mag 08

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vorwort mag ist …

Material, Farbe und Licht zusammenspielen und

erklimmen: Belebt und belebend wirkt er nach

K

wie die Zeitläufte das Gesicht der Stadt geprägt

wie vor und bei manch einem führt dieser Gang

ann mir bitte mal jemand sagen, was „mag“

haben. Unsere Wahrnehmung für diesen Ort ist

vielleicht auch zu einem Sinneswandel. Immerhin

ist? Aber natürlich, es steht ja im Stempel,

damit geschärft und in dieser Stimmung gelangen

bleibt ja für den Hinweg wie für den Rückweg pro

der jedes einzelne Heft zu einem Unikat macht:

wir an eine sehr besondere Stelle, die weit über die

Tag eines Jahres eine Stufe zur Einkehr.

mensch | architektur | gesellschaft. Soweit so gut,

Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist: den Trep-

doch was könnte damit konkret gemeint sein?

penweg zum Kalvarienberg! 365 Stufen führen

ist übrigens auch unseren beiden Wanderern

von der Placa del Almonia im Herzen der Stadt

anzumerken. Still sitzen sie da mittlerweile auf

vergangenen Tagen in meine Reisebilder einfügen

hinauf zu einer kleinen, barocken Wallfahrts-

einem Treppenabsatz, um sich kleine Skizzen

durfte und das mich nachhaltig beschäftigt. Mit

kapelle. Beinahe schnurgerade verläuft dieser

oder Notizen über dieses Erlebnis zu machen und

diesen Gedanken entführe ich den geschätzten

von Häusern und Zypressen gesäumte schmale

darüber nachzudenken, ob dieser Ort nicht noch

Leser für einen kleinen Moment auf die Insel

Weg nach oben und kaum jemand kann dem

einmal eine ausführlichere Betrachtung verdient.

Mallorca und in die Stadt Pollenca, in der es zwar

Drang widerstehen, diese Stufen zu erklimmen.

Nur vielleicht doch etwas später im Jahr …

um diese Jahreszeit noch recht kühl und ziemlich

Ebenso ergeht es den beiden Reisefreunden und

regnerisch sein kann, wo aber ungeachtet dieser

sie nehmen sich trotz des mittlerweile auch noch

alle diese Eindrücke zusammen, dann ist das so

Bedingungen eine beeindruckende Entdeckung zu

einsetzenden Regens Zeit, auf die ein oder andere

ungefähr das, was hinter „mag“ stecken könnte.

machen ist. Dazu begleiten wir zwei sonnenhung-

Feinheit zu achten. So sind zum Beispiel die

Architektur also, die für und mit den Menschen

rige, gerade aus ihrem Winterschlaf erwachende

Stufen sehr angenehm zu gehen. Man kann das in

aus ihrer Gemeinschaft heraus erzeugt wird. Oder

Nordeuropäer ein Stück durch diese steinerne

kleinen, oder auch etwas größeren Schritten tun.

wie es einige meiner Kollegen mit nur einem Satz

Stadt und fühlen mit ihnen die etwas enttäuschte

Maßgeschneiderte Architektur für alle Menschen

auf den Punkt bringen:

Erwartung, die der hartnäckig pfeifende kalte

könnte man hier sagen. Dann die Eingänge in

Nordwind unter ihrer ungünstig gewählten Reise-

die seitlichen Häuser: Sehr geschickt haben sich

garderobe erzeugt. Wir streifen mit ihnen durch

die Baumeister um die passenden Übergänge

Gässchen und über die Plätze und hören zu, wie

bemüht! Alles ist aufeinander abgestimmt. Es gibt

mag ist … multipler architekturgenuss

sie sich zu dem was sie sehen austauschen, wie sie

trotz der schwierigen Bauaufgabe zwischen Stufen

(Annett Hillebrand)

der Frage nachgehen, warum sie solche Orte als

und Türschwelle keine Ärgernisse. Weder für die

schön empfinden, ob die Krümmungen der Gas-

Benutzer noch für unsere beiden Besucher, die

sen zufällig oder nach Plan entstanden sind, wie

sich am Anblick solcher Bilder freuen. Mit jedem

mag = magisch, anders, großartig

Schritt weiter hinauf, ändert sich auch der Blick in

(Florian Kluge)

Mir fällt dazu ein Erlebnis ein, das ich in den

Die Freude an der Entdeckung dieses Weges

Fügen wir nun zum Abschied von dieser Stelle

… mehr als einen Blick wert!

die Weite und großzügig angelegte Zwischenpodeste lassen es zu, sich ungefährdet umzudrehen

… die mag – bunt, schön, vielfältig, manchmal

und das Panorama mehr und mehr zu genießen.

ein bisschen melancholisch, plustert so manche

Der letzte Laufabschnitt ist besonders kunstvoll

Brust mit Stolz auf, mein erstes Geschenk vom FB … eine tolle Sache!

ausgeführt. Auch wird es hier noch einmal steiler

(Ramona Wassong,

und gewissermaßen ernster. Oben angekommen erscheint die Kapelle viel kleiner und mensch-

die jetzt Ramona Metje heißt.)

licher als aus der Sicht des Aufsteigenden. Ein mag ist …

stiller Ort, erhaben über den profanen Ereignissen des Alltagstheaters weiter unten. Weg, Häuser, Bäume, Kapelle, Malereien, die Details, das Material und vieles mehr was dieses

… ein Kaleidoskop all dessen, was Architektur an Alanus ausmacht – ein vielfältiges, buntes, immer wieder überraschendes Bild. (Brigitte Scholz)

Gesamtbauwerk prägt, ist sehr auf den Menschen bezogen, auf seine Erlebnisfähigkeit. Auf seinen Leib ist es ebenso zugeschnitten wie auf seine See-

Ob die Studienprojekte im achten Jahresheft

le. Es bewegt das Außen und das Innen. Zugleich

unseres Fachbereichs diesen hehren Ideen folgen

ist es ein gebauter Vorgang, ein Prozessionsweg

können, will ich hier nicht beurteilen. Leitsterne

eben, der aus dem und für das Miteinander

dafür sind sie jedoch mit Sicherheit und gezeigt

entstanden und immer noch dafür geeignet ist.

werden können sie auch in dieser Ausgabe nur

Wenn der oftmals überstrapazierte Begriff der

Dank vieler fleißiger Helfer, allen voran Nola Bally,

Nachhaltigkeit von Architektur zutrifft, dann

Claudius Bäuml und Dominique Buchmaier! ■

wohl für ein Bauwerk wie dieses. Dabei ist es ganz gleich, ob die Menschen aus religiösen Motiven oder eher aus Fernsicht-Lust den Berg

Benedikt Stahl


1

vorwort

2

iNhaltsverzeichNis

iNhalt

Bachelor projekte 70

Diplom

LernWerk – Bildungs- und Kultureinrichtung – Bachelorarbeit

74

projekte

Zentrum für Gesundheit und Heilung – Therapiegemeinschaft im Erholungsgebiet Buocher Höhe – Bachelorarbeit

master projekte 8

Bachelor of Arts – Studieninhalte und -aufbau

9 12

Annäherung – Einführung in das Bauen 40 Häuser für Alanus – Einführung in das

96

Entwerfen 16

S-Box – Baukonstruktion und Baustoffe 1

18

Jugendherberge – Baukonstruktion und Baustoffe 2

22

Ideen für Globus – Vertiefung: Innenraum

26

Studenten – Familien – Alte Hasen Wohnen für alle Lebensphasen – Gebäudelehre

30

Kiosk Badesee Düren oder Dornröschen am

78

Studieninhalte und -aufbau

See – Entwerfen von Tragwerken 34

Die Typologie der Intervention –

79

Ideen für Wuppertal – Entwurfslehre Stadt-

81

Projektstudium und Forschungsforum

in die Landschaftsarchitektur morgen.wohnen – Technischer Ausbau und

84

Holzhotel – Ressourcenoptimiertes Planen und Bauen

58

66

studium und Forschungsforum 86

Gemeinschaftlich Wohnen:Wie und wo findet Gemeinschaft statt? – Grundlagen der Projektentwicklung

Temporäres Haus der Wirtschaft – Ressourcenoptimiertes Planen und Bauen

„Wir waren zuerst da!“ – Bausteine für ein nachbarschaftliches Miteinander – Projekt-

energieeffizientes Bauen 53

Sinnlichkeit und Idee eines Ortes – Rudolfplatz zwischen Wunsch und Wirklichkeit –

planung + Stadtraumvertiefung - Einführung

50

Potentialräume –Rahmenbedingungen (nachhaltiger) Standort- & Projektentwicklung

Gebäudetypologie 36

Master of Arts Prozessarchitektur –

88

X-Berg 2.0 – Umnutzung Postbank-

Sphärenhaus –Biologische Station

Hochhaus, Hallesches Ufer 40-60, Berlin –

Ennepe-Ruhr-Kreis – Bachelorarbeit

Master-Arbeit 92

Forschungsprojekt Baukultur konkret – im Auftrag des BBSR

4

Ort oder Nicht-Ort – Diplomarbeit


exKursioNeN nah und fern

meNscheN hin und weg 118 Eimerweise-Schnee-Symposium – Exkursion nach Grasgehren im Allgäu

Drumherum weit und breit

119 Erlebe das Ganze! – Exkursion nach Dornach 120 Sankt Petersburg – Exkursion 122 September Fietstocht in NL – Exkursion Niederlande

102 Brücke der Nachhaltigkeit – Raum im Kontext 104 NetzWerk – eine künstlerische Intervention auf Zeche Zollverein – Projektmanagement 106 100 Jahre Werkbund – Werkbundakademie 2014 108 sonotopia 2014 – Raum im Kontext 110 Entwurfs- und Gestaltungsworkshop von Ethikschulungsräumen – Grundlehre Kunst 111 Mehr als nur ein Wort – Alumni Akademie „Wege zur Nachhaltigkeit“ an der Alanus

124 Biennale Venedig – Exkursion Venedig 126 Zürich – Exkursion Schweiz 128 Schneearchitektur – Exkursion Schöntalhof Kleinwalsertal Hirschegg 130 Das ABC von Miriam Hamel – Neue Wissenschaftliche Mitarbeiterin 131 Interview mit Sebastian Keller – Alumniinterview 134 Interview mit Benjamin Maria Bauske – Alumniinterview

Hochschule und der Universität Siegen 112 Die Kunst des Kommens und Gehens –

137 Impressum

Fachbereichsfeier 114 Freuden und Mühen der Arbeit – Mittwochsforum 115 Frei von? Frei für wen? Frei für was? – Freiraumwerkstatt 116 Freihandzeichnen – Raum in der Wahrnehmung

5



Bachelor Projekte


Bachelor

Bachelor oF arts architeKtur uND staDtraum p

roFil Der Studiengang Bachelor of Arts

stuDieNForm

„Architektur und Stadtraum“ stellt eine

t 1SPKFLUPSJFOUJFSUFT "SCFJUFO VN FJOF 7FSLOàQGVOH EFT &SBSCFJUF-

anwendungsorientierte und breit gefächerte

ten in ganzheitliche Zusammenhänge zu ermöglichen

Grundausbildung dar. Er befähigt die Studieren-

t 1SBYJTPSJFOUJFSUF *OUFHSBUJPO WPO 8JTTFOTDIBę VOE 5FDIOJL

den zur selbständigen Orientierung in komplexen

t *OUFOTJWF #FUSFVVOH JO LMFJOFO 4UVEJFOHSVQQFO

Sachverhalten sowie zur schöpferischen Ausge-

t "UFMJFSBSCFJU JO )PDITDIVMSÊVNFO

staltung von Bauaufgaben im gesellschaftlichen

t 1SÊTFOUBUJPO VOE "VTTUFMMVOH EFS 1SPKFLUF KFXFJMT [VN "CTDIMVTT

Kontext. Die Kernthemen Innenraum, Archi-

der Semester

tektur, Stadt-planung und Ingenieurswissenschaf-

stuDieNDauer Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (240 ECTS).

ten sind dabei eingebettet in künstlerische und

aBschluss Das Studium wird mit der Bachelorarbeit abgeschlos-

kulturwissenschaftliche Lernlinien. Es werden

sen. Bei erfolgreichem Abschluss wird der akademische Titel

neben den fachlichen und übergeordneten Kennt-

Bachelor of Arts (B.A.) verliehen. Der Abschluss führt zur Berufsreife

nisse künstlerische Fähigkeiten erworben, die in

und eröffnet den Zugang zur Architektenkammer sowie zu Master-

den Entwurfsprojekten von Anfang an verknüpft

studiengängen.

und in der Bachelorarbeit zur Synthese gebracht

Der Bachelorstudiengang „Architektur und Stadtraum“ ist durch die Europäische Kommission notifiziert. Die im Architekturstudi-

werden. Das Studium versteht sich somit als eine umfassende Ausbildung: Verfolgt wird das Ziel,

um der Alanus Hochschule erworbene Berufsqualifikation ist damit ab sofort in allen EU-Staaten anerkannt.

Lebenszusammenhänge erkennen und gestalten weitere iNFos uNter www.alanus.edu/architektur.html

3. JAHR

Eurythmie Formenlehre

Baubetrieb

Moderation und Präsentation

Grafikdesign Modellbau

BACHELOR ARBEIT

PROJEKT 7 ressourcenoptimiertes Planen Technischer Ausbau

1. JAHR 8

Vertiefung Stadtraum

PROJEKT 6 Entwurfslehre Stadtplanung

Bauaufnahme CAD PROJEKT 3 Baukonstruktion und Baustoffe Darstellende Geometrie

Baukonstruktion Baustoffe

ARCHITEKTURDARSTELLUNG 5 22 LP

Soziologie Anthropologie

Architekturtheorie

Kunstwissenschaft

Bau- und Stadtbaugeschichte

Philosophie Erkenntnistheorie

Vertiefung Innenraum

PROJEKT 2 Einführung in das Entwerfen

PROJEKT 1 Einführung in das Bauen

Baurecht Bauökonomie

Vertiefung Typologie PROJEKT 4 Gebäudelehre

Tragwerkslehre

GRUNDLEHRE KÜNSTE 5 24 LP

Ethik Bildungswissenschaft

PROJEKT 5 konstruktives Entwerfen

Farbgestaltung

Gymnastik Freihandzeichnen Wahrnehmungslehre

Raumplanung

Mensch und Architektur

INGENIEURWISSENSCHAFTEN UND BAUKUNST 5 158 LP

BAUKULTUR 5 18 LP

STUDIUM GENERALE 5 18 LP

Studieninhalte und -aufbau Bachelor Architektur

Schauspiel Farbenlehre

2. JAHR

Musik Kompositionslehre Installation Landart

MODULÜBERSICHT

4. JAHR

zu lernen.


aNNäheruNg prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 1.1 einführung in daS bauen // 1. SemeSter // herbStSemeSter 2014

i

m Studium ankommen heißt nicht nur, einen

Atelierhaus und begleiten die Begegnungen ihrer Schöpfer unter-

neuen Ort finden, neue Menschen ken-

einander und mit sich selbst. Der Mensch steht im Mittelpunkt der

nenlernen oder in ein selbstgewähltes Thema eintauchen, sondern auch, sich selbst anders

Betrachtungen. Die zweite Haut des Menschen ist seine Kleidung. Sie ist sowohl

zu entdecken. Dieser neue Lebensabschnitt

Schutz, als auch Ausdruck derer, die sie tragen. Ihr Entwurfs- und

beginnt für viele mit aufregenden Begegnungen,

Entstehungsprozess gleicht dabei sehr dem des Architekturschaf-

überraschenden Aufgabenstellungen, freudigen

fens. Gestalt-, Funktions-, und auch technische Merkmale müssen

Ereignissen und sicher hin und wieder auch mit

wohl durchdacht sein. Wie soll es aussehen, das Kleid, wozu wird es

manch enttäuschter Erwartung. Das alles braucht

überhaupt gebraucht, wie ist es verarbeitet und aus welchen Materi-

seine Zeit und den passenden Raum.

alien ist es gefertigt?

In dieser Annäherungsphase an das Studium

Solche und ähnliche Fragen prägen den Entwurf der eigenen

arbeiten wir immer wieder gerne am klassischen

Kleidung, die zu einem vorher festgelegten Rahmenthema geschnei-

Architekturthema der ersten, zweiten und dritten

dert oder sagen wir hier einmal, „gebaut“ wird. Dieses Mal bringen

Haut. In Anlehnung an historische Vorbilder be-

wir eine animierende Entdeckung von der „dutch design week“

rühmter Baumeister und Künstler entstehen dabei

2014 in Eindhoven mit nach Alfter. In einem Künstleratelier sind

zunächst einmal lebensgroße 1:1 Zeichnungen

wir dem Designerduo Renee Mennen und Stefanie van Keijsteren

auf Packpapier, mit denen sich jeder Studierende

begegnet. Die beiden Künstlerinnen, die sich rENs nennen, arbeiten

selber darstellt. Das Zeichnen, Messen, Verfei-

mit Materialien wie Textilien, Keramik oder Teppichen und färben

nern und Vergleichen ist jedoch nur ein Aspekt

alle diese Dinge in ihrem Experimentierlabor mit roter Pigmentfar-

dieser Aufgabe. Es geht hier genauso darum, ein

be ein. Berauscht von dieser Leidenschaft und der Lust am Auspro-

Bild anzulegen, wie man sich selbst in dieser Zeit

bieren küren wir denn auch den Titel „ROT“ zum Semesterthema

sieht, welchen persönlichen Ausdruck man in

der zweiten Haut. Bilder der anschließenden Modenschau in der die

dieses Werk einfließen lässt. Die auf diese Weise

„Erstis“ ihre Werke an sich selbst präsentieren, sprechen für sich.

entstandenen statischen Spiegelbilder füllen gegen

Auch das gehört dazu: die Kultur des Zeigens über das Selberma-

Mitte des ersten Semesters nach und nach das

chen erlernen … ■ Benedikt Stahl

9


Bachelor

erste haut – 1:1 zeichNuNg

10


zweite haut – moDeschau

11


Bachelor

40 häuser Für alaNus prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 4.2 einführung in daS entwerfen // frühjahrSSemeSter 2014

N

ach der Annäherung an das Studium der Bau-

Bedingung war, dass es wirklich nur ein sehr klei-

kunst mit ersten Erfahrungen zu Entwurfs-

nes Haus mit einer Grundfläche von etwa 20qm

vorgängen und Wahrnehmungsübungen, werden

sein durfte. Mit dieser Aufgabe beschritten die

mit der sogenannten „dritten Haut“ zum ersten

angehenden mensch | architektur | gesellschaft-

Mal Gebäude erdacht und dargestellt. Meistens

Spezialisten unbekanntes Terrain, das sie aber

sind das kleinere Häuser mit einfachem Raum-

mit offenen Gesprächspartnern, vielen Skizzen,

programm und übersichtlichen Anforderungen.

Modellstudien und phantasievollen Ideen gut

Immer jedoch hat das mit Personen und deren

meisterten. Am Ende gab es tatsächlich eine bunte

Vorlieben sowie mit Orten und deren Besonder-

Geburtstagsüberraschung und die Werke konn-

heiten zu tun, für die man sich etwas ausdenkt.

ten bei dem dazu passenden festlichen Anlass

Zum 40-jährigen Jubiläum der Alanus Hochschu-

im Glashaus am Johannishof präsentiert werden.

le Grund genug, nicht nur ein 40-Häuser-Projekt

Wer genau nachgezählt hat, wird festgestellt

anzugehen, sondern dies auch noch mit den

haben, dass nicht ganz 40 Studenten-Häuser

„Alanern“ zu verbinden. Zunächst ging es darum,

dabei heraus gekommen sind. Um diesem Makel

eine Baudame oder einen Bauherrn (sagt man das

etwas abzuhelfen, vielmehr jedoch aus Lust und

nun so?) im Umfeld der Hochschule ausfindig

Leidenschaft, selber etwas aufs Papier zu bringen,

zu machen und die Auserwählten dann in einem

hat es sich der „Bene“ nicht nehmen lassen, die

Kurzportrait vorzustellen. Dem folgten Interviews

fehlenden Exemplare mit kleinen Hausentwürfen

und Gespräche mit dem Ziel, herauszufinden, wo

zu ergänzen und Geschichten mit farbigen Skiz-

sich die oder derjenige ein kleines Traumhaus

zen für die Kollegen des Fachbereichs zu erfinden.

für sich selbst und seine Leidenschaften wünscht

Architektur machen ist eben doch mehr als nur

und wie das Ganze aussehen könnte. Einzige

Häuser bauen, oder? ■ Benedikt Stahl

12

häuser für kollegen, Skizzen benedikt Stahl


the traSh box // liSa küpper haus Für seaN mullaN in einem alten rostigen Seecontainer, der in luftiger Höhe in einer Felswand über dem Meer verankert ist. Die mobile Einrichtung verwandelt den Wohnraum in ein Atelier.

daS blaue hauS // jano knopp eiN KleiNes schweDeNhaus Für tim röltgeN unscheinbar und doch mit spannenden Innenräumen und Blick auf den Hamburger Hafen.

eSpiral // ramon wegner eiN FerieNhaus Für DeN eurythmisteN steFaN hasler mit zwei Baukörpern am Meer und besonderer Beziehung zwischen Innen und Außen. Die Spiralbewegung im Raum bestimmt die Form. 13


Bachelor

lennyS butze // daniel laferrière haus Für leoNarD schuBert als Parasit auf dem Dach eines Berliner Wohngebäudes.

Lennys Butze Vorher 1:200

Nachher 1:200

Ort

Berlin: Eine Stadt die vor urbanem Leben strotzt, aber auch die Natur bekommt und nimmt sich dort ihren Platz. Auf der südlichsten Dachkante eines mehrgeschossigen Gebäudes in Neukölln hat sich dieses Haus eingenistet. Nach Osten und Süden erstreckt sich die Karlsgartenstraße und Neukölln, nord- und südwärts die Grenze zwischen Stadt und dem Volksgarten Hasenheide, im Westen blickt man über den Park bis hin zum Tempelhofer Feld.

Grundriss 1:50

Philosophie

Material

Dieses Haus hat sich einen der vielfältigsten Orte Berlins zu eigen gemacht. Wie ein Parasit sitzt es auf dem vorhandenen Gebäude und nutzt alle seine Vorteile. Nischen werden ausgefüllt und belebt. Aus früher „totem“ Raum wird neuer Lebensraum.

Die Fassade des Hauses ist mit Kupfer bedeckt und setzt sich so anfangs mehr durch Lichtreflektion als Farbe von seinem fast lachsfarbenem „Wirtshaus“ ab. Mit der Zeit oxidiert das Kupfer, ein Alterungsprozess findet sichtbar statt. Statt glänzendem Kupfer erscheint die Fassade erst rotbraun, dann in mattem grün-türkis. Dann bildet sie einen starken Kontrast zur restlichen Fassade. Mit dem Alter ähnelt Lenny‘s Butze immer mehr den Baumkronen um sie herum, sie wirkt wie gewachsen und lebendig, vielleicht sogar wie etwas Natürliches.

Mit dem Sonnenaufgang werden auch die Straßen im Osten und Süden des Hauses belebt. Mittags schützt es vor Hitze, aber nimmt durch das begehbare Dach im Norden nicht die Möglichkeit diese auch mal zu genießen. Am Abend durchflutet dann der Sonnenuntergang den Wohnraum und der „Parasit“ saugt sich vor der Nacht noch einmal mit Energie voll. Außerdem soll die Form der Funktion folgen, jedoch keines der beiden vernachlässigt werden, sondern sich gegenseitig bereichern und unterstützen.

Im Inneren zeigt sich Sichtbeton an den Wänden und Treppen. Auf dem Boden liegen unbehandelte Dielen und die Glasfenster werden von Stahlrahmen gehalten. Das Material im Innenraum soll wie das Haus Spuren der Nutzung und der Zeit zeigen und nicht verkleidet werden.

Schnitt

Erleben

Das Haus auf dem Haus betritt man nach Durchgehen des „Wirtes“ über eine breite Sambatreppe, welche aber nur auf der äußeren Seite begehbar ist. Ein schmales Fenster noch vor dem ersten Auftritt der Treppe lässt beim Durchblicken die Höhe und Schwebesituation des Treppenhauses erkennen. Nach drei weiteren schmalen Fenstern (Licht- und Schattenspiel), wird beim Öffnen der Wohnungstür der Blick über den Wohnraum zur Küche und zu einem freistehenden Waschbecken geleitet. Erst beim Herumgehen kann man den verwinkelten Raum überblicken. Eine Ecke kann zum Schlafen und beisammen Sitzen genutzt werden, eine Andere bietet ein wenig Abgeschiedenheit von der restlichen Wohnung und das begehbare Dach viel Freiraum. Es gibt viele Möglichkeiten verschiedene Plätze in der Wohnung verschieden zu nutzen und selbst im Winter gibt es wegen der Bodenheizung nicht nur ein oder zwei gemütliche, warme Ecken.

Schnitt 1:50

Projekt Dozenten Fach Datum

__

Daniel Laferrière

__

Prof. Benedikt Stahl, Ramona Wassong

__

Einführung in das Entwerfen

__

FS 2014 BA Architektur

Ort

__

Alanus Hochschule Alfter

Semester

__

2. Semester

leSeturm // timo rötzel haus Für thomas schmauss am und im Laacher See. Ein Ort zum Wohnen und Denken.

LOFT Wohnung für Jan-Hendrik Weinhold im Düsseldorfer Medienhafen in den obersten Stockwerken einer ehemaligen Hafenhalle.

loft // balthaSar mooS haus Für JaN-heNDriK weiNholD in einem alten Speichergebäude im Düsseldorfer Hafen. 14

Offen zur Welt zeigt sich die großzügige Glasfassade. Die gesamte Wohnung ist auf den Ausblick auf Wasser, Landtag und Fernsehturm ausgerichtet, der sich von jeglicher Position im Innenraum aus genießen lässt. Die einzig in der Wand gehaltenen Stufen bilden eine Leichtigkeit und Durchlässigkeit verkörpernde Skulptur im Raum. Als Treppe Schaft sie eine Verbindung zwischen Wohnbereich und Schlafempore. Das kubische Sichtbeton-Element fügt sich in die vorhandene Bausubstanz der Backsteinfassade ein. Die Unterkante ergänzt die horizontal verlaufende Linie der Attika. Neu und Alt ergänzen und bestärken sich in kontrastreichem Zusammenspiel. Durch die großzügige Verglasung verkörpert sie Offenheit und Weitläufigkeit, trotz seiner sehr geringen Grundfläche.


mountain Cabin // eliSa maSChmeier haus Für aNNaBelle speth 1140 Meter über dem Meeresspiegel mit Ausblick auf den Bodensee.

Entwurf&Modell

1 Entwurfsskizzen

2 Standortsuche-Skizze Lage

3 Entwurfsskizzen

Oben: Modellphoto - Unten: Drei Ansichten des Modells - Rechts: Detailphotos vom Modell

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Arch BA 4.2 - Einführung in das Entwerfen Projekt: 40 Häuser für Alanus Dozent: Prof. Benedikt Stahl Dipl. Ing. Ramona Wassong Bauherr: Prof. Dr. Gabriele Oberreuter Entwurf: Sebastian Pilz

tribar // SebaStian pilz haus Für gaBriele oBerreuther wie eine Schatztruhe, in der Wissen und Kreativität vereint sind.

