Antirassismus Broschüre

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Antirassismusbroschüre

RASSISMUS DEN KAMPF

ANSAGEN!


SPRACHE SCHAFFT BEWUSSTSEIN Sprache hat die Aufgabe, als Kommunikationsmittel zwischen den Menschen zu funktionieren und ihnen ein Instrument zu geben, die Realität in Worte zu fassen. In der verwendeten Sprache kommen Frauen jedoch nicht vor, so wird beim Begriff „Migranten“- im Gegensatz zu „Migrant_innen“ – ein grosser Teil dieser Personengruppe ausgeschlossen, nämlich die Frauen und Mädchen. Das führt dazu, dass Probleme von Frauen – die teilweise andere sind, wie jene von Männern – einfach unter den Tisch fallen. Es verwundert dann auch nicht, dass bei einigen Fremden- und Einwanderungsgesetzen Frauen als „Anhängsel“ „ihrer“ Männer eingestuft werden und zusätzliche Benachteiligung erfahren. Die Benachteiligung von Frauen trifft auch auf andere Lebensbereiche zu: im Privatleben, im Beruf, in der Politik, in den Medien,… Durch Verwendung beider Begriffe - Migranten und Migrantinnen oder der geschlechtergerechten Schreibweise Migrant_innen sollen mehr als 50% der Weltbevölkerung sichtbar gemacht werden und so eine realere Darstellung der Wirklichkeit erfolgen.

_innen? Es gibt auf der Welt nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Personen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen wollen oder können. Aus diesem Grund verwenden wir in dieser Broschüre die Formulierung Migrant_innen. Mit dem Underline, dem sogenannten Gendergap, wollen wir auch diesen Menschen einen Platz schaffen. Auch der Genderstar ist eine Möglichkeit, alle in die Sprache miteinzubeziehen. Diesen wirst du bei geschlechterspezifischen Begriffen sehen, wie Migranten*, Schülerin*, Männer*,…

Impressum MHV: Aktion kritischer Schüler_innen Amtshausgasse 4, 1050 Wien +43523124331 Redaktion: Noomi Anyanwu und David Kopelent Layout: Nomi Munkh


Einleitung Die Anti-Rassismus Broschüre soll dir als Informationsquelle, Argumentationshilfe sowie Anleitung dienen. In ihr befinden sich verschiedenste Informationen über Rassismus, wie er entsteht und wie er sich ausdrückt – dadurch wollen wir dir die Möglichkeit bieten zu verstehen, wieso Rassismus überhaupt existiert und wie er sich in der Gesellschaft zeigt, um aktiv gegen diesen vorgehen zu können. Rassismus spiegelt sich sehr oft anhand von Vorurteilen, die noch öfters keinen inhaltlichen Boden haben, wieder, weswegen in dieser Broschüre die häufigsten Vorurteile entkräftet werden. Gleichzeitig bietet die Anti-Rassismus Broschüre einen kurzen Einblick in Faschismus und seine historischen Auswirkungen und deckt ausserdem heutige faschistische Tendenzen in Organisationen und auch Parteien auf. Stück für Stück wollen wir ein Verständnis für Diskriminierung schaffen und Reflexionen über das eigene Verhalten entfachen, hierfür befinden sich am Ende jedes Kapitels Diskussionsfragen, die man in der Gruppe diskutieren kann oder über die man sich alleine Gedanken machen kann. Um antirassistisches und antifaschistisches Engagement zu unterstützen, findest du am Ende Informationen zu verschiedenen anti-rassistischen Organisationen, Projekten, Filmen und Bücher.


Aber wieso das Ganze überhaupt? Rassismus ist ein alltägliches Thema. Egal wo und wann, Rassismus ist seit Jahrhunderten aktuell. Doch warum ist das so? Wodurch entsteht Fremdenfeindlichkeit und warum wird sie von Seiten der Gesellschaft geduldet? Regelmässig werden wir mit Rassismus konfrontiert, sei es nun eine beleidigende Bemerkung in der Strassenbahn, eine diskriminierende Anzeige in der Zeitung oder sogar gewalttätige Übergriffe, die wir beim Fortgehen beobachten. Gebräuchliche Begriffe wie „Ausländerfeindlichkeit“ oder „Fremdenhass“ haben in der Vergangenheit weniger zur Hilfe sondern vielmehr zur Verschleierung des wirklichen Problems beigetragen. Es sind eben nicht die „Ausländer_ innen“ oder die „Fremden“, die angegriffen oder diskriminiert werden, sondern bestimmte Gruppen. Beispielsweise sind Schwed_innen oder Spanier_innen im Allgemeinen nicht davon betroffen, Schwarze Österreicher_innen oder jene türkischer Herkunft aber sehr wohl. Es sind viel mehr bestimmte Merkmale, aufgrund derer ihnen Fremdheit zugeschrieben wird: dunkle Haut- und Haarfarbe, nicht-christliche Religion, nicht-österreichische Herkunft/ Sprache oder von der Mehrheitsbevölkerung abweichende “kulturelle” Gewohnheiten. Weil diese Menschen allein deshalb als minderwertige Gruppen angesehen und sowohl in ihrem Alltag als auch in der Gesellschaft insgesamt (Stichwort institutioneller Rassismus, also diskriminierende Gesetze, Behörden, Medien,…) benachteiligt und ausgegrenzt werden, reden wir von Rassismus.


Im Wort Rassimus ist das Wort “Rasse” enthalten, da es seit Jahren bekannt ist, dass es keine Menschenrassen gibt – soll hier explizit darauf hingewiesen werden, dass Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsteilen seien sie physischer (Hautfarbe) oder kultureller Art, keiner biologischen Deutung zugeschrieben werden – mehr dazu im Kapitel Diskriminierung.

„An unserer Schule gibt’s doch keinen Rassismus!” So denken viele, leider ist es noch immer nicht Realität. Rassismus und Diskriminierung sind allgemeine gesellschaftliche Probleme und somit auch in der Schule als Teil der Gesellschaft allgegenwärtig. Noch immer sind Minderheiten in unserem Schulsystem benachteiligt. Angefangen von Sprachbarrieren bis hin zu systematischer Diskriminierung. Genau deshalb haben wir diese Broschüre erstellt, um auf die allgegenwärtige Problematik von Rassismus aufmerksam zu machen und einen Beitrag dazu zu leisten, Rassismus abzubauen.

Viel Spass beim Lesen, Lernen, Diskutieren und Agieren, Deine

www.aks.at


Inhaltsverzeichnis: Seite 3 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 9 Seite 10 Seite 12 Seite 13 Seite 20 Seite 22 Seite 25 Seite 26 Seite 27 Seite 27 Seite 29 Seite 32 Seite 33 Seite 33 Seite 35 Seite 40 Seite 41 Seite 41 Seite 43 Seite 45 Seite 45 Seite 46 Seite 49 Seite 49 Seite 49 Seite 50 Seite 51 Seite 52 Seite 57 Seite 60 Seite 60 Seite 64 Seite 66 Seite 70 Seite 75 Seite 78 Seite 78 Seite 80 Seite 80

Definition von Rassismus Identität Gruppenidentität Entwicklung Diskussion Identität

Wahrnehmung und Vorurteile

Unsere Wahrnehmung Vorurteile Funktion von Vorurteilen und Feind_innenbildern Vorurteile aufbrechen Rolle und Macht der Medien Propaganda Modell Diskussion Vorurteile Diskussion Medien

Diskriminierung

Kochrezept für Rassismus Was ist alles Rassismus? Formen von Rassismus Alltagsrassismus Neorassismus/Kulturrassismus Institutioneller Rassismus Diskussion Diskriminierung und Rassismus

Integration und Migration

Integration Migration Flüchtlinge Situation von Flüchtlingen Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge -Kinder auf der Flucht

Antifaschismus

Historischer Abriss Der italienische Faschismus Zeit des Nationalsozialismus Antisemitismus Das rechte Lager in der heutigen Politik Weitere Organisationen und Medien

Get Active!

Zivilcourage Was kann ich in meinem Umfeld tun? Aktion - Reaktion: Fragen! Privilegien-Checkliste

Glossar Quellen und Empfehlungen Online Lesen Film und Video


AKS-What‘s that? AKS steht für „Aktion kritischer Schüler_innen“. Gemeinsam beschäftigen wir uns in ganz Österreich sowohl mit bildungs- als auch mit gesellschaftspolitischen Themen. Viele junge, engagierte Menschen setzen sich in der AKS für eine Veränderung in der Schule und Gesellschaft ein – ihre Ideen und ihre Arbeit geben den Ausschlag für unsere Aktivitäten. Wir verstehen uns als Organisation von und für Schüler_innen. Nach dem Motto: „Bei uns kannst du nichts werden, bei uns bist du schon wer!“ sind in der AKS alle gleichberechtigt und können sich beteiligen! Wir setzten uns für eine angstfreie, sozial gerechte und demokratische Schule und Gesellschaft ein. Demokratisch Weil wir Schüler_innen, obwohl wir die grösste Berufsgruppe Österreichs sind, noch immer viel zu wenig Mitbestimmung in allen Lebensbereichen haben. Sozial gerecht Weil Bildung vererbt wird, und es dabei vor allem auf die Geldbörse der Eltern ankommt wie unser Lebensweg ausschauen wird und nicht auf persönliche Interessen oder Talente. Angstfrei Weil auch heute noch viele Schüler_innen Angst davor haben, in die Schule zu gehen, weil durch autoritäre Strukturen und Leistungsdruck die Versagensangst verstärkt wird.

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Schule und Gesellschaft Weil wir die Gesellschaft von morgen sind und die Probleme, die es in der Schule gibt, schon dort bekämpft werden müssen.

Regional aktiv Um die Arbeit der AKS an möglichst vielen Schulstandorten zu ermöglichen, gibt es in ganz Österreich Ortsgruppen, in denen verschiedene Veranstaltungen, wie wöchentliche Diskussionsrunden, Workshops und gemeinsame Aktionen stattfinden. Gemeinsam bilden die Ortsgruppen die jeweilige Landesorganisation im Bundesland, die ihrerseits landesweite Workshops, Kampagnen, Aktionen und Veranstaltungen organisiert. Bundesweit vernetzt Wenn wir Schüler_innen zusammenarbeiten und uns vernetzen, können wir Berge versetzen! Deswegen sind wir auch bundesweit stark und erarbeiten gemeinsam österreichweite Forderungen und Kampagnen. Auf grossen Seminaren, Schulungen und Workshoptagen kommen Schüler_innen aus ganz Österreich zusammen und können sich dort austauschen, verschiedene Themen diskutieren und neue Ideen einbringen. Möchtest du auf ein Seminar mitfahren, einen Artikel für den österreichweit grössten Schüler_innen Blog, den “Syntaxblog” schreiben oder einfach einmal bei einer Diskussionsrunde vorbeischauen? Dann informiere dich auf unserer Homepage unter aks.at oder melde dich bei uns unter aks@aks.at.

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DEFINITIONEN VON RASSISMUS

Es gibt keine einheitliche und einzige Definition von Rassismus, aber einige, die bekannt und akzeptiert sind.

“…das Dogma, dass eine ethnische Gruppe von Natur aus zu erblicher Minderwertigkeit und eine andere Gruppe zu erblicher Höherwertigkeit bestimmt ist. Das Dogma, dass die Hoffnung der Kulturwelt davon abhängt, manche Rassen zu vernichten und andere rein zu erhalten. Das Dogma, dass eine Rasse in der gesamten Menschheitsgeschichte Träger des Fortschritts war und als einzige auch künftig Fortschritt gewährleisten kann.” -Ruth Benedict (1940 – erste Rassismus Definition im Buch)

In Artikel 1 bezeichnet der Ausdruck “Rassendiskriminierung” jede auf der Rasse, der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschliessung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Geniessen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird. -UNO

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Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen. -Albert Memmi

Rassismus ist eine Ideologie, die dazu dient, bestimmte Macht- und Ausbeutungsverhältnisse zu legitimieren. Da diese historischen Änderungen und Entwicklungen unterworfen sind, gibt es auch nicht den Rassismus an sich, sondern verschiedene Rassismen, abhängig von den historischen Rahmenbedingungen. Wichtig zum Verständnis des Phänomens Rassismus ist, dass es sich bei „Rasse“ oder ähnlichen, neuerdings an Stelle des alten Begriffes getretenen Ausdrucks wie Kulturkreis etc. um Konstrukte handelt. Die Wissenschaft nennt den Prozess, der Menschen an Hand von Stereotypen zu einer Gruppe zusammenfasst und diese abwertet, Rassisierung (racialising). Rasse ist ein Produkt des Rassismus und nicht umgekehrt. -Stephen Castles (Soziologe am Internationalen Institut für Migration)

Rassismus entsteht keineswegs „naturwüchsig“, sondern wird in der Regel systematisch erzeugt, von Intellektuellen/Wissenschaftlern produziert, durch gesellschaftliche Eliten präformiert und über Massenmedien in die Köpfe der Normalbürger hineintransportiert. Überdies gehört der Rassismus zur abendländischen Kulturtradition und ist vor allem im Massenbewusstsein der Mittel- und Westeuropäer tief verwurzelt. -Christoph Butterwegge (Politikwissenschafter und Armutsforscher)

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IDENTITÄT

Identität ist das, was einen Menschen ausmacht. Sie ist das, was Personen von anderen unter scheidet. Sie kann nicht leicht beschrieben werden, weil sie aus all den Dingen und Beziehung (im weitersten Sinne) besteht, die für eine_n selbst wichtig sind, die eine_n beeinflussen bzw. beeinflusst haben. Im Allgemeinen denkt man über die eigene Identität wenig nach, und selbst wenn, ist es schwierig sich darüber klar zu werden. Dies gilt vor allem für „Bestandteile“, die von der Mehrheit als negativ angesehen werden und für die man manchmal auch „verarscht“ wird. Entscheidung stehen, sich den Erwartungshaltungen der ander en anzupassen - oder auf das „Ich“ zu hören.

In eingeschworenen Gruppen – wie es eine Schulklasse oft ist - kann immer wieder beobachtet werden, dass einige wenige bestimmen, was (im weitesten Sinne) „cool“ ist. Viele folgen ihnen, einige orientieren sich an anderen Gruppen, und meistens gibt es dann noch die Aussenseiter_innen. Zu letzterer Gruppe zu zählen ist natürlich nie angenehm.

Wir sind nicht nur wir selbst; wir sind auch die Region, in der wir geboren wurden; die Stadt oder das Dorf, wo wir aufgewachsen sind; die Spiele, die wir als Kinder gespielt haben; die Geschichten, die Märchen, die Gerüchte; die Schulklassen, die Familie; unsere gelesenen Texte; unsere Bilder; unser Glauben; … Seite 5


Gruppenidentität Einzelpersonen einer Gruppe haben immer überschneidende Identitätsbestand oder einfacher gesagt: Sie haben Gemeinsamkeiten. In einer Klasse sind z.B. Schüler_innen – oft haben sie dieselbe Stadt als Lebensmittelpunkt, haben ungefähr das selbe Alter. Dann gibt es Sub-Gruppen, wie z.B. alle Menschen mit den selben Musikvorlieben, dem gleichen Religionsbekenntnis, den selben Hobbies, etc. wichtig ist nun zu erkennen, dass jeder Person verschiedene Dinge wichtig sind. Die unterschiedlichen Faktoren können durch jede Person noch unterschiedliche Bedeutung beigemessen werden. Die Identität jeder_jedes Einzelnen ist vielfältig, setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die auch innerhalb einer Gruppe niemals verschwinden.

den bewusst geschürt durch Gruppen, welche die Macht besitzen, und einsetzen um “ihre” Identität als die Bessere darzustellen. Gesellschaftliche Umstände bestimmen wer diese Macht besitzt (siehe Kapitel „Rolle der Medien“). Wer Machtinhaber_in ist,, wird schnell an Hand der benachteiligten Gruppen erkenntlich. So ist es wenig verwunderlich das Frauen* benachteiligt werden, wenn Männer* noch immer die meisten Machtpositionen inne haben. Auch die Benachteiligung von Homosexuellen kann mit der vorherrschenden Lebensweise (heterosexuell) erklärt werden. Die Benachteiligung von Migrant_ innen fusst auf die Macht der einheimischen Bevölkerung, die definiert wer akzeptiert wird (Deutsche, Schweizer_innen) und wer abgelehnt wird (Türk_innen, Afghan_innen, etc.).

Oft geschieht es, dass Personengruppen auf eine zentrale Eigenschaft reduziert werden. Entlang den oben genannten Sub-Gruppen können nun Konflikte entstehen. Diese Konflikte brechen aus oder wer-

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Entwicklung Ein letzter wichtiger Punkt von „Identität“ ist Veränderung: Identität ist nicht für immer fix, sondern ändert sich laufend: ein Grossteil der Freund_innen wechselt, die Schule wird logischerweise spätestens nach der Matura unwichtiger, die Einstellung zur Religion mag sich ändern, Beziehungen wechseln, andere Hobbies und Interessen entwickeln sich ... Identität ist also ein ständig ablaufender Prozess, nur die wenigsten Dinge sind „natürlich“, sondern das derzeitige Ergebnis menschlicher Gestaltung. Wie es in Zukunft aussieht, liegt an uns! Je mehr Möglichkeiten für die Einzelnen oder für ganze Gruppen innerhalb der Gesellschaft zur Beteiligung und Mitentscheidung bestehen, desto mehr können wir eben diese Gesellschaft gestalten.

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Im Teil „Diskussion“ hast du die Möglichkeit, über das vorhergehende Kapitel nachzudenken und dich selbst zu reflektieren. Dies kannst du natürlich auch mit anderen machen, indem ihr euch gegenseitig folgende Fragen stellt.

Diskussion Identität • Was ist dir in deinem Leben wichtig?

• Was sind die wichtigsten Dinge, die deine Identität ausmachen?

• Wodurch wurdest du in deiner Kindheit besonders beeinflusst?

• Welche Werte wurden dir von deiner Familie vermittelt?

