DIE BROSCHÜRE FÜR EINE KLIMAGERECHTE SCHULE & GESELLSCHAFT
SYS T E M CHANGE, NOT CLIMATE CHANGE
Sprache schafft Bewusstsein Diese Broschüre ist bewusst in geschlechtergerechter und sensibler Sprache verfasst. Frauen* stellen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung dar und werden doch in der Sprache konsequent ignoriert. Sprache schafft Bilder, Sprache ist Macht und Teil der Gesellschaft. Sie spiegelt die Gesellschaft wider und hat somit auch Gestaltungsmacht. Aus diesem Grund verwenden die Autor_ innen dieser Broschüre diese Schreibweise. Der Unterstrich soll weiters allen Personen Raum geben, die sich keinem der binären Geschlechter („Mann / Frau“) zuordnen.
This publication was produced by the initiative of critical school students with the support of the European Youth Foundation of the Council of Europe. It does not necessarily reflect the official position of the Council of Europe.
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Inhaltsverzeichnis Seite Klimawandel und Klimaschutz.................................................................................................... 6 Projektmanagement...........................................................................................................................8
SMART Ziele...................................................................................................................................10
Überblick bewahren................................................................................................................. 11
Systemkritik............................................................................................................................................. 12 Greenwashing........................................................................................................................................ 15 Projektideen............................................................................................................................................ 16
Werde Schulsprecher_in....................................................................................................... 16
Workshops...................................................................................................................................... 18 Kleidertauschbörse................................................................................................................... 19
Secondhand Schulmaterialien........................................................................................ 20
Demonstrationen besuchen.............................................................................................. 21
Umweltschule............................................................................................................................. 22 Indigene Bevölkerung im Klimawandel............................................................................. 26
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AKS what’s that? Die AKS – Aktion kritischer Schüler_innen – ist eine Organisation von und für Schüler_innen. Wir setzen uns auch in deiner Nähe für eine demokratische, sozial gerechte und angstfreie Schule und Gesellschaft ein. In Aktionen, Veranstaltungen und auch der landes- und bundesweiten Schüler_innenvertretung setzen wir uns für deine Anliegen ein. Spezifische Infos zur AKS und Aktivitäten in deinem Bundesland findest du am besten auf Social Media. Bundesweit
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IMPRESSUM Aktion kritischer Schüler_innen Amtshausgasse 4, 1050 Wien Telefon: 015321243 Mail: aks@aks.at Website: www.aks.at Neuauflage 2021 Layout: Nina Mathies
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Vorwort Liebe_r Schüler_in, „Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen – denn es brennt.“ Greta Thunberg hat die ganze Welt überrascht. Politiker_innen aller Länder haben sich von ihr ertappt gefühlt. Und Greta hat recht, denn nicht nur unsere Häuser brennen durch die immer größer werdende Bedrohung der Klimakrise – unsere Schulen tun das ebenso. Wo, wenn nicht dort, werden wir tagtäglich auf unser weiteres Leben vorbereitet? Doch trotzdem hält unsere Bildungspolitik es nicht für notwendig diese Thematik ausreichend zu behandeln. Deshalb nehmen wir diese Aufgabe selbst in unsere Hand. Neben zahlreichen Veranstaltungen und Seminaren zu Klima- und Umweltschutz haben wir als AKS diese Broschüre erstellt. In dieser könnt ihr Tipps und Tricks finden, wie auch deine Schule umweltfreundlicher werden kann. Trotz all dem möchten wir festhalten, dass es nicht unsere Schuld ist, dass wir uns in der Klimakrise befinden. Es sind Politik und Wirtschaft, die jahrelang immer Profit über Mensch gewählt haben. Eine Statistik belegt sogar, dass 70% aller CO2-Emissionen weltweit von 100 Konzernen verursacht werden. Hier wird klar: Es sind nicht Individuen, die diese Krise aufhalten können. Doch warum haben wir dann diese Broschüre zu Klimagerechtigkeit geschrieben? Weil jeder Konzernleiter, jede Bildungsministerin, jeder Arbeiter eines Tages die Schulbank drückt. Und wenn diese heute eine gute Bildung erfahren, kann die Gesellschaft von morgen eine bessere sein. Uns rennt die Zeit davon, also lasst uns jetzt gemeinsam anpacken. Für eine demokratische, sozial gerechte und angstfreie Schule und Gesellschaft.
