AKtion November 2011

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„Bei der Zunahme psychischer Belastungen am Arbeitsplatz brauchen die Menschen im Land dringend eine solche Beratungsstelle.“ (Seite 5)

November 2011 Nr. 9/2011, XXV. Jahrgang Zugestellt durch Post.at

AK-Präsident Hubert Hämmerle

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

www.ak-vorarlberg.at

Haus mit Garten wird zum unleistbaren Luxus

Aus dem Inhalt

AK tritt für höhere Spekulantensteuer ein Der EU-Vorschlag für eine Finanztransaktionssteuer ist vom Ansatz her richtig, doch ihre geplante Einführung und die niedrige Höhe stoßen auf Kritik. Seiten 6 und 7

Seite 3

Lehrling: Arbeit am Bau macht Spaß Nicht alle Firmen praktizieren die gesamte Palette des Berufsbildes der Stuckateure und Trockenausbauer. Ein neuer Verbund schließt für die Lehrlinge Ausbildungslücken. Seite 4

EU: Mehr Schutz vor Glücksspiel im Internet Die europäischen Verbraucher sollen besser vor Suchtgefahr und kriminellen Aktivitäten im Bereich von Online-Glückspielen geschützt werden. Seite 8

Daten von junger Frau wurden veröffentlicht Ohne Einwilligung hat eine noch unbekannte Person die Daten von Corinna F. in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht. Seite 9

Die Lust am Schreiben wieder entdecken Im Seminar „Lust statt Frust beim Schreiben“ erhalten alle, die schreiben müssen oder gern schreiben, das nötige Rüstzeug um lebendige und überzeugende Texte zu verfassen. Seite 10

Gewinnen: Sony eBook-Reader Junge Familien können sich Einfamilienhäuser kaum mehr leisten, wenn die Förderungen vordergründig auf ökologische Kriterien abzielen. Die AK fordert hier ein Umdenken!

Jahreskalender 2012

Das Jahr 2012 nähert sich mit großen Schritten. Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel können Sie den praktischen AK-Kalender im handlichen Kleinformat bestellen. Neben Ferienterminen und den Kontaktadressen der AK sind auch die wichtigsten Veranstaltungen im Jahr aufgelistet. Er eignet sich aber auch für die Eintragung der persönlichen Arbeitsstunden. Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

Wissenschaftlichere Ausbildung für Lehrer Gegen jegliche Studienbeschränkungen und für die gemeinsame Schule der 7- bis 14-Jährigen spricht sich im AKtion-Interview Univ.-Prof. Dr. Elke Gruber aus. Gruber ist Inhaberin des Lehrstuhles für Erwachsenen- und Berufsbildung am Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

und gefragte Referentin, wenn es um Berufspädagogik, lebenslanges Lernen oder Erwachsenenbildung geht. Defizite in der Lehrerausbildung Aus der Sicht Grubers sei zwar in der frühkindlichen Pädagogik in den 25 Jahren, die sie nun schon in Österreich ist, vieles passiert, in der Lehrerausbildung sieht sie aber noch Defizite. „Die Lehrerausbildung neu sollte eine starke

wissenschaftliche Fundierung enthalten. Interkulturalität, gesellschaftliche Entwicklungen, Änderung des Frauenund Familienbildes, Arbeitsweltveränderung – darauf wird man aus meiner Sicht auf der pädagogischen Hochschule derzeit nicht vorbereitet“, sagt Gruber. Lehrer zu sein heiße heute, nicht mehr nur unterrichten, sondern die ganze Lebenswelt mit in den Blick zu nehmen. Schuldzuweisungen hält sie aber nicht für zielführend. Jugendliche würden auch nicht ausschließlich in der Schule gebildet, die Frage der Bildung habe auch eine familien- und gesellschaftspolitische Komponente, die bedacht werden sollte. Seite 11

Seite 12

AK-Kontakte

AK-Rechtsservice Tel. 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000


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Reaktionen

November 2011

Kommentar von AK-Direktor Rainer Keckeis: „Der stille Heimgang des Hüslebauers“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Vorarlberg als das Land der Hüslebauer – das war einmal. In Zukunft wird es wohl immer öfter heißen „Schaffa, schaffa, Miete zahla“. Dies deshalb, weil der Erwerb von Wohnungseigentum für die Mehrheit der Menschen in diesem Land schlicht und einfach nicht mehr finanzierbar ist. Mit der eigenen Hände Arbeit geht sich das „Hüsle“ immer seltener aus. Ein kleines Rechenbeispiel macht es klar: Verdient jemand 2000 Euro netto pro Monat und kostet ein Haus mit Grundstück rund 450.000 Euro, dann müsste der- oder diejenige 16 Jahre lang arbeiten, bis sie diese Sum-

me nur verdient hat. Gelingt es, ein es trotzdem wenig. Sogar das gute alte Drittel des Einkommens zu sparen, „Landgeld“ ist nicht mehr das, was es dann wäre das Haus in 48 Jahren fi- einmal war. Stand früher der soziale nanziert – Kreditzinsen sind da noch Aspekt, nämlich den Menschen das gar nicht mitgerechnet. Auch keine Bauen finanziell möglich zu machen, Reparaturen und dergleichen. im Mittelpunkt, hat sich die WohnEs muss aber ja nicht unbedingt ein bauförderung auf ein ökologisches Haus sein, eine Eigentumswohnung Leitinstrument reduziert. Die lapidawär doch auch re Begründung: schon was. Aber Der Einfamili„Schaffa, schaffa“ stimmt im auch bei diesem enhausbau ist Ländle noch immer, bei der Thema winkt politisch nicht zweiten Hälfte der Spruchzeile man zum Beimehr erwünscht. schaut es für die Zukunft aber spiel bei der VoDas war’s dann zappenduster aus. gewosi ab. Fast mit dem Land niemand steht der Hüslebauer. mehr auf dieses Modell, weil sich die In Zukunft werden wir wohl ein Land der Sanierer und Mieter. Allein: Auch Leute das nicht leisten können. Bauen war noch nie wirklich billig. die Wohnungsmieten im Ländle sind In den letzten Jahren sind die Kosten nicht gerade das, was man eine Ocaber regelrecht explodiert. Unterstüt- casion nennt. Der soziale Wohnbau zung für kostensparendes Bauen gibt wird deshalb in Zukunft eine zentrale

Rolle spielen (siehe auch Seiten 6/7). Der Bedarf ist vor allem in den Ballungsräumen des Rheintals ungebrochen. Allein in Bregenz warten fast 1000 Personen auf eine geförderte Wohnung. Und das, obwohl die Landeshauptstadt bereits über rund 4000 „Sozialwohnungen“ verfügt. Die Entwicklung zeigt aber noch etwas deutlich auf: Die arbeitenden Menschen in diesem Land zahlen zu viel Steuern, es bleibt ihnen zu wenig Netto vom Brutto. So wenig, dass das gelobte Land der Hüslebauer im Kostensumpf versinkt. „D’Katz verkofa“ macht da das Kraut auch nicht mehr fett.

AK-Direktor Rainer Keckeis

Leserforum Grenze zwischen „Reich” und „Arm“ Dass unser Steuersystem in Zeiten knapper werdender Mittel zu einem zentralen Thema wird und die Umverteilungsfrage deshalb verstärkt in den Vordergrund tritt, ist durchaus verständlich und auch der Ruf nach einer transparenten und stark vereinfachten Steuergesetzgebung ist eine Konsequenz des von vielen als ungerecht empfundenen derzeitigen Steuersystems, das den Faktor Arbeit gegenüber dem Faktor Kapital oftmals stark benachteiligt. Trotzdem sollten wir gerade in härter werdenden Zeiten darauf achten, dass keine Fronten geschaffen werden, denn wer kann die Unterscheidung zwischen „Arm“ und „Reich“ klar treffen? Dies hängt doch sehr stark von der wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Betrachters ab. So wird ein gut verdienender Facharbeiter aus Sicht eines Hilfsarbeiters bereits als „reich“ gelten und über die Besteuerung alleine kann nie eine soziale Ausgewogenheit geschaffen werden – schon gar nicht in einem vernetzten Staatensystem, wie es die EU darstellt, zumal jeder Staat mit Hilfe der Besteuerung versuchen wird, ein möglichst attraktives Umfeld zugunsten seines ei-

genen Steueraufkommens zu schaffen. In einer von Rezession geprägten Zeit, die für die meisten von uns völlig ungewohnt ist, sollten meiner Meinung nach Themen wie Engagement, Zusammenhalt und Solidarität viel mehr in den Vordergrund gerückt werden. Die Nachkriegsgeneration hat es uns bereits bewiesen, wie selbst aus einer oftmals hoffnungslos erscheinenden Lage heraus ein Aufbau gelingt. Und wenn wir ehrlich sind: War es nicht absehbar, dass der allgemeine Wohlstand einmal eine Grenze erfahren wird und dass wir dafür einen recht hohen Preis bezahlen? Das Thema „Reichensteuer“ sollte daher stets in Verbindung mit diesen Aspekten diskutiert bzw. zuerst alle Verschwendungen an Steuergeldern gestoppt werden. Andrea Ender, Götzis

Gute Einrichtung: „Lern & Sprachraum“ Ich finde die Einrichtung „Lern & Sprachraum“ sehr gut, weil manche Kinder und Jugendlichen aufgrund individueller Problemstellungen – wie beispielsweise Sprachdefiziten, Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten – in der normalen Schule wirklich an

Das Unternehmen DocLX Travel Events bietet – in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Ruefa – Maturareisen nach Zypern an. Im Prospekt und auf der Homepage des Event-Unternehmens wird die Reise aggressiv damit beworben, dass es hochprozentigen Alkohol „jederzeit und überall und immer und alle Tage und die ganze Woche und rund um die Uhr und im gesamten Club 4 Free“ gibt. Diese Reisen werden in den Maturajahrgängen österreichischen Schulen angeboten. Gleichzeitig ist in vielen Bundesländern den Schülern – nach den Jugendschutzbestimmungen – der Konsum harter Getränke wie Rum und Wodka sogar noch verboten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) geht daher gegen diese aggressive Alkohol-Werbung mit Verbandsklage vor und klagt auf Unterlassung solcher Werbemaßnahmen.

Gold: Nichts für konservative Sparer ihre Grenzen stoßen. Das weiß ich von unserer Schule damals. Die anderen Schüler kommen leider auch nicht mehr mit dem Stoff voran, auch wenn die Lehrer Verständnis aufbringen. Wie lange kann das weitergehen? Dass es solche Einrichtungen hier in Vorarlberg gibt, finde ich ausgezeichnet. Die Lerngruppen sind klein, mit maximal acht Kindern pro Klasse. Was will man mehr? Die Pädagogen haben viel mehr Zeit, sich den Kindern aufmerksam zu widmen und unternehmen vieles miteinander. Was in manchen Volksund Hauptschulen meistens jedoch nicht der Fall ist, weil die Klassen so voll sind und mit dem Stoff sollten alle gleichzeitig voran kommen. Vor allem die persönlichen Probleme der Kinder könnten diskutiert und nach Lösungen dafür gesucht werden. Ich finde auch super, dass die Kinder sehr individuell behandelt werden, vor allem wenn sie aus einem anstrengenden Wochenende zurück kommen. Die Konzentration der Kinder ist sehr wichtig, ich kenne das aus eigenen Erfahrungen mit meinen Geschwistern. Mein Bruder tut sich besonders schwer am Montag. Kaum ist er von der Schule zurück, möchte er sich ausruhen. Das vorgestellte Konzept sollte man auch in den Volks- und Hauptschulen einsetzen. Meiner Meinung nach sollten solche Einrichtungen erweitert und mehr im Internet oder den Nachrichten veröffentlicht werden. Auch Eltern sollten informiert sein, damit die Erziehungsberechtigten auch von solchen Einrichtungen Gebrauch machen können. Kirgöz Aylin, Dornbirn

Sanfte Rückkehr an den Arbeitsplatz Die Frage, was ist „Reich“ und was ist „Arm“ beschäftigt die Vorarlberger Bevölkerung.

VKI: Alkoholwerbung für Maturareise

Es ist unverständlich, dass es einen gemeinsamen Kampf für die sanfte Rückkehr an den Arbeitsplatz von

Gold ist ein risikoreiches Produkt und für konservative Sparer als Anlageform nicht geeignet. Insbesondere bei im Internet angebotenen Goldsparplänen würde man selbst bei jährlichen GoldpreisSteigerungen von 6,5 Prozent mit Verlust aussteigen, rechnen die AK-Experten vor. Gold unterliegt Wertschwankungen und hat ein Währungsrisiko aufgrund der Kursbildung in US-Dollar. Außerdem können Spesen den Gewinn, wenn es überhaupt einen solchen gibt, wieder auffressen.

Wertschätzung und Honorierung der Leistung sorgt für Motivation.

