Primeur • Spezielle Ausgabe 2019 • Gewächshausgemüse

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Unabhängiges Fachmagazin für den Kartoffel, Obst und Gemüsehandel • Seit 1986

33 Jahrgang • Mai 2019

Spezielle Ausgabe

Gewächshausgemüse

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2018


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44 „Als Exporteur bekommen wir zunehmend die Funktion des Großhandelsmarktes“

„Vom Massenvermarkter zum Dienstleister“ Carlo Broeren

Eric Groenheide

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47 „McDonald’s-Unternehmensphilosophie als Erfolgsbeispiel“

„Die deutschen Großhandelsmärkte werden wegen des persönlichen Kontakts auch in Zukunft ihre wichtige Funktion behalten.“

Maurice Koppen

Gunther de Boelpaep

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90 „Innerhalb von 24 Stunden können wir deutschlandweit liefern“

„Bald werden die fünfzehn europäischen Einzelhändler von einigen großen Produzenten direkt beliefert“

Rob Riezebos

Ruud van der Vliet

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100 „Wir beobachten in ganz Deutschland die sukzessive Erweiterung des geschützten Anbaus“

„Erzeuger können nicht zum Ryanair-Preis produzieren“

Labinot Elshani und Volker Janssen

Gerard van den Anker

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144 „Kaum Produkte aus den Niederlanden oder Belgien auf dem Markt“ Dirk Biemans

„Einzelhändler, ignoriert TR4 nicht“ Luud Clercx

38 „Wir möchten unsere Betriebe zukunftssicher machen“ Florian Wolz


33Jahrgang • mai 2019

Inhaltsverzeichnis 8

Durch neue Konzepte soll das Edelgemüse wieder zeitgemäß werden

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Spargelhof Janßen: Beheizter Anbau

10 Spargelhof Allofs: Grüner Spargel 11 Verpackungslösungen: Kein Weg führt an Convenience und Nachhaltigkeit vorbei 12 Das Gemüse in Nachbars Garten ist jetzt (noch) grüner 14 Brexit, Gesetzgebung und das Wetter sorgen für Probleme auf dem Kräutermarkt 16 Luftverteilmatte gegen Temperaturschwankungen 30 USA: Gewächshaussalat für einen wachsenden lokalen Markt 33 „Egal, ob es ‘zu warm’ oder ‘zu kalt’ ist, für uns ist es eigentlich immer gut“ René Cornelissen

41 Die lose, runde Tomate ist zu einer Ausnahme geworden 49 „Der Handel im fragmentierten Marktgeschehen ist ein sehr intensives Spiel“ Aart Hak

50 „Der ‘dunkelgrüne’ deutsche Verbraucher verlangt immer häufiger Demeter Gewächshausgemüse” Coert Lamers

52 Belgisches Unterglasgemüse auf Expansionskurs 54 Münchener Start-Up begeistert Spitzengastronomen mit Micro Greens aus vertikalem Anbau 58 Unser Anliegen ist es, eine nachhaltige und regionale Alternative anzubieten 61 Ein Drucker in Taschenformat 62 Europas größte und nachhaltigste Reiferei steht in Moerdijk 64 Belgischer Gemüseschneidebetrieb baut Export in Nachbarländer aus 69 Gemüseverarbeiter setzt auf Robotisierung 74 „Wir wären schließlich gerne die größte E-Plattform für Obst und Gemüse in Europa“

76 „Viel Unwissenheit in der Obst- und Gemüse-Branche über Verpackungen, Materialien und Recycling“ Stephan Schneider

78 Günstiger, besser und schöner verpackte Trauben 82 „Patente wurden nicht umsonst erfunden“ Arend Schot

89 „Sojasprossen sind ein uraltes Gemüse, aber in der westlichen Küche ein Novum“ Jelle Kuiper

96 „Starkes Wachstum der Halbfabrikate macht Personalmangel zum Problem“ Marco Romein

108 „Lokal oder Import, auf dem Markt muss Freiheit herrschen“ 112 Beleuchteter Erdbeeren-Winteranbau wird ausgeweitet 116 Geht es auch ohne genetische Veränderungen? 122 Deutliche Zunahme von Obst- und Gemüse-Importen aus Drittländern 128 „Wir wollen den geschmacklichen Unterschied verwirklichen“ Theo Boon

132 Winterproduktion von Gemüse immer mehr nach Marokko verlagert 135 „Da liegen enorme Chancen.“ Ad Pollux

137 „Ein Produzent mit Charakter“ Katleen Van Steen

137 „Eine Marke ist ein Versprechen an den Verbraucher“ Bert Barmans

138 „Rot wird sicher ein großes Ding“ Ronnie Moorman

139 Das weiße Gold, wie lange ist es noch ein Saisonprodukt? 140 „Der Birnenmarkt ist derzeit eine große Katastrophe“ Kris Wouters

Silvia Janssen

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Vision

Carlo Broeren, von Geschäftsführer Total Produce Haluco Holding:

“Vom Massenvermarkter zum Dienstleister” Als CFO von Citronas und FruitMasters wusste Carlo Broeren, wie sich der Peitschenknall im Obst-und Gemüsehandel anhört. Dennoch widmete er sich ab 2007 in erster Linie finanziellen Aufgaben im Tourismus und im Bereich der Lebensmittelzutaten. Über die Jahre blieb er als Inspektor von Total Produce Rotterdam aktiv, bis er im vergangenen Jahr nach diversen Jobs erklärte, für eine neue Aufgabe bereit zu sein. Im September 2018 feierte Carlo als Geschäftsführer der Total Produce Haluco Holding ein Comeback in der Obst- und Gemüsebranche. „Der Obst- und Gemüsehandel zog mich doch immer wieder an.“

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Zunächst ein kurzer Blick zurück: wie sehen Sie die Jahre in der Obst- und Gemüsebranche rückblickend? Die Jahre bei Citronas habe ich als ein fantastisches Abenteuer erlebt. Wir kauften seinerzeit das Geschäft mittels Management buy out, als Albert Fisher in finanzielle Probleme geriet. Danach gelang uns ein ordentliches Geschäftswachstum. Wir haben auch neue Unternehmen gegründet und übernommen, etwa Indigo in Frankreich und Kardol in Waardenburg. Als Überseespezialist gelang es uns nach Kardol schließlich auch mittels FruitMasters, beim niederländischen Obst einzusteigen. Ich habe das als eine sehr dynamische und aktive Zeit erlebt. Die Verbindung zu Total Produce Rotterdam bestand weiter, weil ich als Inspektor weiterhin aktiv war. Das war eine vertraute Verbindung, denn die meisten kannten sich schließlich als Ehemalige der Fusion von Citronas und Velleman & Tas. Als Inspektor schaute ich der Geschäftsführung mit über die Schulter und hatte auch Kontakt mit dem irischen Board. Aufgrund anderer Funktionen war ich nie in der Lage, eine Aufgabe für sie zu erledigen, aber im Frühjahr 2018 habe ich gesagt: Wenn Ihr einen Auftrag habt, will ich zusagen, sonst geht es nämlich wieder daneben. Ich wollte einfach sehr gerne für Total Produce arbeiten. War es ein großer Schritt vom Obst hin zum Gewächshausgemüse? Natürlich hat Gemüse mit seiner kürzeren Haltbarkeit eine ganz andere Dynamik. Obst kann meist eine Weile aufbewahrt werden, so dass viel mehr damit spekuliert werden kann. Außerdem sind Obsterzeuger auch ganz andere Typen als die Gewächshausgemüseproduzenten. Aber Haluco vermarktet mittlerweile noch ganz andere Produkte als nur Gewächshausgemüse. Schauen Sie sich nur mal die von uns installierte Traubenverpackungsanlage an. Dieses Spektrum an Überseeobst möchten

wir in den kommenden Jahren ausweiten. Auch was den Absatz betrifft, möchten wir unsere Grenzen verschieben. Wir sehen die Welt als unseren Kunden an, sowohl auf dem Gebiet des Imports als auch des Exports. Wir werden uns sicher nicht auf Europa beschränken.

War das Ihr Auftrag als Geschäftsführer der Total Produce Haluco Holding? Ich habe im vergangenen Jahr Mitte September bei Haluco angefangen, und als erstes habe ich analysiert, wo die Organisation stand und wohin sie steuern sollte. Überall in der Branche gibt es kürzere Ketten, wobei die Kunst der Handelsunternehmen darin besteht, das Bindeglied zwischen Lieferant/Produzent sowie Abnehmer/ Kunde zu bleiben. Auf diesem Spielfeld muss man seinen Mehrwert unter Beweis stellen. Haluco war schon immer eine produktgetriebene Organisation. Ich hielt es für richtig, sich zu einer marktgetriebenen Organisation zu entwickeln, um kundenorientierter zu arbeiten, und das bei Erhalt eines starken Sourcing als Basis. Um das zu erreichen, waren jedoch einige Veränderungen nötig. Hierzu haben wir beispielsweise ein Trainingsprogramm erstellt. Aber auch am Kostenniveau musste etwas getan werden, und da sind wir aktiv geworden. So zeigte sich, dass die Niederlassung von Delicious in Nieuw-Amsterdam nur unzureichend Mehrwert erwirtschaftete. Daher haben wir diese Niederlassung mit sieben Mitarbeitern geschlossen. Auch in der Niederlassung in Bleiswijk gibt es weniger Mitarbeiter, so dass wir insgesamt zwanzig Funktionen ersetzt haben. Solche Maßnahmen sind nicht schön, aber im Interesse des Unternehmens waren sie dennoch notwendig, um günstiger und effizienter zu arbeiten und so zu einer zukunftssicheren Organisation zu werden. Es ist meine Aufgabe, unsere marktbezogene Identität weiter zu prägen, weshalb wir einen Veränderungsprozess unter dem Motto ‘market

minded, sourced based’ begonnen haben. Die Kernfrage ist, was der Kunde will, und dazu wollen wir beim Anbau eine starke Rolle innehaben. Als Vermittler zwischen Erzeuger und Einzelhändler müssen wir unseren Mehrwert zeigen, indem wir den Kunden mit einem guten Produkt und dem gewünschten Service beliefern und dem Anbauer einen marktkonformen Auszahlungsbetrag zukommen lassen. Wir glauben an das Van Nature-Modell, daran werden wir uns in der kommenden Zeit auch sicher weiter orientieren. Unsere Produzenten streben die beste Qualität an, und wir konzentrieren uns komplett darauf, für die Erzeuger das Beste aus dem Markt zu holen. Das ist eine klare Win-win-Situation.

Wie motivieren Sie den Rest ihres Teams während dieses Veränderungsprozess? Obwohl die gefassten Entscheidungen nicht einfach waren, wurde das intern doch sehr gut angenommen. Wir haben ziemlich schnell den Wunsch nach Veränderung in eines Kernteams kommuniziert. Auf diese Weise blieb es keine Idee der Geschäftsführung. Ich ich spüre durchaus, dass die Mitarbeiter sehr loyal gegenüber Haluco eingestellt sind und an die Zukunft glauben. Wenn Sie sich die Geschichte von Haluco anschauen, wie aus einem ehemaligen Familienunternehmen eine kraftvolle, produktgetriebene Organisation wurde, so ist das ein großer Schritt hin zu einer marktgetriebenen Organisation. Die wechselseitige Zufügung ganzheitlicher Werte zwischen Kunde und Erzeuger ist doch etwas anderes, als wenn man große Mengen des Produktes auf den Markt bringt. Das erfordert eine ganz andere Denkweise. Aus unserer Sicht ist das mittlere Management früher vernachlässigt worden. Durch die Verstärkung der mittleren Führungsebene im Verkauf wird ein ganz anderer Schwerpunkt geschaffen. Das hat die Sache sehr gestärkt. Das ist leicht gesagt, es war jedoch ein umfassender Prozess gewesen und wird

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Vision

es sicher noch bleiben. Es ist so wichtig, Mitarbeiter bei den eigenen Handlungen und bei den eingegangenen Veränderungen einzubinden. Das Wichtigste daran ist, dass das eigene Team hierzu einen Beitrag liefert. Das sagt sich sehr einfach. Der Trick dabei ist jedoch, seine Mitarbeiter für die Veränderungen zu motivieren. Intern ist unsere Strategie jetzt klar, nach außen hin muss dies in Zukunft noch Wirkung zeigen. Mittlerweile ist jedoch die holländische Saison angebrochen und es muss wieder Geld verdient werden…

Befassen Sie sich als Geschäftsführer auch viel mit dem täglichen Geschäft? Ich habe die Neigung, mich mit allem zu beschäftigen. (lacht) Natürlich haben wir den Mitarbeitern Veränderungen auferlegt, und dann ist man mitten in der operativen Tätigkeit, vor allem weil ich aufgrund der freien Betriebsleiterstelle diese Funktion auch innehabe. Das wird sich aber in Kürze ändern. Es ist aber auch ein toller Prozess, denn auf diese Weise lernt man in kurzer Zeit sehr schnell und viel. Von wem haben Sie in Ihrer Karriere am meisten gelernt? So eine Frage ist gefährlich, wenn man Menschen vergisst. Doch die beiden Menschen, die mir als erstes einfallen, sind Michel Jansen von Total Produce und Henk van Koeveringe von Roompot. Michel war schon bei Citronas mein Kollege, in ihm fand ich ein Vorbild auf strategischer Ebene. Von Henk van Koeveringe habe ich auf dem Gebiet des Unternehmertums und des Kampfgeistes viel gelernt.

Hat Ihnen die Erfahrung außerhalb der Branche sehr genützt? Sicher! Ich habe zwischenzeitlich eine ganze Reihe von Aufgaben erledigt, die oftmals im Zeichen von Veränderungsprozessen standen. Veränderung ist ja kein Ziel an sich. Das tut man nur, um langfristige Ver-

besserungen zu realisieren. Ich habe in verschiedenen Branchen gearbeitet, wo Veränderungen nötig waren, unter anderem durch Druck auf den Kostenpreis, Konsolidierung in der Kette, sich verändernde Kundenwünsche und Wandel in Unternehmen. So lag bei meiner Funktion bei Roompot lag die Betonung auf der Professionalisierung der Organisation und der Vorbereitung des anstehenden Brexit. Zwar sind Timing und Dynamik in der Obst- und Gemüsebranche ganz anders, aber auch hier ist der Druck in der Kette groß und es wird dort in den kommenden Jahren noch viel passieren, sowohl seitens des Einzelhandels, als auch der Lieferanten und bei allem, was dazwischen liegt. Haluco nimmt also Abstand von seinem Image als Massenvermarkter? Das verändert sich in der Tat. Unser Unternehmen wird ja immer noch ein bestimmtes Volumen halten, einfach weil wir mit einer Kostengestaltung arbeiten, für die ein bestimmtes Volumen erforderlich ist. Aber wir werden zunehmend die Rolle eines Dienstleisters annehmen, wobei es darum geht, Mehrwert hinzuzufügen. Wenn das das Volumen ist, dann ist das das Volumen. Ist es eine bestimmte Produktspezialität, dann ist es diese. Uns ist jedenfalls klar, dass es rein über das Volumen nicht mehr funktioniert. Viel wichtiger ist es, das zu liefern, was der Kunde wünscht.

Halten Sie die Anzahl der Zwischenglieder in der Obst- und Gemüsebranche nicht für erstaunlich? Einerseits sind viele Marktakteure bereits aus der Obst- und Gemüsebranche verschwunden, andererseits ist bei den Supermärkten schon eine weitreichende Konsolidierung aufgetreten und wir erwarten immer neue Entwicklungen. Auch die Erzeuger werden sich weiter stärken, so dass man es automatisch mit weniger Parteien zu tun hat. Aber der Handel wird

seinen Wert teilweise auch behalten. Der Großteil der Produktion gelangt vom Erzeuger zum Supermarkt, aber es gibt immer einen Akteur, der noch einen Mehrwert hinzufügen kann. Natürlich sieht man jetzt, dass große Erzeugerorganisationen mit dem Einzelhandel direkt in Kontakt stehen, aber oftmals existieren dazwischen noch Bindeglieder. Die Vorbedingung ist allerdings, dass diese vollkommen transparent operieren und Mehrwert liefern, egal ob auf dem Gebiet der Finanzierung, Lagerung, Beziehungen oder Produkte. Auch kleinere Unternehmen mit wenig Overhead und einer bestimmten Spezialisierung sowie Kenntnissen müssen ein Existenzrecht haben. WWir sollten ehrlich sein: Auch die größten Spieler im Obst- und Gemüsehandel haben es derzeit nicht einfach. Dafür gibt es allerlei Gründe. Die Frage ist, welche Größe die ideale Organisation hat. Beziehen nun alle Unternehmen, die der Total Produce-Gruppe angehören, ihre Synergie voneinander oder ist doch jeder auf sich selbst gestellt? Total Produce hat eine schlanke Verwaltung und gewährt den Tochtergesellschaft viel Autonomie. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, dass die Margen geschafft werden und man über die Runden kommt, wobei es vor allem von der Seite der Kunden viele Vereinbarungen gibt. In den vergangenen Jahren haben wir gesehen, dass mehr zusammengearbeitet wird und auch die erforderlichen Synergievorteile herausgeholt werden. Im vergangenen Herbst haben wir auch begonnen, die Synergie im Rahmen von Total Produce mit Projektgruppen aus mehreren Tochtergesellschaften zu stimulieren. Das schafft untereinander Vertrauen. Alle großen Erfolge Erfolge stellen sich in kleinen Schritten ein, aber ich gehe davon aus, dass sich hieraus positive Dinge entwickeln werden...

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Der Brexit ist jetzt wieder um ein halbes Jahr verschoben. Sind Sie gut darauf vorbereitet? Wir verfolgen die Entwicklungen in der Branche durch eine Arbeitsgruppe und sind deshalb gut informiert. Ich glaube, dass wir gut auf die Dinge vorbereitet sind, die wir vorbereiten können. Problematisch bleibt, was mit unseren Produkten passiert, wenn sie dann lange an der Grenze warten müssen. Darauf läuft es hinaus. Prozesse und Kommunikation lassen sich organisieren, aber wenn ein Lastwagen nicht durchfahren kann, hat man ein Problem. Es bleibt zu hoffen, dass die Green Lane, für die GroentenFruit Huis Lobbyarbeit geleistet hat, demnächst gut funktioniert. Als Haluco werden wir bei einem Brexit dank der Standorte von Total Produce in Großbritannien vielleicht noch mehr Flexibilität haben als andere Unternehmen. Haluco war 2006 einer der ersten mit einem automatisierten Warehouse Management System. Inwieweit ist Automatisierung ein Schwerpunkt für Sie? Ich sehe Automatisierung als Kern, um unsere Prozesse effizient ausführen zu kön-

nen. Operativ gilt das für unser WMS, aber wir arbeiten auch aktiv an der Büroautomatisierung unserer täglichen Prozesse. Unser Ziel ist, unsere Daten nach Unternehmensentscheidungen einzusetzen, auch im Alltag, und das werden wir weiterhin tun! Wird es in Zukunft ein Problem geben, ausreichend gute Mitarbeiter einzustellen? Wir haben hier gerade eine Phase der Reorganisation mit Dezimierung hinter uns, aber glücklicherweise konnten wir viele gute Mitarbeiter halten. Wenn wir in einem Mitarbeiter Potenzial sehen, bieten wir einen persönlichen Ausbildungsplan an. Gutes Personal an sich zu binden, ist vielleicht nicht leicht aber auch nicht unmöglich. Was die Anwerbung betrifft, haben wir eine Reihe von Pfeilern. So glaube ich stark an ein Trainee-Programm. Damit arbeiteten wir schon bei Citronas, ich habe damit immer gute Resultate erlebt. Wenn man schnell einen Umschwung bringen will, zieht das manchmal auch Mitarbeiter aus der Branche an.

und da wir ohnehin einiges ändern möchten, haben wir ihn gefragt, ob er mit seiner entsprechenden Erfahrung eine wichtige Rolle im Verkaufsteam einnehmen kann. Ton wird als Vertriebsleiter die jetzige Geschäftsführung verstärken und sich auf die Key Accounts konzentrieren, insbesondere auf jene Kunden, die von Venlo (Nedalpac) aus bedient werden. Gehört diese letztlich offene Kommunikation schließlich auch zum Veränderungsprozess von Haluco? Es stimmt, dass wir uns in der Vergangenheit immer sehr zurückhaltend präsentiert haben. Das kann eine tolle Strategie sein, aber manchmal ist es auch praktisch, etwas mehr zu erzählen, als wir es in der Vergangenheit getan haben. Wir beschäftigen uns mit vielen Dingen und sie werden noch viel von uns hören! (IH) cbroeren@tphalucoholding.nl

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Spargel

Die Renaissance des Spargels:

Durch neue Konzepte soll das Edelgemüse wieder zeitgemäß werden TriColore-Spargel: Anstoß zu alternativen Lösungsansätzen für den Spargelsektor

Der Spargel gehört seit jeher zu den beliebtesten Frischeprodukten am deutschen Markt. Nichtsdestotrotz verzeichnet der Konsum in den letzten Jahren einen Abwärtstrend und es ist vor allem eine Herausforderung, die jüngere Generation für das Edelgemüse zu begeistern. Der gemeinsame Einsatz für eine Renaissance des Spargels auf allen Stufen der Wertschöpfungskette sei, so Experten, der Schlüssel zum zukünftigen Markterfolg. Primeur sprach mit einem Veredler, Erzeugern und einem Verpackungslieferanten und erkundigte sich über die neuesten Trends rund um das weiße Gold.

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efragungen zeigen, dass jüngere Menschen deutlich weniger weißen Spargel kaufen. Diese Tendenz sei zwar bekannt, werde aber nur wenig in die Anbauplanung miteinbezogen: „In den letzten 20 Jahren hat sich die Weißspargelproduktion in Deutschland ungefähr verdoppelt, gleichzeitig geht der Absatz aber zurück – es wurde also, meiner Meinung nach – teilweise am Verbraucherwunsch vorbeiproduziert.“ Viele junge Verbraucher suchen nach gesünderen, sommerlich-leichten Alternativen zur klassischen Servierweise von Weißspargel unter einer dicken Schicht Sauce Hollandaise, so Hugenberg. „Der deutsche Spargelsektor braucht einen Anstoß zu alternativen

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Lösungsansätzen", sagt Hugenberg. „Unsere neue Spargelvarietät Cumulus TriColore kann eine die Antwort auf die krisenhafte Situation des Spargelabsatzes sein.“

Genau da soll der TriColore-Spargel ansetzen: „Da Cumulus anthocyanhaltig ist, entsteht ein dreifarbiger Spargel: weiß, grün und violett. Die farbenfrohen Stangen können ungeschält zubereitet werden. Sie empfehlen sich sowohl für rohe Frischsalate als auch in der Pfanne kurz angebraten oder vom Grill. Die neue Varietät soll kein Nischenprodukt sein, sondern im Idealfall für die breite Masse verfügbar und interessant sein.“ „Durch die einfache und vor allem schnelle Zubereitung und den ansprechenden Geschmack lässt sich dieses Gemüse einfacher in den täglichen Verzehr integrieren. So kann der Spargel seinen Ruf als Wochenendmahlzeit hinter sich lassen.“ Durch den geringen Schälbedarf ergeben sich zusätzliche Vorteile im stetig wachsenden Convenience-Segment, sagt Hugenberg abschließend. (LH)


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ie Erwartungen für diese Saison sind nach einem sehr schlechten vergangenen Jahr an das Gemüse durchwachsen. Seniorchef Herbert Janßen erklärt: „Der Markt war einfach übersättigt. Das warme Wetter kam noch dazu. Viele Betriebe haben die Anbaufläche nun verkleinert und einige mussten auch ganz aufgeben. Von daher sind alle sehr gespannt, was die Saison dieses Jahr bringen wird.“ Er hofft auf geringere Volumina auf dem Markt und wechselhafteres Wetter.

Spargelhof Janßen: Beheizter Anbau Ähnliche Entwicklungen sieht man auch bei der Familie Janßen aus Waldfeucht. Der Betrieb der Familie Janßen baut dort auf gut 40 Hektar Weiß- und Grünspargel an. Da ein Teil der Anbaufläche beheizt werden kann, wird der erste Spargel dort schon bis zu sechs Wochen vor dem allgemeinen Erntebeginn Mitte April gestochen.

In der ausländischen Ware sieht Janßen keine Konkurrenz: „Wir sind mit dem deutschen Spargel schon so früh dran, dass die Ware aus Griechenland oder den Niederlanden nur wenig Absatz findet. Beim Konsumenten kommt deutscher Spargel, bevorzugt regional, besser an.“ Um sich zu diversifizieren, setzt Familie Janßen inzwischen vermehrt auf Grünspargel: „Da wir mit dem weißen Spargel schon so früh dran sind, bekommen wir auch immer Anfragen für Grünspargel. Darauf haben wir jetzt reagiert.“ Der frühe Anbau des grünen Produktes sei, trotz Beheizung, etwas heikler, da die gesamte Produktion durch Frost zerstört werden könnte. (LH) spargel.jansen@t-online.de

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Spargelhof Allofs: Grüner Spargel „Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit, daher würde ich den weißen Spargel auf dem deutschen Markt nicht als unangefochten bezeichnen. Grünspargel hat in Deutschland einen Anteil der Anbaufläche von ungefähr 8%", weiß Spargelerzeuger Franz Allofs. Der Spargelhof Allofs aus Geldern-Walbeck ist ein Traditionsbetrieb und war viele Jahre sowohl im Anbau wie auch bei der Züchtung von Jungpflanzen der edlen Stangen aktiv. Die Aufzucht war sogar so erfolgreich, dass sie die Kapazitäten des Betriebes inzwischen überschritten hat. Seniorchef Franz Allofs und sein Sohn entschieden sich dann für eine Kooperation mit dem niederländischen Unternehmen Meijers Planten aus Posterholt. durch Werbekampagnen das Interesse am Gemüse zu wecken. Ich persönlich glaube aber nicht, dass man dadurch einen maßgeblichen Wandel der Marktsituation sehen wird.“ (LH) mail@spargelhof-allofs.de

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Verpackungslösungen: Kein Weg führt an Convenience und Nachhaltigkeit vorbei

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eitens des Verpackungslieferanten zeigt sich der gesteigerte Bedarf am Spargel als To Go-Produkt. Infolgedessen versucht man diese 'neue Marktlücke' mit entsprechenden Verpackungskonzepten abzudecken. Das Unternehmen Solidus Solutions hat unter dem Namen Spargel Portion Pack kürzlich eine neue Verpackungslösung aus Karton für Single- und Zwei-Personen-Haushalte präsentiert. Hier trifft Nachhaltigkeit auf die Nachfrage nach Kleinstverpackungen, so Unternehmenssprecher Oliver Wendt. Neben dem Verzicht auf Plastik soll die Lösung beste Werbeeigenschaften bieten und die Qualitätsmerkmale des Spargels sollen gut erkannt werden können. Des Weiteren ist die Verpackung auch während des Transports sowie der Aufbewahrung für den Kunde mehrfach von Nutzen: Denn durch die Schutzverpackung erziele man

letztendlich auch eine Bruchreduzierung. „Die Verpackung schützt das Produkt und wertet es zusätzlich auf. Somit erleichtert es dem Kunden sowohl den Transport als auch die Lagerung", erklärt Wendt die bedeutendsten Vorteile der neuen Verpackungslösung. Die neuen, kleineren Verpackungen sollen aber auch den Spargel-Konsum ankurbeln. Wendt: „Wir glauben, die höhere Positionierung dieses hochwertigen Produktes beeinflussen zu können, und schätzen dementsprechend die Absatzmöglichkeiten als sehr bedeutend ein – sowohl auf dem deutschen als auch auf dem europäischen Markt. Es soll ein Umdenken und eine Neuausrichtung bei den Kunden auf europäischer Ebene stattfinden", sagt Wendt abschließend. (HH) britt.kerstens@solidus-solutions.com

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Veredlung

CRISPR-Cas bei Obst und Gemüse: Lösung der globalen Nahrungsproblematik oder ein gefährlicher, genetisch modifizierter Konkurrent?

Das Gemüse in Nachbars Garten ist jetzt (noch) grüner Es handelt sich um einen technischen Begriff, der vielen Menschen bekannt vorkommen dürfte: CRISPR-Cas. Der genaue Mechanismus bei genetischen Veränderungen in der DNA wird dennoch kaum jemandem bekannt sein.

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as ist auch nicht nötig, denn in der Obst- und Gemüse-Branche stellt es ein ‘Werkzeug’ für die Veredler dar bzw. könnte es sein, denn im vergangenen Sommer blockierte der Europäische Gerichtshof die Verwendung der Technologie. Damit ist

das ‘Problem’ CRISPR-Cas aber noch nicht endgültig beseitigt. Mit CRISPR-Cas entwickeltes Gemüse scheint ohne weiteres nach Europa kommen zu können, weil es an Tests fehlt und längst nicht alle Produzenten angeben, dass sie sich dieser in Europa verbotenen Technik bedienen. Was ist der heutige Stand der Dinge? In der Öffentlichkeit wird diese Technologie, die in den letzwww.troostpallethandel.nl ten Jahren immer ABC Westland 622, 2685 DH Poeldijk | M. 06 - 43 00 03 15 ∙ E. aram-troost@live.nl bekannter wurde,

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als CRISPR-Cas bezeichnet. Wenn man genau sein will, muss man allerdings von CRISPR-Cas9 sprechen. Es geht nämlich um eine Technologie, die aus zwei Teilen besteht und von der eine das Enzym cas9 darstellt.

Die Technologie bedient sich der natürlichen bakteriellen Abwehr gegen Viren. CRISPR ist dabei die ‘Bibliothek’ des bakteriellen Verteidigungsmechanismus, in der Informationen über eigene und FremdDNA gespeichert wird. Das Enzym cas9 als zweiter Teil ist dabei die ‘Schere’, die in Aktion tritt, wenn Virus-DNA erkannt wird. Die Schere zerschneidet die VirusDNA. Man kann das beim Menschen mit der Resistenzentwicklung gegen Viren vergleichen. Nach einer Erstinfektion weiß der menschliche Körper besser, wie er danach reagieren muss.


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In der Berichterstattung über CRISPR-Cas tauchen auch regelmäßig kuriose Berichte auf. So behauptete im vergangenen November ein chinesischer Arzt, dass er Babys mittels CRISPR-Cas genetisch manipuliert habe. Es soll sich um Zwillingsmädchen handeln, deren Vater HIV-positiv war. Durch einen Schnitt in die DNA sei es dem Arzt nach eigenen Angaben gelungen, die beiden Kinder HIV-frei zu halten. Das wurde von verschiedenen Seiten bestritten, sowohl aus moralischer als auch aus wissenschaftlicher Sicht.

NÜTZLICHES HILFSMITTEL IN DER FORSCHUNG Erst vor etwa zehn Jahren wurde die Arbeitsweise des Enzyms cas9 entdeckt. Das System erwies sich nach einigen Anpassungen als praktisches Untersuchungswerkzeug, das man auch bei Obst und Gemüse verwenden kann. Veredler können das System mittlerweile so anpassen, dass sie die DNA von Obst und Gemüse gezielt zerschneiden und so viel schneller und effizienter veredeln können. Hinsichtlich der unter Druck stehenden Nahrungsversorgung des Planeten ist das nicht ganz unbedeutend. Gegner denken darüber natürlich anders. Sie sehen darin eine Genmanipulation und die ist in Europa verboten. Veredler sind enthusiastisch, was die Vorteile der Technik betrifft, ebenso Entscheidungsträger wie etwa Carola Schouten vom Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität. „Früher musste man für jede genetische Veränderung ein anderes Eiweiß entwerfen, man musste buchstäblich für jede Reise ein neues Tomtom-System erstellen. Mit CRISP-Cas kann man immer dasselbe Tomtom verwenden und braucht nur eine andere Adresse einzugeben“, so der Wageningen-Forscher Ruud de Maagd auf der Website der Wageningen University & Research (WUR). Abhängig von Konfiguration, gesteuert durch die Veredler, können Gene subtil an- und abgeschaltet, angepasst oder ganz entfernt werden. Es können sogar Gene an

die bestehende DNA hinzugefügt werden. Die letzten beiden Möglichkeiten sorgten dafür, dass der Europäische Gerichtshof die Verwendung von CRISP-Cas in Europa im vergangenen Sommer untersagte.

STRENGE GESETZGEBUNG Laut dem Europäischem Gerichtshof muss CRISPR-Cas als genetische Manipulation angesehen werden, was gesetzgeberisch streng beurteilt wird. So ist Transgenese, bei der fremdes, genetisches Material in die DNA eingebracht wird, in Europa nicht erlaubt. Mutagenese, zu der auch CRISPCas zählt, war in der Gesetzgebung aus dem Jahr 2001 freigestellt. Unter Mutagenese verstehen Wissenschaftler die genetische Mutation mittels Strahlung oder bestimmter chemischer Stoffe. Aufgrund des Richterspruchs drohen Veredler jetzt damit, die Forschung außerhalb Europas weiterzuführen, weil die Regeln dort weniger streng sind. Der Europäische Gerichtshof macht sich Sorgen über die Sicherheit und die Risiken für Mensch und Umwelt. Aus diesem Grund gibt es auch ein europäisches Regelwerk zu genetisch veränderten Organismen (GVOs). Dieses Regelwerk bezieht in erster Linie auf die Technik, mit der die Anpassungen vorgenommen werden. In anderen Ländern, beispielsweise in den Vereinigten Staaten und Kanada, erfolgt die Zulassung von GVOs durch eine Analyse des Endprodukts, während die verwendete Technik zunächst einmal nicht beachtet wird.

Über diese Thematik schrieb das Financieel Dagblad im Januar 2019, denn genetische Veränderungen an der DNA können auch auf natürliche Weise entstehen. Mit Hilfe von DNA-Analysemethoden kann das Vorhandensein einer veränderten DNA-Sequenz festgestellt werden. Damit ist allerdings noch nicht geklärt, ob die DNA-Änderung durch klassische Veredelung oder etwa durch CRISPR-Cas erzielt wurde. Im ersten Fall wird das Produkt von den GVO-Bestimmungen freigestellt, sonst nicht. Vor allem bei noch unbekannten DNA-Mutationen fällt es schwer, dies nachzuweisen. Einige bekanntere DNA-Mutationen werden beispielsweise in der von den Niederlanden und Deutschland gebildeten Euginius-Datenbank hinsichtlich der GVO-Verordnungen festgehalten.

Auf europäischer Ebene wird von europäischen Laboratorien an einer technischen Lösung gearbeitet, aber solange Kontrollinstanzen wie die Niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (NVWA) nicht in der Lage sind, GVOs zu ermitteln, kann manipuliertes Obst und Gemüse in die Regale gelangen. Es könnte aus Kanada kommen, mit dem Europa das Handelsabkommen CETA abgeschlossen hat. Obst- und Gemüse-Importeure können sich natürlich mittlerweile genauso wie Kontrollinstanzen darüber informieren, mit welcher Technik die importierten Produkte entstanden sind. Auf diese Weise können sie, solange es im europäischen Rahmen noch keine technische Lösung gibt, manipulierten Lebensmitteln im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Zugang verwehren. Die Frage ist nur, ob man allen Produzenten mit schönen blauen Augen vertrauen kann. Theoretisch können selbst die genetisch manipuliert sein, oder? (TT)

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Kräuter

Brexit, Gesetzgebung und das Wetter sorgen für Probleme auf dem Kräutermarkt Aufgrund der klimatischen Umstände ist die Situation auf dem Kräutermarkt nicht leicht. Wegen des kalten Wetters dauert es etwas länger, bevor die belgische Kräuterproduktion in Gang kommt. Obwohl der Verbrauch frischer Kräuter von Jahr zu Jahr stark zunimmt, verändert sich an der Art der konsumierten Kräuter über die Jahre nur wenig. Zugleich sorgen europäische Verordnungen und der Brexit ebenfalls für Spannungen auf dem Markt.

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ls Folge des Brexit und der damit verbundenen Unklarheiten werden zum Zeitpunkt des Verlassens der Europäischen Union sehr viele Probleme, hinsichtlich der Versorgung mit Kräutern, erwartet. Derzeit gibt es viele Luftfahrtgesellschaften, die lediglich kontinental fliegen, die aber höchstwahrscheinlich ihren Aktionsradius auf Großbritannien verlegen werden. Sehr viele kenianische Kräuter gehen derzeit

über Amsterdam oder Brüssel nach Großbritannien, aber in der Brexit-Situation ist das finanziell ungünstig“, sagt John Van Laethem von dem gleichnamigen Unternehmen, das sich auf Kräuter und essbare Blumen spezialisiert hat. „Die ethnische Bevölkerung in Großbritannien verwendet im Verhältnis zu den Briten viele Kräuter in der Küche. Diese Kräuter stammen vor allem aus Spanien und sind ein Massenpro-

dukt. Daher machen sich die spanischen Anbauer langsam etwas Sorgen über den eventuellen Effekt des Brexit. Die Bestellungen der großen Warenhäuser haben zu den Ostertagen nicht außergewöhnlich zugenommen. Der Kräuterverbrauch um die Festtage herum ist sehr klassisch. Kräuter, die gut zu einem Schmorgericht passen wie Lorbeer, Bohnenkraut und Thymian laufen im Frühjahr gut. Wenn es auf die Sommermonate zugeht, wird es ein Sammelsurium unterschiedlicher Kräuter. Rückblickend sehen wir, dass sich beim Kräuterverbrauch über die Jahre nur wenig verändert hat. Die Nachfrage nach frischen Kräutern sehen wir dahingegen von Jahr zu Jahr zunehmen“, so John. „Es gibt eine deutliche Verschiebung bei den Kräuter-Produktionsgebieten. Der europäische Kontinent wird bei der Kräuterproduktion

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zunehmend wichtiger, wohingegen früher fast alle Kräuter aus Israel kamen. Später ist Ostafrika hinzugekommen, aber dort gibt es eine enorme Zersplitterung, und das dort bestehende große Problem ist die Überwachung der Kühlketten.“

RÜCKSTANDSFREI Seit November 2018 bekommt Van Laethem wöchentlich Lieferungen mit rückstandsfreien Kräutern. Die rückstandsfreien Kräuter werden ohne die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln angebaut. Mit drei Lieferanten hat der Kräuterspezialist eine Vereinbarung geschlossen, weil das Unternehmen überzeugt ist, dass diese die Umwelt in der gesamten Kette von Anbau bis zur Verpackung so wenig wie möglich belasten. „Derzeit haben wir fünf rückstandsfreie Kräuter, und das werden wir im ersten Jahr so beibehalten. Der Schwerpunkt liegt zunächst darauf, das Produkt stabil zu bekommen, bevor wir das Spektrum, in Reaktion auf die sehr positive Aufnahme, ausweiten“, fährt der Händler fort. Das große Problem bei der Rückstandsfreiheit ist dabei, dass es auf europäischer Ebene keine einzige Norm gibt. Es muss gezielte Kontrollen geben, um einen Wildwuchs rückstandsfreier Produk-

te zu verhindern, so wie das derzeit in Frankreich passiert.

VORSCHRIFTEN Das Sortiment des Kräuterspezialisten besteht aus mehr als 300 Sorten. Aufgrund der ‘novel food’-Gesetzgebung dauert es jedoch sehr lange, bevor neue Produkte hinzugefügt werden. „Wir haben vor drei Jahren ein Dossier vorgelegt, das immer noch auf dem Weg ist. Zugleich werden die europäischen Lebensmittelvorschriften immer strenger. Vom kommenden Jahr an wird ein Forschungsprojekt eingerichtet, das den Gehalt an Alkaloiden in pflanzlichen Produkten untersucht. In Borretsch, Liebstöckel, Majoran und Oregano wird dieser Stoff in ziemlich hohen Konzentrationen gefunden. Obwohl es gut ist, dass Lebensmittel noch immer erforscht werden, darf man nicht vergessen, dass wir noch nie so sichere Lebensmittel hatten wir gegenwärtig“, sagt Van Laethem. Für die Zukunft hat Van Laethem noch genügend Ambitionen. „Zusammen mit der Herboris-

tin Martine Van Huffel haben wir ein Kinderbuch über Kräuter vorgestellt. Martine hat unglaublich viel Wissen auf dem Gebiet von Kräutern, weshalb wir schon jahrelang mit ihr zusammenarbeiten. Zugleich bauen wir einen Schulungsraum, wo wir Kurse über gesundes Essen geben möchten. Es macht uns sehr viel Spaß, wenn wir Menschen auf angenehme Weise etwas über Lebensmittel und insbesondere die Verwendung von Kräutern vermitteln können“, sagt John abschließend. (SR) john@vanlaethem.eu

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Kühlung

Luftverteilmatte gegen Temperaturschwankungen Das Problem ist nicht unbekannt: die Temperaturunterschiede in Kühlcontainern während des Transports. Da es insbesondere um den Äquator herum innerhalb dieser Container zu großen Temperaturunterschieden kommt, entsteht finanzieller Schaden an Kühlprodukten wie Frischobst. Seit langem wird nach einer Lösung gesucht, um dieses Problem zu beheben. Einen Lösungsansatz bietet die Rotterdamer Firma OTFLOW, die von Otto de Groot und Ronald Hagenstein gegründet wurde. Sie stützen sich auf wissenschaftliche Forschungen von Dr. Ir. Leo Lukasse von der Universität Wageningen.

O

tflow stellt eine speziell entwickelte Matte vor, die für einen optimalen Luftstrom in den Kühlcontainern sorgt. Eine gute Luftzirkulation führt innerhalb des gesamten Containers zu einer ausbalancierteren Temperatur. Dies verringert den Schaden an frischem Obst im Container und sorgt dafür, dass das Produkt frischer an seine Bestimmung gelangt. Die Lösung von

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Otflow resultiert aus einem umfassenden Test, der gemeinsam mit Wageningen Food & Biobased Research durchgeführt wurde. Dieser Test bestand darin, mit einer Anzahl von Prüfexemplaren eine Ladung Trauben von Südafrika in die Niederlande zu transportieren. Die Temperatur in den Kühlcontainern wurde dabei sorgfältig überwacht. Das positive Ergebnis dieser Forschung

hat Otflow bei der Einführung des Produktes am Markt Ende 2017 zu einem starken Start verholfen.

Ronald sagt, dass man sich in der Zwischenzeit darauf nicht ausgeruht hat. Man setzt auf eine weitere Fortentwicklung des von Otflow gelieferten Produkts. An der Optimierung ihres Produkts wird konstant gearbeitet. Derzeit wartet man auf die Ergebnisse von Kunden, die das Produkt weiteren Tests unterziehen. Mit der neuen Information aus den Temperaturdaten des Transports kann Otflow seine Produkte weiter für den Kunden optimieren. Außerdem baut Otflow seinen Kundendienst und seine Kommunikation weiter aus. Ronald hat sich hierfür von Anfang an sehr engagiert: Informationen über das Produkt werden beispielsweise mit Hilfe professioneller 3-D-Animationen erstellt,


Jaguar The Fruit Company, ein Exporteur, der sich auf den Export niederländischer Birnen nach China spezialisiert hat, verwendet seit letztem Jahr die Luftverteilmatten der Rotterdamer Otflow. Sven Thomas, Spezialist für Qualität und Lebensmittelsicherheit bei Jaguar TFC, ist vom Einsatz der Luftverteilmatten von Otflow begeistert: „Für uns ist das ein Produkt, das nicht mehr wegzudenken ist.“ Jaguar verwendet das Produkt nur für den Transport von Birnen nach China, wobei die Luftverteilmatten von Otflow für eine gleichmäßigere Luftverteilung im Vergleich zu einem Container sorgen, der nicht mit diesen Matten ausgerüstet ist. Dies hat eine günstige Wirkung auf den Inhalt der Kühlcontainer.

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Die 11 Meter lange OTFLOW-Matte erzeugt mit ihrer einzigartigen Form eine optimale Luftzirkulation im Kühlcontainer

und Tag für Tag sorgen Menschen dafür, dass die Namensbekanntheit online und offline zunimmt. Otflow ist ein internationaler Spieler. Auch außerhalb der Niederlande ist es gelungen, Kunden zu binden, in Südafrika, Neuseeland, Indien, Chile und Spanien. Dank einer neuen Zusammenarbeit mit Agunsa in Peru soll jetzt auch die Position in Südamerika weiter ausgebaut werden. Für den Monat April ist daher auch eine Verkaufstour von Otflow in Peru geplant. Hierbei soll ihre Lösung zur Temperaturregulation in Containern vorgestellt werden.

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Ursprünglich zielte die Lösung von Otflow vor allem auf den Transport von frischem Obst zwischen den Kontinenten ab, aber es wurde auch ein neuer Markt entdeckt. Potenzial besteht jetzt beispielsweise auch für den Transport von Blumen und Blumenzwiebeln, und man arbeitet weiter an der Erschließung neuer Absatzmärkte für die eigenen Produkte. (TD) ronald@otflow.com

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Pilze

Maurice Koppen, Oakfeld Champignons:

“McDonald’s-Unternehmensphilosophie als Erfolgsbeispiel” Aufgrund des niedrigen Preises für Champignons wurde im vergangenen September richtig viel Staub aufgewirbelt. LTO zufolge gäbe es in fünf Jahren keine Züchter mehr, wenn der Preis nicht hoch ginge. Maurice Koppen von Oakfield Champignons unterstreicht diese Bedrohung, obwohl es nicht nur um einen höheren Preis gehe: „Wir operieren auf einem europäischen Markt, auf dem wir von unseren Exportmöglichkeiten sehr abhängig sind und auf dem Personal immer knapper und teurer wird.“ Er baute das Limburger Unternehmen mit britischen Wurzeln auf, als Vorbild diente ihm die Unternehmensphilosophie von McDonald's: gleichbleibende Qualität und Gleichmäßigkeit der Produkte, Tag für Tag aufs Neue. „Das Unternehmen beherrscht das Zusammenspiel zwischen Zucht und Handel wie kein zweites, wodurch Oakfield Champignons einen Trumpf in den Händen hält,“ sagt Maurice. 18

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Im September gab es alarmierende Berichte über den zu niedrigen Preis von Champignons. Was sagen Sie dazu? „LTO vertritt die Interessen der Züchter und nimmt die Herausforderungen an, indem sie in den Medien zu höheren Preisen aufrufen, weil es sonst in fünf Jahren keine Champignonzüchter in den Niederlanden mehr gibt. Von Seiten der Züchter ist da was dran, denn die setzen sich das ganze Jahr über und Woche für Woche für das Produkt und ihre Leute ein. Wenn man sich dann anschaut, was letztlich unter dem Strich für den Züchter übrig bleibt, so ist das keine gesunde Situation für die Zukunft. Die Preiserhöhung in niederländischen Supermärkten ist daher auch mehr als wünschenswert, wenngleich die wahre Problematik etwas komplexer ist. In der niederländischen Champignonbranche wird immer noch ganz überwiegend das traditionelle Verdienstmodell Züchter-Zwischenhandel-Einzelhandel verwendet. Außerdem ist mehr als die Hälfte der niederländischen Produktion für den Export bestimmt. So hat der internationale Markt einerseits einen viel größeren Einfluss auf den Preis, andererseits ist fraglich, ob das

traditionelle Verdienstmodell der Zukunft standhält. Bis jetzt waren Züchter immer in der Lage, höhere Kosten durch eine Effizienzsteigerung aufzufangen, aber da gibt es mittlerweile keine Luft mehr. Die Kosten steigen weiter, und auch die Stellenbesetzung ist weiterhin problematisch.“ „Die Einkäufer sollten sich mehr darum kümmern, dass das ausgezahlte Geld letztlich an die richtige Stelle der Kette gelangt. Unserer Auffassung nach sollte die Marge dort hingelangen, wo sie hingehört: in den primären Produktionsprozess, soll heißen zum Produzenten. Nur so lässt sich eine zukunftssichere Zucht aufrechterhalten. Wenn der Züchter nicht mehr in sein Unternehmen und in die neueste Technik investieren kann, so geht dies auf Kosten von Qualität, Lieferzuverlässigkeit und letztlich Kontinuität. Das geht schon jetzt gelegentlich schief.“ Wie nehmen Sie den Preisdruck wahr? „Wir sagen: Als Produzent kann man sich auch direkt an den Endkunden wenden, und wir tun genau das. Unsere Produktion setzen wir direkt beim Catering und beim

Einzelhandel im In- und Ausland ab. Daraus ergibt sich eine Reihe von entscheidenden Vorteilen, so etwa größtmögliche Frische und der direkte Kontakt zwischen Abnehmer und Produzent. Das traditionelle Verdienstmodell von Anbauer – Großhandel – Einzelhandel schafft ungleiche Interessen der Kettenglieder untereinander. Der Züchter will mengenmäßig so viel wie möglich produzieren, um einen guten Preis zu erzielen, während der Händler nach einer Marge strebt. In unserem Fall decken sich die Interessen mehr mit dem Abnehmer, und wir sind weniger abhängig vom Preisdruck.“ Wie muss man sich das bei Ihnen dann vorstellen? „Champignons sind zwar ein Grunderzeugnis, aber wir gehen hier anders heran. Der Kunde steht bei uns im Mittelpunkt, und wir wissen genau, was der Kunde will. Daher zielt alles auf die Nachfrage und die Wünsche unseres Kunden. Indem wir uns hierauf immer wieder beziehen, profilieren wir uns auf dem Markt. Das hört sich leicht an, ist es aber nicht. Die zugrunde liegende Idee unserer Arbeitsweise habe ich aus einem Buch über den Erfolg von AGF Primeur 4 • 2019

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Pilze

McDonald's übernommen. Die Kette steht nicht für kulinarisch herausragende Mahlzeiten, man könnte sie als Grunderzeugnis bezeichnen. Der Besucher jedoch schätzt die Tatsache, dass die Produkte überall gleich sind. Es spielt keine Rolle, ob man einen McDonald’s in Eindhoven, Middelburg, Amsterdam oder Groningen betritt, der Verbraucher weiß, dass die Produkte überall die gleichen sind und den gleichen Geschmack habe. Die Erwartungshaltung des Kunden wird bestätigt, immer wieder aufs Neue.“

Wie übertragen Sie das auf die Champignonsbranche? „Auch unsere Kunden haben eine Erwartungshaltung, manchmal ist diese sehr spezifisch. Ein Beispiel sind die feinen Champignons: man könnte sagen, dass die feinen fein sind und alles gut ist, solange die Größensortierung stimmt. In der Praxis zeigt sich jedoch oftmals, dass der eine Kunde die feinen Champignons doch etwas gröber oder eben feiner wünscht als der andere. Nichts ärgert einen Kunden mehr, als wenn er hierzu ständig Anmerkungen machen

Der Kunde weiß, dass er sich auf unser Produkt verlassen kann. So schafft man eine Beziehung. Daraus ergibt sich eine andere Geschäftsführung, als wenn man sich nur auf Kostensenkung und Ertrag pro Quadratmeter konzentrieren muss.“

muss. In diesem Beispiel geht es um einen einzigen kundenspezifischen Wunsch, es gibt jedoch eine Reihe von spezifischen Wünschen. Mit unserer Umfangsgröße sind wir in der Lage, diese immer zu erfüllen.

