Nichts als Leere. Tourismus im „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“

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Nichts als Leere. Tourismus im „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“

INHALT SCHWERPUNKTTHEMA: TOURISMUS UND WÜSTE

Eine Internet-Recherche als Einführung zum Thema von Marcus Bauer.

Internationales Jahr der Wüste Nichts als Leere. Tourismus im „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“

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Von Marcus Bauer

Tuareg „Freunderlwirtschaft“ der Wüstenritter. Die Instrumentalisierung von Ethno-Touristen durch Tuareg zu transnationaler Solidarität

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Von Harald A. Friedl

Libyen Von Tuareg, Toyotas und Wüsten Geschichten: Sahara-Tourismus in Libyen

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Von Ines Kohl

Marokko Die Ausgabe Integra 3/2006 erscheint am 15. September 2006.

Wüstentourismus in Marokko: Ein Potenzial für ländliche Entwicklung?

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Von Annika Burger

Wüstenbilder Stereotype über eine Wüstenregion und ihre touristische Vermarktung. Die Sahara als Ziel eines Öko- und Ethnotourismus

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Von Herbert Popp

Sonnenfinsternis in der Wüste Eine Reise ins Dunkle. Anmerkungen zu einer Eventreise anlässlich der Sonnenfinsternis 2006

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Von Silvia Stupäck und Marcus Bauer

Servicewüste Die Wüste im Herzen Europas. Ein eigenwilliger Blick auf eine etwas andere Wüste

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Von Marcus Bauer

Buchbesprechungen

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Termine

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as Jahr 2006 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“ ausgerufen. Es ist ein unspektakuläres Thema, sollte man meinen. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ungefähr ein Siebtel (ca. 20 Millionen Quadratkilometer) der gesamten Landmasse unserer Erde mit Wüste und wüstenartigen Regionen (1) bedeckt ist und gar 40 Prozent mit Trockengebieten (2), versteht man die Relevanz des Themas.

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Mit einem Internationalen Jahr sollen die mit Wüsten und Desertifikation verknüpften Probleme breit im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert werden. Alle Länder und zivilgesellschaftlichen Organisationen sind aufgerufen, auf „jede erdenkliche Weise“ zum Erfolg dieses Vorhabens beizutragen (3). Das Themenfeld ist komplex. Einerseits gilt es, die weitere Ausbreitung der Wüsten einzudämmen, andererseits stellen Wüsten einige der großartigsten Ökosysteme der Welt dar (4). Diese gilt es zu schützen. Tatsächlich sind viele Wüsten als Schutzgebiete ausgewiesen. In einigen Ländern bedecken Wüsten den Hauptanteil der Landesfläche. Viele dieser Länder sind beliebte Tourismus-

gebiete und weisen teilweise ein weit überdurchschnittliches Tourismuswachstum auf. Tourismus kann ein Faktor sein, der zur Verwüstung beiträgt (5). Er wird aber auch immer wieder als eine Möglichkeit genannt, durch Schaffung alternativer Lebensgrundlagen zur Eindämmung der Wüstenbildung beizutragen (6). Betrachtet man den europäischen Reisemarkt, so tauchen Wüsten als eigenständige Destinationen auf. Es finden sich sogar zahlreiche Spezialreiseveranstalter für Wüstenreisen (7). Es scheint also einen Markt für die Wüste zu geben. Sowohl die Angebotsals auch die Nachfrageseite weisen Potential auf. Und: Kein anderer Wirtschaftszweig bewegt so viele Menschen wie der Tourismus. Perfekte Voraussetzungen also, einen guten Beitrag zum „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“ zu leisten? Destinationen können sich profilieren, es wird eine breite Öffentlichkeit erreicht und positive Beiträge des Tourismus zur Desertifikationsbekämpfung können hervorgehoben werden? Eine virtuelle Reise im Internet zu Wüsten auf verschiedenen Kontinenten entführt uns in eine eher ernüchternde Wirklichkeit.