Deine AKS
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Klimawandel & Klimaschutz Unsere Welt wird wärmer und wärmer. Dieser Fakt ist an sich weder verwunderlich noch ein großes Problem. Die Geschwindigkeit, in der diese Erhitzung von sich geht, hat sich in den letzten Jahrhunderten und vor allem Jahrzehnten jedoch stetig erhöht und nimmt bedrohliche Ausmaße an. 1,5 Grad sind das Limit. Diesen Spruch haben wir in den vergangenen Jahren vermutlich alle gehört und wahrgenommen. 1,5 oder 2 Grad Celsius - wirkt doch gar nicht so weit auseinander. Wer aber weiß, dass es sich dabei um den mittleren Temperaturanstieg im Vergleich zum Jahr 1850 handelt, also bevor der Mensch den Klimawandel massiv beeinflusst, kann erkennen: Jede Kommastelle wird drastische Auswirkungen haben. Denn ein mittlerer Temperaturanstieg verteilt sich über den gesamten Planeten. Hitzepole wie Kontinente (auf ihnen vor allem bergige Gegenden wie der Alpenraum) erhitzen sich umso stärker. Bereits heute hat die Temperatur in Österreich bereits im Schnitt um über 2°C zugenommen. Die Auswirkungen bekommen wir ebenso zu spüren: Hitzesommer, die unendlich scheinen. Wetterverhältnisse, die einfach nicht zur Jahreszeit passen wollen. Schlechte Ernten durch späten Frost. Schlechte Ernten durch Trockenperioden. Schlechte Ernten durch Überschwemmungen oder Gewitter und Starkregen. Diese Entwicklungen sind nicht nur in Österreich zu bemerken. Weltweit nehmen Extremwetterereignisse und Durschnittstemperatur von Jahr zu Jahr zu. Und während Österreich noch in der glücklichen Lage ist, sich kaum Sorgen um Verteilung von Rohstoffen oder Wasser machen zu müssen, sorgt die Klimakrise bereits heute weltweit zu steigender Ungleichheit und Bedrohung für Millionen Menschen.
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Was verlangt diese Krise nun von uns? Bis 2050 muss der weltweite Ausstoß von CO2, jenes Treibhausgas, das am meisten zur aktuellen Erhitzung beiträgt, so weit gesenkt sein, dass er die jährliche CO2 Aufnahme (dies geschieht vor allem durch Grünpflanzen in Form von Photosynthese) nicht mehr übersteigt. Dazu müssen sich die Emissionen bis 2030 halbieren. Zwar ist in den Vorjahren das Bewusstsein für die Klimakrise stark angestiegen, doch die Ausstöße an Treibhausgasen auch. Dazu kommt der Begriff der Klimagerechtigkeit. Europa hat sehr stark auf Kosten des Klimas gelebt und gewirtschaftet. Nun ist es eine Frage der Fairness, diesen Vorteil, den wir durch die Ausbeutung anderer Menschen und des Planeten erworben haben, zu nutzen, um das Leben von Europäer_innen möglichst schnell klimafreundlich zu gestalten. All diese Forderungen klingen für dich unerreichbar? Mit den aktuellen Bemühungen durch Regierungen und Unternehmen sind sie das auch. Doch was können wir dagegen tun? Die Mainstream-Strategien lauten: Symptome bekämpfen und unser Leben anpassen. Wirkt vielleicht für kurze Zeit verlockend. Doch jede Strategie, die die Klimakrise nicht ernstnimmt und nur gröbere Schäden am Jetzt-Zustand beheben möchte, wird böse überrascht werden. Damit zur weiteren Strategie - mindern wir die Erhitzung. Das ist durch kurz- oder mittelfristige Maßnahmen, die uns häufig als “Lösung der Klimakrise” präsentiert werden, zu erreichen und umfasst Veränderungen der Handlung von Menschen mit besonders klimaschädlichem Verhalten. Doch um die drastischste Maßnahme werden wir nicht herumkommen: Um eine langfristige menschengemachte Überhitzung des Planeten abzuwehren, müssen wir die Auslöser dieser Erwärmung bekämpfen: Den Ausstoß an klimawirksamen Treibhausgasen in die Atmosphäre. Hierbei reicht das Engagement von Einzelnen leider kaum aus. Hier müssen wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen und unser aktuelles profitorientiertes Gesellschafts- und Wirtschaftssystem gemeinsam hinterfragen und zu unserem eigenen sowie dem Vorteil des Planeten gestalten. Trotzdem dürfen wir unseren Kopf nicht in den Sand stecken. Jede_r von uns kann auf ganz eigene Art und Weise aktiv sein - durch Engagement für klimapolitische Maßnahmen, klimaschonenende Schulprojekte oder Information der Mitmenschen. Die folgenden Seiten und die AKS wollen dich bei all dem unterstützen.
