AKtion Dezember 2011

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„Vielfach liegt der Grund einer vorzeitigen Auflösung des Lehrverhältnisses an mangelnder Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“ (Seite 4)

Dezember 2011 Nr. 10/2011, XXV. Jahrgang Zugestellt durch Post.at

AK-Präsident Hubert Hämmerle

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

www.ak-vorarlberg.at

Krankenpflege: Krise in Dornbirn spitzt sich zu

Aus dem Inhalt

An den Landesspitälern wächst der Unmut

Seiten 6 und 7

Die zu dünne Personaldecke auf der einen Seite, ein wachsendes Aufgabenfeld auf der anderen: Die Belastungen der Krankenhausbediensteten erreicht ein „ungesundes“ Maß. Seite 5

Parkplätze könnten zur Mangelware werden Die Weichen für eine neue Stellplatzverordnung wurden gestellt. Diese soll den Bürgern erstmals eine Obergrenze für Stellplätze in Mehrfamilienwohnanlagen vorgeben. Seite 9

Erfolgreich trotz fehlender Schulbildung André Stern ging nie zur Schule und spricht heute fünf Sprachen, ist Gitarrenbaumeister und vieles mehr. Mit seinem Vater Arno Stern hat er nun auch ein Buch veröffentlicht. Seite 10

Ganztagesangebote in Vorarlberger Schulen In der Neuen Mittelschule ist Vorarl­ berg eine Modellregion. Die AKtion hat sich zwei Angebote genauer angesehen. Seite 11

AK hilft chronisch kranken Kindern Bereits zum vierten Mal wird der Verein Sonnenblume mittels einer Spendenaktion der AK Vorarlberg unterstützt. Seite 12

Gewinnen: Sony eBook-Reader Es kommt keine Ruhe in den Krankenpflegeverein Dornbirn – die Leidtragenden sind die Mitarbeiterinnen und die zu pflegenden Personen.

Arbeitsrecht griffbereit

Ob Urlaubsrecht, geringfügige Beschäftigung oder Dienstzettel – das Arbeitsrecht ist eine komplexe Materie. In der Broschüre „Arbeitsrecht griffbereit“ werden die Grundsätze leicht verständlich erklärt. Wer über seine Pflichten bzw. Rechte informiert ist und über seine rechtlichen Möglichkeiten Bescheid weiß, kann im Fall der Fälle richtig reagieren. Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

„Ökonomisch ist die Sache zu bewältigen“ Zurückstutzen des Bankensektors und alle Kraft in die Vermeidung von Arbeitslosigkeit zu stecken, fordert im AKtion-Interview Wirtschaftsforscher Dr. Markus Marterbauer zur Überwindung der Finanz- und Eurokrise. Der renommierte Wirtschaftswissenschafter und Autor des aktuellen Buches „Zahlen, bitte!“ war Referent

eines Diskussionsabends in der AK Vorarlberg. Dabei legte er die Ursachen und vor allem die Zusammenhänge der derzeitigen Krise eindrucksvoll und leicht verständlich offen. Zum Beispiel: „Unser Bankensektor ist viel zu groß für die Bedürfnisse der realen Wirtschaft!“ Fallen wir um unser Geld um, kommt eine große Inflation? Das sei eine der am häufigsten an ihn gestell-

Symbolfoto

ten Fragen. Marterbauer: „Unser Problem ist eher hohe Arbeitslosigkeit als hohe Inflation. Aber es zeigt für mich, dass die Sorgen der Leute sehr groß sind.“ Eine stark steigende Arbeitslosigkeit zöge einen Rattenschwanz an wirtschaftlichen und sozialen Folgen nach sich. Ja zu Vermögenssteuern Marterbauer befürwortet klar eine Transaktionssteuer und Vermögenssteuern: Jene, die die Krise (ein „Finanzcasino“) mitverschuldet haben, sollen jetzt auch ihren Beitrag zur Bewältigung leisten. „Es ist ein politisches Problem. Denn ökonomisch sind die Folgen der Krise bewältigbar.“ Seite 3

Seite 12

AK-Kontakte

AK-Rechtsservice Tel. 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000


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Reaktionen

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Kommentar von AK-Direktor Rainer Keckeis: „Parken verboten“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Weniger Parkplätze, weniger Verkehr – das ist die einfache Logik, die das Land bei der Novellierung der so genannten „Stellplatzverordnung“ ansetzt. Dass damit auch Eigentumsrechte unverhältnismäßig eingeschränkt werden, wird im Sinne von Umweltschutz und Raumplanung sozusagen als Kollateralschaden in Kauf genommen. Interessant ist, dass in der bisherigen Stellplatzverordnung den Bürgerinnen und Bürgern vorgeschrieben wurde, wie viele Abstell- und Garagenplätze sie mindestens bereitzustellen haben – darunter ging nichts. Anstatt diese Verpflichtungen einfach aufzu-

heben und mit gezielten Anreizen den gemäß anders als ein umweltschützenöffentlichen Verkehr zu fördern und der Verordnungstexter. Aber was solls diesen auszubauen, will der Gesetzge- – schließlich sind Ein- und Zweifaber nun mit der Gesetzes-Brechstange milienhäuser ausgenommen und nur eingreifen. Künftig darf es z. B. bei „bestimmte Landesteile“ betroffen. Mehrfamilienhäusern maximal noch Wie sehr die geplante Verordnung 1,3 Stellplätze pro Wohnung geben. übers Ziel hinausschießt, zeigen auch „Änderung des Mobilitätsverhaltens die Verpflichtungen, die Vermietern durch die Schafauferlegt werden. fung von TatDiese machen Was an motorisiertem Indivisachen“, nennt sich nämlich dualverkehr „nötig“ und „unsich das im postrafbar, wenn nötig“ ist, hängt in erster Linie sie keine Vorlitischen Sprachvom individuellen Standpunkt kehrungen trefgebrauch. Ziel des Verkehrsteilnehmers ab. sei die dringend fen oder nichts nötige Verringedagegen unterrung des „unnötigen motorisierten nehmen, dass ein Mieter ein zweites Individualverkehrs“. Was an Indivi- Auto kauft und dieses beim Nachbarn dualverkehr nötig und unnötig ist, abstellt, weil dieser die Genehmigung hängt aber meist vom individuellen dazu erteilt hat. Denn das Gesetz legt Standpunkt des Verkehrsteilnehmers fest, dass die Höchstzahl der Stellplätab. Ein Pendler sieht das erfahrungs- ze für ein Bauwerk nicht nur auf dem

dazugehörenden Grundstück nicht überschritten werden darf, sondern auch nicht innerhalb eines Umkreises von 200 Metern. Mit der Novellierung des Baugesetzes 2010 – das übrigens von allen Parteien einstimmig im Landtag beschlossen wurde – hat sich das Land einen Freibrief für „Reglementierungen aller Art“ ausstellen lassen. Das Gesetz ist nämlich gespickt mit „Kann“-Bestimmungen. Allerdings, beschwichtigen befragte Landtagsabgeordnete, würden die gesetzlichen Möglichkeiten keinesfalls ausgenützt. Vermutlich deshalb hat man sie im Gesetz vorgesehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt (siehe auch Artikel Seite 9).

AK-Direktor Rainer Keckeis

Leserforum Wichtige Themen für Konsumenten Ich möchte mich im Namen aller Konsumenten, welche die Hilfe der AK-Konsumentenberatung in Anspruch nehmen, herzlich bedanken. In der heutigen Zeit sind wir alle als Konsumenten sehr gefordert und da ist eine Unterstützung seitens erfahrener Personen, wie es sie bei der Arbeiterkammer Vorarlberg gibt, sehr wertvoll.Über die Reduktion der Werbefahrtenanfragen freue ich mich besonders, weil ich bei einer Testwerbefahrt vor 2-3 Jahren die unverschämte Vorgangsweise von den unseriösen Geschäftemachern mitbekommen habe. Herzlichen Dank. Ingrid Grasbon, Bludenz

Arbeitsmedizin in den Vorarlberger Betrieben Grundsätzlich hört sich „Arbeitsmedizin in den Betrieben“ sehr gut an und wäre auch sehr wichtig. Aber gibt es wirklich engagierte Arbeitsmediziner in den Betrieben? Ich habe immer nur

Sprechstunden im Arztzimmer und Impfaktionen erlebt (in den Filialen nur, wenn es sich für den Arzt auch finanziell rentiert). Noch nie habe ich von einem Betriebsarzt gehört, der durch den Betrieb gegangen wäre und die Arbeitsbedingungen in Bezug auf Gesundheit begutachtet und Verbesserungsvorschläge gemacht hätte. Die Tätigkeit der „Betriebsärzte“ müsste von der Arbeitsinspektion kontrolliert werden, damit eine Verbesserung der Gesundheitsförderung erzielt werden könnte. Die branchenspezifischen Gefahrenpunkte sind ja hinlänglich bekannt. Mit einfachen, vorbeugenden Maßnahmen könnte so manche Berufskrankheit verhindert werden. Die Arbeiter und Angestellten kennen jedoch nicht alle Möglichkeiten – das wäre die Aufgabe der Betriebsärzte, hier für Aufklärung zu sorgen. Erika Pratzner, Hard

Parteien sollten anfangen zu sparen Keine neuen Steuern! Alle Parteien sowie die gesamte Regierung sollten

Das Europa-Parlament hat eine Resolution verabschiedet, wonach alle EU-Staaten, in denen Zugangsbeschränkungen aufrecht sind, aufgefordert werden, bis Ende 2011 ihren Arbeitsmarkt für Rumänen und Bulgaren vollständig zu öffnen. Elf der 26 EU-Staaten machen derzeit von ihrem Recht Gebrauch, den Zugang von Rumänen zu ihrem Arbeitsmarkt zu beschränken.

Weihnachtsgeld zum Geschenke-Einkauf Die Hälfte der Österreicher verwendet das Weihnachtsgeld vorwiegend für Weihnachtsgeschenke und andere außerordentliche Ausgaben wie Urlaubsreisen. Für ein Viertel der Österreicher dient das Geld in erster Linie zur Abdeckung von Alltagsausgaben. 19 Prozent stecken das Geld vorrangig in die Altersvorsorge und sechs Prozent decken damit zuerst Schulden ab.

Zeitarbeit statt fixen Arbeitsplätzen In wirtschaftlich schwierigen Zeiten halten sich viele Unternehmen mit der Einstellung von fixen Mitarbeitern zurück und setzen auf Zeitarbeiter. Sie sind in einer Krise die ersten, die ihren Arbeitsplatz auch wieder verlieren. Heuer sind in Österreich knapp 75.000 Menschen als Zeitarbeiter angestellt – mit steigender Tendenz. Bei 20 Prozent handelt es sich um hoch qualifizierte Personen.

Liebe Leserinnen und Leser

Das Thema Einfamilienhaus versus gemeinnütziger Wohnbau sorgt für Diskussionen.

endlich einmal ordentlich arbeiten und bei sich selbst den Sparstift ansetzen. Stichworte Parteienförderung, Lohnerhöhung, Wahlkampfkosten, Inserate, teure Events, Reisen etc. Thomas Koschat, Dalaas

Gemeinnütziger Wohnbau in Vorarlberg

Seit dem Jahr 2000 müssen in Österreich alle Betriebe arbeitsmedizinisch betreut werden.

Arbeitsmarkt soll für alle geöffnet werden

Leistbare Wohnungen sind Mangelware: Sparen sollten die jungen Menschen lernen, solange sie zuhause wohnen. Am besten gelingt das durch das Vorbild der Eltern. Wenn von Kleinkind an gelernt wird, dass nicht alles gekauft werden kann, was man gerne hätte, wären die Jugendlichen eher bereit, monatlich etwas auf die Bank zu legen, sozusagen anzusparen. So könnte der Auszug von zuhause in eine Mietwohnung die monatlich 500 Euro und mehr kostet, durch den Kauf einer kleinen Eigentumswohnung die kommende finanzielle Misere einschrän-

ken. Statt Miete zu zahlen, ist das dann Tilgung für das Eigentum. Wer sehr jung in eine Mietwohnung einzieht, was im Moment Trend zu sein scheint, kann kaum noch Geld für Eigentum beiseite legen, weil die lästige Miete monatlich zu viel vom meist anfangs nicht hohen Einkommen wegnimmt. Rosa Düringer, Röthis Immer mehr Menschen sind im Ländle auf gemeinnützige Wohnungen angewiesen, da aufgrund der gestiegenen Wohnungs- und Grundstückspreise es fast schon unmöglich ist, für eine Familie mit einem „normalen“ Einkommen überhaupt vernünftige Kredite abzuzahlen beziehungsweise Mieten zu bezahlen. Gemeinnützige Wohnungen sind immer mehr gefragt aufgrund der Euro-Krise, der allgemeinen Unsicherheit und, weil private Immobilien immer teurer werden. Zum Glück steuert das Land Vorarlberg hier rechtzeitig dagegen. Thomas Pree, Bregenz

Wegen der vielen Zusendungen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröffentlichen.