I NTERNATIONALES J AHR Foto: Birgit Steck

Obwohl die UNWTO an der touristischen Gesamtplanung für das Land beteiligt war und die Bewahrung des natürlichen Erbes von dieser Organisation als einer der Wege zum Aufbau eines stärkeren, verträglicheren und effizienteren Tourismussektors angesehen wird (12), scheint Libyen seine Zukunft in einem anderen Bereich zu sehen: Der Staat investiert vornehmlich in Hotelinfrastruktur an der Küste und will sich im Stile der Nachbarn Ägypten und Tunesien für den Massentourismus öffnen (13).

UNO aktiv gegen Wüstenbildung

Station 1: Libyen – Sahara Libyen ist das einzige Land der Welt, in dem es keinen einzigen ständigen Fluss gibt. Es verfügt lediglich über sogenannte Wadis, die aber nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führen (8), rund 90 % der Landesfläche ist Wüste (9). Libyen hätte mit und in der Wüste einige Einzigartigkeiten aufzuweisen, die eine Profilierung in diesem Bereich sinn-

voll erscheinen lassen. Immerhin war für 14 % der ca. 435.000 Besucher im Jahr 2005 die Wüste ein Hauptmotiv für deren Besuch (10). Doch das ist anscheinend nicht genug, um sich stärker der Wüste zu widmen. Als Ausnahme sind sicherlich die Grundwasservorkommen unter dem Sahara-Sand anzusehen, die im Rahmen eines gigantischen Ingenieursprojekts, dem „Great Man Made River“, über ein 4.000 km langes Pipeline-Netz abgezapft werden sollen (11).

Ob dies die (Studien-)Reiseveranstalter, die die Wüste in ihrem Libyenangebot fokussieren (14) und die für Libyen einen starken Nachfragezuwachs verzeichnen, als positive oder

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als negative Entwicklung ansehen, sei dahingestellt. Von libyscher Seite wird dem „Internationalen Jahr der Wüste und Desertifikation“ jedenfalls keine Beachtung geschenkt.

Station 2: Dubai – Arabische Wüste/ Ar-Rub Al-Khali Bescheidenheit ist nicht unbedingt eine Tugend, die Dubai auszeichnet. Die touristischen Großprojekte, mit denen Dubai zum „Center of the World“ (15) werden will, benötigen Sand höchstens als Baumaterial. Obwohl das Hinterland des Emirates zu weiten Teilen aus Wüste besteht, scheint man sich touristisch eher feuchteren Elementen zuzuwenden. Gigantische künstliche Inseln werden aus dem Wasser gestampft und das Stadtzentrum wächst beständig in die Höhe (16). Dennoch gibt es das Element Wüste im Tourismus von Dubai. Von offizieller Seite wird es als „unausweichliche Tatsache“ angesehen, dass so-

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Foto: Wikipedia

Menschen – Einheimische und Gäste – entstehen (24). Geschätzte zwei Millionen Touristen erwartet man alleine für dieses Projekt. Es locken Bildungsstätten, medizinische Behandlungsmöglichkeiten und Golfplätze (25). Sowohl die Investoren als auch die Betreiber kommen zum grossen Teil aus dem Ausland (26). Inwieweit die Wüste zukünftig eine Rolle im Tourismus spielt, wird wohl vom Ausflugsverhalten der Bewohner/innen und Besucher/innen abhängen. Auch in Oman sucht man vergeblich nach Hinweisen auf das „Internationale Jahr der Wüste und Desertifikation“.

Wüste in Libyen

wohl viele Einheimische als auch Touristen die „einzigartige Wüstenlandschaft“ besuchen wollen. Um dieses „unbezahlbare Naturerbe“ zu erhalten, wurde ein Schutzgebiet errichtet, das die „letzte unbeschädigte Wüste und den einzigartigen arabischen Lebensweg zur Freude zukünftiger Generationen bewahren“ soll. In den inneren Zonen des Schutzgebietes sichern strenge Auflagen die relative Ungestörtheit der Natur. Lediglich den zahlungskräftigen Gästen eines Resorts mit angeschlossenem Spa wird der Zugang erlaubt (17). Am Rand des Reservates bieten lokale Veranstalter Ausflüge z.B. zum SandSkiing an (18).

