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Interpretation der Ergebnisse

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Einleitung

Einleitung

Oft heißt es, dass Frauen einfach kein Interesse haben, wenn gefragt wird, warum der weibliche Anteil in Spitzenpositionen so gering ist. Auch in der schulischen Vertretung scheint diese Aussage auf den ersten Blick zu stimmen. Lediglich 43,73% der Schulsprecher_innen sind weiblich. Fasst man jedoch z.B. die Anzahl an Schülerinnen und Kandidatinnen zu den SV-Wahlen im BMHS Bereich ins Auge, so erkennt man, dass sich dieses Geschlechterverhältnis nicht auf einen Mangel an Interesse zurückführen lässt, sondern das Phänomen der gläsernen Decke zeigt.

Die gläserne Decke bezeichnet in unserer Gesellschaft eine Struktur, die FLINTAs (Frauen, Lesben, Inter-, Non-binary- und Transpersonen) daran hindert, Spitzenpositionen einzunehmen. Je höher die Position ist, desto geringer die Chance. So gibt es auch in der SV insgesamt 48,09% Frauen, jedoch nur 43,73% der Schulsprecher_innen sind weiblich.

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Dieses Faktum kann als direkte Auswirkung fehlender Vorbilder für Frauen gesehen werden. Der Umstand, dass wenige Schülerinnen in die SV und noch weniger zur Schulsprecherin gewählt werden, kann als demotivierend und einschüchternd für andere Schülerinnen gesehen werden, weshalb sich diese die nötigen Kompetenzen nicht zutrauen, um eine Aufgabe als Vertreterin der Schüler_innen einzunehmen.

Diagonal dazu gibt es einen Überhang an männlichen Vorbildern, die Schülern Mut machen und sie in ihrer ohnehin schon anerzogenen Rolle der Selbstbewussten noch mehr bestätigen. Vorbilder zu haben, die einer_m Mut machen, sind auf jeden Fall gutzuheißen und auch wichtig – allerdings muss es diese ausgeglichen für alle Schüler_innen geben. Nur so kann ungerechten Strukturen entgegengearbeitet werden.

Hinzu kommt, dass Männer aufgrund gesellschaftlicher Strukturen und Rollenbilder von vornherein mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sowie Durchsetzungsvermögen anerzogen bekommen. Junge Frauen lernen hingehen, still und brav zu sein, anstatt sich für ihre Meinungen stark zu machen. Daraus folgt, dass es für Frauen nicht nur tendenziell eine größere Hemmschwelle gibt, sich zur Wahl als Schulsprecherin aufstellen zu lassen, sondern Männern auch eher Führungskompetenzen zugesprochen werden. Oft wird es Frauen immer noch nicht zugetraut, eine leitende Funktion einzunehmen, und stattdessen wird der männliche Gegenkandidat Wahlsieger. Diese Unsicherheit seitens der Schülerinnen stellt einerseits einen hemmenden Faktor und gleichzeitig eine diskriminierende Struktur dar. Wie die Ergebnisse zeigen, gibt es die sogenannte gläserne Decke also bereits in der Schule.

Betrachtet man die Zahlen der allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) differenzierter, wird dieses Phänomen noch stärker sichtbar. Obwohl Frauen im AHS Bereich mit einem Anteil

von 51,97% mehr als die Hälfte der Schüler_innen aufweisen, beträgt die Prozentzahl der Schulsprecherinnen lediglich 41,22%.

Im BMHS Bereich gibt es ebenfalls mehr Schülerinnen als Schüler. Doch, sobald es zu Funktionen auf der Vertretungsebene kommt, wird der Anteil an Frauen immer geringer. So beträgt die Anzahl weiblicher Schulsprecherinnen in berufsbildenden mittleren und höheren Schulen nur noch 46,77%. Betrachtet man die Ebene der Landesschüler_innenvertretung, so findet man einen Frauenanteil von sogar 52,83%, in der Bundesschüler_innenvertretung jedoch nur 37,04%.

Bei den Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung ist es üblich, dass sich Teams zur Kandidatur zusammenfinden. Ob dabei auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung geachtet wird, ist vom jeweiligen Team abhängig. Hier entscheiden sich die wahlberechtigten Schüler_innen jedoch oft nicht mehr zwischen mehreren Kandidat_innen, sondern wählen in den meisten Fällen einen Teamvorschlag.

Dadurch, dass die Bundesschüler_innenvertretung (BSV) nicht eigens gewählt wird, sondern sich aus den Landesschulsprecher_innen zusammensetzt, ist es hier umso wichtiger, junge FLINTAs schon auf der untersten Ebene bewusst zu fördern und zu stärken, um gleichzeitig das Geschlechterverhältnis in der BSV repräsentativer zu gestalten.

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