Tourenwagen Story 2007

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Helge Gerdes (Text) Friedemann Bock, Hoch Zwei, Burkhard Kasan (Fotos) Thomas Voigt (Herausgeber)

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Aufbruchstimmung Neue Fahrer, neue Sponsoren, neue Saison – mit Lucas Luhr tritt im Philips-farbenen Audi A4 ein Neuling in der DTM an. Mit viel VorschussLorbeeren startet „Lucky“ in das Jahr. Die Erwartungen zu bestätigen, wird jedoch schwer



Volle Dynamik Doppelt und dreifach attraktiv: Susie Stoddart ist eine von zwei Damen im DTM-Feld, die regelmäßig in Trainingssitzungen glänzen kann. Für die Zuschauer in Brands Hatch ist sie zudem ein bedingungslos angefeuerter „Local Hero“



Totale Konzentration Dreimal bitte am Limit, dreimal bitte fehlerfrei – nichts anderes wird von Top-Piloten wie AudiMann Tom Kristensen im DTM-Zeittraining nach Shoot-out-Regeln verlangt. Bedeutet auch: die totale Fokussierung. Eine Konzentrationsßbung




Drift Challenge Regenrennen sind für viele Piloten das Salz in der DTM-Suppe, die 470 PS starken Renner auf nass-rutschiger Piste zu beherrschen das pure Vergnügen – so wie hier bei Mercedes-Benz-Youngster Mathias Lauda


10 TOURENWAGEN STORY Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser

A

uch mehrere Wochen nach einem Titelgewinn gibt es immer wieder schöne Momente, die an den Erfolg erinnern: Dazu gehören Einladungen, Ehrungen oder Abschlussfeiern mit dem Team. Oder eben die Bitte, für ein Jahrbuch wie dieses das Vorwort zu schreiben. Das zeigt, dass 2007 ein ganz besonderes Jahr war. Für mich war es gleichzeitig das härteste meiner bisherigen DTM-Karriere. Noch nie gab es so viele unterschiedliche Kandidaten für den Sieg in der DTM, und noch nie war der Kampf zwischen Audi und Mercedes-Benz erbitterter – auf und neben der Strecke. Bis zum letzten Rennen und bis zur letzten Runde war die Titelentscheidung offen. Mit Bruno Spengler und Martin Tomczyk hatte ich ebenso starke wie faire Gegner – das war Racing, wie ich es mir wünsche. Ich glaube, die Fans haben eine packende Motorsport-Saison mit vielen Überraschungen und emotionalen Momenten erlebt. Ich jedenfalls werde die Minuten und Stunden nach der Zieldurchfahrt beim Finale in Hockenheim niemals vergessen. Das Gefühl, wenn alle Anspannung und der ganze Druck sich in Freude und Jubel auflöst, ist unbeschreiblich und macht immer noch Gänsehaut. Mein Titel gehört auch in diesem Jahr nicht nur mir alleine. Mein Dank gilt Audi Sport und meinem Team Abt Sportsline, den anderen Audi-Teams und ganz besonders meinen FahrerKollegen. Die Höhen und Tiefen dieses Jahres, die Sie auf den folgenden Seiten noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen können, haben uns alle noch mehr zusammengeschweißt. Und das wird es der Konkurrenz auch 2008 schwer machen, uns zu schlagen.

Mattias Ekström, DTM-Champion 2007


Vorsprung durch Technik www.audi.de

Ein DTM-Sieg ist ein großes Erlebnis. Wie jede Fahrt in einem Audi.

Herzlichen Glückwunsch allen Audi Fahrern. Audi Sport gewinnt die DTM 2007. Sieger aber sind alle Audi Fahrer. Denn die Technik der Rennstrecke kommt auch in der Serienproduktion zum Einsatz – und umgekehrt. Von den außerordentlichen Leistungen eines Audi kann man sich daher überall überzeugen. Auf der Rennstrecke und auf der Straße.


Top Fahrer

DTM

14

20

12 Tourenwagen STORY Inhalt

Überraschungen, feste Größen, Taktikfüchse – die besten Piloten des Tourenwagen-Jahres 2007 20

DTM Saison 2007

Spitzen und Sport: die Ausrufezeichen eines der aufregendsten DTM-Jahre in der Geschichte 26

DTM Teams Von Mercedes-Mann Bernd Schneider bis Audi-Dame Vanina Ickx – die sieben DTM-Teams im Überblick

34

DTM Rennen Die Geschichte der DTM-Saison 2007 Rennen für Rennen: April bis Oktober, Hockenheim bis Hockenheim

94

Tourenwagen-WM Dauerweltmeister gegen Herausforderer: In der Tourenwagen-WM ist Andy Priaulx der gejagte Mann

108

International NASCAR, V8 Supercars und die europäischen Super-2000-Ligen im internationalen Vergleich

114

24-Stunden-Rennen Die Hatz zweimal rund um die Uhr – mit Erholungspause. Manthey holt trotzdem den zweiten Sieg in Folge

118

Langstrecke Das Porsche-Duell auf der Nordschleife: Wie Land und Manthey die Langstrecke beherrschen

122

Porsche Carrera Cup Kämpfer mit Herz und Verstand: Uwe Alzen gewinnt den Carrera Cup auch dank seiner Routine

126

Porsche Supercup Richard Westbrook gegen Damien Faulkner: ein Supercup-Duell England gegen Irland

Spannend wie selten zuvor: die Zutaten der DTM-Saison im Überblick


Top Fahrer

14

13

Die prägenden Persönlichkeiten der Touren­ wagen-Saison 2007

Im Titelkampf Constantin Dressler gegen Stian Paulsen macht der Charakter den Unterschied

Wer schlägt Priaulx? Die Antwort bleibt auch 2007: keiner

Zweiter Sieg für den MantheyRennstall

ADAC Procar

Franz Engstler ist das Maß aller Dinge in der Procar

Seat LEON SUPERCOPA

SEAT Leon Supercopa 138 Zehnmal insgesamt, das zweite Mal im SEAT Leon Supercopa: das Titeljubiläum von Thomas Marschall

Mini Challenge 142 Joakim „Jocke“ Mangs sorgt in der MINI Challenge mit dem Titelgewinn für ein Schweden-Happening

138 130 114

24-Stunden-Rennen

Ein Dominator holt im kleinen Kreis den Titel. Franz Engstler eilt in der Procar-Serie von Sieg zu Sieg

ADAC Volkswagen Polo Cup 134

94

Tourenwagen-WM

ADAC Procar 130

Renault Clio Cup 146 Nägele und Nägele gegen Schläppi: Familienbande gegen Einzelkämpfer heißt der Titel-Dreikampf

Ford Fiesta ST Cup 150 Dreimal eins: Ralf Martin sichert sich den dritten Fiesta-Cup-Fahrertitel seiner Karriere

Extra 152 Wie die Zeit vergeht: 20 Jahre Tourenwagensport im Rückblick von Herausgeber Thomas Voigt

STATISTIK DTM 174 Alle Trainings, alle Rennen, alle Punkte: die ausführliche Statistik mit allen Infos zur DTM-Saison 2007

STATISTIK International & National 183

Marschall-Plan  – die SupercopaTitelentscheidung fällt beim Finale

Von der Tourenwagen-WM bis zu den Markenpokalen – die Zahlen und Fakten 2007 zusammengetragen


14 Top Fahrer Saison 2007


15

Martin Tomczyk

01

DTM

Gereift zum Titelkandidaten: Der Martin Tomczyk, Version 2007, kommt konzentrierter, zielgerichteter und selbstbewusster daher. Und erfolgreicher

