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K A N T O N S S P I TA L O B WA L D E N

15 0 J a h r e K a n t o n s s p i t a l O b w a l d e n

20. Oktober 2006

SPEZIALAUSGABE Der 150. Geburtstag des Kantonsspitals Obwalden ist eine gute Gelegenheit, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen, die Gegenwart zu analysieren und die Zukunft zu skizzieren. Das wollen wir mit der vorliegenden Zeitung tun, welche der «Neuen Obwaldner Zeitung» und dem «Obwaldner Wochenblatt» beigelegt wird. Weitere Exemplare können in Arztpraxen und natürlich bei uns bezogen werden. Die VISITE ist aber auch ein Dankeschön an unsere Mitarbeitenden. Sie erst machen das Kantonsspital Obwalden mit ihrem täglichen und nächtlichen Einsatz möglich. Das Kantonsspital Obwalden in Sarnen.

Kantonsspital – am Puls Obwaldens Das Kantonsspital Obwalden hat sich in den vergangenen 150 Jahren zu einem erstklassigen, multifunktionalen und vor allem auch finanziell erfolgreichen Gesundheitszentrum entwickelt. Mit seinen rund 360 Mitarbeitenden ist die Institution zentraler Teil der Obwaldner Volkswirtschaft. Das 150-JahrJubiläum ist eine besondere Marke auf dem Weg in die Zukunft. Die Zahlen zeichnen ein klares Bild: Rund 2700 stationäre und gegen 19 000 ambulante Patientinnen und Patienten werden jährlich am Kantonsspital Obwalden behandelt und gepflegt. 1800 operative Eingriffe erfolgen jährlich; rund 250 Babys erblicken in Sarnen das Licht der Welt; 26 Millionen Franken beträgt das Lohnvolumen; rund 25 000 Rechnungen werden jährlich ausgestellt. Das Kantonsspital Obwal-

den ist ein veritables KMU und damit wesentlicher Teil der Obwaldner Wirtschaft. Aber nicht nur. Als Gesundheitszentrum mit höchsten Ansprüchen und als qualitativer, stabiler Grundversorger bildet das Kantonsspital eine Kerninstitution des Kantons und der Obwaldner Gesellschaft.

Spitalstandort erhalten Mit der Änderung des Spitalgesetzes am 14. November 2005 hat

das Kantonsspital Obwalden einen neuen Auftrag erhalten – er soll die Voraussetzung schaffen, den Spitalstandort Sarnen zu erhalten.

Fit in die Zukunft Seit 2002 schliesst das Kantonsspital Obwalden seine Rechnung innerhalb des vom Kantonsrat vorgegebenen Globalkredits ab. Damit hat sich die Institution zu einem in finanzieller Hinsicht berechenbaren Betrieb entwickelt. Damit einher geht die hohe Akzeptanz des Spitals bei Patientinnen und Patienten wie auch bei den Mitarbeitenden. Das Kantonsspital Obwalden ist ein Gemeinschaftswerk: Aufsichtskommission, Spitaldirektion und

Mitarbeitende bilden eine Einheit, die ein gemeinsames Ziel hat – die positive Entwicklung eines Gesundheitszentrums zum Nutzen und zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Allein, das Kantonsspital Obwalden ist Teil eines gesamten, nationalen Gesundheitswesens, das sich auch auf Obwalden auswirkt. Vieles hängt davon ab, wie das schweizerische Gesundheitswesen in Zukunft gestaltet wird. Entscheidend wird aber auch sein, wie die Obwaldner Bevölkerung die Zukunft ihres Spitals gestaltet, indem sie bereit ist, entsprechende Investitionen zu tätigen, namentlich in den Neubau des Bettentraktes und in das Psychiatriegebäude.


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

Und ausserdem in dieser Ausgabe Grussbotschaft Regierungsrätin Esther Gasser 3

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EDITORIAL

Gestalten statt verwalten Dominik Galliker, Präsident der Aufsichtskommission des Kantonsspitals Obwalden

Innere Medizin: Beste Grundversorgung

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Chirurgie und Orthopädie: Auf hohem Level 5 Gynäkologie + Geburtshilfe: Moderne und Tradition 6 Psychiatrie: Einheit von Körper und Seele

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Anästhesie: Schmerzfreiheit im Vordergrund 8 Viktor Röthlin im Gespräch Kompetenzzentren

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Unterwegs mit dem Rettungsdienst Obwalden

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Risiko- und Qualitätsmanagement

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Zusammenarbeit mit den Hausärzten

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Patientenstimmen

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Vom Spital zum Unternehmen

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Interview mit Spitaldirektor Paul Flückiger 16 Gastautor Dr. Peter Saladin

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Zukunft: Perspektiven für das Kantonsspital 19 Romano Cuonz: Spital-Geschichte und Geschichten

Der Obwaldner Kantonsrat hat 1999 beschlossen, dem Kantonsspital ab 2000 einen Leistungsauftrag und einen Globalkredit zu erteilen. Als strategisches Führungsorgan wurde eine Aufsichtskommission im Sinne eines Verwaltungsrates eingesetzt. Gleichzeitig wurde die politische Absicht laut, die Spitäler der Kantone Obwalden und Nidwalden zusammenzuführen. Im Kantonsspital rumorte es. Zwischen Spitalleitung einerseits, dem Kader und den übrigen Mitarbeitenden andererseits öffneten sich tiefe Gräben. Eine umfassende Reorganisation war notwendig. Rasches und nachhaltiges Handeln war angesagt. Ein Projekt mit fünf Themenkreisen (Führung, Wirtschaftlichkeit, Optimierung der Prozesse und Qualität) wurde gestartet. Es stellte sehr hohe Anforderungen. Wir haben viel investiert und Dominik Galliker Altlasten über Bord geworfen. Die prozessorientierte Organisation und ein zukunftsgerichtetes Unternehmensmodell waren das Ergebnis. Das Kantonsspital Obwalden gehört heute zu den modern geführten Spitälern der Schweiz und wird in Publikationen lobend erwähnt.

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Menschen für Menschen 23

Das Kantonsspital Obwalden ist bezüglich Zufriedenheit seiner Patienten bei den besten (erstes Viertel) von gut 30 Spitälern, die an der regelmässigen Befragung teilnehmen. Mehr als 80 Prozent der Mitarbeitenden äussern sich bei den jährlichen Befragungen positiv bis sehr positiv über die Arbeit im Spital. Sie sind motiviert. Die gute Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärzten ist sehr wichtig. Wir pflegen den regelmässigen Informationsaustausch.

Die betrieblichen Zahlen zeigen auf, dass sich die Neuorganisation und die Zusammenarbeit (Synergien) mit dem Kantonsspital Nidwalden positiv auf die Kantonsbeiträge an das Kantonsspital auswirken. Die Aufsichtskommission dankt der Spitalleitung und allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz für unser Kantonsspital bestens.

Der Beitrag des Kantons an die Kosten des Kantonsspitals (Globalkredit, ohne Sockelbeitrag, exogene Faktoren und Investitionspauschale): Jahr

Globalkredit (Millionen Franken)

Überschreitung (Millionen Franken)

Unterschreitung (Millionen Franken)

Total (Millionen Franken)

2000

10,7

1,263

11,963

2001

11,5

0,204

11,704

2002

14,2

0,012

14,212

2003

14,6

0,523

14,093

2004

14,8

1,450

13,350

2005

13,3

0,457

12,843

2006

14,0

erwartet

2007

14,0 (Antrag)


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

GRUSSBOTSCHAFT

«Wir dürfen nicht stehen bleiben» Ein Geburtstag – und gar ein 150-jähriger – ist Anlass zum Feiern. Der Geburtstag eines Spitals lädt zudem ein, sich über die Spitalpolitik Gedanken zu machen, Rückschau zu halten und Ausblicke zu wagen. Das Gesundheitswesen ist eine komplexe Materie. Fallzahlen, Art. 16 des Gesundheitsgesetzes, Abrechnungssysteme, Tarifverhandlungen, Qualitätssicherung nach CIRS oder EFQM sind auch in der Spitalpolitik Obwaldens geläufige Begriffe. Die Anspruchsgruppen sind vielfältig und die Vergangenheit hat uns gezeigt,

dass die Interessen nur unter grosser Kompromissbereitschaft unter ein Dach gebracht werden können. Es ist der Zeitpunkt gekommen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und einen weiteren Schritt in die Zukunft zu machen. Der Auftrag des Kantonsrates zur Spital-

Esther Gasser.

politik ist klar: Erhaltung des Spitalstandortes Sarnen in Zusammenarbeit mit Nidwalden und Luzern! Das Kantonsspital Obwalden soll sich auch langfristig in der Spitallandschaft behaupten. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist: Wie kann dieses Ziel erreicht werden? Als Gesundheitsdirektorin möchte ich, wie so viele andere Menschen auch, Probleme schnell und effektiv lösen. Eine schnelle Lösung würde aber der Komplexität der Sachlage nicht gerecht. Das Gesundheitswesen befindet sich in einem stetigen Wandel und die Zukunft wird für Spitäler der Grösse des Kantonsspitals Obwalden nicht einfach. Der Ruf nach einer generellen Strukturbereinigung des Gesundheitswesens in der Schweiz wird immer lauter. Es vergehen kaum zwei, drei Monate, ohne dass neue Lösungsansätze vorgestellt werden, um die steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Die Entwicklung unseres Kantonsspitals ist vor diesem Hintergrund sorgfältig und weitsichtig zu planen. Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Wichtiger ist es, mögliche Strategien gut zu prüfen, denn Entscheide in diesem Bereich sind von erheblicher Tragweite für uns alle.

In einem ersten Schritt sind wir am Klären, mit welchen Massnahmen die Zukunft des Kantonsspitals gesichert werden kann. Sodann wird der Kantonsrat über Investitionsanträge und mit dessen Willen die Obwaldner Bevölkerung über einen allfälligen Umbau des Kantonsspitals zu entscheiden haben. Klar ist dabei, dass die Entscheide nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen. Das Gesundheitswesen ist in Bewegung, wir dürfen nicht stehen bleiben. Das Kantonsspital konzentriert sich bei alledem auf das Wesentliche – die Sorge um die Patienten und Patientinnen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe in einem nicht einfachen Umfeld. Für die Einsatzbereitschaft und Loyalität gegenüber dem Spital und zum Wohle der Patienten und Patientinnen danke ich der Direktion und allen Mitarbeitenden unseres Kantonsspitals herzlich. Ich gratuliere dem Kantonsspital Obwalden zu seinem Geburtstag und wünsche ihm noch viele weitere gesunde Jahre.

Regierungsrätin Esther Gasser Vorsteherin des Sicherheits- und Gesundheitsdepartements

Obwohl mein letzter Aufenthalt schon längere Zeit her ist, empfinde ich das Gesundheitszentrum in Obwalden als äusserst wichtig. Für mich ist die Distanz ein zentrales Kriterium, schliesslich will man bei einem Unfall nicht gleich nach Luzern oder Stans müssen.

Das Kantonsspital in Sarnen ist einerseits aus wirtschaftlicher Sicht wegen des Erhalts von Arbeitsplätzen überaus wichtig für die Region. Andererseits bin ich auch selbst froh, nicht allzu weit weg zu müssen, wenn ich etwas habe. Und meine Familie und Freunde können mich schneller besuchen.

Ivo Sigrist (16), KV-Lehrling aus Wilen

Nicole Böhler (24), KV-Angestellte aus Sachseln


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INNERE MEDIZIN

Beste Grundversorgung Die Klinik Innere Medizin am Kantonsspital Obwalden wird von Dr. med. Franz Britschgi, Chefarzt, geleitet. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Internistische Krankheiten ■ Magen-Darm-Erkrankungen, inklusive Endoskopie, Ultraschall-Diagnostik, ultraschallgesteuerte Punktionen und Drainagen ■ Herz- und Kreislauferkrankungen, Implantation und Kontrolle von Schrittmachern ■ Infektions-Erkrankungen ■ Gefäss-Erkrankungen ■ Stoffwechsel-Erkrankungen ■ Lungenkrankheiten ■ Rheumakrankheiten

Mit präziser Diagnostik der Krankheit auf den Grund gehen.