• Was hast du in der Volksschule über Menschen aus anderen Kulturen gelernt?

• Was waren die wichtigsten Einflüsse, die dich zu der_ dem gemacht haben, die_der du nun bist?

• In welchen Punkten werden deine Antworten mit denen deiner Mitschüler_innen vermutlich übereinstimmen?

• Wie sehr hast du die Einflüsse bewusst auf dich einwirken lassen?

• Welche werden am stärksten abweichen?

• Wie wäre das wohl im Vergleich zu deinen Grosseltern? Zu Jugendlichen des anderen Geschlechts oder einer anderen Herkunft? Zu solchen in Portugal/Ungarn/den USA/ Südamerika/ Nigeria/China/...?

• Wie würde sich dein Leben ändern, wenn du plötzlich als Schwarze Österreicher_in/ Aidskranke_r/ Blinde_r/ Obdachlose_r/Asylwerber_in/ Homosexuelle_r aufwachen würdest?

• Was hat Identität mit Vorurteilen zu tun?

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WAHRNEHMUNG UND VORURTEILE

Unsere Wahrnehmung In unserer Wahrnehmung der Welt um uns herum ist es notwendig, Informationen zu filtern. Das geschieht teils bewusst, grösstenteils jedoch unbewusst. Wir vereinfachen indem, wir unzählige Dinge ausblenden. Um was es sich dabei handelt, wird oft von unseren Wertvorstellungen bestimmt. Unsere Wertvorstellungen, also ein Teil unserer Auswahlmerkmale, sind einerseits durch das Umfeld und durch Erfahrungen, andererseits durch die Massenmedien bestimmt. Wenn wir z.B. von klein auf nie persönlich mit Menschen anderer Hautfarbe zu tun hatten, wir allerdings von der Familie Negatives über „die Schwarzen“ hören, werden wir sie tendenziell als bedrohlich oder zumindest „anders“ wahrnehmen.

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Ähnlich läuft dies auch in den Medien ab: In Österreich berichtet die – relativ zur Bevölkerung gemessen – grösste Tageszeitung der Welt (29,2% der Österreicher_innen lesen die Kronen Zeitung – Stand Medienanalyse 2018) hauptsächlich negativ über Migrant_innen und Menschen anderer Hautfarbe. (Gemeint sind die “Krone“, die nach einer Studie der Werbeagentur NOA 2011 zu 32% negativ & “Österreich” zu 35% negativ über Migrant_innen berichten.) Nicht nur die negative Berichterstattung in Österreichs Massenmedien ist entscheidend für die Wahrnehmung von Migrant_innen, sondern auch die geschlechterspezifische Zuschreibung, so werden laut der Studie “Rassismus und kulturelle Vielfalt in Medien” männliche Migranten mit Gewalt, Kriminalität und Fanatismus assoziiert, weibliche Migrantinnen hingegen mit Prostitution und Sexarbeit.


Vorurteile Ich lernte, dass keine Lüge zu plump ist, als dass die Leute sie nicht glauben würden, wenn sie ihrem geheimen Wunsch, sie zu glauben, entgegenkommt.

Was sind Vorurteile

Vorurteile sind auf individueller und kollektiver Ebene (Gruppenwertungen) anzu– aus dem Stück „Medea“ treffen. Individuell werden neu wahrgenommene Dinge ohne ausreichender Information geordnet und gewertet (oft auch „erster Eindruck“ genannt). Da es keine allgemein gültige Definition von „Vorurteilen“ gibt, geben wir dir hier eine kleine Auswahl an Eigenschaften:

• Vorurteile werden – meist unbewusst – angelernt und können dementsprechend auch wieder „verlernt“ werden • Jede_r von uns hat Vorurteile • Ein Vorurteil ist oft nicht die Meinung, die ein Mensch allein hat, sondern es ist die gemeinsame Meinung einer Gruppe • Vorurteile werden ungeprüft übernommen und geglaubt • Ein Vorurteil kann auch ein verallgemeinertes positives Bild einer Gruppe geben • Auch wenn die realen Tatsachen einem Vorurteil widersprechen, wird es oft nicht abgelegt • Aus Vorurteilen werden leicht Feind_innenbilder • Je gleichberechtigter Menschen untereinander sind, desto geringeren Schaden können Vorurteile anrichten So lange Vorurteile auf mangelnder Information beruhen, sind sie relativ einfach korrigierbar. Gerade im Zusammenhang mit Migrant_innen kommen aber häufig z.B. psychische Funktio-

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nen hinzu. In diesem Fall kann es sein, dass nur mehr das wahrgenommen wird, was dem jeweiligen Vorurteil entspricht. Wenn z.B. das Vorurteil besteht, dass Französ_innen gute Köch_innen sind, dann wird das Essen in einem französischen Restaurant besonders gut schmecken. Sollte das Essen tatsächlich schlecht sein, so stellt der_die Besucher_in Vermutungen darüber an, warum der_die Köch_in gerade heute seinen schlechten Tag hat.

Vorurteile als Abwehr von Ängsten Beispiele für psychische Funktionen von Vorurteilen sind die Abwehr von Ängsten vor dem „inneren Fremden“ durch Projektionen auf andere und die Hebung des eigenen Selbstwertgefühls durch die Abwertung anderer. Darüber hinaus können persönliche extreme Ereignisse Auslöser für Vorurteile sein. So lange diese Ursachen nicht zumindest angesprochen werden,

wird eine Aufklärung mit „Fakten“ nur auf Widerstand und Abwehr stossen. So hält sich z.B. konsequent, dass „uns“ Migrant_innen die Arbeitsplätze wegnehmen, oder dass sie überdurchschnittlich kriminell wären - obwohl die Fakten anderes beweisen. Teilweise werden Vorurteile auch gezielt dazu eingesetzt, von innergesellschaftlichen Problemen abzulenken. Manche Parteien und manche kleinformatige Zeitungen sind unter anderem mit diesem Mittel gross geworden. Nur wer die notwendige Macht zur Durchsetzung seiner_ihrer Vorurteile besitzt, kann sie bewusst einsetzen.

Wenn Vorurteile sich selbst bestätigen Vorurteile können durch allgemeine unhinterfragte Akzeptanz auch „real“ werden: z.B. gelten Frauen als friedfertiger. Sie sind jedoch nicht „einfach so“, sondern werden gemäss diesem und anderen Vorurteilen anders erzogen; werden also vermeintlich friedfertiger

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„gemacht“. Ein weiteres positives Vorurteil ist, dass z.B. Brasilianer_innen entweder als bessere Sportler_innen oder Musiker_innen gelten („der Rhythmus liegt ihnen im Blut“). Sie sind ebenfalls nicht von Natur aus so, sondern haben aufgrund der immer noch bestehenden rassistischen Benachteiligungen eigentlich nur in diesen Bereichen die Möglichkeit bekannt zu werden, bzw. sind allgemein in diesen Berufen akzeptierter oder werden eben wegen diesen Vorurteilen gefördert.

Viele Menschen wollen nicht wahrhaben, dass sie selbst Vorurteile haben – vor allem, wenn sie zum ersten Mal direkt damit konfrontiert werden. Das kommt sehr oft in Diskussionen zum Vorschein. Der wohl häufigste Satz ist „Ich hab zwar nichts gegen Schwarze/Türk_ innen/ …, aber …“. Man kann in diesem Fall davon ausgehen, dass nun ein (negatives bis rassistisches) Vorurteil folgt.

Funktion von Vorurteilen und Feind_innenbildern •

Erhöhung des Selbstwertgefühls durch Abwertung von anderen

Anpassungsdruck in der eigenen Gruppe

Abwehr eigener verpönter/verbotener Wünsche, Ängste Phantasien

Orientierungshilfe in einer komplizierten Welt durch Schaffung von Eindeutigkeiten

Stärkung der eigenen Kultur/Gruppe durch Hervorhebung der Unterschiede zu Fremden

Ablenkung von sozialen Problemen, Verschiebung der Aggression auf Schwächere (=Sündenböcke)

Schaffung von Gründen um die derzeitigen Diskriminierungen aufrecht zu erhalten

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Trotz allem gibt es natürlich die sachliche Fehl- oder Nichtinformation (so besteht nach einer Studie von Sommer/ Schmidt von 1993 einen statistischen Zusammenhang zwischen Fremdenfeindlichkeit und Fehlinformation zum Thema „Migrant_innen, Asyl, ...“). Daher nun einige Gegenargumente gegen gängige Vorurteile:

Diejenigen, die die Löhne drücken, sind die Arbeitgeber_innen, also meist Inländer_innen.

Vorurteile aufbrechen

• Damit verbunden eine grosse Abhängigkeit gegenüber den Arbeitsgeber_innen bis zur Erlangung einer höheren Stufe der Arbeitsbewilligung

„Ausländer_innen nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“ Falsch! Nicht-EU-Passbesitzer_ innen (mit Ausnahme anderer EU-Bürger_innen) dürfen nur dann zu arbeiten beginnen, wenn sie von Arbeitergeber_ innen angefordert wurden und keine arbeitslosen Österreicher_innen diese Arbeit machen könnten.

Ausländische Beschäftigte sind zudem erpressbarer als “inländsiche” Arbeitnehmer_ innen, ihnen drohen unter anderem: • Keine freie Wahl des_der Arbeitgeber_in beim erstmalig an Zugang zum Arbeitsmarkt

• Aufenthaltsverbot bei behaupteter oder erwiesener illegaler Beschäftigung – hier werden die Arbeitnehmer_innen bestraft, weniger die Arbeitgeber_innen, die bewusst illegale Beschäftigungsverhältnisse suchen • Kündigung vor den “inländischen” Kolleg_innen

Das Argument, dass ausländische Arbeiter_innen die Löhne drücken, ist ebenfalls keines, für das Migrant_innen die Schuld tragen, denn niemand arbeitet gerne für wenig Geld.

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„Ausländer_innen sind Sozialschmarotzer_innen!“ Menschen mit nicht-österreichischen Papieren zahlen wesentlich mehr an den Staat, als sie von ihm erhalten und finanzieren somit „unsere“ Sozialleistungen mit: Migrant_innen sind Nettozahler_innen im Sozialsystem, laut der „Presse“ tragen sie 4,5 Milliarden Euro durch Sozialversicherung etc. bei (23. 11. 2016). Migrant_innen erhalten „unterproportional Sozialhilfe und die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit sei kürzer. Von gewissen Sozialleistungen sind Asylwerber_innen sogar dezidiert ausgeschlossen, wie die Mindestsicherung. Durch restrikte Bestimmungen des Fremdenrechts sind Migrant_innen sogar gezwungen ihre Arbeitslosigkeit zu vermeiden (siehe “Ausländer_innen nehmen uns die Arbeitsplätze weg”) und Krankenstände kurz zu halten. Darüber hinaus gibt es für Kinder, die sie (noch) nicht nach Österreich

geholt haben, keine Familienbeihilfe, obwohl die Beiträge in den Familienlastenausgleichsfond bereits eingezahlt werden. Wissenschaftlich gesehen ist das Unfug, denn kein Mensch migriert ausschliesslich aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen. Es ist immer ein Beziehungsgeflecht aus persönlichen, sozialen, politischen und geopolitischen Gründen, warum Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen (überleg dir, ob alleine die Aussichten auf ein Job dazu veran-

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M „u hil in kü al be au M re de M zw ke “A m we de hin


-lassen würde, alles aufzugeben, deine Familie, deine Freund_innen, dein gewohntes Umfeld, etc.). Im Gegenteil, dazu sind es oft umgekehrt rein wirtschaftliche Interessen der Aufnahmegesellschaft, welche und wie viele Menschen zusätzlich hier leben dürfen.

„Ausländer_innen senken das Leistungsniveau!“ Ist der Pass der Eltern wirklich entscheidend für den Schulerfolg der Kinder? Die Rolle des Kindergartens darf in dieser Debatte nicht vernachlässigt werden. Der Grundstein zum Erwerb einer Sprache wird im Kindergarten gelegt. 50% der Kinder, die keinen Kindergarten besuchen, benötigen Sprachförderungen, wohin gegen nur 23% der Kinder, die einen Kindergarten besuchen, besondere sprachliche Föderung benötigen. Anspruch auf einen Kindergartenplatz besteht jedoch nur, wenn beide Elternteile erwerbstätig sind, da bei Migrantinnen die Frauener-

werbsquote (57%) niedriger ist als bei einheimischen Frauen (69%), verringert dies auch die Chance auf einen Kindergartenplatz und damit frühe Sprachförderung. Nicht die Herkunft sondern die Unterrichtsgestaltung, Lehrer_ innenkompetenz, Schulstandort und -ausstattung, soziales Umfeld, Erfahrungen von Diskriminierung in- und ausserhalb der Schule, Eingehen auf jede einzelne Schüler_in gelten als entscheidend. So oder so sind Benachteiligungen vor allem mit verstärkter Förderung (kleinere Klassen, Nachmittagsbetreuungsangebote, Zusatzangebote, interkulturelles Lernen im Unterricht) zu begegnen und nicht mit Ausgrenzung (es sei denn, man will gezielt die Situation aller Beteiligten verschlechtern). Die Pisastudie 2009 hat erneut darauf verwiesen, dass die Herkunft ein viel geringere Rolle spielt, wenn es um den Schulerfolg geht als die sozialen Unterschiede. So schneiden Schüler_innen mit nicht-deutscher Muttersprache schlechter (durchschnittlich 68 Punkte

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weniger) ab, als Schüler_innen mit Deutsch als Muttersprache. Vergleicht man jedoch den sozialen Hintergrund der Schüler_innen, so ist dieser weitaus entscheidender als die Herkunft. Schüler_innen aus Migrant_innen-Familien mit niedrigem sozialen Status schneiden weitaus schlechter ab als migrantische Schüler_innen mit hohem sozialem Status.

„Ausländer_innen sind kriminell!“ Hier kommt es darauf an, wie man „Ausländer_in“ definiert: Die Kriminalitätsstatistik macht keinen Unterschied zwischen den hier dauerhaft lebenden Migrant_innen, die noch keinen Aufenthaltstitel haben und z.B. Tourist_innen. Die gesetzlichen Rege-lungen für Asylwerber_innen tragen weiter dazu bei, dass sich die Kriminalitätsrate erhöht. Asylwerber_innen dürfen nämlich keiner Arbeit nachgehen und kommen mit dem Gesetz in Konflikt, wenn sie versuchen ihr ohnehin gering bemessenes “Taschengeld” aufzubessern.

Gesamt ist die Rate zwar höher als der Durchschnitt, doch für die hier lebenden und arbeitenden Migrant_innen war sie in der Vergangenheit sogar geringer (somit liesse sich behaupten, Österreicher_innen sind krimineller). Das Vorurteil wird auch durch die Medienberichterstattung genährt: So wird über „Ausländerkriminalität“ weit mehr berichtet als es dem tatsächlichen Anteil der Straftaten entspricht. Hinzu kommt, dass in diesen Statistiken auch Vergehen aufgeführt werden, die nur von Migrant_innen oder Asylwerber_innen begangen werden können. Nur bei den Arbeitsmigrant_innen lässt sich, wenn man die Alterstruktur heranzieht, ein Vergleich ziehen. Hier zeigt sich, dass diese Gruppe weit weniger kriminell ist als die Gruppe der Österreicher_innen. Das liegt wohl auch daran, dass sie neben strafrechtlichen Konsequenzen auch fremdenrechtliche Konsequenzen (Verlust des Aufenthaltstitels) zu befürchten haben.

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„Europa wird von Illegalen überrollt!“ Menschen können zwar „nicht gesetzeskonform“ handeln, aber niemals eine illegale Person sein. Das würde heissen, dass sie keine rechtmässigen Menschen sind. Diese Bezeichnung wird in der Öffentlichkeit trotzdem - und ganz bewusst negativ - für Menschen verwendet, welche die europäischen Grenzen ohne (anerkannte) Dokumente überschreiten bzw. hier leben und aufgrund neuer Gesetze oder bürokratischen Spitzfindigkeiten illegalisiert werden. Viele Flüchtlinge müssen ihre Heimat überstürzt verlassen, so dass sie oft keine gültigen Dokumente mit sich führen, da diese zu teuer oder in der Eile der Flucht nicht auffindbar sind. Die Dublin II Verordnung schreibt darüber hinaus vor, dass Menschen, die auf der Flucht bereits ein sicheres Drittland passiert haben, in diesem Land ihren Asylantrag stellen müssen. Durch die Lage Österreichs (Österreich ist vollständig von sicheren Staaten umgeben), ist es für

Flüchtlinge unmöglich legal in Österreich einzureisen, ausser über Flughäfen. Dass dieser Weg aber teuer ist (mehrere Tausend Euro) und selten genutzt wird, zeigen die Zahlen der Asylanträge die, im Jahr 2010, an Flughäfen gestellt wurden. Zum Argument des „Überrollens“ ist zu sagen, dass erst in den letzten Jahrzehnten mehr Menschen nach Europa einals auswandern. Jahrhunderte lang waren es jedoch Millionen europäischer Migrant_innen, die vor allem nach Amerika gingen und sich keineswegs an die dort lebende Bevölkerung angepasst haben. Abseits der historischen Relationen trifft das Argument auch heute nicht zu. Darüber hinaus ist die Zahl der “Illegalen” (damit sind meistens Asylwerber_innen gemeint) in Österreich seit 2002 rückläufig.

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„Den Ausländer_innen geht es bei uns zu gut!“ Einige Fakten können dieses Argument leicht entkräften: • Das Lohnniveau lag 2015 bei Zugewanderten unter dem österreichweiten Mittelwert von 23.700 EUR (Median-Netto-Jahreseinkommen). Ausländische Staatsangehörige, die ganzjährig erwerbstätig waren, verdienten im Jahr 2015 netto 19.200 EUR (Median). Damit erreichten sie nur rund 81% des Medianeinkommens insgesamt. • Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 waren 18% der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Im Ausland Geborene waren deutlich stärker betroffen (36%) als die im Inland geborene Bevölkerung (14%). 4% der Bevölkerung waren von mehrfacher Ausgrenzungsgefährdung betroffen. Das Risiko dafür war bei Im-Ausland-geborenen mit rund 11% fast viermal so hoch wie bei In-Österreich-geborenen (3%).