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Projektmanagement Projekte sind eine praktische Form, aktiv zu werden. Um verschiedene Veranstaltungen (z.B. Feste, Diskussionen, Workshops) zu organisieren, ist wichtig, sich den Aufgaben und Problemen bewusst zu sein, die auf dich zukommen können. Deswegen ist ein übersichtliches Projektmanagement wichtig. Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg eines Projekts sind einige wenige Punkte, die oft von der Leitung oder Koordination des Projekts abhängen. Im Zentrum steht die Verantwortlichkeit. Du als Koordinator_in des Projekts hast die Verantwortung. Das heißt nicht, dass du die gesamte Arbeit machen musst, im Gegenteil, das wäre sogar kontraproduktiv. Es heißt nur, dass du das Projekt und die teilnehmenden Personen richtig koordinieren und managen muss. (Aufgaben weiter zu delegieren (abzugeben) ist essentiell als Projektkoordinator_in!)
Wichtig ist: • • • •
Projekte sind komplex Die Bearbeitung der Projektaufgaben erfolgt meistens im Team („teamwork makes the dream work“) Der Lösungsweg ist häufig nicht vollständig klar und planbar Projekte sind manchmal kostenintensiv, wobei ihr Ausgang nicht selten ungewiss ist (Woher bekommt ihr Geld: SV-Budget, Direktion, Elternvertetung?)
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Im Grunde genommen gibt es 5 Projektphasen, diese sind aber nicht in jedem Projekt gleich lange und relevant:
Projektphasen • • • • •
Analysephase Defintionsphase (Ziele) Planungs- und Entscheidungsphase Umsetzungsphase Evaluierung
Während allen Phasen ist Kommunikation und Information notwendig. Weiters gilt: Konstruktives Feedback ist in jeder Phase hilfreich! Bevor wir aber zu tief in Projektmanagement eintauchen, findest du auf der nächsten Seite noch einige Tipps!
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SMART - Ziele Definierst du das Ziel deines Projektes, kannst du das SMART Prinzip anwenden:
S – Spezifisch Möglichst spezifische und konkrete Ziele formulieren.
M – Messbar Ziele müssen messbar sein, um im Nachhinein prüfen zu können, ob diese erreicht wurden.
A – Ambitioniert Ist ein Ziel ambitioniert, kann die nötige Motivation für die Umsetzung aufgebracht werden.
R – Realistisch Dream big – bleib aber trotzdem realistisch. Dein Projekt sollte gleichzeitig herausfordernd, jedoch trotzdem umsetzbar sein.
T – Terminisiert Ziele zeitlich bindend planen: Jedes Projekt braucht ein Enddatum!
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Überblick bewahren Um den Überblick zu bewahren gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Online-Tools wie Online-Kalender, Listen-Apps, Google Docs, Podio, Trello und Doodle können dabei sehr hilfreich sein. Nützlich ist es aber vor allem auch, eine Check-Liste bzw. einen Projektplan zu führen. Dieser stellt eine genaue Auflistung und Erklärung der einzelnen Arbeitsschritte dar und kann zum Beispiel so aussehen:
To-Do
Was genau?
Wer?
Bis wann?
Damit das Projekt von möglichst vielen Personen weitergeführt werden kann, zum Beispiel deinen Nachfolger_innen in der SV oder weiteren Aktivist_innen, ist es sinnvoll, nicht nur Planungsschritte aufzuschreiben, sondern diese nach der Durchführung auch zu evaluieren: • • •
Was hat gut funktioniert? Was hätte besser funktionieren können? Was sind Ableitungen - welche Punkte können wir uns aus der Durchführung für’s nächste Mal mitnehmen?
Viel Erfolg bei deinem Projekt! Wenn du weitere Fragen zu Details des Projektmanagements oder einem konkreten Projekt hast, kannst du dich jederzeit bei der AKS melden.
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Systemkritik Problem Kapitalismus: Endloses Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen? Wenn wir für Klimaschutz kämpfen, müssen wir aufpassen, nicht in eine bestimmte Falle zu tappen: Zu glauben, dass wir allein mit unserem Konsumverhalten und individuellem Verzicht auf umweltschädliche Gewohnheiten die Klimakrise stoppen können. Dieses Märchen versuchen große Unternehmen sowie Befürworter_innen der freien Marktwirtschaft aufrechtzuerhalten, um besonders jungen Leuten den Eindruck zu vermitteln, dass sie den Planeten retten können, wenn sie sich nur für das richtige, klimafreundlichste Produkt an der Supermarktkasse entscheiden. Natürlich ist es auch gut, als Einzelperson auf eine klimafreundliche Lebensweise zu achten, aber diese ist meistens teuer und somit für einen großen Teil der Menschen nicht leistbar. Abgesehen davon machen sie nur einen sehr kleinen Teil der Treibhausemissionen bzw. Umweltverschmutzung aus, und würden die Klimaerwärmung nicht stoppen. Zur Verdeutlichung ein Beispiel vom weltweiten CO2-Ausstoß: Nur 20 Firmen sind für ein Drittel aller weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich.
