Formel Story 2012

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2 Formel Story Vorwort


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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

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elten war eine Formel-1-Saison so spannend und spektakulär wie die abgelaufene. Das dramatische Saisonfinale toppte alles. Wie Sebastian Vettel in Brasilien ruhig geblieben ist und mit einem beschädigten Auto eine Aufholjagd startete, ist aller Ehren wert. Er ist ein würdiger, ein cooler Champion, der nun auf einer Stufe mit F1-Legenden wie Juan Manuel Fangio, Ayrton Senna und Michael Schumacher steht. Auch seinem trickreichen Gegenspieler Fernando Alonso gebührt höchster Respekt. Von der deutschen Presse als Bösewicht inszeniert, ist es erstaunlich, was der Ferrari-Pilot aus seinem unterlegenen Auto herausgekitzelt hat. Auch er hätte den Titel verdient. Eine Bereicherung war auch Kimi Räikkönen. Er ist ein eigener Charakter, der immer für Überraschungen gut ist – so wie auch Nico Hülkenberg, der gezeigt hat, dass man von ihm in Zukunft noch einiges erwarten kann. Timo Glock sorgte dafür, dass es für sein Team weiter bergauf geht. Weniger zufrieden darf Mercedes sein: Bis auf einen Sieg von Nico Rosberg fuhr das deutsche Team hinterher. Dadurch erhält Michael Schumacher aus sportlicher Sicht auch nicht den würdigen Abschied, den er als Rekordweltmeister verdient hätte. Schade! Die Formel Story 2012 lässt das aufregende Jahr in der Formel 1 Revue passieren. Doch sie nimmt auch die Nachwuchsklassen genau unter die Lupe. Wie gewohnt wird das Ganze garniert mit tollen Bildern der besten Motorsport-Fotografen und abgerundet von einem ausführlichen Statistikteil. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht

Michael M. Willms


Top-Fahrer Von Alonso bis Wehrlein, von Formel 1 bis Formel 3 – die fünf besten Formel-Asse des Jahres im Porträt

14

Formel 1 Saison 2012 Die Saison 2012 ist eine der besten der letzten Jahre. Das sind die Zutaten für den spannenden Mix

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Formel 1 Teams Ein Dutzend Teams kämpfen um Siege, Punkte und Plätze. Ihre Stärken und Schwächen im Überblick

28

Formel 1 Rennen Sieben Sieger in den ersten sieben Rennen, und auch danach geht es turbulent weiter

138

Indycar Endlich holt mal wieder ein Amerikaner den Titel in der US-Rennserie: Ryan Hunter-Reay

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GP2-Serie Davide Valsecchi wird in seiner fünften Saison endlich Meister in einem schwach besetzten Championat

150

Formel Renault 3.5 27 Namen weist die 2012er-Tabelle der Serie auf. Ganz oben: der Niederländer Robin Frijns

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Formel 2 Bis zu 500 PS leisten die von Williams entwickelten Boliden. Luciano Bacheta kommt damit am besten zurecht

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GP3-Serie In einem dramatischen Finale unterliegt das deutsche Formel-Talent Daniel Abt Meister Mitch Evans

Die Formel 1 erlebt eines der packendsten Kapitel ihrer langen Geschichte

Formel 1

6

14

4 Formel Story Inhalt


Top-5-Fahrer

6

5

IndyCar

160 156 150 138

Fernando Alonso ist die Nummer 1 der JahresbestenListe 2012

Der 2012erChampion heißt Ryan Hunter-Reay

Formel Renault 3.5

Rookie Robin Frijns stürmt an die Spitze

GP3-Serie

„Kiwi“ Mitch Evans schnappt Daniel Abt den Titel weg

Formel-3-EM/Euro Serie

Daniel Juncadella sichert sich die EM-Krone

Formel-3-EM/Euro serie 160 2012 wird die F3-EM unter Einbeziehung der Euro Serie wiederbelebt. Daniel Juncadella holt beide Titel

F3-Einladungsrennen 166 Erfolge bei den serienübergreifenden Formel-3-Läufen in Zandvoort und Macau sind besonders prestigeträchtig

ATS Formel-3-Cup 168 Mit Einheitsmotoren und Push-topass-System startet der F3-Cup ins zehnte Jahr. Sieger: Jimmy Eriksson

Formel Renault 2.0 172 Zwei Piloten dominieren den Eurocup. Am Ende gewinnt der beständigere: Stoffel Vandoorne

ADAC Formel Masters 174 Neueinsteiger Marvin Kirchhöfer ringt den Schweden Gustav Malja im Titelkampf nieder

Formel International 178 Ein globaler Rundblick über das Geschehen in anderen wichtigen Formel-Serien

Statistik Formel 1 180 Zeiten, Plätze, Punkte, Bestmarken, Sieger – alle wichtigen Zahlen der Formel-1-Saison 2012

Statistik INTERNATIONAL & NATIONAL 202 Ergebnisse und Endstände der wichtigsten Monoposto-Serien neben der Formel 1


6 Top-Fahrer Saison 2012


7

Fernando Alonso

01

Formel 1

Trotz eines klar unterlegenen Fahrzeugs bringt der Spanier die Konkurrenz an den Rand der Verzweiflung und schnuppert bis zuletzt am WM-Titel

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enn sich in der Niederlage die wahre Größe zeigt, dann hat Fernando Alonso wenig zu befürchten. Nach dem dramatisch verlorenen Formel-1-Finale von São Paulo gilt er als tragischer Held, denn der Ferrari-Pilot reibt sich trotz aller Widrigkeiten für sein Team auf und hält mit unterlegener Technik bis zuletzt das Titelrennen offen. Damit unterstreicht der 31-jährige Spanier einmal mehr seine fahrerischen und taktischen Qualitäten und verlässt zwar als Geschlagener, nicht aber als Verlierer die Formel-1-Bühne 2012. Die F1-Granden feiern den „König von Asturien“ in den höchsten Tönen: Ex-Teamchef Eddie Jordan attestiert dem Weltmeister von 2005 und 2006, die „beste Saison seines Lebens“ gefahren zu sein. FerrariBoss Luca di Montezemolo bescheinigt ihm, ein Pilot zu sein, der „auch unter schwierigsten Bedingungen stets eine Siegermentalität an den Tag legt“. Über eine seiner schmerzhaftesten Niederlagen dürften Alonso diese Worte kaum hinwegtrösten. Aber für den ehrgeizigen Ferrari-Piloten scheint das ohnehin zweitrangig zu sein. Der Mann, der von sich selbst sagt, dass große Gefühle nicht seine Sache seien, zeigt diese auch nicht nach dem Finale. Nur kurz schmilzt seine Coolness, als er den Tränen

nahe wirkt. Wie um sie zu verbergen, schließt er seine Augen und umarmt seinen Teamkollegen Felipe Massa. Will da jemand keine Schwäche zeigen? Zumindest sind Nachlässigkeiten im professionellen Bereich für ihn absolut tabu. Bei Ferrari gibt das Ehrenmitglied des spanischen Fußballklubs Real Madrid das Alphatier. Er weiß die bedingungslose Unterstützung der Scuderia hinter sich. Er ordnet alles dem Erfolg unter und treibt seine Kollegen zu Höchstleistungen. Alonso weiß 2012, dass er mangels TopAuto durch Konstanz und Abgeklärtheit punkten muss, um in den Titelkampf eingreifen zu können. Und das macht er so gut wie kein anderer Fahrer im Feld. 13 Mal fährt er während der Saison auf das Podest – Titelrivale Sebastian Vettel gelingt dies nur zehn Mal. Immer, wenn er ins Ziel kommt – immerhin 18 Mal in 20 Rennen – sammelt er WM-Zähler. Seine einzigen beiden Nuller erlebt der Spanier in Spa und Suzuka, wo er jeweils in eine Startkollision verwickelt ist. Was am Ende fehlt, ist der WM-Titel und damit der Schritt vom großen zum unsterblichen Ferrari-Piloten. Michael Schumacher gelang dies erst in seiner fünften Saison bei der Scuderia und startete damit Jahre der Dominanz. 2013 ist Alonsos vierte Saison bei den Roten.

„In Fernando Alonsos Charakter ragt über alles diese Tugend heraus: Er ist ein Felsen und gibt nie auf“ Die spanische Zeitung ABC huldigt Alonso, als er nach einer wiederholt famosen Leistung in den USA seine Titelchancen wahrt

Seine Stärken Leidenschaft Alonso arbeitet nach eigener Aussage jeden Tag 24 Stunden für Ferrari. Nicht weniger Einsatz erwartet er auch von seinem Team

Cleverness Je schwieriger das Rennen, desto besser ist Alonso. Der Spanier ist ständig in der Lage, eine Situation zu seinem Vorteil zu nutzen Blitzstarter Alonso macht die Qualifying-Schwäche des Ferrari immer wieder durch gute Starts wett


8 Top-Fahrer Saison 2012

02

Kimi Räikkönen

Formel 1

Mit Beständigkeit fährt der Finne bei seinem Comeback auf Gesamtrang drei

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ieser Mann macht, was er will. Denn Freiheit ist Räikkönen besonders wichtig. PR-Termine und Interviews? Nicht seine Welt. Stundenlange Testfahrten am Simulator? Auch nicht. „Ich spiele ja noch nicht mal Playstation. Aber es scheint meine Leistung in der Vergangenheit auch nicht beeinträchtigt zu haben“, betont der Finne, der lieber schnell fährt als viel zu reden. Nach einem zweijährigen Abstecher in die Rallye-WM – Räikkönen kommt nicht über Gesamtrang zehn hinaus –, ist der Formel-1-Rückkehrer bei Lotus auf Anhieb schnell. Als einziger Fahrer der Saison schafft der Weltmeister von 2007 etwas, das zuletzt Nick Heidfeld bei Sauber in der Saison 2008 gelungen war, und landet bei allen Rennen im Ziel. Insgesamt sieben Mal fährt der siegeshungrige „Iceman“ aufs Podium. In Abu Dhabi sogar ganz nach oben. Sein 19. GP-Triumph ist aber nicht das einzige Highlight, das er setzen kann. Bis auf China, wo er als 14. durchs Ziel fährt, holt er trotz Schwächen im Qualifying stets WMPunkte und hat bis drei Rennen vor Schluss noch Titelchancen. Am Ende verpasst der 33-Jährige nur eine von 1.192 Rennrunden – und das nur, weil er sich in São Paulo nach einem Ausrutscher auf dem Weg zurück auf die Strecke in einer Sackgasse verfährt. Da muss selbst der mürrische Eigenbrötler ein wenig lächeln ...