Den Sony eBookReader im Wert von rund 150 Euro aus der letzten AKtion hat Erika Pratzner aus Hard gewonnen. Der Gewinn wird in den nächsten Tagen per Post zugesandt. Wir gratulieren! Impressum

Die Vorarlberger Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: Arbeiterkammer Vorarlberg, 6800 Feldkirch, Widnau 2–4 presse@ak-vorarlberg.at Redaktionsleitung: Mag. Martina Podgornik Grafik: Baschnegger Ammann und Partner Fotografie: Georg Alfare, Dietmar Mathis, fotolia, Bilderbox, Jürgen Gorbach, Lisa Mathis, Arbeitsinspektion Druck: Vorarlberger Medienhaus, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.


dezember 2011

Wirtschaftsforscher Dr. Markus Marterbauer zu den Folgen der Finanz- und Eurokrise: Bürger müssen Druck auf Politik verstärken

„Schuldenbremse darf untere Einkommen nicht belasten!“ Eine moderate Erhöhung der Grundsteuer schlägt der Wirtschaftsforscher Dr. Markus Marterbauer als ein Mosaiksteinchen zur Bewältigung der Folgen der Finanz- und Eurokrise vor. Er benennt diese Maßnahme als einen von drei Teilen einer seiner Ansicht nach notwendigen Vermögensbesteuerung. Im AKtion-Interview zur Krise ging es vor allem darum, worauf sich die sprichwörtlichen „kleinen Leute“ einstellen müssen.

Jetzt soll in Österreich die Schuldenbremse gezogen werden. Notwendig oder ist es eine Beruhigungspille? Zunächst ist es einmal Symbolpolitik. Wenn man in die Verfassung schreibt, man darf kein Budgetdefizit machen, dann ist dadurch noch nichts gewonnen. Es sind zum einen aufgrund der Finanzkrise die Staatsschulden gestiegen, um etwa 30 Milliarden Euro seit dem Jahr 2007 – das ist untragbar hoch! Das muss abgebaut werden, zwei Fragen sind entscheidend: wann und wie? Wann – da würde ich sehr davor warnen, jetzt große Sparpakete zu machen. Wir sind in einer wirtschaftlichen Abschwächungsphase, und wenn der Staat jetzt zusätzlich spart, verstärkt er sie und den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Wie? Entscheidend ist, dass die Maßnahmen nicht dazu füh-

Wirtschaftsforscher Marterbauer: „Fan davon, einen erheblichen Teil der Budgetkonsolidierung über Vermögenssteuern durchzuführen.“

ren, dass die Einkommen der Haushalte im unteren und mittleren Drittel sinken, weil das die Krise verstärkt. Ich denke auch, dass man bei den Verursachern der Krise ansetzen muss, also beim Bankensystem, und auch bei den Vermögenden. Die haben durch sehr risikoreiche Veranlagungen schon sehr wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Finanzcasino mit Spielkapital befüllt wurde. In welcher Größenordnung? Vermögenssteuern können in drei Bereichen relevant sein. Eine Vermögensbestandsteuer, die wirklich nur die Reichen betrifft, das sind höchstens zehn Prozent der Haushalte, die ein Finanzund Immobilienvermögen zusammen von etwa 600.000, 700.000 Euro haben. Der zweite: Wir haben vor allem in der Gemeindefinanzierung ein Problem. Um sie zu stärken, würde ich die Grundsteuer erhöhen.

Da machen Sie sich in Vorarlberg aber keine Freunde. Ich mach mir gerne Freunde, aber meine Aufgabe als Wissenschaftler ist es, auch nackte Wahrheiten anzusprechen. Und ich sehe nicht wie die Gemeindenfinanzen saniert werden könnten, ohne dass man das Instrument der Grundsteuer angreift. Ich glaube, dass auch dem normalen Eigenheimbesitzer klargemacht werden kann: Die Grundsteuer ist bisher sehr, sehr niedrig, und wenn man das verknüpft, vielleicht sogar zweckbindet mit besseren sozialen Leistungen, dann ist das verkraftbar. Und der dritte Bereich ist die Erbschaftssteuer. Da würde ich mir nicht ein so riesiges Aufkommen erwarten, aber das halte ich aus Gerechtigkeitsgründen für notwendig. Auf wen können wir uns in der jetzigen Situation eigentlich noch verlassen? Schlussendlich nur auf uns selber. Es AK unterstützt Pflegende

Steuerreform an vielen Fronten überfällig Es sind vor allem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die derzeit die Zeche für eine kurzsichtige Politik bezahlen: Ein großer Teil der Bevölkerung muss sich mit bestenfalls stagnierendem Realeinkommen abfinden, während sich gleichzeitig das Finanzministerium bei der Lohnsteuer bereits wieder dem Einnahmenrekord aus der Zeit vor der Wirtschaftskrise nähert. Denn vom Brutto bleibt den Beschäftigten netto immer weniger übrig, hielt AK-Präsident Hubert Hämmerle

Gemischte Erwartung für kommendes Jahr Der Finanz- und Eurokrise zum Trotz erwarten 72 Prozent der Vorarlberger für das kommende Jahr eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Bei den persönlichen Zukunftsaussichten herrscht aber zunehmend Pessimismus: Nur mehr 61 Prozent schätzen ihre eigene Kaufkraft als gut oder sehr gut ein. 2010 waren dies noch 64 Prozent, geht aus einer repräsentativen Marktforschungsstudie (Team a5) hervor. Der Anteil jener, die Preise gezielter vergleichen, ist demnach von 49 auf 53 Prozent gestiegen, auch immer mehr greifen gezielt zu Sonderangeboten.

Auf die Frage „Wie gehe ich mit meinem Geld sinnvoll und wirksam um?“ weiß der neue kostenlose „FinanzKompass – Orientierung für Frauen in Vorarlberg“ Antworten. Die Broschüre wurde gemeinsam von AMS, Land Vorarlberg, ÖGB und AK Vorarlberg herausgegeben. Die enthalteNeu: Finanznen Tipps betreffen Kompass für unterschiedlichste Frauen Lebenslagen und bieten die Möglichkeit, anstatt an vielen unterschiedlichen Orten Auskünfte einzuholen, hier das Wesentliche auf einen Blick zu finden: Die Spanne der Informationen reicht von A wie Arbeitssuche bis Z wie Zuschüsse.

Große Einigkeit bei AK-Vollversammlung

Die Folgen der Euro- und Wirtschaftskrise für die Arbeitnehmer, eine überfällige Steuerreform und die Forderung eines Mindestlohns von 1300 Euro waren die beherrschenden Themen der AK-Vollversammlung.

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Spezielle Finanz- Broschüre für Frauen

AKtion: Griechenland hat eine neue Regierung, Italien hat eine Expertenregierung, Rettungsschirme – sind wir über die Krise hinweg? Dr. Markus Marterbauer: Nein, wir sind mitten in der Krise drinnen. Die Finanzkrise hat zunächst zu einer Krise der realen Wirtschaft, der Beschäftigung geführt, dann im dritten Schritt die Staatsschuldenkrise. Mit wie vielen blauen Augen wird Österreich davonkommen? Bislang sind wir relativ gut durchgekommen. Vor allem am Arbeitsmarkt sind wir mit den Deutschen gemeinsam eigentlich die Besten, allerdings ist das sozusagen der Einäugige unter den Blinden. Wir haben auch 50.000 Arbeitslose mehr als vor der Krise. Wir haben eine sehr wettbewerbsfähige Industrie – unsere Achillesferse ist im Wesentlichen das Bankensystem.

Politik

auch bei der AK-Vollversammlung an seiner grundsätzlichen Kritik an der ungerecht verteilten Steuerlast fest. Geschlossen setzten sich die Kammerräte für ein neues Tarifmodell für die Lohnsteuer mit abgesenkten Grundsteuersätzen ein. Spekulationsgeschäfte Einstimmig beschloss die AK-Vollversammlung einen Antrag, der auf die Einführung einer Finanztransaktionssteuer abzielt. Sie soll auch bei reinen Spekulationsgeschäften 0,05 Prozent betragen. Das wäre mehr, als derzeit politisch diskutiert wird, aber auch notwendig: Ohne wirkungsvolle Eindämmung gefährde das Finanzsystem in seiner faktischen Allmacht weiter die Realwirtschaft.

Rund 130 pflegenden Angehörigen hat die AK Vorarlberg im Vorjahr zu einer Auszeit verholfen. Sie konnten sich jeweils eine Woche lang von ihrem wertvollen, zugleich aber auch anstrengenden Einsatz erholen. Die gemeinsame Aktion „Hilfe für die Helfenden“ von AK, Land und Sozialversicherung wird 2012 fortgesetzt. Es stehen wieder zehn Termine zur Auswahl, die erste Möglichkeit besteht bereits für die Zeit vom 15. bis 21. Jänner. Voraussetzungen sind unter anderem Pflegeleistung seit mindestens einem halben Jahr in Pflegestufe 3 oder höher und ein Selbstbehalt von 50 Euro. Die übrigen Kosten für Vollpension im Kurhotel Rossbad in Krumbach werden von den Partnern getragen. Für einen Pflegeersatz in dieser Zeit gibt es bestimmte Förderungsmöglichkeiten. AK-Förderwesen: Evelyne Kaufmann, 050/258-4216, evi. kaumfann@ak-vorarlberg.at

geht darum, dass die Leute informiert werden über die Dinge, weil da sehr viele Mythen unterwegs sind; und dann ihre Interessen formulieren und sich politisch engagieren. Womöglich ähnlich der Occupy-WallStreet-Bewegung wie in den USA? Wäre das für unsere Verhältnisse nicht überzogen? Glaube ich nicht, denn es ist eigentlich schon enttäuschend, wie wenig die Politik auf europäischer Ebene auf die Probleme der Finanzmärkte reagiert hat. Es hat Verbesserungen gegeben, aber die wirklichen Regulierungen fehlen nach wie vor. In dem Sinn würde ich schon sagen, dass NGOs oder die Bürger sich selber auf die Füße stellen müssen und fordern: Die Politik muss mehr tun, als sie bisher zustandegebracht hat. Denn die Finanzlobbyisten haben sich auf die Hinterbeine gestellt und massiv in Brüssel interveniert!

Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

Kurz gemeldet ... q Die Zahl der älteren Arbeitnehmer hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Rund ein Viertel der 60- bis 64-Jährigen geht einer Arbeit nach. q Von den weltweit 620 Millionen jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahre sind nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO 81 Millionen arbeitslos. q Über politische Themen informiert sich die Mehrheit (45 Prozent) aus dem ORF-Fernsehen, knapp gefolgt von Tageszeitungen (43). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk liegt mit 36 Prozent noch deutlich vor dem Internet (27). q Die Zahl der öffentlichen WLAN-Hotspots soll bis 2015 weltweit von derzeit 1,3 auf 5,8 Millionen steigen, das wäre eine Zunahme um 350 Prozent.


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Jugend

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Lehrlingstipp

Anrechnung von Vorlehrzeiten

Information und Kommunikation sind zwei Faktoren, die eine Auflösung des Lehrverhältnisses verhindern könnten.

Bessere Kommunikation kann den Lehrabbruch verhindern

Wenn ein Lehrverhältnis vorzeitig aufgelöst wird, nehmen die Beteiligten die Gründe oft unterschiedlich wahr. Mit mehr Information und Kommunikation ließe sich vieles schon im Vorfeld vermeiden.

Von März 2010 bis Februar 2011 wurden Betriebe und Auszubildende, welche von der Auflösung eines Lehrverhältnisses betroffen waren, von der AK Vorarlberg und der Wirtschaftskammer über ihre Gründe befragt. Während der Dauer der Befragung wurden insgesamt 715 Lehrverträge vorzeitig aufgelöst (Auflösungen in der Probezeit nicht mitgerechnet). Betroffen waren vor allem Lehrlinge aus den Sparten Gastgewerbe und Groß- bzw. Einzelhandel. Unterschiedliche Betrachtung In der Evaluation der Befragung traten augenscheinliche Auffassungsunterschiede von Lehrlingen und Ausbildern zu Tage. Bewertet wurde die Fra-

ge nach den Gründen der Auflösung mit einer Skala von null bis vier (null: trifft nicht zu – vier: trifft sehr zu). Den triftigsten Grund der Auflösung sehen Ausbilder in mangelndem Interesse des Lehrlings am Beruf (3,03), während Auszubildende dort nur auf einen Wert von 1,94 kommen.

Grund einer vorzeitigen Auflösung des Lehrverhältnisses an mangelnder Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der Lehrherr meint mangelndes Interesse zu erkennen, dabei ist es für den Lehrling ein zwischenmenschliches Problem“, sagt AK-Präsident Hubert Hämmerle.