D RREEI I F RF A RG A EGNE A NN D . M E DFranz . F R Britschgi ANZ BRITSCHGI anRDr. med.

«Auch an Nach-Spitalphase denken» VISITE: Womit beschäftigt sich die Innere Medizin? Dr. med. Franz Britschgi: Zuerst einmal befassen wir uns mit der Diagnostik. Das heisst, wir entwickeln aus der Vorgeschichte, der körperlichen Untersuchung, den Laborresultaten und aus allfälligen weiteren Untersuchungen eine Idee über die Krankheit, die zugrunde liegt. Das ist zum Teil Detektivarbeit. Es setzt voraus, dass wir die richtigen Fragen stellen, gut zuhören, ein umfangreiches Wissen haben, Intuition besitzen und die Zusammenhänge verstehen. Durch Ärzte und Pflegende der internistischen Abteilung werden ambulante und stationäre Patienten betreut und behandelt. Stationär behandeln wir vorwiegend jene Patienten mit schweren und komplexen Erkrankungen, die mit Medikamenten wieder gesund werden können. Jene Patienten, die eine Opera-

tion benötigen, oder jene, die von einem anderen Fachgebiet profitieren können, werden dorthin zugewiesen.

VISITE: Worauf sind Sie besonders spezialisiert? Dr. med. Franz Britschgi: Wie Sie sehen, bietet das Kantonsspital Obwalden eine breit gefächerte, kompetente Grundversorgung für die Innere Medizin; dies insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen, mit Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich und mit bösartigen Zellerkrankungen (Krebs). In den letzten Jahren beschränken sich die Internisten nicht mehr auf «nachdenken und Tabletten geben». Dr. Thomas Kaeslin setzt beispielsweise Herzschrittmacher ein. Ich mache endoskopische Untersuchungen des Magens und des Dickdarms (sog. «Spiegelungen») und trage beispielsweise

Polypen ab. Und wir kürzen einige Abklärungen dadurch ab, dass wir bei Ultraschalluntersuchungen mit einer feinen Nadel eine verdächtige Struktur anstechen, um Untersuchungsmaterial zu gewinnen. Wir Internisten brauchen also auch zunehmend «handwerkliches» Geschick.

VISITE: Was beschäftigt Sie zurzeit besonders? Dr. med. Franz Britschgi: Aus aktuellem Anlass beschäftigt mich die Arbeitssituation von Kaderärzten und auch die von Hausärzten. Sorgen müssen wir alle uns machen, ob wir denn in Zukunft noch Kaderärzte finden, die in einem kleinen Spital dieses Pensum an Arbeit und Hintergrunddiensten auf sich nehmen wollen. Dasselbe gilt für die Situation der Hausärzte. Wir wissen, dass in einigen Regionen der Schweiz Hausärzte keine Nachfolger mehr finden. Ich persönlich würde mir nach

sechs Jahren der Unsicherheit wünschen, dass die langfristige Zukunft des KSOW geklärt ist und ebenso, dass die Form von Zusammenarbeit mit Nachbarspitälern geklärt ist. Diese Unsicherheiten sind negativ für die Motivation und sind schwierig auszuhalten. Die Spitalangestellten haben ein Recht darauf, dass Regierung, Parlament und Aufsichtskommission den Weg schnell und verbindlich festlegen.


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

CHIRURGIE UND ORTHOPÄDIE

Auf hohem Level Die Klinik Chirurgie und Orthopädie an den Kantonsspitälern Ob- und Nidwalden wird von Dr. med. Andreas Remiger, Gesamtleiter Chirurgie und Chefarzt Orthopädie/Traumatologie, geführt. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Allgemeinchirurgie, Chirurgie der peripheren Nerven sowie einfacher Verbrennungen und Tumoren ■ Kinderchirurgische Grundversorgung ab dem Schulalter ■ Viszeralchirurgie, periphere Gefässchirurgie (Arterien), laparoskopische Operationen (Bauchspiegelung) ■ Minimal-invasive, endokrine Mamma- und Venen-Chirurgie ■ Traumatologie hinsichtlich Bewegungsapparat, Bauch und Oberkörper ■ Konservative Behandlung von Schädelverletzungen

Die gemeinsame Chirurgie setzt sich durch.

■ Degenerative Knochen- und Gelenkerkrankungen, Bandplastiken und Arthroskopie

■ Augenverletzungen und -erkrankungen

■ Harnorgan-Erkrankungen ■ Endoskopie an der Niere, Blase und an den männlichen Genital- und Reproduktionsorganen

■ Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, inklusive Tonsillen- und SeptumChirurgie, Ohr-Mikroskopie und plastischer Eingriffe ■ Hand- und plastische Chirurgie

D RREEI I F RF A RG A EGNE A NN D . M E DAndreas . FRAN Z BRITSCHGI anRDr. med. Remiger

«Gemeinsam sind wir erfolgreich» VISITE: Was war für Sie der Höhepunkt Ihrer bisherigen Tätigkeit? Dr. med. Andreas Remiger: Das ist klar die Umsetzung unseres Konzeptes einer gemeinsamen Chirurgie für Ob- und Nidwalden! Das Ziel dieser Massnahme besteht seit Beginn darin, möglichst viele Patientinnen und Patienten interkantonal auf bestem Level zu behandeln. Die Chirurgen und die Orthopäden sind dabei die «mobilen Einheiten»; sie bieten ihre Leistungen – inklusive neuster Techniken – an beiden Spitälern an. In Sarnen werden insbesondere in der Orthopädie vermehrt auch komplexe Eingriffe vorgenommen, die bisher ausserkantonal versorgt wurden. Die Zusammenlegung bedingte nebst der

Einführung neuer Techniken auch eine Vereinheitlichung von Prozessen, Materialien und Behandlungsschemata. Wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden. Das belegen auch die positiven Zahlen!

VISITE: Wie geht das nun konkret vor sich? Dr. med. Andreas Remiger: Die Chirurgie in Sarnen und Stans betreibt beispielsweise von Montag bis Donnerstag einen gemeinsamen Nachtdienst. Je ein orthopädisch-traumatologischer und ein viszeraler (Gefässe) Chirurg leisten jeweils für beide Häuser Hintergrunddienst. So werden die Dienstbelastungen der betroffenen Ärzte reduziert. Positive Fol-

gen des Chirurgiekonzeptes sind insbesondere für das Kantonsspital Obwalden zu vermelden, wo eine spezielle Orthopädiesprechstunde eingerichtet wurde. Von Montag bis Freitag ist ein orthopädischer Facharzt präsent. Die Operationstätigkeit und die Auslastung der Operationssäle konnten deutlich gesteigert, das ärztliche Diskussionsforum konnte um mehrere Spezialärzte erweitert und die Einführung orthopädischchirurgischer Spezialtechniken etabliert werden.

VISITE: Was bedeutet eigentlich Traumatologie? Dr. med. Andreas Remiger: Die Traumatologie ist die Wissenschaft von den Verletzungen und

Wunden sowie deren Entstehung und Therapie. Sie setzt sich sowohl mit der Behandlung kleiner Verletzungen als auch so genannter «Polytraumata» auseinander; dies im Rahmen der Unfallchirurgie und auch als Zweig der Orthopädie.


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GYNÄKOLOGIE UND GEBURTSHILFE

Moderne und Tradition Die Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe am Kantonsspital Obwalden werden von Anita Gharibian, ärztliche Leiterin, und Esther Waser, leitende Hebamme, geführt. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Sicherstellung der gynäkologischen Grundversorgung, spezielle Gynäkologie, inklusive Inkontinenzprobleme, endoskopische Chirurgie ■ Behandlung von malignen gynäkologischen Tumoren inklusive Nachsorge ■ Senologie (Brust) ■ Sterilität ■ Geburtshilfe, inklusive Neonatologie (in Zusammenarbeit mit Dr. Hans Ulrich Senfft als konsiliarischem Kinderarzt) ■ Pädiatrie nach normalen und Risikoschwangerschaften (in Zusammenarbeit mit Dr. Hans Ulrich Senfft)

Erste Kontaktaufnahme durch die Hebamme.

D RREEI I F RF A RG A EGNE A NN D . M EGharibian D. FRANZ BRITSCHGI anRAnita

«Interesse der Frauen steigt» VISITE: Die Gynäkologie entwickelt sich stets weiter. Was ist besonders erfreulich?

Viele Operationen können inzwischen ambulant durchgeführt werden.

Anita Gharibian: Die Rekonvaleszenzzeiten werden immer kürzer, insbesondere dank minimal-invasiver Operationstechniken. Dies trifft sowohl für die laparoskopische Gebärmutterentfernung als auch für die neue operative Therapie der Belastungsinkontinenz zu.

VISITE: Sie sind mit Ihrer Tätigkeit im wahrsten Sinne des Wortes am Puls der Patientinnen. Was fällt da auf? Anita Gharibian: Insbesondere im gynäkologischen Ambulatorium spüren wir das steigende Bewusst-

sein und Interesse für Gesundheitsaspekte des weiblichen Körpers deutlich; dies in allen Lebensphasen, von der Pubertät bis ins hohe Alter. Die steigenden Patientinnenzahlen zeigen den Bedarf an spezialisierter Präventivmedizin als Zusatz zur Grundversorgung klar auf.

VISITE: Informierte Patientinnen sind «bessere» Patientinnen ...?

Anita Gharibian: Wir legen viel Wert auf Information und damit auch auf einen für uns verständlichen Dialog.

D RREEI I F RF A RG A EGNE A NN D . M EWaser D. FRANZ BRITSCHGI anREsther

«Ganzheitliche Betreuung» VISITE: Was erwartet die werdende Mutter am Kantonsspital Obwalden? Esther Waser: Es ist wie in der Gynäkologie: Information wird bei uns gross geschrieben! Die ganzheitliche und individuelle Betreuung der Schwangeren im Rahmen eines einheitlichen Auftritts von Geburtshelferinnen, Hebam-

men und Pflegefachfrauen lässt die Geburt zu einem Erlebnis werden, in dem Moderne und Tradition im Einklang stehen.

VISITE: Wie läuft das ganz konkret ab? Esther Waser: Frauen haben ihren ersten Kontakt mit der zuständigen Hebamme in der Schwange-

rensprechstunde oder am Informationsabend für Eltern. Interessant ist dabei, dass die werdenden Eltern – die Männer sind voll integriert und machen übrigens auch gerne und interessiert mit – untereinander wertvolle Beziehungen knüpfen können.

VISITE: Was wünschen Sie sich für die nächsten 150 Jahre?

Esther Waser: Ich wünsche mir, dass die Frauen in Obwalden auch weiterhin natürlich gebären dürfen und somit die Geburt ein Erlebnis ist.


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

P S Y C H I AT R I E

Einheit von Körper und Seele Die Abteilung Psychiatrie am Kantonsspital Obwalden wird von Chefarzt Dr. med. Jörg Püschel geführt. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Beratung und Psychotherapie in Lebenskrisen ■ Psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung von psychischen Störungen im ambulanten, tagesklinischen und stationären Rahmen ■ Einzel-, Paar- und Familientherapie ■ Ergo- und Bewegungstherapie, Gestaltungsatelier, Arbeitsagogik und Sozialberatung

Psychische Störungen können körperliche Leiden forcieren.

D RREEI I F RF A RG A EGNE A NN D . M E DJörg . F RPüschel ANZ BRITSCHGI anRDr. med.