Gibt es auch Spielraum für den Tageshandel? „Im täglichen Ablauf machen wir wenig Tageshandel. Der Kunde steht im Mittelpunkt, und wir wissen, was die Kunden in der vergangenen Woche und im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum bestellten. Man baut mit dem Kunden eine Geschichte auf, und auf die stimmen wir unsere Produktion möglichst genau ab. Wir gehen jeden Tag sehr konsequent mehrmals durch die Erntezellen, wobei wir prüfen, ob die Produkte den Wünschen des Kunden entsprechen. Falls notwendig können wir direkt nachsteuern, das ist der große Vorteil der eigenen Produktion. Wir haben kurze Wege, und unsere Erfahrung ist die, dass die Kunden uns treu bleiben und sich nicht für das billigste Produkt entscheiden. Sicher sind wir nicht die billigsten, aber unser Produkt stimmt.“

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Visit our website wolterkoops.com Ihre Herangehensweise bei der Kombination von Anbau und Verkauf ist nicht einmalig. Wo liegt der große Unterschied zu anderen Unternehmen, die vertikal integrieren? „In der Tat gibt es mehr Unternehmen, die rückwärts integrieren. Oftmals sind das Handelsunternehmen, die in den Anbau investieren. Aber welches Blut fließt durch deren Adern? Das des Züchters/Produzenten oder das des Händlers? Wir sind auf beiden Ebenen stark. Unser Ursprung liegt in den siebziger Jahren, als Opa Pleunis hier auf der anderen Straßenseite mit der Champignonzucht begann. Von seinen sechzehn Kindern spezialisierten sich fünf auf die Champignonzucht. In den achtziger und neunziger Jahren war Pleunis BV ein maßgebliches Unternehmen in der europäischen Champignonbranche. Sie stellten auch ihr eigenes Substrat her. Das Wissen und die Erfahrung von damals durchzieht dieses Unternehmen noch immer, nicht zuletzt aufgrund von zwei Enkeln der Familie Pleunis als Miteigentümer. Meine eigene Erfahrung begann bei der Zucht, beruhte später jedoch vor allem auf meiner engen Zusammenarbeit mit dem damaligen englischen Mutterunternehmen. Von hier aus wurden unsere Produkte direkt an Supermarktketten wie Waitrose, Morrissons und andere abgesetzt. Mehrfach ging ich mit zu englischen Einzelhändlern und lernte so, den Markt anders zu betrachten. Auf diese Weise entstand eine klare Vorstellung davon, wie ein Zuchtbetrieb organisiert werden kann, um spezifische Wünsche von Catering- und Einzelhandelkunden garantieren zu können. Bei uns wird tatsächlich das gezüchtet, was der Kunde will, das ist grundlegend anders.“

„Ein weiterer Vorteil ist der, dass der Einkäufer des Supermarkts die Gesichter hinter dem Produkt kennt, direkten Kontakt mit dem Produzenten hat und beiderseitige Interessen näher beieinander liegen. Durch

diese direkte Zusammenarbeit können wir Ideen austauschen und in der Praxis sehen, ob es funktioniert und ob es machbar ist. Außerdem kann sich der Produzent mit all seiner Leidenschaft für das Produkt Gedanken machen und bekommt das Podium, das er verdient.“

Sie sagten, dass die Lieferzuverlässigkeit durch die niedrigen Preise beeinträchtigt werden könnte. Können Sie das näher ausführen? „Es kommt schon jetzt vor, dass Unternehmen nicht liefern können, weil jeder am Limit arbeitet. Es gibt keinen Spielraum, um Exzesse aufzufangen. Wir verkaufen niemals 100 % der Produktion fest, denn es gibt Zeiten, in denen mehr Spielraum notwendig ist. Während der Spitzenzeiten, etwa um Weihnachten und Ostern, muss man die Kunden entlasten können. Den höheren Mengen muss man gewachsen sein. Wenn die Margen nicht da sind, gehen die Züchter bis an die Grenzen, aber das geht dann auch schief. Dann gibt es beispielsweise eine Spitzenproduktion im Sommer, wenn wenig Nachfrage besteht, und während des Winters kann zusätzlich nichts gezüchtet werden, weil jeder ausgelastet ist. Angebot und Nachfrage sind hierdurch nicht gut aufeinander abgestimmt.“ Während der Dürre des vergangenen Sommers wurde schon auf die Versorgung mit Stroh verwiesen. Wie sieht es jetzt aus? „Unsere Produkte werden auf strohreichem Pferdemist, auf 100 % Stroh oder auf Holz gezüchtet. 2017 war bereits ein schwieriges Jahr für die Strohernte. Das Stroh hatte seinerzeit für die Champignonzucht keine hohe Qualität, was wir an den 2018 erzielten Produktionsniveaus sehen konnten. Aufgrund des extremen Sommers im vergangenen Jahr haben wir es für die Produktion des Jahres 2019 wieder mit einer anderen Strohqualität zu tun. Als Produk-

tionsunternehmen sind wir von der Qualität der Rohstoffe abhängig, und so hat die Klimaveränderung auch auf uns einen Einfluss. Die exotischen Pilze züchten wir vor allem auf Holzsubstrat, das von der Klimaveränderung zunächst weniger betroffen ist.“ Ursprünglich ist Oakfield ein britisches Unternehmen. Ist das noch immer ein wichtiger Markt für Sie? „Über das britische Mutterhaus lieferten wir immer viel an Großbritannien. Damals lieferten wir alles an große Einzelhandelskunden in England. Seit 2012 hat sich das gewandelt. Gemäß der Perspektive – Direktgeschäfte mit Einzelhandel und Catering – haben wir unseren Anbaustandort in Stramproy umgestellt. Mittlerweile hat sich das Unternehmen zu einem kommerziellen Stand alone mit vollkommen eigener Produktion entwickelt und wir setzen kaum noch Produkt in England ab.“ Wie hat sich das Unternehmen seit dieser Unabhängigkeit verändert? „Wir haben die Produktion um biologische und exotische Pilze erweitert. Derzeit produzieren wir neun Sorten in beträchtlichen Mengen: weiße Champignons, Kastanienchampignons, Bio-Shiitake, Bio-Austernpilze, Bio-Nameko, biologischer weißer Buchenpilz, Bio-Eryngii, Bio-Maitake und biologischer Pom-Pom blanc. Außerdem haben wir dank unseres Wachstums die Organisation erweitert, um den Bedürfnissen der Kunden weiterhin gerecht zu werden.“

Wie entwickelt sich der Markt für Pilze? „Pilze haben besondere Eigenschaften. Das größte Problem bei der Suche nach Fleischersatz ist nicht der Geschmack, sondern die Struktur des Fleisches. Pilze haben eine Struktur, die der von Fleisch sehr ähnelt. In jeder Diskussion zeigt sich, dass Pilze die ideale Lösung sind, als Fleischersatz, AGF Primeur 4 • 2019

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Pilze

für die Gesundheit oder zum Abnehmen. In China und Japan werden mehr exotische Pilze als normale Champignons verbraucht. In diesen Ländern wird sogar behauptet, dass Pilze einen Beitrag für ein besseres Immunsystem leisten und im Kampf gegen eine Reihe von Krankheiten wie etwa Krebs helfen.“ „In Europa zeigt sich, dass der Verbraucher noch nicht genau weiß, was er mit den exotischen Pilzen machen soll. Darüber sprechen wir mit den Einzelhändlern, um dem Verbraucher über Anpassungen bei der Verpackung zu helfen, damit er weiß, welchen Pilz er wofür verwenden kann. Da liegen Chancen. Im Allgemeinen zeigt sich eine Verschiebung hin zu biologischen und exotischen Pilzen. In punkto Verbrauch lässt sich da noch einiges machen.“ Geht das Wachstum biologischer und exotischer Pilze auf Kosten der weißen

Champignons? „In Europa nimmt der Verbrauch von Pilzen im Allgemeinen zu, das geht also nicht auf Kosten der weißen Champignons. Der Druck auf das Volumen der niederländischen Branche hat aufgrund der Probleme beim Export zugenommen, nachdem Polen als großes Produktionsland hinzugekommen ist und man in benachbarten Ländern mehr auf local-forlocal setzt.“ Ist Eigenproduktion in Polen eine Option? „Das könnte eine Option sein, und es gibt auch niederländische Unternehmen, die das tun. Bei einem tagesfrischen Produkt wie Pilzen glaube ich weniger an eine Produktion an billigstmöglichen Standorten, sondern eher dort, wo man auch verkauft. Aufgrund der Nähe zum Markt hat man weniger CO2-Ausstoß als Folge von Transporten, man hat ein frischeres Produkt, man kann schneller schalten und spricht

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buchstäblich und im übertragenen Sinne dieselbe Sprache wie der Kunde. Zu guter Letzt weiß man auch besser, was sich auf dem Markt tut.“

Wäre die Produktion beispielsweise in Deutschland eine bessere Option? „Wenn man auf den deutschen Markt will, ist die Produktion dort eine Option. Unser Unternehmen liegt hier in Stramproy, und die Gebrüder Pleunis, meine Mitanteilseigner und ich haben entschieden, hier weiterzumachen. Hier haben wir den Platz und die Kapazität für Wachstum.“

Wie schätzen Sie die Position von Pilzen in der Supermarktauslage ein? „Ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass gesünderes Essen so sehr beachtet wird, auch in der Frischeauslage mit Gemüse, dass aber die Champignons immer im Kühlschrank platziert sind. Das hat auch etwas mit Haltbarkeit zu tun, aber wir müssen mit dem Produkt mehr auf den Verbraucher zugehen.“ Wie beurteilen Sie die Diskussion über Verpackungen? „Der größte Teil der Pilze, die wir an Supermärkte im Ausland liefern, sind lose. Das sorgt für maximale Frische. In den Niederlanden wird das meiste abgepackt verkauft. Es wird auch viel über die Reduktion von Verpackungsmaterial nachgedacht, man sieht aber doch, dass es oftmals auf eine Preisfrage hinausläuft. Da gibt es eine Schwelle.“ Was sind künftig die größten Probleme der Branche? „Die Spannungen beim Ertrag nehmen zu. Es gibt weniger Unternehmene, aber diese sind größer. Man muss dann als Produzent den Absatz selbst bewerkstelligen. Das ist nicht jedermanns Sache.“ Das Personal ist für viele Branchen ein Problem. Ist Automatisierung eine Lösung für den Champignonanbau? „Automatisieren ist schwer. Ich erwarte, dass es in den kom-

menden Jahren noch viel manuelle Arbeit geben wird. Das ist auch ein Teil der Maßnahmen der LTO im vergangenen Sommer. Wenn es in fünf Jahren in den Niederlanden keine Züchter mehr geben sollte, wenn nicht mehr gezahlt wird, dann hat das auch mit dem Personal zu tun. Es wird schwer werden, ausreichend Personal zu finden. Wir haben in den vergangenen Jahren eine ganze Menge polnischer Arbeiter gehabt, die zu geringen Kosten gute Arbeit leisteten. Aber das verlagert sich. Die Polen werden andere Arbeiten tun, und andere Nationalitäten mit einer anderen Motivation werden sie ersetzen.“

Wie können Sie dann dafür sorgen, dass das Personal bleibt? „Es geht nicht nur um Euros. Wir haben viele Arbeitnehmer, die hier schon lange arbeiten und die bleiben. Warum sollen sie denn bleiben, wenn sie anderswo mehr verdienen können? Als Unternehmen beachten wir die soziale Seite sehr. So haben wir beispielsweise ein Budget für Personalaktivitäten und beziehen Arbeitnehmer bei den Entwicklungen des Unternehmens mit ein. Wenn man auf verschiedene Weise ständig miteinander im Gespräch ist, lernt man sich besser kennen und weiß, wo die Bedürfnisse liegen. Dies wird oftmals unterschätzt.“ Welche Chancen hat die Branche? „Das Einstellen auf die bereits genannten Trends wie etwa den rückläufigen Fleischkonsum, gesünderes Essen und die Vermeidung von Übergewicht. Ein erhöhter Verbrauch an Pilzen fügt sich da gut ein. Chancen sehe ich, wenn die Bekanntheit exotischer Pilze und das Wissen über die gesundheitlichen Vorteile dieser Pilze zunimmt.“ (RM) maurice@oakfield.nl


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Rob Riezebos, Wolter Koops:

„Innerhalb von 24 Stunden können wir deutschlandweit liefern“ Deutschland ist seit jeher der wichtigste Handelspartner der Niederlande, vor allem bei Frischwaren. „Noch vor dem Aufstieg der Kühltransporte haben wir Kakaoprodukte vom Amsterdamer Hafen in die damaligen osteuropäischen Länder sowie nach Ostund West-Berlin transportiert", sagt Rob Riezebos von Wolter Koops. „Gleichzeitig mit dem Aufstieg der Kühltransporte und der Wende im Jahr 1989 entstand ein potenzieller Markt für gekühlte Produkte. Die Erfahrungen, die wir bereits im konventionellen Transport gesammelt hatten, waren ein guter Start für den konditionierten Transport von Frischprodukten wie Gemüse, Obst und Käse nach Deutschland. Heute können wir innerhalb von 24 Stunden in dem vom Kunden gewünschten Zeitfenster deutschlandweit liefern, unabhängig von der Bestellungsgröße. "

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olter Koops ist ein internationaler Dienstleister für konditionierte Transporte und Logistik. Das Unternehmen verfügte bei der Firmengründung im Jahr 1961 über einen LKW und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden, internationalen Anbieter in Sachen Logistik. Inzwischen umfasst die Gruppe mehrere Niederlassungen und hat täglich hunderte Fahrzeuge auf den europäischen Autobahnen im Einsatz: Somit koordiniert Wolter Koops den täglichen Transport und Vertrieb von Frischwaren an den Einzelhandel und Großhandel in ganz Europa. Dies betrifft nicht nur den Transport, sondern auch die gesamte Dienstleistung in Bezug auf die Logistik: Cross Docking, Lagerung, Verpackungsmanagement und Supply-Chain-Management. ENTWICKLUNG VON DISTRIBUTIONSZENTREN Um der wachsenden Transportnachfrage entgegenzukommen und den Vertrieb in und nach Deutschland so effizient wie

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möglich abzuwickeln, wurde Ende der 90er Jahre beschlossen, an geografisch günstigen Standorten eigene Logistikzentren zu errichten. Rob: „Das entspricht dem Bedürfnis des Marktes nach kontinuierlichen, kleinen Bestellungen, die just-intime geliefert werden müssen. Aber auch aus logistischer Sicht spielen diese Standorte eine wichtige Rolle bei der Effizienz von Warenströmen; die Kilometer und damit Kosten und CO2-Emissionen werden dadurch reduziert. „In Sülzetal (D) in der Nähe von Magdeburg wurde ein modernes Distributionszentrum mit integriertem Klima- und Kühlraum errichtet. Nach Sülzetal folgen Logistik-Standorte in Alzenau (bei Frankfurt), Venlo (NL) und Komorniki (PL). Diese Zentren sind nun ein wichtiges Bindeglied beim zeitkritischen Gruppentransport von Gemüse, Obst, Blumen und Pflanzen in Deutschland und die benachbarten Ländern. Die Produkte werden direkt vom Dienstleister oder Erzeuger in großen Mengen zum Distributionszentrum trans-

portiert. Hier werden die Produkte erneut nach Kunde und Strecke sortiert und für die Spedition für die Kunden in den umliegenden Regionen und Ländern beladen. Dies ermöglicht es, Kunden in Deutschland innerhalb von 24 Stunden zu beliefern, und zwar im gewünschten Zeitfenster, unabhängig von der Bestellungsgröße“, erläutert Rob. KÜRZERE LIEFERZEITEN „Die Vorlaufzeit wird durch die Lagerhaltung an den Logistik-Standorten weiter verkürzt. Deshalb befinden diese Zentren sich innerhalb oder in der Nähe des Absatzgebietes, damit die Bestellungen auch am späten Abend mit eigenen Fahrzeugen an den Kunden weitergeleitet, kommissioniert und ausgeliefert werden können.“ „Ein zusätzlicher Vorteil der deutschen Vermarktungsstruktur ist, dass der Verlader, der mit mehreren Produktionsstandorten oder Anbaugebieten in Europa zusammenarbeitet, die Produkte an einer zentralen Stelle für eine gemeinsame Lieferung an den Endkunden zusammenbringen kann.“

UNABHÄNGIGER PROZESSABLAUF Gemüse, Obst, Blumen und Pflanzen: Jedes Produkt hat seine eigene Saison mit entsprechenden Hohen und Tiefen. Da Wolter Koops alle Segmente bedient, müssen die Fahrzeuge das ganze Jahr über eingesetzt werden können, und dank flexiblem Abruf von Partnern werden die Aufträge und Volumina problemlos erfüllt. Die Größe des Unternehmens ermöglicht es, flexibel auf große Aufträge in den verschiedenen Jahreszeiten zu reagieren. „Ändert sich das Verkaufsgebiet oder werden Pro-


dukte aus anderen Produktions- oder Anbaugebieten bezogen? Dann sind wir in der Lage, flexibel auf diese Schwankungen zu reagieren. Das verspricht dem Kunden Flexibilität und Wahlfreiheit. Letztendlich landen die Produkte frisch im Regal, das ist unser Anliegen“, betont Rob.

EINBLICK IN DIE LOGISTIKLEISTUNG Der Transport und die Dienstleistung rundum zeitkritische Produkte stellt hohe Anforderungen an Personal, Kapazitäten und Informationssysteme. Rob: „Dies fördert dementsprechend stetige Investitionen. Darüber hinaus werden die Geschäftsprozesse weitgehend durch Automatisierungslösungen unterstützt, wobei der elektronische Datenaustausch mit Kunden und Partnern so weit wie möglich im Vordergrund steht.“ Durch die Überwachung des Logistikprozesses wird ein ständiger Einblick in den Status von Sendungen und Fahrzeugen gewährleistet und die Kunden über den aktuellen Ablauf der Lieferungen informiert. Dieser Einblick in die Logistikleistung garantiert eine 100-prozentige Transparenz. „Als Kettenpartner finden wir so die am besten geeignete Lösung für die Pro-

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kriterien möchte Wolter Koops ein attraktiver Arbeitgeber sein und bleiben. „Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, den Logistikprozess durch den Einsatz innovativer Technologien und den intelligenten Umgang mit den gesammelten Daten nachhaltiger zu gestalten.“ rob@wolter-koops.com

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Labinot Elshani (Landgard) und Volker Janssen (Frucht Janssen GbR):

„Wir beobachten in ganz Deutschland die sukzessive Erweiterung des geschützten Anbaus" Es gibt viele spannende, neue Entwicklungen im Bereich des Erdbeeranbaus in Deutschland. Landgard ist Deutschlands führende Vermarktungsorganisation und somit führend im Bereich Innovation. Labinot Elshani, Generalbevollmächtigter für Obst & Gemüse bei Landgard, und Volker Janssen, Inhaber der Frucht Janssen GbR, haben uns einige Fragen beantwortet. Gibt es ein Flächenwachstum im geschützten Anbau? Wie groß ist der Bedarf an einer Verlängerung der deutschen Saison? Labinot Elshani: „Wir beobachten bei unseren Erzeugern in ganz Deutschland den Trend, dass die Anbauflächen im geschützten Anbau sukzessive erweitert werden, insbesondere mit Treibhäusern und Tunneln. Generell wünscht sich der LEH durchaus eine Verlängerung der deutschen Erd26

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beersaison. Daher prüfen wir bei Landgard aktuell Maßnahmen, die eine verfrühte Saison (ab März) ermöglichen. Wir können uns gut vorstellen, dass sich der Trend irgendwann zu einer ganzjährigen Versorgung mit deutschen Erdbeeren entwickelt.“ Volker Janssen: „Im geschützten Anbau findet definitiv ein Wachstum statt und das wird sich auch in Zukunft mit Blick auf die stabilere Qualität und die Möglichkeit der Klimasteuerung weiterentwickeln.

Die Nachfrage von Seiten der Kunden nach einer Saisonverlängerung ist vorhanden, aber aufgrund hoher Stromkosten ist eine Realisierung von Projekten mit Beleuchtung in Deutschland noch nicht vorangeschritten. In anderen Ländern, speziell Belgien und der Niederlande, ist man da schon ein ganzes Stück weiter.“ Wie entwickelt sich der deutsche Anbau in diesem Jahr? Wann wird die Hauptsai-


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Gewächshausgemüse Thema schmeckende und attraktive Sorten, um sich von ausländischer Ware abzusetzen. Dabei werden vermehrt frühreifende Sorten angebaut, wie z. B. die von Herrn Janssen schon genannte 'Malling Centenary'.“

Gab es insgesamt eine Veränderung in der Fläche des Erdbeeranbaus? Labinot Elshani: „Im geschützten Anbau wurden die Flächen erweitert, wohingegen im Freiland die Flächen weiter reduziert werden. Insgesamt verzeichnen wir für den Erdbeeranbau im Rheinland derzeit 16 ha Treibhausfläche, 15 ha geschützten Anbau in Stellage oder Tunnel und 160 ha im Freiland.“

Volker und Dominik Janssen.

son voraussichtlich beginnen? Volker Janssen: „Im aktuellen Anbaujahr beginnen wir in KW 16 mit geringen Mengen, damit haben wir eine Verspätung von etwa fünf Tagen gegenüber dem Jahr 2018.“ Labinot Elshani: „Ähnlich sieht es bei unseren anderen, regionalen Mitgliedsbetrieben aus. Die Ernte im Glashaus und Tunnel beginnt ähnlich wie im Vorjahr in der KW 16. Der voraussichtliche Start im ungeschützten Anbau ist abhängig vom Wetterverlauf der nächsten vier Wochen, üblicherweise beginnt die Freilandsaison jedoch in der KW 22.“

Gibt es Neuheiten bei der Sortenauswahl? Was sind derzeit die wichtigsten Kriterien für die Sorten? Gehen Erzeuger bei der Auswahl auch auf Veränderungen im Klima ein? Volker Janssen: „Erstmalig ernten wir in diesem Frühjahr die Sorte 'Sonsation', die wir geschmacklich als 'hervorragend' einstufen. Wie sich die Sorte im weiteren

Kulturverlauf entwickelt, wird dann die Zukunft zeigen. Speziell im Rückblick auf die überdurchschnittliche Sommertemperatur 2018 hat sich bei uns die Sorte 'Malling Centenary' bewährt.

Insgesamt stehen bei uns geschmackvolle, rot-gepflückte Erdbeeren an erster Stelle. Unsere Produktionskosten sind wesentlich höher als in südlichen Ländern, hinzukommen die in Deutschland vorgeschriebenen Zertifizierungen für Betriebe, nach denen wir uns richten. Aufgrund dessen benötigen wir einen höheren Preis. Wir legen daher Wert auf kurze Transportwege zum Handel und die daraus resultierende, maximale Qualität. Das schlägt sich auch in unserem Betriebsleitsatz nieder: Die Bitterkeit der schlechten Qualität schmeckt noch lange nach, während die Süße des niedrigen Preises schnell verflogen ist.“

Was sind die wichtigsten Herkunftsorte für Erdbeeren außerhalb der deutschen Saison und gab es da in den letzten Jahren Veränderungen? Labinot Elshani: „Neben deutscher Ernte bieten wir unseren Handelspartnern vor allem auch Erdbeeren aus den Niederlanden, Belgien, Spanien, Ägypten und Marokko an. Dabei beobachten wir, dass der geschützte Anbau auch für unsere Mitgliedsbetriebe im Ausland ein wichtiges Thema ist.“

Welche Rolle spielen belgische und niederländische Gewächshauserzeugnisse auf dem deutschen Markt? Labinot Elshani: „Belgische und niederländische Erdbeeren werden hauptsächlich für die verfrühte Vermarktung eingesetzt. Dabei ist es aus unserer Sicht wichtig, eine gezielte Vermarktungsstrategie auf die niederländischen und belgischen Erdbeeren anzuwenden, um die Belange der deutschen Erzeuger und die Wertigkeit des Produktes nicht aus den Augen zu verlieren.“ Nina.Keune@landgard.de

Labinot Elshani: „Unsere deutschen Erzeuger setzen generell weiterhin auf wohl-

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Gewächshausgemüse Thema

USA: Gewächshaussalat für einen wachsenden lokalen Markt Die überwiegende Mehrheit der amerikanischen Salate - die in den dortigen Supermarktregalen liegen – wird entweder in Kalifornien oder Arizona angebaut und danach per LKW in ganz Amerika vertrieben. Lokale Produkte kann man seit einem Jahr auch im Bundesstaat Minnesota in den Regalen finden. Revol Greens produziert Spinat und verschiedene Salatsorten im Gewächshaus und laut Marco de Bruin einem der Eigentümer - hat dies viele Vorteile.

„W

ir haben die modernste Anbautechnik im Design unseres Gewächshauses integriert, damit wir nun der Qualität des Freilandprodukts ähneln. Local-for-local bedeutet für uns, dass wir trotz der Kultivierung im lokalen Gewächshaus - zu den gleichen Kosten und mit einem leicht besseren CO2-Fußabdruck anbauen können. Wenn man einen LKW aus dem kalifornischen Salinas Valley hierher schickt, kostet das locker acht bis zehntausend Dollar. Beim Transport von Babyleaves können ca. 5000 kg in einen LKW verladen werden. Wenn man den LKW schwerer belädt, leidet die Qualität darunter.“ VON EINEM AUF VIER HA Marco zog 1993 nach Amerika und nach verschiedenen Gartenbauprojekten in New Mexico und Texas landete er letztendlich in Minnesota. Er arbeitet heute für Equilibrium Capital, ein Investitionsfonds, der hinter dem Salatprojekt in Minnesota steckt. „Equilibrium Capital ist mein Tagesgeschäft, aber Salat ist mein Hobby", lacht er.

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Revol Greens baut Spinat und verschiedene Salatsorten in einem ein Hektar großen Gewächshaus an. Das Projekt läuft gut und eine weitere Expansion steht bereits bevor. „Man muss kontinuierlich eine gewisse Menge liefern können, um ein interessanter Partner zu sein", erläutert Marco. „Die Ketten werden größer und unsere Kunden können nicht mit nur ein paar Boxen pro Woche anfangen. Sie bevorzugen ein oder zwei Anhänger pro Woche. Als Erzeuger braucht man einfach eine größere Anbaufläche. „Diese Erweiterung wurde bereits beim Bau berücksichtigt, denn die Verarbeitungshalle und die technischen Anwendungen verfügen über die Kapazität, die für ein vier Hektar großes Gewächshaus genötigt wird. „Dies macht es zu einer ziemlich kostengünstigen Erweiterung, weswegen wir unsere Produkte in Bezug auf Produktionskosten etwas wettbewerbsfähiger anbieten können. Zudem ermöglicht uns eine neue Finanzierungsmöglichkeit durch Equilibrium, die Gewächshausanlage zügiger zu errichten. Der Investor verwaltet sie und vermietet sie tatsächlich an die operative Gesellschaft. Somit bleiben wir ein Koch in unserer eigenen Küche: Dies ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Private Equity oder Venture Geld. “ SALAT FÜR STUDENTEN Die Abnehmer des Erzeugers sind besonders vielfältig. Zunächst lieferte er über


externe Absatzkanäle an Supermärkte und Lebensmittelservices. Seit kurzem beliefert das Unternehmen auch Universitäten und Schulen in der Region, wo der Salat über "Salatbars" zu den Studenten gelangt. Das ist ein wachsender und lukrativer Markt, bestätigt Marco. „An Schulen und Universitäten erreichen wir vorrangig die jüngere Generation im Alter zwischen 18 und 22 Jahren. Gerade diese Zielgruppe stellt hohe Anforderungen an ihr Essen und strebt nach einem gesunden Lebensstil. Darüber hinaus wurden an den Gymnasien verschiedene Werbekampagnen ins Leben gerufen, um junge Generation zu ermutigen, lokale Lebensmittel zu kaufen. Erwähnenswert ist aber auch, dass die Schulen in dieser Region sehr groß sind. Die Universität von Minnesota zum Beispiel könnte mit etwa 32.000 Studenten eine Stadt für sich sein. "

LEBENSMITTELSICHERHEIT Ein weiterer großer Vorteil der Gewächshausproduktion sei, dass der Anbau besser kontrolliert werden kann. „Als Salatproduzent wird man in Amerika ständig überwacht und hat mit regelmäßigen Rückrufaktionen zu rechnen. Die amerikanische Salatindustrie ist riesig und aufgrund der mangelnden Transparenz ist die Ursache

Revol Greens baut im Gewächshaus verschiedene Salatsorten an

der Infektion häufig schwer zu finden. Der Nachteil ist, dass die Regierung die gesamte Produktpalette unabhängig von der Herkunft zurückruft. Glücklicherweise kennen unsere Kunden inzwischen unsere Anbaumethode: Bei der letzten Rückrufaktion wurde unser Römersalat aufgrund dessen stetig abgenommen. Im Gewächshaus können wir genau zeigen, wie das Produkt angebaut wird. Außerdem verwenden wir ausschließlich desinfiziertes Regenwasser. Ich bin der Meinung, dass diese Kreislauffunktion von Regenwasser gerade für den Gewächshausanbau ein interessantes Potenzial hat. Ich kann mir vorstellen, dass

es besonders in den feuchten Gebieten Südostamerikas kompliziert ist, ausschließlich Gewächshaussalat anzubieten. Andererseits ist der Salat gerade die Freilandkultur, die am einfachsten im geschützten Anbau zu kultivieren ist. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Ein weiterer Schritt in diesem Zusammenhang sind die RFID-Tags: Hiermit soll es in Zukunft möglich sein, dem Kunden zu zeigen, wo und von wem welches Saatgut gepflanzt wurde.“(JH) debruin@eq-cap.com

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Gewächshausgemüse Thema

Dirk Biemans, Intergrow:

„Kaum Produkte aus den Niederlanden oder Belgien auf dem Markt" Während die Gewächshausfläche im Süden Ontarios rasch erweitert wird, befinden sich auf der anderen Seite des Niagara-Flusses im amerikanischen Bundesstaat New York kaum Gewächshäuser. Stattdessen findet man hier - seit 1998 - die niederländisch / belgische Firma Intergrow, die dort Tomaten für den lokalen Markt anbaut. Gewächshausbeleuchtung’werden hier auch zur kalten Jahreszeit Tomaten angebaut, weswegen der Markt ganzjährig mit Gewächshaustomaten beliefert werden kann. WANDEL ZUM LOKALEN PRODUKT Der Niederländer Dirk Biemans ist einer der Inhaber des Unternehmens. Nach seinem Militärdienst zog er nach Amerika, um dort für eine amerikanische Firma zu arbeiten. 1998 gründete er ein sechs Hektar großes Gewächshaus in Fillmore, New York. Die lokale Produktion schlug hohe Wellen bei den regionalen Endverbrauchern. Vor zwanzig Jahren wurden enorme Mengen an niederländischen und belgischen Tomaten importiert. Mittlerweile sind Produkte aus den Niederlanden oder Belgien schwer zu bekommen. Die Gewächshausproduktion verlagerte sich nach Amerika und Kanada und Intergrow expandierte - parallel zu die32

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sem Trend - erheblich. Nach den sechs Hektar in Fillmore wurde in Albion ein 12 Hektar großes Gewächshaus errichtet. Später wurde der Standort um weitere zehn Hektar erweitert und Ende 2018 wurde die erste Phase eines Neubauprojekts in Betrieb genommen. Die Gesamtfläche beläuft sich heute auf 39 Hektar.

KLEINE VERPACKUNGSEINHEITEN Neben der Unternehmensgröße wurde auch das Sortiment erweitert. „Wir haben mit ausschließlich Strauchtomaten angefangen, vor acht Jahren kamen Fleischtomaten hinzu und in den letzten Jahren bieten wir auch sukzessiv das kleinere

Segment an. Wir bauen mittlerweile einige Kirsch- und Snack-Tomaten an, weil wir feststellen, dass diese kleineren Erzeugnisse viel nachgefragt werden", sagt Dirk. Am Anfang verkaufte Intergrow die Tomaten über einen externen Vermarkter, doch bald nach der Firmengründung übernahmen sie auch den Handel. Die Tomaten landen meistens in den Supermärkten in Nordostamerika. Dirk: „Ein Teil der Strauch- und Fleischtomaten wird zurzeit noch in Großverpackungen gehandelt. Die Kirsch- und Snack-Tomaten werden in Flowpack- und Top Seal-Verpackungen verpackt. Im Allgemeinen sehen wir, dass der Bedarf an kleineren Verpackungseinheiten zunimmt. Wir liefern auch Strauch- und Fleischtomaten in Flowpacks. Unser neuestes Steckenpferd ist das Mixed Medley – eine Mischung mit Snacktomaten in vier verschiedenen Farben. Damit versuchen wir, die ganze Bandbreite an Konsumenten im Tomatensegment zu bedienen.“(JH) dirk.biemans@intergrowgreenhouses.com


René Cornelissen, Ortolanda:

„Egal, ob es ‘zu warm’ oder ‘zu kalt’ ist, für uns ist es eigentlich immer gut“ Ende Januar ist traditionell eine relativ ruhige Zeit für Radieschenproduzenten. Es ist die Zeit des Jahres, wo alles im Betrieb in Ordnung gebracht wird, bevor im Februar die Nachfrage nach Radieschen wieder anzieht. Im März heißt es dann wieder ‘alle an die Arbeit‘, weiß der Radieschenproduzent René Cornelissen von Ortolanda aus eigener Erfahrung. Er selbst war über die Jahre immer seltener in den Gewächshäusern des schnell wachsenden Unternehmens anzutreffen. „Eine Mitarbeit im Gewächshaus ist einfach nicht mehr drin. Mehr als ein paar Bahnen sind wegen all der zusätzlichen Aufgaben nicht mehr machbar.“ In den vergangenen Jahren ist der Betrieb schnell gewachsen. Seit Mai 2017 steht der Name Ortolanda für den gesamten Geschäftsverkehr. Die Familienbetriebe Cornelissen Fresh Food und Coolberge beschlossen seinerzeit, unter dem Namen ihres gemeinsamen italienischen Unternehmens weiterzumachen. „Wir arbeiteten schon häufig zusammen, als wir noch zwei Familienbetriebe waren, aber insbesondere in den Niederlanden wurde das seit 2017 noch intensiver. Jetzt können wir auch hier noch größere Kunden bedienen. Eine Nachfrage nach 60 Paletten Radieschen am Strauch etwa konnten wir zuvor nicht allein stemmen. Gemeinsam schaffen wir das jetzt aber. Letzten Endes funktionierte es damals zwar auch, aber man musste dem Kunden dann stets erklären, dass er anderswo eben noch mal fünf Paletten zuladen musste. Und weil Melderslo und Oude-Tonge nicht direkt in der Nähe liegen (eindreiviertel Stunden mit dem Auto laut Google), konnte das für den Kunden schon ärgerlich sein.

Jetzt müssen wir das nicht mehr erklären, das ist praktisch.“

NATÜRLICHE ASSIMILATIONSBELICHTUNG In Oude-Tonge werden auf 11 Hektar Radieschen angebaut; in Melderslo, wo René Vorstandsmitglied ist, auf 8,8 Hektar. 2018 kam mit einem 4,8 Hektar großen Gewächshaus in Amerika ein großer Standort hinzu. Die in dem bestehenden Gewächshaus hängende Belichtung wurde unverzüglich entfernt. „Anbau mit Belichtung rechnet sich nicht. Elektrizität ist teuer und die Wärme der WKK wie auch der Lampen können wir in Amerika nicht gut beseitigen. Außerdem verfügen wir in Italien über natürliche Assimilationsbelichtung.“ Die Produktionsfläche in Italien ist noch größer als die in den Niederlanden. In Borgo Grappa, zwischen Rom und Neapel gelegen, beträgt die Fläche während der Saison

maximal sechzig Hektar während der Winterspitze und bis etwa zwanzig Hektar während des Sommers. „Eigentlich kommen in Italien jedes Jahr drei Hektar hinzu, weil die Nachfrage nach Radieschen zunimmt und wir uns darauf mit zusätzlicher Produktion einstellen.“

Beim Anbau der Radieschensorten hat sich nichts geändert. Der Schwerpunkt von Ortolanda liegt noch immer auf losen Radieschen und Radieschen am Strauch, sowohl in den Niederlanden als auch in Italien. Aber es gibt doch einen Unterschied. „In den Niederlanden ernten wir schon seit Ende der neunziger Jahre alles maschinell, aber in Italien geschieht das immer noch von Hand.“ Das ist eine bewusste Entscheidung, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. „Der wichtigste Faktor ist der Durchmesser der Radieschen, die wir in Italien ernten. Der ist im Schnitt größer als bei den Radieschen in den Niederlanden. Wir haben versucht, in Italien maschinell zu ernten, sind jedoch schnell wieder davon abgerückt, als sich herausstellte, dass die Qualität hinter den Erwartungen zurückblieb.“ DEUTSCHE MÖCHTEN RADIESCHEN AM STRAUCH Vor allem im Winter sind die italienischen Radieschen größer als die niederländischen, einfach aufgrund der besseren Anbaubedingungen in Italien. „Dort gibt es höhere Temperaturen und mehr Licht, so dass die Anbaudauer in Italien mit maximal AGF Primeur 4 • Gewächshaus Gemüse • 2019

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Gewächshausgemüse Thema acht Wochen im Winter immer etwa drei bis vier Wochen kürzer ist als in den Niederlanden. Licht und Temperatur sorgen schließlich für Wachstum. Außerdem gilt die Nachfrage in Italien den dickeren und gröberen Radieschen.“ Die Ernte von Ortolanda kann man in ganz Europa finden. Vor allem Deutschland ist ein wichtiger Absatzmarkt, sowohl der Niederlanden als auch von Italien. „Die Strecke nach Süddeutschland ist sowohl von den Niederlanden als auch von unserem Standort in Italien aus mehr oder weniger gleich weit entfernt.“ Vor allem Radieschen am Strauch sind bei unseren östlichen Nachbarn sehr beliebt. „Die starke Vorliebe der Deutschen für Radieschen am Strauch hat etwas mit den noch an den Radieschen befindlichen Blättern zu tun. Der Verbraucher möchte gerne an den Blättern erkennen, ob die Radieschen frisch sind. Ohne Blätter sieht man den Radieschen die Frische nicht so leicht an, denn die Blätter beginnen nach sechs Tagen, sich leicht zu verfärben. Man könnte das als Frischeindikator bezeichnen.“ Zwischen November und April baut Ortolanda Melderslo 80 Prozent Radieschen am Strauch und 20 Prozent lose an. Ab April verschiebt sich die Balance, dann sind 90

Prozent lose und nur noch zehn Prozent am Strauch. Diese Verschiebung hat etwas mit der deutschen Nachfrage zu tun. „Sobald in Deutschland Freilandradieschen auf den Markt kommen, werden diese von Deutschen bevorzugt. Das erklärt sich mit der Vorliebe für lokale Produkte. Damit können wir ab diesem Zeitpunkt nicht mehr konkurrieren.“ Der Absatz von Ortolanda wird in den Niederlanden für die Standorte in Melderslo und Amerika über Royal ZON und für den Standort in Oude-Tonge über The Greenery abgewickelt. Ortolanda in Italien kümmert sich selbst um den Absatz. Abgesehen von Deutschland war zuvor auch Russland ein großer Absatzmarkt, aber der ist seit dem Boykott 2014 weggefallen. „Litauen und Lettland sind jetzt die entferntesten Zielorte. Noch weiter weg geht es eigentlich nicht. Der Wegfall von Russland wurde zu einem großen Teil durch Frankreich kompensiert. Das ist ein ziemlich wichtiger Absatzmarkt geworden.“ UNTERSCHEIDBARKEIT DER RADIESCHEN Und wie steht es um die Niederlande? „Dort ist die Nachfrage nach Radieschen viel

geringer. Das Konsumverhalten des Verbrauchers spielt dabei eine wichtige Rolle. In den Niederlanden sind sie, vom Frühjahr einmal abgesehen, eigentlich eine Art vergessenes Gemüse. Als Erzeuger versuchen wir, das zu ändern, aber das ist nicht leicht. Im vergangenen Januar standen wir gemeinsam als Radieschenproduzenten der Niederlande beispielsweise auf der Horecava. Das haben wir gemeinsam bezahlt, um Produktwerbung für Radieschen zu machen. Allerdings ist das schwierig, weil jeder auch seine eigenen Absatzkanäle hat und seine eigenen Einzelhändler beliefert. Dabei will man einander auch nicht im Weg stehen. Das gleiche gilt für Deutschland. Dort brauchen wir für Radieschen weniger die Trommel zu rühren, aber auch dort hat jeder seinen eigenen Absatz.“ Aber können Sie sich denn als Erzeuger nicht von den konkurrierenden Produzenten durch Ihr Produkt unterscheiden? „Nun, das ist nicht leicht. Allein auf der Basis des Produkts kann man sich nicht so einfach unterscheiden. Das geht ebenso wenig wie beispielsweise bei Gurken, die auch alle frisch und grün sind. Bestimmte Tomatensorten unterscheiden sich, auch auf-

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Die Gewächshausanlage im italienischen Borgo Grappa aus der Vogelperspektive

grund einer spezifischen Anbauweise, vom Geschmack her durchaus. Für Radieschen gilt das weniger. Ich werde nicht behaupten, dass meine Radieschen leckerer sind als die von anderen Produzenten und andersherum tut das eigentlich auch niemand.“ Eine Unterscheidbarkeit ist auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit möglich. Auch Ortolando beschäftigt sich damit sehr. „Wir haben an unseren Standorten auch Solarpaneele und versuchen, so nachhaltig wie möglich und mit immer mehr biologischen Hilfsmitteln anzubauen. Doch dazu braucht man einen langen Atem, das geht nicht so von einem Tag auf den anderen. Und ich glaube auch nicht, dass der Verbraucher mehr für die Sonnenpaneele bezahlen will, mit denen wir in unseren Radieschenanbau investieren.“ RÜCKVERFOLGBARKEIT Zertifizierungen sorgen für keinen Aufpreis, sind aber immer wichtiger. „Man ist es seinen Kunden mittlerweile einfach

schuldig. Wir sind unter anderem GlobalGAP-, GRASP- und IFS-zertifiziert. Ein Teil davon bezieht sich auf Rückverfolgbarkeit. Dabei punkten wir ordentlich. Ich würde uns dafür die Note 'Sehr gut' geben. Das funktioniert so: Sagen wir, man erntet heute auf der Anbaufläche 37 am 29. Januar. Die Daten bleiben während der Nachernte an das Produkt gekoppelt, so dass das verpackte Produkt noch immer Radieschen der Anbaufläche 37 vom 29. Januar beinhaltet. Für unsere Kunden lässt sich das direkt ableiten, für den Verbraucher noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass der Verbraucher das dringend braucht.“ Für die Rückverfolgbarkeit ist eine Automatisierung ausschlaggebend. Seit 2017 ist das ein noch wichtigerer Schwerpunkt als zuvor. Es wurde speziell für Ortolanda ein System entwickelt, um das Produkt rückverfolgen zu können. „Die Kippvorrichtung, mit der die Kisten verarbeitet werden, kippt jetzt erst, wenn das Produkt richtig

gescannt wurde. Ein solches System gab es unseres Wissens auf dem Markt noch nicht, weshalb wir es passgenau anfertigen ließen.“

Diese Kippvorrichtung wird in der kommenden Saison wieder viele Palettenkisten verarbeiten. Vorhersagen für diese Saison bleiben dabei schwierig; alle Szenarien sind möglich. „Sehen Sie es so: Extreme sind eigentlich immer gut für uns. Im heißen Sommer des vergangenen Jahres zeigten sich unter anderem bei Salaten mit Radieschen Engpässe beim Verkauf. Währenddessen hatten unsere wichtigsten Konkurrenten, die Freilandproduzenten in Deutschland, Probleme aufgrund der Hitze. Uns tangieren solche Wetterextreme nicht so schnell, wir können immer liefern.“ Lachend fügt er hinzu: „Es sei denn, unser Gewächshaus weht weg, aber das Risiko ist glücklicherweise längst nicht so groß.“ (TT) rene@ortolanda.com

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en t a m o t h c s a N i e b es s s a d , t h c i n e t s s “ t “Ich wu b i g n e b r a F e h c i dl e i h c s r e t n u e l e i v so „Mara hatte heute Naschtomaten mit zur Schule, in ihrer Brotdose, und die aß sie zu Mittag. Als sie noch eine nehmen wollte, waren sie schon aufgegessen.“ Das berichtet Marilène. Eigentlich findet sie das seltsam, denn sie selber mag Tomaten so gar nicht. Und dann Ethan. Er liebt Tomaten. Er isst sie lieber als Süßigkeiten.

„Ich wusste nicht, dass es bei Naschtomaten so viele unterschiedliche Farben gibt“, sagt Marilène (9 Jahre). „Ich kannte die roten und die orangefarbenen, aber die gelben habe ich noch nie gesehen.“ Auch Mara, ihre Nachbarin und Freundin, wusste nicht, dass es so viele unterschiedliche Tomaten gibt. Heute probieren sie verschiedene Naschtomaten aus. Ethan (7 Jahre) ist ein wahrer Kenner – und das erstaunt nicht. Er isst am liebsten den

ganzen Tag lang Tomaten. Tomaten oder Sushi, denn das sind seine liebsten Speisen. Er bekommt sie mit zur Schule, und zuhause stellt seine Mutter vor dem Abendessen auch oft eine Schale auf den Tisch. Er findet die hellroten am schönsten, aber die dunkelroten sind die leckersten. Lecker und süß. Ziemlich seltsam, denn von Süßigkeiten hält er so gar nichts.

Alle diese unterschiedlichen Farben und Formen. Wenn es nach Mara und Marilène ginge, könnten es ruhig noch mehr sein blaue oder rosafarbene, oder violette. Aber schon jetzt sind es fast zu viele, um sie alle zu probieren. „Die dunkelroten schmecken am meisten nach normalen Tomaten. Die roten haben einen intensiven Geschmack und die gelben sind viel ausgeglichener, aber auch süßer“, findet Mara. Die orangefarbenen findet sie am leckersten, die dunkelroten mag sie am wenigsten. „Die sehen auch am verrücktesten aus, die ähneln dem Kern einer Avocado.“

Mara mag auch Süßigkeiten, aber sie findet Tomaten genauso lecker. „Jedenfalls wenn es leckere Tomaten sind. Aber das sind sie eigentlich immer.“ In ihrer Brotdose für die Schule sind meistens rote Naschtomaten und auch mal Gurken. Manchmal kauft sie selber auch Tomaten mit ihren Eltern im Supermarkt. „In so einer Schachtel oder in einem Töpfchen.“ Ethan macht das auch oft. „Bei einem Supermarkt hier in der Nähe kann man seine Tomaten sogar selber abfüllen. Dann kann man aussuchen, welche man will. Oder man mischt sie sich.“

„Die gelben erinnern an Trauben oder an Zitronen“, findet Marilène. „Aber sie schmecken überhaupt nicht so.“ Die sehen vielleicht lecker aus, aber dennoch mag Marilène Tomaten lieber in der Suppe oder zu Pasta. Roh ist nicht so ihr Ding. Und wenn sie dann doch in der Brotdose liegen? „Dann gebe ich sie Mara, die mag sie am liebsten“.

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Florian Wolz über Innovationsbereitschaft, Hydrokulturen und regionale Ware:

„Wir möchten unsere Betriebe zukunftssicher machen“ Die Absatzgenossenschaft Franken-Gemüse Knoblauchsland wurde 1970 gegründet und beschäftigt derzeit 28 Mitarbeiter. Die Erzeugnisse der 40 Mitgliedsbetriebe werden zu 90% direkt an den Lebensmitteleinzelhandel in Süddeutschland geliefert. Der FreilandAnbau von, unter anderem, Salaten, Lauch und Sellerie macht 25 % der Produktion aus. Die stärksten Produkte des Gewächshausanbaus sind Tomaten und Gurken, der Anteil der Bio-Produkte macht 9% aus. Gerade im Bereich des Fruchtgemüses steht der deutsche Anbau im ständigen Wettbewerb mit niederländischen Erzeugnissen. Florian Wolz, der Geschäftsführer der Genossenschaft, steht den neusten Entwicklungen offen, aber kritisch, gegenüber.

