vorwort W
ieder ist ein Jahr vergangen seit dem
Bewältigung zukünftiger Gestaltungsaufgaben
Architekturstudium an der Alanus Hochschule
Erscheinungsdatum des letzten „mag“.
bietet. Die Verortung der Disziplin des Archi-
zu machen und sich in unseren Ideenwerkstätten
Ein Studienjahr, in dem neue Studenten und
tekten zwischen Kunst und Wissenschaft greift
umzuschauen, gerne auch mitzumachen!
Kollegen dazugekommen sind, in dem sich für
historische Ideale auf und die Aufweitung der
uns viele neue Dinge ereignet haben und in dem
Ausbildung durch geisteswissenschaftliche Fächer
ke ich mich an dieser Stelle bei allen Studierenden
wieder eine Reihe von interessanten Projekten zu
im Studium Generale prägt bei den Studierenden
des Fachbereichs, den Kollegen und Mitarbeitern,
sehr verschiedenen Fragestellungen entstanden
nachhaltig das Interesse an ganzheitlichen Haus-
den Förderern, insbesondere Herrn Heintz vom
ist. Von den eher spielerischen Anfängen und
und Lebensentwürfen. Ebenso wurde die beson-
Weingut Zwölberich und der Hochschulleitung.
Entdeckungsreisen in die Baukunst im Bachelor-
dere Arbeitsatmosphäre in kleinen Gruppen und
Ganz besonders aber möchte ich den unermüd-
Studiengang bis hin zu sehr komplexen Fragestel-
die bewusste Entscheidung für einen vergleichs-
lich und verantwortlich daran tätigen Studie-
lungen in den auslaufenden Diplom- und ersten
weise kleinen Studiengang mit fachbereichsweit
renden Dominique Buchmaier und Elias Schley
Masterarbeiten, gibt es eine bunte Mischung an
maximal 90-100 Studierenden besonders gewür-
danken, ohne die diese Arbeit gar nicht möglich
Ergebnissen, die wir zumindest auszugsweise auch
digt. Unser Rektor spricht gar davon, dass der
gewesen wäre.
in diesem Heft gerne wieder präsentieren.
Fachbereich Architektur inzwischen als „Geheim-
Für das Zustandekommen des mag 06 bedan-
Und noch ein Letztes: gerade rechtzeitig vor
tipp“ gilt. Darüber hinaus erzeugt auch der aus
Redaktionsschluss hat die Fachbereichskonferenz
der Bachelor-Studiengang im vergangenen Jahr
den Kinderschuhen herauswachsende Master-
Prof. Willem-Jan Beeren als Nachfolger von Prof.
zum ersten Mal reakkreditiert wurde und mit
Studiengang beachtliche und vielversprechende
Swen Geiss zum stellvertretenden Fachbereichs-
einer Höchstdauer von sieben Jahren und ohne
Projekte.
leiter gewählt. Ich fühle mich beiden Kollegen
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass
weitere Auflagen nicht nur weitergeführt werden
Viel Lob also und große Worte. Ich würde
freundschaftlich verbunden, danke dem einen für
darf, sondern auch noch von der verantwortlichen
mich freuen, wenn es uns gelingen kann, mit
die hervorragende Teamarbeit der vergangenen
Kommission ausgesprochen gelobt wurde. Dabei
diesem Heft eine Ahnung davon zu vermitteln,
zwei Jahre und freue mich auf das Zusammenspiel
wurde besonders hervorgehoben, dass gerade vor
welcher Umfang und welche Qualität sich dahin-
mit dem anderen. Außerdem bin ich froh darüber,
dem Hintergrund immer komplexer werden-
ter verbirgt und lade im Namen meiner Kollegen
dass wir auch weiterhin gemeinsam um einen
der Aufgabenstellungen in der Architektur, ein
und des gesamten Fachbereichs alle Interessierten
außergewöhnlich geformten Tisch sitzen werden!
möglichst breit aufgestelltes Studium das bis zur
sehr herzlich ein, sich bei einem persönlichen
Berufsreife führt, beste Voraussetzungen für die
Besuch und in Gesprächen selber ein Bild vom
Prof. Benedikt Stahl, Fachbereichsleiter
3
Vorwort
4
Inhaltsverzeichnis
5
infos - Fachbereich
6
Bachelor + Master of Arts – Studieninhalte und -aufbau
8
Prof. Brigitte Scholz – Neue Professorin im Master
9
Prof. Dr. Mathias Wirths – Neuer Professor im Bachelor
10
Dimi Mido Wimis – Die neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter
13
Bachelor - Projekte
14
Brückenbau – Bildhauer + Architekten
18
Ideen für Langenlonsheim oder: Wie das Dorf der Zukunft aussehen könnte
30
Kindergarten – Bornheim
34
Ein Bericht –Vertiefung: Innenraum
36
Die Erde bringt uns den Himmel näher – Neues Wohnen und Arbeiten auf Bleijendijk
42
Entdecken – Erproben– Entwickeln – Konstruktives Projekt
50
Das Wesen der – Gebäudetypologie
52
Raumpioniere –Wuppertal
58
Studienhäuser für Alanus – Erweiterung Campus II
66
Alle unter einem Dach – Bachelorarbeit
69
Master - Projekte
70
2½ Jahre Masterstudiengang – Prozessarchitektur
74
… einen (Stand-)Ort … – S M L XL
78
wunne för nit vill – Jahresprojekt
82
Ein imaginatives Architektur-Werkzeug – Jahresprojekt
86
Getreidesilo – Masterthesis
90
Prozessqualität in der Projektvorbereitung – Masterthesis
93
Diplom - Projekte
94
Arts-Container-Docking-Station – Diplomarbeit
98
Kinder & Jugendpsychiatrische Tagesklinik – Diplomarbeit
103
Drumherum - Weit Und Breit
104
Kunstwerke sind keine Soldaten – Mittwochsforum
106
„Bene & Friends” – Freihandzeichnen
108
Eine Woche im Formenrausch: Formenlehre
110
Gedanken und Impressionen – Eurythmie
111
Farbenlehre – … oder doch lieber Farbenrausch?
112
Stadtklangkunst – Sonotopia
113
Symposium – Begegnungen zwischen Raum und Zeit
114
Plan 12 – Konstruktionen auf Wanderschaft
116
Architekturtheorie: Hintergründe der Organischen Architektur
118
SPACEmaker! Urbane Intervention – im Rahmen der Aktion Baukultur
121
Exkursionen - Nah und Fern
122
Prozessarchitektur zum Anfassen: Exkursion nach Hamburg + Wien
123
Momentaufnahmen – Jerusalem
124
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Portugal
125
Architektur Biennale – Venedig: Common Ground
126
Studierende und Mitarbeiter FB Architektur
128
Impressum
Infos Fachbereich
BACHELOR OF ARTS ARCHITEKTUR UND STADTRAUM P
rofil Der Studiengang Bachelor of Arts
Studienform
„Architektur und Stadtraum“ stellt eine
• Projektorientiertes Arbeiten, um eine Verknüpfung des Erarbeite-
anwendungsorientierte und breit gefächerte
ten in ganzheitliche Zusammenhänge zu ermöglichen
Grundausbildung dar. Er befähigt die Studieren-
• Praxisorientierte Integration von Wissenschaft und Technik
den zur selbständigen Orientierung in kom-
• Intensive Betreuung in kleinen Studiengruppen
plexen Sachverhalten sowie zur schöpferischen
• Atelierarbeit in Hochschulräumen
Ausgestaltung von Bauaufgaben im gesellschaft-
• Präsentation und Ausstellung der Projekte jeweils zum Abschluss
lichen Kontext. Die Kernthemen Innenraum,
der Semester
Architektur, Stadtplanung und Ingenieurswissenschaften sind dabei eingebettet in künstleri-
Studiendauer Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (240 ECTS).
sche und kulturwissenschaftliche Lernlinien. Es werden neben den fachlichen und übergeordneten
Bachelorarbeit Das Studium wird mit der Bachelorarbeit ab-
Kenntnisse künstlerische Fähigkeiten erworben,
geschlossen. Bei erfolgreichem Abschluss wird der akademische
die in den Entwurfsprojekten von Anfang an
Titel Bachelor of Arts (B.A.) verliehen. Der Abschluss führt zur
verknüpft und in der Bachelorarbeit zur Synthese
Berufsreife und eröffnet den Zugang zur Architektenkammer sowie
gebracht werden.
zu Masterstudiengängen.
Das Studium versteht sich somit als eine umfassende Ausbildung: Verfolgt wird das Ziel,
Weitere Infos unter www.alanus.edu/architektur.html
Lebenszusammenhänge erkennen und gestalten
Baubetrieb
Schauspiel Farbenlehre Farbgestaltung
Grafikdesign Modellbau
Eurythmie Formenlehre
Bauaufnahme CAD
bAchelor Arbeit
ProJeKt 7 ressourcenoptimiertes Planen Technischer Ausbau
1. JAhr 6
Vertiefung Stadtraum
ProJeKt 5 konstruktives Entwerfen
Darstellende Geometrie
Baukonstruktion Baustoffe
ArchiteKturdArstelluNG 5 22 lP
Soziologie
Architekturtheorie
Kunstwissenschaft
Bau- und Stadtbaugeschichte
Philosophie Erkenntnistheorie
Anthropologie
Vertiefung Innenraum
ProJeKt 2 Einführung in das Entwerfen
ProJeKt 1 Einführung in das Bauen
Baurecht Bauökonomie
Vertiefung Typologie ProJeKt 4 Gebäudelehre
ProJeKt 3 Baukonstruktion und Baustoffe
GruNdlehre KüNste 5 24 lP
Ethik Bildungswissenschaft
ProJeKt 6 Entwurfslehre Stadtplanung
Tragwerkslehre
Gymnastik Freihandzeichnen Wahrnehmungslehre
Raumplanung
Mensch und Architektur
iNGeNieurWisseNschAFteN uNd bAuKuNst 5 158 lP
bAuKultur 5 18 lP
studiuM GeNerAle 5 18 lP
Studieninhalte und -aufbau Bachelor Architektur
3. JAhr
Moderation und Präsentation
2. JAhr
Musik Kompositionslehre Installation Landart
Modulübersicht
4. JAhr
zu lernen.
MASTER OF ARTS PROZESSARCHITEKTUR P
rofil Der gesellschaftliche, ökonomische
Masterarbeit Im vierten Semester wird
Planung und Steuerung von Planungsprozessen in
und ökologische Wandel stellt Planerinnen
ausschließlich die Abschlussarbeit erstellt. Die
allen Projektphasen von frühen Formierungspro-
und Planer vor neue Herausforderungen: Was
Themen der Masterarbeit sind frei wählbar und
zessen bis zur Baurealisierung
heißt es, zukunftsfähig zu bauen? Wie lassen sich
sollen das im Studium Erlernte aufgreifen und in
• Berufsbegleitend in Teilzeit studieren bei
Ressourcen bereits im Planungsprozess effizient
einer neuen Fragestellung vertiefen.
erforderlicher Anwesenheit von i.d.R. zwei Tagen
und nachhaltig einsetzen? Wie können Projek-
Abschluss: Das Studium schließt mit dem aka-
in der Woche
te gemeinschaftsorientiert entwickelt werden?
demischen Titel Master of Arts (M.A.) ab. Der
• Austausch auf Augenhöhe: Konzeptionierung
Wie können die immer komplexer werdenden
Abschluss eröffnet die Möglichkeit zur Promo-
des Unterrichts als Dialog unter Experten
Planungs- und Bauprozesse zielgerichtet und
tion nach Maßgabe der jeweiligen Promoti-
• Projektorientiertes Arbeiten mit frei wählbaren
strukturiert gesteuert werden? Welche Möglich-
onsordnung. Der Zugang zu berufsständischen
Themen
keiten gibt es, die stets größer werdende Vielfalt
Kammern hängt von den Maßgaben der jeweils
• Interdisziplinäres Dozententeam
von Akteuren zu moderieren?
geltenden Landesregelungen sowie der Ausbil-
• Beste Studienbedingungen: Individuelle Betreu-
dungsbiographie der Studierenden ab.
ung, kleine Studiengruppen, eigener Arbeitsplatz
Der Masterstudiengang Prozessarchitektur
in Hochschulräumen
richtet sich an Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadt- und Regionalplaner sowie Bauin-
Studienform
genieure. Er bereitet Sie auf diese anstehenden
• Objekt- und Prozesskompetenz: Kenntnisse,
Weitere Infos unter
Aufgaben vor. Sie werden in die Lage versetzt,
Methoden und Fähigkeiten zur Initiierung,
www.alanus.edu/architektur.html
nachhaltige Entwurfs- und Gestaltungsprozesse zu initiieren, zu gestalten und umzusetzen. Sie lernen flexible, ergebnisoffene Prozesse zu moderieren und im Team zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln. Schwerpunkte des Studiums sind die Lehrgebiete gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung, Projektmanagement sowie ressour-
MODULÜBERSICHT
Studieninhalte und -aufbau Master Architektur
cenoptimierte Architektur und Stadtplanung, die in eigenständigen Studienprojekten zusammenge-
zwei Grundlagensemestern, einem weiterfüh-
PROJEKTSTUDIUM UND FORSCHUNGSFORUM
Grundlagensemester Im ersten Semester werden – anknüpfend an die Vorbildung der Studierenden - fachliche Grundlagen vermittelt sowie vorhandenes Wissen vertieft und erwei-
3. SEMESTER
Masterarbeit im vierten Semester zusammen.
Projektentwicklung
renden Vertiefungssemester im dritten sowie der
VERTIEFUNGSSEMESTER
Semester (60 ECTS). Das Studium setzt sich aus
MASTERARBEIT
Ressourcenoptimierte Architektur
Studium angelegt, die Studiendauer beträgt 4
Projektmanagement
Studienaufbau Der Masterstudiengang Prozessarchitektur ist als berufsbegleitendes Teilzeit-
4. SEMESTER
führt werden und praxisnah Anwendung finden.
Projektmanagement
Ressourcenoptimierte Architektur
Ökonomie
Projektmanagement
Ressourcenoptimierte Architektur
Ökonomie
die Studierenden durch Seminare der Lehrgebiete Projektentwicklung, Projektmanagement sowie Vertiefungssemester Im dritten Semester steht die Fortsetzung der Arbeit am selbstgewählten Studienprojekt im Vordergrund. Mit der Wahl einer der Vertiefungsrichtungen „Gemeinschafts-
1. SEMESTER
Ressourcen und Architektur.
GRUNDLAGENSEMESTER
Projektentwicklung
eigenständigen Studienarbeit. Begleitet werden
Projektentwicklung
Im zweiten Semester beginnt die Erarbeitung der
Recht
denen praxisnah und teambasiert gearbeitet wird.
Recht
Fallstudien und Übungen zur Anwendung, in
2. SEMESTER
tert. Als Lehrformen kommen Vorlesungen,
orientierte Projektentwicklung“ oder „Ressourcenoptimierte Architektur“ erfolgt eine inhaltliche Fokussierung, die durch das zugehörige Seminar unterstützt wird.
a+ Studium Belegung ausgewählter Module aus dem Bachelor-Studiengang „Architektur und Stadtraum“ (Für Absolventen eines sechs- oder siebensemestrigen Bachelors)
7
Prof. Brigitte Scholz Neue ProfessoriN im Master Interview führte Peter Baumgardt // Lehrgebiet Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung Bei ihrem Berufungsvortrag zeigte
auch die andere Seite des Bauens zu beleuchten
momentan die Frage des gemeinschaftlichen
Brigitte Scholz faszinierende Bilder
und zu verstehen. Nicht das fertige Werk steht im
Wohnens und Bauens, mit einer ganz großen
von Mondlandschaften und ver-
Mittelpunkt der Ausbildung, sondern der Weg
Varianz an Beweggründen, Trägerformen und
waisten Industrieungetümen, die der
dorthin. Und genau das ist das Spannende, dass
Programmen. Dann gibt es das große Themenfeld
Braunkohletagebau in Brandenburg
man gemeinsam das Lehrgebiet weiterentwickeln
der Umnutzung von bestehenden Grundstücken
hinterlassen hat. Sie berichtete von
kann.
und Immobilien in verschiedensten Bereichen
ihrer Arbeit „auf der gröSSten Land-
und Ausformungen. Außerdem neuere Bedürf-
schaftsbaustelle Europas“, wo sie als
Was ist das Besondere an gemein-
nisse, die sich aus der Frage entwickeln: Wem
Leiterin im Bereich Projekte der IBA
schaftsorientierter Projektentwick-
gehört eigentlich die Stadt? Wie kann man „mehr
Fürst-Pückler-Land für vielfältige
lung?
Demokratie wagen“? Wie werden Bürger in die
Projekte verantworlich war, die den
Brigitte Scholz Die klassische Projektentwick-
Stadtentwicklung eingebunden? Urbanes Gärt-
Menschen und der Region neue Pers-
lung folgt häufig einem Schema: Es gibt Ort, Idee
nern z.B. geht ganz stark in diese Richtung. Und
pektiven eröffnen. Seit letztem Jahr
und Kapital. Man sucht nach einem Impulsgeber
dahinter steht immer eine Gemeinschaft, die sich
ist sie Professorin für gemeinschafts-
und versucht ein möglichst renditeträchtiges
formiert und entwickelt, und da sehe ich die Rolle
orientierte Projektentwicklung im
Projekt zu entwickeln. Die „Gemeinschaftsorien-
des Prozessarchitekten - einerseits als Anwalt
Masterstudiengang Prozessarchitek-
tierung“ weist darauf hin, dass es um mehr geht,
einer Gemeinschaft, andererseits als Entwickler
tur.
nämlich darum, Gemeinschaften zu formieren, zu
eigener Projektideen. Die Hochschule eröffnet
moderieren und zu leiten. Man muss verstehen,
hier einen neuen Denk- und Handlungsraum.
aus welchem gesellschaftlichen Hintergrund die Menschen kommen, mit denen man zusammen-
Wie ergänzt sich Ihr Lehrgebiet mit
arbeiten will. Es werden im Studium Methoden
den beiden anderen Lehrgebieten des
erprobt, wie man die Kommunikation in gemein-
Masters?
schaftlichen Prozessen moderieren und lenken
Brigitte Scholz Wir streben eine ganz enge
und die Projekte dadurch vorantreiben kann.
Verzahnung der Lehrgebiete an. Im Projektstu-
Und Gemeinschaftsorientierung bedeutet, dass es
dium ab dem zweiten Semester sind alle drei
einen Nutzen jenseits der Rendite gibt.
Bereiche beteiligt. Die Projektentwicklung nimmt sich vor allem der Initiierung von Projekten an.
Frau Scholz, was hat Sie eigentlich an die Alanus Hochschule geführt? Brigitte Scholz Die Idee, dass der ganze Mensch im Mittelpunkt der Ausbildung steht und man wirklich die Persönlichkeit fördern möchte. Es ist hier zu spüren, dass es ein gemeinsames Ziel in der Ausbildung gibt, dass es unter den Lehrenden einen regen Austausch und ein verbindendes Anliegen gibt, auch wenn die Fachgebiete ganz unterschiedlich sind. Dazu gehört das Gefühl, dass man hier anders Lehre machen kann. Was bedeutet das, eine „andere“ Lehre? Brigitte Scholz Die Studierenden im Master Prozessarchitektur bringen Berufserfahrung mit, ein fertiges Studium. Sie beherrschen ihr „Handwerk“ und wollen jetzt zusätzliche Qualifikationen sammeln. Es geht um eine Kommunikation auf Augenhöhe, darum, in der Prozessarchitektur
8
Inwiefern macht Gemeinschaftsori-
Das Projektmanagement legt den Fokus auf die
entierung Projekte besser?
Steuerung von Projekten. Die ressourcenoptimier-
Brigitte Scholz Man kann nicht sagen besser
te Architektur analysiert den Ort und hinterfragt
oder schlechter, sondern einfach anders. Durch
die Ressourcenoptimierung in den Projekten.
die Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt an
Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich im
der Uni Hannover zu kooperativer Freiraument-
Bereich der gemeinschaftsorientierten Projektent-
wicklung habe ich viele Fallbeispiele kennenge-
wicklung oder ressourcenoptimierten Architektur
lernt, die durch eine bewusste Prozessgestaltung
zu vertiefen.
eine neue Qualität erreicht haben. Außerdem habe ich in meinen zehn Jahren praktischer Arbeit
Welches Resümee ziehen Sie für Ihr
bei der IBA Fürst-Pückler-Land selbst gemein-
erstes Semester?
schaftsorientierte Prozesse gestaltet und Projekte
Brigitte Scholz Es war auf jeden Fall ein reiches
entwickelt. Es geht mir darum, mit diesen Erfah-
Semester, arbeitsreich und reich an neuen Ein-
rungen an dem Themenfeld weiterzuarbeiten.
drücken. Für mich war es der erste neue Jahrgang,
Dabei finde ich die „unmöglichen“ Projekte am
der angefangen hat, ich habe ausgetestet, wie ich
spannendsten, bei denen man nicht weiß, was
hier die richtige Lehrform für mich und meine
man mit diesem Grundstück überhaupt machen
Themen finden kann, und das alles natürlich ver-
soll, wo der richtige Ort für eine neue Idee ist
bunden mit dem Einleben im Rheinland. Ich hof-
oder wie man eine passende Trägerform aufbaut
fe, dass das nächste Semester etwas ruhiger wird
jenseits der ausgetretenen Wege.
und die neuen Eindrücke sich verstetigen und erweitern. Und ich bin gespannt auf die weitere
Um welche Art von Projekten geht es
Entwicklung. Man merkt, dass der Studiengang
dabei konkret?
sehr vielfältig ist und viel Potential hat. Das alles
Brigitte Scholz Ein großes Themenfeld ist
zum Klingen zu bringen, darauf freue ich mich. ■
Prof. Dr. Mathias Wirths Neuer Professor im Bachelor Interview führte Elias Schley // Lehrgebiet Ingenieurwissenschaften „… Lehren bedeutet nicht nur durch
wickelt. Nun bist du bei uns Profes-
Wäre so etwas auch Thema für unse-
Vorlesungen zu lernen, sondern
sor geworden. Kannst du uns zwei
ren Fachbereich?
technische Sachverhalte auch wirk-
oder drei deiner solchen Erlebnisse
Mathias Wirths Gerade das Thema „Nachhaltig-
lich greifbar zu machen“. Deshalb
schildern wie du zu deiner Arbeit als
keit“ könnte auch von der Alanus Hochschule gut
wird im Unterricht von Prof. Dr.-Ing.
Professor gekommen bist?
aufgegriffen werden. Hier wären vor allem die
Mathias Wirths auch tatkräftig
Mathias Wirths Gut, … wenn ich mich auf drei
sozialen Fragen der Nachhaltigkeitsdebatte inter-
gebaut und experimentiert. Seit dem
Dinge beschränken soll… Da ist zunächst die Mit-
essant. Mit einer Kooperation unseres Fachberei-
Herbstsemester 2011 unterrichtet er
arbeit bei Prof. Friedhelm Stein, der in Siegen das
ches mit der GIZ (Gesellschaft für internationale
an unserer Hochschule im Lehrge-
Fach Tragstrukturen lehrte zu nennen. Bei ihm
Zusammenarbeit) zum Thema „Nachhaltige Brü-
biet Ingenieurwissenschaften.
konnte ich „Lehre lernen“ und die Idee zu meiner
cken aus FSC zertifiziertem Tropenholz“ gehen
Doktorarbeit entwickeln, die sich mit Schnittstel-
wir da schon Schritte in diese Richtung.
Lieber Mathias, erzähl mal! Was
len zwischen Architektur und Bauingenieurwe-
fasziniert dich an der Architektur
sen beim Bauen im Bestand beschäftigt und die
Wie wäre es denn mit einer Zusam-
und wieso hast du dich für die Lehre
auch der Frage nachgeht, wie und in welchem
menarbeit zwischen der Universität
entschieden?
Umfang Architekten in den frühen Phasen eines
Siegen und der Alanus Hochschule?
Mathias Wirths Es ist einfach prima eigene Ideen
Projektes sich Kenntnisse über das Tragwerk
Mathias Wirths Ich glaube da sind viele Mög-
umsetzen zu können. Architekten können erleben,
eines Bestandsgebäudes aneignen können. Prof.
lichkeiten der Zusammenarbeit denkbar. Das
wie aus Gedanken Räume werden und können
Stein stellte auch den Kontakt mit Prof. Führer an
geht über mögliche gegenseitige Unterstützung
später durch ihre materialisierten Gedanken
der RWTH Aachen her, der meine Doktorarbeit
der Lehre durch Gastvorträge, über gemeinsame
durchlaufen. Das ist schon toll. Meinen Part als
betreute und mir ermöglichte, in zwei Semestern
Exkursionen, bis hin zu gemeinsamen For-
Hochschullehrer sehe ich darin, dazu beizutra-
Lehrerfahrung an der RWTH zu sammeln.
schungsanträgen. Das Department Architektur
gen, dass ihr lernt oder ausgestattet werdet Ideen
Zum zweiten die Gründung des Interdiszip-
ist in Siegen seit 2010 in der Fakultät Bildung,
tatsächlich zu verwirklichen. Dazu zählt für mich
linären Kompetenzzentrums Altbau (InKA) in
Architektur, Künste angesiedelt. Die Struktur
auch bautechnisches Handwerkszeug, wie z.B. ein
Siegen, dessen Geschäftsführer ich wurde. Hier
ähnelt etwas der der Alanus Hochschule. Da bin
Verständnis über den Kräfteverlauf in Konstruk-
konnte ich viel Erfahrung auf dem Gebiet der
ich allerdings der Meinung, dass dies langsam
tionen.
geometrischen, statischen und bauphysikalischen
wachsen darf und muss.
Erfassung und Analyse von Gebäuden sammeln.
»hier ist ein sehr gutes und intensives Arbeiten möglich.«
Und drittens das eine Jahr Vertretungsprofes-
Was ist für dich wichtig, damit die
sur hier an der Alanus. Hier ist ein sehr gutes und
Studenten einen guten Zugang zur
intensives Arbeiten möglich, was natürlich an der
Architektur bekommen?
kleinen Zahl aber auch an dem hohen Engage-
Mathias Wirths Mir ist vor allem wichtig, dass
ment der Studierenden liegt. Die Lehre macht hier
die Lehre möglichst anschaulich ist, dass man
einfach Spaß.
die technischen Sachverhalte nicht nur über die Vorlesungen, sondern auch über Experimente und
Du arbeitest neben deiner Professur
Modelle selber begreift.
Kannst du uns etwas über deinen
an der Alanus Hochschule noch an
Werdegang erzählen?
der Universität in Siegen. Was sind
Mathias Wirths Werdegang , hm. Ich könnt jetzt
dort deine Aufgaben?
nicht fehlen?
damit anfangen, dass ich in etwas jüngeren Jahren
Mathias Wirths An der Universität Siegen bin
Mathias Wirths Nussecken! ■
begeisterter Legobauer war… aber dann wird
ich im Department Architektur für die Lehre im
das Interview vielleicht ein bisschen lang. Und
Fach Materialkunde zuständig und bin Leiter der
das meiste kann man sowieso auf der Homepage
Materialsammlung.
unseres Fachbereiches nachlesen. Letztendlich ste-
Was darf an einem vollen Studientag
Auch wenn ich die Geschäftsführung des
hen da auch alle wichtigen Bausteine, die in der
InKA nur noch ehrenamtlich ausübe und sich das
Summe dazu geführt haben, dass ich mich um die
Betätigungsfeld des InKA wegen des altersbe-
Professur Ingenieurwissenschaften, insbesondere
dingten Ausscheidens verschiedener beteiligter
Tragwerkslehre und Bauphysik bewerben konnte.
Professoren geändert hat, freue ich mich über eine kürzlich vom DAAD positiv beschiedenen
Es gibt immer besondere Erlebnisse
Förderantrag für eine Alumni Summerschool zum
im Zug der beruflichen Laufbahn, die
Thema „Zukunft menschlich gestalten – Wege zur
dazu führen wohin man sich ent-
Nachhaltigkeit.“
9
Dimi Mido Wimis Die neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter Annett Hillebrand, Falk Wagner, Ramona Wassong Lieblingsding Lieblingbauwe rk
Lieblingsmusik Lieblingsessen
Lieblingsreis eziel
Lieblingskleidungsst端ck
sding ling Lieb Liebling
sba uw e rk
Lieblingsm
usik
Lieblingsessen
Lieblingsreiseziel ngsst端ck Lieblingskleidu
ding Lieblings
Lieblingsbauwerk
Lieblingsmusik
Lieblingsessen Lieblingsreiseziel
ngsst端ck Lieblingkleidu
10
11
Bachelor Projekte
Brückenbau bildhauer + architekten Text: Johannes Hess (Künstlerischer Mitarbeiter / Bildhauerei) + Ramona Wassong (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Architektur) // BA 4.1 Einführung in das Bauen // Prof. Benedikt Stahl in Kooperation mit Prof. Andreas Kienlin // 1. Semester
W
ie bereits im Herbstsemester 2011 fand
stapften über matschige Wiesen, fachsimpelten
zu finden. Wir beobachteten, wie sich in vielen
auch dieses Jahr wieder ein Gemein-
über Mitfahrgelegenheits-Bonus-Systeme mit
Fällen, durch Höhen und Tiefen, Konzepte aus
schaftsprojekt der Fachbereiche Architektur und
Gutscheinen für die Mensa, genossen die herrli-
diesen Gruppenarbeiten entwickelten, die weder
Bildende Kunst - Bildhauerei statt. So trafen sich
che Aussicht und beeindruckende Himmelsze-
Ausdruck Einzelner noch einfache Kompromisse
Andreas Kienlin, Johannes Hess (Fachgebiet Bild-
narien oder wurden einfach nur langsam wach.
waren. Auch die Studierenden entdeckten, dass
hauerei), Benedikt Stahl und Ramona Wassong
Oben angekommen fand man sich umgeben vom
es nicht darum ging, bedingungslos die eigenen
(Fachbereich Architektur) jeden Dienstag Morgen
Alanus-Geist mitten in den staubigen Werkstätten
Idee durchzusetzten, sondern durch Offenheit für
zusammen mit den Studierenden des ersten Se-
und schlammigen Wiesen wieder.
die Entwürfe der Anderen Ergebnisse zu erzielen,
mesters beider Fachbereiche oben am Johannishof
Die Bildhauer hingegen begegneten plötzlich
die mehr sind als man alleine mit einer guten Idee erreicht hätte.
in den Bildhauerateliers zum Brückenbau. Es
völlig neuen Werkzeugen. Wo sonst das Schleifpa-
sollte bei diesem Projekt nicht nur darum gehen
pier lag, fand man dienstags die Rolle Skizzen-
Brücken zu konzipieren und zu entwerfen - es
papier. Statt der Axt lag da ein iPad, statt eines
Kern des Projektes betrachtet werden, und auch
sollten am Ende ganz konkret auch welche gebaut
unförmigen Ton-Klumpens forderte einen an
wenn die Verzweiflung manchmal fast greifbar
werden, in welchem Maßstab würde sich bald
diesem Tag eine Berechnung der Statik und statt
war, haben sich alle sehr gut in dieser Gruppendy-
herausstellen. Der Anreiz war groß, tolle Ideen
Muskelkater gab es da manchmal vielleicht erst
namik gefunden.
zu entwickeln, diese in Modellen darzustellen,
mal Kopfzerbrechen.
zu überprüfen und weiter zu entwickeln, die
Von Beginn an zeigte sich jedoch, dass jeder
Es kann diese Phase in unseren Augen fast als
Auf diesem Wege sind nun fünf genauso unterschiedliche wie spannende Projekte entstan-
Kosten zu kalkulieren und die Projekte schließlich
Einzelne nicht nur in die Fußstapfen eines Archi-
den deren finale Fertigstellung durch den plötz-
bis in die Realisierung voran zu treiben, denn
tekten oder Bildhauers steigt, sondern bis hierhin
lichen Wintereinbruch im Dezember vorerst auf
man benötigt tatsächlich eine Erschließung der
auch bereits seinen ganz eigenen Weg gegangen
den Frühling verlegt werden musste. Mit der
Bildhauerwiese und des dort angrenzenden Skulp-
ist. Die ersten Fundstücke und Ideen waren so
Vorfreude auf ein Folgeprojekt im kommenden
turenpfads über den Siefen.
mannigfaltig, dass es eine spannende Herausfor-
Herbst wird es wohl im März eine Aktionswo-
derung war, aus den diversen technisch-konst-
che geben, zur Fertigstellung der noch offenen
Dienstag eine Veränderung des Alltags dar. Die
ruktiven, märchenhaften, rustikalen, historischen,
Bauabschnitte, zur Präsentation der dann fertigen
Architekten begaben sich den ungewohnten Berg
verspielten, gradlinigen Ansätzen in teils intensi-
Projekte und vor allem für das Richtfest. ■
hinauf, kämpften sich durch stachelige Dornen,
ven Gruppenarbeiten einen gemeinsamen Nenner
Für die Studierenden stellte dies jeden
14
Der Steg „Die vielen Fußwege durch den Schlamm zeigen, dass dieser Ort rege begangen wird, obwohl man Gefahr läuft, dabei nasse Füße und schlammige Schuhe zu bekommen. Aber der Ort verzauberte uns auch mit unerwarteter Stille, so mitten auf dem Campus.“
Nola Bally, Helena Deifuhs, Ingrid Mojica, Leonard Schubert (Bildhauer)
Die Weidenbrücke „... wir verbinden Altes mit Neuem, Lebendes mit Totem, jetzige und kommende Studenten. Ein Projekt, dass sich über Jahre erstreckt bezieht automatisch die verschiedenen Nutzer mit ein und schafft so eine Verbindung zwischen ihnen, die nicht immer offensichtlich sein mag, wohl aber auf unbewusste Weise existiert.“ Christina Köhler (B), Jan Liesche (B), Veronika Lösche (B), Barbara Merz (B), Carolin Eva Wagenblast (B), Katrin Luig (B)
Die Hängebrücke „Die Bäume, zwischen denen das Stahlseil gespannt ist, befinden sich auf beiden Seiten der Balkenkonstruktion, wodurch die spitz zulaufenden Nylonseile beim Durchlaufen wie ein schiefes Dach erst nach links geneigt, in der Mitte gerade und beim Hinaustreten nach rechts geneigt sind.“ Jenny Ackermann, Julia Brügmann, Alexandra Fröschner, Joana Kochems, Bianca Matzek, Michael Schimmel, Magdalena Zöllner, Liz Feinen
Die Stahlbrücke „(…) es war unser Ziel ein Bewusstsein für den Siefen zu schaffen, sodass der Nutzer während des Überquerens die Topografie der Landschaft wahrnimmt. (...) Wir haben deshalb den Links-RechtsSchwung in einen Auf- und Ab-Schwung umgewandelt, wodurch ein Auf- und Abtauchen in den Siefen ermöglicht wird.“ Walter Castillo, Venja Jansen (B), Simon Koolmann, Lars Pohlmann, Sören Seyfarth, Tom Walther
Die Da Vinci Brücke „(...) aus Stämmen wurden Balken, aus Balken wurden Teilstücke und aus Teilstücken wurde eine Brücke, unsere Brücke.“
Thomas Bohne, Anton Evtikhov, Jana Franke, Moritz Grenz, Robin Hengesbach (B), Dimitrije Jovanovic, Leonard Palm, Mona Razum, Ben Wedel
15
16
17
Ideen für Langenlonsheim oder: Wie das dorf der zukunft aussehen könnte Text: Prof. Benedikt Stahl, Hartmut Heintz // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // 2. Semester // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // 6. Semester // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren
W
enn ich heute die Studenten des „Langen-
kennt die Alanus Hochschule über die Zusam-
Wie soll es denn weitergehen?
lonsheimer Projektes“ danach befrage, wo-
menarbeit mit der Hochschul-Caféteria. Durch
Hartmut heintz Gerne möchte ich mir noch
ran sie bei dieser Studienarbeit gerne zurückden-
seine Besuche hier und nach einigen interessanten
einmal alle Wingertshäuschen bei Ihnen in Alfter
ken, so wird sicher auch der 1.Mai 2012 genannt
Vorgesprächen entstand die Idee im Fachbe-
ansehen. Die waren so einzigartig, da fällt es
und davon erzählt, dass wir diesen Tag zu einem
reich Architektur Langenlonsheimer Projekte zu
mir wirklich schwer mich zu entscheiden. (Wir
Ortsbesuch in Langenlonsheim genutzt haben,
behandeln. Die folgende Zusammenfassung eines
vereinbarten dafür ein Wiedersehen für unsere
um die verschiedenen Aufgabenstellungen
Telefoninterviews im Dezember 2012, etwa 3
Blickwechsel-Ausstellung im März 2013)
besser einschätzen zu können. Sowohl die Stu-
Monate nach Präsentation der Studien in Langen-
dienanfänger, die ein kleines Wingertshäuschen
lonsheim, charakterisiert vielleicht am besten das
Und die Städtebauprojekte? Zum
als Wochenendbleibe für Weinbergbesucher
Ergebnis unserer Zusammenarbeit:
Beispiel das „Langenlonsheimer
entwerfen sollten, wie auch die Studierenden
Manifest“ über die Bedeutung der
der höheren Semester, die sich mit der Entwick-
Hallo Herr Heintz, wie geht es Ihnen?
