Agrarforschung Schweiz, Heft 4, April 2015

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ 2 0 1 5

|

H e f t

Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich | FiBL

A p r i l

Nutztiere

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz Seite 136

Pflanzenbau

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­verschiedenen Kulturen Seite 160

Kurzbericht

Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz Seite 174

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Inhalt April 2015 | Heft 4 Das Freibergerpferd ist die einzige heute noch existierende Pferderasse mit Ursprung in der Schweiz. Es hat mit rückläufigen Bestandes- und Geburtenzahlen sowie einer fehlenden Rentabilität bei der Produktion zu kämpfen. Das Schweizer Nationalgestüt SNG von ­Agroscope untersuchte im Rahmen eines Strategierapportes zur ­Erhaltung der Freibergerrasse die Marktkonformität des ­Freibergerpferdes. (Foto: Martin Rindlisbacher) Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der ­landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB; Institut für Nutztierwissen­schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits­wissenschaften INH), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Z­ ollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch b Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org Redaktion Leitung und deutsche Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00 Französische Redaktion Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 57 Stellvertretung Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 82 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), ­Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online/App: CHF 61.–* * reduzierter Tarif, siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 58 466 73 00 Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

135 Editorial Nutztiere D 136 ie Rolle des Freibergerpferdes im

Pferdemarkt Schweiz Ruedi von Niederhäusern et al. Nutztiere Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von 144

Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen Yves Arrigo, Silvain Henneberger und Ueli Wyss Nutztiere Qualität von Ganzpflanzensilagen aus 152

Triticale, Hafer und Futtererbsen Ueli Wyss und Yves Arrigo Pflanzenbau Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern 160

in ­verschiedenen Kulturen Bernhard Speiser, Esther Mieves und Lucius Tamm Pflanzenbau Physiologische Eigenschaften von 166

Kartoffel­sorten und Konsequenzen für die Produzenten Emilie Carrera et al. Kurzbericht Zielkonflikte zwischen Biodiversitäts­ 174

förderung und Pflanzenschutz Karin Ruchti und Christoph Studer 178 Porträt 179 Aktuell 183 Veranstaltungen


Editorial

10 Jahre Netzwerktagung ­P ferdeforschung Schweiz Liebe Leserin, lieber Leser

Stefan Rieder, Forschungsbereichsleiter Agroscope, Schweizer Nationalgestüt SNG, Avenches

Im April 2005 versammelten sich rund 40 Persönlichkeiten der Schweizer Pferde­ branche auf Einladung der Direktion des Schweizer Nationalgestüts zu einem Austausch in Avenches. Ziel war die gegenseitige Vorstellung von Kompetenzen, Tätigkeiten, Projekten und Bedürfnissen im Hinblick auf eine bessere Vernetzung der Branche und zwecks Stärkung des Wissenstransfers zwischen Forschung und Praxis. Die Idee eines Netzwerkes Pferdeforschung Schweiz war geboren. Seit 2006 treffen sich Vertreter aus Wissenschaft und Industrie, Pferdehalter, -züchter und -nutzer einmal jährlich im April im Théâtre du Château in Avenches. Bis heute präsentierten Studierende, Doktoranden, PostDocs und gestandene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 127 Vorträge und 234 Pos­ ter. Im Allgemeinen handelte es sich immer um Arbeiten, die an einer Schweizer Institution realisiert wurden. Weiter präsentierten Gäste aus dem In- und Ausland insgesamt 31 Vorträge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen rund ums Pferd. Dank der grosszügigen Unterstützung vieler Sponsoren konnten jedes Jahr Preise für die besten und originellsten Beiträge vergeben werden. Das Ziel dabei war immer die Motivation von jungen Forschenden und damit die Förderung der Innovation für die Pferdebranche. Viele dieser Arbeiten wurden später auch im Ausland an Tagungen präsentiert und konnten damit einen Impact über unsere Landesgrenzen hinaus erzielen. Über welche Bereiche wurde referiert? – Etwa die Hälfte der Beiträge betref­ fen medizinische Themen rund ums Pferd. Etwa ein Viertel der Beiträge lässt sich dem Fachgebiet Zucht und Genetik inklusive Reproduktion zuweisen. Ein weite­ rer Viertel der Beiträge behandelt Fragen rund um die Pferdehaltung. Dies bein­ haltet Arbeiten aus dem Fachgebiet der Verhaltenswissenschaften, der Tierer­ nährung aber auch des Bauwesens und der Ökonomie. Besondere Farbtupfer waren einzelne Beiträge aus der Archäologie, der Geschichte, der Künste, der Ethik, der Soziologie und des Rechts. Sicherlich hat die Netzwerktagung die interessierte Branche und Akteure aus den Hochschulen und den Forschungsanstalten einander näher gebracht. Pro­ jekte wurden lanciert, junge wie ältere Fachkräfte konfrontierten und tauschten sich zu fachfremden Themen aus. Im Vergleich zu 2005 besitzen wir heute weit genauere Zahlen über diverse Trends und generell die sozio-ökonomische Bedeu­ tung des Pferdes in der Schweiz. All dieses Know-how wird es brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern: Eine stetig steigende Pferdepopulation in der Schweiz hat auch vielfältiges Konfliktpotenzial zur Folge. Unsere Landreserven sind begrenzt, der Kulturlandschutz und nachhaltiges Wirtschaften haben ein hohes politisches Gewicht. Die Pferdebranche ist Teil der Freizeitbranche. Sie generiert rund eine halbe Milliarde Schweizerfranken an Einnahmen in der Landwirtschaft. Wie nachhaltig diese Branche sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt und behauptet, wird sich noch zeigen. In der Netzwerktagung hat die Schweizer Pfer­ debranche eine wichtige Plattform, welche immer wieder Impulse setzt.

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N u t z t i e r e

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz Ruedi von Niederhäusern1, Lea Schmidlin1, Ariane Sotoudeh1, Markus Neuditschko1 und Salome Wägeli2 Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, Schweizerisches Nationalgestüt, 1580 Avenches, Schweiz 2 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: E-Mail: ruedi.vonniederhaeusern@agroscope.admin.ch 1

Pferdemarkt Schweiz – quo vadis FM? (Foto: Martin Rindlisbacher)

Einleitung Auftrag Das Freibergerpferd ist die einzige heute noch existie­ rende Pferderasse mit Ursprung in der Schweiz. Seit die Schweiz im Anschluss an die Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 die Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) 1994 ratifiziert hat, ist sie verpflichtet, ihren Beitrag an die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der pflanzenund tiergenetischen Ressourcen zu leisten (BLW 1998). Das Schweizer Nationalgestüt (SNG) ist das Kompe­ tenzzentrum des Bundes für Equiden innerhalb von Agroscope. Projekte zur Erhaltung der genetischen Diversität sowie zur Steigerung der Marktfähigkeit der Freibergerzucht haben einen hohen Stellenwert. Zur Unterstützung und Förderung einer nachhaltigen Ent­ wicklung der Freibergerpferderasse hat Agroscope vom Bundesrat im Rahmen des Leistungsauftrages (LA) 2014–2017 die Aufgabe erhalten, zusammen mit betrof­

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Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

fenen Akteuren der Branche eine Strategie zu erarbei­ ten. Als wichtiger Bestandteil der im Jahr 2014 durchge­ führten Arbeiten galt die Frage der aktuellen Marktkonformität des Freibergerpferdes. Problemstellung Das Pferdewesen hat in der Schweiz während den letzten Jahrzehnten eine quantitative Entwicklung und Populari­ sierung erfahren (Poncet et al. 2007 und 2009, Schmidlin et al. 2013). Der Equidenbestand (Pferde, Ponys und Klein­ pferde, Esel, Maultiere und Maulesel) hat seit 1983 um fast 40 % zugenommen. Ende 2013 lebten in der Schweiz rund 104‘000 Equiden in einem bunten Mix aus über 150 Rassen. Der grösste Teil der Equiden in der Schweiz sind Warmblü­ ter (41 %). Knapp ein Viertel der Equiden (24 %) gehören zu den Ponys. Mit rund einem Fünftel beziehungsweise 20‘000 Tieren (19 %) halten die Freiberger den grössten Anteil einer einzelnen Rasse innerhalb der Schweizer Equi­ denpopulation (Schmidlin et al. 2015).


Die Schweizer Equidenpopulation befindet sich in einem ständigen Wandel: Durch Geburten oder Importe kom­ men laufend neue Pferde, Ponys oder Esel hinzu. Durch Tod oder Exporte verlassen aber auch stets wieder Equiden den Pferdemarkt Schweiz. Der jährliche Erneuerungsbe­ darf wird auf rund 6000 nutzbare Equiden (Alter ≥ 3 Jahre) geschätzt, dabei wird rund ein Drittel über die inländische Zucht und zwei Drittel über Importe abgedeckt. Während die Importe trotz Importkontingent in den letzten Jahren stetig gestiegen sind, sind die Geburtenzahlen stark rück­ läufig. Aktuell verlieren die Freibergerpferde jährlich leicht an Marktanteilen, 2013 0,4 % in Bezug auf die gesamte Schweizer Equidenpopulation, 2,7 % innerhalb der Rasse. Dem gegenüber gewinnen die Ponys an Markt­ anteilen, im Durchschnitt (2003–2013) rund 0,5 % in Bezug auf die gesamte Schweizer Equidenpopulation, 7 % inner­ halb der Rasse (Schmidlin et al. 2015).

Material und Methode Um Aussagen zur Marktkonformität des Freibergerpfer­ des machen zu können, wurde im Frühsommer 2014 nebst Literaturstudien eine Umfrage bei Schweizer Equi­ deneigentümern initiiert. Der standardisierte Fragebo­ gen wurde über die Identitas AG – Betreiberin der Tier­ verkehrsdatenbank Agate – elektronisch verschickt. Nebst den soziodemografischen Grundinformationen lag der Fokus auf folgenden Fragestellungen: ••Nutzung: Wie werden die Equiden in der Schweiz genutzt, und wie unterscheidet sich die Nutzung des Freibergers zur restlichen Population? ••Markenbild FM: Wie wird das Freibergerpferd wahrgenommen? ••Kaufverhalten: Welche Merkmale sind wichtig beim Pferdekauf, wo werden Pferde erworben, welche Alterskategorien und welcher Ausbildungsstand wird gesucht, welcher Preis wird bezahlt? ••Informationsquellen: Über welche Kanäle informiert sich der Käufer vor dem Pferdekauf? Zusätzlich zur Umfrage wurden neun Experten mit einem engen Bezug zur Schweizer Pferdebranche im Rahmen von strukturierten Interviews befragt. Die Auswertung der Umfragedaten erfolgte über meh­ rere Schritte: Die Stichprobe wurde in fünf Gruppen ein­ geteilt Diese Einteilung diente der Analyse von Unter­ schieden und Gemeinsamkeiten zwischen Züchtern und Nutzern sowie zwischen Eigentümern von Freiberger­ pferden, Eigentümern von anderen Pferderassen und Eigentümern von Ponys: ••Zucht-FM: Züchter von Pferden der Freibergerrasse ••Rein-FM: Equideneigentümer, bei denen der Anteil Freibergerpferde mindestens 75 % beträgt

Zusammenfassung

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

Das Freiberger Pferd hat wie viele andere vergleichbare lokale, ursprüngliche europäische Pferderassen mit rückläufigen Bestandes- und Geburtenzahlen sowie einer fehlenden Rentabilität auf Stufe Produktion zu kämpfen. Agroscope, Schweizer Nationalgestüt SNG, untersuchte im Zuge der Erarbeitung eines Strategierapportes zur Erhaltung der Freibergerrasse die Marktkonformität des Freibergerpferdes (FM: franches-montagnes) mittels einer Umfrage bei Pferdeeigentümern sowie ergänzenden Experteninterviews. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass bei einer Mehrheit der befragten Pferdeeigentümer die persönlichen Erwartungen an ein Pferd mit der Beurteilung der Qualitäten und der generellen Wahrnehmung des Freibergerpferdes deckungsgleich sind. Daraus lässt sich ableiten, dass der FM über Qualitäten verfügt, die im Grundsatz im Freizeitpferdemarkt nachgefragt werden (einfacher Charakter, Polyvalenz, Robustheit, Gesundheit). Das Image des Markenbildes FM ist bei den nicht FM-Besitzern deutlich weniger positiv als bei den FM-Besitzern. Die Ergebnisse der Umfrage sowie der Experteninterviews zeigten, dass vor allem Anstrengungen zur Verbesserung der Vermarktung und des Images notwendig sind, um einen besseren Absatz von Freibergerpferden zu gewährleisten und damit auch langfristig einen Anstieg der Geburten zu erreichen.

••Mixed-FM: Equideneigentümer, bei denen der Anteil Freibergerpferde mindestens 50 % beträgt ••Mixed-Pony: Equideneigentümer, bei denen der Anteil Ponys mindestens 50 % beträgt ••Kein-FM: Equideneigentümer, die keine Freiberger­ pferde besitzen ••Für die deskriptive (tabellarische und graphische) Darstellungen und weiterführende Datenanalyse (Berechnung von Korrelationen) wurden die Pro­ gramme Microsoft EXCEL 2010 und R 2.15.2 ver­ wendet.

Resultate Nutzer Die Analyse der einzelnen Gruppen zeigte, dass die Pfer­ deeigentümer, welche keine Freiberger besitzen, das stärkste Interesse an der Teilnahme an Pferdesportanläs­ sen aufweisen. Grundsätzlich bestätigte sich aber bei allen Gruppen eine starke Orientierung in Richtung Frei­ 

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Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

Kasten | Eckdaten der Umfrage: Anzahl Befragte: 10 050 Schweizer Equiden­eigentümer (6769 deutsch-, 3281 französischsprachig) Anzahl Antworten: 2625, Rücklaufquote 26,1 %, 76 % Frauen ­(Alter Ø 40,3 J.), 24 % Männer (Alter Ø 50,6 J.) Kantonale Verteilung und demographische Struktur der Stichprobe sehr ähnlich wie diejenige aller registrierten Schweizer Equideneigentümer (vgl. Schmidlin et al. 2015).

zeitnutzung von Pferden (unter Freizeitnutzung wird eine nicht Wettkampf-orientierte Nutzung von Pferden in der Freizeit verstanden). Dies deckt sich mit allen anderen vorliegenden Daten aus der Schweiz und auch aus den umliegenden Nachbarländern (Schmidlin et al. 2013, Corpataux et al. 2014). Auf die Frage der höchsten beruflichen Ausbildung der Befragten zeigten die drei Gruppen mit FM-Anteilen ein relativ homogenes Bild: Rund 50 % der Befragten haben einen eidgenössisch anerkannten Lehrabschluss, und rund ein Drittel verfügt über eine höhere Ausbildung. Einzig die Gruppe der Nutzer Kein-FM zeigte einen deutlich höheren Anteil (38 %) an Fachhoch- und Hoch­ schulabgängern, jedoch einen tieferen Anteil an Perso­ nen mit einem eidgenössisch anerkannten Lehrabschluss (39 %). Nutzung Mittels einer Korrelationsmatrix wurde geprüft, wie ähnlich respektive wie unterschiedlich Pferderassen in der Schweiz genutzt werden. Aus Abbildung 1 ist ersicht­ lich, dass Ponys in Bezug auf ihre Nutzung nahezu deckungsgleich sind mit dem Freiberger (r = 0,98). Die geringste Übereinstimmung in der Nutzungsart (r = 0,13; r = 0,22) zeigte der Freiberger mit den Quarter Horses sowie den Islandpferden. Die Analyse zur Verwendung der Pferde in den verschiedenen Disziplinen zeigte, dass der Freiberger zu rund 36 % für reine Freizeitaktivitäten eingesetzt wird, gefolgt von den Disziplinen Fahren (~18 %), Dressur und Gymkhana (je ~13 %) Springen (~8 %) sowie Westernreiten (~6 %). Die Freiberger wer­ den insgesamt sehr vielfältig eingesetzt, das einzelne Tier jedoch in der Regel von seinem Besitzer in einer bis maximal zwei Disziplinen genutzt.

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Aus einer Arbeit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Musard 2011) lassen sich bezüglich Nutzung der Freibergerpferde ähnliche Erkenntnisse ableiten. Kaufverhalten: Von Kunden gewünschte Eigenschaften von Pferden Die gewünschten Eigenschaften eines Pferdes, die für den Kaufentscheid von Bedeutung sind, wurden von allen Gruppen sehr einheitlich beurteilt. Demnach sind die Gesundheit des Pferdes und die Hornqualität der Hufe die Hauptkriterien beim Pferdekauf, gefolgt vom kooperativen Charakter und der Unkompliziertheit im Umgang. Die Turniereignung wurde bei keiner Gruppe als wichtig erachtet, was mit der Orientierung der Umfrageteilnehmer zur reinen Freizeitreiterei ohne oder mit wenig Turniersportteilnahme erklärbar ist. Ebenso wurde die schöne Farbe als unwichtiges Kriterium beim Pferdekauf eingestuft. Die Fahreignung wurde lediglich von den Freibergerzüchtern als relativ wichtig angese­ hen. Die befragten neun Experten legten im Verhältnis zu den restlichen Gruppen mehr Gewicht auf die gute Grundausbildung der Pferde (Abb. 2). Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit einer soziologischen Studie aus dem Jahre 2012 (Flierl 2012). Betreffend den weiteren Aspekten zum Kaufentscheid geben alle Gruppen das Vertrauen in den Verkäufer als

CH−WB

0,48

FM

0,22

0,95

KB

0,80

0,80

0,68

VB

0,54

0,13

0,39

0,14

QH

0,26

0,22

0,19

0,14

0,46

IL

0,52

0,98

0,93

0,86

0,072

0,12

PY

0,55

0,93

0,89

0,93

0,14

0,15

0,96

ANDERE

Abb. 1 | Beziehungsmatrix Nutzung1. 1 CH-WB = Schweizer Warmblut inkl. andere Warmblüter; FM = Freiberger; KB = Kaltblut; VB = Vollblut; QH = Quarter Horse; IL = Isländer; PY = Pony.


Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

Kooperativer Charakter

Unkompliziert im Umgang

Leistungsausweis

●●● ● ●

●● ● ●

● ●●●●

Gute Gänge

●● ● ● ●

Guter Vorwärtsdrang

●● ● ●●●

Gute Zuchtwerte

Schöne Farbe

Liebe auf den ersten Blick

● ● ●●● ●

Korrekter Körperbau

●● ●

● ●● ●

●● ●●● ●

Ausdrucksvoller Kopf

Gute Grundausbildung

Vertrauen in Verkäufer(in)

●●●●●

Turniereignung

● ●● ●

Gute Gesundheit

●●● ●●

● ●● ● ●

Tiefe Preise

● ●● ●●

● ● ●●●

Gesundheit der Rasse

Haltungsbedingungen

● ● ●●

Herkunft aus der Schweiz

● ●

●●

Rein−FM

Zucht−FM

Expert−FM

Abb. 2 | Bewertung der Eigenschaften beim Pferdekauf.

wichtigstes Kriterium an. Auch die sogenannte «Liebe auf den ersten Blick» scheint beim Kauf eines Pferdes für alle Gruppen grosse Bedeutung zu haben. Dieses Ergebnis fand sich auch in der Arbeit von Flierl (2012). Das Vorhan­ densein eines Leistungsausweises und der Nachweis von guten Zuchtwerten wurden einzig von den Züchtern von Freibergerpferden als wichtig erachtet. Die Herkunft aus der Schweiz spielte für die Freibergerzüchter und -nutzer eine bedeutendere Rolle als für die Eigentümer von ande­ ren Pferderassen. Das Kriterium des tiefen Preises wurde von keiner Gruppe als relevant beurteilt (Abb. 3). Die im Zuge dieser Arbeit befragten Experten äusser­ ten sich zu Aspekten für den erfolgreichen Pferdever­ kauf wie folgt: Ein zum Verkauf angebotenes Pferd muss sofort einsetzbar sein und über einen hervorragenden Charakter verfügen; sportliche Attribute werden oft weniger nachgefragt. Das Auftreten des Verkäufers sowie der Ort des Verkaufs sind sehr wichtig; Ehrlichkeit, Einfühlungsvermögen und Sauberkeit helfen dass sich der Kunde gut aufgehoben fühlt. Die Vor- und Nachbe­ arbeitung eines Geschäfts werden ebenfalls als zentral angesehen. Die Internetseite der Betriebe sollte immer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden, der Ver­ käufer sollte sehr kurzfristig für den Kunden zur Verfü­ gung stehen. Nach dem Verkauf sollte der Verkäufer den Kunden mit Rat und Tat unterstützen. Wahrnehmung und generelle Einstellung zum Frei­ bergerpferd Bei der Frage nach der generellen Einstellung zum Frei­ bergerpferd wurden die gute Gesundheit, die guten Hufe, der kooperative Charakter und der einfache

ich tig unw

ich tig nw ru

Mixed−FM

ehe

Mixed−PY

ind iffe ren t

Kein − FM

ich tig

rw

ehe

htig

● ●●

●● ●● ●

wic

ich tig

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wic htig

seh rw

ich tig

ich tig

●●

Gute Fahreignung

rw

Auch für Laien einsetzbar

●●

seh

unw ich tig

ehe ru nw ich tig

● ●●●

ind iffe ren t

Gute Hufe (Hornqualität) Für viele Disziplinen einsetzbar

Kein − FM

Mixed−PY

Mixed−FM

Rein−FM

Zucht−FM

Expert−FM

Abb. 3 | Bewertung der weiteren Aspekte beim Pferdekauf.

Umgang als positiv beurteilt. Somit verfügt das Freiber­ gerpferd grundsätzlich über genau die Eigenschaften, die für die Equideneigentümer beim Pferdekauf von grosser Wichtigkeit zu sein scheinen. Die Nicht-Freiber­ gereigentümer beurteilten die Qualitäten der Rasse allerdings weniger positiv als Personen, die bereits einen Freiberger besitzen (Abb. 4). Auf die offen formulierte Frage, warum die Freiber­ gerbesitzer sich für diese Pferderasse entschieden haben, wurden folgende Punkte genannt: Charakter (42 % aller Antworten), Polyvalenz (17 %) und Robustheit / Gesund­ heit / Leichtfuttrigkeit (16 %). Image-Analyse Bei den Umfrageteilnehmern, die bereits ein Freiber­ gerpferd besitzen, wurde das Image der Rasse von etwa der Hälfte der Personen als sehr gut eingestuft (Image ≤ 2). Bei den Personen, die kein Freibergerpferd besitzen, lag dieser Anteil lediglich bei rund 15 %. Werte > 4 fanden sich vornehmlich in den Kategorien der Eigentümer ohne Freibergerpferde. Das Image des FMs wird von extern offensichtlich kritischer beurteilt als vom FM-Milieu selbst (Abb. 5). Dies deckt sich auch mit den Antworten zu den Qualitäten des Freibergers (Abb. 4). Die Anstrengungen des Schweizer Freibergerverban­ des (SFV), des SNG sowie der Züchter zur Förderung des Markenbildes sowie des Absatzes der Freibergerpferde wurde von den verschiedenen Nutzergruppen grund­ sätzlich sehr positiv bewertet. Auffallend war jedoch, 

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● ●● ● ●

Guter Vorwärtsdrang

●●

Schöne Farbe

Korrekter Körperbau

● ●

● ●

●● ●

Ausdrucksvoller Kopf

●●

●●

●●

Gute Grundausbildung

● ●

Turniereignung

● ● ●

●● ●

Gute Hufe (Hornqualität) ●

Gute Fahreignung

● ●

●●

Auch für Laien einsetzbar

●● ●●

Für viele Disziplinen einsetzbar

● ●●

● ● ●●

20

Gute Gesundheit

80

● ● ●●

●●

tre ffe r zu

Kein−FM

Mixed−PY

Rein−FM

Zucht−FM

Mixed−FM

dass die Freibergerzüchter eine kritischere Haltung gegenüber den ihnen nahestehenden Organisationen SFV und SNG zeigen als die restlichen Befragten. Kaufverhalten: Ort des Pferdekaufs Bei der Frage nach dem Ort eines Pferdekaufs stand bei allen Gruppen der Kauf beim Züchter an erster Stelle, gefolgt vom Kauf bei einer Privatperson. Verkaufs­ schauen oder Reitställe scheinen als Verkaufsplattfor­ men weniger gefragt zu sein. Welche Alterskategorien und Ausbildungsstufen verlangt der Markt? Rund die Hälfte der Nutzer gab an, dass sie ein Fohlen, ein dreijähriges ungerittenes oder ein dreijähriges ange­ rittenes Pferd suchen würden. Der Anteil lag bei der Gruppe Rein-FM mit 60 % über demjenigen der Gruppe Kein-FM mit 40 % (Abb. 6). Die Frühreife der Freiberger­ pferde, deren im Allgemeinen als unkompliziert beur­ teilten Charakter sowie das Prüfsystem mittels Feldtest für dreijährige FM-Pferde zeigen hierbei eine Wirkung und können als marktfördernd bezeichnet werden. Momentan kann der Bedarf an ausgebildeten Pferden auf dem Inlandsmarkt nicht gedeckt werden, weshalb diese Pferde vorwiegend importiert werden. Gemäss Expertenmeinung besteht heute auf dem Markt eine Divergenz zwischen Angebot und Nachfrage: Bieten heute viele FM- Züchter strukturbedingt (feh­ lende Infrastruktur und Kompetenz für die weitere Auf­ zucht) ihre Produkte im Alter von sechs Monaten an, sucht der Endnutzer in der Regel ein rohes dreijähriges

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0

ren t

ehe

in d iffe

nd

nd zut ref fe

völ lig z

utr effe

nd

● ●● ●●

Abb. 4 | Einstellung zum Freiberger.