„M

omentan gibt es, unter anderem, im Obst- und Gemüseanbau einige niederländische Investoren in Deutschland. Ganz aktuell steht nun auch in Wiesentheid, 80 Kilometer von unserem Standort entfernt, eine neue Gewächshausanlage zur Debatte, in der per Hydrokultur Salat angebaut werden soll. Da steht dann jetzt natürlich das Thema Regionalität in der Kritik," erzählt er. „Hydrokulturen haben wir im kleineren Ausmaß bereits bei uns

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im Verband und es gäbe auch einige weitere Familienbetriebe, die daran Interesse hätten. Durch solch eine moderne Anbauform wäre in diesen Betrieben der Übergang zur nächsten Generation gesichert.“ Daher sei laut ihm eine neue Anlage von 10 Hektar, wie sie geplant ist, eine enorme Konkurrenz für die Franken. „Von solchen Flächen könnten fünf Familien gut leben und ihre Gärtnerbetriebe für die Zukunft absichern.“ Eine Anlage dieser Art in Deutschland wür-

de den niederländischen Gründern den Vorteil der lokalen Produktion geben. Der Standort Wiesentheid liegt zudem in Bayern, und nutzt so auch die Vorteile regionaler Herkunftslabels wie 'Qualität aus Bayern', welche besonders bei den lokaltreuen, bayrischen Verbrauchern gut ankommt. „Die Kunden haben ein besonders ausgeprägtes Verhältnis zur Regionalität. Seit 10 Jahren gibt es solche Labels für Obst und Gemüse und sie werden von den Verbrauchern sehr geschätzt. Man kauft Qualität aus Bayern, unterstützt bayerische Betriebe und bekommt bayerische Produkte. Das erzeugt einen Wohlfühlgedanken", erklärt Wolz. Diese enge Beziehung zwischen Erzeugern und Konsumenten zieht daher eben auch ausländische Investoren an, die ihre Vertragsanbaubetriebe dementsprechend eher auf bayerischem Territorium planen. INNOVATIONSKRAFT Hydrokulturen gibt es seit gut zehn Jahren in Belgien und den Niederlanden, seit 2014 gibt es diese Anbautechnik auch in


Bayern, somit handele es sich noch um ein recht junges Verfahren, erzählt Wolz: „Ich gehe davon aus, dass die Hydrokultur im Salatbereich eine Zukunft hat und vielleicht sogar die Zukunft ist.“ Das sei nicht nur auf den Wasserverbrauch bezogen, sondern in Zeiten des Klimawandels auch auf die erschwerten Bedingungen für den Freilandanbau: „Wir haben längere Trockenphasen und extremere Witterungen, zudem bleibt es im Herbst länger warm und im Frühling gibt es immer später noch Frost. Unter solchen Bedingungen leidet die Produktqualität.“ Er gehe davon aus, dass man in geschlossenen Kreisläufen länger, effizienter und sinnvoller produzieren könne. „Die Qualität und Quantität unterliegt nicht mehr den Wetterbedingungen

und die Produkte können 12 Monate im Jahr produziert werden.“ Außerdem sei die neue Anbauweise platzsparend: „Mit einem Hektar Hydrokultur können zwischen drei und fünf Hektar Freilandanbau ersetzen werden.“ Obwohl der Geschäftsführer die Innovationskraft seiner jungen Verbandsmitglieder lobt, beobachtet er eine deutsche Skepsis gegenüber neuen Techniken: „Der Niederländer ist bei der Investitionsbereitschaft einfach mutiger – das sehe ich oft bei meinen Betrieben. Gerade Betriebe, die die Umstellung von Freiland zu Unterglas planen, überlegen oft so lange bis es jemand anderes macht. Wir beliefern mit unseren zwei bestehenden Hektar Hydrokultur

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bereits ganz Bayern und in Teilen auch Baden-Württemberg – da sorgen wir uns natürlich um die 10 Hektar in Wiesentheid.“ Allerdings, so Wolz, könne man der potenziellen neuen Konkurrenz nicht nur negativ gegenüberstehen: „Diese Pläne sind alle sehr gut durchdacht. Man kann weder den Kollegen aus Bayern noch denen aus den Niederlanden unterstellen, sie arbeiteten nicht am Puls der Zeit, mit höchstmodernen Anlagen. Nichtsdestotrotz würden wir natürlich gerne unseren Mitgliedsbetrieben so eine Zukunft ermöglichen.“ REGIONALE WARE IM PREMIUMSEGMENT „Wir wurden in den letzten zwei Jahren durch eine sehr spannende Marktentwick-

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Gewächshausgemüse Thema

Florian Wolz

lung unter Druck gesetzt. Wir als Organisation haben die Regionalität bei unseren Produkten mit dem Premiumsegment gleichgesetzt – und damit leider unser Ziel etwas verfehlt. Zunächst haben wir uns so auch gut platzieren können und konnten sogar die Anbaufläche erweitern. Der Plan war es im nächsten Schritt Premiumartikel, wie beispielsweise Cherry-Tomaten, über die Regionalität im Handel platzieren zu können. Gerade im nationalen Bereich bzw. im Fall von zentralisiertem Einkauf bei Discountern konnten wir uns aber nicht durchsetzen.“

Wolz spricht mit großem Respekt über die Konkurrenz: „Man muss es den Kollegen aus den Niederlanden aber auch zugestehen, dass sie ihre Sache sehr gut machen. Wenn wir etwas Neues machen und damit in der Lage sind, regionale Verbände zu beliefern und gute Platzierungen zu erreichen, sind wir damit schon sehr zufrieden und fühlen uns gut aufgestellt. Währenddessen können niederländische Produktionsbetriebe mit ihrer Fläche und ihrer Wirkung viel konsequenter auftreten: einerseits bei der Quantität, andererseits bei der Produktpräsentation bei der Verpackung und im Marketing. Auch die Auslastung der LKWs stimmt da beispielsweise sehr genau, diese Effizienz können wir 40

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nicht übertreffen.“ Das stehe im Gegensatz zu einer weit mehr standardisierten Verpackungspolitik der deutschen Betriebe. Zudem seien viele Betriebe aus den Niederlanden in der Lage die gesamte Bundesrepublik ganzjährig zu beliefern – ein klares Plus bei Kooperationen mit großen Ketten.

„Unsere fälschliche Annahme, Regionalität und Premium vereinen zu können, ist aus verschiedenen Gründen gescheitert.“ Im deutschen Einzelhandel gebe es für Obst und Gemüse drei Platzierungen, erklärt Wolz: „Es gibt das Preiseinstiegssegment, welches nicht geschätzt wird, aber durchaus notwendig ist; ein klassisches Zwischensegment existiert nicht, diese Platzierung wird meist durch regionale Ware abgedeckt; und das Premiumsegment, in dem Faktoren wie Quantität, ganzjährige

Verfügbarkeit, Marketing und Produktpräsentation eine große Rolle spielen.“ Die Bedeutung der niederländischen Produktion sei in gleich zwei Segmenten des Lebensmitteleinzelhandels groß. Eine Expansion nach Bayern würde damit auch die letzte Domäne der kleinstrukturierten Betriebe im Knoblauchsland gefährden.

Für die Zukunft möchte er von der Konkurrenz lernen: „So schnell werden wir diese Quantitäten nicht erreichen, allein durch die Energiepolitik in Deutschland haben wir gegenüber den Nachbarländern einen klaren Nachteil, was die belichtete Produktion betrifft.“ Für Standardartikel im Allgemeinen sei der Aufwand schlichtweg zu groß, da die Preise zu sehr schwanken und der Verbraucher nur wenig mit diesen Artikeln verbinde. Die Beleuchtung sei dementsprechend nur bei besonderen Produkten vertretbar. Für die Zukunft bewertet Wolz auch die Nachhaltigkeit als einen wichtigen Faktor bei der Kaufentscheidung – und hier schneide der belichtete Anbau nicht besonders gut ab. „Bei den Hydrokulturen wiederum sehen wir einen Vorteil gegenüber dem konventionellen Anbau, da diese Anbauform sehr ressourcenschonend ist.“ (LH) wolz@franken-gemuese.de


Die lose, runde Tomate ist zu einer Ausnahme geworden Bei aller Aufmerksamkeit, die Snacktomaten und Rispentomaten derzeit auf sich ziehen, könnte man fast vergessen, dass es auch noch so etwas wie lose, runde Tomaten gibt. Wie steht es eigentlich um die lose, runde Tomate? Welche Entwicklungen nimmt das Segment und wo sind die Fans der losen Tomaten? Wer sonst könnte darauf die beste Antwort geben, wenn nicht die Tomatenproduzent selbst. John van Heijningen und Rob Oosterom: „Die Segmentierung des Tomatenmarktes ist nicht zu unserem Nachteil.“

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uf der Website der Tomatengärtnerei Van Heijningen steht ausdrücklich, dass der Betrieb sich auf den Anbau von ‘traditionellen, losen Tomaten’ spezialisiert hat. Eine bewusste Entscheidung, so der Tomatenproduzent John van Heijningen. „Was wir anbauen, ähnelt am meisten der traditionellen, losen Tomate, wie wir sie von früher kennen: eine Tomate von etwa 85 Gramm.“ Aus seiner Formulierung spricht,

dass dies nicht immer so gewesen ist. „Vor etwa 30 Jahren verschob sich der Schwerpunkt der Tomatenerzeuger noch mehr als zuvor auf den Ertrag pro Quadratmeter und es kam darauf an, immer mehr Tomaten zu produzieren. In diesen Jahren kam auch die Rispentomate auf, viele Erzeuger gingen dazu über. Wir auch, obwohl wir dabei blieben, lose Tomaten anzubauen. Die lose Tomate wurde aufgrund des Produktions-

schwerpunktes immer gröber und wog bald 100 Gramm und mehr. Wir selbst sind jedoch irgendwann größtenteils wieder zu den etwas feineren, losen Tomaten übergegangen und haben den Anbau von Rispentomaten sogar ganz aufgegeben.“

IN SORTIERUNG INVESTIEREN Über drei Standorte verteilt baut John zusammen mit seinem Bruder Johan derzeit auf 7 Hektar die feinere, lose Tomate und auf 4 Hektar die gröbere Variante von etwa 100 Gramm an. Die Entscheidung für die feinere, lose Tomate wurde zu einem ganz wesentlichen Teil aus Verpackungsgesichtspunkten getroffen. „Seit 2013 haben wir zusammen mit den Gebrüdern Van Nieuwkerk als Anbaukollegen ein Verpackungsunternehmen namens ToPack. Das hat uns dazu gebracht, Sortenversuche doch noch einmal anders zu betrachten. AGF Primeur 4 • Gewächshaus Gemüse • 2019

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Gewächshausgemüse Thema Ohne Kronblätter Rispentomaten haben einen Stiel und lose Tomaten haben Kronblätter. Jedenfalls war das oftmals so. Mittlerweile werden viele lose, runde Tomaten ohne Kronblätter geerntet. Rob: „Lose Tomaten bekommen durch die Kronblätter ein bisschen Ausstrahlung, ebenso wie die Rispentomate durch das Stielchen. Dennoch sind die Kronblätter, die vom Verbraucher auch als Frischeindikator betrachtet werden, mittlerweile so gut wie verschwunden. Das Schneiden von Tomatenscheiben geschieht nicht mehr von Hand, sondern durch eine Maschine. Dann ist es praktisch, wenn die Kronblätter inzwischen entfernt wurden und die Tomate im Handumdrehen bei der Schneiderei geschnitten aus der Maschine kommt. Das Ernten ohne Kronblätter bedeutet für uns zwar zusätzliche Arbeit, aber in diese Richtung wird auch veredelt. Derzeit gibt es sogar schon Sorten, die man direkt kronlos ernten kann und bei denen der Stiel zurückbleibt.“

Wir haben uns dann für eine Tomatensorte entschieden, die sich unserer Meinung nach am besten für das Verpacken eignet. Diese Tomate weicht von dem ab, was derzeit Standard auf dem Markt ist.“

Auch bei der Gärtnerei Lijntje, wo Rob van Oosterom am Ruder eines Betriebes von 2,5 Hektar steht, hat man sich für eine lose Tomate mit einzigartigen Eigenschaften entschieden. „Bei uns im Gewächshaus bauen wir eine lose Tomate mit einem höheren Brix als sonst an, sowie mit einer Saatgutbehandlung, die zusätzlich dem Geschmack zugutekommt. Diese Kombination ist in den Niederlanden einzigartig, niemand sonst macht das so. Soweit ich weiß, hat mein Opa seinerzeit mit losen Tomaten begonnen, und das hat sich nie geändert. Im Laufe der Jahre sind natürlich Rispentomaten und noch etwas später allerlei Spezialitäten hinzugekommen, aber als viele Produzenten umgestellt haben, haben wir weiterhin lose Tomaten angebaut. Das ist eine wohlüberlegte Entscheidung gewesen. Wir schauen immer, was zu unserem Betrieb am besten passt, und das ist nach unseren Vorstellungen noch immer die lose Tomate. Organisatorisch ist der Anbau loser Tomaten schon etwas arbeitsaufwendiger als der Anbau von Rispentomaten. Man muss den Mitarbeitern beispielsweise eine bestimmte Pflückweise zeigen. Außerdem hat man es mit mehreren Sortierungen 42

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Rob van Oosterom, Gärtnerei Lijntje

zu tun, wodurch man als Erzeuger extra in Sortiermaschinen investieren muss.“

FÜR DAS BRITISCHE SANDWICH Nach dem Sortieren gehen die Tomaten der Gärtnerei Lijntje in Kartons à 6 Kilo zu Best of Four, wo man sich um den Absatz kümmert. Für Kleinpackungen kann sich der Kunde anschließend selbst entscheiden. Bei der Gärtnerei Van Heijningen machen sie das aber selbst. „Die feinere Tomate von 85 Gramm verpacken wir zu sechst in einen Flowpack. Die gröbere Sorte kommt in Netze von einem Kilo.“ John setzt seine Tomaten über Van Nature ab, woraufhin der Hauptanteil der Tomaten seinen Weg auf die andere Seite des Kanals findet. „Die Netze sind in Irland sehr beliebt, während 95 Prozent der Flowpacks nach Großbritannien gehen. Unserer Erfahrung nach sind die Qualitätsanforderungen auf dem englischen Markt höher als im restlichen Europa – das war schon so, als wir Rispentomaten anbauten. Da lässt sich noch echter Mehrwert schaffen.“ Auch nach dem Brexit? „Ja, der Transport kann ein wunder Punkt werden, aber die Briten bestimmen noch immer selbst, was sie essen wollen. Eine leckere Tomatenscheibe in ihrem Salat oder auf ihrem Sandwich werden sie meiner Meinung nach auch weiterhin essen.“ Und die Niederlande, werden die auch mit Tomaten beliefert? „Nein, fast gar nicht. Die losen Tomaten, die man hier im Regal sieht, kommen größtenteils aus Spanien. Das ist vor allem eine Preisfrage. Bei Obst und Gemüse ist der Niederländer alles andere als chauvinistisch, und niederländische Supermärkte sind sehr preisbewusst.“ Auch

Rob bemerkt, dass seine Tomaten nicht in den niederländischen Regalen zu finden sind. Seine Tomaten gehen im Frühjahr und im Herbst vor allem nach Osteuropa, während im Sommer Frankreich und Italien die größten Absatzmärkte sind. „Außerdem geht noch so einiges nach Skandinavien, aber nicht zu den großen Einzelhändlern. Wir sind zu klein, um die zu beliefern. Dennoch verkaufen wir bislang viel auf Vertragsbasis, um damit unsere Basislast stabil abzusetzen. Der freie Markt mit losen Tomaten ist hart, das ist ein dünner Markt mit vielen Preisschwankungen. Das Angebot ist relativ klein, aber dadurch ist auch der Wendepunkt schneller erreicht. Es kommt schneller zu einem Mangel, wodurch der Preis ganz plötzlich hochschießen kann.“ SEGMENTIERUNG Die in den vergangenen Jahrzehnten abgelaufene Segmentierung hat aus dem Anbau loser Tomaten eine Nische gemacht. Bei einer Gesamt-Tomatenfläche in den Niederlanden von 1787 Hektar haben die Rispentomatenproduzenten mit 932 Hektar das Sagen. Lose Tomaten wurden 2018 auf 364 Hektar angebaut, von denen, auf Grundlage der Zahlen des zentralen Statistikbüros, etwa 270 Hektar aus losen, runden Tomaten bestehen, sowie, unter anderem, aus Fleischtomaten. In Belgien ist die gesamte Tomatenfläche von 560 Hektar zu gleichen Teilen auf lose und Rispe verteilt. Der deutliche Flächenrückgang bei den losen Tomaten seit dem Aufkommen der Rispentomate hat, John zufolge, im Wesentlichen mit den Erzeugern selbst zu tun. „Sie entscheiden


schließlich, was sie anbauen. Der einfachere Anbau der Rispentomate spielt eine wichtige Rolle. Der Anbau von Rispentomaten ist beispielsweise einfacher zu automatisieren. Kein Wunder also, dass sich irgendwann immer mehr Erzeuger, für den Anbau von Rispentomaten entschieden. Vor allem, wenn man die zusätzlichen Kosten, die man als Produzent loser Tomaten hat, im Preis nicht wiederfindet.“ Mit dem Aufkommen von Snacktomaten und allerlei Specialties ist der Markt jetzt viel segmentierter. John: „Der Markt ist vielfältiger geworden, und das ist gut für die gesamte Tomatenproduktion. Jeder hat sich spezialisiert.“ Die anfangs schnell geschrumpfte Fläche loser Tomaten ist in den letzten Jahren ziemlich stabil geblieben. Wachstum ist nicht unbedingt zu erwarten, eher eine leichte Abnahme. „Es werden in den kommenden Jahren noch einige Anbauer abspringen“, erwartet Rob. „Vor allem etwas ältere Landwirte mit älteren Betrieben werden wegfallen, und das weniger deshalb, weil diese Betriebe nicht mehr zurechtkommen, sondern weil der Erzeuger altersbedingt damit aufhört. Man kann sich in unserer Nische prima halten, aufgrund der Segmentierung gibt es

John Vreugdenhil, Tomatengärtnerei Van Heijningen

schließlich für jeden einen Markt. Nur sehe ich nicht so schnell, dass ein Erzeuger von Rispen zu lose wechselt. Mehr noch, sollte ich selbst eine Anlage mieten oder hinzukaufen, würde ich mich vielleicht selber auch für Rispentomaten entscheiden, allei-

ne schon deshalb, weil der Anbau weniger Arbeit erfordert und somit billiger ist.“ (TT) rob@kwekerijlijntje.nl john@tomatenkwekerijvanheijningen.nl

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Gewächshausgemüse Thema

Eric Groenheide, P. Solleveld Export B.V.:

„Als Exporteur bekommen wir zunehmend die Funktion des Großhandelsmarktes“ Deutschland ist seit vielen Jahren der wichtigste Markt für niederländisches Gewächshausgemüse. Das ist heutzutage fast das ganze Jahr über erhältlich: Nichtsdestotrotz ist der Auftakt der traditionellen Gewächshaus-Saison immer noch maßgeblich für Exporteure, die Gewächshausgemüse nach Deutschland liefern. Sobald die Verfügbarkeit der niederländischen Produkte steigt, folgt zwangsläufig die Nachfrage aus Deutschland. Das gilt seit Jahren. Denn die Nachfrage nach niederländischen Produkten ist immer vorhanden. Aber: Die Aufträge werden vielfältiger, wohingegen die Lagerbestände entlang der vollständigen Lieferkette deutlich kleiner werden.

„D

eutschland ist für uns nach wie vor der Markt", sagt Eric Groenheide, Mitglied des Vertriebs von P. Solleveld Export B.V. Das Unternehmen feierte im vergangenen Jahr sein 70-jähriges Jubiläum und fokussiert sich traditionell auf den deutschen Markt. Im vergangenen Winter war es wie üblich etwas ruhiger im Büro und in der Umschlaghalle in Maasdijk. Jetzt, wo die niederländische Gewächshauskampagne in Schwung kommt, treffen wieder jeden Tag frische Produkte in der

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Umschlaghalle ein, wobei der Hauptteil aus geschütztem Anbau bezogen wird. „Für unsere Kunden spielt es keine Rolle, wie groß unser Unternehmen ist. Die Hauptsache ist, dass wir eine gute Arbeit leisten und zeigen, dass wir ein verlässlicher Handelspartner sind.“ UNTERSCHIEDLICHE AUFTRÄGE ZÜGIG BEARBEITEN Das Versprechen wird bereits seit Jahren mit der in Deutschland bewährten Haus-

marke Natura erfüllt. Unter diesem Label vermarktet Solleveld Tomaten, Paprika und Auberginen. „Diese Marke hat sich in Deutschland bereits etabliert", sagte Eric. „Unser Sortiment ist allerdings breiter gefächert. Wir können alle möglichen Gewächshauserzeugnisse liefern. Heutzutage muss man dem Kunden auch Exoten, Kressen und Sprossen anbieten können. Wir sehen eine steigende Nachfrage nach solchen Produkten. Nur mit dem Grundsortiment an Gewächshausgemüse kann man sich nicht mehr unterscheiden. Jeder, der in diesem Bereich tätig ist, hat mittlerweile ein umfangreiches Sortiment. Man kann sich also nur noch durch Qualität und Flexibilität von der Masse abheben.“ Laut Eric besteht die Herausforderung darin, mit möglichst niedrigen Lagerbeständen zu arbeiten. „Nur mit einer just-in-time-Warenbeschaffung und kleinen Vorräten können wir die Produkte so frisch wie möglich anbieten und der Kunde sie im Endeffekt länger genießen. Zudem sehen wir, dass Kunden zunehmend mit individuellen


Tomate SENSERA überzeugt durch

Geschmack, Haltbarkeit und Ertrag „Der Geschmack ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bei Tomaten. Er ruft eine Emotion hervor. Ich habe es mir zur persönlichen Herausforderung gemacht, in unsere neue Sorte SENSERA den weltweit geschätzten italienischen Geschmack zu züchten. Und das ist mit geglückt. Wir haben hohe Erwartungen an das Produkt.“ So Dr. Ciro Trombetta von Hazera, der rund zehn Jahre an SENSERA gearbeitet hat. „Neben einem sehr guten Geschmack bietet diese Tomate auch gute Erträge und eine ausgezeichnete Haltbarkeit. Die eigentliche Herausforderung war die Kombination“, erklärt Trombetta. Es ist kein Zufall, dass der aus Italien stammende Ciro Trombetta bei Hazera der Experte für Tomaten ist. Bereits an der Universität von Neapel, wo er seinen Abschluss gemacht hat, hat er reichlich rund um die Tomate geforscht. „Als ich diese Aufgabe bei Hazera erhielt, wollte ich insbesondere den Geschmack optimieren. Es gibt jedoch eine Art Regel, dass mehr Geschmack meist weniger Ertrag bedeutet. Das war eine echte Herausforderung. Es ist uns aber gelungen, hier eine ausgezeichnete Balance zu finden. Der Ertrag ist gut, ebenso wie die Haltbarkeit.“

Partnerschaften Trombetta erklärt, dass der gesamte Veredelungsprozess äußerst vielschichtig ist: „Neben der Entwicklung und Selektion sind auch die Prüfung und Beratung mit den Erzeugern wichtig. Der nächste Schritt ist dann der Verkauf im Lebensmitteleinzelhandel. Alles muss stimmen.“ Für reibungslose Abläufe arbeitet ein internationales Team voller Leidenschaft und Engagement an den Tomaten der Zukunft. Dieses Engagement und diese Leidenschaft haben SENSERA vorangebracht. Eine Tomate, die Qualität, Ertrag und Geschmack vereint.

Hazera Seeds B.V. Postfach 28 4920 AA Made Niederlande

Starke Pflanze mit hoher Widerstandsfähigkeit Trombetta: „SENSERA ist ein Spitzenprodukt für das mittelgroße Tomatensegment. Im Gewächshaus können optimale Bedingungen geschaffen werden, was zu einem hohen Ertrag und einer perfekten Qualität führt. Die Pflanze ist kräftig im Wuchs und sehr widerstandsfähig. Ein zusätzlicher Vorteil für die Erzeuger.“

Selbst probieren? Diese jahrelangen Bemühungen haben natürlich auch zu anderen Erfolgen geführt! Hazera bietet mittlerweile eine breite Palette an geschmackvollen, hochwertigen Tomaten in allen möglichen Segmenten an. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und würden uns freuen, Sie in unserem Tomato Taste Experience Center in Bleiswijk begrüßen zu dürfen.

SENSERA im Supermarktregal SENSERA ist eine schöne runde, dunkelrote Tomate und wiegt zwischen 90 und 110 Gramm. Die ansprechende, dicke grüne Rispe trägt 6 bis 7 rote Tomaten. SENSERA vereint Geschmack, Haltbarkeit und Qualität in einem einzigen attraktiven Produkt. Dadurch herrscht großes Interesse bei den Einzelhändlern in ganz Europa. SENSERA wird bei einigen unserer Partner in Nordwesteuropa angebaut und ist mittlerweile in verschiedenen Einzelhandelskanälen erhältlich. Diese besondere Tomate hat Ihr Interesse geweckt und Sie möchten wissen, was SENSERA alles bieten kann? Setzen Sie sich mit uns in Verbindung!

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Crop Specialist High Tech Tomato Marcel van Kester +31 (0)643840734 marcelvan.kester@hazera.com Crop Specialist High Tech Tomato Karel Welten +31643840733 karel.welten@hazera.com Fresh Chain Manager Arjan van Steekelenburg +31 (0)642480735 arjan.van.steekelenburg@hazera.com


Gewächshausgemüse Thema gerne mit kleinen Lagerbeständen arbeitet. Zudem werden Bestellungen zunehmend pro Tag statt einmal wöchentlich abgegeben, weswegen man immer weniger mit großen Lagervorräten arbeitet. „Erst wenn der Kunde etwas verkauft hat, kommt er zu uns. Die Lagerbestände werden entlang der gesamten Kette niedriger, aber dafür wird Frische immer wichtiger. Im Winter sind es vor allem kleinere deutsche Kunden, die beispielsweise keine Produkte direkt aus Spanien beziehen können. Da haben wir tatsächlich eine Großmarktfunktion: Das heißt, wir erfüllen die Wünsche des Großhandelskunden mit Produkten, die wir für ihn kaufen. Als Exporteur ist der Aufbau gewisser Lagervorräte nicht völlig vermeidbar, gleichzeitig haben wir aber auch im Sommer zunehmend eine Funktion als Großhandelsmarkt.

Bestellungen an uns herantreten. Selbst wenn eine solche Bestellung am späten Nachmittag ankommt, sind wir in der Lage die gewünschten Produkte noch am selben Abend nach Deutschland zu liefern. Das ist nur dank unserer eigenen Fahrzeugflotte sowie unseren Kontakten mit externen

Logistikspediteuren sowie unserer Arbeitsweise möglich. Unterschiedliche Aufträge schnell bearbeiten, das ist unsere Stärke.“

GROSSMARKTFUNKTION Ursächlich für diese breit gefächerten Bestellungen ist, dass der deutsche Kunde

Trotz der wachsenden Macht der großen Einzelhändler sieht Eric immer noch Potenzial für die klassischen Großmärkte Deutschlands. „Die Großmärkte spielen nach wie vor eine wichtige Rolle, insbesondere für Kunden mit kleineren Bestellungen. Die Kombination zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Großhandelsmärkten funktioniert für uns auf jeden Fall gut. “ (TT) eric@solleveld.nl

Natura-Strauchtomaten: Sehr beliebt im Rhein-Ruhr-Gebiet Die Westfalen Frischdienst GmbH mit Sitz im rheinischen Hamm eröffnete vor knapp 2 Jahren und führt ein breitgefächertes Sortiment, darunter, unter anderem, niederländisches Fruchtgemüse. „Die Natura-Strauchtomaten werden bei uns ganzjährig in großen Mengen gehandelt. Dieses Jahr haben wir bislang noch keine spanischen Strauchtomaten geführt, obwohl die recht günstig waren. Unsere Kunden haben aber den höheren Preis der niederländischen Tomaten angenommen, weil die Ware optisch schöner ist und sie wegen der kurzen Transportwege länger frisch bleibt.“ Dieser letzte Punkt ist besonders wichtig: Denn die Ware muss letztendlich beim Kunden lange frisch bleiben. „Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass man die Natura-Tomaten nach der Auslieferung 7-8 Tage verwenden kann.“ Im Moment seien die Preisunterschiede nicht mehr so groß, weil die niederländische Tomatenkampagne langsam Fahrt aufnimmt. Außerhalb der Hochsaison waren die Natura-Strauchtomaten dagegen knapp, weswegen es teilweise zu einem Mehrpreis von 2 bis 3 Euro pro Karton ge-

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genüber den spanischen Erzeugnissen kam. Günes: „Unsere Kunden waren bereit, diesen Mehrpreis zu bezahlen.“ Bei den Kalibern sehe man keine Unterschiede: Die mittelgroßen sowie die großen Kaliber werden in etwa gleichen Mengen abgenommen. „Es hängt vom Kundenkreis ab, welche Größenordnung da vorrangig verlangt wird. Wir haben mit der groben Sortierung zum Beispiel auch Burgerläden - die früher Fleischtomaten abgenommen haben - überzeugen können.“ Entwicklung der lokalen Gewächshausbranche Neben den Lieferungen aus den Niederlanden und Spanien trifft auch gelegentlich lokale Ware im Lager der Hammer GmbH ein. Obwohl die regionalen Erzeugnisse der niederländischen Ware rein qualitativ kaum nachstehen, werden die Gewächshausprodukte vorwiegend aus dem Nachbarland bezogen. Günes: „Erstens schwanken die Preise der deutschen Ware teilweise während der Saison sehr stark, zweitens schätzen unsere Kunden inzwischen die Marke Natura. Wir werden aber innerhalb der Saison bis zum Sommer

deutsche Ware als Alternative zu niederländischer im Sortiment führen.“ Eine interessante Ergänzung des Grundsortiments sei Snack-Gemüse, beobachtet Günes. „Wir liefern diese Snack-Erzeugnisse nicht palettenweise, aber diese zusätzliche Dienstleistung sagt der Gastronomie zu. Speziell bei der Natura-Marke bemerken wir, dass unter diesem Label vorrangig Strauchtomaten und Paprikas in großen Mengen gehandelt werden. Auch Zucchini und Auberginen werden langsam mehr. Alles begann mit Honig-Tomaten der Firma Looye, wonach die Produktlinie an sich schrittweise weitergewachsen ist.“ Trotz der stetigen Präsenz der niederländischen Gewächshauskulturen im deutschen Handel geht Günes von einem allmählichen Umbruch in der nahen Zukunft aus. „Ich glaube, dass sich der deutsche Gewächshausanbau– parallel zum Regionalitätsprinzip - schrittweise durchsetzen wird. Es gibt jedenfalls schon Erzeuger, die den gleichen Brixwert erreichen können. Nichtsdestotrotz werden wir niemals auf die Niederlande verzichten können.“ info@westfalenfrischdienst.de


Gunther de Boelpaep, DBS:

„Die deutschen Großhandelsmärkte werden wegen des persönlichen Kontakts auch in Zukunft ihre wichtige Funktion behalten.“ „Bereits seit vielen Jahren fürchtet man um die Zukunft der deutschen Großhandelsmärkte, vom endgültigen Aus ist derzeit aber keine Rede“, sagt Gunther de Boelpaep der Exportfirma DBS NV mit Sitz im belgischen Sint-Katelijne-Waver. Das Unternehmen beliefert Großhandelsmärkte sowie den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit dem vollständigen Sortiment an Gewächshausgemüse, abgerundet wird die Warenpalette mit weiterem Obst- und Gemüse. „Ich erwarte, dass eine Konzentration der Großhandelsmärkte stattfinden wird. Langfristig gehe ich davon aus, dass künftig ein Markt pro Region übrig bleibt, während sich derzeit manchmal drei auf einem Taschentuch befinden. “

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er Großmarkthandel bleibe eine wichtige Stufe der Handelskette, schon allein durch den persönlichen Kontakt, kommentiert Gunther. „Ich bemerke einen Trend, bei dem immer kleinere Läden entstehen, auch hier in Belgien. Dies hängt eng mit dem Bedarf an sozialem Kontakt zusammen, der normalerweise zu kleineren Geschäften gehört, die traditionell auf Großmärkten einkaufen. Dadurch wird der Großmarkt auch in Zukunft seine Bedeutung für den Facheinzelhandel behalten.“ EIGENE KULTIVIERUNG Ähnlich wie beim deutschen Einzelhandel vermehrt sich in den letzten Jahren das Angebot an lokalen Produkten auf den Großhandelsmärkten. Trotzdem erwartet Gunther keine direkten Auswirkungen auf die Nachfrage nach belgischen oder niederländischen Produkten. Auch im Winter

gelangen immer mehr spanische Produkte direkt in den deutschen Großhandel. „Nicht alles in Deutschland ist jederzeit auf Lager verfügbar, daher gibt es für Exporteure wie uns noch viele Möglichkeiten. Es gibt jedoch immer mehr Einzelhändler, die mit bestimmten Erzeugern zusammenarbeiten. Gerade von diesen Erzeugern haben wir in der Vergangenheit den Verkauf noch abgewickelt. Das ist nicht unbedingt problematisch. Ich denke, dass die zukünftige Struktur eine Zusammenarbeit zwischen uns, den Einzelhändlern und den Erzeugern sein wird. Die Hauptsache ist ein gutes Gleichgewicht zwischen allen Parteien, damit wir die Verbraucher effizient, pünktlich und qualitativ bedienen können. Wir selbst arbeiten in Spanien mit unserem Erzeugerbetrieb Global Agro Produce zusammen, der für uns Gewächshausgemüse produziert. Infolgedessen können

wir flexibel und einfach auf Kundenfragen reagieren. "

Der Trend, dass Verbraucher lokale Produkte bevorzugen, sei ein Vorteil für deutsche Erzeuger. „Wir müssen uns vor allem hinsichtlich Service und Qualität unterscheiden. Dies sind neben einem vollständigen Obst- und Gemüsesortiment unsere wichtigsten Kriterien. Zudem werden Frische und Nachvollziehbarkeit immer wichtiger. Durch die Arbeit mit möglichst alltäglichen Produkten und unserer eigenen Packstation können wir auf diese Anforderungen reagieren. Auch bei den Verpackungen tendiert der Markt in Richtung nachhaltige Materialen, weswegen wir auch zwangsläufig Alternativen für unsere Kunststoffverpackungen suchen müssen. Darüber hinaus spielen Bioprodukte zunehmend eine wichtige Rolle. Hier sehen wir einen positiven Trend, der nur dann verstärkt wird, wenn der Preisunterschied zu einem herkömmlichen Produkt ausgeglichen wird.“ (TT) gunther@dbs-nv.be

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Gewächshausgemüse Thema Oberfranken: Schwierige Übergangsphase zwischen Spanien und den Niederlanden Die Fruchtgarten Bayreuth GmbH befindet sich im Herzen Oberfrankens – nicht weit vom südostdeutschen Anbaugebiet Knoblauchsland entfernt. Nichtsdestotrotz werden auch hier zum Frühling große Volumina an niederländischen Gewächshauserzeugnissen wie Zucchini, Eisbergsalat und Paprikas vertrieben, erläutert Geschäftsführer Marco Kübler. „Momentan gibt es leider noch zu wenig Paprika – vor allem grüne – aus den Niederlanden und die spanische Ware ist qualitativ nicht überzeugend. Dieser Engpass dauert erwartungsgemäß noch bis Ende des Monats, dann führt die Niederlande normalerweise wieder ausreichend Ware. Im Zuge der aktuellen Verknappung bemerken wir einen entsprechenden Preisanstieg. Da addieren wir momentan etwa 20% auf den Durchschnittspreis hinzu.“

gründet und sich vorrangig auf die Belieferung regionaler Gastronomen spezialisiert. Eine wichtige Kundengruppe seien asiatische Restaurants: Auch in diesem Bereich finden die niederländischen und deutschen Gewächshauskulturen guten Anklang. Kübler: „Die Mehrheit unserer Kunden verwendet unserer Sortiment, weil sie europäisch kochen. Man versucht, den Gästen schmackhaftes Essen zu kochen und deshalb verarbeiten sie hauptsächlich die Produkte, die man schon kennt. Dazu gehören neben den gängigen Gewächshauswaren zum Beispiel auch Salatgurken.“ info@fruchtgarten-bayreuth.de

Der engagierte Fruchtgroßhändler hat seine Firma vor gut zwei Jahren ge-

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Aart Hak, I.F.P. Holland:

„Der Handel im fragmentierten Marktgeschehen ist ein sehr intensives Spiel“

Aart Chop im Lager mit einer gemischten Warenpalette

„F

rüher konnte man jedes Produkt palettenweise verkaufen, heute ist das nicht mehr möglich. Es gibt viel mehr Fragmentierung am Markt. Meine deutschen Kunden bevorzugen fünf Tage die Woche kleine Mengen, statt eine großen Bestellung pro Woche einzukaufen. Dies ist jedoch eine Entwicklung, die wir bereits seit einigen Jahren feststellen“, kommentiert Aart Hak, der seit 2003 als Exporteur auf dem deutschen Markt tätig ist. Mit seiner Firma I.F.P. Holland, eine Abkürzung für Independent Fresh Partner, bietet der unabhängige Großlieferant seinen Kunden ein breites, jedoch spezialisiertes Sortiment. „Ich versuche täglich, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, ohne selbst zu importieren oder anzubauen. Ich bin daher nicht von einem Lieferanten oder (großem) Abnehmer abhängig. " Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt für Aart. „Der deutsche Importeur bzw. Großhändler ist unser Hauptabnehmer, aber gerade in diesem Bereich kennt man sich immer besser aus, nicht nur in den Niederlanden, sondern auch

im restlichen Europa. Zum Beispiel gehen Produkte, die früher über die Niederlande bezogen wurden, nun direkt von Spanien nach Deutschland.“ Seit der Firmengründung im Jahr 2003 hat sich vieles geändert. „Der Handel ist nicht nur viel fragmentierter, sondern auch breiter geworden. Dies ist eine gefährliche Tendenz, würde ich sagen. Denn viele dieser Produkte werden heute als "Spezialitäten" bezeichnet. Trotz dieses Marktgeschehens kann man sich immer noch abheben, allerdings nur, wenn man alles gut organisiert hat und die Produkte rechtzeitig eintreffen, damit man sie vernünftig transportieren kann. Logistik ist im Endeffekt die größte Herausforderung. Das wichtigste ist letztendlich, dass der Kunde das, was er bestellt hat, rechtzeitig bekommt.“ VOLLSTÄNDIG GEKÜHLTE LAGERKAPAZITÄT Vor kurzem hat I.F.P. Holland in ein eigenes Lagergebäude investiert. Das bestehende Lager wurde im vergangenen Jahr innen und außen komplett saniert. „Wir haben jetzt ein vollständig gekühltes Lager mit

guten Lademöglichkeiten. Das ist notwendig, um die Produkte so optimal wie möglich verarbeiten zu können. Wir kaufen täglich ein, aber unser Lager ist jeden Abend fast leer. Diese Just-in-Time-Warenbeschaffung ist mir besonders wichtig. Gleichzeitig ist es auch ein sehr intensives Spiel. "

Dieses Spiel heißt handeln und darin gehe es laut Aart in erster Linie um Vertrauen. Als kleiner Exporteur sei diese persönliche Beziehung zu dem Abnehmer vielleicht noch wichtiger. „Ich habe selten gelegentliche Kunden. Wir bedienen die langjährigen Kunden, die wir täglich bedienen. Die Beziehung zum Kunden geht weit über die Bestellung hinaus. Wir sprechen jeden Tag miteinander und bauen somit eine langfristige Beziehung auf. Unser Tagesgeschäft ist der Service, die Lieferfähigkeit und die Produktqualität. Wichtig ist natürlich auch, eine Beziehung zueinander zu haben. Ein Deutscher würde sagen: „Klein aber fein". „Und so ist es", sagt Aart abschließend. (TT) aart@ifpholland.nl

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Gewächshausgemüse Thema

Coert Lamers, Nautilus Organic

„Der ‘dunkelgrüne’ deutsche Verbraucher verlangt immer häufiger Demeter Gewächshausgemüse” Untrennbar verbunden mit dem biologischen Anbau ist ein breites biologisches Produktangebot. In den Gewächshäusern biologischer Gewächshausgemüseproduzenten stehen nicht nur eine Sorte Tomaten oder eine Sorte Paprikas, sondern auch Gurken, Auberginen und innerhalb dieser Segmente wiederum allerlei Sorten und Varianten. Natürlich nur, wenn es auch eine Nachfrage gibt. Nautilus Organic, die einzige hundertprozentig biologische Erzeugergemeinschaft der Niederlande, sorgt für den Absatz des Produktes und beobachtet gemeinsam mit dem Erzeuger die Nachfrage auf dem Markt sehr genau. Dennoch gibt es noch immer Raum für Innovationen, für die die Nachfrage noch nicht so groß ist. Der Schritt des Bioproduzenten Frank de Koning vor circa fünf Jahren, der Forderung nach dem Prüfsiegel Demeter nachzugehen, war kein direkt bedarfsgesteuerter Schritt.

„2

018 sahen wir eigentlich erstmals eine bedeutsame Zunahme der Nachfrage nach Demeter-zertifiziertem Produkt. In diesem Jahr ist die Nachfrage vorher noch etwas größer“, sagt Coert Lamers, Kundenbetreuer bei Nautilus Organic. Dennoch entschied sich Frank de Koning, mit 11,5 Hektar ein großer Gewächshausgemüse-Produzent innerhalb der Erzeugergemeinschaft, schon vor etwa fünf Jahren dazu, die Zertifizierung anzufragen. „Ich

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wollte mich damals vor allem vom spanischen Bioprodukt abheben. Das war sicher keine Entscheidung auf der Basis der Nachfrage auf dem Markt. Vor nunmehr 4,5 Jahren habe ich die Zertifizierung definitiv erhalten.“ Aber was beinhaltet Demeter eigentlich? „Demeter ist eigentlich eine etwas schwierigere, strengere Zertifizierung als die normale Skal-Zertifizierung (das bekannte grüne Blatt), die man als Bioanbauer sowieso braucht“, erklärt Frank.

„Demeter basiert auf der Philosophie von Rudolf Steiner zum biologisch-dynamischen Landbau. Das geht an bestimmten Punkten schon einen Schritt weiter. Als ich beitrat, kannte ich diese Punkte noch nicht einmal alle richtig (u.a. das Streben nach einem geschlossenen Kreislauf, die Vergrößerung der Biodiversität innerhalb und außerhalb des Gewächshauses, die Anwendung von Präparaten und auch die Verwendung von erneuerbaren Energien – dass man also nur heizt, wenn es wirklich notwendig ist), aber mittlerweile möchten wir nichts anderes mehr. Das ist wirklich spannend, und nicht nur auf der Ebene des Marktes.“ ERSTE SUPERMÄRKTE ARBEITEN MIT DEMETER ZUSAMMEN Das Interesse an Demeter beginnt mittlerweile aus eben diesem Markt zuzunehmen. Vor allem von Deutschland aus. „In Deutschland wird das bekannte grüne Blatt vom ‘dunkelgrünen’ Verbraucher mittlerweile als zu banal angesehen. Darum entscheiden sich immer mehr Verbraucher für Demeter, weil damit wiederum strengere Anforderungen verbunden sind.“ Dies bedeutet jedoch nicht, dass Frank mittler-


weile sein ganzes Produkt als Demeter verkauft, obwohl alles auf diese Weise angebaut wird.

„Die Nachfrage ist jetzt noch zu beschränkt. Ich glaube, dass etwa fünfzehn bis zwanzig Prozent als Demeter-Produkt verkauft wird. Damit bin ich zufrieden, wenngleich ich wegen der höheren Kosten, die der Demeter-Anbau mit sich bringt, einen größeren Prozentsatz begrüßen würde.“ Coert fügt hinzu: „Vor allem in deutschsprachigen Ländern nimmt die Beliebtheit des Gütesiegels zu. Die Zunahme von Naturkostläden in diesen Ländern hilft dabei, aber auch zwei deutsche Supermärkte werden als erste die Marke Demeter führen. Die Stiftung hinter Demeter wollte das zunächst nicht, doch versuchsweise wurde ein großer deutscher Einzelhändler drei Jahre lang davon freigestellt. Ich erwarte, dass jetzt schnell Supermärkte hinzukommen. In vielen anderen Ländern ist das noch weniger der Fall. Auch in den Niederlanden ist Demeter noch ziemlich klein, obwohl sich aus Umfragen ergeben hat, dass die Markenbekanntheit ziemlich groß ist.“

Die Einzelhändler wechseln jedes Jahr zwischen der 16. und 18. Woche von hauptsächlich spanischem Bio-Gewächshausgemüse über zu niederländischem Bioprodukt. Coert: „Zu Beginn der Saison heißt es immer wieder warten auf den definitiven Wechsel. Ich frage mich, ob die Spanier per se länger am Markt sind, denn es kommt immer mehr Bioprodukt aus Spanien. Die Umstellung auf Bio scheint dort etwas einfacher zu verlaufen, aber wir sehen doch, dass niederländisches Produkt gefragt bleibt. So sieht man beispielsweise eine Zunahme der Nachfrage nach Bio-Auberginen aus den Niederlanden, sobald diese verfügbar sind. Unsere Lieferzeit ist auch viel kürzer als bei Produkten aus Spanien, und das Stück Liefersicherheit zusammen mit etwas Flexibilität und sicher auch Qualität sichert unser Profil. Eine Demeter-Zer-

Frank de Koning

tifizierung wird in den kommenden Jahren immer häufiger hinzukommen. Derzeit ist ungefähr ein Viertel unserer Produzenten Demeter-zertifiziert und es scheint absehbar, dass mit der Zunahme der Nachfrage auch die Anzahl der zertifizierten Erzeuger zunehmen wird.“ Frank profiliert sich als Erzeuger durch das Angebot eines breiten Sortiments an Gewächshausgemüse, und das mit Spezialitäten wie Schokoladetomaten und zuletzt durch biologische Snackgurken. „Derzeit befinden wir uns aber ziemlich an der Grenze dessen, was an Diversitätserweiterung möglich ist. Man kann nicht unbegrenzt erweitern, denn ebenso wie der Demeter-Anbau hat auch ein sehr breites Sortiment als Kehrseite die höheren Kosten. Auf Marktseite ist das ein Vorteil, aber auf der Kostenseite dann doch ein Nachteil. Außerdem muss das ins Gewächshaus passen, und auch die Packstation muss darauf ausgelegt sein.“ Im vergangenen Winter ist die Packstation vollkommen erneuert worden. Coert: „Wir sind ziemlich stolz darauf, dass das Produkt von Franks vier Standorten jetzt an einem zentralen Punkt zusammenkommt und dass er als erster niederländischer biologischer Erzeuger auch die allerstrengsten Vorschriften auf Verpackungs-

gebiet erfüllt. So verfügt Frank demnächst über den BRC Global Standard for Food Safety, eine Vorschrift, um den Supermärkten in Großbritannien verpacktes Produkt liefern zu können, sowie über das IFS-Zertifikat, das deutsch-französische Pen-

dant zu BRC.“ (TT)

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Gewächshausgemüse Thema

Belgisches Unterglasgemüse auf Expansionskurs Unterglasgemüse erlebt einen weiteren Aufwind in Belgien. Die ultramoderne Anbautechnik, das wachsende Areal der belichteten Winterkultur, der schnelle Abverkauf über die Versteigerungen sowie die zentrale Lage in Europa, mit einem breiten Absatzmarkt für Frischgemüse direkt vor der Haustür, sind Teil dieser Erfolgsgeschichte. Das spiegelt sich 2019 in einem Wachstumsplus für alle Fruchtgemüsesorten der drei LAVA-Versteigerungen - BelOrta, Coöperatie Hoogstraten und REO Veiling – wider. Die gesamte belgische Tomatenerzeugung verzeichnet derzeit ein markantes Wachstumsplus, das mit einer Arealausweitung um 50 ha zu Buche schlägt. Diese Entwicklung ist teilweise der Tatsache geschuldet, dass die Versteigerungen auch Erzeuger außerhalb der belgischen Landesgrenzen anziehen. Außerdem steigt auch die Anbaufläche der Tomaten, die mit Belichtung produziert werden, um sieben Hektar. Die Arealvergrößerung in Kombination mit der umfangreicheren Winterproduktion führt zu einem starken Anstieg des Tomatenangebotes bei den belgischen Versteigerungen.

Bei den losen Tomaten ist das Flandria-Segment „Baron“ mit einer geschätzten Produktion von 56.000 Tonnen erneut die wichtigste Kategorie. Prince-Tomaten belegen mit einer prognostizierten Erntemenge von 41.000 Tonnen den zweiten Platz. Bei den Strauchtomaten verteidigen die Flandria Princess-Tomaten ihren ersten Platz mit einer geschätzten Erntemenge von 49.000 Tonnen, gefolgt von den Flandria Elite-Tomaten mit 30.000 Tonnen. In puncto Anbaufläche folgen die Tomatenspezialitäten auf dem dritten Platz, sowohl im Segment der losen als der Strauchtoma-

ten. Im laufenden Jahr 2019 werden rund 135,4 ha oder 24 Prozent des Areals der Tomatenkultur für die Erzeugung von Spezialitäten verwendet, das ist ein Plus von 18 ha gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum geht mit der steigenden Beliebtheit von Tomatenspezialitäten und insbesondere von Kirschtomaten einher. Mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent stellen die Kirschtomaten inzwischen das wichtigste Segment im Tomatenkorb. GURKEN UND SALAT SIND AUCH IM WINTER VERFÜGBAR Auch die Gurkenerzeugung wird in diesem Jahr flächenmäßig ausgeweitet und zwar um 22,7 ha. Derzeit gehen die Versteigerungen von einer Anliefermenge in Höhe von 177.000 Tonnen Flandria-Gurken aus, das sind elf Prozent mehr als 2018. Neben der Tomatenkultur setzt auch die Gurkenerzeugung auf den belichteten Winteranbau. Auch wenn das Areal derzeit noch relativ beschränkt ist, stieß das Wintergurkenangebot auf positive Resonanz beim Lebensmitteleinzelhandel.

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Die Anbaufläche für Unterglassalat war insgesamt rückläufig, wobei Kopfsalat mit einem Minus von 6,8 Prozent am meisten an Fläche verlor. Bei den alternativen Salatsorten setzen die Erzeuger verstärkt auf Innovation und Produktionsstreuung während der Saison.