Geschichte …
lung übergeordneter städtebaulicher Konzepte
Ich nehme an, das Vorweihnachts-
Hartmut heintz Ja, allerdings! Ich halte es für eine
beschäftigten, war dieser Aufenthalt sehr prägend
geschäft bringt Sie ganz schön ins
Grundnotwendigkeit und es ist mir persönlich ein
für die daran anknüpfende Atelierarbeit in Alfter.
Schwitzen, oder?
dringendes Anliegen, etwas über seine Herkunft
Auf Einladung des Winzers Hartmut Heintz, dem
Hartmut heintz Oh ja, hallo Herr Stahl, schön von
zu wissen. Nur so gibt es eine feste Basis, einen
Eigentümer des Demeter Weinguts Zwölberich,
Ihnen zu hören. Allerdings, wir haben alle Hände
Standpunkt, von dem aus man sicheren Schrittes
hatten wir die Gelegenheit, genau an dem Ort
voll zu tun und das ist gut so.
in die Zukunft gehen kann.
Zelt aufzuschlagen, an dem eines Tages viel-
Nun, da will ich nicht lange stören,
Wie würden Sie die Zusammenarbeit
leicht einmal das neue Wingertshäuschen stehen
Ihnen aber dennoch gerne ein paar
mit unserer Hochschule beschreiben?
könnte. Mit Fotoapparaten und Skizzenbüchern
Fragen zu unseren Langenlonshei-
Hartmut heintz Spontan kann ich dazu nur sagen,
ausgerüstet gab es ausreichend Gelegenheit, sich
mer Projekten stellen um auf diese
dass mir aufgefallen ist, dass es in der Gruppe ein
in den Ort einzufühlen und eigene Entdeckungen
Weise möglichst authentisch Ihre
ausgesprochen gutes Verhältnis sowohl der Studie-
zu machen – die im Übrigen auch kein „google-
Meinung dazu in unserem nächsten
renden untereinander als auch zu den Begleitern
maps“ ersetzen kann. Besonders in Erinnerung
mag wiedergeben zu können.
und Lehrenden gibt. Der gegenseitige Respekt
bleibt natürlich der gemeinsame Abend am
Hartmut heintz Doch, gerne, so viel Zeit muss
und das Interesse an der Meinung und den Ideen
Lagerfeuer und die Einladung von Herrn Heintz
sein und ich erinnere mich auch weiterhin mit
anderer fördert das Zustandekommen von unge-
zu einer zünftiger Weinprobe mit leckeren Stär-
sehr guten Gedanken an unsere Zusammenarbeit.
wöhnlichen Perspektiven. Es entsteht eine sehr
mitten in den Weinbergen für eine Nacht unser
kungen. Da konnte uns auch kein herannahendes
fruchtbare Mischung aus totaler Denkfreiheit und
Was hat Sie denn besonders beein-
Phantasie mit dem Anliegen, auch die verrücktes-
druckt?
ten Ideenansätze trotzdem auf den Boden zu holen
„schmeckt“, wie er sich anfühlt, riecht, welche
Hartmut heintz Nun ja, da war einiges. Zum
und über konkrete Umsetzungsmöglichkeiten
Ausblicke er bietet, was die Menschen bewegt und
Beispiel das außergewöhnliche Containerhotel an
nachzudenken. Das Architekturstudium an Ihrer
welche Geschichten sie mit sich tragen, das ist
meinem Hof. Das geht mir nicht aus dem Sinn
Hochschule ist in meinen Augen eine hervorra-
beste Grundlagenforschung und führte zu einer
und ich stelle mir immer wieder mal vor, wie es
gende Voraussetzung dazu, in diesen tollen Beruf
Reihe unterschiedlichster Lösungsansätze für
wohl aussehen könnte. Dann natürlich die vielen
zu starten! Ich kann nur jedem der Interesse daran
die verschiedenen Fragestellungen. Es geht dabei
verschiedenen Wingertshäuschen. Ich bin immer
hat, empfehlen sich selbst davon zu überzeugen!
nicht alleine um die Suche nach neuen Formen
noch entschlossen, eines davon zu bauen. Beson-
oder Materialien, effizienteren Nutzungsideen für
ders das mit dem Rebstockmotiv als Fassaden-
Herr Heintz, haben Sie vielen Dank
Ressourcen oder brauchbare Bauwerke, sondern
stützen ist bei mir sehr hängengeblieben. Auch die
für das Gespräch! Ich wünsche Ihnen
vor allem um die Verbindung gesellschaftlicher
vielen Ideen, die Menschen und den Fluss wieder
entspannte Weihnachtstage, alles
Entwicklungsszenarien mit phantasievoll gestal-
näher zusammenbringen haben nicht nur mich
Gute für das neue Jahr und freue
teten Lebensräumen. Neulich noch habe ich mit
beeindruckt …
mich auf Ihren Besuch im März. ■
Maigewitter mehr ängstigen … Auf diese Weise zu erleben, wie ein Ort
Herrn Heintz telefoniert und ihn gefragt, an was er sich in diesem Zusammenhang erinnert und
Wobei der Fluss ja für die Menschen
wie er die weitere Entwicklung sieht. Herr Heintz
in der Vergangenheit oft genug
leitet das familiäre Weingut Zwölberich seit 1979
auch Bedrohung bedeutete...
und ist mit Leib und Seele Winzer. Seit 1993
Hartmut heintz Ja, das schon, aber der Fluss ist
betreibt er seinen Hof als Demeter-Betrieb und
das Leben und das Leben ist alles, Freud und Leid.
18
Ansicht
Wingertshaus - wing Langenlonsheim Georg Kreuer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
S
tellen Sie es sich vor … Ein Gläschen köst-
Umgebung an. Es lädt seine Gäste ein sich in sei-
lichen Wein in der Hand, Sonnenschein im
nem hölzernen Innern wohl zu fühlen und bietet
Gesicht, warmer Wind in den Haaren, strahlend blauer Himmel über, ein paar Freunde um und einen Liegestuhl unter sich! Nach einem langen Tag, einer anstrengenden
Zwei getrennte Räume, jeweils durch einen Holzofen beheizbar, beherbergen einen Schlafraum mit zwölf Betten und einen Aufenthalts-
Wanderung durch die Weinberge oder einer
raum mit Küche und großem Ess- und Gesell-
langen Besprechung, die Natur der wundervollen
schaftstisch.
Landschaft erleben und den Kopf frei bekom-
An dem Kopfende eines jeden Bettes sind
men, die müden Glieder ausruhen oder einfach
kleine Fenster in die Wand eingefügt, um den
die Seele baumeln lassen und den Segel- und
Bewohnern den Blick in die Natur und bei Bedarf
Drachenfliegern zusehen, wie sie ihre lautlosen
Frischluft zu ermöglichen. Alle Fensteröffungen
Kreise über die weich geschwungenen Hügel des
sind klein gestaltet um ungebetene Gäste fernzu-
Nahetals ziehen.
halten, jedoch lassen sich die großen Türen um
Die Sonne hinter den üppig mit saftigen Trau-
180° öffnen um sommers die Grenze zwischen
ben behangenen Reben verschwinden sehen, ein
Innen- und Außenraum aufzuheben. Hinter
knisterndes Feuer machen, die Sterne aufgehen
dem Schlafraum gesellt sich ein weiteres kleines
sehen und das pure, einfache Leben genießen!
Gebäude unter das Dach, in dem eine biologische
Willkommen im Wingerthaus „Wing“ auf dem Weingut Zwölberich in Langenlonsheim!
Schnitt
Toilette und eine Solardusche untergebracht sind. Durch die deutliche Trennung der Räume
Das Wing erinnert durch seine Dachform an
kann sich jeder Gast jederzeit zurückziehen ohne
die Freiheit des Fliegens und schmiegt sich mit
sich an der Geselligkeit anderer stören zu müssen.
seinem leicht gekippten Dach wie ein startender
Grundriss
Schutz, Wärme und Geborgenheit.
So soll ein jeder auf seine Weise ein paar Tage
Drachenflieger an die Hangkante. Sein Äußeres
im Wing genießen können, die sicher wie im
besteht aus Lärchenholz und passt sich mit der
Fluge vergehen und schöne Erinnerungen zurück-
Zeit angenehm den natürlichen Farben seiner
lassen werden. ■
Modellfoto
19
Wingertshaus - Krönchen Langenlonsheim Isabella di Prima // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
D
as Langenlohnsheimer Krönchen ist ein Haus, welches Platz für zwölf Personen bietet. Das
Nötigste für ein angenehmes Wochenende ist geboten, wie Schlafgelegenheiten im OG, eine Küchenzeile im EG, sanitäre Einrichtungen und natürlich auch ein Weinkeller im UG mit einer Verbindung zu einer Terrasse im Hang. Die Form des Hauses orientiert sich vollkommen an ihrer Umgebung. Die Rundung ist aus der Grundstücksrundung entstanden, die zackigen
Grundriss OG
Fensterfronten orientieren sich an den Weinreben und das Dach interpretiert die umgebende Berglandschaft. Allgemein ist das Haus, bezogen auf Licht und Natur, sehr offen gestaltet. Man kann überall nach Außen treten und überall kann Licht in das Haus strömen, sodass nicht dringend Strom benötigt wird. An schönen Sommertagen kann man oben auf dem Grundstück den Tisch heraus stellen, zusammensitzen und sich sonnen. Die Terrasse im Hang bietet einen privaten Schattenplatz mit Zugang von oben und vom Keller aus. Für ein angenehmes und vor allem freundliches Ambiente stehen das gemeinsame „Wohnzimmer“ mit Sofas und einem Kamin sowie natürlich der Weinkeller, in dem Weinproben jederzeit durchgeführt werden können. Den Weinkeller könnte man auch mit Laternen und Kerzen ausstatten. Mit dem Langenlohnsheimer Krönchen wäre eine neue kleine Oase geschaffen. Seinen Namen verdankt das Haus übrigens unserem Herrn Heintz,
Grundriss EG
dem Besitzer des Weingutes, der die Dachlandschaft als Krone interpretierte. ■
Grundriss UG
20
Wingertshaus Langenlonsheim Johanna Schäfer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
M
ein Konzept orientiert sich an der landschaftlichen Umgebung und soll den Reifeprozess der Traube symbolisieren. Ich
möchte eine einmalige Architektur schaffen, die dem Besucher ein begeisterndes Gefühl für die Weinberge ermöglicht und ihn für das Leben der Traube sensibilisiert, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Es ist eine Komposition aus natürlichen Materialien und dem Geiste des Weines. Unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und dem jährlichen Reifezyklus des Weines entsteht die runde Form des Grundrisses, die in vier Bereiche gegliedert ist. Im Osten liegt der für den Frühling repräsentative Teil. Im Frühling wird die Rebe geschnitten und der Boden mit Mineralstoffen angereichert. Dieser Bereich soll dem Besucher die Möglichkeit geben, Mahlzeiten zuzubereiten. Dabei empfinde ich es als wichtig, ein Gespür für die Bedeutsamkeit des Bodens zu erlangen. Der Sommerbereich im Süden symbolisiert besonders die Beziehung zwischen Traube und Klima. Die „geerdeten“ Besucher (der Boden im Haus ist etwa 1,20m tiefer, als der im Außenbereich) erleben einen Raum, der sich in den Himmel erhebt und seine Energie aus der Sonne bezieht, so wie die wachsende Rebe am Rebstock. Auch eine Freundschaft kann an einem geselligen Abend wachsen und positives Klima nutzen. Im Herbst ist Erntezeit und die reifen Trauben hängen an den Reben. Die Besucher gehen zu Bett und können durch die großen Dachfenster über die Landschaft und in den Sternenhimmel schauen. Die Qualität des Weines ist von dem gesamten Klima der Saison, dem Boden und dem Ausbau- und Produktionsverfahren des Winzers abhängig. Der Geschmack des Weines, ebenso wie der Schlaf des Besuchers, ist gelungen, wenn alle Faktoren übereinstimmen. Ein gelungener Abend bringt dann hoffentlich einen fruchtiggehaltvollen Traum, der den Gast in ein wohliges Gefühl hüllt. Im
Modellfoto
Winter ist der Jahreszyklus beendet, der Schnee legt sich über den Weinberg und erweckt ihn erst wieder zum Leben, wenn er schmilzt und mit seinem Wasser die Böden nährt. Die Dachkonstruktion greift das Wechselspiel zwischen Rebe und Acker auf und symbolisiert ebenfalls den Reifezyklus. Anfangs schlummern die Triebe in der Erde, die Äcker und ihre Reben erscheinen weit und leer. Später sprießen sie aus den Böden, blühen grün und voll an den Reben, die landschaftliche Weite verschwindet, die Felder sind dicht bewachsen. Im Herbst hängt sie am Rebstock, die volle, fruchtige Traube und wird geerntet. Ein einmaliges Bild legt sich über die Landschaft und kann durch die Dachfenster besichtigt werden (Fenster ebenfalls wichtig für Belüftung). Durch die circa 20° Dachneigung zur Mitte des Gebäudes („trichterförmig“) ist es möglich, das herunterfallende Regenwasser zu sammeln. Es fließt über die Mitte, das abfallende Winterdach hinunter in einen Auffangbehälter und dient als Dusche und Spülung für die Toilette. Der kleine Kamin in der Mitte des Hauses dient als Heizung und Herd zum Kochen. Durch die Versorgung mit Wasser und Wärme ist das Haus autark und benötigt keine Wasserleitung sowie kein Stromnetz. ■ Grundriss
21
Wingertshaus - haus eines abends Langenlonsheim Peter Baumgardt // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
E
in Haus für einen Abend, eine Nacht, einen
niedrigen Vordach hindurch in das Innere. Die
Tag. Es gibt einen Tisch, einen Kamin, Regen-
große sich öffnende Glastür macht den Innen-
wasser, Matten zum Schlafen. Gerade genug, um
raum durchlässig für die Geräusche von draußen,
sich auf das Wesentliche besinnen zu können, auf
die Gerüche, die Witterung. Der Lehmputz und
die gemeinsame Zeit, die Natur, und den Wein.
die Holzbänke werden von der Sonne erwärmt.
Die fließende Form des Hauses schmiegt sich an
Der Raum öffnet sich nach oben hin, die aufstei-
den Hang des Weinbergs, nimmt den Gast auf
genden Deckenbalken machen ihn groß und weit.
und leitet ihn in ihr Zentrum, über die Wiese,
Folgt man schließlich den Windungen der Wen-
vorbei an Rosmarin und Lavendel, die im Schutze
deltreppe hinauf, auf die obere Empore, gibt ein
des Hauses wachsen, über die Terrasse, unter dem
Glasdach den Blick in den Nachthimmel frei. ■
Ansicht
Schnitt
Grundriss
Wingertshaus - ZWölberich Langenlonsheim Ruben Sommer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
D
Perspektive
as Sommerhaus Zwölberich liegt in einer
Blick auf die Weinberge gemütlich im unteren Teil
Landschaft, die von Weinbergen und sanf-
ausgesucht habe. Der massive Holzüberbau soll
ten Erhebungen geprägt ist. Bei gutem Wetter
den Menschen Schutz vor dem Wetter gewähren.
kann der Blick grenzenlos über die Landschaft
Zugleich bietet er die Möglichkeit, aus der Terras-
schweifen. Mitten in dieser Landschaft liegt das
sentüre zu treten und der Natur zu lauschen, kurz
Sommerhaus, zwischen Weinreben und mit Blick
die Einsamkeit zu geniessen, ohne dabei nass zu
auf Langenlohnsheim. Die Ausrichtung und Auf-
werden. Die Zweiteilung des Hauses bietet sich
teilung des Hauses richtet sich nach der Sonne.
an, um abends auch in grosser Runde zu feiern.
Am Morgen weckt sie mich im Schlafzimmer,
Dadurch, dass die Schlafräume getrennt vom
am Mittag kann ich sie auf der Terrasse mit Son-
Aufenthaltsraum bzw. der Terrasse liegen, können
nensegel geniessen und am Abend kann ich ihr
sich Freunde ungestört und jederzeit zurückzie-
beim Untergang zusehen. Bei schlechtem Wetter
hen und schlafen gehen. Die Architektur des Som-
geniesse ich die Geborgenheit im oberen Teil des
merhauses soll sowohl Raum zur Begegnung mit
Hauses mit einem Glas Zwölberich Spätburgunder
Freunden, als auch zum Entspannen und Genies-
Spätlese aus dem Jahr 2009, den ich mir davor mit
sen schöner Sommertage in der Natur bieten. ■
22
Grundriss
Wingerthaus Langenlonsheim Uwe Hugendick // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester
H
och über Langenlonsheim, inmitten der
dament und Keller des Wingerthauses. Die dicken
tion des Wingerthauses als Raum für Feste und
Rebstöcke am Osthang des Saukopfes, liegt
Mauern sorgen auch in heißen Sommern für ein
Begegnungen. Insgesamt zwölf Schlafplätze sind
ein Stück Brachland auf einer ca. 750 qm großen
kühles Weinlager. Ein Fahrweg vor der südlichen
als Doppelliegen nach dem „Pullmannprinzip“
Terrasse. Von hier hat man einen weiten Blick in
Mauer ermöglicht die Anfahrt zum Keller, sodass
an der Nordwand platzsparend untergebracht.
das Nahetal und hinüber auf die Hügel. Hier steht
auch schwere Fässer und sperrige Güter einfach
Hinter den Liegen ist ausreichend Stauraum für
das Wingerthaus.
eingelagert werden können.
persönliches Gepäck und Schlafsäcke. Die fünf
Das Pultdach ist leicht in Längsrichtung
raumhohen Fenster in der Südfassade geben den
nien den waagrechten Spanndrähten der Rebstö-
geneigt. Nur der Teil über dem Hauptraum und
Blick frei auf Langenlonsheim und das Nahetal.
cke. Starke Eichenpfosten tragen das leicht geneig-
einem breiten Streifen als Schlagregenschutz ist
te Pultdach. Sie greifen das Motiv der vertikalen
abgedichtet. Die gesamte Fläche ist es jedoch mit
und bietet fast soviel Platz wie der Hauptraum.
Stützen der Reben auf. Eichen- und Fichtenholz,
einer Fichtenlattung bedeckt. Diese Dachfassade
In der Mitte kann in einer Eisenschale ein Feuer
wie es seit Jahrhunderten für die Herstellung der
dient sowohl als Sonnenschutz über der großen
entzündet werden. Der Rauch entweicht über eine
Weinfässer und die Rebpfosten verwendet wird,
Terrasse als auch als Sichtfassade für Beobachter
Öffnung in der Dachfassade.
ist das vorherrschende Baumaterial.
auf den höherliegenden Hängen im Norden und
Das einfache Gebäude folgt in seinen Hauptli-
Das Grundstück wird auf der Hangseite von zwei massiven Stützmauern aus heimischen
Westen. Der einzige Raum wird beherrscht von einem
Die große Terrasse schwebt über dem Hang
Die großen Schiebeläden vor den Fenstern können als Windschutz an allen drei offenen Seiten der Terrasse platziert werden. Damit kann
Bruchsteinen abgefangen. Unter dem Wingert-
großen Eichentisch, bequemen Stühlen und
die Nutzungszeit für die Terrasse bis in den späten
haus laufen die Mauern parallel und bilden Fun-
Bänken. Der Tisch symbolisiert die Hauptfunk-
Herbst verlängert werden. ■
Grundriss
Schnitt
23
Manifest für Langenlonsheim Florian Komescher + thomas postma // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester
V
ergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen im Städtebau
Ganz im Gegenteil: Es soll dazu beitragen, den
eine entscheidende Rolle. Die Vergangenheit lässt sich durch
Blick eines jeden Einwohners zu schärfen für das,
die vorhandene Bebauung erahnen, jedoch nicht wirklich fassen;
was wir Städtebau nennen, um dann aus Verant-
vom gegenwärtigen Zustand werden wir jeden Tag Zeuge. Die
wortung für die Zukunft ein Mitgestalter der Stadt
Zukunft der Stadt jedoch liegt offen vor uns und wir können Mitge-
zu werden. Städtebau ist und bleibt ein kollektiver
stalter an ihr sein.
Akt, der nicht selbstverständlich ist und der nur
Um unsere Augen für die Stadt wirklich zu öffnen – und dazu wurden wir im Städtebaumodul aufgefordert – entsteht Schritt für Schritt ein immer nuancierterer Blick für das Vorhandene. Es ist
gelingen kann, wenn er von der Gemeinschaft gewollt ist! Für das Sichtbarmachen der heutigen Situa-
nötig, dass wir als Stadtplaner daraus Erkenntnisse ziehen, um dann
tion in Langenlonsheim – und dies betrifft auch
begründete Vorschläge für die Zukunft der Stadt entwickeln zu
andere Orte – betrachteten wir in dieser Arbeit
können.
die Felder Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft.
Wir schrieben in jenem Semester das Langenlonsheimer Mani-
Früher waren die Sphären der Ökologie, Ökono-
fest. Das in und für Langenlonsheim errungene Fundament in die-
mie und Gesellschaft fest verbunden. Es herrschte
sem Projekt bestand in der Kristallisation von vielerlei Erkenntnis-
eine gewisse Harmonie. Durch die Emanzipierung
sen, die zu begründeten Maßnahmen führten. Beim Fortschreiten
in den verschiedenen Bereichen entstand bis
der Entwurfsarbeit wurden die notwendigen Maßnahmen immer
heute ein Ungleichgewicht. Um diese drei Gebiete
klarer.
wieder in ein gesundes Verhältnis zueinander zu
Das Manifest impliziert, dass wir nicht beim Nachvollziehen der Erkenntnisse und den daraus resultierenden Vorschlägen verharren.
24
bringen, formulierten wir das Langenlonsheimer Manifest. ■
Nahe als Naht Langenlonsheim Stephan tibo tapsoba + David ZIAi // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester
U
nser Hauptaugenmerk richten wir auf die offensichtliche
verkostung … Die Ansiedelung von anderen stadtkerntypischen
Trennung des Ortes in den industriellen Teil im Osten und
Nutzungen entlang des Flusslaufs im Ort könnte in Kombination
den historischen Teil im Westen. Diese beiden Segmente sind durch
mit den schwimmenden Inseln eine vollständige Revitalisierung des
eine breite Bahntrasse voneinander getrennt. Es gibt über etwa zwei
Ortes bewirken und ihn für Besucher und Bewohner gleichermaßen
Kilometer nur eine einzige Möglichkeit, diese Schneise zu überque-
attraktiv machen.
ren. Der Ort ist zwar idyllisch zwischen Weinbergen und dem Fluss
Wenn man von einem Wachstum Langenlonsheims durch die
nahe gelegen, jedoch finden diese beiden Elemente kaum in den Ort
gewonnene Attraktivität ausgeht, benötigt man dafür Raum und
hinein.
Fläche. Die neu entstandene Halbinsel südlich des Industriegebiets
Wenn wir in unserem Szenario von einer hundertjährigen Ent-
ist dafür zweifellos der exklusivste Ort. Es ist schwer zu sagen, wie
wicklung ausgehen, ist denkbar, dass die Eisenbahn als Transport-
man in 100 Jahren bauen wird. Jedoch bewähren sich wenige kom-
mittel ausgedient haben und die riesigen Flächen der Bahntrasse im
pakte Baukörper im Gegensatz zu vielen alleinstehenden Bauten
Ortskern frei werden.
durch ihr günstigeres A/V-Verhältnis, die einfacher zu realisierende
Es bietet sich daher an, die Nahe an den Berührungspunkten mit der Bahntrasse nördlich und südlich des Ortes in diese einzuleiten.
Infrastruktur und die bessere Möglichkeit zur Ressourcenunabhängigkeit durch lokale Umsetzung von Energie und Abfällen.
So fließt ein Teil des Flusses direkt zwischen den beiden so scharf
Der Fluss, die Nahe, der vielen regionalen Weinen seinen Na-
getrennten Ortsteilen hindurch. Der gesamte Uferbereich, vorher
men verleiht, fließt im Grunde am Ort vorbei. Es gibt keinerlei ein-
belastete und kaum nutzbare Fläche durch den Bahnverkehr,
fach zugängliche Berührungspunkte. Um an das Ufer zu gelangen,
erhält dadurch eine enorme Aufwertung. Um die Überquerung an
muss man vom Ortskern aus erst das unwirtliche Industriegebiet
verschiedenen Stellen möglich zu machen und nicht zu viel Fläche
durchqueren. Danach folgt ein mühsamer Marsch durch sumpfige
an das Wasser zu verlieren, könnte der Fluss im Ortsinneren mit
Felder, bis man schließlich das idyllische Naheufer erreicht. Diese
schwimmenden Inseln bevölkert werden, die mit Brücken das
Idylle ist es, die dem Ortskern fehlt. Es ist daher naheliegend, wenn
Festland verbinden. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser Inseln sind
auch waghalsig, eben diesen Fluss durch den Ortskern umzuleiten.
mannigfaltig: Kulturelle Nutzungen wie z.B. Boule spielen, Theater,
Daraus würde aus der Nahe eine Naht entstehen, die die beiden
Freiluftkino, Urban Gardening, spirituelle Stätten/ Kapellen oder
getrennten Ortsteile zusammenfügt und Langenlonsheim als ganzes
gastronomische Nutzungen wie z.B. Cafés, Beach Bars, Wein-
eine neue Mitte schenkt. ■
Blick über Langenlonsheim
Perspektiven
25
Naheweinmeile Langenlonsheim Jan Henning eggers + ina willemsen // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester Während des ersten Besuchs unserer Studen-
zu erkunden. Der bisher herrschende Durch-
tengruppe im Dorf Langenlonsheim fiel uns
gangsverkehr wird über die schon bestehende
auf, dass auf der Naheweinstraße neben den
Umgehungsstraße umgeleitet, die durch das
schönen Weingütern viele unattraktive Nutzungen
Industriegebiet Langenlonsheims verläuft. Die
angesiedelt sind, sowie dass die stark befahrene
Straßen um die Naheweinflaniermeile bleiben
Straße wenig einladend wirkt und auch nur wenig
weiterhin für die Anwohner erreichbar. Der Alt-
Parkmöglichkeiten für eine Ortsbesichtigung
stadtkern mit vielen baufälligen, alten Fachwerk-
bietet. Die Häuserfassaden wirken abweisend
häusern wird saniert und neuem Wohnen zur
und verschließen sich zur Straße hin. Fußgänger
Verfügung gestellt. Neben der Kernberuhigung
haben wir an der Naheweinstraße nur sehr wenige
werden auch die Aufenthaltsqualitäten Langen-
getroffen. Es ist eindeutig, dass die Straße lediglich
lonsheims verbessert und wieder richtige Plätze
dem schnellen Autoverkehr dient und von den
geschaffen, an denen sich die Ortsbewohner zu
Menschen gemieden wird.
den verschiedensten Feierlichkeiten, Märkten
Um den beschriebenen Zuständen radikal
oder freizeitbedingt versammeln und begegnen
entgegen zu wirken, wird die Naheweinstraße im
können. Diese zwei Hauptplätze liegen von den
Kernbereich des Ortes komplett beruhigt und für
Boardingpoints jeweils einige Meter in Richtung
Autos unpassierbar gemacht (ausgenommen Not-
Ortskern entfernt.
fälle und Zulieferungen). Der beruhigte Bereich
Ziel der von uns formulierten Maßnahmen
erstreckt sich vom Bahnhof im Norden bis hinter
ist es, die Lebensqualität für die Bewohner zu
die evangelische Kirche zum Rathaus im Süden
steigern und Langenlonsheim sowohl für den
(ca. 850m, 12 Gehminuten). An den Enden des
Lokal- als auch den Weintourismus attraktiver zu
beruhigten Bereiches liegen die Boardingpoints,
gestalten. Es soll ein charakteristisches, anspre-
die ein „Verkehrsumschlagplatz“ sind, an dem
chendes Ortsbild entstehen, welches für die
man auf ein (Elektro-)Fahrrad oder die eigenen
Zukunft bewahrt und gepflegt wird.
Füße umsteigen kann, um die Naheweinmeile
Platz 1
26
Lebendig – Lebenswert – Lalo! ■
Lageplan
Szenario: Wohngebiet
Szenario: Gestaltungskatalog
Szenario: Kernberuhigung
Szenario: Grüne Meile
Szenario: Kulturstraße
Szenario: Wasser
Grundriss Straße
Platz 2
27
weinmeile Langenlonsheim Luisa Blug + Dominique Buchmaier // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester
L
angenlonsheim liegt in Rheinland-Pfalz. Das Straßendorf
hat sich nun seit fast 20 Jahren mit seiner Kompetenz im biologi-
Langenlonsheim zieht sich wie an einer Perlenkette an der
schen und biologisch-dynamischen Weinbau durchgesetzt. Bei der
Naheweinstraße entlang, wo das Zentrum durch den historischen
Umgestaltung dieses Hofes wird ein besonderes Augenmerk auf die
Dorfkern gebildet wird.
Qualität und das uneingeschränkte Wohlbefinden der Gäste und
Im Westen liegt die Gemeinde auf dem Rücken von Weinbergen,
Besucher gelegt. In unserem städtebaulichen Entwurf haben wir das
welche das Erscheinungsbild des Ortes in Kombination mit den
Wohnhaus durch einen Erweiterungsbau ergänzt und räumlich von
unzähligen Weingütern prägen.
dem öffentlichen Bereich getrennt. Das Wohnhaus wird von dem
Anhand verschiedener Gesichtspunkte für ein städtebauliches Entwurfsprojekt in dem Weinort Langenlonsheim, unterteilt in drei Phasen, haben wir uns dem Projekt genähert. Die erste Phase
bestehenden Baumbestand umschlossen und erhält dadurch eine Abgeschiedenheit vom öffentlichen Bereich. Der öffentliche Bereich wird im Zentrum durch einen Platz cha-
beinhaltet die Analyse spezifischer Bereiche des Ortes. Im zweiten
rakterisiert. Dieser Platz wird im Norden und Osten von Bestands-
Schritt, aufbauend auf der Analyse, konzipierten wir Entwick-
hallen gefasst. Im Süden befindet sich die Produktionshalle mit dem
lungsszenarien mit realistischen sowie utopischen Gedanken, um
Schulungsraum. Am Kopf des Gebäudes sind die Verwaltung und
Möglichkeiten für zukünftige Projekte aufzuzeigen. Der letzte
der Verkauf angesiedelt, welche den Hauptzugang zum Hof markie-
Schritt vertieft Ideen der Entwicklungsszenarien und konkretisiert
ren. Der Schulungsraum bietet Möglichkeiten das Wissen rund um
die selbst gewählten Themenschwerpunkte.
das Thema Wein zu erleben und zu erweitern. Am nordwestlichen
Der Wein kennzeichnet das gesamte Gebiet an der Nahe, besonders Langenlonsheim, das für qualitativ hochwertigen Wein bekannt ist. Viele Weingüter im Ort wie auch auf den Hängen der
Rand des Hofes ist das Gästehaus, bestehend aus 78 Containern, angesiedelt. Mit unserem städtebaulichen Entwurf schaffen wir in Anleh-
Weinberge prägen das Bild und verleihen dem Ort, besonders dem
nung an die Weingüter im historischen Ortskern eine angenehme
historischen Ortskern, seine idyllische Atmosphäre.
Atmosphäre. Die Trennung von privatem und öffentlichem Bereich
Die dritte Phase umfasst die Umgestaltung des Weinguts Im
trägt zur Klarheit des Projektes bei. Durch die Anordnung der
Zwölberich, welches sich am westlichen Rand des Ortes am unteren
neuen Hallen inklusive Gästehaus entsteht der Innenhof, der Platz
Hang der Weinberge befindet. Das Weingut Im Zwölberich ist ein
für unterschiedlichste Veranstaltungen und Aktivitäten bietet und
Familienbetrieb mit einer seit 1711 bestehenden Tradition und
somit den Gästen das Gut des Ortes, den Wein, erleben lässt. ■
Entwicklungsszenarien
28
Isometrie
Lageplan
Kindergarten Bornheim Text: Prof. Marek Nowak + Peter Baumgardt // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester
A
us der Zeitung erfuhren wir, dass Born-
Lage in Bornheim, was die Umstellung für Kinder, Eltern, Personal
heims größter städtischer Kindergarten, der
und gewachsene Kooperationspartner im Sozialraum vereinfacht.
zurzeit im ehemaligen Cellitinnen - Kloster an
Bezüglich des Grundstücks ist auch der inklusive Auftrag der
der Secundastraße untergebracht ist, ein neues
Kindertageseinrichtung zu berücksichtigten und größtmögliche
Zuhause sucht. Als Bauplatz wurde von der Stadt
Barrierefreiheit zu gewährleisten. Dies soll nicht nur den direk-
der südliche Bereich des stadteigenen Grund-
ten, barrierefreien Zugang zur Kindertageseinrichtung und deren
stücks zwischen Rilkestraße, Bonner Straße und
Räumlichkeiten betreffen, sondern auch eine größtmögliche Barrie-
Kartäuserstraße ausgewählt, der momentan als
refreiheit im Sozialraum/Umfeld der Kindertageseinrichtung bein-
Liegewiese des HallenFreizeitBades Bornheim
halten (gute Zufahrtswege, Erreichbarkeit mit ÖPNV, barrierefreies
genutzt wird. Aus einem gemeinsamen Gespräch
Holen und Bringen von „Integrativkindern“ und Kleinkindern, gute
mit Stadtverantwortlichen erfuhren wir mehr
Erreichbarkeit mit Kinderwagen etc.).
über die Hintergründe und Bedingungen des
Neben der Standortfrage waren auch die pädagogischen
Umzugs und das konkrete Raumprogramm.
Gegebenheiten zu berücksichtigen. Durch eine Literaturrecherche
Aufgabe der Semesterarbeit war dement-
zum Thema verschafften wir uns einen Überblick zur historischen
sprechend die Entwicklung eines Gebäudekon-
Entwicklung des Kindergartens, den damit verbundenen pädago-
zeptes für eine sechsgruppige Kita für etwa 115
gischen Entwicklungen und daraus resultierenden Ansprüchen
Kinder zwischen null und sechs Jahren, das den
an die Architektur. In diesem Zusammenhang recherchierten wir
städtebaulichen Gegebenheiten des Ortes und den
außerdem aktuelle Architektur für Kindertageseinrichtungen.
gestellten inhaltlichen, funktionalen und archi-
Da bei der Gestaltung das pädagogische Konzept der bereits
tektonischen Ansprüchen entspricht. Besonderes
bestehenden Kita in der Secundastraße einbezogen werden sollte,
Augenmerk lag dabei auf der Wechselwirkung
besuchten wir an einem Vormittag den Kindergarten und sprachen
zwischen Entwurf, Funktion und gestaltgebender
mit der Leiterin und den Erzieherinnen. Allerdings musste beim
Konstruktion. Aus den Vorgaben des Landschafts-
Neubau auch auf langfristige Flexibilität geachtet werden. Mit
verbandes Rheinland ergibt sich ein Flächen-
einem Wandel der Kindertageseinrichtungen (weitere Öffnung für
bedarf von ca. 1.150 m² Nutzfläche. Bei einem
Familien nach dem Konzept der Familienzentren, Verzahnung von
ebenerdigen, barrierefreien Gebäude wird mit den
Kindertageseinrichtung und Grundschule etc.) werden zunehmend
erforderlichen Außenanlagen eine Fläche von ca.
Räume für Begegnungen und Kooperationen sowie therapeutische
3.500 m² benötigt.
