Antirassismus-Broschüre der AKS

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Anti-Rassismus Brosch端re

F端r eine angstfreie Schule

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“Die Grenze der Sprache sind die Grenze der Gedanken.” Angela Carter (1940-1992, Englische Journalistin

Sprache schafft Bewusstsein Sprache hat die Aufgabe als Kommunikationsmittel zwischen den Menschen zu funktionieren und ihnen ein Instrument zu geben die Realität in Worte zu fassen. In der verwendeten Sprache kommen Frauen jedoch nicht vor, so wird beim Begriff „Migranten“- im Gegensatz zu „Migrant_innen“ – ein großer Teil dieser Personengruppe ausgeschlossen, nämlich die Frauen und Mädchen. Das führt dazu, dass Probleme von Frauen – die teilweise andere sind, wie jene von Männern – einfach unter den Tisch fallen. Es verwundert dann auch nicht, dass bei einigen Fremden- und Einwanderungsgesetzen, Frauen als „Anhängsel“ „ihrer“ Männer eingestuft werden und zusätzliche Benachteiligung erfahren. Die Benachteiligung von Frauen trifft auch auf andere Lebensbereiche zu: im Privatleben, im Beruf, in der Politik, in den Medien, … Durch Verwendung beider Begriffe Migranten und Migrantinnen oder die geschlechter gerechte Schreibweise Migrant_innen sollen mehr als 50% der Weltbevölkerung sichtbar gemacht werden und so eine realere Darstellung der Wirklichkeit erfolgen. Andererseits wird in dieser Broschüre versucht, bei allen Themenbereichen auf spezifische Probleme von Frauen einzugehen. _innen? Es gibt auf der Welt nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Personen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen wollen oder können. Aus diesem Grund verwenden wir in dieser Broschüre die Formulierung Migrant_innen. Mit dem Underline, dem sogenannten Gendergap, wollen wir auch diesen Menschen einen Patz schaffen.

Impressum: MHV: Aktion kritischer Schüler_innen, Amtshausgasse 4, 1050 Wien 01/05231243 Redaktion: Alexander Obermüller, Iris Schwarzenbacher, Teresa Christall, Camila Garfias Layout: Valerie Buttler

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Vorwort Täglich ereignen sich in Österreich fremdenfeindliche oder rassistische Vorfälle. Menschen werden beschimpft, diskriminiert, ausgegrenzt oder angegriffen. Oft mangelt es am Bewusstsein für das Unrecht, das hierbei geschieht. Der erste Schritt zur Bekämpfung von Rassismus ist daher die Aufklärung. Wenn bewusst gemacht werden kann, auf welche Weise und wie oft sich Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zeigen, wie oft jede und jeder Einzelne bereits Zeugin oder Zeuge davon gewesen ist, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Vorfälle gemeldet werden, dass Menschen aufzeigen oder einschreiten. Das ist deshalb so wichtig, weil Rassismus nichts anderes ist als ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben und damit auch auf die Demokratie. Die Politik kann vieles zur Bekämpfung von Diskriminierung beitragen, etwa durch Gesetze zur Gleichbehandlung und durch den Schutz dieser Rechte. Sie baut aber auf die Wachsamkeit der Bürger/innen. Stellen Sie sich vor es ist Demokratie und keiner geht hin. Bei Besuchen von Schüler/innen im Parlament werde ich oft gefragt: “Zählt denn meine Meinung überhaupt?” oder “Kann meine Stimme wirklich etwas verändern?”. Wir alle haben es täglich in der Hand, in welcher Gesellschaft wir leben und wie stark die Demokratie ist. Das gilt in der Familie, in der Schule und in den Vereinen. Nur wer sich einbringt, wer mitdiskutiert und mitmischt, kann etwas verändern. Wenn aber Gleichgültigkeit gegenüber der Demokratie herrscht, spielt das nur jenen in die Hände, die mit Populismus und Hetze das friedliche Miteinander bewusst in Gefahr bringen. Ich bin überzeugt, dass Ihnen diese Broschüre Rat und Hilfe bietet im Umgang mit Rassismus und danke Ihnen für das Engagement für unsere Demokratie!

Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrates

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Warum wir von Rassismus reden... Rassismus ist ein alltägliches Thema. Egal wo und wann, Rassismus ist seit Jahrhunderten aktuell. Doch warum ist das so? Wodurch entsteht Fremdenfeindlichkeit und warum wird sie von Seiten der Gesellschaft geduldet? Regelmäßig werden wir mit Rassismus konfrontiert, sei es nun eine beleidigende Bemerkung in der Straßenbahn, eine diskriminierende Anzeige in der Zeitung oder sogar gewalttätige Übergriffe, die wir beim Fortgehen beobachten. Gebräuchliche Begriffe wie „Ausländerfeindlichkeit“ oder „Fremdenhass“ haben in der Vergangenheit weniger zur Hilfe sondern vielmehr zur Verschleierung des wirklichen Problems beigetragen. Es sind eben nicht die „Ausländer“ oder die „Fremden“, die angegriffen oder diskriminiert werden, sondern bestimmte Gruppen. Beispielsweise sind Schwed_innen oder Spanier_innen im Allgemeinen nicht davon betroffen, schwarze Österreicher_innen oder jene türkischer Herkunft aber sehr wohl. Es sind viel mehr bestimmte Merkmale, aufgrund derer ihnen Fremdheit zugeschrieben wird: dunkle Haut- und Haarfarbe, nicht-christliche Religion, nicht- österreichische Herkunft/ Sprache oder von der Mehrheitsbevölkerung abweichende “kulturelle” Gewohnheiten. Weil diese Menschen allein deshalb als minderwertige Gruppen angesehen und sowohl in ihrem Alltag als auch in der Gesellschaft insgesamt (Stichwort institutioneller Rassismus, also diskriminierende Gesetze, Behörden, Medien,…) benachteiligt und ausgegrenzt werden, reden wir von Rassismus. Im Wort Rassimus ist das Wort “Rasse” enthalten, da es seit Jahren bekannt ist, dass es keine Menschenrassen gibt – soll hier explizit darauf hingewiesen werden, dass Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsteilen seien sie physischer (Hautfarbe) oder kultureller Art, keiner biologischen Deutung zugeschrieben werden – mehr dazu im Kapitel Diskriminierung. „An unserer Schule gibt’s doch keinen Rassismus” So denken viele, leider ist es noch immer nicht Realität. Rassismus und Diskriminierung sind allgemeine gesellschaftliche Probleme und somit auch in der Schule als Teil der Gesellschaft allgegenwärtig. Noch immer sind Minderheiten in unserem Schulsystem benachteiligt. Angefangen von Sprachbarrieren bis hin zu systematischer Diskriminierung. Genau deshalb haben wir diese Broschüre erstellt, um auf die allgegenwärtige Problematik von Rassismus aufmerksam zu machen und einen Beitrag dazu zu leisten, Rassismus abzubauen.

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AKS - What´s that? Die AKS ist eine Schüler_innenorganisation die sich einerseits mit bildungspolitischen Themen auseinandersetzt aber sich auch mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt. Wir sind in ganz Österreich aktiv und die größte Schüler_innenorganisation des Landes. Viele junge, engagierte Menschen setzten sich in der AKS für eine angstfreie, demokratische und sozial gerechte Schule ein. Die Ideen und ihre Arbeit geben den Ausschlag für unsere Aktivitäten. Die AKS versteht sich als Organisation von und für junge Menschen, unser Motto ist: „Bei uns kannst du nichts werden, bei uns bist du wer!“ Um die Arbeit der AKS auch abseits der neun Landeshauptstädte zu ermöglichen, gibt es in ganz Österreich Ortsgruppen in denen ebenfalls inhaltliche Veranstaltungen wie WAM´s (Wöchentliche Aktivist_innen Treffen), Workshops, Rufseminare, Kampagnen und Aktionen stattfinden. AKS steht für Aktion kritischer Schüler_innen. Wir setzten uns für eine angstfreie, sozial gerechte und demokratische Schule und Gesellschaft ein. Angstfrei Weil auch heute noch viele Schüler_innen Angst davor haben in die Schule zu gehen, weil durch autoritäre Strukturen und Leistungsdruck die Versagensangst verstärkt wird. Sozial gerecht Weil selbst heute Bildung noch vererbt wird, und es dabei vor allem auf die Geldbörse der Eltern ankommt wie unser Lebensweg ausschauen wird und nicht auf persönliche Interessen oder Talente. Demokratisch Weil Schüler_innen, obwohl sie die größte Berufsgruppe Österreichs sind und noch immer viel zu wenig Mitbestimmung, in allen Lebensbereichen, haben.

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Einleitung Die Anti-Rassismus Broschüre soll dir als Informationsquelle, Argumentationshilfe sowie Anleitung dienen. In ihr befinden sich verschiedenste Informationen über Rassismus, wie er entsteht und wie er sich ausdrückt – dadurch wollen wir dir die Möglichkeit bieten zu verstehen, wieso Rassismus überhaupt existiert und wie er sich in der Gesellschaft zeigt, um aktiv gegen diesen vorgehen zu können. Rassismus spiegelt sich sehr oft anhand von Vorurteilen, die noch öfters keinen inhaltlichen Boden haben, wieder, weswegen in dieser Broschüre die häufigsten Vorurteile entkräftet werden. Gleichzeitig bietet die Anti-Rassismus Broschüre einen kurzen Einblick in Faschismus und seine historischen Auswirkungen und deckt außerdem heutige faschistische Tendenzen in Organisationen und auch Parteien auf. Stück für Stück wollen wir ein Verständnis für Diskriminierung schaffen und Reflexionen über das eigene Verhalten entfachen, hierfür befinden sich am Ende jedes Kapitels Diskussionsfragen, die man in der Gruppe diskutieren kann oder über die man sich alleine Gedanken machen kann. Um antirassistisches und antifaschistisches Engagement zu unterstützen findest du am Ende Informationen zu verschiedenen Anti-Rassistischen Organisationen, Projekten, Filmen und Bücher Viel Spaß beim Lesen, Lernen, Diskutieren und Agieren,

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Was ist Rassimus - Hier eine Auswahl an Definitionen “…das Dogma, dass eine ethnische Gruppe von Natur aus zu erblicher Minderwertigkeit und eine andere Gruppe zu erblicher Höherwertigkeit bestimmt ist. Das Dogma, dass die Hoffnung der Kulturwelt davon abhängt, manche Rassen zu vernichten und andere rein zu erhalten. Das Dogma, dass eine Rasse in der gesamten Menschehitsgeschichte Träger des Fortschritts war und als einize auch künftig Fortschritt gewährleisten kann.”

Ruth Benedict

(1940 – erste Rassismus Definition im Buch “Race - science and politics”)

Rassismus ist eine Ideologie, die dazu dient, bestimmte Macht- und Ausbeutungsverhältnisse zu legitimieren. Da diese historischen Änderungen und Entwicklungen unterworfen sind, gibt es auch nicht den Rassismus an sich, sondern verschiedene Rassismen, abhängig von den historischen Rahmenbedingungen. Stephen Castels Wichtig zum Verständnis des Phänomens Rassismus ist, dass es sich bei „Rasse“ oder ähnlichen, neuerdings an Stelle des alten Begriffes getretenen Ausdrucks wie Kulturkreis etc. um Konstrukte handelt. Die Wissenschaft nennt den Prozess, der Menschen an Hand von Stereotypen zu einer Gruppe zusammenfasst und diese abwertet, Rassisierung (racialising). Rasse ist ein Produkt des Rassismus und nicht umgekehrt.

Stephen Castels

Rassismus entsteht keineswegs „naturwüchsig“, sondern wird in der Regel systematisch erzeugt, von Intellektuellen/ WissenschafterInnen produziert, durch gesellschaftliche Eliten präformiert und über Massenmedien in die Köpfe der Normalbürger_innen hineintrans portiert. Überdies gehört der Rassismus zur abendländischen Kulturtradition und ist vor allem im Massenbewusstsein der Mittel- und WesteuropäerInnen tief verwurzelt. Christoph Butterwege

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Glossar Antisemitismus… bezeichnet eine Ideologie, die Menschen mit jüdischem Religionsbekenntnis bestimmte Eigenschaften zuschreibt (habgierig, hinterhältig, kontrollieren die Welt, etc.) verbunden mit körperlichen Merkmalen (krumme Nasen etc.) Apartheid… ist die Bezeichnung der Zeit von Rassentrennung in Afrika (speziell in Südafrika), also einer Zeit von struktureller Diskriminierung und Trennung von Schwarzen und Weißen Assimilation… unter Assimilation versteht man einen Prozess der dazu führt, dass sich Eigenschaften von Gruppen und Einzelpersonen, die als anders bewertet werden, auflösen und sich den vorherrschenden Bedingungen beugen Diskriminierung… ist eine Form von Benachteiligung die in vielfacher Weise vorkommen kann. Meist stützt sich Diskriminierung auf ohnehin benachteiligte Gruppen. Xenophobie… ist die Angst gegenüber Fremden. In Österreich kann nicht von Fremdenfeindlichkeit gesprochen werden, da nicht allen Fremden (Deutschen, etc.) Angst und Vorurteile entgegen gebracht werden. Homophobie… ist die Angst vor homosexuellen Menschen und die damit verbundenen Zuschreibungen & Vorurteile (Pädophilie – Verführung von Kindern, bestimmter Kleidungsstil, Verwendung des Wortes “schwul” als Schimpfwort, etc.) Identität… Summe der Faktoren die einen Menschen ausmachen. Identität ist ein sich ständig wandelnder Prozess und kann bewusst beeinflusst werden. Sexismus… Diskriminierung von Frauen auf Grund ihres Geschlechts. Integration… bezeichnet die Miteinbeziehung aller Bevölkerungsgruppen in ein gemeisames gesellschaftliches Miteinander, ohne eine Gruppen mit Barrieren an der Partizipation zu hindern und ohne Anpassung an eine Mehrheitsbevölkerung. Amtshausgasse 4, 1050 Wien

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Islamophobie… Angst vor Menschen mit islamischen Glaubensbekenntnis, die mit generalisiernden Äußerungen (“Muslime sind Terroristen”, “Kopftuchträgerinnen sind fundamentalistisch”, etc.) einhergeht. Kultur… Summe von Einflussfaktoren die bestimmten Räumen zugeordnet werden. Kultur wird von der Rechten als neue Definitionsgröße herangezogen und als unveränderlich Unterschied zwischen den Menschen hervorgehoben und dient als Ersatz des überholten “Rasse” Begriffs. Menschenrechte… unveräußerliche Rechte aller Menschen, festgeschrieben in der Deklaration der Menschenrechte der UNO, so sollen die universalen Menschenrechte einklagbar gemacht werden Partizipation… aktive Teilhabe am sozialen Leben und Geschehen in einer Gesellschaft. Rassismus… geht von der Annahme aus, dass Menschen äußere Unterscheidungsmerkmale haben die sich auch auf den Charakter auswirken und es damit höherwertige Rassen gibt – wissenschaftlich seit langem widerlegt. Fremdenfeindlichkeit... geht über Xenophobie hinaus, impliziert offenes bis zu gewalttätiges Angreifen von einzelnen Personen oder Personengruppen. Vorurteil/Stereotyp… verkürzte und auf einzelne Eigenschaften reduzierte Darstellung von Personengruppen, die das Ziel einer “Wir” “Ihr” Definition verfolgt. Faschismus.... bezeichnete ursprünglich den italienischen Faschismus unter Benito Mussolini, und wird heute als Sammelbegriff für totalitäre, antidemokratische, nationalistische, rechtsextreme Herrschaftssysteme verwendet. Nationalsozialismus... kam nach dem 1.Weltkrige auf. Ist eine extrem nationalistische, rassistische, imperialistische Bewegung. Adolf Hitlers faschistische Herrschaft ist auf dieser Ideologie aufgebaut.

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Drittes Reich... bezeichnet die Zeit von 1933 bis 1945. Auch bekannt als Hitlerregime, NS-Herrschaft oder Naziherrschaft. Rechtsextrem... es gibt keine einheitliche Definition, Expert_innen sind sich allerdings einig, dass folgende 3 Elemente in rechtsextremen Denken verankert sind: 1) Streben nach einer einheitlichen Volksgemeinschaft, 2) Ablehnung der Demokratie und 3) Bereitschaft zur Gewalt Autoritäres Regime... undemokratischer Regierungsstil, der nicht in das gesamte Leben eingreift. Oppositionelle Bewegungen werden nicht geduldet. Totalitäres Regime... undemokratischer Regierungsstil, der in das gesamte politische, persönliche, kulturelle Leben einzugreifen. Oppositionelle Bewegungen werden nicht geduldet. Hat oft den Anspruch einen „neuen“ Menschen zu schaffen. Diktatur... unumschränkte, andere gesellschaftliche Kräfte mit Gewalt unterdrückende Ausübung der Herrschaft durch eine bestimmte Person, gesellschaftliche Gruppierung, Partei o. Ä. in einem Staat Antifaschismus... die politische Ablehnung des Faschismus und möglicher Entwicklungen dorthin. Ursprünglich in den 1920er-Jahren als „antifascismo“ in Italien entstanden, bezeichnete der Ausdruck bald auch die Bekämpfung anderer rechtsgerichteter Diktaturen, vor allem die des deutschen Nationalsozialismus. Die allgemeinere Bedeutung blieb nach 1945 bestehen. Mensur... ist ein traditioneller, streng reglementierter Fechtkampf zwischen zwei männlichen Mitgliedern verschiedener Studentenverbindungen mit scharfen Waffen. Der fechttechnische Fachbegriff „Mensur“ (von lateinisch mensura, „Abmessung“) bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert einen festgelegten Abstand der Fechter zueinander. Dabei entstehende Wunden/Narben heißen Schmisse. Couleur... dient als Identitätssymbol, ist eine festgelegte Kombination von Farben die sich auf allen Kleidungsstücken und Accessoires von Verbindungen und Burschenschaften findet.

