Syntax_September

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syntax 4/2011

DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM! COVERSTORY

Rassismus darf nicht salonfähig weden Schule ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche Veränderung und sollte auch ein Ort der Integration und des Miteinanders sein. Rassismus macht aber auch vor der Schule keinen Halt. Seien es diskriminierende Aussagen in den Geschichtsbüchern oder die Ausgrenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft.

A

HIGHLIGHT DIESER Interview mit einer Studentin aus AUSGABE: Griechenland, die bei den Protesten S. 6 dabei war.

AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | SEPTEMBER 2011

Seite 10 SCHON Die AKS startet dieses Jahr geGEWUSST? meinsam mit Zara einen AntiRassismus Report an Schulen www.aks.at & www.zara.or.at aks.at


EDITORIAL

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INHALT & EDITORIAL

INHALTSVERZEICHNIS

Lieber Leserin! Lieber Leser!

Willkommen im Schuljahr 2011/2012. Wir hoffen, die Ferien waren nicht allzu kurz und alle Nachprüfungen sind gut überstanden. Für einen guten Einstieg in den Schulalltag bietet dir das Syntax den besten Zeitvertreib für

BILDUNG

langweilige Stunden. Auf den ersten Seiten findest du alle

Bauen wir die Schule Neu!

Infos über die Modulare Oberstufe und ein Interview mit

Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen?............................................................................................................. Seite 4/5

der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber

„Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille“

Schulalltag zu tun, steht auf Seite 8 ein Artikel über die

Interview mit Angelika Gruber .....................................................................Seite 6/7

zu Studiengebühren. Um etwas gegen den langweiligen

Wahl zum_zur Schulsprecher_in.

Raise your voice!

Für eine starke Stimme in der Schüler_innenvertretung ......... Seite 8

127 Millionen für Nachhilfe

Die Nachfrage für Nachhilfe steigt

........................................................ Seite

9

GESELLSCHAFT Gib Vorurteilen kein Daheim!

Die Seiten 10 und 11 beinhalten einen Artikel zum Thema Altagsrassismus und Rassismus an Schulen. Ein spannendes Interview zu der Revolution in Griechenland findest du auf Seite 12 und 13.

Rassismus macht auch vor Schulen keinen Halt ........................ Seite 10/11

Proteste in Griechenland

Falls du immer schon einmal deine journalistischen

Die Reichen sollen zahlen! ........................................................................... Seite 12/13

Fähigkeiten testen wolltest oder deinen eigenen Artikel

Mythos vom Cyberterrorismus?

in Österreichs größter Schüler_inenzeitung lesen willst,

Hacker_innen greifen an ................................................................................ Seite 14

Töchter jetzt auch in Österreich

SPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012 .................................................................................................... Seite 15

dann melde dich einfach unter aks@aks.at und du bist ein Teil dieser Zeitung.

Facebook bekommt Konkurrenz

Google etabliert ein neues Soziales Netzwerk – Google+ ..... Seite 16

Viel Spaß beim Lesen und einen guten

Müsen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?

Start ins neue Schuljahr. Deine Redaktion

Feminismus: bunt, frech und voller Überraschungen ................ Seite17

Rechtsruck extrem populär?

Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa .................................................................................................................... Seite 18/19

FEUILLETON Speaker’s Corner

Sag uns deine Meinung ................................................................................ Seite 20

Kunsthalle.

Neues vom Markt .............................................................................................. Seite 21

Spielplatz.

Tob dich aus! ....................................................................................................... Seite 22/23

IMPRESSUM

MHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Valerie Buttler | Layout: Alexander Obermüller | Redaktion: AKS Bundesorganisation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeitschrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung

der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Normen eingeengt ist. ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, aks@aks.at | Druck: Bzoch GmbH Druck & Verlag, Kupferschmied Gasse 7, 2201 Hagenbrunn

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KOMMENTAR DER VORSITZENDEN

Sitzenbleiben abschaffen –

Das Modulsystem

Modulares Schulsystem einführen!

Was bei der Diskussion um die Anzahl der

Grundsätzlich sollte es der Anspruch der

Fünfer, mit denen das Aufsteigen möglich

Schule sein, Schüler_innen bestmöglich zu

ist, unterging, war, wie die Oberstufenre-

fördern und individuell auf jede_n Schül-

form im Detail aussehen soll. Bei der Ein-

er_in einzugehen. Momentan konzentriert

führung eines Modulsystems darf nicht

sich das Schulsystem aber vor allem auf die

nur der aktuelle Lehrplan in ein Kurssys-

Schwächen von Schüler_innen. Das wird

tem gegliedert werden, wie bisher geplant,

vor allem bei dem veralteten Konzept des

sondern es sollten tatsächliche Wahlmögli-

“Sitzenbleibens“ offensichtlich. Klassen-

chkeiten geschaffen werden.

wiederholungen kosten laut Arbeiter_in-

Es ist einleuchtend, dass Schüler_innen

nenkammer (AK) jährlich 888 Millionen

mehr Interesse am Unterricht zeigen,

Euro. Den Hauptteil der Kosten müssen

wenn sie selbst mitreden können, und

mit 580 Mio. Euro die Familien selbst tra-

wenn Schule nicht bedeutet, ständig Angst

gen.

davor haben zu müssen, am Ende des Jah-

Die Regierung hat vor der Sommerpause

res nicht aufsteigen zu dürfen.

mit der Gesetzesvorlage zur Einführung

Sinnvoll wäre ein langsam ansteigendes

einer Modularen Oberstufe einen großen

modulares System ab der fünften Schul-

bildungspolitischen Vorstoß gewagt. Die

stufe. Die Anzahl der verpflichtenden

Diskussion, die auf die Präsentation des

Fächer sollte unter dem Gesichtspunkt der

Entwurfs gefolgt ist, drehte sich aber

Allgemeinbildung in den ersten Schuljah-

weniger um die modulare Oberstufe an

ren noch relativ hoch sein. Schüler_innen

sich, sondern vor allem um die Anzahl der

sollten aber dennoch schon die Möglichkeit

“Fetzen“, mit denen das Aufsteigen noch

dazu haben, individuelle Schwerpunkte zu

möglich ist.

wählen. Die Anzahl der frei wählbaren

Schüler_innen sollen nicht mehr durch

Module sollte dann mit der jeweiligen

das Wiederholen eines Schuljahres demo-

Schulstufe ansteigen. Die AKS hat mit

tiviert werden, sondern die Möglichkeit

Schüler_innen aus ganz Österreich ein

haben, Fächer, in denen sie gewisse Män-

Konzept für ein modulares Schulsys-

gel haben, durch individuelle Förderung

tem erarbeitet. Wie genau das aussieht,

nachholen zu können, und nicht mehr den

kannst du dir im AKS-Bildungskonzept

Stoff eines gesamten Jahres wiederholen

auf www.aks.at ansehen.

zu müssen. Es macht auch wenig Sinn, das

Wie die Entwicklungen der Modularen

gesamte Alphabet ständig von vorne zu

Oberstufe weitergeht, wird sich im Herbst

lernen, wenn man B nicht verstanden hat.

klären. Wir dürfen gespannt sein.

Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS syntax

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KOMMENTAR DER VORSITZENDEN


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BILDUNG

Bauen wir die Schule neu!

Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen? Vorgeschrieben zu bekommen, was wir lernen sollen, ohne eigene Interessen einbringen zu können und ein Jahr wiederholen zu müssen – oft nur aufgrund eines einzigen “Nicht Genügend“ – Das ist das österreichische Schulsystem. Tarek Elsherif

MODULARE OBERSTUFE - WHAT‘S THAT? Die Kernidee der modularen Oberstufe besteht darin, einen

ES IST ZEIT FÜR EIN NEUES BILDUNGSSYSTEM

Teil der Schulfächer nach Interessen frei wählen zu können.