Deshalb setzt sich der Trend der belichteten Salaterzeugung, insbesondere bei Multicolorund Rinnensalat weiter fort. STABILE PAPRIKAANLIEFERUNG ERWARTET Die Flandria-Versteigerungen erwarten in diesem Jahr eine

Liefermenge von 47.000 Tonnen Paprika. Das gesamte Paprikaangebot bleibt stabil, trotz einer Arealausweitung von 9,2 ha im Vergleich zu 2018. Das ist teilweise auf die mengenmäßige Verdoppelung der weniger ernteergiebigen süßen Spitzpaprika mit einem Volumen von 2.900 Tonnen zurückzuführen. Zudem gibt es auch einige Verschiebungen innerhalb des traditionellen Paprikasegmentes. Bei den grünen Paprika wird eine starke Zunahme von 20 Prozent oder 14.000 Tonnen erwartet. Das geht zu Lasten der roten Paprika, deren Volumen um 14 Prozent sinkt. Dennoch bleiben die roten Paprika mit einer Liefermenge von knapp 20.000 Tonnen die unangefochtene Nummer eins im Flandria-Sortiment. Die gelbe Variante folgt auf dem dritten Platz mit 9.000 Tonnen und einem Wachstumsplus von zwei Prozent. Die orangenen Paprika runden das Angebot mit knapp 1.000 Tonnen ab.

AUBERGINEN UND ZUCCHINI SETZEN WACHSTUMSKURS FORT Mediterrane Gemüsesorten wie Zucchini und Auberginen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei den Verbrauchern. Deshalb wurde das Areal für Zucchini aus der Unterglasproduktion um 6,2 auf 83 ha aufgestockt. Darüber hinaus ist die Anbaufläche für Flandria Auberginen um 2,4 ha gewachsen.

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Gewächshausgemüse Thema

Bei Absatz- und Preissicherheit würde jeder gerne Salat auf Wasser anbauen, aber so weit ist es noch nicht. Über die Vorteile des Salatanbaus auf Wasser ist sich mittlerweile praktisch jeder einig. Zu höherer Produktion, weniger Wasserverbrauch und mehr Automatisierung sagt ein Erzeuger nicht nein, während eine höhere Lebensmittelsicherheit auch den Einzelhändler und den Verbraucher anspricht. Dennoch hat eine Umstellung vom Salatanbau auf Boden hin zum Salatanbau auf Wasser in den Niederlanden und Belgien noch nicht vollständig stattgefunden. Aber warum eigentlich nicht?

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94 wurde vom belgischen Hortiplan, einem Entwickler für automatisierte Anbausysteme, das erste ‘mobile Rinnensystem’ installiert. Damit wurde es möglich, Salat in Rinnen anzubauen. Und das nicht mit dem Wurzelballen im Boden oder in Substrat, sondern in Wasser. Im Laufe der Jahre wurde diese Anbauweise auf Wasser immer bekannter, und mittlerweile wird

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Salat weltweit auf diese Weise angebaut. Sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien wird auf schätzungsweise etwa 20 bis 30 Hektar Salat auf Wasser angebaut, größtenteils auf Rinnen, aber auch auf Schwimmern in Teichen (deep floating).

Der wichtigste Grund für Produzenten, sich für diese Anbauweise zu entscheiden, ist

der Wunsch, ein reineres Produkt anzubauen, der geringere Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln, die Möglichkeit, ganzjährig ein qualitativ hochwertiges Produkt anzubauen und bodengebundene Krankheiten zu vermeiden. Bram Vanthoor, Business Development Manager bei Hortiplan, beschäftigt sich Tag für Tag mit Anbausystemen für Salat auf Wasser und erklärt: „Bodengebundene Krankheiten, vor allem Fusarium als wahre Plage für Salatanbauer in Belgien und den Niederlanden, sind bei Anbau im Boden schon immer ein Problem gewesen. Da nun durch strengere Gesetzgebung immer weniger Mittel zugelassen sind, um den Boden zu desinfizieren, wird der Anbau auf Boden allmählich unmöglich. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Gewächshaus auf einem Stück Boden, in dem sich bodengebundene Krankheiten finden. Egal


In den ersten Jahren lief der Absatz flüssig, mittlerweile geht alles etwas schwieriger. „Vor allem in den ersten drei Jahren ging der Salat leicht weg, aber bei dem jetzt zunehmend verfügbaren Angebot verläuft der Absatz etwas zäher. Der lokale Anbau wird immer wichtiger, und mittlerweile ist der lokale Anbau von Salat auf Wasser in immer mehr Ländern etabliert. So ging zuvor vieles nach Deutschland, vor allem im Winter, wenn dort im Freiland nicht angebaut werden kann, aber das ist mittlerweile viel schwieriger. Auch in Deutschland haben Produzenten den Anbau von Salat auf Wasser entdeckt, was es für uns schwieriger macht, mit solchen lokalen Produzenten zu konkurrieren.“

Salatanbau auf Hydrokultur der Firma GONI ® mit Sitz im belgischen Sint-Katelijne-Waver

was man dann tut, die Krankheiten treten jedes Jahr wieder auf.“

LOKALE PRODUZENTEN ENTDECKEN SALAT AUF WASSER Johan Desmet wechselte 2012 zum Salatanbau auf Wasser. Er ließ, nachdem er 2004 mit dem Anbau von Salat auf Boden begonnen hatte, ein mobiles Rinnensystem bauen und züchtet jetzt auf 5 Hektar diverse Salatsorten auf Wasser. „Wir haben vor sieben Jahre die Gelegenheit bekommen, mit dieser Anbauweise anzufangen. Ich sage ausdrücklich ‘die Gelegenheit bekommen’, denn die Investitionen in ein solches System macht man nicht mal eben. Wir haben diesen Schritt gewagt, weil wir einen Abnehmer hatten, der uns bat, Salat auf Wasser anzubauen und so unseren Absatz garantierte.“

KONKURRIEREN MIT FREILANDANBAUERN Konkurrenz gibt es ohnehin viel für Salaterzeuger. Ein wichtiger Teil der weltweiten Salatproduktion findet nämlich noch immer draußen im Freiland statt. „Vor allem im Winter kann man sich als Glasproduzent mit Salatanbau auf Wasser noch profilieren, aber selbst das wird immer schwieriger. Sobald die Freilanderzeuger auf den Markt kommen, ist es vollends schwer. Gegen ihren Kostenpreis kann man als Erzeuger von Salat auf Wasser nicht mithalten.“ Bram kann das nur bestätigen. „Gegen Freilandproduzenten kann man jetzt noch nicht konkurrieren. Im Ausland kontaktieren uns regelmäßig Erzeuger mit dem Plan, Salat auf Wasser anzubauen, um so gegen Freilandproduzenten zu konkurrieren. Das ist praktisch chancenlos, wenn man denselben Preis für einen Salatkopf bekommt, und das sagen wir solchen Produzenten dann auch direkt. Als Erzeuger muss man dafür sorgen, dass der Abnehmer einen höheren Preis bezahlt für die Sicherheit, ganzjährig ein Produkt von hoher Qualität zu bekommen, das unter nachhaltigen Bedingungen angebaut wurde.“

Mit einem guten Businessplan hat der Anbau von Salat auf Wasser gute Erfolgschancen, fährt Bram fort. „Abgesehen von logischerweise einigen finanziellen Aspekten schauen wir uns vor allem an, wo der Erzeuger sein Produkt absetzen möchte. Man muss sich als Erzeuger von Salat auf Wasser nämlich auf ein bestimmtes Segment konzentrieren, eben das Salatauf-Wasser-Segment. Vor der Investition muss man schon eine gewisse Sicherheit bezüglich Abnahme und Preis seines Produkts haben. Wir sehen immer häufiger, dass Landwirte von Einzelhändlern gefragt werden, ob sie Salat auf mobilen Rinnen anbauen wollen, weil auf diese Weise Salat unter besseren Lebensmittelsicherheitsbedingungen angebaut werden kann und weil

eine ganzjährige Lieferung auf diese Weise garantiert ist. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzt. Wir beobachten ja, dass die ersten Projekte, in die Einzelhändler investiert haben, an den Start gehen.“ MEHR BEACHTUNG FÜR DIE VORTEILE DER LEBENSMITTELSICHERHEIT Das Problem für Erzeuger von Salat auf Wasser besteht darin, ihr Produkt als Spezialprodukt auf den Markt zu bringen. Bram: „Man muss als Erzeuger das Marketing gut im Blick haben und dem Produkt eine Geschichte geben, also bei der Vermarktung hervorzuheben, dass Salat auf Wasser überdeutliche Vorteile mit sich bringt. Vorteile, von denen auch Peter Does, Account Manager Hydroponic Lettuce bei Nunhems, dem Zweig für Gemüsesaatgut bei BASF, überzeugt ist. „Wo die Produktionskosten bei Erzeugern von Salat auf Wasser prinzipiell höher liegen, ergibt sich der Mehrwert aus Lebensmittelsicherheit, Liefersicherheit, ganzjährig konstanter Qualität und lokaler und sauberer Produktion.“

Die Lebensmittelsicherheit müsse mehr beachtet werden, wenn es nach Johan geht. „Der Einzelhandel macht bei der Geschichte noch nicht richtig mit, obwohl ich überzeugt bin, dass Salat auf Wasser hygienischer ist und beim Anbau weniger Pflanzenschutzmittel benötigt. Mehr Aufmerksamkeit des Einzelhandels für die Lebensmittelsicherheit ist willkommen. Noch lässt sich der Anbau von Salat auf Wasser mit dem Fahren in einem Elektroauto vergleichen. Jeder will es, aber nur eine Handvoll Menschen tut es auch, weil den relativ gesehen hohen Investitionen oftmals wenig gegenüber steht.“

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Gewächshausgemüse Thema

SPEZIALSORTEN Wer jedoch die nicht abreißenden Berichte über abgeschlossene Projekte verfolgt, dem scheint es, als ob immer mehr Produzenten umstellen, vor allem im Ausland. In Belgien und den Niederlanden scheint der Anbau von Salat auf Wasser allerdings zurückzubleiben. Bram bezweifelt, dass das tat-

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sächlich so ist. „Der Trend von Salatbauern, beim Anbau vom Freiland auf Wasser überzugehen, ist weltweit erkennbar. Was man nicht sieht, sind Landwirte, die von Salat auf Wasser zurückkehren zum Freilandanbau. Ob die Umstellung in einem Land schneller geht als im anderen, lässt sich schwer einschätzen. Es scheint, als ob es

beispielsweise in den Vereinigten Staaten schneller ginge. Aber das ist relativ gesehen doch fraglich. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Vereinigten Staaten ein viel größeres Land sind und dass dort für viel mehr Menschen gleichzeitig angebaut wird. Uns fällt auch auf, dass in bestimmten Ländern wie etwa den Vereinigten Staaten und


ALL ABOUT POTATOES auch einigen asiatischen Ländern der Preis für einen Salatkopf viel höher liegt als wir es in Belgien und den Niederlanden gewohnt sind. Das macht es natürlich noch etwas attraktiver, in ein System zu investieren, bei dem Salat auf Wasser in mobilen Rinnen angebaut wird. In skandinavischen Ländern und in Russland werden sogar schon neunzig Prozent oder mehr allen Blattgemüses auf Wasser angebaut.“ Die Wende geht also vielleicht noch nicht besonders schnell, es wird jedoch erwartet, dass sich der Trend fortsetzt und dass schließlich immer mehr Produzenten umstellen werden. „Die E. coli-Bedrohung, mit der die Vereinigten Staaten im letzten Jahr zu tun hatte und die dafür sorgte, dass die Regale wochenlang leer blieben, kann den Vormarsch von Salat auf Wasser beschleunigen“, erwartet Peter. „Um jedoch den Anbau von Salat auf Wasser als ernsthafte Alternative für den bodengebundenen Anbau anbieten zu können, werden noch viel mehr Salatsorten entwickelt werden müssen, die sich für den Anbau auf Wasser eignen.“ Trotzdem sei das weitere Wachstum des Salatanbaus auf Wasser nicht nur von neuen Sorten abhängig, so Peter. „Das Wachstum geht sowieso weiter, bessere Sorten folgen. Seit 2006 arbei-

ten wir in unseren speziellen Veredelungs-Gewächshäusern für Salat auf Wasser in ’s-Gravenzande an Salatsorten zum Anbau auf Wasser. Insbesondere bei Blattsalat und Buttersalat haben wir schon gute Resultate erzielt. Ich erwarte, dass der Markt für Salat auf Wasser noch wächst, sowohl für den Frischmarkt als auch für die verarbeitende Industrie.“ B4Agro ist hierfür ein aktuelles Beispiel. Seit diesem Jahr baut das zuvor im Freilandanbau tätige Unternehmen auf drei Hektar Salat auf Wasser für die Gemüseschneiderei Koninklijke Vezet an. Pro Woche gelangen etwa 190.000 Salatköpfe geschnitten und gewaschen in die Regale von Albert Heijn. „Das passt alles sehr zum Bequemlichkeitstrend, dem wir uns stellen müssen, als Veredeler mit unseren Sorten, aber auch als Produzent und Einzelhändler.“ Es gibt einiges zu tun, aber alles wird gut, sagt Johann abschließend. „Bei jedem Anbau hakt irgendwas, nicht wahr.“ (TT) bram.vanthoor@hortiplan.com johan.desmet@hotmail.com peter.does@vegetableseeds.basf.com

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Gewächshausgemüse Thema

Münchener Start-Up begeistert Spitzengastronomen mit Micro Greens aus vertikalem Anbau

„Unser Anliegen ist es, eine nachhaltige und regionale Alternative anzubieten“ Urban- und Vertical-Farming-Projekte prägen immer mehr die moderne Landwirtschaft. Auch das Münchener Umland besitzt seit einigen Monaten ein regionales Anbauprojekt: Unter dem Namen Munich Micros bringt das ehrgeizige Gründerteam nachhaltige Microgreens in 25 Variationen aus regionalem Anbau auf den Markt. Nach dem bisherigen Erfolg hat sich das Unternehmen vorgenommen, die Produktionskapazität und die Produktpalette schrittweise auszubauen.

D

ie Erfolgsgeschichte fing vor gut vier Jahren an, als die Gründer während ihrer Recherchen auf weit fortgeschrittene Vertical-Farming-Technologien in Kanada und der USA stießen. Der Grundgedanke war damals: Wie könnte man ein ähnliches Projekt in Deutschland – speziell im Münchener Umkreis – gestalten. „Das Thema Vertical Farming, beziehungsweise Indoor-Farming, habe ich tatsächlich erstmalig in unserer Küche erprobt. Schritt für

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Schritt gingen wir in die erste Testanlage und konnten dann relativ zügig die ersten Produkte ernten. Nach positiven Rückmeldungen von mehreren Sterneköchen sind wir letztes Jahr an den heutigen Standort gezogen. Unsere Firma haben wir also im Mai 2018 nach knapp 3 Jahren Entwicklungszeit gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir ein Produkt, das sich mit der Weltspitze messen kann“, erläutert Mitgründer und Geschäftsführer Kevin Jühlcke.

Innerhalb kürzester Zeit hat der hochmoderne Erzeugerbetrieb einen erfolgreichen Absatzkanal aufbauen können. „Ein Teil der Ernte wird im Direktvertrieb verhandelt. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir Sorten anbieten, die es woanders auf dem Markt nicht gibt. Und das aus regionaler Erzeugung. Was wir anbieten, ist im Grunde genommen das gleiche wie Koppert Cress, gleichzeitig aber auch etwas ganz anderes. Koppert ist ein riesiges und hochindustrialisiertes Imperium: Unser Anliegen ist es, eine nachhaltige und regionale Alternative zu bieten.“ ALLEINSTELLUNGSMERKMAL AM GROSSMARKT Geliefert werden die Micro Greens über die beiden Großhandelspartner Hermann Fischer KG und Früchte Feldbrach GmbH, vorrangig an Großverbraucher und Gastro-


nomen im Münchener Großraum. Aufgrund der regionalen Produktion und modernsten Anbautechnik sei das Interesse an der neuen Produktlinie bislang erfreulich groß, erläutert Andre Bukethal, Sprecher der Früchte Feldbrach GmbH. „Durch die exklusive Partnerschaft haben wir am Münchener Großmarkt schon ein interessantes Alleinstellungsmerkmal. Für uns als Händler ist es auch wichtig, regionale Gärtner und deren Initiativen wo möglich zu unterstützen.“ Die nagelneue Produktlinie hat sich inzwischen nicht nur in München und Umgebung einen Namen gemacht. Inzwischen hat Früchte Feldbrach auch im Regensburger Raum einige Kunden damit überzeugen können, berichtet Bukethal. „Zu dieser Jahreszeit stellen die Gastronomen ihre neuen Speisekarten zusammen und sind im Zuge dessen auf der Suche nach neuen, regionalen Spezialitäten, die sie anbieten können. Deshalb pushen wir das Produkt zusätzlich mittels Mundpropaganda, sowie über unsere Firmenseite.“ ÜBERREGIONALE VERMARKTUNG Parallel zur stetigen Entwicklung der Firma

Munich Micros wird man bald auch zwangsläufig über die Grenzen der Region hinaus liefern müssen. Deshalb arbeitet man schon an einer innovativen Lösung, damit die Regionalität der Ware nicht gefährdet wird. „Der nächste Schritt ist natürlich,

dass wir unsere Produkte auch außerhalb des Münchener Umlands anliefern möchten. Idealerweise würden wir hierzu weitere Produktionsstandorte eröffnen, sodass auch in anderen Regionen regionale Produkte zur Verfügung stehen. Da wir aber im Premium-Segment tätig sind, möchten wir vorzugsweise auch nicht so groß wachsen. Denn sobald wir zu riesig werden, würde auch die Qualität unserer Produkte leiden.“ Momentan bietet der heutige Standort noch ausreichend Möglichkeiten zur Kapazitätserweiterung. Hierzu arbeitet man bereits an einer entsprechenden, hochmodernen Lösung. „Einer unserer Firmengründer ist Automationstechniker und wir arbeiten dementsprechend an der Entwicklung einer Lösung mit abgeschlossenem Container und Solar, sodass wir unabhängig von der Außentemperatur produzieren können. Diese Container können wir dann je nach Bedarf auch woanders hinstellen und die Produktion im Auftrag mit nur zwei Angestellten durchführen.“

Am aktuellen Standort wird bereits, unabhängig von der Witterung, im Freiland kontinuierlich die gleiche Menge produziert. „Zudem können wir auch 12 Monate im Jahr

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Gewächshausgemüse Thema einem süßen, angenehmen Geschmack.“ Bildunterschrift: Die Geschichte, hinter der dem Anbau, wird auch über Online-Medien nach außen kommuniziert. Gerade für ein Start-Up wie Munich Micros sind die sozialen Medien, wie Instagram und Facebook, besonders wichtig. Jühlcke: „Wir teilen dort auch Fotos vom Endprodukt.“

Die Munich Micros GmbH betreibt eine komplett naturbelassene Manufaktur: Verwendet wird reine Gärtnererde ohne Dünger, Pestizide oder Pflanzenschutz. Die Erzeuger bestimmen selbst, wann die Microgreens ihre optimale Reife erreicht haben und ernten sie zu diesem Zeitpunkt ab.

die gleiche Qualität am Markt anbieten. Mit unseren 18 Einzelsorten und ergänzenden Mischungen sind wir bereits bei 25 Variationen, die wir ganzjährig anbieten können. Je nach Absprache und individuellen Anforderungen der Gastronomen liefern wir auch exklusive Sorten. Verglichen mit dem

Koppert Cress-Katalog haben wir auch etliche neue Sorten entwickelt. Darunter Blattsenf, einen Fünf-Sorten Basilikum-Mix und einen Protein-Mix für die vegane Küche. Der nächste Schritt wird die Entwicklung süßer Kresse-Sorten: Wir arbeiten beispielsweise an einer neuen Weizengras-Sorte mit

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Nicht nur der Gesundheitstrend sei spürbar, sondern auch die Bedeutung der Rückverfolgbarkeit, berichtet Jühlcke. „Wer steckt hinter dem Produkt? Wo kommt es her? Dies ist mit der kompromisslosen Frische ein großes Thema innerhalb der Branche. Alles, was heute ausgeliefert wird, ist am gleichen Morgen abgeerntet worden. Das heißt, unsere Produkte durchlaufen innerhalb weniger Stunden die vollständige Lieferkette.“ Jetzt möchte man die gleiche Dienstleistung auch auf einem breiteren Niveau anbieten. „Unser Sortiment soll in der Zukunft auch in Richtung essbare Blüten, Salate, Kräuter und Baby-Gemüse gehen.“ munich.micros@gmail.com a.bukethal@fruechte-feldbrach.de

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Thimo de Wit

Ein Drucker in Taschenformat Das Etikettieren von Produkten wie etwa Kisten kann manchmal viel Zeit kosten, ganz besonders von Kisten, auf die eine Kodierung eingebrannt werden muss. Die deutsche EBS hat dafür jedoch auf Nachfrage einiger fester Kunden eine Lösung gefunden und einen Handdrucker entwickelt. Mit diesem kann leichter und vom Kunden selbst problemlos ein Text auf eine Kiste gedruckt werden. De Groot BV, der offizielle Vertriebshändler der deutschen EBS in den Beneluxländern, liefert das Gerät an seine Kunden.

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e Groot BV ist ein Unternehmen für Kodier- und Etikettiermaschinen aus Culemborg. Das Familienunternehmen mit zehn Mitarbeitern besteht schon seit 1936 und hat seinerzeit als Handelsunternehmen für Verpackungsmaterial begonnen. In den folgenden Jahren hat sich De Groot auf Maschinen für das automatische Anbringen von Kodierungen und Labels für Verpackungen in allen Formen und Maßen spezialisiert. De Groot wendet sich mit seinen Produkten vor allem an die Lebensmittelindustrie. Weil das Familienunternehmen klein ist, kann auf die Wünsche der Kunden flexibel reagiert werden. Seit kurzem liefert Bert also auch Handdrucker von EBS. „Mit dem Handdrucker kann beispielsweise ein Kartoffelproduzent von jetzt an seine Kisten mit eigenen Labels und Etiketten versehen. Der Vorteil daran ist, dass ein Kunde dann eine große Menge Blanco-Kisten bestellen kann, die er anschließend selber richtig kodieren kann.“ Ein weiterer Vorteil des Geräts ist, dass es auf eine Vielzahl von Trägern drucken kann und schlechten Wetterbedingungen stand-

hält. „Da viele Produkte in der Obst- und Gemüse-Branche en gros verpackt werden und einem Haltbarkeitsdatum unterliegen, sehe ich dafür ganz sicher einen Markt. Außerdem ist der Handdrucker einfach zu benutzen. Die Texte kann man selber am Computer erstellen und anschließend drahtlos an das Gerät senden und auch noch anpassen.“ Die Entwicklung dieses Geräts erfolgte auf Anfrage einiger fester Kunden bei EBS, wo man sich anschließend daranmachte, diesen Handdrucker zu entwickeln. „Zunächst lief der Verkauf dieses Handdruckers nicht so gut und einige betrachteten die Entwicklung des Geräts als Unsinn. Doch jetzt zeigt sich das Gegenteil, und mittlerweile kann EBS der Nachfrage nach dem Produkt nicht mehr nachkommen.“

Die zunehmende Nachfrage nach Handdruckern kommt jedoch nicht von Unternehmen, die es für die Codierung ihrer Produkte benötigen. Vor allem beim Schiffbau und in der Betonindustrie müssen Produkte gelabelt werden, weil die Einzelteile auf die

richtige Weise installiert werden müssen. Die Nachfrage kommt jedoch vor allem von Menschen, die das Gerät zum Spaß verwenden. „Manchmal sehe ich die verrücktesten Videoclips über das Gerät in den sozialen Medien – beispielsweise bei einem Festival, wo das Gerät verwendet wird, um T-Shirts mit Texten zu bedrucken.“

In der Obst- und Gemüse-Branche ist De Groot noch ein ziemlich neuer Spieler. Bert de Groot, Geschäftsführer des Unternehmens, spricht über die Verbindungen zur Obst- und Gemüse-Branche und die Aussichten für die Zukunft: „Uns fällt auf, dass demnächst viele Etikettiermaschinen in der Obst- und Gemüse-Branche ersetzt werden müssen, weil das sonst im Vergleich zu den modernen, auf dem Markt verfügbaren Varianten fast klassische Geräte sind. Als Spezialunternehmen können wir bei der Modernisierung dieser Geräte behilflich sein.“ Für die Zukunft hofft Bert, auch die Obstund Gemüse-Branche mit seinen Gutachten und Produkten ausstatten zu können. Dennoch möchte er mit seinem Unternehmen nicht zu schnell wachsen. „Ich möchte mich um meine bestehenden Kunden gut kümmern und ihnen zur Seite stehen, wenn dies nötig ist. Außerdem möchte ich den Charakter eines Familienunternehmens bewahren. Qualität kommt daher bei mir vor Quantität.“ (TD) Bert@degrootbv.nl

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Europas größte und nachhaltigste Reiferei steht in Moerdijk An den Docks entlädt das Personal die Bananen. Das Schiff aus Lateinamerika hat Antwerpen mit zwei Tagen Verspätung erreicht. Hinter dem Be- und Entladeraum schließt ein Rolltor den langen Gang mit Reifekammern ab. Insgesamt gibt es 45 Reifekammern. Dies ist die größte und nachhaltigste Reiferei Europas, gebaut in Moerdijk im Auftrag von Lidl.

D

as imposante Distributionszentrum des deutschen Einzelhändlers in Moerdijk beherbergt drei Unternehmen, die jeweils für Tiefkühlprodukte, Obst und gereiftes Obst zuständig sind. „Wir haben 45 Reifekammern und wie Sie sehen können, gibt es Kammern mit einer grünen und mit einer

blauen Tür,“ sagt einer der Reifer, die von Lidl für das Reifen von Bananen, Mangos und Avocados angestellt wurden. Hinter den grünen Türen werden die Mangos und Avocados gereift. Die Bananen befinden sich hinter der blauen Tür. „Die Reifekammern für Exoten haben ein größeres Fassungsvermögen zum Kühlen und Erwärmen,“ erklärt der Reifer.

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„Das Reifen von Bananen ist ein anderer Prozess als das Reifen von Man-

gos und Avocados“, sagt Peter Huigsloot, Engineering Manager bei Nijssen. „Bananen gefrieren bei einer Temperatur unter 12° C. Sie müssen auch langsam erwärmt werden, sonst ist die Reifung unregelmäßig. Eine solche allmähliche Erwärmung ist bei Mangos und Avocados nicht nötig. Diese werden bei 5° C aufbewahrt, können schnell erwärmt und gereift und dann für die Distribution wieder auf 5° C runtergekühlt werden. Eine schnelle Erwärmung der Exoten verkürzt die Reifung um einen Tag. Ein höheres Kühlungs- und Erwärmungsvermögen zahlt sich daher schnell aus. Aber der Temperaturbereich aller Kammern reicht sowohl für Bananen, Mangos als auch Avocados aus. Das gibt den Reifern mehr Flexibilität bei der Planung.“ Alle Reifekammern sind zweilagig, jede Lage bietet Platz für eine Lastwagenladung Obst. „Für die Reifung von Bananen haben wir ein Programm von fünf bis sechs Tagen. Mangos und Avocados reifen schneller und sind nach maximal vier Tagen gereift“,


erklärt er weiter. Anschließend werden die Exoten nach Europa weitertransportiert und der Reifungsprozess setzt sich während des Transports fort.

NACHHALTIGKEIT IM MITTELPUNKT Nijssen realisierte die energiesparende Kühl-/Gefrieranlage für das gesamte Distributionszentrum, von dem die Reiferei ein Teil ist. Nachhaltigkeit war ein wichtiges Kriterium beim Neubau. Das wurde realisiert, indem man sich unterschiedlicher Temperaturkreisläufe bediente. Peter Huigsloot (Nijssen): „Spedition, Maschinenraum, Schaltraum und 33 Bananen-Reifekammern werden auf Wasserbasis gekühlt. Bei den Kühlzellen wird mit einem CO2-Pumpsystem gearbeitet, das auch die 12 Exotenkammern indirekt auf Glykol-Basis klimatisiert. Beim Kühlraum wird eine CO2 DX-Installation eingesetzt. Mit diesem Entwurf erzielt man einen höheren COP-Wert. So fallen die Energie- und Ver-

brauchskosten geringer aus, und das permanent.“ Auch bei anderen Bereichen steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Wärme wird zurückgewonnen und da man sich für spezielle Kondensatoren entschied, die weniger Platz auf dem Dach einnehmen, bleibt mehr Platz für Sonnenpaneele. Das gesamte Gebäude wird mit LED-Lampen beleuchtet. Die Entscheidung für Moerdijk verringert auch die Transportbewegungen, was zu einer CO2-Ersparnis führt. PROBLEME FÜR REIFER Das größte Problem für Reifer ist, dass ausreichend gereiftes Produkt zur Verfügung steht. „Die Bananenreifung dauert fünf Tage. Normalerweise bekommen wir sieben Tage zuvor eine Bestellung, aber manchmal wird eine Bestellung im letzten Moment angepasst. Dann müssen wir in der Lage sein, Bananen mit der richtigen Farbstufe zu liefern“, so das Reifungsteam. Auch bei der Anlieferung kann es zu Ver-

spätungen kommen, etwa wenn ein Schiff in schlechtes Wetter gerät. Er zeigt auf die Bananen, die während des Gesprächs entladen werden. Es ist Mittwoch, normalerweise gelangen die Bananen montags von Vlissingen und Antwerpen nach Moerdijk. Er ist daher bei der Reifung zwei Tage in Verzug. „Wir sind auch von der Ankunft der Bananen abhängig.“ Es gibt keine großen Vorräte, denn die Lidl-Filialen werden täglich mit frischen Bananen, Mangos und Avocados beliefert. Innerhalb der Bananenkategorie werden biologische Fairtrade-Bananen immer wichtiger. In Belgien wurden diese Bananen vor etwa zwei Jahren in das Sortiment aufgenommen. Seit drei Monaten sind sie auch bei den niederländischen Lidl-Filialen erhältlich. (RM) communicatie@nijssen.com

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Verarbeitetes Obst und Gemüse

Belgischer Gemüseschneidebetrieb baut Export in Nachbarländer aus Bis vor kurzem war der Gemüseschneidebetrieb DV Fresh aus dem flämischen Pittem vor allem auf dem belgischen Markt aktiv. Unter Leitung des neuen CEOs Peter Bauwens wurde mittlerweile auch der Export in die Nachbarländer Frankreich, Niederlande, Deutschland und Luxemburg aufgenommen. Im vergangenen Herbst expandierte der Schneidebetrieb massiv.

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V Fresh wurde im Jahr 2000 von Dirk Verkinderen und Hilde Lannoo gegrün-

det. 2017 wurde Peter Bauwens als CEO eingestellt. „Aber so wichtig bin ich nicht“,

Wachstumsambitionen hat DV Fresh nämlich auf jeden Fall. Im letzten Jahr wurde ein wichtiger Neubau begonnen, mit dem die Fläche des Gemüseschneidebetriebs

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fügt der neue Geschäftsführer sogleich hinzu. „Ich komme aus dem Non-Food-Bereich, besitze aber schon die erforderliche Einzelhandelserfahrung, um mich für das weitere Wachstum dieser Firma einzusetzen.“

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um etwa 10.000 m² erweitert wird. „Aber es geht nicht nur um zusätzlichen Platz. In dem Neubau werden wir uns vor allem anders organisieren, wobei Automatisierung das Zauberwort ist und wir vor allem auf neue Technologien setzen.“ „So werden in dem Neubau die Faltboxen automatisch zugeführt, geöffnet, anschließend mit dem verpackten Gemüse palettisiert und automatisch in den Kühlraum transportiert. Dadurch werden auch die Kühlräume und die Spedition Teil des Neubaus sein, der im Sommer fertiggestellt wurde“, sagt Peter.

„In Westflandern spricht man von einem Arbeitskräftemangel. Wenn sich das heutige Wachstum fortsetzt, wird unser Personalbestand sicher weiter zunehmen, aber aufgrund der Automatisierung brauchen wir umsatzbezogen weniger VZÄ“, erklärt der CEO den Schritt hin zur Automatisierung. „Außerdem hilft uns das, die Fehlerquote zu reduzieren. Menschen können schließlich Fehler machen, Roboter im Prinzip nicht.“

„Außerdem investieren wir weiterhin, um unsere 170 Mitarbeiter an uns zu binden, genau wie neue, hochqualifizierte Mitarbeiter. Auf diese Weise sind wir noch mehr als zuvor mit der Ausbildung unserer eigenen Mitarbeiter beschäftigt. Dafür habe ich mich selbst in der Vergangenheit entschieden eingesetzt“, sagt Peter. „Wir setzen bei dem Neubau stark auf Qualitätsverbesserung. Das hört sich vielleicht banal an, aber wir glauben, dass es möglich ist, wenn wir die Haltbarkeit der Produkte mit neuen Techniken weiter verlängern können. Ein Produkt mit einer zu kurzen Haltbarkeit ist erfahrungsgemäß grundsätzlich ein qualitativ schlechteres Produkt. Wenn es uns gelingt, die Haltbarkeit zu verlängern, ermöglicht uns das auch weiteren Export“, sagt Peter.

Die Dürre des vergangenen Sommers hatte ihm zufolge einen starken Einfluss auf die Belieferung mit Rohstoffen. „Wir arbeiten mit vielen Produzenten auf Vertragsbasis. Da jedoch viele Produzenten diesen Verträgen nicht nachkommen konnten, haben wir in den vergangenen Monaten auf dem

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freien Markt viel hinzukaufen müssen, und das zu hohen Preisen.“

Mittlerweile entfallen etwa zwei Drittel des Absatzes von DV Fresh auf Supermärkte, der Rest wird an die Gastronomie und die Industrie verkauft. „Dieses Verhältnis wird sich wohl in den kommenden Jahren kaum verändern, aber das an den Einzelhandel abgesetzte Volumen wird sicher nicht geringer werden“, sagt Peter.

Innerhalb des belgischen Einzelhandels hat DV Fresh in den vergangenen 20 Jahren eine ansehnliche Position erworben. „Angesichts unserer weiteren Wachstumsambitionen mussten wir international aktiv werden. Daher haben wir uns 2017 dazu entschlossen, in die Nachbarländer zu exportieren.“ Jedes Land bringt dabei eigene Probleme mit sich, wie der neue CEO erkennen muss. „In den Niederlanden gibt es gute Anbieter und der Einzelhandel arbeitet eher quotierungsgetrieben. In Frankreich haben wir mittlerweile Kunden bei einigen größeren Spielern, wodurch wir direkt einen suffizienten Marktanteil erzielt haben. In Deutschland dagegen steckt die Erzeugnis-

kategorie IV Gamma noch in den Kinderschuhen, wir haben mittlerweile unsere ersten Schritte auf dem Markt gemacht.“ Im Laufe der Jahre hat sich die Produktpalette von DV Fresh signifikant erweitert. „Wir haben in letzter Zeit gesehen, dass die sogenannten vergessenen Gemüsekategorien im Aufwind sind. Es gibt eine hohe Nachfrage nach Produkten wie Pastinaken, Kürbis und süßen Kartoffeln sowie deren Verwertung. Auch Produkte wie Gemüsespaghetti und Wokgemüse sowie Bio-Produkte sind auf dem Vormarsch. Außerdem versuchen wir, neue Sorten des bestehenden Gemüses einzuführen. Dabei erweist sich der Hintergrund von Dirk Verkinderen in der Saatgutveredelung als nützlich.“

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An die Verarbeitung von Obst wagt sich DV Fresh kaum heran. „Gemüse zu schneiden, stellt unser Kerngeschäft dar; darauf konzentrieren wir uns. Unser Ziel dabei ist, den Kunden kreativ und innovativ zu begleiten. Dabei versuchen wir, den Supermärkten einen Schritt voraus zu sein, denn sobald die Nachfrage vom Einzelhandel kommt, geht sie auch an andere Anbieter. Daher gehen Neuerungen auch zum größten Teil aus unserer eigenen Schneideküche hervor“, sagt Peter abschließend. (IH) peter.bauwens@dvfresh.be dirk@dvfresh.be

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Verarbeitetes Obst und Gemüse

Gemüseverarbeiter setzt auf Robotisierung Als der kürzlich verstorbene Gründer Wim Heemskerk vor fast 60 Jahren auf dem Großhandelsmarkt in Amsterdam mit der Produktion und dem Verkauf von geschnittenem Suppengemüse in Tüten begann, konnte er nicht ahnen, dass der Markt für verarbeitetes Gemüse einen solchen Aufschwung erleben würde. Neben geschnittenem Gemüse produziert das Rijnsburger Unternehmen mittlerweile auch Mahlzeiten- und Obstsalate sowie Frisch- und Suppenpackungen. Jede Woche gehen etwa 3,5 Millionen Packungen an große Einzelhandels- und FastfoodKetten im In- und Ausland.

„D

a gibt es viel Wachstum“, bekräftigt die kaufmännische Direktorin Jantine Star-Heemskerk. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, erweiterte der Verarbeiter 2014 bereits auf 27.000 m². Jetzt kommen noch einmal 1.000 m² hochwertige Fläche hinzu, die diesen Sommer den Betrieb aufnehmen sollen, um die

zunehmende Nachfrage nach Mahlzeitenund Lunchsalaten zu bedienen. Zur Bewältigung des künftigen Wachstums hat der Obst- und Gemüse-Verarbeiter im vergangenen Jahr auch das in der Nähe gelegene Gebäude, auf dem der Nachbar Pacombi ansässig ist, gekauft.

„In diesem neuen Betriebsgebäude werden wir große Serien produzieren, die wir teils robotisieren und automatisieren können“, sagt Jantine. „Hierfür kommen Produkte wie Endivien, Grünkohl, Eisbergsalat, Rucola und Feldsalat in Frage. Das sind größtenteils automatisierte und robotisierte Prozesse, die sich so noch effizienter produzieren lassen. Das existierende Gebäude benutzen wir vor allem für Produkte mit einem kleineren Produktionslauf und für Artikel, die mehr manuelle Arbeit erfordern.“ GESCHNITTENES OBST, FRISCHEPACKUNGEN, ERSATZ FÜR KOHLENHYDRATE Zu den kleineren Produkten gehört unter anderem geschnittenes Obst, mit dem Heemskerk 2016 begann. „Unsere ObstakAGF Primeur 4 • 2019

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Verarbeitetes Obst und Gemüse

tivitäten haben in ziemlich kleinem Umfang begonnen, erleben aber jetzt doch einen Aufschwung. Das gilt noch mehr für die Frischepackungen, die vorerst einen kleinen Teil des Umsatzes ausmachen, aber stark anwachsen. Auch beim Ersatz für Kohlenhydrate wie Blumenkohl-Brokkoli-Reis, von denen der Verbraucher bis vor einigen Jahren nie gehört hat, sehen wir einen Aufschwung“, fasst Jantine zusammen. „So setzen wir zum einen auf die Umfangszunahme bei Volumenprodukten, leisten aber zugleich auch Pionierarbeit mit neuen Konzepten und Ideen. Dabei ist uns klar, dass möglicherweise neun von zehn Konzepten misslingen und niemals das Volumen einer Tüte mit Endivien erreichen werden.“ Das heiße Wetter des vergangenen Sommers zeigt immer noch seine Nachwirkungen in dem Schneidebetrieb in Heemskerk. „Insbesondere bei Lagerungsgemüse wie Wurzeln und Zwiebeln sind noch Folgen spürbar. Bei schnell wachsenden Pflanzen entstehen schnell Probleme, aber die erledigen sich auch schnell wieder. Wir haben auch heute noch Probleme mit niedrigen Erträgen und kleinen Kalibern, etwa bei den Zwiebeln. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich die neue Saison bemerkbar macht. Die Endivie war zudem schlecht verfügbar und beim Eisbergsalat hatten wir 70

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und dann ist es bei der Knappheit auf dem Arbeitsmarkt eine organisatorische Leistung, die Arbeit zu verteilen. Ich selbst habe im vergangenen Sommer auch eine Nacht lang kommissioniert“, lacht Jantine. „Glücklicherweise ist es uns trotz der explosiven Nachfrage und der Rohstoffturbulenzen aufgrund der Dürre dennoch gelungen, eine Lieferperformance von 99,8% zu erzielen. Wir sehen, dass der Druck auf die Arbeit immer größer wird und möchten uns darauf rechtzeitig einstellen. Gute Mitarbeiter in Schlüsselpositionen sind weiterhin ausschlaggebend, aber bei repetitiven Arbeiten wird es immer schwieriger, die richtigen Leute zu rekrutieren.“

Kommerzielle Direktorin Jantine Star-Heemskerk

mehr Probleme mit dem Strunk und Rand. Man kann vieles kontrollieren, aber die Wetterbedingungen nicht“, schlussfolgert Jantine.

Bei warmem Wetter sehen wir, dass die Nachfrage nach Mahlzeit- und Obstsalaten explosiv zunimmt. Aber das sind Produkte, die relativ viel manuelle Arbeit erfordern,

ROBOTER, DIE PRO FILIALE AUFTRÄGE VERTEILEN „Das ist auch der Grund, warum wir uns für Automatisierung und Robotisierung einsetzen. Wir haben bereits Roboter, die einen Eisbergsalat vor der Strunkentfernung auf das Band legen und auch einen Roboter, der Tüten mit Dressing auf die Salate legt. Unser größtes Roboterprojekt soll jedoch im Juni vorgestellt werden. Es besteht aus zehn Robotern, die die Aufträge nach Filiale verteilen. Ein solches Projekt lässt sich nicht von einem Tag zum anderen realisieren, wir möchten es jedoch in diesem Jahr mit voller Kraft weiterentwickeln“, sagt Jan-


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tine. „Wir versuchen uns so gut wie möglich auf das sich verändernde Wetter einzustellen, indem wir den Anbau besser streuen und alternative Anbautechniken einsetzen. Dadurch sind wir – neben unserer Produktgruppe, die sehr beliebt ist – eigentlich ständig mit Innovation beschäftigt.“ „Am schönsten finde ich, dass wir mit Obst und Gemüse arbeiten, uns also mit einem gesunden und leckeren Produkt beschäftigen. Das ist doch eine perfekte Kombination! Es liegt an uns, das bequemer zu machen. Natürlich wird immer noch das altmodische Butterbrot mit Käse gegessen, aber mit unseren Salatschüsseln haben wir eine Alternative zur Hauptmahlzeit, die ein Bedürfnis aufgreift“, sagt Jantine. „Dabei ist Nachhaltigkeit für uns ein wichtiger Punkt.

Das Bio-Sortiment ist bei uns allerdings sehr klein. Wir bieten es zwar an, glauben jedoch kaum an ein großes Wachstum. Ich denke, dass der echte Bio-Kunde normalerweise auch kein Fertiggericht kauft. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich der biologische und der konventionelle Sektor aufeinander zu bewegen und dadurch der allgemeine Standard steigt.“ Die Art der Kunden, die Heemskerk bedient, hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. „Unsere Produkte sind für die großen Einzelhandels- und Fast-food-Ketten geeignet, weniger für das Gaststättengewerbe und das Großhandelssegment“, sagt Jantine. „Innerhalb der Niederlande ist der Markt verhältnismäßig gut zwischen einigen etablierten Spielern und etwas kleine-

ren, flexiblen Spielern verteilt. Im Ausland ist dagegen eine Reihe von großen Gruppen aktiv. Derzeit erzielen wir 85 % unseres Umsatzes noch in den Niederlanden, setzen jedoch auf eine weitere Internationalisierung. In Kürze arbeiten wir mit einem neuen, deutschen Kunden zusammen. Dort steckt der Markt für geschnittenes Obst und Gemüse noch in den Kinderschuhen. In den Niederlanden wird Gemüse bereits zu 35 % geschnitten verkauft, in Deutschland sind es gerade eben 5 %. Die Esskultur ist eine ganz andere. Wenn es da jedoch erst einmal läuft, wird es mit 83 Millionen Einwohnern ein sehr interessanter Markt!“ (IH) J.Star-Heemskerk@wheemskerk.nl

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Automatisierung

Silvia Janssen, CEO Service2Fruit

„Wir wären schließlich gerne die größte E-Plattform für Obst und Gemüse in Europa“ Seit ihrer Ernennung zum CEO bei Service2Fruit Anfang dieses Jahres, ist die Nutzung und weitere Professionalisierung der Plattform, sowie der Möglichkeiten, die sie bietet, eine der Hauptaufgaben von Silvia Janssen-Voorbij. Ziel ist sowohl die vertikale als auch horizontale Verbreiterung der Plattform und der Dienste, die auf den Ausbau der europäischen Aktivitäten der Plattform zielen. Einer der Pfeiler des Unternehmens, der dabei Bestand haben muss, ist die Unabhängigkeit von Service2Fruit und die Nichteinmischung bei der Preisbildung. „Wir ermöglichen einzig und allein den Markt-

platz“, erklärt Silvia. Dies beinhaltet, dass sich die Service2Fruit-Plattform zu Beginn für alle Produkte, Märkte und Branchen eignet, wobei jede an den spezifischen Handel und seine Gebräuche angepasst ist. „Ich

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bin mir sicher, dass wir Marktplätze mit Mehrwert schaffen können.“

Sie deutet auf dieser Ebene Chancen für Service2Fruit an und erkennt einen Bedarf auf dem Markt. Das ist einer der Bereiche, in den investiert wird. „Wir wären schließlich gerne die größte E-Plattform Europas.“ Beim Ausbau legt Silvia viel Wert auf Zusammenarbeit. „Alleine geht man schneller, aber gemeinsam kommen wir weiter.“ Das kommt in dem Streben zum Ausdruck, die Service2Fruit-Plattform in Zusammenarbeit mit und für andere Branchen – nicht

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Bezüglich des heutigen Marktes bemerkt der Geschäftsmanager Emanuel Sluis, dass der Markt vor allem für Birnen schwierig ist. Rund um diese Früchte gibt es Sorge und Unruhe auf dem Markt, was der Preisbildung nicht zugutekommt. Für den Monat April erwartet Emanuel, dass die erforderliche Verfügbarkeit von Birnen – vor allem verursacht durch Qualitäts- und Lagerungsprobleme als Folge der extremen Dürre des Sommers 2018 – die Nachfrage übersteigen wird. Weil die Vorräte durchaus rückläufig sind, könnte danach möglicherweise etwas Luft auf dem Markt entstehen, die Emanuel zu der vorsichtigen Voraussage veranlasst, dass es – sehr spät in der Saison – die Möglichkeit einer positiveren Preisbildung geben könnte. Bei Äpfeln ergibt sich ein etwas positiveres Bild. Obwohl auch Elstar mit Lagerungsproblemen zu kämpfen hat, sind die Preise für dieses Obst akzeptabler. Viele der Elstar-Vorräte sind bereits vermarktet, so dass Emanuel erwartet, dass die Saison kürzer sein wird. Danach wird möglicherweise mehr Nachfrage nach Jonagold-artigen Sorten aufkommen, was den Preis beeinflussen könnte. nur Kernobst und Bäume – und durch Zusammenarbeit mit diversen Absatzkanälen zu verbreitern. Die ersten Kontakte sind geknüpft. „Wenn man schon die Werkzeuge hat, warum soll man das nicht erweitern?“ fragt sich Silvia.

Mittlerweile gibt es Büros in den Niederlanden, in Belgien und Polen, es gibt eine Zusammenarbeit in Ungarn und es wird sogar Obst außerhalb Europas abgesetzt. Dabei erkennt die CEO von Service2Fruit an, dass jede Branche anders arbeitet und

bei der Nutzung der Plattform Maßwerk erforderlich ist.

OBST- UND GEMÜSEBRANCHE Silvia äußert die Hoffnung, dass es beim Obst- und Gemüse-Angebot keine weitere Zersplitterung gibt, weil dies für die Position der Produzenten nachteilig wäre. Die CEO meint, dass es eine der Rollen von Service2Fruit sei, der Zersplitterung entgegenzutreten, da die Plattform ein Marktplatz für den freien Handel ist und die Produzenten verbindet. Service2Fruit bietet einen

unabhängigen Marktplatz, auf dem Angebot und Nachfrage von Frischprodukten zusammentreffen, und Silvia geht davon aus, dass das so bleibt. Sie glaubt nicht, dass der Obsthandel sonderlich schnell durch eine direkte Kettenzusammenarbeit ersetzt wird. „Beim Obst wird immer ein Kettenglied zwischen Erzeuger und Einzelhändler gebraucht werden.“

PREISBILDUNG Silvia merkt an, dass Angebot und Nachfrage derzeit nur mit Mühe zusammenfinden. Dies führt dazu, dass auf diesem schwierig verlaufenden Markt derzeit mehr vermittelt wird, als dass man von einem Nachfragemarkt sprechen könnte, auf dem die Preisbildung via digitale Versteigerungen zustande kommt. Aber auch hier ist dieselbe, mit zur Gründung von Service2Fruit im Jahr 2011 führende Transparenz anwendbar wie bei den digitalen Versteigerungen. Alle Transaktionen – per digitaler Versteigerung oder vermittelt – laufen über eine Plattform und sind über den FreshMonitor sichtbar. (MW) info@service2fruit.nl

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Verpackung

Stephan Schneider gibt Ratschläge und Hilfestellungen für ein nachhaltigeres Verpackungssortiment

„Viel Unwissenheit in der Obst- und GemüseBranche über Verpackungen, Materialien und Recycling“ Vor drei Jahren hat Stephan Schneider bei HillFresh International diverse Neuerungen vorgestellt, unter anderem die Marke Juisy, hervorstechende Verpackungen und ein spannendes NickelodeonObstsortiment für Kinder. Jetzt hat er sich mit seinem eigenen Unternehmen Cre8tives selbstständig gemacht – ein Unternehmen, das mit kreativen Lösungen auf dem Gebiet des Marketings und der Kommunikationsmittel Unternehmen zu einem eigenen Profil verhelfen will. Eine wichtige Entwicklung ergibt sich dabei aus der Plastikdiskussion, bei der Cre8tives den Unternehmen einen Weg zu einem nachhaltigeren Sortiment an Verpackungen aufzeigen will.