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Identit辰t

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Identität Gruppenidentität

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IDENTITÄT Frauen und Männer sind nicht nur sie selbst; sie sind auch die Region, in der sie geboren wurden; die Stadt oder das Dorf, wo sie aufgewachsen sind; die Spiele, die sie als Kinder gespielt haben; die Geschichten, die Märchen, die Gerüchte; die Schulklassen, die Familie; ihre Hobbies, ihr Sport; ihre gelesenen Texte; ihre Bilder; ihr Glauben; … Identität ist das, was einen Menschen ausmacht. Sie ist das, was Personen von anderen unterscheidet. Sie kann nicht leicht beschrieben werden, weil sie aus all den Dingen und Beziehung (im weitersten Sinne) besteht, die für eine_n selbst wichtig sind, die eine_n beeinflussen bzw. beeinflusst haben. Im Allgemeinen denkt man über die eigene Identität wenig nach, und selbst wenn, ist es schwierig sich darüber klar zu werden. Dies gilt vor allem für „Bestandteile“, die von der Mehrheit als negativ angesehen werden und für die man manchmal auch „verarscht“ wird. Oder Freund_innen, die einem wichtig sind, von anderen aber nicht akzeptiert werden. Jede_r hat den Wunsch nach Anerkennung, und so kann man vor der Entscheidung stehen, sich den Erwartungshaltungen der anderen anzupassen oder auf das „ich“ zu hören. In eingeschworenen Gruppen – wie es eine Schulklasse oft ist - kann immer wieder beobachtet werden, dass einige wenige bestimmen, was (im weitesten Sinne) „cool“ ist. Viele folgen ihnen, einige orientieren sich an anderen Gruppen, und meistens gibt es dann noch die Außenseiter_innen. Zu letzterer Gruppe zu zählen ist natürlich nie angenehm.

Gruppenidentität Einzelpersonen einer Gruppe haben immer überschneidende Identitätsbestandteile, oder einfacher gesagt: Sie haben Gemeinsamkeiten. In einer Klasse sind zb alle Schüler_innen – oft haben sie dieselbe Stadt als Lebensmittelpunkt, haben ungefähr das selbe Alter. Dann gibt es Sub-Gruppen, wie zb alle Menschen mit denselben Musikvorlieben, dem gleichen Religionsbekenntnis, den selben Hobbies, etc - wichtig ist nun zu erkennen, dass jeder Person verschiedene Dinge wichtig sind. Die unterschiedlichen Faktoren können durch jede Person noch unterschiedliche Bedeutung beigemessen werden. Die Identität jeder_jedes Einzelnen ist vielfältig, setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die auch innerhalb einer Gruppe niemals verschwinden.

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Identität Gruppenidentität

Entwicklung

Oft geschieht es, dass Personengruppen auf eine zentrale Eigenschaft reduziert werden. Entlang den oben genannten Sub-Gruppen können nun Konflikte entstehen. Diese Konflikte brechen aus oder werden bewusst geschürt durch Gruppen, welche die Macht besitzen und einsetzen um “ihre” Identität als die Bessere darzustellen. Gesellschaftliche Umstände bestimmen wer diese Macht besitzt (--> Rolle der Medien). Wer diese Macht besitzt, wird schnell an Hand der benachteiligten Gruppen erkenntlich. So ist es wenig verwunderlich das Frauen benachteiligt werden, wenn Männern noch immer die meisten Machtpositionen inne haben. Auch die Benachteiligung von Homosexuellen kann mit der vorherrschenden Lebensweise (heterosexuell) erklärt werden. Die Benachteiligung von Migrant_innen fußt auf die Macht der einheimischen Bevölkerung, die definiert wer akzeptiert wird (Deutsche, Schweizer_innen) und wer abgelehnt wird (Türk_innen, Afghan_innen, etc.).

Entwicklung Ein letzter wichtiger Punkt von „Identität“ ist Veränderung: Identität ist nicht für immer fix, sondern ändert sich laufend: ein Großteil der Freund_innen wechselt, die Schule wird logischerweise spätestens nach der Matura unwichtiger, die Einstellung zur Religion mag sich ändern, einige Freund_innen werden umziehen, Beziehungen wechseln, andere Hobbies und Interessen entwickeln sich ... Indentität ist also ein ständig ablaufender Prozess, nur die wenigsten Dinge sind „natürlich“, sondern das derzeitige Ergebnis menschlicher Gestaltung. Wie es in Zukunft aussieht, liegt an uns! Je mehr Möglichkeiten für die Einzelnen oder für ganze Gruppen innerhalb der Gesellschaft zur Beteiligung und Mitentscheidung bestehen, desto mehr können wir eben diese Gesellschaft gestalten.

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Diskussion Indentität -> Was ist dir in deinem Leben wichtig? -> Was sind die wichtigsten Dinge, die deine Identität ausmachen? -> Wodurch wurdest du in deiner Kindheit besonders beeinflusst? -> Welche Werte wurden dir von deiner Familie vermittelt? -> Was hast du in der Volksschule über Menschen aus anderen Kulturen gelernt? -> Was waren die wichtigsten Einflüsse, die dich zu der_dem gemacht haben, die_der du nun bist? -> Wie sehr hast du die Einflüsse bewusst auf dich einwirken lassen? -> In welchen Punkten werden deine Antworten mit denen deiner Mitschüler_innen vermutlich übereinstimmen? -> Welche werden am stärksten abweichen? -> Wie wäre das wohl im Vergleich zu deinen Großeltern? Zu Jugendlichen des anderen Geschlechts oder einer anderen Herkunft? Zu solchen in Portugal/Ungarn/den USA/ Südamerika/Afrika/China/...? -> Wie würde sich dein Leben ändern, wenn du plötzlich als AfroÖsterreicher_in/ Aidskranke_r/ Blinde_r/ Obdachlose_r/ Asylwerber_in/ Homosexuelle_r aufwachen würdest? ->Was hat Identität mit Vorurteilen zu tun?

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Wahrnehmung und Vorurteile

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

WAHRNEHMUNG UND VORURTEILE Unsere Wahrnehmung „Wahrnehmung ist eine individuelle Konstruktion, geschieht innerhalb unseres Wissenssystems und vollzieht sich in einem Prozess mit einzelnen Zwischenprodukten.“ In unserer Wahrnehmung der Welt um uns herum ist es notwendig, Informationen zu filtern. Das geschieht teils bewusst, größtenteils jedoch unbewusst. Wir vereinfachen indem, wir unzählige Dinge ausblenden. Um was es sich dabei handelt, wird oft von unseren Wertvorstellungen bestimmt. Unsere Wertvorstellungen, also ein Teil unserer Auswahlmerkmale, sind einerseits durch das Umfeld und durch Erfahrungen, andererseits durch die Massenmedien bestimmt. Wenn wir zB von klein auf nie persönlich mit Menschen anderer Hautfarbe zu tun hatten, wir allerdings von der Familie negatives über „die Schwarzen“ hören, werden wir sie tendenziell als bedrohlich oder zumindest „anders“ wahrnehmen. Ähnlich läuft dies auch in den Medien ab: wenn in Österreich die – relativ zur Bevölkerung gemessen – größte Tageszeitung der Welt (39,8% der Österreicher_innen erreicht die Kronen Zeitung – Stand Medienanalyse 09/10) hauptsächlich negativ über Migrant_innen und Menschen anderer Hautfarbe berichtet, passiert dasselbe (gemeint sind die “Krone“, die nach einer Studie der Werbeagentur NOA 2011 zu 32 % negativ & “Österreich” zu 35% negativ über Migrant_innen berichten). Nicht nur die negative Berichterstattung in Österrichs Massenmedien ist entscheidend für die Warhnehmung von Migrant_innen, sondern auch die geschlechter spezifische Zuschreibung, so werden laut der Studie “Rassismus und kulturelle Vielfalt in Medien” männliche Migranten mit Gewalt, Kriminalität und Fanatismus assoziiert, weibliche Migrantinnen hingegen mit Protistution und Sexarbeit.

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Vorurteile Ich lernte, dass keine Lüge zu plump ist, als dass die Leute sie nicht glauben würden, wenn sie ihrem geheimen Wunsch, sie zu glauben, entgegenkommt. – aus „Medea“

Was sind Vorurteile Vorurteile sind auf individueller und kollektiver Ebene (Gruppenwertungen) anzutreffen. Individuell werden neu wahrgenommene Dinge ohne ausreichender Information geordnet und gewertet (oft auch „erster Eindruck“ genannt). Da es keine allgemein gültige Definition von „Vorurteilen“ gibt, geben wir dir hier eine kleine Auswahl an Eigenschaften: -> Vorurteile werden – meist unbewusst – angelernt und können dementsprechend auch wieder „verlernt“ werden -> Jede_r von uns hat Vorurteile -> Ein Vorurteil ist oft nicht die Meinung, die ein Mensch allein hat, sondern es ist die gemeinsame Meinung einer Gruppe -> Vorurteile werden ungeprüft übernommen und geglaubt -> Ein Vorurteil kann auch ein verallgemeinertes positives Bild einer Gruppe geben -> Auch wenn die realen Tatsachen einem Vorurteil widersprechen, wird es oft nicht abgelegt -> Aus Vorurteilen werden leicht Feindbilder -> Je gleichberechtigter Menschen untereinander sind, desto geringeren Schaden können Vorurteile anrichten So lange Vorurteile auf mangelnder Information beruhen, sind sie relativ einfach korrigierbar. Gerade im Zusammenhang mit Migrant_innen kommen aber häufig zB psychische Funktionen hinzu. In diesem Fall kann es sein, dass nur mehr das wahrgenommen wird, was dem jeweiligen Vorurteil entspricht.

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Wenn zB das Vorurteil besteht, dass Französ_innen gute Köch_innen sind, dann wird das Essen in einem französischen Restaurant besonders gut schmecken. Sollte das Essen tatsächlich schlecht sein, so stellt der_die Besucher_in Vermutungen darüber an, warum der_die Köch_in gerade heute seinen schlechten Tag hat.

Vorurteile als Abwehr von Ängsten Beispiele für psychische Funktionen von Vorurteilen sind die Abwehr von Ängsten vor dem „inneren Fremden“ durch Projektionen auf andere und die Hebung des eigenen Selbstwertgefühls durch die Abwertung anderer. Darüber hinaus können persönliche extreme Ereignisse Auslöser für Vorurteile sein. So lange diese Ursachen nicht zumindest angesprochen werden, wird eine Aufklärung mit „Fakten“ nur auf Widerstand und Abwehr stoßen. So hält sich zB konsequent, dass „uns“ Migrant_innen die Arbeitsplätze wegnehmen, oder dass sie überdurchschnittlich kriminell wären - obwohl die Fakten am Tisch liegen. Teilweise werden Vorurteile auch gezielt dazu eingesetzt, von innergesellschaftlichen Problemen abzulenken. So manche Partei und so manche kleinformatige Zeitung sind unter anderem mit diesem Mittel groß geworden. Nur wer die notwendige Macht zur Durchsetzung seiner_ihrer Vorurteile besitzt, kann sie bewusst einsetzen.

Wenn Vorurteile sich selbst bestätigen Vorurteile können durch allgemeine unhinterfragte Akzeptanz auch „real“ werden: zB gelten Frauen als friedfertiger. Sie sind jedoch nicht „einfach so“, sondern werden gemäß diesem und anderen Vorurteilen anders erzogen; werden also vermeintlich friedfertiger „gemacht“. Ein weiteres positives Vorurteil ist, dass zB Brasilianer_innen entweder als bessere Sportler_innen oder Musiker_innen gelten („der Rhythmus liegt ihnen im Blut“). Sie sind ebenfalls nicht von Natur aus so, sondern haben aufgrund der immer noch bestehenden rassistischen Benachteiligungen eigentlich nur in diesen Bereichen die Möglichkeit bekannt zu werden, bzw. sind allgemein in diesen Berufen akzeptierter (oder werden eben wegen diesen Vorurteilen gefördert). Viele Menschen wollen nicht wahrhaben, dass sie selbst Vorurteile haben – vor allem, wenn sie zum ersten Mal direkt damit konfrontiert werden. Das kommt sehr oft in Diskussionen zum Vorschein. Der wohl häufigste Satz ist „Ich hab zwar nichts gegen Schwarze/Türk_innen/ …, aber …“. Man kann in diesem Fall getrost davon ausgehen, dass nun ein (negatives bis rassistisches) Vorurteil folgt.

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Funktion von Vorurteilen und Feinbildern -> Erhöhung des Selbstwertgefühls durch Abwertung von anderen -> Anpassungsdruck in der eigenen Gruppe -> Abwehr eigener verpönter/verbotener Wünsche, Ängste Phantasien -> Orientierungshilfe in einer komplizierten Welt durch Schaffung von Eindeutigkeiten -> Stärkung der eigenen Kultur/Gruppe durch Hervorhebung der Unterschiede zu Fremden -> Ablenkung von sozialen Problemen, Verschiebung der Aggression auf Schwächere (=Sündenböcke) -> Schaffung von Gründen um die derzeitigen Diskriminierungen aufrecht zu erhalten Trotz allem gibt es natürlich die sachliche Fehl- oder Nichtinformation (so besteht nach einer Studie von Sommer/Schmidt von 1993 einen statistischen Zusammenhang zwischen Fremdenfeindlichkeit und Fehlinformation zum Thema „Migrant_innen, Asyl, ...“). Daher nun einige Gegenargumente gegen gängige Vorurteile:

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Vorurteile aufbrechen

„Ausländer_innen nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“ Falsch! Nicht-EU-Passbesitzer_innen (mit Ausnahme anderer EU-Bürger_innen) dürfen nur dann zu arbeiten beginnen, wenn sie von Arbeitergeber_innen angefordert wurden und keine arbeitslosen Österreicher_innen diese Arbeit machen könnten. Zusätzlich darf laut Gesetz der Anteil an Nicht-EU-Arbeitnehmer_innen max. 8 %(in Ausnahmefällen 9 %) des gesamten Arbeitskräftepotentials betragen. Bei Massenkündigungen müssen Migrant_innen mit Beschäftigungsbewilligung zuerst entlassen werden. Das Argument, dass ausländische Arbeiter_innen die Löhne drücken, ist ebenfalls keines, für das Migrant_innen die Schuld tragen, denn niemand arbeitet gerne für wenig Geld. Diejenigen, die die Löhne drücken, sind die Arbeitgeber_innen, also meist Inländer_innen. Ausländische Beschäftigte sind zudem erpressbarer als “inländsiche” Arbeitnehmer_ innen, ihnen drohen unter anderem: -> Keine freie Wahl des_der Arbeitgeber_in beim erstmaligan Zugang zum Arbeitsmarkt -> Damit verbunden eine große Abhängigkeit gegenüber den Arbeitsgeber_innen bis zur Erlangung einer höheren Stufe der Arbeitsbewilligung -> Verlust der Niederlassungsbewilligung bei Jobverlust innerhalb der ersten acht Jahre. -> Aufenthaltsverbot bei behaupteter oder erwiesener illegaler Beschäftigung – hier werden die Arbeitnehmer_innen bestraft, weniger die Arbeitgeber_innen, die bewusst illegale Beschäftigungsverhältnisse suchen -> Kündigung vor den “inländischen” Kolleg_innen

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Langfristig wird es, wie bereits in den 60ern notwendig sein die jährlichen Einwanderungszahlen um ein Vielfaches zu erhöhen um den Lebensstandard zu halten. So ging das finnische Arbeitsministerium 2002 von einer sofort notwendigen Verdreifachung der Zuwanderung1 aus. Laut Statistik Austria würde die österreichische Bevölkerung mittelfristig schrumpfen, wenn es keine Zuwanderung mehr geben würde. 2030 würde die Bevölkerung 8,16 Mio Eiwohner_innen betragen (-2,4%) und 2050 nur noch 7,40 Mio Einwohner_ innen (-11,6%), also um 1 Million Einwohner_innen weniger als derzeit in Österreich leben2. 1 2 Migration News Sheet/ October 2002

www.statistik.at, Statisik Austria - abgerufen am 17.03.2011

„Wie viele Ausländer_innen können wir verkraften?“ In Österreich leben rund 844.000 Menschen ohne österreichische Staatszugehörigkeit (ca. 9% der Gesamtbevölkerung), dazu kommen noch 200.00 Tourist_innen, eine unbestimmte Anzahl an Grenzgänger_innen (arbeiten in Österreich). 400.700 Österreicher_innen leben im Ausland (Stand: 1.7.2010). Die Einwanderungspolitik eines Landes legt fest, wer “Ausländer_in” ist und wer nicht. In Österreich ist die Aufenthaltsdauer entscheidend für den Erwerb einer Staats- bürger_innenschaft, so sind auch Menschen, die in Österreich geboren sind, laut Statistik “Ausländer_innen”. 2009 sind 107.785 Menschen nach Österreich gezogen und 87.189 haben Österreich verlassen. 25.696 Personen mit Nicht Österreichischer Staatsbürger_innenschaft sind nach Österreich gezogen. Nachkriegsösterreich hat eine Zuwanderung von 100.000 Personen bewältigen können, also liegt es an den politischen Rahmenbedingungen, wie schnell sich Menschen integrieren können. Die Quote an Erwerbstätigen wird sicher weiter sinken, derzeit betragen die Nicht-Erwerbtätigen (unter 15 Jährige und über 60 Jährige 60%) bis 2050 soll der Anteil auf 90% steigen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Österreich vor allem Zuzug von Erwerbstätigen brauchen wird.

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Rolle der Medien

* Intgration&Migration, Statistik Austria, Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010

„Ausländer_innen sind Sozialschmarotzer_innen!“ Menschen mit nicht-österreichischen Papieren zahlen wesentlich mehr an den Staat, als sie von ihm erhalten und finanzieren somit „unsere“ Sozialleistungen mit: Migrant_innen sind Nettozahler_innen im Sozialsystem laut Sozialminister Hundstorfer (diepresse.com 15.10.2009), tragen sie 1,5 Milliarden Euro durch Sozialversicherung, Lohnsteuer etc. bei. Migrant_innen erhalten „unterproportional Sozialhilfe und die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit sei kürzer. Von gewissen Sozialleistungen sind Asylwerber_innen sogar dezidiert ausgeschlossen, wie die Mindestsicherung. Durch restrikte Bestimmungen des Fremdenrechts sind Migrant_innen sogar gezwungen ihre Arbeitslosigkeit zu Vermeiden (siehe “Ausländer_innen nehmen uns die Arbeitsplätze weg”) und Krankenstände kurz zu halten. Familienbeihilfe darf auch erst dann bezogen werden, wenn sich die Familie bereits fünf Jahre in Österreich aufhält oder unselbstständig erwerbstätig ist. Darüber hinaus gibt es für Kinder, die sie (noch) nicht nach Österreich geholt haben, keine Familienbeihilfe, obwohl die Beiträge in den Familienlastenausgleichsfond bereits eingezahlt werden.