„Menschen“ mit Langzeitkrankenständen geben soll/muss. Sämtliche Führungskräfte müssten eigentlich wissen, was mit den Menschen, auf die Druck ausgeübt wird, geschieht – es wird jedoch trotzdem starker Druck ausgeübt. Auf Kosten der fleißig arbeitenden Menschen, die sowieso alles, was sie geben können, geben. Dass bereits 65 Prozent der Beschäftigten unter starker Überlastung leiden, ist nicht menschenwürdig. 65 Prozent überbelastete Menschen sind 65 Prozent zuviel. Wieso lassen es die uns unterstützenden Institutionen überhaupt so weit kommen? Ich finde, das ist eine erschütternde Bilanz, die umgehend so abgeändert gehört, dass sich die Menschen, die für die verschiedensten Betriebe so gut sie nur können, arbeiten, sich auch wohlfühlen dürfen. Motivation und Lob von der Chefität, Arbeitspausen, flexible Arbeitszeiten, reden miteinander in den Betrieben, die Menschen sollen sich in die verschiedensten Betriebe einbringen können und die Schätzung und die Honorierung der Menschen muss stattfinden. Ingrid Grasbon, Bludenz

Liebe Leserinnen und Leser

Wegen der vielen Zusendungen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröffentlichen.

Den Sony eBookReader im Wert von rund 150 Euro aus der letzten AKtion hat Kirgöz Aylin aus Dornbirn gewonnen. Der Gewinn wird in den nächsten Tagen per Post zugesandt. Wir gratulieren! Impressum

Die Vorarlberger Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: Arbeiterkammer Vorarlberg, 6800 Feldkirch, Widnau 2–4 presse@ak-vorarlberg.at Redaktionsleitung: Mag. Martina Podgornik Grafik: Baschnegger Ammann und Partner Fotografie: Georg Alfare, Dietmar Mathis, fotolia, Bilderbox, Jürgen Gorbach, Dietmar Brunner, WKO, World Skills, Lisa Mathis, Christine Branner Druck: Vorarlberger Medienhaus, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.


November 2011

Politik

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Vielen geht Vorschlag noch zu wenig weit: EU-Kommission kündigte eine Finanztransaktionssteuer ab 2014 an

Endlich soll Finanzspekulanten ein Riegel vorgeschoben werden Lange hat sich die EU-Kommission dagegen gesträubt, aber die von profitgierigen Spekulanten ausgelöste größte Wirtschafts-, Finanz- und Sozialkrise seit den 1930ern hat nun doch bewirkt, was kaum mehr für möglich gehalten wurde: EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat die Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTS) in den 27 Mitgliedsstaaten der EU vorgelegt.

Stichwort Finanztransaktionssteuer

Über eine Steuer auf Finanzmarktgeschäfte wird seit Jahrzehnten diskutiert. Die Idee einer Finanztransaktionssteuer geht auf den US-Ökonomen James Tobin zurück und wird deshalb mitunter auch als Tobin-Steuer oder Tobin-Tax betitelt. Tobin brachte 1972 eine Steuer auf alle grenzüberschreitenden Devisenspekulationen ins Spiel. Er schlug damals eine Abgabe von einem Prozent vor. Vor allem Globalisierungsgegner fordern seit Jahren eine Spekulationssteuer. Sie war auch einer der zentralen Gedanken bei der Gründung des Netzwerks „Attac“. Mächtige Gegner

Die neue EU-Steuer soll auf Transaktionen mit Finanzinstrumenten erhoben werden, wobei zwei unterschiedliche Steuersätze zum Einsatz kommen sollen. Der Kommissionsvorschlag sieht vor, Aktien und Anleihen ab 2014 mit 0,1 Prozent zu besteuern. Für Derivate – auch bekannt als hochspekulative (Finanz-)Termingeschäfte – würden 0,01 Prozent fällig. Die EU-Kommission beziffert die erwarteten Einnahmen nach ihrem Modell auf bis zu 57 Milliarden Euro pro Jahr. Sie könnten teilweise dem EU-Haushalt zufließen und so die Beiträge der einzelnen Mitgliedsstaaten reduzieren. Gleichzeitig stünde es den Mitgliedsstaaten frei, auch einen höheren Steuersatz zu veranschlagen. Diese Einnahmen kämen dann direkt der jeweiligen Staatskasse zu, so die Kommission. Ausgenommen vom Anwendungsbereich der EU-Finanztransaktionssteuer sind Hypotheken, Kredite, Versicherungsverträge und andere „normale“ Finanztätigkeiten von Privatpersonen oder Unternehmen. Finanzspekulanten hingegen sollen an den Krisenkosten auch wirklich beteiligt werden (siehe Artikel rechts). Fluchtgefahr verringern Die FTS würde sich auf das Prinzip der steuerlichen Ansässigkeit des Finanzinstituts oder des Händlers gründen. Die Besteuerung würde daher in dem Mitgliedsstaat erfolgen, in dem das an der Transaktion beteiligte Finanzinsti-

Eine Finanztransaktionssteuer hat aus unterschiedlichen Gründen mächtige Gegner. In der EU stellt sich vor allem Großbritannien quer. Die Briten fürchten um den Finanzplatz London, sollte die Formel „Europa gegen den Rest der Welt“ lauten und Spekulanten ihre Geschäfte verlagern. Nagelprobe beim G-20-Gipfel

EU macht Ernst. Von jedem Euro (und anderern EU-Währungen) aus Finanztransaktionen soll ein geringer Teil als Steuer bezahlt werden.

Aber innerhalb der EU ist die Finanztransaktionssteuer noch umstritten. Vor allem Großbritannien sperrt sich wegen etwaiger negativer Auswirkungen auf den Finanzplatz London und will nur bei einer weltweiten Einführung zustimmen, was aber höchst unwahrscheinlich ist. Österreich, Deutschland und Frankreich hingegen unterstützen die Pläne zur Einführung einer FTS. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen und Organisationen, darunter

„61 Prozent der EU-Bürger sind für diese Steuer. Sie haben wie ich kein Verständnis für Spekulanten, die der Realwirtschaft immens schaden!“ AK-Präsident Hubert Hämmerle

tut als ansässig gilt. Dies würde dazu beitragen, die Gefahr der Standortverlagerung zu verringern, da eine Finanztransaktion in jedem Fall, in dem eine in der EU ansässige Person daran beteiligt ist, besteuert würde, auch wenn die Transaktion außerhalb der EU durchgeführt wurde.

auch die Arbeiterkammer, kämpfen seit Jahren für die Einführung der Finanztransaktionssteuer, die auch als „Robin-Hood-Steuer“ oder „Steuer gegen Armut“ bezeichnet wird. Die zivilgesellschaftlichen Befürworter einer solchen Steuer möchten, dass die Einnahmen auch für weltweite und öffent-

liche Angelegenheiten wie Gesundheit, Bildung, Trinkwasserversorgung und die Bekämpfung des Klimawandels verwendet werden sollen. Laut einer Meinungsumfrage von Eurobarometer unterstützen 61 Prozent der EU-Bürger die Einführung einer FTS auf globaler oder zumindest europäischer Ebene. Eine breite Mehrheit dieser Befürworter (81Prozent) unterstützt die Einführung dieser Steuer, auch wenn sie nur auf EU-Ebene erfolgen sollte. Mit 80 Prozent Zustimmung liegen die österreichischen Bürger europaweit an erster Stelle, gefolgt von Deutschland (70). Bemerkenswert: Auch 65 Prozent der Briten unterstützen eine FTS. EU-Parlament stimmte zu Das Europäische Parlament sprach sich bereits im März für eine Finanztransaktionssteuer aus. Jetzt müssen die Mitgliedsstaaten im EU-Ministerrat dem Vorschlag zustimmen, wobei Einstimmigkeit erforderlich ist. Sollte diese nicht erreicht werden, will die Kommission die Steuer nur in den 17 Staaten der Eurozone einführen.

Steuervorschlag beschäftigt auch nächste AK-Vollversammlung

Hämmerle: Der Vorschlag der EU geht der AK zu wenig weit „Der Ansatz einer Finanztransaktionssteuer ist richtig und überfällig!“, erklärt AK-Präsident Hubert Hämmerle zum EU-Kommissionsvorschlag. Um die Finanzmärkte und die Wirtschaft nachhaltig zu stabilisieren, müsse aber noch kräftig nachgebessert werden. Als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise haben die EU-Staaten allein in den letzten drei Jahren dem Finanzsektor Darlehen und Hilfen von 4,6 Billionen Euro gewährt. „Jetzt ist es an der Zeit, dass der Finanzsektor auch eine entsprechende Gegenleistung für die Gesellschaft erbringt“, so José Manuel Barroso. In diesem Punkt ist AK-Präsident Hubert Hämmerle einer Meinung mit dem EU-Kommissionspräsidenten. Dessen Ankündigung einer Finanztransaktionssteuer ab 2014 geht Hämmerle allerdings zu wenig weit: Die Steuer muss früher kommen und sie soll vor allem spürbarer ausfallen, „um hochriskante Spekulationsgeschäfte wirksam einzudämmen“. Bei den so genannten Derivaten (Termingeschäften) sollte der Steuersatz statt 0,01 Prozent mindestens 0,05 Prozent betragen. Die Spekulationen mit Derivaten sind nach Ansicht Hämmerles „eine besonders perfide Zockerei“: Denn dieses Geschäft wird meistens speziellen Computerprogrammen überlassen, die automatisch Kursschwankungen ausnutzen. Hämmerle: „Im Gegensatz dazu geht es bei Aktien und Anleihen um die reale Wirtschaft, um reale Investoren. Dass diese höher besteuert werden, ist nicht verständlich.“

Kurz gemeldet ...

Bund und Länder machen bis 2014 jeweils 55 Millionen Euro für Ausbau der Kinderbetreuung locker

Familie und Beruf: Zusätzliches Geld für mehr Vereinbarkeit Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze kann weiter voranschreiten: Der Nationalrat hat eine entsprechende Bund/Länder-Vereinbarung einstimmig verabschiedet. Besonderes Augenmerk wird diesmal auf Plätze für Unter-Dreijährige gelegt.

Bund und Länder haben sich auf eine Vereinbarung verständigt, die für beide Seiten eine Zahlung von zusätzlichen 55 Millionen Euro bis zum Jahr

2014 vorsieht. Für dieses Jahr gibt es vom Bund zehn Millionen Euro, in den weiteren drei Jahren machen die Bundesmittel jeweils 15 Millionen Euro aus. Davon darf maximal ein Viertel für den Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes für 3- bis 6-Jährige verwendet werden, weil die Schwerpunktsetzung bei der Betreuung der ganz Kleinen liegt. Zudem sollen die Öffnungszeiten sukzessive ausgeweitet werden. Des-

halb gibt es hier Vorgaben: Betreuungsplätze müssen heuer mindestens 30 Wochen zur Verfügung stehen, im Betreuungsjahr 2011/12 sind es 37 Wochen, im Jahr darauf 44 Wochen, das Ziel von 47 Wochen muss spätestens 2013/14 erreicht sein. Indikator für Vereinbarkeit Diese Vorgaben orientieren sich am so genannten Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF): Dessen Kri-

Das Vorhaben einer EU-weiten Finanztransaktionssteuer soll bis zum 3. November soweit vorbereitet sein, dass weitere Einzelheiten beim Treffen der G-20 im französischen Cannes vorgestellt werden können. Die möglichst weltweite Einführung einer derartigen Steuer stand bereits beim G-20-Treffen im Herbst 2009 auf der Tagesordnung – beschlossen wurde sie damals bekanntlich nicht.

terien sollen sicherstellen, dass es speziell für erwerbstätige Eltern ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen gibt. Unter allen Bundesländern schneidet Vorarlberg dabei am schlechtesten ab. Bis zu 4000 € pro Kind So bewegt sich der Zuschuss des Bundes zwischen jährlich 1500 Euro für jedes zusätzlich halbtägig betreute Kind und 4000 Euro für jedes zusätzliche Kind, das in Einrichtungen betreut wird, die besonders auf die Arbeitszeiten voll berufstätiger Eltern ausgerichtet sind. Die Bundesmittel können unter anderem für die Aufnahme zusätzlichen Personals, für Ausbildung oder neue Tagesmütter-Angebote verwendet werden.

q Mangelernährung gibt es auch in Europa: 30 Millionen sind davon betroffen, und der Großteil von ihnen sind alte Menschen. q Einen Breitbandanschluss mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbps) soll jeder Haushalt innerhalb der EU bis 2020 haben – so lautet das Fernziel einer Initiative der EU-Kommission. q Mehrere große deutsche Unternehmen wollen ihren Beschäftigten ab 2012 ein neues Teilzeitmodell zur Pflege von Angehörigen ermöglichen: Reduzierung auf bis zu 15 Wochenstunden bei Verteilung der Lohneinbuße auf mehrere Jahre. q Nur ein Drittel der österreichischen Aufsichtsräte fühlt sich für seine Arbeit ausreichend entlohnt.


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Jugend

November 2011

Lehrlingstipp

Probezeit hat Grenzen

Vielseitige Aufgaben als Stuckateur- und Trockenausbauer: Jede Baustelle ist anders, sagt Simon Troisler, Lehrling im 3. Lehrjahr – ein Job an der Maschine wäre nichts für ihn.