140

60

Gute Gänge

40

Unkompliziert im Umgang

● ●

●●●

Anzahl Pferdebesitzer in %

Kooperativer Charakter

100

Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

Kein−FM (1409) Image <=2.0

Mixed−PY (187)

2.0< Image <=3

Mixed−FM (330)

Rein−FM (342)

3.0< Image <=4

Zucht−FM (283) Image >4

Abb. 5 | Image-Analyse Freibergerpferd2 . 2 Image ≤ 2 : sehr gut; 2,0 < Image ≤ 3,0 : gut; 3,0 < Image ≤ 4,0 : schlecht; Image > 4,0 sehr schlecht

respektive ein ausgebildetes, sofort nutzbares Pferd. Dies führt zu einem Überangebot an Fohlen (mit tiefen Preisen) und somit zu einer relativ hohen Schlachtrate (rund 45 %). Zahlungsbereitschaft der Kunden Wie aus Abbildung 7 ersichtlich ist, sind die Pferdeeigen­ tümer, welche keine Freibergerpferde besitzen, (KeinFM) bereit, höhere Kaufpreise für Pferde zu bezahlen. Über alle Gruppen werden für Pferde mit Turniererfah­ rung grundsätzlich höhere Preise bezahlt. Dennoch sind die angegeben Kaufpreise auf einem sehr tiefen Niveau. Insbesondere die Gruppen Zucht-FM und Rein-FM sind nicht bereit, für ältere, ausgebildete Pferde einen wesentlichen Aufpreis zu bezahlen. Bei der Gruppe ReinFM liegen die angegeben Kaufpreise bei den vier- bis sechsjährigen ohne Turniererfahrung sowie bei den sechsjährigen und älteren (ohne oder mit Turniererfah­ rung) sogar tiefer als die Kaufpreise der angerittenen dreijährigen Pferde. Die Studie von Flierl (2012) bestätigt diese Resultate: Der Hauptteil der Pferde, welche von Freizeitreitern gekauft wurde, kosteten zwischen 5000 und 10‘000 Fran­ ken. Turnierreiter kauften ihre Pferde meistens im Preis­ segment 10‘000 bis 20‘000 Franken (Flierl 2012). Der Kaufpreis ist dabei laut Flierl (2012) weder ein hervortre­ tendes Kriterium beim Pferdekauf selbst, noch gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Bud­ get für den Kauf eines Pferdes und dessen Rasse. Sämtli­ che Gruppen gaben an, sich die Pferde zu 85 % gut bis sehr gut leisten zu können.


Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

Nutzer Rein−FM

Züchter−FM (283)

(342) 31%

19%

17%

26%

12% 5% 20%

6%

6%

7%

6%

Fohlen

5%

5% 15%

Jungpferd, 3-jährig (roh)

15%

5%

Jungpferd, 3-jährig (angeritten) Nutzer Mixed−FM (350)

Nutzer Kein−FM (1576)

21%

19%

13% 9%

8%

8% 14%

6%

15%

12%

Pferd, 4-6-jährig (oT) Pferd, 4-6-jährig (mT) 18%

Pferd, älter als 6 Jahre (oT) 7%

Pferd, älter als 6 Jahre (mT)

7%

16%

16%

11%

Andere

Abb. 6 | Welche Alterskategorien und Ausbildungsstufen werden durch die Käuferschaft nachgefragt 3? Roh: ungeritten; oT : ohne Turniererfahrung; mT: mit Turniererfahrung

Informationsquellen Gemäss Umfrage informieren sich die Pferdebesitzer zwecks Pferdekauf hauptsächlich über ihre direkte Umgebung und das Internet, gefolgt von den klassi­ schen Inseraten, Fachpersonen und den Informationen über die Zuchtverbände. Einzig bei den FM-Züchtern  spielen Verkaufsschauen eine grössere Rolle (Abb. 8).

Mixed−FM

Zucht−FM

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● ●

● ● ●

● ● ● ●

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● ● ●

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● ● ●

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10000

Preis in CHF

Rein−FM

iere

Mixed−PY

15000

Nicht−FM

eT urn

20000

Durchschnittliche Kaufpreise

5000

Der Preis eines Pferdes ergibt sich ausschliesslich dadurch, wieviel ein Käufer dafür zu zahlen bereit ist. Zu Pferde­ verkaufszahlen gibt es leider nur wenige offizielle Daten. Aus Verkaufslisten der Verbände ist bekannt, dass die aktuell auf dem Markt erzielten Preise für adulte, ausge­ bildete Freibergerpferde durchschnittlich bei rund 7000 Franken liegen (2013; n = 76 Pferde Kanton JU, Durch­ schnittsalter 3,9 J., davon 43 % dreijährige Pferde). Bei dieser Stichprobe handelt es sich um gut ausgebildete, mit professioneller Unterstützung im Sinne einer Quali­ tätsstrategie vermarktete Pferde. Viele Züchter verfolgen eine Preisstrategie mit möglichst geringen zeitlichen und finanziellen Investitionen sowie bescheidenen Marke­ tingaktivitäten. Dies führt zu Verkaufserlösen von 4500 bis 6500 Franken für adulte, ausgebildete Pferde. Die Produktionskosten (Vollkostenrechnung) für ein auf Stufe Feldtest ausgebildetes dreijähriges FM-Pferd liegen demgegenüber zwischen 10 000 Franken (Musard 2011) und 14 000 Franken (SNG 2012; Schmidlin et al. 2015). Die in Frankreich erzielten Verkaufspreise für Reit­ pferde, die im Freizeitbereich eingesetzt werden, liegen in Frankreich durchschnittlich bei 1800 bis 3000 Euro beziehungsweise 900 bis 1700 Euro für Reitponys. Aus­ ländische Rassen wie Lusitano, PRE, Friesen, Appaloosa, Paint oder Quarter Horse erzielen mit durchschnittlich 5000 Euro höhere Preise (IFCE 2013). Eine Nachfrage nach Freibergerpferden besteht trotz hohem Preis auch im Ausland. Im Jahr 2013 wurden 325 Pferde exportiert (EZV 2013). Die für den Export ungüns­ tigen Zoll- und Wechselkurskonditionen erschweren den Verkauf ins Ausland jedoch nachhaltig (Schmidlin et al. 2015).

1000

3

Abb. 7 | Alterskategorien und Ausbildungsstufen, Kundenwünsche.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

141


Nutztiere | Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz

Züchter−FM

Nutzer Rein−FM (342)

(283)

23%

18%

8%

13%

14%

11%

3%

28%

13% 17%

2% 15%

27%

8%

Nutzer Mixed−FM

Nutzer Kein−FM

(350)

(1576)

25%

24% 14%

11%

Durch Umgebung Andere Im Internet 13%

16%

2% 29%

0,5% 11%

12% 7%

28,5%

In Inseraten

7%

An einer Verkaufsschau Über eine Fachperson Über Zuchtverband

Abb. 8 | Bevorzugte Informationsquellen bei der Pferdesuche.

Diskussion und Schlussfolgerungen Bei einer Mehrheit der befragten Pferdeeigentümern decken sich die persönlichen Erwartungen an ein Pferd mit der Beurteilung der Qualitäten und der generellen Wahrnehmung des Freibergerpferdes. Daraus lässt sich ableiten, dass der FM über Qualitäten verfügt, die im Grundsatz im Freizeitpferdemarkt nachgefragt werden. Hervorgehoben werden können die Qualitätsmerkmale guter Charakter, Polyvalenz, Gesundheit, Robustheit sowie die Leichtfuttrigkeit – alles Merkmale, die auf Langlebigkeit und tiefe Haltungskosten hinweisen. Die Gruppe der Ponys zeigt ein nahezu identisches Nut­ zungsprofil zum Freiberger und erweist sich anhand der überdurchschnittlich wachsenden Population immer stärker als direkte Konkurrenz. Das Image des Freiber­ gerpferdes ist innerhalb der Freibergerszene sehr gut; Steigerungspotenzial findet sich in der Gruppe der Equi­ denbesitzer ohne FM-Pferde, die oft über ein höheres Berufsbildungsniveau verfügen. Die Vermarktungsan­ strengungen des SFV, des SNG sowie der Züchter werden in der Umfrage grösstenteils positiv wahrgenommen. Inwiefern diese Anstrengungen der letzten Jahre zum Erhalt der Freibergerpopulation beigetragen haben, kann nicht abschliessend beantwortet werden. Hierzu sind weitere Analysen nötig. Die dreijährigen Pferde machen anteilsmässig den grössten Teil der vermarkteten FM-Pferde aus. Dies ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht (Kapitalbindung, Hal­ tungskosten usw.) erfreulich. Es muss jedoch festgehal­ ten werden, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Struktur des Angebotes (viele Fohlen, unprofessionelle Vermark­

142

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

tung) nicht der Struktur der Nachfrage (adulte Pferde, professionelle Vermarktung) entspricht. Adulte Pferde (roh oder ausgebildet) können selbst dann nicht kosten­ deckend verkauft werden, wenn die Qualität sowie die Vermarktung den Kundenwünschen entspricht. Diese Feststellung steht im Widerspruch zur angegeben Zah­ lungsbereitschaft und der Aussage sämtlicher befragten Gruppen, dass ein tiefer Kaufpreis kein wichtiges Kauf­ argument darstelle. Mit ein Grund für die tiefen Refe­ renzpreise für Pferde in der Schweiz sind die Importe, begünstigt durch die für Schweizer Verhältnisse tiefen Produktionskosten – und somit tiefen Produktepreise – im Ausland. Damit der eingangs erwähnte Negativtrend in der Entwicklung der Geburten- und Bestandeszahlen der Freibergerpopulation längerfristig gestoppt respektive umgedreht werden kann, bedarf es eines wirkungsvol­ len Massnahmenpakets. Als prioritär wird dabei die Ver­ besserung der Rentabilität der Pferdezucht (und somit eine Stabilisierung der Zuchtzahlen) angesehen. Dieses Ziel kann kaum mehr über die Kostenseite erzielt wer­ den, sondern muss über zusätzliche Vermarktungsan­ strengungen geschehen (SFV 2011). Beispiele dafür wären der Aufbau einer Brand-Community (Geissler 2009), der Preissensibilisierung, eine kundensegment­ spezifischen Marktbearbeitung, eine Angebotssteue­ rung sowie die aktive Förderung von Verkaufskanälen. Als Antwort auf die erschwerten Exportkonditionen soll­ ten verstärkt Marktanteile auf dem Inlandpferdemarkt gewonnen werden können. n


Il ruolo del Franches-Montagnes nel mercato equino svizzero Come molte altre razze locali di origine europea, i Franches-Montagnes (FM) devono lottare contro una diminuzione della popolazione e del numero delle nascite così come contro la mancanza di redditività a livello di produzione. Nel quadro della preparazione di un rapporto sulla strategia per il mantenimento dei FM, l’Istituto nazionale svizzero d’allevamento equino di Agroscope ha analizzato la conformità del cavallo di razza Franches-Montagnes al mercato realizzando un sondaggio presso i proprietari equini e intervistando diversi esperti del ramo. I risultati permettono di giungere alla conclusione che per la maggior parte dei proprietari intervistati nel sondaggio, le caratteristiche determinanti nell’acquisto di un cavallo coincidono con l’apprezzamento delle qualità e la percezione generale del FranchesMontagnes. Il FM possiede dunque qualità che sono in principio richieste sul mercato equino svizzero. Sono state individuate le qualità seguenti: buon carattere, polivalenza, buona salute, robustezza e buona valorizzazione del foraggio. L’immagine della marca FM è invece connotata meno positivamente presso i non proprietari che presso i proprietari di FM. I risultati del sondaggio nonché i colloqui con gli esperti dimostrano che è necessario migliorare le strategie di commercializzazione e l’immagine del cavallo FM al fine di aumentare le vendite di cavalli Franches-Montagnes e in questo modo promuovere a lungo termine l’aumento delle nascite.

Literatur ▪▪ BLW, 1998. Bericht der Arbeitsgruppe Genetische Ressourcen Nutztiere, Bundesamt für Landwirtschaft. ▪▪ Corpataux S., v. Niederhäusern R. & Wägeli S., 2014. Kundenzufriedenheit in der Pensionspferdehaltung. Tagungsband. 1. Netzwerktagung ­O snabrück, 6.–7.10.2014. Osnabrück, Deutschland. ▪▪ EZV, 2013. Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung, 2013Flierl S., 2014. Empirische Studie zur Entscheidungsgrundlage aktiver Pferdebesitzer in der Schweiz in Bezug auf Reitweise, Pferd und Stall, Diplomarbeit im Studiengang Diplomsoziologie an der Technischen Universität Dresden. ▪▪ Geissler C., 2009. Brand Communities. Harvard Business Manager, http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-621445.html, ­a bgerufen am 17.12.2014. ▪▪ FFE, 2014. Disciplines équestres. Fédération Française d’Équitation, http://www.ffe.com/Disciplines-Equestres, abgerufen am 10.12.2014. ▪▪ IFCE, 2013. Les prix des chevaux en France. Institut Français du cheval et de l’équitation. Zugang : http://www.haras-nationaux.fr/information/accueil-equipaedia/filiere-economie/les-marches/prix-des-chevaux-enfrance.html, [10.12.2014].

Summary

Riassunto

Die Rolle des Freibergerpferdes im Pferdemarkt Schweiz | Nutztiere

The role of the Franches-Montagnes on the Swiss horse market Like many other local breeds of European origin, the Franches-Montagnes (FM) must fight against a fall in population and number of births, as well as a lack of profitability at the production level. As part of preparing a strategy report for preserving the FM breed, Agroscope Swiss National Stud Farm SNSF investigated the market compliance of the FM horse by conducting a survey of horse owners and interviewing experts in the sector. The results allow us to conclude that for a majority of owners taking part in the survey, the crucial characteristics when purchasing a horse overlap with the appreciation of the qualities of the FM and the general perception about this horse. The FM therefore possesses qualities that are in principle in demand on the leisure-horse market. The following qualities were noted: a good temperament, versatility, good health, hardiness and good feed utilization. By contrast, the FM brand image has fewer positive connotations with non-owners than with FM owners. The results of both the survey and the expert interviews demonstrate the need to improve FM marketing strategies and image in order to increase sales of FM horses and thus promote long-term growth in the number of births. Key words: horses, franches-montagnes, market monitoring, leisure activities.

▪▪ Musard A., 2011. Etude de marché du cheval des Franches-Montagnes. Travail de Bachelor, Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Zollikofen. ▪▪ Schmidlin L., Bachmann I., Flierl S., Schwarz A., Roesch A., Rieder S. & von Niederhäusern R., 2013. Wirtschafts-, Gesellschafts- und umweltpolitische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013. Agroscope Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP-Haras, Schweizerisches Nationalgestüt Avenches. ▪▪ Schmidlin L., von Niederhäusern R., Rieder S. & Guidon D., 2015. Strategierapport zur Erhaltung des Freibergerpferdes 2014. Agroscope, Schweizer Nationalgestüt. ▪▪ SFV, 2011. Strategie 2020 des Schweizerischen Freibergerverbandes, Avenches, Suisse. ▪▪ SNG, 2012. Vollkostenberechnungen Pferdeaufzucht, Beratungsstelle Pferd, Schweizerisches Nationalgestüt, Avenches.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 136–143, 2015

143


N u t z t i e r e

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganz­ pflanzensilagen aus Getreide und Erbsen Yves Arrigo1, Silvain Henneberger2 und Ueli Wyss1 Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz 2 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: Yves Arrigo, E-Mail: yves.arrigo@agroscope.admin.ch 1

Triticale-Hafer-Erbsen-Mischung zum Zeitpunkt der Ernte. (Foto: Yves Arrigo)

Einleitung Mit Mischungen aus unreifen Protein- und Getreide­ ganzpflanzen (GPS) lassen sich Futterreserven für einen beispielsweise durch Sommertrockenheit ausgelösten Futtermangel anlegen. Diese Mischungen liefern in Randanbaugebieten für Mais interessante TS-Erträge. Sie benötigen nur wenig Arbeits- und Pflegeaufwand und werden häufig im Biolandbau unter dem Aspekt einer gewissen Futterautonomie verwendet. Sät man die Kulturen im Herbst aus, kann auf diese Weise die Bodenerosion im Winter bekämpft werden.

144

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Da GPS leicht anzubauen sind und nur geringe Kosten aufwerfen, sind die einfachen, aus zwei Getreidearten sowie einer oder zwei Proteinpflanzen bestehenden Mischungen am häufigsten. Die Nährwerte der Mischun­ gen sind eher mittelmässig und variieren stark je nach Jahr, Reifestadium der Pflanzen und Anteilen der in der Mischung geernteten Pflanzenarten (Coutard 2014; Arrigo 2014). Sobald der Nährwert in die Berechnung einer Ration einbezogen wird, muss der wahre Wert möglichst genau bekannt sein. Für die Schätzung der Nährwerte der GPS liegen nur lückenhafte Referenzen vor, da ausser den unzähligen möglichen botanischen Zusammensetzun­ gen, den verwendeten Sorten, dem Erntestadium, den Witterungsbedingungen oder der Bodenbeschaffenheit auch noch die Konservierung (Wyss und Arrigo 2015) und schlussendlich die Zusammensetzung der Gesamtra­ tion des Tieres den Wert beeinflussen können. Während des 2013 durchgeführten Versuchs zur Schätzung des Nährwerts von GPS (Arrigo 2014) wurde zusätzlich das Additivitätsprinzip für die Schätzung der Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) und der Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP) angewandt. Um die Additivitätshypothese zu untermauern und um unsere Datenbank zu vervollständigen, wurden Sila­ gen von zwei Mischungen und ihren drei Einzelkompo­ nenten (Triticale, Hafer und Erbsen) hergestellt und die in vivo Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) sowie die in sacco Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP) untersucht.

Tiere, Material und Methoden Zwei Mischungen und ihre Komponenten, d. h. Triticale (Triamant), Hafer (Willand) und Futtererbsen (Arkta), wurden am 29. Oktober 2012 gesät. Die beiden Mischun­ gen unterschieden sich durch den ausgesäten Erbsenan­ teil (Tab. 1): Bei der Mischung ERBS-t (geringer Erbsenan­ teil) wurden 50 kg / ha (45 Körner / m²) entspricht der maximal ausgesäten Menge im früher durchgeführten Versuch (Arrigo 2014) und bei der Mischung ERBS-h


(hoher Erbsenanteil) 75 kg / ha (68 Körner / m²) gesät. Es wurde keine Behandlung gegen Unkraut oder Krankhei­ ten durchgeführt. Im April 2013 wurde eine Stickstoff­ gabe (Ammonsalpeter) in Höhe von 54 N-Einheiten / ha ausgebracht. Die Silierung der verschiedenen Futter erfolgte am 11.07.2013 unter guten Bedingungen. Der Hafer befand sich zum Erntezeitpunkt im Stadium der Milchreife und die Triticale in der Teigreife. Die TS-Gehalte variierten zwischen 25,6 % bei Erbsen bis 38,1 % bei Triticale. Die botanischen Analysen der Parzellen wurden in den bei­ den Wochen vor der Ernte sowie zum Zeitpunkt der Ernte durchgeführt. Das Futter wurde am Ende des Vor­ mittags mit einem Mäher mit Rotationsmähwerk ohne Mähaufbereiter gemäht. Am Nachmittag wurde es ohne Zusatz eines Siliermittels mit einer mit sechs Messern ausgestatteten Ballenpresse (New Holland, Typ BB90/50) zu Quaderballen gepresst. Die Ballen wurden mit Stretch-Folie eingewickelt und in einem Gebäude gela­ gert. Die Gärungseigenschaften der Futter wurden in Laborsilos untersucht (Wyss und Arrigo 2015). Für die Silagen, die aus den beiden angebauten Mischungen erzeugt worden waren, sowie die Triticale-, Hafer- und Erbsensilage wurden in vivo und in sacco Bestimmungen durchgeführt. Um die Additivität zu untersuchen, wurden zusätzlich die gleichen Mischun­ gen mit den Reinsilagen vor der Verfütterung mit den gleichen Pflanzenanteilen hergestellt und anschliessend in vivo und in sacco untersucht (Abb. 1). Der Verdaulichkeitsversuch erfolgte pro Behandlung mit vier kastrierten Hammeln der einheimischen Rasse Schwarzbraunes Bergschaf (Typ Oxford), die eine Ration von 1,1 × 0,380 MJ umsetzbare Energie / kg LG0,75 erhiel­ ten. Das Gewicht der Hammel blieb stabil (88,0 ± 10,8 vor der Bilanzperiode; 88,0 ± 10,5 bei Versuchsende). Die Abbaubarkeitsversuche wurden nach dem Stan­ dardverfahren durchgeführt, wobei die Beutel 2, 4, 8, 16, 24 und 48 Stunden inkubiert wurden (Dohme et al. 2007). Dazu wurden drei trockenstehende fistulierte Holstein Kühe (Lebendgewicht 763 +/-86 kg) eingesetzt.

Zusammenfassung

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

Mischungen aus unreifen Protein- und Getreideganzpflanzen benötigen nur wenig Arbeits- und Pflegeaufwand und können bei Futtermangel für einen Vorrat sorgen. Um bei der Nährwertschätzung das Additivitätsprinzip zu prüfen, wurden in vivo Verdaulichkeitsversuche und in sacco Abbaubarkeitsversuche mit Silagen zweier verschiedener Mischungen mit unterschiedlich hohen Anteilen an Proteinpflanzen durchgeführt. Die Mischung mit tiefem Erbsengehalt, ERBS-t war folgendermassen zusammengesetzt: 60 % Triticale, 28 % Hafer und 13 % Erbsen. Die Mischung mit einem hohen Erbsenanteil, ERBS-h enthielt 35 % Triticale, 24 % Hafer und 41 % Erbsen. Dieselben Versuche wurden ebenfalls mit den drei Komponenten der Mischungen (Triticale, Hafer und Futtererbsen) durchgeführt. Von den beiden Mischungen erzielte ERBS-h die höchsten Verdaulichkeiten (für organische Substanz 76,5 vs. 61,9 %). Hinsichtlich der ruminalen Rohproteinabbaubarkeit unterschieden sich die beiden Mischungen nicht. Die errechneten Nährwerte lagen für ERBS-h bei 6,4 MJ Nettoenergie Laktation (NEL) pro kg Trockensubstanz (TS) und für ERBS-t lediglich bei 4,9 MJ NEL / kg TS. Die in der Futterkrippe aus Reinsilagen rekonstituierten Mischungen erzielten ähnliche Werte wie die ausgesäten Mischungen. Die Additivitätshypothese, bei welcher für die Schätzung der Nährwerte der Mischungen die Einzelkomponenten additiv zusammengerechnet werden, erwies sich für die getreidedominierte Mischung ERBS-t als gut, wohingegen die Werte für ERBS-h stark unterschätzt wurden.

Tab. 1 | Saatdichte und botanische Zusammensetzung der Mischungen Botanische Zusammensetzung (% in der Frischmasse)

Gesät kg/ha ERBS-t

ERBS-h

Reinkulturen

Bei Aussaat vorgesehen1

Am 11.07.2013 geerntet

ERBS-t

ERBS-h

ERBS-t

ERBS-h

Triticale (Triamant)

90

90

160

41,3

35,0

60,1

34,8

Hafer (Willand)

40

40

130

22,7

19,2

27,1

24,1

Erbsen (Arkta)

50

75

160

36,0

45,8

12,9

41,1

Gemäss Tausendkorngewicht (Triticale 45 g, Hafer 35 g, Erbsen 110 g) und Gewicht einer in der Mischung geernteten Pflanze.