Void // johanneS hoffmann haus Für Belia als Rauminstallation in einer Höhle an der Ostküste Sardiniens. 15


Bachelor

modellbau – übung 2

s-Box prof. marek nowak + dipl. ing. annett hillebrand // ba 3.1 baukonStruktion und bauStoffe 1 // 2. + 3. SemeSter // frühjahrSund herbStSemeSter 2014

B

ei der Übung „Konstruktives Entwerfen“ werden in vergleichenden Arbeiten die Grundlagen des Fügens von Bauteilen

verschiedener Konstruktionsprinzipien (Massivbau, Flächenbau, Skelettbau) erprobt und in Vorbereitung auf die Projektarbeit des 2. Studienjahres Grundlagen der Baukonstruktion sowie der Darstellung und des Modellbaus geübt. Es sollen sechs gleiche Arbeitsräume für Studenten (S-Box) in der Nähe des Johannishofs entworfen werden. Dabei soll das Einzelgebäude konstruiert werden als: massivBau (Übung 2) – Schichtmauerwerk mit Stahlbetondecke, sKelettBau (Übung 3) – Holzbau Es soll ein Entwurfskonzept entwickelt werden, bei dem vor allem auf die Lichtwirkung, die Lage der Öffnungen (Fenster, Tür), die Zugänglichkeit, die Anordnung der Gegenstände und die sich ergebenden Blickbeziehungen geachtet werden soll. Alle Entwurfs- und Konstruktionszeichnungen werden parallel während des Semesters entwickelt. ■ Marek Nowak

Schlusspräsentation

16


modellbau – übung 2

17


Bachelor

JugeNDherBerge prof. marek nowak + dipl.-ing. annett hillebrand // ba 4.3 baukonStruktion und bauStoffe 2 // herbStSemeSter 2014

i

n unmittelbarer Nähe zur Benediktiner Abtei Maria Laach und dem Laacher See soll eine

Jugenherberge konzipiert und entworfen werden, die mehr kann, als nur Schlafmöglichkeit für Jugendliche zu sein. Die Jugendherbergen von heute, gerne auch unter dem Begriff Hostels geführt, bieten mittlerweile vielen jungen Familien, Wandergruppen sowie Alleinreisenden und Seniorengruppen angemessene Unterkunfts- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Aufgabe in diesem Semester ist es, einen Gebäudekomplex zu entwerfen, der die Bedürfnisse aller Gastgruppen berücksichtigt, ein ausgewogenes Verhältnis von Miteinander und Rückzugsmöglichkeiten bietet, sich in seinem Volumen und der Ausgestaltung, insbesondere in Konstruktion und Material mit der Örtlichkeit auseinandersetzt. ■ Marek Nowak

18


modellfoto

Die herBe herBerge Carl fiSCher, johanneS hoffmann + ramon wegner // 3. SemeSter

D

as Grundstück der Jugendherberge liegt am nordwestlichen Ufer des Laacher Sees. Das

Gebäude soll sich in Richtung See orientieren und aus den Schlafzimmern einen großzügigen Blick in die Landschaft ermöglichen. Unser Entwurf bietet den Nutzern ein ausgeglichenes Verhältnis von Privatsphäre und Gemeinschaft. Wir möchten eine komplexe und spannende Raumstruktur mit einem einfachen, intuitiven Orientierungssystem verbinden. Im Folgenden werden die Grundelemente des Entwurfs erläutert. türme Das Herzstück unserer Jugendherberge bilden die Wohntürme, in denen die Gäste untergebracht werden. In der unteren Etage der

grundriss eg

Türme befinden sich die sanitären Einrichtungen – Waschbecken, eine Toilette, eine Dusche – sowie Stauraum für Gepäck. Über eine kompakte

die großen neun (drei dreistöckige Hochbetten).

und der massive Beton in Szene gesetzt.

Treppe gelangt man in die obere Etage, in welcher

Die Wände im EG sind nicht gedämmt und beste-

FassaDe Die Fassade bildet ein Wechselspiel aus

Betten und Schränke untergebracht sind. In die

hen komplett aus Sichtbeton. Im OG ist die Wand

vertikalen Holzlatten und Glaselementen. Auf der

Wand der Türme ist ein großes Panoramafenster

innen mit Holz verblendet.

Straßenseite ist sie verschlossener und zum See

eingelassen, welches zum See ausgerichtet ist und

DurchBrüche Über Deckendurchbrüche um die

hin lockert sie sich auf. Durch die Anordnung der

einen wunderschönen Ausblick ermöglicht. Die

Türme herum gelangt natürliches Licht in das

Türme entstehen im überbauten Raum des Erdge-

kleinen Türme bieten zwei bis vier Schlafplätze,

Erdgeschoss. Zusätzlich wird der Turmcharakter

schosses zahlreiche Nischen und Rückzugsbereiche. Als zentralen Punkt in unserem Türmchenwald haben wir einen großen, durch eine verglaste Fassade lichtdurchfluteten Raum geschaffen. In dieser „Lichtung“ kommen die Besucher für Gemeinschaftsaktivitäten zusammen. Für die Orientierung sind die Betontürme mit Pigmenten pastellig eingefärbt: Bei der „Lichtung“ herrscht ein frisches Grün, das sich auf der einen Seite Richtung Seminarraum zu einem kühlen Blau entwickelt und sich auf der anderen Seite Richtung Empfang und Mensa über Gelb zu einem warmen Rot wandelt. ■

19


Bachelor

Das Doppelte hüttcheN perspektive

liSa küpper + eliSa maSChmaier // 3. SemeSter

D

as in der Eifel gelegene Kloster „Maria Laach“

Im Erd- und ersten Obergeschoss befinden sich

am Laacher See gilt als beliebtes Ausflugsziel

Schlafräume für zwei bis vier Personen, mit

für Familien, Schulklassen und Wandergruppen.

eigenem Bad oder Gemeinschaftswaschräumen

Die Jugendherberge „Das Doppelte Hüttchen“

auf dem Flur. Im zweiten Obergeschoss ist Platz

bietet in dieser idyllischen Umgebung Schlaf- und

für Gruppentreffen.

Erholungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen. Die am Ufer gelegene Jugendherberge ist über einen begrünten Holzsteg zu erreichen. Die

zusätzlichen Tageslichteinfall sorgen Gänge, die

Nutzfläche ist in ein Schlaf- und ein Gemein-

vom Flur zwischen den Zimmern zu den Fens-

schaftshaus aufgeteilt. Die Gestaltung der beiden

tern in der Außenwand führen.

Giebelhäuser zitiert die Formensprache der

zente in Orange, im Vergleich zur sonst schlichten

tur und viel Glas stehen sie für eine reduzierte

Gestaltung mit Holzboden und Sichtbetonwän-

zeitgemäße Ästhetik. Auch die mit vertikalen

den, auf.

die ursprüngliche Materialität.

Das Gemeinschaftshaus dient mit einer Gemeinschaftsküche im mittleren Bereich zur Zu-

Das größere Schlafhaus und das kompaktere

bereitung von Speisen. Diese können an großen

Gemeinschaftshaus stehen angewinkelt zueinan-

Tafeln im hinteren Bereich gemeinsam verzehrt

der, sodass ein Innenhof mit Sitzgelegenheiten

werden. Im vorderen Teil bietet eine Sitzecke Platz

entsteht.

zum Entspannen mit Blick auf den Innenhof und

An der Stelle des geringsten Abstands werden die beiden Häuser durch einen asymmetrischen Glasgang miteinander verbunden. Der Eingangsbereich im Schlafhaus bietet mit einer Raumhöhe, die sich über die gesamte Vertikale erstreckt, ein besonderes Raumerlebnis. Der hintere Teil gliedert sich in drei Geschosse:

20

Die Treppenhäuser fallen durch farbliche Ak-

typischen Blockhütte. Mit einer klaren Kuba-

Holzlatten verkleideten Außenwände, erinnern an

grundriss

Die Gestaltung der Flure zwischen den Zimmern wird durch Versprünge aufgelockert. Für einen

den See. Alle drei Bereiche im Gemeinschaftshaus sind durch frei im Raum stehende Trennwände unterteilt. Somit ist der Raum in einzelne Zonen unterteilt, jedoch in seiner Gesamtheit offen. ■


5 elemeNte

modellfoto – lagesituation

daniel laferriere, timo rötzel, SebaStian pilz // 3. SemeSter

u

vier Personen sowie das Haupthaus und der „Frei-

mehr ein Dorf als ein einzelnes Gebäude zu

raum“. Am kleineren Platz sind die Häuser für bis

entwickeln. So bildeten sich Plätze und Gassen,

zu zwei Personen. Ein wenig abgeschottet stehen

verschiedene Häuschen und gemeinschaftliche

zwei Häuser mit eigenem Vorgarten und Küche

Häuser, Privatsphäre und Gemeinschaft. Wir

für Familien bis zu vier Personen. So staffelt sich

wollten auf die Bedürfnisse unterschiedlicher

die Bebauung vom Öffentlichen ins Private. Kons-

Besucher eingehen und entwickelten für diese

truktiv bildet sich jedes Haus aus einer Sichtbe-

verschiedene Gebäudetypen, welche sich um

tonschale und zwei eingeschobenen Holzwänden.

zwei Plätze anordnen. Der eine fungiert mit

Die Dachkonstruktionen sollen an typische Ei-

seiner Offenheit und Grünfläche in der Mitte als

felhäuser erinnern. Besonders interessant hierbei

Treffpunkt und Ort zum Entspannen, Spielen

fanden wir den Gedanken der harten, steinernen

und Beisammensein. Den kleineren Platz bildet

und schützenden Hülle im Zusammenhang mit

eine Feuerstelle, welche von einem Steinkreis zum

dem warmen, weichen Holz, welches den Lebens-

Darauf-Sitzen umschlossen wird.

raum darin bildet und definiert. ■

nser Entwurf einer Jugendherberge am Laacher See entstand mit dem Gedanken,

Am großen Platz liegen die Häuser für bis zu

modellfotos – alle 5 einzelhäuser

21


Bachelor

iDeeN Für gloBus prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 5.2 Vertiefung: innenraum // in kooperation mit dem faChbereiCh wirtSChaft und prof. SuSanne blazejewSki // ba 14 perSonal und führung // herbStSemeSter 2014

i

n diesem Modul geht es vor allem darum, die

reale Bauherren dazu bereit sind, sich mit uns gemeinsam auf das

Architektur über die Sicht von innen kennen-

Experiment einzulassen, Konzepte für ihre Räume zu entwickeln. In

zulernen. Das ersetzt natürlich bei weitem kein

diesem Semester hatten wir außerdem die besonders willkommene

Innenarchitektur-Studium und soll auch gar

Gelegenheit, dies zusammen mit KollegInnen und Studierenden

nicht so verstanden werden. Dennoch hat diese

des Fachbereichs Wirtschaft zu machen und ein interdisziplinäres

Arbeitsweise zur Folge, dass mit der Projektent-

Projekt für die Neugestaltung der Büroräume der Firma GLOBUS

stehung ganz andere Fragestellungen verbunden

in Sankt Wendel durchzuführen. Eine spannende Herausforderung

sind, als mit dem Blick auf das Haus von außen.

für alle Beteiligten. Vor allem die unterschiedliche Auffassung und

Hier geht es nicht so sehr um das Objekt an sich

Definition des Begriffs „Gestaltung“ zog sich wie ein roter Faden

oder den Kontext mit Landschaft und Umgebung,

durch die Entwurfsbesprechungen. Manchmal ging es dabei mehr

sondern vielmehr um Alltagsbedürfnisse der Be-

um Prozesse, manchmal mehr um Projekte. Die dabei gefundenen

wohner und Benutzer der neuen Räume, um ihr

Lösungen sind sicher nicht ohne weiteres umsetzbar, vielleicht so-

Wohlbefinden, die Atmosphäre, das Miteinander

gar ein bisschen versponnen und zu gewagt. Sie können aber dazu

und die Möglichkeit, sich seine eigene Identität

beitragen, dass auch Gespräche bei GLOBUS über zukünftige Ge-

zu wahren. „Eine kleine Schule des Denkens über

staltungsaufgaben anders verlaufen und auf diese Weise Wirtschaft

Innenräume“ könnte man das vielleicht auch

und Architektur neu und vor allem zusammen gedacht werden.

nennen.

Ein großer Dank an dieser Stelle gilt allen Mitdenkern, vor

Besonders spannend wird es natürlich auch

allem aber Herrn und Frau Bruch von der Firma GLOBUS für ihre

hier, wenn man das nicht ins Blaue hinein macht,

großzügige Unterstützung und Annabell Köster als Initiatorin und

sondern sich ganz konkreten Aufgaben stellt und

Mittlerin zwischen Sankt Wendel und Alfter! ■ Benedikt Stahl

22


wooDeN revolutioN timo rötzel, liSa küpper // 3. SemeSter // kai-hendrik bratVogel (bwl), daVid hemmerle (bwl)

D

ie Wooden Revolution bringt den Wald ins

So wird für Gäste, die in diesen Bereich geführt

sind, wird ein großes Zimmer. Da die Mitarbeiter

Büro! Besprechungsräume sollen aufregen-

werden, ein Überraschungseffekt geschaffen. Die

der Abteilung oft Konferenzen abhalten müssen,

der und außergewöhnlicher gestaltet werden und

Ausstattung der jeweiligen Räume reflektiert die

steht ihnen ein eigener Besprechungsraum in der

ein Umbau der Büroräume der Abteilung PIM soll

äußere Erscheinung und manche Zimmer bieten

Mitte ihres Büros zur Verfügung. Dieser Bespre-

für ein besseres Arbeitsklima sorgen.

eine außergewöhnlich hohe Raumhöhe.

chungsraum steht losgelöst von allen Wänden im

Des Weiteren befindet sich in einem Raum

Raum und sorgt mit zwei verglasten Wänden für

riss und sind alle unterschiedlich groß – so wird

ein Café, in dem sich die Angestellten eine kurze

eine helle Arbeitsatmosphäre. Durch geordnete

auch der Gang dazwischen aufgelockert. Unter-

Kaffeepause gönnen können. In der Mitte der

Vielfalt soll ein neues, angenehmes und einzigarti-

schiedliche Höhen erzeugen Erlebnisvielfalt.

Besprechungsräume ist ein runder, mit einer

ges Arbeitsklima entstehen, damit die Mitarbeiter

Glaswand und Holzlamellen abgegrenzter Licht-

morgens gerne zur Arbeit kommen und sich auf

Holz oder Holzprodukt gebaut. Aus Birkenstäm-

hof, der die Decke durchstößt und in dessen Mitte

das geschaffene Ambiente freuen. ■

men, aus Baumstammscheiben, aus Baumrinde,

ein Baum wächst.

Die Räume haben keinen rechteckigen Grund-

Jeder der sieben Räume ist aus einem anderen

aus glatten Holztafeln, aus groben Holzlatten oder aus Holzbrettern mit Milchglaselementen.

Aus den zwei Büroräumen der Abteilung PIM, die durch den mittig verlaufenden Flur getrennt

23


Bachelor

DrogerieaBteiluNg balthaSar mooS, jano knopp + jonathan aurel kaiSer // 3. SemeSter // laSSo windeCk (bwl), annabelle homann (bwl), eliSabeth reimer (bwl)

D

ie Drogerieabteilung wurde durch organische Formen, die wie ein Fluss den Raum durchziehen, neu belebt und umstrukturiert.

Es ist flexibel an die Anzahl der Mitarbeiter und den Raum anpassbar. Um die Atmosphäre und die

Dies spiegelt sich besonders in einem neuen Tischkonzept, der

Nutzung der Pausen attraktiver zu gestalten, haben

Produktausstellung und einer abgehängten Decke wider.

wir eine Terrasse am Ende des Büros eingeplant.

Die Produktausstellung bildet das Zentrum des Büros und füllt

Diese bietet die Möglichkeit auf kurzem Wege an

somit den freien ungenutzten Raum in der Mitte. Sie besteht aus

frische Luft zu gelangen. Vor der Terrassentür

zwei wellenförmigen Regalen, die einen Raum für Austausch und

bietet eine kleine Küche mit Stehtisch und Barho-

Kommunikation umschließen. So bleibt nicht nur Raum für einen

ckern Platz für kurze Pausen. Die Küchenzeile ist

Stehtisch in der Mitte, es entsteht auch neuer Stauraum für die ein-

in ihrer Formensprache in die bewegte Dynamik

zelnen Produkte der Abteilung. Weiterhin dient diese Abtrennung

des Raumes integriert. ■

der Schalldämmung, ohne jedoch die Atmosphäre und Vorteile eines großzügigen Büroraumes zu durchbrechen. Über diesem Bereich befindet sich eine runde Glaskuppel die durch natürliches Licht von außen den Raum erhellt. Für die Tische wurde ein modulares System bestehend aus sechs Teilen entwickelt, das sich zu unterschiedlichen Tischformen anordnen lässt.

24


modellfoto

it verNetzuNg SebaStian pilz, angelina freChen // 3. SemeSter // annika zehnter (bwl), heloiSa Cron (bwl) + marieke pruSieCki (bwl)

w

ir bearbeiteten die Umgestaltung der im

teilen wir das Großraumbüro in kleinere Räume

Untergeschoss gelegenen IT-Abteilung. Das

mit einer Größe für sechs bis acht Personen ein,

Großraumbüro besteht aus einem sehr großen

um vor allem den Lärm zu mindern. Der Bespre-

länglichen Raum, der auf der linken und rechten

chungsraum liegt direkt über dem Eingang und ist

Raumseite gruppierte Schreibtische enthält.

separat zu erreichen. Für eine Auszeit ist auf der

Durch die Raummitte führt ein breiter Gang bis

Terrasse ein überdachter Bereich angedacht. Unsere

zum Raumende. Dort befinden sich ein Bespre-

Gestaltungsideen für Farbe und Material ergeben

chungsraum und der Zugang zu einem Treppen-

sich aus dem farblichen Konzept, das sich an das

haus. Glasfassaden auf beiden Seiten des Büros

Orientierungssystem anlehnt. Betonwände mit

sorgen für Tageslicht. Der Flur vor der Abteilung

integrierten Regalelementen und Oberlichtern

dient als erweiterte Lagerfläche, zudem gibt es

bilden die Hauptwände. Laufwege sind aus Holz

hier sichtbare Beschädigungen der Oberflächen.

und Arbeitsflächen mit schallabsorbierendem

Deutlich entfernt befindet sich eine Küche, ein

Teppich deutlich voneinander getrennt. ■

Raucherraum ohne Tageslicht und die Toiletten. Die zahlreichen Besucher des IT-Supports und des Besprechungsraumes sowie das Großraumbüro an sich sind die Hauptursachen der angesprochenen Problemen wie Lärm und Klima. Wir haben uns entschieden, beide Etagen zu öffnen, um die IT-Abteilungen miteinander zu vernetzen und einen großen Eingangsbereich als einen Platz der Begegnung für die Mitarbeiter zu schaffen. Um für mehr Kontakt unter den Abteilungen zu sorgen, haben wir das „Labor“ entwickelt, das wir an den Anfang der Abteilungen legten. Dort können nun Mitarbeiter der gesamten Koordination hinkommen, wenn sie Fragen und Anliegen an die IT-Abteilung haben. Außerdem

modellfoto

25


Bachelor

wettbewerb glassgow, Stephen holl

wikimedia commons, a. vesalius: de humani corporis fabrica

stuDeNteN – FamilieN – alte haseN wohNeN Für alle leBeNsphaseN prof. nikolauS Von kaiSenberg + dipl.-ing. annett hillebrand // ba 4.4 gebäudelehre // frühjahrSSemeSter 2014

w

er wohnen kann, kann auch alles andere.

Wärme und Luft durchzieht den Körper. Er hat auch Energiebahnen

Wohnen ist wie essen. Nach Stunden der

und Wahrnehmungsorgane. Und Öffnungen, durch die wir nach

Abwesenheit hungern wir nach Wohnen. Dann suchen wir vier Wände auf, ein Dach oder eine Jurte und wohnen uns satt. Wer Wohnen entwerfen kann, kann auch alles

draußen schauen können, durch das Gesicht, die Fassade. Die Lehre von dieser Gebäudeanatomie heißt Gebäudelehre. Sie lehrt die Teile und das Ganze, darum geht sie analytisch vor und auch synthetisch, sie zergliedert, um die Teile zu kennen, und sie

andere entwerfen. Denn im Wohnen kommt

fügt die Teile schöpferisch zum Ganzen zusammen. Sie ist die Nach-

alles vor: Gemeinschaft und Zurückgezogenheit,

barin der Konstruktionslehre und auch der Entwurfslehre.

Ernährung und Reinigung, Leben und Erholung.

In diesem Semester teilt sich das Wohnprojekt nach den Lebens-

Wohnen ist die Königsdisziplin und das Schwarz-

abschnitten: Der Familienphase, der Studienzeit und der Phase des

brot zugleich. Und es ist ein Spiegel unseres Seins.

Alterns. Eigene Lebensentwürfe sind Grundlage, sie gehen den Bau-

Architekten nehmen den Bewohnern das

körpern voraus und bestimmen die gemeinsam Arbeit am Raum-

Wohnen nicht ab. Sie können dafür sorgen, dass

programm. Darauf Bezug nehmend entwarfen Studierende des 2.

Wohnen einen Körper findet, ein Wohnhaus.

Jahres im Bachelor Studiengang Architektur, unter der Leitung von

Wohnhäuser sind der Wahnsinn. Sie sollen Ge-

Prof. Nikolaus von Kaisenberg und Dipl.-Ing. Annett Hillebrand

borgenheit bieten und gleichzeitig die Bewohner

auf schwierigen Restgrundstücken in Köln tragfähige Konzepte, die

frei lassen; sie sollen Funktionen kleingliedrig ord-

auf die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzergruppe eingehen und sich

nen und gleichzeitig großzügige Flächen bieten.

in den gefundenen baulichen Konzeptionen spiegeln. Besonderes

Wohnkörper, die uns stützen und tragen, ohne

Augenmerk legten die Studierenden hierbei auch auf ein stimmiges

dass wir an sie anstoßen.

städtebauliches Gesamtgefüge, das die besonderen Herausforderun-

Wohnkörper sind Baukörper. Sie sind getra-

gen hinsichtlich Lage und Zuschnitt der Grundstücke reflektiert,

gen vom Skelett der Stützen und Wände, sind

um so in Verbindung mit der Umsetzung der Nutzeransprüche ein

geschützt von der Außenhaut. Im Bauch tragen

stimmiges Gesamtgefüge zu erarbeiten. ■ Nikolaus von Kaisenberg /

sie allerhand Versorgungs- und Abflussgefäße,

Annett Hillebrand

26

Schwarzplan Straßbourg


ANSICHT ansicht nordost NORD-OST

stuDeNteNwohNschiFF julia brügmann, magdalena zöllner + eliSabeth feinen // 4. SemeSter

z

iel uND leitgeDaNKe Der Entwurf soll allen

Terrassen vor den Wohnungseingängen verbindet und sich als Lau-

Studenierenden, so unterschiedlich sie auch

bengang außerhalb des Gebäudes vor die Wohnungen legt. Durch

sein mögen, ein Zuhause bieten. So ist es ein

ihre durchschnittliche Breite von 2m wird sie zur Aufenthaltsfläche

besonderes Anliegen, auf die Menschen mit

und lädt durch ihre Nischen zum Verweilen ein.

ihren verschiedenen Angewohnheiten, Vorlieben

BahNDamm Durch den angrenzenden Bahndamm auf der einen und

und Bedürfnissen einzugehen. Daher haben

der Straße auf der anderen Seite bietet das Erdgeschoss selbst kaum

wir verschiedene Wohnungsgrößen und -typen

Wohnqualitäten. Deswegen befinden sich hier die Gemeinschafts-

wie Einzelappartements, Paarappartements und

räume mit verschiedenen Nutzungen wie Waschsalon, Seminar-

Wohngemeinschaften, jeweils auch in barriere-

räume, Bibliothek und Werkstatt, aber auch ein großer Partykeller.

freier Ausführung, entwickelt.

Über diesen Nutzräumen befinden sich dann in vier Obergeschos-

gemeiNschaFt Ein großes Thema des Entwurfs ist

sen die Wohnungen.

auch die Frage nach Gemeinschaft: Wie entsteht

glieDeruNg Das Studentenschiff selbst gliedert sich in drei Wohn-

diese? Bis zu welcher Gruppengröße kann ein

blöcke, welche durch gläserne Treppenhäuser unterbrochen werden.

Gemeinschaftsgefühl noch hervorgerufen wer-

Von diesen aus gelangt man nach hinten auf die große gemein-

den? Um bei 85 Bewohnern nicht in Anonymität

schaftliche Terrasse, sowie auf die hinten liegenden Laubengänge,

zu versinken, haben wir uns entschieden, durch

von denen aus die Studentenwohnungen erschlossen werden.

Nischenbildung und geschickte Staffelung der

FassaDe In der Straßenfassade wird die Sprache der Vor- und Rück-

vor- und zurückspringenden Gartenfassade, ge-

sprünge, wie sie die Gartenfassade aufweist, durch Balkone und

fasste Räume für kleinere Grüppchen zu schaffen.

große, hervorstehende Fensterrahmen aufgegriffen.

Gebildet werden diese durch die verschieden

Insgesamt ist so ein Studentenwohnheim entstanden, das sich in

großen Wohnungstypen.

einer dynamischen Staffelung von privatem Raum zu öffentlichem

erschliessuNg Auch die Erschließung soll zum

Stadtraum entfaltet. ■

Begegnungsort werden, weshalb sie sich mit den

27


Bachelor

Das merloproJeKt D

er Grundgedanke unseres Projektes ist es, einen ganzheitlichen Entwurf zu kreieren.

Die Materialauswahl unterlag bei unserem EntDie geometrische Grundstruktur sollte durch ein

einer zunächst konzeptionellen Herangehenswei-

schlichtes Fassadenmaterial unterstützt werden.

se, die sich mit der Rolle des Architekten, einer

Dabei war uns wichtig, dass die Komposition der

Analyse verschiedener Familienmodelle, sowie

innenliegenden Fenster nicht in den Hinter-

dem Erarbeiten verschiedener Entwurfsmethoden

grund tritt. Wir entschieden uns, Dämmbeton

beschäftigte.

zu verwenden, einen Beton, der durch porige Zuschlagstoffe keine weitere Dämmung benötigt.

