Primeur • Deutsche Ausgabe • Fruit Logistica 2023

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It , s all about ta ste! www.degrootfreshgroup.com HALL 3.2 STAND D-21 MEET US FRUIT LOGISTICA 2023 Deutsche Ausgabe Unabhängiges Fachblatt für den Kartoffel, Obst und Gemüsehandel • Seit 1986 Ausgabe online lesen

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Inhaltsangabe

4 „Grundsätzlich war bei allen Freilandgemüsearten die letzte Saison für die Produktion monetär nicht zufriedenstellend“

Christian Berghs-Trienekens, BT Gemüse and Landfrisch AG

6 Apfel-Export: die bedeutendsten Veränderungen der letzten drei Jahre

Pierre Gratacos von Cardell Export – Groupe Innatis

8 Exporte nach Deutschland: ein Neuanfang für französischen Spargel?

12 „In den ersten Wochen der Saison haben wir einen zusätzlichen Schub gebraucht, um unsere Produktion zu verkaufen“

José Carlos Escobar von CASI

15 „Wenn die Gesellschaft deinen Nutzen nicht versteht, wirst du immer mehr Rückschläge einstecken müssen“

Jelte van Kammen, General manager Harvest House

23 „Unser Ziel ist es, die alten Werte von über 80 Prozent und mehr zu erreichen“

Andre Jobmann, Maersk

31 Die Erntemenge an Bio-Äpfel von 2022 übertraf die von 2021 um 30 Prozent

Hans-Josef Stärk, BayWa Obst GmbH & Co. KG.

34 „Wir wollen weiterhin an der Spitze bleiben“

Erik van Nieuwenhuijzen, Albert Heijn

42 40.000 Salatköpfe pro Tag unter Glas

Andreas Scherzer von Scherzer Gemüse

44 Neue Vermarktungshalle von Pfalzmarkt eG hat 30.000 qm und besitzt 57 Laderampen

44 Europaweite Drehscheibe für frisches

Obst und Gemüse aus der Pfalz

49 „Nur mit kontinuierlichem Training können wir Verbesserungen erzielen“

Frits Popma, Popma Fruit Expertise

52 „Wir begrüßen mehr Wettbewerb bei den Tomatenmarken“

Margriet und Annelies Looije, Looye Kwekers

66 Großes lokales Netzwerk in Marokko zahlt sich jetzt für die Tomatenerzeuger aus

70 Explodierende Energiepreise – wie lange halten Erzeuger und Handel noch durch?

75 Energieeinsatz im anbau

77 „Ich will es schnell hinter mir lassen, aber eine Narbe wird wohl für immer bleiben“

Ben de Groot von De Groot Fresh Group

82 Die Entwicklung der Menschen ist der Kompass, nach dem Suiderland Plase steuert

86 Sieben italienische Regionen beherbergen fast 80 Prozent der nationalen Salatanbaufläche

88 „Obsterzeuger müssen wählen zwischen Menge oder Spezialität“ Emanuel Sluis, Service2Fruit

92 “Ich glaube, 2023 könnte das herausforderndste Jahr der jüngeren Geschichte werden”

Craig Stauffer, CEO Vanguard International

94 „Die besten Chancen für ägyptische Zitrusfrüchte bieten sich auf den fernöstlichen Märkten“

Mostafa Ali, Rula Farms

96 Eine Rundreise zu Gewürz-, Dattel- und Grapefruitfarmen in Israel (und einige weitere überraschende Produkte)

107 Fokus auf die Regionalität und Nationalität des Spargels und des Beerenobsts

Fred Eickhorst und Frank Saalfeld

110 Spanische Zitrusfrucht-Saison gekennzeichnet durch ein geringeres Angebot und große Preisunterschiede bei den einzelnen Qualitäten

115 Die Trends des Jahres 2022, die der Vertical-FarmingBranche einen ziemlichen Schock versetzten

119 „Mit roten Stachelbeeren haben wir unsere Stellung im deutschen LEH rasant ausbauen können“

Markus Schneider von der Frutania GmbH

125 „Man merkt, dass sich der Bio-Granatapfel zunehmend im Handel etabliert“

Ziya Sizgin, UvaFruit GmbH

129 Gestärkt aus der Krise

134 China: Obst gewinnt nach dem Ende der CoronaKontrollmaßnahmen an Bedeutung

136 Die europäische Gewächshausindustrie wandelt sich, aber in welche Richtung?

138 Deutschland bezieht 25 Prozent der italienischen Äpfel

142 Birnen: Italien muss aufholen - Exporte nach Deutschland und Frankreich

144 Italien versucht seine position im kiwi-sektor zu halten

148 „Wir müssen Erklärungen liefern“

Elke Schroevers, Organto Foods

151 „Wir müssen die Probleme berücksichtigen, mit denen der Biomarkt konfrontiert ist“

Emilie Daquin und Cécile Perret, Ferme de la Motte

157 Ein Überblick über die am häufigsten angebauten subtropischen Pflanzen in Spanien

157 Die Avocadoanbaufläche in Spanien wächst weiter, während Mangos noch mehr Anerkennung brauchen

3 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Aus mehreren Gründen wird 2022 für die deutsche Gemüseproduktion im Freiland als ein bewegtes und herausforderndes Jahr in Erinnerung bleiben. Die erste Saisonhälfte war von Anfang an geprägt von einem sehr großen Angebotsdruck, der auf eine, im Vergleich zu den Vorjahren, geringere Nachfrage gestoßen ist, bilanziert die Landfrisch AG im Interview.

Der entstandene Angebotsdruck sei auf mehrere Entwicklungen zurückzuführen, allen voran den späten Saisonschluss in Spanien sowie Italien und den gleichzeitigen Saisonauftakt in fast allen deutschen Anbaugebieten. Hinzu kam das warme, wüchsige Wetter im Mai und Juni, sodass sich die ersten Pflanzsätze zusammengeschoben haben. „Man darf auch nicht vergessen, dass der Anbau wegen guter Nachfrage und Preisen in den zurückliegenden Coronajahren generell erweitert wurde. Gleichzeitig führte der Kaufkraftverlust, durch die Wiederöffnung der Gastronomie und nachgeholten Urlaube zu einem spürbaren Nachfragerückgang“, sagt Christian Berghs-Trienekens, Freilanderzeuger und Geschäftsführer der 2015 gegründeten BT Gemüse

& Verpackung und Mitglied des Aufsichtsrates der Landfrisch AG.

CHRISTIAN BERGHS-TRIENEKENS / BILD: LANDFRISCH AG

Ab der zweiten Saisonhälfte wendete sich der Markt langsam. Durch die anhaltende Hitze und Trockenheit in Europa sank das Angebot. Die Nachfrage auf dem deutschen Markt blieb konstant, während der Export deutlich zunahm. Berghs-Trienekens: „Bei Salaten konnten in der zweiten Saisonhälfte die Verluste aus der ersten Saisonhälfte halbwegs ausgeglichen werden. Bei anderen Freilanderzeugnissen wie beispielsweise Kohlrabi war hingegen keine Kompensation möglich. Bis auf einzelne Ausnahmen war grundsätzlich bei allen Freilandgemüsearten die letzte Saison für

die Produktion monetär nicht zufriedenstellend.“

GUTE SALATERNTE, MINDESTERTRÄGE BEI WURZEL- UND KOHLGEMÜSE

Hinsichtlich Erträge und Erlöse müsse man unterscheiden zwischen Stück- und Gewichtsware. Bei der Stückware seien die Erträge im Vergleich zum nassen Vorjahr 2021, welches durch große Ausfälle geprägt war, sehr gut gewesen. „Ausfälle gab es nicht, weil in unserem Gebiet während des Sommers bewässert werden konnte, wenngleich dies natürlich einen enormen Energie-, Arbeits- und damit Kostenaufwand bedeutet hat. Bei den Produkten, die nach Gewicht, etwa Industrieware, verkauft werden, konnte man besonders während der trockenen zweiten Saisonhälfte geringere Tonnagen feststellen“, schildert Berghs-Trienekens. Salatkulturen kommen in der Regel mit der Hitze besser zurecht als andere Gemüsearten, vorausgesetzt die Anlagen können ausreichend bewässert werden. Bei Porree, Kohlgemüse, Knollensellerie und Möhren habe man hitzebedingt hingegen

4 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Freilandgemüse
Klein portioniertes Blattgemüse, wie etwa Mini-Romana, Kopfsalatherzen, Snacksalat und Mini Pak Choi holen sich Marktanteile
„Grundsätzlich war bei allen Freilandgemüsearten die letzte Saison für die Produktion monetär nicht zufriedenstellend“
Christian Berghs-Trienekens, BT Gemüse and Landfrisch AG:

beträchtliche Ernteeinbußen hinnehmen müssen.

ARBEITSINTENSIVE KULTUREN AUF DEM PRÜFSTAND

Angesichts der exponentiell gestiegenen Betriebs- und Produktionskosten versuchen auch die Freilanderzeuger der Landfrisch AG im Betrieb und auf dem Feld mögliches Optimierungs- und Einsparungspotenzial zu finden und Maßnahmen einzuleiten, um die Mehrkosten einigermaßen einzudämmen. Die Kostensteigerungen schlagen aber auch im Freiland auf breiter Front durch und es gibt im Prinzip keinen Kostenfaktor, der nicht betroffen sei. Das Hauptproblem im Freilandanbau bleiben aber die Personalkosten, heißt es vonseiten der Landfrisch AG. Während seit Jahren der Lohn steigt, lässt aber gleichzeitig die Zuverlässigkeit sowie Arbeits- und Leistungsbereitschaft der Saisonarbeitskräfte nach. Dementsprechend stehen vor allem arbeitsintensive Kulturen auf dem Prüfstand und wird die Mechanisierung und Automatisierung ein wichtiger Schwerpunkt der nahen Zukunft. Um die Zusatzkosten einigermaßen wei-

tergeben zu können, müssen alle an einem Strang ziehen, heißt es weiter. „Kein anderer Geschäftszweig ist preislich so volatil wie Obst und Gemüse, weshalb Angebot und Nachfrage einen erheblichen Einfluss auf die Preisbildung haben. Dementsprechend ist die bedarfsgerechte Produktion unser größter Hebel, um bestmöglich das Angebot an die Nachfrage anzupassen. Nur so können langfristig die Preise erzielt werden, die unsere Erzeuger für eine nachhaltige Produktion benötigen und womit zeitgleich auch die Produktionssicherung betrieben werden kann.“

VERKÜRZUNG DER LAGERPERIODE

Momentan wird auf den heimischen Feldern tonnenweise Kohl- und Wintergemüse geerntet. Berghs-Trienekens: „Die Vermarktung unserer Winterkulturen ist insgesamt gut angelaufen. Trotz des vergleichsweisen niedrigeren Angebotes liegen die Preise bei einigen Artikeln auf Vorjahresniveau, bei Möhren und Knollensellerie werden hingegen bessere Preise erzielt. Durch die gestiegenen Lagerkosten wurde bereits im Vorfeld die Anbaumengen bei einigen Kohlarten reduziert,

damit die Lagerperiode möglichst kurzgehalten wird.“

HYDROPONIK VS. FREILANDANBAU

Aus längerfristiger Perspektive gewinnt der geschützte Salatanbau, etwa Hydroponik, auch hierzulande zusehends an Bedeutung. Gemäß Landfrisch habe sowohl der geschützte als auch der altbewährte Salatanbau im Freiland seine Daseinsberechtigung. „Spezialitäten und Nischenprodukte mit kleinen Gewichten und kurzer Kulturzeit, die im Freiland nicht oder nur schwer angebaut werden können, eignen sich schlechthin für die Hydroponik. Mit fortschreitendem Klimawandel und strengerer Gesetzgebung, die den Freilandanbau zunehmend belasten, wird sich die Produktpalette in den nächsten Jahren erweitern. Andererseits ist der Hydroponik-Anbau aber noch zu kostenund energieintensiv: Kulturen mit hohem Flächenbedarf und langer Kulturzeit werden ohnehin nicht aus dem Freiland verschwinden können.“ 

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5 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Pierre Gratacos von Cardell Export –Groupe Innatis

Cardell Export hat sich beim Export französischer Äpfel in der ganzen Welt einen guten Ruf erworben, vor allem weil es dem Unternehmen gelungen ist, sich an Märkte mit sehr unterschiedlichen Erwartungen anzupassen. Obwohl ein großer Teil des Umsatzes auf dem französischen Markt erzielt wird, exportiert Cardell in die meisten europäischen Länder, den asiatischen Kontinent, den Nahen Osten und einige Teile Mittel- und Südamerikas. Diese unerschöpfliche Liste von Märkten, die bereits gut beliefert werden, wird tendenziell weiter wachsen: „Wir sind derzeit in Nordamerika nicht sehr präsent, aber wir sehen große Entwicklungsmöglichkeiten in Kanada“, berichtet Pierre Gratacos von Cardell.

ANPASSUNG AN NEUE FAKTOREN

Seit der Pandemie sehen sich die Exporteure mit starken Einschränkungen konfrontiert, wenn sie ihre Waren von einem Land in ein anderes verschicken wollen. „Die Märkte, auf denen wir tätig sind, sind im Allgemeinen die gleichen geblieben wie vor der Pandemie. Aber die große Sorge ist jetzt, dass wir mit dem Mangel an Containern und mit Tarifen zu kämpfen haben, die um das 1,5-fache oder sogar um das Zweifache gestiegen sind. Ein solcher Anstieg lässt sich nur sehr schwer auf den Preis von Äpfeln übertragen, da es sich um ein Produkt mit geringem Warenwert handelt. Die Anzahl der verfügbaren Container ist begrenzt, da sie für Produkte eingesetzt werden, die diese Erhöhungen der Frachtraten besser auffangen können.

Es scheint, als würde sich dieser Anstieg etwas abschwächen, aber bei weitem nicht nennenswert. „Es ist sicher, dass wir niemals zu den Raten zurückkehren werden, mit denen wir 2019/2020 gearbeitet haben. Ganz zu schweigen von den anderen Kosten, die in den letzten Jahren gestiegen sind, wie die Produktionskosten um fünf Cent, die Verpackungskosten, die zusätzlich 15 Cent oder mehr ausmachen, die Transportraten usw.

Angesichts dieser Daten kämpfen wir jeden Tag, um die mit unseren Kunden vereinbarten Programme zu liefern.

ANTIZIPIEREN: EINE WESENTLICHE KOMPONENTE FÜR DEN EXPORT

Um sich in diesem neuen Kontext weiterzuentwickeln, mussten die Exporteure eine große Anpassungs- und Vorhersagefähigkeit beweisen: „Heutzutage sind wir gezwungen, Programme viel früher zu starten. Wir müssen also proaktiv sein. Außerdem müssen wir unsere Kunden bitten, sich auf die Programme einzulassen, die wir gemeinsam entwickeln, denn wenn sie sich zurückziehen, kann das sehr negative finanzielle Folgen haben. Angesichts der Frachtkosten für Asien bitten wir unsere asiatischen Kunden auch um Mengenzusagen, damit wir ihre Nachfrage befriedigen können. Das ist heutzutage eine Tatsache: Kunden, die sich nicht verpflichten wollen und es vorziehen, auf die Verbesserung der Qualität zu warten, werden die letzten sein, die bedient werden. Auch wir müssen uns heute auf die Produktion festlegen. Eine sehr heikle Aufgabe: vorausschauendes Handeln in einem Kontext des Klimawandels, der keine Sicherheit mehr zulässt. „In diesem Jahr sind wir gezwungen, uns mit einer leidgeprüften Produktion auseinanderzusetzen. Wenn wir den Erzeugern helfen wollen, müssen wir jedes einzelne produzierte Kilo wertschätzen, sonst laufen wir Gefahr, Mengen zu verlieren. Ohne Produktion gibt es natürlich auch keinen Handel.

Französischer Markt: Das Kaufverhalten hat sich in drei Jahren stark verändert Neben diesen neuen Entwicklungen müssen sich die Exporteure auch weiterhin an die Anforderungen der Märkte anpassen, die sie bedienen und deren Verhalten sich jederzeit ändern kann. „Covid hat einen „Aufwind“ auf dem französischen Markt geschaffen. Im Gegensatz zu anderen europäischen und asiatischen Ländern wurde der Konsum mit korrekten Preisen aufrechterhalten. Die Menschen waren zu sehr mit dem Konsum beschäftigt, während die Franzosen das Kochen als eine Möglichkeit sahen, diesem bedrückenden Umfeld zu entkommen und zu genießen. Wir spielten also unseren Trumpf in Frankreich aus, und das funktionierte ganz gut für uns. Heute ist die Situation völlig umgekehrt, denn die sinkende Kaufkraft veranlasst die Franzosen dazu, Quantität der Qualität vorzuziehen. Infolgedessen sind die französischen Verbraucher weniger an Bio-Produkten interessiert.“

DIE FRANZÖSISCHE BIO-

ZERTIFIZIERUNG: EIN ECHTER

MEHRWERT FÜR DEN ASIATISCHEN

MARKT

Nicht alle Märkte sind für die französische Bio-Zertifizierung empfänglich, aber einige asiatische Länder sind sehr sensibel für dieses Gütesiegel und sehen es eindeutig als Qualitätsgarantie an: „Unsere Spezifikationen sind viel anspruchsvoller und es ist ein echter Vorteil für unsere asiatischen Kunden, die sehr wohl wissen, dass unsere Produktion den Kriterien der Exzellenz entspricht. Es ist also ein starker Einstieg in den Markt. Dann müssen wir Kriterien in Bezug auf Farbintensität, Größe, Brix-Grad, Haltbarkeit usw. einhalten. Diese Märkte sind sehr qualitätsorientiert.“

6 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Obst
Apfel-Export: die bedeutendsten Veränderungen der letzten drei Jahre

Dies ist eine schwierige Herausforderung für Cardell, das sich einem zunehmenden Wettbewerb stellen muss: „Auf diesem Markt zählt sowohl für Bio- als auch für konventionelle Produkte nur der Preis. Alle Äpfel im Bio-Sortiment werden auf die gleiche Weise wahrgenommen. Die Geschäfte kennzeichnen die Produkte nach Sorte und Farbe, aber nicht nach der Herkunft. Deshalb konkurrieren wir immer mehr mit Ländern, die früher nicht unbedingt über gute Sorten und effiziente Packstationen verfügten, heute aber eine Qualität produzieren, die mit unseren Äpfeln vergleichbar ist: sehr gut exportierbar, aber zu viel niedrigeren Preisen. Das macht den Unterschied aus. Für einen zweifarbigen Apfel der gleichen Größe kämpfen wir jetzt mit fünf bis acht Konkurrenten. Und auf einem solchen Markt ist es schwierig, einen Preisunterschied für den französischen Ursprung zu rechtfertigen, für ein Produkt, das am Ende sehr ähnlich schmeckt. Aber wir tun alles, um in diesen Ländern präsent zu bleiben, auch wenn das bedeutet, weniger und es

anders zu machen.

KANADA: EIN POTENZIELLER MARKT Angesichts des Rückgangs der nordamerikanischen Apfelproduktion ist es wahrscheinlich, dass sich der kanadische Markt nach alternativen Angeboten umsehen wird, um die Nachfrage zu decken. Ein Markt, bei dem Cardell gute Karten hätte: „Die französischsprachige Gemeinschaft in Nordamerika ist sehr aufgeschlossen gegenüber unseren Produktionsmethoden. Kanada ist auf der Suche nach Nischenmärkten für Bio-Produkte, die sowohl geschmacklich als auch produktionstechnisch hochwertig sind. Der Juliet scheint der ideale Kandidat zu sein, um diese Märkte zu bedienen. Alle Qualitätszertifikate der französischen Produktion sind ein unbestreitbarer Vorteil, um die Anforderungen des kanadischen Marktes zu erfüllen.

WENN LOKAL ÜBER BIO SIEGT

Die Pandemie markierte in einigen Ländern auch einen Wendepunkt in den Konsumgewohnheiten. „Heute gibt es eine Philosophie, die Bio verdrängt hat: der Wunsch, mehr lokal und regional zu konsumieren und kurze Wege zu schaffen. Wir

werden jetzt gebeten, so nah wie möglich an den Ort zu liefern, an dem unsere Kunden ein Vertriebsnetz haben. In Deutschland zum Beispiel konsumiert man zuerst lokal, dann regional, dann österreichisch, und erst danach kommen unsere Kunden zu uns und fragen, welches Produktionsgebiet danach am nächsten liegt.

Unabhängig von den Schwierigkeiten auf bestimmten Märkten versucht Cardell Export, seine Position auf seinen derzeitigen Märkten „um jeden Preis“ zu halten. „Solange der französische Markt nicht die gesamte Produktion abnimmt, müssen wir exportieren. Wir müssen nicht nur nach neuen Märkten und Möglichkeiten suchen, sondern auch die Märkte, auf denen wir bereits präsent sind, weiter ausbauen, auch wenn sich die Rahmenbedingungen stark verändert haben. Wir müssen Mechanismen finden, die uns helfen, unseren Exportanteil zu halten. Institutionen wie Interfel oder die ANPP, die die Qualität der französischen Produktion fördern und verteidigen, bieten uns heute mehr denn je eine wichtige sektorübergreifende Unterstützung. 

7 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Exporte nach Deutschland: ein Neuanfang für französischen Spargel?

Heute wird französischer Spargel hauptsächlich auf dem heimischen Markt verkauft, aber das war nicht immer der Fall. Noch vor nicht allzu langer Zeit war Deutschland der bevorzugte Absatzmarkt für französischen Spargel, der 1987 sogar 11.000 Tonnen erreichte. Doch im Laufe der Zeit sind die Exporte so weit zurückgegangen, dass sie nur noch anekdotisch sind. Die Ursache für diesen Rückgang gehört jedoch der Vergangenheit an. Könnte der französische Spargelsektor in der heutigen Zeit, in der der französische Ursprung von den besten Produktionstechniken profitiert und immer wettbewerbsfähiger wird, die Gelegenheit nutzen, um wieder in den Export nach Deutschland zu investieren und den Platz zurückzuerobern, den er einst innehatte?

DIE URSACHE FÜR DEN RÜCKGANG DES FRANZÖSISCHEN SPARGELS IN DEUTSCHLAND

Der Rückgang der französischen Spargelexporte nach Deutschland steht in direktem Zusammenhang mit der Verringerung der Produktionsmengen. Die in den 80er und 90er Jahren aufgetretene FusariumKrankheit, die durch eine Blattlaus verursacht wird, hat innerhalb von 15 Jahren mehr als 5.000 Hektar Spargelanbaufläche vernichtet. „Dieses Problem betraf zunächst den Südosten Frankreichs. Nach und nach breitete es sich dann auf alle Anbaugebiete des Landes aus“, erklärt Christian Befve, international anerkannter Spargel-Experte, Gründer und Leiter des Beratungsunternehmens Befve & Co. Da der unerwünschte Gast, der diesen verheerenden Einbruch verursachte, zu spät erkannt wurde, konnte nicht mehr rechtzeitig gehandelt werden, um die Schäden

an den Kulturen zu begrenzen. Angesichts der drastischen Mengeneinbußen blieb dem französischen Erzeuger nichts anderes übrig, als sich vom deutschen Markt zurückzuziehen, um zunächst die Nachfrage auf seinem eigenen Markt zu befriedigen.

DEUTSCHLAND: DER GRÖSSTE INNEREUROPÄISCHE IMPORTEUR VON SPARGEL

In der Zwischenzeit wuchs der Bedarf Deutschlands, des größten Spargelverbrauchers in Europa. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, die Inlandsnachfrage zu befriedigen, wendet sich das Land anderen Herkunftsländern zu, wie z. B. Spanien – damals ein wichtiger Erzeuger von weißem Spargel -, dann Griechenland, Italien, die Niederlande und Polen. Mit Ausnahme der Niederlande profitieren diese Länder von Arbeitskosten, die viel

wettbewerbsfähiger sind als in Frankreich und bis zu zwei- bis dreimal niedriger sind. Länder wie Spanien, die ohne Mulchen von einer natürlichen Frühzeitigkeit profitieren, ein interessanter Trumpf für die Vermarktung. Angesichts dieses harten Wettbewerbs konnte Frankreich, nachdem das Blattlausproblem gelöst war, seinen Platz als Importeur in Deutschland nie wieder einnehmen. Im Jahr 2021 erreichten die Importe von weißem Spargel aus Griechenland 5.741 Tonnen, aus Italien 3.188 Tonnen, aus den Niederlanden 1.946 Tonnen und aus Polen 1.160 Tonnen. Das sind insgesamt 12.000 Tonnen, was fast dem Volumen der französischen Exporte in den 90er Jahren entspricht.

MECHANISIERUNG: EIN

UNBESTREITBARER

VORTEIL DER FRANZÖSISCHEN PRODUKTION

In der Vergangenheit mag es dem französischen Spargel an Wettbewerbsfähigkeit gefehlt haben, aber die aktuelle Situation ist wesentlich günstiger. „Früher musste die französische Spargelproduktion mit recht teuren Arbeitskräften auskommen. Der Anbau von Spargel ist sehr arbeitsintensiv, und es musste ein Weg gefunden werden, die Kosten zu senken. Sehr schnell passte sich die Produktion diesem Zwang an, indem sie einen höheren Grad an Mechanisierung einsetzte. In anderen Ländern, die bisher von günstigen Arbeitskosten profitiert haben, befindet sich diese Mechanisierung noch in einem frühen Stadium. Der spürbare Anstieg der Arbeitskosten in bestimmten euro-

8 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Spargel

päischen Ländern wie Deutschland (12 Euro pro Stunde) oder Spanien (13 Euro pro Stunde für Saisonarbeitskräfte), die sich nun dem französischen Preisniveau annähern, ermöglicht es, dass die französische Produktion wieder wettbewerbsfähig wird.

EIN ANERKANNTES FRANZÖSISCHES

KNOW-HOW

Ein weiterer wichtiger Vorteil der französischen Produktion ist das Know-how und die Erfahrung der französischen Spargelanbauer: „Wir haben Techniken entwickelt, die es uns ermöglichen, die Frühzeitigkeit und den Ertrag durch den Einsatz von ein, zwei oder drei Mulchen sowie durch den Anbau in modernen Minitunneln zu kontrollieren. Frankreich ist eines der wenigen europäischen Länder,

das diese neuen Techniken einsetzt. Trotz seiner geografischen Lage ist es daher eines der ersten Länder, die auf den Markt kommen.

VERLUST DER SCHNELLIGKEIT IN DER EUROPÄISCHEN PRODUKTION: EINE CHANCE FÜR DEN FRANZÖSISCHEN URSPRUNG

Das Beherrschen der Frühproduktion ist eine echte Stärke der französischen Erzeugung und bietet den französischen Spargelanbauern unter den derzeitigen Bedingungen eine Chance: „Durch den Anstieg der Arbeitskosten verlieren Deutschland, Italien, Griechenland und Spanien je nach Land zwischen 5 und 15 Prozent an Fläche. Wie bereits erwähnt, sind die Importe nach Deutschland jedoch in den letzten 35 Jahren auf dem gleichen

Niveau geblieben. Dies stellt eine echte Chance für Frankreich dar, die deutschen Importe zu integrieren, indem es seine Exporte ab März beginnt – während die Ernte in Deutschland noch nicht begonnen hat – und im April zum Referenzursprung wird.

EXPORTE: EINE ECHTE CHANCE FÜR

DIE FRANZÖSISCHE PRODUKTION

In einem für den Export günstigen europäischen Kontext haben die letzten Kampagnen die Notwendigkeit unterstrichen, dass der französische weiße Spargel Märkte jenseits der Grenzen erreicht. Dies gilt insbesondere für den Süden Frankreichs: „Die französische Produktion (5.500 Hektar oder 20-25.000 Tonnen) deckt den Bedarf des eigenen Verbrauchs und muss andere Absatzmärkte für das Spezialisiert

9 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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finden, was der heimische Markt nicht aufnehmen kann. Die letzte Kampagne endete für einige Marktteilnehmer dramatisch mit der Vernichtung einer großen Menge Spargel, da die Nachfrage zu gering war. In einigen Regionen wurde die Saison sogar zwei Wochen im Voraus gestoppt, was für die Erzeuger insgesamt einen großen Einkommensverlust bedeutete. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage ist natürlich die Ursache für einen Preisverfall. Auch in diesem Jahr begann der Südwesten zu stark und zu hoch, über dem, was der französische Markt verkraften kann. Die Preise wurden stark in Mitleidenschaft gezogen und erholten sich dann um 2 Euro pro Kilo. Tatsächlich fielen die Preise während des ersten Spargelwachstums im Südwesten Frankreichs Ende März/Anfang April deutlich (+150 Kilogramm/Hektar/Tag) und stiegen wieder an, als die Ernte ab Ende April geringer war (-100 Kilogramm/Hektar/Tag). Das Gleiche gilt für den Südosten, der nach dem Südwesten die zweitproduktivs-

te Region Frankreichs ist. Diese beiden Regionen sind in Anbetracht der Frühzeitigkeit ihrer Erzeugung am ehesten in der Lage, zu exportieren. Dies scheint eine pragmatische und gut durchdachte Lösung zu sein, die uns auf dem Silbertablett serviert wird.“

Diese mögliche Lösung klingt für die große Mehrheit der französischen Spargelbauern gut: „Als ich am 1. Juli letzten Jahres mit den Fachleuten des Sektors zusammentraf, wurde der Export nach Deutschland als eine Möglichkeit vorgestellt, um den Sektor aus der Krise zu führen. Ein Vorschlag, der sehr gut aufgenommen wurde.“

DIE SCHWEIZ: EIN INTERESSANTER MARKT FÜR FRANZÖSISCHEN BIOUND DEMETER-SPARGEL

Neben Deutschland gibt es weitere Märkte, die für den französischen Export interessant sein könnten, wie die USA, Japan und die Schweiz, wo französischer Spargel, wenn auch noch in sehr geringen Mengen,

bereits verkauft wird. Die Schweiz, die nicht viel Spargel produziert, kann ebenfalls ein sehr interessanter Markt für die ökologische Produktion sein: „Die Schweizer sind sehr angetan von biologischen und biodynamischen Produkten und bereit, einen guten Preis zu zahlen. Es ist auch allgemein bekannt, dass die französischen Bio-Spezifikationen die anspruchsvollsten der Welt sind. Während sich der französische Bio-Sektor aufgrund des mangelnden Verbrauchs in einer Krise befindet, könnte sich die Verstärkung der Exporte in die Schweiz als eine besonders geeignete Lösung erweisen, um den französischen Bio-Spargelanbauern aus der Krise zu helfen.

In Anbetracht all dieser Faktoren scheint die Zeit für den französischen weißen Spargel gekommen zu sein, die Tische der weiter entfernten Länder (wieder) zu erobern 

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Die Temperatur war ein entscheidender Faktor beim Start der diesjährigen Gewächshaus-Gemüse-Saison in Almería. Und das nicht nur in dieser spanischen Provinz, wo der Oktober und der November nach Angaben des staatlichen Wetteramtes „extrem heiß“ waren. Ganz Mitteleuropa verzeichnete so etwas wie eine „Herbsthitzewelle“. In den Niederlanden, dem anderen großen Erzeuger von frischen Tomaten in Europa, gab es im September tropische Nächte und der Oktober war sogar 2,2º C wärmer als der Durchschnitt für diesen Monat. Im November wurden sogar bis zu 18,5º C gemessen.

Diese ungewöhnliche Hitze ermöglichte es den mitteleuropäischen Erzeugern, ihre Sommer-Saisons zu verlängern, die für viele die letzten bis weit ins Frühjahr 2023 sein würden. In einer Branche, in der die Beteiligten kommerziell mit genau abgegrenzten Zeitfenstern zu tun haben und die mit lebenden Produkten arbeiten, für die die Temperatur ein positiver Katalysator ist, gab es zwangsläufig Änderungen in den anfänglichen Aussichten des Erzeugersektors von Almería.

„In diesem Zeitraum haben wir in unserer Genossenschaft einen Anstieg der Kilos an Tomaten im Vergleich zu früheren Saisons festgestellt“, so José Carlos Escobar, kauf-

männischer Leiter von CASI. „Die Erzeuger in Europa haben versucht, das Ende ihrer Saison so weit wie möglich hinauszuschieben, und in den ersten Wochen brauchten wir einen zusätzlichen Schub, um unsere Produktion zu verkaufen. Mitte Dezember sahen wir jedoch, dass sich der Trend zu ändern begann.“

„Wir sind uns bewusst, dass die HightechGewächshäuser in Mitteleuropa nicht völlig stillgelegt werden, aber die Produktion wird stark reduziert werden.“ Tatsache ist, dass die hohen Energiekosten nicht nur die Produktion teurer gemacht haben, sondern, wie Quellen aus verschiedenen Ländern bestätigen, die Produzenten

dazu veranlasst haben, das Gas, das sie für ihre Gewächshäuser vertraglich vereinbart hatten, vor der erwarteten Winterknappheit an die Energieunternehmen zu verkaufen und das zu sehr attraktiven Preisen. „Wir leben in einem sehr ungewöhnlichen Moment. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Produktion von Nahrungsmitteln einstellen.“

„WIR HABEN DAS GROSSE GLÜCK, DIE BESTEN ERZEUGER ZU HABEN“

Der Rückgang der Gemüseproduktion, insbesondere von Tomaten, in Mitteleuropa, der seit dem Sommer prognostiziert worden war und sich ab Mitte Dezember bemerkbar machte, hat die Entscheidungen der spanischen Erzeuger geprägt. Viele von ihnen setzten auf die Sorten, die nicht mehr hauptsächlich in den niederländischen Gewächshäusern angebaut werden sollten. „Bei CASI sind wir jedoch auf Sortenebene mit dem, was in den Vorjahren angebaut wurde, gleich geblieben. Tomaten machen 90 Prozent unserer Produktion aus, das sind etwa 200 Millionen Kilo. Wir haben das große Glück, mit vielen Familien zusammenzuarbeiten, die sich seit Generationen dem Tomaten-Anbau verschrieben haben und auf die Tomaten-

12 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Gewächshausgemüse
„In den ersten Wochen der Saison haben wir einen zusätzlichen Schub gebraucht, um unsere Produktion zu verkaufen“
José Carlos Escobar von CASI:

Produktion spezialisiert sind und sie, die besten Anbauer, sind diejenigen, die uns stark machen. In Anbetracht der Menge, die wir verarbeiten, können wir es uns leisten, auf Spezialitäten zu setzen und unsere Energie nicht auf die Sorten zu verwenden, auf die alle in dieser Saison gesetzt haben“, so José Carlos. „Wir haben unser Sortiment an Standard-Tomaten beibehalten, aber die Spezialitäten sind es, die es uns ermöglichen, uns als Genossenschaft abzuheben.“ Die fast 15 TomatenReferenzen in der breiten Sortenpalette von CASI sind ein Beweis dafür.

„BEI CASI HABEN WIR SCHON SEIT EINIGER ZEIT ALLE VORBEUGENDEN

MASSNAHMEN GEGEN TOBRFV ERGRIFFEN“

Auch wenn diese Prognose erst durch die endgültigen Zahlen der Saison bestätigt werden kann, dürfte sich der rückläufige Trend bei Tomaten in Almería in diesem Jahr umkehren. Im vergangenen Jahr wurde die Anbaufläche erneut um 3 Prozent reduziert, was jedoch nicht verhinderte, dass die Ernte in Bezug auf Menge und Wert der vermarkteten Produktion weiterhin das zweitwichtigste Produkt der

Provinz nach der Paprika ist.

Spanische Tomaten hatten in den letzten Jahren mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen, vor allem mit der Konkurrenz aus dem eigenen Kontinent und aus Drittländern des Mittelmeerraums. In letzter Zeit sind sie jedoch auch einer neuen Bedrohung ausgesetzt, die nicht einmal makroskopisch ist, sondern nur eine Bedrohung darstellt, die jedoch die gesamte Branche in Alarmbereitschaft versetzt hat: das Tomato Brown Rugose Fruit Virus oder ToBRFV.

Dieser Erreger unbekannter Herkunft wurde in fast allen europäischen Ländern nachgewiesen und hinterlässt eine Spur des Unbehagens im Produktionsektor. Weder Spanien noch Almería sind davon verschont geblieben.

„Bei CASI haben wir seit geraumer Zeit alle möglichen Präventivmaßnahmen ergriffen, sowohl seitens der technischen Abteilung als auch vonseiten unserer Partner, sodass wir von diesem Problem nicht betroffen sind. Es ist eine Tatsache, dass es Gebiete gibt, die von ToBRFV betroffen

sind, und wenn wir nicht alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, könnte es eines Tages ganz Almería treffen“, warnt José Carlos. „Solange wir nicht sicher sind, dass es neue resistente Sorten gibt, die sich in der Produktion bewähren, müssen wir weiterhin prophylaktische Maßnahmen ergreifen. Wir haben keine andere Wahl.“

Neben Tomaten vermarktet und baut CASI auch all jene Produkte an, die es Almería ermöglicht haben, zum führenden Obst- und Gemüseexporteur Andalusiens zu werden. „Im Dezember verzeichneten Gurken und Paprika gute Preise“, so der kaufmännische Leiter der Genossenschaft, „während die Zucchini wie üblich eine Achterbahnfahrt hinter sich hat.“ Was die Wassermelone betrifft, deren frühe Produktion durch die seit Beginn der Saison gemeldeten positiven Aussichten für das Herbstgemüse des ersten Zyklus beeinträchtigt werden könnte, „sind die Aussichten noch nicht klar. Bei CASI werden wir jedoch unsere Produktion auf dem Niveau der Vorjahre halten.“ 

jcescobar@casi.es

13 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Unleashing plant potential Backlim Frühlim Gijnlim Grolim Aspalim Donalim Gijnlim Javelim Lunalim Herkolim Maralim Maxlim Vitalim Portlim Starlim Sunlim Vegalim Xenolim Limalexia Limvalnera Limadela Veld Oostenrijk 13 • 5961 NV Horst (NL) T +31 77 397 99 00 W limgroup.eu Anbauer wählen ‘Lim’ Sorten Besuchen Sie uns Halle 1.2 Stand B-01 ADVOCATEN / LAWYERS Rechtsexperte im Bereich Obst und Gemüse Weena 614, 3012 CN Rotterdam The Netherlands • T: +31 - 10 201 29 39 E: info@borsboomhamm.nl • I: www.borsboomhamm.nl
Vision

Jelte van Kammen, General manager Harvest House:

Nutzen

Es hätte kaum besser geplant werden können. Mit der im Herbst erschienenen Videoreihe „Raus aus dem Gewächshaus“ des Verbandes der Fruchtgemüse-Organisation (FVO) ging ein Jahr zu Ende, in dem der Gewächshausgartenbau oft in den Nachrichten war. Nicht aus Eitelkeit, sondern aus der Not heraus. Es ist jedoch ein Zufall, dass die Serie exakt mit den Hilferufen aus dem Gewächshaus zusammenfällt. Dies versichert uns Jelte van Kammen von Harvest House. Mit dem Geschäftsführer einer der fünf Erzeugerorganisationen, die der FVO angehören, sprechen wir über die Aufsehen erregende Aktion der FVO sowie über die Aktionen von Harvest House und seinen Erzeugern selbst. Der rote Faden in dieser Geschichte? Verantwortung übernehmen und die Geschichte des Hightech-Gartenbaus erklären.

15 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
„Wenn die Gesellschaft deinen
nicht versteht, wirst du immer mehr Rückschläge einstecken müssen“

Wann entstand die Idee für eine Kampagne, sowohl bei Harvest House selbst als auch beim FVO?

Noch vor dem Beginn der Energiekrise im Sommer 2021. Dass die Kampagne „Raus aus dem Gewächshaus“ und die Serie von insgesamt sechs Online-Videos im vergangenen Herbst mit diesem Thema zusammenfiel, war Zufall. Angesichts der Lage in der Ukraine und der aktuellen Energiekrise ist das Thema noch wichtiger geworden. Aber das war nicht der Auslöser. Vor etwa vier Jahren begann ein Wandel, und sowohl unsere Erzeuger als auch wir selbst und die Kollegen anderer Erzeugerorganisationen wurden aktiver. Wir setzten uns gemeinsam an den Tisch und kamen wieder richtig ins Gespräch. Dabei zeigte sich, dass wir uns Sorgen um unser Image machten. Wir haben eine Studie über Image- und Reputation in Auftrag gegeben, der die FVO wirklich einen neuen Anstoß gegeben hat.

Die Studie zeigte deutlich, dass die Außen-

welt uns viel positiver wahrnimmt als wir uns selbst. Von den Politikern und unabhängigen Parteien (Nichtregierungsorganisationen, NGOs, Anm. d. Red.), mit denen wir über die Studie sprachen, kam die Rückmeldung: „Ihr erzählt eure Geschichte überhaupt nicht.“ Wir haben erkannt, dass wir etwas nicht richtig machen, wobei die Öffentlichkeit durchaus eine Meinung von uns hat. Dabei brauchten wir sehr viele Worte, um unseren positiven Beitrag für die Gesellschaft zu erklären. Das war der Punkt, an dem wir begannen, ohne Eigenlob mit unserer eigenen Geschichte an die Öffentlichkeit zu treten. Was ist das Besonders daran, dass die FVO als eine Gruppe an die Öffentlichkeit geht? Schon vor dieser Reputationsstudie haben die fünf Erzeugerorganisationen innerhalb der FVO (Harvest House, Oxin Growers, The Greenery, Growers United und ZON Fruit&Vegetables) gemeinsam beratschlagt. Die FVO wurde 2014 gegründet, weil ein großer Teil der Fruchtgemüseerzeuger zu Innovationen nicht mehr in

der Lage war und so die Zukunft unserer Branche gefährdete. Damals übernahm Cees Veerman zunächst den Vorsitz der FVO. Obwohl wir einer Bündelung kritisch gegenüberstanden, weil die Erzeuger sie gut verstehen und mittragen müssen, war uns doch klar, dass mehr Zusammenarbeit erforderlich ist.

Meiner Meinung nach gibt es immer noch zu viele Telefonnummern, unter denen Fruchtgemüse angeboten wird. Das nützt dem Erzeuger unter dem Strich nicht. Genau das ist nämlich unsere Aufgabe: den bestmöglichen Nutzen für den Erzeuger zu erzielen. Große Fusionen hat die FVO nicht verwirklicht, aber wir sitzen jetzt wirklich wieder gemeinsam am Tisch. Wir haben einen Think tank gegründet, um über nicht wettbewerbsbezogene Themen zu sprechen. Das ist positiv.

GroentenFruit Huis scheint in der Kampagne der FVO nicht vertreten zu sein. Stimmt das?

Das ist richtig und das ist beabsichtigt. Mit

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Als Produzent arbeiten Sie mit zuverlässigen und soliden Partnern zusammen. Van den Elzen Plants passt in dieses Bild; seit über sechzig Jahren sind wir ein führender Lieferant von Erdbeer- und Spargelpflanzen und in den letzten Jahrzehnten auch von Himbeer- und Brombeerpflanzen. Wir verkaufen Ihnen aber nicht nur Pflanzen, sondern vor allem einen erfolgreichen Anbau. Wir sind spezialisiert im:

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unserem High-Tech-Lebensmittelgartenbau sind wir diesmal selbst in Führung gegangen. GroentenFruit Huis steht für mehr als Unterglasgartenbau und vertritt auch andere Branchen. Wir übernehmen jetzt die Verantwortung aus unserer Rolle heraus. Als Produzenten haben wir jahrelang vergessen, eine echte Verbindung zu Gesellschaft und Politik herzustellen. Ich glaube, der jahrelange Erfolg hat uns zur Untätigkeit verleitet, aber jetzt sind wir selbst aktiv geworden.

Können Sie uns etwas mehr über die Entstehung der Videoserie erzählen?

Als Ergebnis der Reputationsstudie haben wir sechs Themen bestimmt, zu denen wir Videos in Auftrag gaben. Dafür haben wir mit unabhängigen Journalisten, nämlich den Leuten von Sugar Rush, zusammengearbeitet. Es sind Hidde Boersma, bekannt für den Ökomodernismus, und Karsten de Vreugd. Sie arbeiteten bereits an einem Film über die Bodennutzung. Genau das ist eine Stärke des Gewächshausgartenbaus, vielleicht unsere größte Stärke. Unsere Erzeuger produzieren mit einer sehr hohen Effizienz pro Quadratmeter. Das ist nicht umsonst etwas, worauf auch David Attenborough in der bekannten Netflix-Dokumentation hinweist. Der Film

„Paved Paradise“ über die Bodennutzung beschreibt sehr gut das Lebensmittelsystem und welche Herausforderungen und Lösungen es gibt. Der Film wurde mit finanzieller Unterstützung der gesamten Gewächshausbranche realisiert. Wichtig ist, dass der Film den Gewächshausgartenbau nicht als einzige Lösung präsentiert. Es kommt beispielsweise auch der Streifenanbau zur Sprache. Sugar Rush half dabei, die sechs Themen in sechs Videos zu übertragen, um der Politik und der Öffentlichkeit unsere Arbeit im Hightech-Lebensmittelgartenbau zu erklären. Oft brauchen wir viele Worte, um unseren Beitrag zur Gesellschaft zu erklären. In den Videos machen wir das Gleiche auf eine kraftvolle und eingängige Art und Weise. Zwei Videos wurden bereits während der Floriade Expo in Almere gezeigt und alle sechs wurden über die OnlineKanäle der FVO-Mitglieder verbreitet. Wir verwenden die Videos zum Beispiel dann, wenn wir wieder einmal erklären müssen, wie eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Geschichte unserer Branche passt.

Welche Resonanz finden die Videos?

Die ist positiv. Nach meinem Eindruck gefällt den Leuten unter anderem, dass

wir als Produzenten jetzt selbst die Initiative ergreifen. Die Reichweite der Videos beeindruckt mich. Im neuen Jahr werden wir unsere eigene Geschichte weiter erzählen und promoten.

Ich sollte noch hinzufügen, dass wir auch hinter den Kulissen der FVO eine Menge Spaß bei der Produktion der Videos hatten. Der gewählte Stil war bewusst speziell. Wir haben den Machern kreative Freiheit gelassen. Manchmal gingen uns die Witzchen zu weit und wir griffen ein. Andere Dinge haben wir so belassen. Es geht uns um Aufmerksamkeit. Ich glaube, das ist uns gelungen. Die Zahlen zeigen einen sehr hohen Prozentsatz an Personen, die sich die Videos tatsächlich ansehen.

Der Entstehungsprozess lässt sich auch als eine Art Teambuilding verstehen?

Ja, man könnte es als eine Art Teambildung sehen. An der Erstellung der Videos waren alle Kommunikationsmitarbeiter der fünf FVO-Mitglieder und auch die Geschäftsführer beteiligt. Die FVO hat von der gegenseitigen Zusammenarbeit im vergangenen Jahr sehr profitiert.

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17 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Ist diese Kampagne ein Anstoß für mehr Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Genossenschaften?

Nicht nur zwischen den Genossenschaften, sondern in der gesamten Gewächshausbranche. In den letzten zehn Jahren haben wir als Unternehmen nicht mehr wirklich am selben Strang gezogen. Das viel gepriesene goldene Dreieck zwischen Staat, Wirtschaft und Forschung/Bildung funktionierte dadurch nicht mehr optimal. Als Unternehmen versuchen wir nun, wieder auf eine gemeinsame Linie zu kommen. Wir wollen die Reihen schließen. Damit beschäftigen wir uns heute als HightechGewächshausgartenbau.

Was sind die nächsten Schritte der Kampagne?

Wir engagieren uns gemeinsam mit dem gesamten Cluster des Gewächshausanbaus, um unsere Geschichte besser zu vermitteln und die Diskussion anzustoßen. Wie können wir die Welt auch in Zukunft nachhaltig ernähren und welche Rolle spielt dabei der Gewächshausgartenbau?

Das können Sie unter anderem auf der Plattform thefoodfight.nl nachlesen, an der die Leute von Sugar Rush und Food

Hub arbeiten. Ziel ist es, die polarisierte Diskussion zu beenden und auf mehr Verständnis hinzuwirken. Die Botschaft der Plattform lautet augenzwinkernd: „Stop the food fight“. Auch die FVO leistet einen Beitrag: Wir erklären, wie wir mit Hightech-Lebensmittelanbau zur Ernährungswende beitragen können. In diesem Zusammenhang möchte ich natürlich auch Jos Looije und Hans Harting erwähnen. Übrigens sind nicht nur die Erzeuger, sondern der gesamte Cluster umfassend beteiligt.

Ist es gelungen, alle Erzeuger zur Mitarbeit zu bewegen, obwohl sie doch sicher manchmal andere Sorgen haben? Ja, natürlich. Mittlerweile werden Ideen diskutiert, die vor ein paar Jahren noch nicht ernst genommen wurden. Ich kann mich daran erinnern, dass wir bei Harvest House einmal vorschlugen, zur Verbesserung der Artenvielfalt Bäume in der Nähe des Gewächshauses zu pflanzen. Damals waren viele Erzeuger der Ansicht, dass dies dann doch zu weit geht. Aber wenn ich mich jetzt umschaue, sehe ich, dass die Erzeuger Grünstreifen um ihre Gewächshäuser herum anlegen.

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Wir befassen uns zunehmend mit unserer Rolle in der Gesellschaft. Wir müssen die Öffentlichkeit mit einbeziehen: Wenn die Öffentlichkeit nicht versteht, welchen Beitrag der Einzelne zum Ganzen leistest, wird es immer mehr Probleme geben. Deshalb konzentrieren wir uns jetzt darauf. Wir führen auch Gespräche mit NSOs, um von ihnen eine andere Sichtweise zu bekommen. Es ist wichtig, andere Stimmen zu Wort kommen zu lassen und sie an unsere Erzeuger, unsere Mitglieder heranzutragen. Erfreulicherweise merke ich, dass bei den Erzeugern tatsächlich schon ein Umdenken stattgefunden hat und sie ihre Rolle ernst nehmen. Zum Beispiel in Bezug auf die Reduktion von CO2. Gemeinsam mit unseren Erzeugern stehen wir vor einer großen CO2-Problematik, für die wir nach Lösungen suchen. Das ist unser Ziel. Unsere Harvest House-Anbauer haben einstimmig gesagt: Bis 2040 wollen wir klimaneutral anbauen.