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Der große Nachbar Dubais ist zu 82 % mit Sand und Wüste bedeckt (20). Auf den Internetseiten des staatlichen Informationsministeriums werden Ausflüge in die Wüste und zu Orten angeboten, an denen man das traditionelle Falaj-Wasserverteilsystem kennen lernen kann. Dem Ökotourismus widmet man sich auf einer eigenen Unterseite. Man scheint sich der Verantwortung für die besondere Landschaft bewusst zu sein (21) und versucht bereits heute die Auswirkungen sinkender Öleinnahmen zu antizipieren. Große Hoffnungen werden dabei in den Tourismus gesetzt, wobei Massentourismus ausdrücklich nicht gewünscht ist (22). Ob man allerdings wirklich alternative Wege beschreiten will, ist mehr als fraglich. Die Hotelinfrastruktur besteht fast ausschließlich aus internationalen Hotelketten (23), es sind Großprojekte in Planung, die denen in Dubai kaum nachstehen. So soll auf einer Fläche von 35 Quadratkilometern eine Stadt für 250.000

Station 4: Namibia – Namib, Kalahari, Nama Karoo und Sukkulenten Karoo Im Süden Namibias treffen gleich vier Wüstensysteme aufeinander (27), mindestens 15 % des Landes sind Naturschutzreservate in staatlicher Hand – eine Fläche ungefähr dreimal so groß wie die

Foto: Wikipedia

Diese Ausflüge werden von zahlreichen Tourismusgesellschaften von Dubai aus angeboten, die Touren gehen in das gesamte Hinterland, hauptsächlich in den Bereich um Hatta herum. Und um Einblicke in das Leben der traditionellen Wüstenbewohner/innen zu erhalten, rät die offizielle Seite zum Besuch des Dubai Museums (19). Zum „Internationalen Jahr der Wüste und Desertifikation“ finden sich keine Angaben.

Station 3: Oman – Arabische Wüste/ Ar-Rub Al-Khali

Schweiz (28). Die Fremdenverkehrsbehörde setzt auf Naturschutz und appelliert an die besondere Verantwortung der Touristen/innen für das sensible Ökosystem. Man weist darauf hin, dass Spuren die Natur zerstören und oft mehr als hundert Jahre erhalten bleiben. Man bittet um einen sparsamen Umgang mit Wasser (29). Für Beherbergungsunternehmen, die sich in den Bereichen Naturschutz, Gästeführung, Personalentwicklung, Ökoarchitektur und Landschaftsplanung, dem Management von (Ab-)Wasser, Abfall und Energie hervorheben sowie durch ihre unternehmerische Verantwortung zur Wohlfahrt der Menschen beitragen, gibt es ein Auszeichnungssystem. Bis zu fünf Wüstenblumen können diese Betriebe erhalten, und sich damit im Marketing Vorteile verschaffen. (30). Eine Besonderheit des Landes stellen die privaten Schutzgebiete dar. Tourismus soll dort die Erhaltung und Wiederbelebung der Natur finanzieren. Beschäftigung und Einkommen im Gastgewerbe sollen die Boden schädigenden traditionellen Erwerbsquellen der Einheimischen ersetzen; dies alles unter der Prämisse eines möglichst geringen Eingriffs in die Natur (31). In „totalem Einklang mit der Natur“ lebten in

Wüste Namib


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Station 5: Vereinigte Staaten – Tal des Todes

es Versuche, durch „Fog Harvesting“ aus dem Küstelnebel Wasser zu gewinnen (47). Die Atacama ist die touristische Hauptattraktion Nordchi-

Death Valley

brachtes Besucherverhalten nach und nach „zahm“. Coyoten werden mit mildem Schmerz vom Betteln abgebracht. Dies ist ein Versuch. In anderen Parks „löst“ man das Problem der Habituierung durch Euthanasie (43). Bleibt zu hoffen, dass die geplanten Besucherlenkungs- und Informationsmaßnahmen positive Wirkung zeigen (44). Ansonsten müssten sich die USA von den nachfolgenden Generationen die Frage gefallen lassen: Warum habt ihr denn nichts getan im „Internationalen Jahr der Wüsten und Desertifikation“?

