teammanager), Jacky Eeckelaert (Chefingenieur) Testfahrer Christian Klien (A), Mike Conway (GB)

Team-Statistik Formel 1 seit 1964 F1-Rennen 70 Siege 3 Pole-Positions 2 Bester WM-Platz 4

Chassis Honda RA107 Motor Honda RA807E

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Button – Barrichello

9 : 8

5 : 11 1

Jenson Button (GB)

Rubens Barrichello (BR)

Geboren 19. Januar 1980 Geburtsort Frome (GB) Formel 1 seit 2000 F1-Rennen 135 Pole-Positions 3 Siege 1 Bester WM-Platz 3 Teams bisher Williams, Benetton, Renault, BAR, Honda

Geboren 23. Mai 1972 Geburtsort São Paulo (BR) Formel 1 seit 1993 F1-Rennen 249 Pole-Positions 13 Siege 9 Bester WM-Platz 2 Teams bisher Jordan, Stewart, Ferrari, Honda Doppel-Ausfälle nicht gezählt

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frustriert. Als er in Japan von den Rennkommissaren wegen Ignorierens Gelber Flaggen vorgeladen wird, sagt er zwar, er sei sich keine Schuld bewusst, hätte aber nichts dagegen, für drei Rennen gesperrt zu werden ... Der Grund für die Misere ist schnell ausgemacht: Der neue Windkanal des Teams war bei der Entwicklung des RA107 nicht richtig kalibriert. Das dort entstandende Auto ist auf der Strecke nicht nur völlig unberechenbar, sondern auch noch ein Reifenkiller und unzuverlässig. Erschwerend kommt hinzu, dass nach dem Wechsel von Technik-Chef Geoff Willis zu Red Bull viel Know-how abhanden gekommen ist. Die drei im Laufe der Saison eingesetzten Frontflügel-Evolutionen bringen wenig Besserungen. Der technisch unversierte Teamchef Nick Fry steht dem Problem hilflos gegenüber, der sportliche Leiter Gil de Ferran schmeißt noch in der ersten Saisonhälfte das Handtuch. 2008 soll alles besser werden. Fry fängt schon 2007 an, sein technisches Personal zu verstärken. Wichtigster Neuzugang: ExFerrari-Mitarbeiter Ross Brawn wird im November als neuer Technikchef mit weitreichenden Befugnissen verkündet.

Jenson Button

N

och vor Saisonbeginn gelingt Honda ein medienwirksamer Coup: Im Gegensatz zur Konkurrenz beklebt Honda seinen F1-Renner nicht wie eine Litfaßsäule. Stattdessen wirbt der RA107 als schnellster Globus der Welt für das des firmeneigene Umweltschutzprojekt „myearthdream.com“. Statt großflächiger Sponsorenlogos konnte sich jedermann gegen eine Umwelt-Spende auf dem Auto verewigen. Rund 120.000 kleingedruckte Namen finden so ihren Weg auf die beiden Karosserien. Zum Leidwesen von Honda beschränken sich die Qualitäten des RA107 auf optische Reize. Ansonsten ist das Auto ein Flop. Ein echter Rückschritt zum Vorgänger, der gerade in der zweiten Saisonhälfte 2006 zu den Besten seines Jahrgangs zählte. Statt wie erhofft um die WM zu fahren, treiben die beiden Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello 2007 im Hinterfeld herum. Nur dank Buttons fünften Platzes beim Regenrennen in China gelingt es dem Werksteam, die kleine Schwester Super Aguri, die mit einem modifizierten 2006erHonda antritt, hinter sich zu lassen. Rubens Barrichello bleibt sogar erstmals in seiner 15-jährigen F1-Karriere ohne einen einzigen WM-Punkt. Der Brasilianer ist total


20 Formel 1 Teams

BMW Sauber F1 Team Führungspersonal Teamchef Dr. Mario Theissen Technischer Direktor Willi Rampf Renningenieur Heidfeld Giampaolo Dall‘Ara Renningenieur Kubca Mehdi Ahmadi Wichtige Teammitglieder Peter Sauber (Berater), Markus Duesmann (Motor), Mike Krack (Chefingenieur), Willem Toet (Aerodynamik) Testfahrer Sebastian Vettel (ab Ungarn Einsatzfahrer bei Toro Rosso), Timo Glock

Team-Statistik Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 35 Beste Platzierung 2 Bester Startplatz 2 Bester WM-Platz 2

Chassis BMW Sauber F1.07 Motor BMW P86/7

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Heidfeld – Kubica Heidfeld – Vettel (GP USA)

11 : 5 1 : 0

10 : 6 0 : 1

10

Robert Kubica

09

Robert Kubica (PL) Geboren 7. Dezember 1984 Geburtsort Krakau (PL) Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 22 Bester Startplatz 4 Beste Platzierung 3 Bester WM-Platz 6 Teams bisher BMW Sauber

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld (D) Geboren 10. Mai 1977 Geburtsort Mönchengladbach (D) Formel 1 seit 2000 F1-Rennen 133 Pole-Positions 1 Beste Platzierung 2 Bester WM-Platz 5 Teams bisher Prost, Sauber, Jordan, Williams, BMW Sauber