«Wir werden gebraucht» VISITE: Die Psychiatrie Obwalden/Nidwalden am Kantonsspital in Sarnen (PONS) kann dieses Jahr das 10-Jahr-Jubiläum feiern. Welche Bilanz ziehen Sie? Dr. med. Jörg Püschel: Wir haben uns in den vergangenen zehn Jahren in der Region gut integriert und damit auch positioniert. Uns kommt auch zugute, dass wir eine der wenigen Psychiatrien in der Schweiz sind, die einem Akutspital angeschlossen sind. Unser Angebot ist den individuellen Bedürfnissen angepasst, indem wir drei Möglichkeiten anbieten: ambulante Behandlung, Behandlung in der Tagesklinik sowie eine stationäre Behandlung.

Körper und Seele lassen sich nicht trennen. So können Sorgen um die Gesundheit oder körperliche Störungen wie starke Schmerzen das seelische Wohl beeinträchtigen. Umgekehrt stecken hinter körperlichen Leiden oft auch psychische Störungen oder Suchtprobleme. Genau hier setzen wir an. Wir möchten unser Jubiläum nutzen, auf uns und unsere Arbeit vermehrt aufmerksam zu machen. Denn noch (zu) oft sind psychische Probleme ein Tabuthema.

VISITE: Das Burnout-Syndrom gehört wohl auch dazu ... Dr. med. Jörg Püschel: Genau. Die Diskussion um das Thema

Burnout, also dieses Ausgebranntsein, und die mediale Aufmerksamkeit, die durch prominente Opfer geschaffen wurde, machen eine Krankheit – endlich – zum Thema. Das ist gut so.

VISITE: Es scheint auch, dass die nächsten zehn Jahre gut aufgegleist sind ... Dr. med. Jörg Püschel: Dass wir gebraucht werden, zeigt sich an vielen Beispielen. Auch daran, dass man es uns ermöglicht, uns auch infrastrukturell zu verbessern: Beide Kantonsparlamente haben im Frühjahr einer Erweiterung der stationären Psychiatrie um 8 auf 25 Betten zugestimmt.

Gleichzeitig wurde eine neue Vereinbarung über die Aufnahme und Behandlung von Patientinnen und Patienten aus Ob- und Nidwalden beschlossen sowie die Finanzierung geregelt. Ich spüre, dass es vorwärts geht. Und ich danke allen Entscheidungsträgern für die Unterstützung!

” Im Allgemeinen erwarte ich von einem Spital gute Pflege und dass ich mich wohl fühle. Als ich mit einem gebrochenen Arm ins KSOW eingeliefert wurde, hat man mich sehr freundlich aufgenommen und mir eine kompetente Betreuung zukommen lassen.

Die Erreichbarkeit eines Spitals empfinde ich als sehr wichtig, denn im Notfall sollte man es Tag und Nacht aufsuchen können. Hier in Sarnen ist dies kein Problem. Dass der Standort hier in Obwalden erhalten bleibt, liegt mir daher am Herzen.

Désirée Weber (16), KV-Lehrling aus Sarnen

Helga Schrackmann (41), Verkäuferin aus Sarnen


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ANÄSTHESIE

Schmerzfreiheit steht im Vordergrund Die Abteilung Anästhesie an den Kantonsspitälern Ob- und Nidwalden wird von der Chefärztin, Dr. med. Charlotte Meier Buenzli, geleitet. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Anästhesiologische Grundleistungen, inklusive Schmerztherapie ■ Reanimation ■ Anästhesie-Sprechstunde vor der Operation ■ Sprechstunde für chronische Schmerzpatienten

DREI FRAGEN

an Dr. med. Charlotte Meier Buenzli

«Patienten schmerzfrei halten» VISITE: Was bedeutet eigentlich Anästhesie und Reanimation? Dr. med. Charlotte Meier Buenzli: Das Wort Anästhesie bedeutet: Unempfindlichkeit auf äussere Reize. So wird zeitweise die Nervenleitung zwischen äusseren Empfindungsorganen (Gefühl, Schmerz, Geruch, Gehör usw.) und dem Bewusstsein aufgehoben. Wir unterscheiden zwischen einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose), bei der der Patient schläft, und einer Regionalanästhesie oder Lokalanästhesie, wo nur ein Teil des Körpers unempfindlich gemacht wird.

Sicherheit der Patienten während des Eingriffs gewährleisten.

Unter Reanimation verstehen wir die Aufhebung eines Atem- oder Kreislaufstillstandes.

VISITE: Früher war es Chloroform, heute ist es Hightech pur ... Dr. med. Charlotte Meier Buenzli: Es ist in der Tat so, dass sich in den vergangenen Jahren einiges verändert hat – zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten. Vieles basiert auf hochtechnologischen Apparaturen, die es uns erlauben, Patienten während der Operation nicht nur dauernd zu beobachten, sondern auch die notwendigen Medikamente effizient und effek-

tiv einzusetzen. Bei uns werden pro Jahr rund 1800 Anästhesien durchgeführt. Dass auch der Technologie Grenzen gesetzt sind, mussten wir während des Hochwassers vor einem Jahr spüren: Als Geräte ausfielen, mussten wir improvisieren und uns mit archaischen Mitteln zu helfen wissen. Es hat auch funktioniert!

VISITE: Was wünschen Sie sich für die nächsten 150 Jahre? Dr. med. Charlotte Meier Buenzli: Die Reformen im Gesundheitswesen zum Wohl der Patienten und der Mitarbeiter gut zu überstehen.

” Wegen meines Schienbeinbruchs war ich schon ein paar Mal im Kantonsspital in Sarnen. Als ich noch jünger war, musste ich einmal in ein anderes Spital. Da mir aber ein bequemes Bett das Wichtigste ist, bleibt Sarnen klar mein Favorit!

Schlussendlich erwarte ich von einem Spital, dass ich mich wohl fühle und nicht wie eine Nummer behandelt werde. Im Kantonsspital Obwalden war ich bereits mehrere Male. Durch den freundlichen Umgang mit den Angestellten und den Krankenschwestern habe ich mich immer angenehm aufgehoben gefühlt.

Corina Amstalden (10), Schülerin aus Sarnen

Paul Schuler (59), Postangestellter aus Kerns


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INTERVIEW

«Auch im Gesundheitswesen gewinnen die Besten» Der Kernser Viktor Röthlin rennt auf der ganzen Welt. Trotzdem wird er immer ein Obwaldner bleiben. Im Gespräch mit VISITE erzählt er über sein Verhältnis zu seiner Heimat und zum Gesundheitswesen. Ihr Körper ist Ihr Kapital. Wie legen Sie dieses Kapital an? Ja, der Körper ist das Wichtigste. Das heisst, 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche sorgsam mit ihm umzugehen. Da kann es halt schon einmal sein, dass man die Lust, Fussball zu spielen oder gar an einem Grümpelturnier teilzunehmen, nicht ausleben kann. Immerhin fahre ich ab und zu Ski. Aber auch dort warte ich auf der Piste, bis zwischendurch etwas weniger Leute den Hang herunterkommen, um die Unfallgefahr möglichst klein zu halten. Man muss einfach die Vernunft walten lassen. Welche Verletzungen hatten Sie in Ihrer sportlichen Laufbahn? Zum Glück hatte ich meistens nur kleine Verletzungen. Ernsthaft in Frage gestellt war meine Karriere, als ich mit 19 in der drittletzten RSWoche den Fuss gebrochen hatte. Ein gebrochener Fuss mag für viele nicht so schlimm sein, für einen Läufer ist das aber eine gravierende Verletzung. Schliesslich operierte dann aber ein sehr guter Arzt meinen Fuss so präzise, dass ich meine Karriere beschwerdefrei fortsetzen konnte. Allgemein ist zum Thema Verletzungen zu sagen, dass Spitzensport immer eine Gratwanderung an der Leistungsgrenze des Körpers ist. Und da sind Verletzungen nicht ganz zu vermeiden. Sie sind oft im Ausland. Können Sie einen Vergleich des schweizerischen Gesundheitswesens mit den internationalen Standards ziehen?

Ich habe bis jetzt im Ausland kaum die Hilfe von Spitälern in Anspruch nehmen müssen. Immerhin habe ich aber aus Interesse das eine oder andere ausländische Spital besucht. Ich habe grosses Vertrauen in die Schweizer Spitäler und würde wenn immer möglich in die Schweiz zurückfliegen, sollte ich im Ausland krank werden oder mich verletzen.

Obwalden. Ich weiss auch, dass ich den Start meiner Karriere vielen guten Menschen in Obwalden zu verdanken habe. Es war deshalb auch nie eine Frage, wo ich meine EM-Medaille feiern werde.

Das KSOW ist 150 Jahre alt. Was wünschen Sie dem Spital zum Geburtstag?

Wie stark werden Sie durch Ihren Sportarzt beeinflusst? Beeinflusst wurde ich von einem Sportarzt nie. Am Anfang der Karriere sind die Ärzte aber wichtige Ansprechpartner. Gerade im Marathon zeigt der Körper Reaktionen, die einem jungen Athleten noch fremd sind. Dann ist Feedback eines Fachmanns sehr wichtig. Und natürlich waren es auch Ärzte, die bei mir schon mit 18 im Rahmen der Leistungsdiagnostik festgestellt haben, dass ich eine gute Ausdauer habe. So zwischen 18 und 25 war der Arzt auch in den Aufbau des Trainings involviert. Mit der Zeit gewinnt man aber durch die eigene Erfahrung sehr viel Sicherheit und braucht dann weniger Unterstützung. Sie sind ein gebürtiger Kernser. Was bedeutet für Sie Heimat? Heimat sind Wurzeln, die man nie verliert. Ich habe meine Jugend – bis ich 20 war – in Obwalden verbracht. Seither bin ich auf allen Kontinenten gerannt. Obwalden wird aber immer meine Heimat bleiben. Und auch die Menschen in Obwalden sind mir sehr wichtig. Drei meiner fünf besten Freunde kommen auch heute noch aus

Viktor Röthlin.

Ich wünsche dem KSOW, dass es weiterhin innovativ bleibt und versucht, auf hohem Niveau Medizin zu betreiben. Die fachliche Kompetenz ist wichtig, weil auch im Gesundheitswesen schlussendlich die Besten gewinnen. Und ich möchte, dass das KSOW nach weiteren 150 Jahren sein 300jähriges Bestehen feiern kann.


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–P F L E G E U N D K O M P E T E N Z Z E N T R E N Unterstützung von Spezialisten Die Pflege und die Kompetenzzentren am Kantonsspital Obwalden unterstützen die Spezialisten und sorgen mit ihrem Know-how für reibungslose und sichere Abläufe. Die Leitung obliegt Berta Willimann. Das Leistungsspektrum umfasst folgende Bereiche: ■ Rettungsdienst ■ Notfall: Leistungszentrum für Triage und Erstbehandlung rund um die Uhr ■ Physiotherapie, inklusive Massagen, Krankengymnastik und Wassertherapie ■ Zur Abrundung: Röntgendiagnostik, Laborabklärungen, Sozialdienst und Seelsorge

DREI FRAGEN

Der Pflegedienst ist Herzstück des Spitals.

an Berta Willimann

«Arbeitsatmosphäre ist wichtig» VISITE: Der Pflegedienst wird oft als eigentliches Herzstück eines Spitals bezeichnet. Was macht eine gute Pflegefachfrau, einen guten Pflegefachmann aus? Berta Willimann: Fach- und Sozialkompetenz, physische und psychische Belastbarkeit, Freude und Interesse an der interdisziplinären Zusammenarbeit, offen für Neuerungen. Der Pflegeberuf als solcher ist ein anspruchsvoller und zugleich befriedigender Beruf. Die Begegnungen mit den ver-

schiedensten Menschen, die Teamarbeit sowie die Möglichkeit, das eigene Fachwissen im Alltag wirklich umsetzen zu können, bedeuten oftmals eine grosse Genugtuung.

VISITE: Sie haben in verschiedenen Spitälern gearbeitet und konnten viele Erfahrungen sammeln und haben den Überblick. Wie hat sich die Spitallandschaft verändert? Was machen Sie für den Nachwuchs im Pflegebereich?