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Rolle der Medien

Wissenschaftlich gesehen ist das Unfug, denn kein Mensch migriert ausschließlich aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen. Es ist immer ein Beziehungsgeflecht aus persönlichen, sozialen, politischen und geopolitischen Gründen, warum Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen (überleg dir, ob alleine die Aussichten auf einen Job dich dazu veranlassen würde, alles aufzugeben, deine Familie, deine Freund_innen, dein gewohntes Umfeld, etc.). Im Gegenteil, dazu sind es oft umgekehrt rein wirtschaftliche Interessen der Aufnahmegesellschaft, welche und wie viele Menschen zusätzlich hier leben dürfen.

„Ausländer_innen senken das Leistungsniveau!“ Ist der Pass der Eltern wirklich entscheidend für den Schulerfolg der Kinder? Die Rolle des Kindergartens darf in dieser Debatte nicht vernachlässigt werden. Der Grundstein zum Erwerb einer Sprache wird im Kindergarten gelegt. 50% der Kinder, die keinen Kindergarten besuchen, benötigen Sprachförderungen, wohin gegen nur 23% der Kinder, die einen Kindergarten besuchen, besondere sprachliche Föderung benötigen. Anspruch auf einen Kindergartenplatz besteht jedoch nur, wenn beide Elternteile erwerbtätig sind, da bei Migrantinnen die Frauenerwerbsquote (57%) deutlich niedriger ist als bei einheimischen Frauen (69%), verringert dies auch die Chance auf einen Kindergartenplatz und damit frühe Sprachförderung. Nicht die Herkunft sondern die Unterrichtsgestaltung, Lehrer_innenkompetenz, Schulstandort und -ausstattung, soziales Umfeld, Erfahrungen von Diskriminierung in- und außerhalb der Schule, Eingehen auf jede einzelne Schüler_in gelten als entscheidend3. So oder so sind Benachteiligungen vor allem mit verstärkter Förderung (kleinere Klassen, Nachmittagsbetreuungsangebote, Zusatzangebote, interkulturelles Lernen im Unterricht) zu begegnen und nicht mit Ausgrenzung (es sei denn, man will gezielt die Situation aller Beteiligten verschlechtern). Die Pisastudie 2009 hat erneut darauf verwiesen, dass die Herkunft ein viel geringere Rolle spielt, wenn es um den Schulerfolg, geht als die sozialen Unterschiede. So schneiden Schüler_innen mit nicht Deutscher Muttersprache schlechter (durschschnittlich 68 Punkte weniger) ab, als Schüler_innen mit Deutsch als Muttersprache. Vergleicht man jedoch den sozialen Background der Schüler_innen, so ist dieser weitaus entscheidender als die Herkunft. Schüler_innen aus Migrant_innen Familien mit niedrigem sozialen Status schneiden weitaus schlechter ab als migrantische Schüler_innen mit hohem sozialem Status. 3

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Studie „Schule – Leben und Lernen in der Vielfalt“ von Volf im Auftrag des Bildungsministeriums

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Rolle der Medien

„Ausländer_innen sind kriminell!“ Hier kommt es darauf an, wie man „Ausländer_in“ definiert: Die Kriminalitätsstatistik macht keinen Unterschied zwischen den hier dauerhaft lebenden Migrant_innen, die noch keinen Aufenthaltstitel haben und zB Tourist_innen. Die gesetzlichen Regelungen für Asylwerber_innen tragen weiter dazu bei, dass sich die Kriminalitätsrate erhöht. Asylwerber_innen dürfen nämlich keiner Arbeit nachgehen und kommen mit dem Gesetz in Konflikt, wenn sie versuchen ihr ohnehin gering bemessenes “Taschengeld” aufzubessern. Gesamt ist die Rate zwar höher als der Durchschnitt, doch für die hier lebenden und arbeitenden Migrant_innen war sie in der Vergangenheit sogar geringer (somit ließe sich behaupten, Österreicher_innen sind krimineller)4. Das ist auch insofern bemerkenswert, als dass sie am stärksten von Armut betroffen sind und allgemein ein Zusammenhang zwischen Armut und Eigentumsdelikten besteht. ZB beim Delikt „Ladendiebstahl“ betrug der „Ausländeranteil“ 38 %, wovon allerdings nur 5 % von hier ansässigen Migrant_innen begangen wurde5. Das Vorurteil wird auch durch die Medienberichterstattung genährt: So wird über „Ausländerkriminalität“ weit mehr berichtet als es dem tatsächlichen Anteil der Straftaten entspricht6. Hinzu kommt, dass in diesen Statistiken auch Vergehen aufgeführt werden, die nur von Migrant_innen oder Asylwerber_innen begangen werden können. Nur bei den Arbeitsmigrant_innen lässt sich, wenn man die Alterstruktur heranzieht, ein Vergleich ziehen. Hier zeigt sich, dass diese Gruppe weit weniger kriminell ist als die Gruppe der Österreicher_innen. Das liegt wohl auch daran, dass sie neben strafrechtlichen Konsequenzen auch fremdenrechtliche Konsequenzen (Verlust des Aufenthaltstitels) zu befürchten haben. Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie, von:www. netburger.at/aie/docs/auslaender/vorurteile/#V17 4

„du schwarz – ich weiß! – 10 Module gegen Fremdenfeindlichkeit ...“ von Rainer/Reif

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Siehe Fußnote 5

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Rolle der Medien

„Europa wird von Illegalen überrollt!“ Menschen können zwar „nicht gesetzeskonform“ handeln, aber niemals eine illegale Person sein. Das würde heißen, dass sie keine rechtmäßigen Menschen sind. Diese Bezeichnung wird in der Öffentlichkeit trotzdem - und ganz bewusst negativ - für Menschen verwendet, welche die europäischen Grenzen ohne (anerkannte) Dokumente überschreiten bzw. hier leben und aufgrund neuer Gesetze oder bürokratischen Spitzfindigkeiten illegalisiert werden. Viele Flüchtlinge müssen ihre Heimat überstürzt verlassen, so dass sie oft keine gültigen Dokumente mit sich führen, da diese zu teuer oder in der Eile der Flucht nicht auffindbar sind. Die Dublin II Verordnung schreibt darüber hinaus vor, dass Menschen, die auf der Flucht bereits ein sicheres Drittland passiert haben, in diesem Land ihren Asylantrag stellen müssen. Durch die Lage Österreichs (Österreich ist vollständig von sicheren Staaten umgeben), ist es für Flüchtlinge unmöglich legal in Österreich einzureisen, außer über Flughäfen. Das dieser Weg aber teuer ist (mehrere Tausend Euro) und selten genutzt wird, zeigen die Zahlen der Asylanträge die, im Jahr 2010, an Flughäfen gestellt wurden. Zum Argument des „Überrollens“ ist zu sagen, dass erst in den letzten Jahrzehnten mehr Menschen nach Europa ein- als auswandern. Jahrhunderte lang waren es jedoch Millionen europäischer Migrant_innen, die vor allem nach Amerika gingen und sich dort keineswegs an die dort lebende Bevölkerung angepasst haben. Abseits der historischen Relationen trifft das Argument auch heute nicht zu: • weltweit sind im Jahr 2009 43 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, davon bleiben 80-85% der Menschen in der näheren Umgebung, da sie keine weiten Strecken zurücklegen können. 27,1 Millionen Menschen bleiben gar innerhalb ihrer Staatsgrenzen und werden als Binnenflüchtlinge bezeichnet.

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Rolle der Medien

Darüber hinaus ist die Zahl der “Illegalen” (damit sind meistens Asylwerber_innen gemeint) in Österreich seit 2002 rückläufig.

„Den Ausländer_innen geht es bei uns zu gut!7“ Einige Fakten können dieses Argument leicht entkräften: -> Migrant_innen verdienten 2008 durschnittlich 17.949 Euro, das sind 85% des durchschnittlichen Einkommens von Österreicher_innen (21.156 Euro) -> Wohnbauförderung gibt es für Migrant_innen innerhalb der ersten 5 Jahre nicht -> Ausländische Staatangehörige mit Beeinträchtigungen genießen keinen gesonderten Kündigungsschutz

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Rolle der Medien

-> Migrant_innen dürfen keine Vereine gründen und keine Versammlungen anmelden -> Die Armutsgefährdung von Migrant_innen liegt bei 26%, die von Österreicher_innen bei (11%), der Anteil an von manifester Armut* Betroffenen liegt bei Migrant_innen bei 15% und damit drei mal so hoch wie bei Österreicher_innen (5%) -> Migrant_innen haben kein Wahlrecht (außer in gewissen Körperschaften – ÖH (Österreichische Hochschüler_innenschaft), Kammern, Betriebsräten) -> Viele ausländische Pflichtschüler_innen werden auf Grund zu geringer sprachlicher Förderung in Sonderschulen gesteckt (im Schuljahr 2008/09 waren 28% aller Schüler_innen, die eine Sonderschule besuchen aus nicht deutschsprachigen Familien) 7 alle Daten Intgration&Migration, Statistik Austria, Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010

*Factbox: von manifester Armut wird gesprochen wenn das Einkommen 60% unter dem Durchschnittseinkommen liegt und Umstände wie Zahlungsrückstände, keine Finanzierbarkeit außerreichender Heizung, schlecht Wohnverhältnisse, etc.) hinzu kommen

„Wir haben genug Hilfsbedürftige, denen zuerst geholfen werden muss!“ Die Not der Österreicher_innen lässt sich nicht gegen die Not der Migrant_innen ausspielen. Ihnen geht es auch dann nicht besser, wenn es keine Migrant_innen gäbe, denn die Ursachen ihrer Not, gegen die es zu kämpfen gilt, sind die selben: Ausgrenzung (Bettelverbot), Vorrang wirtschaftlicher gegenüber sozialer Interessen (Ausrichtung aller Bereiche auf die Wirtschaft), ungleiche Macht- und Einkommensverteilung, usw. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass wir eines der reichsten Länder (Pro-Kopf-Reichtum von 400.455 Euro, Österreich belegt laut Weltbank Platz 7 unter den reichsten Ländern der Welt) der Welt sind. Es muss möglich sein, dass alle Menschen ein Leben ohne Armut führen können.

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Rolle der Medien

Rolle und Macht der Medien Allgemein kann gesagt werden, dass ein Großteil der Informationen außerhalb unseres jeweiligen Umfeldes von Massenmedien stammt, die ihrerseits wiederum nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit verzerrt wiedergeben – egal, ob es sich nun um sogenannte Boulevard- oder Qualitätsmedien handelt. Die meisten Massenmedien existieren ja nicht zum Selbstzweck oder – wie uns oft weiß gemacht wird – zur Förderung der Demokratie, sondern um Gewinn zu erzielen – wie andere Unternehmen. Natürlich können nachrangig andere Ziele bestehen – aber eben immer nur nachrangig, denn ein Medium, dass Verluste macht - wird es langfristig nicht geben. Der Spielraum kann durch staatliche Förderung zwar erweitert werden, doch in den letzten Jahren ist genau das Gegenteil der Fall – ein Resultat von Neoliberalismus, Privatisierungstendenzen und zahlreichen anderen Maßnahmen zur Aushöhlung der Öffentlichkeit (Österreich hat im europäischen Vergleich beispielsweise eine sehr geringe Anzahl an Tageszeitungen (18) und nimmt bei der Pressefreiheit nur den 7. Platz ein). Welche Nachrichten oder allgemein Medienprodukte verkaufen sich nun gut? Im „Idealfall“ arbeiten diese mit Gefühlen, sind nicht anstrengend aufzunehmen, unkritisch bzw. gefallen möglichst vielen Menschen. Medien gestalten die Realität und vermitteln einer Gesellschaft Leitbilder. So transportieren sie Normen und Werte. Wie diese „Medienrealität“ aussieht, hängt massiv davon ab, wer sie gestaltet. Jede Nachricht durchläuft also zahlreiche Filterungsprozesse bevor sie bei den Empfänger_innen (Zeitungsleser_innen etc.) ankommt.

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Rolle der Medien

Ausgehend von Noam Chomskys „Propaganda Modell“ lassen sich 5 wesentliche Filter ausmachen (jeweils umgelegt auf das Themenfeld „Antirassismus“):

1.) Geschäfts- (und auch sonstige) Interessen der Besitzer_innen 2.) Berücksichtigung der Interessen der Werbekund_innen

3.) Machträger_innen als Informationsquelle

4.) Druck auf Journalist_innen oder Medien

5.) Gesellschaftliche Dogmen & Ideologien

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Einerseits die oben erwähnte Gewinnlogik, andererseits Besitzer_innen mit rechtem ideologischen Background, die ihre Sichtweise vermitteln wollen. Nur die wenigsten Firmen sind offen rassistisch; wenn aber ein Medium außerhalb der gesellschaftlichen Dogmen arbeitet, werden Werbekund_innen trotzdem ausbleiben.

Vermutlich der wichtigste Filter: gerade in Österreich wird fast immer nur ÜBER Migrant_innen öffentlich diskutiert, selten bis nie aber MIT ihnen. Somit werden aus handelnden Menschen passive Objekte, über die verfügt werden kann.

Wer zB aufruft, notleidenden Menschen mit den falschen Dokumenten zu helfen, kann angezeigt werden, wenn es sich bei diesen um sogenannte „illegale Grenzgänger“ handelt.

Von Medien und Politik wird in Österreich zB außer Frage gestellt, dass Migrant_innen den Einheimischen nutzen müssen, um hier leben zu dürfen, oder dass Menschen ohne EUStaatsbürger_innenschaft schlechter gestellt werden sollen.

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Wahrnehmung und Vorurteile Wahrnehmung Was sind Vorurteile Vorurteile aufbrechen

Rolle der Medien

Patriotismus, Nationalismus und Rassismus Die Massenmedien sind das Werkzeug schlechthin, wenn es darum geht, Patriotismus oder auch Nationalismus zu schüren. Sei es durch die relativ harmlose Berichterstattung über Sportler_innen als moderne nationale Held_innen, die Hervorhebung österreichischer Verletzter oder Toter bei Unglücken, etc. Patriotismus kann als Wegbereiter zur Fremdenfeindlichkeit gesehen werden, da er eine „eigene“ Gruppe konstruiert und dadurch erst die „anderen“, die „Fremden“ entstehen. Beim Nationalismus kommt eine höhere Bewertung der eigenen Gruppe hinzu – was wiederum ein wichtiger Bestandteil des Rassismus ist. Fernsehen & Rollenbilder Das Fernsehen, aktuell das meistbenutzte Massenmedium (78% der Jugendlichen benutzen es täglich)8, arbeitet logischerweise sehr stark mit Bildern und Wiederholungen. Das Problematische daran ist nicht die direkte Information, sondern vor allem die immer wieder gezeigten gleichen Rollenbilder. Migrant_innen kommen kaum vor, und wenn, quasi nie in den bestimmenden Rollen. Gerade das von Jugendlichen bevorzugte Nachmittags- Programm (Sitcoms, Talkshows, ...) transportiert traditionelle gesellschaftliche Strukturen, in denen Migrant_innen nicht oder in niedrigen bis negativen Rollen vorkommen. Bei Frauen ist es ähnlich, nur kommt bei ihnen die Darstellung als Sexobjekt hinzu. In Talkshows werden Migrant_innen meist von Anfang an in eine defensive Rolle gedrängt, sodass sie zwangsläufig schlecht aussteigen müssen. Die Wahrnehmung des_der „Fremden“ wird ebenfalls durch die Medien gesteuert. Durch die Erwähnung der Nationalität bei Täter_innen (selten auch Opfern) von Delikten wird indirekt unterstellt, dass diese ein relevantes Detail für die Tat darstellt. Ähnliches geschieht zB auch beim Missbrauch von Sozialleistungen. Als Ergebnis ist die Wahrnehmung verzerrt, wie durch Studien immer wieder belegt wird. So glaubte 1999 eine Mehrheit der Befragten, dass ein besonderes Problem im Zusammenhang mit Migrant_innen im Bereich der Kriminalität besteht9; eine Minderheit weiß, dass Migrant_innen am Arbeitsmarkt benachteiligt werden, oder wesentlich mehr zum Sozialsystem beitragen als sie beziehen; Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird laufend überschätzt. BMUKK, Mediennutzung von Jugendlichen, 7.-13. Schulstufe, Christina Misar-Dietz, 2010 8

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Diskussion Vorurteile

-> Hat sich dein erster Eindruck einer Person einmal als falsch erwiesen? Wenn ja, wie hat sich dieser verändert?

-> Welche Vorurteile hast du als Kind durch wen aufgebaut?

-> Überlege dir eine Situation, in der du unter einem Vorurteil gegen dich selbst gelitten hast?

-> Hat es Situationen gegeben, in denen du selbst einem Vorurteil entsprechend gehandelt hast? Wie hast du dich dabei gefühlt?

-> Hat es Situationen gegeben, in denen du Vorurteile, bzw. Feind_innen bilder anderer abgelehnt hast, aber nichts getan hast? Warum?

->Fallen dir Situationen in der Schule oder speziell im Unterricht ein, in denen Vorurteile unkritisch wiedergegeben wurden?

-> Wie wirken negative Darstellung einer Personengruppe auf die Betroffenen? Wie auf die nicht-Betroffenen?

-> Was bedeutet das Bild des_der „Andere_n“ für das Selbstbild?

-> Was ist die Ursache, dass bestimmte Personengruppen positiv bzw. negativ dargestellt werden?

-> Welche Vorsätze hast du, um eigene Vorurteile zu entdecken und abzubauen?