Entgegen allen Vorurteilen: Auch am Bau braucht es Gefühl Das Rheintal liegt wieder einmal unter einer geschlossenen Wolkendecke. Das Thermometer kommt über 6 Grad nicht hinaus. Nicht wirklich einladende Bedingungen, in einem zugigen offenen Stiegenhaus Dämmplatten an die Wand zu kleben. Lehrling Simon Troisler nimmt’s gelassen. Der heute 18 Jahre alte Stuckateurund Trockenausbauer-Lehrling aus Hard hat in vielen Firmen geschnuppert. „Es hat mir nirgendwo getaugt.“ Bis er bei einem Installateur schnupperte und erkannt habe: Der Bau, das ist seine Sache. Den ganzen Tag an einer Maschine zu stehen, das kam für ihn nicht in Frage: „Am Bau, da bist du immer an der frischen Luft, es ist immer anders, du kommst mit vielen Leuten zusammen.“ Dem Wetter ausgesetzt zu sein – „man gewöhnt sich dran.“ Aber eigentlich, sagt er, freut er sich auf den Winter: „Da machen wir drinnen wieder Berufe abseits vom Mainstream

Die AKtion stellt in dieser Serie Berufsfelder vor, die im Schatten der am meisten gewählten Ausbildungsberufe stehen. Wir freuen uns über Anregungen zu ungewöhnlichen und zukunftsträchtigen Lehrberufen ! Senden Sie Ihren Vorschlag an presse@ak-vorarlberg.at

Grundputz.“ Ausbildner Joachim Funder zeigt Verständnis, dass diese Bedingungen nicht jedermanns Sache sind. Doch „das Schöne an unserem Beruf ist, dass du am Ende das anschauen kannst, was du gemacht hast“, sagt der 38-jährige Höchster. Das befriedigt unmittelbar und macht stolz. So sieht’s auch Simon: „Tropfkanten und Winkel setzen, mit der Wasserwaage arbeiten, das macht schon Spaß!“, wenn von Lehrjahr zu Lehrjahr ihm selbstständige Aufgaben überantwortet werden. Eltern anfangs skeptisch Einen Plan lesen und handwerkliche Fähigkeiten, das lernt man, sagt Funder, ein „guter“ Trockenbauer und Stuckateur müsse aber auch Gefühl mitbringen: „Wenn du den Putz aufbringst, sollte das g’rad und im Wasser sein“, schmunzelt Funder. Entlohnt werde die Arbeit übrigens besser als in den meisten anderen Baubranchen: „Unsere Leute verdienen sogar mehr als die Metaller, wenn man bei denen die ganzen Überstunden und Zulagen abzieht.“ Vielleicht haben das Simons Eltern nicht gewusst, als er ihnen seinen Berufswunsch mitteilte. „Am Bau? Die waren nicht begeistert. Die hätten lieber gesehen, wenn ich zum Blum ginge“, erzählt er und verdreht unmerklich die Augen, „wie halt jede Mama in Vorarlberg …“ Baustellen sind vielseitig. Auf dieser zum Beispiel – hier entstehen in Hohenems mehrere Wohnblocks – hat

Stuckateur und Trockenausbauer

Ausbilder Joachim Funder: „Das Schöne ist, man sieht was man gemacht hat!“

Simons Ausbildungsbetrieb (Brunner Verputz und Gerüstbau, Höchst) den Auftrag für Wärmedämmung, Innenund Außenputz erhalten. Zwar gehört auch das Aufstellen von Gipskartonwänden zum Berufsbild, doch seine Firma macht diese Arbeit gar nicht. Simon ist froh darüber: „Das Rigipsen taugt mir weniger.“ Bei der Gesellenprüfung muss er es trotzdem können. Er lernt es in der Berufsschule und im Ausbildungsverbund (siehe Kasten). Mann für „höhere“ Arbeiten Wo andere eine Leiter brauchen, langt Simon mit seinen 1,98 noch locker hin. Seine Körpergröße habe aber auch Nachteile: „Die Arbeitsschuhe dazugerechnet … die Gerüstböden sind auf zwei Meter, da habe ich mir früher dauernd den Kopf angehaut!“ AK unterstützt Berufsschulen

Aus London Goldmedaille mitgebracht Renate Lässer (r.) aus Riefensberg siegte bei den Berufsweltmeisterschaften „World Skills 2011“ in London in der Gruppe der Maler. Sie hat ihre Lehre von 2005 bis 2008 absolviert. Ihre Selbsteinschätzung: „Ich bin eine lebensfrohe junge Frau, und was ich mache, mache ich zu 100 Prozent!“

Der AK Vorarlberg sind das hohe Niveau für die Lehre und damit auch die Berufsschulen wichtig. Im Rahmen einer Exkursion hatten sieben Berufsschuldirektoren die Möglichkeit die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in Bilbao kennenzulernen. Deren Aufgabe ist es, Betroffenen alle sachdienlichen technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Informationen auf ihrem Gebiet zur Verfügung zu stellen. Die Agentur initiiert dazu auch Vernetzungen, von denen die Vorarlberger Berufsschulen in Zukunft profitieren.

Aktuell stehen in Vorarlberg 58 Burschen in diesem Beruf in Ausbildung. Die Lehrzeit beträgt drei Jahre, an der Berufsschule Dornbirn umfasst der Blockunterricht zwei Monate pro Lehrjahr. Es gibt rund 100 einschlägige Betriebe, etwa ein Drittel bildet Lehrlinge aus. Die Berufsgruppe hat sich zu einem überbetrieblichen Ausbildungsverbund entschlossen, da nicht alle Teile des Berufsbildes in allen Firmen praktiziert werden, erklärt Berufsgruppenobmann Manfred Brunner: Ab diesem Winter werden die Lehrlinge aller drei Lehrjahre in Schwerpunktkursen am Wifi Hohenems ihr Können vertiefen. Mit neuen Techniken und Materialien „ist es nicht mehr ganz so streng wie früher“, berichtet Joachim Funder. Musste zu seiner Lehrzeit der Putz noch an der Baustelle angerührt (und geschleppt) werden, kommen Putz und Kleber heute fixfertig im Silo angeliefert und von dort über Schläuche direkt zum Einsatzort. Den Kleber, der die Styroporplatten an der Wand hält, dosiert Simon auf Pistolendruck. Trotzdem: Man wird dreckig, hebt Lasten – und immer wieder das Wetter. Simon weiß, dass er von Kollegen um seine Arbeit nicht immer beneidet wird. „Die machen ihr Ding, ich mach meines“, sagt er trocken.

Matthias möchte nach der Polytechnischen Schule eine Lehre als EinzelMag. Marcus handelskaufmann Mayer absolvieren. Um die passende Anstellung zu finden, nimmt er während der Schule die Möglichkeit von Schnuppertagen in Anspruch und findet dadurch einen Betrieb, in dem er anschließend die gewünschte Lehrausbildung beginnen kann. Während des dritten Monats seiner Lehre teilt ihm sein Ausbilder mit, dass er die Probezeit gerne nochmals um drei Monate verlängern möchte, da er Matthias und seine Arbeitsleistung noch zu wenig kennen würde. Matthias nimmt umgehend Kontakt mit der Lehrlings- und Jugendabteilung der AK Vorarlberg auf. Dort erklärt man ihm, dass die Probezeit drei Monate (ab Beginn des Lehrverhältnisses) dauert und der Lehrherr die Probezeit nicht verlängern kann. Die Dauer der Probezeit ist nämlich aus gutem Grund gesetzlich geregelt. Nur im Zeitraum der Probemonate können sowohl Lehrling als auch Arbeitgeber ohne Angabe von Gründen das Lehrverhältnis (ausschließlich schriftlich) lösen. Zudem erfährt Matthias von der Lehrlingsabteilung, dass er ab dem Beginn seiner Lehre Anspruch auf ein Exemplar seines Lehrvertrages hat, in dem alle wesentlichen Details zu seinem Lehrverhältnis geregelt und festgehalten sind. Informationen und Beratung: www.akbasics.at

Klasse IIIc der HAK Lustenau

2. Klasse der HAS Feldkirch

Schüler besuchen die AK Vorarlberg Wieder haben viele Schüler und deren Lehrer die AK Vorarlberg in Feldkirch besucht. Dabei wurden ihnen von den Referenten der Lehrlings- und Jugendabteilung die zahlreichen Serviceleistungen der Arbeiterkammer erläutert. Zum Abschluss gab es einen kleinen Imbiss und ein Geschenk für die Jugendlichen.

Metallbautechnik: Bester aus dem Ländle Der beste Lehrling Österreichs unter den Metallbautechnikern kommt aus Vorarlberg: Beim diesjährigen Bundeslehrlingswettbewerb der Berufsgruppen Metallbearbeitungs-, Maschinenbau, Schmiede-, Stahl- und Schweißtechnik sowie Landmaschinen- und FahrzeugbautechSieger Michael nik sicherte sich Moosmann. Michael Moosmann aus Bizau vom Lehrbetrieb Harald Simeoni in Andelsbuch den ersten Platz.


november 2011

Fit im Job bleiben: Bewährtes Präventions-Management jetzt auch in der AK Feldkirch

Ein neues Gesetz sieht in ganz Österreich Beratungsstellen für Arbeit und Gesundheit vor. Diese Bundeseinrichtung wird es in Vorarlberg allerdings erst ab 2013 geben. Um den Beschäftigten bis dahin ein entsprechendes Angebot zu machen, unterstützen die AK Vorarlberg und die Gebietskrankenkasse (VGKK) das bereits im Land etablierte „Präventions Management Vorarlberg“.

Gleiche Zielsetzung Die Zielsetzung von „Präventions Management Vorarlberg“ und „Fit2Work“ auf Basis des neuen Arbeits- und Gesundheitsgesetzes (AGG) ist die gleiche: Berufsunfähigkeit und Langzeitkrankenstände verhindern sowie die Arbeitsfähigkeit von Menschen mit langem Krankenstand zu erhalten bzw.

Belastungen und Erkrankungen im beruflichen Umfeld nehmen zu – rechtzeitige Information und Hilfe sind deshalb entscheidend.

die Jobs der Betroffenen zu sichern. Zum Angebot gehören deshalb die Erfassung der momentanen beruflichen Situation, arbeitsmedizinische Abklärungen, Einzelcoachings und Begleitung beim beruflichen Wiedereinstieg. Seit dem Start des „Präventions Management Vorarlberg“ im Jahr 2009 wurden rund 250 Arbeitnehmer und Betriebe beraten. „Die Menschen im Land brauchen dringend eine solche Beratungsstelle“, erklärt AK-Präsident Hämmerle und verweist auf „verschiedene Studien der AK, dass vor allem die psychischen Belastungen und

Erkrankungen im beruflichen Umfeld sprunghaft ansteigen. Bei dieser Entwicklung wäre es geradezu unverantwortlich gewesen, die Menschen längere Zeit im Regen stehen zu lassen.“ Ab sofort auch in Feldkirch Gab es bisher nur am Sitz der Einrichtung in Dornbirn die Möglichkeit zur Beratung, können ab sofort auch Termine in der Arbeiterkammer in Feldkirch vereinbart werden. Das Angebot richtet sich vor allem an • Beschäftigte, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen

Probleme am Arbeitsplatz befürchten bzw. bereits haben, • Personen mit längeren Krankenständen, • kurzzeit arbeitslose Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die Probleme haben, einen Arbeitsplatz zu finden, • Unternehmen, die auf Wunsch der Beschäftigten in den Beratungsprozess eingebunden werden. Präventions Management Vorarl­ berg, Edeltraud Bischof, Telefon 05572/394618-51, Mo-Do von 8 bis 17 Uhr, Fr von 8 bis 12 Uhr

Zehn Jahre Allianz für freien Sonntag Die Gründung einer „Allianz für den freien Sonntag“ vor mittlerweile zehn Jahren war visionär: Der Sonntag soll nicht auch noch „verwirtschaftet“ werden. Über 50 Institutionen, darunter Kirchen, Gewerkschaften und NGOs sind Teil der Allianz und Vorreiter für eine gesamteuropäische Initiative.