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• 2016 waren 30,7% aller Opfer von Straftaten ausländische Staatsangehörige. Bei einem Bevölkerungsanteil von 14,9% wurden Zugewanderte somit in etwa doppelt so häufig durch Straftaten geschädigt wie die Gesamtbevölkerung. Überdurchschnittlich oft wurden Angehörige der Staaten Afrikas Opfer von Straftaten. • Der Anteil von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten an der im Ausland geborenen Bevölkerung betrug 36% in den Jahren 2014 bis 2016. Dagegen blieb der Anteil der mehrfach ausgrenzungsgefährdeten Personen mit Geburtsort im Ausland unverändert von 2013-2016(jeweils 11%). • Ausländische Staatsangehörige mit Hauptwohnsitz in Österreich haben kein Wahlrecht (ausser in gewissen Körperschaften – ÖH (Österreichische Hochschüler_innenschaft), Kammern, Betriebsräten).

Rolle und Macht der Medien Allgemein kann gesagt werden, dass ein Grossteil der Informationen ausserhalb unseres jeweiligen Umfeldes von Massenmedien stammt, die ihrerseits wiederum nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit verzerrt wiedergeben – egal, ob es sich nun um sogenannte Boulevard- oder Qualitätsmedien handelt. Die meisten Massenmedien existieren ja nicht zum Selbstzweck oder – wie uns oft weiss gemacht wird – zur Förderung der De-

mokratie, sondern um Gewinn zu erzielen – wie andere Unternehmen. Natürlich können nachrangig andere Ziele bestehen – aber eben immer nur nachrangig, denn ein Medium, dass Verluste macht - wird es langfristig nicht geben. Der Spielraum kann durch staatliche Förderung zwar erweitert werden, doch in den letzten Jahren ist genau das Gegenteil der Fall – ein Resultat von Neoliberalismus, Privatisierungstendenzen und zahlreichen anderen Massnahmen zur Aushöhlung der Öffentlichkeit (Österreich hat im

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europäischen Vergleich beispielsweise eine sehr geringe Anzahl an Tageszeitungen (18) und nimmt bei der Pressefreiheit nur den 7. Platz ein).

Welche Nachrichten oder allgemein Medienprodukte verkaufen sich nun gut?

portieren sie Normen und Werte. Wie diese „Medienrealität“ aussieht, hängt massiv davon ab, wer sie gestaltet. Jede Nachricht durchläuft also zahlreiche Filterungsprozesse bevor sie bei den Empfänger_innen (Zeitungsleser_ innen etc.) ankommt.

Das Modell der Medienfilter von Noam Chomsky, auch bekannt Im „Idealfall“ arbeiten diese mit unter „Propagandamodell“ beGefühlen, sind nicht anstrenschreibt genau das, also die gend aufzunehmen, unkritisch selektierte Aufnahme von Inforbzw. gefallen möglichst vielen mationen denen Leser_innen Menschen. Medien gestalten oder Zuseher_innen aufgrund die Realität und vermitteln einer von folgenden Faktoren ausgeGesellschaft Leitbilder. So transsetzt sind.

Propaganda Modell (umgelegt auf Anti-Rassismus) 1.) Geschäfts- (und auch sonstige) Interessen der Besitzer_innen 2.) Berücksichtigung der Interessen der Werbekund_innen

3.) Machträger_innen als Informationsquelle

Einerseits die oben erwähnte Gewinnlogik, andererseits Besitzer_innen mit rechtem ideologischen Hintergrund, die ihre Sichtweise vermitteln wollen. Nur die wenigsten Firmen sind offen rassistisch; wenn aber ein Medium ausserhalb der gesellschaftlichen Dogmen arbeitet, werden Werbekund_innen trotzdem ausbleiben. Vermutlich der wichtigste Filter: gerade in Österreich wird fast immer nur ÜBER Migrant_innen öffentlich diskutiert, selten bis nie aber MIT ihnen. Somit werden aus handelnden Menschen passive Objekte, über die verfügt werden kann.

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4.) Druck auf Journalist_ innen oder Medien

Wer z.B. aufruft, notleidenden Menschen mit den falschen Dokumenten zu helfen, kann angezeigt werden, wenn es sich bei diesen um sogenannte „illegale Grenzgänger“ handelt.

5.) Gesellschaftliche Dogmen & Ideologien

Von Medien und Politik wird in Österreich z.B. ausser Frage gestellt, dass Migrant_innen den Einheimischen nutzen müssen, um hier leben zu dürfen, oder dass Menschen ohne EU-Staatsbürger_innenschaft schlechter gestellt werden sollen.

Massenmedien Die Massenmedien sind das Werkzeug schlechthin, wenn es darum geht, Patriotismus oder auch Nationalismus zu schüren. Sei es durch die relativ harmlose Berichterstattung über Sportler_innen als moderne nationale Held_innen, die Hervorhebung österreichischer Verletzter oder Toter bei Unglücken, etc. Patriotismus kann als Wegbereiter zur Fremdenfeindlichkeit gesehen werden, da er eine „eigene“ Gruppe konstruiert und dadurch erst die „Anderen“, die „Fremden“ entstehen. Beim Nationalismus kommt eine höhere Bewertung der eigenen Gruppe hinzu – was wiederum ein wichtiger Bestandteil des Rassismus ist.

Fernsehen, Werbung & Rollenbilder Das Fernsehen arbeitet logischerweise sehr stark mit Bildern und Wiederholungen. Das Problematische daran ist nicht die direkte Information, sondern vor allem die immer wieder gezeigten gleichen Rollenbilder. Migrant_innen kommen kaum vor, und wenn, quasi nie in den bestimmenden Rollen. Gerade das von Jugendlichen bevorzugte NachmittagsProgramm (Sitcoms, Talkshows, ...) transportiert traditionelle gesellschaftliche Strukturen, in denen Migrant_innen nicht oder in niedrigen bis negativen Rollen vorkommen. Bei Frauen ist es ähnlich, nur kommt bei ihnen die Darstellung als Sexobjekt hinzu. In Talkshows werden Migrant_innen

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meist von Anfang an in eine defensive Rolle gedrängt, sodass sie zwangsläufig schlecht aussteigen müssen. Die Wahrnehmung des_der „Fremden“ wird ebenfalls durch die Medien gesteuert. Durch die Erwähnung der Nationalität bei Täter_innen (selten auch Opfern) von Delikten wird indirekt unterstellt, dass diese ein relevantes Detail für die Tat darstellt. Ähnliches geschieht z.B. auch beim Missbrauch von Sozialleistungen. Als Ergebnis ist die Wahrnehmung verzerrt, wie durch Studien immer wieder belegt wird. So glaubte 1999 eine Mehrheit der Befragten, dass ein besonderes Problem im Zusammenhang mit Migrant_innen im Bereich der Kriminalität besteht; eine Minderheit weiss, dass Migrant_innen am Arbeitsmarkt benachteiligt werden, oder wesentlich mehr zum Sozialsystem beitragen als sie beziehen; Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird laufend überschätzt.

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Im Teil „Diskussion“ hast du die Möglichkeit, über das vorhergehende Kapitel nachzudenken und dich selbst zu reflektieren. Dies kannst du natürlich auch mit anderen machen, indem ihr euch gegenseitig folgende Fragen stellt.

Diskussion Vorurteile • Hat sich dein erster Eindruck einer Person einmal als falsch erwiesen? -> Wenn ja, wie hat sich dieser verändert?

• Welche Vorurteile hast du als Kind durch wen aufgebaut? • Überlege dir eine Situation, in der du unter einem Vorurteil gegen dich selbst gelitten hast? • Hat es Situationen gegeben, in denen du selbst einem Vorurteil entsprechend gehandelt hast? Wie hast du dich dabei gefühlt? • Hat es Situationen gegeben, in denen du Vorurteile, bzw. Feind_innenbilder anderer abgelehnt hast, aber nichts getan hast? Warum? • Fallen dir Situationen in der Schule oder speziell im Unterricht ein, in denen Vorurteile unkritisch wiedergegeben wurden? • Wie wirken negative Darstellung einer Personengruppe auf die Betroffenen? Wie auf die Nicht-Betroffenen? • Was bedeutet das Bild des_der „Andere_n“ für das Selbstbild? • Was ist die Ursache, dass bestimmte Personengruppen positiv bzw. negativ dargestellt werden? • Welche Vorsätze hast du, um eigene Vorurteile zu entdecken und abzubauen?

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Im Teil „Diskussion“ hast du die Möglichkeit, über das vorhergehende Kapitel nachzudenken und dich selbst zu reflektieren. Dies kannst du natürlich auch mit anderen machen, indem ihr euch gegenseitig folgende Fragen stellt.

Diskussion Medien • Was sind die wesentlichsten Einflussfaktoren auf deine Deutung der Wirklichkeit? • Nach welchen Kriterien beurteilst du eine Person, die du neu kennen lernst? • Was macht dir Angst? Beruht dies auf persönlich erlebten Erfahrungen? • Welche Vorbilder hattest du als Kind und warum? • Wie hat sich das geändert? • Glaubst du, dass Medien die Wirklichkeit halbwegs objektiv wiedergeben? • Fallen dir Beispiele für Schulbücher ein, in denen Personen eindeutig in stereotypen (klischeehaften) Rollen widergegeben werden? • Hast du den Eindruck, dass ihr euch in der Schule ausreichend mit Medien auseinandersetzt? • Welche Medien liest/hörst/siehst du? Warum? • Was unterscheidet sie von anderen? • Prüfst du die Information, die du aus einem Medium erhältst?

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DISKRIMINIERUNG

Definition: Diskriminierung ist ein Verhalten, das sich aus Vorurteilen speist. Diskriminierung besteht in der Verweigerung von Gerechtigkeit und fairer Behandlung in vielen gesellschaftlichen Bereichen, besonders in der Arbeitswelt, beim Wohnen und beim Zugang zu politischen Diskriminierungen finden auf verschiedenen Ebenen statt, direkt und indirekt. Diskriminierte Menschen werden aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch ausgegrenzt.

Kochrezept für Rassismus

Hier wird eine Gruppe bewusst konstruiert und auf eine einzige Eigenschaft reduziert. Anhand des Models des Identitätsmoleküls kann man sich das so vorstellen, dass eines der „Elektronen“ ausgewählt, dieses als „Atomkern“ dargestellt wird und die eigentlichen „Kerne“ - nämlich die Menschen nun um das „Elektron“ herum angeordnet sind.

Hier ein einfaches Kochrezept, wie Rassismus schnell selbst gemacht werden kann. Mensch nehme ein Merkmal einer Person (z.B. Religion, Nationalität, Geschlecht,...), stelle es in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und schliesse auf alle anderen Menschen mit dem selbem oder ähnlichem Merkmal.

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Diesem zentralen Identitätsmerkmal schreibe man nun allerlei Schlechtes zu (aggressiv, Drogenhandel, Terrorismus, fundamentalisch, gefährlich,...) und behaupte, dass es eben nur an diesem „bösen“ Merkmal liege.


Nun kommt vermutlich die heikelste Stelle: Vermindere die Verschiedenheiten innerhalb der eigenen Gruppe, indem zumindest ein grösserer Teil davon die „neue Ordnung“ des „Atoms“ akzeptiert und auch so sieht. Mache nun das Selbe wie oben, nur abgeschwächter: aus der eigenen Gruppe forme ein „wir“, das genau die gegenteiligen „guten“ Eigenschaften besitzt und vergrössere die Unterschiede zu der anderen Gruppe. Somit entsteht ein „Wir“ und ein „Die“-Gefühl. Als nächstes stelle man die Kluft zwischen beiden als unüberwindbar dar und streue ein wenig Angst vor dem Unbekannten (gar nicht viel, das wachst von selbst – fast wie Hefe – wenn die Kontakte zwischen den Gruppen abnehmen) dazu. Man argumentiere damit, dass das Merkmal nicht vermischt werden darf, um das Reine, den Ursprung nicht zu verlieren. Hierzu kommt noch eine Priese „Das war schon immer so“, „Das liegt in der Natur“.

Somit ist völlig klar, dass „die“ anders sind als „wir“. Das hebt das eigene Selbstwertgefühl der schlechter Gestellten; der Gewinn kann mittels dem Abbau von Sozialleistungen (weil soziale Fragen dann Nebenschauplätze werden und immer weniger Leute interessieren) abgeschöpft werden, wieder mit Argumenten wie „Natur“ oder Geschichte. Ist die Kluft gross genug, dass jegliches Zusammenspiel unmöglich ist („weil‘s halt so ist“), gebe man so viel Macht wie möglich hinzu. (Hat man gerade keine bei der Hand, reicht auch schon die Illusion). Nun schaue man von oben auf „das Fremde“ hinab, bis sogar sie selbst das Modell übernehmen. In der Öffentlichkeit werden sie zu Dingen, ÜBER die geredet wird. Alles in allem entstehen Rollenbilder und Stereotype, die weitergegeben werden und sich Tag zu Tag verfestigen.

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Viele Alltagsereignisse werden nun in diesem Denkmuster, das mittlerweile ein Grossteil (teils unbewusst) übernommen hat, gedeutet, da es bequemer ist, einfache Antworten zu geben und einigen durchaus direkt nutzt. „Ausländer_innenproblem“ statt soziale Probleme, „schwarze Drogendealer“ statt Gründe des Drogenkonsums, „Wirtschaftsflüchtlinge“ statt gerechtem, an den Bedürfnissen Aller orientiertem Weltwirtschaftsystem, Auswirkungen statt Ursachen werden von der Öffentlichkeit wahrgenommen bzw. in ihr (emotional) diskutiert. Ein paar Jahre einwirken lassen und fertig ist das Gericht der Macht, das durch das Nichtstellen der sozialen Frage Gewinn für die Mächtigen und geeignete Feindbilder zum Umlenken für die Verlierer_innen liefert.

Was ist alles Rassismus? Für Rassismus gibt es vermutlich weit über 100 Definitionen (siehe Seite 8), und nicht

einmal in den Kernpunkten ist man sich einig. Ursprünglich wurde versucht, wissenschaftlich einen Unterschied zwischen menschlichen „Rassen“ nachzuweisen und die Überlegenheit der weissen/ arischen/... Rasse darzustellen. Spätestens mit der Genforschung ist die biologische Begründung überholt, weil feststeht, dass es keine Menschenrassen gibt, geschweige denn, dass eine davon besser wäre. So ist der genetische Unterschied innerhalb einer Gruppe um das 9-fache grösser als der zwischen den optisch unterscheidbaren Gruppen. „Rasse“ ist somit ein soziales Konzept, um andere Menschen zum eigenen Vorteil zu unterdrücken. Rassismus existiert auch ohne eine Rassentheorie und lässt sich in den frühesten Kulturen nachweisen. Der systematische Rassismus samt dazugehöriger Theorie taucht Ende des 18. Jahrhunderts in Europa auf. Die Merkmale sind dabei flexibel: Heutzutage wird gerade von „intellektuellen Rechten“

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versucht „Kultur“ als neue, unüberwindbare „Rassengrenze“ durchzusetzen, die ein Zusammenleben der Gruppen unmöglich erscheinen lässt. Wie in der Einleitung erwähnt, ist es aber auch hier so, dass die Unterschiede in der vermeintlichen einheitlichen Gruppe riesig sind, eventuell sogar überwiegen. Der Hauptunterschied zu Vorurteilen liegt beim Rassismus darin, dass er bewusst und gezielt andere schlechter stellt und Diskriminierung bewusst einfordert (auf gesellschaftlicher Ebene; Einzelpersonen müssen nicht bewusst handeln, um trotzdem rassistisch zu sein). Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und die anschliessende Verurteilung der muslimischen Terroristen, sind Muslime und der Islam weltweit als neues Feindbild rassistischer Agitation (Darstellung der Propheten Mohammed als Kinderschänder in dänischen Zeitungen 2005, rassistische Parolen von Politiker_innen gegen Muslime in nahezu allen europäischen

Ländern und damit verbundene Stimmengewinne, etc.) in den den Vordergrund getreten. Das, oft als geschichtlich gewachsen beschriebene, Problem der Österreicher_innen mit den Türk_innen (Osmanische Belagerung Wien 1529 und 1683) erhielt so neue islamophobe Nahrung und wird vor allem von Seiten der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) stets betont.

„Experiment Rassismus“ Dafür spricht auch ein Experiment in den USA, bei dem eine Volksschulklasse, ausschliessl� lich aus Kindern der Mehrheitsbevölkerung bestehend, von ihrer Lehrerin anhand ihrer Augenfarbe rassisch eingeteilt wurde. Am ersten Tag waren die „Blauäugigen“ die Überlegenen – sie waren in den vordersten Reihen, wurden gelobt, während die anderen hinten sitzen mussten, ausgeschlossen und bei jeder Aufforderung der Lehrerin zusätzlich darauf hingewiesen wurden, dass sie braunäugig sind.