Im Mittelpunkt der Bildungspolitik haben wir Schülerinnen

Schüler_innen können neben Pflichtfächern, wie Deutsch oder

und Schüler zu stehen. Wir sind die größte Berufsgruppe Ös-

Englisch, selbst entscheiden, welche Gegenstände sie besuchen

terreichs und haben nahezu keine Möglichkeiten, mitzubestim-

und was sie lernen wollen. Diese Fächer werden bei der Modu-

men, was wir lernen wollen. Wenn Ministerin Schmied plant,

laren Oberstufe jedoch in halbjährigen oder einjährigen Kursen

das veraltete System des Sitzenbleibens zu reformieren, dann

besucht. Die Modulare Oberstufe verhindert darüber hinaus

wäre das ein Meilenstein für eine zeitgemäße Bildungspolitik.

das Sitzenbleiben. Es müssen nur jene Kurse wiederholt wer-

Hier darf jedoch nicht wieder eine unbefriedigende Lösung für

den, die “negativ“ abgeschlossen wurden und nicht ein ganzes

alle gefunden werden, sondern es muss eine grundlegende Ver-

Schuljahr. Erhält ein_e Schüler_in in der 6. Klasse beispiels-

änderung unseres Schulsystems her. Das international etablier-

weise ein “Nicht genügend“ in Englisch, kann er_sie nächstes

te Modulsystem ist pädagogisch und ökonomisch eine sinnvolle

Jahr trotzdem ganz normal alle Gegenstände weiter besuchen,

Alternative und könnte genau diesen Problemfeldern entgegen-

auch Englisch, da die Kurse nicht aufeinander aufbauend sind.

wirken.

Er_Sie muss lediglich parallel dazu das Fach Englisch aus der 6.

Es ist tatsächlich nicht einzusehen, warum Schüler_innen, die

Klasse zusätzlich besuchen. Die Modulare Oberstufe ermöglicht

in einem Fach mit “Nicht Genügend“ beurteilt werden, den

es, einen Teil des Stundenplans selbst zu erstellen und indivi-

Stoff aller anderen Fächer ebenfalls nachholen müssen.

duelle Schwerpunkte nach Interessen zu setzen. Die Modulare

Unser Bildungssystem muss auf individuelle Stärken eingehen

Oberstufe kann also große Probleme unseres derzeitigen Schul-

und diese fördern, denn einzelne Schwächen dürfen nicht wie

alltags beheben.

bisher als Anlass genommen werden, den Bildungsweg vieler Schüler_innen zu erschweren.

WIR BRAUCHEN KEIN HALBHERZIGES KONZEPT, SONDERN EIN KONZEPT, DAS DEN SCHULALL-

SITZENBLEIBEN KOSTET JÄHRLICH 888

TAG VERBESSERT!

MILLIONEN EURO

Es gibt, jedoch viele verschieden Konzepte der Modularen

Sitzenbleiben ist pädagogisch weder sinnvoll noch förderlich

Oberstufe und hier müssen wir Schüler und Schülerinnen laut

für die Entwicklung der Schüler_innen.

sein, um der Regierung zu zeigen, dass wir keine halbherzige

Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, das nach

Lösung der Modularen Oberstufe wollen, mit der niemand zu-

wie vor am Modell des Sitzenbleibens festhält.

frieden ist. Stattdessen fordern wir eine Modulare Oberstufe,

Mit dem Vorstoß der Bildungsministerin sieht sich die aks in

die uns unseren grauen Schulalltag verbessert und spannender

einer langjährigen Forderung bestätigt, die seit Jahren die Ab-

gestaltet. Eine Modulare Oberstufe, bei der wir nicht Angst ha-

schaffung des Sitzenbleibens einfordert.

ben müssen, sitzenzubleiben.

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BILDUNG

Die Modulare Oberstufe bietet uns Betroffenen die Chance;

Mit dem neuen System kann man der nichts aussagenden Zif-

Schule selbst zu bauen und zu gestalten und diese Chance müs-

fernbeurteilung entgegenwirken. Da die Schüler_innen größ-

sen wir am Schopf ergreifen.

tenteils selbst entscheiden können, welche Kurse bzw. Module sie besuchen wollen, wird nicht mehr nur für eine Note gelernt,

ÖSTERREICH DARF NICHT

sondern mit Interesse und Engagement für die eigene Weiter-

SITZENBLEIBEN!

bildung.

Das Sitzenbleiben abzuschaffen kann

Ein Schulsystem, in dem man sich selbst weiterbilden kann,

jedoch nur die erste Maßnahme zur

nicht durch Ziffern in Schubladen gesteckt wird und neue Mit-

Umgestaltung unseres Schulsystems sein. Im Zuge dieser Dis-

bestimmungsmöglichkeiten hat, ist nicht nur ein Traum, son-

kussion ist es auch wichtig, die Sinnhaftigkeit unseres vorherr-

dern auch eine reale Forderung, die es zu verwirklichen gilt.

schenden Notensystems zu hinterfragen. Denn was sagt schon eine Fünf über eine Person aus? Lediglich, dass es in einem Fach nicht für eine wackelige Vier gereicht hat.

Der Autor besucht das Körnergymnasium in Linz.

„Viele Jugendliche müssen oftmals wegen eines “Nicht-Genügend“ ein ganzes Schuljahr wiederholen.“

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BILDUNG

Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille Die Unis haben kein Geld und nun sollen Studiengebühren eingeführt werden Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungswidrig erklärt worden und hat in der Politik hitzige Debatten hervorgerufen. Die ÖVP ist für die Wiedereinführung von Studiengebühren und die SPÖ sagt nein. Im folgenden Interview hat die Syntax mit der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber über die Bedeutung der Aufhebung der Studiengebühren diskutiert. Syntax: Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungswidrig erklärt worden, was ist in der Regelung unklar bzw. wie widerspricht sich die neue Regelung? Angelika Gruber: Die Regelung, dass die Studiengebühren teilabgeschafft werden, besagt, dass die Studierenden für die Mindeststudiendauer und zwei Toleranzsemester von der Gebühr befreit sind. Im Gesetz ist man damals jedoch noch vom Diplomstudium ausgegangen, welches durch Studienabschnitte geregelt ist. Diese gibt es jetzt in den Bolognastrukturen aber nicht mehr, denn ein Bachelor- oder Masterstudium ist jeweils ein Studium. Nachdem sich die Studiengebührenregelung aber nur auf Studienabschnitte bezogen hat, ist das Gesetz hier unklar und deswegen ist die Regelung für verfassungswidrig erklärt worden. Das erklärte Ziel der Studierenden ist jetzt natürlich, dass keine neue Zusatzregelung ausgehandelt wird. Syntax: Was spricht gegen Studiengebühren allgemein? Angelika Gruber: Ob für Bildung bezahlt werden muss oder nicht, ist natürlich eine Grundsatzentscheidung. Meiner Meinung nach ist Bildung ein öffentliches Gut, das öffentlich fi-

Angelika Gruber ist stellvertretende ÖH-Vorsitzende

nanziert werden muss. Gebühren stellen immer eine finanzi-

Syntax: Haben viele Student_innen Probleme, die Gebühren

elle Hürde da. Was wir aber natürlich brauchen, ist ein klares

zu bezahlen?

Bekenntnis der Regierung, die Hochschulen auszufinanzieren. Gegen Studiengebühren zu sein, wie die SPÖ etwa, und in der

Angelika Gruber: Generell ist es sehr schwierig, ein Studium

Praxis aber nicht die nötigen Ressourcen der öffentlichen Hand

in der Mindestzeit abzuschließen und es treten aus verschiede-

zu Verfügung zu stellen, ergibt wie sich bei uns ja zeigt, grobe

nen Gründen Verzögerungen auf. In Österreich bekommen bei-

Probleme.

spielsweise nur 18 Prozent aller Studierenden Studienbeihilfe. Da ist es ganz klar, dass bei der schlechten finanziellen Absi-

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Seite 6


cherung in Österreich dadurch mehr als zwei Drittel der Studie-

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BILDUNG

rungsproblem zu lösen. Das stimmt so nicht.

renden neben dem Studium arbeiten müssen. Vor allem sozial schwächere Studierende werden also wieder zur Kasse gebeten.

Die einzige Lösung ist es, dass es gar keine Studiengebühren

Studierende sind auch sehr schnell von der Regelung betroffen,

gibt und Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.

weil es ihnen auf Grund des schlechten Studienangebots nicht mal theoretisch möglich wäre, in der vorgesehen Zeit das Studium abzuschließen. Die Teilabschaffung der Studiengebühren

Syntax: Was wäre die richtige Lösung um die Budgetlücke auf-

hat nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Genau deswegen

zufüllen?

Die Regelung hat den Universitäten im Endeffekt fast mehr

Angelika Gruber: Es gibt viele Beschlüsse, die auch schon seit

Verwaltungskosten gebracht, als Einnahmen.