Wie erleben Sie die Unterstützung der Regierung in dieser Energiekrise? Derzeit sind die politischen Maßnahmen noch weit davon entfernt, uns zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. Sehen Sie

18 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Vision
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sich nur die Kopplung der Förderung der Erzeugung erneuerbarer Energien (SDE) an den Erdgaspreis an. So werden Innovationen zurückgeworfen. Immer häufiger stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Unternehmer durch die Politik der Regierung ausgebremst werden. Das erinnert mich an einen unserer Erzeuger, Pieter Wijnen. Sein Unternehmen war auf dem besten Weg zu erneuerbaren Energien. Zu neunzig Prozent hatten sie es schon geschafft. Die aktuelle Politik und die Energiekrise haben sie zurückgeworfen, weil es finanziell nicht machbar ist. Als ich vor einiger Zeit gebeten wurde, auf einem D66-Kongress zu sprechen, habe ich Pieter seine Geschichte erzählen lassen. Diese Botschaft kam dann wirklich an, das konnte man auch im Publikum sehen. Es waren Emotionen im Spiel und die Leute sahen, dass sie auf seine Fragen nicht einfach mit einer lahmen Antwort kommen konnten. Wie viele andere Erzeuger auch ist Pieter kein Fan davon, seine Geschichte vor einem großen Publikum zu erzählen, aber er tat es dann doch. Und das saß. Seine Botschaft lautete wörtlich: „Helft mir!“ Unsere Erzeuger leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelproduktion. Und in unserer Branche sind viele Familienbetriebe tätig. Darauf sollten wir viel stolzer sein. Solche Unternehmen sind die wahren Motoren unserer Wirtschaft und unserer Nachhaltigkeit. Unsere Erzeuger wollen innovativ sein und nachhaltiger werden, aber das muss finanziell möglich sein und von der Regierung unterstützt werden.

Besonders in Krisenzeiten entstehen neue Ideen, die uns weiterbringen. Auch jetzt?

Trotz allem glaube ich nicht, dass Nachhal-

tigkeit und Innovation gebremst werden. Nachhaltigkeit wird vielmehr mit voller Kraft vorangetrieben. So werden beispielsweise aus dem Brüsseler Subventionstopf nie dagewesene Nachhaltigkeitsinvestitionen getätigt. Heutzutage sind SIG&F gewissermaßen die alten GMO-Subventionen. Unsere Branche stellt sich ihrer Verantwortung. Ich bin stolz auf die Innovationskraft unserer Erzeuger. Wir bei Harvest House glauben fest daran, dass die Erzeuger hier die Dinge selbst in die Hand nehmen sollten. Als Erzeugerorganisation konzentrieren wir uns auf den Verkauf von Gewächshausgemüse, während sich die Erzeuger auf den Anbau und die damit verbundenen Innovationen konzentrieren. Wir zeigen, was wir für die Energiewende tun können und wie der Gewächshausgartenbau dabei helfen kann.

Was müsste die Branche tun, um mehr Unterstützung zu erhalten?

Ich glaube fest an die Zusammenarbeit und nicht an die herkömmliche Lobbyarbeit. Deshalb versuchen wir, Koalitionen mit NSOs zu bilden. Wir sagen dann: „Das und das wollen wir erreichen, entspricht das auch euren Zielen? Können wir uns einigen und einen Plan machen, um gemeinsam bei der Regierung vorzusprechen?“ Dabei spielt die öffentliche Meinung in der Politik eine immer wichtigere Rolle. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir der Öffentlichkeit unsere Geschichte erzählen. Auch auf diesem Wege können wir die Politik erreichen und langsam vielleicht doch etwas verändern.

Die ersten Auswirkungen der steigenden Kosten sind sichtbar. Es gibt Erzeuger, die aufgeben müssen,

Gewächshäuser stehen leer. Sieht Harvest House es als seine Aufgabe an, Flächen in den Niederlanden zu erhalten?

Forschung und Entwicklung sind die Voraussetzung für eine gesunde Branche. Dafür ist eine Mindestmenge an Fläche erforderlich. Daher ist es für die Landwirtschafts- und Gartenbaubranche wichtig, genügend Anbauflächen zu erhalten. Es ist nicht die Aufgabe unserer Genossenschaft Harvest House, dies zu gewährleisten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich unsere Erzeuger sehr gut selbst darum kümmern können. Es ist auch kein Thema innerhalb der FVO. Es ist ein umstrittenes Thema und wir sprechen nicht darüber, das haben wir vereinbart.

Bei den Nachbarn auf Honderdland, bei Growers United, kann die Genossenschaft eine Rolle beim Erhalt der Flächen spielen. Stimmt, sie beweisen, dass es möglich ist. Unsere Erzeuger haben sich das nicht ausgesucht. Unsere Erzeuger sind sich einig, dass es der Erzeuger selbst ist, der stets und ständig aufpassen muss, wenn es um diese Art von Dingen geht. Zum Anbauen gehört auch Unternehmertum. Wo sie Chancen sehen, ergreifen sie diese nach Möglichkeit, und gerne auch gemeinsam. Als Agro Care beispielsweise beschloss, in Tunesien anzubauen, fragten sie zunächst ihre Anbauer-Kollegen. Als sich herausstellte, dass niemand mitmachen wollte, haben sie das alleine durchgezogen. Die Zusammenarbeit spielt bei Harvest House eine große Rolle. Gemeinsam erreichen wir mehr. Aber dann muss auch jeder eine aktive Rolle übernehmen, sonst wird es nicht funktionieren.

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Wie beurteilt Harvest House den Anbau im Ausland?

Wir konzentrieren uns auf ganzjährigen sowie lokalen Anbau. Mehrere unserer Erzeuger sind hierzu dank des Anbaus im Ausland in der Lage. Wir glauben, dass dies eine der Lösungen für eine nachhaltige, ganzjährige Produktion ist. In Südeuropa braucht man im Winter weniger Energie. 95 Prozent unserer Bemühungen konzentrieren sich auf Europa, außerdem haben wir Anbaubetriebe in Tunesien und Marokko. Wir prüfen auch die Möglichkeiten in Nordamerika und im Nahen Osten. Mit unserem Handelsunternehmen Global Green Team haben wir hierfür auch das Wissen und das Netzwerk.

In der Nachhaltigkeitspolitik von Harvest House kommt dem Hortifootprint eine wichtige Rolle zu. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Wir verwenden den Hortifootprint, um die ökologischen Auswirkungen unserer Produkte zu berechnen. Gemeinsam mit der Universität Wageningen und GroentenFruit Huis haben wir diese objektive Berechnungsmethode entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Wir haben als eine der ersten Kettenparteien zeitlich und personell in dieses Thema investiert. Wir haben einen Überblick über den Fußabdruck fast aller unserer Erzeuger – und damit über alle unsere Produkte. Es gibt große Unterschiede zwischen den Fußabdrücken der Erzeuger. Unsere Aufgabe als Harvest House ist es, Daten zu sammeln, Einblick zu geben und die Diskussion darüber zu erleichtern. Warum ist der eine Erzeuger in bestimmten Gebieten erfolgreich und der andere noch nicht? Gemeinsam überlegen wir, welche Reduktionsziele wir festlegen können und wie wir sie erreichen können. Anschließend ist das Unternehmertum der Erzeuger gefragt. Gesundes Unternehmertum hat schon immer große Veränderungen

mit sich gebracht und wird dies auch in Zukunft tun. Die Erzeuger selbst haben unisono gesagt: Im Jahr 2040 wollen wir klimaneutral anbauen. Seitens der Genossenschaft und mit dem Hortifootprint können wir dabei helfen.

Meiner Erfahrung nach ist es ein gutes Modell. Es liefert Zahlen, über die man diskutieren kann, andernfalls bleibt Nachhaltigkeit nur ein weiterer Sammelbegriff. Als Hightech-Lebensmittelgartenbau sind wir noch bei der Feinabstimmung. Wir untersuchen innerhalb der FVO und mit GroentenFruit Huis, wie wir den Hortifootprint weiter verbessern können. Es ist ein wissenschaftliches Modell, das seit nunmehr 20 Jahren verwendet wird. Die Qualitätsfachleute der fünf Genossenschaften prüfen jetzt, ob alle Facetten des bestehenden Modells zu unserer Branche passen. Manchmal wirkt der Schwarz-Weiß-Vergleich ohne weitere Erläuterung ein wenig seltsam. Das marokkanische Anbaugebiet beispielsweise schien bei der Landnutzung und der biologischen Vielfalt eine hohe Punktzahl zu erreichen. Nach Überprüfung der Zahlen stellte sich heraus, dass die in der Wüste gelegenen Gewächshäuser der Grund dafür sind. Die Auswirkungen der Gewächshäuser auf die dort ohnehin geringe Biodiversität waren gering. Logisch. Hier jedoch gibt es viel mehr Biodiversität und ein Gewächshaus hat mehr Auswirkungen. Wasser ist ein weiteres Thema. Wir in den Niederlanden schneiden dabei gut ab. Aber auch in Nordafrika werden große Fortschritte gemacht, der Wasserverbrauch ist immer noch viel geringer als beim traditionellen Freilandanbau. Unsere Erzeuger machen wirklich große Fortschritte. Auch hier zeigt sich wieder die Rolle des Unternehmertums. Nehmen wir nur unseren Anbauer Philip van Antwerpen, der nach einem Jahr in Tunesien entschied, dass er nun doch in Hightech-Gewächshäusern anbauen wird. Unsere Erzeuger dort arbeiten sehr

bewusst an Verbesserungen und Nachhaltigkeit.

Vieles dreht sich derzeit um Energie, aber es gibt noch mehr Herausforderungen. Die Nachhaltigkeitspolitik von Harvest House umfasst auch den Aspekt Arbeit. Unser Versprechen lautet, dass wir die Quelle für ein gesundes Leben sind. Dabei geht es sicherlich nicht nur um Energie. Unsere Erzeuger investieren auch auf andere Weise in die Nachhaltigkeit. Für mich ist Agro Care ein gutes Beispiel, das eine eigene Kinderbetreuung und Gesundheitsfürsorge für seine Mitarbeiter in Tunesien anbietet. Sie bauen dort Fair Trade-Tomaten an. Auch die Zahl der Arbeitstage wurde von sechs auf fünf reduziert. Als die Menschen dort von diesen Plänen erfuhren, protestierten sie zunächst. Wie soll das jemals funktionieren, weniger zu arbeiten für das gleiche Geld? Wir von Harvest House unterstützen die Erzeuger in diesen Bereichen zwar, aber wir bestimmen darüber nicht selber. Das tun unsere Erzeuger, die hier wiederum die Verantwortung übernehmen. Und für unsere eigenen Leute, die für die Genossenschaft arbeiten, sorgen wir natürlich ebenfalls gut.

Mit einer Investition in Source hat Harvest House von sich reden gemacht. Als einzelner Erzeuger kann man eine solche Investition nicht tätigen. Nicht einmal in dem Tempo, wie sich die Dinge jetzt entwickeln. Bei Source arbeiten mittlerweile fünfzig Mitarbeiter in allen möglichen Disziplinen an Steuerungssystemen von Gewächshäusern mit künstlicher Intelligenz. Wir als Erzeugerorganisation Harvest House meinen, dass uns hierbei eine Rolle zukommt. Man muss solche Dinge gemeinsam tun, mit einem größeren Kollektiv. Es ist schön zu sehen, dass sich nun auch Growers United angeschlossen hat.

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Die Erzeuger unserer beiden Genossenschaften treffen sich jetzt regelmäßig zu einem Austausch von Wissen. Kürzlich hat sich einer unserer Anbauer, Dennis Grootscholte von 4Evergreen, mit Ernst und Rien von Source zusammengesetzt und sich eingehend mit der Materie befasst. Ich genieße es dann wirklich, dass so viel Fachwissen zusammenkommt – einerseits aus der Welt der künstlichen Intelligenz und andererseits aus dem Gewächshausgartenbau. Die Kunst besteht darin, diese Welten zusammenzubringen. Dabei wussten die Männer von Source bis vor zwei Jahren so gut wie nichts über den Gewächshausgartenbau. Gemeinsam kann man es wirklich weit bringen.

Es werden Schritte unternommen, das ist klar. Was aber, wenn die Dinge nicht schnell genug gehen?

Die Probleme, denen wir als Branche gegenüberstehen, können nicht von heute auf morgen gelöst werden. Das erfordert einen anderen Ansatz und etwas mehr Geduld. Manchmal hört man: „Das braucht aber lange, oder?“ Ja, das stimmt, aber man will es auch gut machen. Wir arbeiten daran und tun es gemeinsam. Ja, wir müssen noch nachhaltiger werden und zum Beispiel zu fossilfreien Produkten übergehen. Das klappt auch, aber wenn es wirklich so einfach wäre, hätte man es schon längst getan. Wir arbeiten hart daran. 

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In den letzten Jahren gab es einige Herausforderungen für die Schifffahrtsunternehmen, was waren die Hauptprobleme?

DieUnterbrechung der globalen Versorgungsketten wurde durch zwei Hauptursachen hervorgerufen: erstens die Schließung von Häfen aufgrund der Corona-Pandemie. Die Schiffe mussten warten, bis sie anlegen konnten, gebuchte Fracht kam nicht zu den Terminals, und die Containerdepots waren voll mit Kisten, die nicht abgeholt werden konnten. Infolgedessen wurden die Fahrpläne der Schiffe völlig durcheinander gebracht. Die zweite Auswirkung waren Engpässe in der Hinterlandinfrastruktur, d. h. die mehrwöchige Schließung von Fabriken und Geschäften durch praktisch alle Regierungen rund um den Globus. Dadurch wurde der Fluss der Containerausrüstung rund um die Welt unterbrochen. Wir wissen, wann und wo Container in welcher Menge benötigt werden. Das war nicht mehr möglich, weil die erwarteten beladenen Container nicht wie geplant in die Länder verschifft wurden, die die Ausrüstung benötigten. Die Pandemie verursachte ein totales Chaos.

Wie wurden sie überwunden?

Leider ist die Containerschifffahrt wie ein sehr feines Uhrwerk und alle Zahnräder sind miteinander verbunden. Es braucht viel Zeit, um alle Zahnräder wieder in Gang zu bringen, wenn das Uhrwerk stillsteht. Einige Schiffe waren eine oder zwei Wochen hinter ihrem Zeitplan zurück. Wie

kriegt man das wieder hin? Das Gleiche gilt für die Neupositionierung von Containern. Es dauerte mehrere Wochen, sie auf andere Kontinente zu bringen, wo sie von unseren Kunden dringend benötigt wurden.

Gibt es immer noch größere Engpässe in der Lieferkette?

Wir haben einen sehr guten Teil der Normalisierung gesehen und die meisten Engpässe sind beseitigt. Unsere Termintreue hat sich deutlich verbessert. Wir haben große Anstrengungen unternommen und werden dies auch weiterhin tun. Unser Ziel ist es, die alten Werte von über 80 Prozent und mehr zu erreichen. Die letzten drei Jahre waren eine große Herausforderung für unsere Kunden und auch für die Kollegen von Maersk, die sehr viel zusätzliche Arbeit geleistet haben, um die negativen Auswirkungen auf die Lieferketten unserer Kunden so weit wie möglich abzumildern.

In den Auftragsbüchern der Reedereien stehen viele neue Schiffe. Wie sieht das Auftragsbuch von Maersk aus?

Maersk hat insgesamt 19 Containerschiffe in seinem Auftragsbuch, die alle mit grünem Methanol fahren können. Das bedeutet, dass der Seetransport auf diesen Schiffen klimaneutral sein wird. Bei einem der Aufträge handelt es sich um ein Fee-

North Europe

derschiff, das 2023 ausgeliefert werden soll, während die anderen 18 Neubauten 16.000 und 17.000 TEU-Schiffe sind, die 2024 und 2025 ausgeliefert werden. Sie alle werden vorhandene Tonnage in unserer Flotte ersetzen.

Die Länder rund um das Mittelmeer exportieren immer mehr. Wird dies bedeuten, dass mehr Routen zur Verfügung stehen werden?

Wir stehen in ständigem und engem Dialog mit unseren Kunden über ihre Pläne und Bedürfnisse. Wenn wir eine wachsende Nachfrage sehen, sind wir gerne bereit, die frischen Produkte unserer Kunden auf bestehende oder neue Märkte zu bringen. Und dabei geht es nicht nur um mehr oder neue Routen. Es geht auch um Einrichtungen wie die Kühllagerung, ein Bereich, in den wir investieren. Vor kurzem haben wir ein neues Kühlhaus in Norwegen eröffnet, das eher auf die Fischindustrie ausgerichtet ist. Ein weiteres ist für Rotterdam geplant. Als führender Anbieter von Kühlkettenlogistik sind wir in der Lage, temperatursensible Güter vom Produktionsstandort bis zum Verkaufsort abzuwickeln. Unsere integrierte Lösung umfasst intelligente technische Hilfsmittel für mehr Transparenz. Und wir können unseren Kunden bei Frischprodukten helfen, die Effizienz und Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferketten zu erhöhen - oder die Transitzeiten zu verkürzen, um die Haltbarkeit zu verlängern.

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Andre Jobmann, Head of FMCG & Reefer Vertical bei Maersk’s
Logistik
„Unser Ziel ist es, die alten Werte von über 80 Prozent und mehr zu erreichen“

Während der Corona-Pandemie wurden die Schiffe aufgrund der hohen Nachfrage von Ultra-low-Steaming auf Normalbetrieb umgestellt, werden sie jetzt wieder zu Ultra-low-Steaming zurückkehren? Wie viel Zeitunterschied macht das zwischen Südamerika und Rotterdam aus?

Eine kurze Transitzeit ist für die meisten unserer Kunden von entscheidender Bedeutung, ganz gleich, ob es sich um Frischwaren, schnelllebige Konsumgüter, Autoteile oder technische Artikel für Endverbraucher handelt. Daher sind unser Netzwerk und unsere operativen Kollegen stets bemüht, Hafenpaare so schnell wie möglich zu verbinden. Das ist ein Wettbewerbsvorteil. Aber auch die Zuverlässigkeit, dass der Container innerhalb dieser Zeit geliefert wird, ist ein wichtiger Wert. Wenn wir beispielsweise mit einer Transitzeit von 32 Tagen werben, die dann nicht zuverlässig ist, hilft das dem Kunden nicht. Deshalb schauen wir immer auf beide Parameter. Außerdem ergibt es keinen Sinn, ein Schiff zu beschleunigen, wenn der nächste Anlaufhafen überlastet ist. Das würde nur zusätzliche Emissionen und Treibstoffkosten verursachen, aber es würde keinen Container an Bord einen Tag schneller liefern. Deshalb optimieren unsere Kollegen die Schiffsgeschwindigkeiten in Abhängigkeit von einer Reihe von Indikatoren, wechseln manchmal zwei Häfen oder tun andere Dinge, um den Frachtfluss für unsere Kunden zu optimieren. Und wenn es unsere Definition von Transitzeit und Zuverlässigkeit zulässt, können wir auch Langsamfahrt betreiben.

Die EU hat gesagt, dass die großen CO2Erzeuger zahlen müssen. Fallen die Schifffahrtslinien in diese Kategorie und was sind die Folgen pro Container?

Die EU hat kürzlich beschlossen, die Schifffahrt in ihr Emissionshandelssystem einzubeziehen, was wir sehr begrüßen. Das ist ein Meilenstein, aber es muss auch sichergestellt werden, dass das ETS die entsprechenden Arbeiten auf IMO-Ebene nicht entgleisen lässt, denn wir brauchen ein globales Spielfeld. Daher muss das EU-ETS zunächst als EU-internes System starten und CO2-Äquivalente und Ökobilanzen der Kraftstoffe berücksichtigen. Wir befinden uns in einer Klimakrise, und die Schifffahrt ist ein Teil davon. Deshalb müssen wir alle jetzt handeln und klimaneutrale Lösungen vorschlagen.

Wie nehmen Sie die Verlader wahr, sind sie an klimaneutralen Lösungen interessiert?

Viele unserer Kunden sind an klimaneutralen Transportlösungen interessiert. Wir wie Maersk, Hamburg Süd und Sealand bieten sie bereits heute für den Seetransport mit unserem Produkt EcoDelivery an. Dies wird durch die Verbrennung von Biokraftstoffen auf bestimmten Schiffen in unserem Netzwerk erreicht. Die geminderten CO2-Emissionen werden dann dem Container eines Kunden zugerechnet, der mit der EcoDelivery-Option gebucht wurde. Viele Kunden nutzen dieses Angebot bereits. Im dritten Quartal 2022 wurden insgesamt 3 Prozent unseres weltweiten Transportvolumens mit EcoDelivery verschifft. Maersk hat sich zum Ziel gesetzt, mit neuen Technologien, neuen Schiffen und umweltfreundlichen Kraftstoffen im gesamten Unternehmen bis 2040 NettoNull-Emissionen zu erreichen. Alle unsere

Spanien. Wir bieten mehrere Ganzzüge pro Woche von Valencia nach London Barking an, die ausschließlich für Kühltransporte nach Großbritannien bestimmt sind. Dadurch wird der Transport von Kühlgut zuverlässiger, und es wird weniger CO2 ausgestoßen, da die meisten dieser Kisten sonst per Lkw transportiert worden wären. Auf dem Rücktransport nach Spanien befördern wir auch Trockenfracht. Für unsere Kühllager wollen wir Kühlcontainer vom Terminal zum Kühllager mit Elektrofahrzeugen transportieren, und wir wollen auch den lokalen Vertrieb auf batteriebetriebene Fahrzeuge ausweiten. In den USA und in Indien wurden bereits Pilotprojekte gestartet, und Europa wird bald folgen.

Wie können die Schifffahrtsunternehmen den massiven Kostenanstieg rechtfertigen, den wir in den letzten Jahren erlebt haben?

Geschäftsbereiche haben ehrgeizige kurzfristige Dekarbonisierungsziele für 2030. Biokraftstoffe und grünes Methanol sind zwei wichtige Faktoren für die Erreichung von Netto-Null-Emissionen in unserem Seeverkehrsnetz. Darüber hinaus investieren wir auch in Land- und Luftfrachtanlagen, unsere Terminals und Lagerhäuser, um bis 2040 klimaneutral zu werden. Unser Ziel ist es, die gesamte Kühlkette zu dekarbonisieren, wobei ein wichtiger Baustein in unserem Kühlhausnetz liegt. Wir bauen vollständig CO2-neutrale Anlagen und wollen bestehende Standorte komplett umrüsten. Viele Kunden verlangen von uns, dass wir ehrgeizige Ziele verfolgen, um sie beim Erreichen ihrer CO2-Ziele zu unterstützen.

Gibt es Bestrebungen zu intermodalen Lieferketten und zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks?

Ja, und wir investieren viele Anstrengungen in diese Richtung. Ein aktuelles Beispiel ist der Start unseres neuen Bahnangebots für Kühltransportkunden in

Der steile Anstieg der Frachtraten wurde durch die Unterbrechungen und Engpässe aufgrund der Corona-Pandemie verursacht. Die Linienschifffahrt war schon immer zyklisch und sehr volatil. Denken Sie nur an das Jahr 2010 nach der globalen Finanzkrise, als ein Mangel an Tonnage und Containern auf eine plötzlich steigende Nachfrage nach Transporten traf. Das führte auch zu einem steilen Ratenanstieg. Wir sollten aber auch all die Jahre dazwischen nicht vergessen, in denen die Schifffahrtsunternehmen niedrige Margen erzielten und zu wenig Gewinn machten, um in wichtige Bereiche wie Dekarbonisierung oder Technologie zu investieren.

Wie schnell werden die Raten sinken?

Wie von uns für die Zeit erwartet, in der sich die Engpässe auflösen, haben wir eine Normalisierung der Frachtraten ab dem dritten Quartal 2022 festgestellt.

Wie sieht es derzeit mit der Verfügbarkeit von Kühlgeräten aus?

Auch wenn sich die Märkte im Trockensektor aufgrund der nachlassenden Nachfrage normalisieren, sehen wir das Kühlersegment als robuster und mit einer immer noch soliden Nachfrage. Daher sehen wir, dass die Gesamtverfügbarkeit immer noch ziemlich eingeschränkt ist.

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„Es findet eine natürliche Selektion oder Bereinigung statt“

Die stark gestiegenen Energie- und Stromkosten haben dem Zuchtpilzsektor, nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland, extrem zugesetzt. Auch im Bereich der Waldpilze blickt man aufgrund des Ukraine-Krieges und damit einhergehenden Russland-Boykotts auf eine schwierige Kampagne zurück. Im Schatten des diesjährigen Ausnahmejahrs stehen die längerfristigen Herausforderungen, etwa Personalmangel und Geschäftsaufgaben, mit denen sich der Pilzsektor konfrontiert sieht.

Ramazan Gülnar, Pilzgroßhändler und Geschäftsführer der Paris Direkt GmbH mit Sitz in Münster, blickt im Interview auf ein bewegtes Absatzjahr zurück.

„Eswar insgesamt ein sehr turbulentes und zum Teil anstrengendes Jahr“, bilanziert Gülnar. „Eine gewisse Flexibilität ist mehr denn je zuvor gefragt. Es findet eine natürliche Selektion oder Bereinigung statt, in dem die Stärkeren, sprich diejenigen, die sich der neuen Situation anpassen können, überleben werden.“

Die Kosten, etwa für Verpackungsmaterialien, liegen weiterhin auf rekordverdächtig hohem Niveau. „Für unsere beliebten Vitalpilze liefern wir auch die dazugehörigen Verkaufsdisplays aus Holz. Den dafür benötigten Rohstoff hat unser Lieferant vorher aus Russland bezogen, was dieses Jahr aufgrund des kriegsbedingten Boykotts nicht mehr möglich war. Insgesamt sind die Materialkosten somit im Vergleich zum Vorjahr um 100 Prozent angestiegen“, resümiert Gülnar. Eine ähnliche Preisent-

wicklung beobachte man auch bei anderen Verpackungsmaterialien, etwa Kunststoff oder Karton.

Die Kriegssituation habe nicht nur die Materialbeschaffung, sondern auch das Geschäft mit Waldpilzen, insbesondere den beliebten Kaluga-Pfifferlingen im Sommer, massiv beeinträchtigt, fährt der Pilzhändler fort. „Trotz der fehlenden Mengen und den harten Rahmenbedingungen blicken wir insgesamt auf eine gute Waldpilzkampagne zurück. Momentan greifen wir auf Pfifferlinge aus Kanada sowie ergänzende Chargen aus Spanien und Portugal zurück, die aufgrund des hohen Preisniveaus überwiegend in der gehobenen Gastronomie guten Anklang finden. Gleichzeitig führen wir marokkanische sowie südafrikanische Steinpilze im Portfolio: Qualitativ hochwertige

Steinpilze sind aber zurzeit rar gesät, weshalb wir unseren Abnehmern überwiegend Pfifferlinge anbieten.“ Abgerundet wird die Waldpilzsaison während der kalten Jahreszeit durch schwarze Trompete sowie goldstielige Herbstpfifferlinge aus Frankreich.

REGE NACHFRAGE NACH ZUCHTPILZEN Währenddessen läuft auch die Vermarktung von Zuchtpilzen, allen voran Kräuterseitlingen und Shiitake, auf Hochtouren. „Wir kaufen reichlich Ware zu, da die deutsche Produktion bei Weitem nicht ausreicht, um den Bedarf in der Vorweihnachtszeit zu decken. Erschwerend hinzu kam der Kälteeinbruch im Dezember, der sich besonders negativ auf die Pilzzucht ausgewirkt hat. Egal wie gut man die Hallen isoliert und beheizt, einer derartigen Temperaturschwankung, die wir zu verkraften hatten, kann man leider nicht beseitigen. In der Hinsicht ist die Pilzzucht im Vergleich zu anderen Anbaukulturen extrem wetterempfindlich.“

Bei den Champignons bedient sich der deutsche Markt bereits seit vielen Jahren mit ergänzenden Mengen aus dem Nachbarland Polen. Gülnar: „Viele kleinere und mittelständische Zuchtbetriebe haben das Geschäft im zurückliegenden Jahr aufgegeben, da sie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten konnten. Zu Weihnachten gibt es zwar eine alljährliche Angebotsverknap-

27 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Pilze
Ramazan Gülnar, Paris Direkt GmbH:

pung, da die Nachfrage extrem ansteigt: Dieses Jahr sind Champignons aber aufgrund der Betriebsaufgaben und der Kältewelle absolute Mangelware. Kurz: Der Versorgungsengpass ist stärker ausgeprägt, verglichen mit den Vorjahren.“

PERSONALMANGEL, NACHFRAGE- UND PREISSTEIGERUNGEN

Aus längerfristiger Perspektive weist Gülnar ebenfalls auf den prekären Personalmangel bei den Zuchtbetrieben hin. „Man kann auf der gleichen Fläche nicht die doppelte oder vierfache Menge produzieren, auch wenn man den Betrieb komplett automatisiert. Einige Stammlieferanten haben den Betrieb im Dezember heruntergefahren, da sie einfach kein Personal haben. Man darf auch nicht vergessen, dass der Zuchtpilz die meist energieintensive Anbaukultur überhaupt ist. Das, gepaart mit der starken Nachfragesteigerung, stellt uns momentan vor extremen Herausforderungen.“ Dies schlage sich Gülnar zufolge auf die Preisentwicklung nieder. „Die Notierungen im Bereich der Zuchtpilze sind extrem angestiegen, bei den Waldpilzen sind die Preise hingegen auf saisonüblich hohem Niveau.“

Traditionell fragen die deutschen Weihnachtsmärkte gezielt nach feinen weißen Champignons, was sich in einer akuten Nachfragesteigerung widerspiegelt. „Man kann aber nicht nur die feine Sortierung ernten, sondern es werden zugleich mittelfallende Champignons gepflückt, diese Mengen müssen dann auch irgendwo am Markt platziert werden. Im benachbarten Ausland hat man diesen Knoten gelöst, in dem man die feine Sortierung zum doppelten Preis und die mittelfallende Ware zu regulären Notierungen angeboten hat. Eine derartige Preispolitik lässt sich hierzulande in der Praxis leider nicht umsetzen.“ Bei den ausgefallenen Pilzexoten, etwa Raupenpilz oder Royal Chestnut, tendiere der Bedarf gegen null.

VOLLSORTIMENT AN PILZPRODUKTEN Trotz aller Herausforderungen schaut der Münsteraner zuversichtlich nach vorne. „Wir haben uns von einem bescheidenen Marktbetrieb zu einem Vollsortimenter mit heutzutage über 200 Pilzprodukten entwickeln können. Wir beobachten, dass unsere Mischungen und Trockenpilze zunehmend Akzeptanz finden, etwa bei inhabergeführten LEH-Märkten sowie

auch im Großhandel. Unser Trockenpilzsortiment haben wir dieses Jahr nochmal neu strukturiert, in dem wir einige Artikel herausgenommen und andere neu dazu genommen haben. Der Gesamtumsatz dieser Produktlinie hat meine Erwartungen dieses Jahr sogar überschritten. Einige Artikel waren kurz vor Weihnachten komplett ausverkauft.“

Das Jahr 2023 wird im Zeichen einer umfassenden Neustrukturierung stehen, verrät der ehrgeizige Unternehmer des Weiteren. „Wir haben erfreulicherweise einen Liefervertrag mit einem neuen Großabnehmer schließen können. Unsere Zukunftsstrategie wird sich auch dahingehend entwickeln, dass wir peu à peu auf Großabnehmer umsteigen und die kleineren Kunden etwas zurückschrauben. Kurz gefasst wollen wir mehr Volumen bei einem verringerten Kundenstamm bewegen und somit unsere Vermarktungs- und Logistikstruktur effizienter gestalten, was wiederum dem Wunsch des heutigen Marktes entspricht.“ 

rg@paris-direkt.net

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Die Erntemenge an Bio-Äpfel von 2022

Schweiz, aber auch kleinere Mengen nach Dänemark.“

„Die Früchte stammen alle aus der Bodenseeregion, schwerpunktmäßig aus dem Raum Ravensburg“, sagt uns Stärk stolz. Die Landwirte sind alle Verbandsmitglieder, also sprich Bioland, Naturland oder Demeter zertifiziert. Trotz dessen, dass Polen nach wie vor der größte Apfelproduzent Europas ist, spüre man von polnischer Seite aus im Bio-Bereich keinen besonderen Konkurrenzdruck. „Der hiesige Handel und die Verbraucher möchten die bereits erwähnten Verbandsqualitäten haben. Polen produziert überwiegend das klassische Standardsortiment nach den Basiskriterien der EU-Ökoverordnung“. In der Weiterverarbeitung sehe man wiederum einen deutlich größeren Konkurrenzdruck, gerade was die Apfelsaft- und Apfelmusproduktion betrifft.

Als Vertragsvermarkter vieler bäuerlicher Familienbetriebe lagert, sortiert und verpackt BayWa Obst Äpfel, Birnen, Beeren und Steinobst an verschiedenen Standorten an Bodensee und Neckar. Ob aus Integrierter Produktion oder aus ökologischem Anbau: die Kunden können aus einem breiten Portfolio an Früchte in unterschiedlichsten Verpackungen wählen. Am exklusiven Bio-Obstgroßmarkt in Ravensburg wurde vor wenigen Tagen die umfangreiche Modernisierung und Erweiterung der Packstation abgeschlossen. In einem Interview erläuterte uns Betriebsleiter Hans-Josef Stärk die Entwicklung des Bio-Bereichs bei BayWa Obst und gab einen Ausblick auf die diesjährige Vermarktungskampagne.

„Wirhatten eine große Apfelernte, unsere Lager sind also gut gefüllt. Das macht Freude in der Vermarktung, die wiederum in der Saison 2022/2023 sicherlich vor einigen Herausforderungen stehen wird. Nichtsdestotrotz sind wir aber optimistisch, schließlich haben wir einen guten Markt direkt vor der Haustür“, sagt uns Hans-Josef Stärk, Betriebsleiter der exklusiven Bio-Packstation von BayWa Obst am Standort Ravensburg.

ERNTE UM 30 PROZENT HÖHER ALS IM VORJAHR

„Wir haben in diesem Jahr eine recht große Ernte einfahren können und liegen bei ca. 30 Prozent über der unterdurchschnittlichen Vorjahresernte. Die Äpfel beziehen wir von unseren 30 Bio-Vertragserzeugern, die Mitglieder der Würt-

tembergischen Obstgenossenschaft (WOG) sind. Die Erfassung und Vermarktung läuft aber über BayWa und die Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft (OvB)“, sagt Stärk. Die Erntemenge liege jährlich zwischen 15.000 bis 20.000 Tonnen. „Hierbei sprechen wir von der hängenden Ernte. Je nachdem, wie sich die Qualität der Ware entwickelt, wird auch noch ein Warenanteil über die Industrie verwertet, sprich an Hersteller von Apfelmus und Apfelsäften.“

Hauptabnehmer der Bio-Äpfel und -Birnen ist der Lebensmitteleinzelhandel, wobei zu den Kunden auch der Fachhandel, Großhandel, Naturkosthandel sowie Wochenmarktbeschicker zählen. „Das Hauptabnahmegebiet ist der süddeutsche Raum. Zu bestimmten Jahreszeiten exportieren wir auch Äpfel nach Frankreich, in die

GANZJÄHRIGE VERMARKTUNG

„Dank unserer Lagertechnik sowie den bestehenden Mengen können wir die Ware auch nahezu ganzjährig vermarkten. Angesichts der guten Ernte 2022 dürften wir in der laufenden Vermarktungssaison auch wieder zwölf Monate lieferfähig sein. In diesem Jahr waren wir auch zwei Wochen früher am Markt vertreten und haben schon Mitte August den Handel wieder mit Ware beliefern können“, teilt uns Stärk mit.

Wassermangel sei trotz des heißen Sommers für das Unternehmen kein Problem gewesen. „Wir hatten am Bodensee immer wieder stärkere Gewitter mit den entsprechenden Niederschlägen gehabt. Da die Äpfel auch genügend Sonnenlicht abbekommen habe, zeichnen sich die Früchte durch sehr gute Qualitäten, das heißt, durch einen hohen Zuckergehalt sowie eine sehr ausgeprägte Farbgebung aus. Auch die Größe der Äpfel ist ausgeglichen und damit marktkonform, es gibt also weder einen bedeutenden Anteil an Übergrößen noch an zu kleinen Äpfeln“, sagt Stärk. Die Brixwerte liegen zwischen 14-16 Grad, bei manchen Sorten seien die Werte sogar höher.

NEUE SORTIER- UND PACKANLAGE

„Wir haben in diesem Jahr unsere Packstation umfangreich modernisiert und erweitert. Investiert wurde in eine neue Sortieranlage, 2 zusätzliche Packlinien

31 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Hans-Josef Stärk, Betriebsleiter der Bio-Packstation des Fruchthandelsunternehmens BayWa Obst GmbH & Co. KG.
Obst
übertraf die von 2021 um 30 Prozent

für plastikfreie Verpackungen und eine Birnensortiermaschine mit angeschlossenen Legebändern – alles auf dem neuesten Stand der Technik. Mit der neuen 6-spurigen Sortiermaschine können sowohl äußerliche als auch innere Qualitäten unterschieden werden. Die Verpackungslinie haben wir so erweitert, dass wir einen noch höheren Anteil der Ware komplett plastikfrei verpacken können. Zum Einsatz kommen Karton-Flügelschalen, Zellulosenetze, aber auch lose und gelegt werden die Äpfel und Birnen angeboten. Die Kapazität im Sortierbereich konnten wir verdoppeln und im Packbereich um 30-40 Prozent erhöhen.“

Die Nachfrage nach den 4er- bis 6er-Schalen sei im Bio-Bereich in den letzten vier bis fünf Jahren gestiegen. Stärk: „Unser Hauptprodukt sind kleinere Verpackungen mit vier Äpfeln mit ca. 600 Gramm. Als Aktionsprodukt im LEH findet man wiederum 1 kg Äpfel in Zellulosenetzen. In beiden Bereichen nahm das Interesse es in den letzten Jahren zu. Die Verbraucher möchten schlichtweg geschützte Ware kaufen, wofür sich Verpackungen wie die Flügelschale aus Vollkartonage sehr gut eignen.“

20 JAHRE BIO-OBST VOM BODENSEE

Die Eigenmarke Bio-Obst vom Bodensee feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. „Die ersten Umstellungsbetriebe waren bereits 1999 vor Ort. Wir haben hier die Weichen für die Bio-Produktion am Bodensee gestellt. Mittlerweile wird jeder vierte Baum von den Erzeugern der WOG nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Seit 20 Jahren befinden wir uns auf einem gesunden, kontinuierlichen Wachstumskurs“, erzählt uns Stärk.

Aus Kostengründen oder aber weil der passende Nachwuchs fehle, müssten zwar im gesamten Obstbau manche Betriebe schließen, jedoch träfe das nicht auf den Bio-Bereich zu. „Im Vergleich zu konventionellen Betrieben hat der Generationswechsel bei vielen Bio-Betrieben schon stattgefunden. Wir sind auch stolz darauf, dass kein einziger Landwirt seine Produktion wieder zurück auf eine konventionelle Produktionsweise umgestellt hat.“ Jährlich seien ein bis zwei Betriebe hinzugekommen. Sobald ein konventioneller Betrieb sein Geschäft aufgab, wurden die Flächen oftmals von einem Bio-Betrieb übernommen. Die mit BayWa kooperierenden Öko-Betriebe haben heute eine Durchschnittsgröße von etwa 20 Hektar.

Die Obst vom Bodensee-Vertriebsgesellschaft als Vermarktungspartner in Richtung LEH ist eine Gemeinschaftsunternehmen der BayWa, der Vebo Frucht und der VOG Ingelheim.“ Am Bodensee gibt es zwei Erzeugergenossenschaften, einmal die Württembergische Obstgenossenschaft, von denen wir 100 Prozent der Bioäpfel vermarkten. Dann gibt es da noch die Marktgemeinschaft Bodensee (Mabo), die mit verschiedenen privaten Obstgroßmärkten zusammenarbeitet. Die Bio-Äpfel der Mabo-Betriebe werden, in Ravensburg sortiert und verpackt, sodass ca. 60-70 Prozent der am Bodensee angebauten Bio-Äpfel über unsere Packstation nach Kundenwunsch aufbereitet werden“, sagt Stärk. „Die OvB wurde 1996 von BayWa und Vebo gegründet, um am Bodensee leistungsstark zu sein, die Mengen zu bündeln und um eine gemeinsame Logistik zu gewährleisten.“ 

hans-josef.staerk@baywa.de

32 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Obst
Ein Teil des Teams am Standort Ravensburg
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wollen weiterhin an der Spitze bleiben“

Der größte Supermarkt der Niederlande ist Vorreiter in Sachen Obst und Gemüse. Albert Heijn hat unter anderem Kiwi, Mango, Avocado und Blaubeeren bei den Verbrauchern beliebt gemacht. Seit 1970 gibt es in den Albert Heijn-Geschäften geschnittenes Gemüse, was konsequent weiterentwickelt wurde. Erik van Nieuwenhuijzen, bei Albert Heijn Unit Manager für Obst und Gemüse, Convenience und Konserven, Blumen und Pflanzen sowie Backwaren erwartet in den kommenden Jahren großartige Entwicklungen in der Kategorie Beerenobst. Viele Innovationen wird es bei Albert Heijn auch weiterhin im Bereich Convenience geben. „Diese Herausforderung haben wir schon früh angenommen, wir wollen hin zu 250 Gramm Gemüse und zwei Stück Obst pro Tag“, so Erik.

Die Verdoppelung des Obst- und Gemüseverbrauchs bietet ihm zufolge die größte Chance für die Zukunft des Obst- und Gemüse-Regals. Erik: „Mit unserem Angebot werden wir den Verbrauch anregen, indem wir unseren Kunden den höchsten Genuss aus der Natur bieten, unter anderem mit neuen Sorten. Im ConvenienceBereich werden wir weiterhin eine Vielzahl von Innovationen einführen, so wie wir es jetzt mit 50 Frischpackungen und Innovationen im Convenience-Regal bei

Kohlenhydrat- und Fleischersatzprodukten tun. Wir bieten unseren Kunden Inspirationen, z. B. bei der Auswahl eines gemüsereichen Mittagessens oder bei abendlichen Mahlzeiten mit Kartoffeln, Gemüse und Obst. Mit Snack-Gemüse helfen wir den Verbrauchern über den Tag verteilt Obst und Gemüse zu essen. Das ist einer der wichtigen Ansätze zur Steigerung des Gemüseverbrauchs, darauf konzentrieren wir uns sehr.“

DREIECKSBEZIEHUNG

Fast alle Obst- und Gemüseprodukte sind Eigenmarken. Seit den 80er Jahren wird mit integralen Ketten gearbeitet. Als Sohn eines Landwirts fühlt sich Erik im Dreieck Erzeuger – Serviceprovider – Albert Heijn ganz zu Hause. Er wuchs auf dem Bauernhof seines Vaters auf, wo Kartoffeln und Weizen angebaut wurden. Erik entschied sich für einen Schritt weiter oben in der Kette und arbeitete vier Jahre lang bei Bakker Barendrecht. Von dort wurde er vor 14 Jahren von seinem Vorgänger Gé

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Mit Biokraftstoff betriebene Lkw: Bio-LNG
Erik van Nieuwenhuijzen, Albert Heijn:
„Wir
Erik van Nieuwenhuijzen

Happe zu Albert Heijn geholt. Erik: „Wir wollen unsere Kunden zufriedenstellen. Wir sehen unsere Rolle darin das beste Sortiment anzubieten, das man sich vorstellen kann und das für jeden erschwinglich und nachhaltig ist. Albert Heijn war schon immer der Meinung, dass man dies am besten durch den Aufbau starker Ketten erreicht. Deshalb bin ich als Bauernsohn hier am richtigen Platz.“

Seit Marit van Egmond die Funktion des CEO übernommen hat, arbeitet Albert Heijn an der Mission ‚Gemeinsam für bessere Lebensmittel sorgen. Für alle‘. Bei ‚besseren Lebensmitteln‘ geht es unter anderem um schmackhaftere, praktischere und nachhaltige Produkte durch integrierte Ketten. ‚Gemeinsam Sorge tragen. Für alle.‘ – das bedeutet, überall und für jeden da zu sein. Albert Heijn unterhält mit 360 Kartoffel-, Obst- und Gemüseerzeugern langfristige Partnerschaften, die teilweise seit Generationen (bis zu 60 Jahren) bestehen. Erik: „In den Ketten arbeiten wir gemeinsam sehr eng an der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung und Kettenoptimierung. Außerdem investieren wir zusammen in Geschmack, Qualität, Innovation, Klima und Biodiversität. Wir suchen die besten Flächen für den Anbau, bauen die richtigen Sorten und Spezifikationen nach den Wünschen der Kunden an. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie wir das Produkt so schnell und so frisch wie möglich und mit der richtigen Sorgfalt durch die Kette bekommen. Das fängt beim Erzeuger an und geht über den Serviceprovider bis hin zu den Läden. Jedes Glied in der Kette ist wichtig, um die entsprechende Qualität und Verfügbarkeit zu gewährleisten. Das gilt nicht nur für Produkte aus den Niederlanden, sondern auch für Ketten im Ausland.“

BESSER FÜR NATUR & LANDWIRTPROGRAMM

Alle Obst- und Gemüseprodukte von Albert Heijn werden im Rahmen des ‚Bes-

ser für Natur & Landwirt‘-Programms (Beter voor Natuur & Boer) angebaut.

Erik: „Im Rahmen dieses Programms treffen wir unter anderem Vereinbarungen über Nachhaltigkeit, Innovationen und die Verdienstmöglichkeiten des Erzeugers. Die Grundlage ist ein fairer Preis für jeden Landwirt und Erzeuger, zu jeder Jahreszeit. Jetzt und in Zukunft. Das ‚Besser für Natur & Landwirt-Programm‘ wurde gemeinsam mit den Erzeugern entwickelt. Wir gehen den Schritt zu einem nachhaltigeren Anbau, und dafür zahlen wir auch. Wir leisten einen zusätzlichen Ausgleich für diese drei Säulen: Klima, Diversität und Bodengesundheit. Ich kann es nur jedem wünschen: Gehen Sie zu einer integralen, geschlossenen Kette über. So kann man gemeinsam etwas aufbauen und auch füreinander sorgen. Ein nachhaltig angebautes Produkt schmeckt noch mal so gut, wenn man weiß, dass man die Erde für die nächste Generation in einem besseren Zustand hinterlässt.“

NAH UND FERN

Gegenwärtig stammen 50 Prozent des Sortiments aus den Niederlanden, wobei

angestrebt wird, diesen Anteil weiter auszubauen. Erik: „Wir machen das aus mehreren Gründen, unter anderem aufgrund der Frische – je frischer, desto schmackhafter, und unsere Kunden lieben das niederländische Produkt. Innovative Anbauund Lagertechniken ermöglichen jetzt schon vieles.“

2021 konnten mehr als 40 Millionen Kilo Kartoffeln, Obst und Gemüse aus den Niederlanden in das Sortiment aufzunehmen, die sonst importiert werden müssten. Erik: „Wir kaufen möglichst in der Nähe ein und nur bei Bedarf aus weiterer Entfernung. Bei der Entscheidung zwischen nah und fern spielen unter anderem Qualität, Nachhaltigkeit, Lebensmittelsicherheit und Selbstkostenpreis eine Rolle. In der Ferne eingekaufte Produkte sind in der Regel nicht in den Niederlanden erhältlich, wie z. B. Orangen, oder sie werden für unsere Kunden zu teuer, was den Selbstkostenpreis betrifft. So bieten wir bereits ganzjährig Conference-Birnen aus den Niederlanden an und importieren in den Sommermonaten keine italienischen Birnen mehr. Seit 2022 haben wir dank einer besseren Kondensationslagerung

35 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Frischplatz

ganzjährig Kartoffeln aus den Niederlanden im Angebot. Dies werden wir stark ausbauen. Das sind echte Mengenverschiebungen, wie sie nur durch die Entwicklung innovativer Techniken möglich sind. Ein weiteres Beispiel ist, dass wir in begrenztem Umfang niederländischen Ingwer verkaufen, der üblicherweise aus China oder Südamerika importiert wird.“ Zusätzliche niederländische Produkte lassen sich auch durch die Verlängerung der Saison erhalten. In Zusammenarbeit mit den Erzeugern gelang dies vor zwei Jahren mit dem Elstar. „Wenn wir mehr Blätter abschneiden und weniger Früchte anbauen, bekommen die Äpfel mehr Sonne. Dadurch können wir zwei Wochen eher mit der niederländischen Saison beginnen und diese Saison besser nutzen.“

HOLLÄNDISCHER WINTERANBAU

In diesem Jahr haben wir uns aufgrund der gestiegenen Energiepreise im Winter bezüglich niederländischer Produkte anders entschieden. Erik: „Durch die Entwicklung neuer Anbautechniken können wir in den Niederlanden von nun an im Winter unter anderem Tomaten und Erdbeeren anbauen. Dazu braucht es allerdings die richtige LED-Beleuchtung und auch Wärme. Aufgrund der gestiegenen Energiekosten müssen einige Produkte in diesem Winter importiert werden, da die Kosten derart hoch sind, dass die Produkte für die Kunden nicht mehr erschwinglich sind. Auf Anfrage und in Absprache mit unseren Erzeugern kaufen wir in diesem Winter einen Teil unserer Tomaten, Gurken und Erdbeeren in Spanien ein.“

FUSSABDRUCK

Albert Heijn bekräftigte sein Ziel, die CO₂Emissionen in der Kette (Scope 3) bis 2030 von 15 Prozent auf 45 Prozent zu reduzieren (im Vergleich zu 2018). Es geht darum, ‚gemeinsam für bessere Lebensmittel zu sorgen. Für alle‘. Ausgehend von dieser Zielsetzung ergreift das Unternehmen

kontinuierlich Initiativen zum Nutzen der Erde. Die eigene Geschäftstätigkeit –Läden, Vertriebszentren und Büros – ist bereits vollständig klimaneutral. Auch in der Lieferkette werden laufend weitere Schritte unternommen. So wurden beispielsweise die genauen Emissionen in der Hühner- und Schweinefleischkette ermittelt. „Die Bekräftigung unseres Ziels zur 45-prozentigen Senkung der CO₂-Emissionen bis 2030 in der gesamten Kette mit all unseren Lieferanten ist ein ernsthafter Schritt. Wir wollen unsere Bemühungen um eine lebenswerte Erde konkretisieren, und ich bin überzeugt, dass wir dieses Ziel Schritt für Schritt erreichen können, wenn wir mit allen Lieferanten zusammenarbeiten“, so Erik. Die Luftfracht erfordert auch unter dem Klimaaspekt eine deutliche Entscheidung. So kündigte Lidl an, kein Obst und Gemüse mehr einfliegen zu wollen. Albert Heijn hat die gleichen Ambitionen. Erik: „Albert Heijn kauft Obst und Gemüse möglichst in der Nähe ein und nur bei Bedarf aus weiterer Entfernung. Bei Albert Heijn kommt die Hälfte des Obsts und Gemüses aus den Niederlanden. Dieser Anteil wird weiterwachsen, beispielsweise dank einer noch besseren Saisonnutzung und deren Verlängerung durch neue Anbau- und Lagertechniken. Derzeit wird nur 1 Prozent unseres Angebots an unverarbeitetem Obst und Gemüse per Luftfracht transportiert. Der Luftverkehr ist unter dem Gesichtspunkt der Klimabelastung kein nachhaltiges Transportmittel. Wir suchen ständig nach anderen Transportmöglichkeiten, zum Beispiel über Seecontainer oder den Straßentransport. Beim Obst war 2022 das letzte Jahr, in dem gelegentlich noch Luftfracht anfiel.“

VERDOPPELUNG BEIM BEERENOBST

Als Marktführer hat Albert Heijn dazu beigetragen, eine große Anzahl von Produkten wie Kiwi, Mango, Avocado und Blaubeeren groß zu machen. Am meis-

ten wird sich Erik zufolge demnächst in der Kategorie Beerenobst tun. Erik: „Aus meiner Zeit bei Bakker Barendrecht weiß ich noch, dass ich ein paar Paletten Blaubeeren bestellte. Wir gehen davon aus, dass wir die Kategorie Beerenobst verdoppeln können. Bei den Beeren gibt es nach wie vor eine enorme Entwicklung hin zu besseren Sorten. Gute Beispiele sind Sweet-Eve-Himbeeren und SweetRoyalla-Brombeeren.“ Auch außerhalb der Kategorie Beerenobst haben wir uns auf geschmacksintensive Sorten mit besonderen Merkmalen konzentriert. „Wir werden weiterhin auf besten Geschmack setzen, so den Verbrauch steigern und unser Sortiment in diesem Bereich wo immer möglich ausweiten – Tasty-Tom-Tomaten, Juanita-Tomaten und Orri-Mandarinen sind Beispiele dafür. Wir wissen, was auf der ganzen Welt wächst und gedeiht und sind in der Natur immer auf der Suche nach neuen Sorten mit hervorragendem Geschmack, die wir dann selbst anbauen und dem Kunden anbieten. Das liegt in der DNA unseres Unternehmens“, sagt Erik.