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Augenfarbe rassisch eingeteilt wurde. Am ersten Tag waren die „Blauäugigen“ die Überlegenen – sie waren in den vordersten Reihen, wurden gelobt, während die anderen hinten sitzen mussten, ausgeschlossen und bei jeder Aufforderung der Lehrerin zusätzlich darauf hingewiesen wurden, dass sie braunäugig sind. Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich die Kinder in „rassistische Monster“: Freund_innenschaften wurden aufgrund der Augenfarbe abgebrochen, „Braunäugige“ als Schimpfwort benutzt und sogar körperliche Attacken geschahen. Am nächsten Tag drehte die Lehrerin den Spiess um und erklärte ihnen, dass in Wahrheit die Blauäugigen die Schlechten wären, und wieder folgten die Kinder dieser Interpretation sofort. Besonders interessant war, dass bei einem einfachen Leistungstest die jeweils überlegene Gruppe weit besser abschnitt. Am Ende des 2. Tages wurde das Experiment beendet und ausführlich nach besprochen. Dabei war über-

raschend, wie sehr den 8- bis 9-jährigen (im Nachhinein) bewusst war, dass es um Rassismus ging (sie selbst brachten ein, dass Afroamerikaner_innen das selbe widerfährt wie den „unterdrückten Augenfarben“). Diese Methode wirkt zugegebenermassen ziemlich extrem und ist ohne ausführliche Nachbesprechung sicherlich nicht durchzuführen. Rund 20 Jahre später trafen sich die (mittlerweile erwachsenen) Schüler_innen dieser Volksschulklasse und waren allesamt der Meinung, dass dieses Experiment ihnen ein starkes Bewusstsein für Antidiskriminierung jeglicher Art gelehrt hat, weil sie sich im Klaren sind, was es heisst, ausgegrenzt zu werden. Zu diesem Experiment gibt es auch einen Film (blue eyed – brown eyed; genaueres bei den Tipps im Kapitel „Infos“).

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Formen von Rassismus Rassismus spielt sich im Wesentlichen auf vier Ebenen ab: 1.

Auf der Ebene der Ideologie oder Weltanschauung, also einem Erklärungssystem dafür, warum die Welt/ die Gesellschaft/ “die Menschheit” so ist wie sie ist.

2.

Auf der Ebene der gesellschaftlichen Strukturen, die daraus resultieren.

3. Auf der Ebene der persönlichen Einstellungen und Vorurteile. 4.

Auf der individuellen Handlungsebene, die durch die ersten drei Ebenen bedingt ist.

Alltagsrassismus Alltagsrassismus ist die Übernahme von Rassismus in alltägliche Situationen durch Denkund Handlungsformen, die die dahinter liegenden Machtstrukturen stabilisieren und verfestigen. Es handelt sich dabei um einen ununterbrochenen Prozess, bei dem Rassismus in all seinen Ausformungen nicht mehr hinterfragt wird und von den herrschenden Gruppen als „normal“ und allgemein gebräuchliches Verhaltensmuster betrachtet wird. Allein in der Sprache finden sich viele häufig gebrachte Redewen-

dungen, die z.B. Migrant_innen, Frauen* oder Menschen mit Behinderungen diskriminieren. Wenn rassistische Vorstellungen und Handlungen das tägliche Leben durchziehen und zum Bestandteil der Aufrechterhaltung gesellschaftlichen Lebens werden, dann hat die Gesellschaft begonnen, Alltagsrassismus zu produzieren und ihn zu rechtfertigen. Unter Alltagsrassismus fallen alle alltäglichen Diskriminierungen, wie Schimpfwörter, Vorurteile, etc., die in allen Bereichen des öffentlichen Lebens vorkommen.

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Neorassismus/ Kulturrassismus Hier steht jetzt nicht mehr die „Rasse“ im Zentrum, sondern Begriffe wie Kultur oder Religion. Der französische Philosoph Etienne Balibar nennt dieses Phänomen „Rassismus ohne Rassen“. Balibar spricht von einem Rassismus, „dessen vorherrschendes Thema nicht mehr die biologische Vererbung, sondern die Unaufhebbarkeit kultureller Differenzen ist”. “Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber eine blosses Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.” Theodor W. Adorno In den 70er Jahren kam es zur Entwicklung des Kulturalismus/ Neorassismus, der auf zwei wesentlichen Behauptungen aufbaut. So setzt er die Kultur an die Stelle der Rasse, betont scheinheilig die Vielfalt der Kulturen und beschwört gleichzeitig, dass keine Vermischung stattfinden soll. Die hierarchische Denkweise, dass eine Rasse höherwertig sei als eine andere, wird scheinbar

abgelegt, nur um die Teilung der Welt in Kulturen zu rechtfertigen. Im Wesentlichen baut der Neorassismus zwei Argumentationslinien auf: Er betont die Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Kulturen, spricht gar von Toleranz und dem Recht auf Verschiedenheit. Ausserdem geht der Neorassismus auf Abstand zum “alten” Rassismus und bezeichnet das Denken in Rassen als überholt, nur um die Gesinnungsgenoss_innen darauf aufmerksam zu machen, dass das blosse Überlegenheitsgefühl nicht ausreicht, um die drohende Gefahr “Überfremdung” zu meistern. Die Neue Rechte will also ihre Anhänger_innen mobilisieren, damit sie sich nicht auf der angeblichen Überlegenheit ausruhen. Ausserdem soll mit Hilfe des Kulturalismus die Höherwertigkeit des Menschen von den Tieren signalisiert werden und auf die vielschichtigen Unterschiede zwischen den Menschen aufmerksam gemacht werden.

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Gleichzeitig stösst der Neorassismus in die selben Argumentationslinie wie der “alte” Rassismus. Er betont den Drang der Menschen zur Verwurzelung (Orientierung an Ähnlichem) und den Gefahren psychosozialer Erkrankungen wenn diese Wurzeln (Kultur) sich mit andern Kulturen vermischen. Das Bild vom Niedergang der Kulturen (“Abendland in Christenhand” – FPÖ Wahlplakat) wird auch in Österreich oft verwendet. Aus dem Drang nach Verwurzelung des Menschen leitet der Neorassismus folglich das Recht, die Pflicht als auch den Instinkt ab, die eigene Kultur zu erhalten und zu verteidigen. Auch hier lassen sich Beispiele aus dem Umfeld der extremen Rechten nennen:

Der Neorassismus versucht also neben anderen beschützenswerten Kulturen (amerikanische Ureinwohner_innen, etc.) auch die deutsche oder österreichische Kultur als schützenswert zu bezeichnen. Der scheinbar toleranten Fassade neorasstischer Äusserungen darf also kein Glauben geschenkt werden. Die alten biologischen Erklärungen beziehen sich eben nicht mehr auf Rassen sondern auf die unveränderlichkeit der Kulturen und dem natürlichen Erhaltungstrieb derselben. Fremdenhass wird je nachdem, als “gesunder” menschlicher Instinkt gefeiert oder als erstes Anzeichen der Zersetzung der Kultur (etwa durch Überfremdung).

So existiert ein Sticker des RFJ (Ring freiheitlicher Jugend – FPÖ Jugendorganisation), der amerikanische Ureinwohner_innen zeigt mit dem Slogan “Die Indianer konnten die Einwanderer nicht stoppen… Heute leben sie in Reservaten.” Darunter steht: “Österreich zuerst – Eine Initiative des Ring Freiheitlicher Jugend”

Institutioneller Rassismus Der Begriff Institutioneller Rassismus soll deutlich machen, dass rassistische Denk-und Handlungsweisen nicht Sache der persönlichen Einstellungen von Individuen, sondern in der Organisation des gesellschaftlichen Miteinanders verortet sind, welche die Angehörigen

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der eigenen Gruppe systematisch gegenüber den NichtDazugehörigen privilegieren. Indem man sich solchen Bedingungen anpasst, die einen gegenüber anderen zu bevorzugen, beteiligt man sich an deren Diskriminierung, ohne dass persönliche Vorurteile im Spiel sein müssen. Zahlreiche Gesetze, im speziellen die Fremdenrechtsgesetze spiegeln einen in Österreich weit verbreiteten Institutionellen Rassismus wieder. Die unter dem Punkt „Ausländer_innen geht es bei uns zu gut“ angeführten Regelungen verdeutlichen dies. Österreich ist eines der europäischen Schlusslichter in Sachen Beseitigung von Diskriminierung. Arbeitnehmer_innen ist es unmöglich, nicht-EU-Passbesitzende Kolleg_innen als politische Vertretung zu wählen (Betriebsrat). Migrant_innen sind nicht einmal auf Gemeindeebene wahlberechtigt. Sie können in Österreich meist erst nach Jahren mit (Ehe)Partner_in und Kindern zusammenleben. Diskriminierung ist österreichischer Alltag und in vielen Be-

reichen wie Arbeit, Wohnen, Schule (bzw. Behörden allgemein), Sozialleistungen, Lokaleinlass etc. – teils institutionell, teils privat – verankert. Die jahrelangen Forderungen nach einem Antidiskriminierungsgesetz (wie in GB) bleibt unerfüllt - trotz EU-Richtlinie, die ein solches für jedes Land vorsieht. In GB ist Benachteiligung aufgrund der Hautfarbe verboten. Eine Kommission prüft auch staatliche Einrichtungen auf strukturelle Gleichheit (zuletzt das gesamte britische Militär). Wenn z.B. einer Person mit schwarzer Hautfarbe eine Arbeit aus rassistischen Gründen verweigert wird, muss der_die Arbeitgeber_in mit hohe Strafen rechnen. In Österreich, wo täglich in Tageszeitungen Inserate mit „Inländer“ als Jobanforderung erscheinen, ist man noch weit davon entfernt.

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Statistik über durchschnittliches jährliches Nettoeinkommen Ausländer_innen, Inländer_innen etc (Stand: 2008), Währung Euro 33.350 – Österreicher (Stand 2016) 20.706 – Österreicherinnen (Stand 2016) 21.156 - EU Bürger_innen (beigetreten vor 2004 – Ö. Durchschnitt) 17.749 – Ausländische Beschäftigte (alle) 17.630 – EU Bürger_innen (beigetreten 2004), Türkei und Ex Jugoslawien 15.720 – Angehörige sonstiger Nicht EU Staaten (74% der Durchschnitts) Neben dieser Problempalette kommt auf persönlicher Ebene hinzu, dass People Of Color immer noch bei der Arbeitssuche diskriminiert werden. Dazu gibt es kaum breite Studien, jedoch jede Menge Fallbeispiele.

Institutioneller Rassismus in der Schule Der Gesamtanteil der Schüler_ innen nicht-deutscher Muttersprache lag 2015/16 bei 23%, wobei je nach Schulart die Zahlen stark abweichen. Dies liegt vor allem daran, dass das Schulsystem eher auf Auslese denn an Chancengleichheit und der Förderung aller Schüler_innen ausgerichtet ist. Sozial schlechter Gestellte (und das sind eben oft Migrant_innen) sind besonders betroffen, da ein enger Zusammenhang zwischen Schulerfolg und so-

zialer Herkunft bzw. Beruf der Eltern besteht (weit mehr als in anderen Ländern werden (Hilfs)Arbeiter_innenkinder selbst wieder Arbeiter_innen). Grund ist vor allem die international betrachtete sehr frühe Schultypentrennung (in Hauptschule bzw Neue Mittelschule und Gymnasium), die gerade in grösseren Städten sehr bedeutend für den weiteren Lebensweg ist.

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Schüler_innenzahlen mit nicht-deutscher Umgangssprache im Schuljahr 2015/16 nach Schultypen: 15,3% AHS 2% Polytechnische Schule 20,3% Neue Mittelschule 14,3 % BMHS Das Schulsystem hat den Umstand, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung und somit der Schüler_innen in den letzten 40 Jahren stark geändert hat, bezogen auf die Lehrinhalte weitgehend ignoriert: Migrant_ innen kommen meist nur als Problem vor, Lehrbücher beruhen auf veralteten Rollenbildern und orientieren sich an traditionellen Normen. Migrant_innenkinder werden eher ignoriert als gefördert. „Interkulturelles Lernen“ (das mit- und voneinander Lernen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur; Schaffung der Voraussetzungen für Zusammenleben) bleibt weitgehend ein Fremdwort. Diskriminierende Verhaltensweisen gehören weitgehend zum Schulalltag, und es wird ihnen nur vereinzelt nachgegangen. Dieser Systemfehler trägt zu einer Fortführung der gesellschaftlichen Diskriminierung bei und verstärkt negative Selbstbil-

2% 2% 21% 36%

Sonderschulen Hauptschulen Berufsschulen Volksschulen

der der Migrant_innen. Die Drope Out Quote (=Anzahl der Personen, welche die Schule abbrechen) ist bei Migrant_ innen um etliches höher als bei österreichischen Schüler_innen.

Institutioneller Rassismus in anderen staatlichen Stellen

In nahezu allen Bereichen des Staatwesens sind diskriminierende Verhaltensweisen & Regelungen anzutreffen, wobei dem Polizeibereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Rassistische Polizeibeamte sind zwar Einzelfälle, doch Fehlverhalten werden kaum geahndet (meist sogar gedeckt), weshalb sie weiterhin vorkommen. Gleichzeitig hätte gerade der Polizeibereich überdurchschnittlich hohes Potenzial Diskriminierung zu bekämpfen: So gibt es beispielsweise bereits Polizist_innen als Antirassismus- Peertrainer_innen.

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Im Teil „Diskussion“ hast du die Möglichkeit, über das vorhergehende Kapitel nachzudenken und dich selbst zu reflektieren. Dies kannst du natürlich auch mit anderen machen, indem ihr euch gegenseitig folgende Fragen stellt.

Diskussion Diskriminierung und Rassismus • Welche Formen von Diskriminierung sind dir in deiner Schulkarriere begegnet?

• Ist dir „Interkulturelles Lernen“ in der Schule bisher untergekommen? • Kannst du dich an Polizeiübergriffe gegenüber Migrant_innen erinnern, über die in den Medien berichtet wurde? ... an kriminelle Handlungen von Migrant_innen ...?

• Welche Argumente fallen dir dafür ein, Migrant_innen von Rechten auszuschliessen?

• Sollen Menschen unabhängig ihres Passes mitentscheiden können, wie ihr Lebensumfeld gestaltet wird?

• Fallen dir Situationen ein, wo du Toleranz für unangebracht hältst? • Warum können Politiker_innen mit diskriminierenden Regelungen punkten? • Was sollte an deiner Schule geändert werden, damit sie ein Maximum zu Integration beitragen kann?

• Was bzw. wen würdest du anhand der Definitionen am Anfang der Bro-

schüre in deinem Umfeld/in der Schule/ in Österreich als rassistisch einstufen?

• Welche Beispiele von Alltagsrassismus fallen dir spontan ein? • Siehst du Ähnlichkeiten zwischen Sexismus und Rassismus? • Sind dir in den Medien Berichte untergekommen, die du als rassistisch einstufen würdest?

• Welche kleinformatige Zeitung würde uns vermutlich verklagen, wenn wir

sie berechtigter Weise mit Rassismus in Zusammenhang bringen würden?

• Können deiner Meinung nach Schwarze in Österreich aktuell rassistisch sein?

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INTEGRATION UND MIGRATION

Definition Integration: Integration bezeichnet die Miteinbeziehung aller Bevölkerungsgruppen in ein gemeinsames gesellschaftliches Miteinander, ohne eine Gruppe mit Barrieren an der Partizipation zu hindern und ohne Anpassung an eine Mehrheitsbevölkerung. Definition Assimilation: Unter Assimilation versteht man einen Prozess, der dazu führt, dass sich Eigenschaften von Gruppen und Einzelpersonen, die als anders bewertet werden, auflösen und sich den vorherrschenden Bedingungen beugen.

Oft wird von Assimilation unter dem Deckmantel der Integration gesprochen. Integration ist ein Zusammenleben, während Assimilation ein Unterdrücken der Minderheiten ist. Forderungen von FPÖ und ÖVP jedoch fallen oft unter die Kategorie letzteres. Deshalb wollen wir hier erklären, wie Integration aussieht.

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Integration Integration ist nicht als Leistung zu verstehen, die einseitig von zugewanderten Menschen zu erbringen ist, sondern als wechselseitigen Prozess, der Herausforderungen an die Mehrheits- wie Migrant_ innengesellschaft stellt. Damit der Integrationsprozess gelingen kann, müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die in der Macht und Verantwortung der Mehrheitsbzw. Aufnahmegesellschaft liegen. Darunter fallen unter anderem die Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Mitsprache- & Mitentscheidungsmöglichkeiten, gleiche Chancen im Bereich Arbeit, soziale Sicherheit, Wohnversorgung, Zugang zu allen (Aus-) Bildungsbereichen sowie ganz allgemein die Erweiterung von individuellen und kollektiven Handlungsspielräumen.


Nichts von alle dem wurde mit dem sogenannten „Integrationsvertrag“ der FPÖ-VP-Regierung (2001) umgesetzt. Der Begriff ist eigentlich nicht zulässig, da es dabei weder um Integration noch um einen Vertrag geht, im Gegenteil: der Grosst� teil der Massnahmen erschweren die Integration und sind ausserdem mit Zwang (ein Vertrag ist etwas Freiwilliges) verbunden. Als eigentlicher Zweck dieser Gesetzesänderung wird – um Wähler_innenstimmen zu gewinnen und zu dem das konservativ-veraltete Weltbild der kulturellen Einfalt durchzusetzen - Stimmungsmache gegen Migrant_innen vermutet. Der verpflichtende Sprachkurs ist mit 300 Stunden (bis 2007 nur 100 Stunden) (inklusive „Staatsbürger_innenkunde“) ziemlich sinnlos, da niemand innerhalb dieser Zeit eine Sprache erlernt und somit unterstellt wird, dass Migrant_innen generell nicht Deutsch lernen wollen.

dass die vermittelten Sprachkenntnisse für die Wirtschaft, nicht aber für Migrant_innen geeignet sind. Ausserdem sollen sich 70% der Unterlagen als „ungeeignet“ erwiesen haben. In den Niederlanden wird nicht mal mit 600 Stunden Kursen das gewünschte Ergebnis erreicht.

Hans-Jürgen Krumm, Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Wien, bezeichnet die Regelung auf derstandard.at gar als „Mogelpackung“ und hält fest,

Organisationen, die sich schon lange mit Migrant_innen und deren Integration auseinandersetzen, fordern die Abschaffung des Integrationsvertrages und stattdessen

Dass sie trotz der bekannten angespannten sozialen Situation auch noch die Hälfte des Kurses zahlen müssen, ist nochmals eine Schikane. Verpflichtende Gesundheit-stests, die aber die medizinisch gesehen viel riskantere Gruppe der Tourist_innen nicht mit einbezieht, zeigen die migrant_innenfeindliche Haltung dieser Gesetze. Ausnahmeregelungen unter anderem für Schlüsselarbeitskräfte belegen , dass der „Integrationsvertrag“ gerade gegen jene Migrant_innen gedacht ist, gegen die es ohnehin schon Vorurteile gibt.

