Auskommen mit kleinem Einkommen Anlegen und vom grossen Geld tr채umen Piraterie beim E-Banking Pensionskassen im Gegenwind
Beilage vom Sonntag, 5. Oktober 2008
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Sonntag, 5. Oktober 2008 / Nr. 5
Gefahrenzone E-Banking
Tipps Sicheres E-Banking Schützen Sie Ihren PC, bevor Sie mit E-Banking starten: ● Computer Updates: Updates und Patches immer downloaden und installieren. ● Aktuelle Virenschutz-Software verwenden. ● Führen Sie mindestens einmal wöchentlich eine vollständige Systemprüfung Ihres Rechners aus. ● Nur Programme mit zuverlässiger Herkunft auf Ihrem Computer installieren. ● Sicherheitseinstellungen in den Programmen auf Ihre Bedürfnisse anpassen. ● Aktuelle Browser-Versionen verwenden und allfällige zum Download angebotene Service-Packs und Updates installieren. ● E-Mails und Anhänge nur öffnen, sofern der Absender bekannt und vertrauenswürdig ist (Gefahr von Malware). Vor dem Einloggen: ● Öffnen Sie das E-Banking
Die Schweiz gehört in Sachen Sicherheit beim E-Banking zu den wachsamen Staaten. Angriffe von Hackern drohen vor allem Kundencomputern. BILD JÖRG LÜSCHER
E-Banking ist der sicherste Weg, seinen Zahlungsverkehr abzuwickeln, sagen Sicherheitsexperten von Banken. Die Kunden müssen aber ein minimales Sicherheitsbewusstsein an den Tag legen. V O N PA U L F E L B E R
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ie Sicherheit beginnt zu Hause», sagt Pascal Dürr, Sicherheitsexperte bei Raiffeisen Schweiz. «In der Verbindungskette von Heimcomputer, Internet und Bankserver ist der Kunden-PC das schwächste Glied.» Die Schweizer Banken hätten bezüglich Sicherheit ihre Hausaufgaben gemacht, was man leider nicht von allen Surfern im Netz behaupten könne. «Zu viele surfen arglos, haben keinen Virenschutz oder keine Firewall installiert», so Dürr. «Sie gehen damit ein Risiko ein, auch für das E-Banking. Denn alle bekannten Angriffe laufen über die Heimcomputer.»
Hacker-Angriffe Eine markante Zunahme der Hacker-Angriffe hat man weder
bei den Raiffeisen noch bei der Credit Suisse in letzter Zeit festgestellt. Hacker-Angriffe abzuwehren gehöre zur täglichen Routine, heisst es bei beiden Banken übereinstimmend. Allerdings seien solche Angriffe
auf Banken nutzlos, auch wenn sie heute von hochprofessionellen Hackern – häufig aus der ehemaligen Sowjetunion – ausgeführt würden. Pascal Dürr von Raiffeisen ist sich sicher: «Nicht einmal der US-Geheim-
Raiffeisen ist bei der Sicherheit führend Als erste Schweizer Bank nutzt Raiffeisen das Mobiltelefon als zusätzlichen Sicherheitskanal. Der Kunde kann den Zugangscode per SMS anfordern. «Das macht es für Hacker unmöglich, an den Code zu gelangen, weil die Kommunikation über zwei voneinander unabhängige Geräte läuft», erklärt Sicherheitsexperte Pascal Dürr, Leiter Distribution von Raiffeisen Schweiz, St. Gallen, den Vorteil des neuen Systems. Die Raiffeisen Schweiz können demnächst ihren 500 000. E-Banking-Kunden begrüssen. Die Zuwachsraten betragen über 20 Prozent
jährlich. Bis zu 100 000 Kunden nutzen Raiffeisen-E-Banking täglich. Mehr als drei Millionen Zahlungsaufträge werden monatlich verarbeitet. Das sind mehr als die Hälfte des gesamten Zahlungsvolumens der Raiffeisen-Gruppe. «Das Wichtigste dabei ist», sagt Pascal Dürr, «dass seit der Einführung dieser Dienstleistung im Jahr 2000 noch kein einziger Kunde einen finanziellen Schaden erlitten hat. Ich kann deshalb mit gutem Gewissen sagen, dass Raiffeisen-EBanking die sicherste Variante für die Abwicklung von Bankgeschäften ist.»
dienst ist in der Lage, die Verbindung zwischen Kunde und Bank zu knacken.» Erfolgreicher sind Hacker allerdings bei Angriffen auf Kundencomputer. «Es ist halt einfacher, ein Portemonnaie zu klauen, als eine Bank zu überfallen», führt Pascal Dürr als Vergleich an.
Prävention
Kunden die Möglichkeit des E-Bankings. Bei der Credit Suisse sind über es 600 000. Das heisst, dass schon rund ein Drittel der Credit-Suisse-Kunden ihren Zahlungsverkehr elektronisch abwickeln. Mit der steigenden Zahl der Nutzerinnen und Nutzern von E-Banking erhöht sich natürlich auch das Potenzial für mögliche Hacker-Angriffe. Den Schweizer Banken wird von Experten jedoch ein hoher Sicherheitsstandard attestiert.