1

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

145


Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

Verdaulichkeits- und Abbaubarkeitsversuche ERBS-t gesät Triticale Hafer Erbsen

ERBS-t rekonstriert Triticale Hafer Erbsen

7 Behandlungen:

ERBS-h gesät Triticale Hafer Erbsen

2 gesäte Originalmischungen

2 bei der Verfütterungrekonstruierte Mischungen aus Triticale-, Haferund Erbsensilage

ERBS-h rekonstriert Triticale Hafer Erbsen

3 Silagen mit Einzelarten

Triticale

ERBS-t gewichtet Triticale Hafer Erbsen

Erbsen

Hafer

ERBS-h gewichtet Triticale Hafer Erbsen

Rekonstruktion der Verdaulichkeits- und Abbaubarkeitskoeffizienten durch Gewichtung (Additivität) der Einzelarten

Abb. 1 | Versuchsschema.

Gleichzeitig wurde die Verdaulichkeit der organischen Substanz enzymatisch (Aufrère et al. 2007) und mit einer Methode, bei welcher Pansensaft verwendet wird (Tilley und Terry 1963), untersucht. Die Nährwerte wurden mit den im Grünen Buch (Agroscope 2014) publizierten Gleichungen und den im Versuch bestimmten Parametern berechnet.

Resultate Die Kulturen entwickelten sich unter sehr guten Witte­ rungsbedingungen hervorragend; es kam nirgendwo zu Lagergetreide. Die Mischungen erzielten höhere TSErträge als die Reinkulturen (Tab. 2). Wenn man die Erb­ sen nicht mitberücksichtigt, von denen ein Teil verfault war und somit nicht siliert werden konnte, betrug der durchschnittliche Ertrag 7950 kg TS pro ha und entspricht damit den Ergebnissen von Coutard und Fortin (2014), die einen Ertrag in der Höhe von 8000 kg erzielten. Während der letzten beiden Wochen vor der Ernte erhöhte sich der TS-Gehalt bei den Erbsen nochmals um 16 % und beim Hafer um 3 %, wohingegen sich die bei­ den Mischungen nur wenig weiterentwickelten, und die Entwicklung bei Triticale in der letzten Woche stagnierte.

146

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Gesäte Mischungen – geerntete Mischungen Da die Witterungsbedingungen die Keimung und ­Entwicklung der Mischungen stark beeinflussen, unter­ schied sich die bei der Aussaat vorgesehene botanische Zusammensetzung von derjenigen der letztendlich geernteten Futtermischung (Abb. 1). Mit einer Dichte von 50 kg / ha ausgesäte Erbsen (45 Körner / m²) wurden bei der Ernte nur 13 % – und nicht wie vorgesehen 36 % – erreicht (2012 wurden mit 50 kg  /  ha 14  % erzielt, Arrigo 2013). Mit einer Dichte von 75 kg / ha Erbsen (68 Körner  /  m²) näherte man sich hingegen dem gewünschten Anteil (41 % geerntet vs. 46 % bei der Aussaat geplant). Die Gehalte der Mischungen waren mittelmässig (Tab 2.). Bei der Mischung ERBS-t entsprachen sie ziem­ lich genau den gemäss botanischer Zusammensetzung gewichteten Gehalten der Reinsilagen (Additivitäts­ prinzip). Bei der Mischung ERBS-h entsprachen die berechneten Werte für die Aminosäuren und die Fette nicht den analysierten Werten der Mischung. Dies lässt sich möglicherweise damit erklären, dass der Gewich­ tungsfaktor von Triticale in der Mischung ERBS-t stark dominierte (68 %), was in der Mischung mit hohem Erb­ senanteil ERBS-h nicht der Fall war (45 %).


Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

Tab. 2 | Erträge und chemische Zusammensetzung der Silagen bei der Fütterung in g/kg Trockensubstanz

Trockensubstanz kg pro geerntete ha Trockensubstanz in %

ERBS-t

ERBS-h

Triticale

Hafer

Erbsen

10 085

7766

6813

7110

52 981

38,2

39,0

42,3

34,6

25,5

Rohprotein

69

68

64

52

158

Rohfaser

318

316

301

326

289

Lignocellulose (ADF)

351

359

333

363

327

Zellwände (NDF)

514

542

501

527

439

Asche

53

57

44

56

73 70

Zucker WSC (wasserlöslich)

116

118

185

84

Zucker ESC (ethanollöslich)

85

80

112

54

25

Stärke

96

102

65

47

123

Fett

16,1

16,7

12,6

38,1

20,4

Bruttoenergie in MJ

19,5

18,9

18,9

20,1

18,9

Kalzium

4,4

4,9

2,1

2,4

12,6

Phosphor

2,5

2,4

2,5

2,3

4,0

Magnesium

1,1

1,2

1,1

0,9

2,1

Kalium

14,2

13,8

9,6

18,7

20,3

Aminosäuren insgesamt

52

51

47

40

119

Lysin

2,6

2,6

1,9

1,9

6,6

Methionin

0,9

0,9

0,9

0,8

1,8

Palmitinsäure C16

2,7

2,8

2,4

5,5

3,2

Ölsäure C181C9

2,7

3,1

1,3

13,3

0,8

Linolsäure C182C9C12

4,9

5,1

4,1

12,6

4,9

Fermentierbare Substanzen

57

71

47

71

144

Futtererbsen nicht vollständig geerntet, ein verfaulter Rest wurde auf dem Feld zurückgelassen; auf der Grundlage von Proben lässt sich der Ertrag der Erbsen auf 15 000 kg TS / ha schätzen. 1

Die Gehalte der Silagen (Tab. 2) zeigten, dass die Erbsen die höchsten Gehalte aufwiesen für Rohprotein (RP), Asche, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Kalium, alle Ami­ nosäuren sowie für die Fettsäure alpha-Linolensäure (C18:3). Die Erbsen wiesen die geringsten Gehalte an Zellwandbestandteilen (Rohfaser, Lignocellulose und Zellwände), Ölsäure (C18:1) und wasser- sowie ethanol­ löslichem Zucker (WSC und ESC) auf. Im Gegensatz dazu wies Hafer die höchsten Gehalte an Zellwandbestandtei­ len, Fett, Palmitinsäure (C16:0), Ölsäure (C18:1) und Lin­ olsäure (C18:2) auf. Die Aminosäurengehalte waren hin­ gegen bei Hafer am tiefsten. Tierversuche Abgesehen von Hafer frassen die Schafe die einzeln vor­ gelegten Silagen nicht sonderlich gut. Die vOS der ERBS-h Silage (hoher Erbsenanteil) unter­ schied sich von den übrigen (p < 0,01) durch einen hohen Wert, gefolgt von Erbsen und Triticale. Hafer erzielte einen mittleren Koeffizienten (Tab. 3). Die Silagen wie­ sen auch bei den übrigen Nährstoffen Unterschiede auf (p < 0,01). Die Verdaulichkeit von RP in der Erbsensilage

war mit 72,4 % 2,9-mal höher ist jene von Hafersilage; die Werte von der Mischung ERBS-t und von Triticale lagen beide bei etwa 40 %. Bei den Zellwandbestandtei­ len dominierte die Mischung ERBS-h mit den höchsten Werten, die mehr als 70 % betrugen; die Werte der anderen Silagen lagen zwischen 45 und 60 %. Die Nähr­ stoffverdaulichkeit war mit der Mischung ERBS-h abge­ sehen von vRP am höchsten. Im Gegensatz dazu wies Hafer – ausser für die Verdaulichkeit der Rohfaser (vRF) und der Lignocellulose (vADF) – die tiefsten Koeffizien­ ten auf. Die Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP) der Erbsen­ silage unterschied sich (p < 0,01) mit 84,6 % von den bei­ den Mischungen und von Triticale. Hafer erreichte mit 74, 6 % die tiefste aRP (Tab. 3). Der Vergleich zwischen den Verdaulichkeiten und Abbaubarkeiten der gesäten Mischungen, der in der Fut­ terkrippe (bzw. in den Nylonsäckchen) rekonstituierten Mischungen oder der mittels Additivität der Verdaulich­ keiten oder Abbaubarkeiten der Reinkulturen berechne­ ten Werte ist aus Tabelle 4 ersichtlich. Bei der getreide­ dominierten Mischung ERBS-t unterschieden sich die 

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

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Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

Tab. 3 | Koeffizienten der in-vivo -Verdaulichkeiten und der in-sacco -Abbaubarkeit der Silagen ERBS-t

ERBS-h

Triticale

Hafer

Erbsen

vOS

cd

61,9 ±0,5

a

76,5 ±2,2

bd

65,2 ±3,3

c

58,3 ±4,1

b

Sx

p

69,5 ±2,4

1,4

<0,01

vRP

42,8c±2,9

56,1b±7,0

38,5c±2,5

24,9d±3,0

72,4 a±2,3

2,3

<0,01

vRF

55,0 b±1,3

74,6a±3,9

59,6b±3,2

58,6b±6,2

52,1b±2,9

2,0

<0,01

vADF

b

49,7 ±1,1

a

71,4 ±3,8

b

55,8 ±1,5

b

53,4 ±4,9

51,1b±1,4

1,6

<0,01

vNDF

47,6bc±0,7

72,1a±3,7

53,7bc±3,7

44,6c±8,2

58,5b±2,6

2,4

<0,01

vBE

c

60,3 ±1,0

a

74,3 ±2,2

bc

61,9 ±3,6

c

57,4 ±3,9

b

67,1 ±2,1

1,4

<0,01

aRP

77,0 b±1,9

75,7bc±0,5

76,5b±1,6

71,4 c±2,5

84,6a±1,0

0,9

<0,01

Sx= Standardfehler des Mittelwerts; p = Signifikanzschwelle. Die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten Werte in einer Zeile sind statistisch verschieden. vOS = Verdaulichkeit der organischen Substanz; vRP = Verdaulichkeit des Rohproteins; vRF = Verdaulichkeit der Rohfaser; vADF = Verdaulichkeit der Lignocellulose; vNDF = Verdaulichkeit der Zellwände; vBE = Verdaulichkeit der Bruttoenergie; aRP = Abbaubarkeit des Rohproteins.

Werte der vOS, vRF, der Verdaulichkeit der Bruttoenergie (vBE) der gesäten Mischung nicht von den in der Futter­ krippe rekonstituierten Mischung. Sie unterschieden sich jedoch von den durch Additivität erhaltenen Werte (p = 0,03 bis p < 0,01), die höher ausfallen. Bei der Mischung ERBS­h unterschieden sich die drei Varianten – abgesehen von der vRP­ und vBE – bezüglich aller Verdaulichkeiten und der Abbaubarkeit (p < 0,01). Durch Additivität erzielte man bei der Mischung ERBS­h Werte, die deutlich unter jenen der beiden übrigen Varianten lagen. Die Werte der gesäten Mischung lagen in einem höheren Bereich.

Schätzung der Verdaulichkeit Die beiden Laborschätzmethoden, bei welchen entwe­ der Pansensaft oder Enzyme verwendet wurden, um die vOS zu bestimmen, unterschätzten die in vivo erhalte­ nen Werte: Bei der Mischung ERBS­h traten die grössten Unterschiede auf (>30 %), bei Erbsen die geringsten (<10 %). Die beiden Methoden führten zu recht ähnli­ chen Schätzungen. Die vOS lässt sich bei Hafer scheinbar besser mit der Methode von Tilley und Terry (1968) schätzen, bei welcher Pansensaft verwendet wurde (Abb. 2).

Tab. 4 | Verdaulichkeitskoeffizienten der gesäten, rekonstituierten und gewichteten Mischungen ERBS-t gesät

ERBS-t rekonstituiert1

ERBS-t gewichtet2

Sx

p

vOS

61,9b

62,1ab

63,9a

32,0

42,4

0,5

0,03

a

1,9

<0,01

0,9

0,03

vRP

42,8

vRF

55,0 b

56,3ab

58,8a

vADF

49,7

53,2

54,8

vNDF

47,6b

vBE aRP

a

b

a

0,7

<0,01

52,2a

52,2a

0,8

<0,01

60,3

59,0

61,2

0,7

0,15

77,0

79,8

b

a

77,1

0,7

0,05

ERBS-h gesät

ERBS-h rekonstituiert1

ERBS-h gewichtet2

Sx

p

vOS

76,5a

73,5b

64,8c

0,7

<0,01

vRP

56,1b

66,9a

54,6c

2,1

<0,01

vRF

74,6a

67,0 b

57,2c

1,2

<0,01

vADF

71,4

64,9

b

53,8c

1,2

<0,01

vNDF

72,1a

65,5b

52,6c

1,2

<0,01

vBE

74,3

71,9

62,3

aRP

75,7c

b

a

a

a

a

83,5a

b

b

0,7

<0,01

80,5b

0,2

<0,01

Koeffizienten der in der Krippe rekonstituierten Mischungen aus Triticale-, Hafer- und Erbsensilage. Koeffizienten, die durch Gewichtung der für Triticale, Hafer und Erbsen bestimmten Koeffizienten erhalten wurden. Sx= Standardfehler des Mittelwerts; p = Signifikanzschwelle. Die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten Werte in einer Zeile sind statistisch verschieden. vOS = Verdaulichkeit der organischen Substanz; vRP = Verdaulichkeit des Rohproteins; vRF = Verdaulichkeit der Rohfaser; vADF = Verdaulichkeit der Lignocellulose; vNDF = Verdaulichkeit der Zellwände; vBE = Verdaulichkeit der Bruttoenergie; aRP = Abbaubarkeit des Rohproteins. 1 2

148

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015


Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

90,0 80,0 70,0

vOS, %

60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 in vivo

10,0

Pepsin cellulase Tilley Terry

0,0 ERBS-t gesät

ERBS-t rekonstruiert

ERBS-h gesät

ERBS-h rekonstruiert

Triticale

Hafer

Futtererbsen

Abb. 2 | Schätzung der Verdaulichkeit der organischen Substanz der Silagen mit Labormethoden

Nährwerte Bei den Reinsilagen erzielte Hafer die tiefsten Nährwert­ gehalte in der TS [(4,5 MJ Nettoenergie Laktation (NEL), 54 g absorbierbares Protein im Darm, das auf Grund der verfügbaren Energie im Pansen aufgebaut werden kann (APDE)], gefolgt von Triticale (5,3 MJ NEL, 65 g APDE; Tab. 5). Wegen ihrer guten Verdaulichkeit erzielte die

Mischung ERBS­h einen guten Nährwert mit 6,4 MJ NEL und 74 g APDE / kg TS, womit sie sich auf gleichem Niveau wie Maissilage ansiedeln lässt. Abgesehen von der Erbsensilage wiesen alle übrigen Silagen mit einem Gehalt von weniger als 15 g Rohprotein pro MJ NEL ein Defizit an Rohprotein auf. Die Erbsensilage erreichte  hingegen 28 g RP / MJ NEL.

Tab. 5 | Nährwerte der Triticale-, Hafer und Erbsensilage sowie der Mischungen NEL MJ / kg TS

NEV MJ / kg TS

APDE g / kg TS

APDN g / kg TS

RP / NEL g / MJ

Triticale

5,3 (4,8)1

5,2 (4,5)

65 (59)

39 (44)

12

Hafer

4,5 (5,0)

4,1 (4,9)

54 (60)

32 (61)

11

Futtererbsen

5,6 (5,9)

5,6 (5,9)

71 (75)

98 (96)

28

ERBS-t ausgesät in vivo

4,9

4,6

62

42

14

ERBS-t rekonst. Krippein vivo

5,0

4,7

60

40

13

ERBS-t gew. aus Reinsilagen

5,2

5,0

63

42

13

ERBS-t gew.3 Koeff. GB + Gehalte der Reinsilagen

5,0

4,7

63

42

14

ERBS-t gew.4 GB-Werte

4,9

4,8

61

52

18

6,4

6,6

74

42

11

Mischungen

2

Mischungen ERBS-h ausgesätin vivo ERBS-h rekonst. Krippein vivo

6,1

6,1

70

52

14

ERBS-h gew. 2 aus Reinsilagen

5,2

5,0

64

55

17

ERBS-h gew. Koeff. GB + Gehalte der Reinsilagen

5,2

5,1

64

42

13

ERBS-h gew.4 GB-Werte

5,2

5,1

64

64

21

3

NEL = Nettoenergie Laktation; NEV = Nettoenergie Mast; APDE aus verfügbarer Energie aufgebautes im Darm absorbierbares Protein; APDN = aus abgebautem Rohprotein aufgebaute im Darm absorbierbare Proteine. 1 Werte in Klammern aus der Futtermitteldatenbank (Agroscope 2014). 2 durch Gewichtung der chemischen Zusammensetzungen und der Koeffizienten vOS, vRP und aRP usw. der Reinsilagen berechnet. 3 Gewichtung der Koeffizienten vOS, vRP und aRP der Einzelkomponenten, publiziert in der Futtermitteldatenbank und der in den Mischungen analysierte Nährstoffe. 4 Gewichtung der Werte NEL, NEV, APDE oder APDN der Einzelkomponenten, publiziert in feed base (GB).

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

149


Nutztiere | Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen

Originalmischungen vs. rekonstituierte vs. berechnete Mischungen Die beiden vor der Verfütterung rekonstituierten Mischungen erzielten Werte, die denen der Originalmi­ schungen glichen (Tab. 5). Durch Additivität der chemischen Zusammensetzungen, der Verdaulichkeitskoeffizienten und der Abbaubar­ keitskoeffizienten von Triticale-, Hafer- und Erbsensila­ gen wurden je nach Mischung unterschiedliche Ergeb­ nisse erzielt. Bei der Mischung ERBS-t, in welcher Getreide dominierte, wurden die gewichteten Werte leicht überschätzt (6 % bei NEL), wohingegen bei der Mischung ERBS-h die berechneten Werte deutlich unter­ schätzt wurden (–19 % bei NEL). Diese Schätzdifferenz zwischen den Mischungen fan­ den sich auch dann, wenn man die Werte der vOS und aRP für die Berechnung den Tabellen (Agroscope 2014) entnimmt. Die stark vereinfachte Schätzung, die darin besteht, die Werte für NEL, NEV, APDE und APDN zu gewichten, die in den Tabellen (Agroscope 2014) für Triticale, Hafer und Erbsen veröffentlicht wurden, ergab Werte, die eng bei denjenigen der Mischung ERBS-t lagen; auch hier unterschätzte man jedoch die Werte der Mischung ERBS-h. Verwendete man eine «einheitliche» vOS in Höhe von 65 % (Durchschnittswert der beiden Mischungen dieses Versuchs sowie der drei im Jahr 2012 untersuch­ ten Mischungen (Arrigo 2014) ), erzielte die Mischung ERBS-t einen Energiewert in Höhe von 5,2 vs. 4,9 MJ NEL und 64 vs. 62g APDE, was einer Überschätzung bezüglich Energie von 6 % und bezüglich Protein von 4 % ent­ spricht. Bei der Mischung ERBS-h wurden 5,2 vs. 6,4 MJ NEL und 64 vs. 74 g APDE erzielt. Dies entspricht einer Unterschätzung in Höhe von 18 % für NEL und 14 % für Rohprotein.

150

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

Schlussfolgerungen Für eine Nährwertschätzung wird bei GPS bestehend aus Protein- und Getreideganzpflanzen zwingend eine botanische Analyse zum Zeitpunkt der Ernte benötigt, um die Koeffizienten (vOS, vRP, aRP) durch Additivität ermitteln zu können, da die gesäten Mengen in der Regel nicht der botanischen Zusammensetzung bei der Ernte entsprechen. In diesem Versuch funktionierte das Additivitätsprin­ zip bei der Mischung ERBS-t recht gut, um die Nährwerte zu schätzen. Bei der Mischung ERBS-h hingegen, deren botanische Zusammensetzung ausgeglichener und deren Verdaulichkeit sehr hoch war, führte die Schät­ zung mittels Additivitätsprinzip zu einer deutlichen Unterschätzung der Werte. Diese Arbeit verdeutlichte die Empfindlichkeit der Nährwertschätzung durch Additivität bei einer Mischung, die nicht von einem Pflanzentyp (Getreide oder Protein­ pflanze) dominiert wird. Die Schätzung mittels Gleichungen, die auf der botani­ schen Zusammensetzung oder bestimmten Nährstoffen basieren, wäre geeigneter und könnte die Schätzungen bei GPS verbessern. Dafür werden jedoch noch zahlrei­ che weitere Daten benötigt. Die Schätzungen der vOS mit Labormethoden könnte die Sammlung solcher Da­ ten vereinfachen. Da sie jedoch die in-vivo-Verdaulich­ keit der OS unterschätzen, müssten sie punktuell durch n in-vivo-Versuche validiert werden.


Digeribilità e degradabilità degli insilati di piante intere di cereali e piselli Le miscele di piante proteiche e cereali interi non ancora maturi sono poco impegnative in termini di lavoro e cura. Esse garantiscono quindi uno stock di foraggio in caso di penuria. Per valutare il principio di additivazione nella stima del valore nutritivo, sono state effettuate prove di digeribilità in vivo e di degradabilità in sacco su insilati composti da due miscele diverse con percentuali di piante proteiche differenti. La miscela POIS-b, con una percentuale bassa di piselli, era composta da 60 % di triticale, 28 % d’avena e 13 % di piselli. La miscela POIS-h, con una percentuale elevata di piselli, conteneva 35 % di triticale, 24 % d’avena e 41 % di piselli. Gli stessi test sono stati condotti anche sulle rispettive componenti (triticale, avena e piselli). La miscela POIS-h è risultata la più digeribile (per sostanza organica 76,5 vs 61,9 %). Non si sono invece riscontrate differenze tra le due miscele per quanto riguarda la degradabilità della proteina grezza nel rumine. Il valore nutritivo di POIS-h ammonta a 6,4 MJ di energia netta per la lattazione (NEL) per kg di sostanza secca (SS), mentre quello di POIS-b soltanto a 4,9 MJ NEL/kg SS. Le miscele ricostituite con insilati puri in mangiatoia raggiungono valori simili a quelli ottenuti dalle miscele seminate. L’ipotesi dell’additivazione, in cui per la stima dei valori nutritivi delle miscele vengono addizionate le singole componenti, si è confermata valida per POIS-b, la miscela con una percentuale dominante di cereali, mentre per POIS-h i valori sono risultati decisamente sottovalutati.

Literatur ▪▪ Agroscope, 2014. Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldatenbank/04834/index.html?lang=de. [10.10.2014]. ▪▪ Aufrère J., Baumont R., Delaby L., Peccatte J.-R., Andrieu J., Andrieu J.-P. & Dulphy J.-P., 2007. Prévision de la digestibilité des fourrages par la méthode pepsine-cellulase. Le point sur les équations proposées. INRA, Prod. Anim. 20 (2), S. 129–136. ▪▪ Arrigo Y., 2014. Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen. Agrarforschung Schweiz 5 (2), 52–59. ▪▪ Coutard J. P. & Fortin J., 2014. Les associations céréales protéagineux récoltées immatures: assemblages, valeurs nutritives et valorisation par les vaches allaitantes. Renc. Rech. Ruminants (21), 93–96.

Summary

Riassunto

Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Erbsen | Nutztiere

Digestibility and degradability of silages from whole-plant pea–cereal mixtures Requiring few inputs, protein plant–immature cereal mixtures can guarantee forage stocks in times of shortage. In order to test whether and how the principle of additivity predicts nutritional value, we conducted in vivo digestibility tests and in sacco degradability tests (crude protein degradability, CPD) to evaluate silages from two mixtures with different protein-plant (i.e., pea) contents. The mixture with low pea content, PEAS-l, contained 60 % triticale, 28 % oats and 13 % peas, whereas that with high pea content, PEAS-h, contained 35 % triticale, 24 % oats and 41 % peas). The same tests were conducted with the silages of the constituents (triticale, oats and forage peas). Of the two mixtures, PEAS-h had the highest digestibility figures (for organic matter: 76.5 vs. 61.9 %). The CPD was statistically similar between the mixtures. Furthermore, PEAS-h produced 6.4 MJ net energy content for lactation (NEL) per kg of dry matter (DM), whereas PEAS-l produced 4.9 MJ NEL/ kg DM. Mixtures reconstituted at the manger with the pure silages produced values similar to those of sown mixtures. The constituent additivity hypothesis correctly predicted the values for PEAS-l, the cereal-dominated mixture, but strongly underestimated those for PEAS-h. Key words: digestibility; degradability; pea-cereal mixtures, nutritive values, additivity.