MEHR NIEDERLÄNDISCHE ÄPFEL

Albert Heijn unternimmt viel, um niederländische Äpfel zu fördern. Dies geschieht mit der Vorverlegung der Elstar-Ernte und dem Einsatz von kleinen, süßen Gala-Äpfeln aus den Niederlanden. Albert Heijn kaufte auch die Exklusivrechte für eine neue, süßere Apfelsorte, die SPRANK. Erik: „Das niederländische Klima sorgt bei Äpfeln immer für eine gewisse Säure. Mit SPRANK können unsere niederländischen Züchter mit den süßeren Äpfeln aus dem Ausland wie Pink Lady konkurrieren. Das ist wirklich eine tolle Geschichte, denn es ist der schmackhafteste Apfel der Niederlande und zudem eine robuste Sorte, die wir dank des Könnens der Erzeuger viel nachhaltiger anbauen können.“

MEHR GEMÜSE ESSEN

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Convenience stark weiter. Frischpackungen sind eine Innovation, die sich sehr gut etabliert hat. Erik: „Wir haben diesen Bereich aufgebaut und spielen darin weiterhin eine Vorreiterrolle. Erst kürzlich haben wir 20 neue Frischpackungen eingeführt.“ Erik zufolge erlebt der Verkauf von Frischpackungen einen ‚zweistelligen‘ Wachstumsschub. Frischpackungen sind in mehrfacher Hinsicht ein sehr schönes Konzept, meint Erik. „Es ist eine sehr erschwingliche Lösung, um schmackhaft und gesund zu essen, wobei wir versuchen, die Menschen zu mehr Gemüsekonsum zu bewegen. Die Verbraucher kaufen nur das, was sie wirklich brauchen, das ist kostengünstig und verhindert unnötige Lebensmittelabfälle.“

KAUFVERHALTEN UND TRENDS

In Zeiten der Inflation ist es für einen Supermarkt sehr wichtig, preisgünstig zu sein. Albert Heijn sieht, dass Sonderangebote immer beliebter werden. Erik: „Wir behalten die Preise genau im Auge und tun alles, um sie so niedrig wie möglich zu halten. Bezahlbares Einkaufen für alle hat bei uns oberste Priorität.“

Bei Obst und Gemüse ist das Kaufverhalten schwer einzuschätzen. Zum Zeitpunkt dieses Interviews verzeichnet Erik noch keine nennenswerten Veränderungen. „Wir sehen keine große Verschiebung, und ein Premiumsegment wie Honigtomaten wird nach wie vor verkauft. Das Kaufverhalten ändert sich ohnehin ständig. Im Moment ist ein Vergleich auch deshalb schwierig, weil wir im letzten Jahr von Corona betroffen waren.“ Er erwartet, dass die Kunden bei Obst, Gemüse und Kartoffeln mehr auf ihr Portemonnaie achten werden. „Wir müssen uns darauf vorbereiten. Deshalb haben wir mehr als 1.600 Sonderangebote, die immer preisgünstig und von bester Qualität sind. Im Obst- und Gemüse-Bereich sind mehr als 100 Sonderangebote zu günstigen Preisen erhältlich. Außerdem richten wir uns nach der jeweiligen Saison, weil das Produkt dann am schmackhaftesten und günstigsten ist. Wenn ein großes Angebot verfügbar ist, senken wir die Preise oder führen Aktionskampagnen durch“, so Erik.

Erik kann nicht erkennen, dass Werbeaktionen zu Störungen auf dem Markt führen würden. „Es kommt selten vor, dass wir auf dem Markt hinzukaufen. Die Erzeuger und Lieferanten arbeiten auf Programmbasis, und wir nehmen das in vollem Umfang ab. Wenn die Ernte größer ist, versuchen wir, sie mit zusätzlichen Werbeaktionen zu verkaufen. Wenn weniger als erwartet da ist, werden diese Promotionen eingestellt. Bei Äpfeln ist dies einfacher als bei Erdbeeren. Äpfel können nach der Ernte eingelagert werden, aber bei Erdbeeren wissen wir erst ein paar Tage vorher, was kommt. Wenn viel kommt, ziehen wir alle Register und versuchen, sie zu verkaufen.“ Ein wichtiger längerfristiger Trend, den Albert Heijn sieht, ist das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für das Essen auf dem Teller sowie den Beitrag von Lebensmitteln zur Gesundheit. Pflanzliche Ernährung ist bei den Verbrauchern im Kommen. Erik: „Wir glauben, dass der

Vom Krämer zum Lifestyle-Coach

Seit der 21-jährige Albert Heijn 1887 den kleinen Krämerladen seines Vaters übernahm, hat sich viel getan. Im Jahr 1955 entstand in einer Einkaufsstraße der erste Supermarkt mit Frischesortiment. Im April jenes Jahres wurde in Amsterdam-Slotermeer ein Laden mit abgepacktem Obst und Gemüse eröffnet. Im Mai wurde ein Selbstbedienungsladen auf 340 m2 vergrößert, um eine Gemüse- und eine Fleischabteilung einzurichten. 2018 hat Albert Heijn die Formel ‘Echt Vers’ mit 10 bis 15 Prozent mehr Platz für Frischwaren gestartet und die Trockenvernebelung eingeführt.

Bereits 1931 veröffentlichte Albert Heijn ein Nachrichtenblatt als Vorläufer der heutigen AllerHande. 1954 erschien die erste AllerHande im Zeitungsformat und zum 80-jährigen Jubiläum wurde das erste AllerHande-Kochbuch veröffentlicht. 1983 wurde AllerHande zu einer Monatszeitschrift, die die Kunden in den Geschäften kostenlos mitnehmen können. Seit

NutriScore den Kunden helfen kann, innerhalb einer Produktgruppe eine gesündere Wahl zu treffen. Außerdem haben wir unser Beter-Eten-Magazin, mit dem wir unsere Kunden – neben der AllerHande – informieren, inspirieren und motivieren, gesünder und nachhaltiger zu essen und zu leben. Das Sortiment betreffend reagieren wir darauf mit unserem breiten Angebot an Kartoffeln, Gemüse, Obst, Convenience- und veganen Produkten. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ansätzen und neuen Produkten, durch die unseren Kunden die Entscheidung für eine bessere Ernährung erleichtert wird. So haben wir kürzlich mehr als 50 neue Produkte im Convenience-Gemüseregal und 20 neue Frischpackungen eingeführt. Wir haben auch internationale Gerichte

2010 ist Allerhande auch online vertreten, mit Kochinspirationen und vielen nützlichen Extras, wie z. B. Kochkursvideos.

Derzeit sind mehr als 17.000 Allerhande-Rezepte online verfügbar. Zusätzlich zu Allerhande gibt es jetzt auch das Magazin Beter Eten, das den Kunden helfen soll, gesünder und nachhaltiger zu leben. Im Jahr 2021 präsentierte Albert Heijn die FoodFirst Lifestyle Coach App – jetzt My Lifestyle Coach App genannt –, um Kunden dabei zu helfen, sich besser zu ernähren, mehr zu bewegen, sich zu entspannen und besser zu schlafen.

Albert Heijn hat fast 900 Obst-und Gemüse-Produkte im Sortiment, von denen verarbeitete Obst- und Gemüse-Artikel mit über 40 Prozent den größten Anteil ausmachen. Häufig verkaufte Produkte sind Erdbeeren, Avocado, Bananen, Brokkoli, Kirschtomaten, Zucchini, Gurken, Paprika (rot), Lauch und weiße Trauben.

39 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
„Wir sind immer auf der Suche nach einem hervorragendem Geschmack in der Natur“

in das Sortiment aufgenommen, wie etwa das indische Linsencurry mit Gemüse und Hülsenfrüchten als ideale Basis für eine vegetarische Mahlzeit, und es gibt Innovationen bei unseren Wok- und Pfannenmischungen mit frischen Geschmacksnoten wie frischem Ingwer und Jalapeños.“

BIO UND ‚BESSER FÜR...‘

Im vergangenen Jahr war Albert Heijn der erste Supermarkt in den Niederlanden, der ein ‚Omnichannel‘-Abonnement für Kunden einführte: Mijn Albert Heijn Premium. Damit können die Kunden im Laden und bei Online-Bestellungen bei den täglichen Ausgaben sparen und erhalten einen 10-prozentigen Rabatt auf Bio-Produkte. Und das funktioniert: Kunden mit Mijn Albert Heijn Premium geben im Schnitt

25 Prozent mehr für das Bio-Sortiment aus. Die beliebtesten Bio-Produkte bei den Abonnenten sind Gemüse, Kartoffeln, Milchprodukte, gekühlte Säfte und Frühstücksprodukte.

Albert Heijn hat das größte Angebot an Bio-Produkten im Sortiment. Inzwischen sind es 1.500 Bioprodukte, darunter mehr als 100 Bio-Obst und Gemüse, und das Angebot wird weiter ausgebaut. Fast jede Woche gibt es zwei Bio-Sonderangebote im Bonusheft, abhängig davon, was die Natur bietet.

Für alle herkömmlichen Obst und Gemüse hat Albert Heijn langfristige Partnerschaften mit 360 Obst- und Gemüseanbauern, die über 300 Obst- und Gemüseprodukte liefern. Alle Erzeuger haben mittlerweile den nächsten Schritt zu einem nachhalti-

geren Anbau unter dem Motto ‚Besser für Natur & Landwirt‘ getan.

„Die Bio-Förderung und unser eigenes Nachhaltigkeitsprogramm ‚Besser für Natur & Landwirt‘ kommen sich nicht in die Quere“, sagt Erik. „Bio- und Besserfür-Produkte sind beide wichtig und für treue Kunden ein fester Bestandteil unseres Sortiments. Wir haben reguläre Obstund Gemüse in unser ‚Besser für Natur & Landwirt‘ aufgenommen, außerdem bietet Skal weiterhin ein Bio-Sortiment an. Beide Produktgruppen haben ihre eigenen Normen und gehen von unterschiedlichen Grundsätzen aus. Für Obst und Gemüse ist das eine nicht besser für die Umwelt als das andere. Dies zeigt eine unabhängige Untersuchung von Milieu Centraal.“

ACHTSAMKEIT FÜR DEN OBST- UND GEMÜSESEKTOR

Das letzte Glied in der Kette bei Albert Heijn ist die Pflege des Produkts und sein Verkauf. Unsere Läden sind auf Frische und Service ausgerichtet. Frische Lebensmittel, Kochinspiration und Komfort für Kunden werden großgeschrieben. In der Obst- und Gemüse-Abteilung wurden Trockenvernebelungssysteme installiert. Diese sorgen für hohe Luftfeuchtigkeit und Kühlung, was zu weniger Abfall und besserer Qualität der Produkte führt. „Mit der Trockenvernebelung bleiben die Produkte länger frisch und unnötige Lebensmittelabfälle werden reduziert. Wir sehen diesen positiven Effekt bei fast allen Produkten, auch bei verpackten Produkten. Die Verpackung von verpackten Produkten ist häufig perforiert. Dort kommt der Nebel durch. Doch auch ohne Perforation profitieren die verpackten Produkte von

40 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Einzelhandel
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Dirk Duijzer, Vorsitzender der Dutch Food Week, und Marit van Egmond, CEO von Albert Heijn
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der Kühlwirkung“, erklärt Erik. Die Trockenvernebelung ermöglicht es auch, für bestimmte Produkte weniger Kunststoffverpackungen zu verwenden. Übrigens können Kunden unverpackte, lose Produkte nicht mehr in kostenlosen Plastikbeuteln mitnehmen. Albert Heijn hat diese im letzten Jahr abgeschafft. Stattdessen gibt es nachhaltige Tüten für frische Lebensmittel, die die Kunden mehrfach verwenden können, für die sie aber bezahlen müssen. Erik: „Diese Maßnahme wurde sowohl von den Kunden als auch von den Geschäften angenommen und

vollständig übernommen, auf diese Weise wollen wir den losen Verkauf so weit wie möglich fördern. Die Kunden haben darauf sehr positiv reagiert.“

Die Betreuung der Obst- und Gemüseabteilung in den Läden ist der letzte Schritt in der Kette. Die Mitarbeiter der Frischwarenabteilungen werden umfassend geschult, weil sie diesbezüglich eine entscheidende Rolle spielen. In den Albert Heijn-Filialen wurden die Managementrollen aufgeteilt. Es gibt einen Manager für den Filialbetrieb und einen spezialisierten Frischemanager. Dieser ist für die

gesamte Frischeabteilung zuständig, von Obst und Gemüse bis hin zu Brot. „Er oder sie achtet auf die beste Qualität und die ansprechende Präsentation aller frischen Produkte im Laden und wird im Hinblick auf die Sorgfalt und die Leidenschaft für AGF geschult, um ein verlängerter Arm der Erzeuger zu sein. Damit haben wir wirklich einen Schritt nach vorn gemacht“, so Erik abschließend. 

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„Wer das schmackhafteste
Produkt anbietet, wird vom Kunden bevorzugt“

40.000 Salatköpfe pro Tag unter Glas

Bis zu 40.000 Salatköpfe kann das Unternehmen Scherzer Gemüse in seiner Hydroponik-Anlage in Dinkelsbühl täglich ernten. „Aktuell produzieren wir nur Salate, im Sommer hatten wir noch etwas Rucola. Wir vermarkten den Salat das ganze Jahr über und verkaufen ihn überwiegend an den Lebensmitteleinzelhandel, aber auch an einzelne Großmärkte. Der Absatz bewegt sich primär im süddeutschen Raum. Die Salate wachsen im Ballen heran und landen so im Verkauf. So bleibt das Produkt für die Endverbraucher auch deutlich länger frisch. Das ist auch eines der unschlagbarsten Argumente für den Hydroponik-Anbau“, sagt uns Andreas Scherzer vor Ort.

Die neue Anlage wurde erst Ende 2021 in Betrieb genommen und hat eine Produktionsfläche von 5 Hektar. Zu dem breit aufgestellten Kundenstamm von Scherzer Gemüse zählt der Lebensmitteleinzelhandel als Hauptabnehmer. „Wir sind seit einem Jahr mit dem Neubau in der Produktion. Die gesäten Rinnen fahren automatisch in die Keimkammer rein, die unterhalb vom System liegen. Sobald der Samen gekeimt hat, kommt er von der Keimkammer nach oben, um dort weiter zu wachsen.“ Die Nachfrage nach den Salaten schätzt er als gut ein, auch wenn es vereinzelt schwächere Wochen gegeben habe.

„Ich schätze mal, dass das Interesse hieran mit der Zeit steigen wird“, so Scherzer.

Die Ernte findet prinzipiell noch per Hand statt. Allerdings seien im Gewächshaus nicht mehr viele Kräfte vonnöten. „Vor allem im Verpackungsbereich benötigen wir noch viele Arbeitskräfte. Im Gegensatz zum Freilandanbau sind wir nicht von Extremwetter wie Hitze, Kälte und Regen betroffen, was für die Mitarbeiter natürlich auch deutlich angenehmer ist. Der Freilandanbau hat sicherlich noch seine Daseinsberechtigung. Aber künftig werden solche Konzepte sicherlich immer mehr und mehr kommen, gerade wenn

man sich die Themen Wasserversorgung, Düngung, Pflanzenschutzmittel anschaut“, so Scherzer.

AUF DEM NEUESTEN STAND DER GEWÄCHSHAUSTECHNIK

„Die Produktion findet relativ unabhängig vom Außenwetter, aber natürlich wirkt sich das Geschehen draußen trotzdem auf den Anbau aus. Die Temperaturen können im Gewächshaus jedoch reguliert werden. Was die Gewächshaustechnik betrifft, so sind wir auf dem neuesten Stand der Technik.“

Die Anlage wurde Anfang Oktober 2021 in Betrieb genommen, sodass im November desselben Jahres bereits die ersten Salate geerntet werden konnten. „Früher waren wir natürlich im Freilandanbau tätig und haben uns aber dann zunehmend auf den Unterglasanbau fokussiert. 2020 einigten wir uns darauf, mehr in Richtung Hydrosalate zu investieren. Zum einen konnten wir dadurch unser Sortiment erweitern, zum anderen gibt es auch anbautechnisch gesehen große Vorzüge“, meint Scherzer. Bekannt ist der Betrieb auch für seine Gewächshaustomaten.

Die von ihm angesprochenen Vorteile liegen unter anderem darin, dass kontinuierlich Ware zur Verfügung stünde, was

42 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Gewächshausgemüse
Andreas Scherzer von Scherzer Gemüse:

besonders für die Endkunden von Interesse sei, die vor allem regionale Produkte bevorzugen. „Davon abgesehen haben wir durch unser klar reguliertes System auch einen geringeren Wasser- und Nährstoffverbrauch sowie eine höhere Flächeneffizienz. Jede Pflanze hat den idealen Raum, die sie benötigt.“ Ferner habe man im geschützten Anbau auch keine Probleme mit Läusen und weiteren Komplikationen, die man im Freiland vorfindet.

Das zur Bewässerung genutzte Wasser besteht zu 95 Prozent aus dem eigenen Bestand an Regenwasser, das über die Dachflächen aufgenommen, im System kontrolliert und nach bestimmten Werten

angepasst wurde. „Dank unseres großen Regenrückhaltebeckens können wir in regenreichen Monaten ausreichend Wasser sammeln und speichern, um es dann entsprechend in den trockeneren Monaten einzusetzen.“

„Die großen Silos beinhalten Frischwasser. Im Keller ist das Gießwassersystem, das das Wasser bemisst und weiterpumpt“, sagt Scherzer.

Über LED-Lampen werden die Pflanzen mit einem rot-blauen Farbenspektrum bestrahlt. Die Anlage sei dadurch energieeffizient und sorge für eine gleichbleibende Qualität der Pflanzen. „Über Verdunkelungsschirme wird die Anlage nach außen

hin abgedunkelt, weil man das Licht sonst kilometerweit sehen würde.“ Die Temperaturen kann Scherzer per Fernsteuerung kontrollieren.

Im Salatbetrieb werden 45-50 Mitarbeiter beschäftigt, die größtenteils aus Rumänien stammen und über das ganze Jahr im Betrieb tätig sind. „Hier wird die Ware verpackt, etikettiert und in die Lkws geladen. Dank des Wurzelballens bleibt der Salat lange frisch, sodass die Verbraucher insgesamt mehr vom Salat haben.“ Am Standort Dinkelsbühl bezieht das Unternehmen ausschließlich grüne Energie.  info@scherzer-gemuese.de

43 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Neue

Europaweite Drehscheibe für frisches

Obst und Gemüse aus der Pfalz

Im Zuge der Erweiterung hat Pfalzmarkt für Obst und Gemüse eG eine der europaweit modernsten Drehscheiben für frisches Obst und Gemüse errichtet. Seit Februar 2022 läuft in der neuen Vermarktungshalle der Geschäftsbetrieb: Mit einer Gesamtfläche von 30.000 qm, wovon 20.000 qm als Kühlfläche verwendet werden. Etwa 30 Millionen Euro wurden in den Bau investiert, der zum Teil auch durch EU-Mittel gefördert wurde. Judith Beicht führte uns zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Broich durch die neue Drehscheibe für Frischelogistik in Mutterstadt. Von der Anlieferung über die Qualitätsprüfung, Lagerung und Kommissionierung bis hin zur Verladung, findet hier alles unter einem Dach statt.

„Esgibt einen Lager- bzw. Stellplatzplan für die ganze Halle. Die Kollegen wissen stets genau, an welche Position welches Produkt platziert werden muss“, so Beicht.

Der offizielle Startschuss für den Bau war 2020. Das komplexe Bauvorhaben wurde

Ende 2021 plangemäß fertiggestellt. Der Bau der Vermarktungshalle begann ungefähr zur selben Zeit, als 2020 die Pandemie ausbrach. Judith Beicht: „Wir sind im Februar dieses Jahr eingezogen. Parallel zum Bau wurde die gesamte Hallenorganisation umstrukturiert.“ Die vorhande-

nen Strukturen waren zuvor analysiert worden. Hierbei wurden sämtliche Bereiche durchleuchtet, um anschließend ganz gezielt Optimierungsmaßnahmen vornehmen zu können.

Judith Beicht: „Die Anlieferung findet in der Halle über eine dreispurige Einfahrstraße statt, die ähnlich wie auf der Autobahn funktioniert. Die Kollegen wissen vorher bereits, welche Produkte angeliefert werden, laden die Ware entsprechend aus, dann geht es weiter in die Qualitätsprüfung und im Anschluss zur Lagerung und Kommissionierung.“

„Insgesamt haben wir 200 Mitarbeiter bei Pfalzmarkt eG. In der neu hinzu gekommenen Halle arbeiten derzeit etwa 30 Kollegen“, sagt Beicht.

Das Handling erfolgt just in time. Das frische Obst und Gemüse wird innerhalb

44 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Unternehmensnachrichten
Vermarktungshalle von Pfalzmarkt eG hat 30.000 qm und besitzt 57 Laderampen
Katharina Broich and Judith Beicht
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weniger Stunden verladen und macht sich per LKW, über den eigenen Autobahnanschluss auf den Weg zum Kunden. „Vorbestellte Ware kann in unseren Kühllagern auch zwischengelagert werden. Allerdings bleibt die Ware nur in Ausnahmefällen länger bei uns“, erklärt Judith Beicht. In erster Linie werde der Lebensmitteleinzelhandel beliefert, wobei auch der Großhandel für Wochenmarktbeschicker und die Gastronomie zu den Kunden von Pfalzmarkt eG zählen.

Nachdem die Waren den Bereich der Qualitätskontrolle verlassen haben, werden sie

zur Kommissionierung auf ihre Stellplätze in der Halle weiter verteilt. „Hier sieht man die Vakuumkühlung (Bild oben). In einem anderen Hallenbereich steht ein weiterer Kühler dieser Art, in dem insgesamt 13 Paletten unterkommen. Hiermit schaffen wir es, die Produkte innerhalb von 30 bis 40 Minuten um drei Grad Celsius abzukühlen. Generell wird eine nachhaltige und energieeffiziente Ammoniak-Kühltechnik in der Halle eingesetzt. Rund zwei Drittel der Halle werden damit gekühlt.

Insgesamt stehen dem Pfalzmarkt an der neuen Vermarktungshalle 57 Rampen zur

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Verfügung. „Die Ware wird vorne (siehe zweites Bild von oben) angeliefert und durchläuft dann wortwörtlich die Halle, bis sie zu den Ausgangs-Lkws gelangt, die um die Halle an den Laderampen andocken können. Somit wird die Ware absolut frisch, meist innerhalb von 12 Stunden zu den Pfalzmarkt-Partnern im Handel transportiert.“

info@pfalzmarkt.de.

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Was tun, wenn man wegen Corona nicht reisen kann und seine Arbeit nicht ausüben kann? Dann probiert man, die Bananenkette in Indien zu verbessern! Das hat Frits Popma von Popma Fruit Expertise zumindest getan. Er kann auf drei Jahrzehnte Erfahrung mit Bananen zurückblicken und war (oder ist) als Berater an Projekten für mehr als 200 Unternehmen beteiligt. „Selbst wenn es nicht hilft, schaden kann es auch nicht. Wir steckten in der Covid-Periode, ich konnte nicht reisen und die Arbeit kam fast völlig zum Erliegen. Um trotzdem etwas zu tun zu haben, dachte ich: ‚Ich fange damit an und wir werden sehen, was dabei herauskommt‘.“ Obwohl Indien der größte Bananenproduzent der Welt ist – mit einer Produktion von 31,5 Millionen Tonnen im Jahr 2020, was 26,4 Prozent der weltweiten Produktion entspricht – hat das Land keine gut entwickelte Bananenkette und ist hinsichtlich Verbesserungen auch nicht der einfachste Markt, so Frits.

Erberichtet, dass sich einige westliche Unternehmen, wie z. B. multinationale Konzerne, auf dem indischen Markt schon die Zähne ausgebissen haben, weil sie sich zu schnelle Ergebnisse erhofften. „Das ist ein Projekt, was Jahre dauert. Was für westliche Unternehmen ganz normal ist, ist in Indien einfach viel zu kompliziert und funktioniert nicht. Wir schauen, was auf dem indischen Markt benötigt wird, um das Produkt zu verbessern. Das geht nur Schritt für Schritt und unter ständiger Anleitung.“

QUALITÄT AUF INTERNATIONALEM NIVEAU

Dennoch mangelt es nicht an Ehrgeiz. „Das Endziel ist, die Qualität der indischen Bananen innerhalb von zwei Jahren auf ein

internationales Niveau zu bringen, vergleichbar etwa mit Ecuador, so dass auch Exporte möglich sind. Bei Bananenpflanzen, deren Früchte nach neun Monaten geerntet werden können, ist eine schnelle Umstellung möglich.“ Auch in Indien selbst ist die Regierung nun bestrebt, die Bananenkette zu verbessern. „Die Weltbevölkerung wächst, auch in Indien, und jeder muss essen. Wenn man dann davon ausgeht, dass 40 Prozent der angebauten Bananen weggeworfen werden müssen, ist das doch wirklich ein Problem.“ Laut Frits ist das der Grund, warum die indische Regierung in die Bananenkette investieren will.

Diese Förderung und auch westliche Unterstützung bilden den Ausgangspunkt für das Projekt in Indien. Frits erklärt, dass

inzwischen eine indische Firma, Aurick Inititiatives in Chennai, gegründet wurde und eine Partnerschaft mit dem indischen National Research Center for Bananas (NRCB) zur Entwicklung des Ausbildungsprogramms eingegangen wurde. Die niederländische Botschaft bemüht sich, mit Hilfe der Fördermittel Schulungsprogramme einzurichten – ein wesentlicher Aspekt, wie der Berater meint. „Nur mit kontinuierlicher Schulung und Beratung können wir Verbesserungen in der Bananenkette erreichen.“ Außerdem wurden inzwischen indische Investoren gefunden und auch fünf niederländische Unternehmen haben sich der Initiative angeschlossen. Man ist nun bereit, im Jahr 2023 mit dem Anbau zu beginnen und die erste Reifungsanlage in der Nähe von Chennai am 1. Juli 2023 zu eröffnen.

BILDLICHE DARSTELLUNG DER KETTE Einer der ersten Schritte besteht darin, sich ein vollständiges Bild von der Kette zu machen, von den Selbstkosten und den möglichen Problemen, und zwar vom Feld bis zum Supermarkt. Eines dieser Probleme ist beispielsweise, dass etwa 40 Prozent der Bananen nicht auf den Markt kommen, was zum Teil auf logistische

49 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Banane
Frits Popma, Popma Fruit Expertise über die Bananenkette in Indien:
„Nur mit kontinuierlichem Training können wir Verbesserungen erzielen“

Unzulänglichkeiten zurückzuführen ist. „Die Qualität ist so schlecht, dass Bananen morgens um 8 Uhr einen Euro kosten, um 12 Uhr auf 0,60 Euro heruntergesetzt werden und am Ende des Tages für 10 Cent weggehen, weil sie wegen der schlechten Qualität nicht bis zum nächsten Tag gelagert werden können.“ Dennoch hält es der Berater für möglich, mit relativ einfachen Maßnahmen Verbesserungen zu erzielen, so dass die qualitätsbedingten

Preisabschläge nicht schon um 12 Uhr erfolgen müssen. „Man könnte zum Beispiel dafür sorgen, dass der Transport nachts stattfindet, um die Hitze am Tage zu vermeiden, oder man könnte dafür sorgen, dass die Kisten nicht überladen werden, weil so die untersten Früchte aufgrund des Gewichts beschädigt werden. Wenn man damit anfängt, Leute auszubilden und auf diese Aspekte hinzuweisen, verdient man bereits eine Menge Geld.“

Außerdem wird man sich das Erntepotenzial genau ansehen müssen. „Derzeit liegt die Ernte pro Bananenpflanze und Jahr in Indien bei etwa 20 Kilo. Wir wollen mit verbesserten Techniken und Training 50 Kilo erreichen.“ Einer der Faktoren, die hier eine Rolle spielen, ist das Anbausystem. Frits weist darauf hin, dass es in Indien üblich ist, drei Jahre von einer Bananenpflanze zu ernten, gefolgt von einem Ruhejahr. Dann werden für drei darauffolgenden Jahre neue Bananenpflanzen gepflanzt, wobei er sieht, dass die Pflanzen durchaus ein Potenzial von gut 20 Jahren haben. „Dann steigt der Ertrag und der Erzeuger verdient mehr pro Hektar.“

Außerdem wird auf die Verwendung von Kunststoffkisten gesetzt. „Das ist umweltfreundlicher und braucht weniger Energie zum Kühlen, außerdem wird Karton relativ gesehen immer teurer.“ Der Berater zeigt auf, dass ein solches System mit wiederverwendbaren Kisten in Indien möglich ist, da die lokalen Plantagen hauptsächlich den heimischen Markt bedienen und die Kisten innerhalb von zwei Wochen zurückgegeben werden können, was sie um ein Vielfaches billiger macht als Karton. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Reifung, die in Indien noch ein relativ unbekanntes Phänomen ist, wie Frits betont. „In Indien gibt es 15 kommerzielle Bananensorten, aber es fehlt das Wissen, um diese Bananen reifen zu lassen. Dafür werden wir Protokolle schreiben.“

VERDIENSTMODELL

Frits erwartet, dass diese relativ einfachen Maßnahmen unmittelbar zu einer Abnahme der Verluste führen werden. Auf diese Weise wird die Finanzlage verbessert, was Spielraum für weitere Investitionen zur Verbesserung der Bananenkette schafft. „Das Verdienstmodell besteht darin, dass der Verlust, der heute bei 40 bis 50 Prozent liegt und an dem Erzeuger und Händler nur wenig verdienen, auf weniger als fünf Prozent sinkt. Dann lässt sich viel mehr verkaufen, das Produkt wird viel besser und ist für das gehobene Segment geeignet.“ Der Berater geht davon aus, dass ein Teil des Binnenmarktes bereit ist, bei guter Qualität hohe Preise zu zahlen. Mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen steht also ein riesiger potenzieller Markt offen, wie er feststellt. „Dabei liegt der Fokus zunächst auf dem heimischen Markt und angesichts der demografischen Entwicklung Indiens auf jungen Menschen und dem schnell wachsenden E-Commerce-Kanal“, so Frits abschließend. 

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Indische Bananenkette hat noch Verbesserungspotenzial
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Margriet und Annelies Looije, Looye Kwekers:

mehr Wettbewerb bei

Die Schwestern Annelies und Margriet Looije haben einen Altersunterschied von zwei Jahren. Nachdem sie sich zunächst anderweitig umgesehen haben, sind sie Ende 2020 gemeinsam in einer Führungsposition des Familienunternehmens Looye Kwekers angelangt. Der Ausbruch des Tomatenvirus, der Glasschaden in einem der Gewächshäuser in Burgerveen, die aktuelle Energiekrise und die Inflation waren von Anfang an Herausforderungen. Nun ist es Zeit für ein Doppelinterview. „Wir konkurrieren mit unseren HonigTomaten lieber gegen eine andere Marke als gegen den Preisblock im Tomatenregal!“

War Ihr Einstieg bei Looye Kwekers ein klar definierter Plan?

Annelies: Ganz sicher nicht, denn unsere Eltern haben uns eigentlich immer ermutigt, einen Blick über das Unternehmen

hinaus zu werfen und vor allem eine Arbeit zu verrichten, die uns Spaß macht und die uns Energie gibt. Bei Nature‘s Pride habe ich im Laufe der Jahre viel gelernt, vom

Obstbaum bis zum Regal, aber ich ging auch nicht davon aus, dass ich mein ganzes Leben lang Mangos einkaufen würde. Aber es gab überhaupt keinen vorgefertigten Plan für einen Einstieg in das Familienunternehmen.

Margriet: Bei dir war die Überzeugung immer ein bisschen stärker als bei mir. Als Plan B hatte ich immer im Hinterkopf, bei Lely zu bleiben. Ich hatte dort eine tolle geschäftliche Aufgabe in einer großen Organisation, kam aber auch noch zu den Produzenten auf die Höfe. Vor allem zu Beginn der Corona-Zeit habe ich gemerkt, dass ich mich mehr für Gemüseerzeuger als für Landwirte engagiere. Mein Herz schlug schneller für Tomaten in warmen Gewächshäusern als für Kühe in kalten Ställen. Das war für mich der aus-

52 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Vision
„Wir begrüßen
den Tomatenmarken“

Annelies Looije

35 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter (3), wohnhaft in Maasdijk. Studium der Volks- und Betriebswirtschaft an der Universität Rotterdam. Danach arbeitete sie ein Jahr lang bei Bakker Barendrecht als Praktikantin und anschließend für fünfeinhalb Jahre bei Florpartners als Beraterin. Sie wollte „näher am Feuer sein“ und wechselte zu Nature‘s Pride, wo sie vier Jahre lang als Einkäuferin arbeitete. Seit Dezember 2020 ist sie Betriebsleiterin von Looye Kwekers.

schlaggebende Punkt, eine Rückkehr zum Gewächshausanbau in Betracht zu ziehen. Gerard Verkerke, der damalige Geschäftsführer von Looye Kwekers, fragte dann um Pfingsten 2020 meinen Vater, ob nicht eines seiner Mädchen eine Führungsposition übernehmen will. Das brachte den Stein ins Rollen.

Annelies: Wir sind vier Mädchen zu Hause. Unsere Schwester Jacqueline arbeitet für unser Unternehmen in Spanien, unsere Schwester Corien macht etwas ganz anderes und arbeitet als Diplomatin im Außenministerium. Für sie kam eine Rückkehr nach Westland seinerzeit nicht in Frage. Wir hielten die Weiterführung des Familienunternehmens für eine gute Idee und beschlossen, gemeinsam einzusteigen. Auf Vorstandsebene gab es mehrere offene Stellen. Obwohl ich bei Nature‘s Pride vor allem kaufmännisch tätig war, hat mich auch das operative Geschäft immer gereizt. Ich fing also als Betriebsleiterin an, einen Monat nach deinem Einstieg als kaufmännische Leiterin.

Wie war die innerbetriebliche Reaktion auf Ihre Ankunft?

Margriet: Sehr positiv, die Leute waren froh über den neuen Schwung und auch darüber, dass das Unternehmen fortgeführt wird.

Annelies: Unsere Ankunft schuf auch sofort Klarheit. Unser Vater Jos hatte schon seit einiger Zeit versucht, etwas mehr Abstand zum Unternehmen zu gewinnen. In der Zwischenzeit hatte es mehrere externe Geschäftsleitungen gegeben, und

mit unserer Ankunft herrschte sofort viel mehr Deutlichkeit.

Kann sich Jos gut von der Arbeit lösen?

Margriet: Er hat sich völlig aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Gemeinsam mit dem Finanzvorstand Marcel van Rosmalen und dem für R&D zuständigen Robbert de Jong, der seit 26 Jahren für uns tätig ist, leiten wir das Unternehmen. Gleichzeitig ist mein Vater immer noch voll aktiv, allerdings hauptsächlich in projektbezogenen Angelegenheiten. Er kümmert sich nach wie vor um den gesamten Anbau und ist drei oder vier von vierzehn Tagen in Spanien. Er hat viel Spaß daran und verfügt über ein großes anbautechnisches Wissen. Ich rufe ihn auch regelmäßig an und frage ihn um Rat. Aber er schaltet sich nur auf Anfrage in die Geschäftstätigkeit ein. Annelies: Es ist wirklich toll, dass er uns freie Hand bei unseren Entscheidungen lässt. Zweifellos ist er nicht immer einverstanden, aber das sagt er nicht. Als Beispiel sei erwähnt, dass mein Vater immer ein entschiedener Gegner von Kameras an den Gewächshäusern war. Als ich anfing, kam es mehrfach vor, dass unsere Gewächshäuser von Eindringlingen heimgesucht wurden, und nach ein paar Malen hatte ich genug. Ich habe mich mehrmals selbst gefragt, ob es das Richtige ist, aber mein Vater hat uns erneut völlig freie Hand gelassen. Wir sind hier verantwortlich, und wenn wir meinen, dass es das Beste ist, dann tun wir es einfach.

Margriet Looije

33 Jahre alt, verheiratet „mit Ruben von der Bäckerei van den Berg“, hat eine neunjährige Tochter und einen zweijährigen Sohn. Ebenfalls wohnhaft in Maasdijk. Verließ die Sekundarschule ohne Abschluss. Nach verschiedenen Jobs arbeitete sie bei Quality Queen im Einkauf. Nach viereinhalb Jahren begann sie ein Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre in Kombination mit verschiedenen Positionen bei Looye, wo sie u.a. den Bau des Gewächshauses in Burgerveen ausschrieb. Danach arbeitete sie bei Lely in einer kaufmännischen Funktion und war in den letzten Jahren für alle Third party businesses verantwortlich. Seit November 2020 ist sie Vertriebsleiterin von Looye Kwekers.

53 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Was haben Sie bei Ihrem Eintritt in die Geschäftsleitung als erstes geändert?

Margriet: Ich habe mir sofort vorgenommen, dem Premium-Segment eine größere Bedeutung beizumessen. Man muss schließlich aufpassen, dass die am lautest schreienden Kunden nicht automatisch die meiste Ware bekommen. Wir sind vor dem Wintereinbruch eingestiegen und haben im Winter normalerweise zu wenig Tomaten, aber es kam trotzdem manchmal vor, dass dadurch mehr Kilos der Eigenmarke weggingen. Wir haben traditionell viele Gemüsehändler unter unseren Kunden. Für sie macht es einen großen Unterschied, ob sie zwei oder vier Kartons Honey- oder Joyn-Tomaten bekommen. Da habe ich mich sofort für eingesetzt. Wir setzen alle unsere Marketinganstrengungen auf unsere Premium-Tomaten, die im Mittelpunkt unseres Handelns und unserer Existenz stehen.

Annelies: In Bezug auf den Anbau haben wir uns intensiv mit dem Virus beschäftigt und auch die Organisationsstruktur genau unter die Lupe genommen. Jetzt wird viel mehr auf der Ebene der Standorte verwirklicht. Und manchmal müssen wir auch die Zügel anziehen. Ich erinnere mich noch gut an den ersten Königstag, als der Handel fragte, ob Großkunden auch an diesem Feiertag laden könnten. In der Vergangenheit war das nämlich nicht der Fall. Aber bei Nature‘s Pride wurde wie gewohnt gearbeitet, nur mussten die Leute dafür sorgen, dass die Kunden morgens zum Laden kamen. Die Kunden haben Verständnis für den Feiertag, aber nicht dafür, dass man einen ganzen Tag lang nicht geöffnet hat.

Knirscht es manchmal zwischen Ihnen?

Annelies: Das kommt vor, hält aber nie lange an, und oft ist es eine Folge davon, dass wir nicht genug geredet haben. Das führt

dann eher zu Missverständnissen als zu strukturellen Meinungsunterschieden. Wir haben sehr gut gelernt, wo unsere Stärken und Schwächen liegen, vor allem in diesem schwierigen letzten halben Jahr. Margriet: Wenn es knirscht, dann höchstens ein- oder zweimal im Jahr. Und in dieser Hinsicht sind wir auch wie Jungs, das dauert dann nie länger als einen Tag. Wir nehmen es nie mit nach Hause.

Wie wirkt sich die aktuelle Energiekrise auf Looye Kwekers aus und wie haben Sie sich darauf eingestellt?

Annelies: Die trifft uns hart. Wir haben natürlich viel darüber diskutiert, aber aufhören im Winter kommt für uns einfach nicht in Frage. Wir haben eine Markenstrategie. Margriet hat mich etwa fünfzig Mal nach Marken gefragt, die es von November bis März nicht gibt. Vielleicht kennen Ihre Leser die Antwort, aber wir können sie nicht benennen. Weiterma-

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chen war für uns die einzige Option. Und LED-Beleuchtung ist jetzt die einzige verbliebene Möglichkeit, um dies einigermaßen erschwinglich zu machen.

Margriet: Also gingen wir an einem Freitagnachmittag Mitte Februar gemeinsam los, um LED-Lampen für unsere Standorte Burgerveen 2 und Naaldwijk zu kaufen. Zwei Wochen später dann – wieder an einem Freitagnachmittag – rief mich Annelies an, um mir zu sagen, dass der Benzinpreis gerade in die Höhe schießt. Daraufhin sagte ich: Warum kaufst Du sie nicht auch für Burgerveen 1?

Annelies: Worauf ich am Montagmorgen beim Lieferanten angerufen habe, um weitere 5.000 Lampen zu den gleichen Bedingungen und zum gleichen Preis in Woche 41 zu bestellen. Das sei möglich, aber er müsse es innerhalb von zwei Tagen wissen. Solche Investitionen müssen bei uns immer durch den Aufsichtsrat gehen, daher dauert es einige Zeit. Aber wir haben die Genehmigung schnell bekommen und so in einem Zug von 100% SON-T auf Hybridbeleuchtung umgestellt. Im Nachhinein sind wir darüber natürlich sehr froh. Außerdem haben wir unser Verdunkelungsanlage am Standort Naaldwijk erneuert. Sie hing dort schon seit fünfzehn Jahren, aber bei den aktuellen Gaspreisen wurde eine Renovierung gleich viel interessanter. Burgerveen 2 ist ein halbgeschlossenes Gewächshaus, von denen es in den Niederlanden nicht viele gibt. Wir haben dort seit eineinhalb Jahren eine zweite Leinwand, die ursprünglich als Sommerleinwand gedacht war. Aber sie funktioniert auch gut als zweiter Energieschirm und war somit das fehlende

Puzzlestück für dieses Gewächshaus, das jetzt viel besser läuft und eine viel bessere Energiebilanz als ein Standardgewächshaus hat.

Margriet: Gleichzeitig ist es immer noch eine sehr schwierige Zeit. Wir haben über die Kostenseite gesprochen, aber auch der Umsatz steht aufgrund der Inflation und des Verbrauchervertrauens unter Druck.

Im Hinblick auf das letzte Vor-Coronajahr

2019 stehen wir immer noch ganz passabel da. Die Branche – und insbesondere die Einzelhandelslieferanten – hatten zwei üppige Corona-Jahre, von denen auch wir profitiert haben, das müssen wir ehrlich sagen. Doch nun ist es an der Zeit, die Weichen neu zu stellen. Wir werden an unserer Markenstrategie festhalten, an die wir fest glauben. Und wir haben ein gutes Vertriebs- und Marketingteam, das glücklicherweise auch in der Lage ist, an den richtigen Stellschrauben in unseren Vertriebskanälen zu drehen. Wir werden daher auch in diesem Jahr weiter in die Vermarktung investieren.

Es ist und bleibt eine tolle Geschichte, wie Ihr Vater in einem Londoner Supermarkt eine Piccolo-Tomate probierte und daraufhin begann, mit der Sorte zu arbeiten...

Margriet: Das stimmt, aber gleichzeitig sagen wir immer, dass er in jenem Frühjahr ohne Weiteres eine weniger schmackhafte Piccolo aus der ersten oder zweiten Rispe hätte probieren können, und kein Hahn hätte je wieder danach gekräht.

Von wo kommt die größte Konkurrenz für Honigtomaten?

Margriet: Um festzustellen, welche Konkurrenten man hat, schaut man sich an, mit wem man vergleichbar ist. Das ist bei Honigtomaten als einziger Marke im Regal nicht so einfach. Jetzt kommt die Konkurrenz aus dem hiesigen Delikatessen-Regal. Annelies: Gleichzeitig ist das aber auch unser Problem. Wir haben keine Marke, mit der wir konkurrieren können. In diesem Sinne ist es eher ein Preisblock, mit dem wir konkurrieren. Und der Kampf gegen einen Preisblock ist wirklich schwieriger als der Kampf gegen andere Marken.

Margriet: Deshalb würden wir mehr Wettbewerb beim Geschmack begrüßen. Je schmackhafter Tomaten sind, desto mehr Tomaten essen die Leute. Betrachtet man beispielsweise das Dessertregal, so ist es viel einfacher, ein neues Produkt einzuführen. Wenn man nichts Vergleichbares hat, ist es viel schwieriger. Zum Glück werden die (Strauch)Tomaten immer schmackhafter, und das ist auch gut so. Letztendlich hat niemand etwas davon, wenn Tomaten nicht genießbar sind. Und wenn die Qualitätsstandards steigen, profitiert davon immer auch der Konsum. Wir machen uns keine Sorgen, dass die Honigtomaten überflügelt werden. Wir haben gute Kontakte zu den Veredlern und kennen daher die Entwicklungen bei den Sorten sehr gut. Aber bisher ist uns die verbesserte Version der Honigtomate noch nicht begegnet.

Annelies: Letztlich ist die Honigtomate auch mehr als eine Sorte. Mit unserer Anbaumethode wird aus der Piccolo eine Honigtomate. Auch unabhängige Geschmackstests zeigen dies.

57 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Gibt es preisliche Unterschiede bei Ihren Premium-Tomaten?

Margriet: Bei den Honigtomaten haben wir das ganze Jahr über einen festen Preis. Bei Joyn-Tomaten haben wir einen Sommer- und einen Winterpreis. Bei den Private Label-Linien gibt es saisonale Preise, aber diese ganze im O&G-Handel sehr verbreitete Dynamik von ‚25 Cent hoch oder 25 Cent runter‘ machen wir nicht mit.

Sehen Sie Unterschiede beim Verbrauch in den Niederlanden, Belgien oder Deutschland?

Margriet: In erster Linie stellen wir fest, dass die Belgier gutes Essen wirklich zu schätzen wissen und durchaus bereit sind, dafür etwas mehr zu bezahlen. Deutschland ist größer und hat viele regionale Unterschiede. In den Niederlanden haben wir dank besserer Scanning-Informationen bessere Steuerungsinformationen als in Deutschland, was vielleicht der größte Unterschied ist. Coca-Cola hingegen tut dies jeden Tag. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Tomatenverbrauch – mit Ausnahme der Coronajahre 2020 und 2021 – sehr stabil ist. Der Obst- und Gemüsekonsum ist eigentlich in allen Ländern zu niedrig. Daher müssen wir genau analysieren, wie wir diesen Kuchen vergrößern können. In den Niederlanden konzentriert sich der Gemüseverzehr immer noch sehr stark auf das Abendessen, was die Deutschen nachweislich besser machen. In den Niederlanden ist das Fingerfood-Buffet der größte Konkurrent für die Honigtomaten, aber in Deutschland kennt man dieses Prinzip noch nicht so gut, dort wird ja mehr gebruncht.

Wissen Sie, wie bekannt die Honigtomaten bei den Verbrauchern sind?

Margriet: Wir ermitteln dies zweimal im Jahr, verfolgen aber auch ganz gezielt die Ergebnisse von Kampagnen. Wir schalten zum Beispiel gerade Radiowerbung für QMusic und ermitteln anschließend genau, wie die Bekanntheit des Namens zugenommen hat, sowohl die geförderte als auch die spontane. Derzeit liegt die geförderte Namensbekanntheit von Honigtomaten in den Niederlanden, Belgien und Deutschland zwischen 30 und 35 Prozent.

Kennen Sie eine weitere dezidierte Marke als Beispiel?

Margriet: Ich habe nicht nur ein Beispiel, ich kenne viele Markenfacetten, die ich für außerordentlich geeignet halte. Ein Beispiel dafür ist die Bewegung, mit der John Deere die Menschen dazu bringt, sich die Marke auf den Rücken tätowieren zu lassen. Was The Flower Farm mit ihrer Margarine macht, indem sie die von kaum

jemandem als Problem wahrgenommene Abholzung aufgreift, dazu eine Alternative entwickelt und um sie herum eine starke Marke aufbaut, finde ich ebenfalls sehr raffiniert. Ich denke auch, dass Naïf Babypflege ein gutes Beispiel für eine innovative Marke in einem gut etablierten Markt ist. Heineken wiederum schätze ich sehr für die Art und Weise, wie sie an der Schnittstelle zwischen Übermut und Gründlichkeit auftreten. Bei Nespresso finde ich die superschicke Aufmachung bewundernswert. Es gibt also viele Facetten von Marken, die ich bewundere, aber es gibt eigentlich noch keine Gesamtmarke, die all das in sich trägt. Das anzustreben ist vielleicht ein schönes Ziel.