Angebote benötigt. Insbesondere bei neu zu planenden Kinderta-
In einer ersten Phase kam es darauf an, die Bedingungen, die Prägung und den Charak-
geseinrichtungen sind diese Überlegungen einzubeziehen. Der Außenbereich muss für die weite Altersspanne der Kinder
ter des Ortes zu analysieren, um diese in den
aller Entwicklungsabschnitte und die unterschiedlichen Bedürf-
städtebaulichen Entwurf und die Gestaltung der
nisse vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulassen. Dabei sollte bei
Kita einzubeziehen. Der Standort Bonner Straße/
der Gestaltung auf den momentanen naturbelassenen Zustand des
Rilkestraße liegt in unmittelbarer Nähe der bishe-
Grundstückes, von dem wir uns bei einer Grundstücksbegehung
rigen Einrichtung Secundastraße und in zentraler
überzeugen konnten, Rücksicht genommen werden.
30
Sonnenstrahl Kindergarten
Lageplan
Georg Kreuer // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester
D
er Neubau des Kindergartens befindet sich
Gebäudes und wirkt, dank des Glasdaches, wie
auf der ehemaligen Freibadwiese der Stadt
ein Atrium, um welches sich alle anderen Räume
Bornheim. Das gesamte Gelände ist verkehrsbe-
in einer orthogonalen Dorfstruktur anordnen.
ruhigt und wird von einem bewaldeten Wall und
Durch die Raumhöhe von 3,5m wird dem Dach
einem kleinen Bach umgeben.
die Schwere genommen und der angenehme Ein-
Kinder lernen Denken. Kinder lernen Han-
druck von Freiraum bleibt auch bei vollem Betrieb
deln. Kinder lernen Gesellschaft. Kinder lernen
erhalten. Durch die deckenhohen Glasfassaden
Liebe. Kinder lernen Erinnern. Kinder lernen
strömt Licht ins Innere.
Recht. Kinder lernen Unrecht. Kinder lernen
Das begrünte Dach wölbt sich an verschiede-
Verzeihen. Kinder lernen Leben... Kinder lernen
nen Stellen auf und lässt durch unterschiedlich
spielerisch!
große Oberlichter Licht ins Innere. Von außen
All das und vieles mehr geschieht in diesem
funkeln die Glasfelder in der Sonne wie Kristalle
Gebäude. Darum soll es Schutz und Geborgenheit
im Gestein. Bei Dunkelheit erstrahlt aus ihnen
bieten, aber auch herausfordern und anregen. Es
das wohlig warme Licht der Innenbeleuchtung. Je
soll ruhig und ordentlich sein, aber auch Unruhe
nach Tageszeit und Sonnenstand verändert sich
und Getobe beherbergen. Es soll ein Ort sein, an
das Licht im Innenraum und die Kinder können
dem Kinder Kinder sein dürfen und Erwachsene
in den wandernden Sonnenstrahlen spielen. Die
Erwachsene.
Außenwände sind im unteren Bereich dicker
Das einstöckige Gebäude gliedert sich in sechs
ausgebildet und dienen als Sitzplatz „im“ Fenster,
Gruppenräume und bietet 115 Kindern Platz.
auf dem in Bilderbüchern gestöbert oder ein
Zu jedem Gruppenraum gehören jeweils ein
Unwetter bestaunt werden darf. Die Fenster der
Neben-, ein Ruhe- und ein Abstellraum sowie ein
Gruppen- und Nebenräume orientieren sich nach
Sanitärbereich. Des Weiteren gibt es eine Küche,
Ost, Süd und West. Die Nordseite ist weitgehend
ein Personal-WC mit Dusche, ein Büro, einen Per-
geschlossen. Die Fassaden sind frontal mit einer
sonal-, einen Wirtschafts- und einen Geräteraum.
vertikalen Lärchenholzschalung versehen und
Mittig im Gebäude befindet sich der durch zwei
seitlich weiß verputzt, wodurch sie sich je nach
Sitzstufen abgesenkte Mehrzweckraum, welcher
Standpunkt des Betrachters verändern.
durch schwere, schallschluckende Vorhänge
Außenperspektive
Innenperspektive
Ein besonderes Haus, welches Phantasie und
abgetrennt werden kann, oder geöffnet Teil des
Visionen Raum bietet, für phantasievolle Visio-
großzügigen Foyers ist. Er bildet das Zentrum des
näre von Morgen - unsere Kinder! ■
Isometrie
31
Der Bauklotz im bauklotz Kindergarten Julia Schlösser // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester
D
as Neubauprojekt der Kindertagesstätte in Bornheim soll auf einem Teil der Bornheimer Freibadwiese realisiert werden. Die
Kindertagesstätte ist im spitz zulaufenden Teil des Grundstücks geplant. Der Eingang befindet sich nach Nord-Westen zur Erschließungsstraße hin gerichtet, die Frei- und Spielfläche entgegengesetzt nach Süd-Osten. Vorteile dieser Lage bringen die eingeschränkte Einsicht des Grundstücks durch Außenstehende sowie die natürliche Eingrenzung der Freifläche durch natürliche Gegebenheiten. Kind-Sein, Kindergarten-Architektur, Formfindung: Erste Assoziationen, die mir bei diesen Begriffen in den Sinn kommen, sind der Bauklotz spielerisch lernen, als Kind bereits ein Gefühl für Formen und Gestaltung bekommen. Auf diesem Gedanken baut sich der Entwurf auf. Der Bauklotz im Bauklotz Grundlage ist die streng geometrische und durch die Vorstellung einer Betonkonstruktion auch massive und statische Kiste. Im Innern dieses statischen Konstrukts spiegelt sich das Kinderzimmer und das Spielerische wider. Wie
Modellfoto
hereingeworfene Würfel bilden kleine bunte Kisten den Innenraum. Ein verglaster Innenhof betont die geometrische Gliederung des Grundrisses und macht die Aufteilung in zwei identische Riegel deutlich. Zudem belichtet dieser die Gänge sowie den Eingangsund Gemeinschaftsbereich. Die Betonfassade wirkt sehr nüchtern. Aufgebrochen wird diese durch eine bewegte Lochfassade und vollverglaste Flächen. Die Gruppenräume sind alle nach einem Prinzip gestaltet. Es gibt Hauptraum, Nebenraum, Ruheraum, Abstellraum, Pflegebereich und WC. Die drei großen Räume (Hauptraum, Nebenraum, Ruheraum) sind orthogonal zur Außenhülle angeordnet. Der Abstellraum und das WC bilden die Würfel, welche verdreht sind und in die Gruppenräume hineinragen. Die Eingänge in die Gruppenräume befinden sich jeweils zwischen zwei Würfeln. Zwei große Würfel durchbrechen die Betonkiste und lockern die geschlossene Fassade nach außen hin auf. Diese Würfel bilden den Mehrzweckraum und den Personalbereich. ■
Lageplan
32
Grundriss
Ansicht
Ansicht
Wiesengrund Kindergarten Peter Baumgardt // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester
D
ie Lage und der bogenförmige Grundriss
dargestellt sind die Gruppen- und Nebenräume
der Kita bewirken eine Abschottung zur
sowie der ihnen zugeordnete Abstellraum und die
Straße und eine Öffnung Richtung Osten, wo ein
Toiletten für die Kinder. Die Erschließung erfolgt
Grünstreifen und ein Bach das Gelände abschlie-
über eine zentrale, zweigeschossige Halle mit
ßen. Durch die großen Fensterflächen auf der
Treppe und Aufzug, die ebenfalls als Aufenthalts-
Ostseite gelangt die Morgensonne in die Räume,
bereich für Kinder und Eltern ausgelegt ist und
die geschlossene Westseite schützt vor Lärm.
zwei lange Flure, die zu den Gruppenräumen
Gleichzeitig wird ein großzügiger, geschützter Au-
führen. Außerdem gibt es eine Außentreppe an
ßenbereich geschaffen. Der Grundriss folgt einer
der Südseite des Gebäudes, über die die Kinder
klaren Aufteilung: Im zentralen Bereich (hellblau)
aus den oberen Gruppenräumen das Außenge-
befinden sich die Funktions- und Personalräume:
lände erreichen. Aus den Gruppenräumen führen
Im 1. OG die Räume für Leitung und Personal,
Türen sowohl im EG als auch im OG auf einen
im EG der Eingangsbereich mit Kinderwagen-
überdachten Gang. Im OG schließt dieser an eine
abstellplatz, die Küche, die Personaltoiletten und
große Terrasse an, die ebenfalls als Außenspielflä-
der Mehrzweckraum sowie im Keller der Raum
che genutzt werden kann. ■
für die Haustechnik und zwei Lagerräume. Gelb
Grundriss
33
Ein Bericht Vertiefung: Innenraum Text: Peter Baumgardt + Georg Kreuer // BA 5.2 Vertiefung: Innenraum // Prof. Benedikt stahl // 3. Semester
A
rbeitswelten. So lautete ein Semesterthema des zweiten Jahres.
Vorlesung mit den Studierenden der Betriebswirt-
Innerhalb dieses Seminares war es Aufgabe, einen Arbeits-
schaftslehre und wir sahen den Film „work hard
raum der Hochschule zu analysieren und nach funktionalen und
play hard“, in dem es um moderne Arbeitswelten
gestalterischen Aspekten neu zu entwerfen. Dieses Projekt sollte
geht.
und konnte natürlich kein Studium der Innenarchitektur ersetzen,
Exkursionen In Detmold besuchten wir Prof.
vielmehr hat es unser Bewusstsein für den Innenraum geschärft und
Eva Filter und ihre Masterstudierenden in der
uns mit vielen neuen Fragestellungen konfrontiert, welche wir im
Hochschule für Architektur und Innenarchitektur.
Verlauf des Semesters zu beantworten versuchten. Dabei entstand
Wir erfuhren viel über Baumaterialien, Farben-
eine Reihe verschiedenartiger Entwurfskonzepte zur Gestaltung
und Formensprache und deren Wirkung auf den
unserer Ateliers sowie weiterer Arbeitsräume für die Hochschule.
Innenraum. Es war interessant zu erleben, mit
Zu den Gästen Es fanden auch Vorlesungen von Gastdozenten statt und wir machten mehrere Ausflüge. Zu uns kam Frau
welchen Aufgaben sich Innenarchitekten auseinandersetzen.
Orths von Vitra. Sie erzählte vom Wandel der Arbeitswelten, von
Außerdem besuchten wir die Dutch Design
weltweiten „Megatrends“, von der Globalisierung, Digitalisierung,
Week in Eindhoven, die größte Designmesse der
der Wissensökonomie und dem „war for talents“. Vitras Antwort
Niederlande, auf welcher sich Künstler, Designer
auf diese Bedrohungen sind Möbel. Besondere Möbel in besonde-
und Firmen präsentieren und welche sich über die
ren Räumen. Dafür sorg(t)en Design-Ikonen wie Ray Eames und
ganze Stadt verteilt. Es gab dort viele interessante
Ettore Sottsass oder die Londoner Innenarchitektin Sevil Peach.
Ausstellungen, Kunstprojekte und Verkaufshallen.
Der Möbelhersteller aus Weill am Rhein ist dabei auf dem Weg zur „designbasierten Unternehmensberatung”. Vitra bietet nicht nur die passende Inneneinrichtung, sondern eine Organisationsanalyse und Mitarbeiterworkshops, ein umfassendes Konzept zur Raumplanung, dessen Organisation und Umsetzung und ein begleitendes Coaching des Unternehmens nach der Neugestaltung. Vitras ständig weiterentwickeltes Konzept des „Citizen-Office“ versteht Arbeitsräume als Lebensräume. Das Ideal besteht „im offenen Patchwork von differenzierten Arbeitsplatztypen und Raumangeboten [...], dessen Module sich jeder Benutzer seinen Bedürfnissen entsprechend aneignen kann.“ Diese Entwicklung vom in starren Hierarchien erstickenden „organization man“ zum „freien Büro-Citizen“ im „atmenden Büro“ geht von einem Angestellten aus, der sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, der einen naturlichen Willen zur Selbsttransformation mitbringt, zur Entwicklung seiner eigenen Talente und Fähigkeiten und welcher Freude bei der selbstbestimmten Gestaltung seiner Umwelt empfindet. Diese Entwicklung weg vom standardisierten Großraumbüro hin zum „kreativen Raumgeflecht“ kann als Fortschritt im Sinne der Mitarbeiter und der Unternehmensinteressen verstanden werden. Sie fühlen sich in anregend gestalteten Räumen wohler, sind motivierter, arbeiten länger, kommunizieren mehr, sind innovativer und kreativer. Hinter der verlockenden Metaphorik des „atmenden Büros“ tut sich aber eine zweite Perspektive auf: Innenarchitektur ist für ein Unternehmen ein effizientes Werkzeug des Humankapital-Managements geworden. Anders ausgedrückt: Der „freie Büro-Citizen“ ist im Zweifelsfall nur solange frei, wie es dem Profit des Unternehmens dient. Des Weiteren empfingen wir einen Spezialisten für Trockenbau, welcher über die Möglichkeiten und Eigenschaften von Gipskarton im Innenausbau berichtete. Und wir nahmen an einem Werktag des Werkbundes Teil und präsentierten und diskutierten mit den Teilnehmern unsere Arbeiten. Außerdem gab es eine gemeinsame
34
Ein spannendes Semester, das Lust auf mehr macht …
Uwe Hugendick - Atelier im Schwung
Julia Schlรถsser - Atelier der Kunsttherapie
Peter Baumgardt - Das Atelier als Arbeitswelt
Georg Kreuer - Werkstatt
35
Lageplan des Landguts Bleijendijk
Die Erde bringt uns den Himmel näher Neues Wohnen und Arbeiten auf Bleijendijk Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester
E
in Landgut mitten in den Niederlanden. Dort
renaturiert wird. Wasserwirtschaft ist ein bedeu-
leben können und eine Wohngruppe für sieben
verläuft auch die A2, Nord-Süd-Achse im
tender Bestandteil von Bleijendijk und auch für
besondere Menschen. Die Familien werden die
Autobahnnetz. Sie plagt das Landgut mit Lärm.
Hyco Verhaagen, der als Landschaftsarchitekt
Kontraste zwischen dem Landgut und den nahen
Die Ausgleichsmaßnahmen waren ein Anfang
das Projekt schon zwanzig Jahre begleitet. Wasser
Städten Vught und s’Hertogenbosch überbrücken
zur Einfriedung des weitläufigen Gutes. Weite
und Wald holen viele Tiere auf das Landgut – und
helfen, die Wohngruppe kann sozialökologischen
Teile der zwei Kilometer langen Flanke stehen
Kinder aus den umliegenden Schulen. Erstaunt
Gartenbau zeigen: Neben Früchten der Erde auch
immer noch offen. Es gibt drei Bauernhöfe auf
sehen sie: Die meisten Tiere leben frei, Kühe sind
Früchte der Gemeinschaft.
dem Gelände, eine florierende Gärtnerei, ein
nicht lila, Möhren kommen zuerst aus dem Acker
Seminarhäuschen und ein graziles Herrenhaus aus
und nicht aus dem Kühlregal. Die Arbeit am
Semester greifen die Geschichte von Bleijendijk
der Zeit der Hugenotten. Auch die wunderbaren
Boden war dem BleijendijkTeam immer wichtig:
auf und erzählen ein neues Kapitel über die Kulti-
Buchen und Eichen stammen aus dieser Zeit. Sie
Die Erde bringt uns dem Himmel näher. Und die
vierung der Zivilisation. Der Verkehrsstrom kann
stehen im Wald und im Park zwischen den Höfen.
Gemeinschaftsbildung. Für beide Vorgänge hat
nun neugierige Menschen vorbeibringen, die den
das Landgut ein riesiges Potential. Dazu gehört
baulichen Signalen von Bleijendijk folgen, das
Grenze bildet, so findet das Gelände sein Ende
die Ansiedlungsfläche für Wohnhäuser ganz
Projekt besuchen und leckere Möhren oder ein
im Osten am kanalisierten Esche-Strom, der
im Norden. Etwa neun Familien werden dort
paar frische Seminarstunden mitnehmen. ■
So wie der Verkehrsstrom im Westen die
36
Vorliegende Studienarbeiten aus dem vierten
Wohnbau-Projekt Bleijendijk Avila Dietrich // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester
D
as Wohnbau-Projekt Bleijendijk soll Familien
auszugrenzen noch eine systematische Reihung zu
die Gemeinschaft zu integrieren. Die Ausrichtung
verschiedenster Größen aus unterschiedli-
schaffen. Die Gruppe für betreutes Wohnen von
der Häuser soll die bestehende Bebauung mit dem
chen Lebenssituationen ansprechen, die auf der
Autisten äußerte schon vor Beginn der Planun-
Neuen in Verbindung bzw. Beziehung bringen.
Suche nach Wohnen in der Natur und in der
gen den Wunsch nach einem Wohnkomplex.
Ausgerichtet sind die Häuser in Richtung der
Gemeinschaft sind. Durch die freistehenden
Dieser befindet sich am Ende der einen Achse
bereits bestehenden Gebäude des Landguts, um
Häuser und die dazugehörigen Gärten ist eine
und bildet gleichzeitig aber auch den Mittelpunkt
diese mit einer Blickbeziehung zu verbinden.
Privatsphäre gegeben. Die gemeinschaftlichen
beider Achsen. Eine bewusste Entscheidung um
Gärten bieten Platz für Begegnungen und Gesell-
Menschen die dem Autismusspektrum zuzuord-
geglichenheit und innere Ruhe auf dem Land in
schaft. Die Häuser sind in ihren unterschiedlichen
nen sind, die notwendige Ruhe und Rückzugs-
netter Gemeinschaft von Menschen aller Art zu
Größen durchmischt verteilt, um weder jemanden
möglichkeit zu bieten und sie andererseits voll in
finden. ■
Wohnen auf Bleijendijk bedeutet, die Aus-
Modellfotos
Lageplan
37
Lageplan
Wohnbau Bleijendijk Julian Meissner + Sonja Siewert // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // DiplomanDen
D
as Bebauungsfeld liegt auf dem niederlän-
ruhigen Seite des Landgutes, wohin gegen die Fas-
Osten auch in Ausnahmefällen durch Fahrzeuge
dischen Landgut Bleijendijk und befindet
sade in Richtung Autobahn durch seine doppelte
zu erreichen. Die Parkplätze für die Bewohner
sich unmittelbar an der vielbefahrenden A2. Die
Glasfassade eine Art Rückenbildung beabsichtigt.
befinden sich am nördlichen Rand des Walls.
Planung einer Wohnsiedlung für Familien sowie
Die Glasfassade zum Innenhof ermöglicht die
Zudem sind Rad- und Fußwege sowie an den
ein Standort für ein Gemeinschaftswohnhaus
Kommunikation zur Außenwelt. Die an der Fassa-
See angrenzende Gärten für die Bewohner Teil
für Autisten stellte unsere Aufgabe dar. Zudem
de angebrachten Lamellen gewährleisten dennoch
unserer Konzeptidee. Die einheitliche Dachhaut
sollte eine geeignete Lösung für einen Lärmschutz
eine gewisse Intimität. Eine zusätzlich geplante
der Gebäude ist mit Holzschindeln bedeckt.
gefunden werden. Wir entschieden uns für ein
Orangerie soll den Bewohnern einen gemein-
geschlossenes Siedlungsbild. Zudem sollen die
samen Ort zum Verweilen geben. Die gesamte
Entwurf gut in die umliegende Natur ein und
Autisten Teil dieser Wohngemeinschaft sein und
Siedlung ist durch einen See umschlossen und
verleiht der Siedlung einen „Dorfcharakter.” Für
unmittelbar neben den Familienwohnungen
über fünf unterschiedlich große Steege erreichbar.
den Lärmschutz haben wir uns für eine Gabionen-
leben. Die U-Form der Siedung öffnet sich zur
Durch befestigte Wege ist der Hauptzugang im
wand entschieden. ■
Durch das verwendete Material fügt sich der
7,75
8,20
0,00 -1,20 -2,20
-5,20
Schnitte
38
Isometrien
Modellfotos
Grundrisse
Ansichten
39
Lageplan
Wohnen auf Bleijendijk Moritz kasulke // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester
D
as Landgut Bleijendijk ist ein 115 Hektar gro-
Das Wohnen auf Bleijendijk soll im Einklang
ßes privates Anwesen am Rande von Vught
mit der Natur und der Philosophie des Land-
/ Niederlande. Es besteht aus einer prachtvollen
gutes stattfinden. Um dem Anwesen gerecht zu
Naturkulisse aus Bäumen, Sträuchern, Gewässern,
werden, wird ein großer See angelegt, an dem sich
Feuchtwiesen und einer reichhaltigen Tierwelt.
die Einfamilienhäuser und das Wohnheim für
Seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts
Autisten ansiedeln. Über den künstlich angelegten
ist es im Besitz von Anneke Teulings, welche sich
See erhält jeder Bewohner einen wunderschönen
zum Ziel nahm, das Landgut als Werkstatt für
Panoramablick auf das Landgut. Zudem leistet das
die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins
Gewässer einen positiven Lärmausgleich zur stark
in Bezug auf die Erde herzurichten. Das gesamte
befahrenen A2. Alle Häuser sind mit dem Land-
Anwesen wird ökologisch geführt. Auf Bleijendijk
gut über einen Steg verbunden. Der Steg bildet
existieren ein Bio-Bauernhof und eine biologisch-
zusätzlich neuen Raum für soziale Kontakte.
dynamische Gärtnerei. Zudem finden hier Workshops und Tagungen statt. Das Baufeld liegt unmittelbar an der Autobahn
Die dort entstehenden zweigeschossigen Häuser weisen allesamt ein begrüntes Tonnendach, auf welches sich zur Autobahn hin neigt, um zu-
A2 und der Landstraße nach Sint-Michielsgestel.
sätzlich ein verbesserten Lärmschutz zu gewähr-
Der daraus resultierende Verkehrslärm für das
leisten. Alle Häuser sind mit modernster Technik
Gelände ist enorm und muss durch Lärmschutz-
ausgestattet und bieten einer mehrköpfigen Fami-
maßnahmen reduziert werden. Hierfür wird der
lie genügend Platz und Komfort. Richtung Süden
das Baufeld umfassende vorhandene Wall erhöht
öffnen sich die Häuser gen Landgut mit einem
und mit Lärmschutzwänden aus Gabionen verse-
wundervollen Blick über den künstlich angelegten
hen. Im Norden des malerisch-idyllisch gelegenen
See. Zusätzlich zum Steg bietet eine großflächige
Landgutes sollen neun Einfamilienhäuser und
Terrasse genügend Privatsphäre, um die idyllische
eine Wohngemeinschaft für Autisten entstehen.
Landschaft in vollen Züge zu genießen. ■
40
Schnitt
Grundriss EG
Grundriss OG
Wohnen auf Bleijendijk Ido de Baat + Elias Schley // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester
I
m Mittelalter schützten sich die Bewohner eines
dem kann gezeigt werden, dass die Menschen,
liegen die Wohnbereiche. Das Projekt soll zu ei-
Dorfes mit hohen Steinmauern vor Feinden.
die in ihnen wohnen, nicht alle gleich sind. Die
nem stimmigen Organismus werden, ein Beispiel
Die Wohnsiedlung auf Bleijendijk schützt sich mit
einzelnen Module können nach vorne und hinten
hierfür ist der angelegte Wald. Dieser trennt die
einer massiven Mauer vor dem Lärm der Autos.
springen. Es gibt die Möglichkeit, diese unter-
Wohnsiedlung und die Autobahn auf natürliche
Die einzelnen Häuser sind Teil der Mauer und
schiedlich breit zu gestalten, so dass man die Häu-
Weise. Er bildet einen breiten Gürtel, dämpft
haben in die Breite orientierte Grundrisse, damit
ser nach seinen Bedürfnissen größer oder kleiner
den Lärm zwar nur minimal ab, doch er versucht
hinter der Mauer die Wohn- und Schlafräume
bauen kann. Jedes Haus zeigt seine Individualität
den Bewohnern das Gefühl zu geben, weiter von
so wenig Lärm wie möglich abbekommen und
und ist trotzdem Teil der Gemeinschaft. Zwei
der Autobahn entfernt zu sein. Der Wald ist ein
die privaten Gärten im Lärmschatten sind. Im
große Wände, die sich durch die ganze Siedlung
effektiver Sauerstoffproduzent und filtert den
Siedlungsbild sind alle Häuser durch die Mauer
ziehen bilden das Gerüst für die Wohnungen.
von den Autos entstandenen Feinstaub, damit
miteinander verbunden, was das Gemeinschafts-
Zwischen diesen, noch im etwas lauteren Bereich,
die Siedlung bewohnbarer wird und Obst und
bild unterstützt. Zudem ist die Mauer Teil des
sind Nebennutzungen vorhanden. Im vorderen
Gemüse essbar sind. Gleichzeitig ist der Wald aber
Energiekonzeptes. Die spitzen Satteldächer
Bereich, der nun durch die beiden Wände und
auch zur Energiegewinnung gedacht und Teil des
ergeben zusammen ein einheitliches Bild. Trotz-
den Zwischenraum vor dem Lärm geschützt ist,
Energiekonzeptes. ■
Perspektive
Lageplan
Grundriss EG
Ansicht
Ansicht
41
Entdecken - erproben - entwickeln Konstruktives Projekt Text: Prof. Dr. Mathias Wirths // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // 4. Semester
K
onstruktives Lernen und konstruktives Handeln sind wichtige Bestandteile des
didaktischen Prinzips des Moduls 4.5. Hierbei bezieht sich „konstruktiv“ zwar zunächst auf die bautechnische Bedeutung dieses Adjektivs, darf aber auch gerne in den Synonymen „einfallsreich, fruchtbar, schöpferisch dienlich“ verstanden werden. In Vorlesungen und Übungen werden Informationen zu unterschiedlichen Tragsystemen wie Scheiben, Platten, Seiltragwerken, Bögen, Rahmen, unterspannten Trägern, Membrankonstruktionen uvm. vermittelt. In dieser Phase der Wissensvermittlung wird das eigene „konstruktive“ Handeln in Form von Experimenten und Übungen mit einbezogen.
Experimentelle Ermittlung horizontaler Auflagerreaktionen bei Rahmenkonstruktionen
Besonders zu erwähnen ist eine Übung zur Errichtung einer Fußgängerbrücke. Hierbei wurde ein heißes Eisen in Form von kaltem (Bauzeit November!) Holz angefasst: Das Bauen mit FSC-zertifiziertem Tropenholz. Neben den Fragen zur Tragfähigkeit verschiedener Konstruktionsweisen wurden hier auch Aspekte zur ökologischen Nachhaltigkeit diskutiert. Die Lehre im Fach „Konstruktives Entwerfen“ wurde hierbei durch eine Materialspende und einen Vortrag zum Thema „Nachhaltige Nutzung von Tropenhölzern“ von der GIZ unterstützt (zur GIZ s. nebenstehenden Artikel). Es wurde ein belastbares Teilmodel einer Fußgängerbrücke von den Studierenden geplant und gebaut. Die Auswirkungen von Kräften in einer Konstruktion konnte so hautnah miterlebt werden. Im Sommer 2013 soll die Brücke 1:1 in weiten Teilen in Eigenleistung errichtet werden. Auch
Schokolast
Erproben von leichten Faltwerken
dieses Projekt wird wieder großzügig durch die GIZ gefördert. Planerisch umgesetzt wurden Erkenntnisse aus den Vorlesungen und Übungen mit der Bearbeitung der Entwurfsaufgabe „KRAFTzentrale.“ (Fortsetzung s. Seite 44)
Studien zu räumlichen Fachwerken und Rosten
42
Entwicklung eines „tragfähigen“ Modells aus Uchi Torrado, einem sehr harten Holz mit hoher Dichte und guter Wetterbeständigkeit
G
IZ. Der Gesellschaftszweck der GIZ ist die Förderung der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung
und der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ unterstützt die Bundesregierung bei der Erreichung ihrer entwicklungspolitischen Ziele und kann darüber hinaus auch Maßnahmen der sonstigen internationalen Zusammenarbeit im Auftrag der Bundesregierung durchführen. Die GIZ arbeitet verstärkt in Bereichen wie Klimaschutz, Sicherheit, Handel, Finanzmarktstabilität und Migration. Neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) beauftragen in zunehmendem Maße auch andere Bundesressorts und weitere Auftraggeber wie ausländische Regierungen, multilaterale Institutionen und private Unternehmen die GIZ. Die Erweiterung des Gesellschaftszwecks ermöglicht es der GIZ, ihre Arbeit im Inland sowie für EU-Mitgliedsstaaten und Schwellenländer auszuweiten. „Die GIZ ist in mehr als 130 Ländern weltweit aktiv. In Deutschland ist das Unternehmen in nahezu allen Bundesländern präsent. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Bonn und Eschborn. Weltweit hat die GIZ mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – etwa 70 Prozent von ihnen sind als nationales Personal vor Ort beschäftigt. Hinzu kommen rund 1.000 Entwicklungshelferinnen und -helfer, die für die GIZ im Einsatz sind.” Quellen: http://www.giz.de/de/downloads/giz2011-de-akzente01-internationale-zusammenarbeit.pdf http://www.giz.de/de/ueber_die_giz/1689.html ■
43
(Fortsetzung von Seite 42) Hierbei handelt es sich um die Konzipierung einer neuen Dachkonstruktion für die ehemalige Elektrozentrale der Glashütte Gerresheim. Die Situation dieses Gebäudes stellt sich wie folgt dar: Der erste Bauabschnitt der Elektrozentrale der Glashütte in Düsseldorf-Gerresheim stammt aus dem Jahr 1906, eine Erweiterung erfolgte im Jahr 1923. Das denkmalgeschützte Gebäude ist ein wichtiger bauhistorischer Zeitzeuge von Aufstieg und Verfall des ehemals größten Glaswerkes in Europa. Der an einen Sakralbau erinnernde Baukörper weist hohe architektonische Qualität auf. Der von den meisten Einbauten freigeräumte Innenraum legt eine Nachnutzung als Veranstaltungsgebäude für Theater-, Tanz-, Film- oder Musikveranstaltung nahe. Der derzeitige bauliche Zustand des Gebäudes gibt aufgrund zahlreicher Bauschäden Grund zur Besorgnis. Die Dachkonstruktion ist beschädigt, Folgeschäden durch eindringende Feuchtigkeit sind bereits festzustellen. Es wurde folgende Aufgabenstellung entwickelt: Für die ehe-
Ansicht Turm
malige Kraftzentrale ist eine neue Dachkonstruktion zu entwerfen und bis zur Konstruktionsreife zu planen. Das Gebäude soll für Trendsportarten sowie für Theater- Musik- oder Tanzveranstaltungen zur Verfügung stehen. Die gestalterischen und raumprägenden Eigenschaften der Dachkonstruktion sind hierbei ebenso zu berücksichtigen wie die technisch-konstruktiven Anforderungen an ein multifunktionales Dachtragwerk. Die Plausibilität der Konstruktion hinsichtlich des Kräfteverlaufes ist zu belegen, bauphysikalische Gesichtspunkte (insbesondere Wärmeschutz, Schallschutz, Feuchteschutz) sind baukonstruktiv zu behandeln. ■
Rückansicht
Schnit B-B
44
Schnit A-A
Ansicht Süd
Schnitt
Grundriss Resultate des Faches BA 2.2 BAUAUFNAHME aus dem Sommersemester 2012. Mit Hilfe eines 3D Laserscanners, Verfahren zur Bildentzerrung und händischer Aufmaßmethoden wurde die Geometrie des Gebäudes erfasst
45
Alte Hütte mit neuem Hut Gerresheim Avila Dietrich // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. Dr. Mathias Wirths // 4. Semester
U
m das spannende Gebäude möglichst so
beherbergt. Der Verbindungsgang zwischen den
dem First zu folgen, ist es notwendig, das Dach
zu belassen, wie wir es vorfinden, schlage
zwei Gebäuden wird auf eine Ebene gebracht und
anzuheben, so dass sich ringsum ein Glasband
verbreitert.
aus Milchglas befindet, auf welchem das Dach zu
ich mit meinem Entwurf eine freie Nutzung der Räumlichkeiten vor. So könnten hier in
Um dem Gebäude seinen eigenen Charme zu
liegen scheint. So soll das Dach wie ein neuer Hut
multifunktionalen Räumen Theater, Konzerte,
lassen, scheint mir ein Glasdach am passendsten.
den Kopf, die Erinnerung an die Geschichte der
Ausstellungen, Tanz, Kino usw. veranstaltet wer-
Der Gedanke an einen alten Industriebau, in dem
Elektrozentrale, das Gebäude schützen.
den. Einen festgelegten Platz für die Bühne oder
auch an Sommertagen gerne Kulturelles erlebt
ähnliches soll es nicht geben, so dass z.B. auch im
wird, bringt mich auf die Idee, das Glasdach so zu
Glasflächen wird durch einen Stromabnehmer
ganz kleinen Rahmen im 1.OG gespielt oder bei
konstruieren, dass es in Teilen zu öffnen ist. Ne-
im Schiebeflügel ermöglicht. Zwischen zwei
einer großen Veranstaltung das ganze Gebäude
ben dem Glasdach soll auch dessen Konstruktion
Polonceau-Trägern befinden sich in der Horizon-
genutzt werden könnte. An die Kranbahn aus
mit Polonceau-Trägern aus Stahl die industrielle
talen jeweils zwei Glasfensterflächen, von denen
alten Zeiten kann eine Bühne gehängt werden,
Note unterstreichen und die Materialien, die
eine auf die andere gefahren werden kann. So ist
welche im Raum ganz variabel nutzbar ist.
den Ort prägen aufgreifen. Das „Neue“ soll aber
also jede zweite Glasfläche zu öffnen. Betrachtet
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt nicht, wie
auch Neues mit sich bringen und nicht nur Altes
man beide Seiten des Daches, so sind die Glasflä-
zur Zeit, über den „Südeingang“(dieser bleibt als
aufgreifen. So ist der Verlauf des Firstes ein neuer,
chen nördlich und südlich des Firstes immer im
barrierefreier Eingang und Notausgang beste-
der nun in einer Flucht und Höhe verläuft und
Versatz, im Wechsel aufzuschieben. ■
hen), sondern über das Kesselhaus, welches ein
die zwei Gebäudeteile „unter ein Dach“ bringt.
Café, Empfang, Kasse, Garderobe und Toiletten
Um die Dachneigung beizubehalten und damit
Die Bewegung der Rollen und somit die der
Ansichten
Details
46
Glashütte Gerresheim
Perspektive
Moritz Kasulke // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester
D
ie Gerresheimer Glashütte gehörte einst zu den größten Glas-
abgerissen. Erhalten bleiben der Glasturm, das Kesselhaus und die
werken der Welt. Ihr Logo, dass gekrönte „G“ zierte europaweit
Elektrozentrale. Im Rahmen des Moduls „Konstruktives Entwer-
Flaschen und Konservengläser. Das ehemalige Stammwerk war
fen“ soll das Dach der ehemaligen Elektrozentrale neu entworfen
im sogenannten „Glasmacherviertel“ in Düsseldorf Gerresheim
und geplant werden. Die alte Elektrozentrale wird im Rahmen der
angesiedelt. Nach 141 Jahren am Ort, stellte das Werk 2005 die Pro-
nachhaltigen Stadtentwicklung die zukünftige großflächige Park-
duktion ein. Im Sinne der nachhaltigen Stadtentwicklung plant die
anlage flankieren. Die exponentiell wachsende Lage verschafft dem
Stadt Düsseldorf hier ein neues Stadtviertel, welches 800 – 900 neue
denkmalgeschützen Gebäude eine überaus wichtige Bedeutung.