Vortrag mit Dr. Markus Marterbauer: „Zahlen bitte!“, AKFestsaal Feldkirch, Widnau 2-4, Mittwoch, 16. November, 19.30 Uhr, Eintritt frei. Anmeldung: Tel. 050/258-1622

GenderIndex Metaller müsste man sein. Dann wäre man gut bezahlt, in einer SchlüsselbranUniv.-Prof. Dr. che, und bei den Lohnverhandlungen Irene Dyk-Ploss hätte man energische Gewerkschafter und Betriebsräte zur Seite, die gleich einmal ein Plus von fünfeinhalb Prozent fordern. Das absehbare Nein der Arbeitgeberseite wird sofort mit Streik beantwortet, es wird ein bisschen hin und her verhandelt, und mehr als vier Prozent Lohnerhöhung kommen auf jeden Fall heraus. Wer aber kein Mann in der Metallbranche ist (oder eine der wenigen Frauen dort), sondern Kindergärtnerin, Friseurin oder Verkäuferin, kann von derlei öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Verhandlungsglück bei Lohnabschlüssen (von einer ohnedies viel niedrigeren Kollektivvertragsbasis aus) nur träumen. Obwohl: Das Frauenministerium hat in den letzten Wochen deutliche Lebenszeichen gegeben. Mit der Einrichtung einer Website, mit deren Hilfe frau feststellen kann, ob man grundsätzlich und auch im Vergleich zu Männern gerecht entlohnt wird bzw. mit einem Gender-Index, der nun jährlich den Stand der Gleichberechtigung in Österreich messen soll. So weit, so gut. Der Gehaltsvergleichsrechner verlangt abgesehen vom Zugang zu einem PC und diesbezüglichen Grundkenntnissen auch eine gewisse Sicherheit im Hinblick auf arbeitsrechtliche Einstufungsverfahren, und was dann in den meisten Fällen herauskommt, ist nicht neu: Frauenberufe sind an sich schlecht bezahlt, im Einzelfall sogar unter dem irgendwie umgangenen Kollektivvertrag, und in vergleichbaren Berufen und Positionen verdienen Männer (dienst- und arbeitszeitbereinigt) mindestens um ein Viertel mehr. Genau das ermittelt auch der stolz präsentierte Gender-Index: Trotz steigendem Bildungsstand sind Frauen im Arbeitsleben benachteiligt. „Superg’scheit, aber unterbezahlt“, sagt Ministerin Heinisch-Hosek und rät Frauen zu technischen Berufen. Metaller müsste frau sein … E-Mail: irene.dyk@jku.at

Betriebsräte beklagen dünne Personaldecke

AK-Vortrag zur Krise: „Zahlen bitte!“ Markus Marterbauer zählt zu den profiliertesten Wirtschaftsforschern Österreichs. In seinem neuen Buch „Zahlen bitte! Die Kosten der Krise tragen wir alle“ kritisiert er vor allem die zunehmende Ungleichheit in der Verteilung von Vermögen und Einkommen. Sie drohe die Wirtschaftsprobleme weiter zu verschärfen. Bei einer gemeinsamen Marterbauers Vortrags- und Dis- neues Buch. kussionsveranstaltung der AK Vorarlberg und dem Renner-Institut stellt Marterbauer seine Forderungen an die Politik vor: Die nachhaltige Änderung des Systems soll verhindern, dass wir noch lange für die Krise zahlen. Die Veranstaltung in der AK Vorarlberg moderiert Dr. Franz Josef Köb.

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Weiberkram

AK und Krankenkasse sichern wichtiges Beratungsangebot

AK Vorarlberg und VGKK werden das „Präventions Management Vorarlberg“ bis Ende 2012 finanziell unterstützen. „Gleichzeitig rückt das Beratungsangebot noch näher zu den Menschen“, freut sich AK-Präsident Hubert Hämmerle über die Kooperation, „Beratungen sind ab sofort auch in der Arbeiterkammer in Feldkirch möglich.“ Die Zusammenarbeit wird auch von der Wirtschaftskammer und dem Bundessozialamt unterstützt. Das Bundessozialamt hatte bisher das „Präventions Management Vorarlberg“ finanziert. Im Sommer wäre dieses Service allerdings ausgelaufen, weil ab diesem Zeitpunkt der Bund die „Fit2Work“-Anlaufstellen einrichtet. Doch Vorarlberg wäre erst 2013 an die Reihe gekommen.

Arbeit

Quietschende Reifen, Einsatz bis zum Letzten, Nervenkitzel pur: 415 Fahrerinnen und Fahrer kämpften beim 4. AK-Charity-Race.

11.000 Euro für guten Zweck „eingefahren“ Das 4. AK-Charity-Race zugunsten von „Ma hilft“ war ein Ereignis mit vielen Höhepunkten. 415 Fahrer bzw. 83 Firmenteams (Sieg: Salon Schedler) stellten sich dieses Jahr der Herausforderung. Der Erlös kommt in Not geratenen Familien in Vorarlberg zugute. Daniel Schabus gewann mit neuem Bahnrekord (29,86 Sekunden) die Einzelwertung der Herren. Jessica Dobler als schnellste Frau folgte nur einen Hauch entfernt (30,41). Als bester Promi kam Skispringer Balthasar Schneider mit 31,36 Sekunden vor Olympiasieger Patrick Ortlieb ins Ziel.

Die Schnellsten der einzelnen Kategorien gemeinsam am Podium.

Voller Einsatz der AK-Mitarbeiter und -Funktionäre: AK-Vizepräsident Bernhard Heinzle als „Maître des crepes“.

Heiß her ging’s nicht nur auf der Piste: Fans feuerten ihre Piloten lautstark an.

Die Zunahme des Leistungsdrucks ist das häufigste Thema und größte Problem der Betriebsratsarbeit. Das geht aus der jüngsten Betriebsrätebefragung des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW) hervor. In etwa 60 Prozent der 585 Betriebe, die von der Studie erfasst sind, gibt es bereits Zielvereinbarungen bzw. Leistungsvorgaben für die einzelnen Mitarbeiter, in der Hälfte der Betriebe ist das Nichterreichen der Vereinbarungen mit Einkommensverlusten verbunden. Die so genannte Arbeitsverdichtung sei eng mit der Personalbemessung des Betriebs verbunden, sprich: zu dünne Personaldecke.

Für Sie da: AK-Präsident Hämmerle

Sie haben Fragen an den AK-Präsidenten oder ein persönliches Anliegen? • Telefonsprechstunde am 15. November und am 13. Dezember jeweils von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800 • Sprechstunde am 29. November von 18 bis 19 Uhr im Gemeindeamt Koblach


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Gemeinnütziger Wohnbau

november 2011

Dr. Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der Vogewosi, ist mit einer rasant wachsenden Anzahl an Wohnungssuchenden konfrontiert

Auslaufmodell Einfamilienhaus: Sozialbau gefragter denn je „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“ – diese Tugend der Vorarlberger ist weitläufig bekannt. Ein Haus mit Garten erträumen sich viele, doch es wird immer schwieriger, diesen Wunsch auch in die Realität umzusetzen. Das Problem: Es fehlt an leistbaren Grundstücken und die Einkommensschere öffnet sich immer weiter. Dr. Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der Vorarlberger gemeinnützigen Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft m.b.H., kurz Vogewosi, zur steigenden Nachfrage nach Sozialwohnungen, zur politischen Entscheidung, dass Einfamilienhäuser weniger gefördert werden, und zum Passivhausstandard. AKtion: Wer hat Anspruch auf eine gemeinnützige Wohnung? Dr. Hans-Peter Lorenz: Um eine Wohnung zu erhalten, müssen die Interessenten eine gewisse Zeit in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde wohnen. Nur in Bregenz wird das – soweit ich weiß – anders gehandhabt, deshalb gibt es dort auch so viele Wohnungssuchende. Derzeit verfügen wir über 3700 Wohnungen in Bregenz. Das heißt, jeder dritte Bregenzer wohnt in einer verwalteten Wohnung der Vogewosi. Eine weitere Voraussetzung: Die Wohnungsinteressenten dürfen die

80-Prozent-Grenze der Neubauförderungsgrenzen für Eigentum nicht überschreiten. Der Wert für drei Personen liegt im Moment bei etwa 3440 Euro Nettoverdienst. Wie sieht es derzeit bezüglich der Wohnungsnachfrage aus? Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist stark steigend. Das kann man ohne Übertreibung sagen. Wir haben im Jahr 2008 zwölf Millionen an Bauvolumen gehabt, im Jahr 2009 waren es 20 Millionen und 2010 sind es bereits über 30 Millionen Euro. Wer ist an Ihren Wohnungen interessiert? Es drängen sehr viele junge Menschen auf den Wohnungsmarkt und auch viele Migranten. Woran liegt das? Die finanziellen Möglichkeiten und die Einkommenssituation verbessern sich nicht. Die Schere geht mehr auseinander. Natürlich wird es immer Menschen geben, die nichts mit uns am Hut haben. Diese Personen wachsen sozusagen nach oben weg, aber viel mehr Personen fallen zu uns herunter. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der gemeinnützige Wohnbau nicht etwas ausgedehnt werden sollte – in einen Mittelstands-

Vogewosi-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Lorenz: „Im Jahr 2010 hatten wir ein Bauvolumen in der Höhe von 30 Millionen Euro.“

wohnbau. Aber das entscheidet die Politik. Wichtig in unseren Anlagen ist, dass auch sozial besser gestellte Menschen in die Wohnungen kommen. Eine gute Durchmischung ist extrem wichtig. Und natürlich stabile Preise. Apropos Preise – in welcher Höhe bewegen sich die Mietpreise der Vogewosi beim Neubau? Pro Quadratmeter Wohnfläche beläuft sich die Gesamtmiete auf ca. 8,30 Euro. In diesem Preis sind Betriebskosten, Müll, Kanal, Wasser, Strom, Lift, Heiz- und Warmwasserkosten sowie Gartenpflege enthalten. Und natürlich die Mehrwertsteuer. Auch der Annuitätenzuschuss für Neubauwohnungen (siehe Factbox) ist in diesen Preis eingerechnet. Hier achten wir aber darauf, diesen niedrig zu halten. Kann sich das ein Mieter dennoch nicht leisten, deckt die Differenz die Wohnbeihilfe ab. Ist Mietkauf noch ein Thema? Früher haben wir das schon gemacht. Heute scheitert das meist an den finanziellen Möglichkeiten der Bewerber. Wir stellen das Finanzierungsmodell zwar vor, merken aber bald, dass das nicht mehr umsetzbar ist. Haben Sie in Bezug auf die Wirtschaftskrise Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt bemerkt? Interessanterweise war das im Jahr 2010 der Fall. Damals sind die Wohnungswechsel um knapp 20 Prozent zurückgegangen. Das habe ich noch nie erlebt. Hintergrund dafür dürfte sein, dass niemand mehr ein Risiko eingehen möchte. Zumindest trifft das auf unsere Klientel zu. Bei uns liegt die Fluktuation grundsätzlich bei ungefähr 800 Wohnungen im Jahr. Im letzten Jahr waren es jedoch deutlich unter 700. Wie beurteilen Sie den PassivhausStandard, der seit dem Jahr 2007 für gemeinnützige Wohnungen vorgeschrieben wird? Energetisch bringt das viel, aber die errechneten Werte stimmen mit der Realität häufig nicht überein. Man darf auch den Energiebedarf für die Warm-

wasseraufbereitung nicht vergessen. Das heißt, scheint die Sonne nicht, muss Warmwasser über einen anderen Energieträger – meist über eine Gastherme – abgedeckt werden. Diese Situation haben wir den gesamten Winter hindurch. Zudem ist die Wartung von Passivhäusern noch teuer. Energiesparen ist wichtig, keine Frage, aber die Kosteneinsparung durch Passivhaus-Standard bei Mehrwohnhäusern bringt nicht das, was man sich im Allgemeinen erwartet. Diese Standards werden bei Einfamilienhäusern auch immer mehr gefordert? Es werden sich bei den jetzigen Auflagen bestimmt immer mehr Private fragen, ob sie bei diesen Anforderungen öffentliche Mittel in Anspruch nehmen oder nicht. Irgendwann wird hier die Grenze erreicht sein. Hat das klassische Einfamilienhaus ausgedient? Also wenn man sich die Förderungszahlen ansieht, ist das Einfamilienhaus eher ein Auslaufmodell. Es wird zwar immer welche geben, doch die werden schwächer gefördert. Das ist eine politische Entscheidung. Es ist aber klar Programm der Wohnbauförderung, dass Einfamilienhäuser weniger forciert werden. Anstatt dessen eher Wohnanlagen? Wir haben den Auftrag des Landes erhalten, in die kleinen Gemeinden zu gehen und dort auch kleine Anlagen zu errichten, die ins Landschaftsbild passen. Wir haben im Moment 220 Wohnungen in zahlreichen Anlagen im Bau. Zum Vergleich: Früher haben wir etwa drei Anlagen mit insgesamt 260 Wohnungen gebaut. Annuitätenzuschuss

Mietunterstützung bzw. Zuschuss des Landes, der 20 Jahre lang ausbezahlt wird. Wurde in den letzten Jahren von der Vogewosi bei abgerechneten Bauten nicht in Anspruch genommen, wird sich aber künftig aufgrund der höheren Baukosten ändern.