Seine Stärken Ruhepuls Trotz Safety-Car-Phase und Alonso-Attacken bleibt Räikkönen in Abu Dhabi cool

Willensstark Der Finne ist nur ganz oben auf dem Podium froh

Lernbereit In China kämpft er noch mit den abbauenden PirelliReifen. Danach stellt Räikkönen das Problem ab


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10 Top-Fahrer Saison 2012

03

Sebastian Vettel

Formel 1

Nach seinem dritten Titel befindet er sich auf einem Niveau mit F1-Legenden

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ebastian Vettels dritter WM-Triumph unterscheidet sich erheblich von den beiden vorangegangenen. 2010 übernahm er als Außenseiter mehr oder weniger glücklich die WM-Führung erst nach dem dramatischen Finale in Abu Dhabi. 2011 ging als das Jahr der Vettel-Dominanz in die Geschichte ein, in dem der Heppenheimer das mit Abstand beste Fahrzeug hatte und fast fehlerlos agierte. Seinen zweiten WM-Titel heimste der Red-Bull-Pilot schon nach 15 von 19 Rennen ein. 2012 beginnt für ihn nicht nach Wunsch. Mit sechs F1-Weltmeistern im Feld ist die Konkurrenz so groß wie nie. In der ersten Saisonphase gewinnt er nur ein Rennen und zeigt Nerven, als er nach dem enttäuschenden Grand Prix von Malaysia den Inder Narain Karthikeyan beleidigt, mit dem er beim Überrunden kollidiert. Erst in der zweiten Saisonhälfte gibt der 25-Jährige wieder das Tempo vor. In der entscheidenden Phase macht er keine Fehler und lässt sich auch nicht von Nebenkriegsschauplätzen irritieren. Er bleibt beherrscht, als in São Paulo alles gegen ihn läuft. Sein dritter Titel – der bislang schwierigste, aber der dritte nacheinander. Eine solche Serie glückte in 62 Jahren Formel 1 nur zwei anderen: Juan Manuel Fangio (1954–1956) und Michael ­Schumacher (2000–2002). Willkommen im Club der Legenden.

Seine Stärken Routine Wer ein solch chaotisches WM-Finale in diesem Stil gewinnt, ist erfahren und cool bis ans Herz

Kämpfernatur Trotz Rückstand hält er unbeirrt an seinen Zielen fest und arbeitet sich wieder nach vorn Reife Vettel lässt sich im PsychoDuell mit Fernando Alonso zu keinem Zeitpunkt aus der Fassung bringen


11

04

António Félix da Costa

GP3-Serie/Formel Renault 3.5

Der Portugiese krönt eine hervorragende Saison mit dem Triumph in Macau

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ezweifelt, begehrt, bejubelt: Anfang 2012 erwägt António Félix da Costa noch eine Rückkehr in die Schule, keine zehn Monate später sitzt er in einem Formel-1-Auto. Dazwischen liegt eine Saison, in der er so viel beschäftigt ist wie nie zuvor. Zunächst soll der Portugiese nur die ­GP3-Serie bestreiten, in der er Gesamtdritter wird. Im Juni folgt der Wendepunkt: Red Bull nimmt ihn in sein Förderprogramm auf und schickt ihn nach einem Saisondrittel in die Formel Renault 3.5. Frei nach seinem Motto „Mach es richtig oder lass es“ nutzt er in der Sommerpause den einzigen Testtag und avanciert danach mit vier Siegen zum Fahrer der zweiten Saisonhälfte. „Ich habe so lange experimentiert, bis es klick gemacht hat. Danach waren wir in den Rennen nie schlechter als P5“, sagt der 21-Jährige, der mit fünf Brüdern in Lissabon aufgewachsen ist. Mit dem Triumph beim prestige­ trächtigen F3-Grand-Prix in Macau, inklusive Freudentränen bei der Siegerehrung, zahlt die Frohnatur seinen Förderern das Vertrauen zurück. Auch in der Königsklasse sorgt er für Wirbel: Nachdem er 2010 in einem Force-India-Test den damaligen Testfahrer Paul Di Resta um eine Sekunde schlägt, testet er 2012 das Weltmeisterauto von Red Bull. Er sagt demütig: „Ich habe es sehr genossen, denn man weiß nie, ob man wieder die Chance dazu bekommt.“

Seine Stärken Druckresistent Auf dem anspruchsvollen Straßenkurs von Macau feiert er einen Start-Ziel-Sieg Anpassungsfähig GP3-Serie, F3, Formel Renault 3.5 oder F1-Test – 2012 ist er in jeder Kategorie schnell

Zielorientiert Sogar seine Facebook-Seite ziert der selbstbewusste Titel „Road to Formula 1“


12 Top-Fahrer Saison 2012

05

Pascal Wehrlein

Formel 3 Euro Serie

Der Mercedes-Pilot beendet die Formel 3 Euro Serie als Vizemeister

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r sieht ein wenig aus wie der junge Lewis Hamilton. Und auch dem Fahrstil seines Formel-1-Idols kann Wehrlein einiges abgewinnen. „Ich fahre hart, aber überlegt. Bin also kein Kamikaze-Pilot“, erklärt der gebürtige Sigmaringer, dessen Mutter aus Mauritius stammt. Seine Besonnenheit gepaart mit ausgeprägtem Ehrgeiz bringt den Debütanten in der Formel 3 Euro Serie weit nach vorn. Im Nachwuchs-Rennstall Mücke Motorsport landet er bis auf ein Rennwochenende immer mindestens ein Mal auf dem Podest – und das mit 65 PS mehr als gewohnt. Mit seinem ersten Formel-3-Sieg auf dem Nürburgring erarbeitet sich der 18-jährige Förderpilot von ADAC und Post Speed Academy sogar Titelchancen. Am Ende trennen den neuen Rookieund Vizemeister lediglich elf Pünktchen von Champion Daniel Juncadella. „Pascal hat sich gut entwickelt und einen großen Schritt gemacht“, bilanziert Teamchef Peter Mücke. Das beweist auch der vierte Platz beim weltweit wichtigsten Formel-3-Rennen in Macau. Auf dem schwierigsten Kurs seiner Karriere sorgt Wehrlein für das mit Abstand beste deutsche Ergebnis. In der Gesamtwertung der Formel-3-Europameisterschaft belegt er ebenfalls Rang vier. Mücke: „Pascal hat Talent und den Willen, an sich zu arbeiten. Mit etwas mehr Routine kann er ein ganz Großer werden.“

Seine Stärken FleissIg Mit Datenanalysen bereitet sich Wehrlein auf den für ihn neuen Norisring vor. Das Ergebnis: Pole Kritikfähig Wehrlein kann Kritik aus dem Team gut vertragen. Fehler versucht er schnell abzustellen Diszipliniert Um sich aufs Finale zu konzentrieren, verschiebt er die Feier zu seinem 18. Geburtstag


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14 Formel 1 Saison 2012

Vom Winde verweht

Das Verbot der angeblasenen Diffusoren ist die wichtigste Änderung für die neue Formel-1Saison. Dass sich die Regelhüter ansonsten in Zurückhaltung üben, tut der Spannung in den Rennen keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil

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ed-Bull-Cheftüftler Adrian Newey ist berühmt – und bei manchem Konkurrenten auch berüchtigt – für seine Geniestreiche. So wie den angeblasenen Diffusor, der F1-Boliden eine Extraportion Luftabtrieb beschert. Die roten Bullen preschten damit 2011 vor, die anderen trabten hinterher. Für die Saison 2012 strichen die Regelmacher den Aero-Kniff mit der heißen Auspuffluft aus dem Programm. Alle Schlupflöcher in den Paragrafen zu stopfen, erforderte einige Zeit und Mühen. Die betroffenen Artikel 5.5, 5.6, 5.7 und 5.8 für die Motorsteuerung und die Auspuffpositionierung umfassen nunmehr 954 Wörter statt, wie zwölf Monate zuvor, 89. Dies zeigt, wie komplex der „angeblasene Diffusor“ war, dessen Nutzung die neuen Regeln verhindern sollen.

Für die Techniker bedeutete der Wegfall ein Umdenken beim Autobau. So ähneln die 2012er-Autos weniger den direkten Vorgängern als eher der 2009erGeneration, die ebenfalls ohne doppelten oder angeblasenen Diffusor ausgekommen ist. Lang, schlank, tief: Das sind die neuen Traummaße in der Königsklasse.