Matthias Friedli, Mediensprecher bei der Credit Suisse, ortet die Schwachstelle ebenfalls in den heimischen Räumen des Kunden. «Präventive Musterschüler Massnahmen, um Schäden zu vermeiden, sind bei uns zenDie Schweiz ist hinsichtlich tral. Um einen sicheren Betrieb der Sicherheit im E-Banking ein zu gewährleisMusterschüler. ten, ist es jedoch «Und der SicherEs ist einfacher, wichtig, dass heitsstandard auch die Kunden wird laufend verein Portemonnaie die notwendigen bessert», sagt zu klauen, als eine SicherheitsanMatthias Friedli Bank zu überfallen. forderungen bevon der Credit achten. Denn für Suisse. «Wir ardie Sicherheit im Internet beiten eng mit erwiesenen Inbraucht es auch den Beitrag formatik-Sicherheitsexperten unserer Kunden.» Die Credit von externen Partnern zusamSuisse stellt ihren Kunden um- men, unter anderem mit Kobik, fangreiche Informationen zum das ist die nationale KoordinatiThema Sicherheit zur Verfü- onsstelle des Bundes zur Begung und unterstützt sie bei kämpfung der InternetkriminaProblemen auch aktiv. lität, sowie mit Melani, der MelBei Raiffeisen nutzen bereits de- und Analysestelle Informaknapp 500 000 Kundinnen und tionssicherung des Bundes.»
durch Eingabe der Bankadresse in Ihrem BrowserFenster. ● Stellen Sie sicher, dass in Ihrem Browser keine weiteren Internetseiten geöffnet sind. ● Klicken Sie niemals auf Links in E-Mails oder auf Homepages von Dritten, selbst wenn diese von Ihrer Bank zu stammen scheinen. Ihre Bank wird Ihnen unter keinen Umständen irgendwelche vertraulichen Informationen oder Links per EMail übermitteln. Während der E-BankingSitzung: ● Beim Verbindungsaufbau liefert die Bank ein Zertifikat. Der Browser kann aufgrund des Zertifikates feststellen, dass Sie mit der Bank verbunden sind. Warnungen und Meldungen: ● Schalten Sie Warnungen
und Meldungen nicht einfach aus, sondern lesen Sie diese vor dem Bestätigen. E-Banking-Sitzung beenden: ● Beenden Sie Ihre E-Ban-
king-Sitzung immer, indem Sie sich mittels Log-out von der Applikation abmelden. Das Schliessen des Browsers, ohne ein Logout in der Applikation durchzuführen, beendet die E-BankingSitzung nicht. Browser-Cache löschen: ● Nach dem Beenden Ihrer E-Banking-Applikation empfehlen wir den Cache Ihres Browsers zu löschen. Quelle: Luzerner Kantonalbank
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B U D G E T B E R AT U N G
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Eine saubere Budgetplanung bewahrt vor Ungemach – wer seine Ausgaben nach dem Inhalt der Schatulle richtet, kippt finanziell nicht so leicht aus den Latschen.
BILD JL
Wenn das Geld nicht reicht Wenn das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, drängt sich ein rigoroser Budgetplan auf. Ein schmerzhafter Prozess, der Disziplin und Verzicht erfordert.
lösung, die das Problem nur weiter verschärft und verschlimmert.
Planen
Empfehlenswerter ist es, frühzeitig eine Budgetberatungsstelle aufzusuchen. «Wir können den Ratsuchenden einen Überblick über die finanzielle Situation verschaffen und VON PIRMIN SCHILLIGER ihnen Lösungen aufzeigen», ero haben sich Reto und klärt Budgetberaterin Rita HerDora K.* das Familien- mann von der Frauenzentrale glück eigentlich nicht Luzern. Zur Hilfeleistung gehövorgestellt: Vor einem ren konkrete Budgetvorschläge Jahr haben sie geheiratet, und für Familien, Alleinerziehende seit der Geburt der Tochter vor und Alleinstehende, die auf die einigen Monaten ist Dora, die jeweilige finanziellen Möglichgelernte Verkäuferin, nicht keiten genau abgestimmt wermehr berufstätig. Nun muss den. Mit dem Gang zur Budgetbedie Familie mit dem Lohn von Reto auskommen, der als ratung tun sich allerdings viele Handwerker 5600 Franken schwer, gilt es doch, den zunach Hause bringt. «Das Geld meist unangenehmen Tatsachen ins Auge zu reicht nicht, obblicken. In einem wohl wir uns Meistens führt kein ersten Schritt kaum etwas wird dabei ermitWeg daran vorbei, gönnen», klagt telt, wie viel Geld die junge Mutter. den Gürtel enger überhaupt zur In der bereits anzu schnallen. Verfügung steht. gespannten SiMittels Lohnaustuation droht nächstens noch Schlimmeres: weis ist die Rechnung meistens Miete und Krankenkassenprä- schnell gemacht. Allenfalls gibt mien werden aufschlagen. es in gewissen Fällen noch «Dabei sind in diesem Jahr die weitere Einnahmen aus AliLebensmittel bereits laufend menten, Nebenerwerb, Vermöteurer geworden», sagt Dora K. genserträgen usw. Komplizierter ist der zweite mit resignierter Stimme. Es ist für die junge Familie Schritt, nämlich die Berechnur ein schwacher Trost, dass nung der Ausgaben. Hier gilt sie nicht die Einzigen sind, bei es, zwischen Notwendigkeiten denen das Geld knapp ist. Eini- und Wünschen, zwischen fesge hunderttausend Privathaus- ten Verpflichtungen und variahalte in der Schweiz haben blen Kosten streng zu untergrosse Mühe, mit den ihnen scheiden. «Meistens führt kein zur Verfügung stehenden Mit- Weg daran vorbei, den Gürtel teln über die Runden zu kom- enger zu schnallen», sagt Rita men. Manche haben sich, um Hermann. Der happigste Ausgabeposdie monatlichen Lebenskosten doch noch begleichen zu kön- ten von Familie K. ist die Wohnen, über Kreditkarten, Klein- nungsmiete von 1480 Franken. kredite und Leasingverträge Sie macht 26,5 Prozent des verschuldet – eine Kurzschluss- Einkommens aus, was noch
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knapp im grünen Bereich liegt. Tatsächlich wäre es schwierig, in der Vorortsgemeinde von Luzern, wo Reto und Dora K. zu Hause sind, eine günstigere 4-Zimmer-Wohnung zu finden. Kaum Sparpotenzial gibt es auch bei den weiteren Budgetposten wie Telefon/Internet/ Handy/Radio/Fernsehen, Strom, Krankenkasse, Versicherungen und Steuern. In der Krankenkasse sind Reto und Dora K. bereits grundversichert, und sie machen von der staatlichen Prämienverbilligung für tiefere Einkommen Gebrauch. Ihre Prepaid-Handys
haben sie zudem schon seit Monaten nicht mehr benützt.