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Diskussion Medien -> Was sind die wesentlichsten Einflussfaktoren auf deine Deutung der Wirklichkeit? -> Nach welchen Kriterien beurteilst du eine Person, die du neu kennen lernst? -> Was macht dir Angst? Beruht dies auf persönlich erlebten Erfahrungen? -> Welche Vorbilder hattest du als Kind und warum? -> Wie hat sich das geändert? -> Glaubst du, dass Medien die Wirklichkeit halbwegs objektiv wiedergeben? -> Fallen dir Beispiele für Schulbücher ein, in denen Personen eindeutig in stereotypen (klischeehaften) Rollen widergegeben werden? -> Hast du den Eindruck, dass ihr euch in der Schule ausreichend mit Medien auseinandersetzt? -> Prüfst du die Information, die du aus einem Medium erhältst? -> Welche Medien liest/hörst/siehst du? Warum? -> Was unterscheidet sie von anderen?

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

DISKRIMINIERUNG Definition: ist ein Verhalten, das sich aus Vorurteilen speist. Diskriminierung besteht in der Verweigerung von Gerechtigkeit und fairer Behandlung in vielen gesellschaftlichen Bereichen, besonders in der Arbeitswelt, beim Wohnen und beim Zugang zu politischen Rechten. Diskriminierungen finden auf verschiedenen Ebenen statt, direkt und indirekt. Diskriminierte Menschen werden aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch ausgegrenzt.

Rassismus als Form der Diskriminierung “Den Exil-Juden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum” (gemeint ist Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems) gehe die Innenpolitik ebenso wenig an wie den Festspiel Intendanten, David Pountney - FPÖ-Spitzenkandidat Dieter Egger (Landtagswahl Vorarlberg 2009) 4 Monate später rühmt sich Dieter Egger auch noch mit seinem antisemitischen Spruch - “Exil-Juden” Sager hat sich für Egger “rentiert” und Schwung in die Integrationsdebatte gebracht. * Dieses Zitat steht ist charakteristisch für viele rassitische Phänomene in Österreich ist. Der angesprochene Politiker konnte diese Äußerung ohne Rücktritt überstehen. An dieser Stelle könnten noch zahlreiche weitere Aussagen aus allen Teilen Österreich stehen. In diesem Kapitel soll aber auch auf die Wirkungsweisen, den Aufbau und die Formen von Rassismus, der in vielen Lebens- bereichen nach wie vor alltäglich ist, eingegangen werden. Was ist alles Rassismus? Für Rassismus gibt es vermutlich weit über 100 Definitionen (siehe Seite 8), und nicht einmal in den Kernpunkten ist man sich einig. Ursprünglich wurde versucht, wissenschaftlich einen Unterschied zwischen menschlichen „Rassen“ nachzuweisen und die Überlegenheit der weißen/arischen/... Rasse darzustellen.

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*diePresse.com, abgerufen am 21.03.2011 derstandard.at, 29. Dezember 2009, 18:59, abgerufen am 21.03.2011

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Spätestens mit der Genforschung ist die biologische Begründung überholt, weil fest steht, dass es keine Menschenrassen gibt, geschweige denn, dass eine davon besser wäre. So ist der genetische Unterschied innerhalb einer Gruppe um das 9-fache größer als der zwischen den optisch unterscheidbaren Gruppen. „Rasse“ ist somit ein soziales Konzept10, um andere Menschen zum eigenen Vorteil zu unterdrücken. Rassismus existiert auch ohne eine Rassentheorie und lässt sich in den frühesten Kulturen nachweisen. Der systematische Rassismus samt dazugehöriger Theorie taucht Ende des 18. Jahrhunderts in Europa auf. Die Merkmale sind dabei flexibel: Heutzutage wird gerade von „intellektuellen Rechten“ versucht „Kultur“ als neue, unüberwindbare „Rassengrenze“ durchzusetzen, die ein Zusammenleben der Gruppen unmöglich erscheinen lässt. Wie in der Einleitung erwähnt, ist es aber auch hier so, dass die Unterschiede in der vermeintlichen einheitlichen Gruppe riesig sind, eventuell sogar überwiegen. Die schlimmste Ausformung des Rassismus in Österreich war sicherlich der Antisemitismus (Rassismus gegen Juden/Jüdinnen), der seinen traurigen Höhepunkt in der weltweit einzigartigen, systematischen Menschenvernichtung während des NSFaschismus fand (aber bereits davor fester Bestandteil in Österreich war und stark abgeschwächt immer noch ist - auch wenn diese Form des Rassismus angesichts anderer Rassismen in den Hintergrund rückt). Aktuell ist vermutlich die Gleichsetzung von Menschen schwarzer Hautfarbe mit Drogendealer_innen die verbreiteste rassistische Konstruktion. Der Hauptunterschied zu Vorurteilen liegt beim Rassismus darin, dass er bewusst und gezielt andere schlechter stellt und Diskriminierung bewusst einfordert (auf gesellschaftlicher Ebene; Einzelpersonen müssen nicht bewusst handeln, um trotzdem rassistisch zu sein). Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und die anschließende Verurteilung der muslimischen Terroristen, sind Muslime und der Islam weltweit als neues Feindbild rassistischer Agitation (Darstellung der Propheten Mohammed als Kinderschänder in dänischen Zeitungen 2005, rassistische Parolen von Politiker_innen gegen Muslime in nahezu allen europäischen Ländern und damit verbundene Stimmengewinne, etc.) in den den Vordergrund getreten. Das, oft als geschichtlich gewachsen beschriebene, Problem der Österreicher_innen mit den Türk_innen (Osmanische Belagerung Wien 1529 und 1683) erhielt so neue islamophobe Nahrung und wird vor allem von Seiten der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) stets betont. „Rassen gibt es nicht“,DerStandard, 23. August 2000 10

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Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Ausgehend von diesen Definitionen, ist unter Rassismus viel mehr zu verstehen, als üblicherweise verstanden wird. Zusammengefasst können wohl die Machtverhältnisse als entscheidend angesehen werden.

Rassismus kann hergestellt werden Dafür spricht auch ein Experiment in den USA, bei dem eine Volksschulklasse, ausschließlich aus Kindern der Mehrheitsbevölkerung bestehend, von ihrer Lehrerin anhand ihrer Augenfarbe rassisch eingeteilt wurde. Am ersten Tag waren die „Blauäugigen“ die Überlegenen – sie waren in den vordersten Reihen, wurden gelobt, während die anderen hinten sitzen mussten, ausgeschlossen und bei jeder Aufforderung der Lehrerin zusätzlich darauf hingewiesen wurden, dass sie braunäugig sind. Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich die Kinder in „rassistische Monster“: Freund_innenschaften wurden aufgrund der Augenfarbe abgebrochen, „Braunäugige“ als Schimpfwort benutzt und sogar körperliche Attacken geschahen. Am nächsten Tag drehte die Lehrerin den Spieß um und erklärte ihnen, dass in Wahrheit die Blauäugigen die Schlechten wären, und wieder folgten die Kinder dieser Interpretation sofort. Besonders interessant war, dass bei einem einfachen Leistungstest die jeweils überlegene Gruppe weit besser abschnitt. Am Ende des 2. Tages wurde das Experiment beendet und ausführlich nach besprochen. Dabei war überraschend, wie sehr den 8 bis 9-jährigen (im Nachhinein) bewusst war, dass es um Rassismus ging (sie selbst brachten ein, dass Afroamerikaner_innen das selben widerfährt wie den „unterdrückten Augenfarben“). Diese Methode wirkt zugegebenermaßen ziemlich extrem und ist ohne ausführliche Nachbesprechung sicherlich nicht durchzuführen. Rund 20 Jahre später trafen sich die (mittlerweile erwachsenen) Schüler_innen dieser Volksschulklasse und waren allesamt der Meinung, dass dieses Experiment ihnen ein starkes Bewusstsein für Antidiskriminierung jeglicher Art gelehrt hat, weil sie sich im klaren sind, was es heißt, ausgegrenzt zu werden. Zu diesem Experiment gibt es auch einen Film (blue eyed – brown eyed; genaueres bei den Tipps im Kapitel „Infos“)

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Formen von Rassimus Rassismus spielt sich im Wesentlichen auf vier Ebenen ab: 1. Auf der Ebene der Ideologie oder Weltanschauung, also einem Erklärungssystem dafür, warum die Welt/ die Gesellschaft/ “die Menschheit” so ist wie sie ist. 2. Auf der Ebene der gesellschaftlichen Strukturen, die daraus resultieren. 3. Auf der Ebene der persönlichen Einstellungen und Vorurteile. 4. Auf der individuellen Handlungsebene, die durch die ersten drei Ebenen bedingt ist.

Alltagsrassismus Alltagsrassismus ist die Übernahme von Rassismus in alltägliche Situationen durch Denk- und Handlungsformen, die die dahinter liegenden Machtstrukturen stabilisieren und verfestigen. Es handelt sich dabei um einen ununterbrochenen Prozess, bei dem Rassismus in all seinen Ausformungen nicht mehr hinterfragt wird und von den herrschenden Gruppen als „normal“ und allgemein gebräuchliches Verhaltensmuster betrachtet wird. Allein in der Sprache finden sich viele häufig gebrachte Redewendungen, die zB Migrant_innen, Frauen oder Menschen mit Behinderungen diskriminieren. Wenn rassistische Vorstellungen und Handlungen das tägliche Leben durchziehen und zum Bestandteil der Aufrechterhaltung gesellschaftlichen Lebens werden, dann hat die Gesellschaft begonnen, Alltagsrassismus zu produzieren und ihn zu rechtfertigen. Unter Alltagsrassismus fallen alle alltäglichen Diskriminierungen, wie Schimpfwörter, Vorurteile, etc., die in allen Bereichen des öffentlichen Lebens vorkommen.

Neorassismus/Kulturrassismus Im Zentrum steht jetzt nicht mehr die „Rasse“, sondern Begriffe wie Kultur oder Religion. Der französische Philosoph Etienne Balibar nennt dieses Phänomen „Rassismus ohne Rassen“. Balibar spricht von einem Rassismus, „dessen vorherrschendes Thema nicht mehr die biologische Vererbung, sondern die Unaufhebbarkeit kultureller Differenzen ist”.

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Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

“Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber eine bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.” Theodor W. Adorno In den 70er Jahren kam es zur Entwicklung des Kulturalismus/ Neorassaismus, der auf zwei wesentlichen Behauptungen aufbaut. So setzt er die Kultur an die Stelle der Rasse, betont scheinheilig die Vielfalt der Kulturen und beschwört gleichzeitig, dass keine Vermischung stattfinden soll. Die hierarchische Denkweise, dass eine Rasse höherwertig sei als eine andere, wird scheinbar abgelegt, nur um die Teilung der Welt in Kulturen zu rechtfertigen. Im Wesentlichen baut der Neorassismus zwei Argumentationslinien auf: Er betont die Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Kulturen, spricht gar von Toleranz und dem Recht auf Verschiedenheit. Außerdem geht der Neorassismus auf Abstand zum “alten” Rassismus und bezeichnet das Denken in Rassen als überholt, nur um die Gesinnungsgenoss_innen darauf aufmerksam zu machen, dass das bloße Überlegenheitsgefühl nicht ausreicht, um die drohende Gefahr “Überfremdung” zu meistern. Die Neue Rechte will also ihr Anhänger_innen mobilisieren, damit sie sich nicht auf der angeblichen Überlegenheit ausruhen. Außerdem soll mit Hilfe des Kulturalismus die Höherwertigkeit des Menschen von den Tieren signalisiert werden und auf die vielschichtige Unterschiede zwischen den Menschen aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig stößt der Neorassimus in die selben Argumentationslinie wie der “alte” Rassismus. Er betont den Drang der Menschen zur Verwurzelung (Orientierung an Ähnlichem) und den Gefahren psychosozialer Erkrankungen wenn diese Wurzeln (Kultur) sich mit andern Kulturen vermischen. Das Bild vom Niedergang der Kulturen (“Abendland in Christenhand” – FPÖ Wahlplakat) wird auch in Österreich oft verwendet. Aus dem Drang nach Verwurzelung des Menschen leitet der Neorassismus folglich das Recht, die Pflicht als auch den Instinkt, ab die eigene Kultur zu erhalten und zu verteidigen. Auch hier lassen sich Beispiele aus dem Umfeld der extremen Rechten nennen:11 So existiert ein Sticker des RFJ (Ring freiheitlicher Jugendlicher – FPÖ Jugendorganisation) das amerikanische Ureinwohner_innen zeigt mit dem Slogan “Die Indianer konnten die Einwanderer nicht stoppen… Heute leben sie in Reservaten.” Darunter steht: “Österreich zuerst – Eine Initiative des Ring Freiheitlicher Jugend” no-racism.net, 27.08.2004, abgerufen am 20.03.2011

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Kritik der Identität, Angelika Magiros

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Der Neorassismus versucht also neben anderen beschützenswerten Kulturen (amerikanische Ureinwohner_innen, Inuit, etc.) auch die deutsche oder österreichische Kultur als schützenswert zu bezeichnen. Der scheinbar toleranten Fassade neorasstischer Äußerungen darf also kein Glauben geschenkt werden. Die alten biologischen Erklärungen beziehen sich eben nicht mehr auf Rassen sondern auf die unveränderlichkeit der Kulturen und dem natürlichen Erhaltungstrieb derselben. Fremdenhass wird je nachdem, als “gesunder” menschlicher Instinkt gefeiert oder als ersteres Anzeichen der Zersetzung der Kultur (etwa durch Überfremdung).

Institutioneller Rassismus

Asylkoordination Österreich

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Der Begriff Institutioneller Rassismus soll deutlich machen, dass rassistische Denkund Handlungsweisen nicht Sache der persönlichen Einstellungen von Individuen, sondern in der Organisation des gesellschaftlichen Miteinanders verortet sind, welche die Angehörigen der eigenen Gruppe systematisch gegenüber den Nicht- Dazugehörigen privilegieren. Indem man sich solchen Bedingungen anpasst, die einen gegenüber anderen zu bevorzugen, beteiligt man sich an deren Diskriminierung, ohne dass persönliche Vorurteile im Spiel sein müssen12. Zahlreiche Gesetze, im speziellen die Fremdenrechtsgesetze spiegeln einen in Österreich weit verbreiteten Institutionellen Rassimus wieder. Die unter dem Punkt „Ausländer_innen geht es bei uns zu gut“ angeführten Regelungen verdeutlichen dies.

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Institutioneller Rassismus13 ... Österreich ist eines der europäischen Schlusslichter in Sachen Beseitigung von Diskriminierung. Arbeitnehmer_innen ist es unmöglich, nicht-EU-Passbesitzende Kolleg_innen als politische Vertretung zu wählen (Betriebsrat). Migrant_innen sind nicht einmal auf Gemeindeebene wahlberechtigt. Sie können in Österreich meist erst nach Jahren mit (Ehe)Partner_in und Kindern zusammenleben (wenn diese ebenfalls Migrant_innen sind/werden). Diskriminierung ist österreichischer Alltag und in vielen Bereichen wie Arbeit, Wohnen, Schule (bzw. Behörden allgemein), Sozialleistungen, Lokaleinlass etc. – teils institutionell, teils privat – verankert. Die jahrelangen Forderungen nach einem Antidiskriminierungsgesetz (wie in GB) bleibt unerfüllt - trotz EURichtlinie, die ein solches für jedes Land vorsieht. In GB ist Benachteiligung aufgrund der Hautfarbe verboten. Eine Kommission prüft auch staatliche Einrichtungen auf strukturelle Gleichheit (zuletzt das gesamte britische Militär). Wenn zB einer Person mit schwarzer Hautfarbe eine Arbeit aus rassistischen Gründen verweigert wird, muss der_die Arbeitgeber_in mit hohe Strafen rechnen. In Österreich, wo täglich in Tageszeitungen Inserate mit „Inländer“ als Jobanforderung erscheinen, ist man noch weit davon entfernt. sofern nicht anders angegeben stammen die Angaben zu diesem Kapitel von der Asylkoordination Österreich

13

... in der Arbeit14 Migrant_innen arbeiten – unter anderem wegen der Bewilligungsstufen – überdurchschnittlich oft in Bereichen, die kaum Zukunftsperspektiven bieten, extrem schlecht bezahlt, schmutzig und/oder gesundheitsschädlich sind. Migrant_innen sind immer noch „Verschubmasse“: besonders bei einem Wirtschaftsaufschwung verhindern sie Arbeitskräftemangel - in schlechteren Zeiten werden sie als erste wieder gekündigt (zB 2009: Arbeitslose Ö 6,7 %; Migrant_innen 10,2 %). Der Anteil an Arbeiter_innen am Arbeitsmarkt liegt bei Österreicher_innen bei 24% und bei Migrant_innen bei 24% (Türk_innen 65%, Ex Jugoslawien 63%.) Intgration&Migration, Statistik Austria, Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010 14

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Beschäftigungsbewilligung von Arbeitgeber_innenseite beantragt, gilt maximal 1 Jahr (kann verlängert werden), auf den einen Arbeitsplatz beschränkt Arbeitserlaubnis gilt max. 2 Jahre; kann ausgestellt werden, wenn die Person min. 12 innerhalb der letzten 14 Monate beschäftigt war; nur verlängert, wenn min. 18 Monate beschäftigt auf Bundesland beschränkt, Ministerium (für Arbeit etc.) kann auch Beschränkung auf einzelne fachliche Bereiche (Saisonarbeit) festlegen Befreiungsschein unbeschränkt; Voraussetzung: min 5 innerhalb der letzten 8 Jahre beschäftigt. Durch die Beschränkungen der Beschäftigungsbewilligung bzw. Der Arbeitserlaubnis entsteht ein enormer Druck, da der Arbeitsplatz auf jeden Fall gehalten werden muss, oder andernfalls läuft man Gefahr, zuerst die Arbeitsmöglichkeit und dann die Aufenthaltsbewilligung zu verlieren. Als Folge wird bei Arbeitslosigkeit jede noch so schlechtere Alternative angenommen. Es waren im Jahr 2010 11% der Migrant_innen Beschäftigungsbewilligungspflichtig, doch alles über Null ist noch zu viel. Branchen Unternehmensdienstleistungen (37%), Tourismus (41% Frauen, 31% Männer), Bauwesen (22% Männer), Sachgütererzeugung (20% Frauen) waren die Branchen mit dem größten Migrant_innenanteil. 19% der Migrant_innen sind im Handel und 15% in der Sachgütererzeugung tätig, gefolgt von 12% die in der Gastronomie beschäftigt sind und 11% in der Bauwirtschaft. Im Finanz- und Versicherungssektor sowie in der Landwirtschaft ist der Anteil an Migrant_innen sehr gering.