AK Vorarlberg fordert mehr Wohnraum für Jungfamilien und leistbare Mietpreise

„Leistbare Wohnungen sind Mangelware“ Einfamilienhäuser zählen bald zum unleistbaren Luxus. Ökologie lautet heute das Stichwort, wenn um Wohnbauförderung angesucht wird. Die soziale Komponente wird immer mehr außer Acht gelassen. Der Wohnungsbedarf im niedrigen Mietpreissegment steigt kontinuierlich an. Viele junge Menschen können sich eine Wohnung auf dem privaten Markt nicht mehr leisten und suchen gehäuft um gemeinnützige Wohnungen an. „Wir haben die fehlende soziale Komponente bei der Wohnbauförderung bereits öfters kritisiert. Ökologie gut und recht, aber Wohnen muss wieder leistbar werden“, fordert AK-Direktor Rainer Keckeis. Die nun vorliegenden Zahlen der Wohnbedarfserhebung für Vorarl­berg sprechen für sich. Natürlich sind Wohnungen sehr wohl vorhanden, aber zu horrenden Preisen. „Gehen wir von einem Single aus, der seit drei Jahren Tischlergeselle ist und nun

von zuhause auszieht. Er muss heute für eine 32 Quadratmeterwohnung in Lustenau 530 Euro inklusive Betriebskosten und Heizung berappen. Im Gegensatz dazu verdient er weniger als 1300 Euro netto. Also geht fast die Hälfte des Einkommens für das Wohnen drauf“, rechnet Keckeis vor. Was auf dem privaten Markt zudem häufig hinzu kommt: Eine Kaution (ca. drei Monatsmieten), Finanzamtgebühr, Vermittlungsgebühr usw. So viel verdienen Vorarlberger Die AK Vorarlberg hat auf Basis der Statistik der Sozialversicherungsträger errechnet, dass mehr als die Hälfte der Vorarlberger weniger als 1398 Euro netto verdient. Im Gegensatz dazu sind die Mietpreise horrend – von Eigentum ganz zu schweigen. „Entwickelt sich das weiter in diese Richtung, haben wir innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Wohnungsproblem. Stehen die Wohnungen leer, weil sich die Men-

schen schlichtweg keinen Wohnraum mehr leisten können, fahren die Bauträger rasch enorme Verluste ein. Das wiederum schwächt das Wirtschaftswachstum und führt zu Arbeitslosigkeit“, mahnt Keckeis. Für ihn stellt es eine besondere Herausforderung dar,

jungen Familien günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Passiere hier nichts, sei die nächste – dieses Mal hausgemachte – Krise vorprogrammiert. Für ihn sei es ein Gebot der Stunde, den Wohnraum wieder an die Einkommensverhältnisse anzupassen.

Vogewosi-Bauleiter Ing. Hansjörg Österle auf einer B

Die Wohnungswerber (ausschließlich dringender Wohnbedarf) teilen sich auf wie folgt: Haushaltsgröße Bezirke

1

2

3

4

5+

Bludenz

308 124 101 46

21 16

Bregenz

640 298 163 71

55 53

Dornbirn

270

80

87

49

31 23

Feldkirch

160

53

57

26

13 11

Vorarlberg 1378 555 408 192 120 103 Quelle: Land Vorarlberg, Abteilung Wohnbauförderung, Stand 14.1.2011

Bestand an gemeinnützigen Wohnungen Wohnungen

AK-Direktor Keckeis: „Ökologie gut und recht, aber Wohnen muss wieder leistbar werden.“

Bezirke

Bestand

in Bau

Bludenz

2308

163

Bregenz

6714

60

Dornbirn

4738

97

Feldkirch

3227

98

Vorarlberg

16.987

418

Quelle: Land Vorarlberg, Abteilung Wohnbauförderung, Stand 30.6.2010


november 2011

Gemeinnütziger Wohnbau

7

Baustelle in Dornbirn. Die Auftragsbücher sind voll. Immer mehr junge Familien drängen auf den sozialen Wohnungsmarkt, weil sie sich Eigentum und private Wohnungen nicht mehr leisten können.

Gesamtanträge und Bestand gemeinnütziger Wohnungen in Vorarlbergs Städten

„Die Wohnung darf kein Abwanderungsgrund sein“

4000 4000 3750 3500 3250 2906

3000 2750 2500 2250 2000 1750

1560

1499

1500 1250 1000

1000

909

300

250

130

Bregenz

Bludenz

123

Dornbirn

Angemeldeter Bedarf Gesamt: 2462 Bestand Gesamt: 10.865

Bauen und Wohnen ist teuer. Nachdem immer mehr Menschen im Land finanziell nicht mehr in der Lage sind, sich Wohnungseigentum zu leisten, wird der soziale Wohnbau dringender denn je, weiß Vogewosi-Aufsichtsratsvorsitzender Günter Lampert. Gleichzeitig ist es ihm ein Anliegen, die Abwanderung aus den Talschaften einzudämmen.

900

750 500

Vogewosi-Aufsichtsratsvorsitzender Günter Lampert im Interview

Hohenems

Feldkirch

Quelle: Städte Bregenz, Bludenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch Stand 20.11.2011

AKtion: Ist Wohnungseigentum in Vorarlberg überhaupt noch leistbar? Günter Lampert: Für viele Menschen ist das sehr schwierig. Mein Grundsatz ist: So viel Eigentum wie möglich, so viele Mietwohnungen wie nötig. Viele Städte, allen voran Bregenz, stöhnen unter einem enormen Zuzugsdruck. Wie kann man da gegensteuern?

Sinnvoll wäre es, idente Wohnungsvergaberichtlinien für alle Städte und Gemeinden des Landes festzulegen, dann gäbe es eine vergleichbare, solide Grundlage für einen bedarfsgerechten sozialen Wohnbau in allen Regionen des Landes. Hinken die kleineren Gemeinden beim sozialen Wohnbau hinterher? Man kann keine riesigen Wohnanlagen in Kleingemeinden bauen, das ist auch nicht nötig. Als Vogewosi verstehen wir uns als Partner der Gemeinden, der dort maßgeschneiderte Lösungen anbietet, wo es Bedarf gibt. Fehlender Bedarf ist meist das Killerargument, wenn es keinen sozialen Wohnbau in Gemeinden gibt. Wenn in Talschaften Schulen geschlos-

Günter Lampert: „Wohnbedarf seriös erheben.“

sen werden müssen und Bürgermeister darüber jammern, dass junge Menschen aus dem Tal abwandern, dann steht das Argument des mangelnden Bedarfs auf tönernen Füßen. Was raten Sie diesen Gemeinden? Nicht jammern, sondern den Bedarf in der eigenen Gemeinde seriös erheben und sich mit den sozialen Wohnbauträgern über machbare Lösungen unterhalten. Die gibt es. Die Gemeinden würden damit bei der Vogewosi offene Türen einrennen? Auf jeden Fall. Keiner soll seine Heimatgemeinde nur darum verlassen müssen, weil es keinen leistbaren Wohnraum für junge Menschen oder Familien gibt. Das liegt klar in der Verantwortung der jeweiligen Gemeinde.


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Konsumentenschutz

november 2011

Die Öffnung der Konsumentenberatung für alle Vorarlberger vor ca. 1000 Tagen brachte einen regelrechten Anfragenansturm mit sich

73.945 Konsumenten suchten in 1000 Tagen um Hilfe an Seit Jänner 2009 ist die AK-Konsumentenberatung für alle Vorarlberger zugänglich. In diesen etwas über 1000 Tagen wurden insgesamt 73.945 Anfragen von den AK-Mitarbeitern beantwortet.

Problemkind Telekommunikation Langeweile kam bei den AK-Mitarbeitern jedoch keine auf, da im Jahr 2011 die Anzahl der Anfragen im Bereich Telekommunikation regelrecht explodierten. Bereits in den ersten neun Monaten wurden 3738 diesbezügliche Anfragen registriert. Mehr als

Der November steht bei der Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK) ganz im Zeichen der gesunden Ernährung. Gesundes Essen und Trinken tragen in allen Lebensphasen und Lebensbereichen zu mehr Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden bei. Die Ernährungsvorträge, mit denen vor allem Senioren, Berufstätige und Familien angesprochen werden sollen, führt Diätologin Julia Giacomuzzi. Vorträge

• Mit 66 Jahren fängt das Leben an: 22. November, 15-16 Uhr sowie 30 November, 15-16 Uhr • Mehr Genuss im Berufsalltag: 22. November, 19-20 Uhr • Gesunde Ernährung für die ganze Familie: 30. November, 19-20 Uhr Alle Vorträge finden im Sitzungssaal der VGKK in Dornbirn statt.

Es hat sich viel getan, seit die Konsumentenberatung auch für nicht AKMitglieder geöffnet ist. Seit den ersten Tagen haben die AK-Mitarbeiter einen rasanten Anstieg an Anfragen verzeichnet. Bereits im ersten Jahr stiegen die Beratungen um beachtliche 20 Prozent. Besonders Fragen rund um die Finanzkrise schnellten damals um satte 40 Prozent auf 2407 in die Höhe. Auch Werbefahrten und Gewinnspiele hielten die AK-Konsumentenberatung auf Trab. Von 784 Anfragen im Jahr 2008 stiegen die Beratungen in diesem Themenbereich auf beachtliche 2683. Informationen sind Um und Auf Aufgrund der hohen Anfrage-Zahlen in Bezug auf Gewinnspiele und Werbefahrten widmete sich der AK-Messestand auf der Frühlingsmesse 2011 diesem Thema. Gleichzeitig wurde auf der AK-Homepage eine separate Rubrik mit Tipps und Warnungen eingerichtet. „Diese Vorgehensweise hat nun Früchte getragen. Waren es im Jahr 2010 noch 1181 Anfragen alleine zum Thema Werbefahrten, reduzierte sich diese Zahl in den bisherigen Monaten im Jahr 2011 auf 186“, freut sich Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AKKonsumentenberatung.

Gesund essen in allen Lebensphasen

Anmeldung: Vorarlbeger Gebietskrankenkasse, Carolin Amann, Telefon 050/84551112 oder E-Mail gesundheitsfoerderung@vgkk.at Die Vorträge sind kostenlos.

Versteckte Kosten für Jahresmitgliedschaft Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AK-Konsumentenberatung und ihre 13 Kollegen haben alle Hände voll zu tun.

1400 mehr als im gesamten Jahr 2010. Der Grund für diese Zunahme hat mit den Praktiken der Mobilfunkbetreiber zu tun. „Wie in den Medien berichtet wurde, sahen wir uns aufgrund massiv erhöhter Handyrechnungen gezwungen, die Netzbetreiber bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen“, erklärt Hinteregger. Eine Entscheidung stehe bisher jedoch noch aus. Wohn- und Mietrecht Im Bereich Bauen und Wohnen bewegen sich die Beratungen seit Jahren auf einem konstant hohen Level. Im Jahr 2010 bewältigten die Mitarbeiter beispielsweise 6174 Anfragen. Im Jahr 2011 wurde bisher bereits 5097 Mal Hilfestellung geleistet. Neben der

täglichen Beratung von Konsumenten in der AK werden auch laufend Musterprozesse sowie Verbandsklagen geführt und Öffentlichkeitsarbeit mittels Presseaussendungen, Pressekonferenzen, Artikel für die Homepage uvm. betrieben. „Wir führen auch laufend Tests durch, wie beispielsweise den Ankauf von zwei Daten-CDs im Jahr 2009, die sehr sensible Daten zu 2600 Vorarlbergern lieferten“, erklärt Hinteregger. Auch der Goldverkaufstest im Jahr 2010 legte massive Preisunterschiede offen. Bei einem Solarientest 2011 fielen sogar alle Bräunungsstudios durch. Der vor kurzem durchgeführte Schinkensandwichtest hingegen brachte ein positives Ergebnis. Keine der Proben

hat die gesetzlich vorgeschriebene Keimzahlgrenze überschritten. Verlagerung der Themenbereiche Grundsätzlich bewegen sich die Anfragen der AK-Konsumentenberatung weg von den typischen Beratungsthemen wie Werbefahrten oder Internetabzocke hin zu Telekommunikation und Anfragen im Bereich Geld (Geldanlage, Gebühren etc.). Die Bereiche Reisen, Bauen und Wohnen sind seit Jahren stark gefragt. Um einen so großen Ansturm auch bewältigen zu können, braucht es ein starkes Team. Aktuell sind in der AKKonsumentenberatung vier Sekretariatsmitarbeiter sowie zehn Referenten beschäftigt.

Beim ersten Hinhören klingt die Nachricht vielversprechend: Der deutsche Download-Service „Content4U“ bietet im Internet kostenlose Programme zum Herunterladen an. Nicht ganz, denn ganz versteckt wird auf eine notwendige Jahresmitgliedschaft in der Höhe von 96 Euro hingewiesen. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat daraufhin geklagt. Das Handelsgericht Wien hat nun klargestellt, dass die Information über den Preis von Internetdienstleistungen klar und deutlich zu erfolgen hat und damit der beklagten Firma ihre Praxis untersagt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der VKI appelliert an die Konsumenten, bei Bestellungen beziehungsweise angeblichen Gratis-Downloads im Internet noch aufmerksamer zu sein.