N

ick Heidfelds Fazit sagt eigentlich alles: „Das war eine geile Saison.“ In der Tat: BMW Sauber gehört zu den positiven Überraschungen des Jahres. Dank des Punkteabzugs von McLaren rücken die Deutsch-Schweizer sogar auf Platz zwei der Konstrukteurswertung vor. „Wir sehen uns allerdings eher als dritte Kraft“, relativiert BMW-Motorsportchef Dr. Mario Theissen hinsichtlich der McLaren-Bestrafung. BMW Sauber ist in der zweiten Saison als neuformiertes Team ein gewaltiger Sprung gelungen. Insbesondere die Schwäche des Vorgängers auf langsamen Strecken hat der F1.07 abgelegt. Mit 101 Punkten verdreifacht sich der Kontostand, VorjahresWeltmeister Renault wird satte 50 Zähler hinter sich gelassen. Ähnlich stolz wie auf den Punktestand ist Theissen auf folgendes Detail: „Wir operieren jetzt als gesamtes Team mit einem geringeren Budget als damals, als wir nur Motorenlieferant bei Williams waren.“ In jedem der 17 Saison-Rennen gelingt BMW Sauber der Sprung in die Punkte­ ränge, achtmal wird dabei wenigstens ein Ferrari oder McLaren hinter sich gelassen. Der Fortschritt wird auch beim Blick auf die Zeiten deutlich: 2006 lag BMW Sauber pro

Runde im Schnitt 0,85 Sekunden hinter der Spitze, nun ist es nur noch eine halbe Sekunde. Als die Großmächte Ferrari und McLaren in Kanada und Ungarn Probleme bekommen, gelingt Nick Heidfeld mit den Plätzen zwei und drei der Sprung auf das Podium. Im internen Wettstreit mit seinem hoch eingeschätzen Teamkollegen Robert Kubica (sprich: Kubiza) schneidet der Deutsche aber nicht nur wegen der zwei Podestplätze deutlich besser ab. 61 : 39 lautet der Punktevergleich am Jahresende. Auch wenn man die Zwangspause des Polen in den USA nach dem Horrorcrash berücksichtigt, ein eindeutiger Vorteil für Heidfeld, der für seine Leistungen von allen Seiten mit Lob überhäuft wird. Möglicher Grund für das Ungleichgewicht: Kubica hat mit seinem aggressiven Fahrstil deutlich mehr Probleme, sich an die neuen, weniger Grip bietenden Einheitsreifen zu gewöhnen. „Da muss ich mir wohl einen Mädchen-Fahrstil angewöhnen“, mault er. 2008 geht BMW Sauber erneut mit der Fahrerpaarung Heidfeld und Kubica auf Punktejagd. Bis dahin will das Team auch die Zuverlässigkeitsprobleme in den Bereichen Getriebe und Hydraulik in den Griff bekommen.


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Panasonic Toyota Racing Führungspersonal Teamchef Tadashi Yamashina Technischer Direktor Luca Marmorini (Motor), Pascal Vasselon (Chassis) Renningenieur Schumacher Francesco Nenci Renningenieur Trulli Gianluca Pisanello Wichtige Teammitglieder John Howett (Präsident), Dieter Gass (Chefingenieur), Richard Cregan (Teammanager) Testfahrer Franck Montagny (F)

Team-Statistik Formel 1 seit 2002 F1-Rennen 104 Beste Platzierung 2 Pole-Positions 2 Bester WM-Platz 4

Chassis Toyota TF107 Motor Toyota RVX-07

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Schumacher – Trulli

3 : 14

6 : 10 1

Ralf Schumacher (D)

Jarno Trulli (I)

Geboren 30. Juni 1975 Geburtsort Hürth (D) Formel 1 seit 1997 F1-Rennen 180 Pole-Positions 6 Siege 6 Bester WM-Platz 4 Teams bisher Jordan, Williams, Toyota

Geboren 13. Juli 1974 Geburtsort Pescara (I) Formel 1 seit 1997 F1-Rennen 181 Pole-Positions 3 Siege 1 Bester WM-Platz 6 Teams bisher Minardi, Prost, Jordan, Benetton, Renault, Toyota Doppel-Ausfälle nicht gezählt

12

Jarno Trulli

1

11

namische Effizienz des TF107 ist mau. Diverse Updates bringen keine Besserung. Die massiven Seitenkästen bleiben das größte Manko. Fahrwerksseitig schränkt die hoch montierte Vorderradaufhängung den Ab­­ stim­mungs­-Spielraum ein und fordert eine straffe Auslegung. Als Trulli in den USA zweimal vorn rechts der Querlenker bricht, schwindet sein Vertrauen in den TF107 weiter. Ansonsten bekommt Toyota die anfänglichen Probleme mit der Zuverlässigkeit einigermaßen in den Griff. Die insgesamt zehn Ausfälle beruhen meist auf Unfällen. Zu den Stärken des Toyota zählt sein Motor. Davon profitiert aber vor allem Kunde Williams, der mit gleichem V8-Triebwerk meist vor dem Team des weltgrößten Autobauers liegt. Nicht wenige Stimmen geben der undurchsichtigen Teamstruktur bei Toyota eine Mitschuld an den mangelnden Erfolgen. Im Gegensatz zu anderen Teams macht Toyota einen großen Bogen um renommierte Technik-Koryphäen. Die Mannschaft soll der Star sein. „Toyota ist meines Wissens das einzige Team, dass nicht einmal mit Ross Brawn über eine Anstellung sprechen wollte“, wundert sich Ralf Schumacher. Ihm kann‘s egal sein. 2008 wird er durch Landsmann Timo Glock ersetzt.