M

attias Ekström schnappt sich noch einmal das Mikrofon. Das hier muss er noch loswerden, vor versammelter Mannschaft. Es ist eine Lobeshymne, fast schon eine Liebeserklärung an seinen Teamkollegen Martin Tomczyk. Er, Ekström, sei als Jungspund zu Abt Sportsline gekommen, damals 2001. Alles, was er über seinen Teamkollegen gewusst hätte, sei, dass er einen einflussreichen Papa, einen unmerkbaren Namen habe. So wie es „Eki“ beschreibt, so haben damals viele gedacht, die hier auf der Jahresabschlussgala der DTM-Saison 2007 Ekström feiern. Es ist nach Meinung vieler aber nicht der neue Champion, der in der soeben abgelaufenen Saison den stärksten Eindruck hinterlassen hat, sondern eben jener Martin Tomczyk, der sich in der Motorsportszene längst einen Namen gemacht hat, den sich nicht nur jeder merkt, sondern auch mit guten Leistungen zu verbinden weiß. Das Barcelona-Rennen des Jahres 2006 hat den Knoten beim 25-Jährigen Rosenheimer platzen lassen: der erste, längst überfällige Sieg unter hohem PermanentDruck durch den späteren Champion Bernd Schneider. Gestärkt, mit viel Selbstvertrauen, Motivation und einer konzen­

trierten und bedingungslosen Vorbereitung startet Tomczyk in die Saison 2007. Selbst erklärtes Ziel: die Top drei der Meisterschaft. Verbunden mit der Kampfansage: „Der Champion ist auch unter den ersten drei.“ Eine gesunde Mischung aus Realismus und Zielbewusstsein. Mit 25 Jahren gehört er zu den jüngeren Fahrern im Feld, ist in der siebten Saison allerdings auch der dritterfahrenste der 20 Fahrerkollegen. Ein Youngster mit Routine, der 2007 gereifter als in den Jahren zuvor wirkt. Zwei Saisonsiege hat Martin Tomczyk am Ende des DTM-Jahres 2007 auf dem Konto, zwei zweite Plätze. Unter den finalen drei Titelkandidaten sind das Bestwerte. Allerdings stehen auch fünf Nuller zu Buche. Ausgerechnet in den beiden letzten Saisonläufen wird er unverschuldet Opfer von Kollisionen, die ihn seiner Titelchancen berauben – obwohl er in der Form seines Lebens fährt, resistent gegen den immensen Leistungsdruck der Öffentlichkeit ist. Anders als sein Freund Mattias Ekström, dem Fehler unterlaufen. Der weiß: „Ich kann mich glücklich schätzen, einen solchen Teamkollegen und Freund zu haben“, so die Schlussworte seiner bemerkenswerten Rede. Und, direkt an Tomczyk gerichtet: „Ich freue mich auf den Titelkampf nächste Saison – mit dir.“

„Meine Kritiker zu widerlegen, das ist das Sahnehäubchen. Den Druck mache ich mir selbst“ Martin Tomczyk über den Druck, in der DTM siegen zu müssen

Seine Stärken Bester Punkteschnitt bei Ankünften in den Punkterängen: Tomczyk feiert zwei Siege, zwei zweite Plätze – in fünf Rennen

Besonders druckresistent: Tomczyk erlaubt sich – vom Patzer in Mugello abgesehen – kaum Fehler, ist stattdessen unverschuldet in Unfälle verwickelt

Frohnatur IM TEam: Der Rosenheimer versteht es, Ernst und Spaß zu kombinieren und sorgt damit für einen Extra-Schuss Motivation bei seinem Abt-Rennstall


16 Top Fahrer Saison 2007

02

Paul di Resta

DTM

Der Aufsteiger der Saison: Paul di Resta verblüfft in der DTM im 2005er-Auto

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ie Formel 3 Euro Serie ist eine gute Schule für die DTM: Acht der aktuellen Fahrer kommen aus der harten Nachwuchsformel. Der frischeste Aufsteiger ist ein echtes Juwel. Paul di Resta kommt 2007 als Champion der Euro Serie in die DTM, pilotiert einen 2005er-Mercedes des Persson-Rennstalls. Was als Lehrjahr geplant ist, wird zum Triumphzug durch die Podiumszeremonien. Oschersleben, EuroSpeedway, Mugello, Barcelona – vier Mal steht der Schotte in seiner Debütsaison auf dem Podest. Nur Bruno Spengler schafft diesen Wert ebenfalls. Ex-Formel-1-Weltmeister, ander Fahrer von 2006er- und 2007er-Modellen dagegen nicht. Als bester Fahrer eines „Gebrauchten“ platziert sich di Resta auf Platz fünf der Gesamtwertung und lässt dort nicht nur die Fahrer der 2006er-Modelle allesamt hinter sich. Sensationelle Werte – die alle überraschen, nur di Resta selbst nicht. Der 21-Jährige ist mit einer XXL-Portion Selbstvertrauen gesegnet. Ein derartiger Einstand mit dem Meisterauto von 2005? Eine Selbstverständlichkeit. „Wenn ich eines Tages ein guter Verlierer bin, beende ich sofort meine Karriere.“ Antworten wie diese gibt er auf Fragen, ob er seine eigenen Erwartungen nicht vielleicht doch übertroffen habe.

Seine Stärken Bester Pilot mit nicht aktuellem Material: Der Youngster holt im 2005er-Mercedes Gesamtrang fünf

Vier Podestplätze erringt di Resta und ist damit mit Bruno Spengler bester Mercedes-Pilot

Nervenstark geht di Resta die Wochenenden an: Im Qualifying erlaubt er sich kaum Ausreißer


17

03

Andy Priaulx

Tourenwagen-WM

Der Dauerweltmeister: Tourenwagen-WM-Titel Nummer drei für Priaulx

T

aktische Meisterleistungen, hohe Grundschnelligkeit, Nervenstärke – und jetzt auch noch das Glück des Tüchtigen: Andy Priaulx sichert sich in der Tourenwagen-WM den dritten Titel in Folge, in der höchsten FIA Tourenwagen-Liga aus Europa- und Weltmeisterschaft ist es gar der vierte hintereinander. Dabei hat der von der britischen Kanalinsel Guernsey stammende 33-Jährige über weite Strecken der Saison keine Unterstützung eines Teamkollegen. Im BMW Team UK ist er ein Einzelkämpfer. Beim Finale der Tourenwagen-WM wähnt sich Titel-Gegner Yvan Muller nach dem Zeittraining schon in Reichweite zum Triumph – denn Priaulx steht nur abgeschlagen auf der zwölften Startposition. Doch Priaulx bleibt Priaulx. Der Brite kämpft sich in die Punkteränge vor, gewinnt mit viel Routine und Abgeklärtheit Lauf Nummer zwei, SEAT-Mann Muller geht dagegen mit einem technischen Defekt leer aus. Priaulx‘ Kämpferherz und eine gehörige Portion Glück machen den Unterschied 2007 aus. Aussichtslose Situationen machen den zweifachen Familienvater nur noch entschlossener. Und noch eine Stärke: Wie kein Zweiter versteht es Priaulx, mit taktischen Stilmitteln wie der umgekehrten Startreihenfolge umzugehen. Bester Beweis: das titelentscheidende Finale in Macau.