Haben Sie noch weitere Marken auf Lager?

Margriet: Wir sind nicht untätig. Aber es geht hier um viel. Wir haben keine Angst, Fehler zu machen, wollen aber eine eventuelle neue Marke richtig und gründlich vermarkten. Wir haben die Moyo-Tomate auf dem Markt platziert. Daraus haben wir enorm viel gelernt, aber am Ende hatte die Moyo nicht die von unserem Unternehmen angestrebte Qualität.

Ist die Expansion außerhalb des Tomatensegments eine Option?

Annelies: Vorerst nicht. Wir haben das Wissen über den Anbau von Tomaten. Unser Großvater begann 1946 mit dieser Kultur und wir haben diese Leidenschaft mit dem Anbau schmackhafter Tomaten jahrelang unverändert beibehalten. Der Geschmack zieht sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen. Dazu braucht es mehr als nur besondere Tomatensorten und spezielle technische Innovationen. Unsere Gewächshäuser und Anbauer konzentrieren sich dabei voll und ganz auf Tomaten, und das wird auch in den kommenden Jahren der Schwerpunkt bleiben.

Der Einzelhandel ist eine relativ junge Sparte für Looye. Wie hat Ihnen die Erweiterung des Absatzes gefallen?

Margriet: Wir hatten schon immer Einzelhandelskunden unter Private Label, aber für Honigtomaten und Joyn-Tomaten ist der Einzelhandel tatsächlich neu. Dabei sind Nielsen-Daten, Umlaufzahlen, Verkostungen, Promotion-Analysen alles Dinge, die für uns wirklich neu waren. Tatsache ist, dass wir im Winter weniger Tomaten zur Verfügung haben und wir unsere Markentomaten ohnehin das ganze Jahr über anbieten wollen, um unsere Marke weiter ausbauen können. Wir schauen daher sehr gezielt, wo diese Tomaten hinpassen und wo sie nicht hinpassen. Unsere Honigtomaten und Joyn-Tomaten können wir nie so stark ausbauen wie unsere Private

Label, aber wir brauchen diese Private Label-Linien, um unsere Premium-Linien zu verkaufen. Unser Schwerpunkt bei Honigtomaten und Joyn-Tomaten liegt in den Niederlanden, Belgien und Deutschland. Wir tun dies ganz bewusst, um unser Marketingbudget gezielter einsetzen zu können, aber wir wissen, dass unsere Tomaten auch in Japan, Dubai oder Skandinavien zu finden sein werden. Bei Private Label ist Mercadona in Spanien unser am weitesten entfernter Kunde.

Kann man diese Tomaten denn nicht in Spanien selbst beschaffen?

Annelies: Wenn man sich die Qualität der Strauch-Kirschtomaten anschaut, die wir aus den niederländischen Gewächshäusern liefern, dann kann dieses Qualitätsniveau im südeuropäischen Anbau eigentlich nicht erreicht werden. Zumindest nicht für die Piccolo. Nicht umsonst werden nur 20 bis 25 Prozent der von uns geernteten Mengen an Piccolo als Honigtomaten verkauft, die anderen 75 bis 80 Prozent schaffen es aus Geschmacks- oder Qualitätsgründen nicht. Wir stehen für ein gewisses Maß an Qualität. Honigtomaten müssen tagesfrisch sein. Was wir heute ernten, wird am Abend verpackt und geht am nächsten Tag zum Kunden. Das können wir mit spanischer oder marokkanischer Ware niemals schaffen und somit unsere Qualitätsversprechen nicht erfüllen. Als Looye Kwekers bauen wir im Ausland keine eigenen Sorten an, allerdings haben wir in Portugal einen Vertragsanbau bei Wim Zuidgeest von Frestia.

Welche Verbindung besteht zwischen Ihnen und dem spanischen Unternehmen Looije Aguilas?

Margriet: Die Aktivitäten des Unternehmens in Spanien sind von den Aktivitäten hier gänzlich getrennt, nur die Anteilseigner sind ähnlich. Ansonsten handelt es sich um ein eigenständiges Unternehmen mit eigenem Management, eigenen Kunden und Lieferanten.

Annelies: Da unsere Schwester Jacqueline Direktorin des spanischen Unternehmens ist, sieht man, dass wir uns jetzt annähern. Ich rufe Jacq regelmäßig bei Anbaufragen an, Margriet tut das ebenfalls mit dem kaufmännischen Verantwortlichen in Spanien.

Margriet: Wir haben ein paar gemeinsame Kunden, zum Beispiel den spanischen Supermarkt Mercadona. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie die spanische Sprache gut beherrschen. Manchmal fehlt uns hier Ware, dann kaufen wir dort ein. In diesem Sinne bewegen wir uns also tatsächlich aufeinander zu.

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Looye hat bereits Fusionsgespräche mit RedStar geführt. Ist die Suche nach Partnerschaften mit Erzeugerkollegen immer noch ein Thema?

Margriet: Diese Gespräche fanden vor unserer Zeit statt und sind jetzt kein Thema mehr. Aber wir haben Unternehmergeist und verfolgen aufmerksam, was geschieht. Akquisitionen schließen wir dabei keineswegs aus, jedenfalls nicht, wenn wir selbst als Übernahmepartei auftreten. Wir wollen nicht übernommen werden.

Annelies: Wir sind auch nicht in einem Erzeugerverband, und das nicht grundlos, denn es macht uns flexibel und wir können problemlos unsere eigenen Entscheidungen treffen. Aber im Hintergrund arbeiten wir intensiv zusammen. So haben wir zum Beispiel eine eigene Arbeitsvermittlung mit einer Reihe von Erzeugern, arbeiten gemeinsam in einem Softwareunternehmen und haben vor kurzem mit zwei anderen Erzeugern in Burgerveen eine Gasabgabestation (GOS) in Betrieb genommen.

Ist eine Ausweitung auf das Bio-Segment für Sie eine Option?

Margriet: Anbautechnisch weiß ich nicht, ob es für die Piccolo möglich ist,

aber absatztechnisch haben wir da keine Ambitionen. Man sieht, dass der BioAnteil etwas wächst, aber ich bin auch sehr gespannt, wie sich dieser Marktanteil in naher Zukunft entwickeln wird. Mein Vater nannte es immer den Unterschied zwischen Bürgern und Verbrauchern. Die Leute sprechen sich immer für biologisch,

nachhaltig und CO2-neutral aus, bis sie es im Portemonnaie spüren.

Annelies: Anbautechnisch habe ich auch so meine Zweifel, ob das bei uns funktioniert. In den Niederlanden gilt die Vorschrift, dass Bio-Tomaten direkt im Boden angebaut werden müssen. Das geht auf Kosten der Produktion. Bio ist nicht zwangsläufig

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immer nachhaltig. Ich denke, dass unser Gewinn eher darin liegt, den Anbau und unseren Energieverbrauch nachhaltiger zu gestalten, und nicht im biologischen Anbau.

Margriet: Die Nachhaltigkeit steht hier wirklich an erster Stelle. Wir wollen der Natur zurückgeben, was wir von ihr bekommen. Als Branche haben wir –wenngleich mit etwas äußerem Druck im vergangenen Jahr – große Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit gemacht, und auch wir als Unternehmen sind auf einem guten Weg dorthin.

Sie sind gleich vom ToBRFV-Ausbruch betroffen gewesen. Wie blicken Sie hierauf zurück?

Margriet: Ich werde nie das traurige Gefühl vergessen, als wir in jenen dunklen Tagen das Gewächshaus mit den Lichtern betraten und die halbleeren Flächen mit ein paar Pflanzen hier und einer ganzen Reihe dort sahen. Man kam eigentlich immer mit Bauchschmerzen aus dem Gewächshaus.

Annelies: Als wir anfingen, war uns klar, dass wir unter dem Virusdruck litten, aber wir waren schon seit Jahren nicht mehr jede Woche im Gewächshaus, so dass wir die Auswirkungen nicht richtig einschätzen konnten. Wir haben das früh genug gemerkt, ich erinnere mich noch gut an

die erste Virusberatung. Aber wir hatten die Sache bald im Griff. Wir haben viel über Hygiene gesprochen und wie wir die Fruchtfolge angehen können. Das Virus ist schrecklich, aber jetzt blicke ich auch mit einem gewissen Stolz darauf zurück, wie wir unser Hygieneniveau verbessert haben.

Margriet: In dieser Hinsicht war das eine harte Zeit für uns. Es war wirklich heftig. Erst das Virus, dann die hohen Gaspreise und dann gingen auch noch 200 Fensterscheiben zu Bruch. Ein langjähriger Mitarbeiter sagte zu mir: „Jetzt bist du im Nu ein richtiger Gärtner....“. Natürlich wird es immer Höhen und Tiefen geben, aber wir haben jetzt schon einiges hinter uns. Ich finde die Rolle des niederländischen Gartenbaus auf dem europäischen Markt herausfordernd. Wir haben hier etwa 70 Festangestellte und je nach Saison zwischen 400 und 500 Zeitarbeiter. Werden Energie und Arbeit nicht viel zu teuer, um hier Tomaten anzubauen? Das macht mir große Sorgen.

Bekommen Sie die freien Stellen besetzt?

Annelies: Wir haben bisher alle Stellen besetzen können. Manchmal dauert es länger als sonst, aber wir haben jede freie Stelle innerhalb weniger Monate besetzt. Wir beobachten allerdings, dass

die eigentlichen Stellen in der Produktion im Gewächshaus und in der Verpackung immer schwieriger zu besetzen sind, vor allem im Sommer. Eine schöne Entwicklung ist allerdings, dass die Menschen sehr motiviert sind, bei uns zu arbeiten. Wir haben Bewerber, die schon jahrelang in großen Unternehmen gearbeitet haben, aber gerne zu uns kommen möchten, weil sie wieder in einem Familienunternehmen mit einem gesunden Produkt und einer soliden Marke arbeiten möchten. So gesehen liegen wir vollkommen richtig.

Abschließend eine Frage, die ich laut meiner Kollegin nicht stellen sollte: Wie vereinbaren Sie Ihre Arbeit hier mit der Familie?

Margriet: Das beantworte ich gerne, aber dann müssen Sie auch sagen, wie Sie das miteinander verbinden, denn es ist natürlich Unsinn, dass nur wir gefragt werden und nicht die Männer.

Annelies: Wir arbeiten beide fünf Tage und mehr. Wir sind in einer Männerwelt aufgewachsen, was ich nicht schlimm finde. Erst diese Woche war ich als einzige Frau bei der Mitgliederversammlung der Wasseraufbereitungsgenossenschaft Westland. Da braucht man wirklich einen Partner, der einen unterstützt und Verständnis hat, wenn man zum Beispiel auf dem Rückweg von Burgerveen wieder mal im Stau steht oder weil sich eine Sitzung wieder hinzieht und man spät nach Hause kommt.

Margriet: Das funktioniert nicht, wenn der Partner damit nicht klar kommt. Und man muss es vernünftig organisieren. Alles, was man nicht selbst tun muss, sollte man auch nicht selbst tun. Wir haben eine gemeinsame Kinderbetreuung, die in der einen Woche bei uns und in der anderen bei Annelies Kind und Haus hütet. Wir haben ja jeder ein eigenes Haus.... Es ist auch nicht so, dass wir immer die ersten sind, die reinkommen und die letzten, die gehen. Aber wir versuchen immer, um 8 Uhr im Büro zu sein. Es kommt häufig vor, dass wir uns abends noch E-Mails schicken. Das gehört dazu, und ich finde es nicht schlimm. Ich wollte immer für ein Unternehmen arbeiten, das für sich herausragt. Das war Lely, und das ist es, was ich hier auch wieder anstrebe. Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber arbeiten würde!

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Knüpfen Sie Kontakte zu zuverlässigen Lieferanten von Qualitätsprodukten aus Jordanien und dem Libanon

Sind Sie daran interessiert, neue Märkte zu entdecken? Das Zentrum für die Förderung von Importen aus Entwicklungsländern (CBI) kann Sie mit zuverlässigen, zertifizierten Lieferanten bekannt machen, die bereit sind, mit einem europäischen Partner ins Geschäft zu kommen. Das CBI arbeitet derzeit mit sorgfältig

ausgewählten Unternehmen in Jordanien und Libanon zusammen. Alle Unternehmen haben ein individuelles Coaching durch einen CBI-Experten für den jeweiligen Sektor erhalten. Die Lieferanten bieten ein vielfältiges Angebot an frischem Obst und Gemüse sowie an verarbeiteten Früchten.

Qualitätsprodukte aus Jordanien

Jordanien ist in einer hervorragenden Position, um frisches Obst und Gemüse zu liefern. Das liegt an der verlängerten Produktionssaison im Jordantal und an der Nähe zu Europa.

Derzeit unterstützt das CBI 23 jordanische Unternehmen beim Export ihrer Produkte in die Europäische Union, auf regionale und internationale Märkte. Die meisten dieser Unternehmen produzieren oder handeln mit einer Vielzahl von hochwertigem Obst und Gemüse. Dazu gehören Tomaten, Gurken, Paprikaschoten, Pfirsiche, Wassermelonen, Melonen, Pflaumen und Erdbeeren. Gleichzeitig ist Jordanien für seine hochwertige Dattelsorte Medjool bekannt.

CBI arbeitet mit dem jordanischen Verband der Exporteure und Erzeuger von Obst und Gemüse (JEPA) zusammen. Diese Partnerschaft hat zu verbesserten Dienstleistungen für den Sektor geführt. Beispiele hierfür sind Exportförderungsaktivitäten wie die Teilnahme an Messen und

Handelsmissionen. JEPA ist der führende Branchenverband und eine echte Stütze für den gesamten jordanischen Obstund Gemüsesektor. Gemeinsam mit der JEPA arbeitet das CBI mit dem jordanischen Dattelverband (JODA) zusammen, um jordanischen Klein- und Mittelbetrieben, die MedjoolDatteln anbieten, dabei zu helfen, neue Märkte zu erschließen und neue Käufer zu treffen. Während der Fruit Logistica 2023 wird das CBI den JEPA-Pavillon zum vierten Mal unterstützen. Die Unternehmen am JEPA-Stand in Halle B - B31 sind Teil eines CBI-Projekts und wurden in den letzten vier Jahren gut geschult. Sie sind nun exportfähig und GLOBALG.A.Pzertifiziert.

Im März werden CBI und JEPA auch auf der International Food & Drinks Exhibition in London mit einer Auswahl von Produzenten aus Jordanien ausstellen.

Möchten Sie mehr erfahren? Kontaktieren Sie Melanie van der Baaren-Haga, mhaga@cbi.eu.

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Libanon: Eine ernsthafte Option für Obst und Gemüse

Trotz der Herausforderungen, mit denen der Libanon derzeit konfrontiert ist, entwickelt sich das Land rasch zu einer ernsthaften Option für die Lieferung von Tafeltrauben und Avocados auf den europäischen Markt. Der Libanon bietet zudem verschiedene Gemüsesorten und Kartoffeln an, die für Europa von Interesse sein könnten.

Im Libanon nimmt die Produktion von Tafeltrauben und Avocados jedes Jahr zu. Darüber hinaus zeichnet sich ein Übergang zu Sorten ab, die auf den europäischen Markt zugeschnitten sind. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit können Produkte aus dem Libanon eine Alternative zu den Quellen in Südamerika sein, da die Nachfrage nach Produkten, die näher an Europa produziert werden, steigt.

Außerdem können die Produkte mit neuen Verpackungs- und Kühllagereinrichtungen professionell verpackt und gekühlt werden.

Die Entwicklung der Produzenten/Exporteure wird von verschiedenen Organisationen wie RMF, Berrytech, USAID, der niederländischen Botschaft und CBI unterstützt.

Das CBI unterstützt 21 Erzeuger über ein Business Export Coaching Project. Speziell auf Europa ausgerichtet, haben etwa 10 Unternehmen Schulungen, Coaching und Beratung zu den Anforderungen europäischer Käufer erhalten. Zu den Schulungsthemen gehörten Qualitätsstandards, Lebensmittelsicherheit, Hygiene, Einhaltung sozialer Standards und wie man in Europa Geschäfte macht. Kürzlich wurden erfolgreich Tafeltrauben nach Nordeuropa exportiert, und im Februar 2023 werden die ersten Bestände an Avocados in Spanien und Frankreich eintreffen. Treffen Sie die CBI-unterstützten Unternehmen aus dem Libanon auf der Fruit Logistica in Halle BB35.

Über CBI

Das Zentrum zur Förderung von Importen aus Entwicklungsländern (CBI) unterstützt den Übergang zu integrativen und nachhaltigen Volkswirtschaften. Das CBI geht immer von der Perspektive der lokalen KMU aus und stärkt deren wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit durch den Export von Produkten auf europäische und regionale Märkte. CBI kann auf 50 Jahre Erfahrung zurückblicken und hat mit über 10.000 Klein- und Mittelbetrieben aus 70 Ländern zusammengearbeitet, um nachhaltige Handelsbeziehungen mit europäischen Abnehmern aufzubauen.

CBI bereitet sorgfältig ausgewählte Unternehmen mit den Fähigkeiten und Kenntnissen vor, die sie für den Eintritt in den europäischen Markt benötigen.

Sind Sie daran interessiert, mit den von der CBI ausgewählten Lieferanten Geschäfte zu machen? Weitere Informationen über die teilnehmenden Unternehmen finden Sie auf unserer Website: https://www.cbi.eu/events.

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Sie mehr erfahren? Kontaktieren Sie Dirk-Jan Zegelaar, dzegelaar@cbi.eu.
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Großes lokales Netzwerk in Marokko zahlt

sich jetzt für die Tomatenerzeuger aus

Wer Marokko bisher noch nicht als großes Gartenbauland wahrgenommen hat, wird dies seit dem Anstieg der Energiepreise ab Herbst 2021 anders sehen. Der Anbau im begünstigten nordafrikanischen Klima wird immer interessanter, wenn in den Niederlanden und Belgien das Heizen und Beleuchten von Gewächshäusern im Winter fast unerschwinglich wird. Bei Agro Care, dem größten niederländischen Tomatenerzeuger, kennt man sich mit dem Anbau in beiden Ländern aus. Die Erzeuger sind seit nunmehr 25 Jahren in den Niederlanden und seit 10 Jahren in Marokko aktiv.

Agro Care baut seit 2013 in Marokko

Santa- und Kirschtomaten an. Damals starteten die Erzeuger im Rahmen eines Joint Venture mit Van Oers und sind seit 2020 zu 100 Prozent Eigentümer eines lokalen Anbauunternehmens. Jahrelang war Ad van Kester für den Anbau in Marokko zuständig, aber seit dem 1. Januar 2022 ist Stijn Weijns dort Geschäftsführer. „In den Anfangsjahren war der Anbau in Marokko noch nicht unsere oberste Priorität. Da wir dort bereits angefangen haben, können wir uns jetzt auf die ständig steigenden Kosten für Energie, aber auch für Arbeit einstellen.“ Die Tomatenerzeuger bauen in der marokkanischen Gartenbauregion Agadir Kirschtomaten an. „Das ist eine arbeitsintensive Kultur“,

betont Stijn. „Die Arbeitskosten pro Quadratmeter liegen in Marokko bei 30 Prozent der niederländischen Selbstkosten für den Snacktomatenanbau. Das macht den Anbau in den Niederlanden weniger rentabel, insbesondere bei den derzeitigen hohen Kosten. Mit unserer Entscheidung für Marokko haben wir das bereits berücksichtigt.“

PLATZ AUF DEM MAROKKANISCHEN MARKT

Der Anbau in Marokko hat für Agro Care an Bedeutung gewonnen, insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen. Dies zeigt sich auch in der Zunahme der Anbaufläche. Als Geschäftsführer ist Stijn in dieser Wintersaison für 50 Hektar verant-

wortlich. 18 Hektar davon bewirtschaftet er vollständig selbst, beim Rest handelt es sich um Anbauflächen, die in Zusammenarbeit mit lokalen Erzeugern bewirtschaftet werden. Stijn spricht von ‚Outgrowern‘. „Im Jahr 2021 kamen 11 Hektar hinzu, in diesem Jahr kommen wir mit unserer eigenen Anbaufläche und der Anbaufläche der Outgrower auf eine Gesamtfläche von 50 Hektar. In der kommenden Saison wollen wir auf 100 Hektar wachsen, sowohl durch Erweiterung des eigenen Anbaus als auch durch Vergrößerung der Anbauflächen der Outgrower. Unser Ziel ist es, auf 200 Hektar zu wachsen.“

Für Agro Care ist dies die zweite Wintersaison, in der auch in den Gewächshäusern der angeschlossenen lokalen Erzeuger produziert wird. Übrigens nicht ganz zufällig auch im zweiten Winter mit sehr hohen Energiepreisen in den Niederlanden, wo Agro Care ebenso wie in Frankreich und Tunesien Gewächshäuser betreibt. Der Erzeuger, der dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, verfügt über insgesamt 261 Hektar. Bis 2030 hat sich das Unternehmen als Zielmarke das Ziel von 1.000 Hektar gesetzt. Durch den Schritt nach Marokko vor fast zehn Jahren konnte Agro Care im Laufe der Jahre ein „großes Netzwerk“ aufbauen, wie Stijn

66 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Gewächshausgemüse

Demonstrationszentrum soll Gartenbau in Marokko voranbringen

Für das Institut Agronomique et Vétérinaire Hassan II (IAV), eine Universität in Agadir, wird in diesem Jahr ein Glasgewächshaus gebaut. Mehrere niederländische Gartenbaufirmen sind am Bau des Mustergewächshauses beteiligt. Das Projekt besteht aus verschiedenen Gewächshäusern unterschiedlicher Größe, die zusammen fast einen Hektar groß sind. Eine Besonderheit ist, dass es sich um Glas-

betont. „Mit unserer eigenen Niederlassung und einem hervorragenden Team vor Ort haben wir uns mit dem Markt gut vertraut gemacht.“

STRAUCHTOMATEN

Angesichts der Situation in den Niederlanden haben sich in letzter Zeit vermehrt Erzeuger und Handelsunternehmen in Marokko umgesehen, um herauszufinden, ob sie auch von dort Tomaten beziehen können. Ob wirklich mehr Flugtickets nach Marokko verkauft wurden, wissen wir nicht, aber die Berichte über das zunehmende Interesse und die Besuche in dem nordafrikanischen Land sind nicht zu übersehen. Obwohl zahlreiche Unternehmen bereits mit marokkanischen Erzeugern in Kontakt stehen und die Marokkaner nicht in der Lage sind, schnell zusätzliche Gewächshäuser aus dem Boden zu stampfen, scheinen dennoch etliche Erzeuger bereit zu sein, ihre Dienste anzubieten. So haben sich in diesem Herbst bei GroentenNieuws sechs Tomatenerzeuger mit einer Anbaufläche von über 36 Hektar um niederländische Kunden beworben. Stijn weiß, dass es in Marokko noch „so einige“ Erzeuger gibt, die keinen eigenen Marktzugang haben. „Es handelt sich dabei oft um etwas kleinere Produzenten, die auf wöchentlicher Basis an Verpackungsbetriebe verkaufen. Aber es gibt auch Landwirte, die ohne Sicherheiten über ihren Absatz aussäen.“

Agro Care selbst arbeitet mit Vertragsanbauern zusammen. „Ein guter Erzeuger hat seinen Absatz im Voraus geplant, denn er will keine großen Risiken eingehen.“

Die Erzeuger, mit denen Agro Care zusammenarbeitet, bauen ausschließlich Cocktailtomaten der Sorten Angelle und Sweetelle an. „Manchmal bauen sie daneben auch noch Weichobst oder Prinzessbohnen an, um Risiken zu streuen.“ Die schwierige Anbausituation mit hohen Energieprei-

gewächshäuser handelt. Viele Gewächshäuser in Marokko sind noch aus Plastik. In dem fast ein Hektar großen Gewächshaus liegt der Schwerpunkt auf dem Wasserverbrauch (der gesenkt werden muss) und dem Ertrag pro Quadratmeter (der sich erhöhen muss). Nach der Fertigstellung des Gewächshauses sollen dort Vorführungen, sowie Forschung und Bildung stattfinden.

sen auf dem nordwesteuropäischen Markt trifft den Anbau von groben Strauchtomaten besonders hart. Ein wichtiger Teil des belichteten Anbaus war hierauf ausgerichtet. Auf die Frage, ob der Anbau in Marokko den Verlust dieser Strauchtomaten ausgleichen kann, antwortet Stijn mit einer klaren Aussage. „Nein, hier werden kaum Strauchtomaten angebaut. Darüber hinaus stellt der Export nach Europa aufgrund der Transportentfernungen auch qualitativ eine Herausforderung dar. Wenn überhaupt Strauchtomaten in die Niederlande exportiert werden, dann sind es Kirsch- und Cocktailstrauchtomaten. Der Export wird dadurch erschwert, dass die Qualität der grünen Teile während des Transports über weite Strecken gewährleistet sein muss. „Fleischtomaten werden hier ebenso wie lose runde Tomaten angebaut, zum Teil für den lokalen Markt, zum Teil aber auch für den Export.“

GLASGEWÄCHSHÄUSER

In Tunesien, wo Agro Care über eine noch größere Anbaufläche als in Marokko verfügt, baut Agro Care auch Strauchtomaten an. „Anders als in Marokko bauen wir in Tunesien tatsächlich in Glasgewächshäusern an. Wir beheizen diese Gewächshäuser sogar. In Marokko bauen wir in Plastikgewächshäusern an, ohne zusätzliche Energie für Wärme zu benötigen.“ Agro Care plant, mehr Strauchtomaten in Tune-

sien anzubauen und den Anbau von Snacktomaten, die derzeit noch aus Tunesien kommen, nach Marokko zu verlegen. „Wir werden diese Umstellung in den nächsten Jahren vornehmen.“

Im vergangenen Jahr baute ein niederländisches Konsortium in der marokkanischen Region Agadir ein Glasgewächshaus für das Institut Agronomique et Vétérinaire Hassan II (IAV), eine Universität mit Sitz in Agadir. Damit wollen mehrere Ingenieurbüros zeigen, was mit einem Glasgewächshaus auch in Marokko möglich ist. Stijn ist mit dem Projekt vertraut, bei dem es sich eigentlich um ein Mustergewächshaus handelt. „Wenn die Energieversorgung in Marokko erst einmal geregelt ist, dann denken wir, dass Glasgewächshäuser wirklich eine Zukunft haben, jedoch nicht ohne eine gute Energieversorgung.“

Die Spekulationen über eine bessere Gasversorgung in Marokko sind Stijn bereits bekannt. „In der weiteren Zukunft sehen wir durchaus eine Perspektive für Glasgewächshäuser in Marokko.“

WASSER

Ein weiteres wichtiges Thema im Mustergewächshaus und im marokkanischen Gewächshausanbau insgesamt ist das Wasser. Das Mustergewächshaus soll zeigen, dass es möglich ist, Tomaten mit viel weniger Wasser anzubauen. Stijn verweist auf ein groß angelegtes staatliches Förderprogramm, den ‚Plan für ein grünes Marokko‘. Damit setzt sich die Regierung unter anderem für die Realisierung eines großen Wasserverteilernetzes ein.

„Auch unsere Gewächshäuser sind daran angeschlossen. Das Wasser kommt aus einem Stausee in den Bergen.“ Es wird auch auf Wasserentsalzung gesetzt, um die Erzeuger mit Wasser zu versorgen. „Auch für dieses Projekt haben wir uns im Vorfeld beworben. Das war neben einer Anzahlung eine Bedingung für den Anschluss.“

67 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Stijn Weijns

„Trotz aller Bemühungen der Regierung bleibt das Wasser ein Problem“, sagt Stijn. „Das ist eine große Sorge für uns. Eine Wiederaufbereitung des Wassers findet noch nicht oder nur in sehr geringem Umfang statt. Um das voranzubringen, wollen wir in den Anbau in Rinnen statt im Boden investieren, um Abwasser zu sammeln, zu desinfizieren und wiederzuverwenden. Zunächst will Agro Care seinen eigenen Anbaubetrieb ausbauen, wobei auch geplant ist, dasselbe in den Gewächshäusern der Outgrower zu realisieren. „Mit diesen Erzeugern haben wir langfristige Vereinbarungen. Wir übernehmen für sie die Kostenfinanzierung, wie etwa für Saatgut, stellen aber auch Bedingungen. Wir wollen zum Beispiel, dass sie in Kokosfasern in Growbags anbauen.“

Dennoch ist der Wasser- und Düngemittelverbrauch in Agadir immer noch höher als in den Niederlanden. Hinsichtlich des Energieverbrauchs ist der Anbau in Marokko ‚besser‘, jedenfalls wenn man ihn rein faktisch mit einem niederländischen

Gewächshaus vergleicht. Agro Care, das zur Vermarktung unter anderem mit der Genossenschaft Harvest House verbunden ist, arbeitet mit den Genossenschaftsmitgliedern an der Berechnung des HortiFootPrint.

Ganzjährig

Wir telefonierten mit Stijn, als er gerade wieder in den Niederlanden in seinem Büro in Rilland war und die Saison in Marokko schon begonnen hatte. Die ‚klassische‘ marokkanische Saison dauert von August bis April des Folgejahres. „In der nächsten Saison wollen wir schauen, ob wir in Marokko auch ganzjährig anbauen können. Dies ist möglich, wenn der Anbau in Küstennähe erfolgt. Wenn die Gewächshäuser näher an der Küste oder auch etwas weiter im Landesinneren liegen, lassen sich die Anpflanzungsdaten besser streuen. An der Küste kann man früher pflanzen und früher ernten.“ Nach der Ernte wird das Produkt gewaschen und sortiert, bevor es von Marokko in die Niederlande und nach Polen zu

den Verpackungsanlagen von Greenpack transportiert wird. AgroCare ist Anteilseigner von Greenpack. „Hier verpacken wir die Tomaten in Kleinpackungen für den Absatz durch Harvest House.“ Aufgrund der besonderen Marktsituation fällt Stijn auf, dass die Nachfrage nach Tomaten aus Marokko steigt und das Angebot zunimmt. „Unsere eigene Produktion reicht nicht aus, um alle unsere laufenden Programme zu erfüllen. Deshalb kaufen wir direkt in Marokko hinzu. Wir tun das, solange das bei lohnenden Preisen möglich ist.“ Stijn sagt, dass das im November noch vorhandene große Tomatenangebot immer eine „schwierige Zeit“ ist und weist darauf hin, dass es auch Zeiten gibt, in denen der Preis der auf dem freien Markt erhältlichen Tomaten höher ist als der Preis in den Programmen. „In der Zeit kaufen wir nicht hinzu.“ 

68 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Gewächshausgemüse
Agro Care hat ein vollständiges lokales Management. Auf dem Bild sind Ad van Kester (COO Agro Care), Philip van Antwerpen und Stijn Weijns mit dem lokalen Management zu sehen Die Packstation hat eine Kapazität von 10 Tonnen pro Stunde. Das geerntete Produkt wird innerhalb von 24 Stunden kontrolliert, gewaschen und gekühlt, um kam dann innerhalb von 3 Tagen per Kühltransport bei Greenpack in Maasdijk an.
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Explodierende Energiepreise – wie lange halten Erzeuger und Handel noch durch?

Bei klimatisierten Kulturen wie Gewächshausgemüse, Pilzen und Chicoree wird es immer schwieriger, kostendeckend zu arbeiten, auch aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise. Dies gilt auch für die anstehenden Entscheidungen, die über die Lagerzeit für Kernobst und Wintergemüse getroffen werden müssen. Soll so viel wie möglich sofort verkauft werden und bleiben die Kühlhäuser leer?

Für die Verbraucher gibt es eine Energieobergrenze. Eine Verordnung für energieintensive Unternehmen ist in Vorbereitung. Der Tageshandel kann darauf eigentlich nicht warten... wie lange werden die Erzeuger und der Handel durchhalten?

PREISOBERGRENZE

Die Energiekostenbeitragsregelung wird voraussichtlich nicht vor dem 1. April in Kraft treten, jedoch rückwirkend zum 1. November. Früher sei dies nicht machbar, so die Regierung. Es wird geschätzt, dass mehrere zehntausend Unternehmen unter die Regelung fallen, die mit einem Teilausgleich rechnen können. Diese Regelung wird nach einer noch festzulegenden Formel berechnet. Es handelt sich um einen Prozentsatz der gestiegenen Energiepreise, multipliziert mit einem Höchstwert

für den Energieverbrauch, der für jedes Unternehmen festgelegt wird. Darüber hinaus gilt wieder der höhere Marktpreis.

KÜHLHÄUSER

Der Fachverband des niederländischen Kühl- und Gefrierhäuserverbandes warnte die Regierung bereits im vergangenen Sommer vor dem schädlichen Charakter der Entwicklungen auf dem Energiemarkt. Laut Davey Gerlings, Direktor von Nekovri, belaufen sich die weltweiten Zahlen zum Anteil der Energie an den Selbstkosten der Kühl- und Gefrierhäuser „bei Tiefkühlkost im Schnitt auf etwa 30 Prozent der Selbstkosten. Bei gekühlten Lebensmitteln sind es 15 bis 20 Prozent.“ Solche Zahlen werden nun um ein Vielfaches höher liegen, zumindest bei Unternehmen mit variablen Energieverträgen. Nach Angaben von Johan de Groene von Groene AGRI sind

die Energiekosten für sein Unternehmen mehr als fünfmal so hoch. „Früher haben wir etwa 75.000 Euro monatlich gezahlt und liegen jetzt bei über 400.000 Euro“, sagte er Anfang Oktober gegenüber dem Sender Omroep Flevoland. Aard Robaard von Koelhuis Dronten kann in diesem Jahr allerdings noch von festen Preisen für die Kühlung berichten.

Der höhere Tarif der Kühlhäuser, möglicherweise mit variabler Lagerung, könnte die Erzeuger nach anderen Lagermöglichkeiten für ihre Produkte suchen lassen, z. B. in ihrer eigenen Halle, oder sie verkaufen ihre Produkte direkt. Im Übrigen können auch die Betreiber von Kühlhäusern entscheiden, ihren Lagerraum anderweitig zu nutzen. Simon de Vries von Nagele beispielsweise hat letztes Jahr das Handtuch geworfen. Seiner Erfahrung nach ist es inzwischen besser, Miete zu kassieren, als sich mit der Lagerung von Möhren zu befassen. „Das ist einfacher und birgt viel weniger Risiken.“

AUFBEWAHRUNG UND LAGERUNG

Die Lagerung der Erzeugnisse erfolgt in Hallen (Karotten, Kartoffeln, Knollensellerie) oder in klimatisierten Kühlhäusern (Kernobst, Spitzkohl, Weißkohl, aber auch

70 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Energie
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Knollensellerie usw.). Zu den Lagerkosten gehören neben der Miete oder den eigenen Investitionskosten für eine Lagerhalle oder Kühlzelle auch die verwendete Kühlanlage und die Kühlmittel, Ernteverluste durch Austrocknung, zusätzliche Arbeit oder Transport und der Energieverbrauch während der Lagerzeit. Gemäß niederländischen statistischen Zentralamt haben sich die Preise für Gas und Strom im September 2022 gegenüber dem Vorjahr um 229 Prozent bzw. 188 Prozent erhöht. Der Gesamtenergieverbrauch für die Kühlung einer Tonne Produkt hängt von einer Reihe von Variablen ab, wobei die Kühlung und die Luftzirkulation insgesamt die wichtigsten Faktoren für den Energieverbrauch sind. Bei Obst und anderen Produkten spielt das Kühlen dabei eine wichtige Rolle. Im ersten Monat, wenn das Produkt auf Lagertemperatur abgekühlt wird, liegt der Energiebedarf etwa um den Faktor 2 höher als während der Lagerphase. Andere Lagerprodukte wie Möhren, Kartoffeln und Kohl werden hauptsächlich im Herbst geerntet, was dann aufgrund der niedrigeren Einlagerungstemperatur einen gerin-

geren Faktor im Gesamtbild ergibt. Während der Lagerungszeit selbst sind die Ventilatoren die größten Energieverbraucher. Je weniger man sie einsetzt, desto mehr lässt sich die Energierechnung senken. Ventilatoren sorgen für die Luftzirkulation im Kühlhaus, um die Homogenität des Raumklimas und insbesondere der Produkttemperatur zu gewährleisten. Es hat sich gezeigt, dass das Abschalten der Ventilatoren bei Erreichen des angestrebten Ziels der beste Weg ist, um Energie zu sparen. „Man spart dann nicht nur am Ventilator, sondern muss auch die erzeugte Wärme (Motor- und Bewegungswärme) nicht mehr herunterkühlen. In der Summe lassen sich so Einsparungen von bis zu 27 Prozent erzielen“, sagt Frank van de Geijn, Senior Consultant Postharvest Technology an der Wageningen University & Research. „Verschiedene Praxisbeispiele bei Obst- und Blumenzwiebeln zeigen bei den Unternehmen sehr große Unterschiede beim Energieverbrauch pro Tonne gekühltem Produkt. Ein Lagerhaus verbraucht zwei- bis dreimal so viel Energie wie ein anderes für dieselbe Tonne gela-

Das Wetter entscheidet über das Portemonnaie

Soll eine Kultur angebaut werden oder nicht? Stehen oder hängen lassen, lagern oder verkaufen? Das sind die Fragen einer jeden Saison, wobei der Faktor Energie immer mehr an Bedeutung gewinnt. Selbst wenn höhere Preise gezahlt werden, kann niemand abschätzen, ob der Markt die steigenden Energiekosten kompensieren wird. Die Kosten dafür sind in der Regel bereits vorfinanziert. Die gestiegenen Energiepreise sind eine Tatsache, aber letzten Endes ist das Wetter für die Kosten ausschlaggebend. „Das Wetter entscheidet über das Portemonnaie“, auch wenn es um den klimatisierten Anbau und die Lagerung geht. Die Energiekosten ergeben sich

letztlich aus dem Unterschied zwischen der Außentemperatur und der gewünschten Temperatur im Anbau oder im Kühlhaus. Bei Lagerkühlung verdoppelt sich bei einem Unterschied von fünf Grad der Energieverbrauch pro Tonne und Tag (siehe Tabelle unten). Die endgültigen Kosten hängen wiederum vom Energiepreis ab, erklärt der Energieexperte Laurens Vandelannoote vom Belgischen Innovationsförderungszentrum. „In einem milden Winter steigt die Kühllast. Ist es ein strenger Winter, dann ist die Kühllast geringer, aber das Risiko, dass der Energiepreis einen Spitzenwert erreicht, ist wieder hoch.“ Wenn es darum geht, Energiekosten abzuschätzen

gerter Früchte.“ Frank betont, wie wichtig es ist, die Temperatur in der Zelle an mehreren Stellen aufzuzeichnen, um sie dann zu steuern bzw. dafür einen Rechner einzusetzen.

Bei bestimmten Produkten lassen sich die Strompreise auch vorkalkulieren. Wenn der Preis niedriger ist, wird etwas tiefer gekühlt und man kann Energie im Produkt puffern. Aber man muss dann sicherstellen, dass diese Temperaturschwankungen die Qualität des Produkts nicht beeinträchtigen, wobei es natürlich auf das Produkt ankommt. Und genau das ist oftmals das Problem. Die meisten Lagerunternehmen bleiben lieber bei einem bestimmten Lagerregime, mit dem sie Erfahrung haben und an das sie glauben. Jeder Unternehmer bzw. Verwahrer ist aus seiner Sicht davon überzeugt, dass er gute und vielleicht sogar optimale Arbeit leistet. Es ist eine sehr schwierige Entscheidung, die Routinen zu ändern, d. h. die Ventilatoren häufiger abzuschalten. Wenn er sich nämlich entscheidet, energieeffizienter zu kühlen und die Qualität des Produkts dann trotzdem nicht den Erwartungen entspricht, führt das sehr schnell zu unangenehmen Diskussionen. Dennoch stellt Frank fest, dass die Lagerunternehmen aufgrund der gestiegenen Energiepreise vermehrt zu ‚Experimenten‘ neigen.

MÖHREN LAGERN

Möhren lassen sich 6 bis 8 Monate lang sehr gut lagern. Im Vergleich zu anderen Produkten ist die Lagertemperatur von Möhren recht niedrig: Sie liegt nahe dem Gefrierpunkt. Es ist wichtig, dass die Temperatur so gleichmäßig wie möglich ist. Ein Temperaturunterschied von mehr als 1° Celsius kann dazu führen, dass die eine Kiste Möhren gefriert und die andere verrottet. Karotten neigen auch stark zum

und weiterzugeben, dann gilt: Es kann frieren oder tauen, aber Genaues ergibt sich aus den Messungen..

Source: Innovatiesteunpunt

Referenzverbrauch Lagerung von Obst und Gemüse

Abkühlen: 1.5 kWh/Tonne/Tag Lagern: 0.5 kWh/Tonne/Tag

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Temperatur kWh/Tonne/Tag 0 ºC 0,2 5 ºC 0,4 10 ºC 0,6
ºC 0,8
ºC 1,0
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Austrocknen, da sie keine Wachshülle oder andere Schutzschicht haben, die sie vor dem Austrocknen schützt.

KARTOFFELN LAGERN

Kartoffeln werden in der Regel in Kisten oder lose in Hallen gelagert. Die Lagertemperatur von Kartoffeln liegt je nach Sorte zwischen 4 und 7 Grad. Die Belüftung erfolgt in der Regel nachts mit Außenluft und manchmal mit Kühlanlagen. Dank verbesserter Techniken können Kartoffeln nach sechsmonatiger Lagerung in ausgezeichnetem Zustand sein. Geeignete Sorten können daher in gut ausgestatteten Hallen bis Juli des Folgejahres gelagert werden.

BIRNEN LAGERN

Birnen können bei Temperaturen zwischen -1° und 0° Celsius unter CA-Lagerung bis zu 12 Monate gelagert werden. Um den Feuchtigkeitsverlust zu mini-

Energy farmers?

Yet, in the Netherlands, the energy transition and high prices - which will probably stay - also offer opportunities for growers with access to a lot of space. To avoid farming backward, some business owners are considering becoming energy farmers, in other words, producing their own energy via solar panels or wind turbines.

But, when it comes to permits, there are still plenty of hurdles to building solar farms and wind turbines. Plus, the power grid is already overloaded. Many sustainably-built distribution centers

mieren, werden Birnen vorzugsweise bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von 90 bis 95 Prozent gelagert.

ÄPFEL LAGERN

Äpfel können je nach Sorte bei CA-Lagerung und Temperaturen zwischen 0° und 5° Celsius bis zu 12 Monate gelagert werden. Um den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren, wird empfohlen, Äpfel bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von 90 bis 95 Prozent zu lagern. Die Lagerung von Äpfeln erfordert mehr Erfahrung als die von Birnen. Die optimalen Lagerbedingungen hängen von der Sorte, dem Erntezeitpunkt, der Region, der Lage der Plantage usw. ab.

ZWIEBELN LAGERN

Die meisten Zwiebeln in den Niederlanden werden mit Außenluft gekühlt. Zwiebeln, die für Spätvermarktung länger gelagert werden müssen, werden häufig in Lagerräumen aufbewahrt, die mit einem mecha-

nischen Kühlsystem ausgestattet sind. Bei langer Lagerung wird geraten, die Produkttemperatur bei Außenluftkühlung nicht unter 6° Celsius sinken zu lassen. Wenn die Zwiebeln für die späte Auslieferung (April/Mai) gelagert werden sollen, ist eine konstante Lagertemperatur von bis zu 3° Celsius sinnvoll. In mechanischen Kühlzellen kann die Lagertemperatur bei 1° Celsius gehalten werden. 

and warehouses already have solar panels. Some can deliver to the grid, but the grid is presently congested, and third parties cannot use that electricity. According to Wageningen University & Research (WUR), hydrogen generation can offer a solution. Energy generation can be more decentralized, dramatically altering the current energy grid. „Hydrogen is becoming an increasingly viable solution and will certainly break through. There will be no more cords and far less energy lost to the many transformation steps. Future house-

holds will no longer have meter boxes, as we know them today, or depend on a grid operator’s performance. They will, instead, use fuel cells to generate electricity. Each household will purchase its own hydrogen for this fuel cell. Then, why not from farmers?“ reads WUR’s report, ‘De Energieboer’.

74 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Energie
Bild: www.holland-onions.org

FREILANDANBAU

ENERGIEEINSATZ IM ANBAU

Beim Freilandanbau spielt Energie bisher nur eine untergeordnete Rolle im Gesamtbild. Nach Angaben von Agrimatie wurden die durchschnittlichen Kosten pro Betrieb für das Jahr 2021 auf etwa 460.000 Euro geschätzt. Im Vergleich zu 2020 stiegen die Kosten um 8 Prozent, wobei die wichtigsten Kostenpositionen bezahlte Arbeit, materieller Vermögenswert und zugeordnete Kosten sind. Die Energiekosten machen im Durchschnitt nur drei Prozent der Gesamtkosten aus, stiegen aber 2021 um etwa 25 Prozent . Im Jahr 2022 erhöhte sich dieser Anteil deutlich.

OBSTANBAU

Agrimatie veranschlagte für das Erntejahr 2021 einen starken Kostenanstieg von 15.000 € im Vergleich zu 2020. Zusätzlich zum starken Anstieg der Energieund Düngemittelpreise nahmen auch die Arbeitskosten zu. Der Energieanteil steigt von 2 auf 2,4 Prozent für einen durchschnittlichen Obstanbaubetrieb.

GEWÄCHSHAUSGEMÜSE

2021 sind die Gesamtkosten pro Gewächshausgemüsebetrieb im Vergleich zu 2020 erwartungsgemäß um durchschnittlich 24 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg geht hauptsächlich auf höhere Energie- und Arbeitskosten zurück. Die Nettoenergiekosten eines durchschnittlichen Gewächshausgemüsebetriebs stiegen um etwa 19 Prozent, pro m2 um etwa 11 % Prozent. Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten eines durchschnittlichen Betriebes wird für das Jahr 2021 auf rund 26 Prozent geschätzt.

Angesichts des großen Einflusses der Energiepreise auf den Anbau haben viele Betriebe einen Teil ihres Energiebedarfs preislich und/oder mengenmäßig abgesichert. Durch diese Kombination wird

ein Teil der Energiekosten und manchmal auch der Energieerträge in den Büchern als fester Betrag ausgewiesen, so dass sich ein Preisanstieg nicht auswirkt und Preissteigerungen und -senkungen abgefedert werden. Darüber hinaus spielen auch die Betriebsform, das Vorhandensein von Energieschirmen und die Anbaumethode (Beleuchtung oder nicht) eine Rolle. Manchmal haben Unternehmen auch noch andere Quellen zur Deckung ihres Heizwärmebedarfes, wie etwa Geothermie (Erdwärme). Der Mix der Energieversorgung in einem Gewächshausbetrieb ist daher für einen Durchschnittsbetrieb schwer zu erfassen, ganz zu schweigen davon, wie ein Betrieb auf solche Preissteigerungen reagiert.

Quelle: Agrimatie

CHICORÉE

Chicorée ist ein zweijähriges Produkt. Im ersten Jahr werden die Wurzeln ausgegraben, sortiert und eingefroren. Im zweiten Jahr wächst der Chicoreekopf in klimatisierten Zellen (treibend oder ziehend) an der Wurzel. Der Stromverbrauch im Chicorée-Anbau liegt bei 200 bis 300 kWh/ Jahr pro Tonne Chicoréewurzeln und variiert je nach Effizienz des Kühlsystems sowie abhängig davon, wie lange im Jahr die Chicoréewurzeln gelagert werden. Die Kühlung macht in einem Chicoréeunternehmen etwa 50 Prozent des Stromverbrauchs aus, der Anteil des Treibens liegt bei 22 Prozent.

CHAMPIGNONS

Der Champignon-Anbau ist sehr energieintensiv, weil das Klima während des gesamten Wachstumsprozesses kontrolliert wird. Seit Jahren macht die Branche auf den steigenden Selbstkostenpreis für Champignons aufmerksam, der inzwi-

schen bei etwa 2 Euro pro Kilo liegen soll. Dieser Preis wird durch die Preisgestaltung nur unzureichend kompensiert, weil der Einzelhandel keine schnellen Preiserhöhungen durchführen will bzw. kann. Der Preis im niederländischen Einzelhandel liegt bei durchschnittlich 1,60 bis 1,80 Euro pro 400 Gramm. Viele Betriebe bauen für den Export an. Der Vorsitzende der LTO-Berufsgruppe Pilze, Tom van Wijk, ist der Meinung, dass viele Champignonproduzenten auf dem Exportmarkt nicht konkurrenzfähig sind.

ENERGIEBEDARF

Der Energieverbrauch der Pilzbranche wurde eingehend untersucht, um die Branche energieeffizienter und nachhaltiger zu machen. Eine Studie der LTOBerufsgruppe Pilze in Zusammenarbeit mit der Regierung zielte darauf ab, jährlich 2,5 Prozent energieeffizienter zu arbeiten und nachhaltiger zu werden. Mit dem von der Wageningen University & Research entwickelten Berechnungsmodell „Energiebilanz Champignonproduktionszelle“ kann der Energieverbrauch pro Anbauphase und pro Kultur berechnet werden – und damit der Energieverbrauch pro Jahr. Im Zyklus des Myzelwachstums im Kompost bis zur Knospenbildung ist die Temperatur in einer Kulturzelle höher als in der Entlüftungsphase, in welcher ein Herbstklima erzeugt wird. Die tatsächliche Außentemperatur hat darauf ebenso Einfluss wie die CO2-Produktion. Nach der Ernte werden die Champignons so schnell wie möglich heruntergekühlt, um sie haltbar zu machen, was ebenfalls Energie erfordert. Abschließend werden der Zuchtraum und der verbliebene Kompost vollständig dampferhitzt, um alle Krankheiten und Schädlinge abzutöten. 