Ralf Schumacher

D

er angestrebte WM-Titel ist bei Toyota laut eigenem Zeitplan überfällig. Aber die 2002 in die Formel 1 eingestiegenen Japaner haben bereits gemerkt, dass die Trauben im Grand-Prix-Sport sehr hoch hängen. So hat sich die Zielsetzung im Laufe der Jahre nach unten relativiert. Die Losung für 2007 lautet: Siege zum 50. Geburtstag von Toyota Motorsport. Bei einem geschätzten Jahresbudget von fast 400 Millionen Euro eine durchaus einforderbare Rendite. Doch die Vorgabe wird verfehlt. Und zwar deutlich. Ralf Schumacher und Jarno Trulli kommen mit ihrer jeweiligen Bestmarke von Rang sechs nicht einmal in die Nähe des Podiums. Das Debakel zeichnet sich schon bei den Vorsaisontests ab: Das in Köln residierende Team fährt hinterher und kämpft mit Defekten. „Daher waren wir schon fast überrascht, dass Ralf im ersten Rennen als Achter und ich danach mit zwei siebten Plätzen gepunktet habe“, gibt Trulli zu. Im Anschluss wird die Bilanz aber ziemlich löcherig: In den verbleibenden 14 Läufen schaffen die beiden Routiniers nur jeweils zwei weitere Punkterfolge. Die Ursache für den Absturz von 35 Punkten im Vorjahr auf 13 in der aktuellen Saison ist schnell ausgemacht: Die aerody-


22 Formel 1 Teams

Red Bull Racing Führungspersonal Teamchef Christian Horner Technischer Direktor Geoff Willis, Adrian Newey, Mark Smith Renningenieur Coulthard Guillaume Rocquelin Renningenieur Webber Ciaron Pilbeam Wichtige Teammitglieder Paul Monaghan (Chefingenieur), Dietrich Mateschitz (Besitzer), Peter Prodromou ( Aerodynamik) Testfahrer Michael Ammermüller (D), Sébastien Buemi (CH)

Team-Statistik Formel 1 seit 2005 F1-Rennen 53 Beste Platzierung 3 Bester Startplatz 4 Bester WM-Platz 5

Chassis Red Bull RB3 Motor Renault RS27

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Coulthard – Webber

2 : 15

7 : 9 1

David Coulthard (GB)

Mark Webber (AUS)

Geboren 27. März 1971 Geburtsort Twynholm (GB) Formel 1 seit 1994 F1-Rennen 228 Pole-Positions 12 Siege 13 Bester WM-Platz 2 Teams bisher Williams, McLaren, Red Bull

Geboren 27. August 1976 Geburtsort Queanbeyan (AUS) Formel 1 seit 2002 F1-Rennen 103 Bester Startplatz 2 Beste Platzierung 3 Bester WM-Platz 10 Teams bisher Minardi, Jaguar, Williams, Red Bull Doppel-Ausfälle nicht gezählt

15

Mark Webber

14

David Coulthard

1

R

ed Bull leistet sich den wohl größten Motorsport-Nachwuchskader. Umso er­­staun­ licher: David Coulthard (36) und Mark Webber (31) bilden die älteste Fahrerpaarung der Formel-1-Saison 2007. Auch in der Technik-Etage setzt Teamchef Christian Horner (mit 34 Jahren jünger als Coulthard) innerhalb der Führungsebene auf Routine. Nach Ingenieurs-Großkaliber Adrian Newey, der 2006 von McLaren kam, stößt im Laufe des Jahres Geoff Willis von Honda als Technischer Direktor dazu. Beide sind wie die meisten ihrer Ingenieurskollegen nicht direkt beim Team angestellt, sondern bei Red Bull Technology. Die Ideenschmiede wurde ausgegliedert, um auch Toro Rosso legal ausstatten zu dürfen. Das von einem Renault-V8 befeuerte 2007er-Einsatzauto RB3 ist der erste komplett unter Neweys Leitung enstandende „Bulle“. Aber nicht einmal ein Über-Ingenieur entwickelt ein Auto ganz allein. Er braucht ein Team. „Und das ist bei uns noch sehr jung. Außerdem fehlen die nötigen Strukturen“, erklärt Fahrer David Coulthard. Warum der Schotte das sagt? Weil der RB3 für die Saison 2007 kein Top-Auto ist, was den einen oder anderen von Neweys Untergebenen den Job kostet.

Die Aerodynamik ist eine Katastrophe, weil der Windkanal – wie bei Honda – falsche Daten liefert. Erst ein Komplettumbau des Flügelwerks stabilisiert das übernervöse Heck. Ein weiteres Desaster ist die Zuverlässigkeit. Eine Hürde, die Newey bewusst in Kauf nahm, als er bei der Entwicklung des RB3 bei Null anfing. So fallen dem auf zierlich getrimmten Getriebe sprichwörtlich die Zähne aus. An sieben der acht ersten Wochenenden zerbröselt irgendetwas im Antriebsstrang. Als dieser Bereich einigermaßen im Griff ist, wird das Differenzial auf schnellen Strecken zum Schwachpunkt, was zu Hydraulik-Lecks führt. Diese Probleme beeinträchtigen die Erfolgsbilanz der Piloten: Bei Coulthard stehen ein vierter, zwei fünfte und ein achter Platz sieben Ausfällen und sechs weiteren Nullnummern gegenüber. Webber, der wegen seiner Größe kaum Platz im engen Red-Bull-Cockpit findet, punktet nur in den USA sowie in Belgien als Siebter und beschert Red Bull mit Rang drei in Deutschland das beste Saisonergebnis. Im Regenrennen von Japan ist der Sprung auf das Podium ebenfalls möglich, aber Toro-Rosso„Bruder“ Sebastian Vettel schießt den Australier hinter dem Safety-Car ab.