Kostenfresser Auto Grösseres Sparpotenzial entdeckt die Budgetberaterin jedoch bei den Mobilitätskosten: Die Familie leistet sich ein Auto der Mittelklasse. Reto K. hat bisher nie genau ausgerechnet, wie viel ihn das kostet. Umso überraschter ist er, als die Budgetberaterin dafür einen Betrag von 800 Franken pro Monat ermittelt. Zudem fördert die Budgetierung noch weitere Ausgabeposten zutage, die irgendwie vergessen oder nicht
Der Weg zur Budgetplanung Die Budgetberatung Schweiz bietet nicht nur knapp bemittelten Familien Musterbudgets an, sondern liefert auch Vorschläge und Merkblätter für besondere Situationen: Wie viel Geld soll ein Lehrling zu Hause abliefern, wie viel der jugendliche Vollverdiener ans «Hotel Mama»? Wie sind die Lebenshaltungskosten im Falle von Trennung, Scheidung und Konkubinat aufzuteilen? Mit welchem Aufwand ist bei Studierenden zu rechnen? Ab wann sollen Kinder wie viel Taschengeld erhalten? Wie kommen Senioren mit ihrer AHV-Rente und Pension über die Runden? Eine komplette Übersicht zu diesen und ähnlichen Fragen liefert das Buch «Auskommen mit dem Einkommen» – Der Ratgeber für Ihr
Haushaltbudget. Budgetberatung Schweiz; Theres Anderes/Marianne Dörig/Rita Hermann, Orell Füssli AG, 2006 (6. Auflage).
Budgetberatungsstellen in der Zentralschweiz: ● Frauenzentrale Luzern,Tel.
041 211 00 30 (für individuelle ausführliche Beratung), jeweils am Mi, 15–17 Uhr, und am Fr, 9–11 Uhr ● Telefonische Kurzberatung: 0900 566 000 Fr.1.49/ Minute ● Frauenkontaktstelle Obwalden, Tel. 041 660 44 47 ● Verein Budgetberatung im Kanton Schwyz, Tel. 041 811 29 15 ● Frauenzentrale Zug, Tel. 041 725 26 35 ● www.budget.ch – Website der Geschäftsstelle Schweiz
berücksichtigt wurden: ein Fitnessabo sowie die vierteljährlich zu bezahlenden Raten für einen Sprachkurs. «Allein die festen Verpflichtungen machen bei der jungen Familie bereits rund 65 Prozent des Einkommens aus», stellt die Budgetberaterin fest. Was noch bleibt – also rund 2000 Franken – brauchen die beiden für den Haushalt, für Kleider, Schuhe und Taschengeld. Bezahlen tun Reto und Dora K. jeweils mit einer Maestro-Karte. Regelmässig müssen sie feststellen, dass eine Woche oder noch länger vor der Lohnüberweisung bereits Leerstand auf dem Konto herrscht. Gespart wird dann notgedrungen beim Essen. Ganz besonderes Kopfzerbrechen bereiten ihnen Sonderausgaben: eine Zahnarztrechnung, ein längst fälliger Haarföhn, die Reparatur einer Armbanduhr ... Müssig zu erwähnen, dass für Freizeitvergnügungen wie Kino, Restaurantbesuche oder gar Ferien nichts mehr übrig bleibt.
Disziplin nötig Die Budgetberaterin schlägt den beiden eine einschneidende Massnahme vor: Verzicht aufs Auto! Das wird das Budget um 600 Franken entlasten. Dafür werden ihnen für die variablen Kosten wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen. Diese dürfen aber künftig nicht mehr blind mit Plastikgeld, sondern streng nach Plan mit Bargeld, und zwar nach einzelnen Posten (Nahrung, Getränke, HaushaltNebenkosten, Kleider/Wäsche/ Schuhe, Taschengeld) ausgegeben werden. Zudem muss Dora K. die für den Haushalt vorgesehenen 1350 Franken auf Wochentranchen von 300 Franken aufteilen und jeweils am Montag drei Hunderter ins Portemonnaie legen. «Das erfordert
Tipps Sparen von A–Z ● Auto: Kleineren Wagen kaufen, Auto teilen (Mobility) oder verzichten. ● Coiffeur: Abstand zwischen zwei Haarschnitten verlängern. ● Einkaufen: Liste erstellen, nicht mit Kreditkarte, sondern mit Bargeld zahlen und so viel ins Portemonnaie legen, wie man ausgeben möchte. ● Ferien: Zu Hause ist es am günstigsten. ● Geschenke: Do-it-yourselfProdukte (sprich Selbstgebasteltes) und Zeit schenken. ● Haushalt: Wochenmenüplan mit Sparmenüs, Resten verwerten, Fertigprodukte sparsam einsetzen. ● Strom/Telefon: Geräte nicht auf Stand-by eingeschaltet lassen, Niedertarife nutzen. ● Vergnügen/Freizeit: Sportverein statt Fitnesscenter, Sportausrüstung mieten statt kaufen, kostenlose Vorträge statt Kino. ● Verpflegung auswärts: Am günstigsten ist nicht Fast Food vom Schnellimbiss, sondern das von zu Hause mitgenommene Picknick. ● Zigaretten: Aufhören zu rauchen.