” Bei den allgemeinen Erwartungen an ein Spital muss in erster Linie die Grundversorgung stimmen. Mittlerweile herrschen jedoch Ansprüche wie an die Hotellerie, beispielsweise bei den Privatversicherten. Mir persönlich scheint es wichtig, dass die Leute mehr Selbstverantwortung wahrnehmen. Man sucht mittlerweile sehr rasch einen Arzt auf, anstatt gegebenenfalls auf ein Hausmittel zurückzugreifen.

Matthew Harvey (33), Psychiatriepfleger aus Alpnach

Berta Willimann: Das Qualitätsbewusstsein ist gewachsen; sämtliche Pflegeausbildungen werden neu konzipiert; die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat sich weiterentwickelt; Verbesserungen in den Bereichen OP-Techniken und Behandlungsmethoden, mit entsprechender Verkürzung der Aufenthaltsdauer der Patienten; kontinuierliche Zunahme des Kostendrucks; Einführung der detaillierten Leistungserfassung; zunehmender Bedarf an technischer Infrastruktur für Diagnose und Behandlung. Was den Nachwuchs betrifft, leistet das KSOW im Rahmen seiner Möglichkeiten bewusst und mit hohem Engagement einen Beitrag zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wir arbeiten mit verschiedenen Ausbildungsstätten zusammen und achten darauf, dass die anschliessende Förderung der Mitarbeitenden gezielt und bedarfsgerecht geplant wird.

VISITE: Das Pflegepersonal wird – wie die Ärzteschaft übrigens auch – oft an Grenzen geführt. Sie erle-

ben Schicksale, aber auch viel Positives. Was ist aus Sicht der Führung in diesem Zusammenhang zu beachten? Berta Willimann: Damit die Pflegenden, Ärzte, überhaupt alle Mitarbeitenden, welche mit Patienten zusammenarbeiten, ihre Arbeit gut und verantwortungsbewusst verrichten können, ist eine gute Arbeitsatmosphäre von grosser Bedeutung. Das gemeinsame Reflektieren komplexer Patientensituationen, gezielte Fortbildungen und zwischendurch auch einen Anlass, wo mehr die Kontaktpflege untereinander im Vordergrund steht, sind wichtige Komponenten, wieder neu Energie tanken zu können.


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

U N T E R W E G S M I T D E M R E T T U N G S D I E N S T O B WA L D E N

Die Faszination, Menschen zu helfen Unsere Patienten dürfen von uns ein breites medizinisches und technisches Fachwissen, aber auch hohe Sozialkompetenz erwarten. Menschen in akuten Krisensituationen beistehen, kompetent Hilfe leisten, das macht die Faszination unserer Arbeit aus. 12:00 Uhr, die Pflegefachfrau in der Notfallstation geht in die Mittagspause. Ich löse sie ab. Eine Patientin mit einer Fingerverletzung ist angemeldet und bereits auf dem Weg zur Notfallstation. 12:08 Uhr, an der Notfall-Türe steht eine sehr blasse Frau. Ihre rechte Hand ist in ein Küchentuch gewickelt. Ich führe sie sofort in den Schockraum und sie erzählt mir, dass sie sich an der Brotschneidemaschine geschnitten hat. Als ihre Hand im Desinfektionsbad liegt, informiere ich den chirurgischen Tagesarzt. Ich nehme die Personalien der Patientin auf und frage nach dem TetanusSchutz (Starrkrampf-Impfung). 12:13 Uhr, der Arzt kommt. Er inspiziert die Wunde und erklärt der Patientin die Behandlung. Die Wunde muss gespült und anschliessend genäht werden. Ich habe alles für die Wundversorgung vorbereitet, assistiere dem Arzt und kümmere mich weiter um das Wohlergehen der Patientin. Sie erhält eine Tetanus-Schutzimpfung. Mit einem Fingerverband und einer etwas rosigeren Gesichtsfarbe verlässt sie die Notfallstation. 12:40 Uhr, die Notfall-Pflege übernimmt. 12:45 Uhr, ich sitze mit meinem Teamkollegen beim Mittagessen. Wir besprechen den Einsatz des Vormittags, einen Arbeitsunfall. Ein Arbeiter war aus vier Meter Höhe in ein umgestürztes Baugerüst gefallen. Starke Schmerzen im Rücken, Atemnot und Gefühlsstörungen in den Beinen liessen auf eine Wirbelsäulenverletzung schliessen. Die Arbeitskollegen des Verunfallten hatten richtiger-

weise den Patienten nicht bewegt und uns sofort via 144 alarmiert und am Unfallort eingewiesen. Wir hatten uns so viel Zeit genommen, wie wir für eine schonende Bergung benötigten, und den Patienten mit der Rega direkt in die Klinik für Wirbelsäulenverletzungen nach Nottwil fliegen lassen. 12:50 Uhr, der Teller ist noch halb voll, folgt der nächste Einsatzalarm: Patient mit Herzproblem. Ich hole am Drucker der Notfallstation die Einsatz-Depesche von der Sanitätsnotrufzentrale 144 ab; der Ambulanzfahrer kommt mit dem Fahrzeug zum Notfalleingang am Spital. 13:04 Uhr, Einsatzort. Der Patient sitzt in seinem Arbeitszimmer, betreut von der Ehefrau. «Mein Mann hat plötzlich über Schwäche und Atemnot geklagt», berichtet sie uns. Während ich den Patienten befrage, verabreiche ich ihm Sauerstoff. Der Ambulanzfahrer schliesst ihn am Überwachungsgerät an. Blutdruck, Puls und Herzfrequenz bestätigen meine Verdachtsdiagnose: Herznotfall. Jetzt ist rasches Handeln absolut lebenswichtig. «Time is Heart» (Zeit ist Herz). Jetzt kommt die Telemetrie zum Einsatz: neuste Technik, mit der das 12-KanalEKG via SMS direkt in die Notfallstation des Kantonsspital Obwalden gesendet wird. Es gibt zur Zeit nur wenige Rettungsdienste, die über diese Technik verfügen. Der medizinische Tagesarzt empfängt per Fax das EKG. 13:15 Uhr, der Patient erhält ein Schmerzmittel, das auch die Durchblutungsverhältnisse im Herz- und Lungenkreislauf verbessert. Da er sich auf keinen Fall

Rolf Langenbacher: Fachwissen im Dienste der Patienten.

anstrengen darf, wird er in einem Tragstuhl aus dem 2. Stockwerk getragen. In der Ambulanz erreicht mich der Anruf des medizinischen Tagesarztes. Der Befund des EKG zeigt einen Herzinfarkt. Der Patient erhält – nach Rücksprache mit dem Tagesarzt – weitere Medikamente. 13:25 Uhr, Eintreffen im Kantonsspital Obwalden. Hier wird der Patient schon von einem Team aus Ärzten und Pflegefachleuten der Notfallstation erwartet. 13:30 Uhr, unsere Massnahmen vor Ort und während des Transports werden nahtlos weitergeführt. Es wird keine Zeit verschenkt. Dank der Telemetrie sind alle vorbereitet, Medikamente und Geräte für die Therapie, die Lyse, sind einsatzbereit. 13:45 Uhr, wir reinigen das Ambulanzfahrzeug und machen es erneut einsatzbereit. Der Ambulanzfahrer und ich besprechen den Einsatz und geben uns gegenseitig Feedback. Wir sind aufeinander angewiesen. Nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel, die bestmögliche Versorgung der Patienten. Den Nachmittag verbringe ich mit

Administrationsaufgaben, Blutentnahmen und dem Legen von Infusionen auf der Bettenstation. Als Unterstützung werde ich an diesem Nachmittag weitere 11/2 Stunden auf der Notfallstation verbringen. Hier erfahre ich vom Tagesarzt, dass es unserem Herzinfarktpatienten bereits bedeutend besser geht. 19:00 Uhr, Dienstübergabe nach 12 Stunden an den Nachtdienst. Unsere Bilanz des Tages: zwei Einsätze, bei der die Zeit eine wichtige Rolle spielte: Bei einem Arbeitsunfall nahmen wir uns, um Folgeschäden zu vermeiden, viel Zeit für eine schonende Bergung des Verunfallten; der Herz-Notfall liess uns absolut keine Zeit. 19.30 Uhr, ich mache mich auf den Heimweg. Gedanklich lasse ich den heutigen Tag noch einmal ablaufen. Wie geht es wohl den Patienten, die wir heute betreut haben? Am nächsten Tag werde ich erfahren, dass der verunfallte Bauarbeiter keine Querschnittslähmung hat und das SPZ bald wieder verlassen kann.

Rolf Langenbacher Leiter Rettungsdienst


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RISIKO- UND QUALITÄTSMANAGEMENT

Sicherheit wird ständig erhöht In einem Spital können Fehler bei der Arbeit schwerwiegende Folgen haben. Das Kantonsspital Obwalden betreibt deshalb ein konsequentes Risiko- und Qualitätsmanagement. Kommt es dennoch zu Zwischenfällen, ist es wichtig, sie sofort offenzulegen, um daraus zu lernen. Im Spital kommt der Qualitätssicherung beziehungsweise dem Qualitätsmanagement eine grosse Bedeutung zu. Eine Kultur des Lernens aus Fehlern sorgt dafür, dass Pannen, Beinahe-Fehler und Fehler nicht tabuisiert, sondern offengelegt werden, um mit einer konstruktiven Diskussion zu er-

möglichen, dass die Fehlerquote sukzessive reduziert wird.

Fehler werden gemeldet Ein «Critical Incident Reporting System» (CIRS) erlaubt es allen Mitarbeitenden, über das Intranet Pannen und Fehler anonym zu erfassen. Das CIRS stammt ur-

sprünglich aus der Fliegerei, hat man doch dort schon früh erkannt, dass Qualität nur durch systematisches Erfassen und Beseitigen von Beinahe-Fehlern und Fehlern gesteigert werden kann. Das Kantonsspital Obwalden hat ein solches System adaptiert und wendet es seit mehreren Jahren nun erfolgreich an.

Risiken frühzeitig erkennen Ein weiterer Beitrag zur Qualitätssicherung ergibt sich aus dem Risikomanagement, das zurzeit am

Kantonsspital Obwalden eingeführt wird. Dabei geht es darum, systematisch alle Prozesse auf mögliche Risiken zu untersuchen. Sind die Risiken bekannt, kann man Massnahmen treffen, um die Wahrscheinlichkeit von negativen Vorfällen zu minimieren. Das Risikomanagement führt einerseits zu einer erhöhten Sicherheit der Patienten; anderseits können die Kosten der Risikoabsicherung – etwa die Prämien für die Haftpflichtversicherung – tendenziell gesenkt werden.

Ein Spital lebt von vielen Händen und Köpfen Das «Kerngeschäft» eines Spitals – die Heilung der Patientinnen und Patienten – wäre nicht mit der heutigen Effizienz und Effektivität zu bewältigen, gäbe es da nicht die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im «Hintergrund». In der Administration, der Ökonomie und der Technik arbeiten insgesamt 98 Mitarbeitende, die mit ihrem grossen Engagement dafür sorgen, dass der Betrieb des Spitals einwandfrei funktioniert. Da ist die Mitarbeiterin, die den Patienten administrativ aufnimmt, die Hotelfachangestellte, die eine Schwangere auf die Gebärabteilung begleitet und ihr den Koffer auspackt und die Effekten im Schrank versorgt. Was wäre die Verpflegung ohne den Mitarbeiter, der Tag für Tag in der Küche Gemüse zubereitet oder die schmutzigen Teller in die Abwaschmaschine einfüllt? Da ist das Personalwesen, das die Rekrutierung geeigneter Mitarbeitender übernimmt und so den Arzt oder die Stationsleiterin entlastet. Da ist die Finanzchefin, die mit einer effizienten Abrechnung für genügend Liquidität und zusammen mit ihrem Controller für Kostentransparenz sorgt sowie die Grundlagen schafft für erfolgreiche Tarifverhandlungen mit den Kostenträgern. Nicht zu vergessen der Hausdienst, der für ausreichende Sauberkeit verantwortlich ist, der

Einkauf und das Zentrallager, deren Mitarbeitende die medizinischen und pflegerischen Bereiche stets mit den notwendigen medizinischen Materialien versorgen.