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AT&T Williams Führungspersonal Teamchef Sir Frank Williams Technischer Direktor Sam Michael Renningenieur Rosberg Tony Ross Renningenieur Wurz Xevi Pujolar Wichtige Teammitglieder Patrick Head (Mitbesitzer, Tech. Koordinator), Ed Wood (Konstruktion), Jon Tomlinson (Aerodynamik), Rod Nelson (Chefingenieur) Testfahrer Kazuki Nakajima (J), Narain Karthikeyan (IND)

Team-Statistik Formel 1 seit 1969 F1-Rennen 590 Siege 113 Pole-Positions 125 Konstrukteurs-Titel 9

Chassis Williams FW29 Motor Toyota RVX-07

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Rosberg – Wurz Rosberg – Nakajima (GP Brasilien)

15 : 1 1 : 0

9 : 5 1 1 : 0

Nico Rosberg (D)

Alexander Wurz (A)

Geboren 27. Juni 1985 Geburtsort Wiesbaden (D) Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 35 Bester Startplatz 3 Beste Platzierung 4 Bester WM-Platz 9 Teams bisher Williams

Geboren 15. Februar 1974 Geburtsort Waidhofen (A) Formel 1 seit 1997 F1-Rennen 69 Bester Startplatz 5 Beste Platzierung 3 Bester WM-Platz 8 Teams bisher Benetton, McLaren, Williams Doppel-Ausfälle nicht gezählt

17

Alexander Wurz

1

16

schneller als der Toyota. 33 : 13 Punkte zugunsten der Briten sprechen eine deutliche Sprache. Das Saisonziel, Punkte zu sammeln, wird in zehn der 17 Rennen erreicht. In der Abschlusstabelle belegt Williams Platz fünf. Das liegt auch an der deutlich gesteigerten Zuverlässigkeit. Lediglich vier der acht Ausfälle sind durch Materialfehler zu beklagen. Nur drei Konkurrenzautos erweisen sich 2007 als standfester. An der Seite des von vielen Teams umgarnten Nico Rosberg tritt anstelle von Mark Webber der letztjährige Testfahrer Alex Wurz an. Mit Platz drei in Kanada sorgt er für den Saisonhöhepunkt des Teams. Ansonsten bleibt der Österreicher eher blass, was hauptsächlich daran liegt, dass er im Qualifying schwach agiert. Nur einmal ist er bei der Startplatzvergabe erfolgreicher als Rosberg. Im Schnitt muss der 33-Jährige auf Rang 14 antreten, Rosberg, der gleich elfmal den Sprung in das dritte Qualifying schafft, als Neunter. Von dort fährt der Deutsche siebenmal in die Punkte. Sein bisher bestes F1-Ergebnis erzielt er beim Finale in Brasilien mit Platz vier. Dort sitzt Alex Wurz schon nicht mehr im Cockpit. Er verliert seinen Platz an den bisherigen Testfahrer und Toyota-Schützling Kazuki Nakajima.

Nico Rosberg

N

ach dem Ausstieg von Partner BMW und dem anschließenden Katastrophenjahr 2006 (nur elf Punkte, dafür 40 Millionen Euro Verlust) geht es wieder aufwärts mit Williams. Die Triebwerke, die nun von Toyota statt Cosworth zugeliefert werden, sind leistungsstark und zuverlässig. Potent sind auch die neuen Sponsoren AT&T (Telekommunikation) und Lenovo (Computer). Personell tat sich ebenfalls viel beim Traditionsrennstall. Als Chefkonstrukteur heuerte Ed Wood an, von Renault kamen Aerodynamiker Jon Tomlinson und Fernando Alonsos ehemaliger Renningenieur Rod Nelson, der Technikchef Sam Michael an der Strecke entlasten soll. Rod Nelson hat als Qualitätskontrolleur die Aufgabe, den Fehlerteufel auszutreiben – was nach elf defektbedingten Ausfällen im Vorjahr dringend notwendig ist. Das Ergebnis der Technik-Crew – der FW29 – kann sich sehen lassen. „Das neue Auto ist sowohl mechanisch als auch aerodynamisch ein großer Schritt nach vorn“, lobt Nico Rosberg. „Auf fast allen Strecken fühlte ich mich wohl im Cockpit und konnte ein konstant hohes Tempo anschlagen.“ Mit gleichem Motor ist der Williams deutlich


24 Formel 1 Teams

Scuderia Toro Rosso Führungspersonal Teamchef Franz Tost Technischer Direktor Alex Hitzinger, Giorgio Ascanelli Renningenieur Liuzzi Riccardo Adami Renningenieur Speed John McGill Wichtige Teammitglieder Gerhard Berger (Mitbesitzer), Gianfranco Fantuzzi (Teammanager) Testfahrer Sébastien Bourdais (F)

Team-Statistik Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 35 Beste Platzierung 4 Bester Startplatz 8 Bester WM-Platz 7

Chassis Toro Rosso STR2 Motor Ferrari 056

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Liuzzi –Speed Liuzzi –Vettel (ab GP Ungarn)

6 :4 4 : 3

2 : 3 1 5 :2

Vitantonio Liuzzi (I)

Scott Speed (USA)

Geboren 6. August 1981 Geburtsort Locorotondo (I) Formel 1 seit 2005 F1-Rennen 39 Bester Startplatz 11 Beste Platzierung 6 Bester WM-Platz 18 Teams bisher Red Bull, Toro Rosso