Wohneinheiten und Grünflächen mit sich bringen wird. Auf einer
Im Rahmen der Sanierung wird das Gebäude kernsaniert und
Fläche von 300.000 m² wird sich das künftige Glasmacherviertel
mit einer neuen Dachkonstruktion aus Stahl versehen, welche mit
Düsseldorfs erstrecken, wovon 68.000 m² als Freifläche geplant sind.
drei markant wirkenden Sheddach-Verglasungen auf sich aufmerk-
Ein erster städtebaulicher Masterplan zeichnet sich durch ein
sam macht. Als Zeitzeuge des Industriestandortes Gerresheim
robustes und stabiles städtebauliches Grundgerüst aus. Der zentrale
wird das Gebäude weiterhin im Charme der Industriearchitektur
Park und die Renaturierung der Düssel bilden einen hochwertigen
gehalten.
städtischen Freiraum für die angrenzenden Nutzungen aus. Wohn-
Ein filigranes Stahl-Dachtragwerk aus neuartig geformten
und Gewerbebaufelder sowie die Integration von denkmalgeschütz-
Polonceau-Trägern sowie die neue Dachform mit drei Reitern des
ten Bestandsgebäuden sind in standortgerechter Körnung um
mit Aluminium-Stehfalz gedecktem Dach, erinnern an vergangene
den zentralen Park verteilt. Die alte Glasproduktionsstätte wurde
Zeiten der Industrialisierung und verleihen dem neu entstehenden
2009 bis auf Ausnahme von drei denkmalgeschützten Gebäuden
Glasmacherviertel sein neues altes Wahrzeichen zurück. ■
Ansichten
47
Impuls der zeit Gerresheim Frauke zahl // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester
M
ein Ziel bei der Dachkonstruktion ist es,
ruktionen mit großer Spannweite. Polonceuas Konstruktionsprinzip
das Material Glas, in Gedenken an die
definiert die Dachsparren durch Druckstab und Zugband als „un-
ehemalige Nutzung der Glashütte, ganz in den
terspannte Träger“. Ein entscheidender Vorteil dieser Konstruktion
Vordergrund zu stellen und das Thema Glas
ist, dass die Träger keinen Seitenschub auf die Wände bewirken.
zum Leitmotiv zu machen. Daraus entstanden
Verbundglasrohre Als Druckstab des Polonceau-Tragwerks
ist die Idee eines Daches, bei dem nicht nur die
fungieren Verbundglasrohre. Sie verfügen in ihrer runden, axial-
Deckung, sondern auch das Tragwerk aus Glas
symmetrischen Form über optimale statische Eigenschaften. Sie
besteht und eindrucksvoll zeigen soll, was mit
können ohne Probleme mit mindestens 400 N/mm² axialem Druck
diesem Material möglich ist.
belastet werden. Verbundglasrohre bestehen aus einem innen-
Durch die Verwendung von Glasbalken als
liegenden Kernrohr, das mittels eines speziellen Klebeverfahrens
Dachkonstruktion wird eine vollkommene Trans-
dauerhaft mit einem Schutzrohr verbunden ist. Der Verbund beider
parenz des Daches erreicht. Die Glasbalken bilden
Rohre, bei dem das innere trägt und das äußere schützt, stellt eine
als Haupt- und Querträger Leitern, die durch
Einheit dar, die über sicherheitsglasähnliche Eigenschaften verfügt.
Klemmplatten aus Edelstahl in den Knotenpunk-
Zugbeanspruchungen nimmt ein hydraulisch vorgespanntes
ten miteinander verbunden sind. Dadurch können
Spannseil auf. Die hohe Leistungsfähigkeit eines Verbundglasrohres
die Module nicht kippen und es wird verhindert,
wird nicht allein von der Verbundwirkung im Normalquerschnitt
dass bei Beschädigung eines Elements angrenzen-
des Profils bestimmt, erst in Verbindung mit einem speziellen End-
de Felder in Mitleidenschaft gezogen werden.
bauteil kann die ernorme Leistungsfähigkeit als Systembauteil voll
Die Hauptträger sind in Satteldachform aus-
enfaltet werden. Es besteht prinzipiell aus drei Hauptbaugruppen:
gebildet und zusätzlich als Polonceau-Tragwerk
einer Basisplatte, einem die Kräfte bündelnden Zentrierstück und
dreifach unterspannt und in Reihung angeordnet.
einem vorzugsweise gelenkig ausgebildeten Schnittstellenbolzen für
Das Polonceau-Tragwerk ist ein nach ihrem Erfin-
den Anschluss an das Bauwerk oder andere Bauteile. Die maximale
der benanntes Bindersystem für Tragwerkkonst-
Herstellungslänge solche Rohre liegt derzeit bei 4100 mm. ■
Grundriss
Schnitt
Ansichten
48
Ansichten
Grundriss
Detail
Glashütte Gerresheim
Dachkonstruktion
Elias Schley // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester
W
eil die Glashütte in einem eher schlechten
und Zug funktionieren. Das Dach hat neben der
sondern auch einen natürlichen warmen Raum
Zustand ist, wird zur Erhaltung und zum
Schutz- und Nutzungsfunktion auch die Aufgabe
zu schaffen. Wie beim alten Dach sind für die
Schutz des Denkmals ein neues Dach geplant.
die etwas alten und brüchigen Wände zu unter-
Raumbelüftung große Dachhauben am Giebel
Das Dach wird sich an dem vorhandenen Bild
stützen. Mit dem Hauptmaterial Stahl erinnert
aufgesetzt. Diese können mechanisch geöffnet
des Gebäudes und des Daches orientieren, aber in
die Konstruktion an die Industrielandschaft des
werden, damit die warme Luft aus den Räumen
neuer Form die Konstruktion nach außen sichtbar
Rheingebietes. Der Dachaufbau besteht aus an-
weichen kann.
machen. Die Glashütte hat zur Nordseite eine
einander liegenden U-Stahlträgern die das Dach
beeindruckende Erscheinung. Mit dem neuen
stützen. Die symmetrische Fachwerkkonstruktion
funktioniert, in welchem Konzerte, Theater und
Dach, welches sich in Richtung Süden eröffnet,
wiederum hält die Träger in der nötigen Stabilität
Tanz stattfinden können. Ein neues kulturelles
möchte ich auch auf der gegenüberliegenden
und Neigung. Die Konstruktion, bestehend aus
Zentrum am Rande der Stadt Düsseldorf könnte
Seite ein prägnantes und neues Bild setzten. Das
Zugseilen und Druckstäben, hält die Dach- und
somit die Lage architektonisch, sozial und kultu-
Dach zeigt bewusst die filigrane aber eindeutige
mit ihnen die Wind- und Schneelasten.
rell aufwerten. Das Dach und die Raumstruktur
Konstruktion. Diese besteht aus Fachwerkträgern und Zugspannsystemen, welche durch Druck
Die im Inneren sichtbare Decke ist aus Holz, um nicht nur für die nötige Dämmung zu sorgen,
Die Nutzung wird zu einem Auditorium um-
sind in Bezug zu dieser Nutzung geplant und berücksichtigen den Bestand. ■
49
das Wesen der Gebäudetypologie Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // BA 5.3 Vertiefung: gebäudetypologie // 5. Semester
D
er Ordnungstick gehört zum Wesen der Gebäudetypologie. Sie sucht Unterschiede,
sortiert Gleiches zu Gleichem und definiert dann Kriterien zur sinnvollen Ordnung von Merkmalen. Sie orientiert sich dafür an Objekten der Natur, am Formenreichtum pflanzlicher Blattformen, an der Diversität von Tierskeletten oder an der Funktionsvarianz ihrer Details, etwa an den verschiedenen Schnabelformen der sogenannten Darwinfinken, die auf den Galapagosinseln, dem unterschiedlichen Nahrungsangebot folgend, kneifzangenförmige Schnäbel zum Knacken von Kernen oder pinzettenförmige für die Jagd von Insekten in Kakteenblüten hervorgebracht haben sollen. Die Typologie liebt morphologische Überraschungen und staunt gerne, wenn sich auch im Seehund unter der pelzigen Decke vier voll ausgebildete Gliedmaßen und Pfoten entdecken lassen, oder wenn der Flughund seine lederartige Flugmembran aus der offensichtlich betonten Fingerung entwickelt. Goethe, der als Naturwissenschaftler den Begriff der Morphologie 1796 fasste (parallel geprägt 1800 durch den deutschen Anatomen und Physiologen Karl Friedrich Burdach), beobachtete den Zusammenhang zwischen den gestaltbildenden Kräften im ersten Entwurf seiner allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie:
» Das Wasser schwellt die Körper, die es umgibt, berührt, in die es mehr oder weniger hineindringt, entschieden auf. So wird der Rumpf des Fisches, besonders das Fleisch desselben aufgeschwellt, nach den Gesetzen des Elements. Nun muß nach den Gesetzen des organischen Typus auf diese Aufschwellung des Rumpfes das Zusammenziehen der Extremitäten oder Hilfsorgane folgen, ohne was noch weiter für Bestimmungen der übrigen Organe daraus entstehen, die sich später zeigen werden. Die Luft, indem sie das Wasser in sich aufnimmt, trocknet aus. Der Typus also, der sich in der Luft entwickelt, wird, je reiner, je weniger feucht sie ist, desto trockener inwendig werden, und es wird ein mehr oder weniger magerer Vogel entstehen, dessen Fleisch und Knochengerippe reichlich zu bekleiden, dessen Hilfsorgane hinlänglich zu versorgen für die bildende Kraft noch Stoff genug übrig bleibt. Was bei dem Fische auf das Fleisch gewandt wird, bleibt hier für die Federn übrig.« Das Gestaltungspotential, das für den Seehund im Kontext Wasser auf Fleisch und Speckschicht verwendet wird, wird für den Flughund auf luftig-leichtes Flächentragwerk der hautbespannten Fingerspannten eingesetzt. Das klingt nach einer Art Energiebegrenzungsgesetz für den Aufwand bei der Ausgestaltung eines Typus. Und tatsächlich hat Goethe so eine Art ressourcensparendes Grundgesetz für schöpferische Vorgänge im Blick:
50
» Um nun jene Idee eines haushälterischen Gebens und Nehmens anschaulich zu machen, führen wir einige Beispiele an. Die Schlange steht in der Organisation weit oben. Sie hat ein entschiedenes Haupt, mit einem vollkommenen Hilfsorgan, einer vorne verbundenen unteren Kinnlade. Allein ihr Körper ist gleichsam unendlich, und er kann es deswegen sein, weil er weder Materie noch Kraft auf Hilfsorgane zu verwenden hat. Sobald nun diese in einer andern Bildung hervortreten, wie zum Beispiel bei der Eidechse nur kurze Arme und Füße hervorgebracht werden, so muss die unbedingte Länge sogleich sich zusammenziehen und ein kürzerer Körper stattfinden. Die langen Beine des Frosches nötigen den Körper dieser Kreatur in eine sehr kurze Form, und die ungestaltete Kröte ist nach ebendiesem Gesetze in die Breite gezogen. « Die Gliederung von Beinen bezahlt der Salaman-
von Gesichtern (Fassaden), Säulenfüßen, von
Funktion, Kontext, Materialangebot, Kon-
der gegenüber der Schlange mit Körperlänge. Der
Säulenköpfen (Kapitell) und von Treppenaugen,
struktion und Spirit. Schulungsgrundlage hierfür
Frosch bezahlt Sprungkraft der Hinterbeine mit
so stützt sich die Gebäudetypologie auf Begriffe
ist die Metamorphosenlehre im plastischen
dem vollständigen Verzicht auf eine Fortsetzung
aus dem Bereich des Lebendigen und spricht von
Gestalten, die uns präzise Fantasie ermöglicht und
des Rückgrades als Schwanz. Ein Vogel, der schön
Gebäuderücken, von Kopfbauten, von Gebäu-
Zugang zu einer lebendigen Typolgie des Werden-
singt, kann nicht auch noch bunt und groß sein
deflügeln oder Gebäuderippen und von Gelenk-
den, die sich befreit vom Ordnungstick des Ge-
oder ein toller Flieger.
oder Fingerbauten. Sie ergänzt diese Terminologie
wordenen, der Goethe ärgerte. Er sparte nicht mit
Der Eisenbahnzug beschränkt sich auf das
mit Begriffen der Kultur und charakterisiert gefie-
Wissenschaftskritik: Wir machen uns irre mit den
monotone Prinzip der Waggonaddition, dafür
derte Baukörper als Kammstruktur, punktsymme-
Vergleichen unzähliger Teile, wenn wir nicht das
kann er sehr lang sein. Ähnlich ein Hochhaus. Ein
trische als Sternstruktur und so weiter.
Potential einbeziehen, aus dem alle Erscheinungen
Opernhaus zeigt besondere Formen und Farben
So lässt sich im Studium früh ein Reper-
kommen, das im Unsichtbaren liegt, und an dem
und spendet damit der Stadtkultur Identität.
toire für Grundformen der Massenverteilung
sich alles misst, was sich in der eingeschränkten
Dafür verbraucht es, wie die Königin im Bienen-
vermitteln und auch die Notwendigkeit, sie zur
Welt des Sichtbaren manifestiert; so ruft er. Wer
stock, viel soziale Kraft und kann darum nicht oft
städtebaulichen Massen- und Raumgliederung zu
dort anschließen kann, der kann auch als Gestal-
vorkommen. Was kann eine lebendige Gebäude-
nutzen. Mehr als ein Repertoire fertiger Grund-
ter von einer Typenkunst der Objekte wechseln zu
lehre davon lernen, die in eine schöpferische Ent-
formen zählt im künstlerischen Entwurf das
einer lebensnahen Typisierung der Prozesse, also
wurfslehre mündet? Die Gebäudetypologie scheut
Vermögen, von den Vorbildern der geschaffenen
von Architektur als Werk, zur Architektur als Weg
sich nicht, auf Analogien anthropologischer oder
Welt zurückgehen zu können an den Quellpunkt
(Folge 2 im nächsten Heft: Von der Typologie der
zoologischer Gestalten zurückzugreifen. Ebenso,
der schaffenden Welt, dorthin, wo alles sein kann,
Werke zur Typologie der Wege). ■
wie Architekten im Sinne einer Gebäudeanatomie
aber noch nichts ist, wo neue, originelle Formty-
bei Gebäudeteilen von Gelenken sprechen,
pen entstehen aus den schaffenden Kräften von
51
Raumpioniere Wuppertal Text: Prof. Swen Geiss // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // 6. Semester Technische Installationen zur Nutzbarmachung leer stehender Ladenlokale in Wuppertal
Thema Gegenstand der Entwurfsübung waren leerstehende, aus der Nutzung gefallene Ladenlokale in Wuppertal. Im Rahmen der Übung sind
I
nhalte und Ziele Das ein-semestrige Modul 3.3 TA & Energieeffi-
Entwürfe für Raum-Pioniere entstanden, die
zientes Entwerfen im Bachelor Architektur erörtert die Grundla-
die Ladenlokale aufwerten und für Wohn- und
gen der technischen Gebäudeausrüstung und des energiegerechten
Arbeitszwecke (wieder) nutzbar machen. Die
Entwerfens. Im Verlauf werden dazu die Zusammenhänge folgender
Raum-Pioniere verstehen sich als technische
Bereiche diskutiert und bearbeitet:
Installationen und bauliche Ergänzungen, die
- Körperphysiologie, Behaglichkeit und Raumkomfort
ggf. auf verschiedene Situationen anpassbar und
- Grundlagen der technischen Gebäudeausrüstung
anwendbar sind.
- Installierte Räume als Teile des Gebäudeorganismus
Je nach Ausgangslage der Lokalitäten werden
- Prinzipien der Leitungsführung und der Leitungsdimensionierung
folgende Funktionen durch die Raum-Pioniere
- Grundlagen des energieeffizienten Bauens & Sanierens
angeboten bzw. ermöglicht: kochen / waschen /
Diese Inhalte sind durch die teilnehmenden Studierenden anhand einer begrenzten Entwurfsaufgabe unmittelbar anzuwenden. Dabei sind die grundlegenden Anforderungen der Gebäudein-
beleuchten / beheizen / schlafen / arbeiten / lagern / lesen / kommunizieren / spielen ... Bearbeitung In einem ersten Arbeitsschritt
stallation und des Wärmeschutzes planerisch und gestalterisch zu
wurden die zu betrachtenden Ladenlokale durch
integrieren, prinzipielle Strategien des energieeffizienten Bauens
die Studierenden räumlich-planerisch erfasst und
sowie einfache gebäudetechnische Anlagen zu entwickeln und
dokumentiert. Darauf aufbauend wurden „Ideen
ein installierter Bereich baukonstruktiv und gebäudetechnisch zu
zur Urbarmachung” der Lokalitäten entwickelt
vertiefen.
und diese in strategisch-gestalterische Ansätze
Im Seminar werden unterschiedliche Ideen und Lösungsansätze
für RaumPioniere umgesetzt. Danach wurden die
alternativ betrachtet und dokumentiert. Unmittelbares Erkunden
strategischen Entwurfsansätze zu Pionieren der
und Integrieren steht im Mittelunkt der Bearbeitung. Dazu sind
Rauminstallation und Pionieren der Raumhülle
künstlerische Ideen und technisch-konstruktive Bindungen parallel
konkretisiert. Beide sollten sowohl die spezifi-
und analytisch zu betrachten und in eine konsistente, ganzheitliche
schen Bedingungen der Ladenlokale als auch die
Lösung zu überführen.
oben genannten Funktionen reflektieren. ■
52
Transportboxen
Verschiedenen Funktionsboxen
The CUbes Wuppertal
Leuchtwürfel
Ina Willemsen // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester
D
ie Cubes sind ein System variabel zusammen-
hin kann der große Raum auch für Ausstellungen
fügbarer Boxen. Das Nutzungsszenario der
und abendliche Veranstaltungen wie Poetryslams,
sich ein Büro- bzw. Besprechungs- und Arbeits-
Cubes in der alten Bäckerei entstand aus der Idee
Feten, oder als Plenarraum für Vereine gemietet
raum, welcher zur Verwaltung der Cubes und
etwas zu entwickeln, das nicht nur dieses eine
und genutzt werden. Im hinteren Teil des Laden-
Veranstaltungsorganisation dient. Der weitere
Ladenlokal wieder ins Leben zurückruft, sondern
lokals werden die Cubes gelagert, welche auch an
Raum wird als Lager für die Cubes genutzt, von
auch die Chance birgt, die anderen Ladenlokale
andere Orte geliefert werden können. Außerdem
welchem aus die Cubes auf die Rampe hinaus-
wieder zu bespielen, wenn auch gegebenenfalls
gibt es hier ein kleines Büro zu Verwaltungszwe-
geschoben werden können. Von dieser Rampe
nur temporär.
cken. Im Cubelager werden die Cubes den Kun-
wiederum können sie verladen und zu anderen
denwünschen entsprechend zusammengestellt.
Veranstaltungen in anderen noch leerstehenden
Die Cubes erfüllen verschiedene Funktionen,
Im hinteren Bereich des Ladenlokals befindet
Ladenlokalen transportiert werden.
die den Bedürfnissen entsprechend kombiniert
Im Grundriss kann man sehen, wie das
werden können: Musik, Licht, Kühlung, Aufbe-
Raumkonzept mit den Cubes ineinandergreift.
wahrung/Lagerung, Sitzgelegenheiten, Theke/
Die Besucher betreten den Veranstaltungs- und
bauteiligen Erneuerungen, vereint mit einer at-
Regal.
Ausstellungsraum durch den Hausflur. Der
mosphärischen Darstellung der Innenräume und
Veranstaltungsraum beherbergt die Cubes selber
dem Konzept der Cubes. ■
Das Ladenlokal dient im vorderen Bereich zur Straße hin als Ausstellungsfläche für die Cubes.
als Ausstellungsstücke, bietet jedoch auch die
Sie können gut sichtbar platziert werden. Weiter-
Möglichkeit andere Objekte zur Schau zu stellen.
Im Schnitt sieht man die baustofflichen und
Schnitt
53
Cook‘n Eat Wuppertal Dominique Buchmaier // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester
D
einfachen Maßnahmen. Gegen die Kälteentwicklung von dem dar-
werden soll. Beim ersten Besuch sollte die Raumgeometrie, die
unterliegenden Kellergeschoss wird auf dem Boden eine Dämminsel
Baukonstruktion, die technische Infrakstruktur sowie Erscheinung
aufgebaut. Der Gasherd dient nicht nur als Kochstelle, sondern
und Atmosphäre aufgenommen und dokumentiert werden. Das
auch als Heizquelle. Zur Speicherung der Wärme und gegen die
Apothekenhaus ist ein fünfgeschossiges Gebäude, das im Hof durch
Kälteentwicklung an der großen Fensterscheibe wird der benutzte
ein Hinterhaus erweitert wurde. Die Apotheke öffnet sich mit einem
Raum durch schwere Vorhänge einmal komplett eingepackt, sodass
großen Schaufenster zur Straße und bietet in den Räumlichkeiten
ein Kokon entsteht.
Die Wärmestrategie für mein Szenario beruht auf wenigen und
ie alte Apotheke liegt in der Marienstraße 18, 42105 Wuppertal und ist ein leerstehendes Ladenlokal, das umgenutzt
COOK‘N EAT beruht auf einer improvisierten Idee, die jedoch
im Erdgeschoss ausreichend Platz für verschiedene neue Nutzun-
nicht temporär dort angesiedelt sein soll, sondern sich in dem
gen.
Umfeld etablieren könnte. Die Möglichkeit zu Kochen soll für Jung
Nach der Analyse der leerstehenden Ladenlokale in Wuppertal, habe ich ein Szenario für das Ladenlokal entwickelt. Die Idee
und Alt gegeben sein und nicht einem bestimmten Prinzip oder
des COOK‘N EAT kann ich mir in den Räumlichkeiten besser
einem bestimmten Küchenstil folgen. Ebenso ist das Interieur bunt
vorstellen. COOK‘N EAT bedeutet, dass Leute, die Lust am Kochen
zusammengesammelt. Die Stühle sind alle verschieden, der Tisch ist
und Essen haben, zusammenkommen um dort ca. fünf bis sechs
ein gebrauchter, genauso wie die Spüle, der Herd, die Lampen und
Stunden gemeinsam zu kochen und zu essen.
Vorhänge. In den Zeichnungen sind alle wichtigen Bestandteile von
COOK‘N EAT braucht nur wenige technische Rauminstallationen. Neben einem Gasherd werden eine Spüle, ein Kühlschrank und
COOK‘N EAT dargestellt. Die Dämminsel ist der Untergrund auf
Elektroanschlüsse benötigt. Ein großer Tisch, sowie acht oder neun
dem sich die Kochinsel, mit Herd und Spüle, sowie der Tisch mit
Stühle, ein Regal, mehrere Lampen und eventuell ein Beistelltisch
den Stühlen befindet. Im Hintergrund stehen zudem ein Kühl-
zur Vergrößerung der Arbeitsfläche stellen das nötige Mobiliar dar.
schrank und ein Regal zur Aufbewahrung. Der Vorhang ist offen,
OK‘N auf EAT das Innere der Räumlichkeiten bezogen. In diesem Schritt ging
Die ersten Ideen zur Erarbeitung eines Raumpioniers haben sich
es um die Ertüchtigung der Gebäudehülle.
FUNKTIONALITÄT/NUTZUNGSSZENARIO?
Leute, die Lust am gemeinsamen Kochen + Essen haben
TECHNISCHE GERÄTE/INSTALLATIONEN?
Spüle, Herd, Licht, Steckdosen
54
wenn nicht gekocht wird. Wenn COOK‘N EAT stattfindet kann der
027
Vorhang geschlossen werden, damit sich eine private und angenehme Atmosphäre entwickelt. ■
KONSTRUKTION/AUFBAU?
Küchenzeile + Esstisch
VER-& ENTSORGUNGSLEITUNGEN?
Spüle: Wasser, Abwasser Herd: Gas Licht,Steckdosen: Strom
Schnitt
Grundriss
55
Raumpionier Wuppertal David Ziai // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester
B
ei diesem Projekt handelt es sich um eine Sammlung von Maßnahmen um ein verlasse-
nes Ladenlokal im Wuppertaler Stadtteil Unter-
barmen zu revitalisieren und als Raum urbar zu machen. Dabei wurde nach der Begehung zuerst ein Nutzerprofil erstellt, das auf die vorgefundenen Gegebenheiten passen könnte. Der eigentliche Eingriff besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Einmal wird die thermische Hülle des Ladenlokals betrachtet. Dafür werden Strategien entwickelt, die schwächsten Bauteile zu ersetzen, um ohne zu viel Aufwand und Kosten ein deutlich verbessertes Wärmedämmverhalten zu erzielen. Die zweite Maßnahme besteht im Entwurf eines technischen Raumpioniers. Dieser soll alle im Nutzerprofil ermittelten Anforderungen an die Gebäudetechnik in sich vereinen und so die Nutzung des Ladenlokals ermöglichen. Dabei wurde darauf geachtet, die Komponenten möglichst lowtech und baumarktverfügbar zu halten. Der Raumpionier besteht im Wesentlichen aus einem verschraubten Holzkorpus, dem
Grundriss
nachträglich durch einen glasfaserbewehrten Kunstharzlack eine einheitliche Haptik und Optik sowie Schutz vor Feuchtigkeit verliehen wird. In der Mitte eines Raumes aufgestellt, bedient der Raumpionier seinen Nutzer mit verschiedenen Funktionen: Ein großes Waschbecken für die Atelierarbeit, ein kleineres für persönliche Hygiene, eine kleine ausklappbare Kochplatte und eine eingebaute Toilette mit integriertem Abzug. Ganz oben befindet sich eine sehr starke Gasentladungslampe, die einen matten Glaskubus bestrahlt und damit den gesamten Raum mit Licht füllt und beheizt. ■
Perspektive
56
12 Kubik Wuppertal Martin Böttcher // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester
D
as Konzept der Lehrveranstaltung sah vor, einen Raumpionier zu entwickeln, welcher
einer bestimmten Leitidee folgend Ladenlokale in Wuppertal für Nutzer erschließbar macht. Der dargestellte Entwurf zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht einer spezifischen Leitidee folgt, sondern Variablen bietet und mögliches Potenzial aufzeigt. So soll nicht nur das Nutzer-
profil wandelbar sein, sondern auch der Aufbau, die Art und Beschaffenheit des Raumpioniers und des umgebenden Raumes sich verändern können. Zum Beispiel für Profil vier: Der Tourist. Nicht zu verwechseln mit Terrorist. Beide treten meist nur kurzweilig in Erscheinung und haben meist sehr komplexe Bedürfnisse. Der eine will nur kurz gesehen werden, der andere will mal nur kurz alles sehen. Das Ladenlokal wird zum Basislager. Fazit: Nutzer sucht Raumpionier, welcher kochen, waschen, schlafen, essen und lagern ermöglicht. Am besten kompakt, um den Rest des Ladenlokals freizuhalten. Mögliches Finanzierungsmodell: Die Zwischennutzungsagentur regt lokale Architekten an, Raumpioniere auf zwölf Kubikmetern zu entwickeln. Die Baupläne hierfür gehen an Künstler, welche die Freiheit haben eigens ausgewählte und verfügbare Materialien zu verwenden und Änderungen vorzunehmen. Nach einer Ausstellung dieser Raumpioniere in den Ladenlokalen kauft die Zwischennutzungsagentur sich sämtliche zwölf Kubikmeter und wird dadurch zum Inhaber vieler kleiner Lokalzellen. Diese werden daraufhin zur Nutzung freigegeben und Profil 1 bis 77 können bedient werden. Die Miete hierfür geht zu einem kleinen Teil an den Besitzer des Ladens, der bis jetzt zu feige war, das Ladenlokal auf Vordermann zu bringen, zu einem größeren kleinen Teil an die Zwischennutzungsagentur, welche den Raumpionier stellt. Nebenkosten wie Strom und Wasserbedarf werden separat berechnet und können aber durch den Nutzer gesenkt werden, indem dieser selber Initiative ergreift und anfängt die kleinen und größeren Löcher in den Wänden und Fenstern zu stopfen. ■
Konstruktion
Grundriss
Š www.gyrocopter-cam.com & www.helicolor-luftbild.de
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Studienhäuser für Alanus erweiterung Campus ii Text: Swen geiss // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum - Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester
D
Parallel und zugleich integriert in die Entwicklung der baulich-
Bonn-Brühler-Straße zusammen mit der Software-AG-Stiftung re-
architektonischen Lösung der Planungsaufgabe entwickelten die
alisiert hat, steht nun in Kürze eine Erweiterung des Standortes an.
Studierenden landschaftsarchitektonische und freiraumplanerische
Besonders dringlich ist die Erstellung von drei [?] Studienhäusern,
Entwürfe für die Außenanlagen der neuen Hochschulgebäude im
gegenüber von den bereits bestehenden Atelierhäusern. Nachdem
Modul BA 5.4 Vertiefung Stadtraum / Einführung Landschaftsarchi-
im vergangenen Jahr bereits erste Ideen für die Erweiterung des
tektur, betreut von Prof. Benedikt Stahl, Lehrgebiet Architektur und
Campus II von Studierenden des FB Architektur vorgelegt wurden,
Stadtraum und Prof. Dr. Florian Kluge , Lehrgebiet Projektmanage-
sollen im Modul 4.7 im Herbstsemester 2012 auf Basis eines
ment / Landschaftsarchitektur.
ie Alanus Hochschule wächst … Nachdem die Hochschule im Jahr 2008/2009 den 1. Bauabschnitt des Campus II an der
definierten Raumprogramms konkrete Lösungen für Studienhäuser entwickelt werden. Aufgabe Die Hochschule braucht also neue Räume … und die
Vertiefung Stadtraum / Einführung Landschaftsarchitektur
Unter dem Titel „Offene Lernlandschaft“ sollte ein harmonisches Campusgefüge entstehen, das vielfältige inner- und außerhochschulische Lernangebote und -möglichkeiten zusammenführt.
Wünsche und Ideen hierzu sind zahlreich. Klar ist … es soll zügig
Unter größtmöglichem Praxis- und Realitätsbezug entstanden
und kostengünstig gebaut werden. Dabei soll die Erweiterung
umsetzungsnahe Entwürfe, in die die Orts- und Sachkenntnis der
funktional, technisch und vor allem auch [bau-]künstlerisch über-
Studierenden einflossen und die gemeinsam produziert, diskutiert
zeugen. Darüber hinaus sollten sich die zukünftigen Nutzer mit den
und weiterentwickelt wurden.
Gebäuden identifizieren und die Gebäude zugleich den „Geist” der Hochschule widerspiegeln … (K)eine leichte Aufgabe! Bearbeitung Das Projekt ist eine Kollaboration des Lehrgebiets
In der Grundlagenermittlung wurde in Referaten ein Blick auf andere Campusprojekte geworfen und eine präzise Bestandsaufnahme des (vermeintlich?) gut bekannten Areals erarbeitet. In Work-
Architektur & Kunst im Dialog, Prof. W.J. Beeren und des Lehrge-
shops mit einführenden Vorlesungen wurden erste Grundlagen der
biets Architektur & Ressourcen, Prof. Swen Geiss. Entsprechend
Landschaftsarchitektur vermittelt und im Kontext des Stadtraums
der Dringlichkeit und der hohen Realisierungschance des Projekts
beleuchtet: Freiraumtypen, Raumbildung- und -zonierung, Raum-
wurde dieses wie folgt strukturiert:
gestaltung, Entwurfsprinzipien, Materialien sowie Ausstattung und
Phase A – Strategien- & Szenarien-Entwicklung zwischen Kostenef-
–Möblierung.
fizienz und Ressourcenoptimierung
Bearbeitung Die Besonderheit des Entwurfs lag in der Idee –
Phase B – Testentwürfe für ein vorläufiges Raumprogramm
ähnlich wie in einem Planungsbüro – gemeinsame Entwürfe für
Phase C – Entwurf mit strategischen Aussagen zu Kosten, Ressour-
das Campusgelände zu entwickeln. Die Studierenden haben daher
cen, Programm & Energiestandard
gemeinschaftlich die Bestandsaufnahme erarbeitet und Entwurfslö-
Phase D – Detaillierung als projektspezifische Vertiefung
sungen entwickelt.
Die Bearbeitung erfolgte in Gruppen von ca. 3-5 Studierenden.
In einer Reihe von Workshops mit verschiedenen Themen-
Im Sinne eines prozessualen, integrierten Planungsverständnisses
schwerpunkten wurden Zwischenstände präsentiert und diskutiert,
war die Aufgabenstellung im Verlauf des Projekts zu überprüfen
um gemeinsame Gestaltungsentscheidungen zu treffen und die
und anzupassen.
weiteren Arbeitsschritte festzulegen. ■
59
alanus Hochschul Park Erweiterung Campus ii Martin Böttcher + Thomas Postma // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum - Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester
D
ie leitende Idee für den Entwurf im Außen-
hof, der neue Galleriehof und der Seminarhof.
werden kann. Zwischen den Trägern wird mit
raum entspricht dem Gedanken eines Dorfes.
Auf der Nordseite bilden sich der Werkhof und
Zellulose gedämmt, sodass Passivhausstandart er-
Es gibt verschiedene Bereiche mit unterschiedli-
Café Grund. Zwei neue Orte für den Campus, die
reicht wird. Die Fassade ist mit einer Lärchenholz-
chen Nutzungen und ein Zentrum, an wel-
er auf jeden Fall nötig hat: Einen Werkhof zum
lattung versehen. Das Energiekonzept sieht neben
chem die wichtigsten Funktionen des Campus'
Arbeiten im Freien und CaféGrund zum Genie-
äußerst geringen Transmissionswärmeverlusten
aufeinandertreffen. Diesem Zentrum wird die
ßen des Hochschullebens.
eine Winterlüftung mit Wärmerückgewinnung
entsprechende Aufmerksamkeit in der Gestaltung
Die geplanten Neubauten lehnen sich in
gegeben, sodass es ein Ort der Gemeinschaft und
Form und Erscheinung an den Bestand an und
darf verloren geht. Es gibt keine innenliegenden
des Austausches zwischen Studenten, Dozenten,
erweitern diesen um ein wesentliches Stilelement.