Seine Stärken Taktisches Geschick setzt Priaulx gewinnbringend ein: Zwei Drittel seiner Punkte holt er im zweiten Renndurchgang

MIT Entschlossenheit kämpft sich Priaulx in Macau zurück in die Punktränge – und damit zum Titel

Als Einzelkämpfer ohne Teamkollege holt er den Titel


18 Top Fahrer Saison 2007

04

Uwe Alzen

Porsche Carrera Cup

Erfolg der Routine: Uwe Alzen wird ohne Sieg Champion

J

ahre danach: Als Uwe Alzen 2007 in Hockenheim als Champion über die Ziellinie des letzten Saisonlaufes im Porsche Carrera Cup fährt, schließt sich ein Kreis in seiner Karriere. Der Routinier feiert nach 1992, 15 Jahre nach der Premiere, zum zweiten Mal den Gesamtsieg im schnellsten Markenpokals der Welt. Damals hatte ihn sein erster Titelerfolg in der Karriere zum Aufstieg in die DTM und in weitere Touren- und Sportwagenserien verholfen. Doch Porsche fahren, das ist für Uwe Alzen ebenso unstillbare Leidenschaft wie das Bezwingen der legendären Nürburgring-Nordschleife. Am liebsten verknüpft er beides im zweiten Karrierestandbein in der Langstreckenmeisterschaft, in der er mit einem Cayman-Projekt am Start ist. Routinier Alzen holt sich 2007 in einer spannenden Porsche-Carrera-CupSaison dank des Erfahrungsschatzes eines 40-Jährigen den Titel, nachdem er im Vorjahr bereits in Porsche Super- und Carrera-Cup Zweiter wurde. Versuch Nummer zwei des Carrera-Comebacks gelingt, weil sich Alzen gemeinsam mit Widersacher Richard Westbrook, den er im Herzschlagfinale bezwingt, die meisten Podestplätze im picke packe vollen Starterfeld sichert. Es ist der sechste Titel des Betzdorfers in seiner Motorsport-Laufbahn. Er gelingt ohne einen einzigen Saisonsieg.

Seine Stärken MIT Nummer sicher zum Titel: Uwe Alzen hat gelernt, im richtigen Moment zurückzustecken

Zuverlässigkeit ist Alzens Plus: Fünf Podestplätze sammelt er im Carrera Cup

Nervenstark fährt Uwe Alzen auch zu zwei Saisonpoles. Im vollen Carrera Cup eine starke Leistung


19

05

Thomas Marschall

Seat Leon Supercopa

Mit Titel Nummer zehn festigt „Mister Markenpokal“ seinen Ruf

M

ister Markenpokal“ – eine Schublade, in die sich Thomas Marschall gern stecken lässt. „Schließlich habe ich diesen Spitznamen durch Leistungen bekommen“, so der Badener. 2007 erobert er bereits zum zweiten Mal nach 2005 den Titel im SEAT Leon Supercopa. Es ist der zehnte in einem Markenpokal in der Karriere des 43Jährigen. Einsame Spitzenwerte. Ford Fiesta-, Escort-, und Puma-Cup, Renault Megane-Cup und Clio-V6-Trophy sowie den Peugeot 306 Cup und den SEAT Leon Supercopa: Mindestens ein Mal sicherte er sich die Meisterschaft in einem dieser Championate mit Einheits-Tourenwagen. Dabei betrieb Marschall den Motorsport nie als waschechter Profi. Der selbstständige Automobil-Kaufmann bringt auch im 24. Motorsport-Jahr nach seinem Einstieg in den Volkswagen Polo Cup im Jahr 1984 Beruf und Sport unter einen Hut. „Ein stressiges Unterfangen, aber es gelingt mir immer, auch noch Zeit für die Familie zu haben“, so Marschall, der zusätzlich auch leidenschaftlicher Sammler von Weinen ist. 2007 beweist: Wie seine Schätze im Weinkeller wird Marschall immer wertvoller. Sein Erfolgsrezept auf dem Weg zum Titel ist Konstanz. Seinen ersten Saisonsieg holt er im richtigen Moment: beim Finale auf dem Hocken­heimring.

Seine Stärken Anpassungsfähigkeit sorgt bei Thomas Marschall für den zehnten Titelgewinn in einem Markenpokal

Im Entscheidenden Moment holt Thomas Marschall zwei Saisonsiege – beim Finale

Organisationstalent hilft Marschall, Motorsport-Karriere und Beruf unter einen Hut zu bekommen


20 DTM Saison 2007


21

Spitzen und Sport Die DTM-Saison 2007 liefert ein elektrisierendes Duell der Premium-Hersteller Audi und Mercedes-Benz, zweite Auflage. Doch nicht nur das Racing, auch Politik und Diskussionen sind Hauptthemen des Jahres


22 DTM Saison 2007

Hürden, die diese Fahrzeug-Premiere birgt, inbegriffen. Doch das Duell bleibt auch ein vielschichtiges. Routiniers gegen Youngsters, Stars gegen Sternchen, Jungs gegen Mädels, aktuelle Autos gegen Gebrauchtwagen – das sind sportliche Aspekte dieses Entweder-Oder-Vergleichs zwischen den deutschen Premium-Herstellern. Entweder: top. Oder eben: Flop. Neu angeheizt wird der Wettstreit durch ein überarbeitetes Gewichtsreglement und eine neuartige Handicap-Regelung.

Auf den Titel angesetzt – Bruno Spengler (oben) und Rekordchampion Bernd Schneider treten erneut für HWA-Mercedes an

D

er Zweite ist nicht nur der erste, er ist auch der einzige Verlierer. Und genau dieser Erkenntnis folgend handeln die beiden DTM-Hersteller Audi und MercedesBenz in der Saison 2007. Alle sich bietenden Möglichkeiten, faire wie weniger faire, saubere wie schmutzige Tricks, werden im Zweikampf voll ausgeschöpft. Denn: Das DTM-Duell ist eines auf Augenhöhe, eines mit offenem Visier. Technisch

sind Titelverteidiger Mercedes und Herausforderer Audi auf einem Niveau. Anders als im Vorjahr ist Mercedes nicht die dominierende Macht. Gutmütige Fahrbar- und Abstimmbarkeit waren damals das Plus. Audi holt in dieser Hinsicht im Winter mit konsequenter Arbeit auf. Die Stuttgarter dagegen bringen – dem Modellwechsel der Serie folgend – mit der frisch auf dem Markt erschienenen CKlasse ein neues Auto. Alle Chancen und


23

„Für die 2007er-C-Klasse haben wir die meisten der 6.000 Einzelteile neu entwickelt“ HWA-Technikchef Gerhard Ungar

Die 2006er- und 2005er-Modelle werden in Sachen Basisgewicht so geschickt eingestuft, dass sie siegfähig, nicht aber titelverdächtig sind. Mit 1.070 Kilogramm starten die aktuellen Fahrzeuge, mit 1.060 die ein Jahr, mit 1.040 die zwei Jahre alten Autos in die Saison. Diese Ausgangsbasis

entpuppt sich schon früh als brillanter Schachzug – wenn man es denn mit der sportlichen Spannung und nicht mit der Vermarktung aktueller Fahrzeugpaletten hält. Beim Auftakt glänzt Paul di Resta im 2005er-Auto im Zeittraining, ein Rennen später, in Oschersleben, ist das Podium

ganz und gar fest in der Hand der Gebrauchten – das Konzept geht auf. Teil zwei der Neuregelung verfehlt ebenfalls nicht sein Ziel: Erstmals werden die Platzierungsgewichte auch an Fahrer mit „altem“ Material vergeben. Die Regelhüter denken sich dazu ein System aus,

Der Neue – 2007 debütiert die nach dem Modellwechsel der Serie frisch entwickelte AMG Mercedes C-Klasse in der DTM


24 DTM Saison 2007

Gierig – die Luftführung durch den Single-FrameKühlergrill wurde beim Audi A4 DTM für 2007 optimiert

Technische Daten DTM Motor Anordnung Front-Mittelmotor Bauart V-90° Zylinderzahl 8 Ventile pro Zylinder