zwar Disziplin, aber damit geht die Ausgabenkontrolle nicht verloren», betont die Budgetberaterin. Hält sich das Ehepaar an diese Vorgaben, werden ihnen monatlich 600 Franken für Anschaffungen, Zahnarztrechnungen, Freizeit und Ferien übrig bleiben. * Richtiger Name der Redaktion bekannt
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ZAHLUNGSVERKEHR
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Lieber Plastik oder Papier? Wer einkaufen geht, muss nicht mehr ein schweres Portemonnaie mitnehmen. Eine kleine Karte aus Plastik genügt. Der Einkauf mit der Kredit- oder Debitkarte ist in der Schweiz nicht mehr wegzudenken. V O N PA U L F E L B E R
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rössere Bargeldbeträge auf sich zu tragen, ist heutzutage nicht mehr üblich: Der Trend, mit Plastikgeld zu bezahlen, breitet sich stetig aus. Waren vor zehn Jahren gesamtschweizerisch
Auch Kleinstbeträge können problemlos mit der Karte bezahlt werden. noch 2 654 000 Kreditkarten im Umlauf, sind es in diesem Jahr bereits 4 441 400 (per Juli). Aber nicht nur das Kaufen auf Kredit hat zugenommen: Die Anzahl der Debit-Cards ist im selben Zeitraum um satte 157,48 Prozent auf neu 7 355 700 Karten angestiegen. Dies entspricht ziemlich genau einer Karte pro Person in der Schweiz. Einkäufe werden zunehmend mit Kreditkarte oder MaestroKarte beglichen. «Am stärksten wächst wie bisher Maestro CH», erklärt Nicolas Schmied, Mediensprecher bei Coop. Auch Corsin Caviezel von der Migros bestätigt diese Entwicklung: «Der Trend geht eindeutig in Richtung Plastikgeld. Immer mehr Kunden bezahlen mit Kredit- bzw. Debitkarte. Im ersten Semester 2008 waren es fast 40 Prozent der Kunden, die mit Plastik bezahlten. Vor fünf Jahren waren es erst rund 27 Prozent.» Vielfach ist dies den Verkäufern lieber als die Bezahlung mit Bargeld. Nicolas Schmied: «Da der übliche Ablauf bei einer Kartenzahlung vollständig automatisiert ist, entsteht ein kleinerer Aufwand als beim Hantieren mit Bargeld. Im Gegensatz zur Barzahlung fallen beim Plastikgeld die Kosten für den Geldtransport und für die Transportversicherung weg.»
Kartengeld verdrängt das Papiergeld immer mehr: In der Schweiz entfällt durchschnittlich auf jede Person eine Debit-Karte – Tendenz steigend.
Allein der Gebrauch der Debitkarten stieg von 1998 bis 2007 um knapp 17,8 Prozent an. Selbst an der Expresskasse in der Migros muss der Kunde in Kauf nehmen, länger zu warten, denn auch Kleinstbeträge können problemlos mit der
Karte bezahlt werden. «Die Möglichkeit, mit der Karte zu bezahlen, ist für die Geschäfte doppelt positiv», weiss Norbert Nauer, Vizedirektor und Leiter Privatkunden bei der Schwyzer Kantonalbank. «Müssen Kunden nicht darauf achten, genü-
gend Bargeld bei sich zu haben, geben sie mehr aus.» Dass dem so ist, wird auch von Budgetberatungsstellen oder Budgettipps für Studenten (zum Beispiel der Studierendenplattform www.euro26.ch) immer wieder hervorgehoben:
Wer mit der Karte bezahlt, gibt mehr aus. Musste einst vorbeugend gefragt werden, ob eine Visa-Karte als Zahlungsmittel angenommen wird, kann heute davon ausgegangen werden, dass dem so ist. Ein Geschäft, in welchem nicht
Das eine tun und das andere ... Holger Kretzschmar (38): «Kleinere Beträge bezahle ich lieber bar. Aber wenn der Betrag eine gewisse Höhe hat oder ich ganz einfach zu wenig Bares dabei habe, habe ich kein Problem, mit der Karte zu bezahlen.» Nicole Honegger (38) mit Andrin (3): «Einkäufe bezahle ich immer mit der Karte. Nicht, weil ich es grundsätzlich möchte, sondern vielmehr weil ich mein Konto bei der Post habe; Automaten gibt es nicht so viele – und jedes Mal extra einen Umweg zu machen, um Geld zu holen, ist mir zu mühsam.»
Tommy Durrer (27): «Einkäufe bezahle ich lieber bar. Da weiss man, was man ausgibt und wie viel man noch hat. Aber wenn der Betrag hoch ist, brauche ich trotzdem die Karte. Ich würde es einen gezielten Einsatz der Karte nennen.» Melina Nigg (24): «Grössere Geldsummen bezahle ich vorzugsweise mit der Karte. Kleine Beträge am liebsten bar, weil es sich aus meiner Sicht nicht lohnt, diese mit der Karte zu begleichen. Einen gewissen Betrag habe ich aber immer bar im Portemonnaie, so für alle Fälle.»
Irene Stadelmann (21): «Ob Einkäufe oder Rechnungen: Ich bezahle immer bar. So behalte ich die Übersicht über meine Ausgaben und kann dank der Quittung sicher sein, dass alles stimmt. Mit dem Internet kenne ich mich nicht so gut aus. Und man hört ja auch oft schlechte Dinge über Internet-Banking.»
mit einer Karte bezahlt werden kann, ist heute eine Seltenheit. Laut der Schweizerischen Nationalbank gibt es allein für Kreditkarten (Amex, Mastercard, Visa und Diners) 368 383 Akzeptanzstellen in der Schweiz. Für Debit-Cards (Maestro-Karte, Postcard) sogar 445 948 (inklusive Mehrfachzählung und Tankstellen).
Ideale Mischung Weit verbreitet ist die Gewohnheit, Beträge bis zu einer gewissen Summe in bar zu bezahlen, für grössere Beträge aber eine Karte zu verwenden (siehe Umfrage). Dieses Verhalten begrüssen auch die Geschäfte. Denn unter einer bestimmten Summe (üblicherweise 10 Franken) sind Aufwand und Kommission zu hoch, da stimmt dann das Verhältnis nicht mehr. Die Geschäfte müssen nämlich für die Dienstleistung per Kreditkarte Gebühren entrichten. Eine Transaktion mit der Maestro-Karte kostet das Geschäft 20 Rappen, mit der Kreditkarte eine durchschnittliche Kommission von etwa 2,5 Prozent. Der Prozentsatz variiert je nach Umsatz und Branche.