Erschaffen einer einheitlichen Ästhetik. Dazu

Seine scharfkantige, glatte Erscheinung erzeugt

zählt die Wahl des Materials in Verbindung mit

beim Betrachter das gewünschte Bild unabhängi-

einem Form- und Farbkonzept, welches auf den

ger Monolithen.

gesamten Komplex angewendet wird. Zudem war

Die Treppe als Skulptur und die Wahl innovati-

es uns ein Anliegen, Gestaltung, Funktionalität,

ver Materialien sowie das Erschaffen verschiede-

sowie ein Wohnkonzept im Gesamtwerk zusam-

ner Wohnkonzepte charakterisieren unser Emp-

menzuführen.

finden des Zeitgeistes und zeigen unsere Haltung

Das Bild, welches wir mit unserem Entwurf

Hülchrathstrasse

wurf praktischen sowie ästhetischen Gründen.

Unsere erste Entwurfsphase wurde geprägt von

Im Entwurfsprozess legten wir Wert auf das

GSEducationalVersion

leo palm + thomaS bohne // 4. SemeSter

Merlostrasse

zu Stil und Ästhetik in der Architektur. ■

lageplan

erzeugen wollen, ist der Einblick durch eine gewohnte, urbane Blockrandfassade in einen Garten mit Hofcharakter. Diesen erzeugten wir durch eine schluchtartige Öffnung der Fassade zwischen zwei monolithisch anmutenden Gebäuden. Die Öffnung dient als Erschließung der dahinterliegenden Stadthäuser und wird durch eine als Treppe dienende Skulptur betont. Der geführte Blick verläuft durch jedes der vier zueinander geringfügig versetzten Stadthäuser bis in den am Ende des Grundstückes liegenden Garten. Die beschriebenen Gebäude im Inneren des

sse

Blockrandes stellen den verbreiteten Wunsch nach einem Eigenheim in den urbanen Kontext. Sie erweitern das gewünschte Spektrum an Vielfältigkeit verschiedener Wohnungstypen in unserem Entwurf.

e

h rat lch

ass Str

axonometrie

28

Me

a Str rlo


alters-wg Simon koolmann // 4. SemeSter

D

ie Anforderungen an das Wohnen für alte

Das zentrale Entwurfsmotiv ist die Struktur

Menschen gehen über die Barrierefreiheit

eines Dorfes. Es wird der Versuch unternommen

hinaus. Wie sich vielfach erfahren lässt, ist

Qualitäten eines Dorfes, wie z.B. wechselnde

neben der Sorge um Altersarmut die Angst vor

Situationen (Dorfplatz, Kirche, Familienhaus,

Einsamkeit, insbesondere bei alleinstehenden

Bauernhof, Wiese) in ein urbanes Wohnprojekt

Menschen besonders groß. Dabei sehnen sich

zu übersetzen. Im Mittelpunkt stehen neben den

viele zunehmend nach Wohnkonzepten, die ein

privaten Bereichen kommunikative Zonen, die

Gleichgewicht von Privatsphäre und Gemein-

sich asymmetrisch durch die Etagen ziehen und

schaft ermöglichen. Dieses Bedürfnis entsteht

so an verschiedenen Stellen Möglichkeiten zur

oftmals schon in der „Post-Familienphase“ – sind

vielfältigen Gemeinschaftsbildung bieten.

die Kinder ausgezogen, ist das Einfamilienhaus im Grünen meist zu groß und teuer.

ansicht

erschliessuNg Die Erschließung der Zimmer erfolgt über einen Mittelgang, der alle Räume miteinander verbindet. Hier entsteht ein kommunikativer Bereich, in dem sich die Bewohner spontan und ungezwungen begegnen können. Nachbarschaftshilfe, Verabredungen, ungeplante Treffen können hier stattfinden. Entlang des Ganges liegen neben den Privatzimmern die Gepiktogramm – gemeinschaftbereichte

meinschaftsbereiche, die durch halboffene Wände gleichzeitig Möglichkeiten zum Rückzug und zur Kommunikation bieten. private zimmer Die privaten Zimmer verteilen sich über die gesamten Geschosse. Sie wechseln sich immer wieder mit Gemeinschaftsflächen ab, so dass ein lebendiges Wohngeflecht entsteht. Es gibt sowohl Einzel- als auch Paarzimmer. gemeiNschaFtsBereiche Die Gemeinschaftsbereiche ergänzen die privaten Bereiche. Zentrale Orte sind die gemeinschaftlich genutzten Küchen an

piktorgramm – privatbereicht

der Südfassade. Der Büroraum bietet Ausweichmöglichkeiten z.B. für Selbstständig arbeitende Menschen. Es gibt eine kleine Bibliothek mit Leseecke, die Rückzugsmöglichkeiten im halbgemeischaftlichen Raum ermöglicht. Zudem verfügt jede Etage über einen Waschraum. saNitär Jeder Sanitärraum wird von zwei Parteien genutzt. Dadurch wird einerseits Fläche eingespart, andererseits ermöglicht eine Nutzung durch lediglich zwei Nutzer immer noch ein hohes Maß

piktogramm – Sanitärbereich

an Privatsphäre. ■ 29


Bachelor

KiosK BaDesee DüreN oDer DorNröscheN am see prof. dr. mathiaS wirthS // ba 4.5 entwerfen Von tragwerken // herbStSemeSter 2014

a

m Badesee Düren befindet sich ein Kiosk aus den 1970iger Jahren. Er weist einen polygo-

e

s war einmal ein kleiner, feiner Kiosk. Er war ein Kind der 1970iger Jahre und als solches schon von Ferne zu erkennen.

nalen Grundriss auf und ist in massiver Bauweise

Er stand am Badesee zu Düren und schaute dort stets dem regen

errichtet. Zwischen der Toilettenanlage im linken

sommerlichen Treiben zu.

und rechten „Flügel“ des Gebäudes befindet sich

Lange Zeit hatte der kleine Kiosk Badegäste mit in Fett getauch-

in der Mitte ein Küchenraum. Signifikant ist das

ten länglichen Kartoffelspeisen und allerlei anderem nahrhaften

Betondach mit großer Auskragung.

Labsal versorgt.

Der Kiosk ist recht in die Jahre gekommen, der-

Dazu befand sich in der Mitte eine Küche. An den Seiten, dem

zeit ungenutzt und „wartet“ auf eine architekto-

linken und rechten Flügel, waren Räume angeordnet, die den Bade-

nische „Frischzellenkur“. Der Standort direkt am

gästen nicht zur Ver- , sondern mehr der Entsorgung von Speis und

Badesee hat hohes Potential. Der Dürener Service

Trank zur Seite standen. Viele sonnige Sommer kamen und gingen.

Betrieb (DSB) beabsichtigt den Kiosk zu einem kleinen Restaurant mit Innen- und Außengastronomie aufzuwerten.

Die Jahre zogen ins Land und der Kiosk war immer noch klein, doch lang nicht mehr fein. Die Gäste blieben öfters fern. Traurig über die wachsende Einsam-

Das Gebäude sollte so erweitert werden, dass

keit verfiel der Kiosk wie einst Dornröschen in einen tiefen, tiefen

ca. 60 Innensitzplätze angeboten werden können.

Schlaf und wartete auf einen furchtlosen Ritter mit einem leiden-

Das Dach als mögliche Terrasse konnte in die

schaftlichen architektonischen Kuss.

Überlegungen einbezogen werden. Als Aufgabe

Im Jahre des Herrn 2014 galoppierte wild entschlossen der rüstige

im Fach „Konstruktives Entwerfen“ ist eine

Ritter Richard von De-esbe heran, um dem kleinen Bauwerk neuen

Rückkopplung von den entwickelten konstrukti-

Lebensmut einzuhauchen. Ritter Richard war nicht nur rüstig, son-

ven Details zu dem Gesamterscheinungsbild des

dern auch nicht minder listig und versicherte sich der Kunst von 16

Gebäudes besonders wichtig. Die Entwurfsbetreu-

eifrigen Wichteln aus der Schule des weisen Alanus. Diese sponnen

ung erfolgt parallel zu Vorlesungen zu verschie-

Pläne gar fein, um den unliebsamen Geistern, die da heißen Öd-

denen Tragsystemen wie Seiltragwerken, Bögen,

nis, Langeweile und Kostenexplosion den Garaus zu machen. Sie

Rahmen, Trägerrosten, usw..

berichteten von ihren Plänen und lehrten so den rüstigen Ritter

Unterstütz wurde das Projekt großzügig durch den DSB. Dadurch konnte nicht nur ein studentischer Ideenwettbewerb ausgelobt werden, es erfolgte auch eine lehrreiche Simulation einer Situation in der sich Architektinnen und Architekten immer wieder befinden. Der Bauherr erwartet eine große Zahl erstklassiger Ideen vor dem Hintergrund einer möglichst kostengünstigen Realisierbarkeit. Ob sich die Preisträger des Wettbewerbes wie in einem Märchen fühlen?

30

Richard leidenschaftlich architektonisch zu küssen. Gar bald machte sich der wackere Rittersmann ans Werk und … … wenn sie nicht gestorben sind erwacht an gleicher Stelle bald ein wunderschönes Restaurant … ■ Mathias Wirths


zum lächelNDeN Fisch jana franke + Sarah ribeiro // 5. SemeSter // 1. preiS

K

Faltwand komplett zur Seite geschoben, scheinen

beeindruckt. Dies wird aber nicht allein durch die

unsere ersten Eindrücke, die wir im September

Drinnen und Draußen eins zu werden. Den Gästen

großen Glasfassaden möglich, sondern ebenso

2014 beim Besuch des leerstehenden 70er-Jahre-

wird ein barrierefreier Zugang zu dem großzügigen

durch ein komplett umschließendes Glasband,

Kioskbaus hatten. Es erinnert eher an ein Klo-

Außenbereich garantiert. Aber auch im geschlos-

das mit der Eingangstür beginnt, als Glasdach

häuschen, als an einen Ort, an dem auch Speisen

senen Zustand vermitteln die großen Glasflächen

die Trennung von Alt und Neu verstärkt und

zubereitet und verkauft werden könnten.

ein Gefühl von Freiheit, mit weitem Blick in die

an der nördlichen Fassade als Fenster bis zum

Natur. Gleich beim Betreten des Gebäudes wird

Boden hinunter verläuft. ■

lein, verlassen, kompakt und traurig, aber dennoch extravagant und massiv. Das waren

Die Idee ist, das Bestandsgebäude, trotz kleiner

Sind die filigranen Konstruktionen der Glas-

der Besucher von dem lichtdurchfluteten Saal

Änderungen, erkennbar zu lassen. Immerhin hat dieses eine bestehende Geschichte, die zu diesem Ort gehört. Wir wollen respektvoll mit dem Bestand umgehen und versuchen, diesen so wenig wie möglich zu ändern, da die bestehende Bausubstanz sehr solide ist. Beim Betrachten des Luftbildes kam das Motiv des kleinen, gestrandeten Fisches auf. Denn die flächig graue Dachaufsicht – winzig und einsam am Ufer liegend – erinnert von Umriss her an die Form eines Fisches und macht einen unbelebten und unglücklichen Eindruck. Wir möchten vor allem die Fassaden zum See hin in neuem Glanz erstrahlen lassen, welche das „Lächeln“ des Fisches ausmachen sollen. Wir bringen den kompletten Funktionsbereich, den eine Gastronomie beinhalten muss, unter dem Bestandsdach unter. Dort, wo früher die Essensausgabe des Imbisses war, ist nun eine Bartheke, die sich zum Gastraum wendet. Dieser entsteht durch eine angebaute Holzkonstruktion mit drei Pultdächern. Achtzehn Vollholzstützen tragen die neue Konstruktion, welche sich an der Bestandsform orientiert und diese parallel erweitert. Es entsteht ein großzügiger Aufenthaltsraum für die Gäste, der sich zum See ausrichtet und den Ausblick durch die geöffneten Winkel der drei Dächer einzigartig macht. Durch eine komplette Verglasung der drei westlich orientierten Fassaden kann der gesamte See überblickt werden. 31


Bachelor

trigoNom larS pohlmann + tom walther // 5. SemeSter // 2. preiS

B

ei der Grundrissorganisation haben wir ver-

ist ein sehr dynamischer Baukörper entstanden,

sucht, möglichst viel vom alten Bestandsge-

der dem Ort neue Qualität verleiht. Sämtliche

bäude zu erhalten, sodass schließlich „nur“ eine

Funktionsräume wie Küche, Personalraum, Lager

neue Außenhülle entsteht und der Bestand den

und Toiletten befinden sich im Bestandsgebäude.

Kern bzw. das Rückgrat des Entwurfs bildet.

Der Gästeraum bildet die eigentliche Erweiterung

Die wesentliche Geste unseres Entwurfes ist das

des Bestandes und bietet Platz für ca. 80 Personen.

Öffnen zum See. Der Besucher betritt zunächst das

Außerdem kann im Sommer die 100 qm große

Gebäude durch einen schmalen Eingang und erlebt

Terrasse genutzt werden.

anschließend im großen gläsernen Gästeraum das Panorama der Landschaft. Durch die Formgebungen

32

Ein besonderes Gebäude, das zum Verweilen am See einlädt. ■


see BlicK Simon koolmann // 5. SemeSter // 3. preiS

i

n dem Entwurf für eine Erweiterung des Kiosks soll zum Einen ein Gebäude geschaffen werden,

das die Tragfähigkeit des bestehenden Daches ausnutzt, um sich somit aus der Landschaft hervor heben zu können. Zum Anderen sollen die Besonderheiten des bestehenden Gebäudes, wie die Farbgebung oder der expressive Grundriss, berücksichtigt werden. Der Entwurf sieht einen Ausbau des Bestandes sowie einen kubischen Neubau vor. Beide Gebäude überschneiden sich im Gästebereich, so dass eine geschlossene Architektur entsteht. Das „Rückgrat“ bildet der bestehende Kiosk. Hier sind neben der 40 qm großen Küche auch alle anderen

detail trägerrost

Funktionsräume wie Lager, Abwasch, Kühllager, Mitarbeiter-WC etc. untergebracht. Durch die Erweiterung des Grundrisses auf die Außenkante des Daches werden die hierfür notwendigen Flächen erreicht. Die Ausbildung dieser Wand aus farbigen Glasbausteinen verleiht dem Gebäude einen eigenen Ausdruck. Der Neubau richtet sich mit seiner offenen Glasfassade direkt zum See. Im EG bietet er einen ca. 90 qm großen Gästeraum, die von der Decke abgehängte Treppe führt auf die Empore im Obergeschoss. Von hier hat man den besten Blick über den See. Die PfostenRiegelkonstruktion wird an der seeabgewandten Seite von blauen Holzwerkstoffplatten verkleidet und bildet einen harmonischen Kontrast zu den orangefarbenen Glasbausteinen. ■

detail übergang bestand neubau

33


Bachelor

Die typologie Der iNterveNtioN prof. willem-jan beeren // ba 5.3 gebäudetypologie // 5. SemeSter // herbStSemeSter 2014 EIN URBANES EXPERIMENTALLABOR IN

Ermekeilstraße und Reuterstraße begrenzt wird.

DER ERMEKEILKASERNE

Auf Einladung der Ermekeilinitiative e.V. – ein

F

Verein zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne –

rei-Raum auf Zeit. Was macht man mitten

erprobten die Studenten der Architektur und der

in der Bonner Südstadt mit einer zurückge-

Bildhauerei ein Semester lang verschiedene künst-

lassenen Kaserne, bevor sie einer dauerhaften Nachnutzung zugeführt wird? Umgeben von Wohnhäusern, Cafés und

lerische Eingriffe und temporäre Interventionen. Trotz einiger Komplikationen bürokratischer Art wurden am Ende neun verschiedene Inter-

Geschäften befindet sich die Kaserne auf einem

ventionen erkennbar, die verbunden mit dem

weitläufigen, 25.000 qm großen Gelände, das von

Weihnachtsfest des Fachbereichs Architektur im

den Straßen Bonner Talweg, Argelanderstraße,

Dezember 2014 zu sehen waren.

34


Im Foyer des Gebäudes 6 konnte der aufmerksame Beobachter Spuren eines Wichtels entdecken, die dazu anregen sollten darüber nachzudenken, was in leerstehenden Gebäuden geschieht und vor allem, welche Möglichkeiten sich auftun. Ob die Kaserne wohl neue Bewohner bekommen hatte …? Weiter ging es in einen Besprechungssaal, der in neuem Glanz erstrahlte. Die großzügigen Fensterflächen waren hier mit bunten Folien beklebt und sorgten für ein aufregendes und sehr atmosphärisches Raumerlebnis. „Was guckst du?“ war der Titel einer überdimensional großen Holzskulptur, die sich auf dem Vorplatz der Kaserne zur Ermekeilstraße hin als Mensch aufgerichtet hatte. Er sollte Aufmerksamkeit erwecken und Passanten zum Nachdenken bringen. Der Effekt hatte sich bereits in den ersten Stunden bestätigt: Neun Passanten hatten sich für das Projekt interessiert und die Thematik hinterfragt. Ein weiteres Projekt entstand in einer Baulücke zur Reuterstraße hin und thematisierte diese als einen „Unort“. Schwebend machte sich hier ein knallgelb strahlender Ballon breit, der vor allem von der stark befahrenen Reuterstraße aus den Betrachter in seinen Bann zog. Mit einer Projektion des regen Verkehrsaufkommens an diesem Ort wurden das Chaos und der Unort nochmals verstärkt. In einem Tapetenzimmer der Kaserne konnte man erfahren, wie aus Paletten attraktive und kostengünstige Möbel entstanden. Ein Bauplan regte zur Nachahmung an und die wohnlich warme Atmosphäre, die hier entstanden war, lud zum Verweilen ein. Im Kellergeschoss hingegen hatte man ein komplett gegenteiliges Raumerlebnis. Hier trat man in eine kühle Welt mit beeindruckenden Licht- und Soundinstallationen, die die hier stehenden, situationsbezogenen Kunstwerke untermalten. „Der deutsche Raum“ regte zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Ort und dem Prozess der Studierenden ein: Um es mit den Worten des japanischen Architekten und Schriftstellers Hiroshi Nakao zu sagen: „Das Haus ist letztlich ein Grabmal, das in den Gedanken das Leben widerhallen lässt, eine Blackbox, die Leben zeigen will.“ Außerdem wurden in einem anderen Projekt mehr als tausend Papierschiffchen als Symbol für eine Solidarisierung mit Flüchtlingen auf partizipative Weise gefaltet. Die Botschaft „Wir sitzen alle in einem Boot“ (#inthesameboat) hatte großen Zuspruch bekommen und vielleicht den Weg für ein Flüchtlingshotel in Bonn geebnet. Zum Schluss wurde in einem „Abspann“ der nicht ganz reibungslose Prozess, den die Studierenden an diesem Ort erfahren hatten, mittels Lichtprojektion an der Fassade des Gebäuses 1 präsentiert. Dazu wurden den Prozess zusammenfassende Worte gefunden und an das Markenzeichen der Kaserne projeziert. Der 2. Vorsitzende der Initiative, Kristian Golla, äußerte sich von den Ergebnissen begeistert: „Die Arbeiten der Alanus-Studierenden zeigen, dass die kritische und künstlerische Auseinandersetzung mit der Ermekeilkaserne in einem Laborexperiment auch gedanklich neue Räume schafft und sich an den Bedürfnissen vieler Menschen orientieren.” Die Interventionen verliefen wie ein Faden durch, um und in die Kaserne. Dies machte die Größe und auch die Wichtigkeit des Geländes deutlich. Jedes Projekt zeigte auf seine Weise die persönliche Auseinandersetzungen mit dem Ort, der Situation und mögliche Potentiale. ■ Jana Franke

35


Bachelor

iDeeN Für wuppertal prof. benedikt Stahl // ba 4.6 entwurfSlehre Stadtplanung // frühjahrSSemeSter 2014 prof. benedikt Stahl + prof. dr. florian kluge // ba 5.4 StadtraumVertiefung – einführung in die landSChaftSarChitektur // herbStSemeSter 2014

a

uf der Suche nach geeigneten Aufgaben für

Anlage neuer Wegeverbindungen und Verbesserung der räumlichen

das Entwerfen städtischer Szenarien landen

Beziehungen zwischen Stadt und Trasse und schließlich sogar das

wir dieses Mal durch einen gezielten Hinweis des

sogenannte Trassenspiel, mit dem die Beteiligten auf spielerische

geschätzten Kollegen Swen Geiss auf der Nord-

Weise an das Erkennen und vielleicht auch das Liebenlernen dieser

bahntrasse in Wuppertal. Auf den ersten Blick

besonderen Stadt herangeführt werden.

nichts sonderlich Spektakuläres, handelt es sich

Nach einer ersten Phase der konzeptionellen Bearbeitung und

doch hier „lediglich“ um den Umbau der stillge-

Darstellung der Entwurfsideen, geht es mit der Vertiefung einen

legten Rheinischen Strecke zu einem Rad- und

Schritt weiter und die einzelnen Teams machen sich daran, die

Freizeitweg durch die Stadt. Bei genauem Hinse-

Ideen zu konkretisieren oder Teilbereiche auszusuchen und diese

hen jedoch – oder in diesem Falle muss man wohl

in feineren Maßstäben zu behandeln. Damit wird – zumindest

besser sagen: nach genauem Radfahren über den

auf dem Papier – gezeigt, dass es mitunter gar nicht so großer

neu angelegten Weg – erweist sich dieses Projekt

Anstrengungen bedarf, um Stadtreparaturen vorzunehmen.

als ausgesprochen spannende Ausgangssituation

Entscheidend ist, dass vorhandene Qualitäten erkannt und diese

für unsere Stadtplanungsinteressen. Beginnend

mit Sorgfalt und dem nötigen Feingespür frei-gelegt werden.

von Westen am Bahnhof Vohwinkel schlängelt

Die abschließende Ausstellung im Mirker Bahnhof im Januar/

sich dieses Wegeband entlang der Wuppertaler

Februar 2015 zeigt, dass die angedachten Ideen auch bei den

Nordflanke bis hin zu den östlichen Stadtteilen

Wuppertaler Bürgern und Besuchern sehr viel Anklang finden

Langerfeld und Nächstebreck. Dabei passiert

und manch einer danach fragt, wann denn mit der Umsetzung

es unterschiedlichste Stadtquartiere, führt über

dieser tollen Projekte begonnen wird. Was will man mehr?

gemauerte Viadukte, durch steinerne Bogentun-

Ganz besonderen Dank an dieser Stelle allen Mitwirkenden, vor

nels und streift beinahe jede mögliche Stimmung,

allem natürlich der Stadt Wuppertal, insbesondere Herrn Bleck,

die sich in einer so kontrastreichen Stadt antreffen

Herrn Stoldt und Herrn Simon sowie der Initiative Utopia Stadt

lässt. Eingebettet in den relativ engen Talquer-

vom Mirker Bahnhof für ihre Unterstützung. Nicht zuletzt danken

schnitt, verdichtet sich die jeweilige Charakteris-

wir auch Prof. Niklaus Fritschi, der in Alfter als Gastkritiker und

tik der unterschiedlichen Stadtteile, die wir mit

in Wuppertal als Festredner zum Gelingen dieses Studienprojektes

jedem Erkundungsausflug besser kennenlernen.

beigetragen hat.

Mit der Zeit entstehen dann auch Ideen für

Den Wuppertalern wünschen wir, dass sie mit Stolz und der

mögliche Planungsaufgaben. So zum Beispiel

notwendigen Aufmerksamkeit die Weiterentwicklung ihrer Stadt

für neu angelegte Halte- oder Rastpunkte auf

begleiten und vorhandene Chancen mit Weitblick nutzen. ■

dem Weg selbst, die Bebauung und Vernetzung

Benedikt Stahl

ehemaliger Gleisbereiche, die heute brach liegen, die Über- und Unterbauung von Viadukten, die 36


grüNes w peter baumgart + ClaudiuS bäuml // 6. SemeSter

D

ie Nordbahntrasse ist stadträumlich gesehen enorm spannend, weil mit ihrer Stilllegung

und Umwandlung in einen öffentlichen Freiraum eine „Rückseite“ zu einer „Vorderseite“ geworden ist. Die räumliche Entwicklung Wuppertals folgte dem Takt und den Anforderungen der Industrie. Wuppertal hat keine Geschichte als historische Residenz- oder Handelsstadt, sondern bezieht seine räumliche Identität aus der Zeit der Industrialisierung. Durch den Niedergang der Textilindustrie verlor Wuppertal tausende Arbeitsplätze. Dadurch ausgelöst schrumpft die Stadt mittlerweile seit 50 Jahren, was zu Leerstand und verlassenen Häusern geführt hat. Für die Wuppertaler Stadtentwicklung gibt es eine Reihe von Analysen. Die sicherlich umfang-

Räumen mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln, und durch

reichsten Ansätze sind das Stadtentwicklungspro-

„Trittsteine“ miteinander verbunden werden.

gramm 2015 sowie die Analyse „LowCarbonCity

Wie die Trittsteine räumlich aussehen könnten, haben wir am

Wuppertal 2050“ des Wuppertal Instituts für Kli-

Beispiel Oberbarmen/Barmen exemplarisch untersucht. Wir haben

ma, Umwelt und Energie. Dieses Programm, das

diesen Stadtteil gewählt,

weniger von kurzfristigen politischen Handlungs-

t

weil Wupper und Trasse sich hier besonders nah sind,

zwängen geprägt ist, stellt grundsätzlich in Frage,

t

weil die geringe Attraktivität der Gegend zu einer Konzentrie-

ob Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in

rung ärmerer Haushalte und damit einhergehenden sozialen

Zeiten globaler Umwelt- und Wirtschaftskrisen

Problemen geführt hat,

aufrecht erhalten werden können und sollten. Anstatt des früheren Dreiklangs „Mehr.Geld. Bauen“ wird eine langfristige Neuausrichtung

t

weil hier ein Mangel an öffentlichen Räumen mit Aufenthaltsqualität herrscht. Wir haben dann versucht, in verschiedenen Szenarien die Poten-

„entlang der Triade Weniger.Preiswert.Regeln“

tiale der Orte aufzuzeigen und im Sinne des Leitbildes miteinander

vorgeschlagen.

zu verknüpfen.