4

Hubraum (cm3)

maximal 4.000

Leistung (PS)

ca. 460

bei U/min

-

max. Drehmoment (Nm)

> 500

Motormanagement

Bosch MS 2.9

Chassis Bauart

Gitterrohrrahmen mit Stahldach und

Kohlefaser-Außenhaut, aerodynamische Modifikationen,

Heckflügel mit Einheitsprofil, CFK-Sicherheitszelle,

Crash-Elemente vorne und hinten

Länge/Breite/Höhe (mm)

maximal 4.800/1.850/1.206

Tankinhalt (l)

65 (Mercedes-Benz), 70 (Audi)

Basisgewicht (kg) inkl. Fahrer (Baujahr)

1.070 (2007), 1.060 (2006), 1.040 (2005)

Fahrwerk/Kraftübertragung Vorderradaufhängung

Einzelradaufhängung, Doppelquerlenker

Hinterradaufhängung

Einzelradaufhängung, Doppelquerlenker

Bremsen

Einheits-Carbon-Bremsanlage ohne ABS

Kraftübertragung

Sequenzielles 6-Gang-Getriebe in Transaxle-Anordnung,

einstellbares Sperrdifferenzial, Heckantrieb

Kupplung 3-Scheiben-CFK-Kuppung Lenkung Zahnstange/Servo Radgröße vorn

11x18

Radgröße hinten

12x18

Reifengröße (vorne/hinten)

265/660-R18 / 280/660-R18

das alle drei antretenden Jahrgänge pro Rennen getrennt voneinander betrachtet. Bei Punkterfolg muss der bessere Hersteller zu-, der schlechtere darf ausladen. In der ersten Saisonhälfte sind 7-Kilo-Schritte angesagt, in der zweiten werden Vor- und Nachteil auf 5-Kilo-Happen geändert. Die Maxima bei der Gewichtsumverteilung werden mit plus 21/plus 15 und minus 14/ minus zehn Kilogramm beschlossen. Ein auf den ersten Blick kompliziertes, beim zweiten aber wirkungsvolles Mittel zur Nivellierung der Chancengleichheit, die Früchte trägt. Sowohl 2006er-Mercedes als auch 2006er-Audi sind siegfähig, ohne dass einer Marke dabei auf Dauer ein technischer Vorteil bleibt. So zugespitzt das Sportliche auch ist, so sehr ermöglicht es den beiden Herstellern, die Grenzen des Erlaubten auszuloten und auch auszukosten. Immer wieder sorgen Schachzüge, wie die „rollenden Schikanen“, für Diskussionen. Ein taktisches Stilmittel, das durch die beiden Pflichtstopps im Rennen möglich gemacht wird. Ein Auto kann dabei bis kurz vor Rennende als zu überholendes Hindernis benutzt werden, um den Siegkandidaten das Leben so schwer wie möglich zu


25

„Die Fahrzeuge sind so attraktiv, dass die DTM auch die besten Fahrer anlockt“ Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich

Detailverliebt – die heikle DTMAerodynamik, Variante Audi

machen. Die von den Herstellern abhängigen Teams opfern dabei allzu oft das eigene Rennen, um im Titelkampf zu helfen. Doch die zwei nach der sechsten Rennrunde frei wählbaren Boxenstopps sorgen auch für immense Spannung und taktische Schmankerl. In Oschersleben, Brands Hatch oder am Nürburgring ist die Strategie das jeweils belebende Thema des Rennens. Ebenfalls streitbar: der DiskussionsDauerbrenner zu gesunder oder ungesunder Zweikampfhärte. Das Rennen in Zandvoort, vor allem aber das in Barcelona wirft die Frage nach überschrittenen Grenzen auf. Wenig hilfreich ist in dieser Hinsicht das Chaos-Rennen am EuroSpeedway, das durch Verfehlungen der Rennleitung auf sich aufmerksam macht und für den Rauswurf von Renndirektor Roland Bruynseraede, dem DMSB-Delegierten für die DTM, Michael Schwägerl, und Rennkommissar Wilfried Zametzer sorgt. Mit dem Austausch der „Schiedsrichter“ begeben sich die Fahrer in Sachen beherztes Einsteigen auf Grenz-Erfahrung. Das alles wird für reichlich Gesprächsstoff und Kurzweil sorgen. Und für eine überaus spannende Saison.

Schaltzentrale – der Arbeitsplatz der DTM-Piloten samt BoschEinheits-Elektronik


26 DTM Teams

HWA AG

F

Pole-Positions 66 Siege 101

Schnellste Runden 102 DTM-Fahrertitel 9

ahrerische Konstanz und technisches Neuland – beim Mercedes-Werks-Team HWA werden in der Saison 2007 wie gewohnt die vier aktuellen AMG Mercedes C-Klassen für die DTM entwickelt und eingesetzt. HWACheftechniker Gerhard Ungar setzt den

AMG Mercedes C-Klasse 2007

AMG Mercedes C-Klasse 2007

AMG Mercedes C-Klasse 2007

Team-Info

Jamie Green

Mika Häkkinen

06

Mika Häkkinen (FIN) Geboren 28. September 1968 Geburtsort Vantaa (FIN) DTM seit 2005 DTM-Rennen 31 Pole-Positions 3 Siege 3 Bester DTM-Gesamtplatz 5 Teams bisher HWA

05

Jamie Green (GB) Geboren 14. Juni 1982 Geburtsort Leicester (GB) DTM seit 2005 DTM-Rennen 31 Pole-Positions 6 Siege 2 Bester DTM-Gesamtplatz 4 Teams bisher Persson, HWA

02

Bruno Spengler (CDN) Geboren 23. August 1983 Geburtsort Schiltigheim (F) DTM seit 2005 DTM-Rennen 31 Pole-Positions 5 Siege 5 Bester DTM-Gesamtplatz 2 Teams bisher Persson, HWA

01

Bernd Schneider (D) Geboren 20. Juli 1964 Geburtsort St. Ingbert (D) DTM seit 1986 DTM-Rennen 220 Pole-Positions 24 Siege 42 DTM-Titel 5 Teams bisher Grab, Zakspeed, AMG/HWA

Bruno Spengler

AMG Mercedes C-Klasse 2007

Bernd Schneider

Gegründet 1967 Teamchef Hans Werner Aufrecht Technischer Leiter Gerhard Ungar Teammitglieder 40 Renningenieur Schneider Markus Röhrich Renningenieur Spengler Thomas Strick Renningenieur Green Jürgen Zürn Renningenieur Häkkinen Axel Randolph

Modellwechsel der Serien-C-Klasse in eine brandneue Rennversion um, die bereits Ende Januar auf der Rennstrecke debütiert. Auf Basis der neuen Aerodynamik wird ein komplett neues Auto auf die Räder gestellt, das in Sachen Chassis jedoch auf Bewährtes zurückgreift. Bei der Fahrerbesatzung bleibt 2007 alles so, wie es schon im Vorjahr war: Titelverteidiger Bernd Schneider sowie der Vizechampion von 2006, Bruno Spengler, sind ebenso auf die Meisterschaft angesetzt wie Ex-Formel-1-Star Mika Häkkinen in seinem letzten Motorsport-Jahr und Youngster Jamie Green, das Pole-Wunder von 2006. Letzterer steht selbst durch die Rückkehr von Gary Paffett nicht zu Disposition, obwohl bei der Bewerbung seines britischen Landsmanns der DTM-Titel 2005 im Lebenslauf steht. HWA, das aus der 1967 gegründeten AMG-Mannschaft hervorgegangen ist, ist das erfolgreichste DTM-Team der Geschichte: Neun Fahrertitel, 102 schnellste Rennrunden, 101 Siege und 66 Pole-Positions stehen nach der Saison 2007 für die Truppe zu Buche. Allesamt Spitzenwerte.