Europaweite Mindeststandards für den Schutz von Minderjährigen gefordert

EU-Parlament will mehr Schutz vor Glücksspielen im Internet Die europäischen Verbraucher sollen besser vor Suchtgefahr und kriminellen Aktivitäten im Bereich von Online-Glücksspielen geschützt werden. Die Europaabgeordneten haben im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz einem entsprechenden Initiativbericht mit großer Mehrheit zugestimmt. Aktuellen Zahlen zufolge finden heutzutage etwa zehn Prozent aller Glücksspiele in Europa (Lotto- und Lotteriespiele, Sportwetten, Poker, Bingo oder Wetten auf Pferde- und Windhunderennen) im Internet oder über vergleichbare Vertriebskanäle wie Mobiltelefone oder interaktive Fernsehplattformen statt. Die Tendenz ist steigend, das Marktvolumen beträgt mehr als zehn Milliarden Euro. In vielen EU-Mitgliedsstaaten bestehen totale Verbote oder Verbote mit Erlaubnisvorbehalt, andere haben einen völlig offenen und liberalisierten Markt. Verbraucherschutz gewährleisten Die deutsche Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt forderte die EUKommission auf, einen gesetzlichen

Rahmen für das bisher so gut wie gar nicht geregelte Zocken im Internet zu prüfen, auch wenn das Europäische Parlament ein eigenes EU-Gesetz dazu ablehnt. „Der Glücksspielsektor in Europa ist geprägt von sehr unterschiedlichen Traditionen und Kulturen. Daher weichen auch die jeweiligen Regelungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten teilweise stark voneinander ab. Nationale Vorschriften müssen gewahrt bleiben, aber nur, wenn sie auch ein hohes Verbraucherschutzniveau gewährleisten“, betonte Gebhardt. Strenge staatliche Aufsicht Europaweite Mindeststandards für den Schutz von Minderjährigen, die Bekämpfung von Spielsucht, aber auch von Geldwäsche und anderer mit dem Glücksspiel assoziierter Kriminalität werden von den EU-Abgeordneten als sinnvoll erachtet. Zu den wichtigsten Punkten der Resolution zählt, dass die Mitgliedsstaaten allen illegalen Anbietern den Marktzugang verweigern und dabei auf eine Vielzahl repressiver Maßnahmen zurückgreifen dürfen. Hervorzuheben ist auch die Forderung, dass Online-Glücksspielanbieter,

die in einem Mitgliedsstaat die Gesetze missachten, ihre Lizenz in den anderen Mitgliedsstaaten verlieren sollten. Der Ausschuss lehnte Forderungen nach einem gesamteuropäischen Lizenzsystem und nach grenzüberschreitender gegenseitiger Anerkennung von nationalen Lizenzen ab. Die Europaabgeordneten sind der Ansicht, dass Glücksspielmonopole unter strenger staatlicher Aufsicht den Verbraucherschutz und die Kriminalitätsbekämpfung effektiver gewährleisten können als ein Wettbewerb.

EU möchte Minderjährige im Internet schützen und Spielsucht bekämpfen.

Falsche Beratung machte den Wunsch nach einer Immobilie zunichte.

Urteil: B&S muss über 200.000 Euro ersetzen Ein Konsument wollte sein erspartes Vermögen in Immobilien investieren. Sein Berater der Firma B&S Gesellschaft für Haushalts- und Budgetberatung GmbH riet ihm ab und empfahl ihm dringend den Erwerb von AvWGenussscheinen und Meinl European Land Aktien. Konrad F. (Name geändert) hatte lange unter harten Bedingungen im Ausland gearbeitet und einiges an Geld zurücklegen können. Er entschied, sich dafür eine Immobilie zu kaufen und wandte sich an einen Berater der B&S Haushalts- und Budgetberatung GmbH. Im Gespräch drängte der Berater darauf, dass Konrad F. nicht in Immobilien, sondern in AvW-Genussscheine investieren solle. Der Haken an der Geschich-

te: B&S war zum damaligen Zeitpunkt eine 75-prozentige Tochter von AvW. Einige Zeit später riet ihm der Berater, weiteres Geld in Meinl European LandAktien zu investieren. Nachdem 2008 sprichwörtlich alle Investitionen von Konrad F. den Bach hinunter gingen, wandte er sich an die AK-Konsumentenberatung. Eine außergerichtliche Einigung war damals nicht möglich. Nachdem der Konsument über eine Rechtsschutzversicherung verfügte, riet die AK-Konsumententberatung zum Gang vor Gericht. Nach einem Rechtsstreit, der sich bis heuer hinzog, ist nun geklärt, dass Konrad F. 183.489,70 Euro plus Zinsen und inklusive Prozesskosten rückerstattet werden. Er hätte 37 Jahre lang 500 Euro sparen müssen, um den Verlust wieder hereinzusparen.


november 2011

Konsumentenschutz

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Online-Shopping ist stark im Trend Solange der Anbieter im Inland sitzt, wird immer häufiger auf Online-Shopping zurückgegriffen. Vergangenes Jahr haben nach Zahlen der EU-Kommission bereits 40 Prozent der Konsumenten europaweit im Netz eingekauft. Im Ausland kaufen dagegen nur neun Prozent, weil sie Betrug oder Übervorteilung fürchten.

Biowelle in Österreich ist ungebrochen hoch

Eine unbekannte Person hat im Namen von Corinna F. in einem sozialen Netzwerk ein Profil angelegt und beleidigende Inhalte eingefügt.

Strafbar: Identitätsklau im Internet ist kein Kavaliersdelikt Es ist ein Alptraum für jeden Internet-Benutzer: Corinna F. findet ihr eigenes Profil auf einer sozialen Netzwerkseite, obwohl sie dort niemals eines angelegt hat. Der Inhalt entpuppt sich zudem als tief beleidigend und kompromittierend.

Corinna F. kann es nicht fassen. Als sie eines Tages aus Zufall eine soziale Plattform besucht, findet sie dort ein Profil mit ihrem vollständigen Namen inklusive Foto. Nachdem sie selbst nie auf dieser Seite aktiv war, klickt sie das Profil an und ist außer sich. Kuriose Inhalte zu Aktivitäten und Urlaubszielen, aber auch inkorrekte Angaben zu Alkoholkonsum und Rauchgewohnheiten werden hier – für jeden zugänglich – angeführt. Besonders abstoßend wurde zudem ihr derzeitiger „Zustand“ formuliert, der – aus sexueller Hinsicht

– keine Interpretationen zulässt, worauf sie angeblich aus sei.

Odyssee nimmt ihren Lauf Nachdem Corinna F. dieses Profil nicht persönlich angelegt hat, war es ihr auch nicht möglich, die Seite zu deaktivieren oder zu löschen. Sie wandte sich daraufhin hilfesuchend an die AK-Konsumentenberatung. „Wurde einmal ein Profil auf einer Plattform erstellt, lässt sich das schwer rückgängig machen beziehungsweise löschen. Nochmals schwieriger wird es, wenn ein Unbekannter die Identität einer Person annimmt“, warnt Mag. Paul Rusching von der AKKonsumentenberatung. Nach etlichen Versuchen von Corinna F. das Profil zu löschen sowie einer schriftlichen Intervention der AK-Konsumentenberatung beim Betreiber der Plattform klappte es nach langen Wochen endlich, die

Daten unsichtbar zu machen. „Zudem hatte Corinna F. einen Verdacht, wer sich mit ihren Daten ausgegeben haben könnte und versandte an diese Person eine SMS. Ob nun die Intervention beim Betreiber den Ausschlag für die Deaktivierung der Seite oder das SMS Wirkung zeigten, kann ich nicht beurteilen“, so Rusching. Für Corinna F. spielt das keine große Rolle. Die junge Frau hat unter dieser Vorgehensweise enorm gelitten und kann immer noch nicht verstehen, wie jemand so respektlos mit ihren Daten umgehen konnte. Strafbare Handlung Identitätsklau ist grundsätzlich eine strafbare Handlung. Werden zudem beleidigende sowie kompromittierende Inhalte an die Öffentlichkeit transportiert, vergrößert sich der Strafrahmen. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Pri-

vatsphäre. Wird gegen dieses Recht verstoßen, können auch Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden“, bestätigt Rusching. Es handle sich hier um alles andere als ein Kavaliersdelikt. Auch die Veröffentlichung eines Fotos ohne Zustimmung der abgebildeten Person ist haftbar und verstößt gegen das Recht am eigenen Bild. Würde die Identität der handelnden Person doch noch ans Tageslicht rücken, wäre der Weg vor Gericht vorprogrammiert. „Nur wenn hier klare Grenzen aufgezeigt werden, lässt sich eine solche Vorgehensweise künftig verhindern. Wir raten allen, sich in solchen Fällen an die AK-Konsumentenberatung zu wenden“, so Rusching abschließend. AK-Konsumentenberatung, Telefon 050/258-3000, www.konsumentenberatung@ak-vorarlberg.at

Im vergangenen Jahr ist der Markt um 20 Prozent auf rund 1,05 Milliarden Euro Umsatz gewachsen. Damit macht der Biobereich, der sowohl Lebensmittel als auch Non-Food-Produkte umfasst, sechs Prozent des gesamten Umsatzes im Lebensmittelhandel aus. Vom grünen Boom profitieren jedoch laut einer RegioPlan-Studie weniger kleine Biogeschäfte, sondern immer mehr die großen Supermarktketten. Diese machen dank Eigenmarken auch gegenüber den Diskontern an Boden gut.

EU will Spekulation und Betrug stoppen Die EU-Kommission will Betrug und Spekulation an den Finanzmärkten einen Riegel vorschieben. Wer Insiderhandel betreibt oder Kurse manipuliert, soll in der EU künftig nicht mehr ohne Strafe davonkommen. Im Rahmen der Vorschläge für eine schärfere Regulierung der Finanzmärkte präsentierte die EUKommission zwei umfangreiche Gesetzesentwürfe: die Revision der Finanzdienstleistungs-Richtlinie sowie eine Finanzmarkt-Verordnung.

Kurz gemeldet ... qDrei von vier Österreicherinnen können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. Bei den Männern ist es nur jeder Zweite, wie eine Studie herausgefunden hat.

Kinder gehören vor diversen Internetseiten geschützt

Gefahr im Netz: Eltern sollten Kind aufklären Verschiedenste Anbieter haben bisher mittels unterschiedlicher Filter versucht, Kinder vor Gefahren im Internet zu schützen. Das nutzt nicht immer. Deshalb ist die Unterstützung der Eltern dringend notwendig.

können auch Filter eingebaut werden, die verhindern, dass Kinder auf gewisse Beiträge mit gefährlichen Inhalten zugreifen können. Hier gibt es aber Schwachstellen, die nie völlig aus dem Weg geräumt werden können.

Klingelton-Betrügereien, Gewalt­ spiele, Beleidigungen in Chatrooms bis hin zu Rassismus und Pornografie zählen zu den Gefahren, denen Kinder im Internet ausgesetzt sind. Neben der Sperre von gewissen Seiten

Datenschutz als erste Maßnahme Der erste Schritt, der bei Internetsicherheit beachtet werden sollte und dem Kind auch klar kommuniziert werden muss, ist Datenschutz. Persönliche Daten, Fotos, Adressen, Tele-

fonnummern usw. haben im Internet nichts verloren. Auch die Gefahr ein fragwürdiges Vertrauensverhältnis über das Internet zu fremden Personen aufzubauen, ist bei Kindern viel höher als bei Erwachsenen. Verantwortung der Eltern „Es ist wichtig, dass die Eltern ihr Kind im Internet ‚begleiten‘ und auf Gefahren und Risiken von Handlungen aufmerksam machen“, erklärt Sandra Leichte, BBA von der AK-Konsumentenberatung. Ziel sollte es sein, den Kindern der heutigen Internetgeneration eine gewisse Medienkompetenz zu übermitteln. „Hier sind neben den Eltern auch die Schulen gefragt, denn ein Computerprogramm kann diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht erfüllen“, sagt Leichte. Voraussetzung für ein solches Miteinander sei jedoch, dass die Eltern wie auch Lehrer mit der Technik Schritt halten und das Kind in diesem Prozess begleiten. Tipps für Eltern

• Beobachten Sie das Surf-Verhalten Ihres Kindes genau. • Setzen Sie Filterfunktionen im Browser ein oder richten Sie einen speziellen Online-Zugang für Ihr Kind ein, den bereits einige Provider anbieten. • Melden Sie kriminelle oder jugendgefährdende Seiten einer offiziellen Stelle wie beispielsweise www.stopline.at. Kinder müssen vor den Gefahren im Internet geschützt werden.

Abnehmen im Schlaf würden sich viele wünschen, doch es funktioniert leider nicht.

Figurella-Werbung hält nicht, was sie verspricht Unter der Marke „Figurella“ werden in ganz Österreich Schlankheitsstudios betrieben, die – laut rechtskräftigem Gerichtsurteil – mittels irreführender Werbung eine Traumfigur versprechen. „Ohne Chemie, ohne Wundermittel, ohne einseitige Hungerkur, ohne schmerzhafte Behandlung! Völlig natürlich! Erfolgreich mit Garantie! Für jede Frau leistbar! Das Geheimnis des Erfolgs ist die TPM-Methode! - Keine Scheu – auch wenn Sie stark übergewichtig sind!“ So lautet beispielsweise auf der Homepage von „Figurella“ die Werbeaussage. Die „Figurella“-Methode besteht aus einer Aktiv-SauerstoffBehandlung. Dabei wird der Körper der Kundin bei 37 Grad mit Aktivsauerstoff umspült. Im Anschluss daran folgt die

TPM-Methode. In diesem Fall führt die Kundin gymnastische Übungen unter Plexiglaskuppeln durch, wobei im Inneren dieser Plexiglashaube die Temperatur bis auf die Körpertemperatur erhöht werden kann. Soviel zur Methode. Die Wirkung lässt im Gegensatz dazu zu wünschen übrig, wie ein Sachverständigengutachten bestätigt. Aufgrund dieser irreführenden Werbung hat die Bundesarbeitskammer mittels eines Wettbewerbsprozesses „Figurella“ geklagt und nun auch vom Oberlandesgericht Linz als Berufungsgericht Recht erhalten. Die Werbeaussagen zur „Figurella-Methode“ sind irreführend und weder die Aktiv-Sauerstoff noch die TPM-Methode können das Gewicht nachhaltig reduzieren noch die Figur straffen. Das Urteil ist rechtskräftig.