75 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
www.smitsuien.nl
FÜR SIE
WIR SCHNEIDEN
76 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 ### Groothandel
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„Ich will es schnell hinter mir lassen, aber eine Narbe wird wohl für immer bleiben“
Ben de Groot von De Groot Fresh Group

Nehmen wir an, Sie wären Obstimporteur und finden 400 Kilo Kokain in einer Partie Bananen. Eine äußerst unangenehme Überraschung, aber Sie tun, was getan werden muss: Sie rufen die Polizei. Die holt das Rauschgift ab und leitet eine Untersuchung ein. Sie denken: „Ein Glück, das bin ich los. Damit ist die Angelegenheit für mich erledigt.“ Bis Sie eine Woche später eine SMS mit Drohungen an das Unternehmen, die Familie und die Mitarbeiter erhalten, wenn Sie für die „verloren gegangene“ Drogenmenge keine finanzielle Entschädigung leisten.

Dies widerfuhr dem Obsthandel De Groot Fresh Group im Mai 2019 und war der Beginn einer mehr als zwei Jahre dauernden Terrorkampagne, bei der anscheinend Gesetze, Anstand und Menschenleben keine Rolle mehr spielten. Aber wie durch ein Wunder gab es bei den Schüssen und dem Anzünden von Häusern von (ehemaligen) Mitarbeitern des Unternehmens keine Todesopfer. Anfang 2020 fand man sogar eine scharfe Handgranate in einem Wohnkomplex. Was wäre passiert, wenn jemand sie aufgehoben hätte, zum Beispiel ein Kind...

Das niederländische Hedel samt Umgebung, wo De Groot Fresh Group und seine zahlreichen Mitarbeiter ansässig sind, wurde streng bewacht und lebte die ganze Zeit über in Angst.

VOM SCHICKSAL GETROFFEN

Niemand in dem Obst- und Gemüseunternehmen hatte irgendetwas mit der Drogenladung zu tun. Das haben die Ermittlungen hierzu inzwischen mehr als deutlich gezeigt. Wie die Leitung eines jeden Unternehmens hat auch das Management der De Groot Fresh Group alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit das Unternehmen wachsen und gedeihen kann, und die Mitarbeiter haben ihrerseits täglich alles daran gesetzt, um ihre Träu-

me von einem Haus, einer Familie, einem Hobby oder einer Reise zu verwirklichen. Das ist es, wofür ein Mensch arbeitet. Doch die Mitarbeiter der De Groot Fresh Group hatten das Pech, dass ihr Unternehmen, ihr Zuhause und ihr Leben über Nacht ins Visier von skrupellosen Kriminellen gerieten, die sich – auf ihre Weise – nebenher noch etwas dazu verdienen wollten. Es hätte jedem Unternehmen so ergehen können, aber das Schicksal traf die De Groot Fresh Group aus Hedel.

AUF URLAUB IN SPANIEN

„Eine Narbe wird wohl für immer bleiben“, sagt Inhaber Ben de Groot. „Mein Bruder William hat damals die SMS erhalten. Ich erinnere mich noch gut daran. Es war an einem Sonntagabend, und William machte zu dieser Zeit Urlaub in Spanien. Gefordert wurden 1,2 Millionen Euro, andernfalls wären wir das Ziel möglicher Anschläge. Wir haben sofort die Polizei informiert, und was dann kam, war eine Achterbahnfahrt. Alles musste geheim gehalten werden. Wir durften niemandem etwas sagen, nicht einmal innerhalb der Familie. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl, sehr beängstigend. In der Zwischenzeit gab es immer mehr Nachrichten und die Nervosität wurde von Tag zu Tag größer. Und das Geschäft musste die ganze Zeit über einfach weitergehen.“

„Und dann war da natürlich noch der Kontakt mit Polizei und Justiz. Ich hatte in meinem ganzen Leben nichts mehr mit der Polizei zu tun gehabt, seit ich als Jugendlicher mein Moped aufgemotzt hatte und dies erläutern musste. Sie verlangten erneut eine Erklärung von uns und wir wurden eingehend vernommen. Das macht natürlich Sinn, aber erfreulich war es nicht. Ich habe unseren festen Anwalt angerufen, der uns bei Übernahmen und anderen geschäftlichen Dingen unterstützt. Wen hätte ich anrufen sollen? Ich kenne keine anderen Anwälte“, sagt Ben.

SICHERE WOHNUNG

„Und dann wurde es ganz düster. Es sollte Geld ausgehändigt werden. Wir wurden mit der Familie, auch mit meiner Mutter, in eine sichere Wohnung gebracht. Mein Vater musste das nicht mehr erleben, er war kurz zuvor verstorben. William und ich mussten Verhandlungen aufnehmen, und plötzlich mussten alle Mitglieder unserer Familie gehen. Das war furchtbar. Und noch immer durften wir nichts sagen. Auch von der Justiz kam nichts, während der Verdacht weiter auf einem selbst lastete. Ich ging zurück ins Büro, die Mitarbeiter ahnungslos. Und da sitzt man dann mit einem weißen Gesicht und denkt einzig und allein daran, dass alle in Gefahr sind“, erinnert sich Ben. Im September 2019 wurde bekannt, dass die Eigentümer schon seit Mai von einer Person erpresst wurden, die sich als Besitzer des Kokains ausgab.

VOM REGEN IN DIE TRAUFE

„Wir hatten dann mit allen möglichen Justizorganen zu tun, von denen man gar nicht weiß, dass es sie gibt. Wir mussten alles weitergeben, auch eine Liste der Belegschaft. Letztlich war es diese Liste, die aufgrund eines Fehlers der Strafverfolgungsbehörde im Herbst 2019 in der Strafakte landete, so dass auch die Angeklagten sie einsehen konnten. Und genau da lag der Haken, denn die haben sie missbräuchlich genutzt. Alle Namen und Adressen waren darin enthalten.“ Die Justiz geht davon aus, dass aufgrund dieser Liste in den Jahren 2020 und 2021 Anschläge in Hedel und den umliegenden Dörfern verübt wurden.

„Als klar wurde, dass hier ein menschlicher Fehler vorlag, kam der Staatsanwalt zu uns, um indirekt zuzugeben, dass ein Fauxpas begangen worden war, aber das geschah in einem Stil, der überhaupt nicht der Sprache der Leute an der Basis entsprach. Zur Angst gesellten sich nun auch noch Wut und Ärger. Das brachte viele Mitarbeiter dazu, bei mir vorzusprechen. Ich war Tag und Nacht beschäftigt. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt

78 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Unternehmensnachrichten

schon ein sehr kompetentes Sicherheitsunternehmen engagiert, so dass ich weiter arbeiten und den Geschäften nachgehen konnte. Aber die Situation war inzwischen doch sehr gefährlich geworden.“

EINE REIHE VON ANSCHLÄGEN

Anschläge erfolgten vor allem im Sommer, Herbst und Winter 2020, wobei der Tiefpunkt das vollständige Niederbrennen einer Wohnung von zwei ehemaligen Mitarbeitern in der Gemeinde Hedel war. Sie konnten sich mit knapper Not in Sicherheit bringen. Einige der Verdächtigen waren zu diesem Zeitpunkt wieder auf freiem Fuß.

Bis Anfang 2021 wurden Droh-SMS gesendet. Im Frühjahr desselben Jahres erfolgte die Verurteilung des Mannes, der für das Legen der Handgranate zur Verantwortung gezogen wurde, aber im selben Frühling wurde dann auf mehrere Häuser in Kerkdriel, Velddriel, Hedel und Waardenburg geschossen. Der Hauptverdächtige, Ali G. aus Naarden, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Monaten wegen des Verdachts der Drahtzieherschaft hinter den Drohungen und Anschlägen inhaftiert war, sagte dem Gericht: „Mittlerweile hat

es doch wieder neue Anschläge gegeben. Ihr schaut alle auf mich, während er (der vermeintliche Auftraggeber, Anm. d. Red.) draußen weitermacht.“

Nach Angaben der Justiz hat Ali G. jedoch auch im Gefängnis weiterhin Anschläge organisiert. Über einen Mithäftling soll er am 5. Juni 2021 die Beschießung von Häusern und die Brandstiftung eines Hauses in Tiel angeordnet haben. Noch am selben Tag wurden vier Männer festgenommen, die diesen Befehl ausgeführt hatten.

VERURTEILUNGEN

Insgesamt wurden mittlerweile etwa 20 Personen verurteilt, vom Auftraggeber der Anschläge bis hin zu Komplizen und ausführenden Personen. Die Verurteilungen erfolgten im Februar, April und September 2022. Ende September wurde Ali G. wegen versuchter Erpressung des Obstunternehmens De Groot, Bedrohung und Anstiftung zu Anschlägen auf Mitarbeiter zu 19 Jahren und 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Anklage hatte im Juli 26 Jahre und 7 Monate gefordert. Die Justiz stützte die Urteile auf Aussagen von Mitangeklagten, Tonaufnahmen und die

Adressliste, auf denen sich Ali G. Notizen gemacht hatte.

WIR HABEN ES GEMEINSAM ANGEPACKT!

„Rückblickend ist alles gut ausgegangen, aber es war eine sehr harte Zeit. Die Menschen sahen überall Gefahren lauern, konnten nicht mehr schlafen oder wagten es nicht, zu Hause zu schlafen. Es gab viele Menschen, die noch bedrückter und ängstlicher waren als ich. Dann muss man viel reden, sich umarmen, sein Herz ausschütten und dabei am Positiven festhalten. Es gab aber keine Krankmeldungen unter den Mitarbeitern und niemand hat das Unternehmen verlassen, im Gegenteil. Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe war stark. Wir haben es gemeinsam angepackt. Unsere Mitarbeiter waren fantastisch, aber natürlich hatten alle Angst.“

EINE TIEFE VERBEUGUNG

„Glücklicherweise hatte ich auch einen Privatdetektiv im Haus, der uns unterstützte, so dass ich mich ganz auf das Geschäft konzentrieren konnte. In der Nachbarschaft gab es ein hohes Maß an Überwachung. Die Sicherheitsmaßnahmen waren

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streng. Es war wahrscheinlich der größte Fall dieser Art in den Niederlanden. Ein Drittel der kriminalpolizeilichen Ermittlungskapazität war damit beschäftigt, weil sie die Sache lange Zeit nicht in den Griff bekamen. Abgesehen von diesem bedauerlichen Fehler mit der Adressliste – aber Fehler werden in jedem Unternehmen gemacht – verbeuge ich mich tief vor dem, was Justiz und Kriminalpolizei für uns getan haben. Sie haben uns sehr weitergeholfen, auch damit wir als Unternehmen nicht in die Hände von Ganoven gefallen sind.“

SCHWEIGEPFLICHT

„Einer der schwierigen Punkte war dabei, dass wir nicht transparent sein durften, nicht gegenüber unseren Lieferanten und Abnehmern, nicht gegenüber der Presse, aber auch nicht gegenüber unseren Mitarbeitern. Wir durften über nichts sprechen. Aber nach einem Angriff wollten wir als Erste unsere eigenen Leute informieren, bevor es in den Zeitungen stand. Manchmal bekamen wir als Management auch mehr Informationen von der Presse als durch die Ermittlungen selbst.“

SYMPATHIE UND SKEPSIS

„Wir haben von den Menschen im Dorf, von Menschen, die ich kenne und von Menschen, die ich nicht kenne, sehr viel Sympathie erfahren. Auch von unseren Lieferanten und Kunden haben wir keine kritischen Äußerungen gehört. Wir haben diesbezüglich sogar eine Menge Unterstützung erhalten. Das sind auch Leute, mit denen wir oft schon seit Jahren zusammenarbeiten. Die wissen einfach, wer wir sind. Aber die Resonanz – oder besser gesagt, die fehlende Resonanz und Unter-

stützung – von Teilen der Branche war ein wenig enttäuschend. Das ist recht bemerkenswert, denn diese Leute hätten sich am besten in unsere Lage versetzen können. Schließlich ist es nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass es beim Entladen einer Partie Obst zu einem Drogenfund kommt. Ich vermute, dass eine gewisse Stimmungsmache und ständiger Zweifel eine Rolle spielen könnten. Aber jetzt, wo der Fall abgeschlossen und unser Name reingewaschen ist, bekommen wir Tausende von Nachrichten, Blumen und Karten.“

DIE ROLLE DER PRESSE

Ben meint, dass diese Zweifel durch die Berichterstattung in bestimmten Zeitungen genährt wurden, hauptsächlich auf der Grundlage von Informationen des Täters selbst. „Er hat das Spiel sehr clever gespielt und die Berichterstattung gelenkt. Kurz vor dem Sommer 2021 wurde zum Beispiel unmissverständlich der Eindruck erweckt, dass mein Bruder William etwas damit zu tun hat. Das war entsetzlich. Da möchte man wirklich alles hinter sich lassen und aufgeben. Man konnte sich ja auch nicht rechtfertigen, weder vor den eigenen Leuten noch vor der Presse. Schließlich durften wir im Hinblick auf die Ermittlungen nicht miteinander kommunizieren. Eine Zeitung schreibt etwas, und überall in den Niederlanden wird dieselbe Geschichte übernommen. Das ist wirklich bizarr. Ich vermute auch, dass das vom Täter über uns verbreitete Bild, demzufolge wir mit dem Kokain zu tun hätten, bei manchen noch immer etwas fortdauert. Solche Dinge verfolgen einen, und das ist sehr unangenehm.“

„Wenn ich mich jetzt so an die ganze Sache

erinnere, denke ich einerseits, dass wir besser von Anfang an hätten zahlen sollen, denn dann hätten wir uns das ganze Elend erspart. Andererseits weiß man aber auch nie, wo es aufhört. Denn dann lässt man den Erpressern freie Hand und es wird wahrscheinlich nur noch schlimmer. Und ehrlich gesagt ist das, was dieser Hauptverdächtige uns angetan hat, eigentlich auch nur ein weiteres typisches Beispiel für das, was heute in der Gesellschaft passiert“, so Ben abschließend.

Inzwischen sind die Containerkontrollen bei der De Groot Fresh Group noch viel strenger geworden als früher. „Wir achten jetzt noch mehr darauf, mit wem wir zusammenarbeiten und welche Produkte wir importieren. Das ist zwar bedauerlich, aber wir halten es für notwendig. Schließlich gibt es bestimmte Risikoländer und -produkte. Gewisse Importe machen wir nicht mehr, was unser Geschäft natürlich ein wenig bremst. Glücklicherweise ist unser Unternehmen gesund und groß und wir können sicherlich noch weiter wachsen. Jetzt, wo wir alles hinter uns haben, können wir uns wieder voll und ganz auf unseren Job konzentrieren und arbeiten wieder voller Elan an der Zukunft, für unser Unternehmen, unsere Partner und unsere Mitarbeiter“, sagt Ben abschließend. 

80 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Unternehmensnachrichten

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Suiderland Plase bewirtschaftet 320 Hektar Tafeltrauben im Westkap und weitere 480 Hektar Tafeltrauben in Zusammenarbeit mit einem Erzeuger im Nordkap und Westkap. Die Produktion ist auf fünf große Produktionseinheiten in Kakamas, Porterville, Piketberg, Clanwilliam und Malmesbury/Riebeeck-Kasteel verteilt.

ten hat dieses Problem noch verschärft.

„Der Druck auf unsere Kosten gibt Anlass zu großer Sorge. Viele Weinberge sind wirtschaftlich nicht mehr rentabel“, stellt Steyn Neethling, CEO von Suiderland Plase, fest.

Durch

Kooperationsvereinbarungen mit Erzeugern am Orange River können sie frühe Trauben liefern. Die überwiegende Mehrheit (95 Prozent) ihrer Trauben wird exportiert.

„Unsere Aufgabe ist es, unser Produktangebot zu erneuern, um die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen und optimale Qualität zu liefern“, sagt Pieter Rabe, Personalleiter bei Suiderland Plase. Das Verpacken von eigenem Obst - neben Tafeltrauben hat Suiderland Plase eine starke Zitrusabteilung - ist für das Unternehmen von zentraler Bedeutung, um den strengen Fokus auf Qualität beizubehalten.

Die Saison 2022/2023 begann aufgrund schwerer Unwetter schwierig, da in Südafrika eine La-Niña-Wetterlage herrscht. Niederschläge und Hagel waren in diesem Jahr im Sommer am Westkap ungewöhnlich häufig, was die südafrikanischen Traubenexporte beeinträchtigt hat. Die Ernte bei den früheren Sorten war leichter als erwartet im Vergleich zu den ersten Schätzungen, die bereits von einem Rückgang der Trauben aus dem Westkap

um 20 Prozent ausgingen. Das geringere Gewicht der Beeren spiegelt sich in der ersten Prognose der südafrikanischen Tafeltraubenindustrie wider, die von einem Rückgang der Exportmengen in den Tälern Olifants, Berg und Hex River ausgeht.

DIE INDUSTRIE UNTERNIMMT VIEL, UM DEN STATUS ALS BEVORZUGTER TRAUBENLIEFERANT ZU ERHALTEN Wie die gesamte südafrikanische Tafeltraubenindustrie konzentriert sich auch Suiderland Plase stark auf den europäischen und britischen Markt. Die südafrikanische Tafeltraubenindustrie hat viel Arbeit investiert, um ihren Status als bevorzugter Lieferant auf traditionellen Märkten wie der EU und dem Vereinigten Königreich aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ihren Horizont nach Osten zu erweitern.

Die Kosteninflation ist, wie im Rest der Welt, zu einem wichtigen Faktor für die südafrikanische Traubenproduktion geworden. Der Anstieg der Transportkos-

Quellen aus der südafrikanischen Tafeltraubenindustrie haben festgestellt, dass die Preise, mit denen die Landwirte ihre Produktionskosten decken können, weitaus höher sind als in den Vorjahren. Suiderland Plase teilt die Ansicht, dass andere Akteure in der Wertschöpfungskette ihre Gewinnspannen anpassen müssen, um die Rentabilität der Erzeuger und die Nachhaltigkeit der lokalen Tafeltraubenindustrie zu gewährleisten.

LOGISTIK

Logistische Unwägbarkeiten haben Änderungen in der Lieferkette erforderlich gemacht. „Wir haben vermehrt auf den konventionellen Versand zurückgegriffen, der allerdings sehr teuer ist“, sagt Pieter. „Die Früchte vom Westkap können per LKW nach Durban transportiert werden, was zusätzliche Kosten verursacht, die vom Markt nicht gedeckt werden.“

Suiderland Plase war schon immer mit dem Meer verbunden, aber es begann auf See, nicht an Land: Das Unternehmen wurde Anfang der 1950er Jahre von zwei engen Freunden gegründet, die zunächst Haifischleberöl herstellten, dann eine

82 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Südafrika
Die Entwicklung der Menschen ist der Kompass, nach dem Suiderland Plase steuert
83 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Limes are our world. www.don-limon.com · +49 40 30954990 · aschindler@don-limon.de Don-Limón GmbH · Banksstraße 28 · 20097 Hamburg, Germany Passion for Conference Pears Grower of high quality Conference Purchase and sales of pears Packaging according to customer's wishes Kieldrechtsebaan 85 - 9130 Verrebroek Tel: 0032477777736 - Email: info@vanhaelstfruit.be www.vanhaelstfruit.be Feel free to visit us on Fruit Logistica in hal 27, stand a

Flotte von Booten kauften und in die Fischerei und Verarbeitung expandierten. Später, Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre, kauften sie eine Zitrusfarm, aus der heute fünf Zitrusfarmen und fünf Tafeltraubenfarmen hervorgegangen sind.

„Wir haben unsere eigene Logistikabteilung (Horizon Fruit Logistics), die den Transport und die Seefracht organisiert“

Die Tafeltraubenindustrie hat sich ebenso wie ihre Laubobstkollegen intensiv um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem staatlichen Unternehmen bemüht, das den Containerterminal in Kapstadt betreibt. Die südafrikanische Tafeltraubenindustrie stellt fest, dass es Anzeichen dafür gibt, dass der Hafen schneller an der Lösung von Problemen arbeitet.

Eine wichtige Verbesserung für die Verlader von Weintrauben ist die Ankunft eines weiteren Krans am Kapstädter Containerterminal, wo alle drei Liegeplätze in Betrieb sind.

Ein Aspekt, der sich nicht kontrollieren lässt, ist der Südostwind in Kapstadt, der den Hafen während der Traubenexportsaison häufig im Wind stehen lässt.

Das Loadshedding (Südafrikas geplantes Programm von Stromabschaltungen zur Entlastung des Stromnetzes) stellt für die gesamte Obstindustrie eine große Herausforderung dar. Die Packhäuser von Suiderland können nun durch die Stromerzeugung mit Dieselgeneratoren und Solarenergie völlig unabhängig vom Stromnetz arbeiten.

Die Wasserinfrastruktur für die Bewässerung ist noch teilweise vom Eskom-Netz abhängig.

DER FRÜHE BIS MITTLERE TRAUBENKALENDER HAT SICH STARK VERÄNDERT

Steyn merkt an, dass die Sortenverteilung bei den Tafeltrauben deutlich anders aussieht als noch vor fünf Jahren. Die langfristige strukturelle Veränderung des Angebots aus Südafrika, die von den Sorten, der Gesamterntegröße und den Marktbedingungen beeinflusst wird, ist bemerkenswert.

„Derzeit haben wir einen großen Anteil an Sweet Globe, Autumn Crisp, Ivory White, Cotton Candy, Candy Snaps, Sweet Celebration, Scarlotta, Crimson, Sable und Adora, die etwa 70 Prozent unseres Gesamtangebots ausmachen.“

Die branchenweite Suche nach einer optimalen frühen weißen Rebsorte geht jedoch weiter, so auch bei Suiderland Plase.

„Wir investieren Zeit und Mühe, um über Sortenversuche und die neuesten Sortenentwicklungen informiert zu bleiben“, sagt Steyn.

„Der Weg, für den wir uns entschieden haben, war, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern zu wachsen“

Das Unternehmen ist sehr bemüht, aufstrebende Landwirte durch Joint Ventures mit gemeinsamer Eigentümerschaft zu stärken und zu unterstützen, was nach Ansicht des Unternehmens die Selbstbestimmung und die Innovation der Branche in großem Maßstab fördert.

„Es ist äußerst wichtig, unseren Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, Miteigentümer zu werden und auf diese Weise die Landreform auf eine fortschrittliche Art und Weise anzugehen, die auch dem Unternehmen, den Mitarbeitern und den umliegenden Gemeinden zugute kommt“,

erklärt Pieter. Suiderland Plase ist bisher drei Joint Ventures mit Arbeitertrusts eingegangen, die direkt von den Dividenden und der Gewinnbeteiligung an einer Ernte profitieren, was ihnen eine viel bedeutendere Rolle im Produktionszyklus gibt.

„Wir sind uns darüber im Klaren, dass unser Erfolg untrennbar mit der Entwicklung der Menschen verbunden ist“. Er fährt fort: „Unsere geschäftlichen Anforderungen können nur durch die Entwicklung von Fähigkeiten, Schulungen und Mentoring erfüllt werden. Wir bieten auch Stipendien und Praktika an, um die Lernmöglichkeiten für unsere Mitarbeiter zu verbessern.“

Das Unternehmen wird an dieser Stelle nicht aufhören: Es hat immer größere Empowerment-Projekte im Auge, um anderen zu helfen, ihre Träume in der südafrikanischen Agrarindustrie zu verwirklichen.

Dr. André Neethling, Geschäftsführer von Suiderland Plase, sagt: „Es ist unglaublich, wenn sich ein Plan zusammenfügt, und der Weg, für den wir uns entschieden haben, war, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern zu wachsen. Dabei werden wir sie mit Wissen und Erfahrung ausstatten, damit sie sich selbst und ihren Kindern helfen können.“ 

84 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Südafrika
Devanté Jodeci Petersen ist ein Manager bei Radyn Boerdery Suiderland Plase’ Thumiza Nkanuka
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Sieben italienische Regionen beherbergen fast 80 Prozent der nationalen Salatanbaufläche

Sieben italienische Regionen beherbergen fast 80 Prozent der nationalen Salatanbaufläche

Nach einer Analyse der ISTAT-Daten betrug die italienische Anbaufläche für Salat im Gewächshaus und im Freien im Jahr 2021 landesweit etwas mehr als 19.900 Hektar, was im Vergleich zu 2020 gleichbleibt, aber gegenüber den Vorjahren leicht abnimmt.

Auf nationaler Ebene werden etwas mehr als 15.300 Hektar Salate im Freien angebaut, die restlichen 4.600 Hektar entfallen auf die Gewächshausproduktion. In den letzten Jahren gab es keine wesentlichen Veränderungen, außer einem leichten Rückgang des Freilandanbaus zugunsten des Gewächshausanbaus.

Sieben Regionen vereinen landesweit fast 80 Prozent der Anbaufläche. Der Anbau konzentriert sich vor allem auf Apulien (erste Anbauregion mit 24 Prozent der Gesamtanbaufläche, fast ausschließlich im Freiland), das in den letzten Jahren mit einer gewissen Beständigkeit bei den Investitionen die Führung behalten hat.

Danach folgt die Region Latium mit 15 Prozent der Anbauflächen (mit steigen der Tendenz sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus. Die Region steht auch an erster Stelle bei den geschützten Kul turen). Die Region Kampanien ist für 12 Prozent der Gesamtanbaufläche verant wortlich (die zweitgrößte Anbaufläche für Unterglasanbau). Es folgen Sizilien mit 11 Prozent der Gesamtanbaufläche, die Lom bardei mit 7 Prozent (die dank des Unter-

glasanbaus immer größer wird) und die etwas kleineren Regionen Emilia-Romagna (7 Prozent) und Kalabrien (5 Prozent), die beide nahezu stabil sind.

Die italienische Produktion von 2021 war mit über 490.000 Tonnen etwas höher als in der vorangegangenen Kampagne (+1 Prozent). Die im Land geerntete Produktion schwankt im Allgemeinen zwischen 470.000 und 490.000 Tonnen, und die regionale Verteilung folgt der oben beschriebenen Breite innerhalb der territorialen Sphäre, wobei die drei wichtigsten Regionen (Apulien, Latium und Kampanien) zusammen 50 Prozent der jährlichen Verfügbarkeit dieser Referenz beitragen.

Die italienischen Salatexporte belaufen sich im Durchschnitt auf fast 46.000 Tonnen pro Jahr, mit einer schwankenden Tendenz im Laufe der Zeit; im Jahr 2021 beliefen sich die Verschiffungen auf 45.000 Tonnen, was einem Anstieg von 8 Prozent gegenüber dem eher verhaltenen Jahr 2020 entspricht.

Die auf ausländischen Märkten verkaufte Menge macht somit etwa 10 Prozent der jährlich gesammelten Mengen aus. Der Gesamtwert liegt im Durchschnitt bei 110 Millionen Euro pro Jahr und steigt 2021 um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Der Durchschnittspreis lag in den letzten fünf Saisons bei 2,43 Euro

SALATE, ITALIEN: abgeerntete Flächen und Produktion

Quelle: Datenverarbeitung des CSO Italien auf der Grundlage von ISTAT-Daten

pro Kilogramm, 2021 fällt er um 2 Prozent gegenüber dem Höchstpreis der letzten Kampagne.

Die Länder der Europäischen Union sind die Hauptempfänger italienischer Erzeugnisse und nehmen im Durchschnitt 94 Prozent der Gesamtexporte auf. 2021 machen die rund 41.600 Tonnen fast 92 Prozent der Gesamtexporte aus, wobei die Mengen im Vergleich zu 2020 um 10 Prozent steigen. Der Hauptzielmarkt ist nach wie vor Deutschland mit durchschnittlich 12.600 Tonnen, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz im Laufe der Zeit. 2021 wird mit knapp über 11.000 Tonnen ein Rückgang von -5 Prozent im Vergleich zur vorherigen Kampagne verzeichnet. Durchschnittlich 5.000 Tonnen italienischer Salate pro Jahr gehen in die Niederlande, die an zweiter Stelle stehen, 2021 mit über 6.000 Tonnen 14 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen und einen Anstieg von +34 Prozent im Vergleich zur vergangenen Kampagne verzeichnen. Mit einem durchschnittlichen Anteil von 9 Prozent nahmen die Exporte nach Polen in der letzten Saison etwa 4.000 Tonnen auf, was einer Steigerung von 13 Prozent gegenüber 2020 entspricht. Nach Österreich werden im Durchschnitt rund 3.300 Tonnen pro Jahr geliefert, was einem Anteil von 7 Prozent im Jahr 2021 entspricht und eine Steigerung von sechs Prozentpunkten gegenüber der Saison 2020 bedeutet. Es folgen die Exporte nach Frankreich mit einer durchschnittlichen Menge von rund 2.500 Tonnen, die in der letzten Kampa-

Italien 86 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
2017 2018 2019 2020 2021 473.490 487.985 486.857 487.019 490.339 20.175 20.249 20.240 19.872 19.925 2017 2018 2019 2020 2021 Hektar Tonnen 2017 2018 2019 2020 2021 473.490 487.985 486.857 487.019 490.339 20.175 20.249 20.240 19.872 19.925 2017 2018 2019 2020 2021 Hektar 473.490 487.985 486.857 487.019 490.339 2017 2018 2019 2020 2021 Tonnen

gne gegenüber den Mengen von 2020 leicht um -1 Prozentpunkte gesunken sind. Eine ähnliche Menge wie im Vorjahr wurde 2021 mit 5 Prozent der Gesamtmenge nach Slowenien geliefert, aber die in dieses Land verschifften Mengen sind in den letzten fünf Jahren zurückgegangen und machen weniger als 4 Prozent der Gesamtexporte in andere Bestimmungsländer aus. Das Exportpanorama wird durch die Mengen vervollständigt, die in europäische Länder außerhalb der Europäischen Union gehen (27). Dabei handelt es sich um kleinere Mengen, die im Durchschnitt etwa 2.500 Tonnen oder 6 Prozent der gesamten italienischen Exporte ausmachen, aber die Mengen der letzten zwei Jahre markieren einen erheblichen Anstieg, nachdem das Vereinigte Königreich nach dem Brexit die Europäische Gemeinschaft verlassen hat. Das erste Bestimmungsland ist nach wie vor die Schweiz mit durchschnittlich 1.600 Tonnen, allerdings mit stetig steigender Tendenz, so dass im Jahr 2021 2.800 Tonnen Salat in dieses Land verbracht wurden, die höchste Menge

seit 2017 mit 6 Prozent des Gesamtvolumens.

In der ersten Jahreshälfte 2022 stiegen die italienischen Salatexporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um +14 Prozent auf über 30.000 Tonnen. Der Gesamtwert ist ebenfalls gestiegen und liegt bei über 72 Millionen Euro, dank eines Durchschnittspreises von 2,39 Euro pro Kilogramm, was

Export Kopfsalat Italien

einer Steigerung von 2 Prozent gegenüber der letztjährigen Kampagne entspricht. Eine letzte Bemerkung zum Inlandsmarkt. Maurizio Montalti, Leiter von Gautier Sementi Italia, erklärt: „Im Herbst 2022 kam es aufgrund der hohen Temperaturen zu Überschneidungen bei der Reifung der Salate der ersten Kategorie, was zu einem hohen Ange-

bot und einer sinkenden Nachfrage führte. Daher waren die Preise nicht zufriedenstellend. Nur sinkende Temperaturen können zu einer Trendwende führen.“

87 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 2017 2018 2019 2021 43.931 49.158 47.580 45.462 2017 2018 2019 2021 109.234 111.528 114.229 105.649 112.589 2018 2019 2021 2,27 2,4 2,48 41.933 2017 2018 2019 2020 2021 Mengen in Tonnen 105.649 2017 2018 2019 2021 Wert in Euro 2,27 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm
nach Kalenderjahr erste Hälfte 2021 / 2022 2021 2022 26.801 30.464 2021 2022 62.760 72.695 2021 2022 2,34 2,39 2021 2022 Mengen in Tonnen 2021 2022 Wert in Euro 2,34 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm Quelle: Datenverarbeitung des CSO Italien auf der Grundlage von ISTAT-Daten 2017 2018 43.931 49.158 47.580 41.933 45.462 2017 2018 2019 2021 109.234 111.528 114.229 105.649 112.589 2017 2018 2019 2020 2021 2,49 2,27 2,4 2,52 2,48 2017 2018 2019 2020 2021 Mengen in Tonnen 2017 2018 2019 2020 2021 Wert in Euro 2017 2018 2019 2020 2021 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm 2017 2018 2019 2020 2021 43.931 49.158 47.580 41.933 45.462 2017 2018 2019 2020 2021 109.234 111.528 114.229 105.649 112.589 2017 2018 2019 2020 2021 2,49 2,27 2,4 2,52 2,48 43.931 49.158 47.580 41.933 45.462 2017 2018 2019 2020 2021 Mengen in Tonnen 109.234 111.528 114.229 105.649 112.589 2017 2018 2019 2020 2021 Wert in Euro 2,49 2,27 2,4 2,52 2,48 2017 2018 2019 2020 2021 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm 2021 26.801 30.464 14% 2021 62.760 72.695 16% 2021 2022 2,34 2,39 2% 2021 2022 Mengen in Tonnen 2021 2022 Wert in Euro 2021 2022 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm 2021 2022 26.801 30.464 14% 2021 2022 62.760 72.695 16% 2021 2022 2,34 2,39 2% 26.801 30.464 2021 2022 Mengen in Tonnen 62.760 72.695 2021 2022 Wert in Euro 2,34 2,39 2021 2022 Durchschnittspreis Euro/Kilogramm +14% +16% +2%

Emanuel Sluis (Service2Fruit):

Mit dem Start der Plattform Service2Fruit im Jahr 2011 revolutionierten die teilnehmenden Obsterzeuger und -händler den Markt für Kernobst. Mittlerweile werden jährlich zwischen 70 und 80 Millionen Kilo Obst über die Plattform verkauft. Die angestrebte Ausweitung auf andere Produktgruppen ist jedoch noch nicht zustande gekommen. Mit der Beteiligung des Food & Agri Fund von Anders Invest werden weitere Investitionen getätigt, um die Plattform zu optimieren und sie auch in neuen Produkt-Markt-Kombinationen einzusetzen. Emanuel ‚Manus‘ Sluis leitet das Verkaufsteam, das Käufer und Verkäufer berät und neue Nutzer an die Plattform heranführt. „Die Vertriebskooperativen sollten uns eher als Chance und nicht als Bedrohung sehen.“

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„Obsterzeuger müssen wählen zwischen Menge oder Spezialität“

Was bietet Anders Invest Ihnen neben der finanziellen Beteiligung?

Die jetzigen Anteilseigner sind bewusst in den Hintergrund getreten, denn es ist Zeit für eine Erneuerung. Mit der Ankunft von Anders Invest werden wir eine klare Strategie für die kommenden Jahre entwickeln, und wir werden die Möglichkeit haben, die Plattform zu optimieren und weiter zu automatisieren. Für mich ist Anders Invest in erster Linie ein Sparringspartner, der über die Strategie nachdenkt. Sie werden für uns nach Kontakten im Ausland suchen und auch schauen, ob unsere Plattform für andere Produktgruppen genutzt werden kann. Der Anders Invest Food & Agri Fonds wurde Anfang 2021 geschaffen und war die fünfte Beteiligung des Fonds. Mit ihrem Investitionsschwerpunkt auf Unternehmen, die zur Umstellung auf ein ehrliches Lebensmittelsystem beitragen, stießen sie auf Service2Fruit.

Woran liegt es, dass nach der erfolgreichen Einführung beim Obst der Übergang zu anderen Produkten noch nicht gelungen ist?

Im Bereich Kernobst sind wir meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg. Wir haben im Laufe der Jahre mehrmals versucht, andere Branchen einzubeziehen, was bislang nicht geklappt hat. Der Grund dafür ist wohl, dass wir auf dem Markt für Kernobst bekannt sind. Als Plattform muss man das Vertrauen sowohl der Käuferseite als auch der Verkäuferseite gewinnen. Schließlich sind wir nicht Bol. com, wo der Käufer genau weiß, welches Produkt er geliefert bekommt. Bei der Ausweitung auf andere Produktgruppen brauchen wir daher auch Vertrauenspersonen, die sich in diesem Markt ihre Sporen verdient haben. Ich bin überzeugt, dass wir für ‚Massenprodukte‘ wie Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl, aber auch Tomaten und Paprika eine großartige Handelsplattform haben. Wir haben auch mit Champignons in Kombination mit einer Vertriebskooperative angefangen, was mir eine gute Verbindung zu sein schien, denn wenn man etwas bewirken will, muss man einen gewissen Marktanteil haben.

Was sind für diejenigen, die die Plattform noch nicht kennen, die größten Vorteile von Service2Fruit?

Die Plattform bietet völlige Transparenz, so dass sich Angebot und Nachfrage ungehindert begegnen können und ein fairer Preis für Käufer und Verkäufer entsteht. Die Plattform ermöglicht es Käufern und Verkäufern, den gesamten kommerziel-

len Handelsprozess zu kontrollieren, da sie den Preis, den Zeitpunkt und den Zeitraum der Versteigerung bestimmen. Wir haben klare Regeln, die Kosten und Bedingungen sind transparent. Daran haben wir uns immer gehalten. Darüber hinaus garantieren wir einen sicheren Bezahlvorgang mit einem Drittgeldkonto, was sich erheblich von konkurrierenden Plattformen unterscheidet, die ihr Geld mit Werbung verdienen, und darüber hinaus profitieren die Nutzer von unserem breiten Netzwerk in der Agrarbranche. So bieten wir zum Beispiel mit unserem FreshMonitor aktuelle Marktinformationen. Auch Nutzer, die weder Käufer noch Verkäufer sind, nutzen diesen Service. Damit sind wir wirklich zu einer Bezugsgröße auf dem Markt geworden. Hier kann man zum Beispiel den Kilopreis von Conference-Birnen oder frühere Transaktionen auf einen Blick sehen. Die 150 Euro die das jährlich kostet, hat ein kluger Anbauer mit dieser aktuellen Marktinformation schnell wieder verdient.

Wie hoch sind die Provisionen für Käufer und Verkäufer?

Das Anlegen einer Versteigerung ist kostenlos. Gebühren werden erst erhoben, wenn eine Transaktion abgeschlossen ist. Für Kernobst berechnen wir eine Kommissionsgebühr von 0,01 € pro kg. Für den Baumernteverkauf wurde eine spezielle Staffelung eingeführt, und für das Angebot von Schäl- und Industrieobst, Weichobst und Steinobst gelten unterschiedliche Provisionssätze, die alle auf unserer Website aufgeführt sind.

Warum bieten Sie auch Versteigerungen mit Vermittlung an?

Unsere Umfragen zeigen, dass Verkäufer gerne erstmal einem Käufer eine Chance geben, mit dem sie zufrieden sind, z.B. einem Baumerntekäufer. Bei einer vermittelten Versteigerung entscheidet sich der Verkäufer, sein Produkt einem Käufer anzubieten. Die Transaktion wird nicht öffentlich versteigert, so dass es auch keine Gebote gibt. Es besteht jedoch für beide Seiten das Bedürfnis, dies über uns abzuwickeln, da wir den Markt kennen. Darüber hinaus bieten wir auch unterstützende Dienstleistungen wie Qualitätskontrolle, Sortierung, Kühlung und Transport an.

Haben Sie auch ausländische Niederlassungen?

In Belgien haben wir unsere eigene Organisation. In Polen hatten wir auch eine, aber sie wurde mittlerweile eingestellt. Am schwierigsten war es, das Personal aus der Ferne zu überwachen. Außerdem sind die Vorschriften in Polen anders als hier. Da wir eine Online-Plattform sind, ist eine lokale Organisation für uns auch kein Muss. Wir können diese Länder sehr gut mit Händlern erreichen, die die Sprache sprechen, aber in den Niederlanden arbeiten. Außerdem beschäftigen wir einen Händler, der von Ungarn aus arbeitet.

In welchen Ländern sind Ihre Käufer hauptsächlich anzutreffen?

80 Prozent kommen aus den Niederlanden und Belgien, in diesem Sinne sind wir wirklich eine Plattform, die die niederländische und belgische Kernobstbranche zusammengebracht hat. Meiner Ansicht nach kaufen die Käufer jetzt bei Erzeugern, an die sie früher nicht herantreten konnten, weil das einem Kommissionär vorbehalten war. Jetzt ist es für einen Belgier plötzlich möglich, Birnen beispielsweise in Nordholland zu kaufen. Außerdem haben wir in bestimmten Jahren viele polnische Käufer für Birnen. Leider ist der Handel mit polnischem Obst für polnische Käufer noch nicht richtig in Gang gekommen. Diese Erzeuger sind oft in Organisationen zusammengeschlossen, was zu einem echten Handelsmarkt geworden ist. Neben Käufern aus Polen haben wir auch Käufer aus Ländern wie Rumänien, Spanien und Frankreich. Der Verkauf bei Service2Fruit konzentriert sich hauptsächlich auf unsortiertes Obst, der Baumernteverkauf ist nicht für jeden interessant. Unser Versteigerungsangebot ist zum Glück gut belegt, obwohl wir immer nach weiteren Angeboten für unsere Käufer suchen. Übrigens ist es nicht unser Ziel, die Kun-

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den unserer Käufer zu bedienen, damit würden wir unser Ziel verfehlen.

Gab es beim Start von Service2Fruit viel Widerstand?

Natürlich gab es den. Wir treten für eine offene und ehrliche Obstbranche ein, deshalb machen wir kein Geheimnis aus den Preisen und alle unsere Versteigerungen sind offen sichtbar. Daran mussten sich die etablierten Parteien erst einmal gewöhnen, vor allem seitens bestimmter Vermarktungsorganisationen. Ich persönlich finde das sehr eigenartig, denn ich denke, dass Service2Fruit mit seiner globalen Reichweite eine gute Alternative für ihre Erzeuger ist. Wenn die Vermarktungsorganisationen wirklich für ihre Erzeuger da sind, dann sollten sie meiner Meinung nach auch unseren Vertriebsweg nutzen, der außerdem GVO frei ist.

Wie hat die neue Kernobstsaison begonnen?

Für uns waren die Baumverkäufe sehr erfolgreich, es gab eine Menge Transaktionen. Vor allem im Vergleich zum letzten Jahr kam der Handel schneller in Gang, zumal ich denke, dass angesichts der unsicheren Marktlage mit all den Ereignissen in der Welt auch die Preise recht gut waren. Aufgrund der hohen Kühlkosten war die Verkaufsbereitschaft groß. Lange Zeit gab es Sorgen, ob sich die Kühlhäuser füllen würden, aber schließlich waren die meisten von ihnen doch wieder voll. Für die Birnensaison bin ich recht optimistisch.

Ich glaube nicht, dass der Markt übersättigt ist. Außerdem verfügen wir über ein qualitativ hochwertiges Produkt, während wir im vergangenen Jahr sehr unter Birnenschorf gelitten haben. Ich rechne damit, dass der Markt aufgrund der Hitze des vergangenen Sommers und der späteren Ernte weiter unter Druck bleiben wird, aber letztlich sehe ich das nicht als negativ an. Bei Äpfeln wird es schwieriger sein. Vor allem aus Polen gibt es viel Konkurrenz für die Jonagold-ähnlichen Sorten, so dass der Absatz überwiegend im Inland erfolgt. Damit bleibt der Elstar meiner Meinung nach der schmackhafteste Apfel, den wir haben, aber es gibt mehr Konkurrenz durch die Clubsorten.

Sie stören sich am Angebot der Clubsorten?

Ich habe kein Problem mit Clubsorten, aber ich finde es gefährlich, wenn eine Sorte mit einem Supermarkt in Verbindung gebracht wird, was heutzutage immer häufiger geschieht. Ich bin kein Fan davon, dass eine Sorte zum Beispiel nur bei Albert Heijn erhältlich ist. Das macht es für die gängigen Sorten schwieriger. Außerdem muss man sich fragen, ob der Supermarkt so barmherzig sein wird, an der früheren Sorte festzuhalten, wenn dann eine verbesserte neue Sorte auf den Markt kommt. So gesehen halte ich das Verkaufsmodell der Xenia-Birne für besser. Auf diese Weise wird die Produktion reguliert, aber der Verkauf ist weiterhin frei. Dann findet sich eine Sorte auch in

den Regalen mehrerer Einzelhändler und jeder kann die Frucht essen.

Wie sehen Sie die Zukunft des niederländischen und belgischen Obstbaus?

Ich kann die Sorgen der Branche verstehen, vor allem unter den Erzeugern. Viele Parteien können die höheren Kosten weitergeben, aber der Erzeuger bleibt abhängig von Angebot und Nachfrage. Von einem Erzeuger wird heute mehr gefordert als in der Vergangenheit. Früher hat man eine Birne angebaut und auf den Markt gebracht, heutzutage wird mehr von einem verlangt. Denken Sie nur an die vielen Auflagen bezüglich Pflanzenschutzmitteln und Dokumentation. Innovation und Spezialisierung werden in den kommenden Jahren die Schlüsselbegriffe sein. Ich sehe für mittelgroße Anbaubetriebe kaum eine Zukunft. Entweder man entscheidet sich für ein spezialisiertes Unternehmen mit bis zu 20 Hektar Größe und macht das wirklich gut, oder man setzt auf Masse. Dazwischen gibt es meiner Meinung nach nicht viel. Aber nicht nur die Erzeuger stehen vor einer Herausforderung. Auch hinsichtlich des Absatzes stört mich, dass es derzeit noch alte Äpfel in den Läden gibt, während in den Zellen viele neue Äpfel verfügbar sind. Das verzerrt den Markt, und wenn das – wie behauptet wird – wirklich bis Dezember oder Januar so bleibt, dann liegen wir als Branche meiner Meinung nach völlig daneben. 

90 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Vision
Die Beteiligung von Anders Invest an Service2Fruit wurde Anfang des Jahres vereinbart
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1991 gründeten Craig Stauffer und Guy Kisling Vanguard International mit dem festen Ziel, das Bindeglied zwischen Erzeugern und Kunden in aller Welt zu werden. Stauffer wuchs auf einer Familienfarm in Bingen im US-Bundesstaat Washington auf und ist seit seinem siebten Lebensjahr in der Obst- und Gemüsebranche tätig. „Ich begann mit der Ernte von grünen Bohnen und verbrachte viele Sommer damit, mit den Ernteteams und in der Packerei zu arbeiten”, sagt Craig Stauffer, CEO von Vanguard. Nach seinem Abschluss an der University of Oregon übernahm er verschiedene Positionen in Oregon und Kalifornien, wo er auf dem Großhandelsmarkt in Portland arbeitete, internationales Geschäft aufbaute und Vorsitzender von Food Products International wurde. Sein Heimatstaat blieb ihm jedoch ans Herz gewachsen, und so zog er zurück in den pazifischen Nordwesten, etwa 1.500 Kilometer nördlich von Kalifornien.

Hier begannen Stauffer und Kisling am 2. Januar 1991 ihr eigenes Abenteuer. “Unser Ziel war es, mit Lieferanten und Kunden auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten und ihnen zeitnahe und genaue Informationen sowie die bestmögliche Qualität an Produkten zu liefern. Wir

wollten von Kalifornien, Washington und Florida aus ein solides Unternehmen aufbauen, das Zitrusfrüchte, Äpfel, Birnen, Trauben, Steinobst und Melonen liefert.” Dieses Ziel wurde viel schneller erreicht als geplant, und nachdem das Unternehmen mit einer Gruppe von Erzeugern in

den Vereinigten Staaten zusammengearbeitet hatte, begann es zu expandieren und Erzeuger in anderen Teilen der Welt zu vertreten.

AUSWEITUNG DES TÄTIGKEITSBEREICHS AUSSERHALB

DER USA

1994 stieß Dirk Winkelmann, damals Geschäftsführer von Chiquita Frupac, zum Team. “Dirk hatte ein großes Netzwerk außerhalb der USA und fünf Jahre lang waren wir jeden Monat zwei bis drei Wochen unterwegs”, sagt Stauffer. In dieser Zeit wurde ein Büro in Santiago, Chile, und in Stellenbosch, Südafrika, eröffnet. “Vor dem Jahr1995 wurden 100 Prozent der in Südafrika produzierten Früchte über einen einzigen Vertriebsschalter verkauft, der damals Outspan hieß. Wir präsentierten uns als die andere Vermarktungsmöglichkeit und taten dasselbe in Neuseeland.” Im Jahr 2000 begann Vanguard, Erzeuger in Peru zu vertreten. Danach wurden Büros in Spanien, Italien, Australien, Ägypten, China, Indonesien

92 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Unternehmensnachrichten
“Ich glaube, 2023 könnte das herausforderndste Jahr der jüngeren Geschichte werden”
Craig Stauffer, CEO von Vanguard International

und Taiwan eröffnet, die Vanguard auch heute noch besitzt. Mit der Expansion wurde auch das Produktangebot erweitert, das jetzt auch Beeren, Mangos, Avocados und Ananas umfasst. Außerdem gehören Gemüse wie Ingwer, Knoblauch, Kopfsalat und Zwiebeln zum Portfolio.

ÜBERNAHME DURCH PRIVATE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT

Im Jahr 2015, als der Jahresumsatz von Vanguard etwa 150 Millionen US-Dollar betrug, verkauften Stauffer und Kisling das Unternehmen an die private Beteiligungsgesellschaft Blue Road Capital. “Sie verstanden uns und versorgten uns mit Kapital und Know-how, um Produktionsanlagen zu erwerben. Ihre Investition ermöglichte es uns, uns zu einem globalen, vertikal integrierten Unternehmen zu entwickeln, und sie haben uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen”, erzählt Stauffer. Der Weg zur Vertikalisierung begann 2016 mit der Übernahme von Agricola Challapampa in Ica, Peru. 500 Hektar Wüste wurden in einer der besten Anbauregionen Perus in Tafeltraubenreben umgewandelt. “Seitdem haben wir weitere Anbauflächen erworben, eine Verpackungshalle gebaut und bauen heute auf über 1.000 Hektar hochwertige Tafeltraubensorten an, die unsere Marketing- und Vertriebsmöglichkeiten ergänzen. Unter der Leitung von Manuel Yzaga, dem CEO von Vanguard Peru, haben wir ein Team aufgebaut, das zur Weltspitze gehört. Die vertikale Integration durch Vanguard Peru hat unserem gesamten globalen Geschäft sehr geholfen.”