„I

n meiner Funktion als Marketingchef bei HillFresh habe ich so ziemlich alle Entwicklungen auf dem Gebiet der Verpa-

und deren Recycling betrifft. Kompostierbare Plastikarten werden von vielen Menschen gelobt, weil sie die Aussagen diverser Verkäufer glauben. Es gibt unglaublich viele Unternehmen, die teurere Materialien für Ihre Verpackungen verwenden, deren Nachhaltigkeit aber fraglich ist. Das will ich mit Cre8tives ändern“, sagt Stephan.

„Während eines Besuchs beim LCA-Centre habe ich viele Informationen gesammelt und diese schließlich zu einem übersichtlichen Modell verarbeitet. Das Modell ist sehr einfach anzuwenden und basiert eigentlich auf zwei Ausgangspunkten – denen des Produktes und denen der Verpackung. Bei

ckungen miterlebt. Letztlich erstaunte mich die Unwissenheit der Obst- und Gemüse-Branche, was Verpackungen, Materialien

CIRCULAR PACKAGING MODEL | ROAD TO SUSTAINABLE PACKAGING ASSORTMENT DOES THE PRODUCT HAVE A NATURAL PROTECTIVE SKIN ? NO

YES Reducing food waste has an enormous environmental, ecological often the environmental impact of adding a packaging to a product has a far lower impact on the environment than that of the additional foodwaste.

FUNCTIONAL P CKAGING FLOW PA

PACKAGING WILL IMPROVE SHELFLIFE

IS THE CURRENT OR NEW PACKAGING RECYCLABLE ?

YES

PRODUCT DOES REQUIRE PACKAGING

RECYCLABLE

NO

PAPER

PLASTIC

YES

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RE-DEVELOP SUSTAINABLE PACKAGING ALTERNATIVE

NO

EXPLORE ALTERNATIVE MATERIALS There is always room for improvement. A packaging can be optimized in size, weight or even by switching to alternative materials.

THE PACKAGING IS MONO MATERIAL NO

OPTIMIZE PACKAGING SIZE

OTHER PLASTIC

(PET, PE, HDPE, LDPE, PP)

OPTIMIZATION STEPS LCA CENTRE CHECK

WOOD

GLASS

PRODUCT DOES NOT REQUIRE PACKAGING

NON-RECYCLABLE

YES

IS THERE A LOCAL RECYCLING INITIATIVE

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der Verpackung kommt es darauf an, dass die verwendeten Materialien in Europa recycelt werden können und da misslingt es oftmals. Sehr viele kompostierbare Plastikarten können weder mit dem Grünabfall noch mit dem Plastikabfall entsorgt werden. Sie müssen in den Restmüll gegeben werden, was eine nicht nachhaltige Lösung ist, da dieser direkt verbrannt wird. Es ist erstaunlich, wie viele Unternehmen zu viel für teurere Verpackungsmaterialien bezahlen, die letztlich überhaupt nicht halten, was sie versprechen. Ein weiteres No-Go sind natürlich Verpackungen, die aus mehreren Materialien hergestellt sind und die vom Verbraucher nicht automatisch getrennt werden. Mono-Materialien sind die Zukunft, das ist die Richtung, die wir einschlagen müssen. Das Muster gibt einen ersten Eindruck, wie der Weg zu einem nachhaltigeren Verpackungssortiment ausse-

en wasch

hen sollte. Unternehmen, die gerne eine Beratung auf diesem Gebiet wünschen, können jederzeit Kontakt mit mir aufnehmen“, sagt Stephan. Abgesehen von Ratschlägen im Verpackungsbereich ist Cre8tives auch dann ansprechbar, wenn ein kreativer Blick auf die Unternehmensführung gewünscht wird, um das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz zu profilieren. „Oftmals ist es so, dass ein kreatives Konzept oder eine Innovation eine Tür öffnet, die sonst verschlossen bleiben würde. Egal ob es um eine Idee geht, einen innovativen Forschungsansatz, ein Event oder einfach um ein kreatives Brainstorming, bei Cre8tives sind Sie an der richtigen Adresse“, sagt Stephan abschließend. (IH)

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Verpackung

Günstiger, besser und schöner verpackte Trauben

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ie präsentiert und positioniert man das Produkt, das man verkaufen möchte? Für Einzelhändler ist das eine wichtige Überlegung, auf die sie aber oftmals nur wenig Einfluss haben. Trauben werden aus Kostengründen vor allem vorverpackt importiert, mit nur geringer Flexibilität. Trauben sieht man bei fast allen Einzelhändlern in Schalen à 500 Gramm. „Da

können wir etwas verändern“, sagt Peter Nieuwkerk, Geschäftsführer und Inhaber von InnoFresh Packing, Teil der Budelpack Groep. „Unsere Gespräche mit Einzelhändlern haben gezeigt, dass diese sich mehr Mitsprache wünschen, in welcher Verpackung sie das Produkt dem Verbraucher anbieten. Es wäre schön, wenn es bald möglich wäre, Trauben in Verpackungsin-

novationen anzubieten. Denken Sie an Spezialverpackungen für süße, kernlose oder Bio-Trauben, damit der Verbraucher sie einfacher und besser erkennen kann, damit verschiedene Größen angeboten werden oder Einzelhändler die Trauben in einer eigenen, charakteristischen Verpackung anbieten können.“

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Um daran etwas zu ändern, wurde InnoFresh Packing gegründet, ein Budelpack-Unternehmen, das sich auf die automatisierte Verpackung von Trauben spezialisiert hat. Bei InnoFresh wurde eine einzigartige Verpackungslinie realisiert, die vor kurzem zur Version 3.0 weiterentwickelt wurde. „Mit dieser können wir die Verpackung von Trauben gegenüber dem manuellen Verpacken kos-

tenneutral anbieten. Da erst kurz vor der Lieferung an den Einzelhandel verpackt wird, lässt sich ein Produkt mit Spitzenqualität garantieren. Das ermöglich dem Importeur auch, dem Einzelhandel diverse Verpackungsformen anzubieten, von Schalen à 500 Gramm, 250 Gramm und 400 Gramm über Topseal bis hin zu Zellstoffschalen oder sogar Standbeuteln.“ Abgesehen von der höheren

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Verpackung

Flexibilität bei den Verpackungsformen bietet das unverpackte Importieren weitere Vorteile. Der Import in unverpackter Form spart mindestens 25 Prozent der Transportkosten ein. Peter rechnet vor: „In einen 60 mal 40 Karton passen zehn Schalen à 500 g, also 5 Kilo insgesamt. Unverpackt passen 7,5 Kilo Produkt in denselben Karton. Der gelieferte Karton wird bei der Lieferung an den Einzelhandel außerdem wiederverwertet. Das können auch 9 oder 10 kg sein, was aber möglicherweise auf Kosten der Qualität geht und woraufhin die Kiste nicht erneut verwendet werden kann.“ Ein weiterer Vorteil ist, dass bei der Ankunft keine zeitintensive Kontrolle des vorverpackten Produktes notwendig ist. Die Kontrolle erfolgt direkt an der Verpackungslinie. Schlechte Ware wird also nicht verpackt, so dass nur qualitativ hochwertige Trauben beim Verbraucher auf den Tisch gelangen. Zu guter Letzt erfordert das kundenspezifische In-line-Labeln an der Verpackungslinie kein weiteres Handling mehr. HÖHERE KAPAZITÄT UND MEHR PRÄZISION BEIM VERPACKEN Die Entwicklung und die Verbesserung der InnoFresh-Verpackungslinie wurden

vollständig in Eigenregie durchgeführt. „Es existieren schlichtweg keine Verpackungsmaschinen für Trauben. Das ist eine große technische Herausforderung, weil es sich um ein empfindliches Produkt handelt. Es gibt eine große Vielfalt an Maßen, Gewichten und Sorten, mit der eine Maschine umzugehen hat: Wie fest sind die Rispen, wie schnell lösen sich die Trauben von den Rispen und so weiter. Nach der Verpackung muss schließlich ein qualitativ hochwertiges Produkt beim Verbraucher ankommen.“ Die automatische Verpackungslinie ist seit 2015 einsatzbereit und wurde ständig weiterentwickelt.

„Die neueste Version kann 150 Pakete pro Stunde verpacken. Bei manueller Verpackung sind dafür 40 Mitarbeiter nötig, wir brauchen nur zwölf. Durch die Verwendung eines neu eingeführten Wiegesystems hat die Präzision der Verpackungen weiter zugenommen, wobei das Ziel ist, eine ‘Überfüllung’ möglichst gering zu halten. Die Kosten der automatisierten Verpackungen liegen derzeit auf dem Niveau des manuellen Verpackens. Finanziell gibt es demnach noch keinen Vorteil für den Importeur (aber auch keinen Nachteil), aber der

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wichtigste Schritt hin zu einem niedrigeren Selbstkostenpreis ist damit getan“, sagt Peter. Es wird erwartet, dass aufgrund der Weiterentwicklung der Verpackungslinie eine Reduktion des Selbstkostenpreises um 30 Prozent gegenüber der manuellen Verpackung möglich ist. Damit wird auch ein Preis realisiert, der mit dem Kostenpreis der externen Verpackung konkurriert. „Um mehr Erfahrungen in Bezug auf die verbesserte Linie zu erlangen, suchen wir jetzt die Zusammenarbeit mit einem Importeur, der in einer Saison mindestens 500.000 Scha-

len verpackt. Der hier benötige Standort steht noch nicht fest und wird in Absprache mit InnoFresh und dem Importeur festgelegt.“ Derzeit werden Verpackungen und insbesondere Plastikverpackungen unter die Lupe genommen. Peter geht davon aus, dass Importeure von den Einzelhändlern mit weiteren Verpackungswünschen konfrontiert werden. Schon jetzt kann man eine auffällige Verschiebung von Schalen mit Deckel hin zu Topseal bemerken, ange-

trieben vor allem durch den Wunsch, weniger Plastik zu verwenden. Auch die Nachfrage nach kleineren Verpackungen nimmt unter dem Einfluss der demographischen Entwicklung (kleinere Haushalte) und dem On-the-go-Verbrauch zu. „Mit Verpackungen lässt sich viel erreichen. Wir möchten das gerne auch für Trauben möglich und bezahlbar machen“, sagt Peter abschließend. (ML) p.nieuwkerk@budelpack.com

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für automatisiertes Verpacken der Trauben in den Niederlanden InnoFresh Packing, ein Teil der Budelpack Gruppe, macht es jetzt möglich um in den Niederlanden Trauben automatisch in Kunststoffschalen zu verpacken.

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Veredlung

Arend Schot, Syngenta

„Patente wurden nicht umsonst erfunden“ Patente sind in der Obst- und Gemüse-Branche Gegenstand wiederkehrender Diskussionen. Es hilft auch nicht, dass beim Europäischen Patentamt intern noch Widersprüchlichkeiten hinsichtlich der Patentierung klassischer Veredelung bestehen. Im vergangenen Dezember fällte die technische Beschwerdekammer des Patentamts ein Urteil, das es vielleicht doch ermöglicht, auf die Resultate aus klassischer Veredelung ein Patent zu beantragen. Arend Schot, bei Syngenta der Regionsleiter für Europa, den Nahen Osten und Afrika, verfolgt die Entwicklungen sehr genau. Er arbeitete in den vergangenen Jahren in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Brasilien und China, ist aber seit zweieinhalb Jahren wieder zurück in den Niederlanden.

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Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass Patente in der Obst- und GemüseBranche Diskussionsgegenstand sind. Wie sehen Sie das, und wie erklären Sie sich die offenbar ständig zunehmende Aufregung? „Der Wirbel, den Patente auslösen, spielt in meinen Augen nicht nur in der Obst- und Gemüse-Branche eine Rolle. Generell hat es in den vergangenen Jahren Aufregung um die Verwendung von Technologie in Landwirtschaft und Gartenbau gegeben, und auch darüber hinaus ist Technologie oft nicht unumstritten. In der gesamten Technologie-Diskussion wird aber leider zu wenig mit Fakten gearbeitet. Daher handelt


es sich oftmals nicht um eine sachliche Diskussion, sondern um eine Meinungsverschiedenheit. Das Aufkommen des Internets spielt bei der Ausweitung dieser Diskussion sicherlich eine Rolle, aber für mich sind eher die sozialen Medien das Problem. Die Menschen wissen leider oftmals nicht, was Technologie und Veredelung genau bedeuten. Dann kann gerade das Internet sehr praktisch sein, denn es ist ein demokratisches Medium, zu dem fast jeder Zugang hat. Wer sich die Zeit nimmt, kann sehr viele Informationen finden, um zu verstehen, was wir als Veredler tun. In den sozialen Medien geht es dagegen mehr um den Austausch von Meinungen, ohne dass diese immer auf Fakten beruhen. Internet und soziale Medien kollidieren da ein wenig. Die Menschen sind meiner Meinung nach nicht so sehr gegen die Technologie, sondern machen sich mehr Sorgen über deren Gebrauch und die zugrundeliegenden Ziele der Unternehmen. Teilweise rührt das daher, dass wir als Veredeler in der Vergan-

genheit zu wenig erklärt haben, was genau wir machen. Wenn man das möchte, sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, was man erklären will. Der ganze Veredlungsprozess ist schwer zu erklären. Allerdings können wir auf eine noch verständlichere Weise erklären, was wir tun, und das für ein möglichst breites Publikum. Es wäre sehr schön, wenn es mit der Veredelung so leicht wäre, dass man es einfach ins Internet stellen könnte in dem Sinne, ‘eine Reihe von Saaten, die wir irgendwo umsonst bekommen haben, kreuzen wir miteinander‘, woraus mal eben ein neues Produkt entsteht, auf welches ein Patent beantragt werden kann. So geht das natürlich nicht. Insbesondere niederländische Veredler haben sich bei der Veredelung von Gemüsesaatgut eine einzigartige Stellung aufgebaut. In den vergangenen Jahren trafen dabei erfahrene Menschen mit viel Wissen über klassische Veredlung mit jüngeren Menschen aus anderen Generationen zusammen, die neue Technolo-

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Veredlung

gien einbringen. Das ist ein Zweig mit einer großen Wissensintensität, der vielen Menschen nicht sonderlich viel sagt. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass fünfzehn bis zwanzig Prozent unseres Umsatzes in die Entwicklung neuer Sorten gesteckt wird. Das ist im Vergleich zu anderen Industrien ein sehr hoher Prozentsatz, der sich in etwa mit dem in der Arzneiforschung vergleichen lässt.“ Die Entwicklung neuer Sorten gelingt nicht ohne weiteres, aber sind Patente wirklich notwendig? „Patente sind sicherlich notwendig. Die Veredelung entstammt tausenden von Kreuzungen und führt schließlich via Selektion und Rückkreuzung zu einer Sorte, zu einem

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Genset. Das darauf beantragte Patent ist sehr wichtig, weil es um eine langjährige, teure Investition geht. Ein Patent macht Sinn, um den von Ihnen aufgebauten Vorsprung, in den Sie massiv investiert haben, nicht so einfach zu verlieren. Vor allem, weil es jetzt möglich ist, mit immer besseren Technologien, unter anderem der Verwendung von molekularen Markern, bei neuen Sorten erneut Eigenschaften einzukreuzen, ohne den teuren Prozess vorher ganz zu durchlaufen. Neue Technologien wie etwa CRISPR-Cas ermöglichen die Veredelung mit weniger Zeitaufwand, während gleichzeitig die Kosten für die Investitionen in Mitarbeiter und die benötigten technischen Materialien weiter zunehmen. Denken Sie dabei an die Laboratorien, in denen zielge-

richtet erforscht wird, um welches Enzym genau es sich handelt.

Die Patente werden auch bei CRISPR-Cas dringend benötigt. Patente wurden auch nicht umsonst erfunden. Ein Patent gilt für 20 Jahre, tatsächlich bietet ein Patent aber nur zehn bis fünfzehn Jahre Schutz, weil es jahrelang dauert, um eine neue Sorte aus dem Veredelungsprozess zu selektieren, sie zu positionieren und einzuführen. Ohne Patente würde die Motivation für Innovationen fehlen. Es wäre dann genauso einfach, auf eine Entdeckung zu warten und diese zu kopieren. Dann würde das Gesetz des hemmenden Vorsprungs greifen. Es ist gerade das Vorausdenken, die Erkundung des Marktes, wodurch man sich als Vere-


deler hervortun kann. Es ist wichtig zu wissen, was sich auf dem Markt abspielt, um in neue, zukunftsrelevante Produkte rückinvestieren zu können. Das trifft auf einen großen Teil unserer Investitionen zu.

Sie wurde 2014 gegründet, elf Veredeler sind ihr angeschlossen. Elf, das hört sich wenig an, aber die Plattform wendet sich vor allem an den Gemüseanbau, und die angeschlossenen Veredeler repräsentieren gemeinsam einen großen Teil des Weltmarktes. Alle Unternehmen richten sich nach denselben Maßstäben auf dem Gebiet des intellektuellen Eigentums.

Vergessen Sie auch nicht, dass der Zugang zum vollständigen Genpool öffentlich ist. Die Scoutingaktionen auf der Suche nach neuen Genen in der freien Natur etwa werden von der gesamten Branche finanziert. Der gesamte Innovationsprozess, den Veredeler schützen möchten, steckt in der Entwicklung von Sorten. Dabei geht es um sehr viele Facetten, etwa ob sich eine Sorte anbauen und vermarkten lässt. Die einzigartige Eigenschaft, auf die anschließend ein Patent beantragt wird, ist letztlich nur ein sehr kleiner Teil des gesamten Gensets, den man als Veredeler auf den Markt bringt.“

Ein Patent bietet Veredelern Schutz, gleichzeitig aber auch eine gewisse Transparenz bezüglich der Herkunft einer Innovation. Andere Veredeler können davon profitieren. Theoretisch können Unternehmen nämlich, sofern sie kein Patent beantragen, Innovationen völlig für sich behalten. Dann würde die Branche überhaupt nicht weiterkommen. Vertrauenswürdige Unternehmen innerhalb der ILP, die Technologie auf dieselbe vertrauliche Art und Weise anwenden, teilen die Innovationen. Hierdurch ist es möglich, eine Innovation schnell mit einer anderen zu kombinieren, um Verbesserungen durchführen zu können. Gegen eine geringe Vergütung werden Innovationen innerhalb der Plattform unmittelbar zur Verfügung gestellt. Es gibt also gleich-

Wie steht es eigentlich um die International Licensing Platform? Man hört darüber relativ wenig, aber könnte diese Plattform nicht gerade ein Teil der Lösung für alle Probleme sein? „Die International Licensing Platform (ILP) besteht am 13. November seit fünf Jahren.

sam einen Austausch, oder nennen Sie es einen Tauschhandel von Patenten. Auf diese Weise helfen sich die Teilnehmer gegenseitig; das jedenfalls ist die Zielsetzung.“

In den FAQ auf der Website von Syngenta findet sich auch die Frage, wie sich der chinesische Einfluss bei Syngenta auf die betriebliche Einstellung gegenüber Patenten bemerkbar macht. Können wir davon ausgehen, dass das aufgrund der Erwähnung in den FAQs ein Thema ist? „In der Tat befassen wir uns als Veredeler, aber auch im Pflanzenschutzzweig Crop Protection, mit intellektuellem Eigentum, mit einzigartigen Produkten, die wir genauso schützen möchten wie andere Technologieunternehmen. Obwohl wir als ursprünglich schweizerisches Unternehmen von einem chinesischen Konzern übernommen wurden, ändert sich daran nichts. Unsere Einstellung zu Patenten ist die gleiche geblieben. Wir werden weiterhin Innovationen innerhalb der vom Gesetzgeber gebotenen Möglichkeiten schützen. Dennoch zeigt die Frage in unseren FAQs, dass das durchaus ein Diskussionspunkt

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gewesen ist. Die Frage beschäftigte die Menschen und ließ auch mich nachdenken. Dabei ist es auch für die anderen Mitglieder der ILP wichtig zu wissen, ob sich an unserer Sichtweise etwas verändert. China hat wegen der Vergangenheit auf dem Gebiet des intellektuellen Eigentums keinen so guten Ruf. Für den einen oder anderen steht ‘Made in China’ für das ‘Einsacken’ intellektuellen Eigentums, um es zu kopieren und nachher damit Geld zu verdienen – Geld, das dem Erfinder anschließend fehlt. China entwickelt sich jedoch mittlerweile rasant und erfindet auch selbst. Man hat dort also auch ein Interesse daran, das eigene intellektuelle Eigentum zu schützen. Umso besser, dass sie uns wegen unseres intellektuellen Eigentums als Veredeler gewählt haben. Intellektuelles Eigentum, in das sie jetzt also selbst investiert haben. China will intellektuelles Eigentum derzeit auch im internationalen Rahmen schützen. Außerdem sind wir mit der chinesischen Regierung im Gespräch, um für einen noch besseren Schutz intellektuellen Eigentums zu sorgen.“ Wie steht Syngenta zu Patenten und dem Zugang von Entwicklungsländern zu Innovationen? Geht Syngenta in solchen Fällen lockerer mit den Regeln um? „Ich bin als Regionsleiter sowohl für Europa, den Nahen Osten und Afrika verantwortlich und habe demnach tagtäglich mit drei Entwicklungsgeschwindigkeiten zu tun, denn jede Region ist anders. Eine der fünf Säulen in unserem Good Growth Plan beinhaltet, Wohlstand für ärmere Erzeuger zu erzielen und Technologien mit Drittweltländern zu teilen. Wir investieren eine Menge

in dieses Gebiet. Die Erzeuger aus diesen Ländern haben meistens anfangs wenig Interesse an einer hochgeschätzten Tomate, sondern eher an robusten Lebensmitteln, die sie sicher anbauen können. In diese Länder Bildung zu bringen, erscheint uns am wichtigsten, um Produzenten den Umgang mit neuen Technologien und die Vermarktung ihrer Produkte näherzubringen. Dazu haben wir bei Syngenta lokale Arbeitsgruppen sowie die Syngenta Foundation. In diesem Bereich arbeiten wir auch mit internationalen Organisationen, der niederländischen Regierung und anderen Veredelern zusammen. Die Vermarktung von Patenten und die sich allmählich entwickelnden Märkte sind davon derzeit noch weit entfernt. Wenn sich die dortigen Produzenten für Innovationen interessieren, sind die Patente schon längst verfallen. Das beschäftigt mich also gar nicht.“ Wie sehen Sie die Zukunft von Patenten bei Obst, Gemüse und Kartoffeln? Gibt es bald nur noch Patente darauf, wenn es um Farbe, Geschmack und Äußeres geht? Also keine Patente mehr auf Welternährungsprobleme wie etwa Resistenzen? „Davon gehe ich nicht aus, aber es machte mich schon nachdenklich. Denn was sind letztlich die ‘wichtigsten’ Veredelungsziele? An Resistenzen kommt man nicht vorbei, und auch Sortenentwicklungstechnologien, die auf weniger Wasser oder Pflanzenschutzmittel angewiesen sind, kommen einem direkt in den Sinn. Aber sind Farben, Geschmack und ein ansehnliches Äußeres von Obst und Gemüse etwa weniger wichtig? Da bin ich ganz anderer Meinung. Angesichts der weltweiten Diskussion um gesunde Ernährung wird das

vielleicht sogar noch wichtiger werden. Viele Menschen haben in ihrer täglichen Ernährung derzeit in immer größeren Teilen der Welt eher einen Kalorienüberschuss. Dagegen können Veredeler und mit Innovationen wie etwa Snackgemüse etwas ändern. Das Gemüse ist dadurch in den vergangenen Jahren attraktiver für den Verbraucher geworden. Veredeler nehmen eine wichtige Rolle ein, wenn es darum geht, den weltweiten Obst- und Gemüseverbrauch weiter wachsen zu lassen. Und dazu gehören auch Patente, um Veredeler weiterhin zu Innovationen zu motivieren. Innovationen gibt es auch auf der Ebene der Nachhaltigkeit und der Nahrungsmittelverschwendung. Wir entwickelten eine kernlose Melone, die nach dem Schneiden noch eine Woche lang haltbar ist, ohne dass das Wasser herausläuft. Zunehmend widerstandsfähigeres Obst und Gemüse wird immer wichtiger, um die Verschwendung zu ver-

meiden. Es ist daher wirklich schade, dass Technologie nicht immer verstanden wird und große Unternehmen grundsätzlich als Bedrohung angesehen werden. Wir arbeiten als Syngenta mit 28.000 Mitarbeitern, die – abgesehen davon, dass sie selbst auch kritische Verbraucher sind – mit sehr viel Wissen und Leidenschaft an der Lösung echter Weltprobleme arbeiten, beim Gemüsesaatgut vor allem an der nachhaltigen Produktion von gesunden und schmackhaften Produkten.“ (TT) arend.schot@syngenta.com

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Sprossen

Jelle Kuiper, Evers Specials:

„Sojasprossen sind ein uraltes Gemüse, aber in der westlichen Küche ein Novum“ „Der durchschnittliche Verbraucher kennt Sojasprossen (Taugé) als Füllung der Frühlingsrolle, aber beim Sojasprossen-Hersteller Evers Specials wird alles daran gesetzt, um das Produkt auch in der westlichen Küche bekannt zu machen. „Sojasprossen sind ein uraltes Gemüse, aber in der westlichen Küche ein Novum“, sagt Jelle Kuijper.

J

elle sieht Chancen für eine breitere Positionierung des Produkts auf dem Markt. Die Gesundheitsaspekte werden dabei sicher eine Rolle spielen. „Sojasprossen enthalten wenig Kalorien und keine Kohlenhydrate. Außerdem enthalten sie viele Nährstoffe wie Vitamin C und Eisen. Verbraucher können Sojasprossen als Beilage verwenden, aber auch als Grundzutat anstelle von Kartoffeln oder beispielsweise Pasta.“ Um letztere Verwendung zu promoten, ging Evers Specials zu der Haushaltsmesse in Amsterdam. Jelle: „Dort verkauften wir Taughetti portionsweise für einen Euro, der Verkauf verlief vorbildlich. Ich glaube, dass viele westliche Verbraucher dort Sojasprossen und ihre Möglichkeiten besser kennengelernt haben.“ ANWENDUNGEN FÜR DIE WESTLICHE KÜCHE Auch bei einem Restaurantbesuch kann der Verbraucher ihm zufolge Sojasprossen auf dem Teller erwarten. „Einer der Abnehmer unseres Produkts ist ein Chefkoch, der seinen Fisch auf einem Bett aus Sojasprossen präsentiert. Das ergibt einen schönen Farbton bei Weißfisch und verleiht dem Gericht einen knackigen Biss.

Die Verwendung von Sojasprossen in der westlichen Gastronomie ist noch verhältnismäßig wenig verbreitet, dort bestehen noch viele Möglichkeiten. Evers passt sein Sortiment daran an. Die Abnehmer der asiatischen Küche möchten gerne Großpackungen mit frischen Sojasprossen, aber die westliche Küche bevorzugt Packungen mit 250 Gramm, 500 Gramm oder 1 Kilogramm. Sojasprossen sind ein Frischprodukt, das innerhalb von sechs Tagen verzehrt werden muss. Einem Chefkoch in der westlichen Küche sind Großpackungen somit nicht dienlich. Das greifen wir gemeinsam mit dem Großhandel auf. Die Kleinpackungen sorgen dafür, dass westliche Köche immer Frischprodukt für die Verwendung in ihren Gerichten griffbereit haben, und wenn sie es immer griffbereit haben, werden sie selber zu Enthusiasten.“ STUDIERENDE AM ZUG Um die Integration in die westliche Küche zu unterstützen, setzt das Unternehmen auf den unvoreingenommenen Blick von Studierenden. Jelle: „In selbstgelenkten Teams machen sich Studierende daran, das Produkt zu vermarkten. Sie haben selbst Kontakt

Koen van Kessel mit einem der Studierendenteams

mit den Kunden, und auch bei Verbrauchern arbeiten sie daran, neue Anwendungsmöglichkeiten zu vermitteln. Einige Studierende machen bei uns ihre Praktika, aber die meisten machen es neben ihrem Studium als Nebenjob. Sie helfen uns dabei, das Produkt bekannt zu machen und überraschen uns oft mit ihrer unvoreingenommenen Herangehensweise. Sie haben die Gastronomixs-Sticker auf der Kleinpackung ausgearbeitet, mit denen der Chefkoch direkt nach Rezepten im Internet suchen kann. Wir finden es ganz toll, dass sie sich in der Obst- und Gemüse-Branche einbringen und sind gespannt, welche Früchte das bei ihren künftigen Karriereschritten tragen wird.“

HIN ZU NACHHALTIGEREN VERPACKUNGEN Kleinere Packungen für die westliche Küche bedeuten auch mehr Plastik. Das ist eine unan-

genehme Überlegung, sagt Koen van Kessel, der seit kurzem bei Evers Specials als Verkaufsleiter arbeitet. „Einerseits ist die Verpackung notwendig, um das Produkt frisch zu halten und kleiner anzubieten, andererseits konzentrieren wir uns auf eine nachhaltige Produktion in der Gärtnerei, und die Plastikverwendung des Endmarkts muss muss auch zurückgehen. Das ist eine Frage, die sich nicht einfach lösen lässt. Die Behörden haben dafür keine kostentechnisch angemessene Lösung. Die Industrie muss sich darum kümmern. Das beginnt schon bei der Präsentation neuer Produkte und kann auch bei neuen Verpackungen umgesetzt werden. So experimentieren wir hier in der Region mit Bambuskörbchen, um unser Produkt darin zu präsentieren.“ (JH) k.vankessel@eversspecials.nl

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Vision

Ruud van der Vliet, Rabobank:

„Bald werden die fünfzehn europäischen Einzelhändler von einigen großen Produzenten direkt beliefert“ Gut 30 Jahre lang arbeitete Ruud van der Vliet bei der Rabobank Gruppe, davon die letzten vier Jahre als Geschäftsführer im Bereich Unternehmen der Rabobank Westland. Seit diesem Jahr ist er selbstständiger Unternehmer mit Schwerpunkt auf die Lebensmittel- & Agrar- sowie Immobilienbranche. In diesem Interview äußert er sich zu den Obst- und Gemüse- (niederl. AGF-) Ketten. „Unternehmen, die in diesen Zeiten der Hochkonjunktur kein Geld verdienen, müssen in sich gehen. Das ist ein zyklischer Wirtschaftszweig, man kann auf die kommende Krise warten.“

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Wie blicken Sie auf die Jahre bei der Rabobank zurück? Nach meinem Betriebswirtschaftsstudium bekam ich den ersten echten Job bei einer Topfrosenzüchterei. Von dort aus kam ich zur Rabobank, was ich nie bereut habe. Man hat da doch eine besondere Rolle, weil man bei vielen Unternehmen hereinschauen kann. Das war eine fantastische Zeit, in der ich auch meine Faszination für die Lebensmittel- und Agrarketten entwickelt habe. Als Vorstandsvorsitzender der Rabobank Rijn en Veenstromen ging es da



Diversen


insbesondere um Käse- und Milchviehbetriebe. Später in Westland kamen da vor allem der Zierpflanzen- und Lebensmittelgartenbau hinzu. Wissen Sie, ich finde die ganze Kette von den Saatgutveredelern bis zu den Supermärkten außergewöhnlich interessant. Dass wir als kleines, nasskaltes Ländchen eine derartige Position auf dem Weltmarkt haben, erfüllt mich mit Stolz. Trotz meiner Neuorientierung im vergangenen Jahr habe ich aber immer noch ein Rabo-Herz.

Welchen Auftrag erhielten sie in Westland als Geschäftsführer im Bereich Unternehmen? Der Aufsichtsrat erteilte mir Ende 2014 kurz und knapp folgende Aufgaben: Sorgen Sie dafür, dass die Organisation der Bank nachhaltig verbessert und verstärkt wird, arbeiten Sie eine klare Perspektive für die Entwicklung des Gewächshausgartenbaus heraus und erarbeiten Sie dazu eine angepasste Finanzierungspolitik. Zu guter Letzt: Verkünden sie diese Perspektive und das neue Vorgehen öffentlich – innerhalb und außerhalb der Bank – und implementieren Sie dies. Ist das gelungen? Rückblickend finde ich, dass wir gemeinsam mit Kollegen und Kunden diese Aufträge gut bis sehr gut erledigt haben. Wir sind effektiv, zugänglich und sichtbar auf dem Markt, wir haben glasklare politische Entscheidungen getroffen und es vielen Kunden im In- und Ausland leichter gemacht. Wir haben auch öfter bewusst ‘Nein’ gesagt. Natürlich kann und muss es teilweise noch besser laufen, aber ich blicke auch mit Stolz auf diese Zeit zurück. Als sie 2014 antraten, stand es um den Gewächshausgartenbau noch anders… „Ich habe am 1. Januar 2015 begonnen. Zu der Zeit war gerade das berüchtigte McKin-

sey-Gutachten präsentiert worden. Wir hatten seinerzeit alle das Gefühl, dass die Krise noch ein wenig dauern würde. Während damals noch Glasgewächshaus-Betriebe zum Kauf standen, die niemand haben wollte, war die Situation zwei Jahre später so, dass jeder Meter Glas auf dem Markt kurzfristig verkauft wurde. Niemand hatte vorhergesehen, dass der Aufschwung so schnell geschehen würde.“

Ist es vielleicht auch ein bisschen zu schnell gegangen? Deswegen war es auch eine meiner Aufgaben, aus der Krise zu lernen. Darüber haben wir mit vielen Stakeholdern der Branche gesprochen, sowohl mit Gärtnern als auch mit Menschen, die sich weiter oben in der Kette befinden. Daraus ergab sich unter anderem, dass ein umfassenderes Bild des Unternehmertums vonnöten war. Unternehmen brauchten viel mehr Expertise von außen. Die meisten Unternehmen ließen kaum Menschen von außen an sich heran. In vielen Aufsichtsräten begegnete ich denselben Menschen, das nützt der Branche nichts. Daher haben wir viel höhere Ansprüche auf dem Gebiet des Management und der Nachfolge gestellt. In vielen Branchen bestand diese Tendenz schon lange, aber im Gartenbau war das wirklich etwas Neues. Wir haben auch einen höheren Eigenbetrag, Geschäftsmodelle und eine höhere Performance bei Finanzierungsanträgen verlangt. Wenn ein Unternehmen bei Hochkonjunktur nur mäßig läuft, was will man dann bei Gegenwind erwarten? Wir sprechen hier über kapitalintensive Unternehmen mit Flächen, die derzeit manchmal 100 Hektar übersteigen. Da geht es um Mega-Beträge. Unternehmen brauchen jetzt einfach mehr Fleisch auf den Knochen als wir es zu Beginn der Krise als Mindestmaß voraussahen. Auch für uns als Bank ergaben sich dadurch Veränderungen. So haben wir mehrfach einen zweiten und

manchmal sogar dritten Bankier mit einbezogen, um die Kontinuität der Unternehmen besser sicherstellen zu können. Auch das war außerhalb der Lebensmittel- & Agrar-Branche weitaus üblicher.

Wie haben Sie Westland kennengelernt? Als eine unglaublich dynamische Region. In dieser Branche gibt es einen echten Unternehmergeist, das ist der Wahnsinn. Geht nicht, gibt es nicht. Gleichzeitig ist die Branche noch unglaublich produktionsorientiert. Aus meiner Sicht ergibt sich das aus der Geschichte der Gemüse- und Blumenversteigerungen, bei denen der Schwerpunkt der Erzeuger vor allem auf einer effizienten und effektiven Produktion lag. Das hat den Gartenbau vielleicht auch ein bisschen träge gemacht und ist beunruhigend, weil unser niederländisches Exportmodell Grenzen hat. Berichten des WEF und der EU zufolge erreicht die europäische Bevölkerung schon 2022 ihren Höchststand, die Branche wird sich also auch weiter außerhalb Europas umschauen müssen. In Europa wohnen noch nicht einmal 10 % der Weltbevölkerung. Das echte Wachstum findet in Asien und langfristig in Afrika statt. Und man sollte auch nicht die Möglichkeiten in den USA und Kanada unterschätzen. Man sieht bestimmte Unternehmen, die schon jetzt ‘local-for-local’ produzieren und damit eine echte Spitzenreiterposition einnehmen. Das wird in den kommenden Jahren weiter Nachahmung finden. Aber der Unternehmergeist wird doch weiterhin im Vordergrund stehen. Das zeigt unter anderem die Gründung des World Horti Center. Wenn sich jeder für etwas einsetzt, kann in kurzer Zeit sehr viel entstehen. Haben Sie weitere Dinge an den Menschen in Westland überrascht? Mir ist aufgefallen, dass kaum Steuern bezahlt werden. Es ist fast ein Sport, weiter zu investieren und/oder Konstruktionen zu

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Vision

finden, um die Körperschaftsbelastung auf ein Minimum zu beschränken. Das ist auch das direkte Ziel der Berater. Für mich war das neu.

Wobei es mit der Restrukturierung noch nicht so richtig voranzugehen scheint… Das stimmt, aber dennoch verstehe ich gut, warum Coalitie HOT am Ball bleibt und die Restrukturierung leitet. Ich habe selbst auch in den vergangenen Jahren Gespräche geführt, um eine Art Flurbereinigung zu ermöglichen. Die Situation bei Immobilien hat sich jedoch um 180 Grad gedreht, sodass das jetzt kaum zu schaffen ist – aber wir befinden uns in einer zyklischen Branche. Irgendwann kommt aber wieder eine Krise und dann sind wir wahrscheinlich froh, dass wir dieses ‘Ding’ miteinander durchgezogen haben.

Sind Sie nicht auch der Meinung, dass die große Sanierung innerhalb der echten Handelsunternehmen letztlich ausgeblieben ist? Es gibt tatsächlich noch relativ viele Handelsunternehmen, aber es haben auch viele aufgehört oder sich neu gruppiert. Im Zierpflanzenanbau gibt es weniger als zehn Unternehmen, die den größten Teil des Handels bestreiten. Auch in der Obst- und Gemüse-Branche hat man letztlich nur eine begrenzte Anzahl großer Spieler. Von denen wird noch eine Reihe verschwinden, weil die Supermärkte zunehmend direkt von den großen Produzenten beliefert werden. Zum echten Massenhandel der fünfzehn großen europäischen Supermärkte passt bald kein weiterer Händler mehr. Große Unternehmen, fusioniert oder in Clustern, können ihre Kunden bald ganzjährig beliefern. Das wird große Folgen für den Zwischenhandel und/oder beispielsweise die Blumenversteigerungen haben. In den Vereinigten Staaten sieht man diese Tendenz schon viel länger. Unternehmen, die in die Kette nur einen geringen Wert einbringen, werden schnell verschwinden.

sogar mit schwarzen Zahlen. Ich finde das richtig großartig. Wenn dann ein Anbieter wie Alibaba oder Amazon dahintersteht, kann es den Online-Obst-und-GemüseKäufen einen enormen Impuls geben. Viele Menschen glauben, dass das nicht eintreten wird, aber meiner Meinung nach denken wir zu sehr entlang bestehender Paradigmen. Ich selbst besuche gerne richtige Geschäfte, aber die heranwachsende Generation ist etwas weniger konservativ als ich. Die Generation meiner Kinder kauft fast alles online. In zehn Jahren bestimmen sie das Konsumverhalten. Wie beurteilen Sie die Gefahren von, sagen wir, Greenyard? Ich muss vorausschicken, dass ich das Unternehmen nicht hinreichend kenne, um genau einzuschätzen, wie es zu den Problemen gekommen ist. Der Recall des vergangenen Jahres wird daran sicher seinen Anteil gehabt haben. Ich glaube, dass Hein Deprez ein großartiges Unternehmen aufgebaut hat und als einer der ersten gesehen hat, dass eine Umfangszunahme notwendig ist, um die sich schnell konsolidierenden Supermärkte zu bevorraten. Aber es kann durchaus sein, dass die Organisation in dieser Phase eine andere Art der Leitung braucht, wobei Herrn Deprez übrigens immer noch eine wichtige Rolle zukommen könnte. Es ist jetzt ein erfahrener zweiter Mann hinzugekommen. Wir werden also sehen, was er realisieren kann. Nur durch die Betrachtung der Fakten müsste man in dieser Zeit der Hochkonjunktur Geld verdienen. Auch Greenyard. Wenn es jetzt schon schwerfällt, wie soll es dann während eines Konjunkturtiefs laufen?

Viele Erzeugerorganisationen haben keine GMO-Anerkennung mehr. Ist das ein Verlust? Ich glaube, dass es zu viel des Guten war. Leider gab es einige Misserfolge bei dieser Subvention, aber die Verordnung hat dem Gartenbau zu bestimmten Zeiten sicherlich geholfen. Der Staat hat anschließend Wie schätzen Sie diesbezüglich die wieder sehr verkrampft auf die Misserfolge Online-Supermärkte ein? reagiert. Jetzt nutzen die meisten ErzeuBei Rabo haben wir unlängst gesagt, dass gerorganisationen sie nicht mehr und die im Jahr 2030 30% des Supermarktvolu- Branche verzichtet auf etwa 100 Millionen mens online verkauft wird. Ich gehe davon Euro, die von konkurrierenden Ländern aus, dass wir das sicher erreichen werden. wie Belgien und Spanien allerdings eifrig Ein Anbieter wie HelloFresh, mit 1,3 Mil- in Anspruch genommen werden. Ich glauliarden Euro Umsatz, rechnet dieses Jahr be, dass sich die Branche hiermit ernsthaft selbst schadet. Darum hoffe ich auch, dass Kooperativen wie DOOR, die sie jetzt doch wieder beanspruchen, erfolgreich sein werden. Dann glaube ich, Hoogste opkoopprijzen! dass sich auch andew w w. p a l l e t c e n t r a l e . n l 94

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re Erzeugerorganisationen wieder darum bemühen.

Glauben Sie, dass die Machtverhältnisse in der Kette in den kommenden Jahren wieder ins Gleichgewicht kommen? Ich hoffe das sehr, wenngleich ich nicht erwarte, dass dies von behördlicher Seite her geschehen wird. In der Kette fällt an erster und letzter Stelle am meisten Marge ab: bei den Saatgut- und Veredelungsunternehmen sowie dem Einzelhandel. Das Schlüsselwort lautet Konsolidierung. Heutzutage sind es doch oftmals die größeren Anbauunternehmen, die Geld verdienen, und auffallend oft sind das jene Unternehmen, die gerade nicht in den Medien auftauchen. Das Schlimme ist doch, dass im Falle eines Zusammenschluss von Monsanto und Bayer oder Albert Heijn und Delhaize sich das ziemlich schnell herumsprechen würde. Bevor jedoch eine Zusammenarbeit von sagen wir Gurkenerzeugern genehmigt wird, geht viel Zeit ins Land, obwohl der Einfluss auf die Kette viel geringer ist. Das hat zweifellos damit zu tun, dass die erstgenannten Unternehmen ein Heer von Juristen hinter sich haben und diese Macht bei KMU-Unternehmen fehlt. Glauben Sie, dass der Brexit viele negative Auswirkungen haben wird? Das beschäftigt die großen Spieler sehr, sowohl beim Gewächshausgemüse als auch bei den Zierpflanzen. Sie sind gut vorbereitet. Die größten Ängste sind lange Warteschlangen und hohe Kosten. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Briten selbst ein großes Interesse daran haben, dass die Warenströme weiterhin gut laufen. Der Selbstversorgungsgrad ist so gering, dass man sich größere Beeinträchtigungen nicht erlauben kann. Wenn es beispielsweise keine Gurken gibt und man die öffentliche Meinung derart gegen sich aufbringt, kommt es wirklich zu Chaos. Für die Niederlande kann das jedoch auch Chancen bieten. Ich kenne ‘Gewächshausgemüseleute’, die sich intensiv mit der Frage beschäftigen, ob sie in Großbritannien einen Produktionsstandort hochziehen können. Was halten Sie von Initiativen mit Indoor-Anbau? Die halte ich für aussichtsreich, auch in den Niederlanden. Dabei sage ich nicht, dass es gleich eine große Sache werden wird, aber es birgt viele Vorteile. Der größte Vorteil ist, dass man indoor zu 100% planen kann. Außerdem ist der Anbau unglaublich rein. Es gibt kaum Abfall und man kann einfach biologisch anbauen. Der Nachteil ist, dass es noch relativ teuer ist. Aber an Orten mit schwierigen Klimabedingungen für den Anbau funktioniert es jetzt schon. Ich habe Einrichtungen mit Salat und Snacktoma-


ten gesehen, die schon jetzt rentabel sind. Natürlich brauchen wir weiterhin Gewächshäuser, aber Indoor-Landwirtschaft ist an einigen Orten der Welt sehr interessant.

Umweltorganisationen haben eine mächtige Lobby. Haben wir als Branche hierauf ausreichende Antworten? Überhaupt nicht. Ich glaube, dass wir als Branche zu viel abwarten, wenn es um die Dokumentation unserer Erfolge geht. Wir produzieren bereits sehr nachhaltig. Es fehlt dieser Branche allerdings an guten Marketingleuten. Wir haben großartige Produkte, zeigen aber unsere positiven Werte wie Gesundheit und Erlebnis nur unvollständig. Stattdessen gibt es regelmäßig negative Publicity. Meiner Erfahrung nach lässt sich mit Organisationen wie Greenpeace durchaus reden, allerdings müssen wir als Branche viel mehr testen und innovativ sein, um den Diskussionen, etwa zum Thema Pestizide, gewachsen zu sein. Auch Themen wie beispielsweise die Verwendung von Plastik haben wir viel zu lange ein paar Bio-Unternehmen überlassen, während man spüren konnte, dass die Forderungen der Verbraucherorganisationen und letztlich der Supermärkte kommen

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würden. Mein Rat an die Unternehmen ist, schnell und ernsthaft mit dem CO2-Fußabdruck zu beginnen, bevor diese Forderung von oben kommt. Das wird tatsächlich anfangs zu etwas teureren Produktionsmethoden führen, die dann aber auch nachhaltiger sind. Und das ist prima. Das muss nämlich sein, um unsere führende Position in Europa zu stärken.

Wer soll die Botschaft überbringen? Die Interessenorganisationen, Ton Janssen, Rob Baan? Das würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, obwohl sie alle fantastische Arbeit leisten. Aber mit allem Respekt für Rob Baan: Ich glaube nicht, dass er die Verbraucher erreichen wird. Rob taucht vor allem in Fachzeitschriften auf, aber meine Kinder würden ihn nicht erkennen. Ich denke eher an Influencer wie die DJs Armin van Buuren oder Martin Garrix, die richtig Eindruck machen würden, wenn sie während eines Auftritts beispielsweise eine Tomatenschale leer essen würden. Die größte niederländische, weibliche Influencerin Nikkie Tutorial erreicht bei YouTube gut 9 Millionen Abonnenten. Wir sollten mal testen, ob wir ihre Zielgruppe mit Snackgemüse

oder bestimmten Schnittblumen erreichen können – oder regelmäßig Phalaenopsis bei ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘ bewerben. Das kostet zwar richtig Geld, lohnt sich aber vielleicht bei dieser speziellen Zielgruppe. Von der Reklame, die eine Fastfood-Kette wie McDonald's macht, können wir als Branche noch viel lernen. Die ist effektiv. Und wir haben sogar gesunde und leckere Produkte!“ (IH) ruud.van.der.vliet@outlook.com

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Marco Romein (Snijpunt):

„Starkes Wachstum der Halbfabrikate macht Personalmangel zum Problem“ Im vergangenen Jahr gab Harvest House bekannt, dass sie das in der Nähe gelegene Snijpunt vollkommen übernehmen, um so auf dem Markt für gesunde Fertiggerichtprodukte zu wachsen. Laut Marco Romein, dem kaufmännischen Direktor von Snijpunt, bietet dieser Schritt viele Chancen. „Auf diese Weise haben unsere Kunden einen noch direkteren Zugang zur Quelle, und uns wird ganzjährig ein hochwertiges Produkt garantiert, das nach niederländischen Qualitätsstandards angebaut ist.“

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nijpunt ist Spezialist bei der Verarbeitung von Gemüse zu Halbfabrikaten

für Schnittgemüsebetriebe, Gastronomiebetriebe, Gastronomielieferanten sowie

Salat- oder Menüproduzenten. „Jahrelange zweistellige Wachstumszahlen, sowohl bei Paprika-Halbfabrikaten als auch bei unseren anderen Produkten, machten eine weitere Expansion notwendig. Der Neubau, der derzeit gebaut wird, zeigt die Bereitschaft von Harvest House, in die Zukunft zu investieren. Diese Erweiterung bietet Chancen für unsere gemeinsamen Ambitionen“, sagt Marco. KEIN INTERNER TRANSPORT IM WERK Im Januar wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Zu dem heutigen Stand-

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ort des Gemüseschnittbetriebes kommen noch einmal 1.900 m² hinzu. Mit diesem Neubau erweitert sich die Produktionsfläche auf gut 3.500 m² und es gibt Platz für zwei zusätzliche Docks. „Außerdem können wir diese Produktionsfläche dank weitreichender Automatisierung viel effektiver nutzen als zuvor. Produkte und Gebinde werden automatisch zugeführt, sodass im Werk keine internen Transportmittel mehr benötigt werden und wir das Routing bei der Produktion weiter optimieren können. Alles gelangt automatisch an den Bestimmungsort. Im Gegensatz zu früher kommen

die Produkte auf der einen Seite des Gebäudes herein und verlassen es auf der anderen Seite, so dass das geschnittene Produkt immer von den Rohstoffen getrennt ist“, sagt der geschäftsführende Direktor.

Kunden auch die übrigen Gewächshausgemüsesorten anbieten. Paprika waren schon von Anfang an das Hauptprodukt von Snijpunt. Radieschen, Blumenkohl und Brokkoli komplettieren die Top-4. „Das zunehmende Interesse an Produkten wie „Wir haben uns bei dem Neubau entschie- Blumenkohl- und Brokkolireis ist für uns den, die neue Nutzfläche als Verarbeitungs- sehr interessant“, sagt Marco. „Außerdem ort zu verwenden, weil wir dank Direkt- säubern wir Frühlingszwiebeln für unsere bezug ein Just-in-time-Produkt verlangen Kunden und liefern handgeschälten Retkönnen. Bei der Anlieferung von Paprika tich.“ Bezoek ons, stand B 109 haben wir schon jahrelang mit Harvest House zusammengearbeitet. Jetzt, da wir Snijpunt konzentriert sich vollständig auf Teil der Gruppe sind, können wir unseren Halbfabrikate beziehungsweise vorge-

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Mehrwert zu liefern, indem wir effizient produzieren, flexibel sind und das Sourcing ganzjährig im Griff haben.