Geboren 24. Januar 1983 Geburtsort Manteca (USA) Formel 1 seit 2005 F1-Rennen 28 Bester Startplatz 11 Beste Platzierung 9 Bester WM-Platz 20 Teams bisher Toro Rosso Doppel-Ausfälle nicht gezählt

19

Scott Speed

18

Vitantonio Liuzzi

1

T

oro Rosso STR2 heißt die offizielle Bezeichnung des neuen Boliden der Scuderia aus Faenza. Tatsächlich ist es ein modifizierter Red Bull RB3. Oder umgekehrt. Die beiden Schwesterteams kaufen die Autos bei Red Bull Technology, einer offiziell externen Firma. Durch diesen Trick umgehen beide Parteien das in der Formel 1 geltende Verbot, Autos eines anderen Teams einzusetzen. Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger lässt sich das Ganze „x-mal“, wie er betont, von der FIA absegnen. Trotzdem versucht Spyker–Teamchef Colin Kolles als direkter Toro-Rosso-Gegner wie schon im Vorjahr dagegen vorzugehen – vergeblich. Im Laufe des Jahres kocht das Thema noch einmal auf: Das neue Prodrive-Team will 2008 mit McLaren-Derivaten antreten, blitzt aber vorerst ab. Das letzte Wort in Sachen Kundenteams ist noch nicht gesprochen. Größter Unterschied zwischen den verbandelten Energy-Drink-Teams ist der Motor: Red Bull entscheidet sich für den Renault-V8 und schiebt den zuvor eingekauften Ferrari-Motor wegen befürchteter thermischer Probleme zu Toro Rosso ab. Doch der Motor erweist sich als standfest. Das Komplettpaket indes nicht. Neunmal verhindern Defekte die Zielankunft eines

Toro Rosso, einmal ein Reifenschaden. Weitere neunmal sind Unfälle schuld an einem vorzeitigen Rennende. Kein Team muss so viele Ausfälle beklagen wie Toro Rosso. Wie Red Bull leiden auch die Italiener unter den vielen Kinderkrankheiten des komplett neuen Autos. Erschwerend kommt hinzu, dass Verbesserungen wegen des knapperen Budgets später oder gar nicht in Faenza ankommen. Völlig unzufrieden ist die Teamführung mit den Fahrern. Nach dem fünften Doppelausfall kommt es auf dem Nürburgring zu Tätlichkeiten zwischen Teamchef Franz Tost und Scott Speed. Der US-Boy fliegt raus. Für ihn stößt der bei BMW als Testfahrer geparkte Red-Bull-Junior Sebastian Vettel ins Team. Vitantonio Liuzzi bekommt wenig später mitgeteilt, dass er 2008 durch Champ-CarChampion Sébastien Bourdais ersetzt wird. Der Italiener resigniert nicht etwa, sondern zeigt – als Empfehlung für ein neues Cockpit – eine ansteigende Formkurve. Mit Platz sechs in China erzielt er sein bisher bestes F1-Ergebnis. Vettel übertrifft ihn bei diesem Regenrennen sogar mit Platz vier. Macht zusammen acht Punkte für das Team, das somit an der Werksmannschaft von Honda vorbei auf Platz sieben der Konstrukteurstabelle klettert.


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Etihad Aldar Spyker F1 Team Führungspersonal Teamchef Dr. Colin Kolles Technische Direktoren Mike Gascoyne / James Key Renningenieur Sutil Bradley Joyce Renningenieur Albers Jody Eggington Wichtige Teammitglieder Michiel Mol / Victor Muller (Besitzer), Simon Philips (Aerodynamik), John McQuilliam (Konstruktion), Dominic Harlow (Chefingenieur) Testfahrer Fairuz Fauzy (MAL), Guido van der Garde (NL), Adrián Vallés (E), Markus Winkelhock (D)

Team-Statistik Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 19 Beste Platzierung 8 Bester Startplatz 16 Bester WM-Platz 10

Chassis Spyker F8-VII Motor Ferrari 056

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Sutil – Albers Sutil – Winkelhock (GP Europa) Sutil – Yamamoto (ab GP Ungarn)

7 : 2 1 : 0 7 : 0

4 : 3 1 1 : 0 4 : 2 1

Adrian Sutil (D)

Christijan Albers (NL)

Geboren 11. Januar 1983 Geburtsort Gräfelfing (D) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 17 Bester Startplatz 19 Beste Platzierung 8 Bester WM-Platz 19 Teams bisher Spyker

Geboren 16. April 1979 Geburtsort Eindhoven (NL) Formel 1 seit 2005 F1-Rennen 46 Bester Startplatz 13 Beste Platzierung 5 Bester WM-Platz 19 Teams bisher Minardi, Midland, Spyker Doppel-Ausfälle nicht gezählt