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Quelle: Climate Accountability Institute
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Wenn wir die Klimakrise also ernsthaft verhindern wollen, müssen wir unser derzeitiges Wirtschaftssystem genauer betrachten - den Kapitalismus. Kurz erklärt: Im Kapitalismus ist das Ziel des Wirtschaftens stets der Profit und die sogenannte Gewinnmaximierung. Im Kapitalismus wird nicht für menschliche Bedürfnisse produziert, sondern für einen zahlungsfähigen Bedarf. Zum Verständnis ein Vergleich: Ein Brot wird nicht verkauft, weil es Hunger gibt, sondern um es zu verkaufen, weil dies Gewinn bringt. Im Kapitalismus entscheidend ist auch, dass die “Produktionsmittel” (= alles, das zur Erstellung von Waren nötig ist. Beispielsweise Maschinen, Fabriken, Geld, Werkzeuge,...) in Privatbesitz liegen. Sie werden also nicht von der Gemeinschaft (Staat, Dorf, Kommune etc.) verwaltet, sondern von einer oder wenigen Personen. Somit ist es schwieriger, die Produktion des Unternehmens auf ökologische oder menschliche Bedürfnisse auszulegen, da sich diese sehr oft mit dem Interesse nach mehr Profit in die Quere kommen. Das stellt uns vor ein großes Problem, denn endloses Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen geht nicht auf. Um langfristig erfolgreich gegen die Klimakrise zu kämpfen, müssen wir unsere Art zu wirtschaften überdenken und grundlegend verändern. Sei es durch mehr staatliche Regulierungen oder autonome Verwaltung von Gemeinschaften - Ideen zu alternativen Wirtschaftssystemen gibt es viele! Es ist wichtig, über sie zu diskutieren und vor allem ein kapitalismuskritisches Bewusstsein unter Jugendlichen zu fördern, damit unsere Anstrengungen für eine klimagerechte Welt nicht ins Leere laufen.
Wie kannst du ein kapitalismuskritisches Bewusstsein fördern? Sich aktiv mit dem Kapitalismus auseinanderzusetzen ist etwas komplizierter und zeitaufwendiger, als sich mit dem Gedanken abzufinden, jede Person der Welt müsse einfach ökologischer handeln. Das Fach Politische Bildung kann eine Grundlage für Schüler_innen schaffen, sich mit unserem Wirtschaftssystem auseinanderzusetzen. Als Schüler_in kannst du dich mit der AKS dafür einsetzen, dass ein solches Fach eingeführt wird. Wer sofort handeln möchte, kann auf den Service der AKS zurückgreifen, einen “Tag der politischen Bildung” mit dir an deiner Schule zu veranstalten. Hierbei kann die AKS verschiedene Workshops für eine Schulstufe organisieren und z.B. einen Umwelt-Workshop an deiner Schule halten!
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Greenwashing Als Greenwashing werden Kampagnen und PR-Aktionen bezeichnet, die einzelne Produkte, ganze Unternehmen oder politische Strategien in ein „grünes“ Licht stellen. Dabei soll der Eindruck entstehen, dass die Akteur_innen besonders umweltfreundlich, ethisch korrekt und fair handeln. Bei den grüngewaschenen Produkten entspricht dieser äußere Schein allerdings nicht den ökologischen Tatsachen. Diese „grüne“ Wirtschaft, Green Economy genannt, hilft nämlich gar nicht dabei, die Umwelt zu schützen. Sie macht genau das Gegenteil. Mit Greenwashing gelingt es den Unternehmen, die Verantwortung von sich selber abzuwenden und sie auf die Kund_innen zu schieben. Durch das Erzeugen eines schlechten Gewissens bei den Kund_innen, werden sie zum Kauf des angeblich nachhaltigen Produkts des Unternehmens verleitet. Greenwashing ist ein typisches Phänomen im Kapitalismus: Anstatt das zu produzieren, was die Menschen benötigen, wird weiterhin alles versucht, den Konsum und Gewinne für wenige auf Kosten von Mensch und Umwelt zu steigern.