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beziehen, um eine verlässliche Lieferung garantieren zu können. Deshalb beziehen wir im Winter auch Produkte aus Spanien, Marokko und von einem der Harvest House-Erzeuger in Tunesien.“

SCHASCHLIK Eine Ausnahme bei Halbfabrikaten stellen Schaschliks dar, die der Betrieb seinen Kunden mit einem exakten 30/30-Schnitt liefert. „Wenn für morgen 30 Grad angekündigt sind, vervierfacht sich der Verkauf von Schaschliks. Solche Vorlaufzeiten sind derart kurz, dass man nicht mit Zwischenhändlern arbeiten kann. Daher bedienen wir diesen Markt in den Niederlanden, Belgien und Deutschland selbst. Während Schaschlik vorher von unseren Kunden manuell produziert wurde, werden jetzt meistens Roboter eingesetzt. Da sowohl die Paprika als auch die Zwiebel rund sind, ist es ein ziemliches Problem, exakte Blöcke von 30 × 30 Millimeter zu produzieren. Das Produkt wird durch selbstentwickelte Maschinen so geschnitten, dass die Rundungen der Zwiebeln und Paprikas im Endprodukt nicht erkennbar sind.“ Der Kundenkreis von Snijpunt erstreckt sich von Schweden bis Süddeutschland und von England bis in den Osten Deutschlands. „Letztlich überall, wo wir innerhalb eines Tages hinkommen. Wir versuchen nämlich, unsere Kunden morgens früh zu beliefern, damit die Haltbarkeit nicht leidet“, sagt Marco. Obwohl der ConvenienceMarkt im deutschen Einzelhandel noch in den Kinderschuhen steckt, bemerkt er ein Absatzwachstum.

kohl sogar verdoppelt. Obwohl Tiefkühl-Brokkoli und -Blumenkohlröschen einen guten Ruf haben, verzeichnet das frische Produkt immer mehr Anteile.“

In der Bio-Produktion sieht der Betrieb keine Zukunft. „Wir sind SKAL-zertifiziert, nutzen das aber nicht. Abgesehen von den Extrakosten für die teureren Rohstoffe hätten wir bei Bio-Produkten enorme Umstellzeiten, weil alle Chargen getrennt über das Produktionsband laufen müssen. Das wäre für uns kein rentabler Betrieb“, so Marco.

„Aufgrund des autonomen Wachstums unserer festen Kunden verzeichnen wir bereits Wachstumszahlen, die die Zufriedenstellung der bestehenden Kunden sinnvoller machen, als die Penetration neuer Märkte. Daraus ergibt sich das Problem, wie wir unsere Mitarbeiter halten. Im Winter arbeiten hier 40 bis 50 Mitarbeiter, in der Grillsaison sind es dann bis zu 90 Mitarbeiter. Es ging auch an uns nicht spurlos vorbei, dass die Personalfrage immer problematischer wird. Die Herausforderung der kommenden Saison wird sein, ausreichend motivierte Produktionsmitarbeiter zu finden und zu binden. Erst recht, wenn man bedenkt, dass unsere Kunden mit denselben Problemen konfrontiert werden und wir infolgedessen deutlich spüren, dass sie immer mehr dazu bereit sind, die Produktion von Halbfabrikaten im Vorhinein an uns auszulagern. Daher ist es für uns wichtig, das gut zu lösen.“ (IH) m.romein@snijpunt.nl

„Derzeit habe ich nicht viele Einzelhandelskunden, unsere Kunden befinden sich eher im Gastronomie- und Out-of-Home-Vertriebsweg. Der Absatz ist noch lange nicht so hoch wie in den Niederlanden, lässt jedoch ein suffizientes Wachstum erkennen. Unser Umsatz hat kräftig zugenommen und sich bei Brokkoli und BlumenAGF Primeur 4 • 2019

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Vision

Gerard van den Anker, NFO:

„Erzeuger können nicht zum Ryanair-Preis produzieren“ Im vergangenen Sommer übernahm Gerard van den Anker den Vorsitz der niederländischen Organisation der Obstanbauer (NFO). Es folgten hektische Wochen, in denen mit den Wasserwirtschaftsverbänden über Beregnungen gesprochen wurde und Besuche in den verschiedenen Regionen anstanden. Gleichzeitig musste er seine eigene Ernte sicherstellen. In diesem Tempo ging es weiter: Im Herbst präsentierte er ‘Die kleine Münze für Nachhaltigkeitsbemühungen’, er machte sich stark für die Abschaffung der Versicherungssteuer bei der umfassenden Wetterversicherung und plädierte für einen reduzierten Umsatzsteuersatz für gesunde Lebensmittel. Gerard berichtet über seine Ergebnisse als Vorsitzender, sprüht jedoch vor Ehrgeiz, noch mehr zu realisieren und so das niederländische Obst zu promoten. Wie beurteilen Sie das erste halbe Jahr Ihres Vorsitzes? „Es war eine nervenaufreibende und lehrreiche Zeit. Es gibt eine Reihe von Wasserwirtschaftsverbänden und jeder hat seine 100

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eigenen Richtlinien. Außerdem haben wir diverse Obstanbaugebiete in den Niederlanden, woraus sich eine Reihe von Problemen ergaben. Einige Gebiete haben ein Beregnungsverbot, in anderen Gebieten

darf nur nachts beregnet werden. Dann stellt sich die Frage, wie man mit Sonnenbrand umgeht. Können wir zu einer Lösung kommen und bei größter Hitze das Obst zur Schadensabwendung dennoch kühlen? Es gab auch Krisengespräche mit der LTO und dem Ministerium. Das war ein rasanter Anfang. Die Produzenten bemühen sich Tag für Tag, die Ernte trotz Einschränkungen zu einem Erfolg zu machen. Ich habe in dieser Zeit zum einen die unterschiedlichen Regionen kennengelernt, zum anderen bin ich auch Menschen anderer Organisationen, etwa der Wasserwirtschaftsverbände und der Politik, begegnet. Rückblickend muss man sagen, dass die Wasserwirtschaftsverbände den Anbauern gegenüber sehr entgegenkommend waren, um zu helfen.“ Sie sind Vorsitzender, aber auch selbst Produzent. Wie ist der Sommer für Sie als Produzent gewesen?


„Wir durften im Gebiet der Flüsse nur nachts beregnen, das haben wir auch so gemacht. Es waren stressige Wochen mit teilweise kurzen Nächten, aber aufgrund der vielen Sonnenstunden ist der Geschmack in diesem Jahr super.“

Sie haben verwaltungstechnische Erfahrung und sind Produzent. Ist der Vorsitz die ultimative Kombination? „Beide Erfahrungen sind wertvoll für meine Funktion. Anbautechnisch sehe ich die Folgen der Politik, weil ich mich selbst auch damit beschäftige. Dank meiner politischen Erfahrung habe ich ein großes Netzwerk. 2017 stand ich auf der Liste für die Parlamentswahlen und ich war Beigeordneter, wobei ich unter anderem die Bereiche Raumordnung und Wasser in meinem Portefeuille hatte. Dort, wo ich wohne, geht es um die Maas und die Waal. Als Produzent weiß ich, wie Obst wächst und was Erzeuger tun müssen, um ein hochwertiges Produkt zu erhalten. Ich versuche, Systemwelt und Praxis miteinander zu verknüpfen. In den Niederlanden wurde in vielen Politikbereichen der dahinterstehende Zweck vergessen. Wir müssen weg vom Handbuch für Solda-

ten, der Kultur des Abhakens, um es mal so zu sagen. Alles muss so einfach und praktisch wie möglich werden. Schaut man sich den vergangenen Sommer an, gab es keinen Produzenten, der eine Beregnung während des Tages befürwortete. Tagsüber will man nicht beregnen, weil die Verdampfung zu hoch ist. Das gilt vor allem für die heißen Tage. Aber dennoch muss eine Lösung für Schäden durch Sonnenbrand auf Äpfeln her. Es ist hart, wenn man ein Jahr lang schwer gearbeitet hat und die Ernte Schaden nimmt, weil man nicht beregnen darf.“

Sie befürworten eine Extra-Abgabe für Erzeuger, doch lässt sich ein solcher Plan realisieren? „Diese Abgabe ist unverzichtbar, um die zusätzliche Anstrengung der Erzeuger bei der Produktion zu bezahlen, wenn diese die Erwartungen erfüllen. Es muss eine Belohnung für die zusätzlichen Anstrengungen geben, denn der Herstellungspreis gibt das nicht mehr her. Es gibt beispielsweise Erzeuger, die mit Blumenschneisen im Obstgarten arbeiten, um so die Anzahl der Insekten und die Biodiversität zu erhöhen. Es wird auch viel getan, um es Raub-

vögeln im Obstgarten zu erleichtern und die Landschaft im Gleichgewicht zu halten. Dieser ganze Aufwand wird den Produzenten überlassen, aber sie werden dafür nicht entlohnt. Erzeuger sind die Hüter der Landschaft.“

„Jeder möchte eine weitere Ökologisierung der Pflanzenschutzmittel, aber der Ertrag ist zu gering, um die Extrakosten einigermaßen zu kompensieren. Das hat mich dazu gebracht, an die Lotterie heranzutreten. Sie unterstützen verschiedene Ziele, mit denen die Verbesserung der Biodiversität gefördert wird, aber die Erzeuger sind diejenigen, die sich tatsächlich damit beschäftigen. Sie werden dafür nicht kompensiert. Wir möchten ein Entgegenkommen bei diesen Extrakosten.“ „Nehmen Sie die CO2-Problematik. Als Branche binden wir in den Bäumen viel CO2, somit bildet der Anbau eine Lösung für das Problem. Produzenten tun ja noch mehr, als ein Produkt anzubauen, und das muss kompensiert werden, denn so kann es nicht mehr weitergehen. Mit ein paar Cent mehr erhält der Produzent jedoch etwas für AGF Primeur 4 • 2019

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Vision

Können Sie Beispiele nennen, bei denen die Erzeuger mit zusätzlichen Kosten konfrontiert werden? „Erzeuger werden mit vielen, immer weiter zunehmenden Problemen konfrontiert. Bei der Kühlung kommt der Freon-Ausstieg, die Asbestdächer müssen saniert werden, der Anbau muss nachhaltiger und grüner

seien, inzwischen wissen wir jedoch, dass die Verroa-Milbe die Hauptursache des Bienensterbens ist. Wir haben ein Projekt namens ‘Gastfreundschaft für die Bienen’ gestartet, bei dem sich Erzeuger für den Erhalt der Bienen einsetzen. Erzeuger leisten sehr viel, aber wir können nicht zum Ryanair-Preis produzieren.“ Trotz aller Bemühungen wurde die Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse ab Januar erhöht. Wie beurteilen Sie den damaligen Versuch, den Plan vom Tisch zu bekommen? „Es ist ein verkehrtes Signal, wenn man gesunde Nahrung höher besteuert, das ist eine verkehrte Welt. Ich könnte mir vorstellen, die Umsatzsteuer auf ungesunde Nahrung zu erhöhen, aber diese Regelung ist völlig verfehlt. Das ist eine rein steuerliche Maßnahme, deren Beschluss längst gefallen war.“

„Wir dürfen das Ausmaß der Schäden durch Wildtiere nicht unterschätzen. So mussten wir dafür kämpfen, den Meisenschaden einigermaßen ersetzt zu bekommen. Naturschutz kostet Geld, aber die Kosten sollte nicht der Erzeuger allein tragen. Naturschutz ist gut, aber der Schaden durch Wildtiere nimmt zu. Es muss eine angemessene Lösung geben, wir können die Kosten nicht auf den Landwirt abwälzen. Diese Kosten müssen wir alle tragen.“

„Aber es gibt noch weitere Schauplätze. Die Versicherungssteuer auf die umfassende Wetterversicherung wurde abgeschafft. In dem Punkt hatten wir Erfolg. Für einen Produzenten geht es da schnell mal um ein paar tausend Euro pro Jahr. Wir neh-

„Noch ein Beispiel: das Bienensterben ist ein Problem. Lange Zeit dachte man, dass die Ursache hierfür Pflanzenschutzmittel

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DWM International GmbH.

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Aber lässt sich diese Idee auch verwirklichen? Ist der Verbraucher bereit, ein paar Cent mehr zu bezahlen? „Die gesellschaftliche Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit nimmt zu. Tausende Menschen kommen während der Blütezeit und zu Pflücktagen. Damit laden wir die Verbraucher ein, sich in Obstgärten in den Niederlanden umzuschauen. Erzeuger zeigen den Verbrauchern und Kindern gerne, was sie tun. Das wird anerkannt, aber wir müssen die Produzenten auch bei der Stange halten.“

werden. Aber gibt es noch viel mehr. Ich sehe den Nutzen und die Notwendigkeit, aber der Erzeuger muss auch die finanziellen Möglichkeiten dafür haben. Wenn der Gewinn nicht mit steigt, wird es schwer. Gleichzeitig haben wir in den Niederlanden gute Erzeugnisse und innovative Unternehmer, die Produkte mit hoher Lebensmittelsicherheit liefern. Schauen Sie sich die chinesische Nachfrage nach niederländischem Milchpulver an, dabei geht es um Lebensmittelsicherheit. Diese Position müssen wir besser nutzen.“

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Investitionen zur Verbesserung der Biodiversität und der Lage der Insekten zurück. Das ist als Entgegenkommen nicht zu viel verlangt; es ist ein Anreiz für die Erzeuger. Dennoch bleibt das ein Markt mit Angebot und Nachfrage, das ist klar.“

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men auch die Anpassung der Wasserwirtschaftsverband-Steuer nicht hin, bei der die Kosten für die Produzenten um etliche Prozentpunkte steigen würden. Wir sind wachsam bei Steuererhöhungen.“ Schließlich scheint die umfassende Wetterversicherung ja immer wichtiger zu werden… „Als Erzeuger müssen wir lernen, mit diversen Klimaextremen umzugehen. Mal ist es Dürre, aber im darauffolgenden Jahr kann es auch nass sein. Wir bemühen uns sehr, zusammen mit den Wasserwirtschaftsverbänden dafür zu sorgen, dass ausreichend Wasser bei gutem Zu- und Abfluss da ist. Wichtig ist, dass möglichst viele Erzeuger die Möglichkeit haben, eine umfassende Wetterversicherung abzuschließen. Darum war es so wichtig, dass die 21 Prozent Versicherungssteuer abgeschafft wurden. Es gibt praktisch in der ganzen EU kein Land, das eine Steuer auf diese Versicherung hat. Das ist dasselbe wie bei einer Krankenversicherung, auf die auch keine Steuer erhoben wird, eine Versicherung im Interesse des Allgemeinwohls. Das ist wichtig – vor allem, wenn die staatlichen Stellen von den Ausgleichszahlungen für Naturkatastrophen

und Schäden weg möchten. Dann muss es eine Versicherung geben, die bezahlbar ist.“

Die Exportposition des niederländischen Apfels hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? „Die Anforderungen in den Niederlanden sind höher als in anderen Ländern, was zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen führt. Die Anforderungen, die an unsere Erzeuger gestellt werden, müssten auch für das Importprodukt gelten. Dies gilt für alle Produkte von den Äpfeln aus Polen bis hin zu den Prinzessbohnen aus Senegal. Es gibt weltweit so viele Unterschiede bei den Vorschriften, da braucht es mehr Klarheit. Der Markt muss einen ehrlichen Preis für die Bemühungen des einfachen Landwirtes zahlen. Die Verbraucher sind bereit, einen ehrlichen Preis für Produkte zu zahlen, die von weiter weg kommen, aber offenbar nicht für den Landwirt in ihrer Nähe.“

„Für die Exportposition sind gleiche Wettbewerbsbedingungen notwendig. Mit der Kampagne ‘De Fruitigste’ fördern wir niederländisches Obst und zeigen, dass Erzeuger noch einiges mehr leisten, als nur Obst

anzubauen. Wir haben ein Spitzenprodukt. Die Kunst besteht darin, das noch besser zu vermarkten. Produzent und Verbraucher haben beide eine gemeinsame Verantwortung für die Natur, für die Qualität des Produkts und die Umwelt. Beide müssen die Herausforderung anpacken, jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Wenn Sie sich die Transportwege anschauen, dann ist es doch nachhaltig, wenn ein Produkt in der Nähe angebaut wird. Dank guter Lagerungsmöglichkeiten können wir einen guten niederländischen Apfel ganzjährig anbieten. Man sieht das beispielsweise an der immer größeren Beliebtheit der regionalen Produkte.“ Vor fünf Jahren schloss Russland die Grenzen. Seitdem sind neue Märkte hinzugekommen. Welche Rolle spielt dabei die NFO? „Wir haben uns dafür eingesetzt, neue Absatzmärkte wie beispielsweise China zu öffnen, denn wir möchten, dass so viele Verbraucher wie möglich niederländisches Obst genießen können. NFO setzt sich dafür ein, möglichst viele Länder zu öffnen, aber wir schauen uns auch in der näheren Umgebung um. Die Promotion-Kampagne für die Conference in Deutschland ist

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Vision

Gerard, mitte, am Tag der offenen Tür in Randwijk 2018

dafür ein Beispiel. Immer mehr Conference gehen nach Deutschland. Natürlich fassen wir auch weiter entfernte Ziele ins Auge, aber manchmal muss man gar nicht so weit gucken.“ „Russland ist eine rein politische Frage, wobei ich es merkwürdig finde, dass die Bäume als Ausgangsmaterial ins Land dürfen, nicht aber das Obst. Das sind politische Entscheidungen. Ich hoffe, dass dieser Markt noch zurückkommt.“ Im vergangenen Herbst wurde auch viel über eine Schmuggelroute nach Russland geschrieben. Hat Sie das überrascht? „Der Schmuggel beweist, wie gut die niederländischen Birnen sind. Vor allem hat mich überrascht, dass es afrikanische Länder gab, die den Papieren zufolge Conference-Birnen exportierten.“

Gibt es eine Zukunft für die freien Apfelsorten? „Der Erzeuger muss selbst entscheiden, womit er sich am wohlsten fühlt. Möchten Sie nur anbauen und die Vermarktung anderen überlassen oder möchten Sie sich neben dem Anbau auch der Herausforderung des Verkaufs stellen? Man muss sich anschauen, was am besten zu welchem Erzeuger passt. Manch ein Produzent verkauft sein Produkt über einen eigenen Hofladen.“ Wenn man sich neue Sorten anschaut, wird oftmals gesagt, dass Nordwest-

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Europa nicht ideal sei für den Anbau süßer Apfelsorten. Wie sehen Sie das? „Es wird viel Zeit und Energie in neue Sorten gesteckt und verschiedene neue Apfel- und Birnensorten stehen vor der Einführung. Dabei werden die Wünsche des Verbrauchers immer beachtet. In diesem Rahmen bleibt die Tendenz immer gleich: ein harter Apfel mit einer guten Haltbarkeit im Regal. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen bleiben wichtig.“

Und wie ist die Situation bei Weich- und Steinobst? „Mit der niederländischen Sorte Kwanza haben wir eine Himbeere, die in die ganze Welt hinausgeht. Das Wissen und die Entwicklung in den Niederlanden gehen sehr weit. Aufgrund des zunehmenden Gesundheitsbewusstseins wächst der Markt für Weichobst und insbesondere für Blaubeeren. Blaubeeren werden immer beliebter und sind erfolgreich. Auch niederländische Blaubeeren werden unter dem Label ‘Simply the bes’ gut vermarktet. Blaubeeren sieht man in den Supermärkten mittlerweile ganzjährig. Die Rovada ist eine ausgezeichnete Johannisbeere, die sich bei der Lagerung und als Exportprodukt bewährt hat. Ich habe viel Respekt vor dem Engagement und der Innovation niederländischer Erzeuger. Wir haben in den Niederlanden viel Know-how, darauf dürfen wir gerne stolzer sein.“ „Ich habe vor kurzem einen Produzenten von Lazoet-Pflaumen besucht, dessen

Anbaumethode mich beeindruckt hat. Geschmack und Qualität des niederländischen Produkts sind ausgezeichnet. Auch der Kirschenanbau hat in den vergangenen Jahren dank einiger fantastischer Sorten Fortschritte gemacht. Für meine Begriffe ist die niederländische Kirsche die leckerste. Da können osteuropäische, griechische und türkische Kirschen nicht mithalten. Es hat sich ein Netzwerk von Ständen entwickelt, an denen die Kirschen von den Erzeugern verkauft werden. Es wäre großartig, wenn noch mehr niederländische Kirschen in den Regalen liegen würden. Qualitativ machen sie das Rennen.“ Passt dieses Wachstum zum Trend des Lokalprodukts? „Das ist eine Kombination von Verbraucher und Produzent. Die Produzenten berichten viel lieber darüber, wie ein Produkt wächst und blüht. Auf diese Weise wird das Bewusstsein des Verbrauchers erhöht. Darauf gehen wir bei den nationalen Kampagnen ein, mit denen wir zeigen möchten, was wir tun und welche Spitzenprodukte die niederländischen Erzeuger liefern. In Deutschland zeigt sich, dass Local for local sehr erfolgreich ist. Wir arbeiten daran, dass sich der niederländische Verbraucher auch für ein Produkt aus der näheren Umgebung entscheidet.“


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Vision

Was ist das größte Problem für die Branche? „Einen ehrlichen Preis für den Erzeuger zu realisieren – einen Preis, der widerspiegelt, dass das Produkt nachhaltig angebaut wird und die Vorschriften erfüllt. Es sollen auch ein effektiver, nachhaltiger Pflanzenschutz sowie die Kosten für den Faktor Arbeit und deren Verfügbarkeit erwähnt werden.“

Sind die Vorschriften von PlanetProof realisierbar? „Es muss Ruhe einkehren bei den diversen Zertifizierungen und Vorschriften, die über die gesetzlichen Maßnahmen hinausgehen. Diese Vorschriften unterscheiden sich von einem Abnehmer zum anderen. Manchmal können die Produzenten den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Die Aufgabe lautet, auf diesem Gebiet Ruhe einkehren zu lassen und ein Zertifizierungssystem zu schaffen, bei dem von der Abnehmerseite dieselben Vorschriften verwendet werden. Auf diese Weise hat der Erzeuger auch mehr Flexibilität beim Absatz. Die Vorschriften erfordern eine zusätzliche Anstrengung der Erzeuger und erhöhen den Herstellungspreis. Wenn der Gewinn nicht mitsteigt, sind die Kosten des Erzeugers nicht gedeckt.“ 106

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GlobalGAP wurde mit dem Gedanken eingeführt, mehr Einheitlichkeit bei den Vorschriften der Supermärkte zu schaffen. Dennoch wurden zusätzliche Vorschriften gestellt. Macht diese Idee Sinn? “GlobalGAP ist ein Beispiel für die Ruhe, die meiner Meinung nach einkehren muss. Schon das Gesetz hat bereits hohe Zielvorgaben für die Produzenten, aber zusätzlich gibt es über das Gesetz hinausgehende Vorschriften, die die Produkte erfüllen sollen. Es wird immer unklarer und damit immer schwieriger für die Erzeuger, es sei denn sie entscheiden sich beim Anbau für einen einzigen Beteiligten. Damit verlieren sie allerdings ihre Flexibilität.“ Bei Pflanzenschutzmitteln werden die Regeln immer weiter verschärft. Wie lautet die Position der NFO hierzu? „Bei der Pflanzenschutzmittel-Gesetzgebung muss der Anbau im Mittelpunkt stehen. Dort muss angesetzt werden, und nicht bei den Stoffeigenschaften. Dies gilt sowohl für den konventionellen als auch für den biologischen Anbau. Die Situation engt sehr ein. Für uns als NFO ist es ein Hauptanliegen, an der Freistellung von Pflanzenschutzmitteln beteiligt zu sein.

Das ist wichtig, um den Anbau weiter zu gewährleisten, darauf setzen wir voll und ganz.“ Wie machen Sie das? „Indem wir Lobbyarbeit leisten, aber auch, indem wir die Notwendigkeit des Anbaus betonen. Auf Pflanzenschutzmittel kann nicht verzichtet werden. Gäbe es beispielsweise kein Mittel mehr, um die Kirschessigfliege zu bekämpfen, so hätte das schwere Folgen. Es ist wichtig, gute Verbindungen in Den Haag zu haben, aber es ist auch wichtig, wie die Medien etwas aufgreifen, und der Verbraucher spielt auch eine wichtige Rolle. Wir arbeiten dabei eng mit unseren Bündnispartnern Glastuinbouw Nederland und LTO zusammen, um Erfolge zu verzeichnen. Was die Verbindungen zur Politik betrifft, ist es ein großer Vorteil, dass ich selbst ein Teil der regionalen und provinziellen Verwaltung war und auf der Kandidatenliste für das Parlament stand.“ (RM) ganker@hetnet.nl


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Tony Fissette, Enzafruit:

„Lokal oder Import, auf dem Markt muss Freiheit herrschen“ Nach 45 Jahren im Handel geht Tony Fissette, der Geschäftsführer von Enzafruit Continent. Er übergibt die Geschäfte an Steve Maxwell, den CEO von WorldWide Fruit UK. Anfang Februar nahm er während der Fruit Logistica in Berlin Abschied von der Branche. Seine Karriere liest sich wie die Geschichte des Kernobsthandels der vergangenen Jahrzehnte, gespickt von Anekdoten und garniert mit dem Streben, die Nummer eins zu sein. Blicken wir zurück auf 40 Jahre Kernobsthandel.

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onys Schlussfolgerung ist, dass sich rückblickend in den vergangenen 40 Jahren viel geändert hat. Er benennt eine Reihe von Veränderungen, die ins Auge

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springen: Früher wurde noch über Äpfel geredet, derzeit scheint es sich vor allem um die Verpackung zu drehen. Die Anforderungen der Supermärkte sind derart streng

geworden, dass etwa fünf weitere Mitarbeiter gebraucht werden, um dieselbe Menge an Äpfeln zu verkaufen. Früher war ein Supermarkteinkäufer jahrelang für einen Supermarkt tätig. Der Wechsel geht hier derzeit viel schneller von statten und die Produktkenntnis hat davon nicht profitiert. Auch im Bereich der Lebensmittelsicherheit hat sich viel verändert. Derzeit sind Verträge von 50 bis 80 Seiten keine Ausnahme mehr. Die größte Veränderung ist vielleicht die des Markts selbst. Vor 40 Jahren gab es einen großen Markt für Importäpfel aus Neuseeland. Mittlerweile hat die


Tonys 40 Jahre im Apfelhandel Es fing alles 1974 an, als Tony anfing, bei seinem Vater zu arbeiten. Ein Jahr zuvor ließ sich der Betrieb in Sint Truiden nieder, inmitten der Obstgegend. „Sint Truiden bekam häufig Besuch vom Einzelhandel aus Belgien und Europa. Man traf sich, um Obst auf der Versteigerung zu kaufen. Wenn man also in der Obstbranche aktiv war, war dies ein erfreulicher Ort, um sich niederzulassen“, sagt Tony. Zu der Zeit widmete sich der Betrieb bereits dem Import von Äpfeln und Kiwis aus Neuseeland. Tony fing als Verkäufer an. „Kiwis sind ein großartiges Produkt. Damals waren sie noch ganz unbekannt. Es ist fantastisch, am Aufbau des Marktes mitzuarbeiten – bis hin zum heutigen Erfolg der Kiwis.“ Bei den Äpfeln war zu jener Zeit der Red Delicious eine begehrte Sorte. Tony führte den neuseeländischen Konkurrenten Royal Gala in Europa ein. „Wir waren die ersten, die diesen Apfel nach Europa holten und beim Einzelhandel einführten“, sagt er. „Der Royal Gala war der Ersatz für den Red Delicious.“

1989 stellt nicht nur einen Wendepunkt in der Weltgeschichte dar, auch beim Import des neuseeländischen Obstes kam es zu einer großen Veränderung. In Belgien wurde der Betrieb von Tonys Vater in das New Zealand Apple and Pear Marketing Board eingegliedert. In Neuseeland wurde das Kiwiboard als Vorläufer von Zespri gegründet. Dieses Board beschloß, den Absatz nach Europa exklusiv über ENZA Fruit laufen zu lassen. „In jenem Jahr verkauften wir etwa 20 Millionen Schalen Kiwis und 7 Millionen Kartons Äpfel à 18 Kilo“, erinnert sich Tony. Die Kiwisaison dauerte damals von April bis Februar. Ein Jahr darauf platzte der Kiwitraum, als das Kiwiboard beschloss, ein eigenes Verkaufsbüro in Europa zu errichten. „Das war der Vorläufer von Zespri, und das wurde ein Erfolg“, gibt Tony zu. Damals hatte der europäische Apfel noch eine klar abgegrenzte Saison. Dasselbe galt für den Import. Neuseeländische Äpfel waren zwischen April und Ende September auf dem Markt, nachdem die europäischen Vorräte aufgebraucht

Die Anfangsjahre des neuen Jahrtausends standen im Zeichen von Akquisitionen. Im Jahr 2000 wurde das neuseeländische Unternehmen Enzafruit von T&G übernommen. Ein Jahr darauf folgte die Deregulierung, wodurch der Export nach Europa freigegeben wurde und Enzafruit seine Monopolposition verlor. 2012 wurde T&G von der deutschen BayWa übernommen. „Das war sehr positiv. Das hat T&G internationaler gemacht und gestärkt“, sagt Tony. Dank der Übernahme gelang es auch, den Jazz in Deutschland anzubauen.

Konkurrenz auf dem Markt zugenommen, sowohl von anderen Ländern der Südhalbkugel als auch von europäischen Ländern.

führung des Granny Smith. Diesem folgte der Braeburn und dann wurde der Markt vom Jazz übernommen. „Wenn Kunden beispielsweise einen Jazz oder einen Braeburn probieren, beklagen sie oftmals, dass der Braeburn keinen Geschmack mehr hat. Braeburn ist noch immer derselbe Apfel, allerdings vergleichen Sie ihn jetzt mit dem viel besseren Geschmack des Jazz.“

sive Vermarktungsrecht für neuseeländische Äpfel in Europa. In jenem Jahr kam es zur Deregulation; der Handel wurde freigegeben. Tony, damals seit zwei Jahren Geschäftsführer, musste sich Gedanken machen. „In jenem ersten Jahr wurde der Markt mit Braeburn-Äpfeln aus Neuseeland überspült, die zu extrem niedrigen Preisen verkauft wurden“, erinnert er sich.

NEUE SORTE MUSS BESSER SEIN Tonys Talent für den Handel zeigte sich schon in jungen Jahren. Schon als jungem Teenager gelingt ihm der Aufbau eines Handels mit Eiern und Vögeln. Das Lernen liegt Tony nicht. Mit seinem schnellen Mundwerk und Handelsinstinkt will er Geld verdienen. Eine erste Begegnung mit dem Obsthandel hat der junge Tony in London, im Covent Garden. „Das liegt mitten im Zentrum von London. Unglaublich, wie sie mit den Lastwagen bis ins Zentrum fuhren, um Obst anzuliefern.“ Im Jahr darauf fängt er als Verkäufer im Obsthandel seines Vaters in Sint Truiden an.

JAZZ ALS RETTUNGSRING FÜR ENZAFRUIT Bis 2001 hatte Enzafruit das exklu-

waren. „Anfang der 90er Jahre haben wir uns auf Äpfel konzentriert“, fährt Tony fort. Die ersten Braeburn aus Neuseeland wurden importiert. Schnell übernahm der säuerliche Apfel die Position des beliebten Importapfels Granny Smith. „Der Braeburn war ein großer Erfolg in Deutschland sowie in Europa.“ 1998 wurde Tony zum Geschäftsführer von Enzafruit Continent ernannt. Zwei Jahre später nahm er auch im Vorstand des britischen WorldWide Fruit UK Platz.

In den vergangenen vierzig Jahren führte Tony diverse Sorten in Europa ein. Obwohl die Forschung nach neuen Sorten anhält, fragt er sich, ob es noch einen Durchbruch mit einer neuen Sorte geben wird. „Eine Sorte muss nachweislich besser sein, sonst wird das kein Erfolg“, bemerkt er. „Ich habe meine Zweifel, ob die jetzt präsentierten neuen Sorten besser sind als Jazz, Envy oder Pink Lady.“ Rückblickend weist er auf die Entwicklung im Segment der säuerlichen Äpfel hin. Das begann mit der EinAGF Primeur 4 • 2019

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Obst

Tonys Höhepunkte 1992 – „An einem Tag verkauften wir eine komplette Bootsladung neuseeländischer Braeburn mit 250.000 Kartons Äpfel à 18 Kilo. Dafür braucht man jetzt einige Wochen.“

1998 – „In den ersten Maiwochen verkauften wir an 13 Handelstagen mehr als 2 Millionen Kartons à 18 Kilo neuseeländischer Äpfel. Das war ein absoluter Rekord mit guten Preisen. Ich glaube nicht, dass so etwas jemals wiederkehrt.“

2000 – „Als Belgier wurde ich von einer niederländischen Fachzeitschrift zum ‘Mann des Jahres’ erklärt. Als Belgier bin ich darauf sehr stolz.“

2008 – „Wir feierten den Verkauf des 100-millionsten Kartons (18 kg) neuseeländischer Äpfel.“

2011 – „Auf der Fruit Logistica nahm ich den Frischemärkte-BestMarketeer-Bären in Empfang. Dieser wurde von den deutschen Großhandelsmärkten verliehen.“

2018 – „In unserem Büro in Belgien wird der 10-millionste Karton (18 kg) Jazz verkauft; das haben wir gefeiert.“

2018 – „Während eines großen Galadiners in Neuseeland bekam ich vom Minister den Outstanding Contribution Award für die neuseeländische Apfelbranche.

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„Wir beschlossen, uns auf den Jazz zu konzentrieren. Das musste unser neuer Erfolgsapfel werden. Wenn das kein Erfolg geworden wäre, hätten wir dichtmachen können, denn mit den bestehenden Sorten kamen wir nicht weiter.“

vorweisen kann, braucht man sich vor niemandem zu fürchten. Gute Lagerung ist niemals eine Bedrohung. Nichts kommt gegen einen frischen Apfel an“, sagt er. „Allerdings beschränkt das unseren Absatzmarkt, weil das Angebot groß ist.“

LOKAL UND IMPORT VERSTÄRKEN SICH GEGENSEITIG „Ich finde, dass ein Supermarkt lokale Produkte in der jeweiligen Saison anbieten muss. Aufgrund der Nachfrage des Einzelhandels ist das lokale Obst wichtiger geworden.“ Die Verbesserungen der Lagerungsfähigkeit und der Kühleinrichtungen spielen auch eine entscheidende Rolle. Vor 40 Jahren war es unmöglich, einen Apfel ein ganzes Jahr aufzubewahren. Mittlerweile ist dank ULO-Lagerung ein ganzjähriges Angebot europäischer Äpfel möglich. Tony lässt sich dadurch nicht beirren. „Wenn man eine Innovation hat und im richtigen Augenblick das beste Produkt

NEUSEELÄNDISCHER IMPORT UNTER DRUCK Dennoch hat der Vormarsch des heimischen Apfels Folgen für Enzafruit. Der größte Prozentsatz der neuseeländischen Envy-Ernte wird derzeit nach Asien verschifft. Für Europa hat der Anbau in Frankreich, der Schweiz, Italien und Spanien begonnen. „Wir bauen lokal für die heimischen Märkte an.“ Dabei sind die südlichen Länder besser vertreten als ‘traditionelle’ Apfelländer wie die Niederlande und Belgien. „Wir würden natürlich gerne Jazz und Envy in diesen Ländern anbauen, aber das Klima in den Niederlanden und Belgien erweist sich als nicht optimal

Tony zufolge ist der Jazz „der beste Apfel, den ich jemals gegessen habe“, aber davon musste er den Rest des Marktes noch überzeugen. „Wir haben ein System mit einem ganzjährigen Angebot errichtet.“ Von Mai bis Oktober sind die Äpfel aus Neuseeland verfügbar. Um auch zwischen Oktober und Mai ein Angebot zu haben, wurde auf europäischen Anbau gesetzt. So wurde der Jazz unter anderem in Frankreich, Italien und Deutschland gepflanzt. „Unsere Rolle veränderte sich, denn wir waren auf neuseeländische Produkte spezialisiert. Jetzt bieten wir den Jazz ganzjährig an. Das Aufkommen von einheimischem Obst ist ein wichtiger Trend.“

Supermärkte brauchen ein Angebot an lokalen und Importäpfeln, betont er. „Auf dem Markt muss Freiheit herrschen. Der Verbraucher muss die Freiheit der Wahl haben. Sowohl einheimische Äpfel als auch Importäpfel sind gute Produkte, wir müssen es den Verbrauchern überlassen, ihre Wahl auf Grundlage der Farbe, des Geschmacks oder der Festigkeit zu treffen. Die Geschmäcker der Verbraucher unterscheiden sich gewaltig.“ Tony illustriert dies anhand von zwei Sorten. Für den Jazz sind Belgien, die Niederlande und Deutschland die größten Märkte. In Italien oder Spanien ist Envy viel beliebter. Derselbe Envy hat im Norden des Kontinents einen begrenzteren Markt.


für die neuen Sorten.“ Der Anbau von Jazz und Envy in diesen Ländern wurde getestet, aber die Ergebnisse waren unbefriedigend.

Die Position des neuseeländischen Royal Gala stand nicht nur aufgrund der europäischen Ernte unter Druck, denn diese Sorte wurde auch in Chile, Brasilien, Uruguay, Argentinien und Südafrika angebaut. „Dadurch wird das ‘Fenster’ für Neuseeland so klein, dass es nicht mehr rentabel ist, nur neuseeländische Äpfel zu führen.“ Das zeigt das Beispiel der Schweiz. Das Alpenland öffnet zwischen dem 15. Juni und 15. Juli die Grenze für Äpfel. Supermärkte haben daher kein Interesse an den Importäpfeln. „In Zusammenarbeit mit den Schweizer Bauern haben wir jetzt 120 Hektar gepflanzt; es gibt heimischen Jazz. Die Saison dauert bis Ende Mai“, sagt Tony. Wenn Jazz aus der Schweiz den Markt verlässt, schalten die Supermärkte auf Importäpfel um. „Ohne Schweizer Produkte könnten wir in diesem Land keinen neuseeländischen Jazz verkaufen. Der Erfolg resultiert aus der gegenseitigen Hilfe.“ Tony erwartet, dass die neuseeländische Präsenz in Europa zurückgehen wird. „Obwohl die Produktion in Neuseeland

von Jahr zu Jahr zunimmt, gehe ich davon aus, dass der Export nach Europa geringer werden wird“, sagt er. Auch hinsichtlich des amerikanischen Marktes geht er davon aus, dass Neuseeland weniger im Vordergrund stehen wird. Das lässt sich alles auf den protektionistischen Kurs von Präsident Trump zurückführen sowie auf den großen Apfelanbau in Washington. „T&G baut Envy und Jazz in den Vereinigten Staaten an. Für den Jazz haben wir ein Angebot von zehn Monaten“, sagt Tony. Aufgrund der wachsenden Mittelschicht in Asien und dem Nahen Osten finden sich hier Wachstumsmärkte. „Mein Gefühl sagt mir, dass der europäische Markt stagniert. Asien und der Nahe Osten, das sind die Märkte der Zukunft, vor allem aus neuseeländischer Perspektive“, erklärt Tony. Das hängt mit der kürzeren Transportzeit zusammen. Abgesehen davon wird aber auch ein besserer Preis für die Äpfel bezahlt als in Europa. „Ganz Neuseeland konzentriert sich auf Asien und den Nahen Osten. Auch die neuen Sorten werden für diese Märkte entwickelt.“

40 Jahren wird er es jetzt ruhiger angehen. Ab April hat er alle Zeit der Welt und dennoch fürchtet er, keine Zeit zu haben. Seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder werden seine Zeit beanspruchen. Außerdem hat er nach eigener Aussage etwa fünfzig Hobbys: lange Wanderungen, die Pflege eines riesigen Gartens, die Vogelzucht, die Versorgung von Kaninchen und Hühnern, und dann braucht er noch Zeit für interessante Ausflüge, etwa nach Maastricht, Knokke und in den Schwarzwald. (RM) tony.fissette@enzafruit.be

„2018 gab es den besten Durchschnittspreis meines ganzen Lebens. Unser Umsatz lag um 30% höher und die Erzeuger haben einen schönen Preis bekommen. Das ist ein guter Abschluss“, sagt er letztendlich. Nach

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Gartenbau

Beleuchteter ErdbeerenWinteranbau wird ausgeweitet Der Spitzname 'zomerkoninkjes' lässt es nicht vermuten, aber eigentlich wachsen Erdbeeren am besten bei etwas niedrigeren Temperaturen und nicht im Sommer, der immer wärmer wird. Es leuchtet daher ein, dass sich der Erdbeeranbau derzeit im Umbruch befindet – der Anbau von Erdbeeren unter Glas nimmt zu und auch der beleuchtete Anbau im Winter gerät ins Blickfeld. Brookberries produziert schon seit 2014 ganzjährig. Marcel Dings: „Eigentlich ist der Geschmack von beleuchteten Wintererdbeeren sogar noch besser als im Sommer.“

M

ittlerweile ist es 20 Jahre her, dass Marcel Dings zur Erdbeerbranche fand. Er kaufte einen bestehenden Glasbetrieb auf. Das war ein solcher Erfolg, dass er sein Unternehmen seitdem fortwährend erneuerte und festigte. An vier Standorten in der Nähe von Venlo baut Marcel auf mittlerweile 19,5 Hektar unter Glas an, seit 2008 zusammen mit dem Geschäftspartner Peter van den Eertwegh. Brookberries gehört der Erzeugergemeinschaft Fossa Eugenia an, jährlich gehen 2,5 Millionen Kilo Erdbeeren durch die Absatzkanäle von Fossa Eugenia auf die Reise. Traditionell liegt die Hauptsaison des Anbaus von Gewächshauserdbeeren in den Zeiträumen April bis Mai und Oktober

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bis Dezember, kurz vor und kurz nach der Saison der Freilanderdbeeren. „Als sich herausstellte, dass auch im März eine chancenreiche Nachfrage nach Gewächshauserdbeeren besteht, haben wir geschaut, ob wir dann ebenfalls produzieren können“, sagt Marcel. „Eins kam zum anderen, und mittlerweile können wir sogar ganzjährig produzieren.“ Etwa 5 Hektar bei Brookberries sind derzeit mit Beleuchtung ausgestattet. In der letzten Wintersaison gab es noch traditionelle SON-T-Belichtung, aber seit Januar 2019 wachsen die Erdbeeren unter LED-Beleuchtung, die energiesparender ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei LED-Beleuchtung ganz unterschiedliche Lichtspektren

möglich sind. „In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Delphy arbeiten wir schon seit einigen Jahren daran, das ideale Lichtkonzept für Erdbeeren auszutüfteln. Langfristig können wir dann im Tagesverlauf das Spektrum der Beleuchtung so anpassen, dass jeder Tag für die Pflanze ein schöner Frühlingstag ist.“

SELBST DEN FUSS AUF DEM GASPEDAL Die ganzjährige Produktion im Gewächshaus um die Ecke bedeutete jedoch noch nicht unbedingt, dass der Kunde das akzeptiert. Die Herausforderung bestand darin, den Verbraucher von den besonderen Vorzügen von Erdbeeren aus beleuchtetem Winteranbau zu überzeugen. „Spanische, marokkanische und ägyptische Ware ist dem Verbraucher schon seit vielen Jahren bekannt, wenn im Winter Erdbeeren im Laden liegen. Der Verbraucher kauft dieses Produkt, weil es relativ billig ist und Ähnlichkeit mit Erdbeeren hat“, übertreibt Marcel etwas. Die gleiche rote Frucht aus dem Gewächshaus unterscheidet sich jedoch durchaus von der Importfrucht aus dem Süden. „Der Geschmack ist viel besser, viel süßer, insbe-


Erdbeeren unter SON-T-Belichtung sechs Wochen nach der Pflanzung.

Erdbeeren unter SON-T-Belichtung drei Wochen nach der Pflanzung

sondere im Winter. Im Sommer gibt es viel Licht, aber die Temperatur ist oftmals zu hoch, so dass die Erdbeeren zu schnell reifen und zu wenig Zeit haben, um Zucker zu bilden. Das Maß enttäuscht übrigens auch oftmals. Und machen wir uns nichts vor: Auch in Spanien werden Erdbeeren vor allem im Winter angebaut. Im Sommer ist es dort eigentlich auch viel zu heiß.“

Im Gewächshaus dagegen kann das Klima nahezu optimal gesteuert werden, vor allem im Winter, wenn die Außentemperatur niedrig ist. „Im Gewächshaus betätigen wir das Gaspedal, die Temperatur. Zur richtigen Lichtmenge gehört eine bestimmte Temperatur, die dafür sorgt, dass die Pflanze die richtige Menge an Zucker bildet. Wenn die Temperatur zu hoch ist, ist das so, als ob man mit einem Deux-Chevaux (bzw. einer Ente) versucht, 180 km/h zu fahren. Das ist dann aber doch etwas anderes, als wenn man es mit einem Mercedes macht.“ SOVIEL WIE MÖGLICH VORHER VERKAUFEN Die Nachfrage nach Erdbeeren ist traditionell immer noch dann am höchsten, wenn Erdbeeren wie früher angebaut werden, auch weil der Verbraucher das so gewohnt ist. Die Jahreszeiten verwischen jedoch, und derzeit ist praktisch alles ganzjährig verfügbar. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was ganzjährig alles im Regal liegt. Sogar Spargel, der mehr noch als Erdbeeren seit jeher ein Saisonprodukt war, ist ganzjährig verfügbar.“

wegen der höheren Produktionskosten, die auch die höheren Preise im Laden erklären. “Vor dem Boykott bauten wir selbst noch nicht unter Beleuchtung an, aber auch wir haben gemeinsam mit Fossa Eugenia einen Markt für unser Produkt schaffen müssen.

Marcel Dings

Bis zum russischen Boykott fand ein Großteil der Erdbeeren aus dem Winteranbau seinen Weg nach Russland, wo sich Millionäre an den reifen, roten Früchten erfreuten. Als sich das im Sommer 2014 änderte, musste ein neuer Markt gefunden werden. „Wir selbst bauten vor dem Boykott noch nicht unter Beleuchtung an, aber auch wir haben seinerzeit zusammen mit Fossa Eugenia einen Markt für unser Produkt schaffen müssen. Glücklicherweise gibt es seit dem Boykott immer mehr Supermärkte, die Gewächshauserdbeeren auch im Winter neben die Importerdbeeren aus dem Süden in die Auslage legen. Unser größter Vorteil in diesem ‘Konkurrenzkampf’ ist dabei der Geschmack. Das ist ein sehr willkommener Wettbewerbsvorteil

Um dem Markt – einem Nachfragemarkt, auf dem der Verbraucher im Winter für den Preis von 250g Gewächshauserdbeeren doppelt so viele Importerdbeeren bekommt – ganzjährig ein gutes Produkt garantieren zu können, arbeitet Brookberries mit einem Anbauplan. In drei Abteilungen à 1,7 Hektar mit SON-T- oder LED-Belichtung werden dreimal Juniträger gepflanzt, die acht bis zehn Wochen nach der Anpflanzung in Produktion kommen, wonach sie etwa ebenso lange geerntet werden. „Bei der Produktion haben wir gemeinsam mit Fossa Eugenia nach Kunden gesucht. Soviel Produkt wie möglich wird im Vorhinein verkauft, um nicht für einen Markt zu produzieren, den es in dem Moment vielleicht gar nicht gibt.“

Marcel baut möglichst wenig für den freien Markt an, um so viel Sicherheit wie möglich zu haben. „Letztlich arbeitet man aber mit lebendem Material, das heißt, man muss immer mit etwas mehr oder weniger Produktion als erwartet rechnen. Man kann niemals 100 Prozent der Erwartungen verkaufen. Es geht darum, eine bestimmte Marge zu erzielen, um immer zu dem stehen zu können, was man dem Kunden versprochen hat. Letztlich kommt es in der Regel jedes Jahr zu Situationen, in denen AGF Primeur 4 • 2019

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Gartenbau

Produkt für den Tageshandel vorhanden ist, im Winter jedoch eher weniger als im Sommer. Im Gewächshaus lässt sich noch immer gezielter für den Markt anbauen.“

LECKERES MUSS AUCH WIEDERERKENNBAR SEIN Wer sich auf dem Markt, der zweifellos ein ordentliches Wachstum erlebt, weiterhin profilieren möchte, muss ständig innovativ sein. Daher wurde im vergangenen Herbst bekannt, dass Marcel zusammen mit drei weiteren Erzeugern eine Arbeitsgemeinschaft zur Erdbeereninnovation ins Leben gerufen hat. „Nachdem sich die Wirtschaftsgruppe Gartenbau im Jahr 2015 auflöste, gab es viel weniger Forschung. Mit der Stiftung Erdbeerforschung haben wir als Branche wichtige Forschungsinitiativen fortgeführt, von denen sich einige mit der Seuchenbekämpfung beschäftigten. Bei der derzeitigen Expansion der Betriebe ist es wichtig, Innovationen zu erforschen. Eines jener Themen auf der Agenda ist die weitere Suche nach dem Lichtkonzept, das Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Erdbeeren hat.“

Diese Inhaltsstoffe spiegeln ebenso wie die eigene Verpackung 2014 das Bedürfnis der Erzeuger wider, sich mit ihrem Produkt hervorzuheben. „Mein größter Traum ist, aus unserem Produkt eine Marke zu machen. Ich verstehe sehr wohl, dass dies noch enorm viel Arbeit ist. Der Verbraucher möchte durchaus für etwas mehr bezahlen, das lecker ist, aber dann muss sich das auch als solches wiedererkennen lassen. Wenn man dann schließlich so eine Marke besitzt, müssen alle Versprechen auch eingehalten werden. Dafür braucht man auch einen guten Partner. Das eigene Produkt kann bei Verlassen der Tür noch so gut gewesen sein, wenn es danach schlecht gekühlt wird, ist der Kunde beim Kauf enttäuscht. In dem Augenblick sieht er Ihre Marke, Ihr Produkt.“

nicht rühmen, denn damit sind auch Nachteile verbunden. Sie schränkt beispielsweise bei der Auswahl der Einzelhandelspartner ein, denn wenn man als Marke bei dem einen Supermarkt in der Auslage liegt, wird man nicht so schnell auch bei allen anderen verfügbar sein.“ (TT) marcel@brookberries.nl

Bis die Erdbeeren von Brookberries als eigene (Fossa-) Marke in der Auslage liegen, ist noch ein weiter Weg. „Derzeit ergänzen wir noch viele private Marken, was nicht verkehrt ist. Letztlich geht es unter dem Strich natürlich auch um den Ertrag. Und man sollte sich so einer Markenposition

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ist unsere beste Zutat. Auch wenn es um Innovationen im Obst- und Gemüsesektor geht. Der Anteil der Fertigmahlzeit-Produkte und verzehrfertigen Zutaten in Supermärkten wächst schnell. Zugleich gehen wir stets bewusster mit unserer Ernährung um. Aus diesem Grund entscheiden sich Verbraucher in zunehmendem Maße für Gemüse. Es gilt eine Welt mit Innovation, einfachen und geschmackvollen Konzepten, in denen Gemüse die Stars sind, zu erobern. Erfolgreiche Innovationen erfordern jedoch eine gute Zusammenarbeit mit den richtigen Partnern. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir uns auf die Suche nach überraschenden, neuen Mahlzeit-Konzepten mit Gemüse als gesundem Mittelpunkt begeben. Nehmen Sie die Herausforderung mit uns an? Gehen Sie zu www.verstegen.eu


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Genetische Manipulation bedeutsam, aber nicht der einzige Lösungsansatz bei der Bekämpfung pflanzlicher Krankheiten

Geht es auch ohne genetische Veränderungen? Wenige Themen werden kontroverser diskutiert als genetische Veränderungen. Die Meinungen von Befürwortern und Gegnern in der öffentlichen Debatte überschlagen sich. Zusätzlich gibt es auch noch die Diskussion über die Verwendung neuer Veredelungstechniken (wozu CRISPR-Cas gehört, das eigentlich GVOs, also gentechnisch veränderte Organismen hervorbringt). Es scheint einen weltweiten Konsens zu geben, dass diese neuen Veredelungstechniken nicht reglementiert werden sollten, aber der europäische Gerichtshof fällte 2018 ein Urteil, demzufolge mit grüner Gentechnik und ‘Gene-editing’ geschaffene Pflanzen der GVO-Regelung unterliegen. Auf diese Weise muss ein teurer und langwieriger Weg beschritten werden, um bei den Pflanzen die Lizenzierungs- und Zulassungspflicht einzuhalten und sie auf dem Markt einzuführen.