ALLE PRODUKTE GANZJÄHRIG VERFÜGBAR

Die Präsenz in so vielen Ländern rund um den Globus bietet einen Wettbewerbsvor-

teil für bestimmte Ursprünge. “Nehmen wir Tafeltrauben als Beispiel. Wenn die Saison in Indien spät beginnt, ist ein Land wie Indonesien auf Lieferungen aus der südlichen Hemisphäre angewiesen. Die Trauben aus den Anbauländern Chile und Südafrika sind 45 Tage unterwegs, während die Trauben aus Australien etwa 7 bis 10 Tage brauchen, um nach Indonesien zu gelangen. Unsere Standorte in strategisch wichtigen Ländern der Welt haben uns geholfen, einige dieser physischen Barrieren zu beseitigen. Diese Standorte wurden auch gewählt, um sicherzustellen, dass die Produkte, die zusammen mit den Erzeugern und Logistikdienstleistern angeboten werden, 52 Wochen im Jahr in optimalem Zustand beim Einzelhändler ankommen. Unser Ziel ist es, alle Produkte, die unsere Kunden brauchen, das ganze Jahr über verfügbar zu haben. Wir wollen ihnen Liefersicherheit bieten und versprechen, dass sie Obst bekommen, wenn sie es brauchen.”

WIE IST VANGUARD ZU DEM UNTERNEHMEN GEWORDEN, DAS ES HEUTE IST?

“Wir haben uns oft aus der Naht gearbeitet und sehr lange Arbeitsstunden geleistet”, sagt Stauffer. “Aber vor allem hätten wir es nicht ohne ein großartiges Team von Gleichgesinnten geschafft. Von unseren Erzeugern über unsere Handelspartner bis hin zu unseren Mitarbeitern auf dem Feld und im Büro. Die meisten von ihnen arbeiten seit 20 Jahren oder länger für das Unternehmen und sind leidenschaftliche Menschen, die wissen, dass sie Teil eines Unternehmens sind, das rund um die Uhr arbeitet. “Von Anfang an haben wir uns darauf konzentriert, die besten Produkte zu liefern, aber auch ein Backoffice aufgebaut, das sich auf die Entwicklung

robuster Systeme und Verfahren konzentriert. “Wir haben hart daran gearbeitet, die Beziehungen zu unseren Erzeugern, Kunden, Spediteuren, Reedereien und allen anderen Partnern, die für den Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens notwendig sind, zu pflegen und zu stärken. Deshalb lautet unser Slogan heute ‘PRODUCE. PRECISELY’. Der Weg vom Feld zu den Verkaufsstellen auf der ganzen Welt erfolgt nahtlos in den Händen von Erzeugern, Händlern und Großhändlern, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass unsere Kunden pünktlich mit genau den Produkten beliefert werden, die sie für ihre Kunden benötigen.”

WAS WIRD DAS JAHR 2023 BRINGEN?

“Ich glaube, dass 2023 ein sehr herausforderndes Jahr werden wird. Es könnte sogar das schwierigste Jahr der jüngsten Geschichte werden”, so Stauffer. “Die weltweite Inflation zwingt die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu, darauf zu achten, wo und wie sie ihr Geld ausgeben. Sie werden sich darauf konzentrieren, ihren Geldbeutel zu schonen und versuchen, ihre Ausgaben zu begrenzen. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten weiter und sowohl die Erzeuger als auch die Verpacker, Verlader und Vermarkter werden die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weitergeben müssen, um zu überleben. Das könnte angesichts der aktuellen Inflation, von der ich erwarte, dass sie bis Ende 2024 andauert, eine große Herausforderung sein.” 

93 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Mostafa Ali, commercial manager Rula Farms:

besten Chancen für ägyptische

In dieser Saison wird es zu einem regelrechten Wettkampf um die größeren Zitrusfrüchte kommen. Laut Mostafa Ali, kaufmännischer Leiter des ägyptischen Frischwarenexporteurs Rula for Land Reclamation, gibt es einfach nicht genug große Zitrusfrüchte, um alle Märkte zu beliefern: „Die ägyptische Zitrusfrüchteproduktion war in dieser Saison gut und schwer, allerdings wir haben Probleme mit den Größen unserer Zitrusfrüchte. Wenn wir uns die Navel-Produktion genauer ansehen, stellen wir fest, dass es einen groben Mangel an den größeren Navels gibt. Dabei handelt es sich um die Größen 42, 48, 56 und 64. Auf der anderen Seite sind die Größen 72, 80, 88 und 100 sehr gut vertreten. Das bedeutet natürlich, dass es eine starke Nachfrage nach genau diesen Größen gibt. Ägypten ist nicht das einzige Land, das nicht genug von der Größe im Angebot hat, denn die spanische Produktion ist ebenfalls in diesem Jahr bei den großen Größen unterversorgt.

Es besteht immer noch Hoffnung, dass die Ernte in Valencia größere Formate haben wird, aber wenn man es realistisch betrachtet, prophezeit Ali, dass die Situation für diese Orangen die gleiche sein wird. „Es wird Sie nicht überraschen, dass wir ständig Anfragen für die größe-

bei den Valencia-Orangen keine ähnlichen Probleme, aber wenn wir ehrlich sind, wird es bei diesen Orangen wahrscheinlich genauso sein.“

Zitronen waren kurz vor Weihnachten sehr gefragt. Auch die Nachfrage nach Mandarinen war sehr hoch, da Marokko ebenfalls mit einem Engpass bei seinen Mandarinen zu kämpfen hat: „Für ägyptische Zitronen besteht generell eine hohe Nachfrage, aber besonders stark aus den Ländern des Fernen Ostens sowie aus den europäischen Märkten. Man muss sagen, dass die europäischen Käufer vor allem Zitronen verlangten, um sie vor dem Weih-

Fruit & Vegetable Wedger

Trays für 2, 4 oder 5 Wedges

Hohe Kapazität

Produkte bleiben in der Trays Für Kohl, Kürbis, Melone etc Erfüllt europäische Standards

Hervorragende Kapitalrendite

nachtsfest schnell zu verkaufen, so dass sich die Nachfrage im neuen Jahr etwas verlangsamt hat. Für die ägyptischen Mandarinen sieht es in diesem Jahr jedoch gut aus, und zwar für alle Sorten, die wir anbauen. Obwohl wir in diesem Jahr keine besonders große Ernte haben werden, wird es dennoch eine starke Nachfrage geben, zumal es in dieser Saison einen Engpass bei den marokkanischen Mandarinen gibt.

Die ägyptischen Exporteure müssen sich anderweitig umsehen, um alle kleineren Orangen und Mandarinen zu verkaufen. Ali ist vom Potenzial der Philippinen als Exportmarkt überzeugt. Die ägyptische Regierung hat kürzlich die Protokolle für den Handel mit dem fernöstlichen Land in Kraft gesetzt: „Meiner Meinung nach bieten sich in diesem Jahr weitere gro-

Zitrus
„Die
Zitrusfrüchte bieten sich auf den fernöstlichen Märkten.“

ße Chancen in den Ländern des Fernen Ostens und auf den europäischen Märkten. Obwohl die europäischen Märkte weiterhin nach größeren Zitrusfrüchten verlangen werden, gibt es auch neue Märkte, die es zu erschließen gilt. Ägypten hat das Protokoll mit den Philippinen im Dezember 2022 abgeschlossen, und ich glaube, dass dieser Markt eine gute Gelegenheit für ägyptische Zitrusexporteure sein wird.“

Da Russland einer der wichtigsten Importeure ägyptischer Produkte ist, haben die Auswirkungen des Krieges die Händler stark getroffen. Ali zufolge haben die Exporte in den russischen Markt in letzter Zeit jedoch zugenommen, auch wenn die Mengen nicht mehr so hoch sind wie vor dem Krieg. „Der Krieg stellte eine schreckliche Situation dar, und die Auswirkungen auf die ägyptischen Exporteure waren enorm. Die Lage hat sich Ende 2022 verbessert, da die ägyptischen Exporteure

wieder nach Russland und über Russland nach Belarus liefern, aber die Mengen sind bei weitem nicht mehr so groß wie vor dem Krieg mit der Ukraine. Die russischen Importeure haben jedoch wöchentlich nach ägyptischen Zitrusfrüchten gefragt, so dass sich die Lage im Laufe der Zeit noch verbessern könnte. Wir hoffen, dass der Krieg endlich zu Ende geht, damit wir unsere Geschäfte wieder so führen können wie vor dem Ausbruch des Krieges.“

Die ägyptische Wirtschaft ist nicht so stark von der Inflation betroffen wie die europäischen Länder, dennoch stellt Ali fest, dass die Preise in allen Bereichen seines Betriebs steigen. Das ist beunruhigend für sie, denn es bedeutet, dass sie im Vergleich zu einigen Wettbewerbern im Nachteil sind: „Der Umgang mit der Konkurrenz wird immer schwieriger, da sich die Inflation und die Situation der ägyptischen Währung auf alles im Betriebsprozess auswirken werden. Alles ist im Laufe

des Jahres 2022 teurer geworden, keine Kosten sind niedriger als vorher. Das gilt nicht nur für Zitrusfrüchte, sondern für alles, was mit Landwirtschaft zu tun hat. Rohstoffe wie Düngemittel, aber auch Arbeitskräfte, Verpackungsmaterial und Transport sind teurer geworden. Die Situation ist also alles andere als einfach, und das Risiko einer Preiserhöhung besteht in einem Rückgang der Nachfrage, es ist also ein empfindliches Gleichgewicht, das intakt bleiben muss. Einige der Wettbewerber haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, aber nicht alle von ihnen. Wir vertrauen auf die Qualität, die ägyptische Zitrusfrüchte bieten können“, so Ali abschließend. 

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95 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Eine Zitrusanlage in Israel wo die Red Premium-Grapefruit wächst und gedeiht mit der Golan-Ebene im Hintergrund. Durch das einzigartige Mikroklima sind die Erzeuger in der Lage eine Grapefruit zu erzeugen die der in Florida produzierten Frucht ähnelt.

Eine Rundreise zu Gewürz-, Dattel- und Grapefruitfarmen in Israel (und

Ein besonders großes Land ist Israel nicht. Die Niederlande sind fast doppelt so groß. Und obwohl mehr als die Hälfte der Fläche aus Wüste besteht, hat Israel dennoch eine beachtliche Gartenbauproduktion. Vor allem aber handelt es sich um eine Produktion, die auf dem internationalen Markt einen besonders guten Ruf genießt.

Einen guten Namen erwirbt man sich mit Qualität, und im Falle Israels beruht diese vor allem auf günstigen klimatischen Bedingungen, Know-how und fortschrittlicher Technologie. Das Renommee der israelischen Gartenbauprodukte ist aber auch auf Spezialisierung zurückzuführen. Primeur besuchte acht Unternehmen und erkundigte sich nach deren Geschichten über Wachsblumen, aromatische Kräuter, (rote) Grapefruit, Avocados, Orri-Mandarinen, Medjoul-Datteln und Vanille, um nur einige zu nennen.

Wachsblumen australischer Herkunft

„Wachsblumen gehören nicht zum normalen Blumenmarkt, wo man beispielsweise Nelken, Gerbera oder Hyazinthen findet“,

sagt Nitzan Nir, Direktor des Familienunternehmens Nir Nursery. „Es handelt sich um ein Nischenprodukt, das wir zum Teil selbst entwickelt haben. Sie eignen sich hervorragend für Blumensträuße und -arrangements.“ Das Geschäftsmodell dieses Veredlers und Vermehrers aus Israel beruht nicht auf dem Verkauf des Saatguts, sondern auf den Versand des Pflanzenmaterials per Flugzeug, unter anderem an Züchter in Südafrika und Südamerika.

„Die besten Wachstumsbedingungen für Wachsblumen findet man auf der südlichen Halbkugel entlang einer Linie, die von Peru über Südafrika nach Australien verläuft, und auf der nördlichen Halbkugel in Nordafrika, Südeuropa und Israel“, sagt

Nitzan. Das genetische Material stammt aus Australien, wo die Pflanze heimisch ist. Die Veredelung einer gesonderten neuen Wachsblumensorte dauert in der Regel sieben Jahre, für anspruchsvollere intergenetische Kreuzungen muss man mit 15 bis 20 Jahren rechnen.

„Die Veredelung ist schwierig, braucht viel Zeit und ist mit hohen Kosten verbunden. Große Veredeler haben es auch schon versucht – weil sie inzwischen erkannt haben, dass wir beispielsweise im Fernen Osten und in Russland eine gute Marktdurchdringung haben. Deshalb könnten sie eine Konkurrenz für uns sein, aber sie scheinen sich nicht durchzusetzen.“

Die erste eigene Wachsblumensorte von Nir Nusery trug wenig überraschend den Namen Nir. Im Jahr 2016 führte der Veredler seine erste ‚Jupiter‘-Sorte ein. Diese Sorte ist insofern einzigartig, als sie im Gegensatz zu anderen Wachsblumensorten ein Blütenbild hat, das sich um die Spitzen der Stängel konzentriert und nicht um sie herum. Dieses neue Blütenmuster

Isreal 96 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
einige weitere überraschende Produkte)

sorgt für einen prächtigen und voluminös wirkenden Zweig.

Früher, als Wachsblumen hauptsächlich in Australien angebaut wurden, wurden sie nur nach Japan und an die Westküste der USA exportiert. „Auf den anderen Kontinenten haben wir also einen leeren Markt vorgefunden. Das von uns gelieferte Produkt war gut, wodurch die Nachfrage stieg. Unsere Blumen gibt es nicht nur in Blumenläden, sondern auch in Supermärkten. Der Einzelhandel ist heute sehr wichtig, auch für den Zierpflanzenbau“, sagt Nitzan.

KRÄUTERSETZLINGE UND VIRUSFREIE GEWEBEKULTUR FÜR

TRAUBENSORTEN

„In Europa können wir mit lokalen Vermehrungsbetrieben für Pflanzensetzlinge aus Saatgut nicht konkurrieren“, sagt Haim Rosenblum, Verkaufsdirektor von Histhil.

„Schließlich kommen noch die Kosten für die Logistik hinzu, da der Export per Luftfracht erfolgt. Aber wir können konkurrieren, wenn wir uns auf die Qualität des bei uns aus Mutterpflanzen gewonnenen vegetativen Materials konzentrieren.“

Hishtil, ein Weltmarktführer für Setzlinge von Kräutern, Gemüse und Zierpflanzen, liefert seine Produkte sowohl an professionelle als auch an Hobby-Märkte im In- und Ausland, wo sich der Riese auf zahlrei-

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Hirstil ist ein wichtiger Lieferant von Ausgangsmaterial für Kräuterzüchter

che Joint Ventures in acht Ländern stützt. Die Aushängeschilder dieses israelischen Vermehrungsbetriebs sind aufgepfropfte Gemüsepflanzen und Kräuter. „Derzeit liegt das Verhältnis unseres Umsatzes bei 50 Prozent Bio- und 50 Prozent konventionellen Produkten, aber wir würden gerne komplett biologisch arbeiten“, sagt Haim. In den letzten Jahren sieht das Unternehmen Chancen bei der Produktdiversifizierung. „Mit unseren gepfropften Rebstöcken lösen wir ein Problem in Israel, denn viele Jahre lang wurden Sorten mit Viren in unser Land gebracht. Wir haben dem Landwirtschaftsministerium vorgeschlagen, virusfreies Gewebekulturmaterial jener Sorten aufzubewahren, die in seinem Besitz sind. Sie bezahlen uns dafür, dass wir sie virusfrei halten, wir vermehren die Sorte und zahlen Lizenzgebühren für jede verkaufte Pflanze. Die Behörden machten mit.“

Vor etwa einem Jahrzehnt begann das Unternehmen auch mit der Vermehrung von Süßkartoffelpflanzen. Die Setzlinge dieses immer beliebteren Gemüses werden ebenfalls nicht an die großen Erzeuger in Europa verkauft. „Die verwenden ja auch Stecklinge. Es gibt jedoch einen

Markt für unser Produkt in den nördlichsten Ländern, in denen es kalt ist. Dort entwickeln sich die Stecklinge nicht so gut“, erklärt Haim.

ISRAELISCHE GRAPEFRUIT: TEUER, ABER QUALITATIV SEHR GUT

„Obwohl die Grapefruit ein Produkt ist, das auf dem europäischen Markt immer Höhen und Tiefen erlebt hat, zeigt der allgemeine Trend einen leichten Nachfragerückgang um etwa zwei bis drei Prozent pro Jahr. In den letzten beiden Jahren ist der Verbrauch sogar um 10 Prozent eingeknickt“, beklagt Oron Ziv vom Obst- und Gemüse-Exporteur BeFresh Europe. „Der Grund hierfür lässt sich nur vermuten, wobei es mit der starken türkischen und spanischen Konkurrenz für uns wirklich schwierig geworden ist.“

Außerdem geht ein Großteil der Grapefruit an die Saftindustrie, die den Erzeugern in der Regel einen akzeptablen Preis zahlt. Dieser Preis wird durch die weltweite Marktlage bestimmt, erklärt Oron.

„Das ist also der Mindestpreis, den wir verlangen müssen, und im vergangenen Jahr gelang uns das nicht.“ Nach den Zahlen von Faostat für das Jahr 2020 war Südafri-

ka mit 244.334 Tonnen der größte Grapefruit-Exporteur der Welt, dicht gefolgt von China (203.882 Tonnen) und der Türkei (184.393 Tonnen). Mit Exporten von 73.138, 65.097 bzw. 55.453 Tonnen belegen Israel, Spanien und die USA die Plätze 4, 5 und 6.

Wenngleich Oron zufolge die türkische Grapefruit geschmacklich nicht mit dem israelischen Produkt konkurrieren kann, stellt sich doch die Frage, wie lange die europäischen Einzelhändler die qualitativ hochwertigere, aber teurere Frucht bevorzugen werden. „Vor zehn Jahren sah man auch hauptsächlich Florida-Grapefruits in den Regalen und das Produkt aus Israel konnte nur von einer zeitlichen Lücke zu Beginn und am Ende der Saison auf der nördlichen Hemisphäre profitieren, bis ein Karton mit Florida-Grapefruits plötzlich 30 bis 35 Euro kostete und wir auch die Zeit dazwischen für uns hatten. Dennoch ist es vor allem die spanische Grapefruit, die uns in Europa immer noch einen Schritt voraus ist, weil sie als ein lokales Produkt angesehen wird.“

Auch die Minneola, eine Kreuzung aus Pampelmuse und Mandarine, hat Rück-

98 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Israel
Nirzan bei einem Strauß Wachsblumen Yosi Knop

schläge einstecken müssen. Minneola ist ein Nischenprodukt und selbst der Einzelhandel in den Niederlanden und Belgien, wo dieses Produkt früher stark vertreten war, verliert nach Angaben des Exporteurs etwas an Interesse. „Es gibt ja nicht so viel Produkt und es kann auch nicht das ganze Jahr über geliefert werden. Nach unserer Saison gibt es noch ein wenig aus Neuseeland und Peru, aber das war‘s auch schon. Es gibt zu viele Lücken im Angebot. Der israelische Export geht nicht über 2.000 bis 2.500 Tonnen hinaus, während es vor 10 bis 15 Jahren noch das Zehnfache war.“

„RED PREMIUM KANN MIT DER FLORIDA-GRAPEFRUIT MITHALTEN“

Im Jahr 2020 brachte Galilee Export, Israels größter Exporteur von Avocados und einer der führenden Exporteure von Zitrusfrüchten und Mangos, ein neues Produkt auf den Markt: Red Premium Grapefruit. „Es sind eigentlich die einzigartigen Anbaubedingungen, die den Mehrwert dieser Grapefruit ausmachen, denn an sich ist sie keine eigenständige Sorte“, erklärt Yosi Knop. „Red Premium, eine Star Ruby Grapefruit, wird vom nördlichen Ufer des Sees Genezareth bis in den äußersten Norden des Landes angebaut, wo ein Mikro-

klima mit sehr hohen Temperaturen im Sommer und sehr kalten Temperaturen im Winter herrscht.“

Die Erzeuger halten sich an ein strenges Anbauprotokoll, das von Galilee Export vorgegeben wird. „Die Früchte an den Bäumen werden täglich kontrolliert, und wir beginnen erst dann mit der Ernte, wenn sie die richtigen Parameter erreichen. Wir lassen uns nicht von möglichen Marktchancen zu einem Zeitpunkt verführen, an dem die Früchte noch nicht reif sind.“

„Die durchschnittliche Grapefruit aus Israel beginnt die Saison mit einem Brix-Wert von sechs bis sieben Grad und endet mit 10 Grad. Red Premium beginnt mit einem Brix-Wert von 10 und steigert sich allmählich auf 12 bis 13 Grad. Andere Grapefruits beginnen mit einem Saftgehalt von 35 bis 40 Prozent, während Red Premium bereits zu Beginn 45 Prozent und im Laufe der Saison 55 bis 60 Prozent erreicht. Das sind wirklich außergewöhnliche Werte. Was die Qualität angeht, kann Red Premium mit der Grapefruit aus Florida mithalten“, behauptet Yosi.

Eine wesentliche Ausweitung der Fläche

und der Mengen ist nicht möglich, dazu ist das Anbaugebiet zu klein. Im Jahr 2020 wurden 500 Tonnen in den Handel gebracht, 1.000 Tonnen waren es 2021 und für das vergangene Jahr rechnet man mit 2.000 Tonnen. In den kommenden Jahren möchte das Unternehmen alle Zitrusanbauer in der Region nördlich des Sees Genezareth überzeugen, sich der Marke Red Premium anzuschließen. „Das wäre gut für die Erzeuger, gut für die Region und gut für den Markt. Das Potenzial liegt bei knapp über 5.000 Tonnen.“

Yosi ist davon überzeugt, dass zur Steigerung der Nachfrage nach Grapefruits neben dem Verzehr als Frischprodukt und in Säften auch andere Verwendungsmöglichkeiten gesucht werden sollten. „Sehen Sie sich das Wachstum der Avocado-Kategorie an. Avocado findet man in Brotaufstrichen, Guacamole und Sushi-Gerichten. Die Grapefruit ist eine Frucht, die sich zum Beispiel in Salaten, Desserts und Eiscremes gut macht. Wir müssen uns auch auf das jüngere Publikum konzentrieren, denn bei Kindern ist der Konsum sehr gering.“

99 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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AVOCADO

Mit dem Aufwärtstrend des Mango- und Avocadoanbaus in Israel wächst auch der Bedarf an Sortier- und Verpackungskapazitäten. „Unsere größte Verpackungsstation wird derzeit nur für Zitrusfrüchte genutzt, aber im Frühjahr werden wir eine neue optische Sortieranlage für die runden Sorten der Mango und Avocado installieren“, sagt Ayelet Shuer, Managerin von Bustan Fruit. „Bei Avocados sind das vor allem die Hass, aber auch die grünschaligen Ettinger und Reid.“

Ayelet schätzt die israelische Gesamtproduktion von Mangos für die kommende Saison auf 70.000 bis 80.000 Tonnen.

Nach Angaben von Faostat lag der Ertrag im Jahr 2020 noch bei knapp 35.000 Tonnen, von denen etwa 15.000 Tonnen auf ausländischen Märkten verkauft wurden.

„Auch der Anbau von Avocados wird sich in einigen Jahren verdoppeln oder verdreifachen, im Vergleich zu vor ein paar Jahren. Wir brauchen also mehr Packstationen im Land, um die Vermarktung und den Export zu rationalisieren“, sagt Ayalet. Nach Angaben des statistischen Amtes der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen wurden im Jahr 2020 in Israel 147.000 Tonnen Avocados geerntet, von denen knapp 37.000 Tonnen exportiert wurden. Die Importe der beiden Fruchtarten sind praktisch gleich Null, Israel ist selbstversorgend.

Mit Hilfe der Produktdiversifizierung hofft Bustan Fruit, seine Packstationen ganzjährig betreiben zu können. Früher dauerte die Zitrusfruchtsaison länger, aber angesichts des Rückgangs der Nachfrage nach Sweeties und weißen Grapefruits auf dem Exportmarkt entstand eine Lücke, die mit der Verarbeitung von Avocados und Mangos gefüllt werden kann.

Als Gründe für das abnehmende Interesse an Zitrusfrüchten führt der Manager

auch das Beispiel der Orange und die Konkurrenz aus Ägypten an. „Die israelische Orangenbranche ist durch den Eintritt Ägyptens in den internationalen Markt ausgeblutet. Wir können nicht mit dem niedrigen Selbstkostenpreis im Nachbarland konkurrieren. Der Mindestlohn in Israel beträgt etwa 1.500 Euro, in Ägypten liegt er wesentlich niedriger.“ In den 70er Jahren exportierte Israel noch durchschnittlich 600.000 Tonnen Orangen, aber seit den 80er Jahren ging es abwärts. Im Jahr 2012 waren es noch knapp 45.000 Tonnen, im Jahr 2020 nur noch 2.000 Tonnen. Ägypten verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 150.000 Tonnen auf rund anderthalb Millionen Tonnen, wie die Zahlen von Faostat zeigen.

Es sind zweifellos schwierige Zeiten für den israelischen Obstanbau. „Es gibt nicht nur die Konkurrenz aus Drittländern und das Problem der hohen Löhne. Auch der Wechselkurs trägt seinen Teil dazu bei. Der Schekel ist viel zu stark, um auf dem internationalen Markt einen für uns und die Erzeuger gewinnbringenden Verkaufspreis zu erzielen“, sagt Ayelet.

„ORRI, DIE BESTE MANDARINE DER WELT“

In Israel gibt es fast 300 Kibbuzim. Die erste dieser kollektiven landwirtschaftlichen Siedlungen wurde 1909 geschaffen. Hadarei Nitzanim ist ein Unternehmen, das Zitrusfrüchte anbaut und verpackt. Es gehört zu Nitzanim, einem Kibbuz zwischen den Städten Aschkelon und Aschdod, der fünf Jahre vor der Gründung des Staates Israel im Jahr 1943 gegründet wurde.

Das Unternehmen zielt mit seiner eigenen Marke auf den lokalen Markt, hat aber auch lange die bekannte Shamouti-Orange exportiert. Diese typische israelische Orange hat nur wenige Kerne und eine harte Schale, was sie für den Export sehr geeignet macht. „Als dann aber die Prei-

se allmählich fielen, wurden die Orangen auf den Feldern nach und nach durch andere Zitrusfrüchte ersetzt, vor allem durch rote Grapefruits. Und als auch diese Frucht Marktanteile verlor, sind wir auf Orri-Mandarinen umgestiegen, von denen wir heute etwa 100 Hektar haben“, sagt Or Shpirer von Hadarei Nitzanim.

Einige der Beschäftigten von Hadarei Nitzanim sind Mitglieder des Kibbuz, andere kommen von außerhalb der Siedlung, darunter thailändische Arbeiter mit fünfjähriger Aufenthaltsgenehmigung oder Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen. Nitzanim liegt nur knapp 25 km vom Gazastreifen entfernt, und in Zeiten der Spannungen zwischen der Hamas und Israel werden die Arbeiten vorsichtshalber eingestellt. Es gibt einen Schutzraum für den Fall eines Luftalarms.

„Der Ertrag beim Orri-Anbau beträgt 40 Tonnen pro Hektar und die Gesamtfläche in Israel umfasst etwa 4.000 Hektar. Um einen Ertrag von 40 Tonnen pro Hektar zu erzielen, müssen sich die Anbauer während der gesamten Saison intensiv um die Bäume kümmern. Es reicht nicht aus, sie zu bewässern und zu düngen. Denn es ist auch ein sorgfältiger Rückschnitt und eine Ausdünnung erforderlich. Da die Saison recht lang ist und die Ernte im feuchten Winter stattfindet, muss ständig darauf geachtet werden, dass sich keine Schädlinge und Pilze bilden können“, so Or.

Orri ist nahezu die einzige Mandarinensorte, die Israel exportiert. Einige erreichen nach einer dreiwöchigen Seereise sogar weit entfernte Bestimmungsorte wie die USA und Kanada. „Dennoch ist Europa unser wichtigster Exportmarkt. In der Coronazeit war die Nachfrage auf dem Zitrusmarkt sehr gut, und man kann auch sagen, dass der Verbrauch von Orri, der besten Mandarine der Welt, im Aufwind ist. Wir würden gerne auch in unser

100 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Israel
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101 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023

Nachbarland Saudi-Arabien exportieren, was aber Zukunftsmusik ist. In Südostasien sehe ich weniger Möglichkeiten, zum einen wegen der Transitzeit und zum anderen wegen der Konkurrenz durch die regionale Produktion. Ich habe nämlich gehört, dass China bereits über eine Fläche von 100.000 Hektar verfügt.“

DIE HÄLFTE DER MEDJOUL-DATTELN

DER WELT WÄCHST AUF PALMEN IN ISRAEL

Weltweit werden jährlich fast 9,5 Millionen Tonnen Datteln angebaut. Das deckt sich in der Größenordnung etwa mit Erdbeeren. Doch während die europäischen Verbraucher jedes Jahr sehnsüchtig auf die ersten sommerlichen Früchte aus dem heimischen Anbau warten und sich dank Importprodukt sogar eines fast ganzjährigen Angebots erfreuen, sind Datteln in weiten Teilen Europas ein relativ unbekanntes Produkt. Hadiklaim will das in den kommenden Jahren ändern.

Neben Medjoul, der Spitzensorte unter den Datteln, von der laut Geschäftsführer Yaniv Cohen weltweit nur 108.000 Tonnen angebaut werden – also kaum mehr als ein Prozent der gesamten Dattelproduktion – produziert, verarbeitet und vermarktet die Genossenschaft acht weitere Sorten. Ein Teil wird als frische Datteln mit einer Haltbarkeit von 6 bis 14 Tagen vermarktet, ein weiterer Teil als halbtrockene Datteln mit einer Haltbarkeit von drei Monaten, und schließlich gibt es noch die trockenen Datteln, die ein Jahr lang haltbar sind. Die halbtrockene Medjoul-Dattel als ‚Crème de la Crème‘ wird von der Genossenschaft unter der Marke King Solomon verkauft.

In der Packstation erfolgt die Sortierung nach zwei Gesichtspunkten: Kaliber (je größer, desto teurer) und Schale (je größer die fest mit dem Fruchtfleisch verbundene Schalenoberfläche, desto höher die Qualität). Durch die stufenweise Kom-

bination beider Merkmale kommt Hadiklaim auf 16 Qualitätskategorien, wobei die größten Datteln mit voll verbundener Schale und Fruchtfleisch die Premiumqualität ergeben.

Eigentlich ist Israel nur ein kleiner Dattelproduzent. Von den 9.454.213 Tonnen, die laut Faostat im Jahr 2020 weltweit angebaut werden, entfallen nur 48.984 Tonnen auf Israel. Das sind gerade einmal 0,5 Prozent – was für den 18. Platz in der Weltrangliste reicht, die von Ägypten (fast 1,7 Mio. Tonnen), Saudi-Arabien (über 1,5 Mio. Tonnen), Iran (fast 1,3 Mio. Tonnen) und Algerien (über 1,1 Mio. Tonnen) angeführt wird.

Bei den Exporten liegt Israel jedoch nur hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Irak und Iran. Datteln werden in erster Linie regional konsumiert. Und nicht weniger als die Hälfte der weltweit angebauten Medjouls – eine ursprünglich aus Marokko stammende Dattel – wächst an Palmen in Israel, dank des idealen Klimas und der hervorragenden Bodenbeschaffenheit entlang des Jordan, vom See Genezareth bis zum Toten Meer.

„Und davon ernten und verkaufen wir 20.000 Tonnen, etwa ein Fünftel der Weltproduktion“, sagt Yaniv stolz. „Für das nächste Jahr wird die weltweite Ernte auf 122.000 Tonnen geschätzt, aber in zehn Jahren werden 300.000 Tonnen erwartet. Das ist fast dreimal so viel wie heute, aber immer noch nur 3 Prozent der weltweiten Dattelproduktion.“ Ägypten und Marokko, zwei Länder mit einer niedrigeren Kostenstruktur als in Israel, gelten als Zentrum der neuen Medjoul-Produktionen, so Yaniv. „Sie werden das Produkt daher billiger auf dem Markt anbieten. Darauf müssen wir uns mit einer ausgeklügelten Anbau- und Vermarktungsstrategie vorbereiten.“

Israel ist laut Yaniv das beste MedjoulAnbaugebiet der Welt, aber die Arbeitskräfte sind dort recht teuer und schwer zu finden. „Entweder wir transportieren die Datteln in ein Land, wo sie sich billiger verpacken lassen, oder wir modernisieren und automatisieren. Wir haben uns für die letztere Option entschieden. Wir müssen effizient sein, um in Zukunft mit den großen Mengen aus Ägypten und Marokko konkurrieren zu können.“ Neben der Effizienz ist auch die Lebensmittelsicherheit ein Grund für die Automatisierung und Robotisierung der Verpackungsstation. „Die Vorschriften für die Lebensmittelsicherheit werden in Europa immer strenger, deshalb haben wir beschlossen, unsere größte Packstation so lebensmittelsicher wie eine Molkerei zu machen“, sagt Yaniv.

In den letzten zwei Jahren war der Dattelanbau aufgrund der geringeren Produktionsmengen sowie der starken und damit exporterschwerenden israelischen Währung kaum noch rentabel. „Die Umstellung auf eine andere Kultur ist nicht unmittelbar eine Option, denn die Investitionen sind beträchtlich, wenn man weiß, dass man nach der Anpflanzung der Palme sieben Jahre auf die erste Ernte warten muss“, erklärt Yaniv. „Dennoch blicken wir zuversichtlich in die Zukunft, denn mit einem neuen Großprojekt, das wir im vergangenen Jahr starteten, wollen wir den Medjoul-Konsum in Europa steigern.“

NUR 5% DER VANILLE AUF DEM WELTMARKT IST NATÜRLICHEN URSPRUNGS

„Der innovative Anbau von Vanille ist nicht unsere eigene Erfindung. Bei der Gründung unseres Unternehmens im Jahr 2019 waren die Erkenntnisse der Wageningen University & Research (WUR) für uns der Ausgangspunkt. Deren Forschungen sowie die mehrerer anderer Forschungsinstitute haben gezeigt, dass

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der Anbau der Vanilleorchidee in klimatisierter Umgebung möglich ist“, sagt Oren Zilbermann, CEO und Mitbegründer des israelischen Agtech-Unternehmens Vanilla Vida.

Die Vanille-Orchidee kommt im Dschungel in äquatornahen Gebieten natürlich vor. Sie wird u. a. in Kamerun, Uganda, Peru, Mexiko und Indonesien angebaut. „Obwohl Madagaskar etwas südlicher liegt, weist diese Insel die gleichen klimatischen Merkmale auf. Tatsächlich werden dort 60 bis 70 Prozent der natürlichen Vanilleproduktion der Welt erzeugt“, erklärt Oren. „Der Freilandanbau in den Tropen kämpft jedoch seit einigen Jahren mit Problemen, von denen der Klimawandel das wichtigste ist. Madagaskar wird zunehmend von Orkanen und Wirbelstürmen heimgesucht. Im Jahr 2017 verlor die Insel die Hälfte ihrer Produktion. Der Preis für Vanille verfünffachte sich daraufhin auf 600 bis 700 Dollar pro Kilo.“

Die größte Herausforderung, so Oren, liegt jedoch auf der Nachfrageseite. Die Aromen- und Parfümindustrie als wichtigster Abnehmer der Branche wünscht sich ein stabiles Angebot, eine stabile Qualität und einen stabilen Preis für das Naturprodukt, das übrigens heute nur 5 Prozent des weltweiten Vanilleangebots ausmacht. 80 Prozent sind synthetischen Ursprungs, die restlichen 15 Prozent werden als natürliche Vanillinmoleküle in Bioreaktoren erzeugt. Dieses Verfahren ist billiger als der Anbau der Schoten, aber viel teurer als die Herstellung der synthetischen Variante.

Vanilla Vida ist ein vertikal integriertes Unternehmen, das den Anbau, die Verarbeitung und den Absatz in einer Hand hat, von der Gewebekultur und den Setzlingen bis hin zum Trocknungsprozess und dem

Vertrieb. „Unser Know-how und unser Schwerpunkt liegt also nicht ausschließlich beim Anbau. Wir sind sowohl ein Agtech- als auch ein Foodtech-Unternehmen.“ Neben dem eigenen Anbau importiert das israelische Unternehmen das Produkt auch aus mehreren Herkunftsländern, um es in den eigenen Anlagen zu trocknen. Die Verarbeitung importierter Produkte ist zwar weniger rentabel, hilft aber laut Oren, schneller und effizienter am Markt zu sein. Schließlich ist ein Erntezyklus von langer Dauer. In der Natur erscheint die erste Blüte erst nach drei Jahren, während in einem klimatisierten Gewächshaus bei richtigen Bedingungen in Bezug auf Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit die erste Blüte bereits nach anderthalb Jahren erscheint.

Die Existenzgrundlage der afrikanischen Erzeuger in Afrika wird durch den Hochtechnologie-Charakter des Vanilleanbaus in Gewächshäusern jedoch nicht bedroht, glaubt Oren. „Die Nachfrage ist zu hoch. Derzeit klafft eine Lücke von etwa 40 Prozent zwischen Angebot und Nachfrage, und die kann niemals durch den traditionellen Anbau, aber auch nicht sofort durch die CEA geschlossen werden. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist der Anbau im Freien unberechenbar. Die Vanilleorchidee ist nämlich eine viel empfindlichere Pflanze als irgendeine Obstoder Gemüsesorte. Und indem wir Technologie – und damit bessere Qualität und eine stabile Belieferung – in einen an sich nicht-technologischen Markt einführen, steigern wir die Gesamtnachfrage nach dem Naturprodukt weiter.“

Ein ausgeklügeltes Trocknungs- und Verarbeitungssystem ist die Voraussetzung, um den unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Kunden gerecht zu werden. „Vergleichen Sie es mit Kaffee. Auch dort

hängt das endgültige Aroma stark vom Röstvorgang ab. Verschiedene Parameter wie Licht, Feuchtigkeit und Temperatur sind wichtig. Denken Sie daran, dass der Trocknungsprozess der Vanille drei Monate dauert. Bei der traditionellen Methode sind es sogar vier bis sechs Monate.“ Die Methoden von Vanilla Vida zur Umwandlung von Glycovanillin in Vanillin sind vollständig datengesteuert. „Natürlicherweise verwenden wir Enzyme, um bestimmte Geschmacksrichtungen zu aktivieren und verschiedene Aromen zu erhalten.“

Während der Vanillingehalt im Produkt aus dem traditionellen Anbau- und Trocknungsprozess in der Regel 1,6 Prozent beträgt, gelingt es Vanilla Vida, ihn auf 5 bis 6 Prozent zu erhöhen. „Für Vanille aus Madagaskar werden 250 Dollar pro Kilo bezahlt, unabhängig von der Vanillinkonzentration“, erklärt Oren. „Der dortige Preis wird von der Regierung bestimmt. Für das Produkt aus Uganda, Peru oder Mexiko beispielsweise gelten die Gesetze des Marktes. Derzeit wird für Vanille mit einem geringen Vanillingehalt (1 bis 1,5 Prozent) nicht mehr als 130 Dollar pro Kilo gezahlt. Für das bessere Produkt erhalten die Erzeuger 200 Dollar. Der Verkaufspreis unserer Vanille wird dagegen pro Gramm Vanillin festgelegt. Auf diese Weise kann der Kunde sicher sein, dass die Qualität stimmt, und mit einem garantierten Vanillin-Gehalt liegt der Herstellungspreis im Durchschnitt 20 Prozent unter dem des Angebots aus Freilandanbau.“ 

Jedes der oben genannten Unternehmen wurde in den Monaten Dezember und Januar in Artikeln auf den verschiedenen FreshPublishers-Websites ausführlicher beschrieben. Dort finden sich auch die Kontaktdaten der jeweiligen Unternehmen.

105 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Fokus auf die Regionalität und Nationalität des Spargels und des Beerenobsts

hervorgehoben werden.“, so Saalfeld.

UNEINIGKEIT BEIM THEMA MARKETING

„Ich stimme mit Herrn Saalfeld überein. Wir müssen ein einheitliches Wording festlegen, damit die Regionen sich nicht gegenseitig ausbooten. Die Diskussion zum Thema Marketing führen wir aber auch schon seit 15 Jahren und sind nie wirklich auf den gleichen Nenner gekommen. Worauf wir auch nie auf einen grünen Zweig gekommen sind, ist bei der Frage, wann die Saison jetzt eigentlich genau starten soll. Das muss aber gar nicht unser Thema sein. Viel wichtiger ist, dass wir nach außen einheitlicher reagieren“, so Eickhorst.

BESONDERHEIT DES DEUTSCHEN BLEICHSPARGELS

Nach den zwei recht profitablen Coronajahren blickten die deutschen Spargelerzeuger euphorisch auf das Jahr 2022. Infolge des Krieges setzte eine Kaufzurückhaltung ein, die sich auch über mehrere Spargel- und Erdbeerkulturen fortsetzte, so Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. Zusammen mit ihm und Frank Saalfeld, dem Geschäftsführer des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände e.V., sprachen wir über die letzte sowie die kommende Spargelsaison.

„DieSpargelbetriebe im Süden kannten solche Probleme wie in 2022 bislang nicht. Sie waren zum Saisonstart stets mit hohen Preisen verwöhnt, während man im Norden ständig mit den Preisen zu kämpfen hatte. Die Kaufzurückhaltung zeichnete sich in diesem Jahr aber auch im Süden deutlich ab“, so Eickhorst. „Es stimmt, dass die Erzeuger mit deutlich höheren Kosten konfrontiert waren. Jedoch ist es nie in der Form eingetreten, wie es von uns zeitweise kommuniziert wurde; die Argumentation nach außen hin war schlichtweg falsch.“ Schließlich hätte sich die Situation Eickhorst zufolge auch noch deutlich schlimmer entwickeln können. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Die Spargelbauern sind bundesweit gut zurechtgekommen. Die Erdbeererzeuger, vor allem vom Süden bis zur Mitte Deutschlands, hatten eine sehr schlechte Saison. Norddeutsche Erdbeerbetriebe

etwa von Süd-Oldenburg aufwärts hatten wiederum ein gutes Jahr hinter sich“, so Eickhorst.

„GLOBALE“ SPRACHREGELUNG IN DER KOMMUNIKATION

Eine Lehre, die man aus diesem Jahr ziehen könne, sei, die Kommunikation nach außen anzupassen, so Saalfeld: „Die Spargel- und Erdbeerbranche muss eine einheitliche, sozusagen eine globale Sprachregelung finden. Diskussionen um Preise, die von der einen Region in die nächste getragen werden und letztendlich dazu führen, dass man diese gegeneinander ausspielt, sollten der Vergangenheit angehören. Das ist einfach nicht mehr zielführend. Die Regionalität und Nationalität der Produkte sollten im Vordergrund stehen, genauso wie die Sicherheit des Produkts. Der ökologische Vorteil, den regionale Produkte ausmachen, sollte ebenfalls stärker

Saalfeld findet, dass der Bleichspargel ein Gemüse sei, das es in dieser Form im Grunde genommen nur in Deutschland gäbe. „Natürlich gibt es auch in den Niederlanden, in der Schweiz und in Österreich geringe Mengen. Frankreich kann zwar auch auf größere Mengen zurückgreifen, wobei das auch primär das Elsass betrifft. Ansonsten handelt es sich bei dem Bleichspargel, der in anderen Ländern produziert wird, meistens um Exportware, die im eigenen Land kaum vermarktet wird.“

ANBAUFLÄCHEN FÜR

SPARGEL

SEIT FÜNF JAHREN GESÄTTIGT

Eickhorst zufolge war vor zehn, wenn nicht sogar vor zwanzig Jahren bereits abzusehen, dass die Produktionsflächen für Spargel ab einem gewissen Zeitpunkt gesättigt sein dürften. „2017/2018 haben wir diese Sättigungsgrenze erreicht, 2018 kam dann auch noch die schmerzliche Verbindung mit dem Wetter hinzu. Davor ging es 30 Jahre lang nur bergauf, was sowohl die Produktionsflächen als auch die Produktionsmengen betrifft.“

Nun verspüre man in der Branche aber zunehmend den Druck aus dem Ausland. „Seit fünf Jahren gibt es hinsichtlich der Anbaufläche eine Seitwärtsbewegung. Was 2023 passieren wird, ist noch nicht abzusehen. Ob wir Marktanteile an die ausländische Konkurrenz verlieren, ist fraglich.“ Letzten Endes hinge das von vielen Faktoren, wie etwa der Konkurrenz-

107 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Spargels und Beeren
Fred Eickhorst und Frank Saalfeld expoSE 2022

fähigkeit zu den europäischen Nachbarn durch die Mindestlohnerhöhung auf 12,00 Euro und anderem ab.

VERSCHIEBUNGEN IN EUROPA

„In Griechenland wurde in diesem Jahr auch wieder Bleichspargel gepflanzt“, sagt Eickhorst. „Dort weiß man natürlich auch, dass sich die Lohnkosten bei uns erhöht haben und Spargel für 2,50 Euro im Discounter von uns nicht mehr produziert werden kann. Allerdings hat es sicherlich auch im europäischen Ausland einige Verschiebungen gegeben. Die spannende Frage ist, wie wir künftig damit umgehen und ob am Ende doch nur wieder der Preis entscheidet. Daher sind wir dabei eine neue Imagekampagne für deutschen Spargel und deutsches Beerenobst auf den Weg zu bringen. Immerhin ist es schon fünf vor 12, wenn nicht sogar schon fünf nach 12“, vermutet Eickhorst.

In Polen werde zwar auch Bleichspargel angebaut und vor Ort vermarktet. Allerdings sei die Akzeptanz dort relativ gering, so Saalfeld. „In den Großstädten Polens findet zwar schon ein höherer

Absatz statt und auch in Regionen, die näher an Deutschland liegen. Aber in der Regel findet man kaum Konkurrenz in Richtung Konsum außerhalb der DACHRegion, abgesehen von geringen Mengen in den Niederlanden und im südlichen Dänemark.“

SORTENENTWICKLUNG BEIM SPARGEL

Um die Erntekosten möglichst gering zu halten bemühe sich die Branche darum Sorten zu finden, mit denen sich eben diese Kosten möglichst geringhalten lassen. „Der Anbau scheint sich den dickeren Stangengewichten zu widmen, sodass Spargelsorten wie Backlim dicht gepflanzt wird, um zudem gleichbleibende verkaufsfähige Stangen zu produzieren“, so Eickhorst.

Saalfeld sehe zudem, dass Großbetriebe sich an Sorten orientieren, die maschinell geerntet werden können. „Gleichzeitig dürfen sie auch nicht zu krumm und nicht zu breit sein. Wenn man diese Diskussion zusammen mit dem gestiegenen Mindestlohn im Hinterkopf behält, so muss die Tendenz in Richtung derjenigen Sorten gehen, die man besser und effektiver

ernten kann. Im Norden werden dank der leichten Böden auch seit längerem Erntemaschinen eingesetzt.“

Ferner beobachte er beim Spargel, dass die hierzulande reduzierten Flächen auch relativ schnell im Ausland aufgebaut werden können. „Der Lebensmitteleinzelhandel wird auch alles dafür tun, dass das passiert. Denn je mehr Flächen im Ausland an- und ausgebaut werden, und in der Summe noch billiger, noch mehr produziert werden kann, dann liegt genau hier unsere größte Konkurrenz. Daher müssen wir unser Augenmerk auf die Regionalität und Nationalität unserer Produkte legen.“

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Spanische

Die Zitrusfrucht-Saison begann in Spanien etwas später als üblich, mit einem leereren Markt aufgrund der geringeren Präsenz an Früchten der südlichen Hemisphäre, aber auch mit deutlich geringerem Volumen und einer Fülle von kleinen Formaten. Bei Clementinen, Mandarinen und Orangen ist zu erwähnen, dass die Saison 2022/2023 von großen Preisunterschieden zwischen den Premium- und Standardqualitäten geprägt ist.

Im September deuteten offizielle Schätzungen des Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (MAPA) auf einen Rückgang der Ernte um 15,6 Prozent im Vergleich zur letzten Saison und um 12,8 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre hin (1,1 Millionen Tonnen weniger). Die Menge war die niedrigste seit der Saison 2012/13. Nach den letzten verfügbaren Daten wuchs die Anbaufläche im Jahr 2021 um 1,7 Prozent und erreichte 219.096 Hektar. Die extremen Witterungsbedingungen, die in diesem Jahr zu verzeichnen waren, haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Produktion gering ausfiel. Dies lag vor allem an den übermäßigen Niederschlägen während der Blüte und des Fruchtansatzes und den extrem hohen Temperaturen in den späteren Phasen sowie an den begrenzten Bewässerungsmöglichkeiten in einigen Regionen. Im Laufe der Saison haben die Erzeuger und Vermarkter jedoch festgestellt, dass der Rückgang deutlich stärker ausfiel als ursprünglich prognostiziert. Im Fall von

Clementinen war der Rückgang der verwertbaren Produktion sehr hoch. Viele Unternehmen haben die Arbeit mit den Clemenrubi aufgrund des mangelnden Saftes und der kleinen Größen aufgegeben. Neben Milben und der Zitrusschmierlaus haben die hohen Temperaturen, die während des größten Teils der Herbstsaison herrschten, zu einem verstärkten Auftreten anderer Schädlinge geführt, wie der Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata), die Sorten wie die Oronules befallen hat und ungewöhnlicherweise auch die Clemenules, die repräsentativste Sorte in Bezug auf das Produktionsvolumen. Das Auftreten von Alternaria hat bei der Sorte Clemenvilla zu erheblichen Verlusten geführt, und obwohl Sorten der zweiten Saisonhälfte, wie Nadorcott, Tango, Orri oder Murcott, nicht so stark unter Schädlingen gelitten haben, sind auch ihre Produktionsmengen im Vergleich zur letzten Saison deutlich gesunken. Bei allen Orangensorten sind die Erträge stärker zurückgegangen als erwartet. Tatsächlich wird sowohl in der Region Valencia als

auch in Andalusien eine historisch niedrige Ernte der Valencia erwartet.