27

Audi Sport Team Abt Sportsline

Pole-Positions 28 Siege 23

Schnellste Runden 20 DTM-Fahrertitel 3

Audi A4 DTM 2007

Audi A4 DTM 2007

08

Timo Scheider (D) Geboren 10. November 1978 Geburtsort Lahnstein (D) DTM seit 2000 DTM-Rennen 77 Pole-Positions 2 Beste Platzierung 2 Bester DTM-Gesamtplatz 7 Teams bisher Holzer, Phoenix, Rosberg, Abt Sportsline

timo Scheider

Tom Kristensen (DK) Geboren 7. Juli 1967 Geburtsort Hobro (DK) DTM seit 2004 DTM-Rennen 39 Pole-Positions 5 Siege 3 Bester DTM-Gesamtplatz 3 Teams bisher Abt Sportsline

07

Martin Tomczyk (D) Geboren 7. Dezember 1981 Geburtsort Rosenheim (D) DTM seit 2001 DTM-Rennen 71 Pole-Positions 6 Siege 3 Bester DTM-Gesamtplatz 3 Teams bisher Abt Sportsline

04

Mattias Ekström (S) Geboren 14. Juli 1978 Geburtsort Falun (S) DTM seit 2001 DTM-Rennen 72 Pole-Positions 9 Siege 10 DTM-Titel 2 Teams bisher Abt Sportsline

Tom Kristensen*

Audi A4 DTM 2007

Team-Info Gegründet 1991 Teamchef Hans-Jürgen Abt Technischer Leiter Albert Deuring Teammitglieder 50 Renningenieur Ekström Alexander Stehlig Renningenieur Tomczyk Dave Benbow Renningenieur Kristensen Franco Chiocchetti Renningenieur Scheider Armin Plietsch

Martin Tomczyk

Audi A4 DTM 2007

03

*Ersatzfahrer: Frank Biela (Oschersleben), Markus Winkelhock (EuroSpeedway und Brands Hatch)

Mannschaft Modellpflege statt Modellwechsel an: Zwar überarbeitet Audi Sport den A4 DTM aerodynamisch stark, vor allem bei der Luftführung, doch der neue Wurf steht im Vergleich zur Konkurrenz von HWA eindeutig im Zeichen von Evolution statt Revolution.

Mattias Ekström

E

in Abgang mit Knalleffekt hinterlässt am Saisonende 2006 ein verwaistes Cockpit bei Abt Sportsline: Heinz-Harald Frentzen verschwindet nach einigen Divergenzen im gegenseitigen Groll. Um sein sportliches Erbe als einer von vier Fahrern beim Allgäuer Werksteam, das erneut die aktuellen Audi A4 DTM der Saison 2007 einsetzt, bieten sich mehrere Fahrer an. Den Zuschlag erhält Timo Scheider, 2006 bester Audi-Jahreswagenfahrer. Er wechselt von Rosberg zu den „Äbten“ und ergänzt die unumstrittenen Stammpiloten Mattias Ekström, Martin Tomczyk und Tom Kristensen. Ekström und Tomczyk gehen beide jeweils in ihre siebte Saison mit der Kemptener Truppe. Kristensen beginnt sein viertes Jahr in der DTM, ebenfalls allesamt mit Abt. Doch nach einem schweren Unfall beim Auftakt in Hockenheim muss der sympathische Däne drei Rennen verletzungsbedingt passen. Er wird erst durch Ex-DTM-Champion Frank Biela aus dem Audi-Sportwagenprogramm, später durch Markus Winkelhock ersetzt. Technisch steht für die


28 DTM Teams

PERSSON MOTORSPORT

Schnellste Runden 2 DTM-Fahrertitel –

AMG Mercedes C-Klasse 2006

AMG Mercedes C-Klasse 2006

10

Alexandros Margaritis

09

Alexandros Margaritis (GR) Geboren 20. September 1984 Geburtsort Bonn (D) DTM seit 2005 DTM-Rennen 31 Bester Startplatz 6 Beste Platzierung 4 Bester DTM-Gesamtplatz 10 Teams bisher Mücke, Persson

Gary Paffett

Gary Paffett (GB) Geboren 24. März 1981 Geburtsort Bromley (GB) DTM seit 2003 DTM-Rennen 40 Pole-Positions 6 Siege 10 DTM-Titel 1 Teams bisher Rosberg, HWA, Persson

19

Pole-Positions 2 Siege 1

D

ie Mannschaft von Persson Motorsport ist seit Jahren bekannt und geschätzt dafür, neue Talente für den TourenwagenSport zu entdecken und zu fördern. Christijan Albers, Bruno Spengler und ­ Jamie Green empfahlen sich in Ingmar Perssons Rennstall, der in SaarbrückenEnsheim beheimatet ist, für Werksverträge bei HWA. AMG Mercedes C-Klasse 2005 Die neue fahPaul di Resta (GB) rerische EntdeGeboren 16. April 1986 Geburtsort West Lothian (GB) ckung kommt 2007 DTM seit 2007 DTM-Rennen 10 als Champion der Bester Startplatz 3 Beste Platzierung 2 Formel 3 Euro Serie Bester DTM-Gesamtplatz 5 Teams bisher Persson in die DTM: Paul di Resta bekommt eine 2005er-AMGMercedes-C-Klasse für ein Lehrjahr zugesprochen, das sich für di Resta zum Herrenjahr entwickeln wird. Das Dreiwagen­ Paul di Resta

Team-Info Gegründet 1993 Teamchef Ingmar Persson Technischer Leiter Hans-Peter Naundorf Teammitglieder 23 Renningenieur Paffett Hans-Peter Naundorf Renningenieur Margaritis Achim Klein Renningenieur di Resta Valentino Conti

team setzt zudem zwei 2006er-Varianten ein. Wie im Vorjahr fährt Alexandros Margaritis für das Persson-Team und ist damit die einzige fahrerische Konstante. Prominentester Neuzugang ist Gary Paffett. Nach einem Jahr Rennpause, aber mit Formel-1Testerfahrung, kehrt der Brite zurück. Der DTM-Champion von 2005 steht damit anno 2007 vor einer Doppelbelastung: Neben seinem Job als McLaren-Tester steht wieder Racing für ihn auf dem Programm. Sein ehrgeiziges Ziel dabei: als erster Jahreswagen-Pilot einen Sieg zu feiern. Das ist vor ihm in der DTM-Neuzeit noch keinem Piloten gelungen. Schon beim zweiten Rennen in Oschersleben erreicht Paffett das hochgesteckte Ziel. Auch wenn der Brite die prominenteren Ergebnisse erzielt: Alex Margaritis ist in Sachen Trainingsleistungen häufig auf Augenhöhe mit dem ExChampion. Noch mehr aber verblüfft Paul di Resta die Beobachter. Er wird bester Gebrauchtwagen-Fahrer der Saison – und das selbst vor seinen erfahreneren Teamkollegen und vor allem vor etablierten DTMStars wie Mika Häkkinen oder Bernd Schneider.