Das Verbot der angeblasenen Diffusoren nötigt nicht nur den Autobauern ein Umdenken ab, sondern auch Reifenausrüster Pirelli. Der reduzierte Anpressdruck an der Hinterachse geht auf Kosten der Traktion und erhöht den Verschleiß der Pneus. Als Gegenmaßnahme verpassen die Italiener den breiten Walzen eine eckigere

Mit diesen 24 Piloten gehen die zwölf Teams in die Saison. Nicht auf dem Bild: Jérôme d’Ambrosio, der in Monza den gesperrten Romain Grosjean ersetzt


15

Das ist 2012 neu Nach dem über vierstündigen KanadaMarathon mit nur 57 Rennminuten im Vorjahr ist die maximale Renndauer inklusive Unterbrechungen nun auf vier Stunden festgeschrieben Fahrer dürfen nicht mehr als einen Richtungswechsel zum Verteidigen der Position ausführen und müssen beim Zurückwechseln auf die Ideallinie mindestens eine Fahrzeugbreite Platz zwischen Auto und Streckenrand lassen Die Fahrzeuge müssen alle vorgeschriebenen Crash-Tests bestehen, bevor sie auf die Strecke dürfen. Das gilt bereits für Testfahrten und nicht erst für das erste Rennen. Außerdem wird ein zusätzlicher Belastungstest für die seitlichen Crash-Strukturen eingeführt

Flanke, die die Auflagefläche vergrößert. taucht der Wüsten-Grand-Prix im 2012erDie Karkasse der Hinterreifen wird eben- Tourplan auf und wird im Gegensatz zum falls so verändert, dass der Reifen mehr Vorjahr auch ausgetragen. Das deutsche Grip hat und weniger Blasen schlägt. Gastspiel wechselt turnusgemäß auf den Außerdem sind die vier angebotenen Hockenheimring. Einzig echte Novität ist der Slick-Mischungen generell weicher und US-Grand-Prix auf dem neu gebauten Kurs rücken näher zusammen. Statt bis zu in Austin. Aus dem Kalender fällt der Lauf in 1,5 Sekunden Differenz pro Runde pegeln der Türkei. Mit 20 Rennen ist die Saison 2012 sich die Unterschiede zwischen den beiden dennoch die bestbestückte aller Zeiten. jeweils für ein Rennen nominierten Gummi-­ Was die Zuschauer dort zu sehen Mischungen bei maximal 0,8 Sekunden ein. bekommen, verdient Beifall, nicht selten Das von Pirelli und den F1-Verantwortlichen sogar Standing Ovations. Dass Fernsehsenangepeilte Ziel, die Rennen auch durch die- der RTL trotz der dargebotenen sportlichen ses Puzzleteil unvorhersehbarer zu gestal- Klasse, einer Vielzahl deutscher Piloten ten, geht auf. Die Tatsache, dass es in den sowie eines heimischen (und am Ende ersten sieben Rennen sieben verschiedene sogar erfolgreichen) Titelverteidigers nur Sieger gibt, spricht eine deutliche Sprache. knapp an einem Quoten-Minusrekord vorKaum etwas Neues gibt es im Kalender beischrammt, dürfte beim Kölner Sender zu entdecken. Obwohl die politische Situa- so manche Stirn sorgenvoll in Falten legen. tion in Bahrain immer noch angespannt ist, Bis zum 14. Rennen, dem GP Japan,

Überrundete Fahrer dürfen sich während einer Safety-Car-Phase zurückrunden. Somit können nach einem Re-Start alle Autos direkt angreifen, ohne dass die Führenden von Überrundeten behindert werden Angeblasene Diffusoren sind verboten Kein Karosserie-Teil, das mehr als 1.950 Millimeter vor der Cockpitrückwand liegt, darf höher als 550 Millimeter über der Bezugsebene sein. Daher tragen die 2012er-Autos eine Stufennase

s­chalteten im Schnitt nur fünf Millionen Zuschauer ein – so wenige wie seit 1994 nicht mehr. Mit Vettels Endspurt zogen dann die Quoten an und so verbuchte RTL durchschnittlich 5,55 Millionen Zuschauer. In der Rekordsaison 2001 waren es fast doppelt so viele. Vom Winde verweht – auch hier ein gutes Stichwort.


16 Formel 1 Teams

red bull racing

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oppelter Hattrick: Nach 2010 und 2011 gewinnt Red Bull erneut die Konstrukteurs-WM und mit Sebastian Vettel den Fahrertitel. Doch der Weg dorthin ist für den Rennstall von Milliardär Dietrich Mateschitz Team-Statistik alles andere als einfach. Red Bull muss Formel 1 seit 2005 F1-Rennen 146 Siege 34 nach der dominanten Erfolgssaison 2011 Pole-Positions 46 Konstrukteurs-Titel 3 das Verbot des angeblasenen Diffusors hinnehmen, den der Rennstall im Vorjahr perfektioniert hatte. Die Folge: Red Bull fällt zu Saisonbeginn mit seinem Pilotenduo Chassis Red Bull RB8 Motor Renault RS27-2012 KERS Renault/Red Bull Sebastian Vettel und Mark Webber in der Fahrer-Duell Hackordnung zurück. „Wir haben das Sys Training Rennen Vettel – Webber 11 : 9 13 : 7  tem länger genutzt als die anderen Teams, daher hat es etwas gedauert, bis wir verstanden haben, was wir tun müssen, um Sebastian Vettel (D) Mark Webber (AUS) Geboren 27. August 1976 Geboren 3. Juli 1987 uns vom Verbot zu erholen“, erklärt TechGeburtsort Queanbeyan (AUS) Geburtsort Heppenheim (D) Formel 1 seit 2002 Formel 1 seit 2007 nikchef Adrian Newey. In den ersten zehn F1-Rennen 196 F1-Rennen 101 Pole-Positions 11 Pole-Positions 36 Rennen gelingen Red Bull nur drei Siege Siege 9 Siege 26 Bester WM-Platz 3 WM-Titel 3 (zweimal Webber, einmal Vettel) und drei Teams bisher Minardi, Jaguar, Teams bisher BMW Sauber, Williams, Red Bull Toro Rosso, Red Bull Pole-Positions. Zur Saisonhalbzeit liegen der Australier und der Hesse 34 beziehungsweise 44 WM-Zähler hinter Tabellenführer Fernando Alonso. Zwar rangiert Red Bull hier bereits in der Teamwertung dank der beiden konstant punktenden Fahrer klar vorn, doch an den erneuten Gewinn der Fahrerwertung glauben nur noch die größten Optimisten. Führungspersonal

02

Mark Webber

01

Sebastian Vettel

Teamchef Christian Horner Technischer Direktor Adrian Newey Renningenieur Vettel Guillaume Rocquelin Renningenieur Webber Cairon Pilbeam Wichtige Teammitglieder Dietrich Mateschitz (Besitzer), Jonathan Wheatley (Teammanager), Rob Marshall (Chefdesigner), Peter Prodromou (Chefaerodynamiker) Test-/Ersatzfahrer Sébastien Buemi (CH)

Mit einer sensationellen Aufholjagd wendet Red Bull jedoch noch einmal das Blatt. Garant dafür ist eine konsequente Weiterentwicklung des RB8, die vor allem Vettel und Newey vorantreiben. Der Deutsche kann das Auto immer mehr seinen Bedürfnissen anpassen: „Anfangs war das Heck am Kurveneingang zu unruhig“, blickt Vettel zurück. „Erst als wir das Auto weiterentwickelten, machte es das, was ich wollte.“ Den größten Sprung machen Red Bull und Vettel ab Singapur dank eines optimierten Coanda-Auspuffs. Mit vier Siegen in Folge übernimmt der Hesse schließlich die Tabellenführung und gibt diese nicht mehr ab. Am Ende hat Red Bull sieben Siege, acht Poles und 460 Punkte auf dem Konto. 2011 waren es noch 12, 15 und 650 – und das bei 19 statt 20 Grands Prix. Mehrmals agiert Red Bull bei der Fahrzeugentwicklung in Grauzonen und eckt so bei der FIA an. Der Automobilverband reagiert mit „Regelklarstellungen“, die Fahrzeugmodifikationen verlangen und so Kapazitäten binden. Dass mehrere Licht­ maschinendefekte WM-Punkte, in Valencia sogar den Sieg von Vettel kosten, spielt am Ende keine Rolle mehr. Mit 11.668 absolvierten Rennkilometern gewinnt Red Bull sogar die Zuverlässigkeitswertung.


17

vodafone mclaren mercedes Führungspersonal Teamchef Martin Whitmarsh Technischer Direktor Paddy Lowe Renningenieur Hamilton Andy Latham Renningenieur Button Dave Robson Wichtige Teammitglieder Jonathan Neale (Geschäftsführer), Sam Michael (Sportdirektor), David Redding (Teammanager), Tim Goss (Chefingenieur), Neil Oatley (Chefdesigner) Test-/Ersatzfahrer Gary Paffett (GB), Oliver Turvey (GB)

Team-Statistik

Formel 1 seit 1966 F1-Rennen 723 Siege 182 Pole-Positions 155 Konstrukteurs-Titel 8

Chassis McLaren MP4-27 Motor Mercedes FO108Z KERS Mercedes

Fahrer-Duell Training

Rennen

Hamilton – Button

17 : 3

11 : 9

Lewis Hamilton (GB) Geboren 7. Januar 1985 Geburtsort Stevenage (GB) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 110 Pole-Positions 26 Siege 21 WM-Titel 1 Teams bisher McLaren

04

Jenson Button (GB) Geboren 19. Januar 1980 Geburtsort Frome (GB) Formel 1 seit 2000 F1-Rennen 228 Pole-Positions 8 Siege 15 WM-Titel 1 Teams bisher Williams, Benetton, Renault, BAR, Honda, Brawn, McLaren

Lewis Hamilton

03

Sportdirektor Sam Michael laut werden. Später gelingen dem Team die schnellsten Stopps der Saison. Mit einem großen Fahrzeug-Update in Hockenheim, das laut Teamchef Martin Whitmarsh mehr als 0,5 Sekunden bringt, kehrt McLaren auf die Erfolgsstraße zurück. Die Hälfte der Rennen in der zweiten Saisonhälfte geht an McLaren. Technische Defekte kosten weitere Siege. So fällt Hamilton in Singapur und Abu Dhabi in Führung liegend aus – und verliert damit seine letzte WM-Chance. Insgesamt legt McLaren nur die siebtmeisten Rennkilometer der zwölf F1-Teams zurück – viel zu wenig für ein TopTeam. Am Jahresende stehen dementsprechend mit 378 WM-Punkten 119 Zähler weniger als 2011 zu Buche. McLaren muss sich mit dem dritten Rang in der KonstrukteursWM zufriedengeben. Dass der Rennstall aus Woking am Jahresende genauso viele PolePositions und Rennsiege vorzuweisen hat wie Red Bull, ist kein wirklicher Trost für die ehrgeizigen Briten. 2013 stehen bei McLaren die Zeichen auf Umbruch. Da der im Laufe der Saison immer unzufriedener werdende Hamilton beim Mercedes-Werksteam anheuert, bekommt Jenson Button mit Sergio Pérez einen neuen Teamkollegen.