Jahrzehnten existieren. Stichwort – zwei Prozent des BIPs für Hochschulausgaben. Momentan stehen wir in Österreich bei 1,3

ist es jetzt besonders wichtig, dass die Politik erkennt, dass die

Prozent und wir liegen damit unter dem OECD Schnitt. Aber

einzige Lösung ist, dass es gar keine Studiengebühren gibt und

Pläne zur Umsetzung gibt es keine. Ich fordere einen nach-

Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.

vollziehbaren Finanzierungspfad und klare Konzepte, wie die Hochschulen finanziell aufgefangen werden. Dazu fehlt nicht

Syntax: Die ÖVP sagt, dass Studiengebühren notwendig sind,

das Geld in den Staatskassen, sondern anscheinend der poli-

damit die Budgetlücke der Unifinanzierung nicht noch größer

tische Wille. Um das Loch zu stopfen, müssten die Studienge-

wird. Ist die Budgetlücke nur ein Vorwand oder gibt es dafür

bühren so immens hoch sein, dass wahrscheinlich 90 Prozent

andere Gründe?

der Studierenden ihr Studium abbrechen müssten. Studiengebühren werden es nicht schaffen, die Finanzierungsprobleme

Angelika Gruber: Natürlich handelt die ÖVP bewusst ideo-

zu lösen. Für mich stellen sie eine reine Ablenkungsmaßnahme

logisch. Sie wollen Elitehochschulen, auf denen nur wenige

dar. Sie sollen Leute vom Studieren abhalten.

studieren können. Das sind dann meistens nur die, bei denen der Kontostand der Eltern stimmt. Das hat nichts mit einer ge-

Das Interview führte Valerie Buttler,

rechten Hochschulpolitik zu tun. Es geht ganz klar darum, die

sie ist im Bundesteam der AKS aktiv.

Hochschulen dicht zu machen und abzuschirmen, damit sich eine kleine Elite etablieren kann. Auch die Meinung, dass Studiengebühren das Budgetloch stopfen würden, ist ein Vorwand. Als es Studiengebühren gegeben hat, ist der öffentliche Anteil durch den privaten Anteil aus Studiengebühren ersetzt worden und hat an der Unterfinanzierung der Universitäten nichts geändert. Mit “Erfolg“ – plötzlich reden alle nur noch darüber, dass Studiengebühren die einzige Lösung sind, das Finanzie-

Linktipps: www.oeh.ac.at syntax

Seite 7


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BILDUNG

RAISE YOUR VOICE WERDE SCHULSPRECHER_IN

Eine starke Stimme für die Schüler_innenvertretung Das neue Schuljahr beginnt und alles ist wie immer. Lehrpersonen bringen keine Abwechslung in den Unterricht und du bekommst alles nur frontal eingetrichtert. Was tun? mokratische Schule ein. Vor der Wahl zur Schulsprecher_in musst du im Normalfall ein Hearing halten, das entweder vor der ganzen Schule stattfindet oder in Klassen oder Schulzweige unterteilt. Damit du auf dieses Hearing so gut wie möglich vorbereitet bist, bietet die Aks in deinem Bundesland eine kostenlose Hearingschulung an, bei der du wichtige rhetorische Tricks lernst, damit dir dein Alice Baumgartner

Du kannst Projekte starten, wie zum

Hearing auch gut gelingt.

Beispiel

Schüler_innenzeitung

Außerdem veranstaltet die aks regiona-

IT IS TIME FOR CHANGE

oder Workshops zu den verschiedens-

le Treffen und bundesweite Seminare

Als Schulsprecher oder Schulsprecherin

ten Themen. Damit du die Schüler_in-

für die Schüler_innenvertretungen, bei

hast du die Möglichkeit, deine Schule

nen deiner Schule gut vertreten kannst

denen du dich nicht nur weiterbilden,

aktiv mitzugestalten. Die Schüler- und

und damit du weißt, was sie denken,

sondern auch mit anderen Schulspre-

Schülerinnenvertretung

aus

kannst du auch ein Schüler_innenpar-

cher_innen vernetzen kannst!

drei Personen, die von den Schülern

lament an deiner Schule einführen, bei

Die Arbeit in der Schüler_innenver-

und Schülerinnen deiner Schule ge-

dem über die wichtigen Anliegen und

tretung ist die beste Möglichkeit, dei-

wählt werden.

Anregungen deiner Mitschüler_innen

ne Schule so zu verändern, wie du sie

Du kannst deine Mitschüler_innen

diskutiert wird.

gerne hättest. Mit der Kampagne “Raise

dann im Schulgemeinschaftsauschuss,

Es gibt noch viele weitere Projekte, mit

your voice“ unterstützt dich die AKS bei

kurz SGA, vertreten. Der SGA besteht

denen du deinen Schulalltag abwechs-

allen Anliegen und bei deiner Arbeit in

aus drei Personengruppen, der Eltern-

lungsreicher gestalten kannst! Nutz

der Schüler_inenvertretung. Bei Fra-

vertretung, der Lehrpersonenvertre-

diese Möglichkeit und kandidiere für

gen kannst du dich jederzeit an die AKS

tung und der Schüler_innenvertretung.

die Schüler_innenvertretung.

in deinem Land wenden. Also: “Raise

besteht

eine

Im SGA hast du die Möglichkeit, Anträ-

your voice!“

ge zu stellen, um mit konkreten Vor-

AKS – WHAT´S THAT?

schlägen deine Schule zu verbessern.

Die AKS ist eine Organisation von und

Die Autorin besucht das wirtschaft-

für Schüler_innen und setzt sich für

kundliche Realgymnasium Nonntal in

eine angstfreie, solzial gerechte und de-

Salzburg.

START YOUR OWN PROJEKT

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Seite 8


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BILDUNG

127 MILLIONEN FÜR NACHHILFE

Der Bedarf an Nachhilfe steigt und ist eine immense finanzielle Belastung.

Fast ein Viertel der Schüler_innen bezieht Nachhilfe um die Schule zu meistern. Egal ob vor einem Test, einer Schularbeit oder einer mündlichen Prüfung, vielen fällt es schwer, dem Stoff ohne Nachhilfe folgen zu können. Unser öffentliches Schulsystem wird vom Staat finanziert und trotzdem müssen viele Eltern tief in die Tasche greifen, um ihren Kindern einen positiven Schulabschluss zu ermöglichen. Laut Umfrage der AK geben Österreichs Eltern jährlich ca. 127 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Diese große finanzielle Belastung können nicht alle Familien tragen, was vielen Jugendlichen den Aufstieg in die nächste Schulstufe erschwert. Valerie Buttler

DOCH WIESO MÜSSEN SO VIELE SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN NACHHILFE NEHMEN, OBWOHL SIE DOCH DEN GANZEN STOFF IM UNTERRICHT LERNEN? Die Schuld liegt laut der Studie der AK nicht an den Schüler_innen sondern an unserem Schulsystem, das den Bedarf an Nachhilfe erst hervor ruft. Durch den straffen Lehrplan bleibt wenig Zeit um auf die individuellen Stärken und Schwächen der Einzelnen einzugehen. Paradoxerweise ist der Lehrplan schon so

beit zu fördern. Dadurch können Schüler_innen in ihrem eige-

konzipiert, dass es sich nicht ausgehen kann, den Stoff inner-

nen Tempo arbeiten und Lehrpersonen können besser auf die

halb eines Schuljahres durchzunehmen. Dadurch stehen Lehr-

Schwächen und Stärken der einzelnen Jugendlichen eingehen.

personen das ganze Schuljahr unter Druck und haben nicht die Möglichkeit, den Stoff den Schüler_innen sinnvoll beizubringen.

KEIN GELD FÜR NACHHILFESTUNDEN, SONDERN

Dazu kommt noch, dass oftmals nicht die Möglichkeit besteht,

FÜR DIE BILDUNG

das Gelernte im Unterricht noch einmal zu wiederholen, um

Anstatt das Lernen durch Nachhilfestunden aus der Schule hin-

den Stoff zu vertiefen.

aus zu verlagern, sollte es das Ziel sein, dass es keine Nachhilfe

Schüler_innen werden sich selbst überlassen und müssen oft-

mehr geben muss. Weiters ist es für viele Familien finanziell

mals Nachhilfe nehmen um dem Unterricht folgen zu können.

nicht möglich, Nachhilfestunden zu bezahlen. In Österreich ist das Schulsystem öffentlich und sollte keine versteckten Kosten

DIE GANZTAGSSCHULE IST DER RICHTIGE SCHRITT

wie Nachhilfe beinhalten. Anstatt Familien extrem hohe Sum-

Die Lösung dafür ist die Ganztagsschule als neues Schulsystem,

men für Nachhilfestunden investieren zu lassen, sollte dem

denn so können Schüler_innen in der Nachmittagsbetreuung

Staat kein Preis zu hoch sein, ein nachhaltiges Schulsystem der

nachhaltig lernen.