les (48). Erstaunlich ist, dass neben dem Erlebnis, die bizarre Landschaft mit dem Jeep zu erkunden (49), viele Sehenswürdigkeiten mit dem Element Wasser verbunden sind: in Salzseen herumstolzierende Flamingos und fast kochend heiße Geysire (50). Auch in der Unterkunft brauchen die Besucher/innen nicht auf (kühles) Nass zu verzichten. Fast alle Hotels in San Pedro de Atacama präsentieren auf ihrer Homepage stolz ihren Pool (51). Die Wüste als Ausflugsziel mit dem ganz gewöhnlichen Komfort. Kein Grund also, sich dem „Internationalen Jahres der

Wüsten und Desertifikation“ zu widmen?

Station 7: Mongolei – Wüste Gobi Die zweitgrößte Wüste der Welt erstreckt sich über weite Teile Zentralasiens und ist streng genommen eine Halbwüste bzw. Wüstensteppe (52). Es ist eine Besonderheit der Gobi, dass sich hier bis vor 70 Millionen Jahren Dinosaurier tummelten (53). Eine Tatsache, die auch touristisch aufgenommen wird, wenn auch nicht am Originalschauplatz. Nahe der mongolischen Hauptstadt kann man im Dinosaurier-Camp den Urzeitriesen aus Plastik nahe sein (54). Für die Wüste selbst hat die kreative Reiseagentur etwas anderes geplant. Die Jurten im Gobi Desert Camp gruppieren sich um drei Pyramiden, die offenbar den Aufenthaltsbereich darstellen (55). Über deren Sinn ist leider nichts näheres zu erfahren, auch nicht über die Sinnhaftigkeit der Förderung derartiger Tourismuskonzepte durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (56). Die offiziellen Tourismuspläne scheinen eher die eigenen Stärken des Landes in den Vordergrund zu stellen.

Station 6: Chile – Atacama Obwohl die Atacama als die trockenste Wüste der Welt gilt, ist sie schon seit Jahrtausenden besiedelt (45). In den Oasen bewässerten die Atacameños, die indigenen Einwohner der Wüste, die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen künstlich und erzielten so ihr Auskommen (46). Künstliche Bewässerung wird nach wie vor betrieben, seit einigen Jahren gibt

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Foto: Wikipedia

Dieser Teil der Mojave-Wüste, der zu 95 % gesetzlich geschützte Wildnis ist, weist pro Jahr fast eine Million Besucher/innen auf (36). Der Tourismus hat eine lange Tradition, schon Anfang des letzten Jahrhunderts drängten sich die Besucher um die vorhandenen Quellen und gruben so der Umgebung das Wasser ab (37). 1994 wurde das Gebiet zum Nationalpark aufgewertet (38), in dessen Grenzen so gut wie jede Veränderung des natürlichen Zustandes untersagt ist (39). Dennoch gewährleistet ein 350 Meilen (560 km) großes Straßennetz den Zugang zu Wildnis-Wanderwegen, Campingplätzen und historischen Stätten (40). Übernachtungsgästen stehen mehrere Campingplätze und Resorts, teilweise mit Pool und Golfplatz, zur Verfügung (41). Zur Bewässerung dieser Anlagen wird

Grundwasser abgepumpt, die Oasen im Gebiet sind am Versanden (42). Ein weiteres Problem: Die Wildnis wird durch unange-

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diesen Gebieten Jahrtausende lang die San, besser bekannt unter dem Namen Buschmänner. Deren traditionelle Lebensweise wird von den Parkbesitzern heute als „nicht mehr zeitgemäß“ angesehen, weil dann „die Einwohnerzahl im Süden drastisch reduziert werden müsste“, so ein Statement (32). Dabei ist gerade diese Lebensweise ein Anziehungspunkt für Touristen (33). Die San wissen um das Potential, das im Reiseverkehr steckt und wollen daran teilhaben (34). Das „Internationale Jahr der Wüsten und Desertifikation“ war dem namibischen Tourismusamt nur eine Pressemitteilung wert (35), just talk – no walk.