▪▪ Dohme F., Graf C. M., Arrigo Y., Wyss U. & Kreuzer M., 2007. Effect of ­b otanical characteristics, growth stage and method of conservation on factors related to the physical structure of forage – An attempt toward a better understanding of the effectiveness of fiber in ruminants. Anim. Feed Sci. Technol. 138, 205–227. ▪▪ Tilley J. M. A. & Terry R. A.,1963. A two stage technique for in vitro ­d igestion of forage crops. J. Br. Grassl. Soc. 18, 104–111. ▪▪ Wyss U. & Arrigo Y., 2015. Qualität von Ganzpflanzensilagen aus ­Triticale, Hafer und Futtererbsen. Agrarforschung Schweiz 6 (4) 152–159.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 144–151, 2015

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N u t z t i e r e

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen Ueli Wyss und Yves Arrigo Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: ueli.wyss@agroscope.admin.ch

Das gehäckselte Futter wurde in Laborsilos einsiliert. (Foto: Yves Arrigo, Agroscope)

Einleitung Getreideganzpflanzen kombiniert mit Futtererbsen wer­ den seit kurzem auch in der Schweiz vermehrt angebaut und einsiliert. Die Gründe dafür sind einerseits die Mög­ lichkeit diese Pflanzen im Herbst nach der Maisernte noch säen um dann im nächsten Sommer Futter ernten zu können. Andererseits soll mit diesem Futter die Struk­ turversorgung der Milch- oder Mutterkühe verbessert werden.

152

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Die Getreide-Erbsen-Mischungen werden insbesondere in den Grenzlagen des Silomaisanbaus sowie in Biobe­ trieben angebaut (Thaysen 2010). In Frankreich werden Ganzpflanzensilagen als Futterreserve für Trockenperio­ den gefördert (Brunschwig 2011). Bereits in den Jahren 1985 bis 1990 wurden an Agroscope Silierversuche mit Triticale und einem Gersten-Proteinerbsen-Gemisch durchgeführt (Schneider et al. 1991; Wyss 1994). Dabei zeigte sich, dass wenn die Pflanzen in einem zu frühen Entwicklungsstadium (Milchreife) geerntet werden,


einerseits das Ertragsmaximum noch nicht erreicht ist und andererseits die Silagen oft hohe Buttersäurege­ halte aufweisen. Werden die Ganzpflanzen zu spät geerntet, können bei der Ernte bereits Körner abfallen und das sperrige Futter lässt sich weniger gut verdichten, was zu Problemen mit Schimmelbefall und Erwärmun­ gen bei der Entnahme führen kann. Als optimaler Erntezeitpunkt wird die Mitte der Teig­ reife (ca. 2–3 Wochen vor der Körnerernte) angesehen. Hier weisen die Pflanzen einen Trockensubstanz (TS)Gehalt von rund 35 % auf. Zur Verhinderung der Butter­ säuregärung beziehungsweise zur Verbesserung der Haltbarkeit bei der Entnahme wird der Einsatz eines Siliermittels empfohlen, welches sowohl Fehlgärungen verursacht durch Buttersäurebakterien verhindert und als auch gegen Nacherwärmungen vorbeugt. Im Herbst 2011 und 2012 wurden an Agroscope in Posieux verschiedene Triticale-Hafer-FuttererbsenMischungen und zudem 2012 auch die Einzelpflanzen separat angebaut mit dem Ziel, die Verdaulichkeit dieser Mischungen mit Hilfe von Verdauungsversuchen mit Schafen zu überprüfen (Arrigo 2014; Arrigo et al. 2015). Bei diesen Versuchen ergab sich die Gelegenheit, die Siliereignung dieser Mischungen beziehungsweise Ein­ zelpflanzen und die Qualität der Silagen zu untersuchen.

Zusammenfassung

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

In den Jahren 2012 und 2013 wurden an Agroscope in Posieux Versuche mit verschiedenen Mischungen mit Triticale, Hafer und Futtererbsen durchgeführt. Das Siliergut wurde bei zwei Terminen geerntet, gehäckselt und in Laborsilos einsiliert. Zudem wurde bei einigen Mischungen auch der Einfluss eines Siliermittels auf die Hauptgärung und die Nacherwärmungen untersucht. Das Siliergut wies einerseits hohe Zuckergehalte und hohe Vergärbarkeitskoeffizienten und andererseits tiefe Nitratgehalte auf. Die Mischungen und Einzelpflanzen, die zum ersten Termin einsiliert wurden, wiesen teilweise relativ hohe Buttersäuregehalte und dementsprechend eine schlechte Silagequalität auf. Von den drei Pflanzen, die in der Mischung enthalten waren, war insbesondere der Hafer für die schlechte Qualität verantwortlich. Durch den Zusatz eines chemischen Siliermittels konnte die Buttersäure- und Ethanolbildung sowie die Gärgasverluste reduziert und auch die aerobe Stabilität der Silagen verbessert werden.

Material und Methoden In den Jahren 2012 und 2013 wurden drei beziehungs­ weise zwei Triticale-Hafer-Futtererbsen-Mischungen zu zwei Terminen geerntet und einsiliert (Abb. 1). Die detaillierten Angaben zu den Mischungen und die Ter­ mine sind aus Tabelle 1 ersichtlich. Zudem wurden 2013 auch die Einzelpflanzen Triticale, Hafer und Futtererb­ sen separat einsiliert. Das Siliergut wurde gehäckselt und in 1,5 Liter Laborsilos, drei Wiederholungen pro Variante, einsiliert. Beim Einsilieren wurden Proben zur TS-Bestimmung und Bestimmung der Inhaltsstoffe genommen. Zusätzlich wurde auch der Nitratgehalt und die Pufferkapazität bestimmt. Anhand vom TS-Gehalt, dem Zuckergehalt (wasserlösliche Kohlenhydrate) und der Pufferkapazität wurden die Vergärbarkeitskoeffizi­ enten berechnet (Weissbach und Honig 1996). Nach  Tab. 1 | Saatmengen (kg/ha) und Siliertermine Mischung

Triticale

Hafer

Futtererbsen

A 90/40/30

90

40

30

B 90/30/40

90

30

40

C 90/20/50

90

20

50

D 90/40/50

90

40

50

E 90/40/75

90

40

75

1. Termin

2. Termin

14.06.2012

28.06.2012

27.06.2013

11.07.2013

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

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Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

Abb. 1 | Beim ersten Siliertermin wurden die Pflanzen mit dem Motormäher gemäht. (Foto: U. Wyss, Agroscope)

einer Lagerdauer von 90 Tagen wurden die Laborsilos geöffnet und wiederum Proben zur Analyse genommen. Neben den Rohnährstoffen wurden auch die Gärpara­ meter (pH, Gärsäuren, Ammoniak und Ethanol) bestimmt. Bei der Berechnung der Gärgasverluste wur­ den die gewogenen Gewichtsdifferenzen vom Versuchs­

beginn und -ende auf die einsilierte Trockensubstanz­ menge bezogen. Zusätzlich wurde die aerobe Stabilität anhand von Temperaturmessungen ermittelt. Alle 30 Minuten wurde die Temperatur gemessen und regist­ riert. Diese Erhebung dauerte zwischen neun und 14 Tagen. Als aerob stabil wurden die Silagen angesehen,

Tab. 2 | Inhaltsstoffe des Ausgangsmaterial beim Einsilieren TS %

Rohasche g/kg TS

29,5

43

89

296

28,7

49

90

309

C 90/20/50

30,8

43

82

289

A 90/40/30

36,8

47

79

293

Futter

Siliertermin

A 90/40/30 B 90/30/40

B 90/30/40

14.06.2012

ADF g/kg TS

NDF g/kg TS

Zucker g/kg TS

Stärke g/kg TS

Nitrat g/kg TS

PK g/kg TS

VK

323

554

254

345

588

173

0,1

34

90

0,8

37

66

325

544

279

345

559

142

120

0,2

31

103

0,2

34

69 69

36,8

48

82

294

347

549

136

135

0,3

37

35,9

51

74

282

316

532

150

121

0,1

31

74

D 90/40/50

27,0

49

78

327

360

569

216

< 10

0,1

49

62

23,2

60

99

338

370

565

168

34

0,4

62

45

35,7

44

72

297

323

529

148

138

0,3

42

64

32,5

49

83

295

339

518

156

113

0,2

48

59

34,1

38

56

306

337

552

313

< 10

< 0,1

33

109

23,0

57

54

356

389

645

164

< 10

< 0,1

54

47

Futtererbsen

19,8

63

143

277

302

389

180

115

0,1

65

42

Triticale

38,1

38

58

293

315

511

264

105

< 0,1

29

112

D 90/40/50 E 90/40/75

27.06.2013 11.07.2013

Triticale Hafer

Hafer Futtererbsen

27.06.2013

11.07.2013

32,5

49

50

320

360

592

92

124

< 0,1

45

49

25,6

62

133

270

326

402

215

114

0,3

64

52

TS: Trockensubstanz; PK: Pufferkapazität; VK: Vergärbarkeitskoeffizient ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: wasserlösliche Kohlenhydrate

154

Rohfaser g/kg TS

C 90/20/50 E 90/40/75

28.06.2012

Rohprotein g/kg TS

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015


Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

100

1. Siliertermin 14.06.2012

90

1. Siliertermin 27.06.2013

2. Siliertermin 28.06.2012

2. Siliertermin 11.07.2013

Anteil in % der Frischmasse

80 70 60 50 40 30 20 Triticale Hafer Futtererbsen

10 0

30

40/

0/ A9

40

30/

0/ B9

50

20/

0/ C9

30

40/

0/ A9

40

30/

0/ B9

50

20/

0/ C9

50

40/

0/ D9

75

40/

0/ E9

50

40/

0/ D9

75

40/

0/ E9

Abb. 2 | Anteile der drei Pflanzen der verschiedenen Mischungen bei den beiden Silierterminen und Jahren.

solange die Temperatur in der Silage die Umgebungs­ temperatur nicht um mehr als 1° C übertraf. Bei den drei Mischungen im ersten Versuchsjahr vom zweiten Termin und bei allen Mischungen im zweiten Versuchsjahr wurde sowohl Futter mit und ohne Zusatz eines Siliermittels einsiliert. Beim Siliermittel handelte es sich um das Produkt Kofasil Ultra, einem chemischen Produkt. Es enthält Hexamin, Natriumnitrit, Natrium­ benzoat und Natriumpropionat. Die Dosierung betrug 4 l beziehungsweise 4,7 kg pro Tonne Futter.

Resultate und Diskussion Ausgangsmaterial – hohe Vergärbarkeitskoeffizienten Die Anteile der drei verwendeten Pflanzen in den ver­ schiedenen Mischungen bezogen auf die Frischmasse bei der Ernte sind aus Abbildung 2 ersichtlich. Im ersten Jahr dominierte vor allem Triticale. Im zweiten Jahr enthiel­ ten die Mischungen mehr Hafer und Futtererbsen (Abb. 3). 2012 reiften die Pflanzen schneller ab als 2013. Beim ers­ ten Termin waren beide Getreidearten im Stadium 

Tab. 3 | Inhaltsstoffe der Silagen

Futter

Siliertermin

A 90/40/30 B 90/30/40

Rohprotein g/kg TS

Rohfaser g/kg TS

ADF g/kg TS

NDF g/kg TS

Zucker g/kg TS

Stärke g/kg TS

50

95

377

422

650

104

57

98

394

436

672

49

C 90/20/50

51

91

346

380

598

93

A 90/40/30

39

84

316

352

559

98

97

45

101

304

338

525

119

118

44

81

282

310

507

92

163

B 90/30/40

14.06.2012

Rohasche g/kg TS

28.06.2012

C 90/20/50 D 90/40/50 E 90/40/75 D 90/40/50 E 90/40/75

27.06.2013 11.07.2013

Triticale Hafer

27.06.2013

Futtererbsen Triticale Hafer Futtererbsen

11.07.2013

47

83

350

388

604

66

8

62

102

349

390

582

89

13

42

75

291

334

531

83

96

51

91

310

347

548

63

102

45

64

340

368

550

234

< 10

54

57

386

449

731

39

< 10

69

154

289

344

387

89

63

40

62

309

341

527

111

65

54

55

369

406

660

58

47

56

150

285

322

383

56

123

TS: Trockensubstanz; ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: wasserlösliche Kohlenhydrate

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

155


Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

Abb. 3 | Die Triticale-Hafer-Erbsen-Mischung beim zweiten Siliertermin 2013. (Foto: U. Wyss, Agroscope)

Milchreife. Beim zweiten Termin war Triticale in der Teigreife und der Hafer immer noch in der Milchreife. Die Rohnährstoffgehalte der verschiedenen Mischungen und der Einzelpflanzen sind aus der Tabelle 2 ersichtlich. Die TS-Gehalte nahmen mit zunehmendem Reifegrad zu

und die meisten Rohnährstoffe ab. Dies geschah auf Kosten der Stärke, die zugenommen hat. Die beiden Mischungen D und E, die einen höheren Anteil an Fut­ tererbsen aufwiesen, wiesen im Durchschnitt den glei­ chen Rohproteingehalt auf wie die Mischungen A, B und

Tab. 4 | Gärparameter der Silagen

Futter

Siliertermin

A 90/40/30 B 90/30/40

14.06.2012

C 90/20/50 A 90/40/30 B 90/30/40

28.06.2012

C 90/20/50 D 90/40/50 E 90/40/75 D 90/40/50 E 90/40/75

27.06.2013 11.07.2013

Triticale Hafer

27.06.2013

Futtererbsen Triticale Hafer Futtererbsen

11.07.2013

TS %

pH

Milchsäure g/kg TS

Essigsäure g/kg TS

Buttersäure g/kg TS

Ethanol g/kg TS

NH3/N tot. %

DLG Punkte

Gärgasverluste %

Aerobe Stabilität Stunden

26,5

5,1

21

1

31

29

34

20

11,2

336

24,8

5,1

20

1

37

29

36

15

11,3

336

28,8

4,6

36

11

14

20

30

44

7,7

336

33,2

4,4

36

13

4

12

8

93

2,8

204

32,3

4,4

35

18

1

7

9

100

1,9

293

35,0

4,2

41

17

1

8

7

100

2,0

295

25,9

4,4

44

20

8

20

10

65

4,5

216

22,8

4,5

57

18

3

14

12

86

2,9

159

34,0

4,6

33

15

4

12

11

89

3,4

259

31,0

4,7

36

11

13

14

10

51

4,5

312

32,8

4,5

25

9

12

19

9

58

4,2

312

22,1

4,7

28

2

42

13

7

6

6,4

312

18,9

4,0

145

22

4

18

12

90

4,3

222 289

35,4

4,5

29

21

2

8

11

100

3,8

30,0

5,1

19

1

21

22

10

31

7,1

312

24,4

4,3

123

27

0

13

10

93

3,4

198

TS: Trockensubstanz; NH3/N tot.: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff

156

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015


Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

g/kg Trockensubstanz

15,0

Buttersäure

10,0 5,0 0,0

g/kg Trockensubstanz

25,0

Ethanol

20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 6,0

Gärgasverluste

%

4,0 2,0

2. Siliertermin 2012 ohne Siliermittel

1. Siliertermin

D 90/40/50 E 90/40/75

D 90/40/50 E 90/40/75

D 90/40/50 E 90/40/75

D 90/40/50 E 90/40/75

Aerobe Stabilität

A 90/40/30 B 90/30/40 C 90/20/50

336 288 240 192 144 96 48 0

A 90/40/30 B 90/30/40 C 90/20/50

Stunden

0,0

2. Siliertermin 2013

mit Siliermittel

Abb. 4 | Buttersäure, Ethanol, Gärgasverluste und aerobe Stabilität der Silagen ohne und mit Siliermittel.

C. Bei den Einzelpflanzen zeichneten sich die Futtererb­ sen durch die höchsten Rohproteingehalte, höhere Rohaschegehalt und tiefere Fasergehalte auf. Der Hafer wies die höchsten Faser- und tiefsten Zuckergehalte auf. Was die Silierbarkeit der Mischungen beziehungsweise Einzelpflanzen betrifft, so wiesen alle relativ hohe Ver­ gärbarkeitskoeffizienten auf. Bei Werten über 45 gilt das Futter als leicht silierbar (Weissbach und Honig 1996). Hingegen war der Nitratgehalt insgesamt sehr tief und nach Kaiser et al. (1999) gilt Futter mit weniger als 1 g Nitrat pro kg TS als nitratfrei. Nitrat hemmt die Buttersäu­ rebakterien und verhindert so eine Buttersäuregärung.

Silagen – teilweise hohe Buttersäuregehalte Die Ergebnisse der Rohnährstoffanalysen der Silagen sind aus Tabelle 3 ersichtlich. Im Vergleich zum Aus­ gangsmaterial waren die meisten Rohnährstoffe mit Ausnahme vom Zucker- und Stärkegehalt in den Silagen höher. Vor allem der Zucker wurde durch den Gärpro­ zess auf 50 % und die Stärke auf rund 75 % vom Aus­ gangswert abgebaut. Bei den Einzelpflanzensilagen stach der Hafer mit den höchsten Fasergehalten und die Futtererbsen mit den höchsten Proteingehalten hervor. Wie bereits bei früheren Untersuchungen (Weiss­ bach und Haacker 1988; Schneider et al. 1991) festge­ stellt wurde, gab es auch bei diesen Untersuchungen bei einigen Silagen erhöhte Buttersäuregehalte. Dies war vor allem bei den Silagen vom ersten Siliertermin bezie­ hungsweise mit dem Futter mit den tieferen TS-Gehal­ ten der Fall. Dementsprechend wiesen diese Silagen auch höhere pH-Werte, tiefere DLG-Punkte und die höchsten Gärgasverluste auf. Weissbach und Haacker (1988) erklärten dies mit den tiefen Nitratgehalten im Ausgangsmaterial und der dadurch fehlenden Hemm­ wirkung auf die Buttersäurebakteriensporen. Bei den Einzelpflanzen zeigte sich, dass vor allem der Hafer massgeblich von der Buttersäurebildung betroffen war. Hier beeinflussten sicher auch die höheren Fasergehalte beziehungsweise Sperrigkeit des Futters die Milchsäure­ gärung und pH-Wert-Absenkung. Die reinen Hafersila­ gen wiesen auch die tiefsten DLG-Punktzahlen auf. Auf­ gefallen sind auch die Silagen mit den Futtererbsen, die die höchsten Milchsäuregehalte und dementsprechend tiefere pH-Werte aufwiesen. Die Untersuchungen der aeroben Stabilität zeigten, dass die Silagen nach der Entnahme recht stabil waren. Dabei haben die teils hohen Buttersäuregehalte, die zwar im Hinblick auf die Gärqualität unerwünscht sind, die Hefen in ihrer Aktivität gehemmt und die Stabilität der Silagen verbessert. Siliermitteleinsatz verbessert Qualität Der Einsatz des Siliermittels beeinflusste einerseits die Hauptgärung und andererseits auch die Nacherwärmun­ gen. Wie aus der Abbildung 4 ersichtlich ist, reduzierte der Siliermitteleinsatz den Buttersäure- und auch Etha­ nolgehalt der Silagen. Dies dürfte auf die Hemmwirkung der chemischen Wirkstoffe auf die Buttersäurebakterien und Hefen zurückzuführen sein. Durch die Verminde­ rung der Fehlgärungen waren bei den behandelten Sila­ gen die Gärgasverluste tiefer im Vergleich zu den unbe­ handelten Silagen. Im Durchschnitt wiesen die behandelten Silagen 94 DLG Punkte auf, im Vergleich dazu hatten die unbehandelten Silagen 83 DLG-Punkte. Die pH-Werte sowie Milch- und Essigsäuregehalte waren 

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

157


Nutztiere | Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen

ohne und mit Siliermitteleinsatz praktisch identisch. Hin­ gegen konnten in den behandelten beziehungsweise unbehandelten Silagen durchschnittlich 118 g bezie­ hungsweise nur 87 g wasserlösliche Zucker festgestellt werden, was wiederum auf die Verminderung der Fehl­ gärungen zurückzuführen ist. Auch bei der aeroben Sta­ bilität zeigte das eingesetzte Siliermittel seine Wirkung. Die behandelten Silagen erwärmten sich in fast allen Fällen weniger schnell (Abb. 4).

158

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 152–159, 2015

Schlussfolgerungen ••Der Anteil an Hafer in der Getreideganzpflanzenmi­ schung mit Futtererbsen sollte nicht zu hoch sein, da der Hafer die Gärqualität der Silagen negativ beein­ flusst. ••Die Getreideganzpflanzen mit Futtererbsen sollten im Stadium Teigreife beziehungsweise bei einem TSGehalt von rund 35 % siliert werden. Bei einer zu frühen Ernte gibt es vermehrt Probleme mit Butter­ säure. ••Durch den Einsatz eines wirksamen Siliermittels kann die Buttersäurebildung reduziert und die aerobe Stabilität der Silagen verbessert werden. n


Qualità degli insilati con piante intere di triticale, avena e piselli proteici Nel 2012 e 2013, presso Agroscope a Posieux, sono state effettuate analisi con diverse miscele a base di triticale, avena e piselli proteici. I prodotti colturali sono stati mietuti in due date diverse, trinciati e insilati in silo da laboratorio. In alcune miscele, è stata inoltre analizzata l’influenza di un coadiuvante per l’insilamento sulla fermentazione principale e il riscaldamento successivo. Nell’insilato sono stati da una parte individuati livelli elevati di zuccheri e di coefficienti di fermentazione e dall’altra tenori bassi di nitrati. Le miscele e le erbe che sono state utilizzate dopo la prima data di raccolta presentavano in parte livelli relativamente alti di acido butirrico e pertanto anche una cattiva qualità di insilamento. Dei tre prodotti colturali contenuti nella miscela, in particolare l’avena era responsabile della cattiva qualità. Tramite l’aggiunta di un coadiuvante chimico per l’insilamento, è stato possibile ridurre la formazione di acido butirrico ed etanolo e la perdita di gas di fermentazione e migliorare la stabilità aerobica degli insilati.

Literatur ▪▪ Arrigo Y., 2014. Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen. Agrarforschung Schweiz 5 (2), 52–59. ▪▪ Arrigo Y. Henneberger S. & Wyss U., 2015. Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Ganzpflanzensilagen bestehend aus Protein- und Getreidepflanzen. Agrarforschung Schweiz 6 (4), 144–151. ▪▪ Brunschwig P., 2011. Ensiler des céréales immatures, dossier sécheresse, Institut de l’élevage. Zugang: http://www.inst-elevage.asso.fr/spip. php?page=article_espace&id_espace=944&id_article=19868. ▪▪ Kaiser E., Weiss K. & Milimonka A., 1999. Untersuchungen zur Gärqualität von Silagen aus nitratarmem Grünfutter. Archives of Animal Nutrition 52, 75–93.

Summary

Riassunto

Qualität von Ganzpflanzensilagen aus Triticale, Hafer und Futtererbsen | Nutztiere

Quality of whole-crop silage from triticale, oats and forage peas Experiments with various mixtures containing triticale, oats and forage peas were carried out at Agroscope Posieux in 2012 and 2013. The crops were harvested on two dates, chopped, and ensiled in laboratory silos. In addition, the influence of a chemical silage additive on lactic acid fermentation as well as the aerobic stability was studied for some mixtures. Results showed that the ensilaged materials had high sugar contents, high fermentability coefficients, and low nitrate contents. Some of the mixtures and individual plants ensiled on the first date had a relatively high butyric acid content and hence poor silage quality. Of the three plants contained in the mixture, oats were particularly responsible for the poor quality. The addition of a chemical silage additive reduced butyric acid and ethanol formation as well as fermentation gas losses; in addition, it improved the aerobic stability of the silages. Key words: whole crop silage, cereals, forage peas, silage quality, aerobic stability.

▪▪ Schneider S., Vogel R. & Wyss U., 1991. Die Eignung von Triticale zur ­B ereitung von Ganzpflanzensilage. Landwirtschaft Schweiz 4 (8), 407–411. ▪▪ Thaysen J., 2010. Ganzpflanzensilage. Rationalisierungs-Kuratorium für Landwirtschaft, S. 867-920. ▪▪ Weissbach F. & Honig H., 1996. Über die Voraussage und Steuerung des Gärungsverlaufs bei der Silierung von Grünfutter aus extensivem Anbau. Landbauforschung Völkenrode 46 (1), 10–17. ▪▪ Weissbach F. & Haacker K., 1988. Über die Ursachen der Buttersäure­ gärung in Silagen aus Getreideganzpflanzen. Das wirtschaftseigene ­Futter 34, 88–99. ▪▪ Wyss U., 1994. Gärqualität von Gerste-Proteinerbsen-Ganzpflanzen­ silagen. Agrarforschung 1 (1), 19–21.