Räume, sodass im Sommer über die Fenster
Mitarbeitern, aber auch Nachbarn und Gästen
Dieses tritt in Form des gebogenen Sheddaches
belüftet werden kann. Das Thema Kühlung ist zu
wird. Alle weiteren städtebaulichen Räume sind
immer wieder in Erscheinung und verleiht den
vernachlässigen, da der Hochschulbetrieb über
diesem Ort untergeordnet. Mit diesem Zentrum
Baukörpern eine gewisse Leichtigkeit neben opti-
den Sommer hinweg 2 Monate stillsteht. Um den
ist der Johannisplatz gemeint, der die wichtigsten
miertem Nutzungskomfort. So entstehen in diesen
Heizbedarf im Winter zu decken, sind dezen-
Gebäude des entstehenden Campus mitein-
Räumen sowohl Stützenfreiheit als auch gleichmä-
trale Radiatoren vorgesehen, die vom Nutzer
ander verbindet. Hier befinden sich das große
ßige Lichtverhältnisse, da über Dachfenster von
individuell reguliert werden können und aus der
Auditorium, die Mensa, die Bibliothek und die
Norden her belichtet werden kann. Wichtig ist
bestehenden Pelletheizung gespeist werden. Um
Verwaltung. In dieser Planung wird er zum See
das für das Arbeiten im Atelier, aber auch für die
diese verbrauchte Energie wieder zurückzuholen,
hin geöffnet und damit um eine interessante
Raumqualität, die dadurch auch in Büroräumen
sind die Dächer des Neubaus mit einer Photovol-
Perspektive erweitert. Auf diesen Platz führt eine
erzeugt werden kann.
taikanlage ausgestattet. Diese PV-Anlage könnte
vor, sodass keine warme Luft bei Frischluftbe-
Bei der Bauweise handelt es sich um eine
zum Schlüsselelement werden, wenn es darum
angelegt ist und durch den geplanten Neubau auf
Leichtbau-Holzständerkonstruktion, die haupt-
geht, den Hochschulpark mit dem bestehenden
der Nordseite etwas weniger streng ergänzt wird.
sächlich von OSB-Doppelstegträgern (TJI-Träger)
Johannishof zu verbinden. Mit dem erzeugten
Zwischen den Gebäuden entlang der Achse erge-
getragen wird. Diese Lösung gilt sowohl als kos-
Strom können E-Bikes aufgeladen werden, welche
ben sich immer wieder neue Räume in denen die
tengünstig als auch ressourcenoptimiert, da Holz
die beiden Standorte für Studenten, Dozenten
Nutzungen variieren. So sind als belassene oder
einen niedrigen Primärenergiebedarf hat und
und Mitarbeiter auch ohne PKW miteinander
erweiterte Räume auf der Südseite der Volleyball-
dieses in der Menge auf ein Minimum reduziert
verknüpfen. ■
städtebauliche Achse, die bereits im Bestand
Grundriss
Ansicht
60
Schnitt
Perspektive
61
Rahmen Erweiterung Campus ii Hanna Kosche, Max Wester, David Ziai, FLorian Komescher + Raphael Fuss // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester
B
ei unserem Entwurf der Erweiterung für Campus II gingen wir einen unkonventio-
nellen Weg: Wir entwickelten zunächst einzelne Segmente, die zusammengesetzt verschiedene Gebäudetypen ergeben. Ausgangsform für die Segmente war die archetypische Form eines Giebelhauses. Getragen wird ein Segment von je zwei Leimholzrahmen, deren Konstruktionsmethode an die des Hallenbaus angelehnt ist. Diese werden mit vorgefertigten Wand- und Dachelementen beplankt
Atelier
Umkleide + Empore
Atelier + Küche
Treppe + WC
Büro
Eingang + Treppe
Bewegungsraum
Lager + WC
und überbauen so eine Fläche von etwa 40 m2. Durch eingehängte Zwischendecken lässt sich der geschaffene Raum in Ober -und Untergeschoss aufteilen. Es wurden insgesamt acht verschiedene Segmente entwickelt, um die verschiedenen Nutzungsanforderungen abzudecken. Wenn man diese Segmente untereinander kombiniert, erhält man auf den Bedarf zugeschnittene Gebäude. Um eine ästhetische und sinnige Komposition der einzelnen Gebäude und des Umraums zu erschaffen, wurden die Segmente auf dem Grundstück unter Ausnutzung der Baugrenzen auf verschiedene Art und Weise kombiniert und positioniert. Letztendlich entschieden wir uns für folgende Lösung: Die rigide Haupterschließungsachse des Campus wird durch eine Abfolge von Plätzen und Höfen verschiedener Größe und Charakteristik bereichert. Außerdem entsteht innerhalb des neuen Bauabschnittes eine eigene Achse, die unterschiedliche Raumqualitäten aufweist und mit ihrer Ausrichtung eine Art gemütlichere Alternative zur Hauptachse bietet. Das Motiv des Rahmens ist vielseitig nutzbar. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, es mit verschiedenen Nutzungen zu versehen und im Ort Alfter zwischen Johannishof und Campus II aufzustellen. Etwa als Bushaltestelle oder überdachte Sitzmöglichkeit. Damit könnte die Präsenz der Hochschule im Ort gestärkt und eine beinahe verloren gegangene Verbindung zum Johannishof symbolisch neu geschaffen werden. ■
62
Geb채udeschnitt
Lageplan
Ansichten
Campus ville Erweiterung Campus ii Dominique Buchmaier, Jan Henning Eggers, stephan tibo tabsoba + ina Willemsen // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester
I
n diesem Entwurf wird mit der Campuserweiterung von Campus II ein natürliches, dörfliches
Gefüge mit einem abwechslungsreichen, spannenden und zugleich wohl gegliederten Freiraum geschaffen. Die geplanten Gebäude gliedern sich an den Bestand an, unterscheiden sich aber in Gestalt und Materialität von diesem. Im Vorlauf der Projektbearbeitung stand die Auseinandersetzung mit den Themen „Nachbarschaft“ (die Beziehungen der Gebäude und ihrer Bewohner untereinander) und „Varioflex“ (Systeme, die Räume flexibel nutzbar machen).
Ansicht Quader
Diese Themen sind auch in der Entwicklung des Projektes von zentraler Bedeutung gewesen. Um die Interdisziplinarität zwischen den Fachbereichen zu fördern und Schnittstellen zu schaffen, wurden große, flexibel nutzbare Räume in drei Gebäuden geplant (Quader, Tortenstück, Häuserhaus) sowie gemeinschaftlich genutzte Innen- und Außenräume angelegt. Anhand des Gebäudes „Quader“ vertieft sich der Entwurf bis hin zur Ebene der gebäudetechnischen Ausstattung und dem Energiekonzept als auch bis hin zur Konstruktion (Fassaden, Sheddächer …). Die städtebauliche Figur ergab sich also nicht nur aus bereits bestehenden Raumkanten und aus von dem Bestand vorgegebenen Richtungen, sondern auch aus der Absicht, Plätze zu schaffen, die zu Begegnungsstätten werden. So ergibt die Anordnung und Form der Gebäude einen von allen Gebäuden erschließbaren/umschlossenen Hof (den „Villehof “). Außerdem entstehen weitere attraktive Außenräume (begehbares Dach, Platanenhain, Werkhof, Kiosk mit kleinem Vorplatz). Weitere Schnittpunkte und Begegnungsstätten innerhalb der Gebäude stellen die Materialwerkstätten und der Bewegungsraum dar, welche von allen Fachbereichen genutzt werden können. Ausgehend vom „Häuserhaus“ sind über den Campus Ville sowie durch Alfter hoch bis zum Johannishof kleine Häuschen positioniert, die aus Studentenprojekten entstehen und verschiedene Formen und Funktionen annehmen sollen. So kann eine lebendige Lernlandschaft und „Dorfgemeinschaft“ entstehen. ■
Standorte Häuschen
Ansicht
Ansicht
Gel채ndeschnitt
Lageplan
65
Alle unter einem Dach Bachelorarbeit Paula Kurz // BAchelorarbeit // Prof. Hannsjörg Ahrens + Prof. Swen Geiss // 8. Semester
H
inter Bauzäunen und wuchernden Sträuchern
Wohnformen können das Zusammenleben unterschiedlicher
versteckt liegt das Grundstück der Dransdor-
Bevölkerungsgruppen fördern“, erklärt Paula Kurz. Ältere Menschen
fer Mühle in Bonn. Die Räder der Mühle stehen
können sich sicherer fühlen, die Jüngeren von den Erfahrungen
seit einem halben Jahrhundert still. Ein fensterho-
der Älteren profitieren und die verschiedenen Kulturen voneinan-
hes Graffiti zieht sich über die Front des daneben
der lernen. Der Wohnkomplex ist speziell auf die Bedürfnisse der
stehenden Fachwerkhauses. Seit 2009 steht das
Bewohner ausgerichtet: Es soll unter anderem eine rund um die Uhr
Haus leer.
geöffnete Hilfestation, rollstuhlgerechte oder verkleinerbare Wohn-
Paula Kurz hat ein anderes Bild vor Augen,
einheiten und einen Gemeinschaftsraum mit Küche geben. Der dem
wenn sie auf das verwaiste Gelände blickt: Men-
Projekt vorgelagerte Dorfplatz und eine auf dem Projektgrundstück
schen verschiedener Kulturen und Generationen
angeordnete Car-Sharing-Station sorgen für eine Vernetzung mit
leben unter einem Dach eines neu gestalteten
der bestehenden Nachbarschaft.
Wohnkomplexes, kochen zusammen im Gemein-
Der Grundgedanke unseres Studiums ist, dass Architektur für
schaftsraum und begegnen Anwohnern auf dem
den Menschen und seine Umwelt gestaltet wird. „Mir war es daher
Dorfplatz. Die Absolventin des Bachelorstudi-
wichtig, den Stadtteil und seine Bewohner in das Wohnkonzept
engangs Architektur und Stadtraum der Alanus
einzubeziehen“, erklärt die Absolventin. Ihr Hauptanliegen war es
Hochschule entwickelte ein Konzept, wie das
eine Begegnungszone für die Dransdorfer Bürger zu schaffen. Der
brachliegende Gelände der Dransdorfer Mühle
Dorfplatz soll durch ein Tempolimit und Sitzgelegenheiten im Sinne
genutzt werden könnte. In ihrer Abschlussarbeit
eines „shared space” wieder zum Verweilen einladen.
„Interkulturelles Mehrgenerationenwohnen“
Das Gebäude- und Energiekonzept sieht wassersparende
plante sie ein integriertes Wohnprojekt, welches
Armaturen, Regenwassernutzung für die Toilettenspülung und re-
die städtebaulichen und sozialdemographischen
generative Stromerzeugung vor. Es orientiert sich am Leitfaden für
Strukturen von Dransdorf berücksichtigt.
Klimaschutzsiedlungen des Landes NRW und könnte durch einen
Die Studentin analysierte zunächst den Stand-
Bauträger, ggf. unter Einbeziehung von Fördermitteln des Landes
ort. In dem nordwestlichen Stadtteil von Bonn le-
NRW realisiert werden. „Die Projekte unserer Studenten haben im-
ben viele ältere Bürger, zugezogene junge Familien
mer einen konkreten Praxisbezug“ betonen Prof. Hannsjörg Ahrens
und Migranten aus der ganzen Welt. „Integrierte
und Prof. Swen Geiss, die die Abschlussarbeit betreut haben. ■
66
Modellfotos
Modellfotos
67
Master Projekte
2½ jahre Masterstudiengang prozessarchitektur Eine chronologie Des studiengangs Prof. Dr.-Ing Florian Kluge
b
is 2010 Maßgeblich geprägt von Nikolaus von
02/2011 Im Master Prozessarchitektur werden die
Kaisenberg, Hannsjörg Ahrens sowie Willem-
ersten Prüfungen abgenommen: Alle Studieren-
Jan Beeren entwickelt der Fachbereich Architektur
den bestehen!
der Alanus Hochschule Konzept und Curriculum
03/2011 Nach dem Abschied von Rainer Kroll
für den neuen Masterstudiengang Prozessar-
von der Alanus Hochschule übernimmt Wolfgang
chitektur, der auf innovative Weise Ideen der
Wackerl das Lehrgebiet Projektentwicklung kom-
gemeinschaftsorientierten Projektentwicklung,
missarisch im Rahmen eines Lehrauftrags.
der ressourcenoptimierten Architektur sowie des
Nachdem Thomas Firl sich berufsbedingt aus der
Projektmanagements zusammenführt.
Lehre an der Alanus Hochschule zurückziehen
05/2010 Die Agentur AHPGS akkreditiert den
musste, erhält Hermann Ulrich (ulrich hartung
neuen Masterstudiengang „Prozessarchitektur“
GmbH, Bonn) den Lehrauftrag Immobilienöko-
mit der Auflage, die Professuren „gemeinschafts-
nomie im Master Prozessarchitektur.
orientierte Projektentwicklung“ und „Projektma-
06/2011 Im Rahmen der Senatssitzung ernennt
nagement“ bis zum Semesterbeginn zu besetzen.
Prof. Dr. Marcelo da Veiga als Rektor der Alanus
09/2010 Beide Professuren sind besetzt und damit
Hochschule Florian Kluge zum Professor für
alle Auflagen erfüllt. Die Akkreditierung des Stu-
Projektmanagement am Fachbereich Architektur
diengangs ist somit erfolgreich abgeschlossen.
der Alanus Hochschule.
09/2010 Mit einem großen öffentlichen Sympo-
09/2011 Exkursionswoche des Fachbereichs: Die
sium zum Thema „Prozessarchitektur - zur Be-
Masterstudierenden nehmen an einer Exkursion
deutung der Prozesskompetenz in der Baukultur“,
nach New York teil.
moderiert von Nikolaus von Kaisenberg, eröffnet
09/2011 Der zweite Jahrgang des Masterstudien-
der neue Masterstudiengang das Herbstsemester
gangs Prozessarchitektur nimmt das Studium auf.
2010 und ist damit offiziell ins Leben gerufen.
Fünf Studierende haben sich entschlossen, sich
09/2012 Der neue Masterstudiengang „Prozes-
für zwei Jahre berufsbegleitend dem Gestalten von
sarchitektur“ nimmt den Betrieb auf. Die Lehre
Wegen und Werken zu widmen.
übernehmen zunächst Swen Geiss (Lehrgebiet
11/2011 Exkursion Lausitz. Gemeinsam mit
Ressourcen und Architektur), Florian Kluge
Studierenden der Architektur-Fakultät der RWTH
(Lehrgebiet Projektmanagement), Rainer Kroll
Aachen (Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur)
(Lehrgebiet Projektentwicklung) und Thomas
fahren die Masterstudierenden in die Lausitz und
Firl (Lehrauftrag Immobilienökonomie), Dennis
erkunden Projekte der IBA Fürst-Pückler-Land.
Vorsmann (Lehrauftrag Recht II, Kapellmann
Im Entwurfsworkshop werden gemeinsam mit
und Partner, Düsseldorf) und Martin Weber
den Betreuern Florian Kluge, Swen Geiss und
(Lehrauftrag Recht I, Delheid, Soiron & Hammer,
Nika Stützel (RWTH) sowie der Gastkritiker
Aachen). Die ersten fünf Studierenden im Master-
Brigitte Scholz (BTU Cottbus) und Prof. Rolf
studiengang sind Max Hoff, Matthias Killge, Anna
Kuhn (Geschäftsführer der IBA) Ideen für die
Marchenko, Daniel Richter und Mira Walcher.
rheinische Tagebaufolgelandschaft entwickelt.
12/2010 Erste Exkursion im Masterstudiengang:
11/2011 Der Fachbereich Architektur hat die
Unter Leitung von F. Kluge erkunden die Master
Professur Projektentwicklung neu ausgeschrieben.
mit Studierenden des Studiengangs „Re-Develop-
Unter Vorsitz von Swen Geiss werden im Rahmen
ment“ der International Academy Schloss Dyck
des Berufungsverfahrens neun Kandidaten und
Projektentwicklungen im Ruhrgebiet.
Kandidatinnen zu einem Berufungsvortrag
70
eingeladen, von denen vier die zweite Runde erreichen. Am Ende
06/2012 Die ersten vier Masterabsolventen bestehen mit der Präsen-
des Verfahrens übergibt der Fachbereich der Hochschulleitung eine
tation und Diskussion ihre Masterthesis die abschließende Prüfung
qualifizierte Dreierliste, an deren Spitze Vertretungsprofessorin
im Masterstudiengang.
Brigitte Scholz (BTU Cottbus und IBA Fürst-Pückler-Land) steht.
08/2012 Die Masterstudentin Maren Brixius nimmt als Stipendiatin
11/2011 Die Masterstudierenden Benjamin M. Bauske und Maren
am Europäischen Forum Alpbach (Österreich) teil. Junge Menschen
Brixius werden für ihre Bachelorthesis „Kunibertshof Alfter Witter-
aus ganz Europa diskutieren in Paneldiskussionen, Vorträgen und
schlick - Möglichkeiten der Nachverdichtung zwischen Vergangen-
Arbeitskreisen aktuelle Themen mit Entscheidungsträgern aus
heit und Zukunft“ mit dem BDA-Masters-Preis 2011 des Bundes
Forschung, Wirtschaft und Politik.
Deutscher Architekten ausgezeichnet.
09/2012 Exkursionswoche des Fachbereichs: Die Masterstudieren-
11/2011 Studierende des Masterstudiengangs Prozessarchitektur
den nehmen an Exkursionen nach Portugal, Jerusalem oder Venedig
nehmen - betreut von Swen Geiss und Wolfgang Wackerl - am
teil.
Studentencamp „aqualon“ teil. Auf Einladung des Rheinisch-Bergi-
10/2012 Falk Wagner, Master of Science in Architektur, ist neuer
schen Kreises und der Regionale 2010-Agentur werden gemeinsam
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Architektur und
mit Studierenden der TU Graz und der Uni Wuppertal Wasserkreis-
verstärkt das Masterteam.
läufe aus verschiedenen raumwirksamen Perspektiven betrachtet
10/2012 Acht neue Erstsemester nehmen das Masterstudium
und modellhaft geplant.
Prozessarchitektur auf. Mit dem neuen Semester erhalten Uwe Han-
12/2011 Letztes Forschungsforum des Jahres. Zu Gast im Jahr 2011
nappel und Christian Hedrich (beide Ernst & Young, Düsseldorf)
waren Ulrich Berding (RWTH Aachen), Rene Reckschwardt (IBA
den Lehrauftrag für Immobilienökonomie.
Hamburg), Günther Rose (MRP, Müller Rose Projektsteuerung,
10/2012 Anna Marchenko, Studentin des Masterstudiengangs Pro-
Berlin) und Wolfgang Wackerl (Regionale 2010-Agentur) sowie
zessarchitektur, wird mit dem DAAD-Preis 2012 geehrt. Der Preis
Willem-Jan Beeren, Steffen Feldmann (Thinking Dimensions,
wird feierlich im Rahmen der offiziellen Erstsemesterbegrüßung
Seedorf ), Nikolaus von Kaisenberg, Ulrike Platz und Benedikt Stahl
verliehen, die Laudatio halten Swen Geiss und Florian Kluge. Der
in der offenen Werkstatt.
Preis wird vergeben an ausländische Studierende die sich durch sehr
01/2012 Exkursion zu Projekten der Regionale 2010 (Köln-Bonn),
gute Studienleistungen und besonderes Engagement ausgezeichnet
gemeinsam mit Studierenden der RWTH Aachen, unter Leitung
haben. Er ist mit 1000,- Euro dotiert.
von Dr. Wolfgang Wackerl.
10/2012 Mit einer festlichen Veranstaltung werden die ersten vier
03/2012 Mit dem Beginn des Frühjahrssemesters übernimmt Brigit-
Masterabsolventen Max Hoff, Anna Marchenko, Daniel Richter und
te Scholz das Lehrgebiet Gemeinschaftliche Projektentwicklung.
Mira Walcher verabschiedet. In der von Swen Geiss und Florian
03/2012 Anna Marchenko, ukrainische Studentin im Masterstudi-
Kluge moderierten Veranstaltung werden die ersten Masterur-
engang, erhält für ihre sehr guten Studienleistungen im Masterstu-
kunden des Studiengangs verliehen. Hannsjörg Ahrens würdigt in
diengang ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch-
seiner Festrede die ersten Prozessarchitekten Deutschlands.
dienstes (DAAD).
10/2012 Im Rahmen der Masterfeier ernennt der Prorektor der
05/2012 Vier-Tages-Exkursion nach Hamburg: Unter Leitung von
Alanus Hochschule Prof. Dr. Steffen Koolmann Brigitte Scholz zur
Brigitte Scholz erkunden die Master gemeinsam mit Studierenden
Professorin für Gemeinschaftliche Projektentwicklung am Fachbe-
des Bachelor-Studiengangs Prozessarchitektur-Projekte in Ham-
reich Architektur der Alanus Hochschule.
burg.
11/2012 Gemeinsam mit Studierenden aus dem Bachelor-Studien-
05/2012 Die Masterstudierenden Benjamin M. Bauske und Maren
gang besuchen die Masterstudierenden für vier Tage Wien. Unter
Brixius erhalten für ihre von Swen Geiss und Benedikt Stahl betreu-
Leitung von Brigitte Scholz werden im Rahmen der Exkursion zahl-
te Bachelorthesis „Kunibertshof Alfter Witterschlick - Möglichkei-
reiche historische und aktuelle Projekte aus Prozess(Architektur)
ten der Nachverdichtung“ eine besondere Anerkennung im Rahmen
und Städtebau besichtigt, viele Gespräche geführt und neue Kontak-
des BDA-SARP Award des Bundes Deutscher Architekten.
te geknüpft.
05/2012 Der Deutsche Verband der Projektmanager in der Bau- und
12/2012 Letztes Forschungsforum 2012. Zu Gast in diesem Jahr wa-
Immobilienwirtschaft (DVP) e.V. und Florian Kluge verleihen den
ren: Franziska Wagner (team 51.5° architekten), Dominik Church,
Masterstudierenden Benjamin M. Bauske, Maren Brixius und Dani-
(Universität Stuttgart), Hermann Ulrich (ulrich hartung GmbH),
el Richter je ein mit 2400 Euro dotiertes Stipendium, das vom DVP
Henrik Schultz (Stein & Schultz) und Petra Michaeli (Büro Werner
gestiftet wurde. Das Stipendium wird verliehen in Anerkennung
Sobek) sowie Anke Beeren, Willem-Jan Beeren, Dr. Andreas Gut-
herausragender Studienleistungen im Rahmen des Masterstudien-
jahr und Nikolaus von Kaisenberg in der offenen Werkstatt.
gangs „Prozessarchitektur“ und ist verbunden mit einer Patenschaft
01/2013 Erstes Forschungsforum im neuen Jahr. Zu Gast: Prof. Dr.
des DVP-Vorstands.
Holger Schmidt, Universität Kaiserslautern.
06/2012 Gemeinsam mit Studierenden der Architektur-Fakultät der
02/2013 Wortwechsel: Abschlusspräsentation der Studienprojekte
RWTH Aachen nehmen die Masterstudierenden mit dem Projekt
des zweiten Masterjahrgangs.
„SPACEmaker!“ an der Aktion Baukultur der Bundesstiftung Baukultur teil. Das von Willem-Jan Beeren, Florian Kluge sowie Dr.
Ausblick 2013
Ulrich Berding (RWTH, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadt-
05/2013 Exkursion nach London unter Leitung von Swen Geiss.
entwicklung) betreute Projekte wird im Rahmen des Bundeskon-
05/2013 Teilnahme an einer Kunstaktion des dritten Masterjahr-
vents Baukultur in Hamburg präsentiert.
gangs im Rahmen des Paderborner ExWoSt-Projekts Baukultur.
06/2012 Erster „Wortwechsel“: Im neu gestalteten Format präsen-
06/2013 Wortwechsel: Präsentation zur Halbzeit der neuen Studien-
tieren die Zweitsemester den Halbzeitstand ihrer Studienprojekte.
projekte des dritten Master-Jahrgangs. Diskussion mit ausgewählten
Unter Moderation von H. Ahrens und B. Scholz werden die Studi-
Gästen.
enprojekte mit eingeladenen Gästen diskutiert und weiterentwickelt.
06/2013 Abschlussprüfungen des zweiten Masterjahrgangs. ■
71
Ein Rückblick zu den anfängen Prof. Nikolaus v. Kaisenberg
E
haupt Architektur?” zweifelte ein Gutachter …
inzwischen ist noch klarer geworden, dass viele ihre liebe Not haben
und begeisterte die anderen … „Jetzt lasst die mal
mit den objektfokussierten Verfahren, gerade auch beim klassischen
machen, was andere immer nur angedacht haben”
(eigentlich aus der Renaissance, also vom Beginn der Neuzeit stam-
so Volker Eich. Das Konzept für den neuen Mas-
menden) Wettbewerbsverfahren. Nachhaltigkeit und Akzeptanz von
terstudiengang kam nicht einfach so in die Welt,
Projekten hängen mehr mit dem Prozessdesign zusammen als mit
es formte und verdichtete sich auch am Wider-
dem Design von Objekten und Fassaden. In ihrer Offenheit für die
stand. Die Dekane-Konferenz der Universitäten
Beteiligung aller Betroffenen zeigt sich die Gestaltungskraft eines
und Kunsthochschulen war interessiert, die Kam-
Vorhabens.
s schockierte die einen … „Ist so etwas über-
mer zögerte: die Gestaltung des Werkes gleichwer-
Heute können wir Arnos Wink noch lockerer annehmen, denn
Weggestaltung als Werkgestaltung führt zu lebendiger und
tig hinstellen neben die Prozessgestaltung? Werk
beständiger Baukultur, sie ist auch in der Lage, die Komplexität
und Weg von Anfang an als gestalterische Einheit
größerer Vorhaben gemeinschaftlich zu erfassen und konsensfähig
sehen und als Aufgabe für alle Projektbeteilig-
zu formen. Das hängt mit der Doppelnatur von Prozessarchitektur
ten? Ist dafür überhaupt jemand ausgebildet? Ja
zusammen, die zu einem Stück Bildender Kunst führt, aber selber
eben, genau darum geht es ja: Objektkompetenz
eine Kunst des Verlaufes, der Regie und gemeinschaftlicher Choreo-
ergänzen durch Prozesskompetenz, das Sichtbare
grafie ist. Daher fragt Prozesskompetenz auch nach Methodendiver-
handhaben können und auch das Unsichtbare, aus
sität, nach einer modernen Typologie geeigneter Ablaufformen, wo
dem das Sichtbare dann präformiert hervortritt.
bisher nur Typologien der Bauformen Gegenstand der Qualitätsent-
Als wir den Studiengang 2010 öffentlich skiz-
wicklung waren. Methodendiversität ermöglicht Variantenreichtum
zierten, war Arno Lederers Frage: „Verlegen sich
für Lebenszusammenhänge. Das interessiert junge Menschen …
auf die Prozessgestaltung nur die Kollegen, die
sie profitieren vom Masterstudiengang gleich zweimal, denn er
bisher nicht so viel Erfolg bei der Werkgestaltung
ist berufsbegleitend: von Theorie und Praxis, von der Kunst der
hatten?”
Lebenszusammenhänge, von Prozessarchitektur. ■
Ein Blick auf erste Ergebnisse Prof. Swen Geiss
N
ach 2,5 Jahren Praxistest „Prozessarchitektur”
und Bedürfnissen der Betroffenen im Vordergrund des Projekts. In
hat zwischenzeitlich auch der zweite Jahrgang
der weiteren Bearbeitung fokussierte die Arbeit auf die Entwicklung
von Studierenden das zentrale Jahresprojekt im Master abgeschlossen. Somit ist es uns nun
eines vereinsgetragenen Handlungsansatzes. Unter dem Titel Konzeption + Entscheidungsgrundlage für die
möglich, einen [ersten] Blick sowohl auf die Mög-
Modernisierung der Gebäude P1,P4 und P5-7 hat sich Daniel Richter
lichkeiten als auch auf die konkreten Ergebnisse
im gleichen Jahrgang mit ca. 27.000 m² in die Jahre gekommener
im Master Prozessarchitektur zu werfen.
Hochschulbauten der Universität Paderborn beschäftigt. Seine
Unter dem Titel Fluchtpunkt Europa hat Mira
Arbeit zielte darauf, im kommenden Nutzungszyklus der Ge-
Walcher im ersten Studierendenjahrgang die
bäude eine (noch) höhere Flexibilität im Gebrauch, eine radikale
Grundzüge und Themen einer Projektentwicklung
Ressourcenreduktion im Betrieb und - als besonderes Novum - eine
erarbeitet, die eine würdige, lebensnahe und des-
höhere Nutzerakzeptanz durch Beteiligung im Planungs- und
halb dezentrale Unterbringung von Menschen im
Realisierungsprozess zu erlangen. Inhaltliche Besonderheit waren
(in der Bundesrepublik oftmals Jahre dauernden)
eine Nutzerbefragung, die Dokumentation und Auswertung der
Asyl-Bewerbungsverfahren anstrebt. Dabei stand
projektbestimmenden Parameter sowie systemische Vorstudien zur
die Recherche zum Problemfeld der aktuellen
Transformation einzelner Gebäudeteile vor dem Hintergrund der
Asylbewerberunterkünfte, zu Lebensrealitäten
vorgenannten Ziele.
72
Max Hoff hat sich in seiner Arbeit Tent of
vergleichsweise komplexen Planungswerkzeugs für Prozessarchitek-
Nations einen Masterplan für das gleichnamige,
tur und „bohrt” an einer Stelle sehr tief in das Feld der Prozessar-
internationale Begegnungs- und Bildungszentrum
chitektur.
in den Bergen von Palästina, nahe Bethlehem
Die Arbeit von Maren Brixius und Benjamin Bauske ist auf-
erarbeitet. Das Projekt sucht einen Gegenentwurf
grund der Breite des Themas [Bezahlbarer Wohnraum] „näher” an
zur Kultur der Konfrontation, der räumlichen
den Arbeiten des ersten Jahrgangs. Mit großer Virtuosität spannt
und sozialen Trennung und zum Kampf u.a. um
die Arbeit den Bogen von der Problemanalyse über mögliche
begrenzte Ressourcen. In der Arbeit wurden die
Projektprofile bis hin zu konkreten Projektentwicklungen, wobei
Grundlagen und Randbedingungen des Projekts
Detailstudien einen Ausblick auf eine mögliche Realisierung bieten.
zusammengetragen und darüber hinaus ein Mas-
Zusammenfassend erweitern die Arbeiten des zweiten Jahrgangs
terplan mit strategische Zielen der sukzessiven
sowohl das methodische Repertoire als auch die Arbeitsfelder
Entwicklung des Geländes definiert.
der Prozessarchitektur. Zugleich bieten die Arbeiten zahlreiche
Anna Marchenko, die ihren Weg zu uns aus
Ausblicke, wie die verschiedenen Ansätze der Projektentwicklung
der Ukraine suchte, hat Ihre Jahresarbeit Wohnen
die folgenden Architektur- und Planungsprojekte informieren und
am Rand drei Wohnquartieren der 1960er – 1980er
qualifizieren können.
Jahre in Dnjepropetrowsk gewidmet und damit
Aus meiner Sicht hat der Master mit der Ausweitung der
brennende Zukunftsfragen des städtebaulichen
Arbeitsthemen und der Arbeitsansätze einen guten und wichtigen
und architektonischen Erbes der Sowjetzeit
Schritt im Spannungsfeld zwischen Prozess und Architektur vollzo-
erörtert. Neben einer soliden Bestandsaufnah-
gen. So betrachtet wächst bei mir das Vertrauen in den Ansatz des
me inkl. Vor-Ort-Recherche und Bewohner-
Masterangebots. Bis zur externen Begutachtung in der Re-Akkre-
Interviews recherchierte Anna (vergleichbare)
ditierung im Jahr 2015 bleibt aber noch einiges zu tun! In diesem
Referenzprojekte in Europa und Asien. Die Arbeit
Sinne sind Kollegen und Studierende aufgefordert, beherzt und
konzentrierte sich im Weiteren auf die Entwick-
zugleich kritisch das Angebot des Masters mit weiterzuentwickeln,
lung strategischer aber sehr wohl differenzierter
denn … there is definately potential for improvement! ■
Handlungsansätze mit collagehaften Ausblicken in eine radikal veränderte Zukunft. Wissend um die Komplexität und die Dimension der Aufgabe, suchte die Arbeit mehr nach robusten, ggf. wiederkehrend nutzbaren Werkzeugen, denn nach konkret ausgearbeiteten Lösungen. Trotz aller Unterschiedlichkeit lag den Arbeiten immer eine Problemlage und eine Ausgangsfrage von gesellschaftlicher Relevanz zugrunde. Insofern erweitern die Arbeiten das Tätigkeitsfeld der Prozessarchitektur weit über ausschließlich ‚räumliche‘ Fragen hinaus. In allen Projekten stand die Projektstrukturierung, die Entwicklung strategischer Handlungsansätze und Handlungsfelder und Werkzeuge für mögliche Umsetzungsstrategien im Vordergrund der Bearbeitung. Mit diesem ersten Arbeiten wurden insofern (erste) gute Grundlagen einer (zukünftigen) Praxis der Prozessarchitektur gelegt. Die in diesem Jahr präsentierten, auf den folgenden Seiten teilweise dokumentierten Jahresarbeiten KIBE-Haus (Kinderbetreuungshaus von Filip Voß), ein imaginatives Planungswerkzeug (Matthias Killge) und Wunne för nit vill (Benjamin Bauske und Maren Brixius) bauen darauf auf und profilieren den Master und das Arbeitsfeld der Prozessarchitektur in überzeugender Weise weiter. In dem Projekt KIBE-Haus, war es aufgrund der Aufgabe und des Interesses des Bearbeiters möglich, den Bogen von der Projektentwicklung bis hin zu einer konkreten Prozessarchitektur zu spannen. Matthias Killge hingegen konzentriert seine Arbeit ausschließlich auf die Entwicklung eines
Fotos: Nola Bunke
73
… einen (stand-)ort … s m l xl Text: Swen Geiss // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester … befragen, bewerten … und dokumentieren
I
nhalte und Ziele Im Rahmen des Grundmoduls MA 4.1 – Architektur I Rahmenbedingungen [nachhaltiger] Standort- &
Projektentwicklung sollen die Teilnehmer einen selbstgewählten Standort umfangreich und beispielhaft erfassen, die mit ihm verbundenen Einschränkungen erkennen und seine Entwicklungspotentiale als Startpunkt einer Projektentwicklung in alternativen Szenarien prüfen und bewerten. Dabei sind folgende Handlungsfelder zu bearbeiten: Planungskontext Grundstück & Gebäudebestand Dokumentation, Analyse & Bewertung des Grundstücks und ggf. des Gebäudebestands hinsichtlich Grundstück, Bauland, Baugrund und Topographie, Kartografie, historischer Entwicklung und aktueller Nutzungen, Ökologie, vorhandener Bebauung baurechtlicher Voraussetzungen. Planungskontext Quartier & Region Dokumentation, Analyse und Bewertung des näheren und weiteren Planungskontexts hinsichtlich Stadtökologie, lokaler/regionaler Umweltressourcen, sozialer Infrastruktur, technischer Infrastruktur, wirtschaftlicher und kultureller Infrastruktur, planungs- & baurechtlicher Rahmenbedingungen, Entwicklungsflächen, Brachen, Störungen und besonderer Potentiale. Entwicklungsstrategien Aufbauend auf der vorherigen Dokumentation, Analyse und Bewertung sind die Beschränkungen, Ressourcen und Potentiale des Standorts und des lokalen / regionalen Kontexts zu visualisieren und in eine Entwicklungsstrategie mit Projektidee zu überführen und bzgl. folgender Punkte zu konkretisieren: übergeordnetes /spezifisches Leitbild nachhaltiger Entwicklung, städtebauliche Strategie, gebäudeplanerische Strategie und Nutzerspektrum, Strategieansätze der Ressourcenoptimierung. Arbeitsweise Die Erarbeitung und Anwendung der Inhalte erfolgt in einem wöchentlichen Seminar unter Teilnahme aller Studierenden. Dieses beinhaltet einführende Vorträge, Seminarbeiträge sowie die Diskussion der individuell zu bearbeitenden Projekte. Diese sind kontinuierlich in einem Semesterportfolio zu dokumentieren. Dabei sind entsprechend der Eigenart des gewählten Standorts auch offene Fragen und ggf. zusätzlich wünschenswerte Informationen und externe Fachexpertise zu definieren und zu dokumentieren. ■ 74
Standortanalyse Essen s m l xl AnnaLena Hänel // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester
Lageplan Essen
D
ie Aufgabenstellung der Standortanalyse sah
herauskristallisierten. Ein erstes ist das Potential
vor, ein ungenutztes, brachliegendes Grund-
Kinder, da der Stadtteil verhältnismäßig viele
stück zu suchen, um dieses in verschiedener Hin-
Kinder hat, woraus sich das Entwicklungsszenario
sicht zu analysieren und skizzenhafte Entwick-
eines betreuten Kinderspielplatzes ergab, welcher
lungsszenarien zu erarbeiten. In diesem Sinne
den Abriss der Kirche beinhaltet. Ein weiteres
beschäftigt sich dieses Projekt mit der Umnutzung
Potential des Stadtteiles ist Wohnraum, denn
von Kirchen, da das Bistum Essen 100 Kirchen
günstige Mieten bei geringem Leerstand und eine
aus der Finanzierung nimmt, d.h. diese eine neue
gute Verkehrsanbindung bieten die Möglichkeit,
Nutzung suchen. Von den vier möglichen Kirchen
die Kirche für Wohnen umzunutzen. Das dritte
auf Essener Stadtgebiet fiel die Wahl auf die Kir-
Potential zeigte sich in Hinblick auf die gesamte
che St. Anna im Stadtteil Essen-Altendorf. Zwar
Stadt Essen, welche als „Einkaufsstadt” gilt und
lagen für diese Kirche keine Pläne vor, jedoch ist
woraus sich das Entwicklungsszenario Basar /
sie nicht denkmalgeschützt, weshalb ein freier
Tauschbörse ableitet, in der Idee, die Ressour-
Umgang möglich war. Der Stadtteil Altendorf
cenoptimierung bis hin in den Kleiderschrank zu
bietet viele Potentiale, die sich aus der Analyse
denken.
bis 6 Euro / m2
6 - 7,50 Euro / m2
Essen Mietniveau
Essen Altendorf
Altendorf Szenario Wohnen
Essen Leere Kirchen
Grundriss Wohnen
Schnitt Wohnen
Piktogramm Wohnen
75
Parkhaus-café im Rheinpark, köln s m l xl Paula Kurz // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester
D
er unter Denkmalschutz stehende Bau des Grazer Architekten Rambald von Steinbüchel-Rheinwall wurde anlässlich der
schlaf mal
saal
Bundes-Gartenschau 1957 fertig gestellt. Seit Anfang der 90er Jahre wird in dem drei-geschossigen Gebäude, das sich mittlerweile in einem mangelhaften baulichen Zustand befindet, nur noch ein Kiosk betrieben. Die Stadt Köln sucht für das Parkcafé seit einigen Jahren nach einem Investor. Bei der Suche nach nachhaltigen
zwischennutzung bei
Entwicklungs-Szenarien für das Parkhaus-Café im Rheinpark geht
akutem
es darum, einen Projektbogen zu spannen, von den Ideen und
wohnraumversagen
Zielen der Bundesgartenschau 1957 ausgehend, über den heutigen Zustand des Gebäudes, hin zu neuen Nutzungsmöglichkeiten in naher Zukunft. Grundgedanke hierbei ist es, einen Ort im Sinne einer Generationengerechtigkeit wieder mit leben zu füllen, um ihn den Bürgerinnen und Bürgern wieder zugänglich zu machen. Die Konzepte entwickeln sich dabei durch und an den Bausteinen von Ökonomie und Sozialem. Szenario I: Denk Mal Rockabilly/Pop-Kultur Szenario II: Schlaf Mal Saal/Sub-Kultur Szenario III: Schenk Mal Residenz/Hoch-Kultur
nutzung
Szenario II: Schlaf Mal Saal/Sub-Kultur Zwischennutzung bei akutem Wohnraumversagen durch Schlafsaal, Wärmestube, Café, da die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Köln dringend Alternativen zur herkömmlichen Unterkunft fordert, geht es bei der Zwischennutzung darum, die Lücke an Aufenthaltsmöglichkeiten bei akutem Wohnraumversagen, durch ein niederschwelliges Angebot zu füllen. Dazu kann das Parkhaus-Cafe eine Plattform anbieten, die in Selbstverwaltung durch die Beteiligten und temporären Innenausbauten eine Low-Budget-Nutzung des denkmalgeschützten Objekts, das in den Händen der Stadt belassen wird, darstellt. Darüber hinaus kann sich längerfristig eine Initiative entwickeln, die an nachhaltigen Alternativen zu dem Bedürfnis der Behausung forschend tätig ist.
selbstverwaltung/ rezeption
schlafen
wärmestube + cafe
lager-und nutzräume
76
Lageplan
Grundstücke
Ecklagen in Darmstadt s m l xl CHRISTINE LANG // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester
D
ie Arbeit „Ecklagen in Darmstadt“ beschäftigt sich mit zwei prominenten Grundstücken in
der Innenstadt Darmstadts. Bei beiden handelt es sich um durch die interessierte Öffentlichkeit deutlich wahrgenommene Ecklagen, die sich seit längerer Zeit in ungenutztem Zustand befinden. Die Studienarbeit möchte sich durch die Zusammenstellung und Analyse der jeweils geltenden Rahmenbedingungen den herrschenden Einschränkungen der Liegenschaften annähern, um eine Basis für zukünftige Verwendungs- und Planungsoptionen zu schaffen und mögliche Gründe für das Brachliegen aufzudecken. Durch die Gegenüberstellung der beiden Situationen wird gezeigt, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen beider Grundstücke schließlich sind, obgleich sich ihre Typologie, Fläche und Lage in der Stadt auf den ersten Blick sehr ähneln. Faktoren wie benachbarte ältere Bausubstanz, erhöhtes Verkehrs- und Anlieferungsaufkommen, direkt anliegende nachteilige Nutzungen, Eigentumsverhältnisse, planungsrechtliche Vorgaben und die Ausrichtung einer möglichen Bausubstanz gen Norden oder Süden nehmen tiefen Einfluss auf das Spektrum möglicher Planungen. Den Abschluss der Studie bilden skizzenhafte Geschichten, die als Inspirationen und Ideen zum Überdenken der Situation und Anstoßen neuer Impulse verstanden werden dürfen. ■
6 Szenarien
77
Wunne för nit vill Jahresprojekt Benjamin Bauske + Maren Brixius // MA 3.1 Forschungsforum + Projektstudium // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian KlugE // 2./3. Semester Geba ute
Neue Modelle für sozialen Wohnungsbau in der Stadt Köln
N a c h h a l t i g ke i t s s t r a t e g i e
keit altig hh ac
D
er Wohnraum im Stadtgebiet Köln ist für Mieter mit geringem
ig chhalt keit a N
Einkommen kaum noch finanzierbar.