Jenson Button

M

cLaren geht mit einem nahezu unveänderten Team in die neue Saison. Konstanz ist das Stichwort bei den Briten. Während die Konkurrenz weitestgehend auf eine hohe Fahrzeugnase mit Knick setzt, verzichtet der neue McLaren MP4-27 auf diese Eigenart. Dass das Fahrzeug nicht nur optisch glänzt, sondern auch auf der Strecke, wird gleich beim Saisonbeginn in Melbourne deutlich, wo Jenson Button für den britischen Rennstall den Auftaktsieg einfährt. Auch bei den beiden folgenden Rennen steht McLaren auf dem Podest. Doch ab Bahrain tut man sich plötzlich schwer. Zwar siegt Lewis Hamilton in Kanada, doch es wird deutlich, dass das Team immer wieder Probleme hat, aus den neuen Pirelli-Reifen das Maximum herauszuholen – auch weil der McLaren nur in einem engen Fenster funktioniert. Vor allem Button hat Schwierigkeiten. Der Engländer sammelt von Bahrain bis England gerade einmal sechs WMZähler. „Wir haben andere Wege beim Set-up ausprobiert, doch die führten in die Irre“, gibt der Ex-Weltmeister zu, der danach seinen Fahrstil an die Reifen anpasst. Missglückte Boxenstopps kosten in der ersten Saisonhälfte zudem WM-Punkte und lassen vor allem in Großbritannien Kritik am neuen


18 Formel 1 Teams

scuderia ferrari marlboro

F

errari überrascht sich 2012 selbst. Bei den Testfahrten vor Saisonbeginn erweist sich das neue Auto der Roten als so problematisch, dass das Team den Fahrern sogar einen Maulkorb gegenüber der Presse verhängt. Team-Statistik Ist Ferrari bei der Entwicklung des F2012, Formel 1 seit 1950 F1-Rennen 851 Siege 219 der unter anderem als erstes Formel-1-Auto Pole-Positions 207 Konstrukteurs-Titel 16 seit 1991 über eine Vorderradaufhängung mit Zugstreben verfügt, einen Schritt zu weit gegangen? Denn da die Autos der Scuderia in den Vorjahren als zu konservativ galten, Chassis Ferrari F2012 Motor Ferrari 056 KERS Ferrari sollte ein radikaler Neubeginn her. Fahrer-Duell Als Hauptproblem wird das Auspuffsys Training Rennen Alonso – Massa 17 : 3 18 : 2 tem ausgemacht, das für zu hohe Reifentemperaturen und zu wenig zusätzlichen Abtrieb sorgt. Zum Saisonauftakt in MelFernando Alonso (E) Felipe Massa (BR) Geboren 25. April 1981 Geboren 29. Juli 1981 bourne wird es noch einmal komplett überGeburtsort São Paulo (BR) Geburtsort Oviedo (E) Formel 1 seit 2002 Formel 1 seit 2001 arbeitet, trotzdem läuft für die bewährte F1-Rennen 172 F1-Rennen 196 Pole-Positions 15 Pole-Positions 22 Fahrerpaarung Fernando Alonso und Felipe Siege 11 Siege 30 Bester WM-Platz 2 WM-Titel 2 Massa nicht viel zusammen. Der anschlieTeams bisher Sauber, Ferrari Teams bisher Minardi, Renault, McLaren, Ferrari ßende Sieg von Alonso im Regen von Malaysia wird als einmaliger Ausrutscher nach oben angesehen. Doch ein in Barcelona präsentiertes Updatepaket und ein in Kanada erstmals eingesetztes neues Auspuffsystem bringen Ferrari wieder näher an die Spitze. Da Alonso zudem opportunistisch jede Möglichkeit nutzt, sein Punktekonto aufzustocken, liegt er auch dank Führungspersonal

06

Felipe Massa

05

Fernando Alonso

Teamchef Stefano Domenicali Technischer Direktor Pat Fry Renningenieur Alonso Andrea Stella Renningenieur Massa Rob Smedley Wichtige Teammitglieder Luca di Montezemolo (Präsident), Luca Marmorini (Motorenchef), Nikolas Tombazis (Chefdesigner), Massimo Rivola (Teammanager) Test-/Ersatzfahrer Giancarlo Fisichella (I), Marc Gené (E), Andrea Bertolini (I)

­ eiterer Siege in Valencia und Hockenheim w entgegen allen Erwartungen plötzlich sogar an der Spitze der WM-Wertung. Diese verteidigt er kämpferisch bis zum fünftletzten Rennen und muss sich im Titelkampf erst in Brasilien geschlagen geben. Zu groß ist letzten Endes das Manko des F2012 gegenüber den anderen Top-Autos. Vor allem die Qualifyingschwäche des Ferrari, die einem nicht optimal funktionieren DRS-System geschuldet ist, bringt Alonso und Massa regelmäßig um eine gute Ausgangsposition in den Rennen. Zudem kann Ferrari im letzten Saisonviertel im Entwicklungswettrüsten nicht mit Red Bull mithalten. Dennoch lobt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Jahresende sein Team: „Ich bin stolz, dass wir das zuverlässigste Auto hatten, immer mit der Strategie richtig lagen und keine Fehler bei den Boxenstopps gemacht haben. Leider hatten wir kein schnelles Auto.“ Der als klare Nummer zwei definierte Massa steht wegen lange ausbleibender Leistungen kurz vor dem Rauswurf, kann sich aber fangen und fährt am Saisonende oft auf Alonso-Niveau. In den Schlussrennen muss der Brasilianer mehrmals zugunsten von Alonso auf bessere Ergebnisse verzichten. Der Lohn: ein Vertrag für 2013.


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Mercedes AMG Petronas F1 Team Führungspersonal Teamchef Ross Brawn Technischer Direktor Bob Bell Renningenieur Schumacher Peter Bonnington Renningenieur Rosberg Tony Ross Wichtige Teammitglieder Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef), Nick Fry (Geschäftsführer), Ron Meadows (Sportdirektor), Geoff Willis (Chefingenieur), Aldo Costa (Technologiedirektor), John Owen (Chefdesigner), Thomas Fuhr (Motorenchef) Test-/Ersatzfahrer Sam Bird (GB)

Team-Statistik

Formel 1 seit 1954–1955, 2010 F1-Rennen 70 Siege 10 Pole-Positions 9 Bester WM-Platz 4

Chassis Mercedes F1 W03 Motor Mercedes FO108Z KERS Mercedes

Fahrer-Duell Training

Rennen

Schumacher – Rosberg

10 : 10

10 : 10

Nico Rosberg (D) Geboren 27. Juni 1985 Geburtsort Wiesbaden (D) Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 108 Pole-Positions 1 Siege 1 Bester WM-Platz 7 Teams bisher Williams, Mercedes

08

Michael Schumacher (D) Geboren 3. Januar 1969 Geburtsort Hürth-Hermülheim (D) Formel 1 seit 1991 F1-Rennen 306 Pole-Positions 68 Siege 91 WM-Titel 7 Teams bisher Jordan, Benetton, Ferrari, Mercedes

Nico Rosberg

07

Doch danach verliert Mercedes immer mehr an Boden. Nur noch in Valencia gelingt ein weiterer Podestplatz. Immer wieder werden Schumacher und Rosberg vom hohen Reifenverschleiß ihres Autos eingebremst. Der Ursache: Der Mercedes-V8 bekommt seine Leistung nicht auf den Boden und sorgt immer wieder für durchdrehende Pneus. Daher bringt auch das von den Mannen rund um Technikchef Bob Bell konzipierte Doppel-DRS, das für mehr Topspeed sorgen soll, wenig Vorteile. Dass Mercedes im Sommer von einem 50- auf einen 60-Prozent-Windkanal umrüstet, hilft ebensowenig wie der verpasste Anschluss bei der Entwicklung eines Coanda-Auspuffs. In der zweiten Saisonhälfte sind selbst Punkteerfolge eine Seltenheit. Fünf Rennen hintereinander holen die Fahrer keine WMZähler – es ist die längste Dürreperiode seitdem Comeback. Erst in Brasilien beendet Schumacher bei seinem Formel-1-Abschied dieses Tief. Trotzdem rutscht Mercedes auf den fünften WM-Rang ab. Der 43 Jahre alte Schumacher hält in der dritten Saison seit seinem Comeback mit Teamkollege Rosberg mit, wird aber 2013 vom bisherigen McLaren-Star Lewis Hamilton ersetzt. Dann soll Mercedes endlich um den WM-Titel kämpfen.

Michael Schumacher

M

ercedes rüstet sein Werks­team für die dritte Saison nach dem Comeback im Jahr 2010 noch einmal auf. Neben Ex-Honda-Mann Geoff Willis verpflichten die Stuttgarter den langjährigen FerrariTechnikchef Aldo Costa. Costa galt in ihrer gemeinsamen Zeit bei der Scuderia als rechte Hand des jetzigen Mercedes-Teamchefs Ross Brawn und war einer der Eckpfeiler bei Michael Schumachers fünf Titelgewinnen mit den Roten. Zudem verstärkt Mercedes die Kooperation zwischen dem Formel-1-Rennstall und Haustuner AMG – eine Neuerung, die sich auch im geänderten Teamnamen widerspiegelt. Der erhoffte Technologietransfer soll ebenfalls für den Anschluss an die drei Top-Teams Red Bull, Ferrari und McLaren sorgen. Das Formel-1-Jahr beginnt für Mercedes vielversprechend. Starken Qualifyingergebnissen der bekannten Fahrer Michael Schumacher und Nico Rosberg in den ersten beiden Grands Prix folgt in China die erste Pole-Position. Im Rennen legt Nico Rosberg mit dem Premierensieg der neuen „Silberpfeile“ nach. Auch in Monaco ist das Team siegfähig. Eine Strafe für Schumacher und das Festhängen von Rosberg hinter Sieger Webber verhindern einen weiteren T­riumph.