Zukunft zu schaffen, welches Chancengleichheit garantiert und

Die Nachmittagsbetreuung ermöglicht es Schüler_innen, den

kein verstecktes Schulgeld beinhaltet.

Stoff noch einmal mit einer Lehrperson durchzugehen und Fragen zu beantworten. So würde kein Bedarf mehr an Nachhilfe

Die Autorin besuchte das wirtschaftkundliches Gymnasium

bestehen. Statt dauernd frontal zu unterrichten, ist es notwen-

Nonntal in Salzburg und ist im Bundesteam der AKS tätig.

dig, mehr Eigenständigkeit durch Arbeitsgruppen und Freiarsyntax

Seite 9


syntax

GESELLSCHAFT

GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM!

„An unserer Schule gibt’s doch keinen Rassismus”

So denken viele. Leider ist es noch immer nicht Realität. Rassismus und Diskriminierung sind allgemeine gesellschaftliche Probleme und machen auch vor der Schule keinen Halt.

Valerie Buttler

Selbstwertgefühl durch die Abwertung

Vorurteile müssen daher auch im Un-

Anderer zu erhöhen.

terricht hinterfragt werden und es muss

VORURTEILE SIND WIE BIO-

Teilweise werden Vorurteile auch ge-

Platz geschaffen werden, diese zu dis-

MÜLL - ABBAUBAR!

zielt von Politiker_innen dazu einge-

kutieren. Unser Schulsystem darf sich

Leis-

setzt, von innergesellschaftlichen Pro-

nicht der Tatsachen entziehen, dass

tungsniveau! Dieses Vorurteil hören

blemen abzulenken und führen dazu,

Schule und Gesellschaft unweigerlich

wir öfters, jedoch stimmt es nicht,

dass

miteinander verbunden sind und es da-

denn sogar laut Pisa Studie haben Mi-

werden.

Ausländer_innen

senken

das

Feind_innenbilder

produziert

grant_innen keinen Einfluss auf das

her nicht möglich ist, Diskriminierung als abgesondertes Problem zu sehen.

Leistungniveau in einer Klasse. Jede_r

VORURTEILE SIND BARRIEREN,

von uns hat gewisse Vorurteile, um die

DIE ANDERE AUSGRENZEN!

ALLE ANDERS, ALLE GLEICH

Welt einfacher und verständlicher zu

Vorurteile setzen sich in den Köpfen

Vorurteile beeinflussen unser Handeln.

machen. Allerdings sind Vorurteile der

fest und schaffen Barrieren, dabei wer-

Es fängt damit an, dass Wörter, wie

Grundstein für Rassismus. Falsche Tat-

den andere diskriminiert und ausge-

“Neger“, “Tschusch“, oder “Zigeuner“

sachen werden durch die Gesellschaft

schlossen. Es ist wichtig, Vorurteile zu

durchaus noch Verwendung in unserer

transportiert und führen dazu, dass

überdenken und nicht vorschnell über

Gesellschaft finden und es geht so weit,

diese unbegründet als wahr angesehen

andere zu urteilen. Denn sie werden

dass Migrant_innen auf der Straße ver-

werden.

sie durch die Gesellschaft transpor-

prügelt und Hakenkreuze an Hauswän-

Wir finden diese aber nicht nur in un-

tiert und dazu benutzt, um anderen die

de gesprüht werden.

serem persönlichen Denken, sondern

Schuld für etwas zu geben. Es ist jedoch

Dass eine verstärkte Aufklärung an

es gibt Vorurteile, die ganze Gruppen

wichtig, den wahren Grund in der Po-

Schulen erforderlich ist, zeigt auch der

teilen, um sich so von anderen Men-

litik und Gesellschaft zu suchen und

jährliche Rassismusreport der Organi-

schen abzugrenzen und das eigene

nicht in einzelnen Gruppen.

sation ZARA (Zivilcourage und Anti-

syntax

Seite 10


DARF

NICHT

syntax

GESELLSCHAFT

Rassismus-Arbeit). Rassistische Äußerungen kommen dem-

RASSISMUS

UNBEANTWORTET

nach nicht nur von Schülern und Schülerinnen, die es nicht

BLEIBEN!

besser zu wissen scheinen, sondern auch seitens Autoritäts-

Um rassistische Vorfälle an Schulen aufzuzeigen, startet die

personen. Seien es Lehrpersonen, Polizei oder auch Medi-

AKS im kommenden Jahr in Kooperation mit ZARA einen An-

en. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein und nicht untätig zu

tirassismus-Schulreport. Schüler_innen haben die Möglichkeit,

bleiben. Denn eine Gesellschaft kann

rassistische Vorfälle an ihrer Schule zu

nicht auf Basis von Vorurteilen und

melden. Die Vorfälle werden doku-

Diskriminierung

Es

mentiert und in einen, Report zusam-

braucht Zivilcourage und ein kriti-

mengefasst, der die Problematik von

sches Denken, um auf Misstände re-

Rassismus speziell an Schulen aufzei-

agieren zu können.

gen soll.

funktionieren.

Schule muss ein angstfreier und sozial

RASSISMUS

IST

ÜBERALL

gerechter Ort sein. Deshalb ist es wich-

FÜR EINE SCHULE OHNE RAS-

tig, auch in der Schule gegen Vorurtei-

SISMUS

le und Rassismus vorzugehen. Täglich

Schule ist ein wichtiger Faktor für ge-

kommen Schüler und Schülerinnen

sellschaftliche Veränderung und sollte

mit Vorurteilen und Diskriminierung

auch ein Ort der Integration und des

in Kontakt. Nur wenn gezeigt wird,

Miteinanders sein. Rassismus macht

dass es keine Einzelfälle sind, wird das

aber auch vor der Schule keinen Halt.

Problem wahrgenommen und kann

Seien es diskriminierende Aussagen in

verändert werden. Kollektive Vorur-

den Geschichtsbüchern oder die Aus-

teile gegenüber Minderheiten bilden

grenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Re-

geistige Grenzen, die Menschen voneinander trennen. Diese gilt

ligion oder Herkunft.

es zu überwinden und zwar mit möglichst vielen.

Das sind leider keine Einzelfälle, sondern Diskriminierung in der Schule passiert jeden Tag. Viel zu oft werden die sprachlichen Barrieren als Argument genutzt, um Kinder aus dem Schulalltag auszuschließen. Eine Schule oder Klasse mit Mi-

Der Autorin besuchte das

grant_innen wird oft nur als Problem gesehen und nicht als

wirtschaftkundliche Gymnasium

Chance. Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie wir mit und

Nonntal in Salzburg und ist im Bundesteam der AKS tätig.

voneinander lernen können!

Linktipps: www.zara.or.at syntax

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GESELLSCHAFT

PROTESTE IN GRIECHENLAND

Die Reichen sollen zahlen!

Die Regierung in Athen hat das Sparpaket beschlossen, die EU atmet auf. Doch unter den Demonstrant_innen in der Hauptstadt herrscht große Wut. Scheiben werden eingeworfen, Gebäude angezündet, Marmortreppen und Fassaden zerschlagen – auf der Straße tobt der Tumult.

DIE SCHULD LIEGT BEI DEN REI-

Verschwendungssucht sind, ja dass wir

CHEN UND DIE BEVÖLKERUNG

alle sogar über unseren Verhältnissen

Ein Sparpaket, das alle Rekorde bricht.