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Diskriminierung Formen von Rassismus

Rassismus

Institutioneller Rassismus

Statistik über durchschnittliches jährliches Nettoeinkommen Ausländer_innen, Inländer_innen etc (Stand: 2008), Währung Euro 21.684 – Österreicher (Stand 2009)15 18.333 – Österreicherinnen (Stand 2009) 15 21.543 - Österreicher_innen (Männer und Frauen) 21.156 - EU Bürger_innen (beigetreten vor 2004 – Ö. Durchschnitt) 17.749 – Ausländische Beschäftigte (alle) 17.630 – EU Bürger_innen (beigetreten 2004), Türkei und Ex Jugoslawien 15.720 – Angehörige sonstiger Nicht EU Staaten (74% der Durchschnitts) Neben dieser Problempalette kommt auf persönlicher Ebene hinzu, dass Menschen anderer Hautfarbe immer noch bei der Arbeitssuche diskriminiert werden. Dazu gibt es kaum breite Studien, jedoch jede Menge Fallbeispiele. statistik.at, Statistik Austria

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... beim Wohnen

16

Auch hier gibt es neben den konkreten Fallbeispielen der direkten Diskriminierung große systematische Probleme: Migrant_innen können sich teurere Wohnungen nicht leisten, sind aber vom sozialen Wohnbau (für den sie jedoch Beiträge leisten müssen) ausgeschlossen. Am privaten Wohnungsmarkt sind sie Wohnspekulationen und Diskriminierungen seitens der Vermieter_innen ausgesetzt. Eine Analyse17 der Wohnsituation von Migrant_innen zeigt, dass jene aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien die Verschlechterung der Wohnverhältnisse für eine der schlimmsten Folgen der Migration halten. Entgegen eines weiteren gängigen Vorurteils haben sie keine niedrigeren Wohnansprüche, sondern müssen oft ihre Wohnbedürfnisse radikal umstellen - ihre großteils schlechten Wohnbedingungen stellen gegenüber den Heimatländern oft keine Verbesserung dar (eher das Gegenteil). Jene, die ihren Arbeitsort häufig wechseln müssen und deren Verbleib in Österreich ungewiss ist, können auch nicht langfristig in eine bessere Wohnung investieren. statistik.at – Statistik Austria (Stand 2006), abgerufen am 20.03.2011 16

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„Die Bedeutung des Wohnens für Migrantenfamilien in Österreich“– Pflegerl/Fernández de la Hoz 17

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Diskriminierung Rassismus

Formen von Rassismus

Institutioneller Rassismus

Berechnungen von 2006 zeigen, dass 27 Prozent der Bevölkerung aus Serbien/ Montenegro und 18,4 % der türkischen und 10% der slowenischen Haushalte in Substandardwohnungen (in denen es Wasser, WC und Dusche nur am Gang gibt) - im Vergleich zu 2,5% der Österreicher_innen!18 Für Wohnungen derselben Kategorie müssen sie deutlich mehr bezahlen. Nicht selten müssen Kinder und Erwachsene in einem Raum zusammen schlafen, wodurch Kinder oft sehr spät ins Bett kommen, was wiederum für die frühe schulische Entwicklung besonders problematisch ist. Andere Orte wie Parks, Sportplätze und Cafes gewinnen so als „verlängerte Wohnräume“ an Bedeutung. Die Betrachtung der Situation der Wohnbevölkerung in Wohungen der Kategorie A zeigt ein ähnliches Bild, so wohnen 85 % der Österreicher_innen aber nur 62% der Türk_innen, 55% der Menschen aus Serbien Montenegro und 75% der Menschen aus Slowenien in derartigen Wohnungen.

Weniger 2 als 20m pro Person Türkei 60% Ex Jugoslawien 50% Österreicher_innen 6,25%

Zwischen 2 20-30m pro Person 20%

Mehr als 2 30 m pro Person 20%

20-60 2 m pro Person

Über 2 60 m pro Person

67%

25%

Auch im Bezug auf die befristeten Mietverträge ist die Situation von Migrant_innen (Türkei – 31% und bosnische Haushalte - 29% befristete Mietverträge) gravierend schlechter als die der Österreicher_innen (5% befristete Mietverträge).

statistik.at – Statistik Austria, abgerufen am 20.03.2011

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Institutioneller Rassismus

... in der Schule19 Der Gesamtanteil der Schüler_innen nicht-deutscher Muttersprache lag 08/09 bei 9,4%, wobei je nach Schulart die Zahlen stark abweichen. Dies liegt vor allem daran, dass das Schulsystem eher auf Auslese denn an Chancengleichheit und der Förderung aller Schüler_innen ausgerichtet ist. Sozial schlechter Gestellte (und das sind eben oft Migrant_innen) sind besonders betroffen, da ein enger Zusammenhang zwischen Schulerfolg und sozialer Herkunft bzw. Beruf der Eltern besteht (weit mehr als in anderen Ländern werden (Hilfs)Arbeiter_innenkinder selbst wieder Arbeiter_innen). Grund ist vor allem die international betrachtete sehr frühe Schultypentrennung (in Hauptschule bzw Neue Mittelschule und Gymnasium), die gerade in größeren Städten sehr bedeutend für den weiteren Lebensweg ist. Schüler_innenzahlen mit nichtdeutscher Umgangssprache im Schuljahr 2008/09 nach Schultypen20 27,8% BHS 11% Sonderschulen 20,5% BMS 17% Hauptschulen 22,3% Berufsschulen 8,2% Volksschulen 21,7% AHS 13,3% Polytechnische Schule 24,2% Neue Mittelschule Das Schulsystem hat dem Umstand, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung und somit der Schüler_innen in den letzten 40 Jahren stark geändert hat, bezogen auf die Lehrinhalte weitgehend ignoriert: Migrant_innen kommen meist nur als Problem vor, Lehrbücher beruhen auf veralteten Rollenbildern und orientieren sich an traditionellen Normen. Migrant_innenkinder werden eher ignoriert als gefördert. „Interkulturelles Lernen“ (das mit- und voneinander Lernen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur; Schaffung der Voraussetzungen für Zusammenleben) bleibt weitgehend ein Fremdwort. 19 aufbauend auf „Schule – Leben und Lernen in der Vielfalt“ von Volf

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Diskriminierung Rassismus

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Institutioneller Rassismus

Diskriminierende Verhaltensweisen gehören weitgehend zum Schulalltag, und es wird ihnen nur vereinzelt nachgegangen. Dieser Systemfehler trägt zu einer Fortführung der gesellschaftlichen Diskriminierung bei und verstärkt negative Selbstbilder der Migrant_innen. Die Drope Out Quote (- Anzahl der Personen, welche die Schule abbrechen) ist bei Migrant_innen um etliches höher als bei österreichischen Schüler_innen.

... in anderen staatlichen Stellen In nahezu allen Bereichen des Staatwesens sind diskriminierende Verhaltensweisen & Regelungen anzutreffen, wobei dem Polizeibereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Rassistische Polizeibeamte sind zwar Einzelfälle, doch Fehlverhalten werden kaum geahndet (meist sogar gedeckt), weshalb sie weiterhin vorkommen21. Gleichzeitig hätte gerade der Polizeibereich überdurchschnittlich hohes Potenzial Diskriminierung zu bekämpfen: So gibt es beispielsweise bereits Polizist_innen als Antirassismus- Peertrainer_innen. 21 mehr dazu: www.noracism.net oder www.zara. or.at

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Diskussion Diskriminierung -> Welche Formen von Diskriminierung sind dir in deiner Schulkarriere begegnet?

-> Ist dir „Interkulturelles Lernen“ in der Schule bisher untergekommen?

-> Kannst du dich an Polizeiübergriffe gegenüber Migrant_innen erinnern, über die in den Medien berichtet wurde? ... an kriminelle Handlungen von Migrant_innen ...?

-> Welche Argumente fallen dir dafür ein, Migrant_innen von Rechten auszuschließen?

-> Sollen Menschen unabhängig ihres Passes mitentscheiden können, wie ihr Lebensumfeld gestaltet wird?

-> Fallen dir Situationen ein, wo du Toleranz für unangebracht hältst?

-> Warum können Politiker_innen mit diskriminierenden Regelungen punkten?

-> Was sollte an deiner Schule geändert werden, damit sie ein Maximum zu Integration beitragen kann?

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Diskussion Rassismus -> Was bzw. wen würdest du anhand der Definitionen am Anfang der Broschüre in deinem Umfeld/in der Schule/ in Österreich als rassistisch einstufen? -> Welche Beispiele von Alltagsrassismus fallen dir spontan ein? -> Welche Gruppen bestätigen deiner Meinung nach die Theorie der Rassisierung? -> Siehst du Ähnlichkeiten zwischen Sexismus und Rassismus? -> Sind dir in den Medien Berichte untergekommen, die du als rassistisch einstufen würdest? -> Welche kleinformatige Zeitung würde uns vermutlich verklagen, wenn wir sie berechtigter Weise mit Rassismus in Zusammenhang bringen würden? -> Können deiner Meinung nach Schwarze in Österreich aktuell rassistisch sein? -> Welche Fälle von Staatsrassismus sind dir in den letzten Jahren aufgefallen? -> Glaubst du, dass aus Zufall ... die größte Polizeiaktion gegen Schwarze in der 2. Republik 2 Tage nach dem ersten toten Schwarzen während einer Abschiebung durchgeführt wurde ... der Tote in einer kleinformatigen Tageszeitung und von einem Kärntner Landeshauptmann während eines Wahl kampfautrittes des Drogenhandels beschuldigt wurde? ... ein schwarzer Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, der monatelang eingesperrt und in derselben kleinformatigen Tageszetung als Drogenboss gehandelte wurde, anscheinend mit Drogen nichts zu tun hatte?

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Integration und Migration Integration

Migration

Asyl in Österreich

INTEGRATION UND MIGRATION Integration Integration ist nicht als Leistung zu verstehen, die einseitig von zugewanderten Menschen zu erbringen ist, sondern als wechselseitigen Prozess, der Herausforderungen an die Mehrheits- wie Migrant_innengesellschaft stellt. Damit der Integrationsprozess gelingen kann, müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die in der Macht und Verantwortung der Mehrheits- bzw. Aufnahmegesellschaft liegen. Darunter fallen unter anderem die Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Mitsprache- & Mitentscheidungsmöglichkeiten, gleiche Chancen im Bereich Arbeit, soziale Sicherheit, Wohnversorgung, Zugang zu allen (Aus-) Bildungsbereichen sowie ganz allgemein die Erweiterung von individuellen und kollektiven Handlungsspielräumen. Nichts von alle dem wurde mit dem sogenannten „Integrationsvertrag“ der FPÖVP-Regierung (2001) umgesetzt. Der Begriff ist eigentlich nicht zulässig, da es dabei weder um Integration noch um einen Vertrag geht, im Gegenteil: der Großteil der Maßnahmen erschweren die Integration und sind außerdem mit Zwang (ein Vertrag ist etwas freiwilliges) verbunden. Als eigentlicher Zweck dieser Gesetzesänderung wird – um Wähler_innenstimmen zu gewinnen und zu dem das konservativveraltete Weltbild der kulturellen Einfalt durchzusetzen - Stimmungsmache gegen Migrant_innen vermutet. Der verpflichtende Sprachkurs ist mit 300 Stunden (bis 2007 nur 100 Stunden) (inklusive „Staatsbürger_innenkunde“) ziemlich sinnlos, da niemand innerhalb dieser Zeit eine Sprache erlernt22 und somit unterstellt wird, dass Migrant_innen generell nicht deutsch lernen wollen. Hans-Jürgen Krumm, Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Wien, bezeichnet die Regelung auf derstandard.at23 gar als „Mogelpackung“ und hält fest, dass die vermittelten Sprachkenntnisse für die Wirtschaft nicht aber für Migrant_innen geeignet sind. Außerdem sollen sich 70% der Unterlagen als „ungeeignet“ erwiesen haben. In den Niederlanden wird nicht mal mit 600 Stunden Kursen das gewünschte Ergebnis erreicht. 22 vgl. Stellungnahme des Österreichischen Verbandes für Linguistik

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Derstandard.at, 06. April 2007, 09:06

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Integration und Migration Integration

Migration

Asyl in Österreich

Dass sie trotz der bekannten angespannten sozialen Situation auch noch die Hälfte des Kurses zahlen müssen ist nochmals eine Schikane. Verpflichtende Gesundheitstests, die aber die medizinisch gesehen viel riskantere Gruppe der Tourist_innen nicht mit einbezieht, zeigen die migrant_innenfeindliche Haltung dieser Gesetze. Ausnahmeregelungen unter anderem für Schlüsselarbeitskräfte belegen, dass der „Integrationsvertrag“ gerade gegen jene Migrant_innen gedacht ist, gegen die es ohnehin schon Vorurteile gibt. Organisationen, die sich schon lange mit Migrant_innen und deren Integration auseinandersetzen fordern die Abschaffung des Integrationsvertrages und stattdessen folgende Hauptmaßnahmen (Details hier nicht angeführt, aber im Internet abrufbar)24:

-> Stärkung des Systems der Aufenthaltsverfestigung -> Menschenrechtskonforme Regelung des Familiennachzugs -> Freizügigkeit am Arbeitsmarkt -> Legalisierung von Aufenthalts- und / oder Beschäftigungsstatus -> Soziale Sicherheit -> Politische Rechte -> Maßnahmen zur gesellschaftlichen Orientierung und sprachlichen Förderung -> Erleichterung der Einbürgerung -> Antidiskriminierungspaket

Die Plattform „ÖsterREICH für alle GLEICH“25 fordert schlicht eine Änderung der Bundesverfassung, sodass es statt “Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich” heißt: „Alle Menschen, die in Österreich leben, sind vor dem Gesetz gleich.“ Dies würde die volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung aller Menschen ermöglichen. Der Neueste Errungenschaft in Sachen Migration ist die “Rot-Weiß-Rot”-Card, die im Herbst 2010 vorgestellt wurde. Sie soll die bisherige Quotenregelungen für Zuwanderung ersetzen und an Hand eines Punktesystems (berufliche Qualifikation, Ausbildung, Sprachkenntnisse und Alter) Menschen nach ihrem Nutzen für die Gesellschaft beurteilen. www.gleicherechte.at/ forderungen/

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Positionspapier von Wiener Integrationsfonds, Asylkoordination, Caritas, Diakonie Ö., …

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Integration und Migration Integration

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Asyl in Österreich

Folgende Personen könnten einen Antrag auf deine “Rot-Weiß-Rot”-Card stellen: Hoch qualifizierte Migrant_innen (zum Beispiel Manager_innen, Mediziner_innen, IT-Spezialist_innenen), qualifizierte Migrant_innen mit Mangelberufen (zum Beispiel Pfleger_in, Fräser_in, Dreher_in - die Berufe werden je nach Bedarf flexibel festgelegt) und sonstige Schlüsselkräfte, die nicht durch im Inland Arbeitsuchende abgedeckt werden können. Hier steht erneut der ökonomische Verwertungsgedanke im Vordergrund und bringt keine Besserung für die Mirgant_innen in Österreich. Die bisherige Quotenregelung bleibt bei Familienzusammenführungen aufrecht und die Anreize für Spitzenkräfte werden allgemein als zu gering eingestuft.

Migration Es ist immer ein Beziehungsgeflecht aus persönlichen, sozialen, politischen und geopolitischen Gründen, warum Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen. Migrant_innen können danach unterschieden werden, wie stark die Notwendigkeit ist, ihr Land zu verlassen. An oberster Stelle stehen die anerkannten Flüchtlinge (geregelt durch die Genfer Flüchtlingskonvention), gefolgt von den nonrefoulment Flüchtlingen (jene, die kein Asyl erhalten aber auch nicht abgeschoben werden können oder dürfen) und Flüchtlingen mit temporary-proteciton-Status (jene, die während eines Bürgerk_innenrieges, wie zB im Kosovo als Gruppe vorübergehend aufgenommen werden) und zuletzt den allgemeinen Migrant_innen26. Letztere fallen mit der Abschaffung der Quotenregelung unter die Bestimmungen der “Rot-Weiß-Rot”-Card. Innerhalb der EU geht die Zuwanderungsrate ebenfalls zurück und lag 2008 bei gerade mal 1,5 Personen per 1.000 Einwohner_innen, wobei Österreich die letzten Jahre jeweils unter dem Durchschnitt war und im Jahr 2008 mit 0,6 % erneut sehr niedrig27. Während die Welt zusammenwächst, immer mehr Geld und Waren Grenzen überschreiten sollen, werden Menschen mehr und mehr daran gehindert. Besonders tun sich dabei die reicheren Regionen hervor, allen voran die USA, EU und Australien. diepresse.com

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Integration und Migration Integration

Migration

Asyl in Österreich

Auch an den EU Außengrenzen verschlimmert sich die Situation für Flüchtlinge täglich. Frontex – eine eigens für die Bewachung der Außengrenzen gegründete Organisation der EU – lässt Europa mehr und mehr zu Festung werden (auch österreichische Polizist_innen beteiligen sich an den Frontex Operationen, im Herbst 2010 beispielsweise waren 17 Polizist_innen zur “Grenzsicherung” Griechenlands und der Türkei). Frontex hat außerdem ein von den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestelltes Ausrüstungspotenzial von 112 Schiffen sowie rund 45 Flugzeugen und Hubschrauber und ein Budget für das Jahr 2011 von 86.384.000 Euro. Kein Tag vergeht an dem nicht von gesunkenen Flüchtlingsbooten vor Lampedusa (italienische Mittelmeerinsel und Anlaufpunkt für Schlepper_innen), Flüchtlingen vor Stacheldrahtzäunen der spanischen Enklaven in Marokko Ceuta und Melilla oder den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland, auf Hilfe warten. So starben durch die indirekten und direkten Folgen der Festung Europa offiziell weit über 13.800 Personen seit199329. Die Dunkelziffer etwa gesunkener Boote liegt weit darüber. Laufend werden schärfere Regelungen beschlossen (Statistik der Gesetzesänderungen siehe “Institutioneller Rassismus”) – zunehmend auf europäischer Ebene. Dem liegt ein grundsätzlicher Fehler zugrunde: Migration wird als regelbar angesehen, doch wenn Menschen bereit sind, ihre gewohnte Umwelt & nahezu ihren gesamten Besitz aufzugeben und lebensgefährliche Reisen zu unternehmen, sind Gesetze wirkungslos. Hier hilft nur Bedingungen zu schaffen, die Personen ein menschenwürdiges Leben in ihrem gewohnten Umfeld ermöglicht.

www.frontex.europa. eu

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Hier gibt es ein (wenn auch etwas vereinfachtes) Gesetz: Würden wir (gesehen als Bevölkerung der mächtigsten und reichsten Staaten) weniger Waffen exportieren, weniger Umwelt zerstören, weniger rücksichtlose Wirtschaftprojekte auf Kosten der ansässigen Bevölkerung ermöglichen, ein gerechteres globales Wirtschaftssystem aufbauen, weniger Kriege unterstützen, weniger Frauenunterdrückung zulassen, alle Menschen gleich schätzen und gleiche Besitzverhältnisse schaffen, würden weniger Menschen migrieren. Aber da diese Themen in einer breiten Öffentlichkeit nicht vorkommen, liegt es an uns mit Aktivitäten eine andere Welt möglich zu machen!