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Folgende Hauptmassnahmen (Details hier nicht angeführt, aber im Internet abrufbar): • Stärkung des Systems der Aufenthaltsverfestigung • Menschenrechtskonforme Regelung des Familiennachzugs -> Freizügigkeit am Arbeitsmarkt • Legalisierung von Aufenthalts- und / oder Beschäftigungsstatus • Soziale Sicherheit • Politische Rechte • Massnahmen zur gesellschaftlichen Orientierung und sprachlichen Förderung • Erleichterung der Einbürgerung • Antidiskriminierungspaket

Migration Es ist immer ein Beziehungsgeflecht aus persönlichen, sozialen, politischen und geopolitischen Gründen, warum Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen. Migrant_innen können danach unterschieden werden, wie stark die Notwendigkeit ist, ihr Land zu verlassen. An oberster Stelle stehen die anerkannten Flüchtlinge (geregelt durch die Genfer Flüchtlingskonvention), gefolgt von den non-refoulment Flüchtlingen (jene, die kein Asyl erhalten aber auch nicht abgeschoben

werden können oder dürfen) und Flüchtlingen mit temporary-protection-Status (jene, die während eines Bürger_innenkrieges, wie z.B. im Kosovo als Gruppe vorübergehend aufgenommen werden) und zuletzt den allgemeinen Migrant_innen. Letztere fallen mit der Abschaffung der Quotenregelung unter die Bestimmungen der “Rot-Weiss-Rot”Card. Innerhalb der EU geht die Zuwanderungsrate ebenfalls zurück und lag 2008 bei gerade mal 2,3 Personen per 1.000 Einwohner_innen.

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Während die Welt zusammenwächst, immer mehr Geld und Waren Grenzen überschreiten sollen, werden Menschen mehr und mehr daran gehindert. Besonders tun sich dabei die reicheren Regionen hervor, allen voran die USA, EU und Australien. So starben durch die indirekten und direkten Folgen der Festung Europa offiziell weit über 13.800 Personen seit1993. Die Dunkelziffer etwa gesunkener Boote liegt weit darüber. Laufend werden schärfere Regelungen beschlossen (Statistik der Gesetzesänderungen siehe “Institutioneller Rassismus”) – zunehmend auf europäischer Ebene. Dem liegt ein grundsätzlicher Fehler zugrunde: Migration wird als regelbar angesehen, doch wenn Menschen bereit sind, ihre gewohnte Umwelt & nahezu ihren gesamten Besitz aufzugeben und lebensgefährliche Reisen zu unternehmen, sind Gesetze wirkungslos. Hier hilft nur Bedingungen zu schaffen, die Personen ein menschenwürdiges Leben in ihrem gewohnten Umfeld ermöglicht.

Ein_e Asylwerber_in ist eine Person, die um Asyl offiziell angesucht hat und deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Keine Asylgründe im Sinne der GFK können sein (hängt von der Interpretation des Staates ab): Flucht vor Bürger_innen-kriegen; Weigerung, an kriegerischen Handlungen teilzunehmen; Vergewaltigungen; drohende Genitalverstümmelung; politische Aktivität im Exil; drohende Todesstrafe,...

Flüchtlinge Ein Flüchtling ist eine Person, die „[...] aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich ausserhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will [...]“, - Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1951 („Genfer Flüchtlingskonvention“ - GFK)

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*Subsidiärer Schutz muss einer Person zukommen, die kein Asyl bekommen hat, weil zwar kein Verfolgungsgrund vorliegt (also sie nicht zu einer marginalisierten Gruppe gehört), aber sie dennoch in ihrer Heimat gefährdet ist, ihr Leben zu verlieren oder Folter, grausamer unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt zu werden.

Situation von Flüchtlingen Die Situation der Flüchtlinge in Österreich ist in vielen Belangen eine schwierige, nicht nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihnen mit Vorurteilen gegenüber steht, sie werden auch von staatlicher Seite (eigentlich für ihren Schutz zuständig) katastrophal behandelt. Bis zur Zulassung zum Asylverfahren werden Asylwerber_innen in Erstaufnahmezentren untergebracht. In diesen Zentren leben hunderte Flüchtlinge auf engstem Raum, ohne Be-

schäftigung und ohne Privatsphäre. Die Erstaufnahmezentren liegen meist ausserhalb grösserer Städte in abgelegenen Gebieten, oft in alten Pensionen oder Gastwirtschaften. Arbeiten ist Asylwerber_innen generell nicht gestattet, neben der Grundversorgung erhalten sie 40 Euro Taschengeld im Monat zu ihrer persönlichen Verfügung. Menschen, die weder arbeiten dürfen, noch ihren Aufenthaltsort verlassen dürfen, mit nur 40 Euro auszustatten ist unmenschlich.

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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - Kinder auf der Flucht Dass unter den Flüchtlingen eine permanent steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen zu finden ist, wird kaum wahrgenommen, obwohl sie weltweit die Hälfte der Flüchtlinge darstellen. Kindern und Jugendlichen wird allgemein zugestanden besonders schutzbedürftig zu sein, so haben sich Internationale Abkommen entwickelt um Kinder zu schützen (z.B. UN- Kinderrechtskonvention). Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (kurz UMF) sind in einer besonders schwierigen Situation, weil sie alleine und unter grossen Anstrengungen aus ihren Heimatländern geflohen sind.

Bildung für alle, auch für Asylwerber_innen? Zahlreiche unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben in ihrem Heimatland schlechte Bildungschancen. Erst nach der Zulassung zum Asylverfahren wird den UMF der Zutritt zum österreichischen Schulsystem

ermöglicht, wobei die meisten UMF aufgrund ihres Alters meist nicht mehr schulpflichtig sind. Für den Schulbedarf erhalten minderjährige Asylwerber_innen pro Schuljahr höchstens 200 Euro – was bei weitem nicht reicht.

Ende der Schulpflicht - Ende der Chancen? Nach dem Ende der Schulpflicht können Asylwerber_innen weiterführende Schulen besuchen, haben darauf aber keinen gesetzlichen Anspruch. Der Einstieg in einen Lehrberuf ist Asylwerber_innen nicht möglich, da dieser nicht in Ausbildungsmassnahme sondern als Arbeitsverhältnis gesehen wird. Wenn Asylwerber_innen nach ihrer Schulbildung ins Arbeitsleben einsteigen wollen, ist ihnen das nur im Bereich der Saisonbzw. Erntearbeit erlaubt.

Das Alter entscheidet Das Alter vieler Flüchtlinge entscheidet über ihre Zukunftschancen. Mit verschiedensten Methoden wird versucht, das Alter der Asylwerber_innen zu bestimmen. Eine UHNCR Richtlinie sieht vor das Alterfeststellungen nur im Zweifels-

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fall und „sicher, kind- und gendergerecht mit gebührender Achtung der menschlichen Würde“ durchgeführt werden sollen. Zu den aktuell in Österreich verwendeten Methoden zählen: Handwurzelröntgenuntersuchung, Computertomographie der Brustbein-/ Schlüsselbeingelenke, körperliche Untersuchung (Untersuchung der Genitalien und Schambehaarung) und ein Zahngutachten.

Kein Mensch ist illegal Die Fakten sprechen für sich und machen deutlich, dass Flüchtlingen in erster Linie Misstrauen entgegengebracht wird. Sie werden vom sozialen

Leben ausgeschlossen (Unterbringung in Erstaufnahmezentren & Flüchtlingspensionen), die Eingliederung in die Gesellschaft wird ihnen verwehrt (kein Zugang zum Berufsleben, geringe Bildungschancen) und müssen unter unhaltbaren Bedingungen ihr Dasein fristen. Menschen, die, egal aus welchen Gründen, die Flucht ergreifen, tun dies meist schweren Herzens und lassen ihr gewohntes Umfeld und ihre Familien zurück, nur um in Österreich erneut diskriminiert und schlecht behandelt zu werden – wir sagen: Kein Mensch ist illegal und fordern deshalb:

• Öffnung des Lehrberufs für Asylwerber_innen • Zugang zum Arbeitsmarkt für AsylwerberInnen • Ausreichendes Angebot an gratis Deutschkursen für Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge • Kinder- bzw. jugendgerechte Unterbringung während des Asylverfahrens • Integration von Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in den • Regelschulunterricht • Zugang zum zweiten Bildungsweg auch für Asylweber_innen • Schluss mit menschenverachtenden und wissen schaftlich nicht fundierten Verfahren zu Altersfeststellung • Bedingungsloser Schutz aller Flüchtlinge die nach Österreich kommen • Bekenntnis von Österreich als Einwanderungsland

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ANTIFASCHISMUS

Wenn man sich mit Antirassismus beschäftigt, muss man sich zwangsläufig auch mit Antifaschismus beschäftigen, weil Rassismus immer ein wichtiger Bestandteil faschistischer Regime, Bewegungen usw. war und ist. Deswegen setzt sich diese Broschüre mit der Geschichte des Faschismus auseinander und zeigt heutige faschistische Tendenzen in Politik und anderen Lebensbereichen auf.

Historischer Abriss Der Begriff Faschismus stammt ursprünglich vom italienischen „fascismo“, eine Selbstbezeichnung der Anhänger_innen Benito Mussolinis. Schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts weiteten Gegner_innen dieser Bewegung den Begriff auch auf andere rechtsextreme, autoritäre, totalitäre und nationalistische Regime, Diktaturen und politische

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Gruppen aus, besonders auf den deutschen Nationalsozialismus.

Der italienische Faschismus Unter Benito Mussolini. Die 1919 gegründete Bewegung nannte sich Fasci Italiani di Combattimento („Italienische Kampfbünde“). Von 1919 bis 1922 wuchs die Bewegung zur grössten Massenbewegung Italiens an und nutzte die Angst vor einer Revolution und die Lahmlegung der Wirtschaft aufgrund von Streiks und Demonstrationen, um Mussolini als Garanten für Recht und Ordnung darzustellen. Im Jahr 1922, in Folge des berühmten Marsch auf Rom, bei dem er mit einem Putsch drohte, erlangten sie in Italien die Macht und Mussolini wurde vom damaligen König Viktor Emanuel III. zum Ministerpräsidenten ernannt.


Wesentliche Merkmale • Führerkult • Imperialismus - Ausweitung des Territoriums • Jüd_innenverfolgung - Verschärfung erst auf Druck der Nazis 1943 wurde Mussolini abgesetzt und König Victor Emanuel III übernahm wieder den Oberbefehl und erklärte die Faschistische Partei Italiens für aufgelöst. Der Süden Italiens war somit frei vom Faschismus und schloss sich den Alliierten an. Norditalien wurde bis nach Rom von deutschen Truppen besetzt. Der Guerilla – Kampf Partisan_innen schafften es nach und nach, besetzte Gebiete zu befreien. Im April 1945 wurde Mussolini standesamtlich

durch kommunistische Partisan_innen erschossen. Am Ende desselben Monats war der Krieg beendet und Italien frei.

Zeit des Nationalsozialismus Der Nationalsozialismus ist eine radikal antisemitische, rassistische, antikommunistische und antidemokratische Weltanschauung. Die in der NSDAP arbeitenden Menschen gelangten unter Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht.

Wesentliche Merkmale • • • • • • •

Eine, zentralistische Partei Führerkult Militarismus Aggressiver Antikommunismus Fundamentalistischer Rassismus und Antisemitismus Propagieren einer „Herrenrasse“ Massiver Antisemitismus

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Antisemitismus

heutigen Politik

Das antisemitische Ziel der Nationalsozialist_innen war, die komplette Vernichtung der Jüd_innen, auch bekannt als „Erlösungsantisemitismus“. Ab 1940 wurde die systematische, industrielle Ermordung von Jüd_innen euphemistisch „Endlösung der Judenfrage“ genannt. Heute kennen wir diese Taten als Shoa oder Holocaust. Schon vor der Machtübernahme Hitlers gehörten Übergriffe auf Jüd_innen zum Alltag, durch die Nationalsozialist_ innen verschärfte sich die Situation immer weiter. Mit dem Polenfeldzug gelangen rund 2 Millionen polnische Jüd_innen unter die Herrschaft des Nationalsozialismus, gleichzeitig begannen die Massendeportationen und Massenmorde.

Wolfgang Neugebauer (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) sieht zwei Formen des Rechtsextremismus in Österreich, den “politische Rechtsextremismus in Form von Parteien, Organisationen, Aktivistengruppen, Medien“ und „des soziologische Rechtsextremismus, der in Einstellungen, Mentalitäten, Denkmustern und Verhaltensweisen, auch Wählerverhalten, zum Ausdruck kommt“. Beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Insgesamt fielen dem nationalsozialistischen Regime mehr als 13 Millionen Menschen zum Opfer (Roma und Sinti, Euthanasieopfer, Deportierte, geistig wie körperlich Behinderte, Homosexuelle, Politisch Andersdenkende,...) davon 6 Millionen Jüd_innen.

Das rechte Lager in der

FPÖ - Freiheitliche Partei Österreichs Die FPÖ hat mehrmals am äussersten rechten Rand angestreift und hat sich bis heute nicht strikt vom Nationalsozialismus bzw. den Nationalsozialisten innerhalb der Partei distanziert. Die FPÖ schafft dabei eine Integration der extremen Rechten in die bestehenden Parteistrukturen. (Grossteil der FPÖ-Politiker; 5/6 aus dem FPÖ-Vorstand kommen aus deutschnationalen Burschen-

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deutschnationalen Burschenschaften, etc.). Ursprünglich ging die FPÖ aus dem Verband der Unabhängigen (VdU) hervor, der von Anfang ein Sammelbecken von Altnazis darstellte. Seit dem Parteitag 1986 führt der rechtere Flügel der FPÖ – jener der von deutschnationalen Burschenschaftern geführt wird – die Partei an. Bis heute hat keine Distanzierung mit dem Rechtsextremismus stattgefunden. So wird heute noch innerhalb der FPÖ Personen gedacht, die die Partei, beispielsweise als Parteiobmänner, geführt haben und Mitglied von Organisationen der NSDAP, aber auch der NSDAP selbst, waren, wie zum Beispiel Anton Reinthaller (erster Parteiobmann der FPÖ), Otto Scrinzi und viele mehr. Im Folgenden einige Beispiele von Aussagen führender FPÖ Politiker_innen als Beleg für ihre fragwürdigen Ansichten.

Susanne Winter (Spitzenkandidatin für den Grazer Gemeinderat) bezeichnet im Zuge des FPÖ Neujahrstreffen 2008 den Propheten Mohammed

als „Kinderschänder und den Islam als “totalitäres Herrschaftssystem”. Den Koran solle Mohammed in “epileptischen Anfällen” geschrieben haben. Graz drohe des weiteren ein “muslimischen Einwanderungs-Tsunami” und die “schleichende Islamisierung”.

Herwig Kampel hatte im Jahr 2005 Wehrmachtsdeserteure als “zum Teil Kameradenmörder” bezeichnet und von einer “Naziverfolgung” in der Nachkriegszeit gesprochen. Diese Aussage kostete Kampl das Amt des Bundesratspräsidenten.

Im Zuge der Landtagswahlkampfs in der Steiermark 2010, liess die FPÖ mit einem rassistischen Online Spiel aufhorchen. Das „AntiMinarett Spiel“ unter dem Namen „Moschee Baba“ ermöglicht es, mit einem Zielkreis Minarette und Moscheen in Graz zu verhindern. Laut Gerhard Kurzmann, Spitzenkandidat der FPÖ, solle das Spiel dazu dienen, „die Jugend auf die Probleme aufmerksam zu machen“.

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Am 13. Juni 2009 sammelten sich in Wien-Josefstadt vor dem Cafe Hummel die Teilnehmer_innen zum Spaziergang der SJ Wien zu den einzelnen Burschenschaften, um dort Wissenswertes über deren menschenverachtende Ideologie zu hören. Damals attackierten plötzlich etwa zehn Angreifer die Kundgebung und schrien dabei den beliebten Neonazi-Kampfruf “frei, sozial, national!”. Einer der Angreifer war Sebastian Ploner ein, seines Zeichens „Alter Herr“ der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia, die schon mehrmals wegen Rechtsextremismus verboten wurde und auch am Südtirol-Terror massiv beteiligt war. Jüngstes Beispiel für fragwürdige Verbindungen zwischen der FPÖ und der extremen Rechten, ist der Fall Königshofer. Der FPÖ Abgeordnete zum Nationalrat erhielt ein markiertes Mail, welches wenige Tage später auf der rechtsextremen Seite alpendonau aufscheint. Er war in den 1970er Jahren auch Mitglied der rechtsextre-

men und, inzwischen verbotene Partei, NDP. “... Erkundigen Sie sich doch einmal bei den Beamten über die Art der Schwarzafrikaner. Sie schauen nicht nur anders aus, wie Sie heute gesagt haben, sondern sie sind auch anders, und zwar sind sie ganz besonders aggressiv. Das liegt offensichtlich in der Natur dieser Menschen. Sie sind meistens illegal da, sind meistens Drogendealer, und sie sind ungeheuer aggressiv ... “ – Patrik - Pablé (FPÖ), Frühjahr 99 im öster. Parlament

Teilorganisationen der FPÖ versuchen erst gar nicht sich von den extremen Rechten abzugrenzen. Dem RFJ (Ring freiheitlicher Jugendlicher) und dem RFS (Ring freiheitlicher Studenten) wurde in zahlreichen, durch engagierte Journalist_innen aufgedeckten Fällen die Nähe zum Rechtsextremismus nachgewiesen.