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Bildung

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Computer-Tipp

Everything Bei diesem Programm handelt es sich um einen Ersatz der Windows-Dateisuche. Oliver Fink Dieses Programm ist um ein Vielfaches schneller als die in Windows integrierte Suche und meiner Meinung nach auch komfortabler. Natürlich unterstützt Everything auch Wildcards wie „*“ und „?“, wobei der Stern beliebig viele Zeichen ersetzt und das Fragezeichen genau ein Zeichen. So gibt zum Beispiel eine Suche nach „te?t“ Dateien wie „test“ und „text“ aus und eine Suche nach „te*t“ alle Dateien die mit „te“ beginnen und auf „t“ enden wie zum Beispiel auch „Teamarbeit“, „Telnet“ usw. Mit einem zusätzlichen Paket lässt sich das Programm auch auf Deutsch umstellen. Bei diesem Programm handelt es sich um Freeware, es kann direkt von der Herstellerseite heruntergeladen werden. Download: http://www.voidtools.com

Seminar: Selbstsicher und souverän auftreten Sie fühlen sich bei Gesprächen mit Kunden, Vorgesetzten oder Mitarbeitern unruhig und blockiert? Sie haben Angst, Fehler bei wichtigen Gesprächen oder Präsentationen zu machen? In diesem Seminar lernen Sie Ihre Stärken und Talente einzusetzen und souverän aufzutreten. Das Seminar unter der Leitung von Karin Weiß startet am 26. November 2011 im AK-Bildungscenter in Feldkirch. Persönlichkeit: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at

Energieblockaden mit Jin Shin Jyutsu lösen

Im Seminar „Lust statt Frust beim Schreiben“ lernen die Teilnehmer mit mehr Sicherheit zu formulieren und dadurch lebendige und überzeugende Texte zu verfassen.

Der Angst vor dem leeren Blatt ein Schnippchen schlagen Die Angst vor dem leeren Blatt muss nicht sein. Wer Methoden und Strategien zur Hand hat, kann sich ganz auf den Inhalt konzentrieren ohne über den Rahmen nachdenken zu müssen. Die Teilnehmer des Seminares „Lust statt Frust beim Schreiben“ lernen, mit Leichtigkeit und Freude zu schreiben, mit mehr Sicherheit zu formulieren und auf diese Weise lebendige und überzeugende Texte zu verfassen. Bessere Ergebnisse Ob Geschäftsbrief, Dokumentation oder Projektbericht: Schreiben kann

leicht von der Hand gehe und muss keine Qual sein! Egal ob Sie privat oder beruflich mehr schreiben wollen oder müssen, mit dem nötigen Rüstzeug geht es leichter von der Hand und führt außerdem zu besseren Ergebnissen. Sie lernen kreative Schreibtechniken kennen, die den Schreibfluss aktivieren und Ihr kreatives Potenzial anregen. Sie probieren die Methoden an Ihren eigenen Anliegen/Projekten aus und werden die neue Lust am Schreiben dabei spüren. Auch für die Überarbeitung dieser schnell geschriebenen Texte erhalten Sie dann das nötige

Handwerkszeug. Auf diese Weise entstehen Schritt für Schritt ansprechende und lebensnahe Texte. Mehr Lust beim Schreiben Dieses Seminar richtet sich an Menschen, die viel schreiben und sich dabei oft quälen müssen, Schreibende, die ihre Schreibkompetenz verbessern wollen oder einfach mehr Lust in ihr tägliches Schreiben bringen möchten. Neben kreativen Methoden wie Freewriting oder Clustering erhalten Teilnehmer Tipps und hilfreiche Strategien für das Selbstmanagement beim Schreiben.

Lust statt Frust am Schreiben

Kursleiterin: Mag. Alexandra Peischer Kursdauer: acht Stunden an zwei Tagen Kursort: AK-Bildungscenter in Feldkirch Kurszeiten: 11. und 12. November 2011, Freitag von 18.30 bis 21.30 und Samstag von 9 bis 14 Uhr Kurspreis: 110 Euro Wirtschaft: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at

AK-Präsident Hubert Hämmerle zu Besuch in Sonntag

Arbeitnehmertag im Großen Walsertal

Jin Shin Jyutsu ist eine uralte japanische Heilkunst, die uns hilft, unsere Lebensenergie wieder ins Fließen zu bringen und unsere Selbstheilungskräfte zu stärken. Indem wir die Hände gezielt auf bestimmte Körperregionen legen, bringen wir die Energie wieder ins Fließen und fördern so den Genesungsprozess. Die Teilnehmer lernen die Bedeutung, Symbolik und Lage der „Energieschlösser“ kennen. Sie erfahren die Harmonisierung der „Energieschlösser“ in der praktischen Anwendung. Der Kurs startet am 25. November 2011 im AK-Bildungscenter in Feldkirch.

AK-Präsident Hubert Hämmerle schafft sich auf seinem Besuch im Großen Walsertal einen Überblick in verschiedenen Sparten. Hämmerle war in Sonntag beim Sägewerk Erhard, der Raiba Großes Walser-

tal, Konsum Müller und Gebhard Burtscher Fahrzeugtechnik zu Gast. Er konnte sich beim Arbeitnehmertag in Sonntag einen breiten Überblick der regionalen und branchenspezifischen Problemstellungen und Herausforderungen machen.

Gesundheit und Soziales: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at Einen Einblick ins Bankenwesen bekam Hämmerle bei der Raiba Großes Walsertal.

Professionelles Projektmanagement Ob Sie aktuell oder zukünftig mit kleinen oder großen Projekten befasst sind, erfolgreiches Projektmanagement braucht eine klare Zieldefinition, gute Planung bzw. disziplinierte Steuerung und Überwachung des Projektverlaufs. Dieses Seminar unter der Leitung von Günter Lenz liefert Ihnen fundiertes Handwerkszeug für professionelles Projektmanagement und beginnt am 18. November 2011 im AK-Bildungscenter in Feldkirch. Wirtschaft: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ak-vorarlberg.at

Alles über Holz- und Sägetechnik erfuhr Hubert Hämmerle beim Sägewerk Erhard.

Der AK-Präsident im Gespräch mit der Belegschaft von Gebhard Burtscher.

AK-Präsident Hämmerle im Gespräch mit Konsum-Marktleiter Florian Müller.


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Die AKtion sprach mit Elke Gruber, Inhaberin des Lehrstuhls für Erwachsenen- und Berufsausbildung an der Alpen Adria-Universität Klagenfurt

„Bildung macht zufriedener“ Im Rahmen der diesjährigen Enquete der ARGE Vorarlberger Erwachsenenbildung war Univ.-Prof. Dr. Elke Gruber von der Alpen Adria-Universität Klagenfurt im Landhaus in Bregenz mit einem Vortrag zum Thema „Ins­ zenierung von Lern-Möglichkeiten – eine Aufgabe zeitgemäßer Erwachsenenbildung“ zu Gast. Sie hat am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung im Jahr 2002 den Lehrstuhl für Erwachsenen- und Berufsbildung übernommen und lehrt beziehungsweise forscht in Themenfeldern wie zum Beispiel Berufspädagogik, lebenslanges Lernen und internationale Bildungsentwicklung. Die AKtion hat mit ihr über die Effizienz des österreichischen Bildungssystems, internationale Vorbilder und das Reparatursystem Erwachsenenbildung gesprochen. AKtion: Sie haben einen vielschichtigen Bildungsweg hinter sich – Diplomkrankenschwester, berufsbegleitende Matura, Studium, Professur – warum der Umweg? Elke Gruber: Da gehen Sie wirklich tief in meine Biografie hinein (lacht). Ich komme ja aus der ehemaligen DDR und meine Bildungslaufbahn hat sicher etwas mit dieser spezifischen Situation zu tun. Wir hatten eine Art Numerus Clausus, es konnten nur bestimmte Kinder Matura machen und ich habe nicht zu dieser privilegierten Schicht gehört. Deswegen bin ich auch heute gegen jegliche Studienbeschränkungen, weil ich das selbst erlebt habe und es bitter für mich war. Im Nachhinein denke ich, ist es für meine momentane Tätigkeit sogar gut. Ich habe einen Beruf erlernt, neben dem Beruf Matura gemacht, verschiedene Lernwelten kennengelernt und das ist aus meiner Sicht ein besserer Weg auf dem Gebiet der Berufspädagogik be-

Neues MEMO in allen Haushalten Mit einem breiten Themenmix präsentiert sich am 5. November die neue Ausgabe des Bildungsmagazins „MEMO“ allen Vorarlberger Haushalten. Neben einem Interview mit dem erfolgreichen Ex-Sportler und Trainer Toni Innauer finden sich auch spannende und vertiefende Geschichten über Seminare und Kurse im redaktionellen Teil des Bildungsmagazins der AK Vorarl­berg. Im umfassenden Kursprogramm finden Sie zudem alle Kurse und Seminare, die das AK-Bildungscenter von Dezember 2011 bis Februar 2012 anbietet.

ziehungsweise Erwachsenenbildung zu forschen und lehren. Es hagelte in den letzten Jahren Kritik am österreichischen Bildungswesen, was müsste man verändern um Verbesserungen zu erreichen? Ich bin sehr froh darüber, dass sich die frühkindliche Pädagogik endlich einen Stellenwert im Sinne der Pädagogik bekommen hat und nicht mehr nur Sozial­dienstleistung ist. Da ist unglaublich viel passiert, seit ich vor 25 Jahren nach Österreich gekommen bin, es muss zwar noch einiges umgesetzt werden, aber im Denken ist man da schon sehr viel weiter. Was derzeit sicher eine große Aufgabe ist, es braucht endlich eine gemeinsame Schule, zumindest der 7- bis 14-Jährigen, wie es in der überwiegenden Anzahl der europäischen Länder längst praktiziert wird. Für mich als Hochschulrätin der pädagogischen Hochschule Steiermark auch noch ein wichtiger Punkt, die ,Pädagogenausbildung neu‘ sollte eine starke wissenschaftliche Fundierung enthalten. Interkulturalität, gesellschaftliche Entwicklungen, Änderung des Frauen- und Familienbildes, Arbeitsweltveränderungen – darauf wird man aus meiner Sicht auf der pädagogischen Hochschule derzeit nicht vorbereitet. Lehrer zu sein heißt heute, nicht mehr nur unterrichten, sondern die ganze Lebenswelt mit in den Blick zu nehmen. In der Debatte werden immer wieder internationale Vorbilder – wie die skandinavischen Staaten – genannt. Was machen diese Länder besser? Das kann ich am besten an einem Beispiel erklären, ich war mit Erwachsenenbildnern in Finnland und wir wurden in Kindergärten, Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen geführt, um uns das Lernen über die Lebensspanne anzusehen. Und was wir immer wieder gehört haben, ist, ,un-

Gruber: „Ich gehörte in der ehemaligen DDR nicht zu der privilegierten Schicht, die Matura machen durfte.“

sere Prämisse ist, wir lassen keinen zurück‘ – Punkt, das ist es. Da wird nicht sortiert oder gesagt, ihr seid dumm oder nicht begabt oder ihr seid Migranten oder nicht, sie sagen, unser Ehrgeiz ist es, niemanden zurück zu lassen und wir schauen, dass wir differenziert auf die Bedürfnisse eingehen und das finde ich großartig. Bei uns ist ja immer noch im Kopf, die Schule ist da zum Aussortieren. Stichwort Erwachsenenbildung: Rund 13 Prozent der 25 bis 64-Jährigen nehmen an Weiterbildung teil. Wie könnte man diesen Anteil erhöhen? Das ist eine unglaublich komplexe Frage. Ich bin nicht der Meinung, dass das nur über Motivation funktionieren kann. Erwachsenenbildung muss dem Menschen etwas bringen, sie muss brauchbar sein und damit meine ich nicht nur im beruflichen Sinn. Ob das mit der Bewältigung von Lebensphasen zusammenhängt oder mit grundlegender Basisbildung – zum

„Flugblind“: 5 mal 2 Karten gewinnen! Die Revanche nach dem kabarettistischen Höhenflug von „Blindflug“ – von und mit George Nussbaumer und Stefan Vögel Wer hat Blindflug nicht gesehen? Ein blinder Schauspieler und ein stimmloser Sänger in ihrem ersten musikalischen Kabarett. Kein Streit war laut genug, keine Beleidigung zu verletzend, kein Tiefschlag zu schmerzhaft. Zwei Individuen, die sich partout auf Anhieb nicht leiden können. Ab November 2011 stehen Stefan Vögel und George Nussbaumer wieder im Ring zur Revanche, genauer auf der Bühne. Flugblind knüpft dort an, wo Blindflug aufgehört hat: Zwei Künstler, die sich in einem unlauteren und mitreißenden Wettbewerb gegenseitig die Bühne streitig machen, um die Gunst des Publikums zu gewinnen. Ring frei! Sichern Sie sich schon jetzt die vordersten Plätze für den Rückkampf der kabarettistischen Schwergewichte unter dem Motto: Blinder Musiker mit gesanglicher Komik gegen stimmschwachen Schauspieler mit komischen Gesang. Termine Kulturbühne AMBACH Götzis (Beginn 20 Uhr, sonntags 18 Uhr): 27. und 30. November 2011, 1., 6., 9., 10., 11., 12., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 27., 28., 31. Dezember 2011 ( am 31. Dezember finden zwei Vorstellungen –16 und 20 Uhr – statt, inkludiert ist ein Glas Sekt für jeden Besucher). Weitere Termine (Gastspiele) finden Sie unter www.vovo.at.