Asyl in Österreich Ein_e Asylwerber_in ist eine Person, die um Asyl offiziell angesucht hat und deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Keine Asylgründe im Sinne der GFK30 können sein (hängt von der Interpretation des Staates ab): Flucht vor Bürger_innenkriegen; Weigerung, an kriegerischen Handlungen teilzunehmen; Vergewaltigungen; drohende Genitalverstümmelung; politische Aktivität im Exil; drohende Todesstrafe,... Genfer Flüchtlings Komission

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Integration und Migration Integration

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Flüchtlinge31 Ein Flüchtling ist eine Person, die „... aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will ...“, - Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1951 („Genfer Flüchtlingskonvention“ - GFK) Anerkennung in zweiter Instanz in absoluten Zahlen (2008)

*Subsidiärer Schutz muss einer Person zukommen, die kein Asyl bekommen hat, weil zwar kein Verfolgungsgrund vorliegt (also sie nicht zu einer marginalisierten Gruppe gehört), aber sie dennoch in ihrer Heimat gefährdet ist, ihr Leben zu verlieren oder Folter, grausamer unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt zu werden.

Frankreich – 11.500 Deutschland - 10.700 Großbritannien – 10.200 Italien – 9.700 Schweden – 8.700 Niederlande – 6.100 Österreich – 5.700

Anerkennungsquoten sinken: -> tschetschenische Flüchtlinge (russische Staatangehörige) 2010: 34% (2009: 47%, 2008: 83%) -> bei Afghan_innen ist die Asylquote von 68% auf 50% gefallen -> Irakische und iranische Flüchtlinge bleiben mit rund 70% relativ hoch Anteil der positiven Asylentscheidungen:

Instanz Bundesasylamt Aylgerichtshof Subsidärer Schutz*gesamt Subsidärer Schutz 1. Instanz Gesamt

2008 49,3% 21,2% 24,3% 49,2%

2009 34,7% 11,3% 17,6% 44,5%

32%

19,5%

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Integration und Migration Integration

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Dublin II32 Verfahren steigen. Diese Statistik zeigt, dass Flüchtlinge mehr und mehr in der EU weitergereicht werden.

Zurückweisungen wegen Dublin II Anfragen von Österreich Anfragen an Österreich 32

2006 1.891 3.820

Ist eine im Feburar 2003 in Kraft getretene Verordnung der EU, nach der bestimmt wird, welches Mitgliedstaat für die Durchführung eines Asylverfahrens verantwortlich ist.

2007 1.460 2.798 2.041

2008 2.259 4.369 1.755

2009 3.715 5.464 2.436

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www.asyl.at Asylkoordination

Situation von Flüchtlingen33 Die Situation der Flüchtlinge in Österreich ist in vielen Belangen eine schwierige, nicht nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihnen mit Vorurteilen gegenüber steht, sie werden auch von staatlicher Seite (eigentlich für ihren Schutz zuständig) katastrophal behandelt. Bis zur Zulassung zum Asylverfahren werden Asylwerber_innen in Erstaufnahmezentren untergebracht. In diesen Zentren leben hunderte Flüchtlinge auf engstem Raum, ohne Beschäftigung und ohne Privatsphäre. Die Erstaufnahmezentren liegen meist außerhalb größerer Städte in abgelegenen Gebieten, oft in alten Pensionen oder Gastwirtschaften. Laut jüngsten Gesetzesentwürfen (Jänner 2011) müssen Asylwerber_innen sich dem Staat jeder Zeit zur Verfügung halten, die sogenannte Mitwirkungspflicht zwingt Asylwerber_innen bis zu einer Woche das Erstaufnahmezentrum nicht zu verlassen. Laut UNHCR ist die Mitwirkungspflicht in dieser Form als “ungerechtfertigten Freiheitsentzug für Asylsuchende“ zu werten und “nicht im Einklang mit der Europäischen Menschenrechtskonvention, dem EU-Recht und der österreichischen Verfassung“. Arbeiten ist Asylwerber_innen generell nicht gestattet, neben der Grundversorgung erhalten sie 40 Euro Taschengeld im Monat zu ihrer persönlichen Verfügung. Menschen, die weder arbeiten dürfen, noch ihren Aufenthaltsort verlassen dürfen, mit nur 40 Euro auszustatten grenzt an Wahnsinn. 33 www.unhcr.at

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Integration und Migration Integration

Migration

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Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge Kinder auf der Flucht Dass unter den Flüchtlingen eine permanent steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen zu finden ist, wird kaum wahrgenommen, obwohl sie weltweit die Hälfte der Flüchtlinge darstellen (in Afghanistan sogar 60%). Kindern und Jugendlichen wird allgemein zugestanden besonders schutzbedürftig zu sein, so haben sich Internationale Abkommen entwickelt um Kinder zu schützen (z.B. UN- Kinderrechtskonvention). Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge (kurz UMF) sind in einer besonders schwierigen Situation, weil sie alleine und unter großen Anstrengungen aus ihren Heimatländern geflohen sind. 2009 wurden in 22 europäischen Ländern 10.960 Asylanträge von UMF gestellt, dies ist eine Steigerung von 13% gegenüber 2008.

Bildung für alle, auch für Asylwerber_innen? Zahlreiche unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben in ihrem Heimatland schlechte Bildungschancen. Erst nach der Zulassung zum Asylverfahren wird den UMF der Zutritt zum österreichischen Schulsystem ermöglicht, wobei die meisten UMF aufgrund ihres Alters meist nicht mehr schulpflichtig sind. Für den Schulbedarf erhalten minderjährige Asylwerber_innen pro Schuljahr 200 Euro – was bei weitem nicht reicht

Ende der Schulpflicht - Ende der Chancen? Nach dem Ende der Schulpflicht können Asylwerber_innen weiterführende Schulen besuchen, haben darauf aber keinen gesetzlichen Anspruch. Der Einstieg in einen Lehrberuf ist Asylwerber_innen nicht möglich, da dieser nicht in Ausbildungsmaßnahme sondern als Arbeitsverhältnis gesehen wird. Wenn Asylwerber_innen nach ihrer Schulbildung ins Arbeitsleben einsteigen wollen, ist ihnen das nur im Bereich der Saison- bzw. Erntearbeit erlaubt.

Das Alter entscheidet Das Alter vieler Flüchtlinge entscheidet über ihre Zukunftschancen. Mit verschiedensten Methoden wird versucht das Alter der Asylwerber_innen zu bestimmen. Eine UHNCR Richtlinie sieht vor das Alterfeststellungen nur im Zweifelsfall und „sicher, kind- und gendergerecht mit gebührender Achtung der menschlichen Würde“ durchgeführt werden sollen. Zu den aktuell in Österreich verwendeten Methoden zählen: Handwurzelröntgenuntersuchung, Computertomographie der Brustbein/ Schlüsselbeingelenke, körperliche Untersuchung (Untersuchung der Genitalien und Schambehaarung) und ein Zahngutachten. Amtshausgasse 4, 1050 Wien

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Integration und Migration Integration

Migration

Asyl in Österreich

Nach einer langen und gefahrvollen Flucht werden Asylwerber_innen also einer medizinischen Untersuchung unterzogen, die sie selten verstehen, die ihnen nicht erklärt wird und die obendrein noch peinlich bis erniedrigend ist.

Kein Mensch ist illegal Die Fakten sprechen für sich und machen deutlich, dass Flüchtlingen in erster Linie Misstrauen entgegen gebracht wird. Sie werden vom sozialen Leben ausgeschlossen (Unterbringung in Erstaufnahmezentren & Flüchtlingspensionen), die Eingliederung in die Gesellschaft wird ihnen verwehrt (kein Zugang zum Berufsleben, geringe Bildungschancen) und müssen unter unhaltbaren Bedingungen ihr Dasein fristen. Menschen, die, egal aus welchen Gründen, die Flucht ergreifen, tun dies meist schweren Herzens und lassen ihr gewohntes Umfeld und ihre Familien zurück nur um in Österreich erneut diskriminiert und schlecht behandelt zu werden – wir sagen: Kein Mensch ist illegal und fordern deshalb: Öffnung des Lehrberufs für Asylwerber_innen Zugang zum Arbeitsmarkt für AsylwerberInnen Ausreichendes Angebot an gratis Deutschkursen für Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge kinder- bzw. jugendgerechte Unterbringung während des Asylverfahrens Integration von Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in den Regelschulunterricht Zugang zum zweiten Bildungsweg auch für Asylweber_innen Schluss mit menschenverachtenden und wissenschaftlich nicht fundierten Verfahren zu Altersfeststellung Bedingungsloser Schutz aller Flüchtlinge die nach Österreich kommen Bekenntnis von Österreich als Einwanderungsland

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Antifaschismus Historischer Abriss

Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

ANTIFASCHISMUS Wenn man sich mit Antirassismus beschäftigt muss man sich zwangsläufig auch mit Antifaschismus beschäftigen, weil Rassismus immer ein wichtiger Bestandteil faschistischer Regime, Bewegungen usw. war und ist. Deswegen setzt sich diese Broschüre mit der Geschichte des Faschismus auseinander und zeigt heutige faschistische Tendenzen in Politik und anderen Lebensberichen auf.

Historischer Abriss Der Begriff Faschismus stammt ursprünglich vom italienischen „fascismo“, eine Selbstbezeichnung der Anhänger_innen Benito Mussolinis. Schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts weiteten Gegner_innen dieser Bewegung den Begriff auch auf andere rechtsradikale, autoritäre, totalitäre und nationalistische Regime, Diktaturen und politische Gruppen aus, besonders auf den deutschen Nationalsozialismus.

Der italienische Faschismus Unter Benito Mussolini. Die 1919 gegründete Bewegung nannte sich Fasci Italiani di Combattimento („Italienische Kampfbünde“). Von 1919 bis 1922 wuchs die Bewegung zur größten Massenbewegung Italiens an und nutzte die Angst vor einer Revolution und die Lahmlegung der Wirtschaft aufgrund von Streiks und Demonstrationen um Mussolini als Garanten für Recht und Ordnung darzustellen. Im Jahr 1922, in Folge des berühmten Marsch auf Rom bei dem er mit einem Putsch drohte, erlangten sie in Italien die Macht und Mussolini wurde vom damaligen König Viktor Emanuel III. zum Ministerpräsidenten ernannt. Wesentliche Merkmale Führerkult Imperialismus - Ausweitung des Teritoriums Judenverfolgung - Verschärfung erst auf Druck der Nazis

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Antifaschismus Historischer Abriss

Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

1943 wurde Mussolini abgesetzt und König Victor Emanuel III übernahm wieder den Oberbefehl und erklärte die Faschistische Partei Italiens für aufgelöst. Der Süden Italiens war somit frei vom Faschismus und schloss sich den Alliierten an. Norditalien wurde bis nach Rom von deutschen Truppen besetzt. Der Guerilla – Kampf Partisan_innen schaffte es nach und nach besetzte Gebiete zu befreien. Im April 1945 wurde Mussolini standesamtlich durch kommunistische Partisan_innen erschossen. Am Ende desselben Monats war der Krieg beendet und Italien frei.

Zeit des Nationalsozialismus Der Nationalsozialismus ist eine radikal antisemitische, rassistische, antikommunistische und antidemokratische Weltanschauung. Die in der NSDAP arbeitenden Menschen gelangten unter Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht. Wesentliche Merkmale Eine, zentralistische Partei Führerkult Militarismus Aggressiver Antikommunismus Fundamentalistischer Rassismus und Antisemitismus Propagieren einer Herrenrasse Massiver Antisemitismus

Antisemitismus Das Ziel der Nationalsozialist_innen war die komplette Vernichtung der Juden und Jüdinnen, auch bekannt als „Erlösungsantisemitismus“. Ab 1940 wurde die systematische, industrielle Ermordung von Juden und Jüdinnen euphemistisch „Endlösung der Judenfrage“ genannt. Heute kennen wir diese Taten als Holocaust oder Shoa (hebr. „Katastrophe“, „großes Unglück“). Schon vor der Machtübernahme Hitlers gehörten Übergriffe auf Juden und Jüdinnen zum Alltag, durch die Nationalsozialist_ innen verschärfte sich die Situation immer weiter. Mit dem Polenfeldzug gelangen rund 2 Millionen polnische Jüd_innen unter die Herrschaft des Nationalsozialismus, gleichzeitig begannen die Massendeportationen und Massenmorde. Amtshausgasse 4, 1050 Wien

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Antifaschismus Historischer Abriss

Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

Insgesamt fielen dem nationalsozialistischen Regime mehr als 13 Millionen Menschen zum Opfer (Roma und Sinti, Euthanasieopfer34, Deportierte, geistig wie körprlich Behinderte, ...) davon 6 Millionen Juden und Jüdinnen. 34

Das rechte Lager in der heutigen Politik

systematische Morde zur Zeit des Nationalsozialismus

Wolfgang Neugebauer (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) sieht zwei Formen des Rechtsextremismus in Österreich, den “politische Rechtsextremismus in Form von Parteien, Organisationen, Aktivistengruppen, Medien“ und „des soziologische Rechtsextremismus, der in Einstellungen, Mentalitäten, Denkmustern und Verhaltensweisen, auch Wählerverhalten, zum Ausdruck kommt“. Beide sind untrennbar miteinander verbunden.

FPÖ - Freiheitliche Partei Österreichs Die FPÖ hat mehrmals am äußersten rechten Rand angestreift und bewegt sich seit Jahren kontinuierlich in diese Richtung. Die FPÖ schafft dabei eine Integration der extremen Rechten (Burschenschafter wie Martin Graf, etc.) in die bestehenden Parteistrukturen. Ursprünglich ging die FPÖ aus dem Verband der Unabhängigen (VdU) hervor, der von Anfang ein Sammelbecken von Altnazis darstellte. Nach der Spaltung der FPÖ im Jahr 2005 (BZÖ wird gegründet) orientiert sich Obmann Heinz Christian Strache wieder weitgehend in Richtung rechten Rand. Im folgenden einige Beispiele von Aussagen führender FPÖ Politiker_innen als Beleg für ihre fragwürdigen Ansichten.

Susanne Winter (Spitzenkandidatin für den Grazer Gemeinderat) bezeichnet im Zuge des FPÖ Neujahrstreffen 2008 den Propheten Mohammed als „Kinderschänder und den Islam als “totalitäres Herrschaftssystem”. Den Koran solle Mohammed in “epileptischen Anfällen” geschrieben haben. Graz drohe des weiteren ein “muslimischen Einwanderungs-Tsunami” und die “schleichende Islamisierung.35” http://oesterreich.orf.at/ steiermark/stories/249098/ 35

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Antifaschismus Historischer Abriss

Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

Herwig Kampel hatte im Jahr 2005 Wehrmachtsdeserteure als “zum Teil Kameradenmörder” bezeichnet und von einer “Naziverfolgung” in der Nachkriegszeit gesprochen. Diese Aussage kostete Kampl das Amt des Bundesratspräsidenten.36 Im Zuge der Landtagswahlkampfs in der Steiermark 2010, ließ die FPÖ mit einem rassistischen Online Spiel aufhorchen. Das „AntiMinarett Spiel“ unter dem Namen „Moschee Baba“ ermöglicht es mit einem Zielkreis Minarette und Moscheen in Graz zu verhindern. Laut Gerhard Kurzmann, Spitzenkandidat der FPÖ solle das Spiel dazu dienen „die Jugend auf die Probleme aufmerksam zu machen“37. http://steiermark.orf.at/ stories/466595/, abgerufen am 21.03.2011 36

www.parlament.gv.at

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Am 13. Juni 2009 sammelten sich in Wien-Josefstadt vor dem Cafe Hummel die Teilnehmer_innen zum Spaziergang der SJ Wien zu den einzelnen Burschenschaften, um dort Wissenswertes über deren menschenverachtende Ideologie zu hören. Damals attackierten plötzlich etwa zehn Angreifer die Kundgebung und schrien dabei den beliebten Neonazi-Kampfruf “frei, sozial, national!” Einer der Angreifer war Sebastian Ploner ein, Ex-Mitarbeiter des dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf – seines Zeichens „Alter Herr“ der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia. Jüngstes Beispiel für fragwürdige Verbindungen zwischen der FPÖ und der extremen Rechten, ist der Fall Königshofer. Der FPÖ Abgeordnete zum Nationalrat erhielt ein markiertes Mail, welches wenige Tage später auf der rechtsextremen Seite alpen-donau aufscheint. Er war in den 1970er Jahren auch Mitglied der rechtsextremen und, inzwischen verbotene Partei, NDP.