„Möglichkeiten wie etwa das Lehrlingscoaching sollten noch viel mehr genutzt werden, oft wird dadurch die Beendigung des Lehrverhältnisses sogar vermieden.“ AK-Präsident Hubert Hämmerle

Umgekehrt ist es bei der Frage rund um das Verhältnis zwischen Ausbilder und Lehrling, dort erreichen Auszubildende ihren höchsten Wert (2,55) und Lehrherren mit 1,62 ihren niedrigsten. Wichtige Voraussetzungen „Die vorliegende Befragung zeigt ganz klar, dass in zwei Bereichen einiges getan werden muss. Vielfach liegt der

Ein zweiter wichtiger Punkt sei Information bezüglich des Berufs und des Ausbildungsbetriebes. Vielfach seien die jungen Menschen nicht im Bilde über den Beruf, den sie ergreifen wollen. Deshalb fordert Hämmerle auch das Pflichtfach Berufsorientierung in der siebten und achten Schulstufe. Die Befragung zeigt auch deutlich auf, welche Voraussetzungen die

Wirtschaft bei potenziellen Lehrlingen wünscht. Für 99 Prozent ist praktisches Auffassungsvermögen wichtig für die Einstellung, fast 98 Prozent setzen Selbst- beziehungsweise Sozialkompetenz voraus und immerhin 90 Prozent legen Wert auf fachliche Kompetenzen und handwerkliches Geschick. Beendigung vermeiden Vielfach könnte die Auflösung auch vermieden werden, wenn die Kommunikation zwischen den Schnittstellen „Lehrling und Betrieb“ beziehungsweise „Betrieb-Elternhaus“ verbessert würden. „Im Zuge der Auflösung friert der Kontakt zwischen den Beteiligten gewissermaßen ein. Dabei erleichtert eine sachliche Kommunikation der Entscheidungsträger die Auflösung bzw. kann eine Beendigung des Lehrverhältnisses sogar vermeiden. Hier müssen Möglichkeiten wie das Lehrlingscoaching noch mehr in den Vordergrund rücken“, so Hämmerle abschließend.

Lehrlings- und Jugendabteilung der AK Vorarlberg auf der BIFO-Messe

AK informiert direkt auf der BIFO-Messe AK Vorarlberg berät auf der Berufsinformationsmesse in Hohenems und präsentiert ihr Angebot. Mit einem Stand war die Lehrlingsund Jugendabteilung der AK Vorarlberg auf der BIFO Messe in Hohenems

Informationen und Beratung: www.akbasics.at

Jetzt AK-Starter-Kit und Geschenk sichern Auch dieses Jahr gibt es für alle, die 2011 ihre Lehre begonnen haben, ein kleines Willkommensgeschenk und die AK-Broschüre „Starter Kit“ mit allen wichtigen arbeitsrechtlichen Informationen zur dualen Ausbildung. Die betroffenen Lehrlinge erhalten automatisch eine Infokarte zum Anfordern ihres Willkommensgeschenks. Wer seine Lehre im November bzw. Dezember 2011 beginnt, erhält im Jänner 2011 seine Infokarte zugesandt. Alle, die ihr Geschenk noch nicht angefordert haben, können dies auch per e-Mail machen. Willkommensgeschenk anfordern: info@basics.at

vertreten. Dort konnten angehende Berufseinsteiger Buttons anfertigen und sich von den Spezialisten der AK beraten lassen. Auch AK-Präsident Hubert Hämmerle stand den Jugendlichen beziehungsweise Eltern zum Gespräch zur Verfügung.

Schüler besuchen die AK Vorarlberg

Auszeichnungen für Betriebe und Ausbilder

AK-Präsident Hubert Hämmerle im Gespräch mit Besuchern der BIFO-Messe.

Wenn in einem Lehrvertrag Vorlehrzeiten angerechnet werden, sind diese auch bei der Festle- Christine Raggl gung der Lehrlingsentschädigung zu berücksichtigen. Lukas hat nach Beendigung der 9. Schulstufe eine Lehre als Einzelhandelskaufmann in einem kleinen Geschäft begonnen. Nach nur sieben Monaten Lehrzeit teilte man Lukas allerdings mit, dass der Betrieb geschlossen werden müsse. Lukas musste deshalb wiederum eine neue Lehrstelle suchen. Aber er hatte Glück. Nach nur kurzer Zeit der Lehrstellensuche fand er einen anderen Lehrbetrieb, bei welchem er seine Lehrausbildung fortsetzen konnte. Die sieben Monate, die er im vorherigen Betrieb geleistet hatte, wurden ihm im neuen Lehrvertrag angerechnet. Diese Anrechnung erfolgt taggenau. Nach einem halben Jahr im neuen Betrieb musste er allerdings feststellen, dass ihm noch immer die Lehrlingsentschädigung des ersten Lehrjahres ausbezahlt wurde. Er erkundigte sich bei der Lehrlings- und Jugendabteilung der AK. Es wurde ihm mitgeteilt, dass er bereits die Lehrlingsentschädigung des zweiten Lehrjahres erhalten müsste, weil ja die ersten sieben Monate des ersten Lehrverhältnisses im neuen Lehrvertrag angerechnet wurden. Lukas informierte seinen Lehrberechtigten, der den Sachverhalt überprüfen ließ. Nachdem der Lehrberechtigte die Mitteilung erhalten hatte, dass Lukas im Recht war, überwies er Lukas umgehend den zu wenig ausbezahlten Betrag.

Wieder haben viele Schüler und deren Lehrer die AK Vorarlberg in Feldkirch besucht. Dabei wurden ihnen von den Referenten der Lehrlings- und Jugendabteilung die zahlreichen Serviceleistungen der Arbeiterkammer erläutert. Zum Abschluss gab es einen kleinen Imbiss und ein Geschenk für die Jugendlichen.

Die Verleihung des Prädikats „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“ – eine Kooperation von AK Vorarlberg, Wirtschaftskammer und Land Vorarlberg – erfolgt seit 1997 jährlich und gilt für drei Jahre. 80 Unternehmen wurde kürzlich das Gütesiegel überreicht, zehn davon wurden heuer zum zweiten Mal, 24 Betriebe zum dritten und elf Unternehmen zum vierten Mal ausgezeichnet. Zwölf der ausgezeichneten Betriebe erhielten diese Auszeichnung nun bereits zum fünften Mal. An 23 Firmen wurde die Auszeichnung zum ersten Mal vergeben. Zudem erhielten 46 Absolventen der „Akademie für Lehrlingsausbildung“ ihre Zertifikate. Berufsschule Feldkirch, Klasse eh1b


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Immer mehr Leistungen, immer mehr Arbeitsdruck, immer mehr Sonderdienste – Personaldecke bleibt trotzdem dünn

So erfreulich der Ausbau der medizinischen Leistungen an den Landesspitälern ist: Die dafür notwendige Organisation hinkt der Entwicklung immer öfter hinterher. „Die Belastungen der Mitarbeiter im Gesundheitsbereich steigen extrem“, schlägt Astrid Breuss als Zentralbetriebsratsvorsitzende Alarm.

60 bis100 Mehrstunden Anders ist bei insgesamt über 3500 Mitarbeitern der Betrieb in den Landeskrankenhäusern offenbar nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Patientenzahlen gehen kontinuierlich nach oben, als politisches Maß der Dinge wird die durchschnittliche Verweildauer eines Patienten gedrückt. „Alles, was bisher gemacht wurde, muss jetzt in noch kürzerer Zeit gemacht werden“, schildert Breuss die Folgen, „hinzu kommen ständig neue und spezifischere Aufgaben. In der Praxis sieht das zum Beispiel so aus: „Im Pflegebereich kommt ein Bediensteter im Monat durchschnittlich auf plus 60 bis 100 Stunden!“ Aufstockung allein genügt nicht Dringend benötigtes zusätzliches Personal ist kaum in Sicht. Für alle Lan-

Astrid Breuss ist Zentralbetriebsrätin der Landeskrankenhäuser: „Unsere Beschäftigten stehen unter Dauerstress!“

deskrankenhäuser zusammen sind 2012 lediglich 33 neue Stellen (ohne Ärztlichen Dienst) angedacht. „Die Vergangenheit hat aber gezeigt“, sagt Breuss, „dass es mit Aufstockung nicht getan ist. Neues Personal wird nicht verwendet, um Engpässe zu entschärfen, Überstunden abzubauen, die Situation allgemein zu verbessern, – sondern für wieder neue Leistungen und wieder neue Stunden.“ Zu wenig Prävention Die Gehaltssituation trägt zur wachsenden Unzufriedenheit bei. Das System ist stark auf Zulagen ausgelegt und die Höhe des Gehalts ist österreichweit im unteren Bereich angesiedelt. „Auch das stößt immer mehr Kolleginnen und Kollegen sauer auf“, berichtet Astrid Breuss. Aktuell wird eine neue Gehaltsstruktur für die Landeskrankenanstalten ausgearbeitet. Belastungen und steigender Arbeits-

druck lassen sich aber ohnehin nicht auf Dauer mit Geld abkaufen. Die Betriebsrätin vermisst auf Arbeitgeberseite Reaktionen auf Warnsignale wie zunehmend psychisch bedingte Krankenstände. Mit Beinbrüchen und Blinddarmentzündungen weiß man „von Haus aus“ umzugehen. Es mangelt aber offensichtlich am Verständnis, dass es auch präventive Maßnahmen braucht, um die Beschäftigten gesund zu erhalten. Breuß: „Das muss erst in die Köpfe der Entscheidungsträger hinein – weil wir ein Landesbetrieb sind, bis ganz nach oben in die Regierung.“ Arbeitspsychologischer Dienst So fehlt es an einem eigenen Arbeitspsychologischen Dienst für die Mitarbeiter. „Der hätte mit Sicherheit genug zu tun“, ist Breuss überzeugt. Als weitere sinnvolle Maßnahme schlägt sie vor, „dass ältere Arbeitnehmer ab 55 nicht mehr verpflichtend zu Nacht-

diensten herangezogen werden können. Wer es freiwillig machen möchte, soll das selbstverständlich weiterhin können. Damit Dienstpläne dennoch planbar sind, ist die ausreichende personelle Ausstattung notwendig.“ Problemzone Kinderbetreuung Säumig sieht die Zentralbetriebsratsvorsitzende die Spitalsleitung beim Betriebskindergarten. Gerade in einem Berufsfeld mit dermaßen unterschiedlichen und unregelmäßigen Arbeitszeiten spielt Kinderbetreuung für die Arbeitnehmer eine sehr große Rolle: „Ist das unbefriedigend geregelt, erhöht sich zwangsläufig auch der Druck auf unsere Mitarbeiter mit Nachwuchs.“ So führt das LKH Feldkirch einen Betriebskindergarten, doch der ist längst zu klein. „Rund 40 Kinder stehen auf der Warteliste“, sagt Breuss, „schnellstmöglich bauliche Maßnahmen einzuleiten, ist unumgänglich!“

Kettenverträge und Druck auf Bedienstete: jahrelanger Streit um unlautere Praktiken

Post gegen eigene Mitarbeiter: Die AK verhalf zu positivem Ende Organisierte Hilfe Die Aufgaben von Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie und allem voran Vorbeugung waren Thema des jüngsten AK-Znüne in Feldkirch. Wie Betriebsräte zunehmenden psychischen Belastungen im Betrieb begegnen und wie Prävention organisiert werden kann, wurde mit namhaften Referenten diskutiert. Die Veranstaltung ist als Video im Internet nachzusehen. AK-Znüne auf AK-Videoportal: http://akvideo.vol.at/

Die Österreichische Post AG hat einmal mehr in einer gerichtlichen Auseinandersetzung über unlautere Beschäftigungspraktiken den Kürzeren gezogen. Damit fanden auch die beiden letzten von insgesamt 13 Fällen für die (ehemaligen) Postbediensteten dank der AK Vorarlberg ein positives Ende. Stark vereinfacht der recht komplizierte Ausgangspunkt zur Erinnerung: Die Post AG hatte Mitarbeiter für jeweils relativ kurze Zeit immer wieder direkt aufeinanderfolgend beschäftigt. Solche so genannten Kettenverträge widersprechen allgemeinen Rechtsgrundsätzen, aber auch selbst der eigenen Dienstordnung der Post. Dennoch wollte die Post die Konsequenzen aus ihrem Handeln nicht tragen. Es folg-

ten Kündigungen, Aussperrung vom Arbeitsplatz, Angebote unter neuen, aber viel schlechteren Konditionen. Eine Mitarbeiterin sollte beispielsweise rund 500 Euro weniger pro Monat verdienen als vorher. Letzte Fälle positiv abgeschlossen 13 Mitarbeiter der Post AG waren mit diesen Praktiken nicht einverstanden und hatten sich bereits vor mehr als zwei Jahren hilfesuchend an die AK Vorarlberg gewandt. Ihre Arbeitsrechtsexperten vertraten die Betroffenen bei einer ganzen Reihe an Verhandlungen am Erstgericht in Feldkirch bzw. Einsprüchen bei der zweiten Instanz. Vor wenigen Tagen ergingen die Berufungsurteile auch in den letzten beiden noch offenen Verfahren: Sieg für die Postbediensteten.