Zwei Zahlen belegen das Problem: Noch nicht einmal neun Pro-
zent der Kölner Mietwohnungen sind zur Zeit an die Preisvorgaben des sozialen Wohnungsbaus gebunden. Fast die Hälfte aller Kölner hätten aufgrund ihrer Einkommenssituation hingegen das Recht, hier zu wohnen. Zusätzlich befeuern renditeorientierte Interessen
le
den Wohnungsmarkt. In Zeiten beschränkter öffentlicher Mittel
sozialwirtschaftliche Modelle
So zia
liegt der Investitionsschwerpunkt auf Seiten der Privatwirtschaft. Sozialer Wohnungsbau jedoch ist – zumindest auf dem Papier –
N
architektonisch stadträumliche Konzepte
öffentlich-rechtliche Instanzen
nicht nur Nothilfe für die Ärmsten. Einige Fragen stellten sich als bislang ungeklärt heraus und auf viele Aspekte gibt es nur unzureichende Antworten: Welchen wirtschaftlichen Herausforderungen muss sich der soziale Wohnungsbau gegenwärtig stellen? Bedarf es einer neuen Förderpolitik für die Investoren und /oder für die Betroffenen? Braucht es ein grundlegend neues Konzept? Auf welchen innerstädtischen Standorten ist bezahlbarer Wohnraum realisierbar? Mit welchen Sicherungsfunktionen lässt sich Wohnraum vor den gegenwärtigen Tendenzen des spekulativen Markts schützen? Antworten auf diese Fragen zu finden ist derzeit in aller Munde: Präsident der Architektenkammer NRW Hartmut Miksch spricht davon, nicht länger „größer, höher und kühner” zu planen, sondern
sozial-wirtschaftliche Modelle
för nit vill“ hat die Dynamik des Themas und die Notwendigkeit zu handeln rasant zugenommen. Die Thematik ist in allen Medien präsent und wird zu einem wichtigen Themenschwerpunkt im Bundestagswahlkampf. Das in der vorliegenden Arbeit entwickelte Konzept enthält einen vielfältigen und flexiblen Baukasten, der die für neue Denkmodelle notwendigen Bausteine aufzeigt. Die sinnvolle – und stark situationsabhängige – Kombination von Akteuren, Finanzierungswegen, Trägermodellen, Beteiligungsverfahren und Liegenschaften ergibt eine Vielzahl von möglichen Szenarien. Die zwölf im Rahmen dieser Arbeit exemplarisch detaillierten Szenarien belegen, wie der soziale Wohnungsbau wiederbelebt und weiterentwickelt werden könnte. In sieben Vertiefungsstudien auf innerstädtischen Grundstücken in Köln konnte darüber hinaus stegreifartig gezeigt werden, wie solche Szenarien in durchführbare Prozessen münden, bzw. bauliche Lösungen überführt werden können.
gGmbH
Kleinstkredite
Erbbaurecht
Mietersyndikat
Wohnen als Tauschbörse
Wohnraum Sharing
„Solvente Privatiers“ Mietkauf
Stiftungsfinanzierung Mietminderung d. Engagement und Eigenleistung
nachhaltige Verwaltungsstrategien Genossenschaft Kleinstspender Anreize für private Investoren
schwer bebaubare Fläche temporärer Standort energetische Sanierung „bunte“ Mischung im Gebäude Randlagen schwierige Restgrundstücke Umnutzung von Leerstand Bau in Eigenleistung Life Cycle: Dauerhaftigkeit u.niedrige Betriebskosten
kommunalpolitische Maßnahmen
KfW-Kredit
stabile Miete auf viele Jahre
Einkommensaufstockung
Dichte-Bonus GFZ/GRZ erhöhen
IGA/Buga-Fördermittel
Stellplatz Erlass
KdU
soziale Bodennutzung
Wohngeld
Richtlinien für „Soz. Whg.sbau“ novellieren
soziale Wohnraumförderung der Länder
einkommengebundene Mietpreise
NRW. Bank
Stabstelle zur Koordination des Baukastens
GLS Bank
Inclusionary Zoning
ungewöhnliche Fördergelder
Housing Impact Fee
Novellierungen im Woh.-Förd. Gesetz
Baulücke
Vertical Garden sanierungsbedürftiges Bestandsgebäude städtisches Grundstück
privates Grundstück
Kleinstmaßnahmen Wohnungsbaugesellschaft Patenschaft
Attraktivierung von C-Wohnlagen
GmbH der Stadt
Der Baukasten Dienstleistungen
zielgruppengebundene Vermietung
(bestehende) Fördermittel
städt. Liegenschaftsausschreibung
Sponsoring
Stiftung zahlt Genossenschaftsbeiträge
78
Modulsystem/Parasit
Non-Profit-Investor
Die folgenden Seiten bieten einen kleinen Überblick über die einjährige Arbeit.
öffentlich-rechtliche Instanz
Mitfinanzierung über Umlage
„ressourcenschonend und sozial”. Während der einjährigen Bearbeitungszeit des Projekts „wunne
architektonisch-stadträumliche Konzepte
[12 Szenarien] SZENARIO I
SZENARIO VII
Wohnen auf gepachtetem Boden
Zukunftsperspektiven rechts des Rheins
SZENARIO II
SZENARIO VIII
Sozialer Mehrwert durch Eigenleistung
Neue Anreize für Investoren
SZENARIO III
SZENARIO IX
Temporäre Konversion
Mietminderung durch Eigenleistung
SZENARIO IV
SZENARIO Xa
Stadt Köln feat. Mietshaussyndikat
Modular Homes // Parasit
SZENARIO V
SZENARIO Xb
Genossenschaftliches Wohnen durch Stiftungsgelder
Modular Homes // Mobile Homes
SZENARIO VI
SZENARIO XI
Mietpaten
Innovative Bau- und Landschaftsausstellungen
Zielgruppengebundene Vermietung
Randlage
KFW Kredit
Sanierungsbedürftiges Bestandsgebäude
alternative Fördergelder
SZENARIO XII
energetische Sanierung Attraktivierung von C-Wohnlagen
Sanierung und Attraktivierung Finanzierer
Rahmen
Land NRW
Stadt Köln
Stadt Köln
Familien
Träger
Nutzer
Die Stadt Köln vertritt den Standpunkt, dass es im gesamten Stadtgebiet genug Wohnraum für alle gibt. Das große Problem sind die vielen Single-Haushalte, die große familiengeeignete Wohnungen blockieren sowie die im Mietpreis steigenden Trendviertel, die den Markt anheizen. Weshalb also nicht Standorte attraktivieren, die mit Leerstand zu kämpfen haben und derzeit noch unbeliebt zum Wohnen sind? Mit einfachen Mitteln kann man zum Beispiel durch behutsame Eingriffe in den Freiraum neues und anderes Angebot schaffen, wie Selbstversorger - Gärten, gemeinschaftliche Werk- und Aufenthaltsflächen, Spielflächen für Kinder im Einsichtsbereich der Eltern... Die Stadt Köln kann mit ihren Bestandsgebäuden in „C-Lagen“ beispielhaft voran gehen. Anknüpfungspunkte: Weltquartier, IBA Hamburg (vgl. Führung IBA Hamburg 05 / 2012)
79
S Z E N A R I O X b Modular Homes // Mobile Homes
[7 Studien] Ko m b i n a t i o n S z e n a r i o u n d G r u n d s t ü c k SZENARIO II
Grünstraße / Danzierstraße
Sozialer Mehrwert durch Eigenleistung
S Z E N A R I O I I I Temporäre Konversion
Hafenstraße 10 - 12 // Mülheim
Stu die
2
Stu die
7
Bürostraße // Braunsfeld
Studie 3
S Z E N A R I O I Selbstverwaltetes Wohnen auf gepachtetem Boden
Äußere Kanalstraße / Venloerstraße// Bickendorf
S Z E N A R I O V I I Zukunftsperspektiven rechts des Rheins
Otto-Gerig-Straße // Deutz
Studi
i Stud
e1
e5
Stu die 4
S Z E N A R I O V I I I Neue Anreize für Investoren
S Z E N A R I O X I I Sanierung und Attraktivierung Mietminderung durch Eigenleistung
Dasselstraße 1-29 // Innenstadt
Burgenlandstraße 7 // Kalk
Studie
6
SZENARIO IX
Auszug aus Studie 7:
Ralf, (27)Messebauer, Nadine, (23)Krankenschwester Meine Freundin und ich hatten schon seit langem vor zusammenzuziehen. Wir suchten etwas Kleines, was wir uns leisten konnten und wo wir nicht so viele Möbel neu anschaffen mussten. Ich bin sowieso ständig auf Montage und Nadine macht viele Nachtdienste. Hier an der Danzierstraße habe wir jetzt unser „eigenes“ kleine Häuschen mit schönem Gärtchen bezogen. Diese „Mobile Homes“ sollen hier vorerst für fünf Jahre stehen, danach werden alle abgebaut und auf der nächsten Fläche wieder installiert. Für uns eigentlich optimal: In fünf Jahren planen wir eine Familie zu gründen. Mal sehen wo wir dann wohnen...
Im Sommer grillen. Im Winter Schneemänner bauen. Auf der Couch „Tatort“ gucken.
Pasta Arrabiata kochen.
Die Vorfabrizierbarkeit der Mobile Homes spart rund zwei Drittel der Baukosten im Vergleich zu einer konventionellen Vor-Ort-Bauweise. Als Vergleichsobjekt zur überschläglichen Kalkulation diente ein Holzrahmenbauwerk mit Niedrigenergiestandard ohne Unterkellerung und durchschnittlichem Ausstattungsstandard. Hier lagen die Bruttobaukosten bei etwa 929€/m2 BGF. (nach BKI Baukosten / Gebäude, 2012, Einfamilienhäuser in Holzbauweise) Zusätzlich zu den Baukosten sind die Kosten für Hausanschlüsse und Ver- und Entsorgung mit etwa 27.653€ (nach BKI Baukosten / Positionen, 2012, Entwässerungskanalarbeiten) für die 70 Wohneinheiten zu berechnen. Somit kann man von einer Konstruktionssumme pro Wohneinheit von 33.839€ (inkl. Erschließungskosten) ausgehen. Zum Vergleich: Geförderter Wohnungsbau Max-Fremery-Str.1, Köln-Bickendorf; 107.450€ pro Wohneinheit.
80
Ko s t e n
3 3 . 8 3 9 € p ro
Comics lesen.
Montage
5 Jahre
Passt alles rein. Sonntags schlafen solange man will.
Um den sozialen Wohnungsbau tatsächlich zu revitalisieren,
V. Spielregeln anpassen Ebenfalls an die aktuellen Bedingungen
bedarf es mehr. Die folgenden sechs abschlieSSenden Realisie-
angepasst werden müssen die Wohnraumförderungsbestimmungen.
rungsimpulse zeigen, was zur Umsetzung notwendig ist und
Diese fordern einen baulichen Standard, der den von freifinanzier-
sollen dazu anregen, der Problematik mit Hilfe der neuen Lö-
ten Wohnungen übersteigt und somit für Investoren unattraktiv
sungen entgegenzutreten.
macht. Ferner erscheint es kontraproduktiv, wenn die Politik den Trend zum steigenden Flächenverbrauch pro Person aktiv unter-
i. Pauschalmodell abschaffen In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft
stützt, indem sie die Förderrichtlinien des sozialen Wohnungsbaus
reichen die bestehenden Pauschalmodelle für den geförderten Wohnungsbau nicht
in Bezug auf Wohnungsgrößen und Ausstattungsstandards konti-
mehr aus. Auf die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Zielgruppen
nuierlich anpasst. Es ist notwendig, die vorhandenen politischen
muss passend reagiert werden. Zudem sind Grundstücke ein rares Gut geworden.
Steuerungselemente zu nutzen und zielgerichtet zur Erhaltung der
Geförderter Wohnungsbau sollte auf allen innerstädtischen Wohnbaulagen möglich
Balance auf dem Mietwohnungsmarkt einzusetzen. Die Anpassung
sein und unabhängig von der Grundstücksgröße betrachtet werden. Die Komplexität
der Richtlinien sollte auf kommunaler Ebene geschehen – zum
und Diversifizierung der Rahmenbedingungen und Akteurskonstellationen machen
Beispiel in der Bauleitplanung, aber auch in den Wohnraumförde-
es zwingend notwendig, projektspezifisch auf Grundstück, Nutzer und lokale, bzw.
rungsbestimmungen.
regionale Gegebenheiten zu reagieren.
VI. Experimente wagen Große Fragen erfordern mutige Antworten!
ii. Modelle flexibler gestalten Die neuen Modelle für bezahlbaren Wohnraum
Köln hat die Möglichkeit voranzugehen und das drängende
werden komplexer und zugleich flexibler. Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte
Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum auch als eine Chance der
Baukastenprinzip stellt das hierfür notwendige und adaptierfähige Gerüst dar. Über
Stadtentwicklung zu begreifen und mit mutigen Experimenten zu
eine entsprechende Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten sind Mischfinanzierun-
antworten. Gefragt sind Pilotprojekte, die nicht nur zu einer spürba-
gen sowie die aktive Einbindung von Bauträgermodellen zu prüfen und räumliche
ren Entlastung auf dem Wohnungsmarkt führen, sondern auch eine
Bestandspotentiale zu nutzen.
beispielhafte Herangehensweise für andere Großstädte darstellen
i. Mischfinanzierungen Private Wohnmodelle, wie das der Baugruppe oder der
können. ■
Baugenossenschaft zeigen, dass auch größere Projekte realisierbar werden, wenn man gemeinschaftlich finanziert. Übertragbar in den geförderten Wohnungsbau wäre diese Finanzierungsweise durch eine intelligente Vernetzung von privatem Kapital, bestehenden Fördertöpfen und die Akquirierung alternativer Fördermöglichkeiten. Auch von Nutzerseite wäre eine aktive Beteiligung in Form von Selbstbau-Anteilen denkbar. Stiftungen könnten sich im Wohnungsbau stärker engagieren. ii. aktive Einbindung von Bauträgermodellen Die Zusammenarbeit der Stadt mit verschiedenen Bauträgern kann dazu führen, dass wieder bezahlbarer Wohnraum realisiert werden kann. Zahlreiche Beispiele waren schon erfolgreich: In Wien arbeitet die Stadt mit Planerstäben und Bauträgern in einem Wettbewerbsverfahren zusammen. In Berlin werden Trägern Grundstücke in Erbpacht zur Verfügung gestellt. iii. räumliche Bestandspotentiale nutzen In der Kölner Innenstadt gibt es kaum noch verfügbare Grundstücke auf dem Markt. Dennoch lassen sich ungenutzte Potentiale identifizieren. Diese sind ebenso in Form von innerstädtischen Restgrundstücken und Industriebrachen zu finden, wie in ungenutzten und leerstehenden Gewerbe- und Büroflächen. iii. Akteure aktivieren In einer Großstadt wie Köln finden sich die unterschiedlichsten Akteure. Es gilt bestehende Kräfte für den bezahlbaren Wohnungsbau zu bündeln, Netzwerke aufzubauen und vorhandene Kompetenzen zusammenzuführen. Dies sollte nicht nur für Verwaltungsstrukturen gelten, sondern auch private und bürgerliche Initiativen einbeziehen. Ein Medium zum Austausch stellt die in der vorliegenden Arbeit konzeptionierte Stabstelle „wunne för nit vill” dar. Hier könnten Maßnahmen koordiniert, Finanzen verwaltet und bürgerliches Engagement aktiv eingebunden werden. IV. Paradigmen wechseln Die Bereitstellung von Wohnraum in ausreichendem Maße war im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand und bildete einen Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge. In
Kontakt
den letzten drei Jahrzehnten zog sich der Aufgabenträger aus dieser ihm auferlegten
Projekthomepage
Verantwortung zurück. Der Anspruch an bezahlbaren Wohnraum ist heute jedoch
http: //www.teambquadrat.de.hm
nicht mehr mit den Mechanismen des freien Marktes zu realisieren. In Zeiten von
benjamin.bauske@student.alanus.edu
wachsenden Großstädten muss die öffentliche Hand wieder zurück zu ihrer ursprüng-
maren.brixius@student.alanus.edu
lichen Verantwortung gelangen. Fest steht jedoch auch: Ohne den freien Markt ist eine teilweise Finanzierung kaum noch möglich. Die Stadt sollte über Maßnahmen
[wunne för nit vill] unter:
zur Verpflichtung des Marktes nachdenken und diesen sinnvoll miteinbeziehen. Die Sozialverträglichkeit muss bei jedem größeren Bauvorhaben geprüft und über Auflagen eingefordert werden. Neue Anreize müssten von Seiten der Stadt geschaffen werden. So sind z.B. Stellplatzverminderung und Dichte-Bonus denkbar.
81
Ein imaginatives Architektur-Werkzeug Jahresprojekt Matthias Killge // MA 3.1 Forschungsforum + Projektstudium // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian KlugE // 2./3. Semester Entwicklung eines imaginativen architektur-
Handlungsfelder und Anwendungen
werkzeuges – zusammenhänge von akteuren der
I. Ebene: Orientierung und Übersicht in der Grundordnung
Projektentwicklungs-Bauherren, architektur
Anwendung
und lebensqualitäten bei nutzern
• In Bauherrengesprächen, zwischen Architekten, Bauherren-Entwicklern und zukünftigen Nutzern
A
usgangspunkt, Aufgabenstellung und Ziel Ein Ausgangspunkt
• Für Baugruppen oder „Laien“, die durch ihre berufliche Situation
dieser Arbeit soll die Erfahrung der alltäglichen Lebenspra-
in die Rolle des Bauherren kommen
xis des Bauens sein, wo dem Bauherren als „Laien“, aber auch
• Orientierung in unübersichtlichen Situationen und zum Übersicht
professionellen Projektentwicklern, Architekten, Baufachleuten
schaffen im Prozessgeschehen
und Nutzern eine schier unübersehbare Vielfalt an Sachverhalten,
Ziele
Problemen, Aufgaben und Lösungsmöglichkeiten gegenübertreten,
• Klärung von Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Machtbefugnissen
die in ihrer unmittelbaren Erscheinungs-Form eigentlich nicht zu
• Darstellung hierarchischer Verhältnisse (Freiheit, Zusammenar-
durchschauen sind. Ja, wenn der Einzelne das Gegebene in naiver
beit; Abhängigkeiten)
Weise auffasst (ohne denkendes Erkennen und Handeln), dann
• Bildhaftes Aufzeigen von funktionalen Beziehungen (z.B. von
können ihn die Ereignisse des Bauens durchaus überwältigen und es
Nutzeranforderungen und Projekt-Budgetplanung in der Immobi-
kann das Gefühl auftreten, dem Zwang ausgesetzt zu sein, etwas im
lienökonomie)
Bau-Entwicklungs-Prozess beurteilen und entscheiden zu müssen,
II. Ebene: Beobachtung und Denken auf Grundlage der Erfahrung
was nicht durchschaut und erkannt wird.
- Bild Imagination
Für Bauherren, Projektentwickler, Architekten und Nutzer soll
Anwendung In ruhiger meditativer Betrachtung
ein Architektur-Werkzeug in bildhaft-imaginativer Form geschaffen
Ziele
werden. Es gibt bereits sehr viel Wissen in Form von Büchern, Rat-
• Erfassen komplexer Zusammenhänge in konkret-bildhafter Form
gebern, wissenschaftlichen Abhandlungen oder Checklisten. Doch
und der allgemeinen Form des ideellen Prinzips
hilft alleiniges analytisches Wissen oft nicht weiter, wenn in kon-
• Schaffen gemeinsamer Ideen und Begriffe als Grundlage für Ur-
kreten Situationen Entscheidungen getroffen werden müssen. Das
teile und Entscheidungen von Entwickler-Bauherren / Architekten
anwachsende Wissen und die ständige Entwicklung der Technik
und den zukünftigen Nutzern
verbieten es sozusagen verallgemeinerte und abstrakte Definitionen
Methode Die Idee der Erkenntnis
von Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Gerade aus diesem Grunde
Auf Grundlage der Erfahrung, werden die Beobachtungen
soll die Entwicklung des imaginativen Architektur-Werkzeuges als
einzelner Wahrnehmungen vom Denken mit Ideen und Begriffen
einen Ausgangspunkt die aktuellen Erfahrungen der Fachleute und
durchleuchtet. Die denkende Tätigkeit bringt dann die beobachteten
die wirklichen Bedürfnisse der Bauherren in Entscheidungssituati-
Wahrnehmungen mit dem gedachten ideell-begrifflichen Prinzip
onen nehmen.
in eine solche bildhaft-imaginative Form, dass ein Zusammenhang
Die Strukturen einer übersichthaften Grundordnung, bildhaft
erkannt werden kann. Erst wenn in der Erkenntniss das tätige
dargestellte Zusammenhänge und der Gebrauch von Themenkarten
Selbst-Bewusstsein die „spezielle Form“ der wahrgenommenen
als Werkzeuge und Hilfsmittel in Entscheidungsprozessen wurden
Beobachtung und die vom Denken erfasste allgemeine Form des
so gestaltet, dass sie in verschiedensten Anwendungssituationen
ideellen Prinzips zusammenbringt, da kann von einer Wirklichkeit
einfach zu gebrauchen sind und sich selbst erklären.
im eigenen Bewusstsein gesprochen werden.
82
III. Ebene: Werkzeug und Hilfsmittel in Entschei-
Dem Nicht-Fachmann soll in einfacher Weise der Umfang und
dungsprozessen – Die Themenkarten
Spielraum für seine Entscheidungen offengelegt werden, damit
Anwendung
nichts übersehen oder vergessen wird und persönliche „Vorlieben“
• In Bauherrengesprächen und Workshop-
doch im Zusammenhang mit anderen Optionen gesehen werden
Situationen mit verschiedenen Projektbeteiligten,
können.
fachübergreifend
Im Gespräch werden Entscheidungen gemäß der Ziele als
Ziele
Motive der Projektentwicklung, auf Grundlage der beeinflussenden
• Darstellung verschiedener Optionen und Anfor-
Bedingungen und im richtigen Gefühl für eine stimmige Form ge-
derungen „vor den Augen” der Entscheider
troffen. Dem Gesprächsleiter einer „geführten Improvisation“ wird
• Einsehen von Grundlageninformationen für alle
die Aufgabe zukommen, die Balance im Kräfte-Spiel der Interessen
Prozessbeteiligte
herzustellen und Ergebnisse zu Entscheidungen oder Möglichkeiten
• Schaffen gemeinsamer Ideen und Begriffe durch
für alle Beteiligten zu dokumentieren.
Beobachtung und Denken, bei unterschiedlichen
In der Vorbereitung eines Gespräches oder Workshops kann der
Voraussetzungen der Erfahrung, als gemeinsame
Gesprächsleiter folgende Ordnung an Stellwänden zur Aufnahme
Urteilsgrundlagen
von Lösungsansätzen, Optionen und praktischen Überlegungen
• Sichtbarmachen und dokumentieren von Ge-
anstellen:
dankengängen und Entscheidungen
(1) Mittig - Die Themenfelder, welche zur Entscheidung anstehen
Methode
(z.B. der gewünschte energetische Gebäude-Standard, Baustoffe und
Die Themenkarten mit Fachinformationen
Konstruktionen, die gebäudetechnischen Anlagen).
(z.B. „Passivhaus”), stellen eine gemeinsame Wis-
(2) Linksseitig – die Anforderungen, welche Bedingungen an die zu
sensgrundlage für die im Entscheidungsprozess
entscheidenden Themenfelder stellen (z.B. Nutzungsanforderungen,
beteiligten.
Raumprogramm, Qualitätsansprüche, funktional-organisatorische
Ein Themenfeld-Set (z.B. Energetischer Ge-
Raumbeziehungen).
bäude-Standard, Heizungsanlagen, Material Wand
(3) Rechtsseitig – Ziele und Motive der Projektentwicklung (Pro-
usw.) besteht aus den einzelnen Themenkarten in
jektthema, angestrebtes Image, rechtlicher Rahmen, Immobilien-
„Blanco“-Ausführung als Fachbegriff oder Idee.
Ökonomie, Budget-Finanzierung, Ressourcen-Optimierung usw.) ■
Themenkarten mit Fachinformationen
„Blanco“-Themenkarten als Set eines Themenfeldes
83
84
Übersicht und Orientierung in der Grundordnung, I. Ebene
Bestandteile des Konzeptes
elles Prinzip und wahrgenommene Erfahrungen zusammengeführt
1. Die Objekte der Grundordnung – zur Übersicht, Orientierung
werden für Beobachtung und Denken zur Erkenntnis
und Darstellung hierarchischer Verhältnisse
3. Die Themenkarten - mit Fachinformationen, Hinweisen zur
2. Die Bild-Tafeln – auf denen Zusammenhänge von den Akteuren
„geführten Improvisation“ in Bauherrengesprächen
der Bauherren-Projektentwicklung, der Architektur und Lebens-
4. „The White Cube“ als Aufbewahrungsgefäß
Nutzungs-Qualitäten in bildhafter Form dargestellt sind, indem ide-
5. Benutzerhandbuch und Erläuterungen sind in Vorbereitung
85
Getreidesilo Masterthesis Anna marchenko // MAsterthesis // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian Kluge // 4. Semester
I
n dieser Arbeit handelt es sich hauptsächlich
Nutzer sollen sich zu einer Baugenossenschaft
um ein Umnutzungskonzept für ein Brachlie-
zusammenfinden und die Entwicklung der
gendes Grundstück eines ehemaligen Getreide-
Fläche mitgestalten. Kultur-, Kunst-, Sport- und
silos in Charkiw, Ukrainie. Das Projekt orientiert
Bildungsinstitutionen sollen sich auf der Fläche
sich an sozial benachteiligten Gruppen, um diesen
ansiedeln. Die Nutzer sind aufgerufen eigene Pro-
eine Chance zur Selbstverwirklichung zu geben.
jekte, wie urbanes Gärtnern, Jugendbetreuungen,
In Folge der schwierigen Finanzsituation in der Ukraine erhalten junge Menschen wenig
Kunstprojekte usw. zu initiieren. Das Projekt soll die Bedürfnisse, Probleme und Lebensweisen von
Unterstützung vom Staat. Gebührenpflichtiges
jungen Menschen in die Gesellschaft transpor-
Studium, Korruption in der Ausbildung und nied-
tieren. Die Entwicklungen in den neu geschaffe-
rige Löhne erschweren das Leben von Studenten,
nen Organisationen können die Tendenzen im
Absolventen und jungen Familien. Andererseits
Arbeitsmarkt beeinflussen und das Kulturleben
liegen in großen Industriestädten wie Charkiw
der Stadt fördern.
viele Industrieflächen aus Sowjetzeiten ohne Nutzung und ohne Zukunft brach. Das Silo-Projekt ist als Non-Profit-Organisati-
In dieser Arbeit hab ich mich mit ortspezifischen Problemen auseinandergesetzt und ein Organisations- und Finanzierungsmodell ausgear-
on geplant. Die Architektur des Prozesses steht im
beitet. Dieses Projekt kann als Handlungsmodell
Vordergrund dieser Arbeit. Die Umsetzung des
für die Umnutzung von Industrieflächen in der
Projektes ist stufenweise konzipiert. Überschüs-
Ukraine dienen.
se werden dabei in das Projekt reinvestiert. Die
Projektidee: “Erfolgreicher Start” Das Projekt ist grundsätzlich für sozial benachteiligte Gruppen wie Studenten, Absolventen und junge Familien konzipiert. Zweck des Projektes ist es, diesen Gruppen eine Unterstützung anzubieten um Ihnen eine Chance zu geben sich zu verwirklichen. Das Projekt soll eine starke Gemeinschaft mit gegenseitiger Hilfe bilden und das soziale Netzwerk stärken. Konzept Das Silo-Projekt ist als non-Profit Organisation konzipiert, wo die Hauptinitiative den Nutzern unterliegt. Das Projekt soll in sich andere kleine soziale und innovative Projekte entfalten, die von den Nutzern initiiert sind. Z.B. Urban-Gardening, Musik-Bands, Jugendbetreuung etc. Das Projekt soll die Bedürfnisse, Probleme und Lebensweise der Jugend in die Gesellschaft transportieren und damit die Aufmerksamkeit darauf lenken. Projektbereiche Das Silo wird für alle Kultur-, Kunst-, Sport- und Bildungsorganisationen offen sein. Die Entwicklungen innerhalb dieser Bereiche sollen die Tendenzen am Arbeitsmarkt beeinflussen und das Kulturleben der Stadt fördern.
86
Standortanalyse
Soziale Analyse
87
Prinzipien • Es wird kein Profit angestrebt. Die Überschüsse werden im Projekt reinvestiert. • Das Projekt besteht aus mehreren Bauabschnitten. Die stufenweise Umsetzung sorgt dafür, dass das Projekt weniger Risiken birgt, flexibel ist und sich finanziell selbst tragen kann. • Jeder Betreiber verpflichtet sich, vertraglich den zugewiesenen Raum entsprechend zu bewirtschaften (inkl. der technischen Anlagen). • Für private Unternehmen gilt eine mietfreie Zeit von einem Jahr für den Fall, dass sie den Ausbau der gemieteten Flächen in Eigenleistung erledigen. • Jeder Betreiber der sich verpflichtet einen Anteil des Facility-Managements eines Gebäudes zu übernehmen, bezahlt eine reduzierte Miete. • Für Studenten wird eine mietfreie Zeit von einem Jahr gewährt, wenn sie sich an Gebäudeausbauten wesentlich beteiligen und eine Hilfe bei sonstigen Bauarbeiten sind. • Selbstinitiierte Projekte werden unterstützt. • Unternehmer, Handwerker, Künstler müssen ein Praktikum- bzw. einen Arbeitsplatz für Studenten anbieten. ■
88
89
Prozessqualität in der projektvorbereitung Masterthesis Daniel Richter // MAsterthesis // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian Kluge // 4. Semester Prozessqualität in der Projektvorbereitung – mit dem Ziel einer nachhaltigen Immobilienprojektentwicklung
E
inleitung - Zielsetzung und Motivation Um eine Projektentwicklung erfolgreich durchzu-
führen, ist eine sorgfältige Vorbereitung unverzichtbar. Durch klar strukturierte und organisierte Prozessabläufe besteht in der Projektentwicklungsphase die größtmögliche Einflussnahme auf eine nachhaltige Immobilienentwicklung. Die Gesamtqualität einer Projektentwicklung setzt sich aus mehreren Einzelqualitäten zusammen. Dazu gehören neben der Prozessqualität zum Beispiel
Die Grafik verortet den in dieser Arbeit betrachteten Fokus im Projektverlauf.
die Qualität der Projektidee, die Datenqualität oder die Mitarbeiterqualität. Ziel der Masterarbeit war es zu untersuchen, was eine hohe Prozessqualität in den frühen Phasen eines Projektes ausmacht und wie diese ausreichend Berücksichtigung finden kann. Die Arbeit konzentriert sich auf die Projektentwicklung im engeren Sinne. Vorgehensweise und Methodik Da festgeschriebene Strukturen, wie die Schriftenreihe der AHO, die HOAI oder andere Richtlinien, keine neuen Erkenntnisse bieten, wurde das praktische Wissen über Prozessqualität in den frühen Phasen eines Projektes durch eine qualitative Befragung von Experten herausgearbeitet. Kapitel 1 der Arbeit stellt die Methodik der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Experteninterviews dar. In Kapitel 2 wurden wesentliche Begriffe bestimmt und abgegrenzt. Dann erfolgte eine Zusammenstellung von wichtigen Prozessen und Aufgabenfeldern für die Projektvorbereitung aus wissenschaftlicher Literatur, Normen und Richtlinien, ergänzt um Erkenntnisse aus den durchgeführten Experteninterviews. Kapitel 4 legt besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte in der Projektvorbereitung. In Kapitel 5 wurde aus den Erkenntnissen der Interviews die Wirkungsweise eines qualitativ hochwertigen Projektvorbereitungsprozesses beschrieben und die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Prozessqualität dargestellt. Möglichkeiten einer Maximierung der Prozessqualität in den frühen Projektphasen wurden aufgezeigt und konkretisiert. Abschließend wurden die Erkenntnisse zusammengefasst, ein methodisches Fazit gezogen und ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Projektentwicklung gegeben.
90
Die Grafik verdeutlicht den Aufbau und die Zusammenhänge der Arbeit.