“... Erkundigen Sie sich doch einmal bei den Beamten über die Art der Schwarzafrikaner. Sie schauen nicht nur anders aus, wie Sie heute gesagt haben, sondern sie sind auch anders, und zwar sind sie ganz besonders aggressiv. Das liegt offensichtlich in der Natur dieser Menschen. Sie sind meistens illegal da, sind meistens Drogendealer, und sie sind ungeheuer aggressiv ... “ – Patrik - Pablé (FPÖ), Frühjahr 99 im öster. Parlament37

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Antifaschismus Historischer Abriss

Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

Teilorganisationen der FPÖ versuchen erst gar nicht sich von den extremen Rechten abzugrenzen. Dem RFJ (Ring freiheitlicher Jugendlicher) und dem RFS (Ring freiheitlicher Studenten) wurde in zahlreichen, durch engagierte Journalist_innen aufgedeckten Fällen die Nähe zum Rechtsextremismus nachgewiesen.

Burschenschaften Sind Verbindungen, die aus Studenten und ehemaligen Studenten einer Hochschule bestehen. An ihnen dürfen nur Männer partizipieren und sie werden von verschiedensten Institutionen, wie beispielsweiße dem Dachverband Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft. Man unterscheidet innerhalb der Burschenschaften pflichtschlagende, fakultativ schlagende und nicht schlagende. Burschenschaften charakterisieren sich dadurch, dass sie reine Männer Vereine sind und nur für Österreichische Staatsbürger offen sind. Je nach politischer Coleur (von ÖVP Burschenschaften wie dem Mittelschülerkartellverband (MKV) bis zu den schlagenden Burschenschaften) unterscheiden sich die Einstellungen zur Religion (von stramm katholisch, bis religionskritisch) sowie die Einstellung zu Österreich (von patriotisch österreichisch bis Deutsche Einheit als Idealvorstellung). Allen Burschenschaften gemein ist das militaristische Auftreten (Exerzieren, tragen von Säbeln, Trinkritualen, etc.) Einer der bekanntesten Veranstaltungen der rechten Burschenschaften ist der WKR Ball. Der WKR Ball findet jetzt unter dem Namen Akademikerball stattl. Der Ball dient als Ort der Vernetzung für die europäische rechtsextreme Szene, unter anderen waren prominente Besucher_innen, wie Jean-Marie le Pen und seine Tochter Marine le Pen vom Front national, Otto Scrinzi der von sich selbst behauptet „Ich war schon in der NSDAP rechts!“ und natürlich Vertreter_innen der FPÖ: Gudenus, Rosenkranz, Graf, Strache, Jung Guggenbichler,... Pflichtschlagend ... bedeutet, dass der Bund von jedem Mitglied das Schlagen einer bestimmten Mindestzahl von Mensuren verlangt. Fakultativ schlagend ... (oder auch freischlagend) heißt, dass es die Verbindung ihren Mitglieder freistellt zu fechten bzw. dass der Verband seinen Mitgliedsbünden das Fechten freistellt. In der Praxis kann dies von “praktisch pflichtschlagend” über “ab und zu fechten” bis “praktisch nichtschlagend” gehen.

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Antifaschistische Bündnisse

Nichtschlagend ... sind Bünde, die dem Mensurfechten ablehnend gegenüberstehen. Teilweise aus religiösen Gründen (katholische Verbände) oder aus anderen Gründen. Die Burschenschaften sind unter dem Dachverband Deutscher bzw Österreichischer Burschenschaften organisiert. Sie definieren sich als deutschnational und bekennen sich zu einem Großdeutschen Reich. Schon seit den ersten Burschenschaften, hatten diese antisemitische Tendenzen, so verbrannten sie am 1. Wartburgfest Werke jüdischer Autor_innen. („Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” (Heinrich Heine 1921) Wie viel Einfluss und Bedeutung Burschenschaften im Nationalsozialismus hatten zeigt sich an den vielen Nationalsozialisten die eng an Hitlers Seite standen, wie Josef Mengele, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Irmfried Eberl usw.

Burschenschaft Olympia Die deutschnationale Burschenschaft Olympia soll hier nur stellvertretend für andere Burschenschaften und deren Einfluss in Österreich stehen. Laut der „Heimseite“ (Bezeichnung für Homepage) baut die Olympia auf „germanistische”, wie “arministische” Werte auf und verfolgt jene „deutschsittlichen und nationalpolitischen Werte des Benehmens und des Anstandes und der politischen Betätigung, welche in EHRE, FREIHEIT, VATERLAND...“ angelehnt sind. Alleine diese Zeilen lassen schon auf die politische Einstellung der Burschenschaft schließen, deren wohl prominentestes Mitglied der dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) ist.

Weitere Organisationen und Medien38 Die Aula 8010 Graz, Merangasse 13 1951 - 1952: Der freiheitliche Akademiker - Mitteilungsblatt des Akademikerverbandes Österreichs, ab 1952: Aula. Das freiheitliche Magazin. 38 Quellen: alpendodelinfo.wordpress.com/ oe24.at/oesterreich/chronik rfjwatch.wordpress.com, doew.at, derstandard.at doew.at ooe.kpoe.at/news/article.php wikipedia.com

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Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

Während die rote Justizministerin Maria Berger - ob ihres Fanatismus ‘gegen Rechts’ bei Nationalen bisweilen mit Ex-’DDR’-Justizministerin Hilde Benjamin verglichen - vorgibt, Österreichs überfüllte Gefängnisse auszudünnen, macht sie das Gegenteil. So beantragte sie die Verhaftung des seit 15 Jahren in Spanien lebenden Dichters und Dissidenten Gerd Honsik. (Aula 9/2007, S. 7) Kameradschaft IV (K IV) Die Kameradschaft ist eine noch immer mitgliederstarke, Ortsgruppen und Landesverbände umfassende, rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. Die K IV versucht die Waffen-SS, die vom Nürnberger Gerichtshof als Teil der SS zu einer verbrecherischen Organisation erklärt wurde, als vierten Wehrmachtsteil und damit als unbedenklich hinzustellen und leitet ihren Namen daraus ab.

Kritische Demokraten/fakten Rechtsextreme Kleinpartei mit Bindegliedfunktion zwischen der rechtsextremen und neonazistischen Szene und der FPÖ. Der ehemalige NDP-Aktivist und nunmehrige Vorsitzende der Kritischen Demokraten Horst Jakob Rosenkranz avancierte in den letzten Jahren zu einer der zentralen Figuren der rechtsextremen Szene Österreichs und kooperiert mit einer Vielzahl einschlägig bekannter Gruppen und Einzelpersonen.

“[...] Türken, Tschetschenen, Asiaten, Zigeuner und Neger bleiben uns fremd. Europa darf kein Multikulti-Babylon werden. Das Nein der Schweizer zum Umvolkungssymbol Minarett hat die Völker in ganz Europa wach gerüttelt. Ähnliches hat Wien bewirkt, als es 1529 und 1683 den Türkensturm gegen das Abendlandabwehrte. Doch jetzt sind die Fremden nicht mehr vor unseren Mauern, sondern mitten unter uns EU und Politverräter haben die Tore weit aufgerissen. Die Fremden kommen nicht mit wilden Heerscharen, sondern Schritt um Schritt auf leisen Sohlen und listig gelenkt von hintergründigen Mächten.” (Walter Marinovic, fakten 12/2009-1/2010, S. 5)

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Das rechte Lager

Antifaschistische Bündnisse

ÖTB - Österreichischer Turnerbund Der ÖTB ist eine der größten Turnvereine des Landes und kann nicht per se als rechtsextrem bezeichnet werden. Auffallend ist jedoch, dass sich der ÖTB nach wie vor auf die Diktion von Turnvater Jahn (Burschenschafter und Begründer der körperlichen Ertüchtigung) stützt. Er stützt sich auf „völkischen Nationalismus“ und äußert sich abfällig über die „Ausländerei” : Viele Mitglieder des ÖTB wissen nicht über die abwegigen politischen Einstellungen der höheren Funktionär_innen Bescheid. Folgendes Zitat ist aus Zeitungen des ÖTB entnommen und zeigen das wahre Gesicht des „Turnvereins“.

„Viele Behauptungen über das Dritte Reich entstammen der Kriegspropaganda und sind maßlos übertrieben. Und wie soll der Laie erkennen können, ob tatsächlich 6 Millionen Juden vergast worden sind, oder nur 300.000?“ („Der Junge Bund“ 4/78)

Antifaschistische Organsisationen und Bündnisse AKS

SJ

Antifaschistische Aktion

VSStÖ

DÖW

Offensive gegen Rechts

Gemeinsam gegen Rechts NoWKR

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Was tun?

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WAS TUN? Gerade wenn man von Rassismus spricht, ist es wichtig, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Ist man an diesem Punkt „der Erkenntnis“ angelangt, drängt sich verständlicher Weise die Frage „Aber was kann ich denn schon machen?“ auf. Selbstverständlich ist Rassismus (und die verwandten Abwandlungen) ein so weit verbreitetes Phänomen, dass es nicht von einer Person gänzlich ausgelöscht werden kann. Versucht man aber, eine Art Domino-Effekt zu erzielen, ist der Kampf für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft nicht aussichtslos. Am leichtesten lässt sich das verändern, worauf du auch Einfluss hast – sprich dein Umfeld. Beginne deinen „Kampf“ da, wo du gehört und akzeptiert wirst – das ist am einfachsten. Für viele von euch werden das vermutlich Freund_innen, die Familie oder auch die Schule sein. Konsequentes antirassistisches Auftreten zieht sich aber durch alle Bereiche deines Lebens. Also genauso auf der Strasse beim Heimweg, etc.

Zivilcourage39 Hin und wieder passiert es, dass man Zeug_in von verbalen oder sogar tätlichen Angriffen wird. In solchen Fällen ist Zivilcourage gefragt. Doch das ist verständlicher Weise nicht immer einfach, denn wer traut sich schon zB in eine Schlägerei ein zu greifen? Aber selbst das ist zu lernen ... Da dieser Fall jedoch nur sehr unwahrscheinlich ist, wollen wir Reaktionstipps vor allem auf verbale Attacken und Entgleisungen geben. So oder so, Motiv für dein Einschreiten sollten immer das Opfer bzw. nicht gefestigte Passant_innen sein. Indem wir uns unsere Ängste und Handlungsgrenzen bewusst machen, erfahren wir gleichzeitig auch mehr über den Bereich unserer vielfältigen Möglichkeiten, der zwischen diesen Grenzen liegt und oft unterschätzt wird. Durch Vorbereitung, in Rollenspielen und konkreten Übungen, können wir neue Antworten auf Konfliktsituationen entdecken und Schlagfertigkeit trainieren. Der Mut, sich etwas sagen zu trauen, kommt dann von selbst. Patentrezepte gibt es ohnehin nicht, daher ist wichtiger, dass du handelst, sondern wie du handelst.

Vorbereiten Bereite dich auf mögliche Situationen vor: Spiele Szenarien und Abläufe für dich allein oder besser mit anderen durch. Werde dir grundsätzlich klar, was alles möglich ist und zu welchem persönlichen Risiko du bereit bist. angelehnt an „Rassismus Begreifen“ – „Schule ohne Rassismus“ Deutschland und AG SOSRassismus NRW

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Einschätzung der Situation In welcher Situation wurde die Äußerung gemacht? Handelt es sich um eine gezielte Provokation oder einen „Ausrutscher“? Geht es um einen konkreten Konflikt oder reagiert sich jemand aufgrund anderer Probleme ab? Wer hat davon mitbekommen? Wer hat die Äußerung gemacht? Bei letzter Frage ist besonders dann zu reagieren, wenn die Person angesehen ist und/oder als Autorität (Lehrer_in, Direktor_in) gilt, da ihnen eher geglaubt wird.

Wie ist die eigene Position? Bin ich im konkreten Umfeld bekannt? Wer würde mich unterstützen? Wie wären die Kräfteverhältnisse?

Was will ich erreichen? Soll der_die andere einfach nur den Mund halten, oder ist es wichtig, dass die Sache jetzt thematisiert wird? Will ich seine_ihre Einstellung ändern oder will ich gegenüber Anwesenden zeigen, dass diese Aussage nicht so stehengelassen werden kann?

Einschätzung der eigenen Möglichkeiten Was sind meine Stärken und Schwächen in dieser Situation? Habe ich die Zeit, ausführlich darauf zu reagieren? Wenn eine konkrete Person angegriffen wird: Nehme ich eine rein beschützende Haltung ein (und mache den_die Betroffene_n somit zu einem Objekt), oder versuche ich den_die Betroffene zu stärken?

Selbstbewusst und ruhig auftreten Wenn du ruhig bleibst, bist du erstens in deinen Handlungen kreativer & effektiver und zweitens wirkt ein entspanntes Verhalten auch auf andere Beteiligte beruhigend. Selbstbewusstsein ist notwendig, um dem_der „Angreifenden“ die tonangebenden Rolle wegzunehmen.

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Aktiv werden! Das wichtigste ist, sich von der eigenen Bequemlichkeit/Angst nicht lähmen zu lassen. Eine Kleinigkeit zu tun ist besser, als über grosse Held_innentaten nachzudenken. Zeig, dass du bereit bist die Situation so nicht hinzunehmen! Oft reicht ein Schritt, ein kurzes Ansprechen um die Situation maßgeblich zu verändern. Das kann wiederum andere anregen, sich selbst einzuschalten. Du kannst auch nicht direkt Beteiligte ansprechen und sie so zu einer Positionierung bringen. Sprich dabei möglichst nicht „die anonyme Masse“, an sondern viele Einzelpersonen. Viele Menschen sind nicht bereit, den ersten Schritt zu machen, reagieren aber, sobald ihn jemand anderes gemacht hat.

Nicht drohen oder beleidigen! Mache keine geringschätzigen Äußerungen und versuch auch nicht den_die Andere_n einzuschüchtern, zu bedrohen oder in Angst zu versetzen, weil ansonsten du als der_die „Angreifende“ handelst bzw. wahrgenommen wirst.

Geh aus der, dir zugewiesenen, Opferrrolle! Wenn du selbst angegriffen wirst, verhalte dich nicht unterwürfig! Sei dir im klaren und zeige auch, was du willst. Ergreife die Initiative um die Situation in deine Hand zu bekommen. Schreib dein eigenes Drehbuch und werde vom Objekt zum Subjekt!

In einer Gewaltsituation: Vermeide möglichst jeden Körperkontakt! Wenn du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, die Angreifer_innen anzufassen, es sei denn, ihr seid in der Überzahl, sodass ihr jemanden beruhigend festhalten könnt. Seid euch aber im klaren, dass Körperkontakt in der Regel eine Grenzüberschreitung ist, die zu weiterer Aggression führt. Wenn nötig, nimm lieber direkten Kontakt zum Opfer auf.

Was kann ich in meinem Umfeld tun? Deine Freund_innen und deine Familie spielen vermutlich den wichtigsten Part in deiner Entwicklung. Deine Eltern lehren dich, was „gut“ und was „böse“ ist, tragen also wesentlich dazu bei, welche Vorurteile du selbst hast. Bei deinen Freund_innen ist das nicht anders. Nur, dass es meistens nicht ganz so offensichtlich ist. Ein Freundeskreis nimmt gegenseitig bestimmte Verhaltensformen an, jede_r lernt von jedem_jeder und somit lernt jede_r deiner Freund_innen auch von dir! Du kannst ein Thema zum Thema machen! Amtshausgasse 4, 1050 Wien

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Schule und Gesellschaft ohne Rassismus

Merkst du, dass manchen deiner Freund_innen ihre Vorurteile nicht bewusst sind, mache sie darauf aufmerksam. Bringe zB die im ersten Teil vorkommenden Diskussionsfragen beim Fortgehen, beim Mittagstisch, etc. ein! Sei unbequem, konfrontiere dein Umfeld mit Alltagsrassismus und Vorurteilen, auch wenn’s zB dein_e Freund_in ist, auch wenn du es dir damit nicht immer einfacher machst (Schulautoritäten …). Bewusstsein wird vor allem durch Diskussionen erreicht, dass Missstände benannt werden bzw. nicht jedes Fehlverhalten (belächelnd) hingenommen wird. Frag nach Handlungsmotiven, Informationsquellen, …

Was kann ich in meiner Klasse tun? Vor allem bis Ende der Unterstufe spielen sich die meisten sozialen Kontakte innerhalb des Klassenzimmers ab. Hier werden Normen vermittelt, Verhaltensweisen erlernt und geprägt. Lehrer_innen bestimmen was richtig und was falsch ist, Schüler_innen, was „cool“ usw. ist. Jede_r Schüler_in kann aber aktiv teilnehmen, bestimmte Verhaltensweisen, Denkmuster, etc. zu „installieren“. Somit liegt es an dir, antirassistisches Bewusstsein innerhalb deines Klassenzimmers zu verankern und bewusst zu machen. Weil in Ausnahmesituationen kann dieses „zum Thema machen“ allerdings schlafende Hunde wecken und die Situation verschlechtern, und zwar dann, wenn einige Personen bereits offen rassistisch sind und sie es schaffen, ihre Position durchzusetzen! Mach Antirassismus zum Thema! Weise Lehrer_innen und Schüler_innen auf fremdenfeindliche Aussagen hin, kritisiere Schulbücher oder Texte, die rassistische Meinungen wiedergeben, reagiere auf Vorurteile deiner Mitschüler_innen und Leher_innen, indem du sie vom Gegenteil überzeugst. Wenn es konkrete Fälle von Fremdenfeindlichkeit gibt, besprecht diese in der Klasse, eventuell in einer eigenen Stunde mit einem_einer weitgehend neutral wahrgenommen Moderator_in. Dokumentiere Vorfälle an deiner Schule und schicke sie uns an aks@aks.at (sie werden absolut anonym behandelt)! Nur, wenn gezeigt werden kann, dass es keine Einzelfälle sind, wird das Problem wahrgenommen und kann verändert werden!