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Weiberkram

Belastung nagt an Gesundheit: In den Spitälern brodelt es Bei seinem anstehenden Antrittsbesuch als neuer Gesundheitslandesrat kann sich Rainer Gögele selbst ein Bild davon machen: Ausgerechnet in den Landeskrankenanstalten sind die Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigten schlichtweg ungesund. Rund-um-dieUhr-Versorgung und -betreuung der Patienten begründen spezielle Arbeitszeitmodelle mit Nachtdiensten und Bereitschaftsdiensten sowie ungeplante Überstunden. Zwar weiß jeder um die unregelmäßigen Arbeitszeiten, der einen Gesundheitsberuf ergreift. „Doch das Problem, mit dem wir immer mehr konfrontiert werden“, erklärt Breuss: „Es wird von Jahr zu Jahr zum Beispiel schwieriger, seine Überstunden abzubauen. Die Beschäftigten stehen unter Dauerstress, haben aber kaum Möglichkeiten sich davon zu erholen. Der Überstundenausgleich sollte ja an sich in Zeitausgleich, also Freizeit sein, wird in der Regel aber alle paar Jahre ausbezahlt und so abgebaut.“

Arbeit

Somit kann die AK Vorarlberg eine positive Bilanz für die Betroffenen ziehen: In sieben der 13 Fälle wurden die Ansprüche der Postbediensteten bestätigt und die Prozesse gewonnen. In den anderen sechs Fällen kam es zu einer gütlichen Einigung.

Teufelskreis Es hat seine Gründe, warum sich Jungväter nicht darum reißen, in Karenz zu gehen – selbst Univ.-Prof. Dr. bei der finanziell halbwegs attraktiven Irene Dyk-Ploss Kurzform sind es nur rund die zehn Prozent, bei den längeren Varianten dümpelt der Väteranteil zwischen zwei und fünf Prozent herum. Dass zwei Drittel der Männer angeblich nur deshalb nicht (länger) bei ihren frischgeschlüpften Sprösslingen bleiben, weil ihre bösen Chefs dagegen sind, darf man getrost anzweifeln. Die Herren der Schöpfung wissen genau, mit welchen längerdauernden Problemen Karenzen verbunden sind. Frauen hingegen haben in der Regel gar keine Wahl, sondern doppelte und dreifache Nachteile. Sie verdienen von Haus aus weniger, haben geringere Karrierechancen (eben weil die Bosse Ausfälle durch Familienzeiten befürchten), und sie verlieren durch die Karenz Vorrückungen bzw. Biennalsprünge, was wiederum das Folgeeinkommen mindert. Abgesehen davon ist keine Frau sicher, an welchem Arbeitsplatz sie sich wiederfindet – eine Garantie, den „alten“, gewohnten wiedereinzunehmen, gibt es nicht. Und dem Sprichwort zufolge „kommt selten etwas Besseres nach“. Ganz im Gegenteil: Häufig bleibt den Frauen (aufgrund fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen) gar nichts anderes übrig, als mit einem Teilzeitjob vorliebzunehmen – eine Falle, aus der man schwer wieder herauskommt. Wechselt die Jungmutter nach der Karenz den Betrieb, muss sie damit rechnen, dass in den meisten Kollektivverträgen Karenzzeiten nicht als Vordienstzeiten angerechnet werden. Dafür wird sie von vornherein – eben weil Mutter mit Betreuungspflichten – quasi als potenziell „unzuverlässig“ und damit finanziell schlecht eingestuft: zu wenig flexibel (Überstunden), zu wenig belastbar (Dienstreisen, Abend- und Nachtarbeit), zu wenig ehrgeizig (Weiterbildung außerhalb der Dienstzeit). Womöglich ein weiteres Kind … und ein Mann, der nicht in Karenz gehen will. E-Mail: irene.dyk@jku.at

Arbeiteranteil in der Industrie rückläufig Mit steigenden Herausforderungen an den Job und dem vermehrten Einsatz von Leiharbeitern sinkt der Arbeiteranteil in der Industrie. Lag er 2000 noch bei 64,5 Prozent, ist er im Vorjahr auf 58,8 Prozent zurückgegangen.

Die Chefs aus Sicht der Arbeitnehmer Der Aussage, man erhalte von seinem Vorgesetzten „auch mal Lob/ eine Anerkennung“, stimmt in einer IMAS-Untersuchung jeder dritte Arbeitnehmer zu. Ein offenes Ohr für Probleme attestierten 38 Prozent der Männer ihren Chefs, aber nur 29 der Frauen.

Für Sie da: AK-Präsident Hämmerle

Viel Arbeit für die Juristen und Gerichte – die Post bringt eben allen was.

Sie haben Fragen an den AK-Präsident Hubert Hämmerle oder ein persönliches Anliegen? • Telefonsprechstunde am 13. Dezember von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800


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Krankenpflegeverein Dornbirn

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Schwere Strukturprobleme werden dem Krankenpflegeverein Dornbirn attestiert

„Geheimes“ Gutachten stellt ein schlechtes Zeugnis aus Die Causa Krankenpflegeverein (KPV) Dornbirn entwickelt sich zu einer dauerhaften Krise. Höchstens noch mittelmäßige Pflegeleistung, Abrechnungsfehler in der Vergangenheit und ein katastrophales Betriebsklima kennzeichnen die Situation. Anstatt aber dringend notwendige Reformen anzugehen, beharrt der ehrenamtliche Vereinsvorsitzende Altbürgermeister Rudi Sohm auf seiner Meinung, dass alles in Ordnung sei. Die Kritik aus den Reihen der Mitarbeiter wird konsequent ignoriert. Alle Vermittlungsversuche sind gescheitert. Der ständig von einem streitbaren Rechtsanwalt begleitete Sohm hat in einem bezahlten Inserat kundgetan, dass alle Anschuldigungen gegen den Krankenpflegeverein Dornbirn falsch wären. Seltsam ist nur, dass er die Prüfberichte des Landes nicht herausgibt, obwohl sich der KPV ständig auf diese beruft. Strukturprobleme amtlich festgestellt Offenbar als Reaktion auf das bezahlte Reinwaschungsinserat des Krankenpflegeverein Dornbirn wurde dem Anwalt der Arbeiterkammer eine Zusammenfassung des geheimen Gutachtens der Amtssachverständigen des Landes anonym zugespielt. Darin heißt es wörtlich: „Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die Mobile Hauskrankenpflege Dornbirn zumindest über schwere Strukturprobleme verfügt, die es rasch zu analysieren und beheben gilt. Fachliche Defizite liegen nahe, können aber auch mit den erwähnten Strukturproblemen erklärt werden.“ Jetzt ist auch klar, wieso Sohm die Herausgabe des Berichts

verweigert. Wahrlich kein Ruhmesblatt für den Krankenpflegeverein und vor allem peinlich für die verantwortliche Pflegeleitung. Das kommt auch in den weiteren Fragen der Amtssachverständigen zum Ausdruck (siehe Faksimile). Abrechnung manipuliert? Die Abrechnung der Leistungen, die ein Krankenpflegeverein erbringt, ist kompliziert. Da können auch einmal Fehler passieren. Auffallend ist im Fall Dornbirn, dass die erste Überprüfung des Landes durch die zuständige Sozialabteilung nach Bekanntwerden der Vorwürfe nur wenige Patientenakten umfasste. Erst als Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber die Gebarungskontrolle des Landes in Gang setzte, wurde umfassender geprüft. Diese ergab allein in den Jahren 2009 und 2010 in insgesamt 119 Fällen eine

Leistungserfassung von Pflegepersonen, die in dieser Zeit gar nicht anwesend waren. Bei weiteren 38 Fällen ist laut Prüfbericht allein im Zeitraum Juli bis Oktober 2010 (also in nur vier Monaten) „davon auszugehen, dass Leistungen als Dienste von Fachkräften erfasst, jedoch nur von Laien erbracht waren.“ Daten verschwunden – kein Betrug Bei jeder Überprüfung ist man davon abhängig, dass Dokumentationen ordentlich geführt und zumindest vorhanden sind. Wie es der Zufall will, sind aber im Krankenpflegeverein Dornbirn die Arbeitspläne unauffindbar gewesen. Zitat Prüfbericht: „Zum Prüfungszeitpunkt waren nur noch Arbeitspläne vorhanden, die ab September 2010 erstellt wurden.“ Ein Schelm, wer dabei

Es stellen sich auch den Amtssachverständigen einige Fragen, was die Struktur im Krankenpflegeverein Dornbirn anlangt, wie man diesem Gutachten entnehmen kann.

Schlechtes denkt. Und auch die Amtssachverständige hält im Prüfbericht fest: „Eine korrekte Datenmeldung durch den KPV ist unabdingbar und künftig sicherzustellen.“ Geradezu originell ist die Argumentation des Krankenpflegevereins. Ihr Vorstandsmitglied und Rechtsanwalt Dr. Schelling meint in seiner Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft, dass durch diese Vorgänge das Land und die Gebietskrankenkasse nicht geschädigt werden konnten, da immer nur ein im Budget beschlossener Gesamtbetrag an alle Krankenpflegevereine in ganz Vorarlberg ausbezahlt wird. Schelling zitiert wörtlich aus der Stellungnahme: „Es kann lediglich zu mittelbaren Nachteilen anderer Krankenpflegevereine kommen, insoweit als diese durch Fehler in der Abrechnung anderer Krankenpflegevereine weniger Förderung erhalten. Der diesbezügliche Tatbestand erfüllt jedenfalls die Voraussetzungen für einen Betrug also auch in juristischer Hinsicht nicht.“ Da werden sich alle Krankenpflegevereine im Lande aber freuen, wenn diese Vorfälle ihnen zwar Geld kosten, juristisch aber kein Betrug vorliegt. Prüfung brachte erstaunlichen Erfolg Wirklich freuen können sich die anderen Krankenpflegevereine Vorarlbergs dafür über eine andere Tatsache: Seit Dornbirn überprüft wurde, rechnet dieser Krankenpflegeverein monatlich etwa 10.000 Leistungspunkte weniger ab als in den Jahren zuvor. Und da jetzt genauer hingesehen wird, konnte erst kürzlich wieder eine vermutlich unabsichtliche Falschabrechnung des Krankenpflegevereins Dornbirn verhindert werden.

AK-Direktor Rainer Keckeis ist bestürzt über die unversöhnliche Haltung des Vorstands

„Vereinbarungen wurden nicht eingehalten“ Im Mai dieses Jahres wurde vereinbart, dass es Vermittlungsgespräche zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand des Krankenpflegeverein Dornbirn geben soll. Diese Gespräche sind auf Initiative von Bürgermeister Wolfgang Rümmele und AK-Direktor Rainer Keckeis zustande gekommen. Wieso auch diese Initiative wenig gebracht hat, liegt laut Dir. Keckeis in der Persönlichkeit des Vereinsvorsitzenden und seines Vereinskollegen begründet. AKtion: Weshalb waren die Gespräche so erfolglos? AK-Direktor Rainer Keckeis: Es ist wirklich schwierig, mit jemandem sachlich über etwas zu verhandeln, wenn er völlig davon überzeugt ist, dass er alles richtig und die anderen alles falsch machen würden. Das war die Situation zu Beginn und diese Erfahrung hat auch die Gewerkschaft zuvor schon machen müssen. Uns als AK war aber die Sorge um die Mitarbeiter und die Patienten des Vereins Anlass, es trotz gegenteiliger Empfehlungen nochmals zu versuchen. Zumal ich persönlich auch hohen Respekt vor den historischen Verdiensten der Familie Sohm um den Krankenpflegeverein Dornbirn hatte. Um welche Punkte ging es genau? Es wurde bei der Sitzung am 3. Juni im Rathaus Dornbirn inhaltlich zwi-

schen Sohm und Schelling sowie dem Betriebsrat vereinbart: 1. Stillhalteabkommen bis Ende November; 2. Einschaltung eines externen Pflegeexperten, der gemeinsam mit den Mitarbeitern und der Pflegedienstleitung einen Prozess zur Optimierung der Arbeitsabläufe leiten soll; 3. Bereinigung der arbeitsrechtlichen Differenzen in den nächsten Wochen. Vereinbart war, dass noch vor der Sommerpause dieser Experte vom Verein engagiert wird. Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung von Be-

triebsrat und Vorstand zusammen mit allen Mitarbeitern sollte dann der Auftakt für diesen Prozess erfolgen. Das klingt plausibel, wieso ist der Konflikt dennoch nicht bereinigt worden? Leider hat sich der Verein nicht an diese Abmachung gehalten. Es ist weder eine unabhängige Pflegeexpertin engagiert worden, noch hat es die vereinbarte Auftaktveranstaltung gegeben. Auch die arbeitsrechtlichen Differenzen bestehen seit damals vollinhaltlich weiter. Wenige Wochen nach der vermeintlichen Einigung hat die Pflegedienstleitung zudem noch eine Klage gegen die

AK-Direktor Rainer Keckeis: „Hier wird ein wertvoller Sozialverein ohne Rücksicht auf den Imageschaden instrumentalisiert.“

AK eingebracht und somit das Stillhalteabkommen mit Füßen getreten. Im Inserat des Vereins in den VN sehe ich zudem eine Provokation, weswegen die Belegschaft geradezu dazu gezwungen wurde, mit ihren Problemen neuerlich an die Öffentlichkeit zu gehen.