29

AUDI SPORT TEAM ROSBERG Team-Info Gegründet 1994 Teamchef Arno Zensen Technischer Leiter Eckhardt Döhrer Teammitglieder 20 Renningenieur Rockenfeller Andreas Roos Renningenieur Luhr Karl Jennings

Schnellste Runden – DTM-Fahrertitel –

Audi A4 DTM 2006

Audi A4 DTM 2006

Lucas Luhr (D) Geboren 22. Juli 1979 Geburtsort Koblenz (D) DTM seit 2007 DTM-Rennen 10 Bester Startplatz 10 Beste Platzierung 8 Bester DTM-Gesamtplatz 17 Teams bisher Rosberg

12

Mike Rockenfeller (D) Geboren 31. Oktober 1983 Geburtsort Neuwied (D) DTM seit 2007 DTM-Rennen 10 Bester Startplatz 2 Beste Platzierung 3 Bester DTM-Gesamtplatz 12 Teams bisher Rosberg

Lucas Luhr

Pole-Positions – Siege 2

11

erfahrenen Teamkollegen profitieren, wie es bei Phoenix Christian Abt für Alexandre Prémat ist. Es bleibt so bei einzelnen sportlichen Highlights, die vornehmlich Mike Rockenfeller auf sich vereint. Der aus Neuwied stammende Neuzugang kämpft sich in Oschersleben nach brillantem Qualifying auf das Podest vor, verstrickt sich jedoch anderenorts häufig wie Teamkollege Lucas Luhr im Dickicht des SetupDschungels. Auf gute Ergebnisse folgen tiefe Ernüchterungen. Ebenso ergeht es Teamkollege Luhr, der den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Der einzige Punkterfolg des in Koblenz geborenen 28-Jährigen datiert vom Skandalrennen in Barcelona – das viele Audi-Markenkollegen erst dahinrafft, bevor die sportliche Leitung die Audi-Mannen geschlossen zurückbeordert. Dennoch wird Luhr noch gewertet – ein wenig ruhmreicher Moment. Das angekratzte Ego der zwei Rookies polieren sporadische Einsätze in Audis R10TDI-Sportwagen in Le Mans und der ALMS allerdings wieder auf. Dort werden sowohl Rockenfeller als auch Luhr für ihre fahrerischen Leistungen gelobt.

Mike Rockenfeller

M

it einer Empfehlung startet das aus Neustadt an der Weinstraße stammende Audi Sport Team Rosberg in die DTM-Saison 2007: Im Vorjahr, der TeamPremiere mit dem Audi A4 DTM, stellten sie mit Timo Scheider den besten AudiGebrauchtwagen-Piloten. Doch 2007 fällt das von Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg gegründete und von Arno Zensen geleitete Team im Vergleich mit der Audiinternen Konkurrenz von Phoenix deutlich zurück. Rosberg kann auf gute Ergebnisse aus der Zeit als Opel-Team in DTM und ITC, als Formel-3-Rennstall oder als MercedesMannschaft in der neuen DTM zurückblicken. 2007 sind für die viel zu häufig ausbleibenden Erfolgserlebnisse auch zwei in der DTM unerfahrene Piloten mit ein Grund, die aus dem Sportwagen-Bereich in den Tourenwagen-Sport wechseln. Mike Rockenfeller und Lucas Luhr, die über weitgehend ähnliche Lebensläufe verfügen, werden auch in ihrem Premierenjahr als Einheit gesehen und gemeinsam als „DTM-Lehrlinge“ bei Rosberg deponiert. So kann keiner von beiden von einem


30 DTM Teams

Mücke Motorsport

AMG Mercedes C-Klasse 2006

15

Daniel la Rosa (D) Geboren 4. Oktober 1985 Geburtsort Hanau (D) DTM seit 2006 DTM-Rennen 20 Bester Startplatz 8 Beste Platzierung 3 Bester DTM-Gesamtplatz 13 Teams bisher Mücke

14

Susie Stoddart (GB) Geboren 6. Dezember 1982 Geburtsort Oban (GB) DTM seit 2006 DTM-Rennen 20 Bester Startplatz 12 Beste Platzierung 9 Bester DTM-Gesamtplatz – Teams bisher Mücke

18

AMG Mercedes C-Klasse 2005

Daniel la Rosa

Schnellste Runden – DTM-Fahrertitel –

Susie Stoddart

Pole-Positions – Siege –

I

m dritten Jahr nach dem DTM-Einstieg bleibt das Engagement von Mücke Motorsport eine Ausnahmeerscheinung. Der Berliner Rennstall finanziert den Einsatz der drei AMG Mercedes C-Klassen über Sponsoren komplett selbst. Die beiden 2006er-Fahrzeuge sowie das 2005erModell werden von Teamchef Peter Mücke jeweils geleast. Im GegenAMG Mercedes C-Klasse 2005 zug erhält der Mathias Lauda (A) Rennstall des ChaGeboren 30. Januar 1981 Geburtsort Salzburg (A) rakterkopfes techDTM seit 2006 DTM-Rennen 20 nische und logistiBester Startplatz 10 Beste Platzierung 6 sche Unterstützung Bester DTM-Gesamtplatz 15 Teams bisher Persson, Mücke vom MercedesWerks- und Entwicklungsteam HWA. Als Fahrer kommen 2007 Mathias Lauda, der vom zwei in ein ein Jahr altes Auto aufsteigt und von Persson wechselt, Mathias Lauda

Team-Info Gegründet 1998 Teamchef Peter Mücke Technischer Leiter – Teammitglieder 32 Renningenieur Stoddart James Goodfield Renningenieur la Rosa Johannes Gruber Renningenieur Lauda Michael Weiß

sowie der Deutsche Daniel la Rosa und die Schottin Susie Stoddart zum Einsatz. La Rosa bringt den MP3-Player- und Speicherlösungs-Spezialist TrekStor wieder als Partner in die Ehe ein, auf Laudas Auto prangt das Logo des Leuchtenherstellers Trilux. Auf Susie Stoddarts 2005er-C-Klasse wird nach Stefan Mückes Abgang in die FIA-GT-Serie für die Zeitschrift TV Spielfilm geworben. Die Saison startet für die Berliner Mannschaft mit einem Traumresultat: Daniel la Rosa wird beim Auftakt in Hockenheim Dritter. Es wird das einzige Podiumsresultat für Mücke Motorsport bleiben, dessen Teambesitzer Wurzeln im DDR-Motorsport hat. Neben der DTM engagiert sich Mücke in den Nachwuchsformeln Formel BMW Deutschland und Formel 3 Euro Serie – und etabliert damit seit Jahren ein eigenes Nachwuchsprogramm. Bis zu zehn Autos bringt Mücke an einem DTM-Rennwochenende gleichzeitig an den Start. Doch damit nicht genug: Als Erholung von diesem FulltimeJob tritt Peter Mücke mit einem Ford Capri in der Tourenwagen-Europameisterschaft für historische Fahrzeuge an. Vorbereitet von Sohn Stefan Mücke.


31

Audi Sport Team Phoenix Team-Info Gegründet 1999 Teamchef Ernst Moser Technischer Leiter Dirk Theimann Teammitglieder 20 Renningenieur Abt Jürgen Jungklaus Renningenieur Prémat Pascal Zurlinden

Pole-Positions 4 Siege 4

Schnellste Runden 4 DTM-Fahrertitel –

Audi A4 DTM 2006

Audi A4 DTM 2006

17

Alexandre Prémat (F) Geboren 5. April 1982 Geburtsort Juvisy Sur Orge (F) DTM seit 2007 DTM-Rennen 9 Bester Startplatz 3 Beste Platzierung 2 Bester DTM-Gesamtplatz 11 Teams bisher Phoenix

Alexandre Prémat*

Christian Abt (D) Geboren 8. Mai 1967 Geburtsort Kempten (D) DTM seit 2000 DTM-Rennen 84 Pole-Positions 1 Beste Platzierung 2 Bester DTM-Gesamtplatz 7 Teams bisher Abt Sportsline, Joest, Phoenix

16

*Ersatzfahrer: Marco Werner (Oschersleben)

ren seine Stallgefährten stets fest im Griff hatte, meist bester Audi-GebrauchtwagenPilot war, kann im Vergleich zu seinem französischen Teamkollegen nur wenig Glanzpunkte setzen. Der strahlendste davon: Rang sechs beim Audi-Totaltriumph in Zandvoort. Dennoch: Fahrerisch und menschlich wird die DTM nach Abts Abschied ärmer. 1999 gründet Teamchef Ernst Moser Phoenix Motorsport und setzt dabei als ExZakspeed-Mitarbeiter auf die personelle Hilfe ehemaliger Kollegen. Der neue Rennstall setzt einen Audi A4 quattro in der STW und beim Tourenwagen-Grand-Prix in Macau ein. Dort feiert das Team den ersten historischen Sieg. Als Phoenix nach sechs Jahren als Opel-Mannschaft 2006 zum AudiWerksteam ernannt wird, schließt sich in dieser Hinsicht der Kreis. Aber nicht nur bei den Sprint-Rennen der DTM ist Phoenix eine feste Größe, auch im Langstreckensport: In der VLN am Nürburgring und bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring hat sich ­Phoenix mit Siegen einen Namen gemacht. Zudem zeichnet Mosers Rennstall auch für den Einsatz eines Volkswagen Race Touareg im Marathon-Rallyesport verantwortlich.