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Was kann ich in meiner Schule tun? So wichtig es ist, in der eigenen Klasse aktiv zu sein, so wichtig ist dies auch für deine gesamte Schule. Die Schule ist Lebensraum, und den gilt es (wie auch im Großen die Gesellschaft) zu gestalten. Toleranz, Demokratie, Abbau von Vorurteilen etc. kommen nicht von selbst, sondern müssen genau so wie andere Dinge gelernt und geübt werden. In zahlreichen Schulen Österreichs gab es bereits so genannte Aktionstage. Aktionstage können so funktionieren, dass Vertreter_innen verschiedener Organisationen (von der Asylkoordination, über die Evangelische Flüchtlingshilfe bis zur AKS) einen Tag lang Workshops halten. Die Schüler_innen sollen sich über ihre eigenen Vorurteile bewusst werden, und das vor allem mit Hilfe von eigenständigem spielerischem Erarbeiten. Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten, antirassistisch aktiv zu sein – veranstalte einen Schreib- oder Fotowettbewerb zu dem Thema, ein cross the bordersSchulfest, eine Podiumsdiskussion, ein Artikel in der Schüler_innenzeitung, die Beteiligung an der jährlichen europaweiten AntiRassismus Action Week (Höhepunkt am 21. März), Verteilen von Infoflyern, Aktionen vor der Schule … die Liste ist lang und deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Die Probleme, die in der Schule auftreten können, sind oft ähnlich. In den Verhandlungen mit Schulautoritäten gilt als Leitsatz „mäßig im Ton, konsequent im Vorgehen“.

Aktion - Reaktion40 Fragen! Wer fragt, steuert die Situation. Einfache Fragen wie „Glauben Sie das wirklich?“, „Wie kommen Sie auf so was?“, „Was ist Ihre Motivation, so etwas zu behaupten?“ oder „Was meinen Sie konkret?“ bzw. „Können Sie das konkretisieren?“ können den_die „Angreifende_n“ schon aus dem Konzept bringen. Konsequentes Fragen nach dem Ursprung der Bemerkung bietet oft Anknüpfungspunkte für wirkliche Diskussionen, setzt allerdings ein längeres Gespräch und manchmal auch großes Wissen voraus.

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Dabei können auch Probleme auf anderer, meist psychologischer Ebene zum Vorschein kommen, die eher eigentlicher Grund für das rassistische Verhalten sein können. Diskussionen auf Sachebene bzw. Sachargumente werden dann wirkungslos bleiben.

Eingehen auf reale negative Einzelfall-Erlebnisse Manchmal können rassistische Bemerkungen auch auf real erfahrene Belästigungen Bezug nehmen, die dann verallgemeinert werden. Es ist wichtig, solche Erfahrungen nicht von vornherein abzustreiten oder herunterzuspielen (Migrant_innen sind eben auch nur Menschen, die nicht zwangsläufig „gut“ sind), aber die Verallgemeinerung und das Schließen von Einzelfällen auf eine ganze Gruppe sind nicht hinnehmbar. Eventuell kann es auch sinnvoll sein, die Hintergründe einer solchen Erfahrung zu erkunden (zB Schwarzarbeit bei Asylwerber_innen, denen es verboten ist legal zu arbeiten).

Konsequente Sachargumentation Im Mittelpunkt stehen dabei unter anderem das Erklären von Hintergründen („Wurzeln“), Korrektur von Falschinformationen und das Aufzeigen von Widersprüchen. Besonders sinnvoll ist das bei öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltungen oder wenn ein Vertrauensverhältnis besteht. Oft haben Sachargumentationen aber auch Grenzen, eben entweder wenn die Probleme ihre Ursache nicht auf sachlicher Ebene (persönliche Erfahrungen als Grund für rassistisches Auftreten) haben, oder wenn die Argumente als „Intellektuellengequatsche“ wahrgenommen werden und in der konkreten Situation nicht mit seriösen Quellen bewiesen werden können.

Distanzierung und/oder Aktionen starten Sofern es sich dabei um den_die Direktor_in, eine_einen bekannte Lehrer_in oder allgemein um eine öffentlich als wichtig wahrgenommene Person handelt, kann man teilweise in der konkreten Situation nicht oder nur schwer „gewinnen“. Hier ist es sinnvoller, sich zunächst zu distanzieren (aber nicht zu diskutieren) und danach die Sache auf eine andere Ebene zu bringen bzw. öffentlich zu machen. In der Schule kann das im Schulgemeinschaftsausschuss, in einer Klassenkonferenz, in einer Schüler_innenzeitung und/oder in einer Schüler_innenvollversammlung geschehen.

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Mittels einer Aktion, die auf die Sache aufmerksam macht, kann man versuchen, in den Medien anhand des Vorfalls Rassismus & Fremdenfeindlichkeit zu thematisieren. So wird weit über das eigene Umfeld hinaus eine Änderung der Einstellung zumindest einiger Personen erreicht. Noch nachhaltiger und konstruktiver sind allerdings (Schul-)Projekte, die dann weit über die Sache wirken. Mit dem konkreten Fall im Hintergrund sind sie leichter durchführbar und bekommen mehr Aufmerksamkeit.

In Ausnahmesituation können als letzter Ausweg auch rechtliche Schritte in Gang gesetzt werden. angelehnt an „Rassismus Begreifen“ – „Schule ohne Rassismus“ Deutschland und AG SOS-Rassismus NRW 40

Gemeinsam gegen Rassimsus für eine Schule ohne Rassismus Rassismus und Diskriminierung sind allgemeine gesellschaftliche Probleme und somit auch in der Schule als Teil der Gesellschaft allgegenwärtig und fängt nicht erst dann an, wenn es bereits zu spät ist, nämlich wenn bereits konkrete Probleme existieren. Also warum zusehen bis es dazu kommt? Zur Organisation wende dich am besten an deine Schüler_innenvertretung (SV) oder direkt an uns – wir stehen dir gerne unterstützend zur Seite. Die SV deshalb, weil sie es oft leichter hat, etwas im Schulleben einzubringen, da sie im zuständigen Gremium, dem Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) teilnimmt und meist einen besseren Draht zu Lehrer_innen bzw. Direktor_in hat. Wenn vor allem letztere_r dafür nicht so aufgeschlossen sind, solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen. Versucht es im SGA, beschließt eure Ideen in der Klassensprecher_innenkonferenz, informiert alle Schüler_innen und Lehrer_innen und verbreitet das Thema durch eine Aktion in den Lokalmedien ... durch diese Mittel wird es für den_die Direktor_in schwieriger, sofort alles abzulehnen was von euch kommt.

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Die SV hat einen weiteren Vorteil, nämlich dass sie überregional in der Landesschüler_innenvertretung (LSV) zusammengefasst ist. Je nach Bundesland gibt es zwar riesige Unterschiede, aber dort wo etwas passiert, können Antirassismus-Aktivitäten auch auf Landesebene ausgeweitet werden. Außerdem können Kontakte zu anderen Schulen geknüpft werden, wo ähnliches ablaufen kann wie bei euch.

Workshops gegen Rassismus Anti-Rassismus-Workshops bieten wir nun seit 2001 an. Je nachdem, wie viel Stunden in eurer Klasse/Schule möglich sind, dauern sie 2 Stunden bis hin zu 3 vollen Tagen. Die Organisation liegt großteils bei euch, Kosten fallen praktisch keine an. Da mittlerweile weit über 100 Schüler_innen als Trainer_innen ausgebildet wurden, können wir meistens bis zu 15 WS gleichzeitig halten - sofern wir früh genug davon wissen. Der konkrete Ablauf richtet sich nach euren Wünschen bzw. nach der zur Verfügung stehenden Zeit und ist ungefähr so wie das 1. Kapitel dieser Broschüre aufgebaut. Allerdings geht es nicht um trockene Wissensvermittlung, sondern der Workshop besteht hauptsächlich aus Übungen, Gruppenarbeiten, Video(s) und Diskussionen – nach dem Prinzip learning by doing. Vermutlich wichtigster Teil ist die Auseinandersetzung mit Vorurteilen. Bei Interesse nimm mit uns Kontakt auf – alles weitere klären wir dann in Folge!

Aktionen gegen Rassismus Aktionen verbildlichen ein komplexes (politisches) Thema und sollten mit InfoFlyern ergänzt werden. Mittels kleinerer Aktionen vor Schulen lässt sich relativ leicht sowohl schulische als auch mediale Öffentlichkeit schaffen. Die AKS hat Flyervorlagen für Antirassismus-Aktionen, die du per mail (aks@aks.at) bestellen kannst! Es gibt drei Typen von Aktionen

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Symbolische Aktionen:

Physische Aktionen:

Events:

Aktionen, in denen etwas dar – oder nachgestellt wird, um Medien und/ oder Passant_innen anzusprechen.

Das sind Aktionen, bei denen zB Castortransporte aufgehalten werden, indem sich Aktivist_innen vor Gleise legen.

Konzerte, Fotos, ect.

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Die Inhalte und Zielsetzungen müssen klar formuliert und vorbereitet sein, mit dem Ablauf und der Art der Aktion übereinstimmen und aus leicht verständlichen Botschaften bestehen. Alle, die sich an der Aktion beteiligen, müssen wissen, worum es geht um Passant_innen auf der Straße Fragen beantworten zu können. Wichtig für den Inhalt ist ein gewisser „News-value“ – und im Idealfall persönliche Betroffenheit beim „Publikum“ (Menschen müssen aufmerksam werden und stehen bleiben). Alle Botschaften sollen sich auf ein bestimmtes Thema fixieren.

Vorbereitung Anmeldung bei der Polizei (da sind die Fristen in jedem Bundesland anders, aber auf alle Fälle so früh wie möglich). Du musst genau angeben, was alles geplant ist, von wann bis wann die Aktion dauern wird und wo sie genau stattfinden wird. Eventuell Flyer layouten und ein paar Menschen organisieren, die diese verteilen, um schon im Vorhinein auf die Aktion aufmerksam zu machen. Unmittelbar nach der Aktion eine Presseaussendung rausgeben (am besten mit Fotos von der Aktion) – darin noch einmal klar festhalten, wieso diese Aktion organisiert wurde, wer sie durchgeführt hat und was dabei passiert ist. Kontakt für Rückfragen angeben! Ansprechperson für Journalist_innen während der Aktion

Bestehende Projekte gegen Rassismus www.gedenkdienst.or.at

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Gedenkdienst41 Mauthausen Komitees – Miramix42

www.planspiel.or.at/

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Recht hat jede_r

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Infobus miteinander leben44

www.politik-lernen.at/site/ workshops

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www.asyl.at/schule/um.htm

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Informationen ONLINE www.aks.at nicht nur generell zu empfehlen, sondern beinhaltet diese Broschüre online, eine Artikelsammlung zu Themen wie „Antirassismus“, „Frauendiskriminierung“, „Globalisierung“ und eine umfassende Antira-Linkliste für Hintergrundinfos und online-Recherche

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iomvienna.at/ - Internationalen Organisation für Migration (IOM) www.asyl.at - asylkoordination österreich www.no-racism.net - Initiative gegen Rassismus jeder Ausformung www.unhcr.at/ - Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen www.sos.at - SOS-Menschenrechte Österreich Vermutlich die ausführlichste online- Statistiksammlung Österreichs im Antira-Bereich -Telefon: 0732 / 777404 www.zara.or.at - ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, jährlicher „Rassismus Report“ www.deserteursberatung.at/ - Deserteurs- und Flüchtlingsberatung www.baobab.at/ - entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle www.friedensbuero-salzburg.at www.politische-bildung.at/ - Servicestelle Politische Bildung zweite Anlaufstelle neben BAOBAB www.verweigert.at/ - ARGE Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit www.schule-fuer-toleranz.de/ Unterrichtsreihe, konkrete Projekte www.united.non-profi t.nl - UNITED Größte Europäische Antira-Dachorganisation www.eumc.at - Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

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www.enar-eu.org - European Network Against Racism www.uni-bamberg.de/efms - „Forum für Migrationsstudien“ www.helpinghands.at - Helping Hands Anlaufstelle für Rassismusopfer, Erreichbar unter 01 / 310 88 8010. www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands www.initiative.minderheiten.at - Initiative Minderheiten www.sos-mitmensch.at - SOS Mitmensch Initiative, für die sich viele Prominente Österreichs engagieren www.vidc.org/ Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit www.zebra.or.at - ZEBRA Über konkrete Hilfe hinaus will ZEBRA für die Einhaltung der Menschenrechte für Flüchtlinge und für Solidarität und Toleranz gegenüber Minderheiten und Bekämpfung jeder Form von Rassismus eintreten. www.oneworld.at - OneWorld Plattform Östereich In erster Linie eine Seite, die sich mit Entwicklungspolitik, globaler Ungleichheit und indirekt mit Migrationsgründen auseinander setzt. Darüber hinaus einiges über die Situation von Migrant_innen in Österreich. http://www.minorityrights.org/ www.politik-lernen.at/ - Zentrum polis ist die zentrale pädagogische Serviceeinrichtung zur Politischen Bildung in der Schule www.offensivegegenrechts.at - Bündnis antifaschistischer Organisationen

LESEN Infomappe Diskriminierung, 14 Seiten, Verein Anti-Rassismus InformationsCentrum NRW Du schwarz?! – Ich weiß!, 206 Seiten, Barbara Reiner & Elisabeth Reif Education Pack, 206 Seiten – Handbuch zur „all different – all equal“-EU-Kampagne 1995 (in Englisch) Global Player (Zeitung) – Medium für Würde, Gerechtigkeit und Demokratie. Eine zweimonatlich erscheinende Zeitung von Migrant_innen aus allen Kontinenten zu migrationspolitischen Inhalten. Amtshausgasse 4, 1050 Wien

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Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge in Österreich, (214 Seiten, 2010) Buch von Heinz Fronek (Asylkoordination), beinhaltet konkrete Fallbeispiele, sowie rechtliche Regelungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) „Das Tagebuch der Anne Frank“ – Anne Frank „Großvater und das vierte Reich“ - Carolin Philipps

GUCKEN Schwarzfahrer, 1992, 12 min Kurzfilm (verbale Attacken mit kreativer Konfliktlösung), dessen Schwerpunkte Alltagsrassismus und Zivilcourage bilden. eye of the beholder – im Auge des Betrachters, ca. 50 min Dokumentation über das „Augenfarben“-Projekt von J. Elliot (näheres im Unterkapitel „Rassismus“). Fest des Huhnes (1992, ca. 45 min) bzw. dunkles, rätselhaftes Österreich (2. Teil, 1994, ca 1 Std.) „Skandalfilm“, der satirisch Ethnozentrismus & Rassismus und deren Absurdität am Beispiel (Ober-)Österreichs veranschaulicht Geboren in Absurdistan, 1999, 90 min - www.filmladen.at/geboreia.htm thematisiert Fremdenrecht, Ausgrenzung & Probleme von (türkischen) Migrant_innen, Grenzüberwindungen, etc. Achtung Staatsgrenze, 1996, 79 min zeigt eindrucksvoll die schreckliche Realität der österreichischen Schubhaftspraxis Woomera, 2002, 40 min – schockierende Internet-Videodokumentation von Indymedia.org über Flüchtlingslager in Australien, bei dem während einer zielorientierten Demonstration Asylwerber befreit werden Little alien - von Nina Kusturica – Sie sind Teenager, die allein und unter größter Gefahr aus den Krisenregionen der Welt nach Europa flüchten – in der Hoffnung auf eines - ein Leben zu haben. Operation Spring – Tristan Sindelgruber und Angelika Schuster, Im Morgengrauen des 27. Mai 1999 stürmen 850 Polizist_innen Wohnungen und Flüchtlingsheime in ganz Österreich. Der Codename der Polizeiaktion ist „Operation Spring“, es ist die größte kriminalpolizeiliche Aktion seit 1945.

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Ausländer raus – Christoph Schlingensief, Der Film dokumentiert eindrucksvoll die Aktion von Christoph Schlingensief im Rahmen der Wiener Festwochen aus dem Jahr 2000, wenige Wochen nach Angelobung der Blau/Schwarzen Regierung. Die Wahlkämpfer – Helmut Grasser, Österreich, Anfang der 90er Jahre: Sie ziehen durch die Lande, Jörg Haider und seine Helfer, ständig bereit, Unmut und Krisenangst in Wählerstimmen umzumünzen. Bock for president – Houchang und Tom-Dariusch Allahyari, Die ehemalige Erzieherin Ute Bock ist durch ihren Einsatz für Flüchtlinge zu einer bekannten öffentlichen Figur geworden. Der Mensch dahinter bietet allerdings zahlreiche Überraschungen. www.bockforpresident.at/ „Blut muss fließen – undercover unter Nazis“ – Dokumentation über die deutsche Naziszene

Schüler_in Schulsprecher_in SGA-Mitglied einfach nur cool

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AKS Bundesorganisation Amtshausgasse 4 1050 Wien www.aks.at aks@aks.at

AKS Vorarlberg Mutterstraße 48 6800 Feldkirch vorarlberg.aks.at vorarlberg@aks.at

AKS Oberösterreich Kaisergasse 14a 4020 Linz aks-linz.at office@aks-linz.at

AKS Salzburg Paris Lodron Straße 8b 5020 Salzburg salzburg.aks.at salzburg@aks.at

AKS Kärnten/Koroska

AKS Steiermark Rösselmühlgasse 18 8020 Graz steiermark.aks.at steiermark@aks.at

AKS Tirol Viaduktbogen 115 6020 Innsbruck tirol.aks.at tirol@aks.at

AKS Niederösterreich Kastelicgasse 3020 St Pölten aks-noe.at

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Vor Ort

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9020 Klagenfurt kaernten.aks.at kaernten@aks.at

AKS Wien Bartensteingasse 4 1010 Wien wien.aks.at wien@aks.at

Ich will: Für die Schüler_innenvertertung O SV Toolbook (allg. SV-Broschüre) O 123 Fragen an das SchuG (Schulrechtsbroschüre) O Sozialbroschüre (Beihilfen und Förderungen) O Zu einem SV- Vernetzungstreffen kommen O Berufschulbroschüre O Unterstützung bei Projekten

Beweg den Stillstand O Newsletter (Infos zu allen Events und Angeboten) O Workshops an meiner Schule O Auf ein Seminar mitfahren O Aktiv werden! O Materialien zu ... O Gemeinsam Laut - Gemeinsam Stark O Gib Vorurteilen kein Daheim O Freecards der Frauen Initiative O Achtung Rechts Pickerl O Direktwahl

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