Die Missstände im Krankenpflegeverein Dornbirn w

Worauf führen Sie das zurück? Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Rudi Sohm und sein Vereinskollege Schelling ein großes Problem mit diesen engagierten Frauen haben. Wenn ich die Fakten betrachte, dann wäre es eigentlich naheliegend, dass mit den Leistungsträgern im Verein – nämlich den Mitarbeiterinnen – ein konstruktiver Dialog geführt wird. Der Imageschaden trifft leider auch die vielen tadellos arbeitenden Krankenpflegevereine im Land und deren ehrenamtliche Mitarbeiter. Was kann die Politik in einer derartig angeheizten Situation machen? Sehr positiv war, dass Landeshauptmann Dr. Sausgruber die Vertreterinnen der Belegschaft zu einem persönlichen Gespräch eingeladen hatte und damit signalisierte, dass man im Landhaus nicht wegschaut, wenn es um die Vorgänge im Krankenpflegeverein Dornbirn geht. Nun sollte der neuerliche Hilferuf der Frauen an die Politiker zumindest dazu führen, dass der Druck auf die Verantwortlichen steigt, endlich vernünftige Lösungen zu finden.

Im Krankenpflegeverein Dornbirn muss mehr als nur Situation für das Pflegepersonal verbessert.


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werden für die Mitarbeiterinnen zur Belastungsprobe. Einige haben ihr Arbeitsverhältnis bereits beendet, weitere Kündigungen stehen im Raum.

r an einem Rädchen gedreht werden, damit sich die

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Krankenpflegeverein Dornbirn

Symbolfoto

GPA-Regionalgeschäftsführer Bernhard Heinzle bekennt sich klar zu den Mitarbeiterinnen des KPV Dornbirn

Gewerkschaft steht hinter dem Pflegepersonal Die schwierigen Zustände im Krankenpflegeverein (KPV) Dornbirn sind seit Langem bekannt und haben sich tatsächlich nicht im Geringsten gebessert. Der Geschäftsführer der zuständigen Gewerkschaft in Vorarlberg, Bernhard Heinzle, ist sichtlich verärgert, wenn die Sprache auf den KPV kommt. Er wirft Rudi Sohm und seinem ständigen Begleiter, dem Dornbirner Advokaten Schelling vor, den Verein in Geiselhaft gegen die eigenen Mitarbeiterinnen zu nehmen. „Wir haben im Vorfeld versucht, mit Gesprächen die Rahmenbedingungen zu verändern, damit die Mitarbeiterinnen die sowieso schon schweren Pflegeaufgaben in Ruhe erfüllen können.“ Der Grund für die permanenten Schwierigkeiten liegen laut Heinzle in der überforderten Pflegedienstleitung des KPV und der Tatsache, dass sich im Verein ehrenamtlich tätige Funk-

tionäre laufend einmischen, obwohl ihnen die fachliche Kompetenz fehlt. Das hat zu chaotischen Diensteinteilungen und starker Überforderung des Personals geführt. Wieso es trotz dieser Tatsachen zu keiner entsprechenden Reaktion des Vereinsvorsitzenden Sohm kam, ist für Heinzle klar: „Herr Sohm hat nie überwinden können, dass seine ehemalige Pflegedienstleiterin das Handtuch geworfen hat und von den Pflegekräften zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde.“ Das war in seinem patriarchalischen Denken offenbar ein unverzeihlicher, persönlicher Affront. Keine Zusammenarbeit möglich Die Gewerkschaft der Privatangestellten wird die Mitarbeiter im KPV Dornbirn ganz sicher nicht im Stich lassen, stellt Heinzle klar. Allerdings befürchtet er, dass es nun zu vermehrten Kündigungen kommen wird: „Wir haben die Mitarbeiterinnen immer ge-

beten, nicht den Arbeitgeber zu wechseln, sondern im Verein zu bleiben, um gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Aber auch weil wir überzeugt waren, dass ein Miteinander möglich ist.“ Diese Hoffnung ist zur Zeit nicht mehr vorhanden und Heinzle zeigt größtes Verständnis für all jene, die bereits gekündigt haben oder dabei sind, es zu tun: „Wenn ein Dienstgeber öffentlich derart mit seinen Mitarbeitern umgeht und sie in einem bezahlten Inserat als seine Gegner bezeichnet, trägt er dafür auch die volle Verantwortung.“ Arbeitsrechtliche Differenzen Schon oft versprochen, nie gelöst – auf diesen Punkt bringt GPA-Geschäftsführer Heinzle die Gespräche über arbeitsrechtliche Differenzen zwischen der Belegschaft und dem Verein. Derzeit wird darüber auch nicht mehr verhandelt, weil seit mehr als einem Jahr einfach kein Ergebnis zu erzielen war

und auch ein Vorschlag des Betriebsrats, der dem Verein Geld ersparen würde, von Sohm ohne Diskussion vom Tisch gefegt wurde. Rückgrat zeigen Für die stark unter Druck stehenden Mitarbeiter des KPV Dornbirn wird es, so Bernhard Heinzle, in den nächsten Tagen gezielte Aktionen geben, um auf die unzumutbaren Zustände aufmerksam zu machen. „Wir werden ein klares Signal setzen, dass wir es nicht tolerieren, wenn berechtigte Anliegen fleißiger, langjähriger Mitarbeiter derart geringschätzig von einem ehrenamtlichen Vereinsfunktionär und seinem Anwalt behandelt werden. Einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern, wie es in unzähligen Privatbetrieben selbstverständlich ist, darf auch vom Vorstand des Krankenpflegevereins Dornbirn eingefordert werden“, sagt Heinzle.


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Konsumentenschutz

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Erstmals werden strafrechtliche Regeln diskutiert, um Finanz-Schlupflöcher zu schließen

EU möchte Finanzmärkte transparenter machen Mit einer Aktualisierung wichtiger Finanzmarktregeln will die EU-Kommission für mehr Transparenz sorgen, Spekulationen beschränken und Marktmissbrauch stärker bekämpfen. Binnenmarktkommissar Michel Barnier stellte kürzlich ein Paket mit vier Gesetzesinitiativen vor, das nun von den EU-Mitgliedsstaaten im Ministerrat und vom Europäischen Parlament beraten wird. Wer Insiderhandel betreibt oder Kurse manipuliert, soll in Zukunft nicht mehr ohne drastische Strafe davonkommen. Für Einzelpersonen sollte die Höchststrafe mindestens fünf Millionen Euro und für Firmen zehn Prozent ihres Jahresumsatzes betragen. Zum Schutz der Verbraucher sollen unabhängige Bankberater keine Provisionen von Produktanbietern mehr kassieren dürfen. „Finanzmärkte sind da, um der Realwirtschaft zu dienen, und nicht umgekehrt. Die Märkte haben sich im Laufe der Jahre verändert, und unsere Rechtsvorschriften müssen mit der Entwicklung Schritt halten“, sagte Barnier. Geplante Veränderungen Zum einen will die Kommission die bestehende Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) reformieren. MiFID ist das Herzstück aller europäischen Regelungen zum Handel mit Finanzprodukten und betrifft Kleinanleger genauso wie institutionelle Investoren. Mit der Reform sollen Lücken bei der Regulierung geschlossen werden. So gab es für einige Finanzprodukte bislang noch Handelsplattformen, die gar keiner Regulierung unterlagen. Dies soll sich ändern. Die Vorschläge berücksichtigen auch den so genannten Hochfrequenzhandel (vollautomatisierte Computerprogramme führen in Sekundenbruchteilen Dutzende Finanztransaktionen

Zwei Drittel backen Weihnachtskekse Vanillekipferl vor Linzeraugen und Rumkugeln: Die Österreicher lieben Weihnachtskekse und backen sie gerne selbst. Fast zwei Drittel der Bevölkerung werden laut einer repräsentativen Umfrage im Advent sicher oder höchstwahrscheinlich eigenhändig Weihnachtsgebäck herstellen. Der Liebling ist das Vanillekipferl: 57 Prozent führen es als persönliche Nummer eins an.

Social Media boomt nach wie vor Die Nutzung von Social Media – allen voran Facebook – wächst rasant und unaufhaltsam. Seit Mitte 2011 verwendet jeder zweite Internetnutzer in Österreich regelmäßig Social Media. Das ist eine Verdreifachung innerhalb von vier Jahren. Besonders deutlich ist das Wachstum von Facebook, das von 58 Prozent der heimischen Internetuser besucht wird. Im Jahr 2008 hatten es gerade einmal acht Prozent benutzt.

Bei Geschenken wird Rotstift angesetzt Durch neue Gesetze möchte die EU für mehr Durchblick auf den Finanzmärkten sorgen.

aus), um künstliche Kursschwankungen zu begrenzen. Insgesamt sollen die Märkte deutlich transparenter werden, um damit die Anleger, also die Verbraucher, zu schützen. Aufsichtsbehörden sollen künftig besser eingreifen können, wenn der Anlegerschutz, die Finanzstabilität oder das Funktionieren der Märkte gefährdet sind. Zum anderen will die Kommission dem Marktmissbrauch und InsiderGeschäften stärker einen Riegel vorschieben. Eine neue Verordnung dehnt Regeln gegen Marktmissbrauch auf bislang nicht regulierte Geschäfte aus und passt bestehende Regeln an neue Technologien an. Regulierungsbehörden werden gestärkt, um Marktmissbrauch leichter nachweisen zu können. Unter Marktmissbrauch werden in diesem Zusammenhang insbesondere

Preismanipulationen verstanden. Beim Insider-Handel wiederum nutzen Personen mit Insider-Kenntnissen diese aus, um Gewinne im Handel mit bestimmten Wertpapieren zu erzielen. Schlupflöcher schließen Um Schlupflöcher für Marktmissbrauch in der EU zu vermeiden, schlägt die Kommission erstmals auch strafrechtliche Regeln dazu vor. Einheitliche Definitionen solcher Taten sollen sicherstellen, dass diese in allen 27 EU-Staaten auch verfolgt werden. Die Höhe des Strafmaßes soll eine nationale Angelegenheit bleiben. Das Europaparlament und die Mitgliedsstaaten müssen der MiFID-Revision noch zustimmen. Bis die Vorschläge in Kraft treten, dürfte es noch ein bis zwei Jahre dauern.

Hintergrund

Die im November 2007 in Kraft getretene ursprüngliche Fassung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) regelt die Erbringung von Wertpapierdienstleistungen im Zusammenhang mit Finanzinstrumenten (wie Vermittlung, Beratung, Handel usw.) durch Banken und Wertpapierfirmen sowie den Betrieb traditioneller Börsen und alternativer Handelsplätze. Wenngleich die MiFID für Wettbewerb bei diesen Dienstleistungen gesorgt und den Anlegern ein breiteres Spektrum an Auswahlmöglichkeiten und niedrigere Preise beschert hat, wurden in der Finanzkrise doch große Defizite offenkundig.

Die Österreicher wollen heuer im Schnitt 277 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das sind um sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Männer sind dabei sparsamer als Frauen. Die Gruppe der 36- bis 45-Jährigen dürfte am stärksten einsparen.

Mobiler Datentransfer steigt rasant an Der Verkehr im mobilen Internet wird nach Einschätzung des Netzausrüsters Ericsson bis zum Jahr 2016 auf das Zehnfache ansteigen. Die Zahl der Nutzer ist den Schätzungen zufolge binnen eines Jahres um 60 Prozent auf jetzt 900 Millionen gestiegen. Sie wird bis 2016 auf fünf Milliarden hochschnellen. Haupttreiber der Entwicklung seien vor allem Video-Dienste. Grundlage für die Prognosen sind mehrjährige Messungen des weltweiten Datenverkehrs in Mobilnetzen.

Langsam beginnt wieder die Suche nach dem passenden Weihnachtsgeschenk – was Sie beachten sollten

Weihnachtstipps zu Onlinekauf, Spenden, Umtausch, Gutscheinen Es ist wieder soweit: Die Adventzeit hat begonnen. Weihnachtsbäckereien, besinnliche Stunden und natürlich Geschenke besorgen stehen auf dem Programm. Beim letzten Punkt gilt es, einige Regeln zu beachten.

Ware in Anspruch nehmen will. Ist ein Austausch nicht möglich, muss kein Gutschein angenommen werden, sondern der Konsument ist dann berechtigt, den bezahlten Kaufpreis in bar zurückzufordern.