Das neue MEMO: Am 5. November in jedem Vorarlberger Briefkasten.

Tickets bekommen Sie in allen Raiffeisenbanken oder direkt beim Vorarlberger Volkstheater, Kulturbühne AM-

Beispiel Bekämpfung des funktionalen Analphabetismus – zu tun hat, Bildung hat auch den Zweck der gesellschaftlichen Teilhabe. Ob das der Arbeitsmarkt ist, die Demokratie als solches oder der zwischenmenschliche Bereich. Bildungsreiche Gesellschaften sind zufriedener als bildungsarme. Erwachsenenbildung als Reparatursystem für die nicht funktionierende Schule. Wie nahe liegt diese Einschätzung an der Realität? Sie ist historisch so entstanden. Anfänglich stand das Nachholen von verpassten Bildungschancen oder Bildungsabschlüssen im Vordergrund, ich denke, das ist mehr und mehr nur noch ein Segment der Erwachsenenbildung. Es gibt unendlich viele Angebote, wir haben in der Steiermark eine große Studie durchgeführt und untersucht, wie viele Anbieter von Erwachsenenbildung es gibt. Wir sind auf 360 gekommen, nur in der Steiermark und da sind Anbieter wie Fahrschulen oder

BACH, 6840 Götzis, Theater-Info 05523/54949, info@ vovo.at, www.vovo.at Um zwei Karten für „Flugblind“ am 30. November 2011 auf der Kulturbühne AMBACH in Götzis zu gewinnen, beantworten Sie bitte folgende Frage: Wie hieß das erste Stück mit Stefan Vögel und George Nussbaumer, an das „Flugblind“ anknüpft? Senden Sie die richtige Antwort an folgende Adresse: AK Vorarl­berg, Kennwort „Flugblind“, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch oder schicken Sie uns eine E-Mail an gewinnen@ak-vorarl­berg.at

Tanzschulen gar nicht im Kriterienkatalog dabei gewesen. Voraussetzung für lebenslanges Lernen ist ein hoher Grad an Eigenverantwortung, zu der schon die Schule befähigen muss. Wird unser Bildungssystem diesem Umstand gerecht? Ich würde sogar noch früher ansetzen. Die wirklichen Grundlagen werden schon in der frühkindlichen Bildung gelegt. Das heißt nicht, dass man das nicht mehr verändern kann, sonst würde ich auch gar nicht hier sitzen (lacht). Es bringt auch nichts Schuldzuweisungen zu machen, das hat die Erwachsenenbildung über Jahrzehnte gemacht. Und Bildung wird nicht alleine in der Schule vermittelt, die Jugendlichen leben in Peer-Groups, Familien, auch die Gesellschaft ist ein beeinflussendes Element. Man muss das umfassender sehen, leben heißt lernen, darum müssen wir Kindern die Lust am Leben vermitteln, dann lernen sie von ganz alleine.

Buchtipp

Im Trainingscamp des inneren Friedens Andreas Altmann ist das Gegenteil eines Esoterikers, aufgeklärt, kritisch, meinungsfreudig. Aber auch ein rastloser Reiseschriftsteller braucht Momente der Ruhe, um sich zu sammeln. So kam Altmann nach Indien. Er suchte Einkehr und Klarheit. Er fand ein Trainings­camp des inneren Friedens. Altmann erkundet die wichtigsten Stätten des Buddhismus und landet durch Zufall im Meditationszentrum von S.N. Goenka. Seit vierzig Jahren unterrichtet der Guru Buddhas wichtigste Meditationslehre. Ablenkung ist untersagt. Alle mitgebrachten Gegenstände werden eingesammelt. Kein Radio, keine Drogen, kein Sex, keine Gespräche. Altmann befolgt alles, nur eines nicht: das Verbot des Schreibens. Und ganz am Ende bewahrheitet sich die Weisheit, dass Buddha lehrt, Buddha zu überwinden. Triffst du Buddha, töte ihn DuMont-Verlag Köln, 254 Seiten, kartoniert, ISBN 978-38321-6150-7, 9,99 Euro


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Aggressive Kinder und Computerspiele Aggressive Kinder bevorzugen einer Studie zufolge brutale Computerund Videospiele. Der Spielemix von als problematisch geltenden Buben und Mädchen ist gewalthaltiger als der ihrer Klassenkameraden. Bei diesen Kindern bestehe das Risiko, dass sich ihre Vorliebe für brutale Bildschirmspiele verfestige. Der Umkehrschluss gilt jedoch nicht. Es gibt keine Belege dafür, dass gewalttätige PC- und Videospiele die Spieler im realen Leben aggressiver macht. Zumindest gilt dies für die untersuchte Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen. Bei älteren Jugendlichen sind negative Auswirkungen brutaler Spiele auf das Verhalten belegt.

Zug um Zug zum AK-Schachmeister Die 21. AK-Schach-Firmenmeisterschaft wurde vom Vorarl­berger Schachverband und der AK Vorarlberg ausgetragen. Ergebnisse

Einzelwertung: 1. Siegfried Härtl; 2. Mag. Rainer Bezler (beide Schachwerkstatt Bregenz); 3. Dr. Dmitry Atlas, Omicron; 4. Helene Mira, Schachwerkstatt Bregenz; 5. Annika Fröwis, Schachwerkstatt Bregenz; 6. Robert Sandholzer, Omicron; 7. Alexander Moosbrugger, Längle Glas Götzis; 8. Felix Bahl, AK Vorarlberg; 9. Ing. Reinhard Kuntner, Omicron; 10. DI Clemens Kanonier, Land Vorarlberg. Mannschaftswertung: 1. Schachwerkstatt Bregenz (Härtl, Bezler, Mira); 2. Omicron (Atlas, Sandholzer, Kuntner); 3. Längle Glas (Moosbrugger, Hehle, Hitzhaus); 4. Blum 1 (Ladner, Dellanoi, Hämmerle); 5. Land Vorarlberg (Kanonier, Berchtold, Rücker).

Kurz gemeldet ... q1,5 Millionen der über 60-Jährigen in Österreich sind von Gefäßerkrankungen betroffen. qRund eine Million Menschen dürften in Österreich von Inkontinenz betroffen sein. qInsgesamt 560.000 Menschen gelten in Deutschland als „Internet abhängig“. Süchtige verbringen am Tag durchschnittlich vier Stunden im Netz. qMännliche Feldgrillen beschützen ihre Weibchen auch unter Einsatz ihres Lebens.

Feierliche Eröffnung der Ausstellung „Arbeit im Wandel der Zeit“ in der AK-Bibliothek in Feldkirch

Arbeit begleitet uns alle ein Leben lang Das Wirtschaftsarchiv Vorarlberg und die AK Vorarlberg haben am 18. Oktober zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Arbeit im Wandel der Zeit“ geladen – und viele sind der Einladung gefolgt. Arbeit ist seit Menschengedenken ein Bestandteil des täglichen Lebens. Kinder erleben jeden Tag mit, wie ihre Eltern zur Arbeit gehen, erlernen schließlich selbst einen Beruf, damit auch sie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Inwiefern hat sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert? Nicht nur, was den technischen Fortschritt betrifft, sondern auch in Bezug auf die Arbeitsbedingungen, den Frauenanteil an den Beschäftigten usw. Diesen und vielen weiteren Aspekten widmet sich die Ausstellung „Arbeit im Wandel der Zeit“. Oder in den Worten von Ausstellungskurator Dr. Thomas E. Wanger ausgedrückt: „Erst wenn wir wissen wofür, für wen und warum wir Arbeit geben und nehmen und von der Notwendigkeit des Beitrages eines und einer jeden zum Ganzen überzeugt sind (...), macht ‚schaffa, schaffa‘ und ‚nit lugg lo‘ wirklich Sinn.“ Breites Interesse Bei der Ausstellungseröffnung in der AK-Bibliothek in Feldkirch am 18.

Sicherheits-Tipp

Sicher Stapler fahren Zum Manipulieren von Lasten in Betrieben kommen häufig Stapler zum Einsatz. DI Marc Bei Stapler mit einer Deichsel, oder Weingärtner 05574/78601 bei denen die Last innerhalb der Radbasis aufgenommen und abgesetzt wird, dürfen diese mit einer entsprechenden Unterweisung und betriebsinternen Fahrerlaubnis von Arbeitnehmern (mit Ausnahme von Jugendlichen) betrieben werden. Bei Staplern, bei denen die Last außerhalb der Radbasis aufgenommen und wieder abgesetzt wird, ist ein so genannter „Staplerschein“ erforderlich.

Ausstellungskurator Dr. Thomas E. Wanger, Prof. Dr. Rainer Vollkommer (Kunstmuseum Liechtenstein), DDr. Arno Fitz (Wirtschaftsarchiv), AK-Dir.-Stv. Gerhard Ouschan und Dr. Christian Feuerstein (GF Wirtschaftsarchiv) (v.l.n.r.)

Oktober 2011 konnten der Vorsitzende des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg DDr. Arno Fitz, Kurator Dr. Thomas Ernst Wagner und AK-Dir.-Stv. Gerhard Ouschan zahlreiche Gäste begrüßen. Unter ihnen waren Feldkirchs Vizebürgermeisterin Erika Burtscher, Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums Prof. Dr. Rainer Vollkommer, der ehemalige Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Dkfm. Josef Feuerstein und weitere Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Die Aus-

stellung ist noch bis 28. Oktober 2011 in der AK-Bibliothek zu sehen. Veranstaltungstipp

Lesung: Am 11. November 2011 um 19.30 Uhr liest Franz Kabelka in der AK-Bibliothek aus seinem neuen Roman „Jemand anders“. Anmeldung: akbibliothek@ ak-vorarberg.at oder Telefon 050/258-4510. Der Eintritt ist frei.

Vizebürgermeisterin Erika Burtscher (r.) und Stadträtin Marlene Thalhammer

Für eine sichere Bedienung von Staplern müssen Regeln beachtet werden.

Um Gefahren zu minimieren, sind wesentliche Punkte zu berücksichtigen: • Kontrolle auf sichtbare Schäden und Funktionskontrolle vor der täglichen Inbetriebnahme • Sicherheitsgurt benützen, sofern keine anderen Rückhaltevorrichtungen wie Bügel oder geschlossene Fahrerkabine vorhanden sind • Einhaltung des Mitfahrverbotes • Heben von Personen nur mit einem geprüften Arbeitskorb • Kurven entsprechend angepasst fahren (wegen hoher Kippgefahr) • Durchfahrtshöhen beachten, Rampenkanten und Überfahrhilfen vorsichtig befahren • Ladungen gegen Herunterfallen sichern und nur so weit anheben wie notwendig • Auf Fußgänger achten. Sicht nach vorne muss gewährleistet sein, sonst rückwärts fahren. Über Rampen mit der Last stets bergwärts fahren • Überlastung des Staplers ver­ meiden • persönliche Schutzausrüstung je nach Notwendigkeit • gegen unbefugte Inbetriebnahme sichern (Schlüssel abziehen) • jährliche Prüfung bei selbstfahrenden Staplern durch Befugte laut Arbeitsstättenverordnung Arbeitsinspektion Bregenz, www.arbeitsinspektion.gv.at

Interessierte Ausstellungsbesucher

Die Besucher lauschten gespannt den Einführungsworten des Kurators.

Haben Sie etwas zu sagen?

Ihre Meinung Der AK Vorarlberg ist Ihre Meinung wichtig! In der AKtion werden aktuelle Themen aus den Bereichen Arbeit, Bildung und Konsumentenschutz behandelt. Schreiben Sie uns zu einem dieser Themen einen Leserbrief und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader. Eine lebendige Zeitung für alle Arbeitnehmer in Vorarl­berg lebt vom Dialog. Ihre Meinung ist uns viel wert. Deshalb steht die Seite 2 mit der Rubrik „Leserforum“ ganz im Zeichen Ihrer Anregungen. Einige Themen aus dieser Ausgabe, zu denen uns Ihre Meinung interessiert: zum EU-Vorschlag

zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer (Seite 3), zum Lehrberuf Stuckateur- und Trockenausbauer (Seite 4), zum Boom des gemeinnützigen Wohnbaus in Vorarl­ berg (Seiten 6 und 7), zu 1000 Tagen AK-Konsumentenberatung für alle Vorarl­ berger (Seite 8) oder zum Interview mit Elke Gruber mit dem Themenschwerpunkt Erwachsenenbildung (Seite 11). Also: Schreiben Sie uns eine E-Mail an leserbrief@ak-vorarl­b erg.at oder verwenden Sie den Kupon rechts (das Porto übernehmen wir) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader!

Meine Meinung zum Thema

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An die AK Vorarlberg Redaktion AKtion Widnau 2–4 6800 Feldkirch


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