Aufgrund von Schädlingsbefall und anhaltenden Regenfällen während der Ernte ist die Zahl der Reklamationen am Bestimmungsort in dieser Saison in die Höhe geschnellt, was zu großen Preisunterschieden zwischen Premium- und Standardqualitäten führt. „Die Preise am Ursprungsort für Partien guter Qualität sind in dieser Saison in die Höhe geschossen. Der Unterschied zwischen den Preisen für Qualitäts- und zweitklassige Clementinen ist in diesem Jahr sehr groß. Die Verkäufe auf dem Exportmarkt, wohin die besten Partien in der Regel verschifft werden, laufen gut, während auf dem heimischen Markt ein großer Druck auf die Früchte der Standardqualität herrscht“, sagt Raúl Fort, Geschäftsführer von Morales Júcar, einem Unternehmen mit Sitz in Corbera, Valencia.

Generell sind die Preise für Orangen und Mandarinen nach Angaben von Erzeugern und Exporteuren zwischen 15 und 20 Prozent höher als in der vorherigen Saison. „Wir haben schon seit mehreren Jahren keine so hohen Preise mehr erzielt. Diejenigen Erzeuger, die genug Kilos auf ihren Feldern haben, könnten einen großen Gewinn machen“, sagte César Claramonte, Geschäftsführer des Unternehmens Clasol mit Sitz in Borriana, Castellón.

Das geringe Angebot an Zitrusfrüchten in Spanien fällt mit einem geringeren Angebot in vielen Erzeugerländern des

110 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Zitrus
Zitrusfrucht-Saison gekennzeichnet durch ein geringeres Angebot und große Preisunterschiede bei den einzelnen Qualitäten

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Mittelmeerraums zusammen. „Ägypten hat dieses Jahr eine geringere Orangenproduktion, und auch in Marokko gibt es deutlich weniger Nadorcott. Eine Ausnahme bildet Griechenland, das eine normale Produktion von Clemenules und Clemenvilla hat. Im Allgemeinen wird erwartet, dass die Erzeuger im Mittelmeerraum in dieser Saison die Preise auf einem guten Niveau halten können“, sagt César Claramonte.

Die Kosten für die Erzeuger sind enorm hoch, ebenso wie die Kosten der Vermarktungsunternehmen, die von den Energie- und Rohstoffpreisen erdrückt werden. Daher wird es für einen großen Teil der Erzeuger, die nicht viele vermarktbare Früchte haben, schwierig sein, einen Gewinn zu erzielen.

NIEDRIGSTE ZITRONENPRODUKTION

SEIT 7 JAHREN, ALLERDINGS MIT

NORMALER NACHFRAGE UND

STABILEN PREISEN

Die Zitronenproduktion wird auf 918.802 Tonnen geschätzt, das sind 15,4 Prozent der gesamten Zitrusfrüchteproduktion. Das ist laut MAPA der niedrigste Wert der letzten sieben Jahre. Das trockene Wetter und die Hitze im Sommer haben das Wachstum der Früchte verzögert, was seit Beginn der Saison zu einer Fülle von kleinen Größen geführt hat.

Der Übergang zwischen der Produktion auf der Süd- und der Nordhalbkugel verlief in diesem Jahr reibungslos, da die Obstbestände in Ländern wie Südafrika, Argentinien, Uruguay und Chile viel früher als in der letzten Saison erschöpft waren.

„Das hat uns sehr geholfen“, sagt Enrique Fuentes, kaufmännischer Direktor von Hijos de Alberto del Cerro, einem murcianischen Unternehmen mit Sitz in El Raal.

„Die Nachfrage war besonders hoch, weil der Verbrauch aufgrund der Auswirkungen der Inflation auf die Wirtschaft insgesamt gesunken ist, obwohl sich die Preise besser halten als sonst, weil das Angebot

begrenzter ist“, sagte er.

Das spanische Angebot genießt daher eine dominante Stellung auf den europäischen Märkten, auf denen es im ersten Teil der Saison auch ein geringeres Angebot aus der Türkei gab, das sich jedoch mit der Januarernte wieder erholt.

Murcia führt die Rangliste der Zitronenexporteure mit Lieferungen im Wert von 456 Millionen Euro an, eine Zahl, die dreimal so hoch ist wie die der Provinz Alicante, der zweitwichtigsten spanischen Provinz, wenn es um den Absatz im Ausland geht. Die Zitrone ist die am meisten angebaute Fruchtart in der Region und macht 70,9 Prozent der Zitrusfrüchteproduktion Murcias aus.

„DIE ANBAUFLÄCHE FÜR GRAPEFRUIT WÄCHST ZU SCHNELL“

Die spanische Grapefruitsaison begann Mitte Oktober, später als üblich und mit einer geringeren Produktion, was sich im Vergleich zur letzten Saison in höheren und stabileren Preisen niederschlägt. Nach Angaben der MAPA könnte die Grapefruitproduktion 75.394 Tonnen erreichen, das sind 13,7 Prozent weniger als in der letzten Saison und die niedrigste Menge in

den letzten drei Saisons, nachdem in den vorangegangenen Jahren zwei aufeinanderfolgende Produktionsrekorde erzielt wurden. Nach Angaben der Exporteure könnte die Produktion jedoch um etwa 25 Prozent zurückgegangen sein. Trotzdem ist der Absatz nicht sehr lebhaft. Laut MAPA sind die Zitrusfrüchte mit dem größten Wachstum der Anbaufläche in diesem Jahr Zitrone und Grapefruit mit mehr als 10 Prozent, hauptsächlich in Andalusien und der Region Murcia. „Der Grund, warum die Anbaufläche für Grapefruit so stark zunimmt, ist, dass sie derzeit die profitabelste Zitrusfrucht von allen ist. Allerdings wächst sie zu schnell, und es wird erwartet, dass die spanische Grapefruitproduktion bis 2025 um 85 Prozent steigen wird. Es handelt sich um ein Nischenprodukt, dessen Konsum seit einigen Jahren sehr stabil ist“, sagt Miguel Barber, Geschäftsführer von Pomelos MBC, einem Unternehmen, das sich auf die ganzjährige Produktion und Vermarktung von Grapefruits spezialisiert hat, mit einem Volumen von über 16 Millionen Kilogramm. 

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Die Trends des Jahres 2022, die der Vertical-FarmingBranche einen ziemlichen Schock versetzten >>

Im vergangenen Jahr gab es in der Vertical-Farming-Branche eine Menge Schwankungen. Im Vergleich zum Vorjahr kamen viele neue Kulturen wie Beeren und Kirschtomaten in den Handel. Dennoch ist die Zahl der vertikalen Landwirte, die in großer Zahl liefern, immer noch sehr gering. Das liegt daran, dass zahlreiche vertikale Farmen noch nicht die Kapazität haben, den Einzelhandel mit großen Produktmarken zu beliefern.

Allerdings sind nur die größeren Farmen in der Lage, eine stabile Versorgung zu gewährleisten. Das ist jedoch immer mit einer kapitalintensiven Investition verbunden. In diesem Jahr wurden einige große Summen in Vertical-Farming-Unternehmen investiert, die sich insgesamt auf eine Milliarde Dollar belaufen. Die meisten davon waren nordamerikanische Unternehmen, während einige wenige Unternehmen entweder in Europa, Asien oder Ozeanien ansässig sind.

ENERGIE

Energie war im vergangenen Jahr ein großes Thema in der Branche. Aufgrund des Krieges zwischen der Ukraine und Russland sind die Preise massiv gestiegen, insbesondere in der Europäischen Union. Einige vertikale Farmen waren gezwungen, ihre Produktion ganz einzustellen, einen großen Teil ihrer Produktion zu

reduzieren oder ihre Mitarbeiter zu entlassen. Das brachte die Branche definitiv in eine sehr schwierige Lage, doch der USMarkt florierte weiter mit Finanzierungen und neu angekündigten Farmen.

Das Positive an diesen hohen Energiekosten ist, dass sie Zulieferer und Landwirte dazu veranlasst haben, in puncto Effizienz innovativer zu werden. Was kann in einem Betrieb eingespart werden: die Arbeit, der LED-Einsatz oder das Saatgut? Sobald etwas als kostenintensiv angesehen wurde, hat man schnell eine Lösung gefunden. Somit hat dieses unglückliche Ereignis einige zwar an ihre Grenze gebracht, aber auch zu einigen sehr erfolgreichen Ergebnissen geführt. Obwohl sich die Energiepreise noch nicht normalisiert haben, wird erwartet, dass die Preise im nächsten Jahr erschwinglicher sein werden als in diesem Jahr.

AUTOMATISIERUNG

Je nach Region ist zu beobachten, dass die südostasiatischen Länder mehr Kapital in die Automatisierung ihrer gesamten Landwirtschaft investieren. Das bedeutet, dass den Betrieben reichlich Geld zur Verfügung steht, um sich zu vergrößern und sofort den Vorteil von Anlagen mit geringem Arbeitsaufwand zu nutzen, die ihnen langfristig helfen werden, äußerst effizient zu werden. Denken Sie nicht nur an das Säen, Verpflanzen, Verpacken und Schneiden, sondern auch an die allgemeine Effizienzsteigerung durch den Einsatz von Robotern, die die Pflanzen kontrollieren, verpacken und bewegen können. Auf diese Weise kann der Prozentsatz der Menschen, die den Betrieb betreten, sehr geringgehalten werden, wodurch auch menschliche Fehler im Prozess vermieden werden.

IoT und optimierte Pflanzenüberwachung Der sichtbarste Trend hat viel mit Automatisierung zu tun, denn es ist das Internet of Things (IoT), das den Landwirten hilft, zu überwachen, was die Pflanzen tatsächlich brauchen. Die IoT-Technologie gleicht den Bedarf an intensiver Arbeit aus, die für die Überwachung der Kulturen in der traditionellen Landwirtschaft erforderlich und kostspielig ist.

Ein IoT-Gerät kann aus einem oder mehreren Sensoren bestehen, die ständig Daten von verschiedenen Datenpunkten sammeln, um dem Landwirt so viele Informationen wie möglich zu liefern. Da die Überwachung beliebig umfangreich sein kann, können viele Elemente wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Blattfarbe, Bodenfeuchtigkeit, Nährstoffaufnahme und mehr kontrolliert werden. Diese geringfügigen Ergänzungen können den Landwirten helfen, ihre Ernte besser zu planen, ihre Versorgung zu sichern, Ertragsverluste zu vermeiden und das Produkt insgesamt zu verbessern. 

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Anbau: Für den deutschen Obstbau wird 2022 als ereignisreiches und bewegtes Jahr in Erinnerung bleiben. Frutania-Chef Markus Schneider blickt im Interview auf die zurückliegende Stein- und Beerenobstkampagne zurück und schildert die Zukunftsperspektive im Bereich des Weichobstes.

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„Wir blicken bei uns in der Region auf eine starke Saison zurück, da wir nicht die Fröste hatten, die es etwa im Süden gab. Wir hatten ab dem Saisonauftakt in der KW 33 durchgehend eine gute Warenversorgung und - nicht zuletzt - aufgrund der trockenen Witterung auch eine sehr gute Qualität. Bei den Süßkirschen stehen wir in direktem Wettbewerb mit preislich attraktiver Ware aus der Türkei, unter diesem Preisdruck hat der deutsche Kirschensektor auch in diesem Jahr extrem gelitten. Wir müssen kontinuierlich dafür

sorgen, dass wir erstklassige Qualität in die Schalen bekommen, damit die deutsche Produktion am POS heraussticht.“

Dementsprechend sieht Schneider insbesondere in der zweiten Saisonhälfte, etwa ab Ende August, wenn sich die türkische Kampagne dem Ende zuneigt, weiteres Vermarktungspotenzial. „Gerade in diesem späteren Vermarktungszeitraum brauchen wir qualitativ hochwertige Kirschen, damit wir hohe Erlöse erzielen können. Da müssen wir aber wiederum feststellen, dass in den zurückliegenden Jahren zu wenig in neue Spätsorten investiert wurde. Unsere Aufgabe als Vermark-

ter ist es, den preislichen ‚Break Even‘ hinzubekommen, damit der Erzeuger auch tatsächlich in der Lage ist zu investieren, was aber mit Blick auf die Kostensteigerungen noch schwieriger geworden ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Beeren- sowie der Steinobstanbau im Vergleich zu anderen Anbaukulturen auch mit recht hohen Lohnkosten einhergeht.“

Im Bereich der Pflaumen blickt die Frutania GmbH auf eine erfreuliche Saison zurück. „Wir haben mit guten Qualitäten getrumpft, insbesondere bei den späten Aroma-Zwetschgen im geschützten Anbau. Wir beobachten auch ein stetiges Interesse auf Erzeugerseite am überdachten Zwetschgenanbau, was uns besonders freut.“ Neben der bewährten Zwetschge vermarktet das Unternehmen ebenfalls die Mirabelle, eine ursprünglich französische Pflaume. „Die Mengen, die wir vermarkten, sind verglichen mit den Zwetschgen zwar deutlich kleiner und die Saison erheblich kürzer, dennoch hat sich die Mirabelle als wichtiger Bestandteil

119 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Markus Schneider von der Frutania GmbH zur zurückliegenden Stein- und Beerenobstsaison:
Beeren
„Mit roten Stachelbeeren haben wir unsere Stellung im deutschen LEH rasant ausbauen können“

unseres Portfolios etabliert. Die gesamte Tonnage, die wir in diesem Bereich platzieren, ist nicht zu unterschätzen.“

GEMISCHTE SAISONBILANZ BEI ERDBEEREN, STARKES JAHR FÜR HIMBEEREN

Etwa zwei Drittel des Gesamtumsatzes der Frutania GmbH entfällt auf Beerenobst. „Wir hatten dieses Jahr einen sehr heißen Sommer, der eine prekäre Wassersituation zur Folge hatte. Die erste Hälfte der Erdbeersaison wurde von einer noch nie dagewesenen Kaufzurückhaltung geprägt. Der Saisonauftakt war insgesamt sehr schleppend, obwohl die Erträge eigentlich gepasst haben. Gerade im kostenintensiven Tunnelanbau hat dies dazu geführt, dass die Erlöse nicht genügten, um wirtschaftlich produzieren zu können. Ab Juni hat sich das Konsumverhalten wieder relativiert, die Vermarktung lief danach in normalen Bahnen.“

Insgesamt seien die Erdbeererträge durchschnittlich gewesen. Schneider: „Während wir in der ersten Saisonhälfte mit Übermengen zu kämpfen hatten, gab es im späten Bereich hingegen eine leichte Unterversorgung. Wir haben es trotzdem hinbekommen, die Programme im LEH entsprechend zu bedienen. Schlussendlich konnten wir die Saison im Stellagenanbau sehr erfolgreich abschließen. Aus diesem Grund werden wir dieses Segment in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Dies geht zwar mit hohen Investitionskosten einher, die aber angesichts der geringeren Lohnkosten im Stellagenanbau und kontinuierlich guten Qualitäten innerhalb von wenigen Jahren ausgeglichen werden können.“

Bei den Himbeeren blickt Schneider auf ein zufriedenstellendes Jahr zurück. „Wir hatten anfänglich Sorge, dass wir die Kostensteigerungen nicht weitergeben könnten, was uns aber dank ausgeklügelter, bedarfsgerechter Anbauplanung und Verpackungsinnovationen, etwa 200 statt 125 Gramm, insgesamt gut gelungen ist. Unsere beiden exklusiven Himbeersorten finden dabei auch weiterhin guten Anklang beim Verbraucher.“

GANZJÄHRIGE BESCHAFFUNG UND VERMARKTUNG VON BEERENOBST

Während der kalten Jahreszeit kann die Frutania GmbH auf Produktionseinheiten in Spanien, Marokko, Portugal sowie Übersee zurückgreifen. „Wir verfügen über Außenstellen in Spanien und Chile, die den Anbau sowie die Beschaffung vor Ort für uns betreuen“, schildert Schneider. Ein wesentlicher Teil des Beerenportfolios ist somit heutzutage das ganze Jahr über

zu haben. „Bei den Heidelbeeren etwa starten wir nach Abschluss der heimischen Saison mit Südafrika durch. Danach geht es in der Reihenfolge weiter mit Peru, Chile, Marokko und Spanien. Bei den Erdbeeren setzen wir vor allem auf die Premiumsorten in Spanien, etwa Calinda, damit wir unser Qualitätsversprechen weiterhin an den Kunden weitergeben können. Was uns in diesem Jahr natürlich besonders trifft, ist die Energiekrise, weshalb wir auf weniger Treibhauserdbeeren aus den Niederlanden zurückgreifen können.“

Außer den umsatzstärkeren Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren widmet sich das Grafschafter Vermarktungsunternehmen ebenfalls dem Vertrieb kleinerer Beerenkulturen, etwa Brombeeren und Johannisbeeren. „Letztere Kultur unterscheidet sich dadurch vom restlichen Sortiment, dass sie dank CA-Lagerungstechnik für die späte Vermarktung, etwa bis in den Dezember hinein, eingelagert werden kann. Im frühen Bereich hat es Übermengen und entsprechend enttäuschende Preise gegeben. Für die zweite Saisonhälfte stehen wir jährlich vor der Aufgabe, gute Qualitäten bedarfsgerecht einzulagern. Alles in allem blicken wir auf eine durchschnittliche Kampagne zurück.“

AUSBAUPOTENZIAL BEI BROMBEEREN UND STACHELBEEREN

Der Brombeermarkt lasse sich Schneider zufolge am besten als ‚sehr volatil‘ bezeichnen. „Persönlich bin ich der Meinung, dass die Brombeere noch viel mehr

Potenzial hat, was bisher nicht gänzlich ausgeschöpft worden ist. Die Frucht als solches wird meines Erachtens noch zu sehr unterschätzt. In der Produktion sind wir bereits auf gutem Weg, in dem die Brombeere genauso wie die Himbeere nur noch im geschützten Anbau erzeugt wird. In der Sortenauswahl sowie in der Produktverpackung benötigen wir aber ein ganzheitliches Vermarktungskonzept, um die Kultur attraktiver anbieten zu können.“

Abgerundet wird das Beerensortiment durch die Stachelbeere, die dieses Jahr zwischen KW 23 und 29 gehandelt wurde, fährt Schneider fort. „Wir befassen uns ausschließlich mit dem Anbau roter Stachelbeeren und haben damit unsere Stellung im deutschen LEH in den letzten Jahren rasant ausbauen können. Die grüne Stachelbeere, die es einst gab, war relativ sauer, weshalb die Frucht in Vergessenheit geraten ist. Wir als Frutania-Gruppe haben uns dann vor einigen Jahren nach Rücksprache mit unseren Produzenten für die rote Stachelbeere entschieden und wir können mittlerweile auf marktrelevante Volumina aus regionalem Anbau zurückgreifen. Was die sogenannten Exoten, etwa Kiwibeeren oder Ananas-Erdbeeren, angeht, sind wir hingegen zurückhaltend, da der Bedarf seitens des Verbrauchers verhältnismäßig eher gering ist.“

schneider@frutania.de

120 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Beeren

Import Promotion Desk stellt Vielfalt aus afrikanischen Partnerländern vor

Eine breite Palette an frischem Obst & Gemüse aus seinen afrikanischen Partnerländern präsentiert das Import Promotion Desk (IPD) auf der Fruit Logistica 2023. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen kommen aus Ägypten, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia und Marokko. Das Angebot umfasst u.a. Kokosnüsse aus Côte d’Ivoire, Süßkartoffeln aus Ägypten, Mangos aus Ghana, frische Kräuter aus Kenia und Goji-Beeren aus Marokko.

Alle Unternehmen auf dem Messestand wurden von den IPD-Experten im Vorfeld besucht und sorgfältig evaluiert. Wesentliche Kriterien des Sourcings sind z.B., dass die Unternehmen die Qualitätsanforderungen der europäischen Einkäufer erfüllen und über die für den Handel nötigen Liefermengen verfügen. Darüber hinaus achtet das IPD bei der Auswahl auf kurze und damit transparente Lieferketten ohne Zwischenhändler.

Services für europäische Importeure Als Initiative zur Importförderung wird das IPD vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Die kostenfreien und neutralen Services des IPD stehen aber nicht nur deutschen, sondern allen europäischen

Importeuren offen. Neben den afrikanischen Ländern sind zudem IPD-Unternehmen aus Ecuador, Kolumbien, Peru und der Ukraine auf dem Messestand vertreten.

Angebot mit hoher Nachfrage Mangos und Avocados sind auf dem europäischen Markt stark nachgefragt. Auf dem IPD-Messestand finden Einkäufer neben Lieferanten aus Südamerika – aus Kolumbien und Peru – auch afrikanische Mango-Produzenten. Unternehmen aus Ägypten und Ghana haben sich auf den Anbau der Sorten Keit und Kent spezialisiert und stellen ihr Mango-

Angebot auf der Fruit Logistica vor. Auch bei Avocados bietet das IPD mit südamerikanischen und afrikanischen Herkunftsländern verschiedene Beschaffungsmöglichkeiten an. Das IPD begleitet Avocado-Produzenten sowohl aus Kenia als auch aus Kolumbien und Peru auf die Fruit Logistica. Neben Mangos gehören zum Angebot aus Ghana auch Kokosnüsse, Ananas und Yamswurzeln. Die ägyptischen Hersteller bieten neben Trauben, Zitrusfrüchten und Erdbeeren auch eine große Gemüseauswahl an, z.B. die beliebten Süßkartoffeln, Knoblauch, Zuckerschoten, grüne Bohnen, Zwiebeln sowie Frühlingszwiebeln. Eine besondere Nachfrage erzielen frische Kräuter. Unternehmen aus Kenia und Marokko stellen ihr Angebot an frischen Kräutern in Berlin vor – darunter Basilikum, Thymian, Salbei, Rosmarin, Minze und Lemongras. Weitere Spezialitäten sind violette Passionsfrüchte aus Kenia und Goji-Beeren aus Marokko.

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121 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
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Ziya Sizgin von der UvaFruit GmbH Wien zum Fruchtimport aus der

Die türkische Exportbranche blickt insgesamt auf ein ereignisvolles Jahr zurück: Die Hyperinflation und die dazugehörigen LiraKurse setzten dem Obstexport extrem zu. Gleichzeitig kämpfte man mit hohen Produktions- und Logistikkosten sowie einer inflationsbedingten Kaufzurückhaltung in vielen europäischen Absatzmärkten. Nichtsdestotrotz legten gewisse Artikel auch im Extremjahr 2022 zu, wie uns Ziya Sizgin, Direktimporteur und Geschäftsführer der UVAfruit Handels GmbH am Wiener Großmarkt, im Interview mitteilt.

Momentan

befasst sich die Wiener Handelsgesellschaft unter anderem mit dem Import von Bio-Granatäpfeln aus der Türkei. „Unsere Bio-Granatäpfel sind nun fürs dritte Jahr infolge im österreichischen LEH gelistet. Bis auf wenige Schwierigkeiten, bedingt durch die Ersteinfuhr in Bulgarien, sind wir mit der bisherigen Mengenverfügbarkeit sowie der Qualität der Ware äußerst zufrieden“, so Sizgin, der mehrmals persönlich vor Ort war, um sich über den dortigen Bio-Anbau zu erkundigen. „Man merkt, dass sich der Bio-Granatapfel zunehmend im Handel etabliert, nicht zuletzt da sich der türkische Bio-Anbau rasch professionalisiert. Ein Zeichen, dass die Investitionen Früchte tragen.“

Ähnlich wie im konventionellen Bereich bietet die UVAfruit die bewährte Sorte Hicaz an. Sizgin: „Wir importieren weiterhin konventionelle Ware sowohl für den Standverkauf am Großmarkt Wien als auch für unsere internationalen Kunden. Beide Kampagnen laufen parallel, ungefähr von Ende Oktober bis in den Februar hinein. Zu Weihnachten ist der Bedarf an Granatäpfeln traditionell noch etwas höher als sonst, was wiederum mit geplanten Aktionen im LEH weiter gepusht wird.“

Im Großhandel stehe der türkische, konventionelle Granatapfel im direkten Wett-

bewerb mit Ägypten sowie Italien. „Letztere Herkunft ist am örtlichen Großmarkt nicht so groß vertreten und auch Spanien

ziehen und dementsprechend auch an unsere Abnehmer weitergeben“, skizziert Sizgin. Absatzseitig haben die Widrigkeiten ebenfalls zu einer merkbaren Kaufzurückhaltung geführt, die wiederum stark produktabhängig sei. „Zu Saisonbeginn war die Nachfrage an Bio-Granatäpfeln etwas zurückhaltend, das hat sich dann aber rasch erholt, weshalb wir mit dem momentanen Absatz recht zufrieden sind. Erschwerend hinzu kam auch die Hyperinflation und die ungünstigen Wechselkurse in der Türkei, die sich aber in den zurückliegenden Monaten ebenfalls stabilisiert haben.“

VERLÄNGERUNG DER SATSUMASAISON

ist eher eine Randerscheinung. Ägypten ist ab und an anzutreffen, wobei die Türkei mittlerweile führend ist. Auch hinsichtlich des Preis-Leistungsverhältnisses schneidet die Türkei besser ab.“

Der Saisonauftakt bei den Granatäpfeln wurde durch die starke Inflationssteigerung geprägt. „Die stark gestiegenen Preise haben zu einem entsprechend höheren Umsatz geführt. Das ist aber etwas täuschend, da die Gewinnmargen angesichts der rasanten Kostensteigerungen nicht unbedingt höher sind. Diese Kalkulationen müssen wir irgendwie in Betracht

Neben Bio-Granatäpfeln hat die UVAfruit Handels GmbH den heimischen LEH dieses Jahr auch mit konventionellen Satsumas aus der Türkei beliefern können. „Die Satsuma-Kampagne ist relativ kurz und dauert nur von November bis Mitte Dezember. Wir haben dieses Jahr gewartet bis die spanische Kampagne zu Ende war, da wir preislich nicht wettbewerbsfähig waren. Im Nachhinein stellen wir aber fest, dass wir 3-4 Wochen früher hätten anfangen können. Dementsprechend sind wir auch bestrebt nächstes Jahr früher in die Saison zu starten“, verrät Sizgin des Weiteren.

Insgesamt blicke man auf eine gute Satsuma-Kampagne zurück. „Wir fangen traditionell mit Ware aus Izmir an, ab Mitte November kommt dann das Anbaugebiet Mersin hinzu. Nach Abschluss der Programme im Einzelhandel Mitte Dezember wird die Ware dann weiterhin am Großmarkt gehandelt.“

Auch die bewährten Sultana-Trauben türkischer Herkunft haben mittlerweile einen hohen Stellenwert im österreichischen Großhandel. „Wir haben die Sultana-Trau-

125 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Türkei:
Unternehmensnachrichten
„Man merkt, dass sich der Bio-Granatapfel zunehmend im Handel etabliert“

ben dieses Jahr zwischen Ende September bis Ende November gehandelt. Man kann zwar heutzutage auch im Dezember noch Lagerware anbieten, erfahrungsgemäß lässt die Ware dann qualitativ meist auch etwas nach. Rückblickend ist der diesjährige Traubenabsatz recht erfreulich gewesen“, bilanziert der Türkei-Spezialist. Abgerundet wird das Grundsortiment an türkischen Obstprodukten durch Feigen. „Wir starten Ende Juli-Anfang August mit den ersten Früherntesorten aus Aydin, die auch im LEH gelistet sind. Danach geht es weiter mit den etablierten schwarzen Feigen aus der Region Bursa, die weiterhin an Bedeutung gewinnen.“

AUSBAUPOTENZIAL IM TÜRKISCHEN EXOTENANBAU

Im Schatten der Trauben, Satsumas, Fei-

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gen und Co. wagen immer mehr türkische Erzeuger den Schritt in den Anbau von Exoten, beobachtet Sizgin. „Viele Fruchtexoten, etwa Pomelos, Mangos und sogar Bananen, werden bislang nur am Inlandsmarkt gehandelt, ich vermute jedoch, dass sich dieser Umstand in den kommenden Jahren ändern wird. Die Drachenfrucht etwa, wird im September-Oktober bereits in bescheidenen Mengen exportiert. Das Vermarktungsfenster ist zwar relativ kurz, die Türkei etabliert sich aber als interessante und auch preislich attraktive Alternative für Flugware aus Asien. Auch wir bieten sowohl die rote als auch weiße Drachenfrucht während der Saison im Standverkauf an und ich rechne damit, dass die Exportmengen in den kommenden Jahren gesteigert werden können.“ Die UVAfruit Handels GmbH firmiert als

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Deutsche Großmärkte im Übergangsjahr 2022

Gestärkt aus der Krise

Nach zwei von Zugangsbeschränkungen und Schutzmaßnahmen geprägten Pandemiejahren konnte das Team von FreshPlaza.de im vergangenen Jahr wieder einige Großmärkte besuchen. Durch die Nachwirkungen der Pandemie sowie die Kriegssituation in der Ukraine und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Lieferketten, Rohstoffpreise (Strom, Energie, Materialbeschaffung) sowie das Konsumverhalten, wird 2022 vor allem als Übergangsjahr in Erinnerung bleiben. Anhand von Interviews mit Großmarkthändlern blicken wir auf das vergangene Jahr zurück.

JANUAR

– KÖLN

Zum Ende 2025 soll der Großmarkt Köln schließen. „Eine Tatsache, die wie ein Damoklesschwert über uns schwebt“, so der dort ansässige Großhändler Norbert Heep. „Eine Metropole wie Köln braucht einen Großmarkt für den freien Handel. Wir bedienen eine Klientel, die große Konzerne nicht abdecken können. Unsere Kunden sind im Umkreis von über 100km rund um die Stadt Köln. Vorzugsweise wäre deshalb ein Einzugsraum von Köln in Frechen oder Marsdorf als Alternative wünschenswert. Wir leben natürlich auch vom Großmarkt und vom Kontakt mit Groß- und Einzelhändlern, die bei uns neben dem großen Standartsortiment auch viele Produkte kaufen können, die andernorts nicht zu finden sind.“

JANUAR – MÜNCHEN

Die weiterhin angespannte Frachtsituation beeinträchtigte etwa den Beerenimport, skizziert Hans Widmann vom gleichnamigen Importunternehmen aus München. „Ein zunehmendes Problem stellen die Kostensteigerungen in den

Ursprungsländern und der Logistik dar. Allein die Frachten sind um 50 Prozent höher als im Vorjahr. Zudem sind sowohl die Kosten für Packmaterial als auch die Arbeitskosten deutlich angestiegen. Diese Kostensteigerungen können wir nicht allein auf die Produzenten im Ursprung

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abwälzen. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Kunden diese Kostensteigerungen zumindest teilweise mittragen, um eine nachhaltig gesunde Produzentenstruktur zu erhalten.“

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auf der Fruit Logistica in Halle 20, Stand A-54. Wir freuen uns, Sie wieder persönlich begrüßen zu dürfen.

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Geschäftsführer Norbert Heep des gleichnamigen Unternehmens am Kölner Großmarkt
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Großhandelsmärkte

MÄRZ - GROSSMARKT LEIPZIG

Nach dem für den Großmarkt Leipzig absatzstarken Jahr 2020 habe sich die Situation gemäß Rolf Oertel im Jahr 2021 wieder relativiert. „Das hängt auch damit zusammen, dass die Kostenstruktur eines kleinen Gemüsefachgeschäfts nicht mit

den Kalkulationen von einem Discounter oder von einer großen Kette vergleichbar ist.“ Auch wenn geringere Möglichkeiten bestünden als noch vor Corona, sei die Situation aber besser als 2021 in denselben Monaten. „Wir bemerken schon einen Sprung nach vorne; die Umsätze

FEBRUAR 2022 - KARLSRUHE

Das erste Quartal des neuen Jahres wurden noch durch die weiterhin harten Corona-Auflagen in der Gastronomie geprägt. „Januar und Februar sind umsatztechnisch eher schwächere Monate. Normalerweise hätten wir dieses Vermarktungsloch mit erhöhten Abverkäufen zwischen Oktober und Dezember kompensieren können. Den extremen Umständen entsprechend fehlt momentan dieser Weihnachtspuffer“, erläuterte Baris Karaman, Gastro-Großhändler am Karlsruher Großmarkt.

sind etwas besser als 2021, zumindest im Gastronomiebereich“, schildert Oertel des Weiteren

MAI – MANNHEIM

Auch am Mannheimer Großmarkt stiegen die Logistikkosten im Frühjahr rapide an. „Die Kosten sind mitunter um 300 Prozent gestiegen, ohne dass man selbst davon einen einzigen Cent gewonnen hätte. Es gibt Logistiker, die ihre Preise um das Drei- bis Vierfache erhöht haben“, hieß es beim Großmarktbetrieb der Unternehmensgruppe Suntat. Viele Verpackungen und weitere Produkte, die früher aus China bezogen wurden, würden von Kunden mittlerweile nicht mehr angenommen werden. „Das hat aber eher einen politischen als einen ökonomischen Hintergrund. Daher mussten wir uns entsprechend umorientieren.“

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Das Team des Großmarktbetriebs Suntat in Mannheim.

JULI – FREIBURG

Zusätzlich prägten die Hitze und Dürre den Sommer 2022. Dies führte einerseits zu Angebotsverknappungen, andererseits aber auch zu einem erhöhten Bedarf an gewissen Früchten, etwa (Wasser)Melo-

JULY - HAMBURG

Preissteigerungen, die durch die hohen Produktionskosten - sprich: Düngemittel, Maschinenteile, Pflanzenschutz, etc. - entstanden, seien den Verbrauchern nur schwer über den Handelsweg zu vermitteln, so Ralf Albers, Großhändler am Hamburger Großmarkt. „Verbraucher werden die höheren Preise nicht honorieren. Das, was wir eigentlich erzielen müssten, gerade eben für die Produzenten, können wir dieses Jahr kaum umsetzen. Ich hoffe, dass Viele dabei nicht auf der Strecke bleiben oder den Anbau gänzlich aufgeben werden.“

nen. „Gerade bei italienischen Kräutern und Blattsalaten müssen wir uns aufgrund des prekären Wassermangels auf Engpässe vorbereiten. Das Angebot an Wassermelonen reicht währenddessen kaum aus, um die kontinuierlich hohe Nachfrage zu

decken. Die Notierungen sind dabei teilweise doppelt so hoch wie in anderen Jahren, wobei Spanien und Italien in der Regel etwas günstiger sind“, berichtete Volkan Günes des Freiburger Großmarktunternehmens Sun Früchte.

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AUGUST - BREMEN

„Trotz Corona gibt es keine allzu großen Einbußen“, teilte uns Lars Jansen, Bereichsleiter der Bremer Großmarktes, mit. „Corona hat uns eindeutig gezeigt, wie wichtig ein ortsansässiger Großmarkt für die städtische Lebensmittelversorgung ist. Wir haben nach wie vor eine Vollauslastung der gesamten Verkaufsflächen, Interessenten sind dauerhaft vorhanden. Dementsprechend sehen wir uns für die Zukunft bestens gerüstet.“

SEPTEMBER - HANOVER

Im Herbst näherte sich die Inflationsrate langsam, aber sicher ihrem Höhepunkt, wie sich auch beim Großmarktbesuch am Frischezentrum Hannover herausstellte. “Wir werden die Folgen der Inflationssteigerung irgendwann zu spüren bekommen. Wir hoffen allerdings, dass die Warenabnahme trotz allem einigermaßen aufrechterhalten bleibt. Erfahrungsgemäß wissen wir, dass das Großmarktgeschäft besonders beständig ist, denn gegessen wird immer”, fasste Matthias Reichelt, Geschäftsführer des Unternehmens Karl Balcer die Lage zusammen.

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Matthias Reichelt (m) beim Großmarktbesuch von FreshPlaza im September 2022 Lars Jansen ist Bereichsleiter des Bremer Großmarktes Pleunis Mushrooms | Lochtstraat 8 6039 RV Stramproy | M. +31(0)6 54 255 406 E. pleunismushrooms@live.nl | www.pleunismushrooms.nl
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DEZEMBER – NÜRNBERG

Auch am Nürnberger Großmarkt schlage sich die Kaufzurückhaltung auf die Stimmung nieder, wie uns Jens Schadowske der Filbig GbR. mitteilte. „Die allgemeine Marktstimmung ist aufgrund der Herausforderungen nicht gerade die beste. Es stimmt, dass die Lagerkapazität von einzelnen Betrieben steigt. Das liegt aber auch daran, dass freistehende

Flächen von Unternehmen, die ihr Geschäft aufgeben mussten, von bestehenden Betrieben direkt eingenommen werden. Hinzukommen die Energie-, Lager-, Transportkosten sowie die Inflation. Der Einkaufspreis für Weintrauben etwa ist so extrem gestiegen, dass es sich kaum rentiert, diese anzubieten.“

NOVEMBER - FRANKFURT

“Wir befinden uns in vielerlei Hinsicht in einem interessanten Absatzmarkt und Hochfrequenzort, denn die regionale Gastronomie wird stark durch den naheliegenden Flughafen und das Messezentrum geprägt”, so Stefan Lindner, des gleichnamigen Unternehmens am Frischezentrum Frankfurt. “Wir bedienen somit zahlreiche Dienstleister mit entsprechenden Betriebskantinen. Selbstverständlich hat die Pande-

mie auch im Rhein-Main-Gebiet zu einem Rückgang des Fremdverkehrs geführt. Nichtsdestotrotz konnten wir unseren Umsatz unter anderem dank zwei Geschäftsübernahmen und unserem starken Außendienst aufrechterhalten und sogar ein Plus verzeichnen.” Aufgrund der gesteigerten Mengenumschlags wurde die (Kühl) Lagerfläche am Firmenstandort in diesem Jahr erweitert.

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Jens Schadowske der Filbig GbR Stefan Lindner, Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens am Frankfurter Frischezentrum.

China: Obst gewinnt nach dem Ende der Corona-Kontrollmaßnahmen an Bedeutung

Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels ist es erst wenige Wochen her, dass China plötzlich seine Corona-Kontrollmaßnahmen aufhob und seine Grenzen für internationale Einreisen wieder öffnete. Diese Änderung kam unerwartet, und die letzten Wochen waren für das Land nicht einfach, da die Infektionszahlen einen Höchststand erreichten. Im Dezember und Januar war ein steiler Anstieg der Corona-Infektionszahlen zu verzeichnen, der in Großstädten wie Peking und Shanghai begann und sich über das ganze Land ausbreitete.

Die letzten drei Jahre waren für die internationale Obstindustrie, die den chinesischen Markt beliefert, eine Herausforderung. Chinas Zero-Covid-Politik führte zu mehreren strengen regionalen und stadtweiten Abriegelungen, von denen die Abriegelung in Shanghai im Frühjahr 2022 die bekannteste war. Diese Abriegelung dauerte mehr als 2 Monate, in denen Hotels und Restaurants geschlossen waren. Der Großhandelsmarkt blieb in dieser Zeit weitgehend geöffnet, aber die Nachfrage wurde reduziert. Zu Beginn der Pandemie hatten sich die wichtigsten chilenischen Obstverbände ASOEX und Fedefruta Anfang 2021 an den chinesischen Markt gewandt und bestritten, dass Covid-19 über importierte Kirschen übertragen wurde, nachdem in den sozialen Medien eine Panikstimmung entstanden war. Während der Corona-Pandemie wurden Obstmärkte wegen angeblicher Infektionen geschlossen.

Die Aussichten für die Obstindustrie sind jedoch positiver, als es die Entwicklung des letzten Jahres vermuten lässt. Da die Zahl der Menschen mit Erkältungen, Grippe und Corona-ähnlichen Symptomen in die Höhe schnellt, steigt auch die Nachfrage nach bestimmten Obst- und Gemüse-

sorten. Chinesische Verbraucher verbinden traditionell Gesundheit mit Essen, und Obst ist ein wichtiger Bestandteil davon.

In den letzten zwei Wochen haben sich viele Menschen nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit verschiedenen Früchten eingedeckt, um ihr Immunsystem zu stärken und die Epidemie zu bekämpfen. Die Nachfrage nach Zitronen ist Berichten zufolge sprunghaft angestiegen, da die Menschen in China Immunität gegen Corona suchen. Ein Zitronenzüchter aus Anyue, dem Herzen des chinesischen Zitronenanbaugebiets, berichtete, dass sich die Verkäufe mehr als vervierfacht haben, wobei die meiste Nachfrage aus größeren Städten wie Peking und Shanghai kommt. Eine zweite Frucht, die auf dem Markt gut ankommt, sind gelbe Pfirsiche in Dosen, die bei Appetitlosigkeit helfen sollen. Dies sind willkommene Entwicklungen für Chinas Obstbauern, die in früheren Monaten aufgrund strenger Transportbeschränkungen mit gelagerten Früchten konfrontiert waren, die nicht verschifft werden konnten. Einige Obstkategorien können leider nicht auf dieser Gesundheitswelle reiten. Wie der Reporter erfuhr, können Mangos nach traditioneller chinesischer Auffassung Brennen und Halsschmerzen

verursachen, weshalb der Verkauf und die Preise von Mangos in den letzten Monaten stark zurückgegangen sind.

Ein chinesischer Birnenzüchter und -exporteur hat ebenfalls von den asiatischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona zu Beginn der Pandemie profitiert. Seine Birnen wurden zu Beginn der Pandemie in einigen südostasiatischen Ländern in die Quarantänemahlzeiten aufgenommen. „Im Dezember und Januar stieg die Nachfrage nach unseren frischen Birnen sprunghaft an, nachdem im nationalen Fernsehen ein Video ausgestrahlt wurde, in dem gezeigt wurde, dass der Verzehr frischer Birnen Erkältungssymptome lindern kann. Daher sind unsere frischen Birnen in letzter Zeit sehr beliebt geworden. Das ist ein willkommener Glücksfall, da unser Exportmarkt in diesem Jahr schwach war“, so der Vorsitzende der Birnengenossenschaft aus der Provinz Hebei.

Mitte Januar wird China seine Grenzen wieder für internationale Reisende geöffnet haben. Das ist kurz vor Beginn des chinesischen Neujahrsfestes, das sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Ereignis für die Obstindustrie entwickelt hat. Mit der Aufhebung der Beschränkungen werden Hunderte von Millionen von Reisenden das Land bereisen, um ihre Heimatstädte zu besuchen und mit Familie und Freunden zu feiern, wobei sie unter anderem hochwertige Obstkörbe verschenken werden.

Chilenische Kirschen sind eine der wichtigsten Obstsorten, die zum chinesischen Neujahrsfest verschenkt werden, und der Absatz in dieser Kategorie ist zu einem wichtigen Faktor für die Aussichten auf dem Obstimportmarkt geworden. Dieses Jahr scheint eine vielversprechende Sai-

134 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 China

son zu sein. Die Verschiffungen sind größer als je zuvor, mit einem geschätzten Wachstum von über 25 Prozent bei den gesamten nach China exportierten Kirschen. Diese Zahl summiert sich auf 39 Cherry Express-Schiffe und weitere elf Frachtschiffe. Eines der ersten Cherry Express-Schiffe von Hapag-Lloyd traf Ende Dezember in Hongkong ein, beladen mit der unglaublichen Menge von 1.222 Kühlcontainern, die mit Kirschen gefüllt waren. Da China die Grenzkontrollen lockert, wird die Einfuhr von Früchten im Jahr 2023 reibungsloser vonstatten gehen, und die häufigen Verzögerungen und Staus an den Grenzen, die Chinas Zero-Covid-Phase kennzeichnen, dürften abnehmen. Dies eröffnet Chancen für den Fruchtexport, und andere Märkte haben ein Auge auf Chinas Verbraucherbasis geworfen. Im vergangenen Jahr hat Vietnam einen bedeutenden Durchbruch auf dem chinesischen Markt für Frischobst erzielt, was die Zahl der unterzeichneten Pflanzenschutzprotokolle angeht. Vietnamesische Durians, Bananen und Passionsfrüchte erhalten 2022 Marktzugang in China. Auch in Thailand ist der Absatz von frischen und gefrorenen Durians gestiegen. Kenia erhielt 2022 Marktzugang für seine frischen Avocados. Kenianischen Medien zufolge hat das Land seit dem Marktzugang im letzten Jahr fast 57 Millionen USD mit frischen Avocadolieferungen nach China verdient. Schließlich nimmt die Quali-

tät der einheimischen Früchte immer mehr zu. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat den Seetransport von Importobst behindert. Während der Pandemie verlagerte sich die Aufmerksamkeit der Verbraucher von Importobst auf heimisches Obst. Die Qualität und Verfügbarkeit heimischer Obstsorten kann mit Importobst konkurrieren, und die Gesamtproduktion wächst weiter. Inländisches Obst hat einen deutlichen Preisvorteil gegenüber importiertem Obst, was in einer Zeit wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht unbemerkt bleibt. Zu erwarten sind mehr kernlose Shine Muscat-Trauben aus Shaanxi und Shandong, Blaubeeren aus Yunnan und FujiÄpfel in den Verkaufsregalen. Und obwohl Chinas Avocadomarkt derzeit weitgehend von Importen abhängig ist, dürfte sich dies im kommenden Jahrzehnt ändern, da immer mehr Avocadoplantagen in Yunnan in Produktion gehen. Ein großer, wenn auch relativ junger, einheimischer Avocadozüchter rechnet für das Jahr 2025 mit einer Ernte von 60.000 bis 80.000 Tonnen frischer Avocados, was in etwa den nationalen Importen dieser Frucht entspricht. Das Jahr 2023 scheint ein hoffnungsvolles Jahr für die chinesische Obstindustrie zu sein, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. 

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Die Zeiten sind schwierig für Gewächshausproduzenten auf der ganzen Welt. Die Energiekrise, das Rugose-Virus und der Arbeitskräftemangel verändern die Landschaft unwiderruflich. In welche Richtung, das bleibt vorläufig noch unklar.

„ImSeptember schätzten wir, dass es im Winter 2021/2022 50 Prozent weniger Anbaufläche für Tomaten, 10 bis 20 Prozent für Gurken und 5 bis 10 Prozent weniger für Salat- und Kräuter geben wird. Jetzt sieht es noch schlechter aus, vor allem für die Tomatenproduzenten.“ Zitiert wird Niina Kangas von Kauppapuutarhaliitto, der finnischen Vereinigung der Gewächshausanbauer. „Wir haben im Moment fünf Gewächshäuser im Angebot“, sagt Lee Stiles, Geschäftsführer der britischen Lea Valley Growers Association. Und in den Niederlanden werden in diesem Jahr voraussichtlich rund 70 Hektar Tomatengewächshäuser mit einer Hochstammkultur von Gurken gefüllt.“

„Natürlich sind Veränderungen wie diese in der Gartenbaubranche nicht ungewöhnlich. Um der Marktnachfrage gerecht zu werden, haben die Erzeuger ihre Kulturen, ihre Anbaustrategie und ihre Investitionen angepasst. In den letzten Jahrzehnten haben wir den Aufstieg des ganzjährigen, beleuchteten Tomatenanbaus, die Umstellung auf Hochdrahtanbau bei Gurken, die Einführung kleiner Tomatensorten, den Einstieg Nordafrikas als Tomatenlieferant sowie die Einführung von LED-Leuchten und viele weitere technische Neuerungen erlebt, um die Produktion zu optimieren und der Marktnachfrage besser gerecht zu werden. Die oben erwähnten Verän-

derungen sind jedoch anders. Sie wurden nicht durch die Nachfrage nach Effizienz oder Innovation angetrieben, sondern durch eine abrupte Umstellung, zu der die Gewächshausproduzenten aufgrund der globalen Entwicklungen gezwungen waren.“ Doch was ist das für eine Umstellung?

ENERGIEKRISE

Steigende Energiepreise verunsichern die Erzeuger in der EU, denn Gewächshäuser benötigen Energie zum Heizen, Kühlen, Beleuchten und so weiter. Hohe Energiekosten machen den Betrieb eines Gewächshauses teurer und wirken sich direkt auf das Ergebnis der Erzeuger aus. Aufgrund der unsicheren Marktlage und der schwankenden Verkaufspreise haben sich mehrere Erzeuger dazu entschlossen, ihre Beleuchtung auszuschalten und auf eine längere Handelssaison umzustellen.

„Wegen der hohen Energiepreise müssen wir die Erdbeerernte für dieses Jahr aussetzen“, teilte einer der größten Erdbeerproduzenten aus den Niederlanden am 16. Dezember mit und fügte hinzu, dass sie wahrscheinlich zwei Zyklen auslassen und im Frühjahr zurückkehren werden.

In den Niederlanden berichtete die Rabobank im November, dass sie bei Gewächshausgemüse einen Produktionsrückgang zwischen 5 und 10 Prozent erwartet. Dies ist zum einen auf eine geringfügige Ver-

ringerung der Anbaufläche zurückzuführen, zum anderen wird der Rückgang durch weniger beleuchteten Tomatenund Gurkenanbau verursacht. Im November und Dezember waren die Preise für Tomaten jedoch niedrig. In der Erwartung, dass die Anbaufläche auf breiter Front zurückgehen würde, entschlossen sich einige Erzeuger, doch noch zu pflanzen. Das führte zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen Spanien und Marokko, was bedeutete, dass reichlich Tomaten zur Verfügung standen.

STEIGENDE KOSTEN: LÖHNE UND DÜNGEMITTEL

„Die Energiekrise hat die Erzeuger hart getroffen und dazu geführt, dass sie nicht mehr vom Verkaufspreis der Produkte leben können. Auch wenn die britische Regierung den Gaspreis bis zum 1. April begrenzt hat, wird das nicht ausreichen, um die Erzeuger zum Pflanzen zu bewegen“, sagt Lee Stiles von der Lea Valley Growers Association in Großbritannien. Dass die Produzenten ihre Anbaubetriebe im November letzten Jahres zum Verkauf anboten, hatte jedoch wenig mit der Energiekrise zu tun. „Ein großes Problem, das wir hier haben, ist, dass wir keine Arbeitskräfte finden können. Und es macht keinen Sinn zu pflanzen, wenn man nicht sicher sein kann, dass man genug Personal bekommt. Also mussten drastische Entscheidungen getroffen werden.“

Das ist eine Herausforderung, die den britischen Gartenbausektor schon länger plagt und die auch den Erzeugern in der EU bekannt ist. Zusätzlich zu den fehlen-

136 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023 Gewächshausgemüse
europäische Gewächshausindustrie wandelt sich, aber in welche Richtung?

den Arbeitskräften innerhalb und außerhalb des Vereinigten Königreichs sind die Mindestlöhne in ganz Europa gestiegen. „Die Erhöhung des Mindestlohns ist sehr gut, aber sie bringt auch zusätzliche Kosten für die Erzeuger mit sich“, sagt Grzegorz Karolczak, kaufmännischer Direktor des polnischen Gewächshausproduzenten Citronex, der schätzt, dass sich viele seiner Kosten, wie Energie und Düngemittel, verdoppelt haben, während sein Einkommen nicht im gleichen Maße gestiegen ist. Sie beschlossen, von ihren rosa Tomaten auf TOVs umzusteigen. „Aufgrund der aktuellen Situation in der EU haben wir beschlossen, den Markt in Westeuropa zu erkunden.“

VIREN

Ein weiterer Grund, warum sich die europäische Gewächshausindustrie wandelt, ist das Rugose-Virus (ToBRFV), welches Tomaten und andere Nachtschattengewächse befällt. Es wurde erstmals 2014 in Israel entdeckt und ist seitdem in vielen Ländern auf der ganzen Welt aufgetreten. Eine ToBRFV-Infektion kann zu einer Bräunung und Verformung der Früchte führen, was sie unverkäuflich machen kann. Außerdem kann ToBRFV eine Gelb-

färbung und Verkümmerung der Blätter verursachen, was die Fähigkeit der Pflanze zur Photosynthese einschränkt und letztlich den Ertrag verringert. Das Virus kann auch die Wuchskraft der Pflanze beeinträchtigen und sie anfälliger für andere Krankheiten machen. Sobald eine Pflanze mit ToBRFV infiziert ist, gibt es keine Heilung mehr und die infizierte Pflanze muss vernichtet werden. Die Kombination dieser Faktoren macht ToBRFV zu einer großen Bedrohung für die Gewächshaustomatenindustrie.