Den Geschmack jedes Menschen zu kennen, ist nahezu unmöglich. Beispielsweise bei Kleidungsstücken wäre ein Umtausch öfters erwünscht. Der Handel ist in solchen Fällen nicht verpflichtet, einen Umtausch vorzunehmen. Viele Händler bieten dies aber freiwillig an. Wichtig ist, bereits im Vorfeld abzuklären, ob ein Umtausch möglich ist und sich dies auch auf dem Kassabon oder eine sonstige Art und Weise bestätigen zu lassen. Bei einem solchen „freiwillig“ gewährten Umtauschrecht müssen sich die Konsumenten an die Regeln des Unternehmens halten. Ist die Ware jedoch mangelhaft, gibt es ein gesetzliches Umtauschrecht im Rahmen der Gewährleistung. In einem solchen Fall kann der Konsument entscheiden, ob er den Austausch der Ware oder aber eine Reparatur der

Onlinekauf von Geschenken Bei Bestellungen von zuhause aus über das Internet sollten die Konsumenten auf die Lieferfristen achten, damit das Geschenk auch rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum liegt. Bei Online-Einkäufen gibt es ein gesetzliches Rücktrittsrecht, das binnen sieben Werktagen ab Lieferung der Ware schriftlich – am besten per Einschreiben – ausgeübt werden muss. Häufig weisen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen auch längere Rücktrittsfristen aus. Das sollte jedenfalls vor der jeweiligen Bestellung geprüft werden. Gutscheine Ein besonders beliebtes Geschenk sind Gutscheine. Hier gilt es zu beachten, ob eine Ablauffrist vermerkt ist. Sollte dem der Fall sein, sollte diese lang genug sein, um dem Beschenkten

tatsächlich eine Freude zu machen. Befindet sich kein Ablaufdatum auf dem Gutschein, kann er 30 Jahre lang eingelöst werden. Voraussetzung ist hier jedoch, dass das Geschäft nicht zuschließt oder Insolvenz anmeldet. Es gilt daher, Gutscheine so rasch als möglich einzulösen und nicht in einer Schublade zu vergessen. Bei Geschenken in der gehobenen Preisklasse, wie etwa teurem Schmuck, kann mit dem Händler unter Umständen auch „Kauf auf Probe“ vereinbart werden. In einem solchen Fall wird das Geld des Käufers auf ein Depot gelegt und wieder zurückerstattet, falls das Geschenk nicht gefällt. Spendengütesiegel beachten Zur Weihnachtszeit treten viele Organisationen an die Konsumenten heran, um Spenden zu erwirken. Seriöse Institutionen verfügen über das österreichische Spendengütesiegel, wobei auch davon nicht alle steuerlich absetzbar sind. Spendengütesiegel: www.osgs.at, absetzbare Spenden: www.bmf.gv.at

Beim Geschenke-Einkauf – speziell bei Online-Bestellungen und Gutscheinen – sollten einige Punkte beachtet werden.


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Konsumentenschutz

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Steigende Heizkosten sorgen für Unmut Immer mehr Besitzer von Ölheizungen empfinden die Heizkosten als schwere Belastung. Verbraucher müssen bei Ausgaben wie Urlaub, Kleidung und Freizeit sparen, um sich das Heizen leisten zu können. 84 Prozent erwarten, dass die Preise noch weiter steigen werden, wie in einer Studie publiziert wurde.

Ungeschützt Surfen ist gefährlich Die Anzahl neuer Schadprogramme steigt kontinuierlich. Allein im ersten Halbjahr zählte G Data mehr als 1,2 Millionen neue Computerschädlinge. Trotzdem verzichtet jeder neunte Internetnutzer auf den Einsatz einer leistungsfähigen Sicherheitslösung.

Tritt die neue Stellplatzverordnung in Kraft, werden die Parkplätze noch rarer, als sie ohnehin bereits sind.

Parkplätze könnten künftig zur Mangelware werden Wir leben in einem freien Land, würde man meinen, doch wenn es darum geht, wie viele Parkplätze sich auf einem Grundstück befinden dürfen, soll es laut einer geplanten Neuregelung der Stellplatzverordnung bald keine echte Wahlfreiheit mehr geben.

Noch regelt die geltende Stellplatzverordnung in Vorarlberg, wie viele Pkw-Abstell- und Einstellplätze bei der Errichtung eines Gebäudes mindestens geschaffen werden müssen. Wer beispielsweise ein Einfamilienhaus baut, ist zumindest zur Errichtung eines Auto-Einstellplatzes und eines weiteren Kfz-Abstellplatzes im Freien verpflichtet. Bei Wohnanlagen drohen hier nun starke Einschnitte, denn derartige Verpflichtungen passen nicht mehr zum verkehrspolitischen Konzept des Landes Vorarlberg. 2011 wurde vom

Landtag eine Änderung des Baugesetzes beschlossen, wodurch die Landesregierung durch Verordnung „zur Vermeidung unnötigen motorisierten Individualverkehrs“ für einzelne Landesteile eine Höchstzahl an Stellplätzen für alle oder bestimmte Arten von Bauwerken festlegen kann. Anstatt nur die verpflichtenden Anforderungen zu senken, wurden mit diesem Beschluss die Weichen für eine neue Stellplatzverordnung gelegt. Diese sollen den Bürgern erstmals eine Obergrenze für Stellplätze in Mehrfamilienwohnanlagen vorgeben. Aber auch bei Einkaufszentren, Betriebs- und Veranstaltungsstätten soll die Zahl der Stellplätze per Verordnung begrenzt werden. Entwurf liegt bereits vor Laut Verordnungsentwurf sind beim Neubau von Mehrfamilienwohn-

häusern pro Wohnung höchstens 1,3 Stellplätze erlaubt. Die Summe aller Stellplätze ist schließlich auf- oder abzurunden. Dabei ist bemerkenswert, dass nicht mehr zwischen Abstell- und Einstellplätzen unterschieden wird. Nicht nur ein Parkplatz im Freien, auch ein Garagenplatz oder ein Carport-Unterstellplatz gilt somit als Stellplatz.

Komplexe Vorgaben Im Gegenzug zur Begrenzung der Stellplätze für mehrspurige Kraftfahrzeuge sind im Verordnungsentwurf leicht erreichbare Fahrradabstellräume von zumindest 3,5 m2 je Wohnung vorgesehen. Zudem soll im Eingangsbereich eine ebenerdige, beleuchtete und überdachte Fahrradabstellfläche für Bewohner und Besucher von mindestens 0,7 m2 je Wohnung zur Verfügung gestellt werden. Auch für einspurige Kraftfahr-

zeuge sollen verpflichtend Stellplätze geschaffen werden, sobald ein Mehrfamilienhaus mehr als zehn Wohnungen aufweist. Kritik der AK-Konsumentenberatung „Eine derartige Verordnung schießt unseres Erachtens klar über das Ziel hinaus“, gibt Dr. Ulrike Stadelmann von der AK-Konsumentenberatung zu bedenken. Die Gestaltung eines Grundstückes rund um das Bauwerk würde durch eine solche Verordnung in übertriebenem Maße reglementiert und wohl auch kontrolliert werden. Was auch nicht vergessen werden darf: Viele Vorarlberger sind auf die Benützung ihres privaten Pkw im Alltag angewiesen. AK-Konsumentenberatung, Telefon 050/258-3000, www.konsumentenberatung@ak-vorarlberg.at

Spesenfallen bei Sparbüchern Wer sein Sparbuch auflöst, dem können bis zu sieben Euro Schließungsspesen verrechnet werden. Außerdem könnten Kontoschließungs-, Kontoführungs- oder Kartengebühren bei Sparcards den Zinsertrag weitgehend auffressen, warnt die AK. Wichtig ist, sich Sparprodukte ganz genau anzusehen.

Kurz gemeldet ... q 1000 Influenzatote waren in den Jahren 2001 bis 2009 durchschnittlich pro Jahr in Österreich zu beklagen. q In Punkto Lohngerechtigkeit befindet sich Österreich auf dem 116. Platz. In nur 19 Ländern der Welt ist die Gehaltsschere noch größer. q Fast jedes zweite Unternehmen in Österreich mit über 500 Mitarbeitern hat in den vergangenen zwei Jahren einen Schaden durch Wirtschaftskriminalität erlitten. q Im Bundesland Salzburg sind durchschnittlich 21.000 Beschäftigte im Bereich Tourismus tätig.

Zuerst Kosten abklären, dann Auftrag erteilen

Mietvertragserstellung kann teuer werden Die Erstellung eines Mietvertrages ist ein komplexes Unterfangen. Oftmals werden dafür Rechtsanwälte zu Hilfe gezogen. Wichtig ist, vor der Vertragserrichtung die Honorarhöhe zu vereinbaren. Rechtsanwaltskanzleien haben bei der Honorierung für die Erstellung von Mietverträgen mehrere Möglichkeiten. • Es kann ein Pauschalhonorar vereinbart und verrechnet werden, das mitunter bei 300 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer liegen kann. • Der Rechtsanwalt hat auch die Möglichkeit, den dreifachen Jahresbestandzins als Bemessungsrundlage heranzuziehen. Das würde beispiels-

weise bei einem Hauptmietzins von 700 Euro und monatlichen Betriebskostenzahlungen von 200 Euro eine Bemessungsgrundlage von 32.400 Euro ergeben. • In den Allgemeinen Honorar-Kriterien für Rechtsanwälte ist auch eine Bemessungsgrundlage von 5800 Euro für Wohnungen bis zu drei Wohnräumen sowie 8720 Euro für größere Wohnungen angeführt. Aufgrund der vagen Formulierung sieht sich jedoch nicht jeder Rechtsanwalt veranlasst, diese günstigeren Bemessungsgrundlagen zu wählen. Diese Fülle an Möglichkeiten führt auf Mieterseite – die diese Kosten der Vertragserrichtung grundsätzlich

Entscheiden sich Konsumenten, Mietverträge von Rechtsanwälten erstellen zu lassen, sollte vor Vertragserrichtung die Honorarhöhe vereinbart werden

tragen muss – teils zu bösen Überraschungen. Soviel kostet ein Mietvertrag Bei einer Bemessungsgrundlage von 32.400 Euro käme alleine für die Errichtung des Mietvertrages nach dem aktuellen Tarif eine Honorarforderung in Höhe von 1034,60 Euro zuzüglich 20 Prozent Mehrwertsteuer, (MwSt.), also insgesamt 1241,52 Euro zustande. Würde bei einer Wohnung bis zu drei Wohnräumen die Bemessungsgrundlage von 5800 Euro gewählt werden, ergäbe das ein Honorar von 395,90 Euro zuzüglich MwSt. Bei einer Bemessungsgrundlage von 8720 Euro für eine größere Wohnung würde ein Honorar in Höhe von 521,50 Euro zuzüglich MwSt. anfallen. Tipps der AK

• Klären Sie vor der Beauftragung des Rechtsanwalts bzw. vor Anmietung einer Wohnung die Kosten der Vertragserstellung ab. • Bei Mietwohnungen im Vollanwendungsbereich (z. B. Mietwohnungen, die vor 1953 bzw. bei Wohnungseigentum vor 1945 errichtet wurden) und gemeinnützigen Wohnungen dürfen dem Mieter in aller Regel keine Kosten für die Vertragserrichtung extra in Rechnung gestellt werden. Derartige Kosten sind in der Verwaltungspauschale, die im Zuge der Betriebskostenabrechnung verrechnet wird, enthalten.

Kreditvermittlern sollte mit Skepsis begegnet werden.

Keine klaren Infos von Kreditvermittlern „Sofortkredit in einer Stunde“, „Niedrige Zinssätze“ – so oder so ähnlich werben Kreditvermittler für ihre Leistungen. Für normale Kreditkunden rentieren sich diese Angebote nicht. Die AK Vorarlberg hat bereits mehrmalig vor Abschlüssen mit Kreditvermittlern gewarnt. Eine aktuelle Erhebung der AK Wien bestätigt nun diese Vorbehalte. Neben mangelnden Informationen auf den Websites werden auch saftige Provisionen für eine Kreditvermittlung kassiert. Zudem sind den Konsumentenschützern rechtswidrige Klauseln untergekommen. Darauf sollten Sie achten • Wenn Sie in eine finanzielle Notlage geraten, reden Sie zuerst mit Ihrer Hausbank.

• Bei einem Kreditvermittler muss der Kreditvermittlungsantrag schriftlich erfolgen und wichtige Angaben wie die Nettokredithöhe, die Gesamtbelastung, der effektive Zinssatz, die Kreditlaufzeit uvm. enthalten. Fehlen diese Angaben, ist er ungültig. • Lesen Sie den Kreditvermittlungsvertrag genau durch. Unterschreiben Sie nicht, wenn es noch Unklarheiten gibt. • Die Provision kann der Kreditvermittler erst bei einem erfolgreichen Abschluss kassieren, also wenn die Kreditzusage der Bank vorliegt. • Die Provision von fünf Prozent der Kreditvermittler verteuert den Kredit beträchtlich. Hinzu kommen noch Bearbeitungsgebühren der Bank. Nähere Informationen: www.ak-vorarlberg.at/konsument


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Bildung

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Computer-Tipp

RawTherapee Immer mehr moderne Digitalkameras unterstützen unter anderem auch das sogenannte RAW-Format. Der Oliver Fink Vorteil dieses Formats liegt in der höheren Farbtiefe, außerdem sind solche Dateien nicht verlustbehaftet komprimiert, wie zum Beispiel JPG-Dateien. Um aus diesen RAW-Dateien JPG-Dateien zu erstellen, bedarf es eines RAW-Konverters – wie etwa RawTherapee. Damit können Sie den Weißabgleich, Lichter und Schatten, Schärfe, Farben und das Bildrauschen im Nachhinein verändern. Außerdem können Sie sämtliche Schritte in der „History“ wieder rückgängig machen. Das bearbeitete Bild kann als JPG-, PNG- oder TIFF-Datei gespeichert werden. Die Sprache kann ganz oben rechts unter „Einstellungen“ auf Deutsch umgestellt werden. RawTherapee ist Freeware, läuft auf Windows, Mac beziehungsweise Linux-Systemen und kann von der Herstellerseite heruntergeladen werden. Download: http://www.rawtherapee.com/

Richtiges Führen mit „Coaching Culture“ Dieser speziell für Führungskräfte neu entwickelte Lehrgang setzt auf ein aktives Führungsverhalten und beginnt mit der Basis für eine erfolgreiche Führungsarbeit. Die Erfahrung des Referenten-Teams Manfred Buchacher und Barbara Ganath sowie das Einbringen Ihrer individuellen Fragestellungen fließen in die Ausbildung ein. Der Lehrgang beginnt am 23. Jänner 2012 im AK-Bildungscenter in Feldkirch. Wirtschaft: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at

„Wording“-Texte gekonnt formulieren Dieses Seminar ist eine Gebrauchsanweisung mit vielen Übungen für alle, die beruflich oder privat zum Stift oder zur Tastatur greifen wollen – oder es müssen – und sich mehr Sprachsicherheit wünschen. Sie erfahren von der erfahrenen Werbetexterin Heike Reidinger, wie Sprache funktioniert und wie sich professionelle Texter die Aufmerksamkeit ihrer Leser bis zum letzten Wort sichern. Das Seminar beginnt am 14. Jänner 2012 im AK-Bildungscenter in Feldkirch.