Ferien statt tolles Auto
Der Handschlag gilt
Wer heute einen Gebrauchtwagen kauft, bezahlt diesen nicht zwangsläufig bei der Fahrzeugübergabe bar. «Rund die Hälfte der bei uns verkauften Autos werden heute entweder durch Kreditinstitute oder Leasingagenturen finanziert», sagt Oliver Blättler, Inhaber und Geschäftsführer der Autorama AG in Kriens. «Und die andere Hälfte», so der seit 20 Jahren im Autohandel tätige Nidwaldner, «wird entweder bar bezahlt, oder der Betrag wird via Bank oder Post überwiesen.» Ob es sich dabei um erspartes Geld oder auch um einen Kredit handelt, der vom Käufer privat aufgenommen worden ist, entzieht sich den Kenntnissen von Oliver Blättler. «Es spielt dabei absolut keine Rolle, ob es sich um ein teures oder ein eher günstiges Fahrzeug handelt.» Eine markante Verschiebung der Zahlungsgewohn-
Der Vieh- und teils auch der Rosshändler, welcher auf dem Marktplatz mit dem Bauern den Kauf einer Kuh oder eines Pferdes mit einem Handschlag besiegelt, ist kein Klischee aus längst vergangenen Gotthelf-Zeiten. «Diese Art», weiss der ehemalige Nidwaldner Regierungsrat und Viehhändler Werner Odermatt, «wird heute noch beim Handel mit Vieh praktiziert.» Geändert hat sich gemäss Werner Odermatt lediglich die Zahlungsart. Das Checkbuch hat das Bündel von Banknoten, welches der Viehhändler auf sich zu tragen pflegte, abgelöst. Dass ein Handschlag in der heute modernen Welt mit Kreditkarten nach wie vor nichts von seiner Bedeutung als Form des Vertragsabschlusses eingebüsst hat, verwundert den pensionierten Viehhändler nicht. Für ihn ist diese Art von Geschäft
Auf Pump Auto fahren ist heute mehrheitsfähig.
heiten beim Autokauf hat Oliver Blättler in den letzten Jahren nicht festgestellt. Aufgefallen ist ihm hingegen, «dass das Auto als Statussymbol gerade bei jungen Leuten nicht mehr den gleichen Stellenwert hat wie noch vor 10 oder 20 Jahren.
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«Damals», erinnert sich der Autohändler, «gehörte es zum guten Ton, einen schicken Schlitten zu fahren. Heute geben die jungen Leute das Geld lieber für Reisen aus.» B E AT C H R I S T E N
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Ein Mann, ein Wort – im Viehhandel nach wie vor Usanz.
problemlos. Dass einer mal übers Ohr gehauen wird, schliesst Werner Odermatt praktisch aus. «Bei den Bauern ist ein Wort ein Wort. Und betrügt einer wissentlich, dann spricht sich dies sehr schnell herum. Weitere Geschäfte zu
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tätigen wird für ihn folglich fast nicht mehr möglich sein.» Werner Odermatt glaubt denn auch nicht, dass diese Art von Geschäftsabwicklung schon bald verschwinden wird. B E AT C H R I S T E N
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VORSORGE
Sonntag, 5. Oktober 2008 / Nr. 5
«Wie man sich bettet, so liegt man» Pensionskassen sollten regelmässig Analysen des Marktumfeldes vornehmen und das Vermögen breit diversifizieren. So könnten sie auch turbulente Börsenphasen schadlos überstehen, sagt Sergio Hartweger von der Bank Reichmuth & Co, Luzern.
toren, die frühzeitig die Risikopositionen reduzierten und Liquidität aufgebaut haben, können schrittweise aufbauen. Welche Renditen sehen Sie in den einzelnen Anlagesegmenten langfristig als realistisch an? Hartweger: Im Bereich der Obligationen erwarten wir eine Rendite von 2 bis 4 Prozent p. a., was für eine Pensionskasse mit einem Renditeziel von ca.
INTERVIEW V O N PA U L F E L B E R
Sergio Hartweger, die Anlagemöglichkeiten der Pensionskassen sind stark reglementiert – beinahe überreglementiert. Welche (offensiven) Strategien sind überhaupt möglich? Sergio Hartweger: Die Anlagevorschriften für Pensionskassen (BVV 2) bieten grundsätzlich genügend Spielraum, um eine diversifizierte Vermögensaufteilung für das Erreichen des Anlageziels festzulegen. Insbesondere mit dem Art. 59 BVV 2 «Erweiterung der Anlagemöglichkeiten» hat eine Pensionskasse zusätzliche Flexibilität für eine ziel- und marktorientierte Anlagestrategie. Mit diesem Artikel können einzelne Anlagebeschränkungen erweitert werden. Wir stellen zudem fest, dass sich Pensionskassen oft selber sehr stark einschränken und reglementieren. Pensionskassen können nur schwerfällig auf Marktveränderungen reagieren. Wo sehen Sie Möglichkeiten für eine grössere Flexibilität bei der Anlagepolitik? Hartweger: Marktveränderungen geschehen in der Regel nicht von einem Tag auf den
«Wer genügend trockenes Pulver hat, übersteht auch turbulente Phasen.» Sergio Hartweger
Pensionskassen, die das Vermögen breit diversifiziert angelegt haben, sind auf turbulente Zeiten besser vorbereitet.