20 Formel 1 Teams

Lotus F1 Team

S

Jérôme D’Ambrosio

10

Romain Grosjean

09

Kimi rÄikkÖnen

10

chon wieder Lotus. Nachdem das jetzige Team Caterham in den letzten beiden Jahren unter dem Namen des in den 1950ern gegründeten britischen Sportwagenherstellers angetreten ist, startet 2012 das eheTeam-Statistik malige Renault-Werksteam unter dem TraFormel 1 seit 1958–1994 und 2012 F1-Rennen 549 Siege 80 ditionsnamen. Eine echte Verbindung zum Pole-Positions 107 Konstrukteurs-Titel 7 Sportwagenhersteller gibt es jedoch immer noch nicht: In den Vorjahren beschränkte sie sich auf die Nameslizenz, beim „neuen“ Lotus-Team scheitert bereits im April ein Chassis Lotus E20 Motor Renault RS27 2012 KERS Renault Hauptsponsordeal mit dem SportwagenFahrer-Duell bauer, da dieser den Besitzer wechselt und Training Rennen Räikkönen – Grosjean 9 : 10 17 : 2 den bis 2017 laufenden Vertrag mit dem Räikkönen – D’Ambrosio (GP Italien) 1 : 0 1 : 0 F1-Rennstall auflöst. Team-EigentüKimi Räikkönen (FIN) Romain Grosjean (F) Jérôme D’Ambrosio (B) Geboren 17. April 1983 Geboren 27. Dezember 1985 Geboren 17. Oktober 1979 mer Genii Capital Geburtsort Genf (CH) Geburtsort Etterbeek (B) Geburtsort Espoo (FIN) Formel 1 seit 2009 Formel 1 seit 2011 Formel 1 seit 2001 darf den Namen F1-Rennen 26 F1-Rennen 20 F1-Rennen 175 Bester Startplatz 2 Bester Startplatz 15 Pole-Positions 16 Lotus jedoch weiter Bestes Rennergebnis 2 Bestes Rennergebnis 13 Siege 19 Bester WM-Platz 8 Bester WM-Platz 23 WM-Titel 1 verwenden. Teams bisher Renault, Lotus Teams bisher Virgin, Lotus Teams bisher Sauber, McLaren, Ferrari, Lotus Nach einer enttäuschenden Saison 2011 verpflichtet Genii mit Kimi ­Räi­kkönen und Romain Grosjean eine neue Fahrerpaarung mit enormem Potenzial, Führungspersonal

Teamchef Eric Boullier Technischer Direktor James Allison Renningenieur Räikkönen Mark Slade Renningenieur Grosjean Ayao Komatsu Wichtige Teammitglieder Gérard Lopez (Eigentümer), Paul Seaby (Teammanager), Martin Tolliday (Chefdesigner), Dirk de Beer (Chefaerodynamiker), Alan Permane (Chefingenieur) Test-/Ersatzfahrer Jérôme D’Ambrosio (B)

aber auch großem Risiko. Räikkönen: einerseits Weltmeister 2007, andererseits aus einer zweijährigen Formel-1-Pause zurückgekehrt. Grosjean: einerseits mit zahlreichen Titeln in diversen Formel-Serien gesegnet, andererseits noch keine komplette F1-Saison absolviert. Das Auto: Beim Vorsaison-Test in Barcelona hält die vordere Aufhängung des Lotus E20 nicht. Das Team reist zur Problemlösung ab, verliert vier Testtage. Mit verstärkter Aufhängung fahren Grosjean und Räikkönen beim letzten Vorsaison-Test drei Bestzeiten. Der gute Eindruck bestätigt sich in der Saison. Zwar hat das Team des öfteren Probleme auf einer schnellen Runde, die Pirelli-Reifen zum Funktionieren zu bringen, doch der Speed und die reifenschonende Charakteristik des E20 machen dies in den Rennen wieder wett. Rückkehrer Räikkönen holt 19 Mal Punkte – so häufig wie kein anderer Fahrer. Die Krönung seiner sieben Podestplätze ist der Sieg in Abu Dhabi. Gesamtrang drei ist stark. Teamkollege Grosjean besticht durch eine außerordentliche Schnelligkeit im Zeittraining. In den Rennen ist er jedoch zu oft in Kollisionen verwickelt und kostet den Rennstall – trotz dreier Podestplätze – eine bessere Platzierung als Rang vier in der Konstrukteurswertung.


21

Sahara force india F1 Team Führungspersonal Teamchef Dr. Vijay Mallya Technischer Direktor Andrew Green Renningenieur Di Resta Gianpiero Lambiase Renningenieur Hülkenberg Bradley Joyce Wichtige Teammitglieder Michiel Mol, Subrata Roy Sahara (beide Mitbesitzer), Otmar Szafnauer (Geschäftsführer), Robert Fernley (Teammanager), Andy Stevenson (Sportdirektor), Jakob Andreason (Chefingenieur) Test-/Ersatzfahrer Jules Bianchi (F)

Team-Statistik Formel 1 seit 2008 F1-Rennen 93 Bestes Rennergebnis 2 Pole-Positions 1 Bester WM-Platz 6

Chassis Force India VJM05 Motor Mercedes FO108Z KERS Mercedes

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Hülkenberg – Di Resta

12 : 8

11 : 9

12

Nico Hülkenberg (D) Geboren 19. August 1987 Geburtsort Emmerich (D) Formel 1 seit 2010 F1-Rennen 39 Pole-Positions 1 Bestes Rennergebnis 4 Bester WM-Platz 11 Teams bisher Williams, Force India

Nico Hülkenberg

Paul Di Resta (GB) Geboren 16. April 1986 Geburtsort Uphall (GB) Formel 1 seit 2011 F1-Rennen 39 Bester Startplatz 6 Bestes Rennergebnis 4 Bester WM-Platz 13 Teams bisher Force India

11

Vijay Mallya sogar deutlich vor dem Werks­ team der Stuttgarter, das auf gerade einmal 36 Zähler kommt. Zwar verpassen Di Resta und Hülkenberg das vom Team gesteckte Ziel, einen Podestplatz einzufahren, doch beiden gelingt als beste Platzierung jeweils ein vierter Rang. Hülkenberg führt beim Finale in Brasilien sogar für 30 Runden – so lange wie kein anderer Pilot in São Paulo – doch im Kampf um den Sieg kollidiert er schließlich mit McLaren-Pilot Lewis Hamilton und muss sich nach einer Durchfahrtsstrafe mit Rang fünf begnügen. Force India fühlt sich daher gut gerüstet, 2013 den stetigen Aufwärtstrend fortzusetzen. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir 2012 von Anfang wirklich konkurrenzfähig gewesen wären“, so Teammanager Robert Fernley. „Aber unser starkes Saisonende stimmt uns optimistisch für das kommende Jahr. Da das Reglement stabil bleibt, sind wir überzeugt, weiterhin die TopTeams ärgern zu können.“ Dabei helfen soll ein um mehr als 60 Millionen Euro aufgestocktes Budget, welches vor Brasilien vom Aufsichtsrat abgesegnet wurde. Fehlen wird dann jedoch Nico Hülkenberg, der für 2013 von Sauber verpflichtet wurde.

Paul di Resta

Z

war verschlechtert sich Force India 2012 gegenüber dem Vorjahr um einen Platz in der Konstrukteurswertung, dennoch blickt das britische Team mit indischen Besitzern am Jahresende zufrieden auf die Saison zurück. Mit 109 WM-Zählern sammelt die Mannschaft stolze 40 Punkte mehr als in der Vorsaison. Dabei startet Force India wie bereits im Vorjahr eher verhalten in die Saison. Vor allem dank der starken Piloten – Ex-DTMMeister Paul Di Resta und der ehemalige Williams-Fahrer Nico Hülkenberg, der nach einem Jahr als Force-India-Testfahrer als Stammfahrer zurückkehrt – sammelt das Team immer wieder Punkte. Doch dem neuen Force India VJM05 fehlt es anfangs vor allem an Traktion. Zudem beansprucht das Auto die Hinterreifen so stark, dass die Fahrer in den Schlussrunden einiger Grands Prix drastisch Tempo herausnehmen müssen und so weitere WM-Zähler verlieren. Doch dank mehrerer gelungener Fahrzeug-Updates zeigt die Formkurve ab der Saisonmitte deutlich nach oben. In den letzten neun Saisonrennen – von Belgien bis Brasilien – sammelt Force India jedes Mal Punkte. Mit den dort erzielten 63 WM-Zählern liegt das Mercedes-Kundenteam von