Arno Stern (rechts) hat seinen Sohn André nicht in die Schule geschickt. Das hat einer fundierten, breitgefächerten Bildung aber keinen Abbruch getan.

André Stern: „Ich bin nicht der Schulfeind Nummer eins“ Das man trotz fehlender Schulbildung erfolgreich sein kann, beweist André Stern (40). Mit seinem Vater Arno (84) hat er ein Buch über das Geheimnis glücklicher Söhne veröffentlicht. André ging nie zur Schule und wurde nicht zuletzt aus diesem Grund zum gefragten Interviewpartner und Vortragenden. Sein Vater musste als Kind Deutschland von heute auf morgen verlassen und fand in Frankreich eine neue Heimat. Zwei Lebensgeschichten, die unterschiedlicher kaum sein könnten – eines jedoch eint die beiden, ein tiefes gegenseitiges Vertrauen. Heute spricht André fünf Sprachen, ist Gitarrenbaumeister, Autor und vieles mehr. Sein Vater hat 1949 den „Malort“ in Paris gegründet und zahlreiche Forschungsreisen in alle Welt unternommen. Die AKtion sprach anlässlich ihres Besuchs des Symposiums „Kindheit und Gesellschaft“ in Bregenz mit den beiden über die Schule, warum Bildung nicht vererbt wird und wann Andrés Sohn eingeschult wird. AKtion: Sie haben Ihren Sohn nicht in die Schule geschickt. Was waren Ihre Beweggründe?

Arno Stern: Ich habe einen sehr eigenartigen Beruf, ich ,begleite‘ Kinder beim Malen und das mache ich schon mehrere Jahrzehnte. Schon sehr früh habe ich herausgefunden, dass jede Belehrung die Spontaneität im Kind vernichtet und dem wollte ich meine Kinder nicht aussetzen.

Oft hat die Schule ja auch den Sinn, Kinder zu sozialisieren, hat Ihnen das nicht gefehlt? André Stern: Ich antworte da sehr gerne mit einer Gegenfrage: Glauben Sie allen Ernstes, dass in einem hermetischen Klassenverband mit lauter Gleichaltrigen Sozialisierung stattfindet? Man braucht Menschen, um sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Und damit das bereichernd ist, sollten es möglichst verschiedenartige sein. Können auch Eltern mit einem weniger ausgeprägten Bildungshintergrund diesen Weg gehen? Arno Stern: Ich glaube, es ist für jeden möglich, es ist einfach eine Wahl und hängt mit den Lebensverhältnissen nicht zusammen. André Stern: Da möchte ich etwas hinzufügen. Die Kinder übernehmen nicht die Bildung ihrer Eltern. Gebildete Eltern können ungebildete Kin-

der haben und ungebildete Eltern gebildete Kinder.

und unser Buch ist sicher kein Kochbuch.

Aber der Bildungshintergrund der Eltern ist schon auch mitentscheidend für die Bildung der Kinder. André Stern: Nein, das sehe ich anders. Die Haltung der Eltern ist entscheidend. Dass die Eltern dem Kind die Offenheit gegenüber der Kultur oder der Bildung mit auf den Weg geben, und das kann jeder.

Wie müsste man Ihrer Meinung nach die Schule verändern, damit sie auf das Leben vorbereitet? André Stern: Keine Ahnung, ich war ja nie in der Schule (lacht). Ich kritisiere die Schule nicht, ich bin nicht der Schulfeind Nummer eins. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass die Schule nicht der einzige Ort ist, an dem man die Gesellschaft und Sozialisierung erfährt. Ich bekomme auch Briefe von Menschen, die mein Buch gelesen haben und mir schreiben, dass sie nach dem Lesen tief davon überzeugt waren, dass die Schule für sie und ihre Kinder das richtige Modell ist und das finde ich ganz wunderbar.

Sie haben gemeinsam ein Buch geschrieben: „Mein Vater – mein Freund.“ Was hat es mit dem Geheimnis glücklicher Söhne auf sich? Arno Stern: Das ist gewissermaßen die Ergänzung zum Buch von André („... und ich war nie in der Schule“; Anm.) und erklärt die Vorgeschichte. Ich hatte eine unübliche Kindheit, meine Familie ist vor den Nazis geflüchtet, als ich neun war. Es war aber eine sehr glückliche Jugend, trotz der Gefahren und Bedrohung, in der wir lebten, weil ich meinem Vater vertraute. André Stern: Es gibt natürlich nicht das Geheimnis, es gibt eine Anhäufung von Kleinigkeiten und Haltungen, die letztlich dazu führen, dass man ein glücklicher Sohn oder ein glücklicher Vater wird. Es gibt aber kein Rezept

Sie sind ja auch Vater, wann wird Ihr Kind eingeschult? André Stern: (lächelt) Meine Frau und ich sind der Überzeugung, dass wir unseren Sohn nicht in die Schule schicken werden. Wenn er allerdings in die Schule gehen will, dann wird er natürlich in die Schule gehen dürfen. Das gesamte Interview steht im Internet zum Download bereit: http:// www.ak-vorarlber.at/bildung.htm

Positive Bilanz bei „Wissen fürs Leben“ im Jahr 2011

Wirtschaft: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at

Das „Office“-Paket für den Büroalltag Sie arbeiten privat oder beruflich täglich mit Word, Excel und Outlook. Deren Grundfunktionen sind Ihnen bekannt. Stellen Sie sich nun auch neuen Aufgaben mit Leichtigkeit - denn in diesem Kurs lernen Sie, wie Sie sich diese Programme zunutze machen und scheinbar schwierige Aufgaben ganz leicht lösen können. Der Kurs beginnt am 17. Jänner 2012 in der AK Feldkirch. EDV: Regina Knecht, 050/258-4030, regina.knecht@ak-vorarlberg.at

„Wissen fürs Leben“ auf der Erfolgsspur Mehrere tausend Besucher konnten mit der Veranstaltungsreihe „Wissen fürs Leben“ im Jahr 2011 begeistert werden.

Seit Herbst 2010 finden sich regelmäßig renommierte Experten im Festsaal der AK Vorarlberg in Feldkirch ein und berichten über die neuesten Entwicklungen in ihrem Fachbereich. „Der Erfolg gibt dieser Veranstaltungsreihe Recht, die Begeisterung ist ungebrochen groß und die Vorträge sind gut besucht“, sagt der Bereichsleiter der AK-Bildungspolitik Gerhard Ouschan. Mit ein Grund für teilweise ausgebuchte Vorträge sei sicher auch

die treffende Auswahl der Gastredner durch Dr. Franz Josef Köb, welcher moderierend durch die Vorträge führe.

Neue Standards setzt die AK Vorarlberg auch bei der Großbildprojektion im Saal und der Bereitstellung der Vorträge auf dem AK-Videoportal, zudem sind auch alle als Podcast auf der AKHomepage zu finden. Alle Vorträge finden sie auf unter: http://www.ak-vorarlberg.at

Die Vorträge der „Wissen fürs Leben“-Reihe fanden auch im Jahr 2011 großen Anklang.

Wissen fürs Leben – Frühjahr 2012

Tu etwas, dann tut sich was: Doraja Eberle; Vom Wert des Helfens – wie wir die Welt gestalten können, 10. Jänner 2012 Die Kunst des Irrens: Dr. Rebekka Reinhard; Der Umweg ist das Ziel – philosophische Wege aus der Perfektionsfalle, 24. Jänner 2012 Glücksfall Alter: Univ.-Prof. Peter Gross; Alte Menschen sind gefährlich, weil sie keine Angst vor der Zukunft haben, 1. Februar 2012 Glück und Unglück der Sucht: Univ.-Prof. Reinhard Haller; Wie Sie Ihre Abhängigkeiten besiegen, 8. Februar 2012 Beginn jeweils 19.30 Uhr im Festsaal der AK Vorarlberg in Feldkirch. Anmeldung: 050/258-4026, wissen@ak-vorarlberg.at


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Bildung

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AK-Präsident Hubert Hämmerle informiert sich an zwei Neuen Mittelschulen über verschränkten Unterricht und Ganztagsangebote

„Lehrer werden mehr gefordert“ Bei der Neuen Mittelschule ist Vorarlberg eine Modellregion. Auch der Ausbau verschränkter Ganztagsangebote läuft auf Hochtouren, AKPräsident Hämmerle hat sich anhand praktischer Beispiele informiert. Bildungspolitik ist eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft, schließlich kann der Arbeitsmarkt nur von dem profitieren, was die schulische Ausbildung in Kindern und Jugendlichen weckt. Weil Schulentwicklung starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat, ist sie auch ein Schwerpunkt in der Arbeit der AK Vorarlberg als Interessenvertretung für ihre Mitglieder. Verschränkte Abfolge In der Debatte um die Reformierung des Bildungssystems fallen immer wieder die Begriffe verschränkter Unter-

betreut, und das laut Schulzeitgesetz bis zumindest 16 Uhr. Eine Verschränkung bedeutet also lediglich, dass im Laufe eines Tages Unterrichts-, Lernund Freizeit abwechseln. Im Gegensatz dazu wird bei einer „getrennten Abfolge“ im Anschluss an den Unterricht (am Vormittag) eine Betreuung angeboten. Vorteil dieser Variante ist, dass die Betreuung auch nur an einzelnen Tagen in Anspruch genommen werden kann und Schüler mehrerer Klassen zusammengefasst werden können. Projektbezogen arbeiten Das verschränkte Angebot in der Mittelschule Höchst wird heuer erstmals angeboten und zeichnet sich durch Vielfältigkeit aus, wie die Direktorin Gudrun Brunner berichtet. „Dadurch, dass die Kinder vom Morgen bis um

„Ein sehr kleines Lehrerteam kann sehr projektbezogen mit der Klasse arbeiten, weil die klassischen 50-Minuten-Einheiten wegfallen.“ Gudrun Brunner, Direktorin Mittelschule Höchst

richt und Ganztagsschule. Vielfach ist nicht ganz klar, was mit diesen Schlagworten gemeint ist, weil sie auch oft mit dem Begriff Gesamtschule vermischt werden und so Missverständnisse entstehen. AK-Präsident Hämmerle wollte sich anhand zweier Beispiele die gelebte Praxis dieser Begrifflichkeiten ansehen und besuchte deshalb die Neuen Mittelschulen in Höchst und Hohen­ ems-Herrenried. Begleitet wurde er von Gerhard Ouschan, dem Bereichsleiter der AK-Bildungspolitik. Verschränkter Unterricht oder genauer eine verschränkte Abfolge des Unterrichts- und des Betreuungsteiles kann im Grunde nur an ganztägigen Schulformen angeboten werden. Die Kinder und Jugendlichen werden also nicht nur unterrichtet, sondern auch

vier Uhr nachmittags in der Schule sind, kann der Unterricht nicht nur am Schreibtisch stattfinden. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der befriedigt werden will, außerdem sind uns auch musisch-kreative und kulturelle Anteile wichtig und das muss alles im Tagesgeschehen eingebaut werden. Der Vorteil an dieser Form ist, dass durch ein sehr kleines Lehrerteam diese Klasse sehr projektbezogen arbeiten kann, und wir sind nicht mehr so sehr auf die klassischen 50-MinutenEinheiten angewiesen. Wir können also sehr viel mehr Rücksicht auf den Rhythmus der Kinder nehmen.“ Den einzigen Nachteil sieht Brunner im fehlenden Einfluss auf die Klassenzusammenstellung. Ist sie sonst bemüht, einen besonders heterogenen Klassenverband zu formen, fehlt ihr

In den Mittelschulen in Höchst und Hohenems-Herrenried werden die Schüler ganztägig betreut.

diese Option bei der ganztätigen Klasse, weil es eben nur eine Klasse ist und die Zusammenstellung mit den Anmeldungen entschieden wird. Ähnlich die Situation in der Mittelschule Hohenems-Herrenried, wo Helmut Ströhle Direktor ist. Wie Brunner fasst auch er die konzeptionellen Vorteile des verschränkten Angebotes an seiner Schule zusammen: „Einer der großen Vorteile in unserem Konzept ist, dass wir Dinge, die wir früher in den familiären Bereich der Schüler abgegeben haben, jetzt selbst übernehmen können und so mehr Kontrolle darüber haben. Die Kinder müssen keine Hausaufgaben mehr machen, müssen zuhause fast nichts mehr lernen, wir können das also viel besser steuern und kontrollieren“, sagt Ströhle. Außerdem könne man schneller reagieren, wenn man merke, dass die Aufnahmefähigkeit der Schüler erschöpft sei. Man ginge dann einfach an die frische Luft oder in den Turnsaal, um sie wieder körperlich zu aktivieren. Wichtige Vernetzungsarbeit Beide Schulleiter erläutern im Gespräch, wie wichtig die Schnittstellen in der Schullaufbahn der Kinder sind, wie zum Beispiel der Übertritt von der Volks- in die Hauptschule.