Da in Wuppertal bisher anscheinend kein

Als Resultat der Vorort-Untersuchungen konnten wir drei Verbin-

klares städtebauliches Leitbild existiert, haben wir,

dungen von der Wupper zur NBT identifizieren, die von der Unter-

ausgehend von der städtischen Struktur und den

schiedlichkeit und Vielfalt der angenzenden Stadtviertel zeugen und

bestehenden Analysen zur Stadtentwicklung, ein

Handlungsfelder zu deren Qualifizierung aufzeigen.

eigenes räumliches Leitbild entwickelt. Dieses wird verkörpert durch ein grünes Band, das sich von Vohwinkel bis nach Oberbarmen

Exemplarisch sei hier einer dieser Wege beschrieben und aus diesem ein Trittstein und mögliche Szenarien zu dessen Aufwertung. StattWegPlatz: Dieser Weg hat seinen Ausgangspunkt am Berliner

wellenförmig durch die Stadt zieht. Die Nord-

Platz an der Anfangs-/Endstation der Schwebebahn. Von dort sind

bahntrasse und die Wupper bilden dabei das

von der Wupper bis zur NBT sechs Plätze bzw. Parks wie an einer

Rückgrat. Die Idee dahinter ist, dass sich Wupper

Perlenkette aufgereiht und können mit etwas Gestaltungsaufwand

und Nordbahntrasse langfristig zu grünen

sehr attraktive und differenzierte Freiraumqualitäten bieten. ■

37


Bachelor

grüNes w – FrieDhoF wupperFelD peter baumgart + ClaudiuS bäuml // 7. SemeSter

a

usgehend von unserem städtebaulichen Leit-

wir unseren Entwurf mit dem Ziel entwickelt,

wir eine Hecke aus Rotbuchen als Abschluss zu

bild haben wir uns entschlossen, den ehemali-

den verwunschenen Charakter des Ortes zu

den anliegenden Privatgärten. Im Nordwesten

gen Friedhof Wupperfeld zu gestalten. Wir wollen

erhalten und seine Geschichte zu achten. Folgende

des Parkes befindet sich bereits ein kleines Tor.

damit exemplarisch zeigen, wie die Potentiale der

Elemente sind bestimmend: Der Eingang zum

Wir wollen diesen „Seiteneingang“ reaktivie-

von uns identifizierten „Trittsteine“ (Stadträume

Friedhof soll freigelegt werden. Der Hauptweg

ren, um den Garten über einen punktuell mit

und -plätze) zwischen Wupper und Nordbahn-

soll mit alten Ziegeln gepflastert werden. Die

Schieferplatten ausgelegten Pfad zu erschließen.

trasse genutzt werden können.

historischen Grabsteine sollen freigelegt werden. In

Es sind außerdem zwei nach Südwesten gerichtete

Richtung Norden geht der Garten abrupt in den

Bänke angedacht. Der Boden des Gartens soll mit

gemeinde Barmen-Wupperfeld eingeweiht

Parkplatz des Alten- und Pflegeheims über. Um

Bodendeckern und Waldkräutern locker bepflanzt

und bereits 1842 geschlossen, in den letzten

diese Übergangssituation zu definieren, planen

werden. ■

Jahrzehnten wurde er als Park genutzt. Heute ist

wir eine 25m lange und 2.50m breite Pergola aus

der Eingang durch Baugitter versperrt. Durch die

Holz, die mit Blauregen berankt wird. Sie bietet

alten Buchen und den wuchernden Efeu wirkt der

überdachte Sitzplätze und einen erhöhten Aus-

Friedhof fast waldartig. Ausgehend davon haben

blick über den Garten. In Richtung Osten planen

Der Friedhof wurde 1778 von der Kirchen-

38


39


Bachelor

heuBruch klara eSCh + georg kreuer // 6. SemeSter

D

er Entwurf versucht in erster Linie, die Stadt an die Nordbahntrasse anzuschließen und

ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bebauung und Freifläche auf der ehemaligen Bahnbrache Heubruch zu denken. Es entsteht ein neues Stück Stadt, welches sich zur Nordbahntrasse hinwendet und einen angenehmen Übergang zwischen Enge und Weite schafft. Gleichzeitig bleibt möglichst viel Fläche des Heubruchs öffentlich und wird für künftige Trassenbenutzer enorm aufgewertet. So soll der gesamte nordwestliche Teil der Fläche einen neuen Kulturort in Barmen bilden. Es fehlt an solchen Orten in Wuppertal und die Lage des Heubruchs, mit nur fünf Minuten Fußweg zum Stadtzentrum, bietet eine derartige Nutzung an. Die alte Bahnhofshalle bleibt als geschichtsträchtiger Teil der Stadt bestehen und wird, mit viel Glas und Holz aufgewertet, zum kulturellen Kern des neuen Parks. Verschiedenste Nutzungen, wie etwa Ausstellungs-, Seminar- oder Veranstaltungsräume, sowie eine Gastronomie sind hier denkbar und wünschenswert. Das übrig gebliebene Fundament des abgebrannten Bahnhofsgebäudes bietet durch seinen Bühnencharakter eine Nutzung als Freilichttheater an. Mit Sitztreppen kann hier eine Bühne geschaffen werden, die gleichzeitig Rastmöglichkeiten für Trassenbenutzer bietet, sofern keine Veranstaltung stattfindet. Die Trasse teilt diese Kulturseite von der ihr gegenüber liegenden Wohnseite. Hier sollen sowohl 45 Stadthäuser, als auch ein Atriumhaus mit 40

40

durch die lärmbelastung einer bahntrasse entwickelte sich eine ausgeprägte rückenbildung der umliegenden baustrukturen zur trasse hin.

mit der neu entstandenen Qualität der nordbahntrasse ist eine umkehrung der vorherrschenden rückenbildung zur trasse wünschenswert.


entlang der nordbahntrasse gibt es zahlreiche leerstehende gebäude. auf dem heubruch steht noch ein teil der alten bahnhofshalle. Vielerorts werden geschichtsträchtige gebäude abgerissen und so ein teil der geschichte der Stadt ausgelöscht.

eine andere möglichkeit ist die aufwertung und neunutzung vorhandener baustrukturen.

der umgang mit den hochhäusern am krautsberg muss im entwurf berücksichtigt werden. eine bebauung, die parallel zu den hochhäusern läuft, würde massiv an wohnqualität einbüßen.

durch eine orthogonal zu den hochhäusern geartete bebauung, wird nicht nur die Qualitätseinbüßung vermieden, sondern auch eine nachbarchaftlicherere Quartiersstruktur geschaffen.

41


Bachelor

heuBruch – wohNparK klara eSCh + georg kreuer // 7. SemeSter

w

ährend der Vertiefung haben wir den Park in seiner Gestaltung und Aufteilung bearbeitet.

Unser Vorschlag ist nun, deutlich voneinander getrennte „Themeninseln“ anzulegen. So gestaltet sich der Aufenthalt im Heubruchpark abwechslungsreich und angenehm. Während man mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf der Nordbahntrasse unterwegs ist, ändert sich nun in sehr kurzer

Wohnungen entstehen. Zwischen den Häuserzeilen entstehen gro-

Abfolge die Umgebung und macht die Querung

ße, hofartige Straßen – halböffentliche Räume, die zum Entdecken

des Heubruches zu einem Erlebnis der besonde-

und Verweilen einladen.

ren Art. Die „Räume“ zwischen den einzelnen

Der Heubruch soll zu einem ganz besonderen Ort in der Stadt werden, welcher auch ohne Auto für jeden zu erreichen ist. Die großzügige Wasserfläche macht zum einen die Lage der neuen

Inseln ergeben ein die Stadt sinnvoll verknüpfendes Wegenetz. Es gibt eine „Insel“ auf der hohes Schilfgras

Stadthäuser attraktiver, vor allem aber soll der Heubruch so zum

die Trasse umgrenzt und im Wind eine ganz

Ausflugsmagnet, zu einem neuen Lieblingsort in der Stadt werden –

besonderes „Wellenspiel“ erzeugt. Eine weitere

als einziger Abschnitt, an dem die Nordbahntrasse direkt von dem

Insel ist die eigentliche Grünflache des Parks, auf

auch sonst für Wuppertal so charakteristischen Element Wasser

der gespielt, entspannt und sich gesonnt werden

begleitet und umschlossen wird.

darf. Des Weiteren ist eine Insel mit Wildblumen

Durch die so entstehenden neuen Qualitäten im Zentrum der

angedacht, welche im Sommer herrlichen Duft

Stadt kann dem schwindenden Selbstbewusstsein in Barmen ent-

versprüht und hübsch anzusehen ist. Eine andere

gegengewirkt und langfristig dabei geholfen werden, den Bevölke-

Insel ist mit Sonnenblumen bepflanzt und um-

rungsrückgang umzukehren.

hüllt die Besucher kurzzeitig mit Gelb. Der See ist

Auf der Nordwestseite der Fläche wird die Beziehung zum histo-

kleiner geworden, allerdings noch sehr präsent.

rischen Vorwärts-Gebäude eine wesentliche Rolle spielen. Die

Um die alte Bahnhofshalle herum entsteht die

Topographie entlang der Münzstraße bietet eine Gestaltung durch

große Insel, in der gegärtnert wird. Nach dem

großzügig angelegte Sitzstufen an. Auf dem nordwestlichen Teil

Urban Gardening-Prinzip gibt es hier verschie-

des Plangebiets findet ein urbaner Gemeinschaftsgarten Platz, der

den große Parzellen, die gemeinschaftlich oder

offene Menschen und bürgerliches Engagement auf den Heubruch

aber privat bewirtschaftet werden. Angrenzend an

lockt.

den Garten finden Bienenkörbe und damit auch

So soll eine ausgewogene Erweiterung Wuppertals entstehen und

-völker ein neues zuhause und sorgen für eine

ein Loch, das die Geschichte hinterlassen hat, nicht nur geflickt,

lebendige Fruchtfolge innerhalb des Heubruchs.

sondern geradezu zum Leuchtturmprojekt moderner Stadtentwick-

Verschiedene „Bauminseln“ sorgen für Kühle im

lung verwandelt werden. ■

Sommer und erfreuen das Auge.

42


Außerdem haben wir über eine sinnvolle Neubzw. Nachnutzung der alten Bahnhofshalle nachgedacht und machen hier nun zwei Vorschläge. Der erste Entwurf sieht eine Nutzung der kompletten bestehenden baulichen Anlage vor. Im Erdgeschoss ist eine große Gemeinschaftswerkstatt mit verschiedenenen Materialzonen (Holz, Metall, Polsterei, …) angesiedelt. Im Obergeschoss ist ein gemeinschaftlicher Verkaufsraum mit kleiner Gastronomie angesiedelt. Bei einem Getränk können die Besucher hier flanieren und kaufen, was die Handwerker ein Geschoss tiefer gefertigt haben. Im zweiten Vorschlag sind die große Bodenplatte und das kleine Gebäude an deren Ende abgerissen. Die Beete des Gartens füllen nun diese Fläche. Somit steht nun noch die Alte Halle, in deren Erdgeschoss eine Gastronomie mit Veranstaltungssaal angesiedelt ist. Im Obergeschoss finden moderne Büroräume Platz und bieten Start-Ups, Vereinen, oder Bürgerinitiativen die erforderlichen Flächen um erfolgreich arbeiten zu können. ■

umnutzung der alten lagerhalle

zukunftsszenarien

43


Bachelor

highlight-viaDuKt steiNweg ido de baat + ruben Sommer // 6. SemeSter

D

ie Bewohnerstruktur ist in den Gebieten

eNtwurF Das Viadukt über den Steinweg in Barmen und der damit

Oberbarmen, Wichlinghausen, Barmen

verbundene Entwurf für ein neues „Highlight“ in Wuppertal beruht

City und Rott (alle in unmittelbarer Nähe zum

im Wesentlichen auf den Ergebnissen der vorangegangen Analyse

Viadukt Steinweg) bunt gemischt. Daraus gehen

und der Notwendigkeit, Wuppertal ein identitätsstiftendes Bauwerk

unterschiedliche Probleme, aber auch Potenziale

für die Zukunft zu geben. Etwas, das das Alte und Neue vorsichtig

hervor. Zudem besteht auch dringender Entwick-

und bedacht miteinander verbindet und das in der Zeit der Indust-

lungsbedarf, um der immer stärker werdenden

riealisierung bedutsam gewesene Wuppertal mit einer zukunftsori-

Gettoisierung, dem Mangel an Grünflächen und

entierten und neuen Art der Industrialisierung verbindet.

dem Mangel an Naherholungs- bzw. Freiflächen

gestaltuNg Da das ohnehin schon sehr massiv wirkende Viadukt,

entgegenzuwirken.

das sich über 277m über die Kuhle am Steinweg erstreckt, sollte eine

Das Ziel war es, die Nordbahntrasse näher an „die Wuppertaler“ heranzubringen.

leichte und fast schwebende Konstruktion entstehen. Die VoronoiChoral-Struktur des „Highlights“ mit ihrer wogenden Wellenbe-

Dazu braucht es einen Anziehungspunkt, ein

wegung und der minimal gehaltenen Konstruktionsfläche bietet

Highlight, das der Trasse dabei hilft, sich in Wup-

immer und überall einen hervorragenden Blick vom „Highlight“

pertal zu etablieren. So etwas wie die Promenade

aus, aber auch durch das „Highlight“ hindurch.

Planteé in Paris, die High-Line in New York oder

aNBiNDuNg Das Viadukt ist über fünf Stellen mit der Trasse bzw.

La Rambla in Barcelona – aber eben in Wuppertal.

mit Barmen verbunden. Dies sind zwei barrierefreie Rampenauf-

44


gänge von Osten und Westen her kommend, zwei

Wuppertaler und als Raststelle für alle vorbei-

gewendelte Treppenaufgänge in den Stützen eins

fahrenden und laufenden Trassler. Es soll ein

und zwei von Westen her und die Wendeltreppe

Platz des Austausches zwischen allen Bewohnern

mit Aufzug im Kern, der direkt vom Steinweg aus

Wuppertals sein.

zu erreichen ist und somit 25 Höhenmeter im

Große Sitzbänke, Begrünung, Beschattung und

Nu überwindet. Es dient somit auch körperlich

Überdachung tragen dazu bei, bei jeder Witterung

beeinträchtigten Menschen als einfacher Zugang

alle nur möglichen Wünsche zu erfüllen.

zur Trasse.

Die verschiedenen Arten von Sitz-, Basar-,

spaziereN uND verweileN Das „Highlight“ über

Medien- oder Musik-Stationen bieten allen Inter-

den Steinweg dient zur Naherholung für alle

essensgruppen Platz zur freien Entfaltung. ■

45


Bachelor

highlight-viaDuKt steiNweg – steiNweg-BögeN ido de baat + ruben Sommer // 7. SemeSter ie Erfahrungen aus dem letztem Semester

D

zur Anmeldung. In +1 und +3 befinden sich

haben uns dazu gebracht, noch einmal über

Schlafnischen und Gemeinschaftsräume. Auf der

die Funktionsweise, die Ziele und die Gestaltung

Ebene +2 gibt es eine Panormasauna mit Blick

bezüglich Machbarkeit und Standort nachzu-

über Wuppertal. Im übernächsten Bogen erstreckt

denken. Was muss geändert werden damit der

sich über fünf Stockwerke ein Atelierkomplex mit

Entwurf realistischer wird?

Ausstellungsmöglichkeiten. Nebenan wäre ein

Unser Entwurf sieht, wie schon im vorherigen

Werkstatt. Direkt daneben sind Fahrradboxen

vor. Im östlichen Teil der Brücke befindet sich

vorgesehen, die Pendlern oder Touristen das Ab-

ein Aufzugturm, der breit genug ist, Fahrräder

stellen bzw. ausleihen von Fahrrädern erleichtern.

und Fußgänger zu transportieren. Angrenzend ist

In den zwei Bögen östlich des Steinwegs befinden

zusätzlich ein Treppenturm vorgesehen, genauso

sich der Aufzug- und der Treppenturm. Das

wie im westlichen Teil des Viadukts.

Dach, das im Vergleich zum vorherigen Projekt

Der alles verbindende Steg, der unter den Bögen hindurchführt, dient als Erschließung der daran aufgereihten Funktionen. Auf dem Viadukt oben angekommen teilen die Treppen bzw. Aufzugtürme den Weg in einen langsamen und einen schnellen Verkehrsweg. Zudem ist eine Überdachung in diesen Bereichen vorgesehen. Sinn und Zweck ist es, bei Vorbeifahrenden das Interesse zu wecken mehr über Wuppertal zu erfahren. Der verbindende Steg führt auf dem Weg unter dem Viadukt durch unterschiedlich genutzte Räume. Von Westen kommend befindet sich links vom Treppenturm ein Café über drei Stockwerke. Mit gemütlichen Sitzecken und einem größeren Raum, der als Konferenzraum aber auch als Frühstücksraum für das angrenzende Hostel genutzt werden kann. Das Hostel erstreckt sich über vier Stockwerke. Im untersten Geschoss ist eine Lobby 46

Einzelhandel möglich, z.B. ein Fahrradladen mit

Projekt eine Verbindung von oben und unten

deutlich kleiner ausfällt dient zum Verweilen auf dem Viadukt, auch bei schlechtem Wetter. ■


47


Bachelor

wuppertal auF + aB staDtauFzug uwe hugendiCk // 7. SemeSter

e

t

trasse optimal an die Fahrradstrecken im Tal

t

in Ergebnis meines Projektes aus dem letzten Semester war die Idee, mit Aufzügen an den

die Grundschule auch einen barrierefreien Zugang erhält. Damit ist Inklusion möglich

Viadukten und in den Tunneln, die Nordbahn-

und Fördermittel können genutzt werden. die Schule einen zweiten Rettungsweg für

anzubinden. Für einige Stadtteile verkürzt sich

das Dachgeschoss erhält. Damit können die

der Weg in die Innenstadt. Da sehr viele Schulen

Räume, die dort liegen, auf für den Unter-

an der Trasse liegen, wird der Schulweg mit dem

richt genutzt werden. Sie werden dringend

Fahrrad möglich. Die Aufzüge erschließen die Nordbahtrasse auch für Rollstuhlfahrer und

benötigt. t

gehbehinderte Menschen.

Bahnhof Oberbarmen erreichbar ist. Damit

Der zweite Teil des Projektes war die beispiel-

wird die NBT auch im Osten an die Bahn

hafte Umsetzung an einem realen Standort. An der Kreuzung von Wichlinghauser Straße und NBT

der Aufzug mit geringer Steigung vom

angeschlossen. t

viele weitere Straßen in Wichlinghausen

liegt die Katholische Grundschule. Hier kreuzen

nun ohne große Anstrengungen erreichbar

sich die unterschiedlichen Höhen von Trasse und

sind.

Straße. Der ideale Ort für einen Aufzug, weil:

48


Der neue Aufzug prägt den Platz zwischen Viadukt und Schule. Über Stege sind die einzelnen Geschosse der Schule auf der Rückseite des Aufzugs angeschlossen. Der oberste Ausgang führt über eine Plattform zum Viadukt. Sie bietet genügend Platz, damit wartende oder aussteigende Radfahrer nicht die Fahrt auf der Trasse behindern. Die Aufzugssteuerung beschränkt die Nutzung der Stege auf die Schulgemeinschaft. Das Ausstellungsgebäude erhält ein weiteres Stockwerk z.B. für ein Café. Ein Steg verbindet den Spielplatz unter den hinteren Viaduktbögen mit dem Aufzug und der Dachterrasse des Cafés. Durch den Steg entsteht ein neuer Weg in die Stadt. Der Schulhof ist wieder einsehbar – ein wichtiger Punkt gegen Vandalismus. Das Café hat einen Zugang sowohl zur NBT als auch zur Stadt. Eine Sitzmauer bildet am Aufzugseingang ein Hochbeet mit einem Baum. Der große Platz hinter der Schule wird nur wenige Stunden genutzt. An den Wochenende und in den Ferien ist er für die Menschen verloren. Der Bau des Aufzuges bietet die Möglichkeit, hier einen Treffpunkt für den Ortsteil und für den Austausch der Menschen zu schaffen. Der Höhenunterschied zwischen Schulhof und den Viaduktbögen wird mit zwölf Reihen Sitzstufen geschlossen. Rechts und links flankieren große Pflanztröge mit niedrigen Buschbäumen diese Tribüne. Diese große Freitreppe verbindet Spielplatz und Schulhof und schafft neuen Raum für viele Ideen. FreiluFtKoNzert Die Zuhörer sitzen auf der Freitreppe. Das Orchester oder die Band spielen auf dem Schulhof. In der Pause gibt es Erfrischungen im Café. Der Steg zum Aufzug wird zum begehrten Emporenplatz. theater Die große Treppe, die Brückenbögen und vielleicht auch die Trasse werden zur Bühne. Der ganze Schulhof ist Zuschauerraum. Die Theatertechniker nutzen die Trasse und das Schulgebäude für die Beleuchtung. marKt Die Stände für den Markt sind überall auf dem Spielplatz und dem Schulhof verteilt. Es gibt genügend Platz für Aktionsflächen, Tische und Bänke. Warum nicht einen Spezialmarkt für neue und gebrauchte Fahrräder direkt an der Trasse? Oder einen Weihnachtsmarkt mit großem Krippenspiel? ■

49


Bachelor

morgeN.wohNeN dipl.-ing Sonja tinney // ba 3.3 teChniSCher auSbau und energieeffizienteS bauen // frühjahrSSemeSter 2014 Das Modul bestand aus Vorlesungen und einem

WIE SIEHT DIE INTELLIGENTE WOHNUNG

und sich zunächst einmal mit der Frage ausein-

VON MORGEN AUS?

anderzusetzen: Wofür benötigen wir eigentlich

Kurzentwurf. Dabei widmete sich jeder Veran-

die Energie in Gebäuden und welche technischen

staltungstag einem Thema aus den Bereichen

er hiNtergruND – Die „techNolutioN“ Der

Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?

Gebäudehülle und den wesentlichen technischen

architeKtur Der Begriff der Technik wird oft

Die auFgaBe – Die iNtelligeNte wohNuNg voN

Installationen, die anhand der zu entwerfenden

eng mit dem des Fortschritts und dem Versprechen

morgeN Auf einer vorgegeben Fläche von 9 x 12m

Wohneinheit in weiterführenden Aufgaben umge-

auf eine bessere Zukunft verbunden.

sollte eine Wohnung unter Einbeziehung aller

setzt wurden.

D

derzeitigen technischen Möglichkeiten entwickelt

Im anschließenden Modul 4.7 „Ressourcen-

dern ist inzwischen ein unverzichtbarer Bestand-

werden. Dabei sollte die Wohnung von morgen

sparendes Bauen und Wohnen“ wurden spezielle

teil und heute derart allgegenwärtig, dass wir auf-

sowohl den sich räumlich und zeitlich verän-

Fragestellungen dazu vertieft, was die Architektur

gehört haben, darüber nachzudenken wie sie über-

dernden Bedürfnissen ihrer Bewohner gerecht

bereits leisten kann und wie viel Technik notwen-

haupt funktioniert.

werden, sich dabei aber auch den Anforderungen

dig ist. ■ Sonja Tinney

Technik erleichtert nicht nur unser Leben, son-

Der technische Fortschritt hat dabei nicht nur unser Wohn- und Lebensumfeld verändert, sondern

der Technik für einen möglichst effizienten Einsatz anpassen.

auch die Entwicklung in der Architektur. So ist

Im Laufe des Semesters wurden für die Woh-

es nur selbstverständlich, dass mit der Entwick-

nung die Details der Gebäudehülle entwickelt und

lung intelligenter und „smarter“ Technologien,

die Qualität rechnerisch ermittelt, alle notwen-

auch intelligente und „smarte“ Häuser entstehen:

digen technischen Installationen geplant und

leicht zu bedienende Gebäude, das Leben darin

dimensioniert sowie der Sanitärbereich mit der

bequemer und sicherer, wirtschaftlicher und auch

Leitungsführung detailliert.

effizienter. Denn sie sorgen selbstständig für ange-

Das lehrKoNzept – Der zusammeNhaNg voN

nehme Temperaturen und frische Luft und achten

eNergieBeDarF uND geBäuDetechNiK Mit dem

dabei auf ein optimales Verhältnis zwischen dem

Modul wurden Kenntnisse zu den Behaglich-

Wohlbefinden seiner Bewohner und einem effizi-

keitskriterien für Innenräume, zum Energiebedarf

enten Einsatz von Energie und Ressourcen.

von Gebäuden und den gesetzlichen Regelungen

Dennoch gibt es gleichzeitig Widerwillen gegen

sowie der bauphysikalische und technische Zu-

den technischen Fortschritt. Wie viel sollten wir

sammenhang vermittelt. Ein weiterer wesentlicher

tatsächlich aus der Hand geben und verlieren wir

Bestandteil war das Schaffen von Grundlagen der

dadurch nicht den Bezug zu unserer Umwelt?

Heizungs- und Lüftungstechnik, der Ver- und Ent-

Bei der Beschäftigung mit der Architektur der

sorgung von Wasser, der elektrischen Installation

Zukunft scheint es also unvermeidlich, sich mit

und Gebäudeautomation sowie der regenerativen

diesen zwei so konträren Positionen zu beschäftigen

Energienutzung.

50


50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm

50mm x 350mm

ClaudiuS bäuml + ruben Sommer // 6. SemeSter

D

er vorliegende Entwurf entstand nach dem

9

8

7

6

5

4

3

Außenluftansaugung Lüftungsgerät mit WRG Zuluftleitung Abluftleitung Fortluftleitung Zuluftauslass Zuluftbereich Überströmbereich Abluftbereich 2

1

heute wohNeN

Prinzip „von innen nach außen“. Insofern

beschäftigte uns zunächst die technische Gebäudeausrüstung und wie sich aus einer optimierten Planung derselben räumlich sinnvolle Konzepte entwickeln lassen. Unser Leitgedanke war, die technischen Installationen nach Möglichkeit in einem Bauteil zusammenzufassen und so die installierten Räume möglichst reduziert zu halten. Die daraus entstandene Box sollte gleichzeitig eine Raum bildende Funktion erhalten. So entstand unsere die an sie angrenzenden Räume bildet und diese

7

8

Funktionsbox, die einerseits die Nasszelle für

2

3

9

4

9

5

1

6

gleichzeitig voneinander trennt. Durch die Stapelung der Grundrisse entstehen zwei Versorgungsschächte, die jeweils in die Box

7

8

integriert sind. Im Schnitt wird erkennbar, wie die Funktionsbox sich einmal quer durch den gesamten Grundriss zieht. Auf der einen Seite nimmt sie Bad und 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Außenluftansaugung Lüftungsgerät mit WRG Zuluftleitung Abluftleitung Fortluftleitung Zuluftauslass Zuluftbereich Überströmbereich Abluftbereich

Schema lüftung

50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm

WC auf, auf der anderen vereint sie alle Nutzungen einer Küche in sich. Über unserer Box haben wir einen 30cm hohen Schacht vorgesehen, der unter anderem der Lüftungsanlage Platz bietet. Exemplarisch für diverse Funktionsschemata der TGA sei hier das Lüftungsschema gezeigt. Die Entscheidung fiel hier zugunsten geringerer Leitungsdurchmesser auf eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Somit wird jede Wohneinheit über die Funktionsbox be- und entlüftet. ■ 51


Bachelor

high-tech-wohNuNg KommaNDoBrücKe julia SChlöSSer + ViViCa tSChirner // 6.SemeSter

D

er Grundriss der entworfenen 100qm-

on; mit Hilfe eines Überzuges aller Oberflächen

Wohnung ist flexibel und frei bespielbar. Das

mit Nanopartikeln aus Titandioxyd werden alle

Herzstück des Entwurfes ist ein zentral platziertes

organischen Verbindungen unter der Einwirkung

Funktionsmöbel, die „Kommandobrücke“. In

von UV-Strahlung abgetötet. Das Möbel dient

ihr sind jegliche Gerätschaften und Leitungen

zusätzlich als raumbildendes Element, indem es

untergebracht, welche man über ein Tablet

den vorderen von dem hinteren Teil der Wohnung

steuern kann. Beispielsweise regelt man darüber

optisch trennt. Zudem besteht die Möglichkeit,

die Raumtemperatur oder die Belichtung. Des

durch drei ausziehbare, auf Schienen verlaufende

Weiteren sind die sanitären Einrichtungen und

Wände bis zu zwei zusätzliche Zimmer zu schaf-

die Küche in der Box integriert. Die Nasszelle

fen, so dass sich die Wohnung allen möglichen

verfügt über eine Kombination von Toilette und

Nutzungsprofilen optimal anpassen kann. Ferner

Waschbecken, die effizient und umweltschonend

sind diverse weitere Nutzungsmöglichkeiten, wie

funktioniert. Eine weitere Besonderheit des

Sitzgelegenheiten, Stauraum und Arbeits- bzw.