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159


P f l a n z e n b a u

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­verschiedenen Kulturen Bernhard Speiser1, Esther Mieves2 und Lucius Tamm1 Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 5070 Frick, Schweiz 2 Universität Kassel, Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz, 37213 Witzenhausen, Deutschland Auskünfte: Bernhard Speiser, E-Mail: bernhard.speiser@fibl.org 1

Abb. 1 | Der blaue Belag auf diesen Rebpfählen zeugt von jahrzehntelanger Anwendung hoher Kupfermengen (Bild aus dem Jahr 1989). (Foto: Andreas Häseli, FiBL)

Einleitung Bereits in den 1880er Jahren wurde Kupfer in Schweizer Rebbergen eingesetzt, um den Falschen Mehltau (Plasmopara viticola) zu bekämpfen. Im Zeitraum zwischen 1920 und 1960 wurden sehr hohe Kupfermengen ver­ wendet; manche Winzer brachten im Durchschnitt bis zu 50 kg/ha/Jahr aus (Räz et al. 1987) (Abb. 1). In Deutsch­ land wurden teilweise bis 80 kg/ha/Jahr und mehr einge­ setzt (Kühne et al. 2009). Heute ist für Kupferfungizide die Höchstmenge begrenzt. Die Begrenzung bezieht sich immer auf den Reinkupferanteil, welcher in den einzelnen Wirkstoffen (Kupferhydroxid, Kupferoxychlorid, Bordeauxbrühe etc.) enthalten ist. In der Schweiz werden Höchstmengen für Kupferfungizide erstens durch die Zulassungsstelle für Pflanzenschutzmittel (Bundesamt für Landwirtschaft BLW) festgelegt und gelten für die Landwirtschaft gene­ rell. Zweitens legt die Bioverordnung Höchstmengen für

160

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

alle Bioproduzenten fest, und drittens legen die Richtli­ nien von Bio Suisse Höchstmengen für ihre Mitglieder fest. Gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW dürfen in den meisten Kulturen 4 kg/ha/Jahr Reinkupfer eingesetzt werden, in Reben 6 kg/ha/Jahr. Die Biover­ ordnung legt auch für Reben eine Höchstmenge von 4 kg/ha/Jahr fest. Diese muss über einen Zeitraum von fünf Jahren eingehalten werden; in einzelnen Jahren dürfen bis 6 kg/ha/Jahr eingesetzt werden. Bio Suisse schränkt zusätzlich den Kupfereinsatz in Beerenkulturen auf 2 kg/ha/Jahr ein und im Kernobstanbau auf 1,5 kg/ ha/Jahr. Bei akutem Risiko von Feuerbrand dürfen jedoch bis 4 kg/ha/Jahr eingesetzt werden, sofern dafür eine kantonale Bewilligung vorliegt. Da sich Kupfer im Boden anreichert, wird sein Einsatz im Biolandbau immer wieder kritisiert. Dabei wird meist angenommen, dass die erlaubten Höchstmengen auch tatsächlich eingesetzt werden. Wir vermuteten hinge­ gen, dass die auf Biobetrieben eingesetzte Kupfermenge


tiefer liegt, da sich Schweizer Bioproduzentinnen und Bioproduzenten der Kupferproblematik bewusst sind und grosse Anstrengungen zur Kupferminimierung unternehmen. Die hier beschriebene Befragung von Bio­ bauern liefert erste Zahlen zum effektiven Kupferein­ satz in der Praxis.

Methoden Befragung Für diese Untersuchung wurden insgesamt 38 Produzen­ tinnen und Produzenten von Bio Suisse befragt. Grund­ lage waren die Pflanzenschutzaufzeichnungen, welche für die Betriebskontrolle gemacht werden. Die Umfrage umfasste die Jahre 2009–2012. Für Früchte und Gemüse befragten wir eine beschränkte Anzahl ausgewählter Produzenten. Ausge­ wählt wurden die wichtigsten Lieferanten eines Detail­ listen. Die Befragten liefern einen beträchtlichen Anteil der Schweizer Bioproduktion (Tab. 1), sind jedoch in Bezug auf die Betriebsgrösse oder Region nicht unbe­ dingt repräsentativ. Wir vermuten, dass die befragten Betriebe überdurchschnittlich gross sind, und es liegt eine Übervertretung der Ostschweiz vor. Für Wein wurde ein Aufruf unter den Produzentin­ nen und Produzenten von Bio Suisse gemacht, worauf zwölf Biowinzer den Kupferverbrauch auf ihrem Betrieb meldeten. Anders als in den Bereichen Früchte und Gemüse fehlen in unserer Auswahl jedoch einige wich­ tige Winzerbetriebe. Zudem liegt der Anteil der mit PIWI-Sorten bestockten Flächen (PIWI = pilzwiderstands­ fähig) in unserer Befragung über dem gesamtschweize­ rischen Flächenanteil dieser Sorten. Die Hochrechnung zum flächengewichteten Durchschnitt (siehe unten) kor­ rigiert jedoch diese Verzerrung.

Zusammenfassung

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­v erschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

Der Einsatz von Kupferfungiziden ist heute mengenmässig begrenzt. Für Schweizer Bioproduzentinnen und Bioproduzenten gelten Beschränkungen durch die Zulassungsstelle für Pflanzenschutzmittel, durch die Bioverordnung und durch die Richtlinien von Bio Suisse. Die Höchstmengen betragen 1,5 kg/ha/Jahr für Kernobst, 2 kg/ha/Jahr für Beeren und 4 kg/ha/ Jahr für die übrigen Kulturen. Wir untersuchten, wie viel Kupfer in der Praxis tatsächlich ausgebracht wird. Für diese Untersuchung wurden Produzentinnen und Produzenten von Bio Suisse zum Kupfereinsatz in den Jahren 2009–2012 befragt. Mit einer Hochrechnung wurde der durchschnittliche Kupfereinsatz für Fruchtfolgeflächen und für Rebflächen ermittelt. Der durchschnittliche Kupfereinsatz lag bei Äpfeln, allen Beerenarten, Kohl, Tomaten, Gurken und resistenten Rebsorten unter 1 kg/ ha/Jahr. Bei Birnen, Aprikosen und Karotten lag er zwischen 1 und 2 kg/ha/Jahr und bei Kirsche, Kartoffel, Sellerie und traditionellen europäischen Rebsorten über 2 kg/ha/Jahr. Der durchschnittliche Kupfereinsatz auf Fruchtfolgeflächen betrug 0,7 kg/ha/Jahr, derjenige auf Rebflächen 2,5 kg/ha/Jahr. Diese Befragung zeigt, dass Schweizer Biobauern deutlich weniger Kupfer einsetzen als die zugelassenen Höchstmengen. Der Biolandbau verfolgt heute eine kombinierte Strategie zur Kupferminimierung, welche den Anbau resistenter Sorten, Anpassungen in der Kulturführung, Optimierungen beim Kupfereinsatz und den Einsatz alternativer Produkte beinhaltet.

Auswertung Der Kupfereinsatz pro Kultur wurde als flächengewich­ teter Durchschnitt über alle Produzenten und Jahre berechnet. Aus den Daten für Feldgemüse und Kartoffeln wurde zudem der durchschnittliche Kupfereinsatz für Frucht­ folgeflächen (über alle Kulturen) wie folgt hochgerech­ net: (i) Von den Fruchtfolgekulturen dürfen Kartoffeln, Karotten, Sellerie und Kohl mit Kupfer behandelt wer­ den. (ii) Für diese vier Kulturen wurde der flächenge­ wichtete Kupfereinsatz ermittelt. (iii) Auf einem genauer untersuchten Modellbetrieb machten diese vier Kultu­ ren zusammen 52 % der Fruchtfolgeflächen aus. (iv) Ent­ sprechend wurde der Kupfereinsatz auf die gesamte Fruchtfolgefläche (alle Kulturen = 100 % der Fläche)  hochgerechnet.

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

161


Pflanzenbau | Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­v erschiedenen Kulturen

Tab. 1 | Befragte Produzentinnen und Produzenten, durchschnittlicher Kupfereinsatz und Ausschöpfung der Höchstmengen für verschiedene Kulturen. Die erlaubten Höchstmengen variieren je nach Kultur (siehe Einleitung). Befragte Produzenten Kultur

Anzahl

Anteil an der Biofläche (%)

13

Äpfel

10

50

0,9

60

Birnen

6

50

1,2

80

Aprikosen

3

40

1,7

43

Kirschen

2

10

2,5

63

Brombeeren

2

50

0,6

30

Erdbeeren

5

30

0,4

20

Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren

5

30

0,1

5

Kartoffeln und Feldgemüse

7

Kartoffeln

6

10

2,8

70

Karotten

4

*

1,4

35

Sellerie

3

*

2,7

68

Kohl

6

*

0,1

3

0,7

Gewächshauskulturen

6

Tomaten

5

*

0,2

5

Gurken

6

*

0,1

3

Reben

12

Europäersorten

8

11

2,9

73

PIWI-Sorten

9

8

0,5

13

Hochrechnung auf Rebflächen

2,5

Für diese Kulturen konnte der Anteil an der Biofläche nicht bestimmt werden.

Die Daten aus dem Weinbau wurden separat nach den zwei Sortengruppen europäische Rebsorten und PIWISorten ausgewertet, da erstere wesentlich anfälliger auf den Falschen Mehltau sind. Den durchschnittlichen Kup­ fereinsatz im Schweizer Bioweinbau rechneten wir so hoch: (i) Für den Schweizer Bioweinbau wird der Anteil der Europäersorten auf 75 % geschätzt und der Anteil der PIWI-Sorten auf 25 % (persönliche Mitteilung von Andreas Häseli, FiBL). (ii) Für die beiden Sortengruppen ermittelten wir separat den durchschnittlichen Kupfer­ einsatz. (iii) Dann errechneten wir den flächengewichte­ ten Durchschnitt über beide Sortengruppen.

Resultate Der durchschnittliche Kupfereinsatz unterschied sich je nach Kultur sehr stark (Tab. 1). Bei Äpfeln, allen Beerenar­ ten, Kohl, Tomaten und Gurken lag er unter 1 kg/ha/Jahr. Bei Birnen, Aprikosen und Karotten lag er zwischen 1 und 2 kg/ha/Jahr, und bei Kirschen, Kartoffeln und Sellerie lag er über 2 kg/ha/Jahr. Im Rebbau war der Kupfereinsatz für PIWI-Sorten fast sechsmal tiefer als für Europäersorten. Der auf eine durchschnittliche Fruchtfolgefläche hochge­

162

Ausschöpfung der Höchstmenge (%)

Obstbau

Hochrechnung auf Fruchtfolgeflächen

*

Kupfermenge (kg/ha/Jahr)

Agrarforschung Schweiz 6 (4): 160–165, 2015

rechnete Kupfereinsatz betrug 0,7 kg/ha/Jahr, der auf eine durchschnittliche Rebfläche hochgerechnete 2,5 kg/ ha/Jahr. Die Höchstmengen der Kupferanwendung wurden sehr unterschiedlich ausgeschöpft (siehe Tab. 1, letzte Spalte). Bei Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johan­ nisbeeren, Kohl, Tomaten und Gurken wurden weniger als 25 % der Höchstmenge eingesetzt. Bei Aprikosen, Brombeeren und Karotten wurden zwischen 25 und 50 % der Höchstmenge eingesetzt, bei Äpfeln, Birnen, Kirschen, Kartoffeln und Sellerie mehr als 50 %. Im Reb­ bau variierte die Ausschöpfung der Höchstmenge stark zwischen PIWI-Sorten und Europäersorten. Im Kern- und Steinobstanbau gab es einige wenige Produzentinnen und Produzenten, welche die Höchstmenge ausschöpf­ ten. In den übrigen Kulturen wurde sie von niemandem unter den Befragten ausgeschöpft.

Diskussion Diese Befragung zeigt, dass Schweizer Biobauern im Durchschnitt deutlich weniger Kupfer einsetzen als die zugelassenen Höchstmengen. Die Auswirkungen des


Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­v erschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

ventionellen Anbau neben Kupfer noch viele andere Fungizide eingesetzt werden können (Kühne et al. 2009).

Abb. 2 | Mit der Unterblattapplikation lassen sich Pflanzenschutzmittel besser auf die Blattunterseite ausbringen. Im Kartoffelbau eignet sich diese Technik jedoch nur bis zum Reihenschluss. Später würden sich die «Droplegs» in den Pflanzen verfangen und Schäden anrichten. (Foto: Bernhard Speiser, FiBL)

Kupfereinsatzes sollten nach dem tatsächlichen Einsatz beurteilt werden. Dieser kann in einzelnen Kulturen 10–30-mal tiefer sein als die erlaubte Höchstmenge. Die befragten Produzentinnen und Produzenten unterschritten freiwillig die erlaubten Höchstmengen. Dies ist nur möglich, wenn sie die Krankheiten auf andere Weise kontrollieren können. Je nach Kultur stehen dafür heute verschiedene Alternativen zur Verfügung (siehe unten). Voraussetzung ist, dass die einzelnen Produzie­ renden bereit sind, für die Kupferminimierung auf ihren Betrieben höhere Kosten und/oder grössere Risiken in Kauf zu nehmen. Die befragten Obst- und Gemüseproduzenten decken einen wesentlichen Teil der Schweizer Biopro­ duktion ab. Bei den Daten zum Rebbau fehlen hingegen einige wichtige Winzerbetriebe, sodass der durchschnitt­ liche Kupfereinsatz mit einer Hochrechnung abgeschätzt werden musste. Die so für den Schweizer Biolandbau ermittelten Mengen an eingesetztem Kupfer liegen in einer ähnlichen Grössenordnung wie die von deutschen Biobauern eingesetzten Kupfermengen. Diese betragen gemäss neusten Erhebungen der deutschen Anbauver­ bände je nach Kultur rund 1–2 kg/ha/Jahr (Kanthak et al. 2014). Auch in der integrierten und konventionellen Pro­ duktion wird Kupfer häufig eingesetzt. Gründe dafür sind: (i) Gegen gewisse Krankheiten ist Kupfer der ein­ zige bewilligte Wirkstoff. (ii) Resistenzmanagement, (iii) Kosten. Eine deutsche Untersuchung zeigt, dass im kon­ ventionellen Anbau für die meisten Kulturen weniger Kupfer pro Flächeneinheit verwendet wird als im biolo­ gischen Anbau. Dies erklärt sich dadurch, dass im kon­

Heutige Möglichkeiten der Kupferreduktion im Biolandbau Der Biolandbau verfolgt heute eine kombinierte Strate­ gie zur Kupferminimierung. Diese beinhaltet den Anbau resistenter oder toleranter Sorten, Anpassungen in der Kulturführung, Optimierungen beim Kupfereinsatz und den Einsatz alternativer Produkte. Die Bedeutung resistenter Sorten zeigt sich in dieser Befragung besonders deutlich im Rebbau, wo rund sechsmal weniger Kupfer für PIWI-Sorten ausgebracht wurde als für Europäersorten. Ein minimaler Kupferein­ satz wird allerdings auch bei resistenten Sorten empfoh­ len, um Resistenzdurchbrüche zu vermeiden. In der Apfelprodukton stehen heute ebenfalls diverse resis­ tente Sorten zur Verfügung, welche nur einen minima­ len Kupfereinsatz benötigen. Der Anbau resistenter Apfelsorten wird jedoch durch die Bedürfnisse des Mark­ tes gehemmt, beispielsweise durch die Nachfrage nach der beliebten, jedoch schorfanfälligen Sorte Gala. Dank intensiver Marketing-Bemühungen der Detailhändler konnte der Anteil resistenter Apfelsorten kontinuierlich gesteigert werden und beträgt heute in der Schweiz über 40 %. Auch für den Kartoffelanbau stehen heute diverse resistente Sorten zur Verfügung, bei der Markt­ einführung bestehen ähnliche Hürden wie bei den Äpfeln oder Reben. Die Bedeutung der Kulturführung zeigt sich in dieser Befragung besonders deutlich für die Gewächshauskul­ turen. In Gewächshäusern wird die Luftfeuchtigkeit so reguliert, dass es nicht zu Infektionen kommt. Nur in lan­ gen sehr feuchten Perioden kann es vorkommen, dass sich die Luftfeuchtigkeit nicht genügend regeln lässt. In diesen Fällen muss Kupfer eingesetzt werden. Entspre­ chend war der durchschnittliche Kupfereinsatz für Toma­ ten und Gurken sehr tief, aber nicht gleich null. Auch bei der Kirschenproduktion zeigte sich der Ein­ fluss der Kulturführung in dieser Befragung. Der eine Produzent betreibt Hochstammproduktion in offenem Anbau und musste bis zu 4 kg/ha/Jahr Kupfer einsetzen. Die andere Produzentin betreibt dagegen eine moderne Tafelkirschenanlage mit Witterungsschutz. Dadurch wird das Risiko einer Infektion mit der Schrotschuss- und der Sprühfleckenkrankheit, der Bitterfäule und teilweise auch der Monilia so weit reduziert, dass sie die Kupfer­ behandlungen stark reduzieren konnte. Im Hinblick auf die Kupferminimierung ist die moderne Kirschenanlage mit Witterungsschutz vorzuziehen, während aus Sicht des Landschaftsschutzes die Hochstammanlage vorteil­  hafter ist.

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Pflanzenbau | Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­v erschiedenen Kulturen

Abb. 3 | Durch Beimischung einer fluoreszierenden Substanz zur Spritzbrühe wird unter UV-Licht sichtbar, wie sich der Belag auf den Blättern verteilt. So kann die Wirksamkeit neuer Applikationstechniken überprüft werden. (Foto: Bernhard Speiser, FiBL)

Die Wirksamkeit tiefer Kupferdosierungen kann durch folgende technische Massnahmen optimiert werden: (i) Prognosemodelle helfen, die Kupferapplikation best­ möglich auf die zu erwartenden Infektionsperioden abzustimmen. Beispiele aus der Praxis sind die Prognose­ modelle RIMpro (Apfelschorf), Vitimeteo-Plasmopara (Falscher Mehltau an Reben) und phytoPRE (Krautfäule an Kartoffeln). (ii) Moderne Applikationstechnik hilft, einen gleichmässigen Kupferbelag auf der Ober- und Unterseite des Blattes zu erzielen (Abb. 2 und 3). Auf­ grund der rein protektiven Wirkung von Kupfer ist ein gleichmässiger Belag Voraussetzung für eine gute Wir­ kung. (iii) Moderne Kupferformulierungen ergeben eine bessere Verteilung auf der Blattoberfläche und eine erhöhte Regenfestigkeit, was tiefere Dosierungen ermöglicht. Auch Alternativprodukte tragen zur Reduktion des Kupfereinsatzes bei. Bei Schweizer Bioproduzentinnen und Bioproduzenten sind Schwefel, Tonerden und Kali­ umbicarbonat feste Bestandteile der Spritzfolge und ersetzen in manchen Kulturstadien die Kupferspritzun­ gen. Schwefelkalk wäre ein weiteres Alternativprodukt zu Kupfer. In Deutschland wird Schwefelkalk im Bioobstbau verbreitet eingesetzt. Der Einsatz erfolgt Anfang bis Mitte Saison, und das Produkt kann während laufenden Infekti­ onen ausgebracht werden. In der Schweiz ist die Bewilli­ gung von Schwefelkalk als Pflanzenschutzmittel noch hängig, Schwefelkalk darf also derzeit nicht eingesetzt werden. Als weiteres Alternativprodukt wird Kaliumphos­ phonat (Kaliumphosphit) diskutiert. In Deutschland wurde dieses Mittel bis 2013 im Bioweinbau verwendet. Derzeit ist der Einsatz im Biolandbau nicht erlaubt; es liegt jedoch ein Antrag auf Zulassung in der EU vor. Ob diesem Antrag stattgegeben wird, ist fraglich. Kritisiert wird insbesondere, dass Kaliumphosphonat zu Rückstän­ den im Erntegut und im Wein führt (EGTOP, 2014).

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Weitere Kupferquellen Diese Untersuchung befasst sich nur mit der Ausbrin­ gung von Kupferfungiziden. Daneben gibt es jedoch noch weitere Quellen von Kupfereinträgen in die Umwelt. In der Landwirtschaft werden auch mit Hofdün­ gern, Handelsdüngern, Komposten und Gärgut bedeu­ tende Kupfermengen ausgebracht. Eine österreichische Studie ermittelte für die Düngung mit Hühnermist eine durchschnittliche Kupferfracht von knapp 0,2 kg/ha/Jahr, für Schweinemist rund 0,3 kg/ha/Jahr und für Trutenmist 1,5 kg/ha/Jahr (Zethner et al. 2007). Der Kupfergehalt in Hofdüngern hängt direkt vom Kupfergehalt der Futter­ mittel ab. Insbesondere Ferkelfutter wird stark mit Kup­ fer angereichert. Um den Eintrag auch aus dieser Kup­ ferquelle zu minimieren, gelten bei Bio Suisse strenge Beschränkungen für den Kupfergehalt von Biofuttermit­ teln. So ist beispielsweise gemäss der verbindlichen Fut­ termittelliste in Bio Suisse-konformem Ferkelfutter ein Kupfergehalt von 6 mg/kg erlaubt, während in konven­ tionellem Ferkelfutter 170 mg/kg erlaubt sind. Daneben existieren auch bedeutende nichtlandwirt­ schaftliche Kupferquellen. Die wichtigsten sind Verkehr (Bremsabrieb), Trinkwasserleitungen, Oberleitungen und Dächer (Hillenbrand et al. 2005). Der gesamte Kup­ fereintrag in die Umwelt durch den Verkehr ist wesent­ lich grösser als derjenige durch Fungizide. Der Eintrag pro Flächeneinheit dürfte jedoch für den Verkehr tiefer sein, da sich diese Emissionen auch auf nichtlandwirt­ schaftliche Flächen und auf Gewässer verteilen.

Schlussfolgerungen Der Eintrag von Kupfer in die Umwelt sollte weiter redu­ ziert werden. Ein vollständiger Verzicht auf Kupferfun­ gizide ist derzeit jedoch weder im Biolandbau noch in der nichtbiologischen Landwirtschaft möglich. Weitere Reduktionen des Kupfereinsatzes sind möglich, indem die oben skizzierte Strategie zur Kupferminimierung verfeinert und konsequent umgesetzt wird. Entscheidende Durchbrüche im Hinblick auf einen vollständigen Kupferverzicht sind nur von der Entwick­ lung neuartiger Fungizide zu erwarten. Derzeit laufen verschiedene Forschungsprojekte, in denen nach weite­ ren Alternativen zu Kupfer gesucht wird. Im EU-For­ schungsprojekt CO-FREE wird die Entwicklung neuer Fungizide parallel zur Entwicklung neuer Prognosemo­ delle und zur Verbesserung der Marktakzeptanz resis­ n tenter Sorten vorangetrieben.

Dank

Wir danken dem beteiligten Detaillisten und allen Produzentinnen und Produzenten für die wertvolle Zusammenarbeit.


Uso di rame in diverse colture da parte di biocontadini svizzeri I quantitativi di fungicidi a base di rame sono attualmente limitati. Per i bioproduttori svizzeri valgono le limitazioni imposte dal servizio di omologazione per prodotti fitosanitari, dall’Ordinanza bio e dalle direttive di Bio Suisse. I quantitativi massimi ammessi ammontano a 1,5 kg/ha/anno per frutta a granella, a 2 kg/ha/anno per bacche e a 4 kg/ha/anno per le altre colture. Abbiamo analizzato quanto rame viene impiegato effettivamente nella pratica. Per questa valutazione abbiamo interrogato diversi produttori di Bio Suisse in merito all’uso di rame negli anni 2009–2012. Da questi dati abbiamo estrapolato l’uso medio di rame sulle superfici di avvicendamento e nei vigneti. Per quanto riguarda le mele, tutte le specie di bacche, i cavoli, i pomodori, i cetrioli e le varietà di vite resistenti, l’impiego medio di rame è risultato inferiore a 1 kg/ha/anno. Per le pere, le albicocche e le carote il valore si è situato tra 1 e 2 kg/ha/anno e per le ciliegie, le patate, il sedano e le varietà di vite europee tradizionali ha superato 2 kg/ha/ anno. L’uso medio di rame su superfici di avvicendamento è risultato pari a 0,7 kg/ha/ anno, nei vigneti 2,5 kg/ha/anno. Da questo sondaggio emerge che i contadini bio svizzeri spargono nettamente meno rame di quanto è permesso. L’agricoltura biologica persegue attualmente una strategia combinata per minimizzare l’uso di rame, che implica la coltivazione di varietà resistenti, adeguamenti nella gestione delle colture, ottimizzazione dell’uso di rame e impiego di prodotti alternativi.