Hier tauschen sich die Mittelschulen mit den Volksschulen aus, es finden quasi „Übernahmegespräche“ statt, Orientierungsarbeiten zur Einstufung werden gemacht und teilweise kommt es auch zu (anonymisierten) Rückmeldungen an die Volksschulen, wie die Kinder abgeschnitten haben. In Höchst geht man sogar noch einen Schritt weiter und vernetzt sich bis in den frühpädagogischen Bereich, also bis in den Kindergarten, um jedes Kind bedarfsgerecht und individuell bestmöglich pädagogisch zu betreuen.

„Ich mache mir keine Sorgen um die starken Schüler, die machen immer ihren Weg, davon bin ich überzeugt.“ Helmut Ströhle, Direktor Mittelschule Hohenems-Herrenried

Angesprochen auf das Argument vieler Gegner der Gesamtschule, dass lernleistungsstarke durch lernleistungsschwache Schüler gebremst werden, sagt Ströhle: „Diese Erfahrung mache ich nicht. Ich unterrichte selbst in einer Klasse, in der mindestens fünf Schüler sitzen, die in der AHS-Unterstufe locker mithalten könnten, zudem ist das auch noch eine Integrationsklasse, in der ein Schüler mit sonderpädagogi-

AK-Präsident Hubert Hämmerle besucht den Standort Rodund der „illwerke vkw“

Dabei präsentierte sich die Illwerke nicht nur als Stromerzeuger, sondern auch als Ausbildungsbetrieb mit hohen Anforderungen und einem brei-

ten Leistungsspektrum in der Region Montafon. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Ludwig Summer führte Hämmerle persönlich durch den Betrieb. Höhepunkt war sicher die Besichtigung des Rodundwerks 2, welches nach einem Brand 2009 frisch saniert und in Kürze wieder ans Netz gehen wird.

lichen Bereich eine Menge dazulernen können und müssen. „Auch für den beruflichen Werdegang ist das eine gute Lektion für starke Schüler, die aus ihrer Haltung als Einzelgänger herauskommen, teilweise schwächere Schüler coachen und dadurch das Gelernte noch mehr vertiefen. Ich mache mir keine Sorgen um die starken Schüler, die machen immer ihren Weg, davon bin ich überzeugt“, sagt der Schulleiter. Buchtipp

Hämmerle auf Besuch bei den Illwerken Einen besonders energetischen Betriebsbesuch absolvierte Hubert Hämmerle bei der Vorarlberger Illwerke AG im Montafon.

schem Förderbedarf sitzt. Dadurch, dass wir dort aber doppelt und durch einen Sonderpädagogen sogar manchmal dreifach mit Lehrern besetzt sind, kommt kein Kind zu kurz“. Allerdings sei der Lehrer mehr gefordert, er könne nicht einfach eine Folie für alle richten und müsse den Unterricht so aufbauen, dass jeder Schüler seinem Leistungspotenzial entsprechend gefördert werde. Ströhle sieht sogar Vorteile für die starken Schüler, die seiner Meinung nach gerade im sozialen und zwischenmensch-

Über das Geheimnis glücklicher Söhne

AK-Präsident Hubert Hämmerle „unter Tage“ im sanierten Rodundwerk 2.

1933 beginnt die jahrelange Flucht der jüdischen Familie Stern vor den Nationalsozialisten. Geleitet werden die Sterns dabei von der Intuition und dem unverbrüchlichen Gottvertrauen des Vaters Isidor und sie erfahren auf ihrem Weg Glücksfälle, die an ein Wunder grenzen. Vertrauen und bedingungslose Liebe sind der Kern von Isidor Sterns Umgang mit seinem Sohn Arno, der als Erfinder des Malorts eine außergewöhnliche Forscherlaufbahn einschlagen wird. Arno wiederum hat diese Tradition des Vertrauens an seinen Sohn André weitergegeben, der das Privileg genießen durfte, nicht in die Schule zu gehen. Arno und André Sterns bewegte Familiengeschichte berührt tief, weil sie einem essenziellen menschlichen Bedürfnis Raum gibt: der Sehnsucht nach dem liebenden Vater. Mein Vater – mein Freund Zabert Sandmann-Verlag München, 160 Seiten, gebunden, ISBN 9783-89883-291-5, 16,95 Euro

Hämmerle mit Illwerke-Lehrlingen aus dem Bereich Maschinenbautechnik.

Hubert Hämmerle in der Lehrwerkstatt für Anlageelektrik der „illwerke vkw“-Gruppe.


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Magazin

dezember 2011

Vorarlberger fühlen sich im Land sicher

Sicherheits-Tipp

Qualität von Licht und Luft

Nur jeder Zweite (52 Prozent) hält Österreich für ein sicheres Land. Am furchtsamsten sind die Menschen im Burgenland und in Oberösterreich. Im Gegensatz dazu bezeichnen mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Vorarlberger Österreich als sicher. In Salzburg sind es zwei Drittel und in Tirol immerhin noch 61 Prozent. Männer fühlen sich im Vergleich zu Frauen weniger sicher im Land.

Arbeitsstätten sind Bürogebäude, Produktionshallen, Werkstätten – kurz Dr. Robert gesagt RäumlichSeeberger keiten, in denen 05574/78601 wir tagtäglich unsere Arbeit verrichten. Aufgabe des Arbeitsschutzes ist es, in den Arbeitsstätten für gute, behagliche Bedingungen zu sorgen. Der Begriff der Behaglichkeit stammt aus der Raumklimatechnik und meint, dass Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftgeschwindigkeit innerhalb von Grenzen, die der Großteil der Menschen angenehm empfinden, gehalten werden.

Migranten werden in Österreich eher krank Migranten bekommen in Österreich eher Diabetes als in ihrer ursprünglichen Heimat, fanden Mediziner und Ernährungswissenschaftler der Medizinischen Universität Wien heraus. Im Schnitt erkranken sie um fünf Jahre früher als ihre daheimgebliebenen Landsleute. Gründe dafür: „Sie übernehmen unsere schlechten Essgewohnheiten, bewegen sich weniger, als sie es zu Hause getan haben, und sind häufiger übergewichtig“, so der Internist Bernhard Ludvik.

Weltbevölkerung steigt kontinuierlich Innerhalb von nur zwölf Jahren ist die Weltbevölkerung um eine Milliarde – auf insgesamt sieben Milliarden Menschen – gewachsen. Während in manchen der ärmsten Länder anhaltend hohe Fruchtbarkeitsraten die Entwicklung behindern, ließen wiederum die niedrigen Geburtenraten in einigen der wohlhabendsten Länder einen Mangel an jungen Arbeitskräften und die Frage nach der Tragbarkeit von sozialen Sicherungssystemen aufkommen, heißt es im UNOWeltbevölkerungsbericht 2011.

Die Keksausstecher-Aktion der AK Vorarlberg kommt kranken Kindern wie Pascal aus Hohenems zugute.

AK hilft chronisch kranken Kindern Kinder mit chronischen Krankheiten und deren Angehörige benötigen besondere Unterstützung. Aus diesem Grund wird bereits zum vierten Mal der Verein Sonnenblume mittels einer Spendenaktion der AK Vorarlberg unterstützt. Die Keksausstecher-Aktion der AK Vorarlberg findet heuer bereits zum vierten Mal statt. Die Keksausstecher in Form eines Nikolauses werden am 3. Dezember im Messepark in Dornbirn und bei der Information in der AK Vorarlberg um je zwei Euro zum Verkauf angeboten. Der Reinerlös kommt auch heuer wieder dem Verein Sonnenblume zugute, der sich für chronisch kranke Kinder und deren

Angehörige stark macht. „Wir freuen uns, dass wir den Verein Sonnenblume auch heuer wieder tatkräftig unterstüt-

„Wir unterstützen mit unserer Keksausstecher-Aktion auch heuer wieder chronisch kranke Kinder und deren Angehörige im Land.“ Hubert Hämmerle, AK-Präsident

zen können. Uns ist besonders wichtig, dass Familien im Land von dieser Aktion profitieren“, sagt AK-Präsident Hubert Hämmerle. Der Verein Sonnenblume Der Verein Sonnenblume setzt sich für chronisch kranke Kinder und deren

Kurz gemeldet ... qCiudad Juarez in Nordmexiko ist die gefährlichste Stadt der Welt. Die Waffengewalt beträgt dort das Zwanzigfache des weltweiten Durchschnitts. q Schätzungen zufolge leben heute noch 2,6 Milliarden Menschen ohne sanitäre Grundversorgung. q42 Prozent der zwei- bis zehnjährigen Italiener sind übergewichtig oder fett. q Elektronische Zigaretten geben genauso viel Nikotin ab wie normale Zigaretten. qDas größte Artensterben der Erde hat aufgrund von Vulkanausbrüchen stattgefunden.

Familien in Vorarlberg ein. Er wurde im April 1999 von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde 1 des

Krankenhauses Dornbirn gegründet. „Unser Leitmoto ist, dass wir mit unserem Tun und Wirken dazu beitragen, chronisch kranke Kinder und deren Familien in Vorarlberg zu unterstützen“, erklärt Manuela Ortner, Obfrau des Vereins Sonnenblume. Um dieses Ziel umzusetzen, benötigen viele Familien finanzielle Unterstützung. „Jede Spende kommt direkt den betroffenen Familien zugute. Wir freuen uns natürlich sehr, dass die AK Vorarl­berg auch dieses Jahr wieder an uns denkt und Spenden für Vorarlberger Familien sammelt“, so Manuela Ortner. Kontakt und Information

Um zwei Euro können die Keksausstecher bei der Information in der AK Vorarlberg oder am 3. Dezember im Messepark Dornbirn erworben werden.

Verein Sonnenblume: Krankenhaus Dornbirn, Kinder- und Jugendheilkunde 1, Lustenauerstraße 4, 6850 Dornbirn, Obfrau Manuela Ortner Telefon 0664/4306335, www.sonnenblume.or.at

Bei ausreichendem Licht und guter Luft arbeitet es sich gleich besser.

Zu guten Arbeitsbedingungen gehört weiters eine ausreichende natürliche Belichtung, eine gut geplante künstliche Beleuchtung, ein geeigneter Blendschutz und das Freihalten der Atemluft von Schadstoffen. Die Arbeitsstättenverordnung regelt diesbezüglich: • Mindestraumhöhen • Bodenflächen und Raumvolumina • Anforderungen an Böden (Stolperfreiheit), Wände und Decken • Ausmaß der Fensterflächen • Sichtkontakt ins Freie • künstliche Beleuchtung • Raumklima (Temperatur, Feuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit) • Anforderungen an Lüftungsanlagen Das Arbeitsinspektorat Bregenz bietet Planern und Bauwerbern (bei Betriebsbauten) an, ihr Projekt noch vor der Einreichung bei der Bau- oder Gewerbebehörde zu begutachten. Fehlkonstruktionen bei der Gestaltung von Arbeitsstätten sind im Nachhinein nicht mehr oder nur sehr kostenaufwändig zu sanieren. Unter www.arbeitsinspektion. gv.at finden Sie unter anderem eine Broschüre zum Thema Arbeitsstätten.

Haben Sie etwas zu sagen?

Ihre Meinung Der AK Vorarlberg ist Ihre Meinung wichtig! In der AKtion werden aktuelle Themen aus den Bereichen Arbeit, Bildung und Konsumentenschutz behandelt. Schreiben Sie uns zu einem dieser Themen einen Leserbrief und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader. Eine lebendige Zeitung für alle Arbeitnehmer in Vorarl­berg lebt vom Dialog. Ihre Meinung ist uns viel wert. Deshalb steht die Seite 2 mit der Rubrik „Leserforum“ ganz im Zeichen Ihrer Anregungen. Einige Themen aus dieser Ausgabe, zu denen uns Ihre Meinung interessiert: zum Interview

mit Wirtschaftsforscher Dr. Markus Marterbauer (Seite 3), zur Befragung zur Auflösung von Lehrverhältnissen (Seite 4), zur Krise im Krankenpflegeverein Dornbirn (Seiten 6 und 7), zur geplanten neuen Stellplatzverordnung (Seite 9), zu der Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ (Seite 10) oder zu den Schulkonzepten der Neuen Mittelschulen in Hohenems und Höchst (Seite 11). Also: Schreiben Sie uns eine E-Mail an leserbrief@ak-vorarl­b erg.at oder verwenden Sie den Kupon rechts (das Porto übernehmen wir) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader!

Meine Meinung zum Thema

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An die AK Vorarlberg Redaktion AKtion Widnau 2–4 6800 Feldkirch


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