BEZAHLT DAFÜR!

gelebt hätten. Und nicht, dass die glo-

Das härteste Sparpaket in der Ge-

Nachdem in den letzen Jahren die Ban-

bale Wirtschaftskrise und die Rettung

schichte

Insgesamt

ken und Konzerne mit hunderten Mil-

des kollabierenden Finanzsektors, die

sollen 13 Milliarden Euro alleine im Öf-

liarden Euro in ganz Europa gerettet

Staaten weltweit ins Defizit gebracht

fentlichen Dienst und bei Sozialleistun-

wurden, ist jetzt klar, wer die Kosten

hat. Wir leben nicht über, sondern un-

gen eingespart werden. Der Widerstand

für die Krise zahlt: Studierende, Ar-

ter unseren Verhältnissen, indem der

gegen die griechische Sparpolitik hat

beiter_innen, Arbeitslose und Pensio-

Einkommensanteil der Lohnabhängi-

die Mittelschicht erreicht. Die Massen,

nist_innen. Sozialabbau und Massen-

gen am gesellschaftlichen Wohlstand

die sich auch am Abend unter Revoluti-

steuererhöhungen wohin man blickt.

ständig zugunsten der Unternehmens-

onsaufrufen auf dem Verfassungsplatz

Und Europa spricht von den so genann-

gewinne zurückgefahren wird.

sammeln, repräsentieren eine breite

ten Hilfspaketen für Griechenland. Mit

Bevölkerungsschicht. Sie alle eint die

Nebelkerzen versuchen uns Europas

Die Autorin besucht das

Wut auf die Politik - und die Angst vor

Eliten derzeit gerade einzureden, dass

Europagymnasium Linz-Auhof und ist

dem Abstieg.

die massiven öffentlichen Budgetde-

stellvertretende AHS Landesschul-

fizite die Folge einer sozialstaatlichen

sprecherin in Oberösterreich.

Myriam Wieser

syntax

Griechenlands.

Seite 12


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GESELLSCHAFT

INTERVIEW MIT DER STUDENLAND

INTERVIEW

TIN LIBA TINBA AUS GRIECHEN-

Syntax: In Griechenland gibt es nun ein sehr hartes Sparpaket. Was geht dir nun durch den Kopf? Lida: Es geht mir sehr vieles durch den Kopf. Auf den Straßen sind tausende Menschen und demonstrieren gegen den harten Sparkurs. Vor allem habe ich Angst, wenn ich an die Zukunft denke. Durch das neue Sparpaket werden mir auch für mein Studium viele Steine in den Weg gelegt. Es war bisher schon nicht leicht, mein Studium zu finanzieren und nun ist es für uns fast unmöglich. Noch schlimmer ist es bei Studienrichtungen wie Medizin. Wenn man hier nicht Millionär_in ist, hat man im Grunde keine Chance, überhaupt das Studium zu beginnen. Auch die Schullaufbahn ist ohne teurer Nachhilfe nicht mehr zu schaffen.

Syntax: Die Demonstrationen wurden vor allem von der unteren Schicht ausgelöst. Wie stehst du zu der Sache? Lida: Das stimmt, aber die Demonstrationen wurden auch von den Jugendlichen in die Wege geleitet. Banken und Großkonzerne unterstützen diese Proteste natürlich nicht, die haben ja alles was sie brauchen, aber das Feld an Demonstrant_innen wird immer breiter gefächert. Die Krise hat auch schon längst die Mittelschicht erreicht. Die Regierung hat versprochen, dass die Reichen zahlen sollen, aber stattdessen nehmen sie es von den Armen und der Mittelschicht. Es ist diese Politik, die wir bekämpfen, nicht der Versuch, die Krise zu überwinden. Syntax: Du bist ja auch oft bei den Protesten auf der Straße dabei. Wie sieht es dort aus? Lida: Es herrscht Chaos. Die Polizei lässt keine friedlichen Demonstrationen zu und die Bevölkerung ist längst nicht mehr so ruhig, um nur die Straßen entlang zu gehen. Die griechische Polizei schleudert Tränengasgranaten in die Menge, von links, von rechts, die Menschen laufen los, drehen um, rennen, stolpern, wissen nicht mehr wohin, reiben sich die Augen. Viele schreien, um Luft ringend, nach ihren Freund_innen, wollen raus, weg, nur noch in Sicherheit. Und in das Chaos hinein regnen immer weiter Steine, Flaschen und Tränengasgranaten. Es herrschen bürger_innenkriegähnliche Zustände. Syntax: Wie denkst du, wird sich Griechenland in Zukunft verändern? Lida: Schwierige Frage. Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass sich die Lage wieder ändern wird und endlich die Schuldigen der Krise zur Kasse gebeten werden und nicht die Armen. Ich hoffe, dass in Zukunft Bildung für alle frei zugänglich ist und nicht das Einkommen der Eltern eine Rolle spielt.

Lida Tinba ist 19 Jahre alt, lebt in Griechenland und studiert Biologie an einer Universität in Athen. Auch sie ist stark von der Krise betroffen, obwohl sie nicht aus einer sozial schwächeren Familie kommt. syntax

Seite 13


syntax

GESELLSCHAFT

MYTHOS CYBERTERRORISMUS

Real existierende Bedrohung oder doch nur ein weiterer Vorwand, unliebsame Gesetze hin zum Überwachungsstaat durchzubringen? Schon seit etwa einem Jahrzehnt geistert der Begriff „Cyberterrorismus“ durch die Medien, er wird vor allem verwendet, um die Angriffe meist autonomer Gruppen auf Websites zu beschreiben. Dabei verfolgen die Angreifer_innen meist ein politisches Ziel, wollen auf Missstände aufmerksam machen, Forderungen publik machen oder geächtete Inhalte aus dem Netz entfernen. Julia Spacil

ONLINEZENSUR - DIE STAATLI-

DYSTOPIA – DÜSTERE ZU-

PARADEBEISPIEL “ANONYMOUS“

CHE SEITE DES

KUNFTSVISIONEN

Das aktuellste Beispiel dafür ist “Anony-

RISMUS

Bis jetzt gab es noch keine einzige Cy-

mous“, eine Gruppe, die in den vergan-

Wenn man den Begriff dennoch ver-

berattacke, die sich in physischen Schä-

genen Wochen zum Beispiel die Seiten

wenden möchte, so muss man sich

den von Personen manifestierte. Doch

von FPÖ, GIS, SPÖ, Scientology und

darüber im Klaren sein, dass seine

genau das wird von manchen prophe-

Sony gehackt haben. Sie hinterließen

Definition nicht von fortschrittlichen

zeit, die Rede ist von Horror-Szenarios

ihr Logo und Maskottchen, ein Pony auf

Kräften bestimmt wird. Ein Beispiel:

wie manipulierten Staudämmen, die

der Startseite und stahlen Daten, die sie

Warum ist es Terrorismus, wenn Ano-

ganze Städte überfluten, Flugzeugab-

im Anschluss teilweise veröffentlichten.

mymous die FPÖ-Website hackt, nicht

stürzen durch einen Eingriff in den Au-

CYBERTERRO-

topiloten. Solche Szenarien sind jedoch unrealistischer als eine Zukunft, in der jeder Mausklick aufgezeichnet und jegliche Online-Kommunikation

überwacht

wird. Die NATO ist beispielsweise gerade dabei, mit der “Cyber Defense Authority“

einen

Geheimdienst

für

Belangen der Internetsicherheit einzurichten, über deren genaue Funktion Die Gruppe “Anonymous“ hinterlässt ihr Maskottchen – ein Pony – auf jeder gehackten Seite.

hüllt man sich in Schweigen. Offizielle Begründung ist, dass man den techno-

Dass diese Angriffe gesetzeswidrig sind,

aber, wenn China Google im ganzen

logischen Vorsprung vor den Verbre-

ist keine Frage, doch nicht alles, was ille-

Land sperrt? Wenn solche Angriffe von

cher_innen wahren wolle. Totale Über-

gal ist, ist gleich Terrorismus. Dennoch

staatlichen Organen oder unter staatli-

wachung

bekommen Cyberattacken pauschal die-

cher Duldung erfolgen, sprechen selbst

sein, vielmehr müsste man nach den

ses zweifelhafte Etikett aufgedrückt.

Kritiker_innen von Maßnahmen, poli-

Ursachen dieser Angriffe suchen und

Es besteht ein qualitativer Unterschied

tischen Instrumenten und Steuerungs-

an diesem Punkt ansetzen.

zwischen virtuellen Attacken auf Rechner

mechanismen. Wer den Begriff verwen-

und physischen Angriffen auf Menschen.

det, muss sich dessen bewusst sein.

syntax

Seite 14

kann niemals eine Lösung

Die Autorin besuchte das Polgar Gymnasium in im 22. Bezirk in Wien.


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GESELLSCHAFT

TÖCHTER: JETZT AUCH IN ÖSTERREICH!

SPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012 Nach jahrelangen Diskussionen ist die Änderung der österreichischen Bundeshymne beschlossen. SPÖ, ÖVP und Grüne haben sich darauf geeinigt, die Textpassage, in der die “großen Söhne” besungen werden, um die “Töchter” zu erweitern. Das erklärten die Frauensprecherinnen der drei Parteien, Gisela Wurm (SPÖ), Dorothea Schittenhelm (ÖVP) und Judith Schwentner (Grüne), und verkündeten am 13. Juli 2011 diese Nachricht. Der Weg bis dahin war steinig und geprägt von starken Protesten und Engstirnigkeit. Tatjana Gabrielli

GEHEIMAKTION DER VP-FRAUEN Das Vorgehen der ÖVP-Frauen, die den Antrag im Nationalrat in einer „Geheimaktion“ an der Klubführung vorbei eingebracht hatten, verteidigt die ehemalige Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat. Ab 2012 gibt esauch Töchter in der Bundeshymne

Wenn man „eine lange Diskussion im Klub und dann mit dem Koalitions-

kriminierung in der Hymne zu beseiti-

amtierenden

Frauensprecherin

der

partner“ geführt hätte, wäre sich die

gen“. Gegenüber dem „Standard“ sagte

Partei, und man hat sich darauf geei-

Einbringung des Antrags in ihrer Par-

sie, die Zeit sei diesmal reif gewesen:

nigt, die Hymne um die Töchter zu er-

laments- Zeit nicht mehr ausgegangen,

„Wann, wenn nicht jetzt?“

weitern.

FPÖ GEGEN ÄNDERUNG

DIE

hatten am Freitagabend mit Dauer-

Laut den drei Parlamentarierinnen ist

CHE, SIND DIE GRENZEN MEI-

reden über Wein, Schweinemast und

bei dem Vorhaben auch das BZÖ mit

NER WELT

neue Süßstoffe einen letzten Auftritt

an Bord. Die FPÖ-Frauensprecherin

Dass die österreichische Bundeshymne

Rauch-Kallats im Plenum verhindert,

Carmen Gartelgruber ist jedoch gegen

die österreichische Gesellschaft annäh-

nachdem die ÖVP-Frauen den Antrag

eine Änderung der Hymne. In einer

rend realitätsnahe widerspiegelt, kann

an der Klubführung vorbei mit den Kol-

Aussendung sprach sie von „Gender-

wohl als Erfolg verbucht werden. Es gilt

leginnen von SPÖ und Grünen erarbei-

Klamauk“.

sich bis 2012 zwischen „Heimat großer

sagte sie. Einige

männliche

ÖVP-Abgeordnete

tet und im Plenum eingebracht hatten.

GRENZEN

MEINER

SPRA-

Töchter, Söhne“, „Heimat großer Töch-

Die Frage, ob in der Hymne auch das

NACH DER AUSSPRACHE GIBT

ter und Söhne“ sowie „Großer Töchter,

Wort „Töchter“ vorkommen soll, sei si-

ES NUN AUCH TÖCHTER

großer Söhne“ zu entscheiden.

cher nicht die wichtigste, sagte Rauch-

Nach der Nationalratssitzung hatten

Kallat in mehreren Interviews. Die

die ÖVP-Männer tagelang zum Thema

Der Autorin besuchte das PG Rieden-

Bundeshymne

geschwiegen. Später gab es eine Aus-

burg in Vorarlberg und ist Frauen-

habe aber „Symbolkraft“. Und daher

sprache zwischen ÖVP-Chef Michael

sprecherin der AKS.

ist es wichtig, „diese sprachliche Dis-

Spindelegger, Klubchef Kopf und der syntax

Seite 15


syntax

GESELLSCHAFT

FACEBOOK BEKOMMT KONKURRENZ

Google etabliert eine neue Datenkrake - Google+

Google+ ist das neueste Projekt von Google Incorporated. Es wurde Ende Juni 2011 ins Netz gestellt und ist eine Beta Version. Eine Registrierung ist nur mit Einladung möglich. Google+ ist ein soziales Netzwerk, welches vergleichbar mit Facebook ist, somit hat sich der Konzern auch in diesem Bereich etabliert und steht nun in direkter Konkurrenz zu Facebook. Von Dara Jochum für die aks Vor-

andere und beste Freund_innen in

arlberg

vertraulich behandelt und nicht an Un-

DER ALBTRAUM FÜR DATEN-

befugte weitergegeben. Es werde „an

SCHÜTZER_INNEN

verschiedenen Initiativen rund um das

>> Die Sparks verwalten die Inte-

Es fällt schwer zu glauben, dass Google

Thema Datenmanagement“ gearbeitet

ressen der User_innen und sucht

alle Daten für sich behält. Bei Google+

und zwar „zusammen mit verschiede-

neue Artikel oder Videos die sich an

geht es, wie bei den meisten anderen

nen Kunden und Kundinnen und Part-

diese anpassen.

sozialen Netzwerken auch, um zielge-

ner_innen“.

richtete Werbung. Google+ soll also

Sogar in den Nutzungsbedingungen

>> Die Hangouts sind Chats, zu

eine Dienstleistung für die Werbein-

heißt es, man werde gesammelte Da-

denen der_die Benutzer_in über

dustrie sein. Eine riesige Datenbank

ten über Aktivitäten bei Google+ mög-

Video-Chat eine Unterhaltung füh-

ist in Planung – ein Albtraum für alle

licherweise mit Partner_innen oder

ren kann.

Datenschützer_innen. Künftig sollen

anderen Webseiten teilen. Doch so ver-

Werber_innen Adressen kaufen kön-

steckt, dass sie die meisten überlesen.

>> +1 ist eine Schaltfläche, ver-

nen, und das nach Interessen sortiert.

Diese zu lesen wäre wohl aber an der

gleichbar mit der mit „Gefällt mir“-

Datenschützer_innen

Zeit!

Schaltfläche

werfen

dem

Suchmaschinengigant schon lange vor,

eine eigene.

von

Facebook,

wo

Benutzer_innen über deren Inter-

der Konzern würde sich immer mehr zu

GOOGLE+ BIETET VERSCHIEDE-

einer „Datenkrake“ entwickeln, um da-

NE FUNKTIONEN AN:

mit Geld zu verdienen.

essen mitteilen können.

>> Nutzer_innen von Google+ kön>> Circles helfen dir, deine Freunde

nen beliebig viele Bilder speichern,

DATENSAMMLUNG NUR FÜR DIE

in Gruppen aufzuteilen und somit

da Google Sie automatisch auf eine

VERBESSERUNG VON DIENST-

bestimmte Informationen nur mit

Größe von 2048x2048 Pixel ver-

LEISTUNGEN?

den richtigen Leuten zu teilen. Zum

kleinert.

Google äußert sich nicht konkret, Ni-

Beispiel steckt man Mitschüler_in-

cholas Wong, Leiter der Rechtsabtei-

nenin eine Gruppe, Familie in eine

lung, meint, die Daten werden sehr

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Seite 16

Die Autorin besucht das Privatgymnasium Riedenburg in Vorarlberg


MÜSSEN FRAUEN NACKT SEIN, UM INS MUSEUM ZU KOMMEN?

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GESELLSCHAFT

Feminismus: bunt, frech und voller Überraschungen

Bereits in den 80er Jahren stellten sich Guerilla Girls die Frage: Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Nur 3% der Künstler_innen im Metetropolitan Museum waren zu dieser Zeit weiblich. Dafür waren Frauen in einem ganz anderen Teil der Kunst stark vertreten: 83% der Aktportraits zeigten ebenfalls Frauen. Die Guerilla Girls, die sich mit der Kong Maske ein Symbol der männlichen Dominanz zu eigen machten, zeigen als selbsternanntes Gewissen der Kunstwelt, dass man weder nackt sein muss, noch ein Mann, um sich in der Welt der Kunst einen Namen zu machen. ten das immer stärker werdende Schönheitsideal der USA und der Welt, sowie den Zwang, der vielen Frauen auferlegt wird, das schöne Geschlecht zu sein. Besonders an dieser Kampagne war, dass sie in Nacht und Nebel Aktionen publik gemacht wurde. Sie prägten durch anbringen der Plakate an öffentlichen Plätzen, in Straßenbahnen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln die aktionistische Arbeit der Kunstwelt.