22 Formel 1 Teams

Sauber F1 Team

A

m 11. Oktober endet bei Sauber eine Ära, als Teamgründer Peter Sauber die komplette operative Leitung des Schweizer Rennstalls an Monisha Kaltenborn übergibt. Seit 1970 hatte der 68-Jährige die Geschicke Team-Statistik des Teams geleitet. Für seinen Rückzug Formel 1 seit 1993 F1-Rennen 341 Siege 1 konnte sich Sauber keinen besseren ZeitPole-Positions 1 Bester WM-Platz 2 punkt aussuchen. Denn sein Team erlebt die erfolgreichste Saison seit dem Rückzug des zwischenzeitlichen Eigners BMW Ende 2009. Wie im Vorjahr setzt Sauber auf die Chassis Sauber C31 Motor Ferrari 056 KERS Ferrari junge Fahrerpaarung Kamui Kobayashi und Fahrer-Duell Sergio Pérez. Auf technischer Seite wird die Training Rennen Pérez – Kobayashi 11 : 9 10 : 10 bewährte Zusammenarbeit mit Ferrari fortgesetzt. Allerdings muss das Team kurz vor Saisonbeginn den Weggang des bisherigen Kamui Kobayashi (J) Sergio Pérez (MEX) Geboren 26. Januar 1990 Geboren 13. September 1986 Technischen Direktors James Key verkraften. Geburtsort Guadalajara (MEX) Geburtsort Hyogo (J) Formel 1 seit 2011 Formel 1 seit 2009 Als Abschiedsgeschenk hinterlässt der Brite F1-Rennen 37 F1-Rennen 60 Bester Startplatz 4 Bester Startplatz 3 mit dem Sauber C31 einen Rennwagen, der Bestes Rennergebnis 2 Bestes Rennergebnis 3 Bester WM-Platz 10 Bester WM-Platz 12 zum Überraschungsauto des Jahres wird. Teams bisher Sauber Teams bisher Toyota, Sauber Das Schweizer Team profitiert dabei vom Verbot der angeblasenen Unterböden, auf die sie – anders als der Großteil der Konkurrenz – nie gesetzt haben. Sauber muss beim Konzept des neuen Autos nicht umdenken. Der C31 ist wie sein Vorgänger eines der reifenschonensten Autos im Feld, ein Vorteil, der mit den 2012er Pirelli-Reifen noch mehr zum Tragen kommt. Dadurch kann Sauber Führungspersonal

15

Sergio PÉrez Mendoza

14

Kamui Kobayashi

Teamchefin Monisha Kaltenborn Betriebsdirektor Axel Kruse Renningenieur Kobayashi Francesco Nenci Renningenieur Pérez Marco Schüpbach Wichtige Teammitglieder Peter Sauber (Präsident des Verwaltungsrats), Beat Zehnder (Teammanager), Matt Morris (Chefdesigner), Giampaolo Dall’Ara (Chefingenieur), Willem Toet (Chefaerodynamiker) Test-/Ersatzfahrer Esteban Gutiérrez (MEX)

regelmäßig in den Rennen das größte Manko des Autos überspielen: der durch aerodynamische Schwächen verursachte Mangel an Speed im Qualifying. Kobayashi und Pérez starten insgesamt nur 13 Mal aus den Top Ten, was sie aber nicht daran hindert, mehrmals in den Grands Prix unter die Top Drei vorzufahren. Dreimal schafft Pérez den Sprung auf das Podest, in Sepang und Monza – wo er jeweils Zweiter wird – setzt er sogar den Sieger unter Druck. Kobayashi wird einmal Dritter, Pech verhindert weitere Podestplätze des Japaners. Besonders hart trifft es ihn in Spa, wo er und Pérez von den Positionen zwei und vier ins Rennen gehen, aber bereits in der ersten Kurve Opfer des ungestümen Romain Grosjean werden. Der doppelte Nuller und dass Pérez nach der Bekanntgabe seines Wechsels zu McLaren in der kommenden Saison keine Punkte mehr einfährt, verhindern, dass Sauber am Saisonende noch Mercedes in der Teamwertung überflügelt. Letztendlich fehlen nur 16 Punkte zum fünften Gesamtrang. Mit 126 WM-Zählern hat Sauber trotzdem fast dreimal so viel gepunktet wie 2011. Es gibt Stimmen im Fahrerlager, die glauben, ­Fernando Alonso wäre im Sauber C31 Weltmeister geworden – ein schönes Kompliment für die Arbeit der Eidgenossen.


23

scuderia toro rosso Führungspersonal Teamchef Franz Tost Technischer Direktor Giorgio Ascanelli/James Key 1 Renningenieur Ricciardo Gabriele Marianelli Renningenieur Vergne Alberto Gavarini Wichtige Teammitglieder Dietrich Mateschitz (Eigentümer), Gianfranco Fantuzzi (Teammanager), Laurent Mekies (Chefingenieur), Luca Furbatto (Chefdesigner), Nicolo Petrucci (Chefaerodynamiker) Test-/Ersatzfahrer Sébastien Buemi (CH) 1

Ab September.

Team-Statistik Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 128 Siege 1 Pole-Positions 1 Bester WM-Platz 6

Chassis Toro Rosso STR7 Motor Ferrari 056 KERS Ferrari

Fahrer-Duell Training

Rennen

Ricciardo – Vergne

16 : 4

12 : 8

Jean-Eric Vergne (F) Geboren 25. April 1990 Geburtsort Pontoise (F) Formel 1 seit 2012 F1-Rennen 20 Bester Startplatz 11 Bestes Rennergebnis 8 Bester WM-Platz 17 Teams bisher Toro Rosso

17

Daniel Ricciardo (AUS) Geboren 1. Juli 1989 Geburtsort Perth (AUS) Formel 1 seit 2011 F1-Rennen 31 Bester Startplatz 6 Bestes Rennergebnis 9 Bester WM-Platz 18 Teams bisher HRT, Toro Rosso

Jean-Eric Vergne

16

­ onsequenzen bleiben nicht aus. Ende Juli K wird Cheftechniker Giorgio Ascanelli beurlaubt und Anfang September vom ehemaligen Sauber-Konstrukteur James Key ersetzt. Dank mehrerer Fahrzeug-Updates steigert sich das Team im zweiten Teil der Saison. Die größere Erfahrung der beiden jungen Piloten hilft außerdem, regelmäßig WMZähler einzufahren. Bei sechs der verbleibenden zehn Rennen schafft das australisch-französische Duo Punktlandungen. Insgesamt fährt der 23 Jahre alte Ricciardo sechs Mal in die Top Ten, holt als Bestmarke Rang neun und kommt nur einmal nicht ins Ziel. Auch Vergne absolviert eine respektable Saison. Dem ein Jahr jüngeren Franzosen gelingt viermal der Sprung auf Platz acht. Er scheidet zwar auch häufiger als Ricciardo aus, kann das teaminterne Duell dennoch für sich entscheiden. Teamchef Franz Tost hat am Jahresende nur lobende Worte für sein Fahrerduo: „Beide haben einen guten Job gemacht. Seit der Sommerpause haben beide regelmäßig gepunktet und jeder im Team ist beeindruckt, welche Reife sie beim Umgang mit den Ingenieuren und auf der Strecke gezeigt haben.“ Da ist es keine Überraschung, dass Toro Rosso beiden auch für die Saison 2013 einen Vertrag gibt.

Daniel Ricciardo

T

oro Rosso macht auch 2012 seinem Namen als Nachwuchsschmiede von Red Bull alle Ehre. Mit Daniel Ricciardo (elf Grands Prix) und Jean-Eric Vergne (Debütant) tritt die Mannschaft aus dem italienischen Faenza mit dem unerfahrensten Pilotenkader aller Rennställe an. Die beiden Youngster, die 2009 beziehungsweise 2010 die hart umkämpfte Britische Formel-3-Meisterschaft gewonnen haben, gelten als potenzielle Nachfolger von Mark Webber, sollte der Australier in den kommenden Jahren seinen Rücktritt erklären. Im Vorjahr noch auf Rang acht der Teamwertung und nur knapp hinter Sauber, fällt Toro Rosso 2012 in der Teamhierarchie zurück. Am Ende springen statt 41 WMZählern wie im Vorjahr nur noch 26 Punkte heraus – was Gesamtrang neun bedeutet. Damit lässt das Zweitteam von EnergyDrink-Milliardär Dietrich Mateschitz nur noch die erneut punktlosen Hinterbänklerteams von Caterham, Marussia und HRT hinter sich. Mit gerade einmal sechs WMZählern ist vor allem die erste Saisonhälfte ein Reinfall. Als größtes Problem gilt die mangelhafte Traktion des Toro Rosso STR7. „Schnelle Kurven gehen hingegen eini­ germaßen“, bestätigt Daniel Ricciardo.


24 Formel 1 Teams

Williams F1 Team

S

o eine Saison wie 2011 möchte Frank Williams nicht noch einmal erleben. Mickrige fünf Punkte holte sein Team – so wenige wie nie zuvor in der langen Geschichte des britischen Rennstalls, der Team-Statistik zu den drei erfolgreichsten der Formel 1 Formel 1 seit 1969 (Williams Racing Cars, ab 77 Williams GP Engineering) F1-Rennen 645 Siege 114 zählt. Um eine Wiederholung auszuschliePole-Positions 127 Konstrukteurs-Titel 9 ßen, bleibt bei dem Team kaum ein Stein auf dem anderen. Bereits während der vergangenen Saison wird die Technikabteilung umstrukturiert und Mike Coughlan als Chassis Williams FW34 Motor Renault RS27-2012 KERS Williams neuer Direktor sowie Mark Gillan als ChefFahrer-Duell ingenieur verpflichtet. Da sich Teamgrün Training Rennen Maldonado – Senna 18 : 2 8 : 11  der Frank Williams immer mehr aus dem Doppelausfall in Brasilien nicht gezählt. Alltagsgeschäft zurückzieht und Geschäftsführer Adam Parr den Rennstall Ende April Pastor Maldonado (YV) Bruno Senna (BR) Geboren 15. Oktober 1983 Geboren 9. März 1985 auf eigenen Wunsch verlässt, übernimmt Geburtsort São Paulo (BR) Geburtsort Maracay (YV) Formel 1 seit 2010 Formel 1 seit 2011 der österreichische Teilhaber Toto Wolff F1-Rennen 46 F1-Rennen 39 Bester Startplatz 7 Pole-Positions 1 immer mehr Verantwortung. Bestes Rennergebnis 6 Siege 1 Bester WM-Platz 16 Bester WM-Platz 15 Als Motorenpartner für 2012 kehrt WilTeams bisher HRT, Renault, Teams bisher Williams Williams liams zu Renault zurück und lässt damit eine Partnerschaft wiederaufleben, die in den 1990er-Jahren zu 63 Grand-Prix-Siegen und insgesamt neun Fahrer- und Konstrukteurstiteln führte. Auf der Fahrerseite wird Formel-1-Rekordstarter Rubens Barrichello gegen seinen Landsmann Bruno Senna ausgetauscht. Pastor Maldonado bleibt – auch wegen seiner Sponsormillionen – im Team. Führungspersonal