Optimale Ernährung fördert die Gesundheit.

Als ich einmal ins KSOW eingeliefert wurde, war der Service sehr gut – ja sogar auffallend gut. Zuerst habe ich mich gewehrt, da ich lieber nach Stans wollte. In Sarnen haben sie sich jedoch sehr viel Zeit für mich genommen und mich richtig verwöhnt. Schlussendlich war ich froh, hierhin gebracht worden zu sein.

Ich war erst kürzlich im Spital wegen meines Knies. Neben einer äusserst kompetenten Beratung und sehr gutem Essen war auch der Empfang in Sarnen überaus freundlich. Das Spital als Gesundheitszentrum finde ich persönlich wichtig für diese Region. Wenn man einflussreiche Industrien anziehen will, muss man auch ein Spital haben.

Rosa Abegg-Aregger (77), Rentnerin aus Kerns

Isidor Krummenacher (65), Coiffeur aus Sarnen


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D A S S P I TA L U N D D I E P R A K T I Z I E R E N D E N Ä R Z T E

150 Jahre – ein «Spital-Atemzug» Das Wort «Spital», was verbindet sich nicht alles damit: das Gebäude, der Geruch in den Gängen und Zimmern, in Weiss oder Grün gekleidete Menschen, Hektik, eine ernste, fast schwermütige Atmosphäre und so oft eigene Erfahrungen von früher wie Schmerz, Angst, Unverstandensein und Selber-Nicht-Verstehen, Enttäuschung, Ausgeliefertsein, unerfüllte Erwartungen, Schreckensnachrichten von Tod oder schwerer Krankheit. Davon hat sich in 150 Jahren eine rechte Menge angesammelt. Der Ehrlichkeit halber nehmen wir noch die Glücksmomente bei einer Geburt hinzu, auch den Humor und Spass miteinander, die Freude über eine «reparierte» Verletzung und alle die vielen liebevollen gegenseitigen Aufmerksamkeiten. Auch solche Gefühle haben sich an diesem Ort über die Jahre gemehrt und prägen die Räume. Wenn wir jedoch als Gesunde das Wort «Spital» hören, dann ist meistens die erste Reaktion: «Nein danke, zum Glück nicht ich!»

Die Patienten vermeiden das Spital nicht nur, nein, sie ziehen aus in ein schöneres Spital im Nachbarkanton, in ein billigeres ins Ausland, wie vom Bundesrat empfohlen. Wer weiss wohin? Und dies geschieht trotz gelungener Bemühungen des Personals, das medizinische Angebot auf ein hohes Niveau anzuheben, und der Politiker, das Spital für den Standort Sarnen zu erhalten. Offenbar tritt eine eigene Gesetzmässigkeit des Spitals zutage, die wir schlecht steuern können. Sie erinnert mich an Jahreszeiten oder ans Atmen, das wir gar nicht beeinflussen und stören wollen. Ist diese Leere vielleicht nur das Ausatmen, die absolute Notwendigkeit vor dem Einatmen? Könnte es sein, dass die schwierige Entwicklung, in welcher das Spital seit einiger Zeit steckt, einfach das Ende des «Ausatmens» bedeutet und mit dem neuen «Einatmen» eine neue Identität, ein neues Selbstbewusstsein ins Spital einströmt? Dass es dann vielleicht einen neuen Namen braucht ohne

diese gefühlsmässigen Belastungen von Tod, Trauer und Hoffnungslosigkeit? Einen Namen, der uns aus der Hetze der Zeit und des Leistungsdruckes heraushebt und allen, die an diesem neuen Ort Heilung suchen, erlaubt, das Notwendige mit allen Sinnen wahrzunehmen? Nach 150 Jah-

ren wünsche ich dem Spital alle Hingabe und Offenheit und alles Geschehenlassenkönnen für den neuen «Atemzug», für eine neue, gesunde Identität.

Dr. med. Gertrud Waldis, Sarnen, Präsidentin Unterwaldner Ärztegesellschaft

Vertrauen und Wertschätzung als Grundlage Mir als Hausarzt ist es wichtig, die Patienten in guten Händen zu wissen und sie zufrieden wieder in die Nachbehandlung aufzunehmen. Dabei muss das Vertrauen in das Spital so gross sein, dass man auch seine eigenen Angehörigen dorthin schicken würde. Ich persönlich weiss, dass die fachkundige Beratung hier in Sarnen genauso gut ist wie in einem «grossen» Spital. Das gegenseitige Vertrauen wie auch die Wertschätzung sind wesentliche Grundpfeiler für eine heilvolle Zusammenarbeit. Schon oft war ich froh, in der Nähe ein

gutes Spital zu wissen, dessen Belegschaft kompetente Ratschläge oder eine schnelle Notfallequipe bereit hat. Schlussendlich steht das Wohl des Patienten im Zentrum. Eine grosse Entlastung liefert auch die eigene Psychiatrieabteilung. Unter Umständen verbrachte ich früher – übermüdet vom zweitägigen Notfalldienst – den Sonntagabend mit stundenlangen Telefonaten, um für einen psychischen Notfall einen geeigneten Platz zu finden. Die Psychiatrieabteilung in unserem Spital ist ein riesiger Fortschritt für die Patienten, aber auch

für deren Angehörige. Die Akzeptanz scheint sogar wesentlich höher als in einer Spezialklinik. Ich wünsche dem KSOW und den Hausärzten ebenso kompetente Patienten, die wissen, was eine solide gesundheitliche Betreuung ausmacht, und zwar jetzt und nicht erst zum Zeitpunkt, wenn das Spital oder der Hausarzt wegrationalisiert sein sollten. Unter diesem guten Stern feiern wir bald den 300. Geburtstag des Spitals in Obwalden.

Hans-Jörg Studler, Sarnen, Arzt für Allgemeine Medizin FMH


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PAT I E N T E N S T I M M E N

Anita Windlin (36), Kerns «Es geht mir supergut!» Anita Windlin (36) ist wohl eine Ausnahme, wenn sie während eines Spitalaufenthalts über eine solch gute Gemütsverfassung verfügt. Sie hat aber auch allen Grund dazu, schliesslich erlebte sie hier die Geburt ihrer zweiten Tochter Nina. «Ich war schon bei der Geburt meiner ersten Tochter hier und es war wunderschön. Hier ist alles sehr persönlich, familiär und nicht so gross.» Mit zwei Stunden Dauer war ihre Geburt kurz und intensiv, wie sie schildert. Auch ihre Zimmergenossin war mit einer halben Stunde bei den Schnell-Gebärenden. Und da das Zimmer der zwei schnellen Frauen die Nummer 007 trägt, werden sie von ihren Männern liebevoll «Bond-Girls» genannt. Doch nun können sie ruhige Mo-

mente mit ihren Säuglingen verbringen. Diese dürfen den ganzen Tag bei der Mutter sein und kommen nicht wie früher nur zum Stillen ins Zimmer. In Sarnen wird dies «Rooming-in» genannt. «Sie können 24 Stunden bei der Mutter sein. Wenn man etwas Zeit für sich braucht, kann man das Neugeborene problemlos der Krankenschwester anvertrauen.» Zu den Dienstleistungen des Kantonsspitals gehört ebenso ein freier Abend. Dieser kann beispielsweise mit dem Mann bei einem Nachtessen verbracht werden. «Einzig das Zimmer ist etwas klein», ansonsten schwärmt die frischgebackene Mutter von ihrem Spitalaufenthalt. Das liegt vor allem auch am freundlichen Personal, das sich trotz Hektik immer gerne für ein Gespräch Zeit nimmt.

Nadja Wallimann (68), Alpnach Dorf Die Hüftpatientin Nadja Wallimann (68) gesteht: «Vor der Narkose hatte ich Angst.» Vom Personal wurde sie jedoch herzlich empfangen und beruhigt. Schon einen Tag nach dem Eingriff konnte sie ihre Hüftprothese erstmals im Gehen testen – zuerst noch drinnen und am zweiten Tag bereits im Freien. Anfänglich traute sie ihrem neuen Gelenk noch nicht vollends. «Zuerst dachte ich, mein Bein würde nicht halten.» Für ihre Betreuung sind drei bis vier Krankenschwestern sowie Pfleger zuständig. Ein Arzt wechselt sich mit einem Stellvertreter täglich ab, um den Heilungsprozess zu überwachen. Mittlerweile schwärmt die Patientin schon vom guten Essen des Spitals. Täglich kann sie aus drei verschiedenen Menüs auswählen oder sich das Essen sogar selbst von der Karte zusammenstellen.

«Für das heutige Mittagessen habe ich Tortelloni Antonio mit drei verschiedenen Gemüsen bestellt.» Zwar stört es sie ein bisschen, dass sich das WC nicht im Zimmer selbst, sondern auf dem Gang befindet und die Schublade ihres Nachttisches manchmal etwas klemmt, ansonsten ist sie aber sehr zufrieden. Nach zehn Tagen Spitalaufenthalt wird sie für drei Wochen nach Hasliberg in die Kur fahren – für die Reservation hat eine Sozialarbeiterin des Spitals gesorgt. Später wird sie in Alpnach regelmässig die Therapie besuchen, um die Muskeln aufzubauen und wieder richtig gehen zu lernen. «Mein Arzt meinte, für den Heilungsprozess brauche es etwa drei Monate. Während dieser Zeit bin ich auf Krücken angewiesen. Danach möchte ich möglichst schnell wieder selbst Auto fahren können.»

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SELBSTÄNDIGKEIT

Vom Spital zum Unternehmen Seit das Kantonsspital Obwalden im Jahr 2000 unabhängig wurde, hat es sich stark gewandelt. Alte Strukturen wurden über Bord geworfen und der Patient wird in den Mittelpunkt gestellt. Das Spital hat auch seine Finanzen im Griff – die jährlichen Globalbudgets werden eingehalten. Mit der Verselbständigung des Kantonsspitals Obwalden auf Anfang 2000 stellten sich für die Leitung völlig neue Herausforderungen. Vorbei waren die Zeiten, in denen der Kanton Obwalden das Betriebsdefizit – häufig zähneknirschend – übernahm. Mit einem Schlag hatte das Kantonsspital Obwalden seinen Betrieb und seine Investitionen mit im Voraus festgelegten Krediten sicherzustellen. Das Kantonsspital Obwalden stellt sich dieser Herausforderung mit einer grundlegenden Neuausrichtung.

Neue Prozesslandschaft Das Ergebnis dieser mehrere Jahre dauernden Neustrukturierung

ist ein prozessorientiertes Unternehmen. Die Prozesslandschaft umfasst: ■ Führungsprozesse (unter anderem Unternehmenssteuerung und -entwicklung, Risikomanagement, Personal- und Finanzpolitik, Kommunikation, Qualitätssicherung, Controlling), ■ Leistungsprozesse (Diagnostik und Therapie der Patienten in der Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie in der Psychiatrie), ■ Supportprozesse (Personalwesen, Finanz- und Rechnungswesen, Reporting, Informatik, Ökonomie und Technik).