Christian Abt

D

as Audi-Team Phoenix ist 2007 extrem kämpferisch besetzt: Neben DTM-Original Christian Abt, der am Ende des Jahres seinen DTM-Rücktritt erklärt, geht erstmals Alexandre Prémat für das Meuspather Unternehmen an den Start, das seine Werkshallen nahe des Nürburgrings hat. Prémat ist wie Abt stets zu „1.000 Prozent motiviert“ und bringt Erfahrungen aus Formel 3 Euro Serie, A1GP-Serie und Formel 1 mit in seine DTM-Premierensaison. Doch die beginnt für ihn erst einmal mit einer Schrecksekunde und einer Zwangspause. Prémat kollidiert in Hockenheim mit Markenkollege Tom Kristensen. In Oschersleben wird er wegen seiner daraus resultierenden Wirbelsäulen-Verletzung von SportwagenRoutinier Marco Werner ersetzt. Doch der Rest des Jahres verläuft eher wunschgemäß: Prémat schnuppert in Brands Hatch am Podium, in Zandvoort schenkt er zugunsten von Titelkandidat Martin Tomczyk einen möglichen Sieg auf der Zielgeraden her. Dem starken Ein- kann Teamkollege Christian Abt bei seinem Ausstand wenig entgegensetzen. Abt, der in den vergangenen Jah-


32 DTM Teams

Futurecom TME

Schnellste Runden – DTM-Fahrertitel –

Audi A4 DTM 2005

Audi A4 DTM 2005

20

Markus Winkelhock

20

Markus Winkelhock (D) Geboren 13. Juni 1980 Geburtsort Stuttgart (D) DTM seit 2004 DTM-Rennen 17 Bester Startplatz 9 Beste Platzierung 9 Bester DTM-Gesamtplatz – Teams bisher Persson, Abt Sportsline, Futurecom TME

Adam Carroll

Adam Carroll (GB) Geboren 26. Oktober 1982 Geburtsort Portadown (GB) DTM seit 2007 DTM-Rennen 5 Bester Startplatz 12 Beste Platzierung 9 Bester DTM-Gesamtplatz – Teams bisher Futurcom TME

21

Pole-Positions – Siege –

E

in privat finanzierter Audi A4 DTM 2005er-Jahrgangs, ein von Audi Sport bezahltes Cockpit – wie 2006 regiert bei Futurecom TME, dem Rennstall von Dr. Colin Kolles, ein Mischsystem. Das von Audi Sport geförderte Auto bekommt erneut Vanina Ickx zugesprochen – sie bildet auch 2007 das weibliche Pendant zur MercedesKonkurrentin Susie Audi A4 DTM 2005 Stoddart. Doch Ickx Vanina Ickx (B) ist in ihrer zweiten Geboren 16. Februar 1975 Geburtsort Brüssel (B) Saison deutlich DTM seit 2006 DTM-Rennen 19 mehr überfordert Bester Startplatz 14 Beste Platzierung 11 als im ersten Jahr. Bester DTM-Gesamtplatz – Teams bisher Futurecom TME Neben vielen Fahrfehlern sowie Remplern von Konkurrenten, die nur wenig Geduld beim Überholen und Überrunden aufbringen, kommt eine gehörige Portion VerunsicheVanina Ickx

Team-Info Gegründet 2000 Teamchef Dr. Colin Kolles Technischer Leiter Boris Bermes Teammitglieder 20 Renningenieur Carroll Jos Claes Renningenieur Winkelhock Jos Claes Renningenieur Ickx Gérard Lizakovsky

rung dazu. Das Zandvoort-Rennen lässt sie nach einem Überschlag im Zeittraining sausen. Am Ende des Jahres verlässt Ickx die DTM, um sich in Richtung anderer motorsportlicher Disziplinen zu orientieren. Das zweite Cockpit neben Ickx geht zunächst an den Briten Adam Carroll. Der Nordire bestreitet allerdings nur die erste Saisonhälfte, danach lassen Sponsoren die zweite Rate platzen und Carroll wandert teils notgedrungen, teils mit Freude in die GP2-Serie ab, in der er auf Anhieb wieder zu den Rennsiegern zählt. In der DTM hinterlässt Carroll nur wenig Spuren. In Oschersleben ist er mit Rang neun am dichtesten an den Punkte­rängen dran. Nach seinem Abschied wird an seiner statt Markus Winkelhock verpflichtet, der bei Abt Sportsline zuvor Tom Kristensen ersetzt hat. Neben dem Einsatz in der DTM ist Teamchef Dr. Colin Kolles als Teammanager in das Formel-1-Projekt des Spyker-Rennstalls eingebunden. Die erfolgreichen Wurzeln von Futurecom TME liegen allerdings in der Formel 3. Das Kürzel TME (Team Midland Euro Series) zeugt heute noch von diesen Anfängen.



34 DTM Hockenheim

Mein Dein Reich Hockenheim ist Mercedes-Terrain. Die Stuttgarter kommen mit einer makellosen Bilanz zum Heimspiel. Bis Mattias EkstrĂśm diesen Siegeszug nach fĂźnf Jahren stoppt


35


36 DTM Hockenheim

D

ie geballte Faust. Der Körper voller Spannung. Ein entschlossener Blick, als wolle er sagen, jetzt gehe der Spaß erst richtig los. Dabei ist vor Minuten erst etwas Entscheidendes zu Ende gegangen. Mit einem außergewöhnlichen Resultat. Mattias Ekström steht im Parc fermé als Sieger. Und in dieser ersten Reaktion des AudiMannes entlädt sich die gesamte Anspannung wie bei einem schlagartig geöffneten Ventil. Überdruck raus. Die gemeinsamen Testfahrten von Audi und Mercedes-Benz vor der Saison? Sandbagging. Jene gegenseitige taktische Spielerei, die Gegner mit gebremstem Schaum

„Das ist kein Wunschresultat, besonders, wenn der Speed zum Siegen vorhanden ist“ Mercedes-Benz-Sportchef Norbert Haug

irrezuführen. Eine Standortbestimmung der eigenen Leistungsfähigkeit – bringt erst das erste Zeittraining und das erste Rennen einer Saison. Wo steht wer? Diese Frage ist beim Auftakt soeben zugunsten von Audi geklärt. Doppelsieg für Ekström sowie seinen Teamkollegen und Freund Martin Tomczyk. Ein perfekter Einstand, der sogar noch deutlicher hätte ausfallen können. 13 der 16 Rennen in der DTM-Neuzeit hat Mercedes-Benz zuvor auf dem Hockenheimring gewonnen. Die letzten neun Male davon in Folge. Hockenheim ist MercedesTerrain. Den Stuttgartern kommt seit jeher vor der eigenen Haustür der besondere Charakter des Traditionskurses entgegen.