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Werde Schulsprecher_in! Was? Kandidiere an deiner Schule für die Schüler_innenvertretung (SV)!
Warum? So kannst du an deiner Schule mehr mitbestimmen! Im Schulgemeinschaftsausschuss (kurz: SGA) kannst du beispielsweise deine Klimaprojekte der Lehrpersonenvertretung, Elternvertretung und Direktion vorstellen und bestenfalls umsetzen (Ideen dafür findest du in der Ideenbox). Bist du in der aktiven SV, hast du sogar die Chance, deine Anträge zu Klimagerechtigkeit (oder selbstverständlich auch zu anderen Themen) im Schüler_innenparlament deines Bundeslandes vorzutragen, gleichzeitig deine Mitschüler_innen weiterzubilden und wichtige Themen und Forderungen direkt in die Politik zu bringen. Im jetzigen System kann im Normalfall leider nur der_die Schulsprecher_in die landesweite Schüler_innenvertretung, die LSV, wählen. Die Entscheidung über die Vertretung aller 1,1 Millionen Schüler_innen Österreichs liegt derzeit bei gerade einmal 0,003%. Aber genau um dieses System zu ändern, braucht es Schulsprecher_innen, die bereit sind, die vorhandenen Missstände aufzuzeigen und zu beseitigen und eine Vertretung wählen, die laut für alle ist. Wenn du mehr über dieses Thema herausfinden, oder dich generell schulpolitisch engagieren möchtest, dann melde dich bei der AKS in deinem Bundesland.
Wie? Am Anfang jedes Schuljahres gibt es in allen Sekundarstufen - AHS (Oberstufen), BMHS, BS – eine Wahl. Melde dich in der Direktion oder im Sekretariat und lasse dich für die SV fristgerecht aufstellen, damit du beim Hearing teilnehmen kannst. Beim Hearing kannst du dann deine Inhalte und dich selbst deinen Mitschüler_innen vorstellen und daraufhin hoffentlich gewählt werden!
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Beachte! Wenn du dir jetzt vielleicht denkst “Das ist super cool, aber ich trau’ mich nicht!“ oder “Ich habe Angst vor einem großen Publikum zu sprechen, und was soll ich überhaupt sagen“, nur keine Panik. Am Anfang jedes Jahres veranstaltet die AKS Hearingschulungen: Dort erfährst du, wie die perfekte SV-Rede aussieht, bekommst hilfreiche Rhetorik-Tipps und lernst, zu reden, um zu bewegen. Und vergiss nicht - deine Schule braucht dich!
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Workshops Was? Workshops zu Umweltthemen
Warum? Um Bewusstsein für die Klimakrise in der Schule zu schaffen
Wie? Die AKS bietet gratis Schulworkshops zu den verschiedensten Themen, darunter auch Klimaschutz und Systemkritik, an. Melde dich dafür einfach per Mail an aks@aks.at oder schreibe uns eine Nachricht auf Social Media (@aks_at)! Gemeinsam können wir dann planen, wie lange der Workshop sein soll bzw. welcher Output gewünscht wird.
Beachte! Umweltschutz ist ein Prozess und kein Event: Am Besten einen Aktionsplan an der Schule machen, der gemeinsam mit Direktion und Lehrpersonen besprochen werden kann, damit echte Veränderung am Schulstandort passieren kann. Vorzeitige Planung ist dabei immer hilfreich (siehe Projektmanagement).
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Kleidertauschbörse Was? Eine Kleidertauschbörse, bei der ohne finanziellen Aufwand SecondHand-Kleidung getauscht werden kann.
Warum? Um die Problematik „Fast Fashion“ und generell die zahlreichen Defizite der (Mode-)Industrie und unseres Wirtschaftssystems aufzuzeigen. Noch dazu kann dabei sogar viel Geld gespart und finanzielle Barrieren abgebaut werden. Hast du gewusst, dass eine durchschnittliche Jeans, bevor sie bei uns im Geschäft landet, 60.000 Kilometer zurücklegt? Baumwolle aus Taiwan, Garn aus der Türkei, Produktion in China usw. – Während die Konzerne viel Geld dabei verdienen, werden gleichzeitig Arbeiter_innen in der Produktion ausgebeutet. Das ist nur ein Beispiel der Absurdität der Globalisierung und unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems.