Teamchef Frank Williams Technischer Direktor Mike Coughlan Renningenieur Maldonado Xevi Pujolar Renningenieur Senna Tom McCullough Wichtige Teammitglieder Toto Wolff, Patrick Head (beide Mitbesitzer), Adam Parr (Geschäftsführer), Dickie Stanford (Teammanager), Jason Summerville (Chefaerodynamiker), Ed Wood (Chefdesigner), Mark Gillan (Chefingenieur) Test-/Ersatzfahrer Valtteri Bottas (FIN), Susie Wolff (GB)

1

19

Bruno Senna

18

Pastor Maldonado

1

Der neue Williams FW34 erweist sich auf Anhieb als ein deutlicher Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger. Williams setzt weiterhin auf das bereits im Vorjahr eingesetzte, extrem kompakte Getriebe, kann aber dessen Vorzüge dank eines steiferen Gehäuses und der besseren Integration des Renault-Motors ins Auto besser zur Geltung bringen. Überraschend gelingt Maldonado mit dem FW34 in Barcelona der erste Sieg für das Traditionsteam seit Brasilien 2004. Bis zu seinem nächsten und einzigen weiteren Top-Fünf-Ergebnis muss der Venezolaner 13 Rennen warten. Seine ungestüme Fahrweise kostet immer wieder WM-Zähler. Um insgesamt 38 Plätze wird der 27-Jährige wegen diverser Vergehen in den Startaufstellungen zurückversetzt und bringt sich so regelmäßig um eine gute Ausgangsposition. Teamkollege Senna leistet sich zwar nicht so viele Schnitzer und punktet regelmäßiger, ist aber auch langsamer. Am Ende lautet die Williams-Bilanz: 76 Punkte und WM-Platz acht – was dem ehrgeizigen Frank Williams nicht gefällt: „Der FW34 war ein gutes Auto, daher hätten wir mehr erreichen müssen. Vor allem auf langen Stints in den Rennen waren wir gut, aber im Qualifying müssen wir zulegen.“


25

Caterham F1 Team Führungspersonal Teamchef Tony Fernandes, Cyril Abiteboul 1 Technischer Direktor Mark Smith Renningenieur Kovalainen Juan Pablo Ramirez Renningenieur Petrov Gianluca Pisanello Wichtige Teammitglieder Riad Asmat (Geschäftsführer), Graham Watson (Teammanager), Lewis Buttler (Chefdesigner), John Iley (Chefaerodynamiker), Jody Egginton (Chefrenningenieur) Test-/Ersatzfahrer Giedo van der Garde (NL), Alexander Rossi (USA) 1

Ab November.

Team-Statistik Formel 1 seit 2010 F1-Rennen 58 Bestes Rennergebnis 11 Bester Startplatz 15 Bester WM-Platz 10

Chassis Caterham CT01 Motor Renault RS27-2012 KERS Red Bull

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Kovalainen – Petrov

13 : 7

9 : 10 1

1

Doppelausfall in Australien nicht gezählt.

21

Vitaly Petrov (RUS) Geboren 8. September 1984 Geburtsort Wyborg (RUS) Formel 1 seit 2010 F1-Rennen 58 Bester Startplatz 6 Bestes Rennergebnis 3 Bester WM-Platz 10 Teams bisher Renault, Caterham

Vitaly Petrov

Heikki Kovalainen (FIN) Geboren 19. Oktober 1981 Geburtsort Suomussalmi (FIN) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 109 Pole-Positions 1 Siege 1 Bester WM-Platz 7 Teams bisher Renault, McLaren, Lotus, Caterham

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erweist sich als Rückschritt. Die aerodynamische Balance des Autos stimmt nicht mehr. Ein Umzug des gesamten Teams im Sommer in die ehemaligen Werkshallen der Formel-1-Teams Arrows und Super Aguri kostet zudem wertvolle Entwicklungszeit. „Die anderen Teams haben offensichtlich besser gearbeitet als wir. Der Zeitunterschied ist erstaunlich groß“, ärgert sich Kovalainen am Rennwochenende in Spa. „Dass Marussia uns immer näher kommt, ist beunruhigend. Eigentlich sollten wir deutlich vor ihnen liegen.“ Als Marussia in Singapur einen zwölften Platz im Rennen holt, droht Caterham sogar den in den Vorjahren erzielten zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM zu verlieren. Erst beim Saisonfinale zieht Caterham dank des elften Platzes von Petrov – es ist die bisher beste Platzierung des Teams überhaupt – wieder an den Rivalen vorbei. Ob der Russe oder Kovalainen auch 2013 für Caterham starten, ist offen. Als Neuzugang steht bereits Charles Pic fest, der einen mehrjährigen Vertrag mit dem Rennstall unterzeichnet hat. Auf jeden Fall nicht mehr dabei ist Tony Fernandes. Der Malaysier kümmert sich seit dem Herbst um die Zusammenarbeit seiner Autosparte mit Renault.

Heikki Kovalainen

D

rittes Jahr in der Formel 1, dritter Teamname. Nach Lotus Racing und Team Lotus nun also Caterham. Da Teamchef Tony Fernandes im Frühjahr 2011 den britischen Sportwagenhersteller übernimmt, wird vor Saisonbeginn 2012 sein Formel-1-Rennstall aus Marketinggründen erneut umgetauft. Und erneut hofft das britische Team, endlich den Anschluss an die etablierten Rennställe zu schaffen – und vielleicht endlich den ersten WM-Zähler einzufahren. Um mehr Geld in die Teamkasse zu bekommen, setzt Caterham vier Wochen vor dem Saisonstart Jarno Trulli vor die Tür, obwohl der Routinier bereits den neuen CT01 getestet hat. Stattdessen wird als neuer Teamkollege von Heikki Kovalainen der bisherige Renault-Pilot Vitaly Petrov samt Mitgift verpflichtet. Der unter der Federfühung von Mark Smith entwickelte CT01 ist das erste Auto des Rennstalls, das mit KERS ausgerüstet ist. Dieses stammt ebenso wie das Getriebe von Red Bull und passt somit perfekt zum Renault V10. Doch der erhoffte Fortschritt stellt sich nicht wirklich ein. Vor allem die Aerodynamik des Caterham lässt immer noch zu wünschen übrig. Ein großes, vor allem den Auspuffbereich betreffendes Update in Silverstone


26 Formel 1 Teams

HRT F1 Team

E

in unruhiger Winter wirft HRT in der Saisonvorbereitung weit zurück. Da sich die neuen Besitzer, die Investmentgruppe Thesan Capital, vom bisherigen Teamchef Colin Kolles trennen, muss der spanische RennTeam-Statistik stall praktisch wieder bei Null anfangen. Formel 1 seit 2010 F1-Rennen 56 Bestes Rennergebnis 14 Denn der gebürtige Rumäne hat HRT auch Bester Startplatz 18 Bester WM-Platz 11 mit Personal und Infrastruktur unterstützt. Neuer Teamleiter wird der ehemalige Formel-1-Pilot Luis Perez-Sala, dessen wichtigste Aufgabe anfangs ist, das Team Chassis HRT F112 Motor Cosworth CA2012 KERS – überhaupt am Leben zu erhalten. ZwiFahrer-Duell schenzeitlich sind bei HRT nur noch sechs Training Rennen De la Rosa – Karthikeyan 17 : 3 15 : 3  Personen beschäftigt. Zudem muss PerezBeide Fahrer qualifizierten sich in Australien nicht für das Rennen. Doppelausfall in Kanada nicht gezählt. Sala in Madrid einen neuen Teamsitz aufbauen, da die Autos bisher bei Kolles im Pedro de la Rosa (E) Narain Karthikeyan (IND) Geboren 14. Januar 1977 Geboren 24. Februar 1971 bayerischen Greding betreut wurden. Der Geburtsort Chennai (IND) Geburtsort Barcelona (E) Formel 1 seit 2005 Formel 1 seit 1999 Umzug zieht sich bis April hin. Als dann F1-Rennen 46 F1-Rennen 123 Bester Startplatz 11 Bester Startplatz 4 auch noch der neue HRT F112 bei den ersten Bestes Rennergebnis 4 Bestes Rennergebnis 2 Bester WM-Platz 18 Bester WM-Platz 11 Crashtests durchfällt, ist zwischenzeitlich Teams bisher Jordan, HRT Teams bisher Arrows, Jaguar, McLaren, Sauber, HRT sogar der Start beim Saisonauftakt in Gefahr. Mit Ach und Krach schaffen es die Spanier schließlich, in Melbourne anzutreten – wie in den beiden Jahren zuvor, ohne einen Testkilometer mit dem neuen Auto zurückgelegt zu haben. Da ist es dann auch kein Wunder, dass die beiden HRT-Piloten Pedro de la Rosa und Narain Karthikeyan an der Qualifikationshürde scheitern. Führungspersonal

Teamchef Luis Perez-Sala Technischer Direktor Antonio Cuquerella Renningenieur de la Rosa Mark Hutcheson Renningenieur Karthikeyan Angel Baena Wichtige Teammitglieder Carlos Nunes (Teammanager), Jean Claude Martens (Chefdesigner), Stéphane Chosse (Aerodynamikchef), Richard Pegram (Chefmechaniker) Test-/Ersatzfahrer Dani Clos (E), Qing Hua Ma (CN)

1

23

Narain Karthikeyan

22

Pedro de la Rosa

1

Ab dem zweiten Rennen nehmen beide Piloten jedoch an allen Grands Prix teil. Doch die rote Laterne geben die Spanier bis zum Saisonende nicht mehr ab. Das kleinste Formel-1-Budget verhindert große Entwicklungssprünge, zudem hat der F112 als einziges Auto neben dem Marussia kein KERS. „Wir haben das Projekt erst spät übernommen und mussten daher viel Zeit aufholen“, so Perez-Sala. „Trotz aller Hindernisse hat sich gezeigt, dass das Auto eine gute Basis ist. Es ist zuverlässig und hat viel Raum für Entwicklung. Wir haben vielleicht 50 Prozent seines Potenzials ausgeschöpft. Vor allem auf dem Gebiet der Aerodynamik ist noch viel Spielraum.“ Die beiden Piloten machen das Beste aus den limitierten Möglichkeiten. Vor allem de la Rosa ist bei seinem zweiten F1-Comeback hochmotiviert, seine Erfahrung im spanischen Nationalteam einzubringen. Bestes Saisonresultat ist jedoch der 15. Platz von Karthikeyan in Monaco. Damit belegt HRT erstmals am Saisonende den letzen Rang der Teamwertung. Am Rande des USA-GP gibt Thesan bekannt, dass HRT wieder zum Verkauf steht. Da jedoch kein Investor gefunden wird, schreibt sich das Team nicht bis zur Deadline am 30. November für 2013 ein.