21

Christijan Albers

1

20

als Rookie Adrian Sutil. Als ihm dann noch Sponsorengelder ausgehen, ist sein Schicksal besiegelt. Am Nürburgring wird er durch Markus Winkelhock ersetzt. Der Deutsche kommt im Regenchaos wegen eines geglückten Reifenpokers sogar zu seinen ersten GP-Führungsrunden, scheidet aber später aus. Ab Ungarn übernimmt dann ExSuper-Aguri-Pilot Sakon Yamamoto das vakante Cockpit. Der Japaner hat gegenüber Winkelhock einen entscheidenden Vorteil: die Größe seiner Mitgift. So sind es Sutil und Yamamoto, die in den späten Genuss der immer wieder verschobenen B-Version kommen. Der große Sprung nach vorn gelingt aber auch mit dem neuen Auto nicht. Immerhin schafft Sutil zwei Achtungserfolge: In Spa kämpfte er sich bis auf Platz zwölf vor, wird am Ende 14. Und in seiner letztjährigen Wahlheimat Japan bekommt der 24 Jahre alte HobbyPianist Platz acht und damit einen Punkt zugesprochen, weil ihn Vitantonio Liuzzi im Endspurt unter Gelb überholt hatte. Der Punkt ist für das Team bei der Verteilung von Fernsehgelder und Reisekostenzuschüssen Gold wert. In den Genuss kommt allerdings der neue Hauptanteilseigner Vijay Mallah, ein indischer Milliardär. Spyker ist tot, es lebe Force India.

Adrian Sutil

N

un also Spyker. Nach Jordan und nur einem Jahr als Midland trägt das in Silverstone ansässige Team 2007 den Namen der exklusiven niederländischen Sportwagenschmiede. Als erste Großtat verpflichtet man den von Toyota geschassten Technik-Routinier Mike Gascoyne. Aber auch der Brite kann das Team nicht aus den Niederungen herausführen. Wie auch? Technische Basis bleibt zunächst der erfolglose Vorjahreswagen – es fehlen Zeit und Geld. Wichtigste Neuerung: Im Heck des F8-VII genannten Boliden bläst jetzt ein Ferrari-Motor statt eines Toyota-Aggregats zur Attacke. Besserung soll die grundlegend überarbeitete B-Version des Autos bringen. Als Premieren-Termin gilt zunächst Silverstone, dann Istanbul. Aber auch in der Türkei muss Spyker passen. Der Hoffnungsträger patzt beim Crash-Test. „Es gab beim Heck ein unerwartetes Material-Problem. Leider bestanden alle Neuerungen, die wir testen mussten, aus diesem Material”, muss Gascoyne eingestehen. In Monza ist es endlich soweit: Der „Neue“ ist da. Christijan Albers erlebt das Debüt nicht mehr als Fahrer mit. Der Niederländer hinterlässt in seinem dritten F1Jahr einen deutlich schlechteren Eindruck


26 Formel 1 Teams

Super aguri f1 team

E

iner der bemerkenswertesten Augenblicke der Saison 2007 findet beim GP Kanada statt: Nachdem Takuma Sato im Super Aguri zuvor schon Ralf Schumacher überholt hat, schiebt er sich in der letzten Runde außen Team-Statistik Formel 1 seit 2006 an Weltmeister Fer­ nando Alonso vorbei F1-Rennen 35 Beste Platzierung 6 Bester Startplatz 10 Bester WM-Platz 9 und wird Sechster. Gut, seine Reifen sind in einem besseren Zustand, dennoch: Die drei Punkte sind ein schöner Lohn für eine deutlich gesteigerte Teamleistung gegenüber Chassis Super Aguri SA07 Motor RA807E der Debütsaison 2006. Schon im Mai beschert Sato den im engFahrer-Duell lischen Leafield residierenden Japanern mit Training Rennen Sato – Davidson 7 : 10 12 : 5 Platz acht beim GP Spanien den ersten WMPunkt überhaupt. Nach dem Kanada-Erfolg glänzt Sato auch am Nürburgring. In der Takuma Sato (J) Anthony Davidson (GB) Geboren 28. Januar 1977 Geboren 18. April 1979 ersten Runde schafft er den Sprung von Platz Geburtsort Tokio (J) Geburtsort Hemel Hempstead (GB) Formel 1 seit 2002 Formel 1 seit 2002 16 auf zehn, muss aber wegen eines HydrauF1-Rennen 20 F1-Rennen 86 Bester Startplatz 2 Bester Startplatz 11 lik-Defektes aufgeben. Nur drei weitere Beste Platzierung 3 Beste Platzierung 11 Bester WM-Platz 8 Bester WM-Platz 23 Male scheidet ein Super Aguri wegen eines Teams bisher Jordan, BAR, Teams bisher Minardi, BAR, Super Aguri Super Aguri Materialfehlers aus – ein sehr guter Wert für ein Privatteam mit knappem Budget und der geringsten Personalstärke in der Formel 1. Der magere Geldbeutel, der durch ausbleibende Sponsor-Zahlungen noch ge­­ schmälert wird, verhindert eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Autos, sodass sich das Team im Laufe des Jahres wieder von den Punkte­rängen entfernt. Führungspersonal

23

anthony davidson

22

takuma sato

Teamchef Aguri Suzuki Technischer Direktor Mark Preston Renningenieur Sato Richard Connell Renningenieur Davidson Antonio Cuquerella Wichtige Teammitglieder Daniele Audetto (Teammanager), Graham Taylor (Sportdirektor), Peter McCool (Konstruktion) Testfahrer James Rossiter (GB)