anderen, sondern zeichnen sich im Rahmen eines wirtschaftlichen Zyklus ab. Dies bedeutet, dass sich Pensionskassen sehr wohl auf solche Veränderungen einstellen und Anpassungen schrittweise vornehmen können. Dabei meine ich nicht tägliche, sondern Anpassungen über Wochen oder eher Monate hinweg. Sie können ist das eine, tun sie es denn auch? Hartweger: Je nach Organisationsstruktur einer Pensionskasse werden Anpassungen tatsächlich oft nur schwerfällig
vorgenommen. Dies hängt auch mit den verschiedenen involvierten Gremien zusammen, die sich nicht laufend treffen und auch nicht permanent mit den Finanzmärkten auseinandersetzen Reaktionszeit und Flexibilität sollten aber gegeben sein. Hartweger: Möglichkeiten für eine grössere Flexibilität sehe ich darin, dass eine Pensionskasse nicht über sämtliche Marktphasen hinweg dieselbe Vermögensaufteilung umsetzt, sondern sich eben auf das Umfeld ausrichtet und die so ge-
nannte Asset Allocation anpasst. Denn die Asset Allocation ist die zentrale Steuerungsgrösse für das Anlageresultat. Im Rahmen von mehreren gemischten Mandaten mit unterschiedlichen Investmentansätzen kann die Diversifikation erhöht werden, und die Abhängigkeit von nur einer Strategie wird reduziert. Wie sollen Pensionskassen in turbulenten Börsenphasen reagieren? Sollen sie überhaupt reagieren? Hartweger: Wie man sich bettet, so liegt man. Wer sich –
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wie gesagt – aufgrund einer sorgfältigen Analyse auf das erwartete Marktumfeld ausrichtet und das Vermögen breit diversifiziert, der hat sich allenfalls auf eine turbulente Zeit eingestellt. In sehr turbulenten Phasen mit Tagesschwankungen von einigen Prozenten ist es sehr schwierig, noch zu reagieren. Man erwischt sicher nicht denTiefpunkt zum Kaufen oder den besten Zeitpunkt zum Verkaufen. Solche Phasen eröffnen auch wieder Chancen – aber nur für jene, die noch trockenes Pulver haben. Inves-
5 Prozent p. a. nicht ausreicht. Aktien werden volatil bleiben und dürften per Saldo knapp halten. Langfristig erwarten wir für die Aktienmärkte ca. 4 bis 6 Prozent p. a. Mit einem aktiven Ansatz und guter Selektion kann auch mehr erzielt werden. Und wie siehts mit Immobilien aus? Hartweger: Bei den Immobilien Schweiz kann langfristig mit einer Rendite von knapp 5 Prozent gerechnet werden. Hier muss stark zwischen den verschiedenen Investitionsformen differenziert werden. Bei Alternativen Anlagen, wie z. B. Fund of Hedge Funds, erwarten wir weiterhin ca. 8 Prozent p. a., weil diese am flexibelsten Chancen an den Finanzmärkten nutzen können.
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Alex Züger ist Kundenberater am Hauptsitz der Luzerner Kantonalbank in Luzern. Als Experte für die Finanzierung von Immobilien berät er Interessierte persönlich, auf Wunsch auch ausserhalb der Geschäftszeiten unter Telefon 041 206 23 79 oder E-Mail alex.zueger@lukb.ch
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VORSORGE
Sonntag, 5. Oktober 2008 / Nr. 5
Sicherer Hort Pensionskasse Sicherheit steht bei der beruflichen Vorsorge an erster Stelle. Jean Wey, Vorsitzender der Geschäftsleitung der PKG Pensionskasse Luzern, wünscht sich jedoch mehr Flexibilität für Pensionskassen.
Was zeichnet eine gute Pensionskasse aus? «Dass jeder Prämienfranken ein Vorsorgefranken bleibt», bringt es Jean Wey auf den Punkt. Die PKG Pensionskasse beispielsweise zeichne sich durch sehr tiefe Verwaltungskosten aus. «Wir kaufen keine teuren Dienstleistungen ein. Wir erbringen sie selbst», liefert Jean Wey die Erklärung. «Das Personal der PKG Pensionskasse ist von der Stiftung direkt angestellt. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen kaufen ihre Dienstleistungen bei gewinnorientierten Unternehmen ein. Zusätzlich ist auf diesen Leistungen die Mehrwertsteuer zu entrichten.
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s gibt kaum eine Möglichkeit, seine Gelder sicherer anzulegen, als bei einer Pensionskasse – auch in der derzeitigen Finanzmarktkrise. Die Verzinsung und das Kapital sind grundsätzlich garantiert. Die Anlagemöglichkeiten der Pensionskassen sind klar geregelt und auf Sicherheit und angemessenen Ertrag ausgerichtet. «Das System hat sich in den letzten 20 Jahren bewährt», ist Jean Wey von der PKG Pensionskasse überzeugt. «Es ist stabil und gut. Es gab nur wenige negative Ereignisse. Die Gelder der Arbeitnehmer sind zudem doppelt und dreifach abgesichert durch Revisionsstellen, Aufsichtsbehörden und letztlich durch den Sicherheitsfonds.» «In den letzten Jahren konnte man bei den Pensionskassen eine grosse Professionalisierung insbesondere bei der Vermögensbewirtschaftung feststellen. Es hat sich viel verbessert. Die Bevölkerung reagiert nämlich sehr sensibel, wenn es um ihre Berufsvorsorge geht. Das ist auch richtig so. Deshalb
Eine garantierte Verzinsung, die deutlich über dem derzeitigen Sparzinsniveau liegt, spricht für freiwillige Einzahlungen auf das Alterskapital.
plädiere ich dafür, dass die Regulierungswut gezügelt und die Transparenz für die Versicherten erhöht wird.»
Eigenverantwortung Die Mitsprache der Versicherten ist allerdings in der zweiten Säule begrenzt. Oft entscheidet der Arbeitgeber, welcher Pensionskasse er sich anschliessen will. «Bei vielen Fragen hat der Arbeitnehmende aber durchaus Gestaltungsspielraum», ergänzt Jean Wey von der PKG
Pensionskasse, «so vor allem im überobligatorischen Bereich. Allerdings wird die Eigenverantwortung von den Versicherten oft nicht wahrgenommen. Dabei gibt es absolut keinen Grund, das Vorsorgekapital anders zu behandeln als das restliche Vermögen. Das Alterskapital ist kein Vermögen zweiter Klasse.»