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Burschenschaften Sind Verbindungen, die aus Studenten und ehemaligen Studenten einer Hochschule bestehen. An ihnen dürfen nur Männer partizipieren und sie werden von verschiedensten Institutionen, wie beispielsweisse dem Dachverband Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft. Man unterscheidet innerhalb der Burschenschaften pflichtschlagende, fakultativ schlagende und nichtschlagende. Burschenschaften charakterisieren sich dadurch, dass sie reine Männer Vereine sind und nur für Österreichische Staatsbürger offen sind. Je nach politischer Coleur (von ÖVP Burschenschaften wie dem Mittelschülerkartellverband (MKV) bis zu den schlagenden Burschenschaften) unterscheiden sich die Einstellungen zur Religion (von stramm katholisch, bis religionskritisch) sowie die Einstellung zu Österreich (von patriotisch österreichisch bis Deutsche Einheit als Idealvorstellung). Allen Burschenschaften gemein ist das militaristische Auftreten (Exerzieren, tragen von Säbeln, Trinkritualen, etc.) Eine der bekanntesten Veranstaltungen

der rechten Burschenschaften ist der WKR Ball. Der WKR Ball findet jetzt unter dem Namen Akademikerball statt. Der Ball dient als Ort der Vernetzung für die europäische rechtsextreme Szene, unter anderen waren prominente Besucher_innen, wie Jean-Marie le Pen und seine Tochter Marine le Pen vom Front national, Otto Scrinzi, der von sich selbst behauptet „Ich war schon in der NSDAP rechts!“ und natürlich Vertreter_innen der FPÖ: Gudenus, Rosenkranz, Graf, Strache, Jung, Guggenbichler,...

Pflichtschlagend ... bedeutet, dass der Bund von jedem Mitglied das Schlagen einer bestimmten Mindestzahl von Mensuren verlangt. Fakultativ schlagend ... (oder auch freischlagend) heisst, dass es die Verbindung ihren Mitglieder freistellt zu fechten bzw. dass der Verband seinen Mitgliedsbünden das Fechten freistellt. In der Praxis kann dies von “praktisch pflichtschlagend” über “ab und zu fechten” bis “praktisch nichtschlagend” gehen.

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Nichtschlagend ... sind Bünde, die dem Mensurfechten ablehnend gegenüberstehen. Teilweise aus religiösen Gründen (katholische Verbände) oder aus anderen Gründen. Die Burschenschaften sind unter dem Dachverband Deutscher bzw. Österreichischer Burschenschaften organisiert. Sie definieren sich als deutschnational und bekennen sich zu einem Grossdeutschen Reich. Schon seit den ersten Burschenschaften, hatten diese antisemitische Tendenzen, so verbrannten sie am 1. Wartburgfest Werke jüdischer Autor_innen. („Das war ein Vorspiel - nur dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” (Heinrich Heine 1921)) Wie viel Einfluss und Bedeutung Burschenschaften im Nationalsozialismus hatten, zeigt sich an den vielen Nationalsozialisten, die eng an Hitlers Seite standen, wie Josef Mengele, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Irmfried Eberl usw. Generell gliederten sich ein Grossteil der deutschnationa-

len Burschenschafter in die NSDAP und ihre Organisationen freiwillig und gewollt ein. So verfasste die Burschenschaft Vandalia ein Rundschreiben als Aufruf, sich der NSDAP anzuschliessen, welchem auch gefolgt wurde.

Burschenschaft Olympia Die deutschnationale Burschenschaft Olympia soll hier nur stellvertretend für andere Burschenschaften und deren Einfluss in Österreich stehen. Laut der „Heimseite“ (Bezeichnung für Homepage) baut die Olympia auf „germanistische”, wie “arministische” Werte auf und verfolgt jene „deutschsittlichen und nationalpolitischen Werte des Benehmens und des Anstandes und der politischen Betätigung, welche in EHRE, FREIHEIT, VATERLAND...“ angelehnt sind. Alleine diese Zeilen lassen schon auf die politische Einstellung der Burschenschaft schliessen, deren wohl damals prominentestes Mitglied, der dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) war.

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Weitere Organisationen und Medien Die Aula 8010 Graz, Merangasse 13 1951 - 1952: Der freiheitliche Akademiker - Mitteilungsblatt des Akademikerver bandes Österreichs, ab 1952: Aula. Das freiheitliche Magazin Während die rote Justizministerin Maria Berger - ob ihres Fanatismus ‘gegen Rechts’ bei Nationalen bisweilen mit Ex-’DDR’-Justizministerin Hilde Benjamin verglichen - vorgibt, Österreichs überfüllte Gefängnisse auszudünnen, macht sie das Gegenteil. So beantragte sie die Verhaftung des seit 15 Jahren in Spanien lebenden Dichters und Dissidenten Gerd Honsik. (Aula 9/2007, S. 7)

Kameradschaft IV (KIV) Die Kameradschaft ist eine noch immer mitgliederstarke, Ortsgruppen und Landesverbände umfassende, rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. Die K IV versucht, die Waffen-SS, die vom Nürnberger Gerichtshof als Teil der SS zu einer verbrecherischen Organisation erklärt wurde, als

vierten Wehrmachtsteil und damit als unbedenklich hinzustellen und leitet ihren Namen daraus ab.

Kritische Demokraten/fakten Rechtsextreme Kleinpartei mit Bindegliedfunktion zwischen der rechtsextremen und neonazistischen Szene und der FPÖ. Der ehemalige NDP-Aktivist und nunmehrige Vorsitzende der Kritischen Demokraten Horst Jakob Rosenkranz avancierte in den letzten Jahren zu einer der zentralen Figuren der rechtsextremen Szene Österreichs und kooperiert mit einer Vielzahl einschlägig bekannter Gruppen und Einzelpersonen. “[...] Türken, Tschetschenen, Asiaten, Zigeuner und Neger bleiben uns fremd. Europa darf kein Multikulti-Babylon werden. Das Nein der Schweizer zum Umvolkungssymbol Minarett hat die Völker in ganz Europa wach gerüttelt. Ähnliches hat Wien bewirkt, als es 1529 und 1683 den Türkensturm gegen das Abendland abwehrte. Doch jetzt sind die Fremden nicht mehr vor unseren Mauern, sondern mitten unter uns EU und Politverräter haben die Tore weit aufgerissen. Die Frem-

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den kommen nicht mit wilden Heerscharen, sondern Schritt um Schritt auf leisen Sohlen und listig gelenkt von hintergründigen Mächten.” (Walter Marinovic, fakten 12/20091/2010, S. 5)

ÖTB - Österreichischer Turnerbund Der ÖTB ist eine der grössten Turnvereine des Landes und kann nicht per se als rechtsextrem bezeichnet werden. Auffallend ist jedoch, dass sich der ÖTB nach wie vor auf die Diktion von Turnvater Jahn (Burschenschafter und Begründer der körperlichen Ertüchtigung) stützt. Er stützt sich auf „völ-

kischen Nationalismus“ und äussert sich abfällig über die „Ausländerei”: Viele Mitglieder des ÖTB wissen nicht über die abwegigen politischen Einstellungen der höheren Funktionär_innen Bescheid. Folgendes Zitat ist aus Zeitungen des ÖTB entnommen und zeigen das wahre Gesicht des „Turnvereins“. „Viele Behauptungen über das Dritte Reich entstammen der Kriegspropaganda und sind masslos übertrieben. Und wie soll der Laie erkennen können, ob tatsächlich 6 Millionen Juden vergast worden sind, oder nur 300.000?“ („Der Junge Bund“ 4/78)

Antifaschistische Organisationen und Bündnisse: • AKS (Aktion Kritischer Schüler_innen) • Antifaschistische Aktion • DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) • Gemeinsam gegen Rechts • NoWKR (No Wiener Akademiker Ball) • Offensive gegen Rechts • SJ (Sozialistische Jugend) • VSStÖ (Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich)

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GET ACTIVE !

Gerade wenn man von Rassismus spricht, ist es wichtig, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Ist man an diesem Punkt „der Erkenntnis“ angelangt, drängt sich verständlicher Weise die Frage „Aber was kann ich denn schon machen?“ auf.

die Schule sein. Konsequentes antirassistisches Auftreten zieht sich aber durch alle Bereiche deines Lebens. Also genauso auf der Strasse beim Heimweg, etc.

Selbstverständlich ist Rassismus (und die verwandten Abwandlungen) ein so weit verbreitetes Phänomen, dass es nicht von einer Person gänzlich ausgelöscht werden kann. Versucht man aber, eine Art Domino-Effekt zu erzielen, ist der Kampf für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft nicht aussichtslos. Am leichtesten lässt sich das verändern, worauf du auch Einfluss hast – sprich dein Umfeld. Fang‘ dort an, die Veränderung zu sein, wo du gehört und akzeptiert wirst – das ist am einfachsten. Für viele von euch werden das vermutlich Freund_innen, die Familie oder auch

Hin und wieder passiert es, dass man Zeug_in von verbalen oder sogar tätlichen Angriffen wird. In solchen Fällen ist Zivilcourage gefragt. Doch das ist verständlicher Weise nicht immer einfach, denn wer traut sich schon z.B. in eine Schlägerei ein zu greifen? Aber selbst das ist zu lernen ... Da dieser Fall jedoch nur sehr unwahrscheinlich ist, wollen wir Reaktionstipps vor allem auf verbale Attacken und Entgleisungen geben. So oder so, Motiv für dein Einschreiten sollten immer das Opfer bzw. nicht gefestigte Passant_innen sein. Indem wir uns unsere Ängste und Handlungsgrenzen

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Zivilcourage


bewusst machen, erfahren wir gleichzeitig auch mehr über den Bereich unserer vielfältigen Möglichkeiten, der zwischen diesen Grenzen liegt und oft unterschätzt wird. Durch Vorbereitung, in Rollenspielen und konkreten Übungen, können wir neue Antworten auf Konfliktsituationen entdecken und Schlagfertigkeit trainieren. Der Mut, sich etwas sagen zu trauen, kommt dann von selbst. Patentrezepte gibt es ohnehin nicht, daher

ist wichtiger, dass du handelst, statt wie du handelst.

Vorbereiten Bereite dich auf mögliche Situationen vor: Spiele Szenarien und Abläufe für dich allein oder besser mit anderen durch. Werde dir grundsätzlich klar, was alles möglich ist und zu welchem persönlichen Risiko du bereit bist.

Einschätzung der Situation In welcher Situation wurde die Äusserung gemacht? • Handelt es sich um eine gezielte Provokation oder einen „Ausrutscher“ • Geht es um einen konkreten Konflikt oder reagiert sich jemand aufgrund anderer Probleme ab? • Wer hat davon mitbekommen? • Wer hat die Äusserung gemacht?

Bei letzter Frage ist besonders dann zu reagieren, wenn die Person angesehen ist und/oder als Autorität (Lehrer_in, Direktor_in) gilt, da ihnen eher geglaubt wird.

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Wie ist die eigene Position? • Bin ich im konkreten Umfeld bekannt? • Wer würde mich unterstützen? • Wie wären die Kräfteverhältnisse? Was will ich erreichen? • Soll der_die andere einfach nur den Mund halten, oder ist es wichtig, dass die Sache jetzt thematisiert wird? • Will ich seine_ihre Einstellung ändern oder will ich gegenüber Anwesenden zeigen, dass diese Aussage nicht so stehengelassen werden kann? Einschätzung der eigenen Möglichkeiten Was sind meine Stärken und Schwächen in dieser Situation? Habe ich die Zeit, ausführlich darauf zu reagieren? Wenn eine konkrete Person angegriffen wird: Nehme ich eine rein beschützende Haltung ein (und mache den_die Betroffene_n somit zu einem Objekt), oder versuche ich den_die Betroffene zu stärken? Selbstbewusst und ruhig auftreten Wenn du ruhig bleibst, bist du erstens in deinen Handlungen kreativer & effektiver und zweitens wirkt ein entspanntes Verhalten auch auf andere

Beteiligte beruhigend. Selbstbewusstsein ist notwendig, um dem_der „Angreifenden“ die tonangebenden Rolle wegzunehmen. Aktiv werden! Das wichtigste ist, sich von der eigenen Bequemlichkeit/ Angst nicht lähmen zu lassen. Eine Kleinigkeit zu tun ist besser, als über grosse Held_innentaten nachzudenken. Zeig, dass du bereit bist, die Situation so nicht hinzunehmen! Oft reicht ein Schritt, ein kurzes Ansprechen um die Situation massg� geblich zu verändern. Das kann wiederum andere anregen, sich selbst einzuschalten.

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Du kannst auch nicht direkt Beteiligte ansprechen und sie so zu einer Positionierung bringen. Sprich dabei möglichst nicht „die anonyme Masse“, an sondern viele Einzelpersonen. Viele Menschen sind nicht bereit, den ersten Schritt zu machen, reagieren aber, sobald ihn jemand anderes gemacht hat.

Nicht drohen oder beleidigen! Mache keine geringschätzigen Äusserungen und versuch auch nicht den_die Andere_n einzuschüchtern, zu bedrohen oder in Angst zu versetzen, weil ansonsten du als der_die „Angreifende“ handelst bzw. wahrgenommen wirst.

Geh aus der dir zugewiesenen Opferrolle! Wenn du selbst angegriffen wirst, verhalte dich nicht unterwürfig! Sei dir im klaren und zeige auch, was du willst. Ergreife die Initiative um die Situation in deine Hand zu bekommen. Schreib dein eigenes Drehbuch und werde vom Objekt zum Subjekt!

In einer Gewaltsituation: Vermeide möglichst jeden Körperkontakt! Wenn du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, die Angreifer_innen anzufassen, es sei denn, ihr seid in der Überzahl, sodass ihr jemanden beruhigend festhalten könnt. Seid euch aber im klaren, dass Körperkontakt in der Regel eine Grenzüberschreitung ist, die zu weiterer Aggression führt. Wenn nötig, nimm lieber direkten Kontakt zum Opfer auf.

Was kann ich in meinem Umfeld tun? Deine Freund_innen und deine Familie spielen vermutlich den wichtigsten Part in deiner Entwicklung. Deine Eltern lehren dich, was „gut“ und was „böse“ ist, tragen also wesentlich dazu bei, welche Vorurteile du selbst hast. Bei deinen Freund_innen ist das nicht anders. Nur, dass es meistens nicht ganz so offensichtlich ist. Ein Freundeskreis nimmt gegenseitig bestimmte Ver-

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haltensformen an, jede_r lernt von jedem_jeder und somit lernt jede_r deiner Freund_innen auch von dir! Du kannst ein Thema zum Thema machen! Merkst du, dass manchen deiner Freund_innen ihre Vorurteile nicht bewusst sind, mache sie darauf aufmerksam. Bringe z.B. die im ersten Teil vorkommenden Diskussionsfragen beim Fortgehen, beim Mittagstisch, etc. ein! Sei unbequem, konfrontiere dein Umfeld mit Alltagsrassismus und Vorurteilen, auch wenn’s z.B. dein_e Freund_in ist, auch wenn du es dir damit nicht immer einfacher machst (Schulautoritäten …). Bewusstsein wird vor allem durch Diskussionen erreicht, dass Missstände benannt werden bzw. nicht jedes Fehlverhalten (belächelnd) hingenommen wird. Frag nach Handlungsmotiven, Informationsquellen, …

Was kann ich in meiner Klasse tun? Vor allem bis Ende der Unterstufe spielen sich die meisten sozialen Kontakte innerhalb des Klassenzimmers ab. Hier werden Normen vermittelt, Verhaltensweisen erlernt und geprägt. Lehrer_innen bestimmen was richtig und was falsch ist, Schüler_innen, was „cool“ usw. ist. Jede_r Schüler_ in kann aber aktiv teilnehmen, bestimmte Verhaltensweisen, Denkmuster, etc. zu „installieren“. Somit liegt es an dir, antirassistisches Bewusstsein innerhalb deines Klassenzimmers zu verankern und bewusst zu machen. In Ausnahmesituationen kann dieses „zum Thema machen“ allerdings schlafende Hunde wecken und die Situation verschlechtern, und zwar dann, wenn einige Personen bereits offen rassistisch sind und sie es schaffen, ihre Position durchzusetzen! Mach Antirassismus zum Thema! Weise Lehrer_innen und Schüler_innen auf fremdenfeindliche Aussagen hin, kritisiere Schulbücher oder Texte, die rassistische Meinungen wie-

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dergeben, reagiere auf Vorurteile deiner MitSchüler_innen und Leher_innen, indem du sie vom Gegenteil überzeugst. Wenn es konkrete Fälle von Fremdenfeindlichkeit gibt, besprecht diese in der Klasse, eventuell in einer eigenen Stunde mit einem_einer weitgehend neutral wahrgenommen Moderator_in. Dokumentiere Vorfälle an deiner Schule und schicke sie uns an aks@aks.at (sie werden absolut anonym behandelt)! Nur, wenn gezeigt werden kann, dass es keine Einzelfälle sind, wird das Problem wahrgenommen und kann verändert werden!