Prozesse folgen also nicht mehr den Strukturen, sondern – zum Wohle der Patienten – genau umgekehrt: Strukturen folgen Prozessen, insbesondere den Behandlungsprozessen. Es ist eine neue Unternehmenskultur entstanden, in der sich der Patient im Mittelpunkt befindet, in der Mitarbeitende sich als eigenverantwortlich gefordert und gefördert erfahren, in der Fehler nicht mehr tabuisiert, sondern offen und interdisziplinär diskutiert und daraus vor allem Lehren gezogen werden, um die Fehlerquote zu reduzieren. Es ist ein Unternehmen entstanden, das sich den Grundkonzepten der «Business Excellence» verpflichtet hat: Ergebnisorientierung, Kundenorientierung, Management mit Fakten und Zahlen, Führung und Zielkonsequenz, Mitarbeiterorientierung und -entwicklung, kontinuierliches

Lernen, Innovation und Verbesserung, Entwicklung von Partnerschaften und Übernahme sozialer Verantwortung.

Ein zuverlässiger Partner Das Kantonsspital hat sich in den letzten Jahren für den Kanton Obwalden zu einem zuverlässigen Partner entwickelt. Das Spital hat seine Finanzen im Griff. Die Globalkredite werden seit 2002 ohne Ausnahme eingehalten. Ja, sie wurden teilweise sogar massiv unterschritten. Die finanzielle Belastung des Staatshaushaltes hielt sich in den vergangenen vier Jahren in klaren Grenzen. Auch das Jubiläumsjahr 2006 dürfte wiederum mit einem positiven Resultat enden.

Als prozessorientiertes Unternehmen am Puls des Geschehens.


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I N T E R V I E W M I T S P I TA L D I R E K T O R PA U L F L Ü C K I G E R

Professionell und dennoch familiär Spitaldirektor Paul Flückiger erachtet eine weiterführende Zusammenarbeit zwischen den Kantonsspitälern Ob- und Nidwalden als unabdingbar. Dadurch werde der Standort Sarnen gestärkt, zeigt er sich überzeugt. Am meisten freut den Spitaldirektor die familiäre, aber dennoch sehr professionelle Atmosphäre am Spital in Sarnen. Das Kantonsspital Obwalden ist 150 Jahre alt. Wo steht die Institution heute? Das Kantonsspital Obwalden hat in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Entwicklungsschritte getan. Es steht heute als modernes Unternehmen da, das prozessorientiert arbeitet, das durch die Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Nidwalden ein wesentlich breiteres Behandlungsspektrum anbietet als vor fünf oder zehn Jahren, das über ein ausgezeichnet qualifiziertes und motiviertes Personal verfügt und im Ergebnis den Obwaldnerinnen und Obwaldnern in der Grundversorgung eine Qualität nach neusten medizinischen Erkenntnissen bietet. Ein kleines, aber feines Spital!

Paul Flückiger.

Wo sehen Sie die Meilensteine in der jüngsten Vergangenheit? Den ersten vor zehn Jahren mit der Inbetriebnahme des neuen Behandlungstraktes. Alsdann die Eröffnung der Psychiatrie Obwalden-Nidwalden ebenfalls im Jahr 1996, das erste Kooperationsprojekt in der Spitalwelt ObwaldenNidwalden. Ein weiterer Meilenstein war die Verselbständigung des Spitals im Jahr 2000. Insbesondere mit der Finanzierungsumstellung – nämlich weg von der reinen Defizitübernahme, hin zu einem jährlich zu verhandelnden Globalkredit mit Investitionspauschale – wurde das Kantonsspital zu einem Entwicklungsprozess gezwungen, den es rückblickend betrachtet erfolgreich bewältigt hat.

Weitere Höhepunkte waren die Reorganisation des Spitals in den Jahren 2000 bis 2003 und die Anerkennung für Business Excellence Ende 2003 durch die European Foundation for Quality Management. Schliesslich die Kooperation mit dem Kantonsspital Nidwalden: Diese seit 2001 sukzessive wachsende Zusammenarbeit stärkte das Kantonsspital Obwalden nachhaltig. Nur dadurch gelang es zum Beispiel, hoch qualifiziertes Kader zu gewinnen, wie etwa die Chefärztin Anästhesie, den Chefarzt Orthopädie, die Finanzchefin oder den Personalleiter, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Nidwalden ist ein laufendes Thema. Wie sehen Sie hier die Zukunft? Ich erachte eine weiterführende Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Nidwalden als unabdingbar. Befürchtungen, dass dieser Weg schleichend zu einer Schwächung des Kantonsspitals Obwalden führen könnte, sind zwar verständlich. Aber wir können nach nun dreijähriger Zusammenarbeit in medizinischen Bereichen belegen, dass dem nicht so ist. Die Kooperationen auf Ebene Spitaldirektion, in der Anästhesie, der Chirurgie, speziell Orthopädie, sowie in der Administration und Ökonomie haben sich als zielführend erwiesen und sie stellen einen wesentlichen Beitrag zur Standortsicherung dar. Die Zukunft dieser Zusammenarbeit wird davon abhängen, ob die Aufsichtskommission des Kantonsspitals Obwalden die Stärken dieser Zusammenarbeit, die sich durch den gemeinsamen Spitaldirektor, die gemeinsamen Chefärztinnen und Chefärzte und die übri-

gen gemeinsamen Kader ergeben, in der laufenden Strategiediskussion erkennt.

Die gemeinsame Chirurgie ist also ein Zukunftsmodell? Natürlich, aber sie ist vor allem ein Modell der Gegenwart. Überall dort, wo wir heute eng zusammenarbeiten, konnten Vorteile und zusätzlicher Nutzen generiert werden: Die Chirurgie Obwalden-Nidwalden brachte dem Kantonsspital Obwalden mehr Qualität, ein breiteres Behandlungsspektrum und damit mehr ambulante und stationäre Patienten. Die gemeinsame Anästhesie führte zu deutlich höherer Qualität und dem erfolgreichen Aufbau einer Schmerztherapie. Die gemeinsame Spitaldirektion schafft die Grundlagen für diese Zusammenarbeit und sorgt für eine kompatible Ausrichtung der beiden Spitäler. Weitere Vorteile ergeben sich durch die spitalübergreifende Administration, Ökonomie, Informatik und Technik. Insgesamt werden für jedes Spital Einsparungen zwischen 1 und 1,5 Millionen Franken pro Jahr erzielt. Mit anderen Worten: Die Zusammenarbeit der beiden Kantonsspitäler ist eine Erfolgsgeschichte zum Wohle der Bevölkerung beider Kantone. Ein mögliches Zukunftsszenario sind gemäss Dr. Peter Saladin, Präsident von «H+ Die Spitäler der Schweiz», überkantonale Gesundheitsräume. Wie könnte die Rolle des Kantonsspitals Obwalden in einem solchen Konzept aussehen? Peter Saladin skizziert eine Entwicklung, wie sie wohl zwingend ist, wenn in der Schweiz eine Strukturbereinigung im stationären Gesundheitswesen erreicht werden soll. Eine Strukturbereinigung, das heisst die Konzentra-


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Die Psychiatrie Ob- und Nidwalden in Sarnen (PONS) feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. Hat dies nicht auch Modellcharakter für die Zusammenarbeit der beiden Spitäler? Unbedingt. Hier zeigt sich, wie zwei kleine Kantone gemeinsam eine zentrale und wichtige Aufgabe der Gesundheitsversorgung erfolgreich, qualitativ hochstehend und wirtschaftlich tragbar erledigen können. Dieses Modell eignet sich sehr wohl auch für andere Herausforderungen.

Welches sind die wichtigsten Projekte im Hinblick auf eine erfolgreiche Zukunft des Kantonsspitals Obwalden?

tion der stationären Versorgung, bedeutet in den Räumen Zentralschweiz, Ostschweiz, Zürich, Espace Mittelland, Welschland und Tessin noch drei Universitätsspitäler (Zürich, Genf und Basel oder Bern) und weitere 40 bis 50 Zentrums- oder Schwerpunktspitäler. Die auf eidgenössischer Ebene diskutierte monistische Finanzierung mit den Krankenkassen als Monist ohne Kontrahierungszwang, die steigenden Qualitätsanforderungen, die weitergehende medizinische Spezialisierung und der generelle Kostendruck werden diese Entwicklung wahrscheinlich sehr schnell erzwingen – schneller jedenfalls, als den Befürwortern kleinräumiger stationärer Versorgungsgebiete lieb ist. Für das Kantonsspital Obwalden bedeutet dies, sich mit Alternativen zur blossen stationären Grundversorgung auseinander zu setzen. So könnten Institutionen wie das Kantonsspital beispielsweise als «Generalunternehmer» in Sachen Gesundheit auftreten und in Prävention, Hausarztmedizin, Notfallversorgung, Altersversorgung und dergleichen mehr aktiv werden. Idealerweise tun sich die Kantone Obwalden und Nidwalden dazu zusammen, um eine einigermassen akzeptable

und Wirkung entfaltende Grösse zu erreichen.

In einem Spital stehen die Menschen im Mittelpunkt, einerseits die Patientinnen und Patienten, andererseits vor allem aber auch die Mitarbeitenden. Wie funktioniert im Kantonsspital Obwalden das Miteinander dieser Menschen? Ich stelle immer wieder mit grosser Freude fest, dass im Kantonsspital Obwalden der Umgang von Mitarbeitenden mit Mitarbeitenden und von Mitarbeitenden mit Patientinnen und Patienten sehr familiär ist. Und dies, ohne dabei die Professionalität, die Qualität und die Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren. Man kennt sich, man respektiert sich, und alle Mitarbeitenden – von der Ärztin bis hin zur Reinigungsfachfrau – haben einzig ein Motto: Nur das Beste ist gut genug für unsere Patientinnen und Patienten. Dies vereint und dies lässt alle Mitarbeitenden an einem Strick ziehen. Die hohe Motivation, ein hohes Berufsethos und die Professionalität aller Mitarbeitenden ist unser Erfolgsrezept.

Den Patientinnen und Patienten am nächsten stehen die Hausärz-

te. Welche Bedeutung haben die Hausärzte für das Kantonsspital Obwalden? Die Bedeutung der Hausärzte kann nicht genug hoch eingeschätzt werden. Sie sind es, die den Patienten im Rahmen der gesetzlichen und versicherungstechnischen Möglichkeiten ins Kantonsspital Obwalden einweisen oder eben nicht. Hier gilt deshalb speziell: Vernetzung, den Hausarzt zum Partner und nicht zum Konkurrenten machen. Ich denke, wir sind hier auf gutem Weg. Auch wenn einzelne Projekte nicht so realisiert werden konnten, wie wir uns dies wünschten – zum Beispiel Qualitätszirkel, ITVernetzung –, so ist aus meiner Sicht die Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und Hausärzten insgesamt sehr gut. Mit dem im Dezember 2005 umformulierten Artikel 16 des Spitalgesetzes wurde zwar ein gewisses Konfliktpotenzial geschaffen, indem das Kantonsspital Obwalden zur Standortsicherung neu nun auch explizit ambulante Leistungen anzubieten hat. Ich denke aber, dass wir auch hier eine Win-win-Situation mit den niedergelassenen Ärzten schaffen können.

Zum einen stehen bauliche Investitionen an. Der Bettentrakt Somatik und das Psychiatriegebäude müssen neu gebaut werden. Der Ersatz dieser Häuser mit nun wirklich nicht mehr zeitgemässen Strukturen ist zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft des Kantonsspitals Obwalden. Hier ist der Souverän des Kantons Obwalden nach meiner Einschätzung in der Pflicht: Wer A sagt (Standorterhaltung), muss auch B sagen (Investitionsbereitschaft)! Weiter gilt es das medizinische Spektrum so zu erweitern, dass wenigstens drei Viertel aller stationären Aufenthalte im KSOW durchgeführt werden können (heute sind es knapp 50%). Stichworte dazu sind zum Beispiel der Ausbau der Inneren Medizin in der Rheumatologie, Onkologie, Endokrinologie, Kardiologie oder auch in der Pädiatrie. Zu erweitern sind aber auch die diagnostischen Möglichkeiten der Ärzteschaft. Und schliesslich muss die Zusammenarbeit zwischen den Kantonsspitälern Obwalden und Nidwalden auf allen Ebenen vertieft und gefestigt werden. Dies ist aus meiner Sicht der gewichtigste Beitrag zur Zukunftssicherung des Kantonsspitals Obwalden.