Badezimmers ist die selbstreinigende Funkti-

Essplätze angeschlossen. ■

52

Schema wasser


holzhotel dipl.-ing. Sonja tinney // ba 4.7 reSSourCenoptimierteS planen und bauen // herbStSemeSter 2013 NACHHALTIGES BAUEN IN DER BERLINER INNENSTADT

D

Eigenschaften des Baustoffes Holz in gestalterischer, konstruktiver und statischer Hinsicht für

er hiNtergruND – eiN stuDeNtischer wettBewerB mit geBäuDe-

ein mehrgeschossiges Hotelgebäude. Gemein-

techNiKerN uND BauiNgeNieureN Begriffe wie Nachhaltigkeit

sam in Teams von 4-5 Studierenden galt es, ein

und Ressourcenoptimierung gewinnen in der Architektur zuneh-

schlüssiges Konzept zu entwickeln, welches mit

mend an Bedeutung. Für die Wärmedämmung von Gebäuden gibt

geringstmöglichem Einsatz von Energie und

es gesetzliche Anforderungen und Beurteilungskriterien. Weiterge-

Ressourcen die größtmögliche Behaglichkeit und

hende Aspekte werden meist erst bei der Planung der Gebäudetech-

Gestaltungsqualität aufweist.

nik von sachkundigen Fachplanern bearbeitet. Doch nachhaltiges

Das lehrKoNzept – gemeiNsam voN Der iDee Bis

Bauen bedeutet, die Ziele und Aspekte möglichst frühzeitig bei

zum Detail Das Entwurfsprojekt des Moduls ist

der Konzeption und dem Entwurf von Gebäuden zu bedenken.

für die Studierenden des Bachelor-Studiengangs

Mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Architekten und

Architektur und Stadtraum im Studienverlaufs-

Fachingenieuren zu fördern, gestaltet der VDI (Verein Deutscher

plan als letztes Projekt vor der Bearbeitung der

Ingenieure) deshalb jedes Jahr einen interdisziplinären Entwurfs-

Bachelor-Thesis vorgesehen und betrachtet

wettbewerb für Studierende der am Bauen beteiligten Fachrich-

komplexe interdisziplinäre Herausforderungen an

tungen. Auf Basis des Wettbewerbsthemas „Nachhaltiges Holzhotel“

einer größeren Bauaufgabe. Vom städtebaulichen

entstanden – in Kooperation mit Studierenden der Gebäudetechnik

Maßstab bis ins Detail sollten bei der Bearbeitung

von der Fachhochschule Köln und der Hochschule Hamm sowie

des Projektes die Bedeutung der Standortbedin-

der Fachhochschule Aachen und dem Studiengang Holzingenieur-

gungen und Gebäudeorientierung, die konstruk-

wesen – verschiedene Entwurfskonzepte für ein Holzhotel in Berlin.

tive Umsetzung und der Einsatz nachhaltiger Ma-

Die besten Entwürfe der teilnehmenden Hochschulen in Deutsch-

terialien, wie auch die Integration von baulichen

land und Österreich wurden zu der Endausscheidung nach Berlin

und technischen Komponenten zur passiven und

eingeladen. Die Alanus Hochschule wurde gleich mit zwei der im

aktiven Energienutzung erlernt werden.

Modul entstanden Entwürfe in Berlin vertreten.

Die Veranstaltungen widmeten sich den ver-

Die auFgaBe – eiN hotel als mehrgeschossiger holzBau Mitten im

schiedenen Themen, die mit der Bearbeitung des

Herzen Berlins sollte auf einem Grundstück direkt an der Spree ein

Entwurfes in Zusammenhang standen. Zunächst

Hotel überwiegend aus Holz entwickelt werden. Auf einer Baufläche

wurde das Grundwissen zu den Themenschwer-

von etwa 2000qm waren Zimmer für 150 Gäste, ein großzügiger

punkten Hotelbau, Bedeutung von Nachhaltigkeit,

Empfangsbereich, ein Restaurant, ein Konferenzbereich sowie alle

Bauen mit Holz und Interaktion von Architektur

dazugehörigen Bereiche wie Küchen, Büros und Technikflächen

und Technik als Einstieg zur Bearbeitung der

unterzubringen.

Aufgabe vermittelt. Im weiteren Semesterverlauf

Das Konzept sollte die Aspekte des klima- und standortgerechten

wurden die Themen im Hinblick auf Entwurf und

Entwerfens sowie die Kriterien der DGNB (Deutsche Gesellschaft

Konstruktion in Form von Vorlesungen, Vorträgen

für Nachhaltiges Bauen) zum Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen.

und Exkursionen weiter vertieft. ■ Sonja Tinney

Eine besondere Herausforderung bestand in den charakteristischen

53


Bachelor

tag uND Nacht hotel ido de baat + moritz kaSulke // 7. SemeSter

e

Der Leitidee des Entwurfes beruht auf zwei Grundgedanken zum Thema Nachhaltigkeit.

Zum einen bestand der Wunsch, die Möglichkeiten der energieeffizienten Gebäudetechnik und die Notwendigkeit des sparsames Energieverbrauchs, den Besuchern des Hotels näher zu bringen und so nachhaltig auch etwas in dem Bewusstsein der Gäste zu verändern. Der Energieverbrauch und die Erzeugung sollten für die Besucher des Hotel erkennbar und erlebbar gestaltet werden, Ein weiterer Grundgedanke zum Thema Nachhaltigkeit war die Frage nach der optimalen (Aus-) Nutzung eines Hotels. Ein Hotel wird in erster Linie nur zu Nachtzeiten betrieben. Am Tage bleibt eine Vielzahl der Räume ungenutzt. Aus diesem Grund wurde der Funktionsumfang des Hotels erweitert. Am Tag dient das Hotel mit seinem großen überdachten Innenhof als flexibles und repräsentatives Büro für die immer größer werdende FreelancerCommunity, in der Nacht als Hotel im klassischen Sinne. Mit dieser Funktionserweiterung von Tag-und Nachtbereich öffnet sich das Hotel der Öffentlichkeit und bietet eine durchgängige 24-stündige Nutzung. ■

54


lageplan

obergeschoss

hotelzimmer

erdgeschoss

55


Bachelor

astBlicK hotel BerliN beatrix-linda both, kathleen jah + daniel zinn // a+ 7. SemeSter

m

itten im Herzen Berlins entsteht ein viergeschossiger Hotelbau in Holzbauweise.

Dem Baustoff Holz kommt in diesem Gebäude ein ganz besonderer Stellenwert zu. Sowohl in der Konstruktion, als auch in Teilen der Möblierung, selbst in der Form des Gebäudes zieht sich das natürliche Material wie ein roter Faden durch das Projekt. Die Form des kompakten Gebäudes erinnert an ein bearbeitetes Holzstück, aus dem zwei Astlöcher ausgeschnitten wurden. Auf den ersten Blick ist der Baukörper nicht offensichtlich als Hotelgebäude zu erkennen. Eine vielzahl an der Fenster des Hotels sind auf der Hauptzugangsseite hinter einem Vorhang aus vertikalen Holzlamellen versteckt. Diese Konstruktion bewirkt, dass das Hotel von der Köpenikerstraße aus wie ein geschlossener Baukörper wirkt, der lediglich im Bereich der Eingänge Öffnungen in Form von klaren, großzügigen Einschnitten aufweist, welche durch großflächige Glasfronten in Szene gesetzt werden. Nähert man sich jedoch dem Gebäude, öffnet sich der Vorhang immer mehr und lässt eine für Hotelbauten typisch gerasterte Fassade zum Vorschein kommen. ■

56

obergeschoss


ansichten

Schnitte

l端ftungskonzept

57


Bachelor

temporäres haus Der wirtschaFt dipl.-ing. Sonja tinney // ba 4.7 reSSourCenoptimierteS planen und bauen // herbStSemeSter 2014 ENTWURF EINES TEMPORÄREN AKTIONSRAUMES FÜR

entwurfsabhängig definiert werden. Es sollte ein

WIRSTSCHAFT UND SCHULE IN DER STADT SELM

flexibel bespielbarer Aktionsraum für die regionale

D

Wirtschaft und die örtlichen Bildungseinrichtuner hiNtergruND eiNe stuDeNtische iDeeNKoNKurreNz im rahmeN

gen der Stadt geschaffen werden. Junge Menschen

Des regioNale-proJeKtes „aKtive mitte selm“

können über die lokalen Beschäftigungsmög-

Im Fokus des Projektes der „Aktiven Mitte Selm“ stehen die

lichkeiten informiert und über Praktika und ex-

bauliche und stadträumliche Aufwertung der Innenstadt Selms,

perimentelle Versuchslabore Einblicke erhalten,

um vor allem bei den jüngeren Generationen eine stärkere

um so das Interesse an den kommunalen und

Bindung zu ihrer Heimat zu erreichen. Mit diesem Vorhaben ist

wirtschaftlichen Kompetenzen zu wecken. Neben

im Rahmen der Regionale 2016, einem nordrhein-westfälischen

dem Informationsangebot sollten aber auch

Strukturfördergramm, ein Konzept für eine Umstrukturierung des

Qualifizierungsmöglichkeiten, Beratungsangebote

Innenstadtgebietes im Ortsteil Selm-Beifang entwickelt worden.

und ein Präsentations- und Konferenzort für die

Ein wesentlicher Baustein der Planung ist dabei der neue Campus

lokale Wirtschaft entstehen.

Selm – ein Ort des Austausches – auf dem sich zukünftig neben

Eine weitere Besonderheit des Entwurfes

Bewohnern, auch die Wirtschaft und Schulen in einem „Haus der

bestand in der temporären Nutzung und der ge-

Wirtschaft“ begegnen können.

wünschten Demontagemöglichkeit des Gebäudes

Um die Konzeption eines „Hauses der Wirtschaft“ zunächst zu

nach einer Standzeit von 1-3 Jahren. Bau und

erproben und zugleich im Regionale-Präsentationsjahr 2016 ein

Rückbau müssen deshalb schnell und problemlos

sichtbares Zeichen für das Projekt der „Aktiven Mitte Selm“ zu

durchgeführt werden können. Dennoch sollte das

setzen, wurde im Rahmen eines studentischen Wettbewerbes in

Gebäude ganzjährig nutzbar sein und infolgedes-

Kooperation mit der Alanus Hochschule nach Konzepten gesucht,

sen eine ausreichende Kühlung im Sommer und

die mit innovativen Entwürfen auf die Frage reagieren: Wie kann

Beheizung im Winter sicherstellen können. Dabei

ein temporäres Haus der Wirtschaft aussehen, das unverwechselbar

waren vorrangig passive Maßnahmen durch sola-

das Thema darstellt und mit dem Ort verbunden ist?

re Wärmegewinne und eine natürliche Belüftung

Die besten Entwürfe wurden im Februar 2015 von einem Preis-

vorzusehen und bei dem Einsatz von technischen

gericht mit regionalen Akteuren aus der Politik, Wirtschaft und

Komponenten auf den Nutzungszweck und die

Bildung, prämiert und ausgezeichnet.

begrenzte Nutzungszeit einzugehen.

Die auFgaBe eiN temporäres geBäuDe ohNe vorgaBeN, aBer mit

Das lehrKoNzept voN Der iDee Bis zum Detail

vieleN aNForDeruNgeN Die Aufgabe lautete, eine Architektur zu schaffen, die ein Image

Vom städtebaulichen Maßstab bis ins Detail sollten bei der Bearbeitung des Projektes die

prägt, die flexibel auf unterschiedlichste Raumbedürfnisse reagiert,

Bedeutung der Standortbedingungen und Gebäu-

die funktional ist und dabei mit der Wahl der Materialien und der

deorientierung, die konstruktive Umsetzung und

Konstruktion sowie der eingesetzten technischen Mittel auf die

der Einsatz nachhaltiger Materialien, wie auch

besondere Situation der zeitlich begrenzten Standzeit reagiert.

die Integration von baulichen und technischen

Das Entwickeln eines sinnvollen Nutzungskonzeptes mit einem qualitativ und quantitativ angemessenen Raumprogramm war ein wesentlicher Teil der Aufgabenstellung und musste zunächst

58

Komponenten zur passiven und aktiven Energienutzung erlernt werden. ■ Sonja Tinney


Ländlichkeit des Münsterlandes

Recycling & Nachhaltigkeit

Regenerative Rohstoffe

Industriekultur des Ruhrgebiets

Strohballen als Baustoff

30000 25000 20000 15000 10000 5000 0

Strukturwandel & Bevölkerungsrückgang

Holz Konstruktion & Wärme

Kleinteiligkeit Selm-Beifang

Archetyp Steildachhaus Münsterländerhof

Bergbau Vergangenheit

OIKOS

Oikos (altgr. οἶκος; Plural: οἶκοι ) war im antiken Griechenland die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, die den Lebensmittelpunkt bildete. Die Begriffe Ökonomie und Ökologie sind davon abgeleitet. Turnhalle

O v e r b e r g s c h ul e Overbergschule

oiKos lukaS bauer // a+ 7. SemeSter

o

ikos (altgr. οἶκος) war im antiken Griechen-

Im Gegensatz dazu steht die große Fabrik. Die Akustik in der

land die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft,

großen Kubatur ist schallend. Das Raumklima kühl. Die Halle aus

die den Lebensmittelpunkt bildete. Die Begriffe

Stahl. Der Mensch wird klein in ihr. Es ist der Ort eines Homo Fa-

Ökonomie und Ökologie sind davon abgeleitet.

ber. Er erinnert sich an die Vergangenheit, in welcher Seite an Seite

Der Entwurf setzt sich aus zwei Archetypen zusammen, welche eine Symbiose eingehen. Die Häuser sind aus Strohballen gebaut, das

zu Hunderten geschuftet wurde. Die Grube gedenkt des Bergbaus. Sie lädt Besucher ein, sich hinzusetzen, einzukehren und zu verweilen, sich gegenüber zu sitzen, ins Gespräch zu kommen.

Dach und die Hülle aus Holz. Sie sind warm

So interpretiert der Entwurf architektonisch die Geschichte

und bieten durch ihre Innenräume mit den

Selms. Die Ländlichkeit und Kleinteiligkeit in den Häusern, die

offenen Strohwänden eine ruhige Raumakustik.

Bergbauvergangenheit in der Grube, die Wirtschaftskraft der

Die Häuser sind Orte, in denen der Mensch im

produzierenden Gesellschaft in der Fabrikhalle und ermöglicht so

Mittelpunkt steht. Die großzügige Glasfassade

durch seine Identitätsstiftende Form einen selbstbewussten Blick

ermöglicht eine optimale Tageslichtnutzung und

gen Zukunft. ■

zeigt Passanten nach außen hin, dass es sich hier um einen belebten Ort handelt.

5 kW

grundriss

Schnitt durch die halle

59


Bachelor

aNselm klara eSCh + georg kreuer // 7. SemeSter // 1. preiS

w

ir haben uns für eine starke, skulpturale Form entschieden,

Baumaterial nahe. Sie eignen sich hervorragend

um den Blick auf das temporäre Haus zu lenken, und so einen

für ein temporäres Gebäude, da sie kostengünstig

Blickfang zu schaffen, der Besuchern zeigt: Hier entsteht etwas im Rahmen der Regionale. Dennoch wollen wir nicht den Bezug zu

und schnell zu verbauen sind. Der Containerbau bietet sich als ein modulares

den restlichen Projekten der Regionale verlieren, sondern diese in

Bausystem zudem an, da die Nutzungsvorstel-

den Entwurf mit einbeziehen. Daher entwerfen wir ein Gebäude,

lungen für das temporäre Haus der Wirtschaft

welches zum einen ausdrucksstark genug ist, um die Aufmerk-

noch eher vage sind. So kann sich Anselm an ver-

samkeit auf sich zu lenken, gleichzeitig aber Blickbezüge zur neu

schiedene Raumprogramme einfach und schnell

entstehenden aktiven Mitte Selm schafft. Das neue Gebäude wird

anpassen. Seecontainer sind genormt, weltweit

zum Schaufenster der Entwicklung der Regionaleprojekte in Selm.

verfügbar und sowohl neu als auch gebraucht kos-

Das temporäre Haus der Wirtschaft soll ein Ort sein, an dem die

tengünstig zu erwerben. Sie haben einen äußerst

Selmer Jugend mit der Selmer Wirtschaft in Kontakt treten kann.

stabilen Stahlrahmen und sind mit verschiedenen

Im Hinblick darauf war es uns wichtig, ein modernes Material zu

Tür-Arten erhältlich. Ein 20’ Container misst

verwenden, um eine zukunftsgewandte Anmutung zu schaffen,

außen 6.06m x 2.44m x 2.89m (L/B/T), hat eine

welche zeigt, dass die Selmer Wirtschaft durchaus auf internationaler

maximale Zuladung von rund 21.7 Tonnen und

Bühne mitspielen kann. Containerbauten sind in jüngster Zeit über-

ist im voll beladenen Zustand achtfach stapelbar.

all dort zu finden, wo Kultur von heute stattfindet.

Sämtliche Verbindungselemente, für vertikale

Da Logistik und Transportwesen zusätzlich eine wichtige Rolle für die Selmer Wirtschaft spielen und der Bau temporär, also in der

sowie horizontale Aneinanderreihung sind am Markt verfügbar. ■

Anmutung eher mobil als endgültig verwurzelt, sein soll, lag die Verwendung der Wirtschaftsprodukte See-Container und Palette als

der wandel der aktiven mitte

60


3. og

2. og

1. og

eg

61


Bachelor

campusKisteN peter baumgardt, ClaudiuS bäuml + ruben Sommer // 7. SemeSter // 2. preiS

D

as Ausmaß des rund 280m langen und fast 40m breiten Campus-Platzes forderte uns

heraus, einen Teil dieser Fläche mit einfachen architektonischen Maßnahmen so zu gestalten,

Mit dem Baufortschritt des Projektareals (201620xx) zieht sich der Baukörper auf das Grundstück für das Haus der Wirtschaft zurück. Der wechselnde Raumbedarf (Konferenz, Büro,

dass sich Menschen davon angezogen fühlen und

Seminar, …) kann durch die flexiblen Raummo-

den Campusplatz beleben.

dule gedeckt und nach Bedarf auch mit weiteren

Ein 150m langer Steg und die an ihn ange-

! " , 6$789': - 8&; * +( ': ! " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511

Raummodule ergänzt werden. Durch die modu-

schlossenen Raummodule bilden eine klare

lare und flexible Bauweise mit Systemgerüsten, ist

Raumkante zum Campus-Platz und dieser wird

die Architektur einfach in Konstruktion, Materi-

als solcher erst erlebbar. Die Stege und Raummo-

alien und Technik. Die Gerüstkomponenten der

dule können als Infrastruktur für Veranstaltungen

Konstruktion haben nach der Nutzungszeit einen

auf dem Campus-Platz, beispielsweise Open-Air-

Wiederverkaufswert von ca. 80% und die anderen

Kino, Konzerte, Flohmarkt, Wochenmarkt und

Baumaterialien können recycelt werden. Zudem

Feste genutzt werden. Der Aussichtsturm dient als

bekommen alltägliche Materialien durch neue

Landmarke und Anziehungspunkt für die „Aktive

Interpretation einen eigenen Ausdruck. ■

" , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511

WC

Mitte Selm“.

S TA D T WERKE

" , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511

WC

S TA D T WERKE

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WC LAB WIRTSCHAFTS FÖRDERUNG

S TA D T WERKE

" , 6$789': - 8&; * +( ': -

WIRTSCHAFTS FÖRDERUNG

WC LAB

S TA D T WERKE

entwicklungsszenarien " , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511

62


og

eg

63


Bachelor

wiNKelgasse julia SChlöSSer + ViViCa tSChirner // 7. SemeSter // 3. preiS men die Möglichkeit sich vorzustellen und

18 ,7 45

D

er Entwurf bietet interessierten Unterneh-

zu präsentieren und dient insbesondere dem 30 ,1 85

Informationsaustausch zwischen Schülern und Unternehmen. Die beiden Leitthemen sind Recycling und Erschließung, die sich in der Fassaden-

B-B

5,1

4

gestaltung aus Produkten oder anfallenden Resten

A-A

6,3

das Gebäude als Abkürzung zeigen.

0

der Unternehmen und der Wegeführung durch Sinnbild für die Gestalt und den Anbau des Entwurfes ist eine LKW-Andockstation. Auch das Gebäude besteht aus einem festen Bestand2,9

5

teil, der Gasse, und angedockten Boxen. Aus vier Richtungen führen Wege zu den vier Öffnungen 18 ,7 6

Die Wege können auch als Abkürzungen dienen,

2,9 5

der Gasse und erschließen so das gesamte Baufeld. was die nötige Effizienz von Erschließungswegen in Unternehmen sinnbildlich wiedergibt. Die

3,0 7

37 ,4 75

Gassen stehen für das Beständige, Traditionelle und Altbewährte Selms. Die Boxen stehen für das Junge, Repräsentative und Dynamische. Sie sind

B-B

A-A

15 ,6 5

wandelbar, flexibel und beweglich und können individuell jederzeit ergänzt werden. Dadurch bietet der Entwurf den verschiedenen Unternehmen und Gewerben die Möglichkeit ihre eigenen Boxen zu gestalten und ihren speziellen Bedürfnissen anzupassen. ■

leitbilder

64


33

N

55

Wasserabweisender Anstrich Sperrholzplatte Dampfsperre Holzrahmen, KVH 10/10 cm

PTFE-Glasgewebe Folienspannmodule

135

Horizontales Tragelement Gitterträger Lochscheibe

80

Dämmung, 10 cm geschredderte PET-Flaschen

Vertikales Tragelement Stützenelement z.B. Layher-Allroundgerüst

Sperrholzplatte

4,28

Lüftungsgitter

3,40

50

Anstrich

Aufhängung Öffnungsklappe

2,685

2,95

Anschlagholz Zweifach Festverglasung Öffnungsklappe

Türscharnier 1,65

Türflügel Fußspindel Gehwegplatten 30x30 cm, Zweilagig Gehwegplatten 50x50 cm

13

17

Glasschotter-Dämmung

2,95

115

5

5,14

5

115

65


Bachelor

sphäreNhaus – Biologische statioN eNNepe-ruhr-Kreis martin böttCher + raphael fuSS // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. Swen geiSS + prof. marek nowak

ße

tra

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Schwelmer Tor

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Straße

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Helios-Klinik Schwelm

Sphärenhaus

lohmühle Kleingärtner

ße

tra

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e gen

ha

Hs. Martfeld

hau

ptst

raße

Kurhotel

u

nser kulturelles Leben auf der einen Seite

Kultur existiert nur solange für sich, als sie einer

Park Martfeld sind in ihrer Gestaltung dieser Fra-

und unser Wunsch nach Naturnähe auf der

kontinuierlichen Pflege unterliegt. Sobald diese

ge und den Biologen gewidmet, die im Ennepe-

anderen Seite, stellen den Biologen vor die Frage:

aussetzt, beginnt die Natur, sich wieder ihren

Ruhr-Kreis der Aufgabe nachgehen, Natur zu

Wie kann man beidem gerecht werden und eine

Raum zurückzuholen. Eine solche Entwicklung

kultivieren und ihre Koexistenz neben der Kultur

gesunde Koexistenz von Mensch und Natur

fällt dort auf, wo die Attika keine Abdeckung hat.

zu ermöglichen.

entstehen? Bären, Wölfe und Biber haben lange

Das selbe Problem zeigt sich auch am fehlenden

Zeit unsere Lebensräume als aktive Teilneh-

Sockel. Und auch wenn man zu den Leuten

Schwelm, NRW, dass man unter diesem Namen

mer mitgestaltet und sind in Deutschland fast

gehört, die den Wolf in Mitteleuropa gerne sehen

aber nicht finden wird. Es gibt ein Haus Martfeld,

verschwunden.

wollen, ist die Natur an dieser Stelle dann doch

ein Rittersitz aus dem 14. Jahrhundert, das die-

unangenehm. So ist das kulturelle Bauwerk

sen Namen trägt, weil es am Fuße eines Hangs in

ursprünglichen Teil unserer Natur zurück, andere

immer wieder von Natur befallen und spätestens,

einem Maar steht und von historischer Bedeu-

zeigen berechtigten Respekt vor den dazugehö-

wenn der Uhu im Dachstuhl nistet ist die Grenze

tung für die Stadt Schwelm ist. Eben dort soll ein

rigen Auswirkungen. Tieren und Pflanzen einen

zwischen Kultur und Natur gänzlich verschwom-

Gebäude entstehen, das zum einen Arbeitsplatz

ausgewiesenen Raum zuzuweisen ist eben nur be-

men. Wir stehen somit vor einer Frage, die nicht

für die Biologen und Mitarbeiter der Biologischen

dingt möglich, dennoch haben wir nichts anderes

nur die Arbeit eines Biologen betrifft, sondern

Station wird, zum anderen deren Arbeit nach

in den vergangenen Jahrhunderten bewusst und

jeden einzelnen von uns tangiert. Wie weit lassen

außen kommuniziert. Der Raum um dieses Haus

auch unbewusst getan.

wir die Natur ihren Raum greifen und wo ziehen

herum wurde im Rahmen der Bachelorarbeit

wir die Grenze, sei es in Form einer Folie in der

analysiert und nach Reduktion und Ergänzung

voneinander zu betrachten und missachten häufig

Dachhaut oder in der Beschaffenheit unserer

einzelner wesentlicher Bestandteile als Park neu

das Spannungsfeld, das sich zwischen diesen

Kleidung.

definiert. Dieser soll sich seinen Besuchern als

Manche wünschen sich diese Lebewesen als

Wir neigen dazu, Natur und Kultur getrennt

beiden auftut, obwohl es dieses definitv gibt! Die 66

Das Projekt Sphärenhaus und der umliegende

Der Park Martfeld ist ein Stück Land in

ein offener Raum zeigen, in dem die Nutzungen


perspektive konstruktion

perspektive

67


Bachelor

grundriss obergeschoss

grundriss erdgeschoss

68


Südansicht

nordansicht

öffentlich zugänglich sind und über den sich die

bildungsraum können Schulklassen unterrichtet

das Gebäude auf einen technisch aktuellen Stand.