Was kann ich in meiner Schule tun? So wichtig es ist, in der eigenen Klasse aktiv zu sein, so wichtig ist dies auch für deine gesamte Schule. Die Schule ist Lebensraum, und den gilt es (wie auch im Grossen die Gesellschaft) zu gestalten. Toleranz, Demokratie, Abbau von Vorurteilen etc. kommen nicht von selbst, sondern müssen genau so wie andere Dinge gelernt

und geübt werden. In zahlreichen Schulen Österreichs gab es bereits so genannte Workshoptage. Workshoptage können so funktionieren, dass Vertreter_innen verschiedener Organisationen (von der Asylkoordination, über die Evangelische Flüchtlingshilfe bis zur AKS) einen Tag lang Workshops halten. Die Schüler_innen sollen sich über ihre eigenen Vorurteile bewusst werden, und das vor allem mit Hilfe von eigenständigem spielerischem Erarbeiten. Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten, antirassistisch aktiv zu sein – veranstalte einen Schreib- oder Fotowettbewerb zu dem Thema, ein cross the borders-Schulfest, eine Podiumsdiskussion, ein Artikel in der Schüler_innenzeitung, die Beteiligung an der jährlichen europaweiten AntiRassismus Action Week (Höhepunkt am 21. März), Verteilen von Infoflyern, Aktionen vor der Schule … die Liste ist lang und deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

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Aktion – Reaktion: Fragen! Wer fragt, steuert die Situation. Einfache Fragen wie „Glauben Sie das wirklich?“, „Wie kommen Sie auf so was?“, „Was ist Ihre Motivation, so etwas zu behaupten?“ oder „Was meinen Sie konkret?“ bzw. „Können Sie das konkretisieren?“ können den_die „Angreifende_n“ schon aus dem Konzept bringen. Konsequentes Fragen nach dem Ursprung der Bemerkung bietet oft Anknüpfungspunkte für wirkliche Diskussionen, setzt allerdings ein längeres Gespräch und manchmal auch grosses Wissen voraus. Dabei können auch Probleme auf anderer, meist psychologischer Ebene zum Vorschein kommen, die eher eigentlicher Grund für das rassistische Verhalten sein können. Diskussionen auf Sachebene bzw. Sachargumente werden dann wirkungslos bleiben. In Ausnahmesituation können als letzter Ausweg nach einer Diskussion auf einer sachlichen Ebene oder Veröffentlichung des Falles auch rechtliche Schritte in Gang gesetzt werden.

Rassismus und Diskriminierung sind allgemeine gesellschaftliche Probleme und somit auch in der Schule als Teil der Gesellschaft allgegenwärtig und fängt nicht erst dann an, wenn es bereits zu spät ist, nämlich wenn bereits konkrete Probleme existieren. Also warum zusehen bis es dazu kommt? Zur Organisation wende dich am besten an deine Schüler_innenvertretung (SV) oder direkt an uns – wir stehen dir gerne unterstützend zur Seite. Die SV deshalb, weil sie es oft leichter hat, etwas im Schulleben einzubringen, da sie im zuständigen Gremium, dem Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) teilnimmt und meist einen besseren Draht zu Lehrer_innen bzw. Direktor_in hat. Wenn vor allem letztere_r dafür nicht so aufgeschlossen sind, solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen. Versucht es im SGA, beschliesst eure Ideen in der Klassensprecher_innenkonferenz, informiert alle Schüler_innen und Lehrer_innen und verbreitet das Thema durch eine Aktion in den Lokalmedien ... durch diese Mittel wird es für den_die

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Direktor_in schwieriger, sofort alles abzulehnen was von euch kommt. Die SV hat einen weiteren Vorteil, nämlich dass sie überregional in der Landesschüler_innenvertretung (LSV) zusammengefasst ist. Je nach Bundesland gibt es zwar riesige Unterschiede, aber dort wo etwas passiert, können Antirassismus-Aktivitäten auch auf Landesebene ausgeweitet werden. Ausserdem können Kontakte zu anderen Schulen geknüpft werden, wo ähnliches ablaufen kann wie bei euch.

wir früh genug davon wissen. Der konkrete Ablauf richtet sich nach euren Wünschen bzw. nach der zur Verfügung stehenden Zeit und ist ungefähr so wie das 1. Kapitel dieser Broschüre aufgebaut. Allerdings geht es nicht um trockene Wissensvermittlung, sondern der Workshop besteht hauptsächlich aus Übungen, Gruppenarbeiten, Video(s) und Dis-kussionen – nach dem Prinzip learning by doing. Vermutlich wichtigster Teil ist die Auseinandersetzung mit Vorurteilen. Bei Interesse nimm mit uns Kontakt auf – alles weitere klären wir dann in Folge!

Workshops gegen Rassismus Anti-Rassismus-Workshops bieten wir nun seit 2001 an. Je nachdem, wie viel Stunden in eurer Klasse/Schule möglich sind, dauern sie 2 Stunden bis hin zu 3 vol-len Tagen. Die Organisation liegt grossteils bei euch, Kosten fallen keine an. Da mittlerweile weit über 100 Schüler_innen als Trainer_innen ausgebildet wurden, können wir meistens bis zu 15 WS gleichzeitig halten - sofern

Aktionen gegen Rassismus Aktionen verbildlichen ein komplexes (politisches) Thema und sollten mit Info - Flyern ergänzt werden. Mittels kleinerer Aktionen vor Schulen lässt sich relativ leicht sowohl schulische als auch mediale Öffentlichkeit schaffen. Die AKS hat Flyervorlagen für Antirassismus-Aktionen, die du per mail (aks@aks.at) bestellen kannst!

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Es gibt drei Typen von Aktionen Symbolische Events: Physische Aktionen: Konzerte, Aktionen, denen Aktionen: Fotos, z.B. CastortransAktionen, in denen Aktionen, porte aufgehalten etwas dar- oder etc. werden, indem sich nachgestellt wird, Aktivist_innen vor um Medien und/ die Gleise legen. oder Passant_innen anzusprechen. Die Inhalte und Zielsetzungen aufmerksam werden und stemüssen klar formuliert und vor- hen bleiben). Alle Botschaften bereitet sein, mit dem Ablauf sollen sich auf ein bestimmtes und der Art der Aktion über- Thema fixieren. einstimmen und aus leicht verständlichen Botschaften bestehen. Alle, die sich an der Aktion Vorbereitung beteiligen, müssen wissen, wo- Anmeldung bei der Polizei (da rum es geht um Passant_innen sind die Fristen in jedem Bundesauf der Strasse Fragen be- land anders, aber auf alle Fälle antworten zu können. Wichtig so früh wie möglich). Du musst für den Inhalt ist ein gewisser genau angeben, was alles ge„News-value“ – und im Idealfall plant ist, von wann bis wann die persönliche Betroffenheit beim Aktion dauern wird und wo sie „Publikum“ (Menschen müssen genau stattfinden wird. •

Eventuell Flyer layouten und ein paar Menschen organisieren, die diese verteilen, um schon im Vorhinein auf die Aktion aufmerksam zu machen.

Unmittelbar nach der Aktion eine Presseaussendung rausgeben (am besten mit Fotos von der Aktion) – darin noch einmal klar festhalten, wieso diese Aktion organisiert wurde, wer sie durchgeführt hat und was dabei passiert ist. Kontakt für Rückfragen angeben!

Ansprechperson für Journalist_innen während der Aktion

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Privilegien-Checkliste Rassismus Menschen, die gesellschaftlich privilegierter sind, haben in den meisten Lebensbereichen Vorteile aufgrund ihrer hellen Hautfarbe. Das sind eben alle Leute, die als weiss wahrgenommen werden. Auch genannt white privilege. Menschen, mit dunklerer Hautfarbe, bzw. nicht-weisser Hautfarbe, leiden dementsprechend unter Nachteilen in fast allen Bereichen des Lebens. Diese Checkliste soll verdeutlichen, in welchen Lebenssituationen dies wirklich auftaucht und soll dir vor allem, die Möglichkeit geben, deine Privilegien zu checken! 1.

Wenn ich umziehen müsste, kann ich ziemlich sicher sein, dass ich in einer Gegend, die ich mir leisten kann, Wohnungen mieten oder kaufen kann, in denen ich leben möchte.

2.

Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass meine Nachbar_ innen an einem solchen Ort für mich neutral oder angenehm sein werden.

3.

Ich kann die meiste Zeit alleine einkaufen gehen, ziemlich sicher, dass ich nicht verfolgt oder belästigt werde.

4.

Ich kann den Fernseher einschalten oder die Titelseite der Zeitung öffnen und sehen, dass die Leute meiner Ethnie breit vertreten sind.

5.

Wenn mir von unserem nationalen Erbe oder von „Zivilisation“ erzählt wird, wird mir gezeigt, dass Menschen meiner Hautfarbe es zu dem gemacht haben, was es ist.

6.

Ich kann sicher sein, dass meine Kinder Lehrmaterial erhalten, das von der Existenz ihrer Ethnie zeugt.

7.

Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass meine Stimme in einer Gruppe gehört wird, in der ich das einzige Mitglied meiner Ethnie bin.

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Privilegien-Checkliste Rassismus 8.

Ich kann in einen Musikladen gehen und darauf zählen, die Musik meiner Ethnie, in einem Supermarkt die Grundnahrungsmittel, die zu meinen kulturellen Traditionen passen und in einem Friseur_inladen jemanden, der_die mir die Haare schneiden kann, zu finden.

9. Ob ich Schecks, Kreditkarten oder Bargeld verwende, ich kann mich darauf verlassen, dass meine Hautfarbe nicht gegen den Anschein finanzieller Zuverlässigkeit wirkt. 10.

Ich kann meine Kinder meistens vor Leuten schützen, die meine Kinder vielleicht nicht mögen.

11.

Ich muss meine Kinder nicht dazu aufklären, systematischen Rassismus für ihren täglichen physischen Schutz zu kennen.

12.

Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass die Lehrer_innen und Arbeitgeber_innen meiner Kinder sie tolerieren, wenn sie den Schul- und Arbeitsplatznormen entsprechen. Meine Hauptsorgen drehen sich nicht um die Einstellung anderer zu ihrer Ethnie.

13.

Ich kann mit vollem Mund sprechen ohne, dass Leute dies auf meine Hautfarbe und die nicht vorhandenen Manieren meiner Ethnie zurückführen.

14.

Ich kann fluchen oder Second-Hand-Klamotten anziehen oder Briefe nicht beantworten, ohne dass die Menschen diese Entscheidungen auf die schlechte Moral, die Armut oder den Analphabetismus meiner Ethnie zurückführen.

15. 16.

Ich kann öffentlich mit einer starken männlichen Gruppe sprechen, ohne, dass meine Ethnie eine Rolle darin spielt. In einer herausfordernden Situation kann ich mich gut behaupten, ohne dass mir jemand sagt, dass das gut für „jemanden meiner Ethnie“ war.

17.

Ich werde nie gebeten, für alle Leute meiner Ethniengruppe zu sprechen.

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Privilegien-Checkliste Rassismus 18.

Ich kann die Sprache und Bräuche der People Of Color, die die Weltmehrheit ausmachen, nicht beachten, ohne in meiner Kultur eine Strafe für diese Vergessenheit zu empfinden.

19.

Ich kann unsere Regierung kritisieren und darüber sprechen, wie sehr ich ihre Politik und ihr Verhalten fürchte, ohne als kulturelle_r Aussenseiter_in zu gelten.

20.

Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass ich auf eine Person meiner Ethnie treffen werde, wenn ich mit dem „Verantwortlichen“ sprechen möchte.

21.

Wenn mich ein Verkehrspolizist an den Rand zieht, kann ich sicher sein, dass ich nicht wegen meiner Ethnie aus gewählt wurde.

22.

Ich kann leicht Poster, Postkarten, Bilderbücher, Grusskarten, Puppen, Spielzeuge und Kinderzeitschriften kaufen, die Leute meiner Ethnie zeigen.

23.

Ich kann von den meisten Meetings von Organisationen, zu denen ich gehöre, nach Hause gehen, anstatt mich isoliert, abwegig, unterlegen, ungehört, ferngehalten oder gefürchtet zu fühlen.

24.

Ich kann mir ziemlich sicher sein, dass eine Auseinander setzung mit einem_r Kolleg_in einer anderen Ethnie eher seine_ihrer Aufstiegschancen als meine gefährdet.

25.

Wenn ich erkläre, dass es ein Rassismusproblem gibt, oder dass es kein Rassismusproblem gibt, wird meiner Ethnie für beide Positionen mehr Glaubwürdigkeit verliehen, als einer Person mit dünklerer Hautfarbe.

26.

Meine Kultur gibt mir nicht den Eindruck, Angst haben zu müssen, wenn ich die Perspektiven und Kräfte der Menschen anderer Ethnien ignoriere.

27.

Mir wird nicht passieren, dass meine Form, mein Körper geruch oder meine (un-) gepflegtes Aussehen von jemanden auf meine Ethnie zurückgeführt werden.

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Privilegien-Checkliste Rassismus 28.

Ich kann mir Sorgen über Rassismus machen, ohne als selbstinteressiert oder selbstsüchtig gesehen zu werden.

29.

Ich kann einen Job bei einem_r bejahenden Arbeitge ber_in annehmen, ohne dass meine Kolleg_innen den Verdacht haben, dass ich sie wegen meiner Ethnie be kommen habe.

30.

Wenn mein Tag, meine Woche oder mein Jahr schlecht läuft, muss ich nicht nach jeder negativen Episode oder Situation fragen, ob es rassische Hintergründe gegeben hat.

31.

Ich kann ziemlich sicher sein, Leute zu finden, die bereit sind, mit mir zu sprechen und mich über meine nächsten Schritte im Karrierebereich zu beraten.

32.

Ich kann über viele Optionen nachdenken, ob sozial, politisch, einfallsreich oder professionell, ohne zu fragen, ob eine Person meiner Ethnie akzeptiert wird oder tun darf, was ich will.

33.

Ich kann zu einem Meeting zu spät kommen, ohne die Verspätung über meine Ethnie zu reflektieren.

34.

Ich kann öffentliche Unterkünfte wählen, ohne zu befürchten, dass Menschen meiner Ethnie an den von mir ausgewählten Orten nicht hineinkommen können oder misshandelt werden.

35.

Ich kann sicher sein, dass meine Ethnie nicht gegen mich wirkt, wenn ich rechtliche oder medizinische Hilfe brauche.

36.

Ich kann meine Aktivitäten so gestalten, dass ich aufgrund meiner Ethnie nie ein Gefühl der Ablehnung er leben muss.

37.

Wenn ich als Anführer_in wenig glaubwürdig bin, kann ich sicher sein, dass meine Ethnie nicht das Problem ist.

38.

Ich kann leicht akademische Kurse und Institutionen finden, die nur den Menschen meiner Ethnie Aufmerksamkeit schenken.

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Privilegien-Checkliste Rassismus 39.

Ich kann erwarten, dass Bildsprache und Figurensprache in allen Künsten die Erfahrungen und Geschichte meiner Ethnie bezeugen.

40.

Ich kann Fleckenabdeckungen oder Bandagen in „Fleischfarbe“ auswählen und sie mehr oder weniger auf meine Haut abstimmen lassen.

41.

Ich kann alleine oder mit meinem_r Ehepartner_in reisen, ohne auf Peinlichkeit oder Feindseligkeit bei denen, die mit uns zu tun haben, zu rechnen.

42. Meine Kinder erhalten Texte und Klassen, die unsere Art von Familieneinheit implizit unterstützen und sie nicht gegen meine Wahl der häuslichen Partner_innenschaft richten. 43.

Ich werde mich in den üblichen öffentlichen, institutio nellen und sozialen Bereichen (Schule, Uni, Arbeit, Kino, Supermarkt, Ämter,..) willkommen und „normal“ fühlen.

Checkliste in abgeänderter Form von: https://projecthumanities.asu.edu/content/white-privilege-checklist

Ich habe

/43 Privilegien in Sachen Rassismus.

43 = sehr privilegiert 0 = gar nicht privilegiert

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Glossar Antifaschismus: die politische Ablehnung des Faschismus und möglicher Entwicklungen dorthin. Ursprünglich in den 1920er-Jahren als „antifascismo“ in Italien entstanden, bezeichnete der Ausdruck bald auch die Bekämpfung anderer rechtsgerichteter Diktaturen, vor allem die des deutschen Nationalsozialismus. Die allgemeinere Bedeutung blieb nach 1945 bestehen. Antisemitismus bezeichnet eine Ideologie, die Menschen mit jüdischem Religionsbekenntnis bestimmte Eigenschaften zuschreibt (habgierig, hinterhältig, kontrollieren die Welt, etc.) verbunden mit körperlichen Merkmalen (krumme Nasen etc.) Apartheid ist die Bezeichnung der Zeit von Rassentrennung in Afrika (speziell in Südafrika), also einer Zeit von struktureller Diskriminierung und Trennung von Schwarzen und Weissen Assimilation: Unter Assimilation versteht man einen Prozess, der dazu führt, dass sich Eigenschaften von Gruppen und Einzelpersonen, die als anders bewertet werden, auflösen und sich den vorherrschenden Bedingungen beugen. Autoritäres Regime: Undemokratischer Regierungsstil, der nicht in das gesamte Leben eingreift. Oppositionelle Bewegungen werden nicht geduldet. Couleur dient als Identitätssymbol, ist eine festgelegte Kombination von Farben, die sich auf allen Kleidungsstücken und Accessoires von Verbindungen und Burschenschaften findet. Diktatur: unumschränkte, andere gesellschaftliche Kräfte mit Gewalt unterdrückende Ausübung der Herrschaft durch eine bestimmte Person, gesellschaftliche Gruppierung, Partei o. Ä. in einem Staat.