Wie? Am Anfang solltest du einen Ort für die Kleidertauschbörse finden und eine Uhrzeit festlegen. Im Vorfeld ist dann natürlich Mobilisierung wichtig: Denn wenn niemand vom Event weiß, kommt auch niemand. Auf Canva oder anderen Layoutplattformen, kannst du dafür ganz einfach ein Layout erstellen und deine Freund_innen oder Schüler_innenvertretung darum bitten, es auf ihren Social-Media-Kanälen zu bewerben. Wichtig ist, dass du deine Zielgruppe informierst, dass sie ihre eigene Kleidung, die sie nicht mehr anziehen wollen, zum Tauschen mitbringen. Wenn der Tag der Kleidertauschbörse gekommen ist, sollten dein Organisationsteam und du früher kommen um den Raum vorzubereiten. Hilfreich: Kleiderständer, Tische und ... Organisation! Dann geht eigentlich alles von selbst. Wenn du möchtest, kannst du sogar unsere Filmempfehlung an einem Beamer abspielen lassen und dadurch die Besucher_innen auf die Missstände der Modeindustrie aufmerksam machen.
Beachte! Tausche nur Klamotten, die andere wirklich brauchen können. Es ist nicht sehr zielführend, wenn nicht mehr tragbare Kleidung zu Hauf gebracht wird. Am Schluss wird euch in der Folge nämlich vielleicht nichts mehr anderes übrig bleiben, als es in den Altkleider-Container um die Ecke zu geben - und das ist gar nicht so unproblematisch.
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Secondhand Schulmaterialien Was? Regal für Tauschbörse von alten Mappen, Schulbücher und anderen Schulsachen
Warum? Jede_r kennt es: Es ist Anfang des Schuljahres und eine Menge von Schulsachen muss gekauft werden. Das ist vor allem für diejenigen schwierig, deren Eltern keine “g’stopfte” Geldbörse haben. Allgemein ist es nützlich, die Materialien bereits älterer Schüler_innen zu bekommen, um Tipps und Tricks für die eigenen Klausuren zu erhalten. Umgekehrt ist es gut zu wissen, dass alte Schulsachen und –materialien nicht einfach weggeworfen werden müssen, sondern sie sinnvoll weitergegeben werden können.
Wie? Nachdem diese Idee mit der Direktion/Hausverwaltung abgesprochen wurde, muss ein Kasten organisiert werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, ein Hinweis mit der Beschreibung des Projekts anzubringen.
Beachte! In allen Schulen Österreichs gelten strenge Feuerschutzbestimmungen, die auch von deinem Kasten erfüllt werden müssen. Kläre dies am besten auch mit deiner Direktion ab, um nicht unnötige Ausgaben getätigt zu haben.
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Demonstrationen besuchen Was? Demonstrationen/Aktionen besuchen, beispielsweise von Fridays for Future
Warum? Um Aufmerksamkeit zu erzeugen und dadurch den (politischen) Druck zu erhöhen. Damit können wir bewirken, dass endlich die nötigen Maßnahmen für das Stoppen der Klimakrise, und damit die Sicherung unserer Zukunft, gesetzt werden.
Wie? Ganz einfach: Tippe Fridays for Future und eine Stadt in deinem Umkreis ein, und finde heraus wo die nächste Aktion stattfindet. Vorab kannst du ein Schild aus Altkarton basteln. Unser Tipp: Eine Schilderwerkstatt macht vor allem gemeinsam mit anderen Leuten viel Spaß. Natürlich kannst auch einfach eine eigene Aktion in deiner Schule, Gemeinde oder Stadt organisieren.
Beachte! Wenn du selber eine Straßenaktion, Kundgebung oder sogar eine Demonstration anmelden willst, musst du diese Veranstaltung bei der örtlichen Polizei oder bei der BH/beim Magistrat anmelden. Dies muss mindestens 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn passieren. Außerdem muss dafür eine Person über 18 angegeben werden, welche die Haftung übernimmt. Möchtest du deine Versammlung auf privatem Grund abhalten, ist es notwendig, davor die Besitzer_innen des Grundstückes zu informieren. Egal was für eine Art der Versammlung: Ein Megaphon kann man immer brauchen!