Summary

Riassunto

Kupfereinsatz von Schweizer Biobauern in ­v erschiedenen Kulturen | Pflanzenbau

Crop-specific copper applications by Swiss organic farmers There are currently quantitative restrictions on the use of copper-based fungicides. In Switzerland, restrictions are imposed on organic farmers by the licensing authority for pesticides, the Swiss Organic Farming Ordinance and the Bio Suisse Standards. The maximum permitted quantities are 1.5 kg/ ha/a in pome fruit, 2 kg/ha/a in soft fruit and 4 kg/ha/a in other crops. We have examined the actual quantities of copper applied on farms. For this study, we surveyed Bio Suisse producers on their use of copper-based fungicides in the years 2009–2012 and extrapolated the average quantities of copper applied on crop rotation plots and viticulture plots. Average copper applications were less than 1 kg/ha/a in apples, all soft fruit species, cabbages, tomatoes, cucumbers and resistant grape cultivars. Between 1 and 2 kg/ha/a were applied to pears, apricots and carrots, whereas cherries, potatoes, celeriac and traditional European grape cultivars received more than 2 kg/ha/a. Copper was applied at average rates of 0.7 kg/ha/a in crop rotation plots and 2.5 kg/ha/a in viticulture plots. This survey shows that Swiss organic farmers apply significantly less copper than the maximum permitted quantities. The organic farming sector is pursuing a combined strategy for minimizing copper applications that involves resistant cultivars, adaptations in crop husbandry, optimized copper applications and the use of alternative products. Key words: Bio Suisse, copper fungicides, plant protection, organic farming, Switzerland.

Literatur ▪▪ EGTOP, 2014. Final Report on Plant Protection Products (II). Zugang:www.ec.europa.eu/agriculture/organic. ▪▪ Hillenbrand T., Toussaint D., Böhm E., Fuchs S., Scherer U., Rudolphi A. & Hoffmann M., 2005. Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade und möglicher Emissionsminderungsmaßnahmen. Texte 19/05. Umweltbundesamt, Dessau. ▪▪ Kanthak S., Kienzle J. & Patzwahl W., 2014. Saisonberichte und Stand der Umsetzung der Kupferminimierungsstrategie. Präsentationen am Kupferfachgespräch 2014 vom 21.11.2014 in Berlin. Zugang: http://kupfer.jki.bund.de.

▪▪ Kühne S., Strassemeyer J. & Rossberg D., 2009. Anwendung kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel in Deutschland. Journal für Kulturpflanzen 6, 126–130. ▪▪ Räz B., Schüepp H. & Siegfried W., 1987. Hundert Jahre Plasmopara-­ Bekämpfung und Kupfereintrag in die Rebberge. Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau 123, 272–277. ▪▪ Zethner G., Sattelberger R. & Hanus-Illnar A., 2007. Kupfer und Zink im Wirtschaftsdünger von Schweine- und Geflügelmastbetrieben. Umweltbundesamt, REP-0073, Vienna.

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P f l a n z e n b a u

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­ sorten und Konsequenzen für die Produzenten Emilie Carrera, Gaétan Riot, Werner Reust, Jean-Paul Dutoit, Jean-Marie Torche und Brice Dupuis Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260, Nyon, Schweiz Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: brice.dupuis@agroscope.admin.ch

Abkeimversuch in La Frêtaz. (Foto: Gaétan Riot)

Einleitung Die Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2015 umfasst 32 empfohlene Sorten (Schwärzel et al. 2014). Die Physiologie dieser Sorten ist durch zwei aufeinan­ derfolgende Phasen geprägt: die Keimruhe und die Inkubationsdauer. Die Dauer der beiden Phasen ist cha­ rakteristisch für jede Sorte. Die Entwicklung der Kartof­ fel beginnt mit der Bildung der Knolle. Sobald diese Knolle gebildet ist, tritt sie in die erste Phase ein, wäh­ rend der sie nicht keimt. Diese Keimruhe besteht ihrer­ seits aus zwei aufeinanderfolgenden Zeiträumen. Der erste Zeitraum ist die Endodormanz, während der die Knolle unabhängig von den Bedingungen nicht keimen kann. Im zweiten Zeitraum kann die Dormanz mit geeig­ neten Lagerungsbedingungen, welche die Keimung ver­ zögern (Temperatur zwischen 4 und 10 °C), künstlich aufrecht erhalten werden (Rousselle et al. 1996; Martin und Gravoueille 2001). Nach Ablaufen dieses Zeitraums wird die Keimung eingeleitet und die Knolle tritt in die Inkubationsperiode ein, während der sich die Knollen­

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keime strecken. Zuerst ermöglichen die Stärkereserven der Kartoffel das Wachstum der Keime. Nach dem Auf­ laufen stellen dann die Blätter die erforderliche Energie durch Photosynthese bereit (Mazoyer 2002). Kennzeichnend für die Sorten ist ihre Alterung, die als das Fortschreiten des physiologischen Alters der Knolle bezeichnet werden kann (Delaplace 2007). Das physiologische Alter schreitet durch den Umwandlungs­ prozess fort, bei dem Knolleninhaltsstoffe (Stärke) abge­ baut wird. Dieser Prozess bestimmt die Fähigkeit der Knollen, zu wachsen und Tochterknollen zu bilden (Delaplace 2007). Genetische Gegebenheiten der Sorten, das chronologische Alter der Knolle und die Umweltbe­ dingungen sind die drei wichtigsten Faktoren der Alte­ rung (Reust 1981; Delaplace 2007). Zu Beginn des Lebenszyklus der Knolle bestimmen hauptsächlich gene­ tische Faktoren der betreffenden Sorte die Alterungsge­ schwindigkeit. Nach Abschluss der Endodormanz wer­ den die Umweltbedingungen zum bestimmenden Faktor (Delaplace et al. 2008). Zu den Umweltbedingungen, welche die Alterung am stärksten beeinflussen, gehören Boden- und Klimabedingungen des Produktionsstand­ orts sowie die Lagerungstemperatur (Reust 1981). Bei der Alterung werden drei aufeinanderfolgende Stadien durchschritten, die für den Produzenten beson­ ders wichtig sind, weil sie den Ertrag und die Qualität der Ernte bestimmen. Kurz nach dem Ende der Keim­ ruhe ist das Wachstum der Keime langsam und die api­ kale Dominanz stark ausgeprägt. Dadurch entwickelt sich ein einziger Hauptkeim. Später nimmt die apikale Dominanz ab und es erscheinen weitere, schneller wach­ sende Keime. Schliesslich versiegen die Reserven der Knolle (Stärke), die Knolle ist nun zu stark gealtert und weist mehrere verzweigte Keime auf (Rousselle et al. 1996). Die Alterung beeinflusst auch die Zahl und das Wachstum der Sprossachsen und schliesslich auch die Bil­ dung von Tochterknollen (die Knollenbildung) und die Anzahl der Knollen pro Kartoffelpflanze. Bei stark fort­ geschrittener Alterung kann in bestimmten Fällen das Phänomen der Knöllchensucht auftreten (Abb. 1), bei dem ohne Auflaufen der Pflanzen Knöllchen ausgebil­ det werden. Diese Tochterknollen sind von minderwerti­


ger Qualität, was für die Produzenten Einkommensaus­ fälle zur Folge hat (Martin und Gravoueille 2001, Rousselle et al. 1996). Wenn die Dauer der verschiede­ nen Stadien der Alterung bekannt ist, lässt sich der güns­ tigste Zeitpunkt für die Pflanzung einer bestimmten Sorte bestimmen, d.h. der Zeitpunkt, zu dem die Pflanze viele schnell wachsende Keime besitzt (Reust und Hebei­ sen 2003). Eine grosse Anzahl von Keimen gewährleistet eine grosse Anzahl von Trieben, eine gute Knollenbil­ dung und entsprechend einen guten Ertrag. Wenn Kartoffelsorten mit einer kurzen Keimruhe nicht optimal gelagert werden, besteht das Risiko, dass sie bereits während der Lagerung keimen. Bei einer zu starken Keimung müssen die Knollen vor der Pflanzung abgekeimt werden. Wenn die Alterung dieser Pflanzen bereits fortgeschritten ist, kommt es dann zu einem ver­ zögerten Auflaufen, zu einer schwachen vegetativen Entwicklung und folglich zu geringen Erträgen. In extre­ men Fällen einer sehr weit fortgeschrittenen Alterung kann es zur Knöllchensucht kommen, bei der Tochter­ knollen ohne Auflaufen der Pflanzen gebildet werden (Abb. 1). Die Empfindlichkeit gegenüber der Abkeimung weist deshalb auf den Alterungszustand der Pflanzknol­ len hin. Sorten mit flachen Augen sind im Allgemeinen empfindlicher gegenüber einer Abkeimung, da ihre Keime bei der Handhabung der Knollen leichter brechen (Rousselle et al. 1996). In jedem Jahr wurden von Agroscope zwei unter­ schiedliche Versuche durchgeführt, um die Empfindlich­ keit der verschiedenen Kartoffelsorten gegenüber der Alterung zu messen. Im Rahmen des ersten Versuchs wurde die Dauer der Keimruhe und Inkubationsperiode untersucht. Der zweite Versuch befasste sich mit den Unterschieden von Entwicklung und Ertrag bei abge­ keimten Knollen im Vergleich zu nicht-abgekeimten Knollen, die unter optimalen Bedingungen gelagert  wurden.

Zusammenfassung

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­s orten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

Die Physiologie der Kartoffelknolle ist von zwei aufeinanderfolgenden Phasen geprägt: die Keimruhe und die Inkubationsdauer. Die Keimruhe ist die Periode, während der die Knolle vegetativ ruht und nicht keimt, die Inkubationsdauer beginnt mit der Keimung und ist mit der Bildung der ersten Tochterknollen abgeschlossen. Die Dauer der Keimruhe und Inkubation ist eine spezifische Eigenschaft der einzelnen Sorten. Sorten mit kurzer Keimruhe sind schwieriger zu lagern und Sorten mit kurzer Inkubationsdauer altern schneller. Bei einer Überalterung der Knolle sind der Auflauf der Pflanzen und der Ertrag eingeschränkt. Ausserdem reagieren bestimmte Sorten besonders empfindlich auf ein Abkeimen, ein Eingriff, bei dem die physiologische Alterung der Pflanzen künstlich beschleunigt wird. Um die physiologischen Eigenschaften der Sorten zu beschreiben, die in der Kartoffelliste 2015 aufgeführt sind, führte Agroscope spezifische Versuche durch. Diese Versuche zeigten, dass Keimruhe, Inkubationsdauer und Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung voneinander unabhängige Merkmale sind. Die Versuche ermöglichten eine Beschreibung der physiologischen Eigenschaften aller empfohlenen Sorten der Kartoffelliste 2015 (die Ergebnisse sind in einer Tabelle zusammengefasst). Diese Beschreibung ist eine wichtige Voraussetzung für eine geeignete Lagerung, zur Bestimmung der Bedingungen und Dauer der Vorkeimung, für ein gutes Auflaufen der Pflanzen und eine rasche vegetative Entwicklung. All diese Faktoren sind die für einen hohen Knollenertrag entscheidend.

Abb. 1 | Knöllchensucht auf dem Feld. (Foto: Werner Reust)

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Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

Pflanzung (G0) (Goumoëns-la-Ville)

April

Keimruhephase Inkubationsphase variable Zeitspannen

Mai Knollenbildung im Feld (G1)

Juni Juli

August Ernte (G1) Narbenbildung bei 18 °C (Changins)

September

Lagerung bei 18 °C, 80 % RH Keimung

Oktober

November

Dezember

Vorkeimung Lagerung bei 15 °C, 80% RH

Januar

Knöllchensucht (G2)

B

ppe Gru

ppe

Gru

Februar

A

Lagerung bei 4 °C, 80% RH

März

April

Mai

Juni

Vorkeimung Lagerung bei 15°C, 80% RH Gruppe A und B

Abkeimung

Pflanzung in La Frêtaz (G2) (Gruppe A und B)

Abkeimungsversuch

Inkubationsversuch

Abb. 2 | Schema zum Abkeimversuch und zum Inkubationsversuch. Die blauen Linien bezeichnen die Phase der Keimruhe, die grünen Linien die Inkubationsphase. Die orangen Rechtecke zeigen die variablen Zeitspannen je nach den untersuchten Sorten.

Material und Methoden In zwei Versuchen wurden die physiologischen Eigen­ schaften von 29 Kartoffelsorten untersucht. Damit diese Versuche mit Knollen durchgeführt werden konnten, die eine identische Vorgeschichte hinsichtlich ihrer Anbau­ bedingungen aufwiesen, wurden alle Pflanzen der ver­ schiedenen verwendeten Sorten am selben Standort , in Goumoëns­la­ville auf 650 m Höhe, produziert (Reust und Hebeisen 2003). Der Versuch zur Inkubationsdauer begann, wie in Abbildung 2 dargestellt, mit der Pflanzung der G0­Knol­ len in Goumoëns­la­ville (VD). Bei jeder Sorte wurde der

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Zeitpunkt der Knollenbildung bestimmt, indem zweimal wöchentlich herausgerissene G1­Pflanzen auf Knollen­ ansatz geprüft wurden. Nach dem Bestimmen dieses Zeitpunkts blieb die Entwicklung bis zur Ernte ohne äus­ sere Einwirkungen. Nach der Ernte wurden die Knollen während zwei Wochen bei 18 °C gelagert, bis die Haut vernarbte. Von jeder Sorte wurden nun jeweils zwanzig Knollen in einer 17x40x60cm messenden Kiste auf eine 3 cm tiefe Perlit­Schicht gelegt (Abb. 3). Die Kartoffeln wurden anschliessend bei idealen Bedingungen für die Keimung gelagert, das heisst bei 18 °C und 80 % relativer Luftfeuchtigkeit (RH). Das Perlit­Bett wurde vor der ers­ ten Verwendung zu Beginn des Versuchs begossen,


Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­s orten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

Abb. 3 | Im Inkubationsversuch eingesetzte Kiste. (Foto: Gaëtan Riot).

anschliessend zweimal wöchentlich bis zum Versuchs­ ende. Die Knollen wurden jeden zweiten Tag kontrol­ liert und der Zeitpunkt, zu dem 80 % der Knollen Keime aufweisen, als Keimungsdatum festgelegt. Auch der Zeitpunkt des Auftretens einer neuen Knollengenera­ tion an den Keimen (G2-Knöllchen) wurde durch Kont­ rollen an jedem zweiten Tag bestimmt (Reust und Hebei­ sen 2003). Die Ergebnisse wurden anschliessend für jede Sorte in Gradtagen angegeben. Dieser Wert besteht aus der Summe der Tagestemperaturen zwischen Beginn der Knollenbildung und Keimung (Keimruheperiode) sowie aus der Summe der Tagestemperaturen zwischen Kei­ mung und Knöllchenbildung (Inkubationsperiode) (Reust et al. 2001). Die Daten der Feldtemperaturen wur­ den von der meteorologischen Station Goumoëns (Agro­ meteo-Netzwerk) mit einer Temperatursonde in 10 cm Bodentiefe gesammelt. Nach der Ernte wurde die Lage­ rungstemperatur (18   °C) für die Berechnung der Gradtage verwendet. Um die witterungsbedingten jähr­ lichen Unterschiede in diesem Versuch abzuschwächen wurde die Sorte Bintje als Kontrolle eingesetzt. Dazu wurden bei der Datenanalyse die Unterschiede der mitt­ leren Gradtage zwischen der untersuchten Sorte und der Sorte Bintje verwendet. Beim Abkeimversuch war das Vorgehen bis zur Ver­ narbungsphase der Knollen identisch (Abb. 2). Nach die­ sem Schritt wurden die Knollen vier bis fünf Monate bei 4 °C und 80 % RH gelagert und dann in zwei Gruppen (A und B) aufgeteilt. Die Gruppe A wurde weitere zwei bis fünf Monate bei 4 °C und 80 % RH und dann für die Vor­ keimung bei Licht, 15 °C und 80 % RH für einen je nach Sorte unterschiedlichen Zeitraum von vier bis sechs Wochen gelagert, bis sie Keime von ausreichender Länge

für das Pflanzen aufwiesen. Die Gruppe B wurde ein ers­ tes Mal im Dunkeln während vier Monaten bei 15 °C und 80 % RH vorgekeimt, manuell abgekeimt und schliesslich vor der Pflanzung erneut vorgekeimt, diesmal bei 15 °C und 80 % RH im Licht. Die Gruppen A und B jeder Sorte wurden nebeneinander auf einem Feld des Standorts La Frêtaz (Bullet, VD) auf 1200 m Höhe gemäss einer ran­ domisierten vollständigen Blockanlage mit drei bis vier Wiederholungen gepflanzt. Jede Versuchsparzelle umfasst zwei Linien mit 25 Knollen (30 cm Abstand zwi­ schen den Pflanzen und 75 cm zwischen den Reihen). Für jede Parzelle wurde der Prozentsatz der aufgelaufenen Pflanzen und der Ertrag der Knollen erfasst (Reust und Hebeisen 2003; Dupuis et al. 2014). Die Ergebnisse wur­ den ähnlich behandelt wie beim Inkubationsversuch. Die Sorte Bintje wurde als Kontrolle der witterungsbeding­ ten jährlichen Schwankungen verwendet. Die durch­ schnittliche Abweichung des Ertrags zwischen den Grup­ pen A und B der untersuchten Sorte wurde von der durchschnittlichen Abweichung des Ertrags zwischen den Gruppen A und B der Sorte Bintje des entsprechen­ den Jahres subtrahiert. In den Jahren, in denen die Sorte Markies untersucht wurde, war die Sorte Bintje nicht angebaut worden. In diesen Jahren wurde der Durch­ schnitt der Sorte Bintje über alle untersuchten Jahre als Vergleich herangezogen. Für jede der drei beobachteten physiologischen Eigenschaften (Keimruhe, Inkubationsdauer und Ver­ halten bei Abkeimung) wurden die Sorten in drei Klas­ sen eingeteilt. Die Zuordnung zu den drei Klassen erfolgte gemäss der folgenden Formel: Klassengrösse = Spannweite zwischen den Extremwerten/3. Für die Dauer der Keimruhe wurde unterschieden zwischen Sorten mit kurzer, mittlerer und langer Keimruhe. Eine entsprechende Einteilung erfolgte hinsichtlich der Inkubationsdauer der Sorten. Nach der Einteilung der Sorten gemäss diesen beiden Kriterien wurden sie in einer Matrix mit neun Klassen angeordnet, wobei gleichzeitig die Keimruhe und die Inkubationsdauer berücksichtigt wurden. Schliesslich wurden die Sorten gemäss ihrem Verhalten nach einer Abkeimung in die drei Klassen starke, mittlere und geringe Empfindlich­ keit eingeteilt.

Resultate Aufgrund der Ergebnisse dieser Versuche liessen sich die meisten Sorten der Kartoffelliste 2015 hinsichtlich ihrer physiologischen Eigenschaften beschreiben. Alle Sorten ausser Amandine, Agata, Lady Christl und Victoria wiesen eine längere Keimruhe auf als die Sorte Bintje (Abb. 4). Von allen untersuchten Sorten hat Inno­ 

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Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel sorten und Konsequenzen für die Produzenten

Dauer der Keimruhe und Inkubationsdauer der Kartoffelsorten lange -&',.%/"&)*"&+,() Inkubationsdauer Klasse 8

Klasse 7

500

Klasse 4

Klasse 5

-500

Amandine

Klasse 1 Agata

Klasse 9

-300

L. Christl

-100

Erika Gwenne

Markies Laura

300 100

kurze )'",#0( ) Keimruhe

Pirol

700

-100

Klasse 6

Panda Alexandra

Bintje 100

Gourmandine L. Claire

Klasse 2

L. Rosetta 300

Venezia

Jelly500 Antina Challenger Ditta Agria

Fontane L. Felicia

-300

Victoria

Celtiane

-500

Annabelle

700

lange !"#$%&'()) *"&+,( ) Keimruhe

Klasse 3

Innovator Verdi

-700

-&',.%/"&)'",#0() kurze Inkubationsdauer Abb. 4 | Durchschnittliche Dauer von Keimruhe und Inkubation (in Gradtagen) der verschiedenen untersuchten Sorten im Vergleich zur Sorte Bintje. Die neun verschiedenen Klassen werden im Text definiert. Axes en degrés-jours

vator die längste Keimruhe und Pirol die längste Inkuba­ tionsdauer. Amandine und Annabelle sind die Sorten mit der kürzesten Keimruhe beziehungsweise Inkubations­ dauer. Die Klassen 7 und 9 sind durch keine Kartoffelsor­ ten vertreten. Diese beiden Klassen sind gekennzeichnet durch eine kurze Keimruhe und eine lange Inkubations­ dauer (Klasse 7) bzw. eine lange Keimruhe und eine lange Inkubationsdauer (Klasse 9). Die überwiegende Mehrheit der Sorten gehört zur Klasse 3 mit einer langen Keimruhe, gefolgt von einer kurzen Inkubationsdauer. Der durchschnittliche Ertragsausfall bei einer Abkei­ mung beträgt bei der Sorte Bintje 49 %. Die gegenüber einer Abkeimung empfindlichsten Sorten sind gemäss Grafik (Klasse 1) Alexandra, Annabelle, Celtiane, Ditta, Lady Felicia, Nicola, Gwenne und Bintje. Zur Gruppe mit der geringsten Empfindlichkeit gegenüber einer Abkei­ mung (Klasse 3) gehören Challenger, Charlotte, Fontane, Gourmandine, Innovator, Jelly, Laura, Markies und Verdi. Celtiane ist die empfindlichste, Fontane die am wenigs­ ten empfindliche Sorte. Die drei in den beiden Versuchen untersuchten phy­ siologischen Eigenschaften waren weitgehend vonein­ ander unabhängig (Tab. 1). Den höchsten Korrelations­ koeffizient (r = 0,31 n.s.) wiesen die beiden Eigenschaften Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung und Inkubati­ onsdauer auf.

Tabelle 2 zeigt, dass jede Sorte der Kartoffelliste 2015 charakteristische physiologische Eigenschaften besitzt. Sorten mit kurzer Keimruhe müssen bei tiefer Tempera­ tur gelagert werden (2 – 3 °C), um eine Keimung wäh­ rend des Lagerns zu verhindern. Für Frühkulturen eig­ nen sich Sorten mit kurzer Keimruhe und schneller Inkubation, da sie sich zum Zeitpunkt der Pflanzung in einer optimalen Entwicklungsphase befinden und sie deshalb einen maximalen Ertrag erwarten lassen (Rous­ selle et al. 1996). Sorten mit langer Keimruhe und geringer Empfind­ lichkeit gegenüber Abkeimung müssen unabhängig von der Inkubationsgeschwindigkeit unbedingt vorgekeimt werden, damit Verzögerungen beim Auflaufen auf dem Feld vermieden werden. Dies gilt für die Sorten Challen­ ger, Fontane, Innovator, Jelly, Panda und Verdi. Sorten mit langer Keimruhe, mittlerer Inkubationsdauer und mittlerer Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung kön­

Tab. 1 | Ergebnisse einer einfachen linearen Regression von Keimruhedauer, Inkubationsdauer und Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung bei den 29 untersuchten Sorten. Bei r handelt es sich um den Korrelationskoeffizienten, r2 ist der Determinationskoeffizient und p bezeichnet die Signifikanz der Regression (n.s.=nicht signifikant)

Diskussion Die drei untersuchten physiologischen Eigenschaften, d.h. Keimruhe, Inkubationsdauer und Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung, sind Faktoren, welche die Alte­ rung der Kartoffelknollen beeinflussen.

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r

r2

p

Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung / Dauer der Keimruhe

0,03

<0,01

ns

Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung / Inkubationsdauer

0,31

0,09

ns

Inkubationsdauer / Dauer der Keimruhe

-0,20

0,04

ns


Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­s orten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

Tab. 2 | Dauer der Keimruhe, Dauer der Inkubation und Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung der 32 empfohlenen Sorten der Kartoffelliste 2015 (Zusammenfassung der Daten aus den beiden Versuchen und ergänzende Informationen).