Eine Kampagne der Guerilla Girls

GUERILLA GIRLS HEUTE- FEMINISTISCHE KUNST

Sandra Hochmayr

IN DER GEGENWART

ES GEHT NICHT UMS GELD- ES GEHT DARUM

Auch heute sind die Guerilla Girls noch aktiv und prägen die

ZU BEWEGEN

feministische Kunst. Längst sind sie keine amerikanische Be-

So oder so ähnlich könnte das Motto der Guerilla Girls lauten.

wegung mehr. Mittlerweile gibt es unzählige autonome Grup-

Den Künstlerinnen geht es nicht darum in Museen zu hängen

pierungen. So bieten die Guerilla Girls auch Workshops an, ver-

oder Höchstpreise bei Kunstauktionen zu erzielen. Die Gueril-

anstalten Ausstellungen und starten Aktionen unter dem Motto

las bleiben immer Anonym, außer ihnen selbst weiß niemand

„reinventing the „f“ word: feminism“. Außerdem gibt es auch

genau wie viele aktiv sind und wer die Aktivistinnen sind. Denn

Guerilla Girls on Tour, eine Theatergruppe, geleitet von drei

die Guerilla Girls sind eine antiautoritäre Bewegung, die es sich

ehemaligen Guerilla Girls, sowie viele andere Gruppen, die die

zum Ziel gesetzt hat, in der Welt der Kunst etwas zu bewegen.

Ziele der Guerilla Girls teilen. Die Anzahl der weiblichen Künst-

Seit eine Frauendemo 1985 bei einer Ausstellung des Metropo-

lerinnen und auch der feministischen Künstler_innen hat sich

litan Museum, bei der nur 13 von 163 Künstler_innen Frauen

durch Vorreiterinnen, wie Lee Lozano, Judy Chicago und nicht

waren, treten die Künstlerinnen Bewegung für die Gleichstel-

zuletzt den Guerilla Girls immer mehr gesteigert. Denn heute

lung der Frau in Kunst und Gesellschaft ein.

sind Künstlerinnen nicht mehr eine „lästige Randerscheinung“, sondern etablieren sich in immer mehr unterschiedlichen

Mit dieser Kampagne „Do women have to be naked to get into Met Museum“ griff die Künstlerinnen Gruppe zum erstenmal

Kunstrichtungen. Der Autorin besuchte die HTL 1 in Linz

ein gesellschaftspolitisches Thema auf. Sie bekamen zum ersten Mal politisches Gewicht und einige amerikanische Politiker_innen äußerten sich zu den Aktivitäten der Gruppe. Sie kritisier-

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Seite 17


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INTERNATIONALES

RECHTSRUCK EXTREM POPULÄR?!

Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa. „Mehr Mut für unser Wiener Blut – zu viel Fremdes tut niemanden Gut“ mit dieser Kampagne hetzte HC Strache gegen Ausläner_innen. Er will damit ganz klar provozieren und Aufmerksamkeit erregen. Jedoch gibt es solche Kampagnen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Johanna Kuchling

RECHTSPOPULIST_INNEN

dass sie oftmals die Opposition sind

AUF

DEM VORMARSCH Seit

den

Achtzigerjahren

und sich daher von den Fehlern der momentanen Regierung abgrenzen, stellen

sind

sie sich in die Außenseiter_innenrolle,

Rechtspopulist_innen in Europa auf

wodurch sie umso glaubhafter wirken.

dem Vormarsch.

Denn nicht nur in

Mit Vorurteilen, wie „ Ausländer_in-

Finnland, Frankreich, Italien und Un-

nen nehmen uns die Arbeitsplätze weg“

garn konnten rechtspopulistische Par-

schaffen Rechte Sündenböcke. Damit

teien enorme Wahlsiege feiern. Son-

spalten sie das „einheimische“ Volk von

dern sie gewinnen auch immer mehr

den vermeintlichen Nicht-Zugehörigen

Mandate in regionalen Bereichen, wie

anderer Nationen und Kulturen ab.

die FPÖ bei den Wien-Wahlen 2010 mit

Und versuchen damit Meinungen zu

ihrem Anti-Islam-Wahlkampf. Auch im

bilden.

Europäischen Parlament gewinnen die Rechtsparteien immer mehr Stimmen.

EINFACHE SPRACHE FÜR DAS

Paradoxerweise setzen die teilweise ex-

EINFACHE VOLK

trem nationalistischen Parteien immer

Das Auftreten populistischer Parteien

mehr auf internationale Zusammenar-

hängt sehr von dem Bewegungscha-

beit.

rakter und dem Prinzip der charisma-

Ihre Forderungen reichen von “Autorität” und “Ordnung” über Feindlichkeit gegenüber Minderheiten, bis hin zu einem “weißen” Europa

HC Strache Bundesparteiobmann der FPÖ

ner „Wille des Volkes“ propagiert.

tischen Führungsperson ab. Darüber hinaus wird ein sehr bodenständiger

DURCH POPULISMUS GRENZEN

Kontakt zu den Wählerinnen und Wäh-

SIE MINDERHEITEN AUS.

lern projeziert. Die einfache Rheto-

Populismus basiert auf der Vorstellung

rik der Führungspersonen soll das

„des Volkes“ als eine mehr oder weniger

EIN GEMEINSAMES FEIND_IN-

„Sprachrohr des Volkes“ darstellen, soll

homogene Masse. Nicht zu verwechseln

NENBILD VERBINDET

sagen was der „kleine Bürger“, die „klei-

ist „das Volk“ mit der tatsächlichen Be-

Denn was alle populistischen Parteien

ne Bürgerin“ denkt. Durch Wortwahl

völkerung, es stellt mehr ein Idealbild

verbindet ist, dass ein Feind_innenbild

und Diktion wird das Thema auch noch

dar, das Zugehörigkeit vermitteln und

geschaffen wird, um Gruppen auszu-

emotionalisiert und die Stimmung in

Identität schaffen soll. Die Vielschich-

grenzen. Mit provokanten Kampagnen

der Bevölkerung angeheizt. Außerdem

tigkeit

bekommen sie Aufmerksamkeit und

wird durch den vermehrten Einsatz di-

senslagen der Bevölkerung werden ge-

sind somit in allen Medien. Dadurch,

rektdemokratischer Mittel ein homoge

leugnet. Populistinnen und Populisten

syntax

Seite 18

und

verschiedenen

Interes-


syntax

INTERNATIONALES

sowie Migrant_innen ausgegrenzt und

mokratievorstellungen aktiv betreiben

in Gegensatz zum „guten Volk“ gestellt,

können. Um die gegen die Gefahren des

weil sie die den angeblich „veranker-

Rechtspopulismus zu bestehen muss

ten“ moralen und sittlichen Wertvor-

also eine aufgeklärte Bevölkerung, so-

stellungen widersprechen oder diese

wie eine starke Gegenposition der an-

sogar bekämpfen wollen.

deren Parteien bestehen.

Es werden gezielt Ängste kanalisiert und mit Befürchtungen der Bevölkerung ge-

Der Autorin besucht die HAK I

spielt, indem komplexe ökonomische

Klagenfurt.

und soziale Probleme auf vermeintlich Verantwortliche reduziert werden. Dabei werden gängige Klischees und Vorurteile aufgegriffen. So werden die

Durch Sündenböcke gewinnen rechte Parteien immer mehr Wähler_innen.

„vielen“ Ausländer_innen für die mangelnden Arbeitsplätze verantwortlich gemacht. Völlig verschiedene Elemente werden dabei scheinbar plausibel mitschreiben „dem Volk“ bestimme Moral-

einander in Zusammenhang gebracht:

vorstellungen und Eigenschaften zu. So

Die armen Steuerzahler_innen müssen

entstehen die Chiffren vom „anständi-

für die „Asylanten“, die wie die Maden

gen Bürger“ und der „guten Frau“.

im Speck leben und damit den Staats-

„Das gute Volk“ wird von der politi-

haushalt schröpfen, bezahlen.

schen Elite abgegrenzt. Der General-

Damit wird Wut lediglich kanalisiert,

verdacht, die Politiker_innen hätten

allerdings keine Lösungen aufgezeigt,

sich vom eigentlichen Willen des Vol-

außerdem ist dieses politische Vor-

kes entfernt, wird auferlegt. Er grenzt

gehen sehr bedenklich, weil dadurch

jene aus, die nicht in die kulturellen

feindliche Gefühle in der Bevölkerung

Maßstäbe passen.

geschaffen werden.