Freiwillig Jean Wey plädiert insbesondere dafür, freiwillige Einzah-
lungen auf das Alterskapital zur Verbesserung der Vorsorge zu leisten. «Eine garantierte Verzinsung, die deutlich über dem derzeitigen Sparzinsniveau liegt, sowie steuerliche Vorteile sprechen dafür. Die Einzahlungen sind im vollen Umfang von den Steuern absetzbar. Es lohnt sich, Einzahlungen gestaffelt vorzunehmen, um die Steuerprogression zu brechen. Zudem entfällt die Vermögenssteuer, ebenso wie die Steuer auf den Zinser-
trägen der eingekauften Vorsorgeguthaben.» Auch der Vorbezug für Wohneigentum könne sich je nach finanzieller Situation als sinnvoll erweisen, ist Jean Wey überzeugt. Für die Altervorsorge ist das Geld bei den Pensionskassen gut aufgehoben. Allerdings nicht bei allen gleich gut. Bei Performance, Verzinsung und administrativen Kosten gibt es teils grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Vorsorgeeinrichtungen.
«Jeder Prämienfranken muss ein Vorsorgefranken bleiben.» Je a n We y
Wir hingegen sind nicht gewinnorientiert. Wir wollen für unsere angeschlossenen Unternehmen und die Versicherten einen möglichst hohen Ertrag erwirtschaften, aber keinen Gewinn abschöpfen. Jeder Prämienfranken bleibt so im Vorsorgesystem drin.»
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GELDANLAGEN
Sonntag, 5. Oktober 2008 / Nr. 5
«Langfristig sind wir alle tot» Informationen aus unabhängigen Quellen und nur kaufen, was man auch versteht, das rät der emeritierte Wirtschaftsprofessor der Universität Freiburg (CH) Walter Wittmann Investoren, die ihr Geld an den Finanzmärkten anlegen wollen
Anlage 10 goldene Regeln für private Anleger 1. Informiere dich objektiv! Es ist unabdingbar, selbst zu denken und es nicht den Beratern zu überlassen, die ihren eigenen Interessen folgen. 2. Spekuliere nicht! Geld, das man auf absehbare Zeit hinaus für den eigenen laufenden Finanzbedarf braucht, darf nicht an den Aktienmärkten eingesetzt werden.
I N T E R V I E W PA U L F E L B E R
Herr Walter Wittmann, weshalb sollte sich ein privater Investor die Mühe machen, sich selbst über die unzähligen Finanzprodukte zu informieren? Es gibt ja genügend Fachleute, an die man sich wenden kann, wenn man sein Vermögen gewinnbringend anlegen will. Walter Wittmann: Die amerikanische Hypothekenkrise, die bereits im Jahr 2007 anfing und die krisenhafte Entwicklung 2008 einläutete, zeigt, dass ganze Bereiche der Finanzindustrie im Domino-Effekt ins Straucheln gekommen sind. Es ist offensichtlich, dass selbst gestandene Profis auf dem glatten Parkett der internationalen Finanzmärkte leicht ausrutschen können. Der Normalanleger arbeitet fast ausschliesslich mit einer Bank, eben seiner Hausbank, zusammen. Man vertraut ihr oft grenzenlos und meint, hier seien versierte Profis am Werk. Aber auch diese Profis liegen mit ihren Anlagetipps nicht selten falsch und lassen sich vom Optimismus und Pessimismus der Märkte anstecken.
3. Lass nicht zu, dass die Zeit gegen dich arbeitet! Fristen und Sperrfristen sind gefährlich. Man verliert die Handlungsfähigkeit. 4. Kaufe nur das, was du verstehst! Wer investiert und sich davor drückt, sich umfassend zu informieren, tritt eine Fahrt ins Unbekannte an. 5. Diversifiziere deine Anlagen! Wer seine Anlagen nicht diversifiziert, hat unweigerlich ein Klumpenrisiko.
Als Folge der Hypothekarkrise auf dem amerikanischen Markt sind viele Bereiche der Finanzindustrie ins Straucheln geraten. BILD JÖRG LÜSCHER
vom laufenden Einkommen abhängig zu sein. Welches ist Ihrer Meinung nach die beste Anlagestrategie? Wittmann: Es mag überraschend klingen, aber für private Anleger ist ein Eigenheim die erste Strategie. Im Idealfall ist das Eigenheim frei von Hypotheken, und dabei ist es egal, ob das steuerlich günstig ist oder nicht. Konservativ anlegen gilt auch vor allem für jene, deren Ziel es ist, später ein Eigenheim zu erwerben.
Finger weg von Tipps mit Attributen wie «traumhafte Renditen». Wenn man nicht einmal der eigenen Hausbank vertrauen kann, auf wen soll man sich noch stützen? Wittmann: So radikal möchte ich mich nun doch nicht verstanden wissen. Selbstverständlich ist jedermann auf eine Bank angewiesen, und häufig genug sind die Interessen des Anlegers und seiner Hausbank weitgehend ähnlich, aber man sollte nie vergessen, dass die Bank Partei ist und ihre eigenen Interessen verfolgt. Was heisst das? Wittmann: In der Regel empfehlen Banken jene Produkte, an denen sie am meisten verdienen. Kommt hinzu, dass Banken relativ träge Gebilde sind. Sie brauchen oft viel Zeit, um ihre Empfehlungen auszuarbeiten und zu genehmigen. Gegenüber der eigenen Hausbank ist Vertrauen gut, ein gesundes Mass an Skepsis aber noch besser. Wie soll ein potenzieller Anleger in der Flut von Empfehlungen
Walter Wittmann, geboren 1935, ist emeritierter Wirtschaftsprofessor der Universität Freiburg (CH) und erfolgreicher Autor. Er lebt in Bad Ragaz. KEYSTONE
und Tipps den Überblick wahren? Wittmann: Es ist von grosser Bedeutung, über zuverlässige und unabhängige Informationsquellen zu verfügen. In der Regel handelt es sich um Börsen- und Wirtschaftsbriefe, die man im Abonnement beziehen kann. Diese Informationen sind also nicht gratis. Doch selbst hier sollte man nicht unbesehen zugreifen. Am besten beraten ist man mit Publikationen von Anbie-
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tern, die selbst keine Anlagen tätigen und keine Vermögensverwaltung betreiben.
beitsmoral. Es ist geradezu verantwortungslos, mit solchen Versprechungen zu operieren, nur um das Finanzgeschäft anzukurbeln.