Sorte

Dauer der Keimruhe

Inkubationsdauer

Empfindlichkeit gegenüber ­A bkeimung

Agata

Kurz

Kurz

Mittel

Agria

Lang

Kurz

Mittel

Alexandra

Mittel

Mittel

Stark

Amandine

Kurz

Mittel

Stark1

Annabelle

Mittel

Kurz

Stark

Antina

Lang

Mittel

Mittel

Bintje

Mittel

Mittel

Stark

Celtiane

Lang

Kurz

Stark

Challenger

Lang

Kurz

Gering

Charlotte

Kurz1

Mittel

Gering

Mittel

Mittel

Ditta

Lang

Kurz

Stark

Désirée

1

1

Erika

Mittel

Lang

Mittel

Fontane

Lang

Mittel

Gering

Gourmandine

Mittel

Mittel

Gering

Gwenne

Mittel

Lang

Stark

Hermes

Lang2

Kurz2

Innovator

Lang

Kurz

Gering

Jelly

Lang

Mittel

Gering

Lady Christl

Kurz

Mittel

Mittel

Lady Claire

Mittel

Mittel

Mittel

Lady Felicia

Lang

Kurz

Stark

Lady Rosetta

Mittel

Mittel

Gering2

Laura

Mittel

Lang

Gering

Markies

Mittel

Lang

Gering

Nicola

Kurz1

Mittel

Stark

Panda

Lang

Mittel

Gering

Pirol

Mittel

Lang

Mittel

Ratte

Kurz2

Mittel - stark 2

Venezia

Lang

Mittel

Mittel

Verdi

Lang

Kurz

Gering

Victoria

Mittel

Kurz

Mittel

Informationen aus Websites von Gruppen aus mehreren Züchtern. Informationen aus den Kartoffelsorten-Datenblättern von Agroscope.

1 2

nen ebenfalls vorgekeimt werden, da die Keime relativ langsam wachsen. Dabei handelt es sich um die Sorten Agria, Antina und Venezia. Im Gegensatz dazu müssen Sorten mit langer Keimruhe, die empfindlich auf ein Abkeimen reagieren, wie Celtiane, Ditta und Lady Felicia, unbedingt gepflanzt werden, sobald Keime schwach sichtbar werden (im Stadium weisser Punkt), um ein lückenhaftes Auflaufen wegen bei der Pflanzung abge­ brochenen Keimen zu vermeiden.

Unter den Sorten mit kurzer Keimruhe ist bei Charlotte keine besondere Vorsicht erforderlich, da diese Sorte nur wenig empfindlich auf ein Abkeimen reagiert. Im Gegensatz dazu weisen die Sorten Agata, Amandine, Lady Christl, Nicola und Ratte nicht nur eine kurze Keim­ ruhe sondern auch eine hohe Empfindlichkeit gegen­ über einer Abkeimung auf. Wie Celtiane, Ditta und Lady Felicia sollten auch diese Sorten deshalb bereits gepflanzt werden, wenn die Keime erst knapp sichtbar sind. Bei diesen Sorten scheint eher eine «Stimulation» der Pflanz­ knollen angebracht als eine Vorkeimung im eigentlichen Sinne. Als Stimulation wird das Saatgut unmittelbar vor der Pflanzung drei bis vier Tage in einem Raum bei 15 – 20 °C gelagert. Die Sorten Alexandra, Annabelle, Bintje und Gwenne lassen sich relativ gut lagern (mittellange Keimruhe), sind jedoch sehr empfindlich gegenüber einer Abkei­ mung. Auch bei diesen Sorten scheint eine Stimulation besser geeignet als eine eigentliche Vorkeimung. Obwohl die Sorte Gwenne eine sehr lange Inkubations­ dauer aufweist, entwickeln sich die Keime langsam, wodurch die Risiken im Zusammenhang mit einer Abkei­ mung eingeschränkt sind. Die anderen Sorten mit mit­ tellanger Keimruhe wie Désirée, Erika, Gourmandine, Lady Claire, Lady Rosetta, Laura, Markies, Pirol und Vic­ toria sind aus physiologischer Sicht wenig problematisch. Bei Victoria muss die Keimung dennoch sorgfältig über­ wacht werden, da diese Sorte über eine kurze Inkubati­ onsdauer und eine mittlere Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung verfügt. Wenn die Pflanzung aus meteorologischen Gründen aufgeschoben werden muss, lassen sich das Wachstum der Keime und die Alterung der Saatknollen durch eine Vorkeimung mit Licht bremsen. Eine Umfrage bei den vier wichtigsten Genossen­ schaften von Pflanzkartoffelproduzenten in der Schweiz (Vermehrungsbetriebe) ergab, dass es bei drei Sorten gelegentlich Probleme gab mit einem unregelmässigen Auflaufen. Betroffen waren die Sorten Gourmandine, Alexandra und etwas weniger ausgeprägt Amandine (nicht publizierte Ergebnisse). Für die Probleme beim Anbau könnte bei den Sorten Alexandra und Amandine die hohe Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung verantwortlich sein. Bei Gourmandine ist die Erklärung schwieriger, weil trotz günstigeren physiologischen Eigenschaften gelegentlich Probleme mit dem Auflau­ fen auftreten. Da die Sorte eine mittellange Keimruhe aufweist, ist es eher unwahrscheinlich dass die Verzöge­ rungen beim Auflaufen auf ein zu spätes Erwachen aus der Keimruhe zurückzuführen sind. Ausserdem wachsen die Keime mit mittlerer Geschwindigkeit (mittlere Inku­ bationsdauer) und die Sorte ist wenig empfindlich 

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Pflanzenbau | Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­s orten und Konsequenzen für die Produzenten

Empfindlichkeit der Kartoffelsorten gegenüber einer Abkeimung Agata Klasse 1

52,6

Agria

45,6

Alexandra

n=2

Annabelle

n=2

Antina

Klasse 2

n=2

Klasse 3

n=13 23,1 39,4

51,1 n=2

Celtiane

n=2

Challenger

58,3

Charlotte

50,7 n=2

Ditta Erika

17,1

Fontane

72,4

Gourmandine

70,2

Gwenne

17,1

Innovator

52,6

Jelly

64,4

L. Christl

41,8

L. Claire

37,9 n=12

L. Felicia Laura

52,6

Markies

49

Nicola

n=2

Pirol

39,4

Venezia

16,4

Verdi

70,2

Victoria -30

-20

-10

58,3 n=2 n=2 73,2 n=2 n=2 n=2 n=2 n=2 n=2 n=2 n=9 41,6 n=2 n=2 50,7 n=2 n=2 n=2

n=2 60,2 0

10

20

Starke Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung

30

40

50

60

70 (%)

geringe Empfindlichkeit gegenüber Abkeimung

Abb. 5 | Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung der untersuchten Sorten im Vergleich zur Sorte Bintje (=0) (durchschnittliche Abweichung in %). Die blauen Zahlen geben die durchschnittliche Ertragseinbusse der Sorte Bintje für die Versuchsjahre jeder untersuchten Sorte in Prozent an. Die schwarzen Zahlen geben die Anzahl Testjahre für jede Sorte an. Die roten Linien zeigen die Einteilung in die drei Klassen unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber einer Abkeimung.

gegenüber einer Abkeimung. Aus diesem Grund ist es wenig plausibel, dass das verzögerte Auflaufen auf bei der Pflanzung abgebrochene Keime zurückzuführen ist. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Augen bei dieser Sorte sehr oberflächlich liegen, wodurch die Keime bei der Handhabung der Knollen stark exponiert sind. Im Rahmen unserer Versuche brachen die Keime nur ein einziges Mal ab. Unter den gewöhnlichen Produktions­ bedingungen können die Keime dagegen bei verschie­ denen Schritten zwischen Lagerung und Pflanzung abbrechen. Deshalb ist es sehr wichtig, diese Sorte mit grosser Sorgfalt zu behandeln, sobald Keime erscheinen.

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Schlussfolgerungen Diese Studie hat gezeigt, dass jede Kartoffelsorte cha­ rakteristische physiologische Eigenschaften aufweist (Tab. 2). Gute Kenntnisse dieser physiologischen Eigen­ schaften der Sorten sind eine wichtige Voraussetzung für eine geeignete Lagerung, eine gutes Auflaufen und eine rasche vegetative Entwicklung – alles bestimmende Faktoren für einen hohen Ertrag an Kartoffelknollen. n


Fisiologia delle varietà di patate e conseguenze per il produttore La fisiologia del tubero di patata è caratterizzata da due fasi consecutive: la dormienza e l'incubazione. La dormienza è il periodo di riposo vegetativo durante il quale il tubero non germina, mentre l'incubazione inizia con la germinazione e si conclude con la formazione dei primi tuberi figli. La durata dei periodi di dormienza e di incubazione è un fattore caratteristico di ogni varietà. Le varietà con un periodo di dormienza breve presenteranno maggiori difficoltà di conservazione mentre le varietà con periodo di incubazione breve invecchieranno più rapidamente. Se l'invecchiamento del tubero si trova in uno stadio troppo avanzato, la piantina spunterà con difficoltà e la resa sarà scarsa. Inoltre, alcune varietà sono particolarmente sensibili alla degerminazione, una manipolazione che provoca l'accelerazione artificiale dell'invecchiamento delle piantine. Agroscope ha condotto sperimentazioni specifiche, finalizzate alla caratterizzazione della fisiologia delle varietà di patate inserite nella lista raccomandata 2015. Gli esperimenti hanno dimostrato l'assenza di una correlazione tra la durata della dormienza, la durata dell'incubazione e la sensibilità alla degerminazione. Essi hanno inoltre consentito di caratterizzare la fisiologia dell'insieme delle varietà della lista raccomandata 2015 (i risultati ottenuti sono presentati in una tabella di sintesi). Tale caratterizzazione è fondamentale per garantire un adeguato immagazzinamento delle piantine, determinare le condizioni e la durata della pregerminazione, garantire una buona emergenza e uno sviluppo vegetativo rapido. Tutti questi elementi sono determinanti per un'elevata resa del tubero.

Literatur ▪▪ Delaplace P., 2007. Caractérisation physiologique et biochimique du processus de vieillissement du tubercule de pomme de terre (Solanum tuberosum L.), Université de Liège, Liège, Belgique.Thèse: 171. ▪▪ Delaplace P., Fauconnier M. L. & Du Jardin P., 2008. Méthodes de mesure de l'âge physiologique des tubercules semences de pomme de terre (Solanum tuberosum L.). Biotechnologie Agronomie Societe Et Environnement 12, 171–84. ▪▪ Dupuis B., Tallant M., Riot G., Hebeisen T., Ballmer T. & Vetterli C., 2014. Essais pomme de terre 2013. Plantes Agroscope Transfer 26. ▪▪ Martin M. & Gravoueille J.-M., 2001. Stockage et conservation de la pomme de terre. Institut technique des céréales et des fourrages. ▪▪ Mazoyer M., 2002. Larousse agricole. Larousse.

Summary

Riassunto

Physiologische Eigenschaften von Kartoffel­s orten und Konsequenzen für die Produzenten | Pflanzenbau

Tuber physiology of different potato varieties has consequences for the grower The physiology of the potato tuber is characterized by two consecutive periods: the dormancy and the incubation. During the dormancy period, the tuber is under vegetative rest and is unable to sprout. The incubation period begins at sprouting and ends when the first progeny tuber appears on the stolons. The duration of both periods varies depending on the variety. Varieties with a short dormancy period will be difficult to store, and varieties with a short incubation period will show a fast aging. An old tuber will emerge with difficulties and the yield will be low. In addition, some varieties are susceptible to desprouting, which accelerates tuber aging. Specific trials have been managed by Agroscope in order to characterize the physiology of the varieties listed in the 2015 Swiss list of recommended potato varieties. No link was found between the duration of the dormancy period, the duration of the incubation period, and the susceptibility to desprouting. The identified physiological characteristics of the varieties are presented in a summary table. This characterization is important in order to optimize the potato seed storage, identify the optimal duration of pre-sprouting, and guarantee a fast emergence and a rapid development of the plant. All these elements will contribute to high tuber yield. Key words: potato, physiology, physiological age, dormancy, incubation, presprouting, yield, varieties, storage, desprouting.

▪▪ Reust W., 1981. Physiologie de la pomme de terre. Revue suisse d'Agriculture 13, 34. ▪▪ Reust W. & Hebeisen T., 2003. Vieillissement physiologique des plants de pommes de terre: comportement des variétés. Revue suisse d'Agriculture 35, 17–20. ▪▪ Reust W., Winiger F. A., Hebeisen T. & Dutoit J. P., 2001. Assessment of the physiological vigour of new potato cultivars in Switzerland. Potato Research 44, 11–7. ▪▪ Rousselle P., Robert Y. & Crosnier J.-C., 1996. La pomme de terre: ­p roduction, amélioration, ennemis et maladies, utilisations. Editions Quae. ▪▪ Schwärzel R., Torche J.-M., Ballmer T., Musa T. & Dupuis B., 2014. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2015. Agrarforschung Schweiz 5 (11–12), Beilage.

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K u r z b e r i c h t

Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz Karin Ruchti und Christoph Studer, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: Karin Ruchti, E-Mail: karin.ruchti@bfh.ch

Bei grossvolumigen Bäumen wird Feuerbrand oft nicht erkannt. Ein Gelbmöstler mit Feuerbrandbefall. (Foto: Karin Ruchti)

Massnahmen zur Förderung der Biodiversität können im Bereich Pflanzenschutz zu Zielkonflikten führen, weil in und um ökologische Strukturen bestimmte Krankheiten und Schaderreger vermehrt auftreten können. Gute landwirtschaftliche Praxis und angepasste Pflegemassnahmen können jedoch negative Auswirkungen der Biodiversitätsförderung reduzieren. Da kaum wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema existieren, scheint eine fundierte Wirkungsanalyse zur Biodiversitätsförderung angezeigt.

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Biodiversität und Landwirtschaft brauchen sich gegen­ seitig. Einerseits ist die biologische Vielfalt eine essenti­ elle Ressource für die Landwirtschaft. Anderseits ist die Landwirtschaft wichtig für die Förderung und Erhaltung der Biodiversität. In den letzten zwanzig Jahren wurden daher verschiedene Programme zur Sicherung und För­ derung der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen eingeführt. Obwohl es nachgewiese­ nermassen Synergien zwischen Pflanzenschutz und der Biodiversitätsförderung gibt, muss angesichts von Hin­


Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz | Kurzbericht

Abb. 1 | Biodiversitätsfördernde Strukturelemente wie Säume k­ önnen Pflanzenschutzprobleme in angrenzenden Kulturen verur­s achen. (Foto: Katja Jacot)

weisen aus der Praxis, zu bestimmten Pflanzenschutz­ problemen kritisch hinterfragt werden, ob diese Förde­ rung in jedem Fall zweckmässig ist. Oft sind diese Pflanzenschutzprobleme auf eine enge räumliche Ver­ flechtung von Produktionsformen, die unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen, zurückzuführen. Anhand einer Literaturstudie und in Gesprächen mit Experten wurde untersucht, ob und in welchem Mass Flächen und Struk­ turen, durch welche die Biodiversität gefördert werden soll (im Folgenden als «Biodiversitätsflächen» bezeich­ net), den Schaderregerdruck in verschiedenen Produkti­ onssystemen erhöhen, und ob eine räumliche Entflech­ tung derartige Probleme entschärfen könnte (Ruchti und Studer 2014). Zielkonflikte in Acker-, Futter- und Gemüsebau Im Acker- und Futterbau sind einige Schadorganismen und Pathogene bekannt, die aus nahen Lebensräumen wie Säumen, Hecken und Waldrändern einwandern und Schäden an den Kulturen verursachen können. So wer­ den z.B. Schnecken durch Biodiversitätsflächen (z.B. Säume, Buntbrachen) gefördert, da dort keine Bodenbe­ arbeitung stattfindet (Abb.1). Bei anfälligen Kulturen, welche neben solchen Flächen liegen, muss mit erhöh­ tem Befall von bestimmten Schneckenarten gerechnet werden (Eggenschwiler et al. 2012). Mutterkorn (Claviceps purpurea) kann sich auf überständigen Gräsern in Biodiversitätsflächen und nicht gemähten Feldrändern entwickeln und in angrenzende Getreidekulturen gelan­ gen (Richter et al. 1997; Schubiger F.X., Agroscope und

Ramseier R. HAFL; pers. Mitteilung). Die Ackerkratzdistel (Cirsium arvense) kann auf stillgelegten Flächen, Stras­ senrändern, Buntbrachen und anderen extensiven Flä­ chen zur Samenreife gelangen und für angrenzende Flächen ein Risiko darstellen (Zwerger 1996). Dass die Distel vermehrt in Ackerflächen auftritt (Hintsche und Pallut 1995) führen Häni et al. (2008) und Zwerger (1996) u. a. auf den grösseren Anteil Biodiversitätsflächen und die Vernachlässigung bzw. veränderte Bewirtschaftung von Kulturflächen zurück. In Österreich und Deutschland wurde in den letzten Jahren eine gefährlich hohe Dichte von der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) im extensiv bewirtschafteten Grünland festgestellt (Jung et al. 2010). Eine extensive Bewirtschaftung fördert die Herbstzeitlose, da sie durch den späten Mahdzeitpunkt nicht beeinträchtigt wird (Winter et al. 2011). Der Feld­ gemüsebau kann durch abblühende Unkräuter in benachbarten Biodiversitätsflächen beeinträchtigt wer­ den (Neuweiler R. Agroscope; pers. Mitteilung). Dichte Vegetation (Hecken, Brennnesselbestände oder hochwüchsige Nachbarkulturen und Randvegetation) kann im Karottenanbau den Befall durch Möhrenfliegen (Psila rosea) fördern (Herrmann et al. 2010). Obstbau Werden Hochstamm-Feldobstbäume nicht fachgerecht gepflegt, können sie als Wirtspflanze zur Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten beitragen. Die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) kann sich stark vermeh­ ren, wenn Kirschbäume mangelhaft gepflegt oder die 

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Kurzbericht | Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz

48 Gemeinden sind der Obstbauzone 1 zugeteilt 32 Gemeinden sind der Obstbauzone 2 zugeteilt Obstbauzone 1 – intensiv überwacht Obstbauzone 2 – extensiv überwacht Abb. 2 | Einteilung des Kantons Thurgau in zwei Obstbauzonen mit (1) strikter Feuerbrandüberwachung und -bekämpfung (Fokus = Erwerbsobstbau) und (2) freiwilligen Bekämpfungsmassnahmen (Fokus = Schutz der Hochstamm-Feldobstbäume). (Grafik: Bruno Hugentobler)

Früchte nicht geerntet werden (Hensel G. DLR, Linemann M. Ebenrain; pers. Mitteilung). Sind bei grossen Popula­ tionen nicht genügend Kirschen für die Eiablage vorhan­ den, nutzen die Fliegen ihre Mobilität, um neue Wirts­ pflanzen zu finden (Daniel und Grunder 2012, Katsoyannos et al. 1986). Im Kanton Basel-Landschaft wurde in Erwerbskirschenanlagen ein Zuflug von nahe­ liegenden ungepflegten, nicht abgeernteten Hoch­ stammkirschbäumen beobachtet (Linemann M., Eben­ rain; pers. Mitteilung). Ein Monitoring aus dem Gebiet Rheinhessen bestätigt dies. Hensel und Dahlbender (2013) stellten fest, dass der Befallsdruck auf Erwerbsan­ lagen aus Altanlagen, ungepflegten sowie nicht mehr bewirtschafteten Anlagen sehr stark zunimmt und sich die Kirschfruchtfliegendichte so auf hohem Niveau etab­ lieren kann. Die Bekämpfung der gefährlichen Bakterienkrank­ heit Feuerbrand (Erwinia amylovora) ist in der Schweiz mit den kleinräumigen Strukturen eine herausfordernde Aufgabe. Nebst den Wirtspflanzen, welche in Gärten als Zierpflanzen vorkommen, sind die in Hecken und an Waldrändern vorkommenden Weissdorne sowie Hoch­ stamm-Feldobstbäume von Bedeutung. Befallene Wirts­ pflanzen stellen für Obstanlagen und Baumschulen eine gefährliche Infektionsquelle dar (Müller U. Arenenberg; pers. Mitteilung). Bei grossvolumigen Bäumen werden Infektionen oft nicht erkannt (Szalatnay D., Strickhof; pers. Mitteilung). Werden Sanierungs- oder Rodungs­ massnahmen unterlassen, führt dies lokal zu einem

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erhöhten Infektionsdruck und somit zu einer grösseren Infektionsgefahr (tieferer EIP-Wert1). Zudem sinkt der Wirkungsgrad von Streptomycin und alternativen Mit­ teln bei der Bekämpfung (Szalatnay D., Strickhof; pers. Mitteilung). Räumliche Entflechtung als Lösung? Aufgrund der massiven Probleme mit Feuerbrand wurde der Kanton Thurgau anfangs 2010 in zwei Obst­ bauzonen eingeteilt (Abb. 2), eine mit strikter Feuer­ brandüberwachung und -bekämpfung und eine zweite, in der Bekämpfungsmassnahmen freiwillig sind und i.d.R. nicht entschädigt werden. Ziel in der ersten Zone ist es, existenzbedrohende Schäden im Erwerbsobstbau zu vermeiden. Ziel in der zweiten Zone ist die Erhaltung der ökologisch wertvollen und landschaftsprägenden Hochstamm-Feldobstbäume2 (Hugentobler 2011). Unsere Studie zeigt, dass eine derartige räumliche Entflechtung von vorwiegend produktionsorientierten beziehungsweise biodiversitätsfördernden Systemen in bestimmten Fällen den Befallsdruck von Schaderregern prinzipiell senken kann, dass hiermit jedoch auch Risiken einhergehen und der Ansatz in der Schweiz aufgrund der kleinräumigen Strukturen und Fruchtfolgen nur schwer umsetzbar ist. Zudem dürften die Vorteile der funktionalen Biodiversität gewisse negative Aspekte von gemischten Systemen überwiegen. EIP: Epiphytisches Infektionspotenzial Aktuell gibt es ein Förderprojekt für verschiedene Baumarten in beiden Zonen

1 2


Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz | Kurzbericht

Schlussfolgerungen Biodiversität stellt ohne Zweifel wertvolle genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft sicher und ermöglicht vielfältige Ökosystemleistungen. Zudem ist die Landwirtschaft wichtig für die Förderung und Erhaltung der Biodiversität. Mit dieser Studie wurde die Biodiversitätsförderung aber einmal aus einem kriti­ schen Blickwinkel betrachtet. Es hat sich gezeigt, dass es zu Zielkonflikten zwischen Pflanzenschutz und Mass­ nahmen zur Förderung der Biodiversität kommen kann. Biodiversitätsflächen können, wenn sie entsprechende Wirtspflanzen enthalten oder Habitate darstellen, den Befallsdruck von Krankheiten und Schaderregern erhö­ hen. Massnahmen zur Förderung der Biodiversität müs­ sen somit ganzheitlich überprüft und wo nötig regional angepasst werden. Die fachgerechte Bewirtschaftung und Pflege von Biodiversitätsflächen kann Problemen im Pflanzenschutz vorbeugen und sollte daher durchge­ setzt werden. Dieser Ansatz scheint in der Schweiz bes­ ser geeignet, ungewollte Auswirkungen von biodiversi­ tätsfördernden Massnahmen zu reduzieren, als eine räumliche Entflechtung von Produktion und Biodiversi­ tätsförderung. Unsere Studie soll zu Diskussionen über

Literatur ▪▪ Daniel C. & Grunder J., 2012. Integrated Management of European Cherry Fruit Fly Rhagoletis cerasi (L.): Situation in Switzerland and Europe.­ ­I nsects 3, 956–988. ▪▪ Eggenschwiler L., Speiser B., Bosshard A., Jacot K., 2012. Improved field margins highly increase slug activity in Switzerland. Agronomy for Sustainable Development 33, 349–354. ▪▪ Häni F., Popow G., Reinhard H., Schwarz A., Voegeli U., 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Handbuch für prozessorientiertes Handeln. Edition LMZ, 466 S. ▪▪ Hensel G. & Dahlbender W., 2013. Hinweise Kirschfruchtfliege. Power Point Präsentation, unveröffentlicht. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, Rheinland Pfalz, Oppenheim, 13 S. ▪▪ Herrman F., Wedemeyer R., Liebig N., Buck H., Hommes M., Saucke H., 2010. Entwicklung situationsbezogener Strategien zur Vermeidung von Möhrenfliegenschäden auf Praxisbetrieben. Universität Kassel, D-Witzenhausen, Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz, 60 S. ▪▪ Hintsche E. & Pallutt B., 1995. Zunehmendes Auftreten der Ackerkratzdistel. Pflanzenschutz Praxis 3, 23–25. ▪▪ Hugentobler B., 2011. Projekt «Zukunft Obstbau» – Weisung für die Pflanzung von hochstämmigen Bäumen und Hecken. BBZ Arenenberg. Zugang: http://www.landwirtschaftsamt.tg.ch/documents/WeisungenZukunftObstbau.pdf [13.5.2013].

das Konfliktpotenzial zwischen der aktuellen Biodiversi­ tätsförderung und dem Pflanzenschutz anregen. Da jedoch kaum wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema existieren, scheint eine auf Felddaten gestützte, fundierte Wirkungsanalyse zu den beabsichtigten posi­ tiven wie auch zu möglichen unerwünschten Auswir­ kungen der Biodiversitätsförderung angezeigt. Die aus­ führlichen Resultate der hier vorgestellten Studie sind im Bericht «Zielkonflikte zwischen Pflanzenschutz und Biodiversitätsförderung»3 enthalten und können bei n karin.ruchti@bfh.ch bezogen werden. Die Autoren danken dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) für die Finanzierung dieser Studie

3

▪▪ Jung L.S., Winter S., Kriechbaum M., Eckstein R.L., Donath T.W., Otte A., 2010. Regulation of meadow saffron (Colchicum autumnale L.) in extensively managed grasslands. Grassland Science in Europe 15, 660–662. ▪▪ Katsoyannos B.I., Boller E., Benz G., 1986. Das Verhalten der Kirschenfliege, Rhagoletis cerasi L. bei der Auswahl der Wirtspflanzen und ihre Dispersion. Mitteilung der Schweizerischen entomologischen Gesellschaft 59, 315–335. ▪▪ Richter W., Pflaum J., Vogel R., Wyss U., Wolff J., 1997. Vorkommen von Mutterkorn bei Gräsern von extensiv genutztem Grünland und Einfluss von Siliermitteln auf Mutterkornalkaloide. Futterkonservierung und Grünland, Futterbau: Tagung der DLG-Ausschüsse, Gumpenstein, 30.Juni – 2. Juli 1997. ▪▪ Ruchti K. und Studer C., 2014. Zielkonflikte zwischen Biodiversitätsförderung und Pflanzenschutz. Schlussbericht. Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 64 S. ▪▪ Winter S., Penker M., Briechbaum M., 2011. Die Herbstzeitlose – eine Problempflanze für Landwirtschaft und Naturschutz? Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, Band 20 (2), 221–230. ▪▪ Zwerger P., 1996. Zur Samenproduktion der Ackerkratzdistel (Cirsium arvense L.). Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz , Sonderheft XV, 91–98.