Bewohner mit ihrer Stadt verbinden. Baulich sind

werden und auch öffentliche Veranstaltungen

Ein weiterer Themenschwerpunkt der Arbeit ist

die vier entscheidenden Anlieger Haus Martfeld,

stattfinden. Die notwendigen Nebenräume befin-

die Gestaltung der Fassade, welche durch die

Helios-Klinikum, Kurhotel und Sphärenhaus zu

den sich auf der Nordseite des Gebäudes bzw. im

Individualität der Fensterläden und auch durch

nennen, von deren Themenkontext die Gestal-

darunter liegenden Erdgeschoss.

individuelle Fensterläden und das Integrieren

tung des Parks abhängig ist. Dieser ist gegliedert

Das Gebäude berücksichtigt den vorhandenen

von Nistkästen zu einem Austausch von Kultur und Natur wird.

in einen naturnahen Ostteil und einen kulturell

Baumbestand und orientiert sich mit seiner

geprägten Westteil. Das Sphärenhaus befindet sich

Hauptseite zum Park. Es ist im westlichen Be-

auf der Grenze dieser beiden Teile und geht somit

reich aufgeständert und ermöglicht auf diese Wei-

Verfügung stehen, soll das Sphärenhaus auf

eine spannungsvolle Beziehung mit seiner Umge-

se einerseits den Durchgang für die Parkbesucher,

Wunsch der Biologischen Station und der Stadt

bung ein. Der Name ist abgeleitet aus dem Begriff

andererseits ergibt sich ein überdachter Raum zur

Schwelm realisiert werden. Hierfür wurden die

der biologischen Sphären im Wald, von denen

Umweltbildung im Freien.

Planungen bereits über den Stand der Bachelorar-

man im Sphärenhaus dreien begegnet: Der

Im Bodenbereich sind die Materialien

Insofern ausreichende finanzielle Mittel zur

beit ausgeweitet und um detaillierte Teilkonzepte ergänzt.

Wurzel- und Bodensphäre beim Eintreten in das

mineralisch gehalten, im Obergeschoss haben

Gebäude, der Stammessphäre beim Aufsteigen

organische Baustoffe den Vorzug. Die gewählte

auf die Höhe der Stämme und der Kronensphäre

Konstruktionsweise des Obergeschosses ist ein

anfänglich beschriebene Frage nicht an der Grenze

beim Arbeiten und Lernen. Das Obergeschoss

Holzrost. Grundsätzliche Ausrichtung, thermi-

zwischen den beiden Begriffen Kultur und Natur,

als Hauptteil des Gebäudes ist in einen Teil für

sche Zonierung sowie ausreichende Wandstär-

sondern in einer Gestaltung dieser Begegnung. ■

Verwaltungsarbeit und einen Teil für Öffentlich-

ken und sommerlicher Hitzeschutz der Fenster

keitsarbeit gegliedert. Im erweiterbaren Umwelt-

ermöglichen den Passivhausstandard und bringen

Das Gebäude sucht seine Antwort auf die

längsschnitt

Querschnitt

69


Bachelor

neuer kubaai-platz

lerNwerK – BilDuNgs- uND KultureiNrichtuNg aVila dietriCh + eliaS SChley // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. Swen geiSS + prof. benedikt Stahl

a

uFgaBe Entwurf eines Entwicklungsszenarios

in der Planung zur Regionale 2016. Das alte Tex-

für die kulturelle und urbane Nutzung rund

tilindustrieareal ist in Teilen bereits beplant. Es

um das KuBAaI-Gelände. Urbanisierung meint

soll der Bocholter Bevölkerung nach langer Zeit,

hier die Wechselwirkung und das Miteinander

als ein lebendiger Lern-, Arbeits-, Wohn- und

von lernen, arbeiten, wohnen und leben, Archi-

Kulturort, wieder zugänglich gemacht werden.

tektur, Gesellschaft, Mensch und Kultur. Die Aufmerksamkeit wurde hierbei insbeson-

Teil des KuBAai ist die ehemalige Spinnerei Herding. Hier soll das LernWerk mit VHS, Musikschu-

dere auf das LernWerk gerichtet.

le, Stadtarchiv und Kulturverwaltung entstehen.

aNliegeN Es ist unser Anliegen, einen Ort zu

Die bisher in der Stadt verstreuten Institutionen

revitalisieren, so dass er der Stadt und seinen

sollen an einem gemeinsamen Ort vereint werden.

Bewohnern einen Mehrwert bietet. Ein Kulturort

Als wir das Gelände zum ersten Mal besuchen

der Menschen jeden Alters und unterschiedlichs-

durften, waren wir sofort begeistert von seinem

ter Art anspricht und zum Verweilen einlädt. Ein

Potential. Auch der Realitätsbezug des Projektes

Stück Stadt zum Lernen, Arbeiten, Wohnen und

macht es spannend. Uns gefällt der Gedanke, dass

Leben.

unsere Ideen die Entwicklung des LernWerks

rahmeN KuBAaI, das Projekt Kulturquartier

und die Zusammenarbeit der Menschen vor Ort

Bocholter Aa und Industriestraße, befindet sich

unterstützen kann.

70


Inne

nsta

dt

stäDteBau Wie kann eine ansprechende Verbindo

r-H

eu ss

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ing

dung zwischen Innenstadt und Aasee mit dem

Th

eo

KuBAaI als Bindeglied entstehen? Wie kann die Beziehung von LernWerk und

W

oh

TextilWerk städtebaulich gelöst werden? Wie fügen sich Neu und Alt zu spannenden

Te x

tile

Zwischenräumen?

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ns

ied

lun

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Für das städtebauliche Entwicklungskonzept spielen die Beziehungen von Innen und Außen und die der umgebenden Bebauung eine aus-

Aa

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schlaggebende Rolle. Es ist unser Wunsch, einen

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erk Kulturplatz

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und ein Magnet für Anwohner und Besucher

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Schornstein

Stadtplatz

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integriert, sich mit seinen Nachbarn verknüpft

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In

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Ra

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Ort zu entwickeln, der sich wieder in die Stadt

Le

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tan

Ind

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wird. Ein neues lebendiges Bindeglied, das neben

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Ler

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dem Neuen auch seine alte historische Geschichte

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weiter erzählt.

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schwerpuNKt Der Schwerpunkt der Ausarbeitung

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im Hochbau liegt auf der alten Herding Spinnerei,

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Parkplatz

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dem neuen LernWerk. Neben diesem haben wir uns intensiver mit dem dazugehörigen Büro-,

ald str aß e

Lern-, und Jugendherbergsgebäude auseinander-

Ew

ße

Umgang von Alt und Neu eine wichtige Rolle.

tra nzs Fra

gesetzt. Hierbei spielen die Verbindung und der

Grünfläche¦Kleingärten

Bestandsgebäude

Neubau

Abbruch

Erhaltenswertes

I IV III IV

III

I

III

I

III

IV VI

Geschossigkeit

Baukörper

Schwerpunkt

Plätze + Höfe

Grünflächen + Wasser

Sonnenverlauf

IV I

Strukturpiktogramme

71

erk

e


Bachelor hochBau Wie können die bestehenden Gebäudstrukturen der Spinnerei mit den Anforderungen des neuen Raumprogramms zusammenkommen? Um den räumlichen Anforderungen und dem Wunsch, die alte Spinnerei möglichst würdevoll umzugestalten, gerecht zu werden, erachten wir es für sinnvoll, den Bestand als offene Lernlandschaft für große, temporär genutzte Gruppenräume zu entwickeln. Kleinteilige Büro- und Unterrichtsräume werden in dem benachbarten Neubau untergebracht. Der Erhalt und das Sichtbarmachen des Bestandes ist ein wichtiger Aspekt für uns. Würde das gesamte Raumprogramm in der alten Spinnerei untergebracht, so wäre im Inneren von dem alten Gebäude nahezu nichts mehr sichtbar. Lange dunkle Flure würden den Innenraum prägen. Die Geschichte des Ortes und der Architektur würde ein Stück weit verloren gehen. Die ehemalige Spinnerei eignet sich vor allem für Räume mit größerem Volumen, temporär genutzte Räume und solche, für größere Gruppen. Kleinteilige Büro- und Unterrichtsräume lassen sich weniger gut in das Bestandsgebäude integrieren. raumKoNzept Die Stadt hört nicht an der Eingangstür auf, sondern zieht sich durch das gesamte Gebäude hindurch. Das Raum-, bzw. Nutzungskonzept für das ehemalige Spinnereigebäude thematisiert Stadt im Haus. Eine lebendige Lernlandschaft mit Plätzen, Höfen und Gassen, die in ihren Nutzungsmöglichkeiten sehr unterschiedliche Qualitäten aufweist, umgibt die neu entstehenden „Häuser“. Die modularen Boxen funktionieren nach dem Prinzip Raum im Raum und folgen der Struktur der Pendelstützen. Zugleich setzen sie sich in ihrer Gestaltung ganz bewusst vom Bestand ab.

LernWerk

72


geBäuDe Die ehemalige Herding Spinnerei wurde im Jahr 1898 nach den Plänen der Architekten

14

,70

20

3,80

3,60 4,42

hen von ca. 3.80m auf. Es handelt sich um einen

62

30

62

4,00

4,00

erbaut. Der viergeschossige Bau weist Raumhö-

3,40

30

Herrmanns & Riemann (Coesfeld und Bocholt)

30

3,60

27

30

3,60

20

Rasterbau mit einem System aus Pendelstützen

,60

11

,70

,30

11

20

12

11

,00

und Kappendecken. Die asymmetrische Form

20

3,60

30

,00

7,80

20

56 ,70

3,60

51 20

3,60

20

Winterswijk, welche unmittelbar am Gebäude

30

ligen Eisenbahnstrecke zwischen Münster und

7,80

3,60

20

30

3,60

des Gebäudes entstand aufgrund der ehema-

23 3,60

20

22

3,60

sind 62 cm dick. Die Gebäudehöhe wird mit ca.

,40

20

3,60

vorbeiführte. Die bestehenden Ziegelaußenwände

3,60

20

18.20 m angegeben.

5,78 5,16

5,16

30

20

BausteiNe Die Boxen stellen Häuser im Haus

62

62

dar. Sie sind in unterschiedlicher Größe nach

1,78

Bedarf des Programms angelegt und frei im Raum

30

62

8,50 9,00

2,36 20

aufgestellt. Sie dienen vor allem dem temporären

3,60

20

20

3,60 20

10

,00

10

3,60

,00

20

Unterricht in Gruppen.

30

3,60 20

34

,00

1,00

3,60

38

,00

20

30

3,60

9,10

7,20 30 20

Das Magazin, das Herz der Stadt, verwahrt die

3,6

3,60 20

4,22

62 30

3,60

3,30

62

geschichtlichen Schätze. Es hat eigene Anforde-

30 4,00

rungen an die Nutzlast, Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, die das alte Gebäude nicht gewährleisten kann. Die besonderen Anforderungen sollen auch architektonisch sichtbar sein. 40 40

6,00 12

,25

20

1,20 20 40

in Form eines farbig gestalteten Turmes in das

1,20

1,20

cati

ona

lVer

sion

Gebäude und durchstößt alle Ebenen. Eine lange

28

1,20 20

18

,40 12

40

,25

2,50

40

7,80

,60 20 40

,50

40 6,80

10

1,20

6,00

12

Obergeschoss.

40

16

6,80

40

14

40

40

Die Treppe setzt sich repräsentativ von außen

,00

1,20 ,00

40

40 56

23

Himmelstreppe führt vom Erdgeschoss bis ins

6

Edu

6,00

20

GS

40 1,20

Das Magazin stellt sich als eigener Baukörper

1,20

1,20 1,20

40

wie ein Parasit an das Gebäude. So wird der Kontrast von neu und alt deutlich. Die Treppe ist überdacht, so dass der Weg auf die unterschiedlichen Geschosse auch bei schlechtem Wetter problemlos möglich ist. Sie ist das Bindeglied zwischen innen und außen, Gebäude und Platz. Die Treppe ist bewusst nach außen gesetzt um in

JugeNDherBerge Die neue Jugendherberge

den Bestand so wenig wie möglich einzugreifen.

bietet drei unterschiedliche Arten von Zimmern,

Der Saal ist gemeinsamer Veranstaltungsort

Doppelzimmer, Familienzimmer und Gruppen-

aller Institutionen. Er stellt sich wie ein Fremdkör-

zimmer. Eine gemeinsame überdachte Dachter-

per ins Erdgeschoss , durchdringt die Decke und

rasse befindet sich im fünften Obergeschoss. Die

hat damit eine Raumhöhe über zwei Etage. Die

Jugendherberge soll Menschen aus der gesamten

große Öffnung zum Kulturplatz, mit einem großen

Region beherbergen, die bald auch mit dem

Fenster, ermöglicht eine beidseitige Bespielung

Fahrrad über die neue Radschnellroute anreisen

der Bühne.

können. ■

73


Bachelor

zeNtrum Für gesuNDheit uND heiluNg – therapiegemeiNschaFt im erholuNgsgeBiet Buocher höhe hanna koSChe // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. dr. mathiaS wirthS + prof. marek nowak

v

isioN Die Vision, eine Therapiegemeinschaft

VISION Behandlungen

Ateliers:

chen Therapieangeboten und sich ergänzenden

unterschiedliche Therapien und sich ergänzende Therapeuten

Therapeuten, war die Grundlage für meine Arbeit.

Seminare

Kunsttherapie unterschiedliche Formen auch für die Anwohner als Ort „zum Auftanken“

zu schaffen, die einen gemeinsamen Blick

auf die Patienten ermöglicht mit unterschiedli-

Ebenso sollten Seminare stattfinden können mit regelmäßigen Angeboten, um die verschiedenen Ebenen des Menschen (physisch, emotional, mental) in Einklang zu bringen. Weitere besondere Elemente bieten die Ateliers mit Kunsttherapie, Gemeinschaftsbildung und Rückzugsmöglichkeiten, Möglichkeiten gemeinsam zu essen und zu kochen, Bezug zur Natur wiederherzustellen und

mit unterschiedlichen Angeboten Erlernen von Techniken für den Alltag

Appartements :

Wohnen:

Möglichkeit zum Übernachten

Platz für die Therapeuten und ihre Familien

Ankommen, Abschalten und Wohlfühlen

Rückzug und Gemeinschaft

Essen:

Bezug zur Natur

Möglichkeit gemeinsam zu Kochen zu Essen oder aber mit Koch Kursangebote eigener Anbau im Garten

Elemente Wasser zur Entspannung Feuer zum Wärmen durch ausreichend natürliches Licht Bewegung an der frischen Luft und ausreichende Frischluftzufuhr in den Gebäuden Erde durch das eigene Anbauen und den Bezug zur Natur natürliche Materialien Nähe und Beziehung zu Tieren auch als Therapiemöglich-

zu integrieren, temporäres Wohnen, mit Möglichkeiten zum Übernachten für Gäste und dauerhaftes Wohnen für die Therapiegemeinschaft. NutzuNgeN Die Therapiegemeinschaft umfasst eine Mensa mit Kochmöglichkeiten, Behandlungsräume, Ateliers für Kunsttherapie und zur individuellen Nutzung, Seminarräume, Wohnen für „Gäste“ und Therapeuten.

Begegnungsräume Orte der Kommunikation

keit

74


stäDteBau Im Erholungsgebiet Buocher Höhe ist schon einiges vorhanden. Dies wurde integriert, neu gestaltet und Neues hinzugefügt, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Es entstand eine Parklandschaft, welche durch das verbindende Element Wasser als Einheit wahrgenommen werden kann, mit Rückzugsräumen und Ateliers, die über das ganze Gelände verteilt sind und sich an einer Stelle zu einem Handwerkerhof formieren. Yoga- und Meditationsflächen sowie Spiel-, Bewegungs- und Sitzmöglichkeiten runden das Bild des Erholungsgebietes ab. 75


Bachelor

eNsemBle Drei Höfe zu bilden mit verschiedenen Eigenschaften war mein Anliegen. So entstand ein Gemeinschaftshof mit Anbindung an die Caféteria, ein Ruhehof als Zentrum der Therapiebereiche und ein Hof für Therapeuten und ihre Familien. Für die Wohnungen entstand jeweils ein eigener Außenbereich, sodass ein Ausgleich stattfinden kann zwischen Rückzug und Gemeinschaft. Das Thema Ruhe und Bewegung spiegelt sich auch in der Architektur wider. ■

76


master Projekte


master

master oF arts prozessarchiteKtur HEUTE HEISST PLANEN NICHT NUR BAUEN,

KompeteNzeN Der Master Prozessarchitektur vermittelt Objekt- und

SONDERN DEN PROZESS VON DER ERSTEN

Prozesskompetenz in allen Projektphasen von der Initiierung bis

IDEE BIS ZUR REALISIERUNG GESTALTEN.

zur Realisierung von Projekten.

DAS GEBAUTE OBJEKT IST SO GUT WIE DER

Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung: Initiierung und

PROZESS, IN DEM ES ENTSTANDEN IST. DIE

Konzipierung von Projekten, Prozessgestaltung & kooperative

WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN WEG

Arbeitsformen (Beteiligungsmethoden, Moderation), Organisation

UND WERK SIND VIELFÄLTIG.

von Träger- und Betreibermodellen

Deshalb geht es im Master Prozessarchitektur

Projektmanagement: Methoden, Techniken und Instrumente zur

vor allem um die Prozessgestaltung – von der Ini-

Projektsteuerung, Prozessdesign, Gestaltung ergebnisoffener und

tiierung über die Organisation bis zur Steuerung

kommunikationsbasierter Arbeitsprozesse, Arbeiten im Projekt-

von Architektur-Projekten.

team, Gruppen- und Selbstmanagement

Die Wechselwirkung von Architektur und

Ressourcenoptimierte Architektur: Nachhaltigkeit in Architektur

Prozess erfordert neue Kompetenzen in Projekt-

und Städtebau, Ressourcenanalyse und –management, Planungs-

entwicklung und Projektmanagement, die im

strategien, Entwurfs- und Umsetzungsstrategien in Gebäudepla-

Masterstudiengang vermittelt werden.

nung, Konstruktion, Material und Gebäudetechnik

Aber natürlich geht es auch um das Bauen: Wie

Grundlagenwissen Immobilienökonomie und Recht: öffentlich-

beeinflusst die Prozessgestaltung die Architektur

rechtliche und private Rahmenbedingungen der Standort- und

und welche neuen Denkweisen erfordert ressour-

Projektentwicklung, Planungs-, Bau- und Gebäudeökonomie ■

cenoptimierte Architektur? Damit qualifiziert der Master für die veränderten Herausforderungen im beruflichen Alltag und

MODULÜBERSICHT

Studieninhalte und -aufbau weitere iNFos uNter www.alanus.edu/architektur.html Master Architektur

eröffnet neue Denkweisen.

Prozessarchitektur richtet sich an Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten, Stadtund Regionalplaner sowie Bauingenieure, die ihre Prozesskompetenz erweitern und vertiefen

4. SEMESTER

stuDieNauFBau Der berufsbegleitende Master

MASTERARBEIT

möchten. An zwei Präsenztagen in der Woche werden anwendungsorientiert Grundlagen und

Projektmanagement

Ressourcenoptimierte Architektur

Ökonomie

Projektmanagement

Ressourcenoptimierte Architektur

Ökonomie

aus zwei Grundlagensemestern, einem Vertie-

Projektentwicklung

Selbstlernzeit (60 ECTS). Das Studium setzt sich

Projektentwicklung

4 Semester mit zwei Präsenztagen pro Woche plus

Recht

Die Studiendauer des Teilzeit-Studiums beträgt

Recht

beitsplätze in unserem Atelierhaus zur Verfügung.

2. SEMESTER

fahrungsaustausch. Den Studierenden stehen Ar-

VERTIEFUNGSSEMESTER

Exkursionen ermöglichen einen lebendigen Er-

fungssemester sowie der Masterarbeit zusammen of Arts (M.A.) ab.

1. SEMESTER

und schließt mit dem akademischen Titel Master

a+ Studium Belegung ausgewählter Module aus dem Bachelor-Studiengang „Architektur und Stadtraum“ (Für Absolventen eines sechs- oder siebensemestrigen Bachelors)

78

GRUNDLAGENSEMESTER

das Wissen wird in Studienprojekten angewandt,

Ressourcenoptimierte Architektur

Lernen. Dafür arbeiten wir in kleinen Gruppen,

Projektentwicklung

auf gegenseitigen Austausch und gemeinsames

3. SEMESTER

eigenständig vertieft. Besonderen Wert legen wir

Projektmanagement

PROJEKTSTUDIUM UND FORSCHUNGSFORUM

Instrumente vermittelt und von den Studierenden


poteNtialräume prof. Swen geiSS // ma 4.1 rahmenbedingungen (naChhaltiger) Standort- & projektentwiCklung // herbStSemeSter 2014

K

In neuerer Zeit führen Veränderungen in der

Hierzu sollten die Teilnehmer je eine Bestand-

Lebensweise, (z.B. Demografie & Mobilität) und

simmobilie [und deren Standort] beispielhaft er-

25 Jahren im Immobilienbestand ein grundsätzli-

veränderte bzw. gestiegene Anforderungen an

fassen, die mit der Immobilie und deren Standort

cher Paradigmenwechsel von der Dominanz der

Größe und Performance von Gebäuden [z.B.

verbundenen Einschränkungen erkennen und die

Neubauten hin zur Dominanz der Altbauten voll-

Nutzflächen, Wärmeschutz, Brandschutz] aber

spezifischen Entwicklungspotentiale als Start-

zogen. Noch nie gab es so viele Gebäude, noch nie

auch Strukturwandel in der Wirtschaft [u.a.

punkt einer Projekteentwicklung in alternativen

so viele alte Gebäude und noch nie so viele leer

Globalisierung, Digitalisierung und Anstieg

Szenarien skizzieren, prüfen und bewerten.

stehende, aus der Nutzung gefallene Gebäude (und

des Dienstleistungssektors] zu immer kürzeren

Grundstücke). Dieses, keinesfalls überraschende

Nutzungszyklen, sodass Gebäude immer schneller

Dokumentation waren die Beschränkungen,

Phänomen, hat vielfältige Gründe, hier seien nur

aus der Erst-Nutzung fallen. Am Ende der Ver-

Ressourcen und Potentiale der Immobilie, des

einige genannt:

wertungskette [nach Zweit-, Dritt und Viertnut-

Standorts und des lokalen / regionalen Kontexts

zung] ‚entstehen‘ dann in suboptimalen Lagen

zu visualisieren, zu bewerten und anschließend

Jahre hat die BRD eine bis dahin nie gekannte

sogenannte Problem- und / oder Schrottimmobi-

in ggf. alternative Entwicklungsstrategien mit

Neubau- und Stadtausbaukultur entwickelt. Nach

len, mit zum Teil ‚negativen Werten‘, d.h., dass der

objektbezogener Projektidee zu überführen und

den Zerstörungen des Kriegs entstand - durch

Abriss und die Entsorgung der Bestandsgebäude

zu konkretisieren.

rege Neubautätigkeit und wachsende Bedarfe - ein

nicht selten den Bodenwert der bebauten Fläche

ungewöhnlich junger Immobilienbestand. Un-

übersteigt.

Jah zum Gebäudekomplex der Wuppertaler Tafel

terstützt wurde dieses Phänomen auch durch die

ziele & iNhalte Aufbauend auf den Arbeitsergeb-

hat die Fragestellungen des Seminars aus unserer

Stadtsanierungen der 60er und frühen 70er Jahre,

nissen vorheriger Studienjahre wollte das Grund-

Sicht beispielhaft interpretiert, beantwortet und

mit denen eine rege Abrisstätigkeit einherging.

lagenmoduls MA 4.1 im oben beschrieben Kontext

mit Inhalt gefüllt. ■ Swen Geiss

oNtext In der BRD und besonders im dicht besiedelten NRW hat sich in den vergangenen

Mit dem Wirtschaftwunder der 50er und 60er

Erst in den späten 70er und frühen 80er Jahren

Aufbauend auf der oben beschriebenen

Die Arbeit von Avila Dietrich und Kathleen

einen differenzierteren Blick auf [kleinere und]

entstand erstmals wieder ein breites Bewusstsein

größere, brachliegende bzw. vakante ‚Nichtwohn-

für das Potential und die Notwendigkeit der In-

immobilien‘ richten, ihre verborgenen Entwick-

standsetzung und Umnutzung von Altimmobilen.

lungspotentiale aufzeigen und diese im Rahmen

Im Zeitgeist wurden erstmals die „Grenzen des

detaillierter Objekt- & Standortanalysen systema-

Wachstums“ thematisiert.

tisch analysieren, bewerten und dokumentieren. 79


UKASTEN

master

wuppertaler taFel aVila dietriCh + kathleen jah // 1. SemeSter

D

er Gebäudekomplex der ehemaligen IMO-

Über eine intensive Analyse mit Schwerpunkt

dieser Bausteine wird eine vielfältige und flexible

auf dem Objekt, der Geschichte, dem Kontext

zukünftige Nutzung realistisch. Die Möglichkeit

gen im Wuppertaler Stadtteil Barmen, ging vor

und der Architektur, erfolgt die Annäherung

der schrittweisen Entwicklung und Realisierung

einigen Jahren als Schenkung an die Wuppertaler

an den Gebäudekomplex und seine Potentiale.

kommt der Tafel und ihrem Konzept ganzheitlich

Tafel über. Der, über Jahrzehnte, gewachsenen Ge-

So werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten

entgegen.

bäudekomplex lässt sich als ein Mosaik verschie-

vergangener und aktueller Nutzungen deutlich

denster architektonischer Gebäude bezeichnen.

und ermöglichen eine ganzheitliche Entwicklung

weise und nachhaltig, in Bezug auf Architektur

Werke, eine insolvente Großdruckerei, gele-

Es gilt auch in Zukunft die Entwicklung schritt-

für die Zukunft. Das Sinnbild des Mosaiks lässt

und Ressourcen, erfolgen zu lassen. Dabei ist

xes äußert sich in einem Leerstand von nahezu

sich neben der Architektur auch auf die vielfältige

neben einem zukunftsfähigen, funktionalen

50%. Dieser dauert seit nun mehr als 16 Jahren

Nutzung der Tafel projizieren.

Architekturkonzept, ein behutsamer Umgang mit

Die aktuelle Problematik des Gebäudekomple-

an. Die im Rahmen der Schenkung vertraglich

Aufbauend auf die Analyse ist ein strategischer

dem Bestand besonders zu beachten. Nur so kann

festgehalte Nutzung der Räumlichkeiten, welche

Baukasten entstanden. Die Unterteilung des

sichergestellt werden, dass die architektonische

ausschließlich sozio-kulturellen Einrichtungen

Baukastens in die drei Themenfelder Wohnen,

Geschichte der Gebäude weder verwischt noch

bzw. Projekten vorbehalten ist, erschwert zum

Werkstätten und externe Partner ermöglicht die

entwürdigt wird. ■

Teil die Entwicklung und (Um-)Nutzung der

Entwicklung von unterschiedlichen Bausteinen,

Gebäude.

basierend auf den drei Funktionsprofilen. Anhand

80

+


siNNlichKeit uND iDee eiNes ortes – ruDolFplatz zwischeN wuNsch uND wirKlichKeit dominiQue buChmaier // ma 3.1 projektStudium und forSChungSforum // prof. Swen geiSS + prof. dr. florian kluge // 2. + 3. SemeSter

a

NliegeN Mein Anliegen an das Projekt Rudolplatz liegt in der Spannung dieses Ortes.

