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Nachhaltige Kreuzfahrten
Fotos: MSC Kreuzfahrten
Eine Branche in Bewegung Im März fand in England eine Konferenz zur Verantwortung von Kreuzfahrttourismus statt. Eingeladen hatte das International Center for Responsible Tourism, um so zur Diskussion über mögliche positive Beiträge der Industrie beizutragen. Ein Blick in die Branche zeigt, wo die Herausforderungen liegen und wie vorausschauende Vertreter sich rechtzeitig anpassen.
Bei den großen Reedereien rückt der Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsgedanke immer mehr in den Fokus
W
enn ein CEO von einem Privileg spricht, mit seinen Schiffen in unberührte Gewässer fahren zu dürfen und daraus eine besondere Verantwortung ableitet, dann reflektiert das mitunter schlicht strategisches Denken. Die Umweltauflagen werden strenger und Behörden werfen ein wachsames Auge auf die Branche. An Land werden mancherorts Stimmen nach einer besseren Einbindung der lokalen Bevölkerung laut. Die Strategien im Umgang mit derartigen Rahmenbedingungen variieren. Sie reichen von vertikaler Integration der Infrastruktur und dem Inkaufnehmen von Verwarnungen und Strafen bis hin zu freiwilligen Klimaabgaben, Umweltbeauftragten an Bord und Nachhaltigkeitsstrategien für den Landgang. Fest steht: Die Branche ist in Bewegung.
Abfall ungeklärt? Schwimmende „Kleinstädte“ mit mehreren Tausend Einwohnern verbrauchen so einiges an Wasser und Energie und produzieren allerhand Müll. Noch sind nicht alle Schiffe mit modernen Schmutzwasserund Müllentsorgungs-Systemen ausgestattet. Dennoch ist Umweltverträglichkeit bei vielen Anbietern – vor allem bei den großen Reedereien - zu einem
wichtigen Thema geworden. Statt stark schwefelhaltigen „Bunker-Fuels“ benutzen manche CruiseLines wenn möglich Bio-Treibstoffe. Biologisch abbaubare Reinigungsmittel und Mülltrennung haben auf Schiffen Einzug gehalten. Es ist mittlerweile Usus, Müll an Land zu entsorgen, anstatt ihn einfach über Bord zu werfen und in den ersten Schiffen werden Aufzüge mit Solarenergie betrieben. Solche Maßnahmen machen die Kreuzfahrtbranche zwar nicht zum weltweiten Öko-Vorreiter, aber die Reedereien erkennen ihre Verantwortung an. Das Image einer schmutzigen Industrie passt nicht zu den sanft dahin gleitenden Ozeanriesen.
Ausgezeichnet Dann schon lieber mit Wettbewerbs-Trophäen. Bei Crystal Cruises sparen regelmäßige Energie- und Beleuchtungs-Audits Geld und auch das Schmutzwasser-Management wurde modernisiert. Kürzlich wurde ein Schiff der Gesellschaft für dieses UmweltEngagement vom Hafen Stockholm mit dem „Environmental Buoy Award“ ausgezeichnet. Seit 2008 werden herausragende Kreuzfahrt- und Fährgesellschaften auch in einer eigenen Kategorie beim Responsible Tourism Award prämiert. Die Gewinner
2010 werden im November beim WTM in London vorgestellt. Besonders kleine Gesellschaften versuchen mit einer stärkeren Einbindung der lokalen Bevölkerung in den Destinationen und einer bestmöglichen Öko-Bilanz auf die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Kreuzfahrtreisen zu reagieren.
An Ufern und Küsten Bei Flusskreuzfahrten sind solche Bestrebungen meist einfacher umzusetzen als auf hoher See: Die Distanzen sind kürzer, die Schiffe sind kleiner, die Verteilung der Touristen ist weniger massiert. Da die Touren durchgehend in staatlichen Binnengewässern stattfinden, ist auch der Rechtsrahmen für Umweltmaßnahmen viel strikter als im offenen Meer. Es ist zudem wesentlich einfacher lokale Angebote ins Reiseprogramm einzubinden. Flüsse sind Lebensadern, deren Ufer schon seit jeher Menschen angezogen haben und an denen eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten aufwartet. Verglichen mit den wenigen neuralgischen Punkten, an denen Zehntausende von Touristen pro Jahr die Antarktis betreten, ist es relativ einfach, die Besucherströme zu lenken und die Gefahr negativer Einflüsse durch den Menschen – sei es sozial oder ökologisch – bleibt recht gering.