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P o r t r ä t

Ruedi von Niederhäusern: «Was wir als Team erreichen, zählt» Die landwirtschaftliche Lehre, der Betriebsleiterkurs und danach, 1991, die Meisterprüfung. Dann lange nichts mehr. Schliesslich, 2008, ein Diploma of Advanced Stu­ dies am Institut für Verbandsmanagement und 2010 ein Executive Master of Business Administration an der Ber­ ner Fachhochschule: Aufgewachsen im Berner Vorort Bümpliz in einem nichtbäuerlichen Haushalt, wusste Ruedi von Niederhäusern (Jahrgang 1965) schon mit zwölf Jahren, dass er einmal Landwirt werden wollte. «Das Bauern und die Liebe zu den Tieren ist bei mir sozu­ sagen genetisch fixiert», schmunzelt er. In seiner Familie gäbe es – mit Ausnahme seiner Eltern – lauter Bauern. Die Schulferien verbrachte er deshalb immer bei seinen Verwandten auf einem Landwirtschaftsbetrieb. Während ihn als Kind und Jugendlicher die Stieren­ kataloge faszinierten, sind es heute die Freiberger­ hengste. Auf das Pferd kam er bei einem sechsmonati­ gen Arbeitseinsatzes im Tierspital Bern 1984, wo er sich um die Pferde kümmerte. Die Begeisterung für Pferde hat ihn seither nie mehr losgelassen. Seit 1986 arbeitet er im Schweizer Nationalgestüt von Agroscope in Aven­ ches; zuerst als Pferdepfleger, darauf als Hengsthalter in Weinfelden TG, später als Leiter des 120 ha umfassenden Landwirtschaftsbetriebs «Long-Prés» (gehörte bis 1998 zum Gestüt), wieder als Pferdepfleger, in der analyti­ schen Buchhaltung, als Produktverantwortlicher und schliesslich, seit Anfang 2014, als Leiter der Forschungs­ gruppe Pferdezucht und -haltung von Agroscope. Er sei kein Forscher. Vielmehr sei er ein Allrounder, ein Mana­ ger und einer, der schaue, dass die Forschenden am Gestüt unter den bestmöglichen Bedingungen arbeiten können.» Und: «Was meine Mitarbeitenden, respektive wir als Team erreichen, zählt. Mein Name spielt dabei keine Rolle», lautet seine Devise. Von den traditionellen Gestütsdienstleistungen für den einfachen Pferdezüchter, bis hin zu den Ansprüchen der Spitzenforschung in Pferdewissenschaften: Die Erwartungen an das Schweizer Nationalgestüt könnten verschiedener nicht sein. «Die grösste Herausforderung besteht darin, für diese teilweise widersprüchlichen Erwartungen einen Mittelweg in die Zukunft zu finden.» Und: «Für mich gibt es keinen geileren Job!» Und wenn er einen Wunsch frei hätte? – Dann wünschte er sich, dass die klassische Schweizer Landwirtschaft, die Getreide oder Milch produziert, die Produktionslinie Pferd als echte Alternative ernst nimmt und ihr den nöti­ gen Respekt entgegenbringt.

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Ruedi von Niederhäusern ist verantwortlich für die Forschungsgruppe Pferdezucht und -haltung beim Schweizer Nationalgestüt von Agroscope.

Und was tut der vielbeschäftigte Vater von einem Sohn (1995) und einer Tochter (1997), wenn er einmal nicht am Gestüt anzutreffen ist? – Er widmet sich mit Vorliebe der Ausbildung und Nutzung seiner vier Sheep Dogs, Hütehunden, dank derer er immer wieder «als positiver Nebeneffekt» an nationalen und internationalen Turnie­ ren teilnehmen kann. Dann gibt es auch bei ihm zu Hause in Lugnorre FR im Stall ein eigenes Pferd: Eine dreijährige Freibergerstute, die er fürs Westernreiten ausbildet und für «just have fun» hält. Und wenn die Zeit es dann noch erlaubt, streift er sehr gerne mit den Tourenskis durch die Berge – immer in Begleitung seiner Hunde. Christine Caron-Wickli, Agroscope


A k t u e l l

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Verordnungspakete neuen Herbstpaket 2014 Ende Oktober 2014 über die Der Bundesrat wird voraussichtliche Januar 2015 in Kraft treten, die am 1. Verordnungsbestimmungen, Zeitpunkt ihre das BLW werden zum gleichen entscheiden. Das WBF und diesen anpassen. Die Anhörung zu Verordnungen aus diesem Paket Es wurden Mai bis 4. Juli 2014 stattgefunden. wird Verordnungen hat vom 12. Der Bericht über die Anhörung 146 Stellungnahmen eingereicht. des Bundesrates vorliegen. unmittelbar nach dem Entscheid

BLW zugreifen.

– Von unseren Fachleuten für Sie ausgewählte Informationen

Danke für Ihre Treue und Ihre Rückmeldungen. Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Anne Rizzoli Pressesprecherin

Frühlingspaket 2015 diesem 2015 vor. Die Anhörung zu Mitte Das BLW bereitet ein Frühlingspaket von Mitte November 2014 bis 2015 Verordnungspaket dauert voraussichtlich zu diesem Paket ist im Mai Januar 2015. Der Bundesratsentscheid vorgesehen.

– Eine objektive Betrachtung der Agrarpolitik

Neuer Flyer für die offiziellen Zeichen des Bundes für die Berg- und Alpprodukte:

– Exklusive und rasche Bestellung unserer jüngsten Publikationen

rojekte

Erste Landschaftsqualitätsp werden umgesetzt

Interesse: Im ersten in den Regionen auf grosses Das neue Instrument stösst vom Bundesamt 25 Kantonen eingereicht und Jahr wurden 71 Projekte aus die BewirtIn den Regionen werden nun für Landwirtschaft (BLW) bewilligt. und die Massnahmen zur Förderung schaftungsvereinbarungen abgeschlossenDie Berichte der bewilligten Projekte umgesetzt. der Kulturlandschaftsvielfalt veröffentlicht. sind auf der Webseite des BLW » Mehr

Unser Plus

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» Warum diese neuen Logos?

Offene Stellen im BLW

Näfels GL Mähwiesen am Obersee bei Mosaik von Wald, Weide und Samuel Trümpy) (Kantonsmarketing Glarus,

einer Sind Sie auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderung? Das Bundesamt für Landwirtschaft bietet vielfältige und interessante Einsatzmöglichkeiten an.

Mit ihrem Wissen leisten die BLW-Mitarbeitenden einen wichtigen Beitrag für einen informativen und fundierten Newsletter. So können wir Ihnen in jeder Nummer ein breites Themenspektrum vorschlagen.

» Aktuelle Stellenangebote

fördert Fehlerhaftes Management Herbizidresistente Unkräuter

nt immer ohne geeignetes Resistenz-Manageme die Wird über längere Zeit und fördert dies fast zwangsläufig Kulturpflanwieder dasselbe Herbizid ausgebracht, Unkräuter. Bei Herbizidtoleranten Entwicklung Herbizidresistenter herkömmliManagements höher als bei der einfazen ist das Risiko eines fehlerhaften ist da besonders hoch, aus Gründen chen Sorten. Die Versuchung Diversifizierung in der Unkrautbekämpfung chen Handhabung auf die nötige – insbesondere die Herbizidtoleranten Sorten zu verzichten. Die Schuld auf berechtigte Verein– zu schieben, ist eine nicht die gentechnisch veränderten primär durch ein resistenten Unkräutern wird von Aufkommen Das fachung. Anwender gefördert. fehlerhaftes Management der » Mehr

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Verhandlungserfolg bei den Grundsätzen für verantwortungsvolle Investitionen in die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme » Mehr Foto ©FAO/Giulio Napolitano

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Aktuell

Neue Publikationen

Umwelt Agroscope Science | Nr. 14 / Februar 2015

Agroscope-Bodendatenarchiv Bodendaten aus Bodenkartierungen 1953–1996

Autoren Urs Grob, Andreas Ruef, Urs Zihlmann, Leta Klauser, Armin Keller

Agroscope-Bodendatenarchiv Agroscope Science Nr. 14 / 2015 Verlässliche Bodendaten sind in der Schweiz dünn gesät: Informationen über die Verteilung und Eigenschaften der verschiedenen Böden liegen nur für einen Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche vor. Sie bilden aber eine unerlässliche Grundlage, um Nutzungsansprüche im Sinne einer nachhaltigen Ressourcenpolitik und einer sicheren Ernährung effizient steuern zu können. Mit Unterstützung der Bundesämter für Raument­ wicklung (ARE), für Umwelt (BAFU) und für Landwirt­ schaft (BLW) sowie der Kantone machte Agroscope umfangreiche Bodeninformationen aus einem Bodenda­ tenarchiv der landwirtschaftlichen Forschung mit einem geschätzten Neubeschaffungswert von über vierzig Mil­ lionen Franken digital verfügbar. Dies erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen Agroscope, kantonalen Stel­ len, externen Fachleuten und der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS). Da die Bodenprofile über mehrere Jahrzehnte erstellt wurden, mussten sie wäh­

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rend der Digitalisierung in das seit 1996 geltende Daten­ modell übersetzt werden. Diese Harmonisierung war aufwändig, führte aber zu einem national vergleichba­ ren Datensatz. Für die Sicherung, Verwaltung und Nut­ zung der digital aufgearbeiteten Bodeninformationen stellt das BAFU den Kantonen mit dem nationalen Bode­ ninformationssystem NABODAT eine ausgereifte IT­ Lösung zur Verfügung. Handlungsbedarf für Bund und Kantone Im Gegensatz zur Situation in Nachbarländern wie Deutschland oder Österreich wurde in der Schweiz keine landesweite Bodeninventur durchgeführt. Für mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegen hierzulande derzeit keine Bodenkarten vor. Zuverlässige Bodeninformationen sind nur in wenigen Kantonen flä­ chendeckend für landwirtschaftlich genutzte Böden vor­ handen (BL, ZG, ZH), in anderen für grössere Teilgebiete (beispielsweise AG, GE, GL, LU, SG, SH, SO, VS). Insbeson­ dere in Regionen, in denen ausgeprägte raumplaneri­ sche Nutzungskonflikte bestehen und für die keine aus­ reichenden Informationen zur Qualität der Böden vorliegen, sind weitere Bodeninventuren erforderlich. Federführend dafür sind die Kantone, doch benötigen sie Unterstützung im Hinblick auf die spätere nationale Vergleichbarkeit der erhobenen Bodeninformationen. Die Kantone benötigen für die kostengünstige Durch­ führung von Bodeninventuren einheitliche Rahmenbe­ dingungen, aktualisierte methodische Grundlagen und fachliche Unterstützung. Agroscope erachtet es deshalb als erforderlich, dass weitere Anstrengungen unternom­ men werden. Dazu gehören das Verfügbarmachen ein­ heitlicher Arbeitsgrundlagen für den Vollzug und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanto­ nen und externen Fachpersonen. Basierend auf den Bodendaten aus den Bodeninventuren können geeig­ nete Grundlagen für die Raumplanung erarbeitet wer­ den. Der Einbezug von Bodeninformationen erlaubt es, bei künftigen Raumplanungs­ und Nutzungsentscheiden den Wert von Böden bezüglich der verschiedenen Funk­ tionen zu berücksichtigen. Urs Grob, Andreas Ruef, Urs Zihlmann, Leta Klauser und Armin Keller, Agroscope Die Publikation kann in der Tablet-App «Publikationen Agroscope» (www.agroscope.ch/apps) oder unter www.agroscope.ch/science kostenlos heruntergeladen werden.


MERKBL AT T

Aktuell

Erfolgreiches Rinderhandling: wahrnehmen, verstehen, kommunizieren

Erfolgreiches Rinderhandling: wahrnehmen, verstehen, kommunizieren

2004 Ausgabe Deutschland

Die Mutterkuhhaltung und andere extensive Haltungsformen zur Rindfleischproduktion auf der Weide gelten als besonders tierfreundlich. Durch den geringen Kontakt mit Menschen werden die Tiere jedoch oftmals menschenscheu. Dies erschwert den Umgang mit ihnen in Situationen, wo dies unumgänglich ist, und führt zu Stress bei Rindern und Menschen. Ein gutes Verständnis des Verhaltens der Rinder und die Befolgung einiger Grundregeln im Kontakt mit ihnen können den Umgang wesentlich erleichtern und entspannen. Dieses Merkblatt vermittelt die Grundlagen zur Wahrnehmung und

Praxisleitfaden zum stressarmen Umgang mit Rindern Die besonders tierfreundliche Mutterkuhhaltung und andere extensive Haltungsformen zur Rindfleischpro­ duktion auf der Weide führen durch den geringen Kontakt mit Menschen oftmals zu menschenscheuen Rindern. Dies erschwert den Umgang mit ihnen in Situ­ ationen, wo dies erforderlich ist, und führt zu Stress bei Rindern und Menschen. Mitarbeiterinnen des FiBL haben nun Erkenntnisse aus eigenen Forschungsarbeiten und Erfahrungen ande­ rer Fachleute zum artgemässen Umgang mit Rindern zu einem Praxisleitfaden aufbereitet. Der Ratgeber für Rindviehhalterinnen und -halter zeigt auf, wie die Bezie­ hung zu den Rindern positiv gestaltet werden kann. Auf­ bauend auf der Wahrnehmung und dem Lernverhalten der Rinder stellt der Leitfaden Methoden und Vorge­ hensweisen vor, die zu einem entspannten Umgang mit Rindern beitragen.

zum Lernverhalten der Hausrinder

2014

und zeigt auf, wie Tierhalterinnen und Tierhalter eine positive Beziehung zu ihren Rindern gestalten können.

von Johanna Probst, Anet Spengler Neff Herausgegeben von FiBL, Bio Austria, Bioland, Bio Suisse, Demeter, Naturland und IBLA 2014, 1. Auflage, Merkblatt, 24 Seiten, ISBN 978-3-03736-264-8, FiBL-Bestellnummer: 1658 Die Broschüre kann beim FiBL für Fr. 9.– (zzgl. Porto und Verpackung) bestellt werden oder kostenlos unter www.shop.fibl.org > Rinderhandling abgerufen werden.

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 27.03.2015 Ertragreiche Gras-Klee-Mischungen für eine nachhaltige Futterproduktion in Europa

12.03.2015 Ackerbau: Qualität im Fokus der Experten Agroscope liefert den Landwirten unabhängige Daten zur Erntequalität und zu deren Einflussfaktoren und erarbeitet im Rahmen der Forschungsarbeiten Lösungen, die dazu beitragen, die Anforderungen der Produzenten und Verarbeiter zu erfüllen. An der 2. Nationalen Acker­ bautagung in Murten trafen sich Experten aus Forschung, Produktion, Verarbeitung und von der Verbraucherseite und zeigten Möglichkeiten auf, um die Qualität der Ackerbauprodukte zu sichern.

Gras­Klee­Mischungen zeichnen sich gegenüber Gras­ Reinbeständen durch gewichtige Vorteile aus, und das bei ganz unterschiedlichen Klimabedingungen. Die im Fachjournal Global Change Biology publizierte Studie stützt sich auf Untersuchungen an sechzehn Standorten in neun Ländern Mittel­ und Nordeuropas. Sie zeigt, dass Gras­Klee­Mischungen einen 55 Prozent grösseren Stick­ stoffertrag als Gras­Reinbestände aufweisen, wobei ein Kleeanteil von einem Drittel genügt, um diesen Effekt zu erzielen.

Agrarforschung Schweiz ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der Zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft HAFL, die Beratungszentralen AGRIDEA, die Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig Herausgeberin der Zeitschrift ist. Die Zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.

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Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich | FiBL

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F e b r u a r

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online und als App verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch

AGRAR FORSCH SCHWEI UNG Z

AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ

AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ

Umwe lt Pflanz

enbau

Pflanzenbau

ericht Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz von 2009 bis 2012 Seite Kurzb 48

Nutztiere

Heu- oder Haylageproduktion von zwei Grasmischungen Seite 64

Kurzbericht

Genetik der Hornlosigkeit beim Rind Seite 72

Tagfalterund Widde rchenv Züchtu ielfalt ng feuerb im Grünla randro nd der buster untere Apfels n Bergre ien aus orten gion Seite dem Wurze Seite 414 392 lbereic h wirken gegen die Krautund Knolle nfäule

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Seite 430

Name/Firma Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift

Talon einsenden an: Redaktion Agrarforschung Schweiz, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 26 407 73 00 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch

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Aktuell

Internetlinks

Veranstaltungen

Die persönliche Lebensmittelpyramide

April 2015

www.meinepyramide.ch

16.04.2015 10. Netzwerktagung Pferdeforschung Schweiz Schweizerisches Nationalgestüt SNG Avenches

Mit dem neuen kostenlosen Online-Angebot «Meine Pyramide» der Schweizerischen Gesellschaft für Ernäh­ rung SGE und des Bundesamtes für Lebensmittelsicher­ heit und Veterinärwesen BLV lässt sich eine Lebensmittel­ pyramide mit den persönlichen Wunschlebensmitteln zusammenstellen. «Meine Pyramide» regt zu einer bun­ ten Abwechslung an und dient als Orientierung für eine ausgewogene und genussvolle Ernährung.

Vor schau Mai 2015 / Heft 5 Die Biodiversität in den Schweizer Berggebieten stellt in vielerlei Hinsicht eine wichtige Ressource dar. Forschende der ETH Zürich und des FiBL befragten Berglandwirte zu den Massnahmen- bzw. ­Resultat-orientierten Unterstützungsbeiträgen des ­Bundes zur Biodiversitäts­ förderung. (Foto: Gabriela Brändle, ­Agroscope)

••Resultat-orientierter Ansatz zur Biodiversitätsförde­ rung: Akzeptanz im Berggebiet, Sophia Rudin et al., ETH Zürich und FiBL ••Wie stark beeinflusst der Wechselkurs die Schweizer Agrar- und Nahrungsmittelexporte?, Andreas Kohler und Ali Ferjani, Agroscope

Mai 2015 13.05.2015 Gesunde und leistungsfähige Nutztiere: Futter an ­Genotyp oder Genotyp an Futter anpassen? Fachtagung ETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, Agroscope INT ETH-Zentrum 31.05.2015 Breitenhof-Tagung 2015, Treffpunkt der Steinobstbranche Agroscope Steinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen Juni 2015 14. – 17.06.2015 54. IALB-Tagung (Internationale Akademie landund hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater) 3. EUFRAS-Konferenz Effizienz in der Land- und Ernährungswirtschaft Agridea Solothurn Informationen: http://url.agridea.ch/IALB2015 25.06.2015 Agroscope: 125 Jahre Forschung in Wädenswil Jubiläumsveranstaltung von Agroscope Wädenswil

••Klassen oder Labels? Rindfleischpreise und Qualität, Stefan Mann und Daniel Erdin, Agroscope und Schweizerischer Bauernverband ••Ramularia collo-cygni – ein neuer Schadpilz der Gerste, Peter Frei und Katia Gindro, Agroscope ••Vom Labor in die Praxis: Internationaler Kongress zur Fortpflanzung von Mensch und Tier, David Kradolfer et al., ETH Zürich und Vetsuisse-Fakultät Zürich ••Mikrobiologische und chemische Lebensmittel­ sicherheit, Marc Mühlemann, Agroscope ••Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die Ernte 2016, Agroscope

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

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Mittwoch, 13. Mai 2015

Gesunde und leistungsfähige Nutztiere: Futter an Genotyp oder Genotyp an Futter anpassen ?

Themen:

Anmeldung:

• Was definiert künftige Schweizer Nutztiersysteme? • Braucht es neue Bedarfsnormen für moderne Genotypen? • Ziele in der Schweizer Milchviehzucht • Highlights aus der Forschung

Bis spätestens Dienstag, 28. April 2015, an folgende Adresse: ETH Zürich Institut für Agrarwissenschaften Sekretariat / LFW B 58.1 8092 Zürich Schweiz

Ort: Zürich, ETH Zentrum, Hauptgebäude, Rämistrasse 101 Auditorium Maximum (HG F 30)

E-Mail: tiziana-lanzini@ethz.ch

Universität Zürich UZH

54. IALB-Tagung 3. EUFRAS Meeting 14. – 17. Juni 2015 in Solothurn, Schweiz Effizienz in der Land- und Ernährungswirtschaft Sein und Schein in Betrieb und Beratung

Ein Open Space behandelt das Thema «Effizienz und Effektivität – das Spannungsfeld zwischen Wunsch und Realität im Berufsalltag und wie wir damit umgehen können». Acht spannende Fachexkursionen ermöglichen einen Einblick in die Praxis und den Austausch mit Landwirtinnen und Landwirten vor Ort.

Reichhaltiges Programm zur Auswahl

Detailprogramm und Anmeldung http://url.agridea.ch/de/IALB2015

Plenumsveranstaltungen u. a. mit Bernard Lehmann zum Thema «Die Schweizer Landwirtschaft – ein Überblick» und «Die Schweizer Landwirtschaft – im Lichte der Effizienz»

Auskunft Roland Künzler, Tel. +41 (0) 52 354 97 87, ialb@agridea.ch Johanna Schoop, Tel. +41 (0) 52 354 97 43, ialb@agridea.ch

Fach- bzw. Projektforen und Workshops u. a. zu den Themen: Arbeitseffizienz – Arbeitsorganisation Ressourceneffizienz Handlungsorientiertes Lernen Effizienz und Effektivität im Alltag der Beratung

Anmeldeschluss 15. Mai 2015

IALB

Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater

Tagungsort Tagungslokal Landhaus, Landhausquai 4, Solothurn


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