Seit Jahren verkommt einer der zentralen Plätze in der Kölner Innenstadt, gelegen an der Aachener Straße und den Ringen Kölns. Die Gebäude werden sich selber überlassen, da die Uneinigkeit der Eigentümer über mögliche Entwicklungswege das Gebäudeensemble in eine scheinbar aussichtslose Situation gebracht hat. Es handelt sich um eine Gruppe aus mehreren Gebäuden, deren Zustand von besonders erhaltenswert über sanierungsbedürftig bis hin zu abrissreif reichen. Dennoch finden sich viele Qualitäten an und zwischen den Bauten, die den Ort zu dem machen, was er ist: vielschichtig, schnelllebig, durchströmt, unbekümmert, manchmal besonders laut oder leise, auch hässlich. Gerade in ihrer Unscheinbarkeit sind die Gebäude authentisch und zeigen so ihre Schönheit und Anziehungskraft. Diese Beobachtung beschreibe ich mit dem Begriff der Sinnlichkeit eines Ortes. In der Bearbeitung des Projekts näherte ich mich im ersten Schritt dieser Wahrnehmung an, um im Projektverlauf die eigene Idee des Ortes immer weiter zu erkunden und aus zuformulieren. Der bewusste Umgang mit Architektur und Raum, der Materialität, der Atmosphäre und der Beteiligung der Bürger am Gestaltungsprozess führt zu einem Mehrwert für die Gesellschaft.

KoNzept Das Konzept für das Programm am Rudolfplatz spannt sich zwischen den vielen Facetten und Schichten einer Stadt auf: zwischen Wünschen und Wirklichkeiten der Bewohner, oBDachloseNhilFe

der Besucher, der Touristen, der Investoren, der Planer, der Interessierten. Stadtentwicklung an diesem innerstädtischen Standort wird von vielen entscheidenden Faktoren und noch mehr Fragestellungen und Problemen beeinflusst. Zunächst geht es um die Einbettung in den städtebaulichen Kontext im Bezug zu

NutzuNgsmischuNg

apple store

BiomarKthalle

laDeNloKale

Nachbarschaften, Typologien, Gebäudebeständen, Verkehrsachsen, Freiräumen, Geschossigkeiten und weiteren ortsbezogenen Gegebenheiten. Außerdem ist die Nähe zu unzähligen Infrastruktureinrichtungen in der Entwicklung des Nutzungskonzeptes zu berücksichtigen, da die Revitalisierung des Gebäudeensembles immer

Kino

wohNeN

raDsaloN

wohNeN

KiNohaus

ecKBox

parKpalette

wohNriegel

Gebäudebestand ist insbesondere deshalb bewusst

insg. 3200 m2

insg. 2180 m2

insg. 2000 m2

insg. 3265 m2

auf Umnutzung, Abriss, Erhalt oder Neubau zu

mit Blick auf das Vorhandene geschieht. Der

81


immobilienökonomisches betreibermodell

prüfen, da die Reaktivierung des Ortes eng mit der Identifikation von alter und neuer Bausubstanz verwoben ist. Ein immobilienökonomisches Betreibermodell kann neue Wege zur Finanzierung und gemeinschaftlichen Entwicklung des Projektes aufzeigen. Die Atmosphäre von Architektur und Freiraum entsteht sowohl zwischen, als auch in den Neubau- und Bestandsgebäuden. Qualitätvolle Eigenschaften richten sich nach den Bedürfnissen, Bedingungen und Möglichkeiten des Ortes. Sie haben immer den Nutzer und den bewussten Umgang mit Materialitäten und Ressourcen als treibende und maßgebliche Voraussetzung zum Ziel.

82


rudolfplatz hahnentorburg

haltes te

lle rud

olfplatz

rtg.

eckbox

passage

wohnriegel sanierte bestandsgebäude

neum

arkt

parkpa le

tte gässch

en

plaza

hahnenstraße

laubengang

habsburgerring

gesamtes ringeck: Kleinsteinpflaster

tzt s hau schü kino malge k den

el

est

lt ha

atz

fpl

dol

u le r

pilgrimstraße

lageplan

ansicht von plaza + 22,00

+ 19,00

+ 15,00 + 13,50

+ 13,00

± 0,00

resümee Zu Beginn meines Projektes hätte ich nicht vom Ringeck mit seinen individuellen

Schnitt

Stadt- und Gebäudetypologien als Ergebnis ausgehen können. Durch Umwege, Abwege, Kreisbewegungen, Rückwärtsbewegungen, Schleifen, Schicksale und Zeitungswege habe ich mein Projekt zwischen Wunsch und Wirklichkeit angereichert. Die Freude an Architektur und Stadtentwicklung haben dabei die Lust gespeist, zum Ziel zu kommen. Das Ringeck mit dem Wohnriegel, dem Kinohaus, der Parkpalette, der Eckbox und den parasitären Bauten spiegelt meine Ambition an die Sinnlichkeit und Idee eines Ortes wieder. Vorhandenes prägt und wird durch Neues ergänzt. Kunst und Kultur bespielen den Ort und die Menschen erwecken ihn zu neuem Leben. ■

ansicht wohnriegel von passage

83


master

„wir wareN zuerst Da !“ – BausteiNe Für eiN NachBarschaFtliches miteiNaNDer max weSter // ma 3.1 projektStudium und forSChungSforum // prof. Swen geiSS + prof. dr. florian kluge // 2. + 3. SemeSter

i

n der heutigen Zeit beschäftigen wir uns überwiegend mit uns selbst und das obwohl wir räumlich immer näher zusammen-

rücken. Das Individuum scheint keinen Platz mehr zu finden, sich auszubreiten, ohne irgendwo „anzuecken“. Überall gibt es Menschen und man kommt nicht darum herum mit ihnen zusammen zu leben oder zu arbeiten. Leben und Arbeiten an einem Ort zu vereinen ist in Deutschland kein Muss. Früher war es viel weiter verbreitet, dass Menschen dort gearbeitet haben, wo sie lebten, doch im Jahr 2014 ist das sicherlich weniger der Fall. Mobilität macht es möglich. Die Menschen wollen nicht dort leben wo sie arbeiten, sondern eher dort, wo sie nicht arbeiten und wo nicht gearbeitet wird. Gleichzeitig nimmt aber die Verschmelzung von Arbeiten und Leben gerade im Rheinland zu. Also ist die Überlegung naheliegend zu untersuchen, wie Arbeiten und Wohnen zusammenpassen könnten. Warum wird beim Wohnen so viel geregelt und entwickelt, während sich der Staat beim Gewerbe zurück hält? Ungeplante, produzierende Gewerbeagglomerationen machen es dem Stadtplaner schwer. Aber warum sind bestimmte Unternehmen an bestimmten Standorten? Die allermeisten Unternehmen, die sich innerhalb von Städten und Gemeinden finden, haben eine lange Firmengeschichte. Auch wenn der Standort heute nicht mehr ideal erscheint, hat er sich meist aus der Historie so ergeben. Heute wird der optimale Standort eines Unternehmens anders hergeleitet: Er ist die logische Konsequenz aus rein wirtschaftlichen Aspekten. Wenn jedoch kein wirtschaftlicher Mehrwert an einem Standort wie z.B. ein städtischer Kontext gegeben ist, dann verschwinden auch die Unternehmen und damit die Arbeitsplätze. Es sollte also im Interesse der Städte sein, Wohnen und Arbeiten räumlich zu vereinen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen und Unternehmen an einen Standort zu binden. Zum einen durch wirtschaftliche Vorteile aber auch durch Mehrzielprojekte, bei denen man Synergien erzeugt und nutzbar macht. Alternative Formen des „gemeinschaftsorientierten Wirtschaftens“ könnten in den Städten vermehrt für Entspannung und ggf. für gegenseitige Gewinne unter den Menschen sorgen. Viele Menschen erkennen Störfaktoren wie Lärm erst dann, wenn sie sich selber belästigt fühlen. Ist jedoch ein persönlicher Bezug zum Verursacher bzw. dem Unternehmen gegeben, ist die Schwelle der Belastbarkeit höher. Doch sicherlich gibt es auch hier Grenzen. Der gefühlte und der tatsächliche Lärm sind unterschiedliche Dinge. Und genau an diesem Punkt will die Arbeit ansetzten. Sie möchte aus solchen Konflikten wie Lärmbelästigung nicht nur den Lärm wegnehmen sondern auch versuchen, eine neue Perspektive auf das Miteinander geben. Sie ist ein „Blumenstrauß“ von Ideen und Vorschlägen, welche mit den einzelnen Interviewpartnern der beteiligten Firmen entwickelt und teilweise in Gesprächen besprochen und reflektiert wurden. ■

84


ABSCHNITT ABLAUFSCHEMA ANWENDUNG BAUSTEINE

1 1.1

MASSNAHMEN

SOLL

AKUTER KONFLIKT

JA

KONFLIKTANALYSE

NEIN

JA

NEIN

1.2 POTENTIELLER KONFLIKT

KONZEPT

KONFLIKT

SYNERGIE

JA

2.1

NEGATIV

1

2

3

4

KONFLIKTANALYSE

GEEIGNETE BAUSTEINE AUSSUCHEN

ABGESTIMMTES KONZEPT

ERGEBNIS KONTROLLIEREN

KORREKTIVE BAUSTEINE

JA

2 NEIN

BAUSTEINE AUSSUCHEN

JA

NEIN

JA

2.2 PRÄVENTIVE BAUSTEINE

NEIN JA

JA

3 ABGESTIMMTES KONZEPT JA

4 NEIN

arbeitsschemata und Skizzen zum prozessverlauf

45

ERGEBNIS KONTROLLIEREN

4.1

4.2

4.3

NEGATIV

SYNERGIE

SOLL-ZUSTAND Grafik von a

85

ester


master

gemeiNschaFtlich wohNeN: wie uND wo FiNDet gemeiNschaFt statt? prof. brigitte SCholz // ma 2.1 grundlagen der projektentwiCklung

s

eit gut 20 Jahren gibt es sie: die neuen Baugruppen in deutschen

gemeinsamen Zusammenleben zurückblicken

Großstädten, die sich als Bauherrengemeinschaften finden, mit

können. Nach Auswertung der Internetseiten

einem Investor zusammenarbeiten oder eine Genossenschaft grün-

und Publikationen zu den Projekten gaben

den, um ihr Ideal des Wohnens von Anfang an in die eigene Hand

Hausbesuche einen Einblick in den Wohnalltag.

zu nehmen. Sie lassen als Gegentrend zur Individualisierung der

Doch damit nicht genug: In einem standardisier-

Gesellschaft eine neue Art von Gemeinschaft jenseits von Familien-

ten Interview mit Bewohner/innen bekamen die

zusammenhängen und freundschaftlichen Netzwerken entstehen.

Studierenden Informationen aus erster Hand und

Dabei ist der Grad der Solidarität und gemeinsamen Werte von

einen lebendigen Eindruck des Alltagslebens.

Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich. Die Motive zum gemein-

Die wohNproJeKte

samen Bauen und Wohnen reichen von der Kostenersparnis bis zur

Philia, Köln

Verwirklichung ideeller Ziele in Zusammenleben und Ökologie.

Ledo, Mehrgenerationenwohnen GAG, Köln

Welcher Impuls führt die Wohnprojekte zusammen und wie

DreiLessiDrei, Mietshäuser Syndikat, Köln

funktionieren diese Gemeinschaften im Alltag? Dieser Frage

Wohnen mit Alt & Jung, Köln

gingen die Studierenden im Seminar nach und untersuchten sechs

Amaryllis, Bonn

Wohnprojekte in Köln und Bonn, die auf langjährige Erfahrung im

Karmelkloster, Bonn Die ForschuNgsFrageN Impulsgeber: Mit welchen Motiven hat sich das Wohnprojekt gegründet?

karmelkloster bonn pützchen

Was sind die tragenden Ideen der Gemeinschaft? Gemeinschaftliche Orte: Wo trifft sich die Gemeinschaft? Gibt es besonders wichtige Orte? Waren diese Orte geplant oder gab es Überraschungen? Geteilte Güter: Welche Güter werden in der Hausgemeinschaft geteilt – von der Waschmaschine bis zum Auto? Nach welchen Regeln wird geteilt? Was funktioniert gut, was nicht? Teilhabe: Wie oft trifft sich die Gemeinschaft? Gibt es eine feste Aufgabenverteilung? Finden bestimmte Veranstaltungen statt, gibt es besondere Rituale oder anderes? Die ergeBNisse Ein häufiges Motiv für das Zusammenleben ist der Wunsch, im Alter eine neue Gemeinschaft jenseits der Familie zu finden und generationenübergreifend zu wohnen. Dabei kann das Thema der Inklusion von Menschen mit Handicap eine besondere Rolle spielen (Mehrgenerationenwohnen Ledo), die Idee der Gemeinschaft mit hohen ökologischen Ansprüchen gepaart sein (Amaryllis) oder sogar eine Pflegeeinrichtung in das Haus integriert werden (Wohnen mit Alt & Jung). Die Gemeinschaft kann auch von einer geistigen Haltung getragen werden, wie die Philia mit ihren anthroposophischen Wurzeln zeigt, oder ganz praktisch im alltäglichen Miteinander entstehen (Karmelkloster). Für die gemeinschaftlichen Orte ergibt sich ein klares Bild: Das „Herz“ der Projekte sind die Gemeinschaftsräume. Besonderes Lob finden zentral gelegene, attraktive Räume, die auch eine ungezwungene Begegnung ermöglichen und beispielsweise leicht vom gemeinsamen Hof aus zugänglich sind. Gästezimmer übernehmen eine

86


bonn amaryllis: gemeinschaftlich wohnen in einer genossenschaft

Servicefunktion für die Gemeinschaft, ebenso wie die gemeinsame

Verwaltung der Gemeinschaftsräume (Philia,

Nutzung einer Werkstatt oder die geteilten Fahrradabstellräume

Karmelkloster). Im Investorenmodell wird der

und Tiefgaragen. Wichtige Begegnungsorte sind Eingangs- und

Bau durch einen Investor realisiert, die Bewohner

Treppenhausbereiche ebenso wie die Gemeinschaftsgärten und

sind Mieter und ebenfalls in einem Bewohner-

-höfe. Richtige Überraschungen für gemeinschaftliche Orte gab es

verein organisiert, der auch über die Belegung

zu unserer Überraschung leider keine. Oder wir haben sie noch

der einzelnen Wohnungen entscheidet (Ledo,

nicht entdeckt.

Wohnen mit Alt & Jung). In der Genossenschaft

Bei den Gütern werden Dinge des Alltags wie Gartengeräte

gilt genauso wie im Mietshäuser-Syndikat der

geteilt, aber auch ressourcenintensive Gerätschaften wie Waschma-

Grundsatz der Selbstverwaltung in allen Berei-

schinen oder Autos. Teuer in der Anschaffung, platzintensiv in der

chen – von der Hausverwaltung bis zur Nutzung

Nutzung ist hier schnell der Mehrwert des Teilens erkennbar, aber

der Gemeinschaftsräume, also maximale Mit-

auch die Einschränkung in der individuellen Verfügbarkeit. Es wun-

und Selbstbestimmung (Amaryllis, DreiLes-

dert deshalb nicht, dass die Idee der geteilten Güter insbesondere

siDrei). In allen Projekten lassen sich Feste und

in Projekten jenseits des Wohnungseigentums verfolgt wird. Die

gemeinsame Essen als Rituale finden, die zur

Bereitschaft zum CarSharing ist beispielsweise eine der Vorausset-

Festigung der Gemeinschaft beitragen.

zungen zum Eintritt in die Genossenschaft Amaryllis. Und auch

Gemeinschaft ist vielfältig – das zeigen die

im Mietshäuser-Syndikat „DreiLessiDrei“ wird konsequent geteilt,

untersuchten Beispiele deutlich. Sie konstituiert

allerdings eher im Sinne einer Wohngemeinschaft: Das kleine Haus

sich aus einer gemeinsamen Idee. Die Architek-

funktioniert als große Wohngemeinschaft mit gemeinsamer Küche,

tur übersetzt diese Idee in eine bauliche Gestalt

Bad und Hof. Und in beiden Projekten setzen die Bewohner auf

und hilft ihrer weiteren Entwicklung – oder

Selbstverwaltung, ohne selbst Eigentümer zu sein. Womit wir beim

behindert sie. Diese Wechselwirkung zwischen

Thema Teilhabe wären.

baulicher und sozialer Gestalt ist eine zentrale

Für die Frage der Teilhabe sei kurz die Rechtsform der Wohnprojekte angesprochen. In den untersuchten Projekten haben wir drei

Frage der Prozessarchitektur. Die ausführliche Dokumentation der Projekte

Modelle gefunden: die Wohnungseigentümergemeinschaft der

mit Lageplänen, Grundrissen und einer Vielzahl

individuellen Bauherren, das Investorenmodell sowie die Genos-

von Detailinformationen ist im Fachbereich

senschaft bzw. das Mietshäuser-Syndikat. Bei den Wohnungsei-

Architektur erhältlich. ■ Brigitte Scholz

gentümergemeinschaften ist ein Bewohnerverein zuständig für die 87


master

x-Berg 2.0 – umNutzuNg postBaNK-hochhaus, hallesches uFer 40-60, BerliN

perspektive – buntes hochhaus

paula a. kurz // ma 3.2 maSter-arbeit // prof. brigitte SCholz + prof. Swen geiSS // 4. SemeSter // Cg-preiS kategorie projektentwiCklung

a

usgangspunkt der Masterthesis war die geplante Umnutzung

Postbank-Hochhaus

des ehemaligen Postbank-Hochhauses in Berlin-Kreuzberg. Die

Grundstück: 31300qm

CG-Gruppe, eine mittelständische, deutschlandweit agierende

Bebaute Fläche: 9900qm

Unternehmergruppe der Immobilienwirtschaft und neue Besitzerin

Geschossfläche Hochhaus: 26000qm

des Gebäudes, hatte im Frühjahr 2014 Nachwuchs-Architekten

Höhe Hochhaus: 89m mit 23 Geschossen

zu innovativen Ideen für ihr Revitalisierungsprojekt eingeladen.

Erbaut: 1971

Aufgabe war die Neukonzeptionierung des ehemaligen PostbankHochhauses in Berlin-Kreuzberg, das ab 2016 für eine neue Nutzung zur Verfügung stehen wird. Gesucht wurden Ideen in den Kategorien Revitalisierung, Neubau, Städtebau und Freiraumplanung sowie Projektentwicklung. Insgesamt nahmen 60 MasterStudierende aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Ukraine an dem Wettbewerb teil. 88


»Stadt iSt VerdiChtete unterSChiedliChkeit, will heiSSen: Sie iSt daS gemeinSChaftliChe produkt indiVidueller aneignung… daS urband alS die einheit auS widerSprüChen, alS ort deS zuSammenprallS und der konfrontation.« Aus: Arch+, 201/202, Recht auf Stadt, 03/2011, Lefébvre zitiert nach Chr. Twickel, Seite 94/95

Das Konzept zu X-Berg 2.0 wird von der Vision getragen, die Vielfältigkeit Kreuzbergs als „verdichtete Unterschiedlichkeit“ in die Vertikale zu spiegeln. Dadurch entsteht: Ein Ort der kurzen Wege, da unter einem Dach gewohnt und gearbeitet wird. Ein Ort der interessanten Nachbarschaften, da soziale Vernetzung zwischen den Nutzern gelebt wird. Ein Ort, der sich ständig weiter entwickelt, da durch Kunst und Kultur ein kreatives Wachstum angestoßen wird.

postbank-hochhaus – bestandsfotos

89


master

ihre individuellen Vorstellungen und Bedürfnisse,

Gelände. Den Impuls setzt das Hochhausgebäude,

Rechtsform einer Genossenschaft gewählt, die

bezüglich des Zusammenlebens, austauschen

das unterschiedliche Arten von Wohnen, Arbeiten

via Erbbaurecht die Gebäude von einer Stiftung

und vernetzten. So können sich neue Potenziale

und Kultur aufnimmt. Parallel dazu wird das

pachtet und mit einer Mischnutzung umnutzt

ergeben, hinsichtlich der Raumbelegung (z.B.

Gesamtgrundstück neu aufgeteilt und schrittwei-

und neu bebaut. Dadurch kann sich eine verdich-

Nutzungsüberlagerungen), bei der Selbsthilfe

se in Anlehnung an den typischen Berliner Block

tete Unterschiedlichkeit auf dem Grundstück von

im Innenausbau oder bei nachbarschaftlichen

neu bebaut. Überzeugend ist die Haltung, mit

X-Berg 2.0 als Gemeineigentum der Gesellschaft

Handreichungen aller Art.

dem Modell der Genossenschaft die Entwick-

Um dieses Ziel zu verwirklichen wurde die

am Halleschen Ufer etablieren. Für die Zeit des

So kann sich ein agiles und lebendiges Szenario

lung von Anfang an in die Hände der künftigen

Aufbaus der Genossenschaft ist eine Zwischen-

im Hochhaus etablieren, das die bunte Kreuz-

NutzerInnen zu legen. Diese Haltung würdigte

nutzung des Hochhauses für eine Dauer von

berger Mischung des Quartiers im Vertikalen

die Jury des CG-Preises mit dem 1. Platz in

15 Jahren geplant, um so das Kapital für eine

widerspiegelt.

der Kategorie Projektentwicklung. Neben einer Studienunterstützung in Höhe von 1500 Euro

Totalsanierung zu erwirtschaften. Bei der Planung

Diese schrittweise Entwicklung kombiniert

hierzu wurde davon ausgegangen, dass die jewei-

die Weiternutzung des bestehenden Hochhauses

erhielt die Gewinnerin, Paula Kurz, ein Praktikum

ligen Nutzer sich im gegründeten Verein über

mit Neubau und Umbau auf dem umliegenden

in einem Berliner Architekturbüro. ■

träger und betreibermodell

90


grundriss etage a

grundriss etage b

91


master

ForschuNgsproJeKt BauKultur KoNKret projektbearbeitung: prof. dr. florian kluge, prof. Swen geiSS + dipl.-ing. miriam hamel

g

emeinsam mit dem österreichischen Verein LandLuft – Verein

t

sowie der öffentlichen Baukulturdiskussion andererseits;

dem Leipziger Büro für urbane Projekte haben Florian Kluge und Swen Geiss, Professoren am Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule, den Zuschlag für das Forschungsprojekt „Baukultur konkret“ erhalten. Die Arbeitsgemeinschaft arbeitet im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und

Untersuchung geeigneter Kommunikationswege und -formate zur Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsarbeit einerseits

zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen und t

Produktion von Visionen, Bildern, Impressionen, Piktogrammen und Skizzen, um externe Sichtweisen auf den Ort festzuhalten und die baukulturelle Phantasie anzuregen. In das Workshopprogramm eingebunden waren als Forschungs-

des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-

stipendiaten acht Bachelor- und Masterstudenten sowie Alumnis

torsicherheit; die Bundesstiftung Baukultur begleitet das Vorhaben.

des Fachbereichs Architektur, die im Rahmen eines Bewerbungs-

Aufgabe des interdisziplinären Forschungsteams ist es, Baukultur-

verfahrens ausgewählt wurden. Mit dieser Unterstützung wurden

initiativen im ländlichen Raum sowie in Klein- und Mittelstädten

in einem Workshop vom 9. bis 11. Oktober alle Aufgaben sukzessive

zu identifizieren, die bereits gute Ansätze in Sachen Baukultur

abgearbeitet. Auftakt und Abschluss des Workshops waren dabei

gezeigt haben, aber noch Hindernisse überwinden müssen, um

öffentlich, um zunächst Zielrichtung und Arbeitsmethodik des Pro-

flächendeckend, dauerhaft und strategisch für Baukultur in der

jekts und abschließend Erkenntnisse und Ergebnisse der Werkstatt

Gemeinde einzustehen. Baukultur im Sinne des Forschungsprojekts

zu präsentieren und diskutieren. Das sehr dichte Programm wurde

umfasst drei Dimensionen: Zunächst eine qualitätvoll gestaltete

allerseits als äußerst anregend und gewinnbringend eingestuft.

bauliche Umwelt, darüber hinaus die Verfahren, Instrumente und

Die Initiative wird die vielschichtigen Erkenntnisse sortieren und

Prozesse, die zu diesem Ziel führen sowie eine allseits geteilte gesell-

gemeinsam mit dem Forschungsteam evaluieren, bevor mit frischer

schaftliche Übereinkunft, in der genau diese Qualitäten gedeihen

Energie die neu entwickelten Konzepte und Aufgaben angegangen

können.

werden.

Seit Januar 2014 arbeiten Prof. Dr. Florian Kluge, Prof. Swen

Um vor Ort die größtmögliche Aufmerksamkeit für die Aktivitäten

Geiss und Miriam Hamel nun im Forschungsteam mit den Kollegen

zu erregen, wurde das Workshopprogramm durch eine künstle-

aus Leipzig und Österreich. In drei Pilot- und 15 Folgeprojekten

rische Intervention begleitet: Das alte Lehrerhaus – ein baukul-

geht es darum, lokale Baukulturinitiativen aufzugreifen und diesen

turelles, wenn auch baufälliges, Kleinod – wurde für drei Tage in

in kurzen Intensiv-Einsätzen zu mehr Dynamik, Breitenwirkung

goldene Folie eingepackt. Damit gelang es nicht nur, den Blick auf

und Akzeptanz zu verhelfen. Die dabei anzuwendenden Formate

wertvolle Bausubstanz zu lenken, sondern auch, den Bürgerdialog

– zum Beispiel Bürgergruppen, Ausstellungen, Runde Tische,

zu eröffnen und zum Baukulturworkshop einzuladen.

temporäre Aktionen oder Workshops – werden im Rahmen des

Im November fand die Pilotphase des Forschungsprojekts im

Projekts entwickelt und in den Pilotprojekten ausprobiert. In den

Rahmen einer öffentlichen Werkstatt ihren Abschluss. In verschie-

Folgejahren 2015 und 2016 sollen die erprobten Formate in den

denen moderierten Runden wurden Vorgehensweise, Erkenntnisse

weiteren Projekten Anwendung finden, bevor das Projekt Ende

und Schlussfolgerungen aus den drei Pilotprojekten diskutiert.

2016 abgeschlossen wird.