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Konzept der Umweltschule Was ist eigentlich diese Umweltschule? Hier eine Einführung: Das Umweltzeichen ist ein Zertifikat, das allen Schulen, von der Volksschule bis zur Hochschule, in Österreich vom Bundesministerium für Umwelt und dem Bildungsministerium für Bildung verliehen werden kann. Das seit 2002 erwerbbare Abzeichen stellt sicher, dass Schulen ökologisch funktionieren und handeln. Die Schulen werden „für ihr besonderes Engagement in den Bereichen umweltorientiertes Handeln, Förderung der Gesundheit und Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.“ Die Schulen erhalten mit dem Erwerb des Abzeichens nicht nur den Status einer klimagerechten Schule, sondern auch finanzielle Förderungen. Dieses Abzeichen zu erwerben, ist kein ganz einfacher Prozess und zieht sich normalerweise über mehrere Jahre hinweg. Jedoch kannst du als Schüler_innenvertreter_in ganz maßgeblich daran teilhaben und den Prozess des Erhalts ganz leicht ins Rollen bringen. Als SV kannst du den Vorschlag, Umweltschule zu werden, ganz einfach im Schulgemeinschaftsausschuss einbringen und gemeinsam mit der Lehrpersonenund Elternvertretung und deiner_m Direktor_in das Projekt in die Wege leiten. Eine gute Übergabe an die nächstjährige Generation der Schüler_innenvertretung deiner Schule ist in dem Fall umso wichtiger, damit ein solches Projekt auch aufrecht erhalten werden kann. Ganz grundsätzlich wird nach dem Verleih des Umweltzeichens alle vier Jahre von einer Kommission nachkontrolliert, ob alle Anforderungen noch immer eingehalten werden und wird nach positivem Bescheid wieder verleiht.
Das Umweltzeichen fokussiert sich auf folgende Teilbereiche: • • •
Umweltmanagement und soziale Schulentwicklung Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung Gesundheitsförderung, Ergonomie und gesunde Ernährung
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• • • • •
umweltverträglicher Einkauf (z.B.: Bürobedarf, Lebensmittel, Reinigungsmittel) sparsamer Ressourceneinsatz (z.B.: Wasser, Energie, Büromaterial) Maßnahmen zur Abfallvermeidung und -verwertung Initiativen für eine umweltverträglichere Mobilität Gestaltung und Pflege des Schul-Außenbereiches
Zu diesen Teilbereichen sind Muss- und Sollkriterien formuliert, die deine Schule in gewisser Form erfüllen muss. Die Musskriterien sind für den Erhalt des Abzeichens essenziell. Dabei sind die Musskriterien zu einem großen Teil Analysen der verschiedenen Teilbereiche und eine Reflexion darüber, wie das Thema Umwelt an der eigenen Schule eingebaut ist. Neben den Analysen ist auch die Einbindung der Schüler_innenvertretung, die Ernennung einer verantwortlichen Person an der Schule und die Verbesserung der öffentlichen Mobilität und Anbindung der Schule ein Teil der Musskriterien. Die Sollkriterien sind in ein Punktesystem gegliedert, bei dem für die Erstauszeichnung 50 Punkte (für Kleinstschulen und Berufsschulen 40 Punkte) erreicht werden müssen. Für die erneute Rezertifizierung nach 4 Jahren sind 85 Punkte (für Kleinstschulen und Berufsschulen 75 Punkte) notwendig. Insgesamt sind 143 erreichbare Punkte möglich. Bei den Sollkriterien handelt es sich um ein breit gefächertes Angebot an Projekten, wie etwa: • • • • • • • • • •
Das Erstellen eines gesamten Umweltteams an der Schule (kann aus Lehrpersonen, Elternvertreter_innen oder Schüler_innen bestehen und ist in die Teilbereiche gegliedert) Barrierefreie Schule Weiterbildung der Lehrpersonen im Bereich Nachhaltigkeit Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion Klimaneutrale Gebäudestandards Gut ausgebaute Spiel- und Pausenplätze Maximal 20% des Schulgeländes für Parkplätze Ergonomische Möbel in den Klassen Verwenden von recycelten Materialien Regionales, saisonales und gesundes Verpflegungsangebot
Eine vollständige Liste der Kriterien kann auf der Seite des Umweltzeichens (umweltzeichen.at) eingesehen werden. Die Umweltschule ist natürlich auch keine Lösung für den Klimawandel, jedoch schafft es ein enormes Bewusstsein unter den Schüler_innen, Lehrpersonen und anderen schulinternen Personen und sensibilisiert damit die Gesellschaft von morgen im Bereich Klimaschutz maßgeblich.
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Ideenbox Das sind natürlich nicht die einzigen Dinge, die an der Schule für mehr Klimaschutz gemacht werden können. Bei der Rettung des Planeten ist sicherlich auch Kreativität gefragt. Deswegen hier eine kleine Ideenbox für Denkanstöße, die gerne von DIR erweitert werden kann.