DAS „GUTE“ UND „BÖSE“ VOLK

Gefährlich wird es wenn rechtspopulis-

So werden je nach dem religiöse, se-

tische Parteien über Regierungsmacht

xuelle oder kulturelle Minderheiten,

verfügen und ihre fragwürdigen Desyntax

Seite 19


SPEAKERS’ CORNER

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FEUILLETON

SAG UNS DEINE MEINUNG! Viel zu oft werden die Meinungen der Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhöhrt oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Entscheidungen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speakers’ Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gerne mit anderen Schüler_ innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melden dich einfach unter aks@aks.at!

„Was wären Maßnahmen gegen Rassismus an deiner Schule?” SOPHIA CHRISTALL, 16 JAHRE, STELLVERTRETENDE AHS LANDESSCHULSPRECHERIN SALZBURG, BORG NONNTAL „Vorurteile beherrschen die Köpfe der Menschen und auch im Schulalltag spielen sie eine große Rolle. Um gegen Rassismus an Schulen vorzugehen, muss es eine gezielte Aufklärung geben. Denn wenn Vorurteile keinen Platz mehr haben, kann Rassismus an Schulen bekämpft werden.“

MORITZ SCHWARZ,17 JAHRE, LANDESSCHULSPRECHER TIROL, AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK „Um Rassismus an unseren Schulen zu bekämpfen, muss ein deutlicheres Bewusstsein aller Schüler_innen geschaffen werden. Egal ob es die abfälligen Kommentare in der Pause, die Vorurteile in den Köpfen, oder sogar ausschreitende Diskriminierungen von Mitschüler_innen im Schulalltag sind. Erst wenn wieder die Vielfalt wieder im Vordergrund steht, wird Rassismus Weltoffenheit und Toleranz weichen können.“ „Rassismus macht auch vor Klassenzimmern nicht halt. Um dem entgegen zu wirken, braucht es einen verpflichtenden Gegenstand „Politische Bildung“, in dem Demokratie und Toleranz früh erlernt werden. Außerdem müssen fremdenfeindliche Rollenbilder aus allen Schulmaterialien entfernt werden und Peers, die auf ein vielfältiges Zusammenleben spezialisiert sind, an jeder Schule verankert werden.“ syntax

Seite 20

PHILIPP STADLER, 18 JAHRE, AHS-LANDESSCHULSPRECHER OÖ, BORG HONAUERSTRASSE LINZ

„Ich denke, dass es wichtig ist, die Fälle zu dokumentieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Rassismus tatsächlich an unseren Schulen passiert. Dann kann auch gezielt darauf reagiert werden mit zum Beispiel einer Peer-Ausbildung. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass sich Schüler_innen untereinander helfen und stärken und gemeinsam gegen Vorurteil ankämpfen.“

CLAUDIA SATLER, 16 JAHRE, AHSLANDESSCHULSPRECHERIN VORARLBERG, BRG REBBERGGASSE, FELDKIRCH


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FEUILLETON

kunsthalle BUCH: Letzten Sommer ist ihr erstes Buch veröffentlicht worden, was aber

MELDA AKBAS - noch lange nicht alles ist. Sie schrieb ihr Abitur, engagierte sich in SO WIE ICH WILL der Schüler_innenvertretung und in der „Türkischen Gemeinde Deutschlands”. Nebenbei stellte sie auch noch ein bundesweites Projekt auf die Beine, welches sich zum Ziel setzt, insbesondere jungen Türkinnen und Türken die Integration zu erleichtern. In ihrem Buch schafft sie es, den Leser_innen ihr Leben (und das Leben so vieler anderer junger Migrant_innen) mit all seinen Konflikten, Bereicherungen und Fragen näher zu bringen. Alexander Hoor für die aks Vorarlberg

CHINA BLUE porträtiert einen entscheidenden Lebensab- DVD:

MICHA X. PELED entfernte Stadt ziehen muss. Ihr Job dort ist es dann, in einer CHINA BLUE schnitt der 17-jährigen Jasmin, die von ihrem Dorf in die weit

Jeans Fabrik die Fäden der Hosen abzuschneiden. Dies muss sie mindestens 15 Stunden am Tag machen, inklusive Überstunden. Der Regisseur Peled hat in dem Film China Blue das Leben eines Mädchens dokumentiert, das stellvertretend für rund 130 Millionen Wanderarbeiter_innen in China steht. Somit bietet der Film einen schockierenden Einblick in das Leben dieser Menschen.

MUSIKTIPP:

Tatjana Gabrielli

Die 2005 gegründete Indierock-Band aus Oberösterreich besteht aus

BILDERBUCH den vier jungen Musikern Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky und Andreas Födinger. Ihren ersten Erfolg erzielten sie mit ihrer Single „Calypso“, die sofort auf Platz 4 der Austrian Indie Charts landete. Von da an folgten größere Auftritte, wie zum Beispiel am Fm4 Frequency Festival und am Two Days a Week Festival. Sarah Rossmann

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FEUILLETON

0699 / 12 14 81 20 DER SCHÜLER_INNENNOTRUF DER AKS Schüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte

Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an, bei

werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens

dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen

wissen wir Schüler_innen auch garnicht über unsere Rechte

Schulrechtsfragen erhältst. Du kannst auch unsere Broschüre

bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_in-

„123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz auf www.aks.at gra-

nen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechts-

tis bestellen, oder einfach den unteren Rücksender ausfüllen,

verstöße wehren.

und wir schicken dir die Sachen portofrei nach Hause.

SCHWER

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WUSSTEST DU SCHON, DASS?

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FEUILLETON ... jede Sekunde werden ca. 127 RedBull-Dosen weltweit getrunken, was einer Jahresbilanz von 4,016 Mrd getrunkenen Dosen entspricht. (im Jahr 2008)? ... es auf der Welt mehr Hühner als Menschen gibt? ... der Schmetterling 12.000 Augen hat? ... der Atlantische Ozean salziger ist als der Pazifik? ... das durchschnittliche Stachelschwein 30.000 Stacheln hat? ... der Durchschnittsmensch sieben Minuten, um einzuschlafen braucht? ... das Wort “Manhattan” entstammt einer alten Sprache amerikanischer Ureinwohner_innen und bedeutet “der Ort, an dem wir betrunken waren”. ... von insgesamt 45 Tieren auf der Titanic überlebten drei Hunde und ein Kanarienvogel den Untergang? ... wenn im Simpsons-Vorspann Maggie an der Supermarktkasse gescannt wird, leuchtet der Betrag auf, den ein Kleinkind im Monat kostet? ... der Mensch kann als einziges Säugetier lächeln?

#

ICH BIN vorname, nachname

Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

adresse, plz, ort email

AN DIE

Aktion kritischer Schüler_innen Bundeskoordination

telefon geb. dat., schule, klasse

ICH WILL Schulsprecher_in werden Ein kostenloses Syntax-Abo

Amtshausgasse 4, 1050-Wien AKS-STUFF

AKS-Wandkalender 11/12 Schulrechtsnotruf Kärtchen Stundenplan Sticker

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG: SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)

GET ACTIVE!

Infos über eure laufenden Aktivitäten

123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)

einen Workshop an meiner Schule

Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)

auf ein Seminar mitfahren

Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)

eine Liste aller erhältlicher Materialien

Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)

aktiv werden

MATERIALIEN

zur Antirassismus Arbeit zu feministischer Arbeit zu Globalisierung zum Thema Homophobie zu Schule & Schulpolitik Materialien „Reiche Eltern für Alle“ Materiaien „Baustelle Schule“ Materialien „Nicht genügend Mitbestimmung“

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syntax.aks.at

DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

Raise your voice

SV Start UPs

Der perfekte Start in dein Jahr als Schulsprecher_in. Lerne neue Leute kennen, tausche dich mit Menschen aus anderen Bundeslänern aus, diskutiere in spannenden Workshops und hab einfach Spaß.

A

ALLE INFOS UNTER AKS.AT

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DAS AKS SCHULSTART-GEWINNSPIEL Mach mit beim AKS-Schulstartgewinnspiel und hol dir deinen Ipod-Touch, mehrere Büchergutscheine oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei. (Falls Marke zur Hand, freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)

FRAGE:

Wie viele Personen leben in Österreich unter der Armutsgrenze?

DEINE ANTWORT: 460.000 30.000 260.000

ZU GEWINNEN GIBT ES:

1x IPod-Touch 10x Teilnahmen am SV StartUp 10x 30€ Büchergutscheine Der Rechtsweg ist ausgeschlossen


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