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G A S TA U T O R

Überkantonale Gesundheitsräume Der Umbau der schweizerischen Spitallandschaft ist in vollem Gange und wird sich in den nächsten Jahren weiter beschleunigen. Während sich die Anzahl der Spitäler bis 1982 kontinuierlich auf 545 erhöhte, ist sie seither ständig zurückgegangen, bis heute auf rund 340 Institutionen. 16 Kantone haben ihre öffentlichen Spitäler rechtlich neu organisiert und zusammengefasst, teilweise auch einer einheitlichen Leitung unterstellt. Zahlreiche Spitäler sind aus der öffentlichen Verwaltung ausgegliedert und verselbständigt worden, ihre Angestellten erhielten privatrechtliche Arbeitsverträge. Überall ist der politische Druck auf die Eindämmung der Spitalkosten gewachsen, meistens allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Finanziell potente Privatkliniken expandieren durch Zukauf von Institutionen oder aus eigener Kraft und liefern den öffentlichen Spitälern eine starke Konkurrenz.

Schweizerinnen und Schweizer lieben ihre Spitäler Dabei besteht aber kein Zweifel: Die Schweizer lieben ihre regionalen und kantonalen Spitäler, auch wenn es im internationalen Vergleich sehr viele davon gibt; sie liegen länger als die meisten

Patienten in ihren Betten und sind mit den Spitalleistungen grossmehrheitlich zufrieden. Die Qualität sei, so wird ohne entsprechende wissenschaftliche Grundlagen behauptet, weltweit die beste. Über bestehende Mängel in der Patientensicherheit und bei der Qualität wird grosszügig hinweggesehen. Wohin geht die Reise? Insbesondere die medizinischen, pharmakologischen und technischen Entwicklungen, die demografische und soziale Situation der Bevölkerung, die Migration sowie die finanziellen Grenzen des Systems werden zu weiteren Veränderungen der Spitalwelt führen. In groben Zügen zeichnet sich etwa Folgendes ab:

Spitäler: Spezialisierung und Vernetzung gefordert Spitäler werden ihr medizinischpflegerisches Dienstleistungsangebot auf Grund der erwähnten medizinischen Entwicklungen und ihrer finanziellen Möglichkeiten klar fokussieren müssen. Die Anforderungen an die Qualität, die Patientensicherheit und das Risikomanagement werden sehr hohe Investitionen nötig machen. Zu kleine Fallzahlen pro Diagnose stellen zu hohe Risiken dar. Dies gilt für grosse wie für kleine Spitä-

Dr. Peter Saladin: Die schweizerische Spitallandschaft ist im Umbruch.

ler. Zum Beispiel: Geburtenabteilungen mit weniger als 500 Geburten im Jahr sind wirtschaftlich kaum überlebensfähig. Spitäler brauchen eine hohe Vernetzung mit vor- und nachgelagerten Einrichtungen, z.B. Praxisärzten, Spitex, Spezialkliniken, Zentrumsoder Universitätsspitälern und Langzeiteinrichtungen). Einzelbetriebe werden kaum überleben.

Überkantonalen Gesundheitsräumen gehört die Zukunft Die bestehenden kantonalen Grenzen eignen sich nicht mehr als «medizinische Versorgungsräume». Die Bevölkerung ist mobil geworden. Medizinische Neuerungen und Standards sind global. Als geeignete und machbare Lösung zeichnen sich überkantonale Gesundheitsräume ab, inner-

halb deren die Patientinnen und Patienten eine optimale Medizin zu finanziell tragbaren Bedingungen bekommen. Die Spitäler werden ihre Einnahmen nicht mehr über Defizitdeckungen des Kantons, sondern über diagnosebezogene Pauschalen erwirtschaften (Projekt SwissDRG). Damit entsteht Transparenz über die Wirtschaftlichkeit. Die Steuerzahler werden sich langfristig kein unwirtschaftlich arbeitendes Spital (im Quervergleich zu anderen schweizerischen Spitälern) leisten wollen. Erfolgreiche Spitäler nehmen die sich abzeichnenden Veränderungen im Gesundheitssystem rechtzeitig wahr und richten ihre Unternehmenspolitik auf sie aus.

Dr. Peter Saladin, Präsident H+ Die Spitäler der Schweiz

Der Zukunft des Spitals in Sarnen sehe ich optimistisch entgegen. Nur sollten Investitionen getätigt werden, um das Bettenangebot zu verbessern und auf diese Weise die Arbeitsplätze zu sichern. Der Kontakt mit den Patienten ist wichtig, da es hier keine Massenabfertigung gibt. Schliesslich ist es das Kleine, Persönliche, was dieses Spital ausmacht.

Da meine Mutter für das Rote Kreuz Bedürftige mit dem Auto fährt, weiss ich, wie wichtig das Kantonsspital Obwalden für die Bevölkerung ist. Obwohl die Zusammenarbeit mit Stans nützlich ist, da man dadurch Kosten sparen und sich auf fachlicher Ebene austauschen kann, finde ich es trotzdem wichtig, dass das Spital hier in der Nähe bleibt.

Andrea Obermair (50), Pharma-Assistentin aus Sarnen

Philipp Gut (14), Schüler aus Sarnen


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ZUKUNFT

Perspektiven für das Kantonsspital Obwalden Es gibt wohl keine Institution, die so umfassend auf modernste Infrastruktur angewiesen ist wie ein Spital – wie das Kantonsspital Obwalden. Zu viel hängt von der Sicherheit der Patientinnen und Patienten ab. Die Planung für die nächsten fünfzehn Jahre läuft denn auch schon auf Hochtouren. Mitte der Neunzigerjahre konnte das Kantonsspital Obwalden den neuen Behandlungstrakt mit Operationssälen, Notfallstation, Röntgenraum, Physiotherapie, Kapelle und Eingangshalle in Betrieb nehmen. Ein nach wie vor sehr ansprechender Betriebsteil, der durch klare Linien, Sachlichkeit und hohe Funktionalität besticht. Anders der Bettentrakt «Somatik» und das Psychiatriegebäude: Hier wurde sehr zurückhaltend investiert. Der Bettentrakt genoss lediglich eine Pinselrenovation, das Psychiatriegebäude wurde auf einen Zeithorizont von zehn Jahren ausgerichtet.

Neues Spitalgesetz gibt den Takt an Mit der Änderung des Spitalgesetzes vom 14. November 2005 steht nun die Herausforderung an,

für das Kantonsspital Obwalden Perspektiven für einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren zu schaffen. Konkret heisst das:

Zeitgemässe Gebäudeinfrastruktur Die Patientenzimmer sind eng und mehrheitlich ohne Nasszellen (WC, Dusche) ausgestattet. Die sanitarischen Einrichtungen sind für ein Spital auch ein Risikofaktor. Und der mangelnde Komfort wirkt sich negativ auf die Nachfrage aus. Nicht nur halbprivat und privat versicherte Patienten meiden das Kantonsspital häufig. Auch allgemein versicherte Patienten, die über einen Zusatz für Aufenthalte in der gesamten Schweiz verfügen, suchen recht zahlreich ausserkantonale Spitäler auf. So kommt es, dass leider mehr als die Hälfte aller stationä-

ren Spitalaufenthalte der Obwaldnerinnen und Obwaldner in anderen Spitälern stattfinden. Die Folgen für das Spital in Sarnen sind gravierend. Der Anteil der zusatzversicherten Patienten – die notabene über ein hohes Ertragspotenzial verfügen – liegt am Kantonsspital Obwalden lediglich bei 10 bis 12 Prozent. Gesamtschweizerisch verfügen aber nach wie vor gegen 30 Prozent über eine Halb- oder Privatversicherung. Rund 500 privat versicherte Obwaldnerinnen und Obwaldner haben sich 2004 stationär ausserkantonal behandeln lassen. Gelänge es, nur die Hälfte davon für Sarnen zu gewinnen, wäre mit einem approximativen Mehrertrag von jährlich drei Millionen Franken eine Investition in einen neuen Bettentrakt innerhalb eines Zeithorizonts von zehn bis fünfzehn Jahren durchaus zu amortisieren.

Zeitgemässe medizinische Infrastruktur Zukunfts- und Standortsicherung

heisst auch Investitionen in die medizinische Diagnostik und Therapie. Nur wenn das Kantonsspital Obwalden über die entsprechenden Apparaturen verfügt, kann es in einem harten Konkurrenzumfeld bestehen. Laparoskopische Eingriffe (die so genannte Schlüssellochchirurgie) oder ein digitalisiertes Röntgen müssen – nur um zwei Beispiele zu nennen – selbstverständlich sein.

Anspruchsgemässe medizinische Dienstleistungen Der schönste Bettentrakt und die modernsten medizinischen Einrichtungen allein sind keine Zukunftsgarantie, wenn keine attraktiven und marktgerechten medizinischen Dienstleistungen angeboten werden. Es gilt deshalb die Grundversorgung in bestehenden Segmenten auszubauen und mit zusätzlichen Angeboten zu ergänzen. Pädiatrie, Rheumatologie, Diabetes oder Sportmedizin sind die Stichworte dazu. Solche Zusatzleistungen müssen jedoch über Jahre hinweg aufgebaut werden.

Flexibilität und Mobilität, verbunden mit modernster Infrastruktur, sind Grundvoraussetzungen für den zukünftigen Spitalbetrieb.


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

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S P I TA L - G E S C H I C H T E U N D G E S C H I C H T E N

150 Jahre Obwaldner Kantonsspital Die Obwaldner Spitalgeschichte beginnt bereits im Jahre 1525. Damals wurde der «Spittel» erstmals urkundlich erwähnt. Vor 150 Jahren, genauer am 22. Jänner 1856, erfolgte mit dem Einzug in das neu gebaute Spital die eigentliche Zeitrechnung. Der Sarner Autor Romano Cuonz lässt unter

dem Titel «Spital-Geschichte und Geschichten» die letzten 150 Jahre des Kantonsspitals Obwalden in Zeitblöcken Revue passieren. Lesen Sie nachfolgend Auszüge daraus. Die vollständige Geschichte kann als Sonderdruck kostenlos über das Kantonsspital Obwalden bezogen werden.