In Sachen Topspeed und im Bereich Traktion punkteten die Vorgängermodelle der über den Winter neu entwickelten C-Klasse, die aerodynamisch dem Modellwechsel der Serie folgt, vor allem. Die Mischung aus geringem Abtrieb mit hohem mechanischen Grip war bisher das Erfolgsrezept der Schwaben, perfekt zugeschnitten auf die Highspeed-Sektionen des Hockenheim­ rings mit langgezogener Parabolika und anschließender Spitzkehre, bei der beim Herausbeschleunigen perfekt umgesetzte Zugkraft gefragt ist. Hoher Abtrieb ist dagegen im kurvenreichen Motodrom angesagt  – in dieser Disziplin ist traditionell Audi besser gerüstet.

10

Verschiedene Nationen treten in

der DTM 2007 an. Beim Saisonstart sind Deutschland, Kanada, Schweden, Großbritannien, Finnland, Dänemark, Griechenland, Frankreich, Österreich und Belgien vertreten.


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Unverhofft – Bruno Spengler wird bestraft, stattdessen ist Daniel la Rosa als Dritter bester Mercedes-Mann

Der neue Wurf von HWA-Technikchef Gerhard Ungar ist vor allem aerodynamisch eine Herausforderung. Ein längerer Karosserie-Überhang der Serien-C-Klasse be­deutet laut DTM-Statuten einen dichter an das Fahrzeugheck herangerückten Einheits-Heckflügel, dessen Ausrichtung sich an der Position der Hinterachse orientieren

muss. Zudem kommt die neue DTM-CKlasse in einer nicht mehr so geduckten Gesamtgestalt daher. Das Außenkleid: eine Revolution. Die inneren Werte in Sachen Fahrwerkstechnik: eine Evolution. Doch erst im Zusammenspiel gestaltet sich die Entwicklung der neuen Rennversion als echte Aufgabe. Die erfolgreiche „alte“ C-

Klasse, die noch in den Fahrzeuggenerationen 2005 und 2006 am Start steht – ein seit drei Jahren gewachsenes Modell. Der Start in das Wochenende gelingt Mercedes-Mann Bruno Spengler, vor der Saison als der Titelkandidat Nummer eins gehandelt, mit der Pole-Position makellos. Startplatz eins für das neue Auto – der über

Ende mit Schrecken – Timo Scheider wird in der letzten Runde von Bruno Spengler getroffen


38 DTM Hockenheim

Gesicherter Arbeitsplatz Die Saison ist gerade einmal 1,2 Kilometer und wenige Sekunden alt, als den Fans, Fahrern und den Verantwortlichen der Atem stockt. In einen haarsträubenden Unfall, ausgelöst durch einen Dreher von Audi-Routinier Tom Kristensen, sind dessen Markengefährten Alexandre Prémat und Adam Carroll sowie Mercedes-Pilotin Susie Stoddart verwickelt. Explosionsartig treffen Prémat und Kristensen bei etwa 160 km/h aufeinander. Bei der Wucht des Aufpralls stülpt sich das Lenkrad des Franzosen wie ein Pappteller um. Prémat erleidet eine Wirbelverletzung, Kristensen fällt bis zum Rennen am Norisring mit einem Schädel-Hirn-Trauma aus. Dennoch entkommen beide dem schwersten DTM-Unfall der Neuzeit mit eher leichten Blessuren – dank des vorbildlichen Sicherheitskonzeptes der DTM. Die Fahrzeuge verfügen über ein hochfestes KohlefaserMonocoque. Neben dieser Sicherheitszelle sind Crash-Boxen an Vorder- und Hinterwagen sowie eine Rettungsluke im Dach Pflicht. Das HANS-System ist wie in vielen Rennserien obligatorisch. Der Sicherheitskäfig muss obendrein einer Belastung von neun Tonnen standhalten. Hockenheim beweist: Die Vorkehrungen sind gut ausgelegt. Kristensen und Prémat verdanken ihnen ihre Gesundheit.

Überlebenszelle – DTM-Fahrzeuge verfügen wie Formel-Chassis über ein Kohlefaser-Monocoque


39

den momentanen Leistungsstand hinwegtäuscht. Denn zwischen ihm und dem zweitbesten der vier Werks-Mercedes – Mika Häkkinen auf Platz sieben – liegen geschlossen die vier evolutionierten Audi A4 2007er Bauart und eine faustdicke Überraschung: Paul di Resta, im 2005er PerssonMercedes samt Gewichtsvorteil von 30 Kilogramm im Vergleich zu den aktuellen Autos unterwegs, setzt im entscheidenden dritten Segment des Qualifying-Shoot-outs die drittbeste Zeit. Dass Audi über den Winter in allen Bereichen zugelegt hat, deuten die Ingolstädter bereits während der Longruns in den Testsitzungen am Freitag an. Der A4 DTM bildet zu Saisonbeginn eine perfekte Einheit mit dem frisch überarbeiteten Einheits-Pneu von Dunlop, der sich durch längere Haltbarkeit auszeichnet. Im Rennen, das nach einem haarsträubenden Crash zwischen Tom Kristensen, den Neueinsteigern Alexandre Prémat und Adam Carroll sowie Mercedes-Dame Susie Stoddart nach einem Rennabbruch neu gestartet wird, wird diese Kombination gewinnbringend eingesetzt. Rennstrategisch macht die Truppe um Mattias Ekström alles richtig: Schon in Runde 14 des auf 27 Umläufe verkürzten Rennens hat der Wikinger als Erster beide Pflichtstopps absolviert. Dieser Schachzug verhilft ihm zum Sieg. Martin Tomczyk balgt sich nach einem perfekten Start zu Beginn mit Bruno Spengler und Paul di Resta um die Spitze. In der vorletzten Runde schnappt er sich den mit einer ausgefallenen Servolenkung kämpfenden Spengler endgültig und wird Zweiter. Einen Audi-Dreifacherfolg verhindert eine Attacke des Franko-Kanadiers in der letzten Runde gegen Timo Scheider, der Spengler ebenfalls schon niedergerungen hat. Doch der Tuscher kostet Scheider den ersten Podestplatz seiner DTM-Karriere. Es wird nicht das einzige Mal sein, dass der 28-Jäh-

„Immerhin stand der Mann, mit dem ich am liebsten auf dem Podium stehe, ganz oben. Ein perfekter Auftakt“

rige das Podium in Reichweite hat, aber nicht erreicht. Spengler, der als Dritter die Ziellinie kreuzt, wird für das Foul nachträglich zu einer Zeitstrafe verdonnert, die ihn aus den Punkten wirft. Dass sich Ekström, Tomczyk und Spengler an gleicher Stelle zum finalen Titelkampf wiedertreffen werden, scheint für den Mercedes-Mann zu diesem Zeitpunkt außer Reichweite. Viel schmerzlicher: Audi hat Mercedes-Land erobert. Von der Dominanz der vergangenen Jahre keine Spur.

Martin Tomczyk

Pinnwand DTM Hockenheim 1

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1 Auf geht‘s: Der Start in die DTM-Saison 2007 2 Lautstark: Die Band Reamonn tritt im Vorprogramm des DTM-Auftaktes auf 3 Knackpunkt: In der Spitzkehre nach der langen Parabolika-Kurve ist Traktion gefragt 4 Durchwachsen: Bernd Schneider kämpf im Mittefeld 5 Nassmacher: Mattias Ekström feiert einen seltenen Audi-Sieg in Hockenheim


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