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Dieses Urteil behindert die Verwendung dieser Techniken und sorgt dafür, dass sie in der Praxis in Europa nicht angewendet werden. Dass dies schade ist, hat sich in unseren Gesprächen mit Forschern gezeigt, die sich mit der Bekämpfung schwerer Pflanzenkrankheiten bei Kartoffeln, Bananen und Zitrusfürchten beschäftigen. Der allgemeine Tenor ist der, dass grüne Gentechnik und ‘Gene-editing’ zwar nicht die einzige Lösung bei der Bekämpfung von Krankheiten sein werden, dass sie jedoch einen guten, nachhaltigen und langfristigen Beitrag liefern können. NACHHALTIG GEGEN PHYTOPHTHORA Eine dieser schwer zu bekämpfenden


Pflanzenkrankheiten ist Phytophthora bei der Kartoffel. „Es ist nicht so, dass wir bei der Bekämpfung von Phytophthora nicht ohne genetische Veränderung auskommen würden, denn es gibt noch immer eine Skala an Pflanzenschutzmitteln, die die Krankheit bis zu einem gewissen Ausmaß unter Kontrolle halten können. Aus Nachhaltigkeitsgründen ist es jedoch viel besser, wenn man die Sorten resistent gegen Krankheiten macht, statt mit der derzeitigen intensiven Verwendung von Pflanzenschutzmitteln weiterzumachen,“ sagt René Custers, regulatorischer und verantwortlicher Forschungsleiter bei VIB (Flämisches Institut für Biotechnologie). Solche Resistenzen lassen sich mit grüner Gentechnik oder auch über klassische Veredelung einführen. RESISTENZEN ANHÄUFEN Dank klassischer Veredelung gibt es mittlerweile eine beschränkte Anzahl von Kartoffelsorten auf dem Markt, die gegen Phytophtora resistent sind. Die Frage ist jedoch, wie nachhaltig die Resistenzen sind. „Es ist sehr schwierig, auf klassischem Wege wirklich viele Resistenzen anzuhäufen.“ René geht davon aus, dass die klassisch veredelten Sorten, die jetzt auf den

Markt kommen, über ein oder höchstens zwei gut funktionierende Resistenzgene verfügen. Es ist ein Resistenzmanagement erforderlich, um zu verhindern, dass diese Resistenzen durchbrochen werden. Resistenzgene unterscheiden sich in ihrem Angriffspunkt gegenüber Phytophtora und in ihrem Wirkspektrum. Je mehr Resistenzgene mit unterschiedlichen Anhaltspunkten eine Sorte enthält und je breiter deren Wirkspektrum gegenüber den jeweiligen Phytophtora-Stämmen ist, desto geringer ist die Gefahr, dass die Resistenzen durchbrochen werden. Bei der Verwendung von nur einem oder zwei Resistenzgenen wird eventuell eine zusätzliche Verwendung von Pflanzenschutzmitteln notwendig sein, um die Durchbrechung der Resistenz zu verhindern.

GENE DIREKT HINZUFÜGEN Grüne Gentechnik – das Einbringen natürlicher Resistenzgene über moderne genetische Techniken – kann im Vergleich zur klassischen Veredelung viele Vorteile bieten. „Der Vorteil grüner Gentechnik ist der, dass man bei bestehenden Sorten, die sich als wertvoll erwiesen haben und bei denen viel Wissen über die Verarbeitung dieser

Sorten besteht, direkt mehrere Resistenzgene anfügen kann. Es wird dann viel leichter sein, die resistente Variante einer solchen Sorte auf dem Markt einzuführen, die dann auch noch einen ernsthaften Marktanteil bekommt.“ Bei klassischer Resistenzveredelung muss von jetzt auf gleich eine neue Sorte aufgebaut werden, die nicht nur gegen Phytophtora resistent ist, sondern auch bei einer ganzen Reihe anderer Eigenschaften gut abschneiden muss: So muss beispielsweise ein guter Ertrag möglich sein, sie muss möglichst unempfindlich gegenüber Fadenwürmern sein und die Verarbeitungseigenschaften sowie Kochqualität müssen optimal sein. Neben der grünen Gentechnik sind dem Arsenal des Veredelers kürzlich noch neuere Techniken zugefügt worden: Das so genannte ‘Gene-editing’, mit dem es möglich geworden ist, bei der Kartoffel noch andere Formen der Resistenz gegenüber Phytophtora einzuführen. MARKTZULASSUNG UNSICHER Allerdings werden die Sorten mit grüner Gentechnik und ‘Gene-editing’ als genetisch veränderte Organismen (GVO) betrachtet und müssen daher einen langwierigen und

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Veredlung

Die Universität Wageningen hat den Anbau von Bananen auf Substrat erprobt.

teuren Marktzulassungsprozess durchlaufen. „Das Ergebnis des Marktzulassungsprozesses in Europa ist sehr unsicher, weil die EU-Mitgliedsstaaten bei dieser Geschichte wirklich politisch abstimmen.“ Das erschwert die praktische Anwendung von grüner Gentechnik und ‘Gene-editing’, und in der Praxis erweist sich die klassische Veredelung derzeit als der praktikabelste Weg. In Europa wird unter Wissenschaftlern und Veredelern noch viel über die Folgen des kürzlichen Urteils des europäischen Gerichtshofes diskutiert, das den GVO-Status solcher Pflanzen zu bestätigen scheint. „Es ist fraglich, ob die Wissenschaftler und die Unternehmen bei diesem Punkt in Europa wirklich Gehör bekommen werden.“ Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es wenig Grund, Sorten mit ein oder zwei veränderten Buchstaben in der DNA oder importierten natürlichen Resistenzgenen

anders zu behandeln als Pflanzen, die mittels klassischer Veredelung entstanden sind, sagt René abschließend.

BANANEN Auch Bananen sind im großen Ausmaß schwer zu bekämpfenden Krankheiten ausgesetzt. Genetische Veränderung kann und wird sicher einen Beitrag zur Bekämpfung der Panama Krankheit und Black Sigatoka liefern. Um jedoch zu einem nachhaltigen Bananenanbau zu kommen, ist viel mehr Innovation und Diversifizierung nötig, bemerkt Gert Kema, beigeordneter Professor für tropische Phytopathologie an der Universität Wageningen. „Die Techniken stimmen hoffnungsvoll, wir werden sie sicher benutzen. Ein Gewächs wie die Banane eignet sich dafür auch sehr gut.“ Trotz aller positiven Aspekte der genetischen Veränderung ruft Gerd dazu auf, sich

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nicht nur darauf zu konzentrieren, sondern die Aufmerksamkeit auf das gesamte Anbausystem zu richten, weil nicht alle Probleme mit genetischer Veränderung gelöst werden können.

GENE ERFASSEN Bezüglich der Panama-Krankheit hat man in Australien ein Resistenzgen aus wilden Bananen in die Cavendish-Banane – die am meisten gegessene Bananensorte – eingebaut. Auf den Versuchsfeldern hält sich diese Resistenz schon jahrelang. „Das ist ein sehr wichtiger proof of concept,“ sagt Gert. Dies ist im Falle eines Schimmels, der sich über den Boden verbreitet, ein hoffnungsvolles Zeichen für die Anwendung auf dem Feld. Obwohl vielversprechend, deckt diese Resistenz auch ein Problem auf. Es ist das allererste Resistenz-Gen, das in der Banane identifiziert wurde. Gert konstatiert,

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Megan Dewdney, Pflanzenpathologin an der Universität von Florida

dass der genetischen Erfassung der Banane und den Krankheiten bis heute nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. „Wenn man etwas verändern will, muss man schon wissen, was man verändern muss. Bei der Banane muss die gesamte grundlegende Arbeit noch getan werden, aber in Bezug auf die Panama-Krankheit ist es ein Anfang.“

EINZIGARTIGE RESISTENZ Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden hauptsächlich Bananen der Sorte Gros Michel verzehrt – bis die Panama-Krankheit, verursacht von einem Fusarium-Schimmel, weltweit für große Probleme sorgte und Bananenplantagen vernichtete. Die Produzenten gingen massiv zur Cavendish-Sorte über, weil diese Bananensorte eine gute Resistenz gegen die sogenannten Race 1 Fusarium-Stämme besitzt, von denen Gros Michel befallen wird. „Die Resistenz gegen diese Stämme hält noch immer an, ein einmaliges Beispiel für nachhaltige Resistenz. In der Landwirtschaft kommt es fast nicht vor, dass Resistenzen so lange halten.“ Obwohl die Cavendish lange Zeit gegenüber R1-Stämmen standgehalten hat, zeigt sich diese Banane nicht beständig gegen die vor

kurzem beschriebene Fusarium odoratissimum, die sogenannte Tropical Race 4 (TR4). „Das ist wirklich eine neue Art, die sich in sehr vielen Ländern etabliert und eine enorme Bedrohung darstellt.“

BLACK SIGATOKA Bei der Bananenkrankheit Black Sigatoka ist es noch problematischer als bei der Panama-Krankheit, weil für diese Krankheit noch kein einziges Resistenzgen identifiziert wurde. „Wenn die Grundlagen noch nicht bekannt sind, dann muss man doch erst einmal damit beginnen.“ Und das ist eine Frage der Anwendung klassischer Gentechnik zur Erfassung der Gene. Eine Rolle spielt dabei auch, dass der Black Sigatoka verursachende Schimmel ein enorm dynamisches Pathogen ist, welches Resistenzen wahrscheinlich schnell umgehen kann. „Das lässt sich viel besser mit Veredelung mittels Diversifizierung anpacken, aber derzeit ist noch nicht ein einziges Resistenzgen erfasst worden. Wir müssen doch realistisch bleiben.“ MONOKULTUR Ein weiterer Aspekt, der bei der Bekämpfung dieser Bananenkrankheiten eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass

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Veredlung

die Cavendish-Banane praktisch die einzige Bananensorte ist, die für den Export angebaut wird. „In landwirtschaftlicher Hinsicht ist das eine Katastrophe,“ deutet Gert an. „Von Ecuador bis zu den Philippinen wird ein und derselbe Klon angebaut.“ Wenn man sich so häufig für die Cavendish entscheidet, so hat das unter anderem mit den Vorlieben der Verbraucher zu tun, mit Konservativismus in der Branche und auch mit dem Kräftespiel der Supermärkte. Gert betont, dass die alleinige Bekämpfung von Krankheiten mit genetischer Veränderung nicht zu jener genetischen Vielfalt führt, die so wichtig ist, um dieses Problem nachhaltig anzupacken. Er warnt davor, dass trotz des wichtigen Beitrags durch genetische Veränderung diese auch dazu führen kann, dass die Monokultur erhalten bleibt. Er plädiert für mehr Vielfalt mittels Erschaffung mehrerer Sorten, damit der Verbraucher eine Auswahl hat und auch Aspekte wie Ertrag und Geschmack beachtet werden. INNOVATION DES ANBAUSYSTEMS Um einen nachhaltigeren Bananenanbau zu erwirken, ist auch eine Innovation des Anbausystems notwendig, bemerkt Gert. Schon seit ungefähr einem Jahrhundert werden Bananen auf dieselbe Art angebaut,

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wobei sich bei anderen Gewächsen gezeigt hat, dass eine Erneuerung des Anbausystems zur Reduktion des Verbrauchs an Wasser und Nährstoffen beitragen kann. „Ich glaube, dass sich das richtig auszahlen würde.“ Ein Beispiel hierfür ist der Versuch, den die Universität Wageningen mit dem Anbau von Bananen auf Substrat aus Steinwolle und Kokosnussfasern gemacht hat. Dies ist auch eine Methode, um die Panama-Krankheit zu umgehen, denn eine Verseuchung findet unter anderem über den Boden statt, und der wird hier nicht verwendet. „Eigentlich züchtet man die Pflanze einfach über ihr Problem hinaus,“ fügt Gert hinzu. Als weiterer Vorteil des Substratanbaus erweist sich der einjährige Anbau, der es ermöglicht, im folgenden Jahr eine andere Sorte zu wählen und so die genetische Vielfalt zu fördern. Abgesehen von allen genetischen Lösungen interessiert sich die Universität Wageningen auch dafür, ob sich die Probleme nicht auf andere Art anpacken lassen. HUANGLONGBING Ein relativ neues Problem in einigen der größten Zitrusregionen ist das 2004 in Brasilien entdeckte Huanglongbing (HLB), bekannt auch als Citrus Greening – eine

Krankheit, die Zitrusbäume so befallen kann, dass die Fruchtproduktion eines Baumes abnimmt und dessen Früchte dann einen schlechten Geschmack bekommen. HLB hat die Zitrusproduktion in einer Reihe von Ländern in Asien, Afrika, auf dem indischen Subkontinent und der arabischen Halbinsel ernsthaft beeinträchtigt und zum Verlust von Millionen von Zitrusbäumen geführt. Die Krankheit hat mittlerweile auch die Vereinigten Staaten erreicht, wo vor allem die Produktion von Zitrusfrüchten im Bundesstaat Florida betroffen ist. Dass HLB ein Problem von enormem Ausmaß ist, wird von Megan Dewdney, einer Pflanzenpathologin an der Universität von Florida, bestätigt. „Die neuesten Zahlen lassen im Vergleich zur Spitzenproduktion zu Beginn des Jahrtausends einen Rückgang um 70 % bei der Produktion von Saftapfelsinen in Florida erkennen,“ sagt Megan. KEINE EINFACHE LÖSUNG Trotz umfangreicher Forschung zur Behandlung und Abwendung dieser Krankheit erklärt Megan, dass eine einfache Lösung noch nicht in Sicht sei. „Wir gehen davon aus, dass nach Auffinden des richtigen genetischen Ziels die genetische Veränderung eine der Möglichkeiten sein könn-

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te, um diese Krankheit zu bekämpfen. Die Branche ist jedoch aufgrund der Bedenken der Verbraucher gegen die Verwendung dieser Techniken zurückhaltend bei der Anwendung genetisch veränderter Organismen.“ Megan nimmt eine Verschiebung der öffentlichen Meinung wahr. Während der Verbraucher früher wenig Interesse am Einsatz von genetischen Veränderungen zeigte, so scheint sich der Endverbraucher jetzt aufgrund von Unwissenheit und Falschinformationen mehr und mehr von der Verwendung dieser Techniken abzuwenden.

MEHRERE FRONTEN Derzeit hat man sich bei der HLB-Forschung für ein Vorgehen an mehreren Fronten entschieden. So kümmert man sich auch um die Gesundheit des Baumes, wobei der Schwerpunkt auf der Bewässerung und der Düngung des Baumes liegt, um den Wurzelverlust zu kompensieren, der eines der Symptome des Citrus Greening ist. „Solche Lösungsansätze sind Wundpflaster, das sind keine langfristigen Lösungen.“ Es wird auch untersucht, ob das Einpacken des Baumes in Insekten-hindernde Konstruktionen

oder Netze praktikabel ist. Dies ist vor allem in den ersten Jahren des Zitrusbaumes sehr wichtig, damit sich der Baum gut etablieren kann. „Der Baum wird dann noch immer anfällig sein, aber der Verfall wird weniger schnell erfolgen,“ erklärt Megan. Wenn ein Baum in seinem ersten Lebensjahr infiziert wird, wird er niemals ausreichend Früchte produzieren, um Gewinn abzuwerfen. Wenn sich die Infektion zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr ereignet, gibt es eine Chance, dass der Baum noch Gewinn abwirft. Bei einer späteren Infektion kann mit dem Baum noch Gewinn erzielt werden, er ist dann jedoch nicht mehr das langfristige Gewächs, das Zitrus normalerweise ist. Gesunde Bäume halten durchaus 30 bis 50 Jahre durch. Ein von HLB betroffener Baum wird ungefähr 20 Jahre lang Früchte produzieren, abhängig vom Zeitpunkt der Infektion.

dass bei den heutigen Zitrussorten nur wenige Resistenzen gefunden werden, sodass man auf die Ahnen der heutigen Zitrussorten zurückgreifen muss“ erklärt Megan. Das ist ein zeitraubender Prozess. Die Tatsache, dass Zitrussorten eine schmale genetische Basis haben, bei der fast alle Sorten auf dieselben vier Zitrushybriden zurückgehen, ist ein verkomplizierender Faktor. Auch der Einsatz von Genverän Sonstiges Obst derung bei der Schaffung neuer Sorten wird erforscht. „Das ist eines der Dinge, denen wir nachgehen. Möglicherweise ergibt sich daraus eine langfristige Lösung,“ sagt Megan abschließend. (MW) Rene.custers@vib.be Gert.kema@wur.nl

RESISTENZEN Ein möglicherweise anderer Weg, um Citrus Greening zu verhindern, ist die Suche nach Zitrussorten, die gegen die Krankheit resistent sind. „Eines der Probleme ist dabei,

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Import von Gemüse / Obst in die EU

Deutliche Zunahme von Obst- und Gemüse-Importen aus Drittländern

Immer mehr frisches Obst und Gemüse aus Drittstaaten gelangt auf den europäischen Markt. Im vergangenen Jahr waren es ohne Bananen erstmals sogar mehr als 10 Millionen Tonnen. Im Vergleich zu 2017 handelt es sich um eine Zunahme von ca. 10 Prozent. Zuvor wurde ebenfalls ein stabiles Wachstum verzeichnet. In den letzten zehn Jahren wurde eine Gesamtzunahme von 20 Prozent verzeichnet. Quantitativ wurden 1,3 Millionen Tonnen mehr Obst und Gemüse von Drittstaaten im Vergleich zu früher importiert.

B

ananen werden nicht in diese Analyse einbezogen. Die Importmengen dieses Produkts hat in den letzten zehn Jahren noch rascher zugenommen als der restliche Obst- und Gemüsesektor. Im vergangenen Jahr trafen fast 6 Millionen Tonnen Bananen in der EU ein. Vor zehn Jahren waren das insgesamt rund 4,5 Millionen Tonnen. DIE NIEDERLANDE: BEDEUTENDER UMSCHLAGSPLATZ DER EU Ein großer Teil der Import-Produkte aus Drittländern wird an die Niederlande geliefert, insgesamt rund ein Drittel der gesamten Frischimporte. Großbritannien ist derzeit (noch) der zweitgrößte Hauptabnehmer von Frischeprodukten aus Drittländern. Spanien und Frankreich sind die beiden anderen wichtigen Importländer für Obst und Gemüse bei Nicht-EU-Ländern. Prozentual betrachtet zeigen die Importe aus Drittländern das größte Wachstum in Frankreich. Auch in Portugal und Polen nahmen die Importe aus Ländern außerhalb der EU prozentual stark zu. Das Wachstum in Großbritannien blieb dahingegen deutlich unter dem Durchschnitt. In Italien und Belgien gingen die Importe aus Ländern außerhalb der EU in den letzten zehn Jahren sogar zurück.

122

AGF Primeur 4 • 2019

Die Niederlande sind in erster Linie ein wichtiger Umschlagplatz für Produkte aus Südafrika (48 Prozent der gesamten EU-Importe stammen aus diesem Land), Costa Rica (34 Prozent), Brasilien (48 Prozent), Peru (52 Prozent), Chile (47 Prozent) und Ägypten (38 Prozent).

Das marokkanische Produkt hat in der EU eine größere Präsenz auf dem spanischen und französischen Markt. Türkische Erzeugnisse gehen (in erster Linie) nach Rumänien, Bulgarien und Österreich. Neuseeländische Produkte werden traditionell hauptsächlich nach Belgien importiert.

SÜDAFRIKA IST DER WICHTIGSTE FRISCHELIEFERANT AUSSERHALB DER EU Südafrika und Marokko sind die wichtigsten externen Anbieter des EU-Marktes. Insbesondere die EU-Importe aus Marokko sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Zwei weitere wichtige Lieferanten von frischem Obst und Gemüse in die EU sind die Türkei und Costa Rica. Diese vier Vorreiter machen fast die Hälfte der Gesamtmenge an frischem Obst und Gemüse (ohne Bananen) aus, die in die EU eingeführt werden. Neben den großen vier bilden Brasili-

en, Peru, Chile, Ägypten, Neuseeland und Argentinien die Gruppe der mittelgroßen Anbieter von frischem Obst und Gemüse. Peru ist der Vorreiter in dieser Gruppe. Die EU-Importe aus diesem Land sind in zehn Jahren von 160.000 auf 630.000 Tonnen gestiegen. Im vergangenen Jahr stiegen die Importe aus Peru im Vergleich zu 2017 erneut um ein Drittel. Darüber hinaus nehmen auch die Importe aus Ägypten erheblich zu. Brasilien hat sich in den letzten Jahren weiterhin als wichtiger Lieferant von frischem Obst und Gemüse in die EU etabliert. Allerdings werden immer weniger Produkte von traditionell wichtigen Lieferanten wie Chile, Neuseeland und Argentinien in die EU importiert. Zu den kleineren Anbietern, die in den letzten Jahren mehr in die EU liefern konnten, gehören: Mexiko, Indien, Senegal, Serbien, Kolumbien und Albanien.

IMMER MEHR AVOCADOS, WASSERMELONEN UND MANGOS Orangen und Ananas sind die wichtigsten Produkte, die in die EU importiert werden. Der Zuwachs beim Orangenimport entsprach dem Durchschnitt, während der Verkauf von Ananas in der EU ebenfalls anstieg, jedoch nicht so schnell. Auch die Traubenimporte in die EU verstärkten ihre Präsenz, jedoch in geringem Rahmen. Der EU-Import des vierten Produkts, Zitronen, stieg beträchtlich. Auch Tomaten verzeichneten ein erhebliches Wachstum. Das große Wachstumsprodukt des heutigen Zeitalters sind aber Avocados. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die EU-Importe dieses Produkts von 200.000 auf 600.000 Tonnen verdreifacht. Andere wichtige Erzeugnis-


Import von frischem Obst und Gemüse aus Drittländern (1000 Tonnen) Quelle:Eurostat

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

Unterschied17/18 zu 09/10

16.200 2.021 14.178 5.959 8.220

+/- Durchschnitt 17/18 zum Durchschnitt 09/10 20% 5% 22% 26% 20%

Gesamt Gemüse Obst Bananen Sonstiges Obst

13.017 1.806 11.211 4.643 6.569

12.867 1.783 11.084 4.763 6.322

12.344 1.612 10.732 4.544 6.188

13.062 1.666 11.396 4.810 6.585

13.156 1.681 11.475 5.041 6.434

13.567 1.685 11.883 5.196 6.687

14.415 1.835 12.580 5.434 7.146

15.150 1.800 13.350 5.807 7.543

Orangen Ananas Trauben Zitronen Tomaten Avocados Äpfel Mandarinen Melonen Wassermelonen Mangos usw. Grapefruits Zwiebeln Paprika Kiwis Bohnen Birnen Obst nes Termine Zucchini Andere

953 904 575 469 503 208 615 388 340 194 225 383 313 255 250 187 286 81 72 1.173

806 921 542 431 465 186 596 337 339 196 253 353 338 261 238 181 312 97 73 1.181

816 866 577 421 445 217 504 317 353 190 232 350 239 256 232 170 227 93 73 76 1.145

887 853 576 441 441 252 669 333 338 173 260 355 270 238 215 189 285 97 81 95 1.201

833 938 602 363 488 305 495 371 363 196 272 348 276 235 173 196 242 116 88 92 1.124

892 837 604 442 481 344 455 386 383 270 298 347 250 234 229 197 221 124 98 91 1.190

950 847 609 553 525 447 446 426 379 284 335 353 288 233 234 212 224 141 107 101 1.286

1.050 942 669 503 570 486 450 452 415 336 360 338 245 231 212 199 211 137 119 101 1.318

1.084 1.014 684 637 625 605 557 490 418 398 377 369 289 262 255 215 199 142 132 110 1.378

18% 9% 13% 27% 16% 173% -23% 24% 24% 97% 74% -10% -9% -5% -10% 11% -39% 71% 80% 44% 20%

164 84 79 123 81 345 -155 92 82 180 156 -39 -27 -14 -25 21 -129 58 56 106 143

2.605 85 2.520 1.224 1.296

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Import von Gemüse / Obst in die EU

EU: Import von frischem Obst und Gemüse aus Drittländern außer Bananen (in 1000 Tonnen)Importländer Quelle:Eurostat EU extra Davon: Südafrika Marokko Türkei Costa Rica Brasilien Peru Chile Ägypten Neuseeland Argentinien Israel China Mexiko Indien Mazedonien Senegal Serbien Kenia Tunesien Columbia Vereinigte Staaten Honduras Albanien Elfenbeinküste Simbabwe Ukraine Uruguay Andere

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

8.101

7.726

8.154

8.032

8.269

8.891

9.235

1.011 858 785 843 467 268 644 282 378 562 334 158 80 47 123 51 62 70 98 12 157 47 14 39 17 17 99 579

1.082 815 706 835 487 262 580 305 330 424 379 158 87 65 107 53 36 71 87 13 131 42 12 41 25 15 72 505

1.223 859 701 791 514 332 595 354 346 449 327 175 96 88 122 69 89 60 90 12 134 39 13 42 37 21 77 496

1.097 966 770 918 490 355 508 359 348 316 284 148 86 94 121 82 50 66 78 19 153 49 17 44 42 11 80 480

1.216 1.038 776 817 576 384 513 361 361 273 288 160 116 71 122 70 77 71 84 29 103 48 35 48 38 28 58 507

1.236 1.116 896 833 573 428 531 461 384 351 253 169 150 129 141 78 100 75 85 45 96 51 40 52 40 30 46 502

1.305 1.253 858 915 649 467 538 496 357 282 253 177 146 138 99 88 102 76 84 64 87 56 57 59 43 40 47 497

se sind Wassermelonen und Mangos. Bei mehreren Produkten ging der Import in den letzten Jahren zurück. Das war unter anderem bei Äpfeln, Grapefruit, Zwiebeln, Paprika, Kiwis und Birnen der Fall.

GROSSE BEDEUTUNG DER SÜDHEMISPHÄRE Die wichtigsten Obst- und Gemüselieferanten der EU sind Länder der südlichen Hemisphäre. Für viele Produkte bedeutet dies eine Vermarktungssaison, die etwa sechs Monate von der Vermarktungssaison für EU-Produkte abweicht. Beim wichtigsten EU-Importprodukt Orangen ist dies deutlich an der Absatzentwicklung über das ganze Jahr hinweg zu erkennen. Die spanische Orangensaison dauert ungefähr von November bis Juli. Der Import von Orangen aus der südlichen Hemisphäre findet zwischen Juli und November statt. Es gibt also eine Überschneidung der beiden Kampagnen, die jedoch nicht problematisch ist. Ägyptische Orangen sind zum Beispiel gleichzeitig mit spanischen Produkten auf dem Markt erhältlich. Spanische (EU-) Orangen mussten in den letzten Jahren zunehmend mit ägyptischen Produkten 124

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Unterschied 17/18 zu 09/10

10.162

+/- Durchschnitt 17/18 zum Durchschnitt 09/10 15%

1.414 1.353 1.051 1.006 667 630 592 544 398 329 243 185 153 130 110 106 96 95 91 69 62 60 56 54 53 53 43 518

22% 51% 7% 22% 27% +++ -15% 66% -6% -49% -35% -5% 96% +++ -14% +++ +++ 21% -4% +++ -59% 32% +++ 2% +++ 68% -62% -4%

243 443 61 175 141 359 -98 207 -23 -294 -135 -9 73 68 -18 67 57 15 -4 55 -106 14 51 1 25 19 -72 -24

konkurrieren. Der EU-Import ägyptischer Orangen ist zu dieser Zeit von 140.000 auf 330.000 Tonnen gestiegen. Die Niederlande (mit 137.000 Tonnen) und das Vereinigte Königreich (mit 72.000 Tonnen) sind die wichtigsten Abnehmer ägyptischer Orangen.

Im vergangenen Jahr wurden 465.000 Tonnen aus Südafrika in die EU eingeführt. Die Niederlande war der Hauptabnehmer (228.000 Tonnen), gefolgt von Portugal (82.000 Tonnen) und dem Vereinigten Königreich (70.000 Tonnen).

WETTBEWERB AUF DEM ZITRONENMARKT Spanische Zitronen sind das ganze Jahr über erhältlich. Von Mai bis Oktober werden relativ große Mengen Zitronen in die EU eingeführt. Dies betrifft argentinische (185.000 Tonnen), türkische (140.000 Tonnen) und südafrikanische (110.000 Tonnen) Produkte. Das ganze Jahr über sind die Importe aus Ländern außerhalb der EU größer als die Exportvolumina der EU-Länder (hauptsächlich Spanien). Bei den Zitronen ist das EU-Produkt daher im direkten Wettbewerb mit Produkten außerhalb der

1.290

Union. Das wichtige Importprodukt Trauben verzeichnet ebenfalls verschiedene Erntekampagnen. EU-Trauben kommen von Juli bis Dezember auf den Markt, während die Importsaison für Trauben außerhalb der EU von November bis Juli andauert. Die Mehrheit der Traubenimporte stammt aus den ZHR-Ländern (Südafrika, Chile und Peru). Darüber hinaus sind auf dem EU-Markt auch beträchtliche Mengen an Trauben aus Indien, Ägypten und der Türkei erhältlich.

Bei Melonen ist eine ähnliche Situation zu beobachten, heißt getrennte Kampagnen für EU- und Importprodukte. Die Melonenkampagne der EU (Spanien) läuft von Mai bis Oktober, Importe aus Ländern außerhalb der EU finden hauptsächlich von Oktober bis Juni statt. In einigen Monaten gibt es daher Überschneidungen. Der Import von Melonen in die EU stammt hauptsächlich aus Brasilien. Die EU-Importe brasilianischer Melonen sind in zehn Jahren von 175.000 auf 235.000 Tonnen gestiegen. Auch die Importe aus Honduras sind stark gestiegen.


Import von Orangen aus der EU sowie aus Drittländern (in 1000 Tonnen) Quelle:Eurostat

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

Zusammen

2.457

2.524

2.387

2.443

2.705

2.390

2.590

2.619

2.594

EU-Anbau Davon: Spanien Griechenland Italien Zypern

1.603

1.570

1.582

1.627

1.818

1.557

1.698

1.669

1.377 152 69 5

1.184 241 138 7

1.250 222 101 8

1.336 190 94 8

1.501 213 95 8

1.250 213 87 6

1.445 161 89 4

854

953

806

816

887

833

335 138 91 82 14 32 59 17 3 20 13 1 23 26

416 130 95 84 24 15 71 34 6 22 10 2 18 26

340 104 98 81 12 11 58 27 10 20 12 0 11 22

396 142 82 48 19 11 36 13 7 17 12 1 12 19

434 179 49 50 28 16 50 21 11 19 10 1 6 13

380 182 67 45 32 13 48 19 9 15 2 1 6 13

1.544

1.448

-6%

-91

1.278 269 119 3

1.301 153 87 3

1.163 173 110 2

-4% -17% -5% -54%

-49 -34 -5 -3

892

950

1.050

1.084

18%

163

428 197 85 37 28 14 35 21 6 17 7 2 4 11

403 265 68 49 29 32 28 23 10 16 5 1 4 15

451 281 121 39 33 22 26 29 16 17 2 2 3 8

465 328 89 44 39 29 27 19 18 12 4 3 2 6

22% +++ 13% -50% 92% 9% -59% -7% +++ -32% -71% 93% -88% -74%

82 171 12 -41 17 2 -39 -2 12 -7 -8 1 -18 -20

73

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:

EU extra Davon: Südafrika Ägypten Marokko Argentinien Simbabwe Türkei Uruguay Brasilien Peru Tunesien Swasiland Columbia Israel Andere

Unterschied 17/18 t.o.v. 09/10

2.533

+/- Durchschnitt 17/18 zum Durchschnitt 09/10 3%

AGF Primeur 4 • 2019

125


Import von Gemüse / Obst in die EU EU-Länder: Import von Wassermelonen aus EU-Ländern und Drittländern Quelle:Eurostat

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

Zusammen

853

984

845

928

998

1.060

1.213

1.348

1.423

EU-Anbau Davon: Spanien Italien Griechenland Ungarn Frankreich Bulgarien Tschechische Republik

674

789

649

739

826

864

943

1.064

370 113 98 79 3 5 6

440 124 142 67 4 4 9

360 117 89 66 6 3 8

417 143 94 73 5 2 5

456 157 120 74 5 4 8

486 162 118 79 9 5 5

548 161 125 83 10 8 8

EU extra Davon: Marokko Brasilien Costa Rica Türkei Ukraine Russland Senegal Andere

179

194

196

190

173

196

8 31 28 4 19 10 0 78

3 24 31 14 25 7 2 89

6 26 26 19 15 9 7 88

5 30 31 20 9 11 8 75

9 30 27 10 13 9 11 63

31 28 32 21 7 8 12 55

WENIGER FRISCHE ERDBEEREN, ZUGUNSTEN DER TK-FRÜCHTE AUS MAROKKO Frische Erdbeeren werden in kleinen Mengen in die EU importiert. Die Importe aus Marokko sinken sogar. Allerdings wird immer mehr aus Ägypten importiert, die Mengen sind jedoch prozentual gesehen gering.

Marokko exportiert immer mehr tiefgekühlte Erdbeeren in die EU. Auch aus Ägypten gehen immer mehr TK-Früchte in die EU. Auf dem Markt für gefrorene Erdbeeren verliert Polen deutlich an Bedeutung. Jan Kees Boon Obst und Gemüse Fakten www.fruitandvegetablefacts.com fruitvegfacts@gmail.com

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Unterschied 17/18 t.o.v. 09/10

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+/- Durchschnitt 17/18 zum Durchschnitt 09/10 63%

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621 209 124 81 11 11 7

644 187 133 95 12 9 8

694 258 123 65 18 13 7

65% 88% 7% 9% +++ +++ 0%

264 104 8 7 11 6 0

270

284

336

399

97%

181

60 49 30 19 20 13 8 71

73 61 36 23 15 13 8 56

133 69 39 12 10 12 10 50

163 76 44 28 16 13 13 45

+++ +++ 40% +++ -43% 49% +++ -43%

143 45 12 11 -9 4 11 -36

581

EU-Länder: Import von Trauben aus der EU sowie aus Drittländern (in 1000 Tonnen) Quelle: Eurostat

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Unterschied 17/18 tov 09/10

Zusammen

1.207

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EU-Anbau Davon: Italien Spanien Griechenland

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652

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-5%

-33

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442 125 86

396 127 77

412 138 73

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426 143 82

385 149 61

-4% 9% -30%

-15 12 -30

EU extra Davon: Südafrika Chile Peru Indien Ägypten Brasilien Namibia Türkei Andere

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576

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13%

79

161 160 41 37 50 38 12 23 53

175 140 49 54 47 37 18 19 38

183 126 65 61 52 24 20 28 42

206 119 74 39 49 29 19 24 44

192 99 57 82 57 27 21 31 42

210 110 55 97 64 35 18 39 40

204 112 94 87 67 38 26 25 32

16% -35% +++ +++ 40% -10% 38% 18% -42%

29 -59 57 53 19 -4 6 5 -26

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Theo Boon, Odin

„Wir wollen den geschmacklichen Unterschied verwirklichen“ Theo Boon in een van de kassen met sla op De Beersche Hoeve

Der Wunsch nach mehr Transparenz in der Kette führt dazu, dass vieles aufgedeckt wird. Vor allem in der Biobranche werden die Kettenglieder genauer beobachtet, so auch jener Punkt, mit dem die Kette jedes Jahr von neuem beginnt: Das Saatgut. In der Biobranche wird biologisches Saatgut verwendet, doch es stellt sich die Frage, inwieweit die verwendeten Sorten biologisch sind – jedenfalls das Saatgut der Multinationals. Dort wird biologisches Saatgut produziert, weil es auf biologische Art vermehrt wird. Die zugrunde liegende Veredelungsmethode ist jedoch nicht biologisch. Das kann und muss sich ändern, meint die biologische Lebensmittelkooperative Odin. Daher investiert Odin seit ein paar Jahren selber in die Veredelung von schmackhaften und samenfesten Sorten. Für Odin, ursprünglich ein kooperatives biologisch-dynamisches Handelsunternehmen, ist biologisches Obst und Gemüse nämlich kein attraktiver Wachstumsmarkt, sondern Mittel zur Veränderung der Welt ‘schon beim Einkauf’. „Wir sehen uns an, was auf der Welt passiert. Daher sind wir beteiligt an vielen Gliedern in der Kette und sind sowohl Handelsunternehmen als auch Ladenkette, Online-Zustelldienst, Imkerei und Bauernhof. Hoffentlich kommen in Zukunft noch mehr Glieder hinzu, wir würden uns beispielsweise gerne mit der Bodenfruchtbarkeit befassen“, sagt Theo Boon, der Geschäftsführer von Odin. ZUERST DIE BLUMEN UND DIE BIENEN Ohne Bienen kein Obst und Gemüse, Insek128

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ten sind für die Lebensmittelversorgung notwendig. Alarmierende Berichte über den weltweiten Rückgang der Bienen führten zur Entscheidung von Odin, als erste Nebenaktivität mit einer Imkerei zu beginnen. „Wir bilden Imker aus und und besitzen mittlerweile 50 bis 55 Bienenvölker, die an 15 Orten in den Niederlanden stehen“, sagt Theo. „Dies spricht auch die Verbraucher sehr an. Im Frühjahr organisieren wir unseren ‘Monat Mai ist Bienenmonat’ mit einer Reihe von Aktivitäten. Daran nehmen immer viele Menschen teil.“ MÄNNLICHER POL 2017 begann Odin, gemeinsam mit René Groenen und Gineke de Graaf den Veredelungs-, Saatvermehrungs- und Gemüseanbaubetrieb De Beersche Hoeve, eine weitere Nebenaktivität. „Auf diese Weise können wir selbst erfahren, wie es ist, einen Anbaubetrieb zu leiten, und wir vergrößern unser Verständnis für die Position der Produzen-

ten und Lieferanten, mit denen wir zu tun haben“, sagt Theo. Ein zweites wichtiges Ziel ist es, die Abhängigkeit der Erzeuger von den Multinationals zu reduzieren. „Bislang hat sich der biologische Anbau vor allem aus Sorge um die Erde hervorgetan. Dies ist der mütterliche Pol: der Boden und Dinge wie Dünger, Bodenbearbeitung und Fruchtwechsel. Beim männlichen Pol, dem beim Anbau verwendeten Saatgut, ist die Branche größtenteils noch abhängig von denselben Multinationals wie der konventionelle Produzent“, sagt René Groenen, der zusammen mit seiner Frau Gineke de Graaf den Beersche Hoeve leitet. Leider sind sowohl beim konventionellen als auch beim biologischen Landbau fast alle Sorten Hybride. Dieses Saatgut hat eine enorme Wachstumskraft, aber genetisch sind viele Eigenschaften verloren gegangen, Geschmack und Resistenz beispielsweise. Außerdem eignen sich diese Hybriden nicht zur Vermehrung, weil die Nachkömmlinge zu viele Abweichungen von den Eigenschaften der Eltern zeigen, so dass die Produzenten gezwungen sind, jedes Jahr erneut Saatgut zu kaufen.“

DEUTSCHE BEZIEHUNGEN De Beersche Hoeve betreibt die Saatgutveredelung in Zusammenarbeit mit der deutschen Organisation Kultursaat. Der Saatgutanbau in De Beersche Hoeve erfolgt im Auftrag der deutschen Bingenheimer Saatgut AG. „Dies ist auf seine Weise das


Geschmackstests sollen zeigen, dass Odin den geschmacklichen Unterschied verwirklicht

größte Unternehmen in Europa. Bingenheimer Saatgut beschreitet diesen Weg und kann der Biobranche eine Alternative zu den großen Multinationals bieten“, betont René. Die von De Beersche Hoeve angebauten Gemüsesorten sind samenfest. Das heißt, dass aus dem Saatgut dieser Sorten Pflanzen mit denselben elterlichen Eigenschaften hervorgehen, wenn auch mit kleinen Variationen. Gärtner können damit endlos weiterarbeiten und sogar weiter auf die Eigenschaften hin selektieren, die am besten zu den Bedingungen des Betriebes passen. Gemüse von samenfesten Sorten sieht aufgrund seiner natürlichen Variation nicht hundertprozentig gleich aus. Es wird

auch nicht alles zum gleichen Zeitpunkt reif. Dies kann zu höheren Kosten führen, weil öfter geerntet werden muss. Schließlich werden auch biologische Produzenten nach Kilogramm bezahlt, auch sie blicken auf den Ertrag. Der Anreiz, sich für Hybridsorten zu entscheiden, ist daher groß. Aber Geschmack spricht für sich, so denkt man in De Beersche Hoeve. GESCHMACK Geschmack ist eine Eigenschaft, die bei der Veredelung von Sorten oftmals ins Hintertreffen gerät. Geschmack und Ertrag gehen nämlich nicht Hand in Hand. Dennoch wird diese Eigenschaft im Veredelungsprozess

in De Beersche Hoeve immer mit einbezogen, zusammen mit den anderen Eigenschaften wie Äußeres und Ertrag. René: „Bei der konventionellen Veredelung ist der Geschmack leider ein Waisenkind, es wird eigentlich nur der Zuckergehalt beachtet. Geschmack ist jedoch viel komplexer als die Summe aller Inhaltsstoffe. In de Beersche Hoeve machen wir endlose Versuche. Im Herbst gibt es ständig Geschmackstests. Von einem Spezialistengremium, das sich mit Sommeliers vergleichen ließe, werden Gemüsesorten in äußerster Konzentration und mit einem festen Ritual getestet, sowohl in roher als auch gekochter Form.“ Der Geschmack gibt den Ausschlag. „Wir

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Bio

Obst- und Gemüse-Einkäufern, die möchten möglichst keine Überraschungen“, bestätigt Theo. „Wir sind Abweichungen nicht mehr gewohnt, aber durch Geschmack kann sich das durchaus verändern. Doppelkiwis, eine abweichende Form der normalen ovalen Kiwi, sind beispielsweise besonders lecker und daher bei unseren Kunden sehr beliebt.“

möchten das wirklich realisieren“, betont Theo. „Erzeuger mit eigenem Absatz verwenden ebenfalls samenfeste Sorten. Sie verkaufen ein ‘Umwegprodukt’, ihr Geschäft liegt außerhalb. Für sie ist es lebensnotwendig, dass sie sich mit ‘normalen’ Produkten wie Wurzeln und Rüben profilieren. Von einem Verarbeiter hörten wir sogar, dass ‘unsere’ Rüben viel mehr Aroma und Farbe haben als die

Rüben, die sie normalerweise verarbeiten.“

AUSSENSEITER Mehr Geschmack ist ein positives Ergebnis für Odin. Auf der anderen Seite sorgt mehr genetische Variabilität innerhalb der samenfesten Sorten auch für sichtbare Variabilität der Pflanze und führt zu mehr Außenseitern. „Das führt schon mal zu Diskussionen mit den

VOM GEMÜSEABONNEMENT ZUR ONLINE-PLATTFORM Ursprünglich sei Odin seit der 2018 erfolgten Fusion mit dem Großhandel De Nieuwe Band eine Art Gemüsehändler, sagt Theo. In den neunziger Jahren wurden sie mit dem Gemüseabonnement ein landesweiter Spieler. Die Verbraucher konnten dabei pro Woche eine Tüte mit Obst und Gemüse mit dazugehörenden Rezepten bestellen – ein mentales Bequemlichkeitskonzept, das jetzt in Form von Frischpackungen mit dazugehörenden Rezepten und

Lunchboxen neu durchdacht wurde. Auf dem Höhepunkt gingen bei Odin 28.000 Tüten über den Tresen. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf Läden und Onlinehandel mit dem dazugehörigen Zustelldienst. Diese neuesten Aktivitäten sorgen bei der Kooperative für Wachstum. „Bei jedem von uns eröffneten Laden kommen etwa 300 Mitglieder hinzu“, sagt Theo. „Wir haben jetzt 8500 Mitglieder, und auch der Zustelldienst macht große Fortschritte.“ Wenn Kunden bei Odin Mitglied sind – der minimale Einstiegsbetrag beträgt 100 Euro – können sie in den Geschäften günstiger einkaufen. Inzwischen bezahlen die Kunden monatlich einen bestimmten Betrag für Einkäufe, die sie als Rabatt auf ihre Einkäufe zurückbekommen. „Kunden verlassen uns nicht“, sagt Theo abschließend. (ML) m.denhartog@odin.nl

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Dank energieneutraler Produktion ist die höhere CO2 Belastung für Bio-Kühlung kein Problem

Tholen - Das Volumen der niederländischen BioBirnen ist so gut wie verkauft. Für Elshof Organic Fruit aus Dronten Grund genug, sich vor allem auf die sogenannten "Wechselbirnen" der Sorte Conference zu konzentrieren. "Wir verkaufen diese Produkte an Naturkostläden in ganz Europa, aber der Markt ist klein. Supermärkte möchten diese Früchte nicht, sie möchten nur biologisch oder konventionell. Es gibt viel Wechselobst, aber gleichzeitig kommen Schiffe mit Bio-Birnen aus Argentinien. Der Markt ist daher zu gut versorgt. Aus unserer Sicht ist das eine Schande, deshalb versuchen wir unsere Kunden davon zu überzeugen, dass sie sich für niederländische Birnen und nicht für biologische Importbirnen aus Argentinien entscheiden", sagt Robert Elshof. Elshof Organic Fruit bietet immer noch viele BioÄpfel vom eigenen Land an. "Ich erwarte, dass wir diese bis Juni / Juli liefern können. Wir liefern unsere Bio-Äpfel hauptsächlich an niederländische und belgische Supermärkte. Es ist auch unser Ziel, so viel Obst wie möglich vor Ort zu verkaufen. Mit Birnen klappt das nicht, denn dieser Markt ist viel europäischer ausgerichtet. In unseren Absatzländern Deutschland, Frankreich und Skandinavien wachsen kaum gute Bio-Birnen", erklärt Robert. Er ist mit dem Verkauf von Bio-Kernobst in diesem Jahr zufrieden. "Biologische Äpfel und Birnen wurden gut verkauft, aber genauso wie der herkömmliche Markt hatten wir auch Parteien mit Qualitätsproblemen. Nach dem heißen Sommer war die Haltbarkeit für viele Erzeuger eine heikle Angelegenheit und das gab auch Druck auf den Markt." Zumindest hat Elshof in diesem Jahr die Möglichkeit, viel biologisches Obst zu sortieren, weil der Neubau seine Kapazität verdreifacht hat. "Und wir nutzen diese Kapazität auch, weil sich eine Reihe großer, moderner Produzenten bei uns gemeldet haben,

die wechseln möchten. Wir führen sie durch den gesamten Prozess", sagt Robert. "Wir haben eine neue optische Sortierungslinie mit Qualitätsklassifizierung der Marke Perfect van Wamel eingeführt. Von jeder Frucht werden etwa vierzig Bilder gemacht. Wir sind der erste Spieler im Biobereich, der mit dieser Technik arbeitet, und bisher haben wir gute Erfahrungen gemacht. Außerdem wurde eine neue Wasserzufuhr von Burg Machines installiert. Neben der neuen Linie haben wir unsere bestehende Linie renoviert, wodurch wir viel flexibler sind." Robert zufolge ist das neue Gebäude perfekt. "Das Lager ist sehr geräumig und mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Die Fußbodenheizung wird mit

Restwärme aus der Kühlanlage versorgt. Alles in allem ist es eine schöne Umgebung zum Arbeiten. Desweiteren haben wir eine neue Birnenkühlanlage von Roma & Dijksma Koeltechniek hinzu bauen lassen, die speziell für den Bio-Markt entwickelt ist, da die Bio-Birnen eine andere Kühltechnologie als die herkömmlichen Birnen benötigen. Beim Kühlen herkömmlicher Birnen ist alles darauf ausgerichtet, durch feuchte Kühlung die Austrocknung auf ein Minimum zu reduzieren, allerdings passen nass und biologisch schlecht zusammen." Nicht zuletzt hat Elshof Organic Fruit 1.100 Solarmodule installiert, die jährlich 400.000

Kilowattstunden Strom erzeugen. „Alles in allem arbeiten wir zu 100% energieneutral." Noch ein Grund mehr, unseren Kunden die Vorteile der Arbeit mit Obst aus der Region zu zeigen. In der Vergangenheit haben Untersuchungen aller Art gezeigt, dass für importiertes Obst eine niedrigere CO2-Belastung anfällt als für niederländisches Obst, das monatelang in der Kühlung gelagert wird. Das ist, jetzt wo wir unsere eigene Energie erzeugen, ganz anders", sagt Robert abschließend. Noch eine Neuentwicklung ist, dass Robert und Kollegen aus dem Bio-Sektor die Wissensplattform Biogrownection errichtet haben. "Wir veranstalten alle zwei Monate ein Treffen, bei dem wir transparent unsere Kenntnis über Anbau und Markt austauschen, damit wir als Erzeuger darauf reagieren können. Es gibt jahrelange Diskussionen über die Machtunterschiede in der Kette, aber wir versuchen, die Dinge umzukehren, indem man aus der Produktion heraus Partnerschaften mit Abnehmern eingeht. Unserer Ansicht nach führt dies zu einer Win-Win-Win-Situation: Supermärkte haben ein kontinuierliches Angebot mit geringen Verlusten durch die Zusammenarbeit mit großen Parteien, und der Erzeuger bekommt einen guten Preis für sein Produkt, damit er jetzt und in Zukunft profitabel anbauen und in Nachhaltigkeit investieren kann und der Verbraucher bekommt ein Bio-Produkt mit einer guten Geschichte. Was will man mehr?"