1856 –1911

Obwaldner Kantonsspital nach Churer Muster «Am 22. Jänner 1856 war Einzug in den neuen Spital», heisst es in der Chronik des Fleckens Sarnen. Diesen Tag darf man denn auch als Geburtstag des Kantonsspitals Obwalden bezeichnen. Erstaunlich – ja, aus heutiger Sicht fast nicht mehr nachvollziehbar – ist die Tatsache, dass es von der Initialzündung über Planung und Bau bis hin zum Bezug des neuen Spitals gerade mal sechs Jahre dauerte. Wer waren die Leute, die so effiziente Arbeit leisteten? Im Oktober 1850 gab die Landesarmenkommission des Obwaldner Landrats der Regierung einen Auftrag: Sie möge die nötigen Vorbereitungen für den Ersatz des «Spit-

tels» und den Neubau einer Kranken- und Strafanstalt an die Hand nehmen. Sogleich wurde eine Kommission eingesetzt. Ihre Mitglieder hatten klingende Namen: Landammann Franz Wirz, Landstatthalter Alois Michel, Regierungsrat Johann Imfeld, Landessäckelmeister Dr. Simon Etlin sowie der bekannte Regierungs- und Ständerat Niklaus Hermann. Hermann war es denn auch, der bei Architekt Josef Ettlin einen Entwurf in Auftrag gab. Schon nach kurzem legte dieser Pläne auf den Ratstisch. Nur, der Landrat fand sie «überrissen» und lehnte ab. Doch die Herren liessen nicht locker. Unmittelbar nach dem Nein

Das Pensionat, das Gymnasium und das Spital.

stellten sie ein neues Raumprogramm zusammen und Simon Etlin bekam den Auftrag, gleich selber die entsprechenden Baupläne zu entwerfen. Aber wie sollte er, der Jurist und Finanzfachmann war, diese schwierige Aufgabe lösen? ■ ■

Simon Etlin war ein versierter Lateiner. Deshalb nahm er sich vor, «sein» Spital unter das Motto «Christo in Pauperibus» (Christus offenbart sich in der Armut) zu stellen. Diese Devise hatte er einem der bekanntesten und bedeutendsten Zeitgenossen abgeguckt: dem Kapuzinerpater Theodosius Flo-

rentini. Er war ein Bündner Bauernkind, das mit acht Jahren schon seinen Vater verloren und Entbehrungen und Hunger am eigenen Leib erfahren hatte. Später wurde er zum charismatischen Feuerkopf und Kapuzinerprediger mit dem einen Ziel, die grosse Armut des Volkes nach dem Sonderbundskrieg zu lindern. Spitäler brauche es, in denen jede und jeder Aufnahme finde, sagte er. Im Jahre 1853 errichtete Theodosius Florentini in Chur sein erstes Spital unter dem Namen «Kreuzspital». Es wurde zu einem Vorzeigeobjekt. Auch fürs nötige Pflegepersonal war er besorgt. Er holte Schwester Maria Theresia Sche-


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21 rer, die im Luzerner Bürgerspital Krankenpflege erlernt hatte, ins Bündnerland. Mit ihr als erster Spital-Oberin führte er sein Spital. Die Frau wurde später als Mutter Theresia vom Institut der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in Ingenbohl selig gesprochen. Pater Theodosius aber avancierte zum Dompfarrer und Generalvikar in Chur. Zu diesen beiden Persönlichkeiten reiste der Obwaldner Säckelmeister Simon Etlin. Und er kehrte nicht mit leeren Händen nach Hause zurück. In seinem Gepäck befanden sich Florentinis Pläne für das neu erstellte Churer Kreuzspital. Von Mutter Maria Theresia aber hatte er die mündliche Zusicherung erhalten, dass – sobald er in Sarnen ein Spital für alle errichtet habe – die Schwestern vom Heiligkreuz in Chur auch nach Obwalden kommen würden. ■ ■ Nun brauchte Simon Etlin keine grossen Überredungskünste mehr: 1851 genehmigte die Kommission seine Pläne. Das «Spital für eigentliche Kranke», das gleichzeitig als Pfründerheim für Arme und Gebrechliche, als Irrenanstalt, Gefangenschaftslokal und Zuchthaus dienen musste, sollte nach seinen Plänen errichtet werden. Man begann die Kosten zu berechnen und kam auf 30 000 Gulden. Viel Geld für einen Kanton, der nach der jahrelangen Zahlung von Reparationszahlungen infolge des Sonderbundskriegs völlig verarmt war. Jedoch: 1851 erliessen die eidgenössischen Räte den Sonderbündlern die Restkosten. Obwalden konnte aus dem Landessäckel 3000 Gulden für gemeinnützige Zwecke freimachen. Auch die Gemeinden bezahlten Geld oder lieferten Material für 6000 Gulden. Weitere Mittel stammten vom Erlös verkauften Buchen- oder Tannenholzes aus dem Spitalwald oder sie flossen aus der unversiegbaren Salzkasse. Trotzdem blieben nicht

150 Jahre Kantonsspital Obwalden

Das Spitalgebäude von 1856 heute.

geringe Restkosten von 4500 Gulden. Diese sollten nach Ansicht der Regierung «aus milden Gaben der Bevölkerung beigebracht werden». Die Bevölkerung zeigte sich milde! Nach drei Jahren Bauzeit stand das erste Obwaldner Kantonsspital samt Spitalkapelle als stattliches Gebäude an der Brünigstrasse. Simon Etlin aber wurde für seine Initiative und die gute Planung gebührend geehrt. Und belohnt: Das Landvolk wählte ihn zu seinem Landammann. ■ ■

Mit dem neuen Spital kamen wie versprochen auch die Schwestern vom Heiligkreuz – die späteren Ingenbohlerinnen – nach Sarnen. Sie haben, wie die Chronisten einhellig versichern, «unter fast unmenschlichen Entbehrungen unermesslichen Segen gestiftet». Dreissig Jahre dauerte der Pflegevertrag, den Simon Etlin mit der neuen Kongregation hatte abschliessen können. Gar vierzig Jahre lang genügte dieses erste Spital den Obwaldnern. Nur eine einzige Erweiterung gab es: 1872 wurde neben dem Gebäude noch eine Holzhütte mit Stallungen für die spitaleigenen Tiere angegliedert. Gegen die Jahrhundertwende nahmen infolge der industriellen Revolution die Einwohnerzahlen – und mit ihnen jene der Patienten – im ganzen Land zu. Auch in Obwalden liess sich nun die Notwendigkeit eines grösseren Spitals nicht mehr leugnen. Im April 1897 war es soweit. Auf den Traktanden der Landsgemeinde stand: «Errichtung einer den vielseitigen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechenden Krankenheilanstalt». Die Mannen unter den Linden hatten wieder ein heisses Thema: das neue Obwaldner Spital. So schnell wie beim ersten Bau ging es allerdings diesmal nicht mehr. Ein wahres Hickhack setzte ein.

Landrat und Landvolk mussten noch zweimal über Abänderungsanträge debattieren, bis 1910 endlich ein deutliches Handmehr für den Neubau zustande kam. Erst jetzt ging es vorwärts. Nach einjähriger Bauzeit war das neue Spital – unmittelbar neben dem alten – bezugsbereit. ■ ■

Es ist eine eigentümliche Geschichte: Vom damals neuen Spital aus dem Jahre 1911 besteht gegenwärtig nur noch die Grundsubstanz im Bettentrakt des Akutspitals. Ganz anders verhält es sich mit dem ersten Spital aus dem Jahre 1856. Dieses Haus, welches nach fremden Plänen errichtet worden ist, steht noch immer. Niemals dachten die Politiker an einen Abbruch. Im Gegenteil: Nach einem Beschluss, der im Kantonsrat schlank durchging, wurde 1915 das südliche Dachgeschoss erweitert. Und gut 40 Jahre später – im Jahre 1972 – beschloss der Kanton eine stilgerechte Renovation und den Ausbau des altehrwürdigen Gebäudes. Ob es der Geist von Pater Theodosius und Schwester Maria Theresia Scherer ist, der über dem Gebäude schwebt? Auf jeden Fall wirkten in diesem Haus über all die 150 Jahre Schwestern und Pfleger ganz und gar nach


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150 Jahre Kantonsspital Obwalden

der von Landammann Simon Etlin geprägten Devise «Christo in Pauperibus». Als das neue Spital bezogen wurde, diente das alte vor-

erst als Alters- und Pflegeheim für wenig bemittelte Senioren. Bürgerheim wurde es geheissen. Heute aber befinden sich in diesem Ge-

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bäude die Geriatrieabteilung und die Psychiatrie. Gerade die Psychiatrie ist – wenn es um die Erhaltung des Spitalstandorts Sarnen

geht – mit ihrem grosszügigen Raumangebot ein starker Trumpf in den Händen der Obwaldner gegenüber den Nidwaldnern.

Ab 2000

Die gemeinsame Zukunft mit Nidwalden Die Nachfolge von Jost Barmettler als Spitaldirektor trat im Jahre 2000 Paul Flückiger an. Mit ihm hat das Obwaldner Kantonsspital die Geschichte endgültig hinter sich gelassen. Es wurde verselbständigt und erhielt einen Globalkredit, mit dem es seinen klar definierten Leistungsauftrag erfüllen musste. Eine Aufsichtskommission wurde eingesetzt. Ihre Aufgabe: Sie sollte das Spital wieder fit machen. Man kann es auch so sagen: An die Hand genommen wurde die schon in den 90er-Jahren in die Wege geleitete gemeinsame Zukunft der Spitäler in Sarnen und Stans. Ja, es war in erster Linie die Kostenexplosion an den beiden Kantonsspitälern, welche zwei Nachbarn, die in vergange-

nen Zeiten «das Heu so selten auf der gleichen Bühne hatten», zu einer engeren Zusammenarbeit geradezu zwang. Erklärtes Ziel der Ob- und Nidwaldner Regierung und der Aufsichtskommission: Die beiden eigenständigen Akutspitäler von Ob- und Nidwalden sollten zusammengeführt werden. Damit – so hofften die Politiker – könnten Kosten von fünf bis zwölf Millionen Franken eingespart werden. ■ ■

Obwaldens Gesundheitsdirektorin Elisabeth Gander und Nidwaldens Gesundheitsdirektor Leo Odermatt – aber auch die zuständigen Kommissionen ob und nid

Der Sonderdruck der vollständigen Geschichte kann beim Kantonsspital Obwalden unter Telefon 041 666 44 22 bestellt oder als PDF vom Internet heruntergeladen werden: www.ksow.ch.

dem Wald – sassen nun oft stundenlang am gleichen Tisch. Alle wollten sie das Beste für ihre Kantone. Nur: Sie mussten etwas erkennen, was vor ihnen schon viele erkannt hatten. Die Tatsache nämlich, dass man «Tschifäler» – wie die Obwaldner von den Nidwaldnern genannt werden – und «Raissäckler» – wie die Obwaldner die Nidwaldner nennen – nicht von einem Tag auf den andern zusammenführen kann. Sobald nämlich die Nidwaldner das traditionsreiche Obwaldner Spital einfach schlucken wollten, formierte sich in der Bevölkerung ob dem Wald massiver Widerstand. Und mit einem Schlag waren all die Vorbehalte, die die Nachbarn gegeneinander hegten und hegen, wieder da. Der Obwaldner Regierung blieb schliesslich nichts anderes übrig, als – zum Leidwesen der Nidwaldner Kollegen – zu verkünden, dass sie einen Marschhalt einzulegen gedenke. ■ ■

Nach den heftigen Reaktionen hüben und drüben hat die Tonart gewechselt: Das Wort «Fusion» bleibt vorerst einmal tabu. Umso mehr in Kurs gekommen ist der Begriff «Zusammenarbeit». 2003 setzten die beiden Spitäler Paul Flückiger als gemeinsamen Direktor ein. Ihm und der Aufsichtskommission gelang es, eine einerseits sehr intensive und andererseits für beide Partner äusserst vorteilhafte Zusammenarbeit in Gang zu bringen. Vorläufiger Höhepunkt hat sie in der gemeinsamen Chirurgie mit bestens ausgewiesenen Ärzten, die Patienten in beiden Spitälern betreuen, gefunden. Indessen: Hier hört die Spitalgeschichte auf. Eingesetzt hat die Zukunft. Und es wird wohl eine gemeinsame Zukunft der beiden Kantonsspitäler werden. Aber nicht ohne Berücksichtigung ihrer individuellen Stärken und Eigenheiten.

Der Geschichtensammler Der Sarner Journalist und Publizist Romano Cuonz hat zum 150. Geburtstag des Kantonsspitals Obwalden Geschichten zur Geschichte des Spitals gesammelt. Romano Cuonz war ursprünglich Lehrer; schon früh begann er parallel dazu seine journalistische Tätigkeit. Seit 1978 ist er Redaktor beim Schweizer Radio DRS. Geschichte findet nicht einfach in Büchern statt. Geschichte heisst Geschichten. Romano Cuonz hat sich in vielen Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Spitals Geschichten erzählen lassen. Und er hat weiter zurückliegende Geschichten ausgegraben. Daraus ist eine Geschichte aus Geschichten entstanden, welche anlässlich des Jubiläums «150 Jahre Kantonsspital Obwalden» in einem zwölfseitigen Sonderdruck erscheint. Einen Auszug können Sie in dieser Jubiläumszeitung lesen.

Romano Cuonz.


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