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Wüste Gobi

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Station 8: Australien – Red Center

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Von unberührter Natur und großartiger Tierwelt ist hier die Rede (57). Diese zu erhalten ist eine schwierige Aufgabe. Durch fortschreitende menschliche Aktivitäten, die Desertifizierungsprozesse begünstigen, schrumpfen die Lebensräume der Tiere in der Gobi (58). 1991 wurden Teile der Gobi zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt, dem größten in Asien (59). So soll der Schutz seltener Tiere wie Schneeleopard und Steinbock erreicht werden (60). Dennoch scheint auch die Jagd des Hörnertiers eine touristische Attraktion zu sein (61). Nach dem Abheben von der Jagdcamp eigenen Startbahn (62) kann man im Flugzeug überlegen, warum die Mongolei im Bereich Tourismus das „Internationale Jahr der Wüsten und Desertifikation“ nicht thematisiert hat.

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Pinnacles Wüste in Australien

schaftlichen Aktivität wird von dem Komitee überprüft, ob religiöse Stätten involviert sind (65). Im Park selbst drohen hohe Strafen, wenn man beispielsweise die Wege verlässt oder Bodenmaterial mitnimmt (66). Als die besten Möglichkeiten, die Region kennen zu lernen, schlägt die australische Tourismusbehörde geführte Wanderungen mit AborigineReisebegleiter, Motorradtouren und Rundflüge vor (67). Am Rande des Nationalparks befindet sich ein Luxus-Zeltplatz, auf dem die Übernachtung mit tausend Dollar berechnet wird. Bei der Planung wurde großer Wert gelegt, die Bedürfnisse der dauerhaften Bewohner/innen dieses empfindlichen Wüstenökosystems zu berücksichtigen (68). Warum das „Jahr der Wüsten und Desertifikation“ touristisch nicht beachtet wird, kann man in Ruhe am Pool der Anlage überlegen (69).

Diese Halbwüste, die überwiegend aus Sand besteht, ist ca. eine Million Quadratkilometer groß (63), was in etwa der dreifachen Fläche Deutschlands entspricht. Ein zentrales Element des Areals ist aus touristischer Sicht der Uluru-Kata Tjuta Nationalpark mit dem zweitgrößten Monolithen der Erde, bekannt unter dem Namen Ayers Rock. Die im Gebiet des Nationalparks autochthone Bevölkerung hat im Jahr 1985 den Park vom australischen Staat zurückerhalten. (64).

Chance nicht genutzt

Die Entscheidungsgewalt über fast alle Aktivitäten im Park liegt seitdem bei einem Selbstverwaltungskomitee der Aborigines, welches auf die (touristische) Entwicklung der Region starken Einfluss nimmt. Vor jeder baulichen oder wirt-

Die auf dieser kleinen Weltreise besuchten Länder sind alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (70). Der Tourismus stellt in ihnen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Tourismus kann, wenn er richtig geplant und gesteuert

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wird, positive Beiträge auch in ökologischer und sozialer Hinsicht bringen. Der Generalsekretär der UN hat diese Einschätzung erst kürzlich geteilt (71).

eine in Tunis für April angesetzte UNWTO-Konferenz zum Thema „Ökotourismus in Wüstengebieten“ (73) war noch nicht einmal das genaue Datum herauszubekommen.

Desertifikation resultiert oft aus einer falschen Nutzung der Landschaft. Tourismus ist sicherlich kein Patentrezept dagegen. Dennoch kann er wertvolle Beiträge leisten, indem er in strukturschwachen Regionen eine Alternative bietet (72). Er kann Einkommen schaffen und dies selbst in Gebieten, die auf den ersten Blick nichts zu bieten haben außer Weite, Stille und Einsamkeit. Dem Aufruf an alle gesellschaftlichen Akteure, durch Aktionen zum Erfolg des „Internationalen Jahres der Wüsten und Desertifikation“ beizutragen, ist kaum ein Land touristisch gefolgt. Vielleicht war für viele das Thema nicht der Rede wert. Oder es hat einfach an kreativen Ideen gemangelt. Gleiches gilt für die meisten anderen Tourismusakteure.