Die Grafik zeigt die untersuchten Aufgabenfelder der Projektentwicklung i. e. S..
Zusammenfassung - Ergebnisse und Rück-
Was macht sie nun aus, die Prozessqualität
jektstruktur angepasst werden und dabei nur so
schlüsse Die untersuchten Aufgabenfelder der
in der Projektvorbereitung? Von einer hohen
umfangreich wie nötig sein. Wichtig erscheint ein
Projektvorbereitungsphase bieten eine große Frei-
Prozessqualität profitiert letztendlich das gesamte
interdisziplinärer Ansatz zu Projektbeginn, also
heit in der Prozessgestaltung und damit Möglich-
Projekt und damit alle Projektbeteiligten. Grund-
die parallele Berücksichtigung aller projektre-
keiten zu einer Qualitätssteigerung. Insbesondere
sätzlich ist davon auszugehen, dass eine hohe
levanten Aspekte und dabei die selbstverständ-
eine erschöpfende Erfassung und Festlegung der
Prozessqualität zu einem guten Projektergebnis
liche Beachtung der nachhaltigkeitsrelevanten
Projektziele, durch Zieldefinition, Bedarfsplanung
führt, ohne dass dies eine zwingende Bedingung
Gesichtspunkte. Einen hohen Stellenwert bei der
und Variantenuntersuchung, ist von enormer Be-
ist. Eine hohe Prozessqualität unterstützt zudem
Steigerung der Prozessqualität hat die Nutzerbe-
deutung für die Qualität des weiteren Projektver-
eine straffe Projektdurchlaufzeit, damit Projekte
teiligung, sowohl in der Bedarfsplanung als auch
laufs. Dabei gilt es, dem notwendigen iterativen
nicht länger dauern, als sie sollten.
im folgenden Planungsprozess. Eine frühzeitige Steigerung des Informationslevels wirkt ebenso
Prozess die Zeit zu geben, die er projektbezogen
Ein qualitativ hochwertiger Prozess ist von
benötigt, da Versäumnisse zu Projektbeginn nur
mehreren Eigenschaften geprägt: er ist zielori-
qualitätssteigernd wie eine gezielt eingesetzte
mit erheblichen Mehraufwand zu einem späteren
entiert und effizient, dabei akteursorientiert und
technische Unterstützung. Insgesamt sollten
Zeitpunkt geheilt werden können.
nachvollziehbar transparent. Projektspezifisch
Prozesse für alle Projektbeteiligten begreifbarer
kann ein beschleunigter Prozess sinnvoll sein, es
und nachvollziehbar transparenter aufbereitet und
vorgestellten Mindestumfang nicht unterschrei-
muss aber hinreichend Zeit zur Verfügung stehen,
dokumentiert werden, da der menschliche Faktor
ten, um den Projekterfolg nicht zu gefährden.
da Versäumnisse in der Projektvorbereitung nur
Projekte extrem beeinflussen kann. Die Berück-
In der Projektorganisation und der Vorbereitung
schwer wieder eingeholt werden können. Bereits
sichtigung der in der Arbeit aufgezeigten Mög-
der Planungsphase werden die Grundsteine für
erprobte und dann projektbezogen angepasste
lichkeiten einer Maximierung der Prozessqualität
die Prozessqualität des weiteren Projektverlaufs
Prozesse bieten eine hohe Prozessqualität.
kann sich nur positiv auf das Projekt, und damit
Die Stakeholder- und Risikoanalyse sollte den
gelegt. Hier kommt es darauf an, eindeutig
Besonderen Einfluss auf die Prozessqualität
auf die beteiligten Menschen und Ressourcen
geregelte, projektbezogen angepasste und allen
haben neben technischen Faktoren, der Faktor
auswirken. In der Projektvorbereitungsphase, mit
Projektbeteiligten verständliche Prozessabläufe zu
Mensch, also alle Projektbeteiligten, und deren
ihrer noch großen Beeinflussbarkeit, werden die
gestalten. Die Kommunikation der projektspezi-
Kommunikation untereinander. Der Faktor
Weichen für den gesamten Projektverlauf gestellt.
fischen Prozessabläufe mit Hilfe eines Projekt-
Mensch spielt immer die größte Rolle in jedem
Hier gilt es, Projektentwicklung nicht nur auf ein
handbuches ist dabei ebenso unverzichtbar wie
Projekt. Neben der Fach- und Methodenkompe-
reines Renditedenken, eine reine Zahlenkontrolle
ein abgestimmter Terminplan und vertraglich
tenz ist es vor allem die soziale Kompetenz die
zu beschränken. Die weichen Faktoren Mensch
vereinbarte Leistungspflichtenhefte.
qualitätssteigernd oder -mindernd wirkt.
und Kommunikation müssen intensiv durch-
Nachhaltigkeitsaspekte müssen unbedingt
Wie lässt sich die Prozessqualität maximie-
drungen und berücksichtigt werden. Nur dadurch
vom Projektstart an vollständig und immanent
ren? Die Prozessoptimierung ist ein lebender
können die für den Projekterfolg notwendigen
berücksichtigt werden. Der Faktor Nachhaltigkeit
Prozess, der ständig Beachtung finden muss.
Prozesse von Anfang an auf einem qualitativ
nimmt großen Einfluss auf die Projektziele. Daher
Dabei sollten insbesondere die Erfahrungen aus
hochwertigen Niveau gestaltet werden, denn:
ist die sorgfältige Abwägung der Zielprioritäten
realisierten Projekten einfließen. Die Prozesse
„Sage mir, wie Dein Projekt anfängt und ich sage
sehr wichtig.
müssen projektspezifisch der jeweiligen Pro-
Dir, wie es endet.“ ■
91
Diplom Projekte
Arts-container-docking-station Diplomarbeit Sebastian Keller // Diplomarbeit // Prof. marek Nowak + Prof. Benedikt Stahl
W
eltweit gibt es Initiativen von Künstlern, die kleinere und größere Projekte in Containern
realisieren. In den letzten Jahrzehnten wurde der Container als mobiler Raum und als Arbeitsplatz, Ausstellungsraum, Atelier und Wohnraum entdeckt. Durch seine Mobilität, die Möglichkeit ihn vertikal zu stapeln oder horizontal zu verbinden und die Flexibilität, die damit einhergeht, ist er eine Hülle für Projekte geworden. Gerade Künstler, die sich nicht auf dem Kunstmarkt bewegen, machten sich den Container zunutze. Die ökonomische Situation der Künstler spielt dabei eine wichtige Rolle. Während die etablierte Kunst in den Museen und Galerien an prominenten Plätzen zu sehen ist, findet sich die „Underground”-Szene oft an Stadträndern, in Industriegebieten und Häfen. Ausstellungen in Containern sind schon lange keine Seltenheit mehr. Sie werden mittlerweile auch von etablierten Galerien, Museen oder auf Messen benutzt. Dies führt jedoch nicht zu einer Verbindung der etablierten Kunstwelt mit dem „Underground“, sondern es handelt sich letztendlich um eine Werbemaßname. Die Arts-Container-DockingStation ist ein Kunstzentrum, das Anschluss für weltweit existierende Container-Projekte bietet. Die Idee ist, dass sich Künstler weltweit mit ihren Container-Projekten auf eine Ausstellung, Residenz oder Platz bewerben können. Die vollständigen Container-Ausstellungen oder Ateliers werden dann verschickt und können auf acht Stockwerken an der Arts-Container-Docking-Station angeschlossen werden. Fertige Ausstellungen können also direkt angeschlossen und dann mit anderen Ausstellungen kombiniert werden. Die „Arts-Container-Docking-Station“ ist ein Versuch den „Underground“ mit der etablierten Kunstwelt zu verbinden ohne dabei nur das Stilmittel des Containers zu übernehmen, sondern eine echte Plattform für Kunst und Künstler zu bieten. ■
Städtebauliche Strategie
94
Lageplan
95
96
Schnitte
Grundrisse
97
Kinder & Jugendpsychiatrische Tagesklinik Diplomarbeit Annett Hillebrand // Diplomarbeit // Prof. swen geiss + Prof. benedikt Stahl
Z
iel ist, sowohl für die zu behandelnden Kinder und Jugendlichen als auch für die Ärzte und
Therapeuten einen Ort zu schaffen, der eine stimmige Atmosphäre bietet, der Geborgenheit und gleichzeitig Offenheit vermittelt, einen Ort an dem man gern ist und an dem Jeder sein kann, im Sinne von ganz bei sich sein um von dort wieder ausgehen zu können. Mittelpunkt des geplanten Gebäudes ist der sich über alle Etagen erstreckende kreisrunde Erschliessungs- und Aufenthaltsraum. Er dient der Verortung, der Kommunikation, ist verbindendes und vermittelndes Element, ist lebendiger Dreh- und Angelpunkt des Hauses. Die gegenüberliegende geplante Klinikschule mit Boardinghaus ergänzt das psychiatrische Zentrum, hier war es wichtig eine Gebäudeform zu wählen, die mit dem des Zentrums korrespondiert und auch hier bieten die Räumlichkeiten Orientierung nach innen und aussen, Kommunikation, soziales Miteinander und konzentriertes Lernen werden hier nebeneinander ermöglicht.
98
Lageplan
Ansichten + Schnitte
99
Grundrisse
100
Boardinghouse Goltsteinstraße
Tagesklinik mit Café
Zentraler Erschließungs- und Aufenthaltskern
101
drumherum Weit und Breit
Kunstwerke sind keine soldaten Mittwochsforum Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // Ringvorlesung // prof. Nikolaus v. Kaisenberg + Gäste Bildung durch Begegnung – das Mittwochsforum
mit sich bringt. Nun zeigt er eine etwas größere Brücke für eine Landesgartenschau, unter kom-
D
er hat es geschafft! Der Gast beginnt gerade erst seinen bildrei-
plexen Rahmenbedingungen. Tolle Ausformung.
chen Werkbericht, aber er hat schon von seinem persönlichen
Und die Farbgebung? Naja, zögert schelmisch der
Werdegang erzählt und von der gemeinschaftlichen Gründung des
Kollege. Die gezeigte Ingenieurskunst ist nicht
Büros: Wir hatten Architektur studiert, aber als erstes kam ein Wett-
das Problem bei solchen Vorhaben. Sondern die
bewerb für eine große Brücke. So wurden wir Brückenbauer, Schritt
Überbrückung zwischen den Projektbeteiligten.
für Schritt. Ja der hat seinen Platz gefunden, staunen die Studieren-
Zum Beispiel zum Farbdesigner, der seine Vor-
den des Bachelorstudienganges für Architektur und Stadtraum. Der
stellung mitbringt. Kunst ist Wille zur Form, zur
Fachbereich räkelt sich zufrieden in den Sitzen, jeder freut sich auf
Farbe! Aber wer hat schon Lust, fertig geformte
die weiteren Bilder. Und dann auf den Dialog. Zuerst fragen die Stu-
Vorstellungen erst einmal aufzulösen, um dann
dierenden, dann, beim Mittagsessen, die Gäste. Kunstwerke sind
neue Formen gemein-schaftlich zu prüfen? Diese
keine Soldaten. So heißt dieser Zyklus. Kandinsky proklamiert die-
sind dann unvorhersehbar und manchmal über-
sen Satz in seinem Essay über die Formfrage (Alma nach Der Blaue
raschend schön. Ist das zur Zeit der Subtext vieler
Reiter, 1912). Hundert Jahre später stellen sich unsere Gäste, die aus
Gastbeiträge, dass die Formung der Zusammenar-
allen Arbeitsfeldern des Lebens kommen, engagiert diesem Thema.
beit bald mehr gestalterische Kraft braucht als das
Was zählt, sagt Kandinsky, ist die Entscheidung aus eigener, innerer
Objektdesign? Ja, es gibt einen unausgesproche-
Notwendigkeit. Die äußere Notwendigkeit liefert nur Anregungen,
nen Trend zu dieser Frage bzw. eine Suche nach
aber keine Ausreden. So entsteht authentisch Form, Lebensform.
einem modernen Umgang damit. Modern? Ja, in
Ja toll, wie soll das denn gehen beim Brückenbau – vielleicht gegen
dem Sinne, diesen Teil der Projekte nicht als Last
die Schwerkraft ? Darum fragen Bildhauer und Maler gerne, ob
anzusehen, sondern als Bestandteil des Gestal-
Architektur überhaupt eine Kunst sein könne, wo sie doch so vielen
tungsfeldes. Das ist auch eine Generationenfrage.
Bindungen unterliege. Ja klar, gerade das ist ja die Baukunst, dass sie
Die Jungen schätzen ihre Lehrer, aber sie packen
in aller Freiheit die Bindungen annimmt und dann ihren Ausdruck
es schon heute anders an. Kilian Kada z.B.: Er
sucht. Und die Kollegen, die ins Mittwochsforum kommen, zeigen
berichtet vom Wandel in der Bürokultur. Mehrere
das auch immer wieder. Hier sind es nun die Brückenprojekte. Das
Personen arbeiten an verschiedenen Arbeitsmo-
eine folgt dem Ziel des geringsten Materialeinsatzes und graziler
dellen für ein Gebäude, die dann im Sinne eines
Schlankheit, das andere steht dazu, gerade den Materialeinsatz
Anreicherungsprozesses zueinander gestellt und
opulent zur Geltung zu bringen, was körperliches Wohlbefinden
vereinigt werden.
KadaWittfeldArchitektur / Foto: Carl Brunn
104
Richard Meier vor dem Gesamtmodell des J. Paul Getty Center, 1994 / Foto: Jock Pottle / ESTO aus: Claus, Sylvia / Schirren, Matthias(2012): Building as Art. Richard Meier, Bonn, Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Im Kontrast dazu steht das Modell des Alleininhabers von Ideen, dem seine Mitarbeiter helfen, diese umzusetzen. Er allein steht für eine ganze Ansiedlung, so wie es seit der Renaissance zur Baukunst gehörte: Ghiberti oder Brunelleschi, Richard Meier oder Frank O. Gehry. Nun am Ende der Neuzeit, tritt die Einzelindividualität in das Team ein, das oft seinen eigenen Namen trägt. Viele Gäste hier sprechen für eine ganze Gemeinschaft, für eine Bürogemeinschaft und auch für eine Projektgemeinschaft, z.B. Jan Liesegang vom Raumlabor Berlin. Das ist auch funktional, denn es eröffnet einen neuen Zugang zum Problem der Komplexität, das viele Projektmanager fürchten. Große Vorhaben scheitern heute nicht an den Ingenieursdisziplinen, es stürzen ja nicht die Gebäude ein; einsturzgefährdet ist oft die ganze Projektstruktur samt ihrer Akzeptanz. Die Ingenieurswelt bietet glänzende Konzepte an: das voll digitalisierte Wohnhaus (Dr. Heiko Trumpf, Büro Happold) oder Solarkioske für Afrika oder Mobilität als Bestandteil der Immobilien (Thomas Willemeit, GRAFT Berlin). Aber soll es überhaupt so weitergehen? Die richtungsweisende Auswahl wird aus der Gesamtsicht der Lebenszusammenhänge erfolgen. Dies erfordert nähere Anbindung an die Sozialwissenschaften, erfordert Zusammenhangswissen und Orientierungskompetenz. Architektur ändert sich durch diesen Trend. Sie war immer eine Zusammenfassung von objektbezogenen Disziplinen, die sich langsam weitet und wandelt zu prozessorientierten Gestaltungsaufgaben. Architektur wird immer mehr Synonym für Gesellschaft und für Gemeinschaftsbildung. Auf diesen Aspekt des Mittwochsforums schauen besonders die Studierenden im berufsbegleitenden Masterstudiengang für Prozessarchitektur. Auch Ercan Agirbas von den Brückenbauern fühlt sich vom Wandel der Architektur herausgefordert. Niemand hat es ein für allemal geschafft. Er will es immer wieder wissen. ■
105
„Bene & Friends” Freihandzeichnen Text: Ramona Wassong // Ba 1.1 Freihandzeichnen // Prof. benedikt Stahl, Prof. Willem-Jan Beeren, Ramona Wassong, Prof. Hans Günter hofmann + Konrad Geyer
Ü
ber das Zeichnen als „wichtigstes“ Medium des Architekten gibt es so viele unterschied-
liche Meinungen wie Zeichenstile – und dies beginnt schon mit selbiger These. Eine Woche lang ging es ausschließlich ums Zeichnen und Skizzieren und man hatte Zeit, sich diesem Thema vollkommen zu widmen. Es gab viel kaltes Wasser zum drin Schwimmen und leider auch vom Himmel, alt bewehrte oder neu entdeckte Techniken, spannende Raumsituationen und Ausstellungsbesuche, wo eher die ruhigen Räume inspirierten als die gezeigten Werke. Schnelle Straßen, viel Bewegung, viele Versuche. Man zeichnete im Gehen, im Regen, zu Musik und auf Reisen in die Nähe. Regeln wurden aufgestellt und hinterfragt. Details erforscht oder vernachlässigt. Nach den ersten abstrakten Einstiegen wurden die Objekte konkreter. Es entwickelten sich Räume, Stimmungen, Landschaften. Die Studie der menschlichen Figur, ein Thema was den Architekten nicht gerade leicht von der Hand geht, stand einen Tag im Mittelpunkt und ich glaube, die meisten waren überrascht wie gut auch das gelang. Der Stift lag immer besser und leichter in der Hand, die Gedanken wurden immer freier, die Stimmungen durch die Bilder von Skizze zu Skizze ausdrucksvoller. Manchmal betrachtete man sein Werk mit Freude, ein anderes Mal hätte man es lieber zerrissen oder mit einem anderen getauscht. Am Ende der Woche hatten alle eine Menge produziert und konnten erstaunt auf die Entwicklung seit Wochenbeginn zurückblicken. Beim Zeichnen ist es wie mit so vielen Dingen: man muss es einfach tun – und dieser Kurs war für die meisten ein Anfang mit dem sie nun weiter zeichnen, anders sehen, neue Welten entdecken...■
106
107
Eine WOche im Formenrausch: Formenlehre Ba 1.3 Formenlehre // Prof. Willem-Jan Beeren + Paul Jonas Petry
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Gedanken und Impressionen Eurythmie Text: Prof. melaine macdonald // BA 1.4 Eurythmie // Prof. melaine macdonald // jahrgangsübergreifend „Eurhythmie ist das Rückgrat der Architektur”
mir etwas kund tut. Dann entstehen Fragen
Moritz Geiger
wie „was ist für einen jeweiligen Menschen mit
Gedanken zu und Impressionen aus dem Euryth-
seinem bestimmten Körperbau und Innenleben
mieblock März und Juni 2012
stimmig? Und wie bewegt sich dieser Mensch in seinem Umraum? Entsteht ein Dialog zwischen
I
n welcher Art und Weise das obige Zitat von dem Philosophen/
dem Raum und dem sich darin bewegenden
Phänomenologisten Moritz Geiger (1880-1937) genau gemeint ist,
Menschen? Entsteht ein Dialog zwischen ihm
sei erstmal dahin gestellt. Eine interessante Aussage ist es allemal
und seinem eigenen Körperbau? Was entsteht
und man kann darüber rätseln! Ich nehme es als Sprungbrett, um
zwischen den Menschen und wie wirkt dieses auf
ein paar Aspekte aus unserer Arbeit hier ins Gespräch zu bringen.
sie und auf ihren Umraum?”
Vielleicht ist Einigen bewusst, dass der Begriff „Eurythmie”
Aus solchen Fragestellungen heraus haben wir
schon lange existiert (im Altgriechischen und im Fränzösischen
gearbeitet. Der Fokus wurde jeweils auf verschie-
wird dieser Name ohne „h” geschrieben) und zwar vor allem in
dene Phänomene gelenkt, die verschiedene Wahr-
architektonischen Zusammenhängen. Eine der vielen Aussagen
nehmungen und Erlebnisse ermöglichten. Z.B.
Vitruvs darüber lautet: „Eurythmia ist das schöne Aussehen und
die der eigenen Schwere und Leichte, der Kraft,
die in der Komposition der Glieder gefällige Erscheinung. Sie wird
Trägheit und Impulsivität, des Verhältnis' zum
erreicht, wenn die Glieder des Bauwerks in zusammenstimmendem
Raum und zu den „Mitbewegern“ und anfänglich
Verhältnis von Höhe zur Breite und von Breite zur Länge stehen,
auch Wahrnehmungen der Textur und Form von
und überhaupt alle Teile der ihnen zukommenden Symmetrie
Konsonanten aus unserer Sprache. Es ging in
entsprechen.” Diesen Namen „Eurythmia” hat Vitruv aus dem
diesen Unternehmungen um die Erweiterung der
antiken Griechisch übernommen. Er wurde in der Antike für Tanz
eigenen Wahrnehmungen durch die Bewegung.
angewendet und fand dann seinen Weg von da ausgehend in die
Hinzu kam die Aufgabe, die wir „Kraftzeich-
Architektur. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte er wieder in der
nen“ genannt haben, von der eine Auswahl der
Tanzwelt auf. Einige Tänzer benannten ihre Kunst mit diesem
Ergebnisse hier abgebildet ist. Dies bedeutet aus
Namen, wie auch Rudolf Steiner. Er hat sehr differenzierte Anstöße
der Beobachterperspektive spontanes Aufzeich-
und Anregungen zur Erforschung des Verhältnisses zwischen inne-
nen von verschiedenen eurythmischen Bewe-
rer und äußerer Bewegung gegeben. Die Auseinandersetzung mit
gungsabläufen und Gesten, die gerade entstehen
Sprache und Bewegung bildete den zentralen Impuls.
und vergehen. Dafür wurden entweder Perfor-
Für mich bedeutet das eurythmische Arbeiten, immer aktiv zu werden, um auf eine Spur zu kommen, wodurch eine Bewegung
110
mances, Abschlüsse oder Unterrichtseinheiten als Gelegenheit genommen. ■
Farbenlehre ‌ oder doch lieber Farbenrausch? BA 1.5 Farbenlehre // ben Beyer + Prof. thomas Kesseler // jahrgangsßbergreifend
111
Stadtklangkunst Sonotopia Text: Prof. Willem-Jan Beeren // BA 1.8 Musik und Kompositionslehre // Prof. Willem-Jan Beeren + andreas oldörp // Jahrgangsübergreifend sonotopia 2012 – Klanginterven-
scherndes Brunnenwasser, Windböen in Bäumen,
tionen in Bonn
summende Lüftungsanlagen – die Stadt klingt.
Fachbereich Architektur in Koope-
Gemeinsam mit Andreas Öldorp beschäftigten
ration mit bonn hoeren / Beethoven-
sich Architekturstudenten der Alanus Hochschule
stiftung Bonn
mit den Wechselwirkungen von Klang und Raum in öffentlichen Räumen der Stadt. Das Ergebnis
b
onn hoeren ist seit dem Jahr 2010 das große
war das Ausstellungsprojekt sonotopia 2012 – acht
Klangkunstprojekt der »Beethovenstiftung für
Klang-Interventionen zum Thema „Klangkunst
Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn«. bonn hoeren steht in engem Bezug zur Stadt, ihren
und Architektur“. Die Studenten der Alanus Hochschule unter-
Bürgern und Besuchern und deren alltäglichen in-
suchten gemeinsam mit Andreas Oldörp und Wil-
nerstädtischen Lebens- und Arbeitsbereichen. Im
lem‐Jan Beeren verschiedene Orte in der Bonner
April 2012 hatte die Beethovenstiftung nun den
Innenstadt auf ihr Klangbild und ‐potential hin.
dritten Bonner Stadtklangkünstler berufen: And-
Auf dieser Basis entwickelten sie Konzepte für
reas Oldörp. Er ist ein national und international
verschiedene Klang-Interventionen. Die Werke
erfolgreicher Klangkünstler und einer der Pionie-
bereicherten die Bonner Innenstadt bis Ende
re in der Klangkunst, der mit natürlichen Klängen
September mit Klangteppichen aus Orgelpfeifen
im öffentlichen Raum arbeitet. Im Mittelpunkt der
oder Entspannungsmusik, mit Schalldämpfern,
künstlerischen Arbeit von bonn hoeren 2012 stand
Saxofonklängen und Unterwassergeräuschen. Der
Klangkunst und Architektur. Untersucht wurden
Parcours der Klang-Interventionen verlief über
die Stadt und ihre öffentlichen Räume unter dem
den Friedens‐ und Münsterplatz, den Kaiserplatz,
Aspekt der wechselseitigen Charakterisierung von
durch den Hofgarten bis zum Rhein.
Klang und Raum. Wie klingen Raumarchitekturen in der Stadt? Können z.B. künstlerisch intervenie-
Mitwirkende Claudius Bäuml, Raphael Fuss, Ido
rende Klangarchitekturen unsere Wahrnehmung
de Baat, Eliot Wilson, Elias Schley Cores, Willem-
von alltäglichen Aufenthaltsräumen erweitern
Jan Beeren, Hanna Kosche, Andreas Oldörp
und diese in neue, individuelle Erlebnisorte ver-
Wir danken für die freundliche Unterstützung
wandeln? Solche und andere Fragen wurden vom
Stadt Bonn, Grundstücksverwaltungen Michael
neuen Stadtklangkünstler in die Stadt getragen,
PreußBonn, Orgelbau Klais Bonn, SinnLeffers
reflektiert und erlebbar gemacht – bonn hoeren.
GmbH Filiale Bonn, Stadtwerke Bonn, Universität
Hallende Schritte in der U‐Bahnstation, plät-
112
Bonn, Biergarten am Alten Zoll Bonn ■
Symposium Begegnungen zwischen raum und zeit Arch BA 7.2 Blockseminar mit exkursion // Prof. Benedikt stahl + Prof. harald schwaetzer // StuGe das fortwährende Interesse und die
zung mit der Geschichte und der Gegebenheit des
unterschiedlichen Stimmungen. Die Kunst be-
gemeinsame Arbeit an interdiszipli-
innerstädtischen Ortes ebenso geistreich angelegt
wohnt deren Innenräume und entfaltet in dieser
nären Projekten und Begegnungen
ist wie die einfühlsame Wegeführung und Bespie-
Atmosphäre persönliche Noten.
prägt immer wieder das Angebot
lung der kontrastierenden Säle und Kabinette im
der Studienveranstaltungen an
Innern des Hauses.
der Alanus Hochschule. So ist auch
2. Ortsbegehung Den zweiten Seminartag
Lange halten wir uns hier auf, beobachtend, notierend, zuhörend, sich einfühlend. Jeder scheint hier sein eigenes Tempo zu finden. Man
das hier beschriebene Seminar aus
nutzen wir zum Museumsbesuch in Köln um
geht gezielt auf etwas zu oder lässt sich einfach
einem fachübergreifenden Impuls
dort „aktiv beobachtend“, mit Skizzenbüchern
treiben. Kleine Unterbrechungen zwischendurch
entstanden, Architekten, Künstler,
ausgerüstet, eigene Entdeckungen zu machen.
bieten Erholung und ermöglichen, das Erlebte zu
Pädagogen, Philosophen und alle die
Bereits die ungewöhnliche äußere Erscheinung
verdichten. Dieses Haus fordert und fördert. Es
das sonst noch bewegen könnte, an
des Bauwerks weckt die durch die Gespräche
vereinigt Gegensätzliches: die flirrende Aufgeregt-
der Fragestellung zu beteiligen, was
des Vortages erzeugte Neugier. Wechselndes
heit mit konzentrierter Stille, Schwere mit Leich-
die Beziehungen von Raum und Kunst
Sonnenlicht streicht über die mehr oder weniger
tigkeit, das Helle mit dem Dunkeln, das Alte mit
ausmacht und anhand gebauter
geschlossenen hellgrauen Steinfassaden. Die
dem Neuen, Alltägliches mit dem Besonderen.
Beispiele Qualitätsmerkmale offen-
beinahe abweisende Haltung ändert sich mit
zulegen, die verschiedene Lösungs-
dem Näherkommen. Das neue Haus hat sich
wir wieder in unserem Seminarraum in Alfter.
3. Einblicke – Ausblicke Am dritten Tag sind
ansätze aufzeigen, um die Formulie-
schützend über die alte Kapelle und Mauerreste
Ein großer Tisch in der Mitte bietet Platz um
rung eigener Erfindungen zu diesem
der ursprünglichen Kirche gelegt. Je näher man
die gesammelten Eindrücke mit Skizzenbüchern
Thema zu fördern.
dem Gebäude kommt, umso mehr scheint es zu
auszubreiten und der Reihe nach anzusehen.
erzählen, scheint zu atmen. Der erste Handgriff,
Entdeckungen werden beschrieben. Gedanken
. Annäherung Zunächst einmal versuchen wir
das Anfassen leitet über vom Sehen zum Tasten.
werden ausgetauscht. Besonders am Beispiel der
uns anhand von kurzen Impulsreferaten und
Bedachtsam und in angemessener Langsamkeit
großen Halle entwickelt sich ein Gespräch über
bewegen wir uns in das Innere.
Raumqualitäten im Kontext zur Ausstellung: Un-
1
Gesprächen in verschiedene beispielhafte Projekte
Das Foyer mit Innen-Aussen-Beziehung. Die
ruhe und Unklarheit geht über in Orientierung.
ter Ausstellungskonzepte und Museen. Welche
große Halle über den Fundamentresten mit dem
Der Weg zum Kreuz wird geführt, ist zielstrebig,
Beziehung besteht zwischen Baukunst und bil-
zickzackförmigen Holzsteg leitet die Aufmerk-
wird enger und weitet sich auf, je nach Gehrich-
dender Kunst? In den wenigsten Fällen kann man
samkeit der Blicke. Treppe nach oben mit schmei-
tung. Das leise Rückwärtsgehen in den Raum
ein ausgewogenes Spannungsverhältnis zwischen
chelndem Handlauf. Raumfolgen in künstlichem
über Abgründe zur Kapelle. Das Sichtbarma-
beiden Disziplinen (Gattungen?) erkennen. Mal
Licht. Dialog zwischen Kunst und Raum. Schwel-
chen von Schichten und Spuren. Das Darstellen
überwiegt die Expressivität des Bauwerks, mal
len in angrenzende Kabinette. Nachtschwarze,
von Zeit und die Orientierung in Geschichten.
drängt die Kunst den Raum ins Abseits, wird die
mit Samt ausgeschlagene Schatzkammer. Die
Richtungswechsel zum Anhalten, zum Verstehen,
Chance einer bereichernden Begegnung ignoriert.
goldenen Monstranzen und Kelche in den Glasvi-
bis in leibliche Klarheit. Aufweitung, Lichtpunkt,
Selten gelingen so vielschichtige Werke wie zum
trinen. Die Gesichter der Besucher spiegeln sich
Bewusstseinserweiterungen. „Ich bin Teil des
Beispiel im Museum Insel Hombroich, wo Kunst,
im Gold. Im nächsten Geschoss wieder Tageslicht.
Raums.“ Erdung und Stabilisierung. Raum zwi-
Raum und Natur zu einer sinnlich erlebbaren
Rahmenlose Blicke nach draussen in die Stadt.
schen Realität und Traum. ■
Einheit verschmelzen oder im Diozösanmuseum
Der zentrale Raum wirkt wie ein Marktplatz, die
Kolumba in Köln, bei dem die Auseinanderset-
angrenzenden Kammern sind Häuser mit sehr
einzuarbeiten und diskutieren eine Reihe bekann-
113
Plan 12 Konstruktionen auf Wanderschaft Text: Prof. Benedikt Stahl + Prof. Dr. Mathias Wirths // BA 1.7 Landart // Prof. Benedikt Stahl + Prof. Dr. Mathias Wirths + Ramona Wassong // Jahrgangsübergreifend
K
ulturgeschichtlich gesehen sind unsere heutiEin gutes Dutzend Konstrukteure des Fachberei-
gen Formen der Mobilität gerade erst erfunden
worden – andere Fortbewegungstechniken, die
ches Architektur der Alanus Hochschule haben
mittlerweile wieder verschwunden sind, gab es
im Rahmen der Plan 12 das Thema Mobilität mit
da weitaus länger. Insofern lohnt sich immer ein
alten Fortbewegungsmitteln und neuen Ideen auf
relativierender Blick auf die herrschenden, oft
besondere Weise interpretiert. Viele Passanten
allzu selbstverständlichen Verhältnisse. Die Archi-
kamen in den Genuss einmal hochherrschaftlich
tekturstudierenden der Alanus Hochschule lassen
über den Brüsseler Platz in Köln getragen zu
es jedoch nicht bei Betrachtungen bewenden und
werden.
reichern theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen an: Während plan12 luden sie alle Interessierten in ihre Sänftenwerkstatt ein. Dass sich diese auf dem Brüsseler Platz befindet, dürfte nach dem Alanus-Engagement im Jahr 2010 nicht verwundern. Mit ihrer damaligen Intervention – der „Einspinnung“ des Platzes mit einem Netz aus Fäden – haben sie plan-Besucher wie Anwohner gleichermaßen beeindruckt und dabei beste Kontakte zu Ort und Leuten geknüpft. Unter der Leitung der Professoren Benedikt Stahl und Mathias Wirths wird der Platz wieder eine Woche lang bespielt und damit erneut zu einem „FreiRaumlabor“ für ungewöhnliche Begegnungen. In der Sänftenwerkstatt werden von Architektur- und Kunststudenten gemeinsam mit Anwohnern, plan-Besuchern und Gästen „tragbare Gestelle entworfen und gebaut, die sich dazu eignen, Menschen über den Platz zu befördern und die Stadt aus neuer Perspektive zu erleben.” Neben der technischen und gestalterischen Herausforderung geht es natürlich auch darum, die verschiedenen Mobilitätsangebote unserer Städte zu hinterfragen, darüber mit möglichst Vielen ins Gespräch zu kommen und den Diskurs über die Qualität urbaner Lebensräume zu befeuern. Aber wie gesagt: Es wird nicht nur geredet, sondern auch gebaut und getragen – und das mit „großem Spaß und spielerischer Leichtigkeit“. Begleitend dazu wird vom Verein JAS Jugend Architektur Stadt speziell für Kinder und Jugendliche der Workshop „Bewege deine Stadt” angeboten, der grundlegende Fragen jenseits der üblichen Straßenverkehrsdressur behandelt: „Wie bewegt sich deine Stadt, und wie bewegst du dich in ihr? Sind wir heute schneller unterwegs als die alten Römer, aber langsamer als in ferner Zukunft? Wie verändert sich eine Stadt, wenn sich die Mobilität seiner Bewohner verändert?” ■
114
Sowohl die Erbauer der Sänften als auch für die jeweiligen „Piloten“ erlebten viele „erhebende“ Momente. Den SpaSS, getragen zu werden, wie auch die Freude über die erfolgreiche Umsetzung einer Konstruktionsidee konnte man in den Gesichtern aller Beteiligten ablesen.
Zahlreiche Varianten der Lastabtragung wurden erprobt. Die Ausbildung der tragenden Verbindungen stellte dabei eine besondere Herausforderung dar.