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Diskriminierung ist eine Form von Benachteiligung, die in vielfacher Weise vorkommen kann. Meist stützt sich Diskriminierung auf ohnehin benachteiligte Gruppen. Drittes Reich bezeichnet die Zeit von 1933 bis 1945. Auch bekannt als Hitlerregime, NS-Herrschaft oder Naziherrschaft. Faschismus bezeichnete ursprünglich den italienischen Faschismus unter Benito Mussolini, und wird heute als Sammelbegriff für totalitäre, antidemokratische, nationalistische, rechtsextreme Herrschaftssysteme verwendet. Fremdenfeindlichkeit geht über Xenophobie hinaus, impliziert offenes bis zu gewalttätiges Angreifen von einzelnen Personen oder Personengruppen. Homophobie ist die Angst vor homosexuellen Menschen und die damit verbundenen Zuschreibungen & Vorurteile (Pädophilie – Verführung von Kindern, bestimmter Kleidungsstil, Verwendung des Wortes “schwul” als Schimpfwort, etc.) Identität: Summe der Faktoren, die einen Menschen ausmachen. Identität ist ein, sich ständig wandelnder, Prozess und kann bewusst beeinflusst werden. Integration bezeichnet die Miteinbeziehung aller Bevölkerungsgruppen in ein gemeinsames gesellschaftliches Miteinander, ohne Gruppen mit Barrieren an der Partizipation zu hindern und ohne Anpassung an eine Mehrheitsbevölkerung. Islamophobie Angst vor Menschen mit islamischen Glaubensbekenntnis, die mit generalisierenden Äusserungen (“Muslim_ innen sind Terroristen”, “Kopftuchträger_innen sind fundamentalistisch”, etc.) einhergeht. Kultur: Summe von Einflussfaktoren, die bestimmten Räumen zugeordnet werden. Kultur wird von der Rechten als neue De-

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finitionsgrösse herangezogen und als unveränderlichen Unterschied zwischen den Menschen hervorgehoben und dient als Ersatz des überholten “Rasse”-Begriffs. Menschenrechte sind unveräusserliche Rechte aller Menschen, festgeschrieben in der Deklaration der Menschenrechte der UNO, so sollen die universalen Menschenrechte einklagbar gemacht werden. Mensur ist ein traditioneller, streng reglementierter Fechtkampf zwischen zwei männlichen* Mitgliedern verschiedener Studentenverbindungen mit scharfen Waffen. Der fechttechnische Fachbegriff „Mensur“ (von lateinisch mensura, „Abmessung“) bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert einen festgelegten Abstand der Fechter zueinander. Dabei entstehende Wunden/ Narben, „Schmisse“. Nationalsozialismus kam nach dem 1.Weltkrige auf. Ist eine extrem nationalistische, rassistische, imperialistische Bewegung. Adolf Hitlers faschistische Herrschaft ist auf dieser Ideologie aufgebaut. Partizipation: aktive Teilhabe am sozialen Leben und Geschehen in einer Gesellschaft. Rassismus geht von der Annahme aus, dass Menschen äussere Unterscheidungsmerkmale haben die sich auch auf den Charakter auswirken und es damit höherwertige Rassen gibt – wissenschaftlich seit langem widerlegt. Rechtsextrem: es gibt keine einheitliche Definition, Expert_innen sind sich allerdings einig, dass folgende 3 Elemente in rechtsextremen Denken verankert sind: 1) Streben nach einer einheitlichen Volksgemeinschaft, 2) Ablehnung der Demokratie und 3) Bereitschaft zur Gewalt.

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Sexismus: Diskriminierung von Frauen* auf Grund ihres Geschlechts. Totalitäres Regime ist ein undemokratischer Regierungsstil, der in das gesamte politische, persönliche, kulturelle Leben eingreift. Oppositionelle Bewegungen werden nicht geduldet. Hat oft den Anspruch einen „neuen“ Menschen zu schaffen. Vorurteil/Stereotyp: verkürzte und auf einzelne Eigenschaften reduzierte Darstellung von Personengruppen, die das Ziel einer “Wir”/“Ihr” Definition verfolgt. Xenophobie ist die Angst gegenüber Fremden. In Österreich kann nicht von Fremdenfeindlichkeit gesprochen werden, da nicht allen Fremden (Deutschen, etc.) Angst und Vorurteile entgegengebracht werden.

Quellen und Empfehlungen ONLINE www.aks.at nicht nur generell zu empfehlen, sondern beinhaltet diese Broschüre online, eine Artikelsammlung zu Themen wie Antirassismus, Frauendiskriminierung, Globalisierung und eine umfassende Antira-Linkliste für Hintergrundinfos und Online-Recherche. iomvienna.at/ - Internationale Organisation für Migration (IOM) Bildung in Zahlen 2015/16: https://bit.ly/2QiHrVK https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180405_OTS0123/ma2017-die-krone-ist-erneut-die-nummer-1-tageszeitung-anhaenge Jahrbuch Migration Staistik Austria: https://bit.ly/2Ti0VMm www.asyl.at - Asylkoordination Österreich

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https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-flucht-migration-und-integration/das-recht-auf-asyl/ https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/personen-einkommen/index.html www.no-racism.net - Initiative gegen Rassismus jeder Ausformung www.unhcr.at/ - Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen www.sos.at - SOS-Menschenrechte Österreich Vermutlich die ausführlichste online- Statistiksammlung Österreichs im Antira-Bereich -Telefon: 0732 / 777404 www.zara.or.at - ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, jährlicher „Rassismus Report“ www.deserteursberatung.at/ - Deserteurs- und Flüchtlingsberatung www.baobab.at/ - entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle www.friedensbuero-salz.B.urg.at www.politische-bildung.at/ - Servicestelle Politische Bildung zweite Anlaufstelle neben BAOBAB www.verweigert.at/ - ARGE Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit www.schule-fuer-toleranz.de/ Unterrichtsreihe, konkrete Projekte www.united.non-profi t.nl - UNITED Grösste Europäische Antira-Dachorganisation www.eumc.at - Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit www.enar-eu.org - European Network Against Racism www.uni-bamberg.de/efms - „Forum für Migrationsstudien“

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www.helpinghands.at - Helping Hands Anlaufstelle für Rassismusopfer, Erreichbar unter 01 / 310 88 80-10. www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands www.initiative.minderheiten.at - Initiative Minderheiten www.sos-mitmensch.at - SOS Mitmensch Initiative, für die sich viele Prominente Österreichs engagieren. www.vidc.org/ Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit www.zebra.or.at - ZEBRA, über konkrete Hilfe hinaus will ZEBRA für die Einhaltung der Menschenrechte für Flüchtlinge und für Solidarität und Toleranz gegenüber Minderheiten und Bekämpfung jeder Form von Rassismus eintreten. www.oneworld.at - OneWorld Plattform Östereich; In erster Linie eine Seite, die sich mit Entwicklungspolitik, globaler Ungleichheit und indirekt mit Migrationsgründen auseinander setzt. Darüber hinaus behandeln sie einiges über die Situation von Migrant_innen in Österreich. http://www.minorityrights.org/ www.politik-lernen.at/ - Zentrum polis ist die zentrale pädagogische Serviceeinrichtung zur Politischen Bildung in der Schule www.offensivegegenrechts.at - Bündnis antifaschistischer Organisationen

LESEN Infomappe Diskriminierung, 14 Seiten, Verein Anti-Rassismus Informations-Centrum NRW Du schwarz?! – Ich weiss!, 206 Seiten, Barbara Reiner & Elisabeth Reif

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Education Pack, 206 Seiten – Handbuch zur „all different – all equal“-EU-Kampagne 1995 (in Englisch) Global Player (Zeitung) – Medium für Würde, Gerechtigkeit und Demokratie. Eine zweimonatlich erscheinende Zeitung von Migrant_innen aus allen Kontinenten zu migrationspolitischen Inhalten. Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge in Österreich, (214 Seiten, 2010) Buch von Heinz Fronek (Asylkoordination), beinhaltet konkrete Fallbeispiele, sowie rechtliche Regelungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) „Das Tagebuch der Anne Frank“ – Anne Frank „Grossvater und das vierte Reich“ - Carolin Philipps

Film und Video Schwarzfahrer, 1992, 12 min Kurzfilm (verbale Attacken mit kreativer Konfliktlösung), dessen Schwerpunkte Alltagsrassismus und Zivilcourage bilden. eye of the beholder – im Auge des Betrachters, ca. 50 min Dokumentation über das „Augenfarben“-Projekt von J. Elliot (näheres im Unterkapitel „Rassismus“). Fest des Huhnes (1992, ca. 45 min) bzw. dunkles, rätselhaftes Österreich (2. Teil, 1994, ca 1 Std.) „Skandalfilm“, der satirisch Ethnozentrismus & Rassismus und deren Absurdität am Beispiel (Ober-) Österreichs veranschaulicht Geboren in Absurdistan, 1999, 90 min - www.filmladen.at/geboreia.htm thematisiert Fremdenrecht, Ausgrenzung & Probleme von (türkischen) Migrant_innen, Grenzüberwindungen, etc. Achtung Staatsgrenze, 1996, 79 min zeigt eindrucksvoll die schreckliche Realität der österreichischen Schubhaftspraxis

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Woomera, 2002, 40 min – schockierende Internet-Videodokumentation von Indymedia.org über Flüchtlingslager in Australien, bei dem während einer zielorientierten Demonstration Asylwerber befreit werden Little alien - von Nina Kusturica – Sie sind Teenager, die allein und unter grösster Gefahr aus den Krisenregionen der Welt nach Europa flüchten – in der Hoffnung auf eines - ein Leben zu haben. Operation Spring – Tristan Sindelgruber und Angelika Schuster, Im Morgengrauen des 27. Mai 1999 stürmen 850 Polizist_innen Wohnungen und Flüchtlingsheime in ganz Österreich. Der Codename der Polizeiaktion ist „Operation Spring“, es ist die grösste kriminalpolizeiliche Aktion seit 1945. Ausländer raus – Christoph Schlingensief, Der Film dokumentiert eindrucksvoll die Aktion von Christoph Schlingensief im Rahmen der Wiener Festwochen aus dem Jahr 2000, wenige Wochen nach Angelobung der Blau/Schwarzen Regierung. Die Wahlkämpfer – Helmut Grasser, Österreich, Anfang der 90er Jahre: Sie ziehen durch die Lande, Jörg Haider und seine Helfer, ständig bereit, Unmut und Krisenangst in Wählerstimmen umzumünzen. Bock for president – Houchang und Tom-Dariusch Allahyari, Die ehemalige Erzieherin Ute Bock ist durch ihren Einsatz für Flüchtlinge zu einer bekannten öffentlichen Figur geworden. Der Mensch dahinter bietet allerdings zahlreiche Überraschungen. www.bockforpresident.at/ „Blut muss fliessen – undercover unter Nazis“ – Dokumentation über die deutsche Naziszene

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für jede schulpflichtige Person bis einschliesslich zur 8. Schulstufe - 2.984 €; für jede Person nach Absolvierung der 8. Schulstufe 3.970 €; für jede Person, die nach Absolvierung der 8. Schulstufe eine polytechnische, höhere oder mittlere Schule besucht und Anspruch auf Heimbeihilfe hat sowie für ordentliche Studierende 4.966 €; für jedes erheblich beeinträchtigte Kind im Sinne des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967 weitere 2.008 €. Die Absetzbeträge vermindern sich um das 1.447 € übersteigende Einkommen dieser Person.

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Für den zweiten Elternteil oder Erziehungsberechtigten ist jedenfalls ein Absetzbetrag in der Höhe von 3.970 € zu berücksichtigen. Leben deine Eltern/Erziehungsberechtigten nicht in einer Wohngemeinschaft und sind beide unterhaltspflichtig, so wird die Unterhaltsleistung jedes Elternteils oder Erziehungsberechtigten getrennt berechnet.

VORAUSSETZUNG FÜR DIE ERHÖHUNG Hinweis: Bei Ansuchen um sowohl Schul- als auch Heimbeihilfe verdoppelt sich die Erhöhung. Erhöhung um 649 Euro Wenn du im Sinne des Finanzlastenausgleichgesetzes (FLAG) als erheblich behindert giltst.

Erhöhung um 586 Euro Wenn du dich vier Jahre vor der Antragstellung zur Gänze selbst erhalten hast (Präsenz- oder Zivildienst gelten als Zeiten des Selbsterhaltens). Wenn du studierst und eine Schule für Berufstätige besuchst und dich zur Gänze selbst erhältst oder einen Präsenz-, Ausbildungsoder Zivildienst leistest. Wenn du verheiratet bist oder in einer eingetragenen Partner_ innenschaft lebst und weder bei den leiblichen Eltern noch bei deinen Erziehungsberechtigten oder deine_r Partner_in lebst. Erhöhung um 202 Euro Wenn du die Schulstufe mit einem ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen hast.

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Hinweis: Eine Erhöhung kann ausserdem während des Schuljahres beantragt werden, wenn eines der folgenden Ereignisse eintritt: Tod, schwere Erkrankung oder Pensionierung eines Elternteils/ Erziehungsberechtigten, des_der Ehepartner_in oder des_der eingetragenen Partner_in und die damit verbundene Verminderung des Einkommens

FAKTOREN FÜR DIE VERMINDERUNG Die Berechnung der Schulbeihilfe bezieht sich auf die zumutbare Unterhaltsleistung deiner Eltern/Erziehungsberechtigten, das heisst wie viel Geld deine Eltern/Erziehungsberechtigten für dich pro Jahr ausgeben können. Je höher die zumutbare Unterhaltsleistung, umso mehr verringert sich der Betrag der Schulbeihilfe.

Zumutbare Unterhaltsleistung: Verringerung der Beihilfe: bis zu 6.269 € 0 % bis zu 7.523 € 10 % bis zu 9.195 € 15 % bis zu 10.867 € 20 % über 10.867 € 25 % Leben deine Eltern/Erziehungsberechtigten getrennt, beträgt die zumutbare Unterhaltsleistung die Summe aus den getrennt ermittelten zumutbaren Unterhaltsleistungen beider Elternteile oder Erziehungsberechtigten. Bist du verheiratet oder in einer eingetragenen Partner_innenschaft, trägt das Einkommen deines_deiner Partner_in ebenso zur Verringerung des Betrages der Schulbeihilfe bei.

Der Betrag der Schulbeihilfe verringert sich ausserdem um den

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Betrag, um den die halbe Bemessungsgrundlage deines eigenen Einkommens (d.h. dein Einkommen abzüglich der Absetzbeträge) den Betrag von 2.090 € übersteigt. Beispiel: Die Bemessungsgrundlage ist 4.550 € und übersteigt somit um 2.460 € den Betrag von 2.090 €. Die Hälfte der 2.460 € sind 1.230 €. Die Schulbeihilfe reduziert sich also um 1.230 €.

Der Betrag der Schulbeihilfe reduziert sich, wenn du weniger als 10 Monate Unterricht hast – hierbei wird die Heimbeihilfe im Verhältnis zu den unterrichteten Monaten ausgezahlt. Monate, in denen weniger als die Hälfte unterrichtet wird, werden nicht gewertet. Wird das Schuljahr auf Grund einer Prüfung verkürzt (zum Beispiel durch die Matura) oder durch eine Ferialpraxis bzw. eine verbindliche Übung (mit Betreuung durch Lehrer_innen) gilt das Unterrichtsjahr nicht als gekürzt.

Beispiel zur Berechnung der Schulbeihilfe: Beide Eltern/Erziehungsberechtigten beziehen ausschliesslich Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit. Die Daten stammen aus einem Einkommenssteuerbescheid. Vater: Mutter 13.900 € 16.200 € - 3.428 - 3.428 € 10.472 € 12.772 € Gesamteinkommen der Eltern/Erziehungsberechtigten: 23.244 € > abzüglich 2. Elternteil/Erziehungsberechtigten - 3.970 € > abzüglich Kleinkind - 2.442 € > abzüglich eine Hochschule

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besuchende Schwester

- 4.966 €

> Bemessungsgrundlage 11.866 € > zumutbare Unterhaltsleistung 960,35 € > Hälfte der zumutbaren Unterhaltsleistung 480,18 € Grundbetrag für Schulbeihilfe 1.130 € > abzüglich der Hälfte der zumutbaren Unterhaltsleistung - 480,18 € Schulbeihilfe gerundet 650 €

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Hinweis: Die Berechnung der Schulbeihilfe kann durch viele Faktoren verändert werden. Wenn zum Beispiel die Daten über das Einkommen der Eltern/Erziehungsberechtigten aus einem Lohnzettel stammen und nicht aus dem Einkommenssteuerbescheid, verläuft die Rechnung anders. Hol dir einfach ein Informationsblatt über die Schulbeihilfe in der Direktion deiner Schule ab, wenn du Genaueres über die Errechnung der Beihilfe wissen willst.

... ausserhalb des Wohnorts der Eltern/Erziehungsberechtigten wohnen (bei Halbwaisen gilt der Wohnort des verbliebenen Elternteils/Erziehungsberechtigten, bei eigenberechtigten Schüler_innen gilt der eigene gewöhnliche Wohnort), da der Weg zur Schule unzumutbar ist und die Aufnahme in eine gleichartige Schule mit zumutbarem Weg nicht möglich wäre. Das heisst im Klartext, dass du in einem Internat, in einem Heim, in einer eigenen Wohnung oder z.B. bei Verwandten in der Nähe deiner Schule wohnst, weil der Schulweg vom Wohnort deiner Eltern/ Erziehungsberechtigten aus nicht zu bewältigen wäre. … österreichische Staatsbürger_innen, „gleichgestellte Ausländer_innen“ (EWR Bürger_innen) oder Konventionsflüchtlinge sind, sowie Schüler_innen aus dem Ausland, deren Eltern/Erziehungsberechtigten mindestens fünf Jahre einkommenssteuerpflichtig waren. … eine polytechnische, mittlere oder höhere Schule ab der 9. Schulstufe besuchen.

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… Forstfachschulen besuchen, wenn sie in den dazugehörigen Internaten wohnen bzw. die Verpflichtung besteht, dort zu wohnen. …den Schulbesuch vor dem 35. Geburtstag begonnen haben. Hinweis: Die Fahrtkostenbeihilfe gebührt nur Schüler_innen, die Heimbeihilfe beziehen und beträgt 105 Euro.

Wie hoch sind Fahrtkosten- und Heimbeihilfe? Grundbetrag für die Heimbeihilfe ist jährlich 1.380 €, kann allerdings durch verschiedene Faktoren vermindert oder erhöht werden. Die Fahrtkostenbeihilfe beläuft sich auf jährlich 105 € und wird nur an jene Schüler_innen ausbezahlt, die die Heimbeihilfe erhalten. Die beiden Beihilfen werden meist gemeinsam beantragt und ausbezahlt.

Wie stelle ich einen Antrag auf Fahrtkosten- & Heimbeihilfe? Die Antragsformulare und Merkblätter liegen in allen Direktionen der polytechnischen Lehrgänge sowie der mittleren und höheren Schulen auf. Benötigte Unterlagen: - Bestätigung des_der Unterkunftgeber_in (also z.B. Internatsleitung oder Hauptmieter_in) - Kopie des Jahreszeugnisses

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