Die Lobbygruppen sind sich einig: Dem Tourismus wird noch lange nicht angemessen Bedeutung zuteil. Ihnen allen kann man vorwerfen, dass sie bisher Chancen vertan haben. Weder wurde das positive Potential von Tourismus aufgezeigt, noch hat man auf die Probleme durch Tourismus in Trockengebieten hingewiesen. Und den Vereinten Nationen darf man ins Buch schreiben, dass ein kohärentes Thematisieren eines Anliegens von globaler Bedeutung anders aussieht. Es ist anzunehmen, dass es im „Internationalen Polarjahr 2007“ (74) nicht einfacher sein wird, breite Anteilnahme zu erreichen.

Kaum ein Reiseveranstalter hat sich des Themas angenommen, selbst bei der Welttourismusorganisation wurden Wüsten und Desertifikation höchstens hinter verschlossenen Türen angesprochen. Für

Marcus Bauer studiert im Masterstudiengang Nachhaltiger Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde. Er absolvierte davor ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Touristik.

KONTAKT: E-Mail: BauerMW@web.de


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ANMERKUNGEN: Die Internetrecherche erfolgte zwischen 14.4. und 29.4.2006. (1) (2) (3) (4) (5)

http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCste http://www.iydd2006.de/desertifikation.html http://www.iydd.com ebd. vgl. http://assets.panda.org/downloads/medpotourism reportfinal_ofnc.pdf, http://europa.eu.int%00/comm/ research/rtdinfo/special_inco/02/article_2831_en.html, http://unesdoc.unesco.org/images/0013/001391/ 139124e.pdf, http://www.unep.org/Documents.Multilingual/ Default.asp?DocumentID=475&ArticleID=5247&l=en (6) vgl. http://www.oecd.org/dataoecd/12/37/ 34993457.pdf, http://www.iydd2006.de/uploads/ media/Desertifikationsbekaempfung_2005.pdf, http://www.inweh.unu.edu/inweh/MA/Desertification-Synthesis.pdf (7) siehe z.B. Desert Team (Schweiz) (8) http://de.wikipedia.org/wiki/Libyen (9) http://www.libyen-news.de/daten_und_fakten _zum_land.htm (10) http://www.libyen-news.de/tourismus.htm (11) http://www.gmmra.org (12) http://www.world-tourism.org/techcoop/eng.html (13) http://www.libyen-news.de/tourismus.htm (14) http://www.studiosus.de/studienreisen/agent/ suchergebnisse/highlights/index.php?neue_aktion=neue_ reise&land=&oid=114625&reisenr=3165&saison= 2006&beginn=21.04.2006&ende=31.03.2007& produkt=STU&reiseform=14, http://www.gebeco.de/_reise/list/detail.html?aReiseDatareise=2500001&rgpbid=wdfb183ece1a339795d7 cd1cbfe12bcc22a8624850c (15) Dubai Werbeauftritt Internationale Tourismusbรถrse ITB 2006 (16) http://de.wikipedia.org/wiki/Dubai (17) http://www.ddcr.org/ (18) http://www.dubaitourism.ae/Entertainement/ default.asp?SubCatID=12&DocID=91 (19) http://dubaitourism.co.ae/default.asp (20) http://www.omanet.om/english/regions/oman.asp?cat=reg (21) http://www.omanet.om/english/tourism/thome.asp? cat=tour (22) www.omantourism.de (23) ebd. (24) http://almadinaalzarqa.com (25) TAI - Tourismuswirtschaft Austria & International, 2. Dez. 2005, S. 9 (26) http://en.wikipedia.org/wiki/Blue_City,_Oman (27) http://www.namibiatourism.com/index.php?zeige=presse&lang=de&id={BHO1TB5M-TFWZ-9E46-P17E-IXHZZ9X17T0H} (28) http://www.namibia-tourism.com/index.php?zeige=national parks&lang=de (29) http://www.namibia-tourism.com/index.php?zeige= gzw&sel=N&lang=de (30) http://www.ecoawards-namibia.org/how_to_apply.html