Die Bandbreite der entwickelten Konstruktionen reichte von ultraleichten, möglichst nur auf Zug belasteten Modellen über fachwerkartige oder unterspannte Tragsysteme bis hin zu Varianten, die die Last einfach nur über Biegung abtrugen. Der Komfort für die Träger ist hierbei sehr unterschiedlich. Ein Kommentar eines Sänftenträgers dazu: „Wenn man trägt, freut man sich, dass das Rad erfunden wurde…“ Eingesetzt wurden Bambus, Dachlatten, Aluminium, Spanplatten, Schnüre und Stoff. Geplant und gebaut wurde alles unter freiem „kölschen“ Himmel. Unabhängig von den jeweiligen Konstruktionsprinzipien, waren die faszinierenden Reaktionen der Passanten bei Ausflügen der Sänften über den Hansaring. Einer der Sänftenbauer notiert dazu: „Toll sind die Reaktionen der Menschen, denen wir begegnen. Breites Grinsen, neugierige Blicke, Staunen. Allein dafür hat es sich gelohnt.“
115
Architekturtheorie: Hintergründe der organischen architektur text: Prof. Pieter van der Ree // Ba 6.2 Architekturtheorie // Prof. Pieter van de Ree // 2./4. Semester
i
m Studienjahr 2011/2012 standen für die Studenten des ersten
wir ein viel umfassenderes Wissen in uns, als uns
und zweiten Jahres Architekturtheorie und die Hintergründe der
normalerweise bewusst ist – es ist sehr anregend,
organischen Architektur auf dem Programm. Damit wurden Fragen angeregt wie: Wann hat das Denken über Architektur angefangen,
dieses Wissen zutage zu fördern. Anschließend war es die Aufgabe, die
was haben Architekten und Theoretiker sich dabei gedacht, was ist
gemeinsam formulierten Themen in eine eigene
daraus an Entwürfe entstanden und wie verhalten sich Theorie und
Architekturtheorie zusammenzufassen. Die
Praxis dabei?
wichtigste Frage dabei war: Was ist mir wichtig in
Im Hintergrund schwingt natürlich die Frage mit, was diese
der Architektur und welche Qualitäten möchte ich
Überlegungen mir als Student für meine eigene Arbeit bringen. Was
mit meinen Entwürfen realisieren? Das war, trotz
ist mir wichtig in der Architektur und welche Qualitäten möchte ich
der anregenden Gespräche, hoch gegriffen. Was
in meinen eigenen Entwürfen erreichen? Auch wenn man sich dar-
im Gespräch spontan aufkam, ließ sich nicht so
über noch kaum Gedanken gemacht hat, gibt es zweifellos Aspekte,
leicht in eine zusammenhängende Theorie fassen.
die man wichtig findet und andere nicht. Es kann hilfreich sein
Aus der Aufgabe ergab sich aber eine sehr schöne
dieses unbewusste Anliegen verstärkt in das Bewusstsein zu heben,
Sammlung unterschiedlicher, teils mehr theoreti-
um damit der eigenen Arbeit eine klarere Richtung zu geben.
scher, teils mehr persönlicher Überlegungen zur
Um die Beziehung der Theorie zur eigenen Arbeit zu stärken,
Architektur und der eigenen Entwurfsarbeit. Sie
haben wir jedes Mal nach meinen Einführungen versucht, im
zeigen in vielfältiger Weise das Anliegen, etwas
Gespräch zu klären, was für uns wichtige Aspekte der Architektur
Gutes aus dieser Arbeit zu machen, nicht nur für
sind. Angefangen haben wir mit der Frage, was „gute Architektur“
sich, sondern vor allem für die Menschen, die
ist. Welche Qualitäten sollten „gute Entwürfe“ haben und welche
dieses Gebäude benutzen werden und für die Um-
Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden? Es war überraschend,
welt als Ganzes. Unten eine kleine Auswahl aus
welch eine Fülle an Gesichtspunkten in diesem ersten Gespräch
diesen Texten. Dadurch sollen diese individuellen
auftauchte!
Arbeiten nicht bewertet, sondern ein hoffentlich
Daraus entstand die Frage, wie sich diese unterschiedlichen Aspekte zueinander verhalten und ob sie sich zu übergreifenden Themen gruppieren ließen. So gab es eine Reihe von Aspekten, welche
anregender Einblick in deren schöne Inhalte geboten werden. Warum Architekturtheorie? Die Suche nach
alle mit der Nutzung des Gebäudes und mit deren Wirkung auf den
der eigenen Architekturtheorie ist eine interessan-
Menschen zu tun hatten. Daneben gab es aber auch solche, welche
te Reise. Man fängt an zu überlegen, was einem
eher mit der Beziehung zur Umgebung oder dem Einfluss auf die
wichtig dabei ist und wahrscheinlich ist es sogar
Umwelt zusammenhingen. Andere Aspekte hatten wiederum mit
die Suche nach einem selbst.
der Verwendung von Baumaterialien zu tun oder mit sozialen und kulturellen Themen. In den darauf folgenden Veranstaltungen wurde jedes Mal eines
Isabella Di Prima
Was ist überhaupt eine Architekturtheorie, und worum geht es dabei? Ich denke, es geht dabei viel mehr um das Wie und Warum, als um das
dieser Themen in den Mittelpunkt gestellt und diskutiert. Was
Was. Es geht nicht um Äußerlichkeiten, sondern
heißt es, wenn ein Gebäude vor allem seine vorgesehene Nutzung
um das Innere, den Sinn und den Kern einer
ermöglichen und unterstützen sollte? Welche Konsequenzen hat das
Architektur. (…)
für die Gestaltung? Es zeigte sich zum Beispiel, dass die Funkti-
Ein Ziel, das ich mir setzten möchte und wel-
on etwas ganz Vielschichtiges ist, wobei neben rein praktischen
ches ich für die Basis eines guten Entwurfes halte,
Aspekten auch Qualitäten wie Stimmung und Erlebniswerte eine
ist es, immer voller Überzeugung hinter seinem
Rolle spielen.
Entwurf und hinter der Bauaufgabe selbst stehen
Das Gleiche galt für die Verwendung von Baumaterialien. Diese
zu können. Nur dann Architektur zu planen,
haben nicht nur bautechnische Eigenschaften, sondern auch einen
wenn man mit der Idee des geplanten Gebäu-
eigenen Charakter und unterschiedliche ästhetische Qualitäten.
des und den Gedanken, die dahinter stehen, im
Sie fühlen sich anders an und belasten durch ihre Gewinnung und
Reinen ist. Wenn man es nicht für richtig hält,
Verarbeitung die Umwelt auf unterschiedliche Weise. Das alles soll
was gebaut werden sollte, wenn man nicht davon
bei der Auswahl von Baumaterialien berücksichtigt und abgewogen
überzeugt ist, dass man durch das, was entstehen
werden.
soll, eine Bereicherung schafft, kann daraus mei-
Für mich als Dozenten war es erstaunlich zu sehen, wie weit
ner Meinung nach kein guter Entwurf entstehen.
man so, in einer Art „sokratischen Dialogs“, kommen kann, im
Das ist für mich die Grundvoraussetzung, um mit
Denken über Architektur, mit Menschen, die sich mit dieser Materie
einem Entwurf zu beginnen, dass man von seiner
noch kaum beschäftigt haben. Es erweckte den Eindruck, als trügen
Sinnhaftigkeit überzeugt ist. Klara Esch
116
Die Beziehung zu den Menschen Heutzutage ist es eher ungewöhnlich, der eigenen architekto-
ge des Pflanzlichen findet sich beim Menschen in der ätherischen Organisation wieder.
nischen Tätigkeit ein theoretisches Fundament zu
Als nächster Schritt folgt die Funktion. Hier ist die Brücke zum
verleihen. Die Zeit, da die Architekten mit Feuer-
Tierreich zu schlagen, das sich durch seine Spezifigkeit (Art/Rasse)
eifer vertraten, was sie als richtig und gut erkannt
und Erlebnisfähigkeit auszeichnet. Dennoch handelt ein Wolf wie
hatten, scheint vorbei zu sein. Ich erlebe heute
ein Wolf und wird niemals Überlegungen anstellen, einmal das
eine gewisse Liberalität in Bezug auf Architektur
Verhalten eines Rehs oder Wellensittichs anzunehmen. Die Funkti-
(man darf alles machen), gleichzeitig aber eine
on hat mit spezifischem Charakter, mit eindeutiger Zuordnung zu
starke, meist auf der Ebene des Ge- oder Missfal-
tun, wie zum Beispiel Küche, Versammlungsraum, dabei bleibt sie
lens intellektuell argumentierte Urteilsbildung.
aber uniform oder abstrakt. Die Funktionen stehen in bestimmten
Wie kann also eine zeitgemäße Theoriebildung
Verhältnissen zueinander, interagieren, passen sinnig oder unsinnig
aussehen? (…)
zusammen. Im Menschen findet sich dieser Bereich im Sozialen, im
Vier Hauptaspekte, die dem universellen der Theorie Individualität und Persönlichkeit verleihen, sind Material/Konstruktion, Umgebung, Funktion und Idee. (…) Die genannten vier Kriterien sind nicht aus
Zwischenmenschlichen, im Empfinden wieder, all dies sind Regungen, die der Astralleib aufnimmt. Zuletzt bleibt noch die Idee als übergeordnet Sinn stiftende Instanz, sie ist die Initiative, der Leitgedanke für das, was entstehen soll, sie ist das ganz Spezifische. Das ist das Naturreich des Men-
der Luft gegriffen, sondern haben mit uns Men-
schen, dort wo Individualität und Einzigartigkeit und Begegnung
schen etwas zu tun. Sie entstammen je einem der
von Ich und Du stattfindet. In der menschlichen Leibesorganisation
vier Naturreiche, welche ja auch der Mensch in
nimmt das Ich diese Rolle ein. Es dient als Träger des Bewusstseins,
sich vereint.
strahlt seine Kraft auf die „unteren“ Wesensglieder aus. Claudius Bäuml
Zuerst ist da das Baumaterial, eng verbunden
Vision Das wichtigste für einen guten Entwurf ist für mich die
mit seinen Möglichkeiten der Konstruktion. Das
Vision. Wenn sie genau beschrieben wird, kann die Architektur
ist der Bereich der Steine, der bloßen Materie, die
eine Antwort finden. Ob aus der Funktion, der Konstruktion, der
beim Menschen eine Entsprechung im physischen
Materialität oder der Umgebung, sind diese vier Merkmale vorerst
Leib findet.
zweitrangig. Außer sie gehören direkt zur Vision. Sind sie Teil der
Darauf folgt die Umgebung. Der Zusammenhang zum Reich der Pflanzen stellt sich mir folgendermaßen dar: Pflanzen können als
Vision, kann aus jeder dieser, eine „gute” Architektur werden. Elias Schley
Einzigartig Ich bin jung und schreibe hier über meine Visionen
nicht aus sich heraus wachsend erlebt werden,
der „guten” Architektur. Sie sind wild und lebendig und kommen
sondern so, dass Kräfte von außen das Wachs-
aus einem tiefen inneren Bedürfnis nach natürlicher Seeligkeit. Es
tum der Pflanzen in einem Bereich hemmen, in
ist nicht gewiss, wie oft sich eine dieser seelischen Wunschvisionen
einem anderen wiederum zulassen. (…) In dieser
erfüllen wird, doch wenn sie das tut, dann wird sie anders sein und
pflanzlichen Weise wirkend, können die Kräfte
einzigartig auf der Welt. Johanna Schäfer
der Landschaft erlebt werden, die der Gestalt des
Die Wirkung auf den Menschen Es geht mir darum, Gebäude
Gebäudes Raum geben, diese einengen oder eine
zu entwerfen, in denen man sich gerne aufhält, Atmosphären zu
bestimmte Dynamik verleihen. Der rhythmische
schaffen, die Menschen inspirieren können und ein soziales und
Prozess von Einengen und Weiten, das Lebendi-
lebensförderndes Ambiente fördern. (…)
117
Die natürliche Schönheit der Welt muss aktiv erhalten werden. Von Menschenhand Gebautes soll sich in diese Ganzheit einfügen und positive Entwicklungen ermöglichen und fördern. In Zeiten von Globalisierung und westlichem Wohlstand, in den meine Generation hineinwächst, ist größter Wert darauf zu legen, nachhaltig zu handeln und sich umfassende Gedanken zu machen, Antworten zu suchen auf aktuelle und zukünftige Fragen und Probleme, die die Qualität unseres Lebens auf der Erde beeinflussen können. Georg Kreuer
Zur Umwelt Den nächsten Generationen eine lebendige und intakte Umwelt zu hinterlassen, ist mir die wichtigste Aufgabe, die uns als moderner Mensch bevorsteht. Für mich haben ökologische und natürliche Baustoffe ein besonderes Antlitz. Die Patina von einer lehmverputzten Wand wahrzunehmen, zu wissen, dass das Dach und die Wände mit Cellulose gedämmt sind, dass das warme Wasser vom Dach kommt und abends die Lampen immer noch durch die Sonne zum leuchten gebracht werden, kann einen zutiefst erfreuen und befriedigen. Zum Material Mir ist es wichtig, dass ich spüre aus welchem Material die Wand besteht. Nur dann weiß ich doch, was sie mir geben kann. Für mich fühlt es sich völlig anders an, auf Holzdielen als auf Laminatboden zu laufen. Das Gefühl mit natürlichen Materialien in Verbindung zu „treten”, schafft ein komplett anderes Gefühl, als den Boden nur als Standfläche zu benutzen. Ich möchte den Raum ja bewohnen, er soll nicht allein nur dem Zweck dienen. Wenn man über eine Betonwand, eine Natursteinwand, eine Metalltüre oder über eine Diele mit der Hand streicht, weckt das ein Gefühl des Vertrauens in das Material. Ich weiß, wo Holz herkommt, ich weiß, wie sich ein Stein in meiner Hand anfühlt und ich weiß, welche Eigenschaften Beton hat. Dieses Gefühl, das ich zu einem Material, welches echt ist, aufbaue, bewirkt in mir das Gefühl von Verlässlichkeit Ruben Samuel Sommer Zur Bedeutung des Architekten Wenn es die Architekten nicht gäbe, würde der Architektur die künstlerische Freiheit und die Vision gelungener Architektur genommen. Eben genau diese Eigenschaften, die Architektur in meinen Augen haben sollte, könnten verloren gehen bzw. der Wirtschaftlichkeit geopfert werden. So würde nicht nur das Interessante und Anspruchsvolle der Architektur verschwinden, sondern auch ihr Geist, der ein jedes Bauwerk zu einem einzigartigen macht. Avila Dietrich Gute Architektur Was ist gute Architektur? Gut im Sinne von schön, ansprechend, wirkungsvoll? Genügt dieser Begriff von gut? Gehört zu der Bezeichnung „gute Architektur” nicht auch dazu, dass die Bauwerke passend zu den Bedürfnissen der Menschen und der Umgebung sein müssen? Auf jeden Fall ist es unerlässlich, dass Architektur, um gut zu sein, die Sinne ansprechen sollte, atmosphärisch, stimmig, menschlich, gesund, sozial und ökologisch sinnvoll ist. (…) Architektur als Hülle für Körper und Geist. Ein gesundes, der Aufgabe angemessenes Verhältnis zwischen Funktion, Umgebung, Material, Form und sozialen Prozessen, zeichnet gute Architektur aus. Das Gesamtbild ist die Antwort auf die vielen im Laufe des Prozesses gestellten Fragen. (…) Das Ziel einer Bauaufgabe könnte folgendes sein: Dem Ganzen dienen und eine Individualität der Dinge schaffen und damit einen Beitrag zur Gestaltung einer neuen Gesellschaft, eines neuen Lebens leisten, bei der Kunst, Wissenschaft und Spiritualität eins sind. Hanna-Maria Kosche
Gestaltungsübungen Begleitet wurden diese theoretischen Überlegungen durch praktische Gestaltungsübungen. Wie kann
118
eine Gestaltung gefunden werden, die zur Funktion passt und sich
soll, oder kann ich auch fehlende Qualitäten er-
respektvoll in die Umgebung einfügt? Wir stellten uns verschie-
gänzen oder sogar einen Kontrast schaffen? Auch
dene Funktionen vor und versuchten sie plastizierend in Ton zum
diese Ergebnisse wurden gemeinsam betrachtet
Ausdruck zu bringen. Dann schauten wir uns die Ergebnisse an und
und die entstandenen Zusammenklänge befragt
fragten uns bei jeder Arbeit, was es für ein Gebäude sein könnte.
und bewertet. Verwandte Übungen gab es auch
Manchmal war das leicht heraus zu bekommen, in anderen Fällen
zum Thema Baumaterialien und zur Beziehung
schwieriger oder es gelang es uns gar nicht. Dabei fragten wir uns
von Zeitgeist und Gestaltung.
immer, wie es sein konnte, dass wir bei einigen Arbeiten wussten,
Im zweiten Semester stand die Frage im
um welche Art von Gebäude es sich handeln musste. Durch diese
Mittelpunkt, wie man aus einer bestimmten
Übung wurde erfahrbar, dass Architektur eine „Sprache“ ist, welche
Bauaufgabe ein Entwurfsmotiv entwickeln kann.
wir, meist unbewusst, verstehen und in der wir als Architekten
In dieser Aufgabe sollten die Übungen des ersten
Aussagen machen. Wenn das so ist, müssen wir diese Sprache dann
Semesters zusammenkommen und miteinander
nicht studieren und sprechen lernen?
verbunden werden. Als Entwurfsaufgabe wurde
Bei einer weiteren Veranstaltung beschäftigten wir uns mit dem
eine kleine Kindertagesstätte gewählt, welche am
Thema der Beziehung eines Gebäudes zu seiner Umgebung. Jeder
Rande des Campus II gebaut werden sollte. Jede
Student zeichnete eine Landschaft mit einem bestimmten Charakter.
Woche wurde eines der vorher diskutierten und
Die Zeichnungen wurden getauscht und jeder bekam die Aufgabe,
geübten Themen in den Mittelpunkt gestellt, um
in diese neue Situation ein dazu passendes Gebäude zu entwerfen.
so das Entwurfsmotiv aus der Aufgabe selber zu
Was heißt aber passend? Bedeutet das immer, dass es harmonieren
entwickeln. ■
119
Spacemaker! Urbane intervention im Rahmen der AKTION BAUKULTUR
Fotos: Nola Bunke
Text: Prof. Dr. Florian Kluge // semesterübergreifend in Bachelor und Master // Prof. Willem-Jan Beeren, Prof. Dr. Florian Kluge, Dr. Ulrich Berding
M
it Hilfe von mobilen zweiflügeligen Wandmodulen wurden elf
Künstler wollten damit auf Schwachpunkte in der
Studenten der Alanus Hochschule und der RWTH Aachen am
Verkehrsplanung ihrer Stadt aufmerksam machen.
17. Juni 2012 zu „SPACEmakern“. An insgesamt neun Stationen in der Bonner Innenstadt erzeug-
Wartezeiten, Lärm, Sicherheitsrisiken – oftmals sind öffentliche Verkehrsräume „No-Go-Areas“
ten die Studenten mit zwei Meter hohen - an den Armen befestigten
– die man nur passiert, wenn man muss, auch.
- Leichtbaukonstruktionen, temporäre Raumveränderungen, die auf
Die Bundesstiftung Baukultur unterstützte die
die spezifische Situation des Ortes eingingen.
Interventionen und warb damit für eine bessere
Im 1:1-Maßstab wurden publikumswirksame Bilder kreiert,
Verkehrsplanung in Deutschland. „Die Gestaltung
Verkehrsräume zu temporären Freiräumen umgestaltet, Labyrinthe
von Verkehrsräumen wird oft sträflich vernachläs-
geschaffen, Fußgängerbewegungen umgeleitet und mobile Stadt-
sigt. Zu selten setzen wir uns damit auseinander,
Räume gebildet. Für Passanten und Verkehrsteilnehmer wurde
wie sich Komfort und Ästhetik mit Verkehrs-
damit zum einen spürbar, wie sehr die Stadt vom PKW-Verkehr
planung verbinden lassen“, erklärte Michael
geprägt ist. Zum anderen veranschaulichte die Aktion, wie viele
Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung
Möglichkeiten die Stadt für Nutzungen jenseits des motorisierten
Baukultur.
Verkehrs bietet. Ziel der Aktion SPACEmaker! war es, Aufmerksam-
Die Interventionen waren der Auftakt zum
keit für den Verkehr in der Stadt zu wecken und mit interessierten
Konvent der Baukultur 2012, der am 17. und 18.
Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Aktion begann um mittags
Juni unter dem Motto STATTVERKEHRSTADT
vor dem Bonner Hauptbahnhof und bewegte sich über mehrere
in Hamburg stattfand. Der erste Tag war mit
Stationen durch die Innenstadt, um drei Stunden später am Berliner
Stadtspaziergängen – so genannten baukulTouren
Platz zu enden.
– entlang der Verkehrsbrennpunkte der Hanse-
Geplant wurden die insgesamt neun Raum-Choreographien von
stadt der Öffentlichkeit gewidmet. Am Plenartag,
Studenten der Stadtplanung, Architektur und Prozessarchitektur
dem 18. Juni, wurden Livebilder von allen zwölf
unter der Leitung der Professoren Florian Kluge und Willem-Jan
Interventionen nach Hamburg übertragen. Dort
Beeren vom Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule Alfter
versammelten sich rund 350 Berufene – Bauher-
sowie Ulrich Berding vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadt-
ren, Planer, Architekten, Ingenieure und politisch
entwicklung der RWTH Aachen.
Verantwortliche – und diskutierten über die
Anlass von SPACEmaker! war die AKTION_BAUKULTUR, die
Vereinbarkeit von Baukultur und Mobilität. Der
bundesweit am 16. und 17. Juni 2012 in zwölf Städten stattfand. In
Konvent schloss mit der Verabschiedung des
diesem Rahmen waren weitere Interventionen unter anderem in
Hamburger Appells für Verkehrsbaukultur, der
Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover und München zu sehen. Die
konkrete Empfehlungen ausspricht. ■
120
121
Exkursionen Nah und Fern
Prozessarchitektur zum anfassen: Exkursion nach Hamburg + Wien Text: Prof. Brigitte Scholz // Exkursion master
B
geht man mit dem Bestand um? Wie sieht die
ist. Ein Markenzeichen gibt es dennoch, die neue
früher die adeligen Sprösslinge ein Jahr und län-
neue (Landschafts-) Architektur aus? In verschie-
Elbphilharmonie auf den Grundmauern des
ger auf die „Grand Tour“ quer durch Europa be-
denen Projekten konnten wir Antworten auf diese
ehemaligen Kaispeichers. „This puts Hamburg on
geben, ist im Master Prozessarchitektur die „Petit
und viele neue Fragen finden, zum Beispiel im
the map“, so die New York Times. Dazu muss sie
Tour“ fester Bestandteil des Studienprogramms.
Gängeviertel Hamburg. Durch eine „kulturelle In-
nur noch fertig werden.
Vor Ort wird die Stadt erkundet, ihre historische
besitznahme“ konnten zwölf Häuser des typischen
Entwicklung sowie die aktuellen Herausforderun-
Arbeiterquartiers vor dem Abriss gerettet werden,
gen erforscht und die Chance genutzt, mit den
nachdem sie bereits an einen Investor verkauft
„Machern“ ins Gespräch zu kommen.
waren. Nach Rückkauf durch die Stadt Hamburg
ildung und Reisen sind schon seit der Renaissance ein untrennbares Paar. Konnten sich
Wie lässt sich dieses Wachstum steuern? Wie
in der die Geschichte schon Ausstrahlung genug
ist die Genossenschaft „Gängeviertel eG“ für die Sanierung des Gebäudebestandes sowie die Umsetzung des Nutzungskonzeptes mit den Bausteinen Wohnen, Arbeiten und Kultur verantwortlich. Oder in der „Sargfabrik Wien“, Österreichs größte selbstverwaltete Wohn- und Kulturprojekt. Der
Sargfabrik Wien
Was Wien (noch) nicht hat, ist eine Interna-
Verein für integrative Lebensgestaltung hat hier
tionale Bauausstellung. Hamburg schon. Hier
seinen Traum vom selbstbestimmten Wohnen
werden die Elbinseln zum Laborraum. Auf die
2012 führten die Reisen nach Hamburg
verwirklicht – mit avantgardistischer Architektur,
Herausforderungen einer internationalen Stadtge-
und Wien – zwei wachsende Metropolen, wie
Kultur- und Badehaus, Cafébetrieb und weiteren
sellschaft, der inneren Peripherien sowie des Kli-
sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die
soziokulturellen Einrichtungen. Beeindruckend
mawandels antwortet die IBA Hamburg 2013 mit
internationale Stadtgesellschaft in Hamburg
bei beiden Projekten war das hohe Engagement
innovativen Projekten. Neue Formate der Bürger-
besticht durch Dynamik, ständigen Wandel und
der Initiatoren, die sich vollkommen mit ihrem
beteiligung sind dabei ebenso von Bedeutung wie
Vorwärtsstreben. In Wien sind die aktuellen
Projekt identifizieren – aus dem Wunsch heraus,
Zwischennutzungen von leerstehenden Gebäuden
Entwicklungen in einen beschaulichen Mantel der
die Stadt selber zu gestalten, eine Stadt mit Frei-
oder „Smart-Houses“ mit neuen Material- und
Geschichte eingehüllt, steht die Zeit in den ausge-
räumen für alle zu schaffen und selbstbestimmt in
Energiekonzepten. 2012 noch Baustelle, werden
dehnten Gründerzeitquartieren und Caféhäusern
Gemeinschaft zu wohnen.
sie 2013 präsentiert. Man darf gespannt sein.
Stadtmodell Hamburg
Noch unzählige weitere Eindrücke bleiben im
mit ihrem verstaubten Charme fast still – auch wenn an allen Ecken und Enden neue Quartiere
Gedächtnis: neue Kreativwirtschaft im HafenCity-
und Bahnhöfe gebaut werden. Wien wächst,
Büro, eine Wirklichkeit gewordene „parcfic-
von derzeit rund 1,7 Millionen Einwohnern auf
tion“ in Sankt Pauli, Wiener Wohngruppen im
fast 2 Millionen bis 2030, ist nach dem Fall des
schäbigen Caféhaus-Separée, ein umwerfender
„eisernen Vorhangs“ neuer Anziehungspunkt
Abendempfang beim Österreicher des Jahres
für Osteuropa. Der Stadtentwicklungsplan (Step)
und seinem Team nonconform-Architekten,
2005 weist dreizehn Zielgebiete der Stadtentwick-
subversive Architektur als allabendliche Belebung,
lung auf, die besondere Herausforderungen und Entwicklungspotenziale bieten, getreu des Slogans
Elbphilharmonie Hamburg
Auf der Suche nach der neuen Stadt fanden
Strohstopfen für den Klimaschutz, BoardingHomes von knallhart kalkulierenden „Investoren-
„Wien voraus“. Hamburg wächst, aber langsamer:
wir in Hamburg mit der HafenCity ein beein-
Architekten“, verbotene und erlaubte Betätigungen
von derzeit fast 1,8 Millionen Einwohnern auf
druckendes Beispiel, das größte innerstädtische
im Karl-Marx-Hof und vieles andere mehr. Wir
rund 1,85 Millionen bis 2030. Der Senat hat 2011
Stadtentwicklungsprojekt Europas und Mekka für
nehmen einen großen „Rucksack“ an Erfahrun-
gemeinsam mit den Bezirken im „Vertrag für
alle Architekturtouristen. Schwieriger gestaltete
gen von der Exkursion mit – und Orte, die wir in
Hamburg“ ein neues Wohnungsbauprogramm mit
sich in Wien die Suche nach der seeStadt Aspern:
fünf, zehn oder fünfzehn Jahren wieder besuchen
6.000 Wohnungen pro Jahr beschlossen.
orientierungsloses Irren über ein novembergrau-
werden. ■
es Flugfeld mit der Hoffnung, das Infozentrum und den Guide zu finden, der schließlich einen improvisierten Vortrag für alle die gab, die noch nicht aufgegeben hatten. Hier lernen die Wiener von den Hamburgern, haben ein vielgestaltiges Planwerk für die Entwicklung der Stadt aufgestellt, initiieren Baugruppen und kreieren eine Gängeviertel Hamburg
124
eigene Marke. Das braucht die HafenCity nicht,
Modell Wien
momentaufnahmen JERUSALEM Prof. Nikolaus v. kaisenberg // Exkursion Das Tote Meer Nach Tagen in der Jerusalemer Altstadt mit ihren engen Gassen, versteckten Gärten und geheimen Orten war es Zeit, Zeit ans Meer zu fahren. In der Wüste mit vereinzelten Häusern und Bäumen sah man es, das Tote Meer, und verstand sofort seinen Namen. Flirrende Hitze, verschwommener Horizont, träges Dümpeln im salzigen Nass am tiefsten Punkt der Erde. Und wenn man die Augen zusammenkniff, konnte man sich alles vorstellen: König Herodes als römischer Statthalter in der Wüste, den mühsamen Weg nach Bethlehem, den Stern über dem Stall und die heilige Stadt Jerusalem als Verheißung. Was man sich nicht vorstellen konnte, waren die anderen Geschichten, die der Moslems, die man nicht kannte – und die vielleicht trotzdem ganz ähnlich sind. Brigitte Scholz Seine Sicht auf die Situation
Die Klagemauer
Um seinen Blick über die gesamte Altstadt von
Nichts hat mich in Jerusalem so sehr berührt wie
Jerusalem schweifen lassen zu können, begibt
die Klagemauer und das jüdische Brauchtum. Hier
man sich auf den Ölberg. Auf unserem Weg
erlebte ich meine wohl ergreifendsten Momente
kommen wir neben den jüdischen Gräbern an
im Heiligen Land. Allein der Zutritt zum Areal
einem Garten vorbei, der diesen Blick ermöglicht.
der western Wall (so heißt die Klagemauer in der
Eingenommen von der Sicht eines Israelis auf die
gesamten Welt) ist schon ein Abenteuer für sich.
in Jerusalem vorherrschende Konfliktsituation,
Wer hierhin möchte, muss sich erst einmal einer
treffen wir auf Abraham. Abraham ist der inoffi-
starken Sicherheitskontrolle unterziehen. Hat man
zielle Verwalter des Gartens. Mit seinem Tuch um
es dann geschafft, reißt einem die dort herrschen-
den Kopf gewickelt und seinem Stock aus Oliven-
de Atmosphäre der fast in Trance betenden Juden
holz fragt uns der 75-jährige wo wir herkommen
mit. Unvergessen bleibt meine Begegnung mit den
und ob wir den Garten sehen wollen. Schnell wird
am Schabbatabend (Leil Schabbat) tanzenden und
klar, er möchte uns gerne von seiner Sicht auf die
betenden jungen Juden, direkt an der Klagemauer
Situation berichten und uns herumführen. Als
unter hunderten von feiernden Menschen.
wir uns ihm gegenüber interessiert zeigen, macht
Moritz Kasulke ■
er uns klar, dass er dafür gerne ein bisschen Geld bekommen würde. Da es nicht viel ist und uns
Klein ist der Felsendom und groSS
diese Gelegenheit reizt, gehen wir darauf ein und
der Anstoss
erleben eine außergewöhnliche Begegnung. Ein
Drei Mal gefragt und immer wieder abgewiesen.
alter Mann, der uns die Sicht der Palästinenser
Die Wächter wollten nicht, dass wir das blaue
auf Jerusalem, die Welt und die Religion erläutert
Oktogon mit der Goldkuppel betreten. Klein ist
und uns auf ganz andere Art und Weise über die
der Felsendom und groß der Anstoß, den die
Konflikte denken lässt. Avila Dietrich
Welt an ihm nimmt. Alle Augen wollen auf den stillen Stein blicken, den der Bau überwölbt. Melchisedek soll ihn aufgerichtet haben zur Kennzeichnung des Ortes, König David hat ihn zu den Grundfesten des Tempelberges gemacht. Hier soll der verheißene Tempel des Neuen Jerusalem wieder erstehen, strahlender als die anderen zuvor. Nun nimmt die Perle muslimischer Baukunst den Platz ein. Und keiner mag sagen, was raus kommt, wenn keiner rein kommt. Nikolaus von Kaisenberg
125
auf der suche nach der verlorenen zeit Portugal Prof. Benedikt Stahl // Exkursion
D
ieses Mal führt uns die Entdeckerlust nach
freundlichen portugiesischen Kollegen. Durch
Portugal. Inspiriert durch einen Besuch der
die Vermittlung von Carsten Land haben wir die
umfangreichen Werkschau des weltberühmten
Gelegenheit, mit ihnen gemeinsam verschiedene
Architekten und Pritzker-Preisträgers Alvaro
Häuser zu besuchen und mithilfe eigener Skizzen,
Siza im Siza-Pavillon auf der Raketenstation
oder Fotografien und in Gesprächen den Geheim-
der Museum Insel Hombroich im vergangenen
nissen der Qualität der ausgewählten Werke näher
Jahr und mit der wertvollen Unterstützung und
zu kommen.
Vorbereitung des Architekturkollegen und Portu-
Die Abende gehören dann dem Kennenlernen
galkenners Carsten Land, der seit vielen Jahren in
der portugiesischen Speisekultur oder tatsächlich
Lissabon lebt und arbeitet, fliegen wir mit einer
den sehr beeindruckenden Fado-Klängen, die
kleinen Alanus-Gruppe zunächst nach Lissabon,
noch lange nachwirken. Die langsame, etwas
von da aus mit Zwischenstationen über Land mit
melancholische Stimmung der Lieder passt zur
einem VW-Bus nach Porto und von dort wieder
Stimmung der Menschen, die mit freundlicher
zurück in die Stadt des berühmten Fado.
Gelassenheit und scheinbar ohne Eile ihren Be-
Neben einer Auswahl an Siza-Bauten inter-
schäftigungen nachgehen. Dabei beeindruckt uns
essieren uns natürlich auch andere alte und neue
im Besonderen die große Hingabe und Sorgfalt,
Häuser, ihr Verhältnis zur Baugeschichte und
mit denen unsere neuen Lissabonner Architek-
Tradition, zur Umgebung, zur Stadt, ihre beson-
tenfreunde José Neves und Raúl Hestness Ferreira
deren Merkmale, die Materialien, die Stimmung,
ihre Ideen verfolgen und mit ihren Arbeiten an
die Geschichte und nicht zuletzt auch die Frage,
die reiche Geschichte der Kultur und des Bauens
was die ausgesuchten Exemplare portugiesischer
anknüpfen.Vielleicht ist es gerade dieses Verhält-
Baukunst so besonders macht. Natürlich freuen
nis zur Zeit, was die Architektur, die uns so nach-
wir uns nicht minder über die Begegnungen mit
haltig beeindruckt so außergewöhnlich macht. ■
126
architektur Biennale Venedig: Common ground Prof. Willem-Jan Beeren // Exkursion
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Studierende im FB Architektur Jennifer Ackermann | Nola Bally | Luca Bangrazi | Peter Baumgardt | Benjamin Bauske | Luisa Blug | Martin Böttcher | Thomas Bohne | Maren Brixius | Julia Brügmann | Dominique Buchmaier | Walter Castillo | Ido-Eduard de-Baat | Helena Deifuhs | Avila Dietrich | Jan-Henning Eggers | Carolin Engels | Klara Esch | Anton Evtikhov | Oliver Ewy | Elisabeth Feinen | Jana Franke | Borja Frey-Marquez | Alexandra Froeschner | Raphael Fuss | Niklas Gesthuisen | Moritz Grenz | Annalena Haenel | Sebastian Heck | Florian Höger | Uwe Hugendick | Isabella DiPrima Marpessa | Dimitrije Jovanovic | Moritz Kasulke | Matthias Killge | Joana Kochems | Florian Komescher | Simon Koolmann | Hanna Kosche | Georg Kreuer | Paula-Angelika Kurz | Christine Lang | Young-Ju Lee | Simon-Imanuel Lucas | Shehrazade Mahassini | Bianca Matzek | Julian Meissner | Andrej Menze | Denisse-Loredana Mihai | Ingrid Mojica | Leonard Palm | Lars Pohlmann | Mona Razum | David Richardoz | Stefanie Rueckrich | Johanna Schaefer | Thomas Schauff | Michael Schimmel | Elias Schley-Cores | Julia Schloesser | Clemens Schmitz-Michels | Soehnke Schroeder | Sonja Siewert | Ruben Sommer | Stephan-Tibo Tapsoba | Thomas Postma | Miguel Vallespir | Filip Voss | Tom Walther | Ben Wedel | Matthias Welter | Max Wester | Ina Willemsen | Eliot-Livingston Wilson | Frauke-Albrig Zahl | David Ziai | Magdalena Zoellner Mitarbeiter im FB Architektur Prof. Hannsjörg Ahrens | Prof. Willem-Jan Beeren | Prof. Swen Geiss | Prof. Frank-Rüdiger Hildebrandt | Dipl.-Ing. Annett Hillebrand | Prof. Nikolaus von Kaisenberg | Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge | Dipl.-Ing. Tobias Kriele | Dipl.-Ing. Petra Christiane Meyer | Prof. Marek Nowak | Prof. Brigitte Scholz | Prof. Benedikt Stahl | Prof. Pieter van der Ree | M.Sc. Falk Maximilian Wagner | Dipl.-Ing. Ramona Wassong | Prof. Dr.-Ing. Mathias Wirths
Impressum mag06 HerausgebeR Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Fachbereich Architektur Prof. Willem-Jan Beeren Prof. Benedikt Stahl Villestr. 3 53347 Alfter www.alanus.edu mag@alanus.edu Redaktion und Koordination Elias Schley Cores Gestaltung und Layout Dominique Buchmaier Lektorat Claudius Bäuml Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge Druck Druckhaus Süd GmbH & Co. KG, Köln
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März 2013 ISSN 2190-3565