Derzeit gibt es kein Heilmittel für ToBRFVInfektionen, und es sind noch nicht genügend resistente Sorten verfügbar, damit die Landwirte auf eine widerstandsfähige Pflanze umsteigen können. Die Bekämpfungsmaßnahmen konzentrieren sich darauf, einen Befall zu verhindern, was sich als äußerst schwierig erweist. Alles in allem kann ToBRFV für Tomatenproduzenten finanziell verheerend sein.

Seit Mitte 2019 haben die Erzeuger in den Niederlanden mit ToBRFV zu kämpfen. Angesichts der Hartnäckigkeit des Rugosevirus haben mehrere Produzenten bereits vorübergehend oder dauerhaft auf

andere Kulturen umgestellt. In diesem Jahr werden etwa 70 ha Tomatengewächshäuser mit einer Hochdrahtgurkenkultur gefüllt. „ToBRFV ist so schwer aus dem Gewächshaus herauszubekommen, dass sich die Erzeuger dafür entscheiden, vorübergehend oder dauerhaft auf den Hochdrahtgurkenanbau umzusteigen, da das Gewächshaus bereits dafür eingerichtet ist. Aber auch der Gurkenanbau wird von Virusproblemen heimgesucht. Wegen des Gurkenmosaikvirus steigen viele Gurkenanbauer wieder auf den traditionellen Anbau um“, sagt Dirk-Jan de Haas von Hortiware, einem Anbieter von Gewächshauseinrichtungen.

Das führt zu schwierigen Zeiten für Gewächshausproduzenten und einer sehr unvorhersehbaren Saison 2023. Entscheidungen werden auf der Grundlage von Schätzungen und Erwartungen getroffen. Wichtige Momente werden das Frühjahr sein, wenn die Ergebnisse der Winterkulturen feststehen, der Sommer, wenn die neuen Jungpflanzen für die beleuchtete Saison bestellt werden müssen, und der Herbst, wenn das Gleiche für die traditionellen Kulturen gilt. 

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Deutschland bezieht 25 Prozent der italienischen Äpfel Aber das Produkt wird in die ganze Welt exportiert

Italien ist eines der größten Apfelexportländer in Europa. Betrachtet man die Daten für das Wirtschaftsjahr 2021/2022, so verzeichnete es Exporte von rund 878.000 Tonnen, was einem Rückgang von 9 Prozent gegenüber den hervorragenden Werten des Vorjahres entspricht, aber einem Anstieg von 29 Prozent gegenüber 2019/2020. Der Rückgang des Wertes fiel mit rund 858 Millionen Euro (-6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) moderater aus, dank besserer Notierungen, die im Durchschnitt 4 Prozent höher lagen. Für die laufende Kampagne ergibt sich der Eindruck einer weiteren Festigung der erworbenen Positionen sowie einer leichten Verbesserung.

Die größten Mengen gehen wie immer hauptsächlich in den europäischen Raum, einschließlich des Vereinigten Königreichs, mit einem Rückgang von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 60 Prozent der Exporte im Jahr 2021/2022 konzentrierten sich auf europäische Länder. Diese Quote schwankte in den vergangenen vier Jahren zwischen einem Minimum von 58 Prozent in der Saison 2018/2019 und einem Maximum von 77 Prozent in der Saison 2017/2018, während sie in den Jahren 2019/2020 und 2020/2021 im Durchschnitt bei 65 Prozent lag.

Nahezu unverändert ist das allgemeine Zielgebietsszenario, bei dem der deutsche Markt mit 25 Prozent des Gesamtvolumens wie immer überwiegt; in der letzten Kampagne verzeichneten die fast 219.000 verschifften Tonnen jedoch einen absoluten Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zu 2020/21, wertmäßig -7 Prozent. An zweiter Stelle steht Ägypten, das seit einigen Jahren das wichtigste Zielland ist (10 Prozent der Gesamtmenge). Die verschifften Mengen in Höhe von 91.000 Tonnen sind im Vergleich zur vorangegangenen Kampagne um 4 Prozent und wertmäßig um 14 Prozent zurückgegangen. Inner-

halb desselben nordafrikanischen Raums scheinen die Exporte nach Libyen (+34 Prozent im Zeitraum 2020-21, aber -84 Prozent im Vergleich zu 2013/14) nach dem seit mehreren Jahren anhaltenden Rückgang wieder leicht zu steigen. Die meisten Bestimmungsorte innerhalb des europäischen Raums scheinen im Vergleich zur vorherigen Saison rückläufig zu sein. In der Reihenfolge ihrer Bedeutung sind dies Spanien (-20 Prozent gegenüber 2020/21 und +13 Prozent gegenüber 2019/20), das Vereinigte Königreich (-10 Prozent und +8 Prozent), Frankreich (-22 Prozent und +16 Prozent) und Schweden (-13 Prozent und -6 Prozent).

Italien hat größere Mengen in die Märkte des Nahen Ostens verschifft als in den bei-

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den Vorjahren, die rund 118.000 Tonnen verzeichneten +21 Prozent im Vergleich zu 2020/2021 und +18 Prozent im Vergleich zu 2019/2020. In diesem Bereich erreichten die Exporte nach Saudi-Arabien (7 Prozent der Gesamtmenge) wieder ein gutes Niveau mit Mengen von annähernd 63.000 Tonnen, ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zu 2020/2021 und +18 Prozent im Vergleich zu 2019/2020. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Mengen nach Israel, das etwa 25.000 Tonnen (+37 Prozent und +129 Prozent) aufnahm. Der gleiche Trend war auch für die Vereinigten Arabischen Emirate zu beobachten, die etwa 12.000 Tonnen (+2 Prozent und +7 Prozent) aufnahmen.

Unter den Märkten des Fernen Ostens erwies sich Indien in der letzten Kampagne mit rund 60.000 Tonnen (+37 Prozent und +112 Prozent) und einem Anteil von 7 Prozent an der Gesamtmenge als wichtigster Abnehmer. Andere Bestimmungsorte wie Hongkong, Sri Lanka und Singapur bleiben unerheblich.

Die Geschäfte nach Südamerika blieben begrenzt und beliefen sich auf etwa 18.000

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Tonnen (-39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr); nach den starken Volumen von 2020/2021 wurden die Exporte nach Brasilien deutlich zurückgefahren und beliefen sich auf weniger als 3.000 Tonnen im Vergleich zu 14.000 Tonnen in 2018/2019 und 17.000 Tonnen in 2020/2021; obwohl weniger repräsentativ, wurde eine leichte Verbesserung in Kolumbien und Ecuador erzielt.

DIE LIEFERUNGEN NACH NORDAMERIKA, VERTRETEN DURCH KANADA, WAREN ZURÜCKHALTEND. Walter Pardatscher, Generaldirektor des VOG, kommentierte die Daten aus seiner eigenen Perspektive als Unternehmen. „Unsere Erfahrung und unsere wachsende Präsenz auf den internationalen Märkten ist ein Vorteil, um mit zunehmend unvorhersehbaren Szenarien fertig zu werden, neben unserer Arbeit mit Marken- und Marketingmaßnahmen zur Förderung des Konsums und unserem Fokus auf die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Produkten, sowohl integriert als auch biologisch, für alle zwölf Monate des Jahres. Mit einer Apfelernte von rund 6 Prozent der gesamten europäischen Pro-

duktion sind wir als VOG in mehr als 70 Märkten mit unseren Marken präsent.“

„Unter den vielen Vereinsäpfeln hat vor allem RedPop großen Erfolg in Gebieten, die für unsere Entwicklungspläne sehr wichtig sind, und zwar in Fernost und Südostasien. Wir sind seit Jahren in diesen Regionen präsent, in denen die italienische Herkunft unserer Äpfel als Zeichen für Qualität, Geschmack und Sicherheit gilt. RedPop gehört zu den gefragtesten Marken und entspricht dem Bedürfnis nach Haltbarkeit und der ausgeprägten Vorliebe für süße und aromatische Äpfel in dieser Region.“

„Die Aussichten sind positiv. Auch dank der internationalen Märkte konnten wir in der ersten Hälfte der Saison 2022/2023 die Lagerbestände gut abbauen und die Verkaufsmengen halten. Wir werden in den kommenden Monaten weiter hart arbeiten, um ein positives Ergebnis für uns und unsere Kunden zu erzielen“, so Pardatscher abschließend. 

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Birnen: Italien muss aufholen - Exporte nach Deutschland und Frankreich

Die Birnenexporte im letzten Wirtschaftsjahr 2021/2022 waren aufgrund des Produktionsrückgangs 2021 so niedrig wie nie zuvor. Die 39.000 Tonnen, die über die Grenze gingen, verzeichneten einen Rückgang von 66 Prozent gegenüber den guten Werten von 2020/2021 und -47 Prozent gegenüber 2019/2020.

Eingutes durchschnittliches Preisranking konnte die Produktionsausfälle nur teilweise abfedern. Der Exportwert lag bei 68,5 Millionen Euro, was einem Rückgang von 51 Prozent gegenüber 2020/2021 und -36 Prozent gegenüber 2019/2020 entspricht.

Die über die Grenzen verkauften Mengen blieben jedoch im Vergleich zu den geernteten Mengen über die Jahre hinweg ziemlich konstant und machten 19 Prozent der Gesamtmenge aus. Erhebliche Verkaufseinbußen betrafen natürlich alle Märkte, insbesondere die am weitesten entfernten. Die europäischen Bestimmungsorte überwiegen nach wie vor gegenüber den weiter entfernten Bestimmungsorten und machen 90 Prozent der Gesamtmenge aus, einschließlich des Vereinigten Königreichs.

Deutschland ist nach wie vor das wichtigste Bestimmungsland, allerdings mit Rückgängen von 73 Prozent und 53 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Zweijahreszeitraum (2020/21 und 2019/20); die über 13.000 Tonnen machten 34 Pro-

zent der insgesamt versandten Menge aus.

Die Rückgänge bei den Sendungen nach Frankreich (-52 Prozent und -39 Prozent), die rund 8.000 Tonnen, also 21 Prozent der Gesamtsendungen, erhielten, fielen geringer aus als in Deutschland. Österreich war das Ziel von mehr als 4.000 Tonnen italienischer Birnen (10 Prozent der Gesamtmenge). Die Lieferungen in die Schweiz blieben positiv, knapp 2.000 Tonnen wurden exportiert (5 Prozent des Gesamtvolumens), was einem Minus von 24 Prozent im Vergleich zum guten Niveau von 2020-21 und einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zu 2019/20 entspricht. An zweiter Stelle stehen die Exporte nach Slowenien und das Vereinigte Königreich

mit jeweils 4 Prozent der Gesamtmenge, Albanien und Kroatien mit jeweils 3 Prozent, Rumänien und die Niederlande mit jeweils 2 Prozent und die übrigen Destinationen mit rückläufigen Mengen.

Ein kleiner Teil war auch für afrikanische Länder bestimmt, fast vollständig für Libyen (etwa 500 Tonnen); rund 130 Tonnen wurden nach Nordamerika verschifft und gingen nach Kanada. Sehr begrenzte Mengen gingen an weiter entfernte Bestimmungsorte, wobei der Nahe Osten durch Katar, Israel und die Emirate vertreten war, unbedeutende Mengen an fernöstliche Bestimmungsorte wie Indien. „Nach einer sehr geringen Produktion in den Jahren 2020 und 2021“, so Cristian

142 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
Obst
Cristian Moretti, Direktor der italienischen Genossenschaft Agrintesa

Moretti, Direktor der italienischen Genossenschaft Agrintesa, „war das Jahr 2022 mengenmäßig eher im Rahmen. Wir sind Teil eines Konsortiums, Opera, das den Vertrieb für mehrere Interessengruppen übernimmt. Wir haben im Ausland einige Schwierigkeiten, weil wir zwei Jahre hintereinander nicht oder kaum auf den Märkten vertreten waren und andere Län-

te- und William-Birnen an. „Die Ernte 2022, die sich auf etwa 37 Tausend Tonnen beläuft, war durch kleinere Größen gekennzeichnet, so dass das Produkt je nach geografischem Absatzgebiet gut differenziert werden muss. Zum Beispiel werden die meisten unserer Birnen nach Deutschland und Frankreich exportiert, wo sie ziemlich große Kaliber benötigen.

exportiert oder auf dem heimischen Markt belassen.“

Moretti abschließend: „Die Exportperiode geht von September bis März nach Deutschland und von November bis März nach Frankreich.“ 

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Exporte haben in Deutschland und Belgien zugelegt

Italien versucht seine position im

kiwi-sektor

zu halten

Die italienische Kiwi hat mit einigen Exportschwierigkeiten zu kämpfen, obwohl sie wegen ihrer organoleptischen Qualität nach wie vor hoch geschätzt wird. Sie leidet jedoch unter den höheren Kosten im Vergleich zu anderen Anbietern. Deutschland und Belgien sind zwei der Länder, die mehr italienische Kiwis gekauft haben.

Die Exporte italienischer Kiwis sind in der Saison 2021/22 im Vergleich zur vorherigen Saison um acht Prozent auf insgesamt knapp 249.000 Tonnen zurückgegangen. Das ist eine ähnliche Menge wie in der Saison 2019/20 und weit entfernt von den Höchstwerten der Saison 2018/19, als die Exporte 285.000 Tonnen erreichten. Der Wert der Exporte liegt bei 448 Millionen Euro und ist damit um vier Prozent niedriger als im Zeitraum 2020/21.

Die Verringerung der Anzahl Lieferungen auf ausländische Märkte geht einher mit einem Rückgang der Produktion in den Jahren 2021-2022. Die Menge der italienischen Kiwis, die über die Grenzen hinweg verkauft werden, ist in der letzten Saison in allen Gebieten, mit Ausnahme des Fernen Ostens (gute Ergebnisse in Taiwan und Indien) zurückgegangen. Die EU ist mit fast 70 Prozent der Gesamtmenge das wichtigste Ziel; bei den wichtigsten Ländern ist ein Anstieg der Verkaufsmengen in Deutschland und Belgien zu verzeichnen, während sie in Spanien, Frankreich

und den Niederlanden rückläufig sind.

In der letzten Handelssaison bestätigten die EU-Länder mit fast 168.000 Tonnen ihre Position als wichtigste Abnehmer für italienische Kiwi-Exporte. Deutschland ist mit 41.000 Tonnen weiterhin der wichtigste Absatzmarkt, der gegenüber der letzten Saison leicht gestiegen ist (2 Prozent) und 17 Prozent der Gesamtmenge ausmacht. An zweiter Stelle stehen die Lieferungen nach Belgien mit 15 Prozent der Gesamtmenge und einem Plus von 26 Prozent gegenüber der Saison 2020/21. Danach folgen die Lieferungen nach Spanien mit 10 Prozent des Gesamtvolumens, aber einem Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zur vorherigen Saison. Nach Frankreich gingen acht Prozent der Lieferungen mit mehr als 20.000 Tonnen, sechs Prozent weniger gegenüber 2020/21. Außerhalb der Europäischen Union gehen sieben Prozent der italienischen Kiwi-Exporte nach Nordamerika, wobei die Lieferungen in der letzten Saison mit fast 18.500 Tonnen um 13 Prozent zurückgegangen sind,

sowohl in die USA (-13 Prozent) als auch nach Kanada (-15 Prozent).

Auch die Lieferungen in südamerikanische Länder gingen zurück, und zwar um -11 Prozent gegenüber der letzten Saison (sieben Prozent der Gesamtmenge). Spitzenreiter ist nach wie vor Brasilien, wohin rund 8.700 Tonnen geliefert wurden, was einem Rückgang von vierzehn Prozentpunkten gegenüber 2020/21 entspricht. Dagegen stiegen die Lieferungen nach Mexiko mit etwas mehr als 3.600 Tonnen (+17 Prozent gegenüber dem Vorjahr), während die Lieferungen nach Argentinien bei rund 1.800 Tonnen (-42 Prozent gegenüber 2020/21) stehen blieben.

Auch die Verschiffungen in europäische Nicht-EU-Länder (27) gingen zurück und machten sieben Prozent der Gesamtmenge aus (-11 Prozent gegenüber der Saison 2020/21). Die Lieferungen in das Vereinigte Königreich gingen mit 4 Prozent der Gesamtmenge um 15 Prozent gegenüber der vorangegangenen Saison zurück. Die Exporte in die Schweiz stiegen mit einem Prozent leicht an, während die Exporte nach Norwegen um drei Prozent sanken. Die Exporte in den Fernen Osten sind im Vergleich zum letzten Wirtschaftsjahr um fast 16.000 Tonnen (+14 Prozent) gestiegen. Der Export nach Taiwan stieg im Vergleich zur letzten Saison um 30 Prozent und erreichte mit 5.200 Tonnen den

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höchsten Stand der letzten fünf Jahre. Dagegen gingen die Lieferungen nach China im Vergleich zu 2020/21 um 20 Prozent zurück, während die Exporte nach Indien mit rund 2.200 Tonnen den höchsten Stand der letzten fünf Saisons erreichten.

Die Lieferungen in afrikanische Länder sanken auf drei Prozent der Gesamtmenge, wobei alle wichtigen Bestimmungsländer rückläufig waren. Ägypten verlor 41 Prozentpunkte, nach Tunesien gab es 18 Prozent weniger Lieferungen und auch die Exporte nach Südafrika gingen im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zurück.

Die Exporte nach Ozeanien nahmen ab, weil es keine Lieferungen nach Australien und in den Nahen Osten (Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien) gab. Marco Salvi, Vorsitzender von Fruitimprese, dem Verband der italienischen Obst- und Gemüseexporteure, sieht in den italienischen Daten nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile. „In Anbetracht der besonders komplexen Zeit, in der so viele kritische Themen auf den Budgets der Unternehmen lasten, von den verdreifachten Energiekosten bis hin zu

den Kosten für Verpackung, Verbrauchsmaterial, Straßen- und Seetransport, ist es ein kleines Wunder, dass wir das Niveau von 2021 halten konnten. Es bestätigt die Fähigkeit der Obst- und Gemüsebranche, auf Schwierigkeiten zu reagieren, indem sie sich auf Innovation und Forschung konzentriert und ihre Anstrengungen auf allen Zielmärkten verdreifacht.“

„Die Daten für die ersten neun Monate zeigen, dass sich die Exporte wertmäßig erholen und mengenmäßig schrumpfen, während die Importe wertmäßig deutlich steigen. Während die Importe sowohl wertmäßig (+16,8 Prozent, fast 3,5 Milliarden Euro) als auch mengenmäßig (+6,8 Prozent) deutlich zunehmen. Ende 2022 lag der italienische Exportumsatz bei rund fünf Milliarden Euro und damit auf dem Niveau von 2021, aber das gilt für die Zeit vor der starken Inflation; es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Handelsbilanz das Niveau von 2021 (über eine Milliarde Euro) wieder erreicht.“

„Kiwis stehen an dritter Stelle der meist exportierten Produkte unserer Mitglieder“, fügt Salvi hinzu. „Wenn man sich die Gesamtzahlen der italienischen Exporte im Jahr 2022 ansieht, sehen diese positiv

aus. Das Problem liegt in der Erwartung eines in jeder Hinsicht sehr schwierigen Jahres 2023. Die Preise für Konsumgüter sind bereits gestiegen – der Konsum geht zurück. Die Unternehmen tragen ihren Teil dazu bei. Sie haben einen Teil ihrer Gewinnspannen geopfert, um die exorbitanten Steigerungen der Produktionskosten nicht auf die Preise abzuwälzen. Aber jetzt sind sie am Ende ihrer Kräfte.“

„Die Situation ist unhaltbar. Auf der einen Seite müssen die Unternehmen bei den Energie-, Rohstoff- und Transportkosten stärker unterstützt werden. Andererseits müssen sich die großen italienischen und ausländischen Einzelhandelsketten mit uns an einen Tisch setzen und die Preiserhöhungen anerkennen, ohne die so viele Unternehmen gezwungen wären, ihre Betriebe zu schließen oder ihre Produktion zu reduzieren. Das würde zu einem erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen im Obst- und Gemüsesektor sowie in den wichtigen verwandten Branchen führen.“

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müssen Erklärungen liefern“

Obwohl die wirtschaftlichen Probleme auch die Ausgaben der Verbraucher für Bio-Produkte belasten, sieht Elke Schroevers, Marketingmanagerin bei Organto Foods, einem börsennotierten globalen Anbieter von frischem biologischen Obst und Gemüse, dass Verfügbarkeit und Angebot eine positive Rolle beim Absatz von Bio-O&G spielen. „In zahlreichen Supermärkten ist zum Beispiel das Ingwer- und Kurkuma-Sortiment durchweg biologisch. In dem Fall sehen wir kaum Umsatzeinbußen bei der Umstellung von konventionell auf biologisch.“ Neben den Verbrauchern, die aufgrund eines geringeren Einkommens ihre Ausgaben im Blick behalten müssen, gibt es eine Kategorie von Konsumenten, die sich bewusst für Bio entscheiden und dies auch weiterhin tun, so Elke. „Jetzt erst recht! Diese Zielgruppe legt mehr Wert auf Nachhaltigkeit und

Alles ist jetzt derart auf Masse und Rentabilität ausgerichtet, dass wir das auf Dauer nicht durchhalten können. Wir wollen die Erde nicht ausbeuten. Wir glauben, dass wir die Dinge anders angehen müssen, und Bio ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wenn man sich den Preisunterschied zwischen Bio und konventionell ansieht, ist Bio eigentlich nicht zu teuer, aber konventionell ist zu billig“, lacht Elke.

Elke stellt fest, dass die Entwicklung weg vom Preis und hin zu Transparenz, Nachhaltigkeit und ehrlichen Anteilen in der Kette nicht für alle Kunden und Verbraucher selbstverständlich ist. „Deshalb ist es für uns wichtig, zu erklären, was Bio ist und warum es gut für uns, für die kommenden Generationen und für den Planeten ist. Das Wissen und die Wahrnehmung der Verbraucher lässt zu wünschen übrig. Das lässt sich nur ändern, wenn man Erklärungen hat.“ Elke nennt als Beispiel Gurken. „Angenommen im Supermarkt liegen eine konventionelle Gurke für 1 Euro und eine Bio-Gurke mit Plastikhülle für 1,25 Euro nebeneinander. Auf den ersten Blick denkt der uninformierte Verbraucher, dass er 25 Cent für einen umweltschädlichen Kunststoff bezahlt.

Sehr schade, wenn man weiß, dass das Plastik den ökologischen Fußabdruck kaum beeinträchtigt und sich positiv auswirkt, indem es die Haltbarkeit

damit letztlich nachhaltiger. Ganz abgese hen von den Unterschieden im Anbau zwischen konventionellen und biologischen Gurken, wobei der biologische Anbau u.a. besser für den Boden und die Artenvielfalt ist. Was die Verbraucher denken, stimmt also nicht. Deshalb müssen wir Erklärungen liefern.“

BIO-MARKE

Organto erklärt unter anderem mit seiner Marke I AM Organic®. „I AM Organic setzt auf ‚weniger Verpackung, mehr Kommunikation‘. Damit meinen wir, dass wir keine Verpackungen verwenden, wenn sie nicht notwendig sind. Und wenn wir verpacken, verwenden wir so wenig Material wie möglich und dies so nachhaltig wie möglich, zum Beispiel recycelt, recycelfähig oder biologisch abbaubar.“ Um zu verhindern, dass mit der Verpackung auch ein Informationsträger entfällt, haben alle Produkte einen eigenen QR-Code, der zu einem eindeutigen digitalen Informationsblatt führt. So wird Transparenz zu einem der Grundpfeiler der Marke. „Neben Informationen über Herkunft und Transport erklären wir darin zum Beispiel im Falle eines verpackten Produkts in spielerischem und positivem Ton, warum wir das getan haben, was es bewirkt und aus welchen Materialien es besteht. Hierbei geben wir den Verbrauchern auch Tipps, wie man ein Produkt haltbarer macht, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. So wollen wir mehr sein als eine Marke und die Menschen motivieren, weshalb wir uns beispielhaft auf die Lebensmittelverschwendung konzentrieren.“ Die Produkte von I AM Organic sind nicht nur

Bio
„Wir
Elke Schroevers, Organto Foods:

immer mehr Menschen dafür interessie ren. Wir versuchen, dies ehrlich und nachvollziehbar zu erklären.“ So hat Organto

zum Beispiel eine Infografik erstellt, die den Verbrauchern die Grundlagen der CO2-Kompensation erläutert. „Organto möchte die Marke innerhalb der gesamten O&G-Bio-Kategorie mehr in den Vordergrund rücken und sie auf diese Weise profilieren“, erklärt die Marketingmanagerin.

KOMMUNIKATION

„Organto bietet ein umfangreiches, auf die Verbraucher zugeschnittenes Bio-Obstund Gemüse-Sortiment an und vermarktet es in Europa unter der I AM Organic-Marke unter anderem in den Niederlanden, Tschechien, Rumänien und Malta sowie demnächst in Irland und Dänemark.“ Beim Support spielt das Internet eine große Rolle, stellt Elke fest. Sie weist darauf hin, dass das Internet die Möglichkeit bietet, mit der häufig online anzutreffenden Zielgruppe zu kommunizieren. „Das ist nicht zwangsläufig der Zeitpunkt des Kaufs, aber ganz gewiss der Zeitpunkt, an dem der Verbraucher Interesse daran zeigt. Die sozialen Medien und das Internet sind für uns wichtig, um die Botschaft zu vermitteln. Gemeinsam mit unseren Kunden suchen wir immer nach Möglichkeiten, um unsere Geschichte zu erzählen.“ Neben

dem Einzelhandel wird auch der AußerHaus-Markt und der Convenience-Markt beliefert. Ein Markt, auf dem die Verbraucher mehr Wert auf Bequemlichkeit und Erlebnis legen, wie Elke feststellt. „An den Kiosken in den Bahnhöfen kann man zum Beispiel eine einzelne Bio-Banane kaufen. Dort sind unsere Produkte eine gesunde Alternative zu Snacks, wobei Nachhaltigkeit und Bequemlichkeit eine große Rolle spielen. Das schafft Engagement. Together we can eat the world better.“

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Seit 1967 produziert Ferme de la Motte Gemüse im Herzen der Region Beauce im Loiretal. Das von der Familie Lemaire geführte Agrarunternehmen ist ein echter Spezialist für frische Gewürzprodukte wie Knoblauch, Zwiebeln, Schalotten und Eschalotten, sowohl Bio als auch konventionell. Außerdem werden dort Kürbisse, Kartoffeln und Gemüse produziert, die unter ihren Marken Ferme de la Motte und Echo de nature vermarktet werden, die ausschließlich von spezialisierten Bio-Partnern vertrieben werden. Bereits 1997 stellte Ferme de la Motte auf den biologischen Anbau um, zunächst mit einem Biobauern aus der Nachbarschaft, dann durch die Umstellung von 80 Hektar Zwiebeln, Kartoffeln, roten Rüben, Kürbissen usw. im Jahr 2001. Im selben Jahr wird die alte Zwiebelfabrik in eine Verpackungsstation umgewandelt, die sich ganz der ökologischen Tätigkeit widmet. Die Produkte von Ferme de la Motte sind in Supermärkten, Großhändlern und Bioläden erhältlich.

DER BIOSEKTOR IST IN SEINEM WACHSTUM GEBREMST

Der Obst- und Gemüsesektor ist von der derzeitigen Situation besonders betroffen. Ein Nachfragerückgang angesichts eines Überangebots, eine Vielzahl von Labels und schließlich eine anhaltende Inflation haben den Biomarkt hart getroffen.

Nach einem zweistelligen Wachstum in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren und einer starken Beschleunigung während der Corona-Jahre befindet sich der Bio-Sektor nun in einer schwierigen Lage.

„Sicherlich hat die Pandemie den Trend zum Biokonsum verstärkt, aber heute

befinden wir uns wieder auf dem Niveau von 2019“, sagt Emilie Daquin, Director of Sales and Marketing. Diese Situation ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, angefangen bei einem zu großen Angebot für eine abnehmende Nachfrage. „Seit 2019 haben sich Hunderte, ja Tausende von Betrieben dem ökologischen Landbau zugewandt. Das Problem ist also, Platz für Neueinsteiger zu schaffen. Heute sind die Mengen zwar zurückgegangen, aber einige Erzeuger, die auf Bio umgestellt haben, werden nicht mehr so weitermachen können. Das Angebot hat die Nachfrage übertroffen, die zurückgegangen ist“, erklärt Cécile Perret, Sector Manager. Einige Erzeuger erwägen sogar eine Neupositionierung auf dem konventionellen Markt. „Wir waren gezwungen, unsere Anbauflächen und Mengen in diesem schwachen Markt zu reduzieren.“

Eine weitere Meinung, die von vielen Akteuren des Sektors geteilt wird, ist, dass der ökologische Landbau heute mit zahlreichen Labels konkurriert, die vor fast drei Jahren auf den Markt kamen. Sie müssen die Umweltsiegel (wie HVE und ZRP in Frankreich) und sogar die „loka-

151 AGF Primeur • Fruit Logistica edition 2023
„Wir müssen die Probleme berücksichtigen, mit denen der Biomarkt konfrontiert ist“
Freilandgemüse
Emilie Daquin und Cécile Perret von Ferme de la Motte:

le“ Philosophie berücksichtigen. „Früher gab es eine klare Trennung: konventionell und Bio. Heutzutage gibt es einen Dschungel von Labels in einem immer größeren Angebot, und der Verbraucher verliert den Überblick. Die notwendige Kommunikationsarbeit auf der Ebene der Verbraucher ist enorm, um das Bewusstsein zu schärfen und zu erklären, was Bio ist. Wir glauben, dass dies eines der Schlüsselelemente ist, um die Situation zu ändern“, sagt Emilie Daquin. Cécile Perret meint: „Der ökologische Landbau hatte schon immer Probleme, seine Vorzüge zu vermarkten, und es war schwierig, dies klar zu kommunizieren, ohne andere Formen der Landwirtschaft zu verunglimpfen. Es ist fantastisch, dass sich die konventionelle Landwirtschaft in die „bessere“ Richtung entwickelt, aber der ökologische Landbau bleibt ein einzigartiger Ansatz, der in den Anforderungen an die Produktionsprozesse noch weiter geht. Das muss gewürdigt werden.“ Seit 2019 ist Ferme de

la Motte auch HVE-zertifiziert und bietet ein Sortiment ohne Pestizidrückstände an.

Neben diesem Mangel an Kommunikation erklärt die geringere Kaufkraft auch den seit 2021 zu beobachtenden Abschwächungstrend. In einem inflationären Umfeld, in dem die Preise noch höher sind als die der konventionellen Produkte, greifen die Verbraucher zu Tiefpreisen. Diese Situation wird durch die Praktiken der Supermärkte noch verschärft, die fast 50 Prozent des biologisch angebauten Obst und Gemüses vermarkten. In diesem Fall bevorzugen die Einzelhändler konventionelle Produkte aufgrund ihres Preises. „Dieser Mengenrückgang lässt sich dadurch erklären, dass Bio-Produkte teurer sind als konventionelle Produkte und dass die französischen Verbraucher ihr Budget für Lebensmittel reduzieren und sich auf preiswertere Produkte konzentrieren. Um die Nachfrage der Verbraucher nach den billigsten Produkten

zu befriedigen, haben die Supermärkte die Anzahl der Produkte in den Regalen reduziert. Durch die geringere Sichtbarkeit von Bio-Produkten kaufen die Verbraucher schließlich auch weniger“, schildert Cécile Perret. „Einige Entscheidungen werden von den Einzelhändlern getroffen, andere von den Filialleitern, die glauben, dass Bio-Produkte nicht relevant sind. Wir sehen deutliche Unterschiede: Bei Kartoffeln beispielsweise lag der Bio-Anteil früher bei 80 Prozent, heute ist er auf 65 Prozent gesunken.“

„Unsere Kunden sind sich unserer Schwierigkeiten als Erzeuger bewusst und sind dennoch bereit, uns zur Seite zu stehen“, sagt Emilie Daquin. „Unsere Partner haben bereits auf mehrere Innovationen verwiesen, die Ferme de la Motte im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht hat, darunter die erste in Frankreich angebaute weiße Bio-Zwiebel, das ‚Label Rouge Bio‘ für Kartoffeln und schwarzer Bio-Knoblauch aus

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Frankreich.“ Sie engagieren sich für die Sichtbarkeit von Bio-Produkten.

Ferme de la Motte, ein französischer Spezialist für Gewürzgemüse, ist auch im Ausland aktiv, d. h. im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten, in Spanien und natürlich in Deutschland.

Wenn dieser Mangel an Kommunikation problematisch ist, erklärt auch der Rückgang der Kaufkraft dieses Phänomen, das seit 2021 zu beobachten ist. Angesichts überhöhter Preise gegenüber konventionellen Produkten und in einem inflationären Kontext wenden sich die Verbraucher mehr den Erstpreisen zu. „Dieses Phänomen ist in den Supermärkten stärker ausgeprägt, die allein fast 50 Prozent des Bio-Obsts und -Gemüses verkaufen. Dieser Mengenrückgang wird durch den Rückgang des Angebots an Bio-Produkten in den Supermärkten noch beschleunigt: Laut IRI schwankte der Rückgang des Angebots im Vergleich zum gleichen Zeit

ter (- 3 Prozent, dann - 4,6 Prozent, dann - 7,1 Prozent), sodass er seit Mai 2022 schneller als der Umsatzrückgang war. Mit diesem Rückgang der Sichtbarkeit von Bio-Produkten in den Geschäften kaufen die Verbraucher natürlich auch weniger Bio-Produkte. Wir können deutlich sehen, dass dort, wo beispielsweise 90 Prozent Bio-Kartoffeln präsent waren, die Zahlen heute auf 81 Prozent gesunken sind (Quelle: France AgriMer).“

„Unsere Kunden sind sich unserer Schwierigkeiten als Erzeuger bewusst und sind bereit, uns zu unterstützen“, sagt Emilie Daquin. Die Partner der Ferme de la Motte haben bereits auf mehrere Innovationen hingewiesen: Bio-Pommes frites, Bio- und Label Rouge-Kartoffeln, die erste weiße Bio-Zwiebel aus Frankreich und schwarzer Bio-Knoblauch aus Frankreich. „Und wir denken gemeinsam mit ihnen über neue Werbeangebote nach, um unsere Verbraucher zurückzugewinnen.“

Frankreichs präsent, insbesondere in Europa und den Vereinigten Staaten. „Die europäischen Verbraucher bevorzugen immer lokale Produkte. Die Verbraucher aus Deutschland zum Beispiel werden natürlich zuerst zu lokalen Bio-Produkten greifen, bevor sie sich französischen Produkten zuwenden. Aber wenn der Preis das wichtigste Kriterium bleibt, ist der Ruf der französischen Produkte ein Vorteil. Die Stärke Frankreichs liegt in seinem Terroir und den Garantien, die bestimmte Gütesiegel wie g.U. und g.g.A. bieten können. Wir sind auch für die Qualität unserer Produkte ‘Made in France’ bekannt und sind außerdem der führende Hersteller von Schalotten.“ 

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Ein Überblick über die am häufigsten angebauten subtropischen Pflanzen in Spanien

Die Avocadoanbaufläche in Spanien wächst weiter, während Mangos noch mehr Anerkennung brauchen

Spanien schloss die Avocadokampagne 2021/2022 mit einer Produktion von 115.500 Tonnen ab, 16,5 Prozent mehr als in der Saison 2020/21, aber die Kampagne 2022/2023 könnte mit 25 bis 30 Prozent geringeren Mengen und einer Fülle von kleinen und mittleren Größen enden. Es ist ein Jahr, in dem die Trockenheit ein entscheidender Faktor war. Obwohl die Erträge in diesem Jahr in allen Anbaugebieten niedriger sind, wird der starke Mengenrückgang in der Axarquia durch die Aufnahme der Produktion von Jungpflanzen in Cádiz, Huelva und der Region Valencia etwas ausgeglichen.

„InEuropa, auf das 70 bis 80 Prozent unserer Verkäufe entfallen, wurden in diesem Jahr angesichts des erwarteten geringeren Volumens in Spanien Maßnahmen ergriffen und Programme mit anderen Ländern geschlossen, um diesen Mangel auszugleichen“, so Alvaro Palacios vom spanischen Tropenverband. Eines dieser Länder ist Marokko, „das jedes Jahr auf dem europäischen Markt an Boden gewinnt.“

Spanien verfügt derzeit über rund 20.000 Hektar Avocadoanbaufläche. Damit ist es der Haupterzeuger in Europa und wickelt praktisch ein Drittel aller Exporte in die Nachbarländer ab. Der größte Teil der Anbaufläche befindet sich derzeit in der südlichen Region Andalusien, insbeson-

dere in den Provinzen Málaga, Granada, Huelva und Cádiz. Auf Andalusien entfallen 97 Prozent der Produktion. Die nächstgrößeren Regionen sind die Kanarischen Inseln und die Region Valencia.

Die am häufigsten angebaute Sorte ist die Hass-Sorte, in geringerem Maße auch die Fuerte-, Bacon-, Reed-, Lamb-Hass- und Maluma-Sorte, um nur einige zu nennen. Die glatthäutigen Sorten haben in dieser Saison einen Verkaufsboom erlebt. „Wir waren überrascht, wie gut sich die glatten Avocadosorten entwickelt haben. Diese Sorten haben ihren eigenen Markt und liegen jedes Jahr mehr im Trend, vor allem in den östlichen Ländern.“ Die Verkäufe liefen so gut, dass die Kampagne bereits im Dezember endete, während sie norma-

lerweise bis Februar dauert, so Palacios. „Auch der Preis hat sich im Vergleich zu anderen Jahren erholt. Diese frühen Sorten, Fuerte und Bacon, die große Größen erreichen, werden ab September geerntet, und die großen Unternehmen in Europa sind zunehmend an ihnen interessiert.“

Die Avocadoproduktion ist für die Erzeuger bisher recht rentabel geblieben, und deshalb breitet sie sich auf dem gesamten Staatsgebiet weiter aus, wobei viele landwirtschaftliche Erzeuger auf ihren Anbau setzen und die Anpflanzungen anderer, weniger rentabler Kulturen aufgeben. Diese Ausdehnung findet vor allem außerhalb der Axarquia von Málaga statt, die traditionell das wichtigste Anbaugebiet Spaniens ist, aber von der Dürre schwer getroffen wurde, so dass die Wasserversorgung für die Bewässerung der Pflanze eingeschränkt ist.

Das gilt auch für die Region Valencia, in der der Avocadoanbau stark zugenommen hat und wo weitere 2.800 Hektar angepflanzt wurden. Der jährliche Zuwachs in der Region beläuft sich auf etwa 600 Hektar, in vielen Fällen auf Flächen, die zuvor für den Zitrusanbau genutzt wurden. Für Celestino Recatalá, den ersten Vizepräsidenten des valencianischen Verbandes

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der landwirtschaftlichen Erzeuger (AVAAsaja) und Präsidenten von Asoproa (Verband der Avocadoproduzenten), gibt es zwei Hauptgründe für diese Entwicklung: Es gibt weniger Schädlinge, die die Pflanze befallen, und die Erzeuger können dafür etwa 2,40 Euro pro Kilo erhalten, während Zitrusfrüchte im Durchschnitt etwa 0,40 Euro pro Kilo einbringen. Zwar ist die Produktion von Avocados und Zitrusfrüchten unterschiedlich, denn auf einem Hektar werden etwa 15.000 Kilo Avocados geerntet, während diese Zahl bei Zitrusfrüchten doppelt so hoch sein kann, aber trotzdem ist es unmöglich, die gleichen wirtschaftlichen Ergebnisse zu erzielen.

Der Avocadoanbau breitet sich weltweit aus, und die spanische Produktion wird auf ihren traditionellen Märkten einem zunehmenden Wettbewerb ausgesetzt sein. Eine weitere Herausforderung für die Erzeuger ist die Kluft zwischen Produktion und Verbrauch. In Europa kauft jeder Einwohner durchschnittlich zwei Kilo Avocados pro Jahr, während es in Spanien nur 1,2 Kilo sind. Derzeit liegt der Verbrauch in Spanien bei etwa 55 Millionen Kilo, und es wird erwartet, dass er in den nächsten Jahren auf 80 Millionen ansteigt, was aber immer noch unter der Produktion von 90 Millionen liegen würde, erklärt Recatalá.

„WARUM KANN MAN FÜR SPANISCHE MANGOS NICHT MEHR BEZAHLEN?“

Mangos sind, gemessen am Produktionsvolumen, die zweitwichtigste subtropische Frucht in Spanien. Die Saison, die im November mit den späteren Sorten zu Ende ging, war eine schwierige Saison. Die Ernte begann früher, da die Früchte aufgrund der großen Hitze zu früh reiften. In den ersten Septemberwochen gab es

viele kleine Osteen-Mangos, weil es während der Wachstumsperiode der Frucht zu wenig geregnet hatte. Viele europäische Einzelhandelsketten waren mit diesen Größen nicht zufrieden und drückten den Preis nach unten.

„Auf den europäischen Märkten gab es ein geringeres Angebot an Mangos aus anderen Herkunftsländern, vor allem aus Brasilien, so dass wir auf dem Markt weniger Konkurrenz hatten und schneller als sonst verkaufen konnten“, sagte Enrique Colilles, Geschäftsführer von Trops, einer Genossenschaft, die etwa 55 Prozent aller in Spanien angebauten Mangos produziert und vermarktet. „Außerdem haben uns unsere Kunden und die Verbraucher bestätigt, dass der Geschmack und generell die Qualität der Mangos aus Málaga in diesem Jahr wirklich spektakulär waren, auch wenn die Kaliber überraschenderweise etwas kleiner ausfielen. Das Überangebot an weniger handelsüblichen Größen war das größte Handicap, und die Erzeugerpreise waren nicht sehr zufriedenstellend. Die üblichen Vertriebskanäle haben nicht

mit kleineren Mangos gerechnet, und das erklärt, warum die Nachfrage nicht früher geweckt wurde, auch wenn die Verbraucher das nicht bemerkt haben.“

„Normalerweise steigt zu Beginn der Mango-Saison in Málaga der Verkauf von Mangos in den Geschäften aufgrund ihres Geschmacks und ihres attraktiven Aussehens, da sie dank der Nähe zu den europäischen Märkten länger am Baum reifen können. Dieser Trend hat sich in diesem Jahr aufgrund des Geschmacks der Frucht und der geringeren Präsenz von Importen aus anderen Ländern noch verstärkt“, so Colilles. Laut dem Geschäftsführer von Trops werden die Handelsgrößen der Mangos aus Málaga nicht so geschätzt, wie sie sollten, und wenn eine Kampagne mit kleineren Größen aufgrund von Witterungseinflüssen kommt, sinkt der Durchschnitt deutlich.

„Während der spanischen Mango-Saison haben die europäischen Märkte Zugang zu einem einheimischen europäischen Produkt, das nicht nur einen geringeren CO₂-Fußabdruck hat, sondern auch einen ausgezeichneten Geschmack. Ich denke, es ist für uns alle wichtig, eine größere Flexibilität und die ‚Dekommodifizierung‘ bestimmter Produkte anzustreben. Es kann nicht sein, dass eine Kiste Mangos das ganze Jahr über sechs Euro kostet, während man für ein paar Monate ein Produkt hat, das den Umsatz steigert und viele Verbraucher in die Läden lockt. Warum können Sie nicht 40 bis 50 Prozent mehr bezahlen als für das Produkt aus anderen Ländern? Es gibt Supermarktketten, die erkannt haben, dass spanische Mangos sehr gefragt sind, und uns um Mengen bitten, die wir nicht liefern können. Das wird sich bei den nächsten Kampagnen sicher ändern. Es kann sein, dass es in Zukunft Ketten geben wird, die keine spanischen Mangos haben werden, weil sie dorthin gehen werden, wo sie geschätzt werden“, warnt Colilles.

In diesem Jahr hat der spanische Tro-

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Spanien
Enrique Colilles

penverband das Siegel Mango de Málaga ins Leben gerufen, das die wichtigsten Erzeuger und Vermarkter mit dem Ziel zusammenbringt, die Qualität der spanischen Mangos auf den internationalen Märkten zu fördern. „Es handelt sich um die erste Kampagne, und wir haben noch nicht untersucht, wie sich die Marke auf den Märkten auswirkt, aber der Sektor ist begeistert und wir haben eine gute Resonanz im Großhandel festgestellt. Die meisten Unternehmen haben sich dieser Marke bereits angeschlossen“, sagte der Präsident dieser Einrichtung, Domingo Medina.

KANARISCHE BIO-PAPAYAS ERREICHEN DAS VEREINIGTE KÖNIGREICH

Papayas sind auch in Spanien eine der am meisten angebauten tropischen Pflanzen. Der größte Teil der nationalen Produktion wird auf den Kanarischen Inseln angebaut, wo im Jahr 2021 nach Angaben des Kanarischen Instituts für Statistik (ISTAC), die sich auf Daten des Ministeriums für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei stützen, fast 322 Hektar zur Verfügung standen.

In diesem Jahr wurden mit Hilfe der Kanarischen Gesellschaft für wirtschaftliche

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Herausgeber: Pieter Boekhout

Entwicklung (Proexca) vermehrt kanarische Papayas in das Vereinigte Königreich verschifft. Im Februar hat das Unternehmen Canary Fresh die erste Lieferung von Bio-Papayas auf den englischen Markt gebracht.

„Die Erfahrung war wirklich gut. Wir haben unsere Bio-Papayas der Sorten Intenzza und Sweet Sense verschickt, welche in optimalem Zustand ankamen, was die Reifung, die organoleptischen Eigenschaften und die Haltbarkeit angeht“, so Juan Garcia von dem Unternehmen mit Sitz in Tejina auf Teneriffa. Die Kanarischen Inseln haben den Vorteil, dass sie ein subtropisches ozeanisches Klima haben, das ideal für den Anbau von Papayas ist, und dass sie viel näher an Europa liegen als andere Länder, die diese Frucht exportieren. „Ein weiterer Vorteil ist, dass wir biologische Produkte haben“, sagt Garcia. „Im Moment werden testweise kleine Mengen auf den englischen Markt geliefert, und wenn wir die Ergebnisse sehen, hoffen wir, dass wir 2023 kontinuierlich mit größeren Mengen arbeiten können.“

„Der Preis und die Nachfrage nach Cherimoyas zeigen einen Aufwärtstrend, obwohl die Produktion in dieser Saison geringer war“

Die Bedingungen während des ersten Teils der spanischen Cherimoya-Kampagne waren nicht ideal. Es war ein außergewöhnliches Jahr, nicht nur wegen der Trockenheit, sondern auch wegen der Hitze während der Blütezeit, so José Antonio Fajardo von Frutas Fajardo, einem in Granada ansässigen Unternehmen, das führend in der Produktion und Vermarktung von Cherimoyas, Avocados, Mangos und Mispeln ist. „Die erste Bestäubung war wegen der hohen Temperaturen und der geringen Bewässerung der Pflanzen nicht sehr erfolgreich. Vieles von dem, was in den Monaten der großen Hitze bestäubt wurde, in denen wir im Durchschnitt drei bis vier Grad Celsius mehr als im letzten Jahr hatten, ist überhaupt nicht aufgegangen, so dass in diesem ersten Teil der Kampagne nur wenige Kilos zur Verfügung standen.“

Fajardo weist jedoch darauf hin, dass die Saison in Bezug auf die Vermarktung sehr gut verlaufen ist. „Das Angebot an Cherimoya ist sehr begrenzt. Sie wird nur in einem kleinen Gebiet zwischen Almuñécar und Motril angebaut, das über das richtige Mikroklima für den Anbau verfügt, und in guten Jahren beläuft sich die Produktion auf nur etwa 40.000 Tonnen, was weniger ist als die bestehende Nachfrage.“ In der Tat entfällt auf diesen kleinen Streifen der Costa Tropical von Granada der größte Teil der Weltproduktion dieser exklusiven Frucht. „Es handelt sich um ein auf dem europäischen Markt sehr geschätztes Produkt, so dass wir trotz des geringeren Volumens mit den Ergebnissen sehr zufrieden sind.“

Der zweite Teil der Kampagne beginnt im März, und der Sektor hofft, dass die Witterungsbedingungen eine Rückkehr zu normalen Produktionsmengen ermöglichen werden. „Wir setzen all unsere Hoffnungen auf die zweite Blütezeit, die von Januar bis Mai dauert“, so Fajardo abschließend. 

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Marjet Lubbers-Bruijnse, Martine van der Wekken, Izak Heijboer, Thijmen Tiersma, Liesbeth Stikkelman, Hugo Huijbers, Marieke Hemmes, Jonny Diep, Nick Peters, Nichola McGregor, Carolize Jansen, Marine Inghirami-Benaroch, Aurelie Pintat, Joel Pitarch, Marta del Moral Arroyo, Anouk Sijmonsma, Arlette Sijmonsma, Rebekka Boekhout, Rossella Gigli, Cristiano Riciputi

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