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(31) www.gondwana-desert-collection.com/philosophy.htm (32) www.gondwana-desert-collection.com/journey_desert.htm (33) http://www.az.com.na/index.php?page=news/news. php&identifier=1107723685&id=10760 (34) http://www.nacobta.com.na/modules.php?op=modload& name=News&file=article&sid=51 (35) http://www.namibia-tourism.com/index.php?zeige=post&lang=de&id={Y6VMOPZ6-R3JG-7063-0NYY-9OT6KEE89L7W} (36) http://www.nps.gov/deva/VisitorGuide_72.pdf (37) http://geology.wr.usgs.gov/docs/parks/deva/ftfur1.html (38) http://www.desertusa.com/dv/du_dvpdesc.html (39) http://www.usa.de/ReiseZiele/Nationalparks/UeberNationalparks/index-a-700.html (40) http://www.nps.gov/deva/pphtml/planyourvisit.html (41) http://www.desertusa.com/dv/du_dvpcamp.html (42) http://geology.wr.usgs.gov/docs/parks/deva/ftfur1.html (43) http://www.nps.gov/deva/VisitorGuide_72.pdf (44) http://www.nps.gov/deva/Pdf/LRIP/DEVA_LRIP.pdf (45) http://de.wikipedia.org/wiki/Atacama (46) http://de.wikipedia.org/wiki/Atacame%C3%B1o (47) http://www.oas.org/dsd/publications/Unit/oea59e/ch12.htm (48) http://www.visit-chile.org/norte/h5.phtml (49) http://www.visit-chile.org/norte/4x4.phtml (50) http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,231949,00.html (51) http://www.sanpedroatacama.com/hoteles.htm (52) http://de.wikipedia.org/wiki/Gobi (53) http://www.mongoliatoday.com/issue/3/gobi_desert.html (54) http://www.mongoliatourism.gov.mn/discover.pdf?PHPSES SID=360057b04989fea11556b4f517def460 S. 30 (55) http://www.mglgoldentours.mn/m104.htm (56) http://www.mongolei.de/news/2005mar2.htm (57) http://www.un.int/mongolia/economy.htm (58) http://www.mongoliatoday.com/issue/7/mazaalai_bear.html (59) http://www.welcome2mongolia.com/touristinfo (60) http://www2.unesco.org/mab/br/brdir/directory/ biores.asp?mode=all&code=MON+01 (61) http://www.mongoliasafari.com/classics.html#ibexgazelle (62) http://mongoliatourism.expo.mn/company_details.php?cat_ id=4&com_id=64&ct_id=1 http://mongoliatourism.expo.mn/company_details.php? cat_id=4&com_id=64&ct_id=2 (63) http://de.wikipedia.org/wiki/Red_Centre (64) http://de.wikipedia.org/wiki/Uluru (65) http://www.nt.gov.au/aapa/index.html (66) http://de.wikipedia.org/wiki/UluruKata_Tjuta_National_Park (67) http://www.australia.com/places_to_go/UW_Unique_ wonders/UW_Uluru/Reg_Exp_STD1.aust?I=UW_Uluru. xml&L=de&C=DE (68) http://www.time.com/time/asia/2003/explorer/australia.html (69) http://www.longitude131.com.au/facilities (70) http://www.un.org/Overview/unmember.html (71) http://www.world-tourism.org/newsroom/Releases/2006/ april/kofi.html (72) http://www.world-tourism.org/sustainable/IYE/Regional_ Activites/Algeria/Algeria/Menu.htm (73) http://www.gefweb.org/projects/Focal_Areas/land/ documents/iydd_schedule.pdf (74) http://www.international-polar-year.de

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