Basis des Super Aguri SA07 genannten Einsatzautos ist der Vorjahres-Honda. Die optischen Ähnlichkeiten sind unverkennbar. Größtes Unterscheidungsmerkmal ist der Frontflügel. Außerdem wird der SA07 in einem Honda-Werk in Japan gebaut. Für den direkten Rivalen Spyker ist der Fall damit klar: Der SA07 sei wie auch der Toro Rosso keine eigene Konstruktion des Teams und daher nicht punktberechtigt. Dem widerspricht Super-Aguri-Teammanager Daniele Audetto mit Nachdruck: „Der SA07 ist eine hundertprozentige Eigenentwicklung und das Honda-Werk, wo er gebaut wird, gehört nicht zum Honda-Formel-1-Team.“ Super Aguri bewegt sich mit seiner Argumentation auf dünnem Eis – aber mit dem Segen der FIA. Bei Honda wird man sich über die weitreichende Unterstützung ebenfalls das eine oder andere Mal geärgert haben. Denn die kleine Schwester stiehlt dem reichen, aber 2007 schwa­chen Werks­team oft die Show. Zu dem soliden Auftritt von Super Aguri trägt auch Satos neuer Teamkollege Anthony Davidson bei. Der 28 Jahre alte Brite steigt vom Honda-Testfahrer zum Einsatzpiloten auf und ist mit seiner ersten kompletten F1-Saison zufrieden: „Zwar habe ich es nicht in die Punkte geschafft, war aber mehrfach kurz davor.“


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F1 FORMULA 1 (& device), F1 FIA Formula One World Championship (& device), FORMULA 1, FORMULA ONE, F1 and translations thereof are trademarks of Formula One Licensing BV, a Formula One Group Company. All rights reserved.


28 Formel 1 Australien


29

Geht doch

Ferrari kann auch ohne „Schumi“ gewinnen. Und wie: Neuzugang Kimi Räikkönen siegt in Melbourne bravourös. Aber auch McLaren ist mit seinen „Neuen“ gut aussortiert: Fernando Alonso wird Zweiter, Rookie Lewis Hamilton sensationell Dritter


30 Formel 1 Australien

D

er Auftakt anno 2007 ist ein anderer als in den Jahren zuvor. Nachdem sich das Fahrerkarussell heftig wie lange nicht mehr gedreht hatte, steht in Melbourne der Faktor Mensch beim ersten echten Gradmesser der neuen Saison im Fokus, nicht die Technik. Bei Ferrari lautet die große Frage: Ist Kimi Räikkönen der richtige Mann als Nachfolger von Michael Schumacher? Der Finne erbte den kompletten Arbeitsplatz des Deutschen inklusive Boxencrew. Bestzeiten in der Vorsaison zeigten, dass Räikkönen nicht die schlechteste Wahl ist. Dennoch verstummen die Stimmen nicht, die sagen: Die Scuderia hätte sich lieber den vom Temperament besser passenden Fernando Alonso greifen sollen als den unterkühlten Finnen. Durchaus pikant bei den Personalien Alonso und Räikkönen: Der Doppel-Weltmeister wurde aus seinem kuscheligen Renault-Nest zu McLaren-Mercedes gelockt, um endlich die Mission Titelgewinn zu

erfüllen, an der sich Räikkönen – sicherlich nicht nur aus eigener Schuld – fünf Jahre lang die Zähne ausgebissen hat. Alonsos Plus: Sollte es mit dem Titel in Silber nicht klappen, könnte er nach zwei

25 Millionen Euro fast dreimal soviel verdient wie Mitstreiter Felipe Massa, der ebenfalls Anspruch auf den Nummer-einsStatus im Team erhebt, macht es sicher nicht einfacher für den kühlen Nordmann.

„Es kann nur besser werden.“ Debütant Adrian Sutil geht die Zeiten der Vorderleute mit, kassiert aber zwei unnötige Durchfahrtsstrafen

Triumphen mit Renault im Rücken beide Arme hochheben – getreu dem Motto: „An mir lag’s nicht.“ Räikkönen steht hingegen unter Zugzwang: Verpasst er nach McLaren auch mit Ferrari den Titelgewinn, wäre das seiner Karriere sicher nicht dienlich. Dass er mit einem geschätzten Jahressalär von

Neueinsteiger Lewis Hamilton steht im Blickpunkt – nach dem sensationellen dritten Platz sogar noch mehr als vor dem Rennen

„Es gibt hohe Erwartungen an mich, Ferrari ist schließlich etwas ganz Spezielles“, weiß Räikkönen, der aber nicht der „Iceman“ wäre, würde er sich dadurch aus der Ruhe bringen lassen. Im Gegenteil: Räikkönen gibt sich in Melbourne wie schon während der Vorsaisontests sichtlich gelöst, betont immer wieder, wie wohl er sich bei seinem neuen Arbeitgeber fühlt, dass er sogar Italienisch lernen will. Weiteres Indiz für seine innere Ruhe: Das durch Nieselregen beeinträchtigte erste Freie Training überlässt er kampflos Alonso. Im zweiten Durchgang am Nachmittag belegt Räikkönen dann Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Massa. Erst am Samstag legt er los. Bestzeit im dritten Freien Training, im ersten und im entscheidenden dritten Qualifying. Die Pole-Position besetzt er mit fast einer halben Sekunden Vorsprung auf Alonso. Räikkönens Selbstbewusstsein schäumt fast über. Auf die Frage, ob er


31

BMW Sauber etabliert sich als dritte F1-Macht. Nick Heidfeld wird Vierter, Robert Kubica (vorn) ist ebenso stark, scheidet aber wegen Getriebeproblemen aus

denn vor seinem ersten Rennen als FerrariPilot aufgeregt sei, antwortet er in der Qualifying-Pressekonferenz lapidar: „Nein, warum? Mir geht es gut. Es ist ja nicht mein erstes Formel-1-Rennen.“ Was am Sonntag folgt, ist eine seiner

beeindruckendsten Darbietungen. Vom Start weg dominiert er das Geschehen und überlässt nur beim Nachtanken den später stoppenden McLaren kurz die Führung. Wie überlegen Räikkönen agiert, verrät ein Blick auf die schnellsten Runden: Der Fer-

rari-Neuzugang ist mit 1.25,235 Minuten über eine Sekunde flotter unterwegs als sein nächster Verfolger, Fernando Alonso. Der Kommentar des Siegers nach der ungefährdeten Zieldurchfahrt gleicht dem Erlebnisbericht einer Sonntagsfahrt: „Mein