• Pfandglasflaschenautomat • Verbesserung des Ressourcenumgangs in der Schule • Bewusstsein und/oder Neuorganisation der Mülltrennung • Öffis und Rad, statt Auto und Moped • Umweltrat an der Schule • Upcycling (beispielsweise im BE-Unterricht): Aus Plastikflaschen Blumentöpfe, Federschachteln und co. basteln • Filmclubs in der Mittagspause (Tipp: One World Filmclub - www.oneworldfilmclubs.at/) • Reperaturcafés (Kaputte Fahrräder oder elektronische Geräte reparieren) • Schulgarten • Schulkantine regionaler und umweltbewusster gestalten • Flurreinigungen
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Platz für deine Ideen •
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Indigene Bevölkerung im Klimawandel Zum Schluss noch ein Denkanstoß! Beim Kampf gegen die Klimakrise geht es nämlich auch darum, sich ständig fort- und weiterzubilden und Wissen zu verbreiten. Denn Bildung ist der Schlüssel für echtes Bewusstsein. Hier ein paar Informationen von indigener Bevölkerung und dem Klimawandel:
Indigene Völker stehen beim Klimawandel an vorderster Front Sie leben in Regionen der Welt, in denen die Auswirkungen von Klimawandel am stärksten zu spüren sind. Ihr Lebensunterhalt, ihre Kultur und ihr Leben sind größtenteils oder sogar ausschließlich von ihrer natürlichen Umgebung abhängig. Indigene Völker werden zudem von Versuchen, den Klimawandel aufzuhalten, bedroht. •
Die Guarani in Brasilien verlieren ihr Land an Zuckerrohr, das zu Ethanol verarbeitet wird. Dies ist Teil eines Versuchs der Regierung Brasiliens Energieressourcen umweltfreundlicher zu gestalten und den Klimawandel zu bekämpfen.
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Die Penan und andere indigene Völker in Malaysia werden von ihrem Land vertrieben, um Platz für Staudämme zu schaffen. Diese Dämme werden von der dortigen Regierung als „im Einklang mit den Zielen für eine Reduzierung und Eindämmung der globalen Erwärmung“ gefördert.
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Die Ogiek in Kenia mussten ihre Häuser im Mau Wald aus Gründen der Walderhaltung verlassen. Kenias Premierminister bezeichnete die Vertreibungen als Schlüssel zur „Rückgängigmachung der Zerstörung“ durch die globale Erwärmung.
Von der Kalahari Wüste bis hin zum Amazonas über die Arktis: Die dort lebende indigene Bevölkerung ist von den Regenperioden, den Wäldern und dem tropischen Klima oder den Eisbären und Seelöwen abhängig. Ohne sie fehlt ihnen eine wichtige Komponente für ihr Leben - und vor allem für ihr Überleben.
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Regierung in der Verantwortung Weltweit gibt es nach Angaben der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) rund 5.000 indigene Völker mit etwa 450 Millionen Angehörigen. Ihr Überleben ist in vielen Ländern auch durch skrupellose Großgrundbesitzer_innen, ehrgeizige Projekte zur Kohle-, Gas- und Ölförderung, die Errichtung von Staudämmen, die Ausbeutung wertvoller Bodenschätze, rücksichtslosen Holzeinschlag, aber auch Drogenschmuggel und Bürger_innenkrieg bedroht. Die Auswirkungen des Klimawandels jedoch lassen es nicht zu, ihren natürlichen Lebensraum zu erhalten. Obwohl sie am wenigsten zum Klimawandel beitragen und oft sogar dem Ökosystem in ihrer Umgebung helfen, werden sie von der dortigen Regierung vertrieben mit dem Grund, sie müssten klimafreundliche Systeme installieren. Diese Systeme mögen die Gashausemmissionen zwar reduzieren, doch verursachen die Reduktion von Biodiversität, Selbstversorgung usw.
Risiken für indigene Völker Die Anpassungsfähigkeit der indigenen Völker zu steigern ist nur in Kombination mit anderen Strategien wie Katastrophenvorbereitung, Umwelterhaltung und staatliche Pläne für eine nachhaltige Entwicklung möglich. Denn oft erfordert es finanzielle Ressourcen und andere Adaptionen beziehungsweise Adaptionsfähigkeiten, die diese Menschen nicht besitzen. Indigene Völker, die gezwungen werden aus ihrem traditionellen Land zu emigrieren, stehen oft vor einer Mehrfachdiskriminierung: als Migrant_innen und indigene Menschen. Aufgrund von plötzlicher Migration sind sie oft nur auf irreguläre Wege limitiert, Trafficking, Schmuggeln; und haben generell sehr limitierte Möglichkeiten, um informierte Entscheidungen zu treffen. Deforestation, also Abholzung, drängen diese Völker dazu, in Städte zu ziehen, wo sie wiederrum in Slums landen und man sich so von ihrer Lebensqualität und -erwartung nicht viel erhoffen kann.
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