In den Neunzigerjahren wurde Kleinanlegern sogar von renommierten Bankern gepredigt, je- Aber langfristig gesehen geder könne Millionär werden. Ist winnt man mit Aktien immer. jeder, der mit 30 Jahren noch Man braucht nur einen genünicht Millionär ist, ein Versager? gend langen Atem? Wittmann: Die FinanzindusWittmann: «Langfristig sind trie wirbt tatsächlich schon lan- wir alle tot», hat der Ökonom ge mit Slogans wie «Mit Aktien John Maynard Keynes einmal Millionär werden». Das mag treffend gesagt. Wer kann zwar rein rechneschon mit Anlarisch an der Entgehorizonten Die beste Anlage ist wicklung der Invon vierzig, fünfdizes gemessen zig oder noch ein schuldenfreies – langfristig zumehr Jahren inEigenheim. treffen. Aber bei vestieren? Entsolchen Hochscheidend ist in rechnungen wird nicht mit dem jedem Fall, altersgerecht zu inLebenszyklus der Anleger, son- vestieren. Je älter ein Anleger dern mit der Hausse-Periode ist, desto mehr hat er die Zeit der Aktienmärkte operiert. Sol- gegen sich. Das sollte in jede che dauern in der Regel höchs- Anlagestrategie miteinbezotens zehn Jahre. gen werden. Wer in jungen und mittleren Jahren eine spekulaDann stimmt die Botschaft in tive Strategie verfolgt, sollte spätestens ab 50 Jahren konihrem Kern also doch? Wittmann: Eine Millionärs- servativ operieren. Schon alperspektive haben – wenn lein deshalb, weil das Risiko ab überhaupt – nur wenige. Ab- 45 bis 50 Jahren erfahrungsgegesehen davon untergraben mäss erheblich zunimmt, die solche Versprechungen die Ar- Beschäftigung zu halten und
Nicht alle können solche Ziele anvisieren. Wittmann: Klar, entscheidend ist natürlich auch, wie viel flüssiges Geld für Investitionen zu Verfügung steht. Für Personen mit eher kleinen Vermögen, die kaum Aussicht haben auf ein Eigenheim, sind zwei Regeln zentral: Keine Schulden für dauerhafte Konsumgüter und ein Mindestmass an Cash. Für Anleger mit einem Vermögen von 100 000 bis 500 000 Franken steht, wie gesagt, das Eigenheim an erster Stelle und danach eine altersgerechte Geldanlage. Personen mit Millionen-Vermögen arbeiten in der Regel sowieso mit Vermögensverwaltern zusammen. Wovon raten Sie ab? Wittmann: Von allen marktschreierisch angebotenen Finanzprodukten mit wohlklingenden Namen, vor Versprechungen wie «Jeder kann Millionär werden» und vor allem vor so genannten «Geheimtipps». Sie sind ein besonders übles Thema. Finger weg von Tipps mit Attributen wie «traumhafte Renditen», «heiss» und «todsicher». Hinter solchen Lockvogelangeboten stecken sicher Promotoren, die selbst rasch reich werden wollen und auf der Suche sind nach nützlichen Idioten, die ihnen dabei helfen. Wenn man schon seine ganzen Ersparnisse auf einen Schlag loswerden will, gibt es bestimmt angenehmere Möglichkeiten.
6. Investiere nur in liquide Märkte! Für eine Reihe von Anlagen gibt es faktisch keine oder nur leicht transparente und ineffiziente Märkte. Wer sich hier engagiert, fährt ein hohes Risiko. 7. Achte auf das Timing! Man sollte sich nicht vom Optimismus oder Pessimismus an den Märkten anstecken lassen. Zur richtigen Zeit kaufen und verkaufen. 8. Veranstalte keine Aufholjagd! Der Wunsch, Verluste möglichst schnell aufzuholen, ist keine gute Voraussetzung, um erfolgreich zu sein – im Gegenteil. Wer in Eile und Hast handelt, dem unterlaufen Fehler. 9. Arbeite mit StopLoss! Gegen Fehleinschätzungen des Marktes gibt es nur ein Rezept: stets mit StopLoss operieren und die entsprechenden Limits für allfällige Verluste gleich beim Kauf in Auftrag geben. 10. Bleibe stets handlungsfähig! Damit private Anleger immer handlungsfähig bleiben und nicht in Engpässe geraten, ist eine lückenlose mittelfristige Finanzplanung über mindestens drei bis fünf Jahre ein Muss. Quelle: Walter Wittmann, Wie man erfolgreich investiert – 10 goldene Regeln für private Anleger, Verlag Orell Füssli, Zürich, 2008.
Impressum Beilage «Geld» in der Zentralschweiz am Sonntag vom 5. Oktober 2008. Herausgeberin: Neue Luzerner Zeitung AG; Erwin Bachmann, Delegierter des Verwaltungsrates, Mail: leitung@lzmedien.ch Verlag: Jürg Weber, Geschäftsund Verlagsleiter, Maihofstrasse 76, 6002 Luzern, Telefon 041 429 52 52, Mail: verlag@lzmedien.ch Redaktion: Jörg Lüscher
Texte: Akomag AG Gestaltung/Produktion: Teddy Achermann (Titelseite), Andy Waldis, Jörg Lüscher Inserate: Publicitas AG, Hirschmattstrasse 36, 6002 Luzern, Tel. 041 227 57 57, zentralschweiz@publicitas.com, Anzeigenleitung: Edi Lindegger