Des einen Freud, des anderen Arbeitslosigkeit Um den Freitag für die Zuschauer attraktiver zu gestalten, verlängern die Regelwächter die Testzeit um insgesamt eine Stunde auf zweimal 90 Minuten. Damit auch alle Fahrer fleißig davon Gebrauch machen, unterliegen die dort eingesetzten Motoren nicht der ZweiWochenenden-Regel. So weit, so zuschauer-freundlich. Allerdings: Im Gegensatz zu den Vorjahren ist der Einsatz eines dritten Autos nicht mehr gestattet. Zwar darf am Freitag ein dritter Pilot eingesetzt werden, dafür muss aber ein Stammfahrer pausieren. Einzig BMW Sauber (mit Sebastian Vettel) und Williams (Kazuki Nakajima) nehmen die Möglichkeit wahr. Aber Vettel darf nur in den ersten beiden GPs am Freitag testen , weil sich die arrivierten Stars über mangelnde Trainingszeit mokieren. Nakajima rückt zusätzlich in Nordamerika und China für Abstimmarbeiten aus.

Williams-Tester Nakajima arbeitet sich im Laufe der Saison wie Sebastian Vettel ins Renncockpit vor


32 Formel 1 Australien

„Das war kein starkes Rennen von uns.“ Flavio Briatore ist stocksauer über das Abschneiden seiner Renault-Mannschaft

Die schnellste Runde von Renault-Pilot Fisichella ist über 1,5 Sekunden langsamer als die des Siegers. Trotzdem wird er Fünfter, Kollege Kovalainen (Foto) bei seinem Debüt nach einigen Fahrfehlern nur Zehnter

Boxenfunk war ausgefallen, ich musste mich konzentrieren, nicht einzuschlafen.“ Wie stark der neue Ferrari ist, zeigt auch Felipe Massas Aufholjagd. Nach Getriebeproblemen im Qualifying und vorzeitigem Motorwechsel muss er vom letzten Platz starten. Mit einer Einstopp-Strategie wühlt er sich bis auf Rang sechs vor. Titelverteidiger Alonso wird dagegen zunächst nach hinten gereicht: Er rangelt beim Start mit Nick Heidfeld. Der Deutsche behält die Oberhand, verbessert sich vom dritten auf den zweiten Rang. Und auch Lewis Hamilton im zweiten McLaren schlüpft vorbei. Den früh stoppenden Heidfeld, der am Ende Vierter wird, lässt Alonso bei dessen ersten Boxenhalt hinter sich, doch an seinem jungen Teamkollegen gibt es auf der Strecke kein Vorbeikommen. Erst beim zweiten Stopp tauschen die Silberpfeile die Plätze – ein Hauch von Stallorder zugunsten des Titelverteidigers durchweht die Boxengasse. Ob, oder ob nicht, spielt aber letztlich keine Rolle: Hamiltons dritter Platz macht mehr Schlagzeilen als Alonsos zweite Position. Der Spanier ist gewarnt.


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Jahre war Alex Wurz

kein Stammpilot in der Formel 1. Entsprechend aufgeregt ist der Williams-Neuzugang vor seinem Comeback. Es endet vorzeitig: Coulthard räumt ihn ab, fliegt dabei hauchdünne drei Zentimeter an seinem Kopf vorbei.

Ungetrübt ist hingegen die Freude beim Sieger, der nach über einem Jahr Abstinenz wieder ganz nach oben auf das Podest klettern darf. Noch auf dem Podium bekommt er vom Teamchef Jean Todt ein Handy ans Ohr gehalten. Am anderen Ende: Michael Schumacher. Der Ex-Rennfahrer gratuliert seinem Nachfolger. Der kleine Gallier Todt ist so euphorisch als hätte er Zaubertrank gebechert. Man muss fasst Angst um Räikkönen haben, so heftig wird er von seinem Chef gedrückt. Und das gleich zweimal: Im Parc Fermé und auf

dem Podium. RTL-Experte Niki Lauda ist ob der Herzlichkeit so verstört, dass er die Männerfreundschaft zwischen Todt und Schumacher verraten sieht. Italien hingegen frohlockt einstimmig, schließlich haben vor Räikkönen nur drei Männer bei ihrem Ferrari-Debüt gewonnen: Giancarlo Baghetti im Jahr 1961, Mario Andretti 1971 und Nigel Mansell 1989. Auch die „La Repubblica“ stimmt in die Lobgesänge ein („Kimi wie Schumi“), orakelt aber auch: „Für Triumphchöre ist es noch zu früh.“ Wie wahr.

Pinnwand GP Australien 1

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1 Super Auguri verblüfft mit den Qualifying-Plätzen 10 und 11 durch Takuma Sato und Anthony Davidson (Foto). Im Rennen läuft’s nicht ganz so gut: 12 und 16 2 Jubel über Platz sieben. Nico Rosberg ringt Ralf Schumacher mit starkem Manöver nieder 3 Glanzloses Heimspiel für „Aussie“ Mark Webber: Rang 13 4 Stilechte Ferrari-Fans


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