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Gemüse

Winterproduktion von Gemüse immer mehr nach Marokko verlagert Marokkanisches Gemüse wird während der Wintermonate zu einer immer interessanteren Alternative zu spanischen und italienischen Produkten. An anderer Stelle in dieser Ausgabe können Sie lesen, wie die marokkanischen Erzeugnisse nun verstärkt über Spanien und Frankreich in die Europäische Union gelangen. Der Import von marokkanischen Produkten in die EU hat die letzten 10 Jahre massiv zugenommen (+51%). Zwei niederländische Firmen, die sich mit diesem wachsenden Segment beschäftigen, teilen ihre Erfahrungen. Unternehmensberater Gerard Derksen bemerkt eine Zunahme der Geschäftssparten aus Marokko. „Das Land sowie der Boden sind geeignet, die Einwohner möchten gerne arbeiten. Deshalb erwarte ich eine weitere Steigerung in diesem Segment“, sagt er auf dem Weg zum nächsten Termin auf marokkanischem Boden. Er begegnet dort vielen anderen Kaufleuten aus dem Obst- und Gemüsehandel, Niederländern sowie Spaniern, Briten und Marokkanern, die einen Erzeugerbetrieb starten, um ihre Erzeugnisse in Europa zu vermark-

ten. „Das bringt einen Nachteil mit sich: Eine Steigerung der Nachfrage wirkt sich auf die Bodenpreise aus. Dies betrifft aber nicht nur Marokko, sondern auch weitere nordafrikanische Länder in denen Niederländer aktiv sind.“ Fast alle Arten von Obst und Gemüse können in Nordafrika produziert werden: Von Zitrusfrüchten über Avocado und Gemüse bis hin zum Weichobst. Per LKW oder Schiff gelangen die dortigen Erzeugnisse letztendlich nach Europa. Gerard: „Der Großteil des Transports, insbesondere bei

Jan van der Kaden

Frischprodukten, wird mit LKWs verladen. Diese Lieferungen gelangen über Tanger per Schiff nach Spanien und von dort aus gehen sie an den jeweiligen europäischen Markt. Produkte, die sich länger halten wie Kartoffeln, Zwiebeln und Zitrusfrüchte, werden ebenfalls per Schiff transportiert. Sie werden vorrangig in Agadir verladen und kommen in Europa entweder über Rotterdam oder Antwerpen an.“ ZWISCHENHANDELSSTUFE VERMEIDEN Das marokkanische Klima ist optimal für

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die Winterproduktion und läuft parallel zur europäischen Saison. Sogar spanische Firmen verlagern ihren Anbau zunehmend nach Afrika. „In den letzten Jahren gab es durch den merkbaren Klimawandel mehrere Missernten in Spanien. Da die vorgegebenen Gewinne pro Hektar tendenziell nicht geschafft werden, sind die Mindestpreise unter Druck geraten. Zudem ist es schwieriger geworden, die Vertragsprogramme zu erfüllen. Deshalb werden immer mehr Produkte aus marokkanischem Anbau über Spanien an den europäischen Markt geliefert. In Anbetracht dessen kann man am besten selbst in Marokko arbeiten, um den Zwischenhandel zu vermeiden.“ Die Aufgabe, ganzjährig Produkte zu liefern, sei für viele Firmen ebenfalls ein ausschlaggebendes Argument, nach Marokko zu ziehen. Gerard: „Ich stelle einen Trend fest, nach welchem Handelsfirmen zunehmend ganzjährig liefern möchten. Das heißt gleichzeitig, dass diese Produkte auch irgendwo verfügbar sein müssen. In Marokko ist es – wegen der optimalen Klimabedingungen und vielen Sonnenstunden - derzeit möglich, fast das ganze Jahr über zu produzieren. Nur im heißen Hochsommer ist es problematisch, Gemüse anzubauen. Durch die idealen Rahmenbedingungen ist die dortige Erzeugung allerdings einfach auf die niederländische Produktion abzustimmen.“ Unabhängig vom Anbau sei es – trotz der kulturellen Unterschiede – möglich, ein professionelles und gewinnbringendes Unternehmen in Marokko aufzubauen. Geduld und ein anhaltender Einsatz seien dabei ausschlaggebend, weiß Gerard aus eigener Erfahrung. Er gründete einen Erzeugerbetrieb und eine Packstation für grüne Bohnen und Schnittbohnen auf marokkanischem Boden. Die Erzeugnisse werden direkt an die Niederlande geliefert und von dort aus weiter vermarktet. Im Oktober letzten Jahres übergab er regionalem Personal die Geschäftsführung.

„Ich arbeite im Auftrag von niederländischen Firmen und befasse mich schwerpunktmäßig mit dem Aufbau sowie der Organisation von neuen Unternehmen. Sobald die Firma auf eigenen Beinen stehen kann und gewinnbringend ist, übergebe ich die Geschäftsleitung. Mittlerweile befasse ich mich mit einem zweiten Auftrag in Sachen Spargelanbau. Jetzt, wo die niederländische Saison Fahrt aufnimmt, ist das Projekt gerade an einer Ruhephase angelangt. Ansonsten baue ich momentan einen Erzeuger-

betrieb für Beerenobst – Erdbeeren, Blaubeeren und Himbeeren – auf.“ Die kulturellen Unterschiede seien ebenfalls zu handhaben. „Außerhalb Europas ist der Anbau und Handel durchaus schwieriger: Wenn man sich mit den dortigen Regelungen auskennt, kann man die benötigten Zertifizierungen (Global GAP, HACCP, und BRC) und die Rückverfolgbarkeit bekommen, die man für die Belieferung des europäischen Marktes braucht. Bis vor drei Jahren waren wir noch Pioniere, mittlerweile habe ich

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Gemüse

Blick auf das marokkanischen Anbaufeld und in die Packstation

die lokalen Menschen und Behörden aber kennengelernt und kenne ich mich mit den dortigen Strukturen aus.“

Jan van der Kaden: „Wir sind das direkte Bindeglied zwischen Erzeuger und Abnehmer. StC knüpfte 2016 die ersten Kontakte in Marokko. Das Konzept, in dem die Erzeugnisse niederländischer Erzeuger vermarktet werden, wird nun auch in Marokko betreiben. „Es ist nach wie vor eine Herausforderung, die richtigen Kontakte zu finden, glücklicherweise wissen wir immer besser, was der richtige Weg ist. Die kulturellen Unterschiede sind sehr groß. In Marokko wird beispielsweise noch traditionell verpackt“, so Jan van der Kaden von StC International. „Wir können sie während der Umstrukturierung begleiten.“

DEMNÄCHST AUCH MELONEN ERHÄLTLICH Der Schritt nach Marokko entstand im Zuge des zunehmenden Bedarfs an Transparenz. Die Kunden möchten gerne wissen, wo das Produkt herkommt, und bevorzugen Erzeugnisse, die direkt vom Anbaufeld bezogen werden. „Wir möchten ganzjährig

Produkte von unseren eigenen Erzeugern anbieten. Zudem möchten wir mehr Erzeuger mit niederländischen Produkten an StC International binden. Als Vermittler ist StC der Ansprechpartner für alle Absatzmärkte von marokkanischem und niederländischen Gemüse in den Niederlanden, Skandinavien, Deutschland, den Baltischen Staaten und Ost-Europa.“

StC versteht sich allerdings nicht nur als Vermittler, sondern auch als Berater und meldet sich daher auch vor Ort, um die Vermarktung der Erzeugnisse – die vorher ausschließlich in benachbarten Ländern abgesetzt wurden – zu begleiten. Denn heutzutage gehen die Erzeugnisse direkt in den Export in die Ferne und das nach den Vorgaben und Bedingungen des europäischen Markt. Abhängig vom Kundenbedarf werden in Marokko u.a. (Fleisch-)Tomaten, Spitz- und Gemüsepaprika, Auberginen, (weiße) Zucchinis und Bohnen angebaut. Jan: „Bisher wird schwerpunktmäßig vor allem Gemüse angebaut, demnächst starten wir auch mit der Erzeugung von Melonen. Unser Anliegen ist es den Kundenbedürfnissen entsprechend anzubauen.“

MIT IN DIE KÜCHE Die Erzeugnisse werden sofort in Marokko verpackt. StC berät auch die Packstation, damit man sich auch in der Hinsicht weiterentwickeln kann. „Wir nehmen den Erzeuger gerne mit in die Küche, damit er in den Verkaufsprozess einbezogen wird. Diese kurze Kette und unsere Transparenz sind unsere Stärke. In Marokko ist diese Arbeitsweise sicher ungewöhnlich, aber für uns und unsere Erzeuger funktioniert das. Wir setzen auf Zusammenarbeit und die niederländische Unternehmensart: Das heißt, die Löhne müssen stimmen, aber auch die Unterbringung der Arbeiter und die Ausbildung ihrer Kinder. Gute, ausgebildete Arbeitskräfte sind der Erfolg eines Unternehmens. Nur wenn alles stimmt, erzielt man einen Mehrwert, sowohl für die Erzeuger als auch für den Kunden. “ Die größten Herausforderungen sind die kulturellen Unterschiede und die "Lücke" zwischen beiden Parteien. „Das Klima in Kombination mit den Produktionskosten macht Marokko zu einem Land mit vielen Möglichkeiten. Europa bietet ihnen einen stabileren Markt. Wir sehen immer mehr Vertragsanbau und haben damit angefangen, genau diese Besonderheit in den Vordergrund zu stellen. Die marokkanischen Erzeuger brauchen unsere Kontakte und wir können ihnen diese vermitteln. Wir kaufen oder verkaufen nichts, sondern wir verknüpfen den Erzeuger direkt mit dem Abnehmer. Dieser kundenorientierte Anbau ist meines Erachtens die Zukunft", sagt Jan abschließend. (ML) info@stcint.eu gerard@derksenretailorganisatie.nl

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Kiwi

Kiwis stehen auf der Top Ten-Liste der meistgegessenen Obstsorten in den Niederlanden und werden mit einer Reihe gesunder Eigenschaften in Verbindung gebracht. Der kleine Kraftprotz ist eine echte Vitamin-, Mineralstoff- und Antioxidantienbombe sowie reich an Fasern. Kiwi erfreut sich daher einer zunehmenden Beliebtheit. Global betrachtet wird die Produktion von Neuseeland beherrscht, gefolgt vom europäischen Spitzenreiter Italien. Griechenland und Chile befinden sich etwa auf demselben Niveau, und die Vereinigten Staaten, Frankreich, Portugal und Spanien bestreiten den restlichen Anbau von Kiwis. PRIMEUR sah sich einige Spieler auf dem Kiwi-Markt näher an.

Ad Pollux, Regifresh, über die griechische Kiwi:

„Da liegen enorme Chancen.“ Während die griechische Kiwi jetzt oftmals noch auf dem südosteuropäischen Markt landet, ist der griechische Produzent – inmitten einer Professionalisierungskampagne – vorsichtig dabei, andere Märkte wie Asien, den Nahen Osten und die Vereinigten Staaten zu erkunden, sagt Ad Pollux von Regifresh Fruit & Vegetables Marketing. Regifresh fungiert als Mittler zwischen den griechischen Produzenten und Verpackern sowie dem europäischen Einzelhandel. „Da liegen enorme Chancen, denn Griechenland hat ein fantastisches Klima für den Obstanbau.“ In jüngster Zeit wurden Probesendungen mit griechischen Kiwis nach China und Dubai verschickt. Ad geht davon aus, dass die verbesserte wirtschaftliche Situation in Griechenland dazu beiträgt, bei der Entwicklung von Produkt und Marketing voranzukommen.

Die aus Griechenland stammenden Kiwis sind vor allem grüne, konventionell angebaute Kiwis. „Der Anbau von Kiwi Gold und biologischen Kiwis ist in Ansätzen vorhanden, aber noch recht spärlich.“ Hinsichtlich des größten Konkurrenz-Produktionslandes Italien gebe es auf diesem Gebiet noch Rückstand, schlussfolgert Ad. In diesem Zusammenhang sei es besonders problematisch, dass griechische Kiwis über Italien als italienisches Produkt verkauft werden – zu besseren Preisen, wie kürzlich bekannt

wurde. Ad fällt auf, dass es eine junge Generation griechischer Kiwi-Produzenten gibt, die der Forschung und Belieferung ferner Märkte gegenüber aufgeschlossen sind, um der Konkurrenz auf dem europäischen Markt zu entkommen. Dazu gehört auch eine zunehmende Orientierung hin zur Kiwi Gold sowie eine Erweiterung der Biofläche. Es wird Zeit, dass Griechenland nach Wert geschätzt wird. Hoffentlich können die Produzenten in den kommenden Jahren die Schritte ergreifen, mit denen sie ein wirklich vollwertiger Spieler auf dem Markt werden“, sagt Ad, der intensiv mit der Anfang Mai beginnenden Vorbereitung der Wassermelonensaison beschäftigt ist. info@regifresh.com

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Grown and harvested following the ‘Zespri System’, Zespri kiwifruit meets the most stringent quality and environmental standards. The Zespri label on each kiwifruit guarantees wholesome kiwifruit of the best quality with a consistent and perfect taste.


Katleen Van Steen, Verkäuferin Clean Kiwi, über den Produzenten Kiwifruit Plus:

„Ein Produzent mit Charakter“ nur vier bis sechs Früchte am Zweig hängen. Darüber hinaus haben wir selber eine spezielle Stützkonstruktion für die Bäume entworfen, so dass der Lichteinfall maximal ist, was der Qualität und dem Zuckergehalt der Früchte zugutekommt.“

N

ach Italien und Griechenland ist Frankreich der drittgrößte europäische Kiwi-Produzent. Einer der Produzenten ist Kiwifruit Plus, der die Früchte aus Guiche unter dem Markennamen Clean Kiwi auf den Markt bringt. Der Markenname verweist auf eine saubere Kiwi. „Die Clean Kiwi ist eine Kiwi, die ohne Verwendung von Pflanzenschutzmitteln angebaut wird

und die bei normaler Kühlung ohne Verwendung von CA (controlled atmosphere) gelagert wird“, sagt Katleen Van Steen, die Clean Kiwi schon seit 20 Jahren verkauft. „Das heißt dann, dass die Qualität der Produktion optimal sein muss.“ Eine Methode, um dies zu erreichen, ist der Schnitt, sowohl des Baumes als auch der Frucht. „Wir schneiden auch in die Frucht damit

FREI VON SCHUTZMITTELN Obwohl der Kiwi-Anbau komplett auf den Verzicht der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ausgerichtet ist, hat man sich bewusst dazu entschieden, das Bio-Gütesiegel aufgrund der beschränkenden Regeln und der Extrakosten nicht zu verwenden. „Was bringt es mir mehr ein?“ fragt sich Katleen. „Wir garantieren für unser Produkt.“ Dass diese bewusste Entscheidung funktioniert, zeigt sich anhand der aufgebauten Kundenbindung. Hauptsächlich werden dieselben Großhändler in Belgien, den Niederlanden, in Deutschland und auch auf dem Heimmarkt in Frankreich beliefert, und das schon jahrelang. „Das sind Großhändler, die das Produkt schätzen und schon jahrelang damit arbeiten und die selber auch eine treue Kundschaft für diese Kiwis haben“, sagt Kathleen abschließend. (MW) info@zoetepolder.be

Bert Barmans, Geschäftsführer von Zespri Europe:

„Eine Marke ist ein Versprechen an den Verbraucher“ Versprechen müssen gehalten werden. „Wir müssen uns immer anstrengen, um das zu halten, was wir versprechen“, sagt Bert Barmans, der Geschäftsführer von Zespri Europe. Dieses Versprechen beinhaltet ein gesundes und leckeres Produkt. Unter anderem die Tatsache, dass Kiwis das einzige Produkt sind, versetzt Zespri in die Lage, dieser Frucht alle Aufmerksamkeit zu schenken. „Daher kennen wir unser Produkt extrem gut und können auch sehr viel investieren, um bei diesem Produkt noch besser zu werden.“ Investitionen gibt es auf dem Gebiet neuer Sorten, aber auch zur Optimierung des Anbaus sowie bei der Lagerung und

für den Geschmack. Das hat unter anderem dazu geführt, dass es in der abgelaufenen europäischen Kiwi-Saison bei der Kiwi SunGold Fortschritte bei der Lagerung gegeben hat. „Wir haben länger durchhalten können als in den vergangenen Jahren.“

VON GRÜN ZU GOLD Zespri sucht und findet Wachstum in der Zunahme der Verbraucherverkäufe. „Die Verbraucher kaufen immer öfter Obst – AGF Primeur 4 • 2019

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Kiwi

ein Trend, der anhält.“ Die Zespri-Kiwis werden über alle Kanäle verkauft. „Ein Großteil unseres Produkts gelangt in die Supermärkte, aber ebenso viel in die Großhandelsmärkte und auf diese Weise zum Einzelhändler.“ Obwohl der größte Teil des Volumens über den Einzelhandel vermarktet wird, ist für Zespri auch der Detailhandel von Bedeutung. „Wir schätzen die Kanä-

le des Detailhandels und des Großhandels, weil der Detailhandel für Obst und Gemüse und damit auch für uns eine Botschafterfunktion hat.“ Ferner beobachtet Bert, dass es eine allmähliche Verschiebung von grünen Kiwis hin zu SunGold-Kiwis gibt. Beim Anbau in Neuseeland hat der Anteil von SunGold jenen der grünen Variante mittlerweile leicht überholt. „Die Bedeutung

von SunGold beim Anbau nimmt zu.“ Zespri führt auch Tests mit roten Kiwis durch und in einer Reihe kleinerer Märkte laufen bereits Programme mit der roten Frucht. „Das ist eine Neuerung, die sicher auf uns zukommt“, sagt Bert abschließend. Nele.Moorthamers@zespri-europe.com

Ronnie Moorman, Kiwi-Einkäufer und -Verkäufer Willem Dijk:

„Rot wird sicher ein großes Ding“ „D

er Einzelhändler will sich profilieren, indem er Maße anbietet, die im Einzelhandel nicht erhältlich sind. Es geht um größere, exklusivere Kiwis“, sagt Ronnie Moorman, Ein- und Verkäufer von Kiwis bei Willem Dijk AGF B.V. Darum sind Maß und Qualität führend bei der Entscheidung für das Kiwi-Sortiment beim Großhändler. Um Spezialgeschäfte bedienen zu können, werden hauptsächlich (rund 75 %) Zespri-Kiwis angeboten, wobei Ronnie andeutet, dass Zespri seinen Schwerpunkt mehr auf den Einzelhandel als auf das Spezialgeschäft legt. „Unser Kunde erwartet keine Sonderaktionen, sondern Ehrlichkeit, Verfügbarkeit und Preis.“ Das gilt übrigens für alle großen Marken. „Das sind Brands, um die man trotz allen Marketings nicht herum kommt und mit denen wir nur Probleme haben.“ Die übrigen 25 % sind derzeit, aufgrund der konkurrenzfähigen Preise, griechische Kiwis. Die Prozentsätze können sich aufgrund des Angebots leicht ändern. So sind derzeit nur grüne Kiwis verfügbar, und die Maße sind klein.

GEFAHREN FÜR DIE HALTBARKEIT Allgemein deutet Willem Dijk AGF an, dass die Nachfrage nach grünen Kiwis etwa 60 % beträgt, gegenüber 40 % Nachfrage nach den gelbfleischigen. Ronnie stellt fest, dass Kiwi Gold mit Haltbarkeitsproblemen kämpft, so dass diese Sorte in der jetzigen Saison schon sehr schnell nicht mehr erhältlich war. „Kiwi Gold verdirbt bei niedrigen Temperaturen leicht, und die Manipulation der Haltbarkeit ist diesbezüglich noch nicht

weit gediehen.“ Bis vor einigen Wochen gab es zwar ein Angebot an JinGold aus Italien und jetzt gibt es gelbfleischige Kiwis der Sorte Sorelli aus Griechenland, aber Ronnie merkt an, dass sich diese Kiwis geschmacklich so unterscheiden, dass sie sich nicht mit der bekannten Kiwi Gold vergleichen lassen. Für die Zukunft prophezeit er die Veredelung einer Gold-Sorte, die diese Probleme nicht kennt. Von Hoogste opkoopprijzen! Seiten der Gastrow w w. p a l l e t c e n t r a l e . n l nomie und auch

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aus asiatischen Ländern erkennt Ronnie eine zunehmende Nachfrage nach roten Kiwis und erwartet, dass ab 2020 in Europa mehr rote Kiwis erhältlich sein werden, um diese Nachfrage zu bedienen. „Rot, das wird sicher ein großes Ding werden. Beim Verbraucher ist das kein Trend, denn rot schreckt ab, aber in der Gastronomie werden exklusive Produkte nachgefragt.“ ronnie@willemdijk.nl


Spargel

Das weiße Gold, wie lange ist es noch ein Saisonprodukt? Am 23. Januar wurde bei The Greenery die erste Kiste mit niederländischem Spargel aus dem Gewächshaus versteigert. Etwas später folgte auch der belgische Markt mit der Versteigerung der ersten Kiste Gewächshaus-Spargel. Der jeweilige Gewinn war für einen guten Zweck bestimmt. Obwohl es hier um Gewächshaus-Spargel geht, war die Ernte in diesem Jahr ungewöhnlich früh. Traditionell verläuft die Saison des weißen Spargels von Anfang April bis zum 24. Juni, mit einem Peak zwischen der 18. und 20. Woche. Kann man erwarten, dass die Ernte des weißen Goldes demnächst nicht mehr an die Saison gebunden ist und Spargel ganzjährig auf dem Markt vorhanden sein wird? Zunahme des Angebots gesorgt, bevor die eigentliche Saison beginnt, aber in den Niederlanden vor allem auf Verbraucherseite gibt es auf dem Markt noch viel zu gewinnen. So versucht The Greenery mit einem angesagten Werbespot im landesweiten Fernsehen, den Spargelmarkt zu erweitern. „Es wird in den Niederlanden ausreichend Spargel angebaut, dabei geht es gerade darum, den Verbrauch zu steigern. Vor allem beim jüngeren Publikum müssen wir noch viel tun“, sagt Rob.

R

ob van der Weele, Produktmanager für Weichobst und Spargel bei The Greenery, äußert sich zurückhaltend. „Die Produzenten beginnen meist in der Karnevalszeit mit dem Anbau im Gewächshaus. Dann bemerkt man auch, dass die Nachfrage zunimmt. Wenn man früher beginnt, ist die Kauflust in der Regel gering, und die damit verbundenen Kosten werden vom Gewinn des Spargels nicht gedeckt. Außerdem braucht Spargel eine gewisse Ruhezeit und ausreichend Kälte. Wenn das nicht berücksichtigt wird, enttäuscht die Ernte.“

Riny van der Staak, Obst- und Gemüsehändler in Venlo, schließt sich der Meinung von Rob an. „Wir haben tatsächlich in der letzten Zeit gesehen, dass die Saison immer früher begann. Die Gärtner haben in der Vergangenheit in Innovationen wie etwa Wärmebetten investiert, was sich zunächst auch lohnte. Der von ihnen auf den Markt gebrachte Spargel war schließlich exklusiv. Doch das Angebot stieg schneller als die Nachfrage. Eine vorgezogene Ernte ist auf diese Weise nicht mehr so lukrativ wie vor zehn oder fünfzehn Jahren.“ Die Verfrühung der Spargelsaison dank Gewächshäusern und erwärmten Tunneln hat für eine

In dem Werbespot, den The Greenery zusammen mit anderen Vermarktungsorganisationen kreiert hat, ist die jüngere Zielgruppe als Adressat der Kampagne deutlich auszumachen. Spargel wird als stark und angesagt beworben. Auch geschälter Spargel bekommt bei der Vermarktung mehr Aufmerksamkeit und kann zu einer Zunahme des Verbrauchs bei Jugendlichen führen. Nicht nur das Alter der Zielgruppe spielt eine Rolle, sondern auch die Region. Im Süden des Landes, unterhalb der Flüsse, ist der Spargelverbrauch höher als im Rest der Niederlande. „Vor allem im Osten können wir den Pro-Kopf-Verbrauch noch steigern“, so Riny. Auch er erkennt das Marketingpotenzial, wenn man beispielsweise auf Spargelrezepte setzt. Riny betont allerdings, dass Spargel sich innerhalb der Saison doch am besten verkauft. „Der Wunsch, Spargel zu essen, stellt sich erst mit dem Frühlingserwachen ein.“ Wenn sich ein Markt für den Absatz von weißem Spargel in den Niederlanden auftut, scheint der Markt im Ausland zu schwächeln. Riny: „Die Länder um uns herum haben die Produktion ihrer eigenen Flächen auch vergrößert und sind dadurch zunehmend in der Lage, sich selbst zu versorgen.“ Auch die Flächen in den Niederlanden haben im vergangenen Jahr zugenommen, wenngleich das Jahr 2018

Riny van der Staak

für die Spargelproduzenten etwas ungünstiger war. Die Niederlande ist in Bezug auf den Spargelanbau selbstversorgend. Rob: „70% der Ernte ist für den niederländischen Markt bestimmt. Ein kleiner Teil geht nach Frankreich und Spanien, aber in erster Linie an die verarbeitende Industrie.“ Der Import von Spargel aus dem Ausland sinkt. Früher war Peru noch ein großer Produzent von weißem Spargel, aber das ist rückläufig. Auch aus Deutschland kommt noch ein kleiner Teil des Spargels.

Rob und Riny stimmen demnach überein, dass die Spargelsaison nicht so schnell verschwinden wird. Selbst wenn es möglich wäre, ihn mittels eigener Ernte und Import ganzjährig auf den Markt zu bringen, würde der Verbraucher nicht ganzjährig nach Spargel verlangen. Riny geht davon aus, dass die Exklusivität des Spargels mehr durch die Mechanisierung gefährdet ist: „Der Spargelanbau ist ziemlich arbeitsintensiv. Die Mechanisierung kann die Kosten senken, was eine noch billigere Spargelproduktion ermöglicht. Dann geht die Exklusivität des Spargels verloren.“ (TD) info@rinyvanderstaak.nl R.vanderWeele@thegreenery.com

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Obst

Kris Wouters, Qtee:

„Der Birnenmarkt ist derzeit eine große Katastrophe“ Kris Wouters begann 2015 mit dem Anbau der QTee-Birne in seinem Obstgarten im belgischen Rummen. Er begann mit dem Anbau einer neuen Sorte, neben der Conference, um die Vielfalt im Anbau zu erhöhen.

K

ris ist schon seit 1985 als Obstbauer aktiv, seit der ersten Kreuzung zwischen der Williams und der Coloree de Juilliet, aus der die Celina-Birne hervorging. QTee ist der Markenname der Celina. Jahre später, nämlich 2011, kaufte Wouters 50 % der Lizenz für den Anbau dieser Birne. Die andere Hälfte befindet sich in Händen der ABCz-Gruppe. Die QTee-Birne hat in den vergangenen Jahren flächenmäßig stark zugenommen. So

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konnte Kris im vergangenen Jahr in Belgien eine QTee-Birnen-Fläche von 125 Hektar abernten. Auch in anderen europäischen Ländern werden neue Flächen angelegt, so in der Slowakei, Norwegen, in der Schweiz und in Spanien. In Frankreich, Italien und Österreich sind neue Flächen geplant. Auch außerhalb Europas, in Südafrika, Australien und Marokko sind Flächen mit der QTee-Birne angelegt worden, insgesamt etwa 550 Hektar. Der Baum kann bereits im zweiten Jahr produzieren. Dass die Birne

auch in Südafrika gezüchtet wird, ist nicht so ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass die QTee die einzige Birne mit einer solchen Rotfärbung auf der nördlichen Halbkugel ist.

„Bei der Ernte des vergangenen Jahres haben wir etwa 3500 Tonnen QTee-Birnen geerntet. Wir hatten also plötzlich eine große Menge Birnen, die wir verkaufen mussten. Vorteilhaft bei der QTee ist, dass sie 16 bis 18 Tage früher als die Conference gepflückt werden kann. Allerdings ist sie weniger lange haltbar (Verkauf bis Mitte November). Glücklicherweise lief der Verkauf 2018 gut. Die großen Maße gingen an Supermärkte in den Niederlanden, Belgien,


Schweden, England und Deutschland. Wir blieben jedoch in diesem Jahr auf einer Menge kleinerer Birnen-Exemplare sitzen, weil die Bäume enorm viel Ertrag gaben. Glücklicherweise haben wir die in den Nahen Osten exportieren können. Das war nicht einfach. In jener Region ist man nicht so offen für neue Produkte. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Conference auf diesem Markt nicht absetzen können. Der Vorteil der QTee-Birne ist jedoch, dass sie den dort konsumierten Birnensorten ähnelt und dass wir die QTee verkaufen konnten, wenn auch mit einiger Mühe.“

Kris bemerkt auch, dass sich die QTee damit gut eignet, um doch einiges an Conference-Birnen im Nahen Osten zu verkaufen. Insgesamt exportierte Kris seine Ernte des vergangenen Jahres in 21 unterschiedliche Länder.

In diesem Jahr weiß Kris noch nicht, wie es laufen wird: „Wir haben derzeit das Kontrastprogramm des vergangenen Jahres mit extrem kaltem Wetter. Man muss also noch abwarten, wie es laufen wird. Wenn alles nach Plan läuft, können wir mit einem Ertrag von 3000 bis 4000 Tonnen QTee-Birnen rechnen. Wir sind jedoch vom

Wetter abhängig, was wir auch schon einige Male erleben mussten, unter anderem mit Hagelschauern, die auf der Fläche Schaden anrichteten.“

Weniger gut geht es der Conference-Birne. Das ist jedoch für Kris nicht der Grund

gewesen, 2011 zu einer neuen Birnensorte zu wechseln. Als ausgebildeter Agraringenieur erkannte Kris, welche Gefahr im Anbau von nur einer einzigen Sorte, hauptsächlich für einen Kunden steckt.

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Obst

„Wir sahen schon früher beim Jonagold, dass auch gute Zeiten einmal zu Ende gehen. Lange ging es gut mit der Conference-Birne, aber das konnte natürlich nicht anhalten. Deshalb sah ich mich schon früh nach einer Alternative für die Conference um. Immer mehr Obstbauern begannen mit dem Anbau von immer mehr Conference, der Markt war gut. Allerdings veränderte sich das aufgrund politischer Bedingungen, wie dem Boykott von russischer Seite, denn das war einer der größten Absatzmärkte für die Birnen aus den Niederlanden und Belgien. Derzeit ist ein zu großes Birnenangebot auf dem Markt.“ Obwohl der Boykott schon seit 2014 besteht, ist die Kontrolle auf Importprodukte in Russland in den vergangenen Jahren strenger geworden und der Markt ist derzeit verbarrikadiert für die vom Boykott betroffenen Länder. Auch ein Ersatzmarkt ist schwierig: „Es ist sehr schwer, diesen Markt zu ersetzen. Wir sehen zwar, dass die Nachfrage aus Brasilien und China zunimmt, aber das geht nur peu à peu und reicht nicht aus, um die Nachfrage dem Conference-Angebot in Europa anzupassen.“

Kris verweist jedoch nicht nur auf Russland als Schuldigen dieser Katastrophe auf den Birnenmarkt. Auch die EU ist in seinen Augen mitschuldig am jetzigen Zustand des Marktes. „Viele Anbauer verkaufen ihre Birnen unter dem Selbstkostenpreis und haben selber kaum noch Reserven. Dies ist teilweise der Politik zu verdanken, wie sie die EU in der Vergangenheit ausgearbeitet hat. So gingen Subventionen nach Osteuropa, als diese Länder gerade in der EU waren. Dies sollte zur Selbstversorgung dieser Länder beim Obstanbau führen. Die Folge war allerdings ein Überangebot auf dem Markt. Die Idee der EU, das Angebot mit der Nachfrage in Deckung zu bringen, war vielleicht eine gute Idee, die Ausführung hatte allerdings einen gegenteiligen Effekt: einen Markt von Nachfrage und Angebot, der völlig aus der Balance geraten war.“

„Natürlich gibt es auch noch den russischen Boykott, für den die Agrarbranche im Allgemeinen und der Obstanbau im Besonderen den Preis zahlt. Wäre die europäische Autoindustrie von den Sanktionen getrof-

fen worden, so hätte die EU viel schneller eingegriffen als in diesem Fall.“

Kris bedrückt die Zukunft der Obstanbaubranche in den Beneluxländern, was ihm persönlich ans Herz geht, vor allem bei den Birnen. „Mein Herz schlägt mehr für Birnen als für Äpfel. An Birnen ist nun einmal mehr dran. Abgesehen davon ist die Birne in Nordeuropa auch besser zu züchten als im Mittelmeergebiet, wo das Klima sich wieder besser für Äpfel eignet und womit wir nur sehr schwer konkurrieren können. Wenn wir uns Äpfel der gleichen Qualität wie in Nordeuropa anschauen, so können diese in Polen billiger angebaut werden.“ Faktoren wie Wetter und politische Entscheidungsprozesse haben demnach einen großen Einfluss auf den Obstproduzenten. Mit der QTee-Birne hat sich Kris rechtzeitig auf die großen Probleme in der Birnenbranche einstellen können. Allerdings ist es nicht nur die Aufgabe der Obstanbaubranche, eine Lösung zu finden. (TD)

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Bananen

Luud Clercx, Agrofair:

„Einzelhändler, ignoriert TR4 nicht“ Fusarium oxysporum f. sp cubense Tropical Race 4, kurz TR4, auch bekannt als Panama-Krankheit, taucht auf dem Radar der großen Bananenproduzenten auf. Es vergeht keine Bananenkonferenz ohne Präsentationen über TR4, jenen Schimmel, der die Branche schon seit gut zwei Jahrzehnten bedroht.

J

etzt ist es an der Zeit, auch bei kleinen Produzenten und anderen Mitgliedern der Einzelhandelskette das Bewusstsein zu fördern und gemeinsam zu handeln, um die weitere Verbreitung von TR4 zu verhindern. Im November des vergangenen Jahres wurde während eines GlobalGAP-Kongresses im peruanischen Lima ein Aktionsaufruf mit dieser Zielsetzung präsentiert. Der Aufruf wendet sich auch an Supermärkte, damit diese nicht wegschauen. „Der Aktionsaufruf fand nicht ohne Grund während des GlobalGAP-Kongresses statt, denn das ist auch ein Weckruf für Einzelhändler“, sagt Luud Clercx von Agrofair. Er war bei der Einführung des Aktionsaufrufs

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anwesend, hielt vorab eine Kurzpräsentation und nahm anschließend an einer Diskussionsrunde zum Thema teil, unter anderem mit dem peruanischen Agrarminister. Die sechs Punkte des Dokuments befassen sich unter anderem mit der Forschung, der Entwicklung von Trainingsprogrammen, dem Risikomanagement und der Unterstützung von Frühwarnsystemen. Im Vordergrund steht daher scheinbar der Anbau. Doch gemeinsam mit den anderen Beteiligten wird auch der Einzelhandel aufgerufen, sich diesem Problem zu stellen. Bislang wurde der Aufruf von folgenden Supermärkten unterzeichnet: AEON (Japan), CAA (China), Spinneys (Naher Osten) und REWE (Deutschland).

GEMEINSAM GEGEN DEN SCHIMMEL Multinationale Konzerne wie Chiquita, Fyffes, Del Monte und Dole befassen sich schon mit der TR4-Problematik, aber der Schimmel bedroht viel mehr als nur den Welthandel. „Nur fünfzehn Prozent der weltweit produzierten Bananen werden exportiert,“ erklärt Luud. „Es handelt sich um eine aggressive Schimmelkrankheit, die auch andere Sorten und deren Anbau bedroht, etwa den Bananenanbau für den heimischen Markt.“ Damit betrifft das Problem die Lebensmittelversorgung von Millionen von Menschen. „Wir würden es begrüßen, wenn die Exportbranche, die ja mehr finanzielle Handlungsmöglichkeiten hat als kleine Produzenten, hierbei gemeinsam mit Behörden und Branchenverbänden die Initiative ergreifen und über ihre eigenen Plantagen hinausblicken würde.“ Der Schutz der kleinen Bauern vor dem Schimmel liegt auch im Interesse der Exportbranche, so Luud. Die kleinen Bau-


ern gehen nämlich nicht nur ein Eigenrisiko ein, sondern stellen auch eine Risikogruppe dar. Produzenten mit einer kleinen Fläche arbeiten oftmals unter der Woche auf einer großen Plantage und am Wochenende inmitten ihrer eigenen Bananenpflanzen. „Aufgrund dieser Querverbindungen besteht eine Übertragungsgefahr für die großen Plantagen. Daher brauchen wir eine Gesamtlösung für die Branche auf Landesebene. Wir müssen zusammenarbeiten, um dem Schimmel entgegenzuwirken.“ UNBESIEGBARER SCHIMMEL? Der erste Schritt bei der Einbeziehung weiterer Kettenmitglieder zur Problemlösung ist die Schaffung eines breiteren Bewusstseins. Es gibt unter Produzenten, Regierungsbeamten, Händlern und Besuchern von Bananenplantagen noch viel Unwissen und Mangel an verlässlichen Informationen hinsichtlich der Risiken und Ausbreitungsmöglichkeiten dieser Schimmelart. Der Schimmel wird durch infiziertes Pflanzenmaterial, infizierte Erde an Schuhen, Geräten, Lieferwagen und anderen Transportmitteln verbreitet. Letztlich ist es also der Mensch selbst, der den Schimmel verbreitet. „Das ist eine ernste Bedrohung,

Die Anbauländer für Bananen sind gelb hinterlegt, die TR4-betroffenen Anbauregionen sind rot hinterlegt.

vor allem weil sich nur wenig dagegen tun lässt. Der Schimmel steckt ja im Boden“, erläutert er. Wenn auf einer Plantage TR4 angetroffen wird, können auf dem dortigen Boden 30 bis 40 Jahre lang keine Bananen angebaut werden. „Derzeit ist der Schimmel noch nicht in Lateinamerika, aber das ist nur eine Frage der Zeit.“ Andere Schimmelarten, die den Bananenanbau bedro-

hen, etwa der Blattschimmel Sigatoka, können noch mit konventionellen Mitteln bekämpft werden. „Die Branche ist dabei, auch diesen Kampf zu verlieren, weil zur Bekämpfung immer häufiger gespritzt werden muss. Aber es lässt sich noch etwas machen.“ Bananenproduzenten verlieren bei der Bekämpfung dieses Schimmels im Schnitt zwei Dollar pro Kiste.

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Bananen

PRÄVENTION ALS BESTE LÖSUNG Die Banane ist weltweit die am meisten gehandelte Fruchtsorte. Sowohl in Europa als auch in den USA rangiert die Banane an der Spitze der meistverkauften Fruchtsorten. Daher haben die Supermärkte ein Interesse daran, dass auch in Zukunft Bananen in der Auslage liegen. „Das ist eine sehr beliebte Frucht, aber man sieht, dass die Supermärkte sich oftmals gegenseitig die Schuld zu weisen“, sagt Luud.

„Wir möchten erreichen, dass sich die gesamte Branche einschließlich der Supermärkte über TR4 informiert und sich für präventive Maßnahmen interessiert.“ Supermärkte spielen dabei eine wichtige Rolle. Maßnahmen zur Vermeidung der Schimmelausbreitung einer Plantage kosten Geld, dasselbe gilt für Investitionen in einen nachhaltigen Bananenanbau. „Dann hilft es nicht, wenn die Supermärkte billige Bananen in die Auslage legen. Das führt zu einem Preisdruck innerhalb der Einzelhandelskette. Die Branche bangt und hofft, dass alles gut wird.“

ERGÄNZUNG FÜR GLOBALGAP „GlobalGAP ist ursprünglich eine Zertifizierung des europäischen Einzelhandels und wir möchten mit dem Aktionsaufruf die Supermärkte dazu bewegen, sich zu informieren und der Problematik bewusst zu werden“, erklärt Luud. GlobalGAP entwi146

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ckelte eine Ergänzung mit Informationen zu einfachen Präventivmaßnahmen, die Bananenproduzenten ergreifen müssten, um den Schimmel von ihren Plantagen fernzuhalten. „Das wollen wir auch weiter promoten, denn es ist eine sinnvolle Ergänzung.“ Die Ergänzung kann beispielsweise als Leitfaden für Regierungen dienen, die präventive Protokolle erstellen. „Prävention ist wirklich die beste und billigste Lösung.“ Der Aktionsaufruf soll die Supermärkte wachrütteln. Der deutsche Einzelhändler REWE unterzeichnete das Dokument neben einer Reihe von Einzelhandelsketten aus Asien und dem Nahen Osten. „Wir würden uns wünschen, mehr Supermärkte kämen hinzu und die Einzelhändler würden sich mehr engagieren“, sagt Luud. Eine Reihe von großen Ketten, unter anderem REWE und Tesco, sind Mitglied des World Banana Forums, aber im Verhältnis zur Anzahl der Einzelhandelsketten ist diese Anzahl begrenzt. „Es muss noch viel passieren. Die Bananenbranche ist sich über die Bedrohung im Klaren, aber beim allgemeinen Obsthandel und im Einzelhandel muss das Bewusstsein noch zunehmen.“ Schon lange zieht TR4 die Aufmerksamkeit von Forschungseinrichtungen auf sich, etwa seitens der Universität Wageningen mit Prof. Gert Kema, Bioversity Interna-

tional, und der katholischen Universität Löwen (Verwalter der größten Bananensammlung weltweit) mit Prof. Rony Swennen sowie anderen Instituten.

Über GlobalGAP sowie Organisationen wie GroentenFruit Huis und die europäische Plattform Freshfel wird das Problem langsam auch den Branchenorganisationen bewusst, doch auch Unternehmen tragen Verantwortung. Agrofair nahm von sich aus die Herausforderung bereits im Oktober letzten Jahres an, indem sie ein TR4-Seminar bei der schweizerischen Einzelhandelskette Migros durchführten. „Dort war man an der Problematik interessiert, ohne dass dies jedoch zu einer echten Veränderung geführt hätte.“

WENIGE CENT ZUSÄTZLICH PRO KISTE Die Rolle des Einzelhandels wäre einfach. Supermärkte können beispielsweise die Ergänzung zu GlobalGAP promoten und eine Prämie zahlen, sofern ein Produzent die Anforderungen dieser Ergänzung erfüllt. „Es ist ein knallhartes Geschäft, aber Einzelhändler müssen bereit sein, pro Kiste etwas mehr zu zahlen, damit der Produzent einen Anreiz verspürt. Jetzt ist es eher so, dass zwar Anreize gesetzt werden, aber ohne Gegenleistung.“ Ein paar Cent zusätzlich pro Kiste würden einem Bananenproduzenten bei den Kosten schon sehr entgegenkommen. „Das braucht nicht


viel zu sein, wenige Cent pro Kiste reichen schon aus“, bekräftigt Luud. „Der Verbraucher würde das beim Kilopreis noch nicht einmal merken.“ Wichtig ist auch, dass sich die Branche besser Gehör verschafft. Ein gutes Beispiel hierfür war die Reaktion der Bananenbranche, als Aldi Ende des vergangenen Jahres eine Preissenkung ankündigte. „Diese Preissenkung von einem Dollar pro Kiste ging sogar großen Bananenexporteuren zu weit“, sagt Luud. „Wir würden es begrüßen, wenn der Einzelhandel der Problematik nicht ausweicht. Der Unterbietungswettlauf für eine immer billigere Banane muss in einen Überbietungswettlauf verwandelt werden, um eine Zusammenarbeit der gesamten Branche zu erreichen und mittels Dialog eine möglichst nachhaltige Zukunft für diese beliebte und nahrhafte Frucht zu ermöglichen.

PRÄVENTION = ZEIT KAUFEN Letztendlich werden die Präventivmaßnahmen das Problem nicht lösen. Auch Luud räumt ein, dass auf diese Weise in erster Linie mehr Zeit gekauft wird. Früher oder

später wird dieser Schimmel in Lateinamerika auftauchen, wie dies auch mit dem Sigatoka-Blattschimmel geschehen ist. Diese Zeit wird jedoch unbedingt benötigt, um nach echten Lösungsansätzen zu forschen. Es gibt Forschungsergebnisse, die auf die Rolle der Biodiversität im Boden und eine gute Bodenbewirtschaftung verweisen, um das Risiko zu begrenzen. Des Weiteren wird an mehreren Plätzen an resistenten Sorten gearbeitet. Auch unter Leitung von Prof. Gert Kema, dem bekannten Bananenforscher der Universität Wageningen, werden Überlegungen in diese Richtung angestellt, wobei eine größere Diversität befürwortet wird. Jetzt zeigt sich, dass der großflächige Anbau in Monokulturen mit nur einer Sorte, die Cavendish, die Branche besonders verwundbar gemacht hat. Hier muss sich etwas verändern. Die Bananenveredlung wird daher auch andere Bananensorten einbeziehen müssen. In Australien ist die Suche nach einer resistenten Cavendish relativ weit gediehen. „Die anderen Charaktereigenschaften dieser Cavendish-Sorte, etwa Lagerungs- und Transportfähigkeit sowie Geschmack, müssen weiter untersucht werden.“

Für diese Forschung in Australien bedient man sich jedoch Genmanipulationen. Das wird nicht nur in den EU-Ländern zu großem Widerstand führen. Abgesehen von der ethischen Debatte ist dies jedoch nur der erste Schritt bei den Bemühungen um eine Lösung. „Es wird Milliarden kosten, in großem Umfang neue Sorten einzuführen und Millionen von Hektar neu zu bepflanzen“, prophezeit Luud. In Lateinamerika kostet die Anpflanzung von 1 Hektar Bananenplantage mit hochtechnologischem Anbausystem derzeit zwischen 12.000 und 20.000 Dollar. „Nimmt man die gesamte Bananenfläche, so geht es um astronomische Beträge. Dann wird die Banane ein Luxusprodukt und kann sicher nicht mehr für einen Euro pro Kilo im Supermarkt angeboten werden.“ (RM) luud.clercx@agrofair.nl

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Unsere Geschichte

Nach dem großen Erfolg der holländischen Website www.agf.nl auf dem niederländischen Markt, entstand die Idee eine ähnliche Website auch für den internationalen Markt zu schaffen. Dies war die Entstehung von www.freshplaza.com. Seit dem Launch der Seite im März 2005 ist das Interesse an FreshPlaza stetig gestiegen. Im April 2007 folgte unsere italienische Ausgabe www.freshplaza.it und nur fünf Monate später, im September 2007, konnte unsere spanische Ausgabe www.freshplaza.es online gehen, so wie im Juni 2015 unsere deutsche Ausgabe www.freshplaza.de und im September 2015 unsere Chinesische Ausgabe www.freshplaza.cn. Schließlich haben wir im Oktober 2018 unsere französische Seite www. freshplaza.fr lanciert Eine täglich wachsende Abonnentenzahl bestätigt den Erfolg unserer Seiten.

info@freshplaza.de • www.freshplaza.de

Kolophon AGF-PRIMEUR bv Stevinweg 2, 4671 SM Tholen Niederlande Tel: +31 (0)166-698232 Fax: +31 (0)166-698219 Herausgeber: Pieter Boekhout Redaktion: Thom Dobbelaar, Martine van der Wekken, Izak Heijboer, Luisa Heim Frits Simons, Thijmen Tiersma, Marjet Lubbers-Bruijnse, Rudolf Mulderij Hugo Huijbers, Jobke den Hertog, Sharon de Ridder, Jan Jacob Mekes Jürgen Flügge

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Anzeigen: Andries Gunter, T. +31 (0)166 698232 - andries@agfprimeur.nl Abonnements: Andries Gunter Gestaltung & Produktion: Viola van den Hoven, Martijn van Nijnatten info@agfprimeur.nl www.agfprimeur.nl Das gesamte oder teilweise Kopieren van Inhalten ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers ist verboten. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für eventuelle Unzulänglichkeiten.


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