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Marussia F1 Team Führungspersonal Teamchef John Booth Technik-Berater Pat Symonds Renningenieur Glock Michael Harre Renningenieur Pic Paul Davison Wichtige Teammitglieder Nikolay Fomenko (Miteigentümer), Andy Webb (Geschäftsführer), Graeme Lowdon (Sportdirektor), Dave Greenwood (Chefingenieur), John McQuilliam (Chefdesigner) Test-/Ersatzfahrer Max Chilton (GB), María de Villota (E)

Team-Statistik Formel 1 seit 2010 F1-Rennen 58 Bestes Rennergebnis 12 Bester Startplatz 16 Bester WM-Platz 11

Chassis Marussia MR01 Motor Cosworth CA2012 KERS –

Fahrer-Duell

Training

Glock – Pic

13 : 6 1

Rennen

13 : 6 1 1

Charles Pic (F) Geboren 15. Februar 1990 Geburtsort Montélimar (F) Formel 1 seit 2012 F1-Rennen 20 Bester Startplatz 19 Bestes Rennergebnis 12 Bester WM-Platz 21 Teams bisher Marussia

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Timo Glock (D) Geboren 18. März 1982 Geburtsort Lindenfels (D) Formel 1 seit 2004 F1-Rennen 91 Bester Startplatz 2 Bestes Rennergebnis 2 Bester WM-Platz 10 Teams bisher Jordan, Toyota, Virgin, Marussia

Charles Pic

Glock in Valencia nicht am Start.

24

Bei der Weiterentwicklung setzt Marussia erstmals auf ein Windkanalprogramm. 2011 vertraute der Rennstall mit dem damaligen Technik-Chef Nick Wirth noch auf Computersimulationen. Der neue Ansatz trägt ab Saisonmitte erste Früchte. Marussia kann den Rückstand auf das Mittelfeld verkleinern. „In Australien betrug der Unterschied zwischen der schnellsten Runde des Siegers und unserer 4,5 Prozent, am Saisonende nur noch 2,5“, resümiert Teamchef Scott Booth. Timo Glock und Neuzugang Charles Pic fahren in Singapur beziehungsweise Brasilien mit jeweils einem zwölften Platz die bisher besten Rennergebnisse des Teams ein. Der Franzose hält – für viele überraschend – in seiner ersten Saison gut mit seinem routinierten Teamkollegen mit. Was jedoch auch immer wieder für Spannungen sorgt. So fühlt sich Glock von Pic im Qualifying in Ungarn behindert. Zu einem klärenden Gespräch kommt es nicht wirklich. „Das hat keinen Sinn. Es gab schon mehrere haarige Situationen. Das Team muss das jetzt klären“, ärgert sich der Deutsche. Während Glock auch 2013 bei Marussia bleibt, wechselt Pic zu Caterham, da er dort einen schnelleren Aufschwung erwartet. Dabei setzt Marussia 2013 endlich auch auf KERS.

Timo Glock

E

rst in den Schlussminuten des Saisonfinales verliert Marussia noch den erhofften lukrativen zehnten Platz in der Teamwertung an Caterham. Dennoch erreicht das Team, das erstmals unter dem Namen des russischen Sportwagenherstellers firmiert, mit Platz elf sein bisher bestes Ergebnis in drei Jahren Formel 1. 2010 und 2011 belegte der damalige Virgin-Rennstall jeweils den zwölften und letzten Rang in der Teamwertung. Dabei beginnt die Saison für das Team mit einem Rückschlag, als das neue Fahrzeug MR01 durch den vorgeschriebenen FIA-Crashtest fällt. Marussia muss nachbessern und daher ohne vorherige Testfahrten zum Saisonauftakt in Melbourne reisen. Da überrascht es auch nicht, dass anfangs von den angekündigten Fortschritten nicht wirklich etwas zu sehen ist. Dass Marussia als einziges Team neben HRT auf KERS verzichtet, hilft auch nicht. Aufgrund des mit rund 40 Millionen Euro zweitkleinsten Budgets in der Formel 1 konzentriert sich Marussia vor allem darauf, den MR01 auf Strecken zu verbessern, die viel Abtrieb verlangen. „Darunter hat unsere Leistung auf schnellen Strecken etwas gelitten“, so Pat Symonds, der Technische Berater des Teams.


28 Formel 1 Australien

Los geht’s

Am 18. März um 17 Uhr Melbourner Zeit startet die Formel 1 in die Saison 2012. Nach einer Stunde, 34 Minuten und 9,535 Sekunden steht der erste Sieger fest: Jenson Button. Das weckt Erinnerungen an seinen WM-Titelgewinn 2009


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30 Formel 1 Australien

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ormel-1-Piloten schauen von Berufs wegen gern nach vorn. Jenson Button wagt vor dem Saisonauftakt aber auch einen Blick in den Rückspiegel. Kein Wunder, denn der Albert Park in Melbourne meinte es bisher gut mit

Jenson Button feiert seinen dritten Melbourne-Sieg

ihm. 2000 gab er dort sein Formel-1-Debüt, 2006 stand er „down under“ auf der Pole, 2009 gewann er und holte sich am Ende der Saison den Titel. 2010 holte er dort seinen ersten Sieg für sein neues Team McLaren. Ist Button quasi per Gewohnheit auch der große Favorit für die 2012er-Auflage des immerhin seit 1996 ausgefahrenen Stadtkurs-Klassikers? Er selbst wiegelt ab, denn die Geschichte hat gezeigt, dass der

a­ ustralische Grand Prix mit seinen oft komplett unvorhersehbaren Ergebnissen zu den am schwierigsten einzuschätzenden Rennen des Jahres gehört. Dass aber „etwas gehen könnte“, das streiten weder Button noch sein Mitstreiter Lewis Hamilton und McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ab. Schließlich hat der neue McLaren MP4-27 bei Testfahr­ten mit schnellen Runden überzeugt. Einen


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„Enttäuschend, dass ich die Pole nicht in einen Sieg umwandeln konnte“ Lewis Hamilton startet mit Platz drei in die Saison

Guter Einstand für den Titelverteidiger – Sebastian Vettel startet als Sechster und wird Zweiter

Schönheits­ preis hat sich der Silberling ohnehin verdient, denn er ist mit Ausnahme des Marussia-Boliden das einzige aktuelle Auto, das ohne hässliche Höckernase auskommt (siehe Kasten nächste Seite). Aber mit Schönheit gibt es in der Formel 1 – von Gridgirl-Wettbewerben einmal abgesehen – bekanntlich nichts zu gewinnen. Umso erfreulicher für McLaren: Button und Hamilton sind am verregneten Freitag mit Abstand die Schnellsten. Und auch im Qualifying erstrahlen die beiden ersten Plätze in McLaren-Silber, wobei Hamilton diesmal vor dem Teamkollegen liegt. Der laut Button für Melbourne so typische Überraschungseffekt stellt sich im Qualifying ebenfalls ein: Lotus-Pilot Romain Grosjean erobert den dritten Startplatz, Michael Schumacher positioniert seinen Mercedes auf Rang vier. Und direkt hinter dem Red-BullDuo Mark Webber und Sebastian Vettel sowie Nico Rosberg im zweiten Mercedes

tummeln sich bereits Namen wie Pastor Maldonado (Williams), Nico Hülkenberg (Force India), Lokalmatador Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne (beide Toro Rosso). Auch wenn das erste Qualifying des Jahres natürlich kein echter Gradmesser ist, so deutet sich dennoch an, worauf sich die Fans insbesondere in der ersten Saisonhälfte freuen können: eine selten zuvor dagewesene Bandbreite an Fahrern, die um Siege und Podestplätze kämpfen können. Aber zurück zum Auftaktrennen nach Melbourne: Als die Motoren unter der Startampel aufheulen, bangt Teamchef Whitmarsh in der McLaren-Box: „Hoffentlich kommen meine beiden Jungs heil durch die ersten Kurve.“ Sie kommen. Aber mit Button an der Spitze,

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denn Hamilton kommt schlecht weg. Immerhin kann er seinen zweiten Platz vor dem Mercedes-Duo Schumacher/Rosberg verteidigen. Dahinter kommt es zum befürchteten Knall. Nico Hülkenberg muss beim Angriff auf Webber einen Schlag von hinten einstecken und kann seinen Force India abstellen. Einen Umlauf später zanken sich der schlecht gestartete Grosjean und Williams-Mann Maldonado – mit schmerzhaftem Ausgang für den Franzosen: Grosjean beendet den Saisonauftakt direkt nach Arbeitsbeginn. Auch Michael Schumacher kommt nicht weit: In Runde zehn des durchweg sehenswerten Rennens rollt er mit Getriebeschaden aus – Vorbote einer missratenen Saison, die mit seinem Rücktritt enden wird.

Weltmeister starten in die Saison 2012. Rekord! Das Sextett bilden von links nach rechts: Fernando Alonso (2 Titel), Kimi Räikkönen (1), Michael Schumacher (7), Jenson Button (1), Sebastian Vettel (2) und Lewis Hamilton (1).


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