Darauf aufbauend wurden die nun folgenden Schritte skizziert –

Als erste Pilotprojekte wurden Dingden, Bischofswerda und

denn das Projekt wird weitergehen: 2015 und 2016 sollen weitere

Baiersbronn ausgewählt, wobei Dingden federführend vom

15 Baukulturinitiativen in ihrer Arbeit unterstützt werden. Das

Forschungsteam der Alanus Hochschule betreut wurde. In Dingden

Bewerbungsverfahren hierfür steht allen interessierten Initiativen

gibt es bereits seit mehreren Jahren vielfältige Baukultur-Aktivitäten.

unter www.baukulturinitiative.de offen, um Teil des Forschungspro-

Der Verein „Dorfentwicklung Dingden“ hat zahlreiche Veranstal-

jekts zu werden und somit die Unterstützung des Forschungsteams

tungen und Projekte initiiert, wie Architekturwerkstätten und

und überregionale Aufmerksamkeit zu erfahren. Das tatsächlich

-sprechstunden, die BauKulturstelle Dingden, die Neugestaltung

vor Ort durchzuführende Programm wird in enger Abstimmung

Kirmesplatz, geführte Dorfspaziergänge und Runde Tische mit Bau-

mit den lokalen Akteuren festgelegt. Auf Grundlage einer großen

kulturexperten. In intensiven Gesprächen vor Ort wurden mehrere

Bandbreite von möglichen Formaten (Bürgerversammlungen,

Themenbereiche identifiziert, in denen die Unterstützung durch das

Ausstellungen, Interventionen, Strategie- / Entwurfsworkshops,

Forschungsteam erfolgversprechend erschien:

Konzeptentwicklung, Moderationsverfahren, Exkursionen etc.)

t

Gemeinsame Ortsanalyse, um interne und externe Sichtwei-

wird individuell entschieden, welche Konzeptbausteine geeignet

sen auf den Ort zu diskutieren sowie Potentiale, Schwächen,

erscheinen, die lokalen baukulturellen Aktivitäten voranzubringen.

Chancen, Themen und Fragen zu identifizieren; t

92

Eine übergreifende Auswertung der Zusammenarbeit mit den In-

Entwicklung einer übergeordnete Strategie zur Bündelung der

itiativen wird ab 2016 erfolgen. In der Sammlung und Analyse der

baukulturellen Aktivitäten, die in einem gesamträumlichen

Projekte wird sich zeigen, welches typische Akteurskonstellationen

Konzept, einer priorisierenden Maßnahmenliste sowie einer

sind, unter welchen Rahmenbedingungen sie erfolgreich agieren

Zeitachse für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen

und in welcher Weise unterstützende Maßnahmen hilfreich waren,

Ausdruck findet;

um die lokale Baukultur voranzutreiben. ■ Florian Kluge


93


master

proJeKtBeteiligte auFtraggeBer: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn auFtragNehmer: Arbeitsgemeinschaft „Baukultur konkret“ t

Büro für Urbane Projekte, Leipzig vertreten durch Björn Teichmann, Wolfram Georg und Andreas Paul

t

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Fachbereich Architektur, Alfter vertreten durch Prof. Dr. Florian Kluge (Lehrgebiet Projektmanagement), Prof. Swen Geiss (Lehrgebiet Architektur und Ressourcen) und Miriam Hamel

t

Landluft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen vertreten durch Roland Gruber (Vors.), Judith Leitner, Josef Mathis, Thomas Moser und Roland Wallner

Das Forschungsvorhaben „Baukultur konkret“ wird in enger Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Baukultur durchgeführt. iNFormatioNeN zum proJeKt: http://www.baukulturinitiative.de/ ForschuNgsstipeNDiateN Des FachBereichs architeKtur: Claudius Bäuml, Peter Baumgardt, Dominique Buchmaier, Elias Cores-Schley, Avila Dietrich, Simon Koolmann, Julian Meißner, Sonja Siewert

94


Diplom Projekte


Diplom

ort oDer Nicht-ort Sonja Siewert // diplomarbeit // prof. Swen geiSS + prof. marek nowak

a

nonym und kalt, gesichts- und geschichts-

Gemeinsames verbindet sie. Der Bezug zur umge-

los – so beschreibt der Ethnologe Marc Augé

benden Landschaft wird häufig nur noch über Na-

in seinem Klassiker „Nicht-Orte“ von 1992 die

men und Zeichen hergestellt („Willkommen im

sinnentleerten Funktionsräume der Moderne wie

Ahrtal“), regionale Besonderheiten, Bauweisen

Flughäfen, Supermärkte, Bahnhöfe oder Hotel-

oder Produkte spielen keine Rolle. Im Gegenteil –

ketten. Im Gegensatz zu historisch gewachsenen,

die Verwendung bekannter globaler Marken soll

städtischen Räumen besitzen Nicht-Orte keine

beim Kunden für ein Gefühl der Geborgenheit

gemeinsame Vergangenheit mit den Menschen,

und Vertrautheit sorgen.

die sich in ihnen bewegen. Sie stiften keine indi-

Die Anonymität dieser Orte kann jedoch auch

viduelle Identität und schaffen Einsamkeit und

ihre eigenen Reize haben: Gerade die Abwesenheit

Gleichförmigkeit.

der vertrauten sozialen Strukturen erlaubt den

Auch Autobahnraststätten sind solche Nicht-

Benutzern ein Spiel mit ihrer eigenen Identität,

Orte. Als reine Transiträume dienen sie genau

die Freiheit, sich ohne soziale Zwänge in neuen

definierten Zwecken. Ihre Benutzer werden auf

Rollen auszuprobieren.

ihre Funktion als Passagiere reduziert, nichts

96


eNtwurFsBeschreiBuNg Unter einer gemeinsa-

spiegelbildlich angelegte Anlage vor, gemeinsam

men Dachhaut aus Aluminium werden in der

bilden die beiden korrespondierenden Objekte

Neuplanung der Autobahnraststätte Sauerland

eine Klammer um den innenliegenden Verkehrs-

Ost die Funktionen Tankstelle und Shop, Restau-

bereich.

rant, Cafébar, Sanifair-Anlage, Motel sowie eine

Die Erschließung und Gliederung der ver-

separate Bar für LKW-Fahrer angeboten. Der

schiedenen Funktionsbereiche erfolgt durch drei

langgezogene, eingeschossige Gebäudekomplex

Durchgänge: Hinter dem Tank- und Verkaufs-

unterstreicht in seiner äußeren Form und Materi-

raum erfolgt der direkte Zugang zur Sanifair-

alität die Themen Dynamik, Geschwindigkeit und

Anlage sowie zum hinter dem Gebäude liegenden

Verkehr. Kontrastierend hierzu vermittelt der

Park. Der Haupteingang in der Mitte des Ge-

Innenbereich, in dem Holz das dominierende

bäudes bildet die Trennung von Restaurant und

Material darstellt, eine Atmosphäre der Ruhe und

Motel und erlaubt ebenfalls den direkten Zugang

Wärme. Das gleiche Gegensatzpaar spiegelt sich

zur Parkanlage. Den Motels vorgelagert ist eine

in den Außenbereichen vor und hinter dem Ob-

Cafébar, die gleichzeitig als Rezeption und Früh-

jekt wider: Der rund 200m lange Komplex bildet

stücksbereich für die Motelgäste dient. Die dritte

sowohl optisch als auch akustisch eine „Trenn-

Öffnung am Ende der Anlage bildet die Trennung

scheibe“ zwischen der lauten und lebendigen

zwischen den Motelzimmern und der am Ende

Verkehrszone und dem parkartigen Erholungs-

des Komplexes liegenden Bar für LKW-Fahrer, die

bereich, in dem sich als einziger freistehender

über eine separate Sanitäranlage verfügt.

Baukörper eine Kapelle als Symbol der Ruhe

Die optische Gliederung der Funktionsberei-

und Besinnung befindet. Die Planung sieht für

che wird durch die Anordnung der außenlie-

die gegenüberliegende Seite der Autobahn eine

genden Holzscheiben unterstrichen, die einen

97


Diplom

98


konisch zulaufenden Gang entlang des Motels bilden. Die Erschließung der zehn Motelzimmer erfolgt von der Vorderseite, alle Zimmer verfügen zur Parkseite über einen Austritt. Im Restaurant befindet sich, neben dem mit frei angeordneten Tischen ausgestatteten Essbereich, eine abgesetzte Lounge mit Holzofen, die mit Sofas und Sesseln ausgestattet ist und als Blickfang für die über den Haupteingang eintretenden Gäste dient. Das Motel und die verschiedenen Restaurationsbetriebe sind autonom angelegt und können voneinander unabhängig betrieben werden. Die Zulieferung für den Tankstellenshop sowie für das Restaurant erfolgt von der Parkseite aus, dort befinden sich auch die Mitarbeiterparkplätze. Die Cafébar, das Motel und die Bar für LKW-Fahrer werden von der Vorderseite beliefert. Die gesamte hinter dem Gebäude liegende Parklandschaft ist für Gäste frei nutzbar. Anstelle eines separaten Kinderspielplatzes finden sich hier über die gesamte Außenanlage verteilte einzelne Spielgeräte, die zu einer Erkundung des Geländes anregen. Die Einfriedung der im Park liegenden Kapelle öffnet sich zum Hauptgebäude hin und bildet so den Rahmen für die beiden Zuwegungen, die vom Haupteingang sowie vom Tankstellenbereich zur Kapelle führen. ■

99


Diplom

100


Drumherum Weit und Breit


Drumherum

Seitenansicht – foto: ido de baat

BrücKe Der NachhaltigKeit prof. dr. mathiaS wirthS // ba 1.4 raum im kontext // jahrgangSübergreifend // herbStSemeSter 2013

D

as Bauen mit Tropenhölzern wird seit vielen

Mit einem Experimentalbau an der Alanus-

Holzelementen, die Teil der Tragkonstruktion

Jahren mit der Ausbeutung und Zerstörung

hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter

und Geländer in einem sind, sowie dazwischen

der Natur gleichgesetzt. Solange die Forstwirt-

bei Bonn wurden sowohl die Ästhetik als auch

befindliche Abstandshölzern, die Tragwerk und

schaft in den tropischen Zonen nur aus einem

überzeugende Materialeigenschaften von FSC

Lauffläche sind, gebildet.

räuberischen Abholzen der nutzbaren Bäume

zertifiziertem Bongossi unter Beweis gestellt. Die

Die „Brücke der Nachhaltigkeit“ erstreckt sich

bestand, stimmt diese Gleichung sicherlich. Eine

Entwurfsidee war, aus dem dauerhaften und sehr

über eine Spannweite von ca. 11.50m über einen

weitreichende Boykottierung des Importes von

schweren rötlichen Holz, eine Brücke mit einem

Siefen auf dem Campus I der Alanus Hochschule.

Tropenhölzern in Europa war der Versuch, dem

möglichst filigranen und leichten Erscheinungs-

Als Fußgängerbrücke stellt sie die Verbindung zwi-

Verlust der Regenwälder entgegenzutreten. Eine

bild zu komponieren. Die Konstruktion wird aus

schen einer von Bildhauern genutzten Werk- und

Nichtnutzung von Tropenhölzern birgt jedoch

sich wiederholenden V-förmig angeordneten

Ausstellungswiese und dem übrigen Campus her.

auch die Gefahr, der kompletten Rodung und Umwandlung von Waldfläche zu Anbaufläche für Biokraftstoffe oder zu Weideland. Daher setzt sich beispielsweise die FSC seit 1993 dafür ein, Standards für eine globale, nachhaltige Forstwirtschaft zu entwickeln. Der Schutz der Regenwälder soll somit durch eine behutsame Nutzung, einer nachhaltigen Forstwirtschaft erreicht werden. Daher ist die Verwendung zertifizierter Hölzer der Tropen aus Sicht eines nachhaltigen Umgangs mit den Ressourcen unserer Erde nicht mit dem Raubbau früherer Zeiten zu vergleichen. Die besonderen Eigenschaften von einigen Tropenhölzern z.B. die Witterungsbeständigkeit, machen ihren Einsatz in Europa dort sinnvoll, wo einheimische Hölzer nicht mit gleichen Eigenschaften aufwarten können. 102

abbundplanung - bild: i. j. Volkmann


Das Projekt wurde unter Leitung von Prof. Dr.-Ing Mathias

Zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Jürges (Lehrgebiet

Wirths von Studierenden des Fachbereiches Architektur konzipiert,

Tragwerklehre, FH – Münster) wurde das statische Konzept der

geplant und in Eigenleistung errichtet.

Bogenbrücke entwickelt.

Der gesamte Prozess von der ersten Idee bis hin zur realisierten

Das millimetergenaue Fräsen und Sägen der einzelnen Holzbau-

Brücke wurde immer wieder in die Lehre des Fachgebietes Bautech-

teile erfolgte mit Unterstützung von Prof. Dr.- Ing. Leif A. Peterson

nologie eingebunden und hat bei den mitwirkenden Studierenden

(Lehrgebiet Holzbau und Bauphysik, FH-Aachen) auf einer moder-

„nachhaltig“ Eindruck hinterlassen (und dies bezieht sich nicht

nen Abbundanlage am Studienort des Studienganges Holzingenieur-

nur auf den ein oder anderen Muskelkater nach der Arbeit an der

wesen im Berufsbildungszentrum in Euskirchen.

Brücke).

ausführungspläne – ido de baat

impressionen – fotos: mathias wirths

Topografische Randbedingungen und Gesichtspunkte des Natur- und Landschaftsschutzes schlossen von vorneherein den Einsatz von

Hinsicht ein positives Signal hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung. Zum einen bieten auf dem Gebiet der

schwerem technischen Gerät wie Bagger oder

Hochschullehre solche Projekte die Möglichkeit

Autokran aus. Insofern wurden die Fundamente

bautechnisches Wissen nicht nur theoretisch zu

ebenso per Hand ausgehoben wie alle Holzbautei-

vermitteln, sondern erlebbar und begreifbar zu

le einzeln händisch an Ort und Stelle über einem

machen.

vorher aus Resthölzern erstellten Lehrgerüst montiert.

Zum anderen wird der verantwortungsvolle

eNtwurF uND plaNuNg: Dominique Buchmaier,

Umgang mit Tropenhölzern thematisiert und es

Ido de Baat, Prof. Dr. Ing. Architekt Mathias

wäre wünschenswert, wenn durch den Einsatz

Wirths, Alanus Hochschule

arbeit (GIZ) hat das Projekt finanziell ermöglicht

von zertifiziert nachhaltig angebautem Tropen-

statiK: Prof. Dr.-Ing. Thomas Jürges, FH-Münster

und inhaltlich mit Vorträgen zum Thema „nach-

holz in Europa die Forstwirtschaft in Entwick-

plaNuNg uND DurchFühruNg Des aBBuNDes: Jens

haltige Forstwirtschaft in den Tropen“ unterstützt.

lungsländern die Chance bekäme, den Wald, statt

Volkmann, Prof. Dr.-Ing. Leif A. Peterson, FH-

zu zerstören, zu bewahren. ■ Mathias Wirths

Aachen

Die Gesellschaft für internationale Zusammen-

Die so entstandene Brücke setzt in mehrfacher

103


Drumherum

NetzwerK – eiNe KüNstlerische iNterveNtioN auF zeche zollvereiN prof. dr. florian kluge + prof. willem-jan beeren // ma 3.1 projektmanagement IM RAHMEN DES LEHRGEBIETS PROJEKTMANAGEMENT HABEN 16 MASTER- UND BACHELOR-STUDIERENDE DIE AUSSTELLUNG „PRODUKTIVE STADTLANDSCHAFTEN“ DES MUSEUMS FÜR ARCHITEKTUR UND INGENIEURSKUNST (M:AI) ZUM ANLASS GENOMMEN, DIE GESTALTUNGSAKTION „NETZWERK“ REALITÄT WERDEN ZU LASSEN.

a

uf dem Gelände des Weltkulturerbes der Zeche Zollverein ergänzte die Installation das Ausstel-

lungsprogramm um eine temporäre Intervention, weckte die Aufmerksamkeit, griff Thema und Ort auf und interpretierte diese künstlerisch. Die Ausstellung thematisierte den Emscher Landschaftspark, der nicht nur eine Erholungslandschaft für 5 Millionen Menschen in der Metropole Ruhr ist, sondern einen Jahrzehnte andauernden Prozess, ein visionäres Programm und ein innovatives Gesamtprojekt darstellt, an dem ein großes Netzwerk von Beteiligten mitwirkt. Die Installation „NetzWerk“ nahm das verbindende, verknüpfende – vernetzende – Wesen des Emscher Landschaftsparks auf und brachte es in einem aus 50km Schnur bestehenden Geflecht zum künstlerischen Ausdruck. Das Raumgeflecht definierte den Raum neu und symbolisierte die zentrale Rolle des Emscher-Landschaftsparks, der in der Ausstellung thematisiert wurde: Der Freiraum ist es, der die Städte des Ruhrgebiets in unterschiedlichster Ausprägung miteinander verbindet, verwebt und vernetzt. Ort der Ausstellung war das neu ertüchtigte Kammgebäude – auf dem Rasen davor fand die großformatige Netz-Landschaft ihren Raum. Baumaterial war weiße Polypropylenleine, die ohne kompliziertes Werkzeug eine Installation mit räumlich prägnanter Wirkung ermöglicht. Farbe, Haptik und Optik des filigranen Materials

104


kontrastierten angenehm mit dem Ambiente des Zollverein-Ensembles. Ziel des von Prof. Dr. Florian Kluge und Prof. Willem-Jan Beeren geleiteten Projekts war es nicht nur, Aufmerksamkeit für die Ausstellung zu wecken, sondern auch neue (temporäre) Räume zu schaffen, Sichtgewohnheiten zu brechen und nicht zuletzt zur Diskussion anzuregen und zum Gespräch einzuladen. Für den Erfolg des Projekts waren dabei nicht nur die Qualität des Entwurfs, sondern auch die kreative und zielführende Gestaltung von Strukturen und Prozessen entscheidend. Im Seminar Projektmanagement wurden die dafür notwendigen Kenntnisse, Methoden und Fähigkeiten vermittelt und im Projekt NetzWerk direkt und eigenständig angewandt. Das Lehrprinzip der Temporären Intervention ermöglicht es den Studierenden, den kompletten Lebenszyklus eines Projektes eigenständig zu gestalten, zu erleben und zu evaluieren – von der ersten Idee bis zum Abbau des Objekts. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren und Projektpartnern entwickelte das Projekt eine ideale Symbiose zwischen den realen Fragen, Notwendigkeiten und Akteuren der Praxis auf der einen Seite sowie der kreativen Nutzung der Denkfreiräume einer Kunsthochschule auf der anderen Seite. Neben dem M:AI waren die Stiftung Zollverein, der Regionalverband Ruhr sowie die Emschergenossenschaft Förderer und Partner der Aktion. Sowohl im Rahmen der großen Vernissage, als auch im Verlauf der mehrwöchigen Ausstellungszeit wurde die Installation mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit, großem Lob und reichhaltigem Presseecho bedacht. Gemeinsam mit M:AI und anderen Partnern wurde beschlossen, dass das nicht das letzte gemeinsame Projekt gewesen sein soll. ■ Florian Kluge

105


Drumherum

100 Jahre werKBuND bernd dreSSen // ba 1.6 SChauSpiel // werkbundakademie 2014 // frühjahrSSemeSter 2014

D

ie geschichte Der zuKuNFt. 1914-2014. Die

Unternehmen auf der Grundlage eines stilsiche-

schieden! Solange es noch Künstler im Werkbund

variatioN Der moDerNe. So der Titel der Werk-

ren Grundmusters einen riesigen Verkaufsschla-

geben wird und solange sie noch Einfluss auf sein

bund Akademie auf Schloss Gnadenthal im Juni

ger wird herstellen können.

Geschick haben werden, werden sie gegen jeden

2014. Der Themenrahmen der Akademie bezieht

aNNa muthesius: Hermann, willst Du mich jeden

Vorschlag eines Kanons oder einer Typisierung

sich auf die große Werkbund-Ausstellung, die

Morgen ins Korsett schnüren? Oder etwa, dass

protestieren!!

1914 in Köln stattfand.

jemand anderes es tut? Wir waren uns doch einig:

wilhelm ostwalD: Wissen Sie, Herr van de Velde,

kein Korsett mehr!

der Künstler schafft heute nicht mehr für den

dieser berühmten Kölner Werkbundausstellung,

hermaNN muthesius: Du hast recht, meine Liebe,

einzelnen, er schafft für die Nation. Seine Arbeit

der sich im sogenannten Typenstreit entlud, war

ein schlechtes Beispiel habe ich da gewählt. Ich

hat einen sozialen Charakter gewonnen. Die

Inspiration für das Theaterstück das neun Studie-

bin aber der unumstößlichen Überzeugung, dass

ganze Kunst, soweit sie bewusst vorwärtsgeführt

rende des Fachbereichs Architektur unter Leitung

es für Deutschland eine Lebensfrage, ja, eine Über-

wird, hat diese Richtung einzuschlagen. Dass

von Regisseur und Dramaturg Bernd Dreßen

lebensfrage ist, seine Produktion zu veredeln.

dadurch die Typisierung zu einer Bedingung

am 21.06.14 innerhalb der Werkbundakademie

heNry vaN De velDe: Uns ist der Fluch wohlbe-

wird, das brauche ich im einzelnen nicht weiter

und zum 100-jährigen Jubiläumsfest auf Schloss

kannt, der auf unserer Industrie lastet, exportieren

auszuführen.

Gnadenthal aufführten.

zu müssen, aber: …

alma mahler: Ihr Nobelpreis, sehr geehrter Herr

Der Konflikt zwischen führenden Kontrahenten

hermaNN muthesius: Deshalb haben wir im

Prof. Ostwald, in allen Ehren. Aber er scheint Sie

DAS STÜCK ZUM STREIT:

Werkbund als Vereinigung von Künstlern, Indus-

nicht vor grundlegenden Irrtümern zu bewahren.

MUTHESIUS VS. VAN DE VELDE

triellen und Kaufleuten unser Augenmerk darauf

Die Künstler misstrauen instinktiv allem, was sie

Eine szenische Aktion zur Erinnerung an den

zu richten, die Vorbedingungen für einen kunst-

in eine allgemeingültige Form hineintreiben will.

Typenstreit am 16. Mai 1914

industriellen Export zu schaffen.

Darin sehen sie nur eine Maske, die aus einer

aNNa muthesius: Jetzt werden auch noch Korsetts

heNry vaN De velDe: Aber: Noch nie ist etwas

Unfähigkeit eine Tugend machen will.

industriell gefertigt! Können Sie sich das vorstel-

Gutes geschaffen worden aus bloßer Rücksicht auf

aDolF loos: Frau Mahler, die Zeit wird kommen,

len?! Dabei gehören sie abgeschafft – ersatzlos

den Export.

in der die Einrichtung einer Zelle nach Vorstellun-

gestrichen!!

hermaNN muthesius: Natürlich, ich stimme

gen vom Professor Van de Velde als Strafverschär-

heNry vaN De velDe: Es werden sich schon Haken

Ihnen zu: Die Welt wird erst dann nach unseren

fung gelten wird.

und Ösen finden lassen, um auch Korsetts zu

Erzeugnissen fragen, wenn aus ihnen ein überzeu-

walter gropius: Hören Sie, Loos! Ein Ding wird

individualisieren. Aber, verehrte Frau Muthesius,

gender Stilausdruck spricht. Auf eine wirksame

bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestal-

ich pflichte Ihnen vollkommen bei: die indust-

Ausstrahlung des deutschen Kunstgewerbes

ten, dass es richtig funktioniert – ein Gefäß, ein

rielle Fertigung von Korsetts ist der Höhepunkt

auf das Ausland kann nicht gerechnet werden,

Stuhl, ein Haus –, muss sein Wesen zuerst erfasst

einer von jeder Ästhetik freien Uniformierung

solange nicht eine geschmackvolle Allgemeinhöhe

werden, denn es soll seinem Zweck vollendet

des Menschenleibs. Wir benötigen unbedingt eine

erreicht ist.

dienen, d. h. seine Funktion praktisch erfüllen,

neue Kleidung, eine Reformkleidung.

heNry vaN De velDe: Was heißt denn ‚geschmack-

haltbar, billig und schön sein.

hermaNN muthesius:Werter Kollege van de Velde,

volle Allgemeinhöhe‘, werter Kollege Muthesius?

aDolF loos: Adolf, lieber Walter Gropius, Adolf

Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Mit Haken

hermaNN muthesius: Ein allgemein geltender,

Loos! Sie haben wieder unserer Industrie und

und Ösen und den entsprechenden Schnüren und

sicherer Geschmack kann nur wieder Eingang in

unseren Handwerkern erzählt, wie wichtig Sie

Bändern werden so zahlreiche Anpassungsmög-

die Gesellschaft finden mit der Typisierung.

sind. Um ihre Existenz zu rechtfertigen, erzählten

lichkeiten geschaffen, dass ein gutes deutsches

heNry vaN De velDe: Nein!! Ich widerspreche ent-

sie anfangs, dass Sie die Kunst in das Handwerk

106


bringen müssten. Das konnte der Handwerker

walter riezler: Dienen freilich keiner mensch-

ren Kasernen, mit schöneren Stühlen, Spinden,

nämlich nicht. Dazu war er viel zu modern. Alle

lichen Macht, sondern der göttlichen Macht

Tischen und Befehlstafeln ausgestattet.

Gewerbe, die …

der Natur. Aus ihr kommt jede Form, nur im

theoDor heuss: Was wir brauchen, ist eine

aDolF BehNe: Bauen ist etwas anderes als Mauern.

Einklang mit ihr ist es dem Menschen gegeben,

Empfindung für die Würde der guten Arbeit und

Mauern können auch die Spekulanten.

Lebendiges zu schaffen, ja, überhaupt wahrhaft

Freude am Reiz formaler Erfindung. Das ist es,

aDolF loos: Alle Gewerbe, die bisher diese über-

zu leben.

was schließlich in dem Wort „Sinn für Qualität“

flüssige Erscheinung aus ihrer Werkstatt fernzu-

heiNrich puDor: Mag sein, dass der nach unten

steckt.

halten wussten, sind auf der Höhe ihres Könnens.

offene Rock nach irgendwelcher Beziehung doch

wilhelm wageNFelD: Man wollte nur anständige

Die Erzeugnisse dieser Gewerbe repräsentieren

Anklänge an den Bau des weiblichen Körpers

Qualität in den Kasernen. Ein echtes Anliegen des

den Stil unserer Zeit. Sie sind es, weil noch kein

aufweist, aber den Formen des menschlichen

Werkbundes war das wieder einmal, verstehen

Unberufener sich als Vormund in diesen Werk-

Körpers, der gabelförmig auf der Erde steht, nicht

Sie, Herr Heuß?

stätten aufzuspielen versuchte.

aber tonnenartig, wird er nicht im entferntesten

haNs holleiN: Alles ist Architektur! Was wir bau-

aDolF BehNe: Ach hören Sie doch auf! Ich sage es

gerecht.

en, lieber Herr Heuß, wird immer seine Verwen-

noch einmal: Bauen ist etwas anderes als Mauern!!

luDwig mies vaN Der rohe: Ich muss doch einwen-

dung finden. Denn Form folgt nicht Funktion.

walter gropius: Sehen Sie, lieber Behne, die

den: Verwechseln Sie bitte nicht das Einfache mit

Form entsteht nicht von selbst. In der Architektur

Krankheit unserer …

dem Simplen. Weniger ist mehr!

geht es nicht um Schönheit.

BruNo taut: Ach nee, Gropius, jetzt führen Sie

margarete schütte-lihotzKy: Mies van der Rohe,

wolFgaNg meiseNheimer: Ich habe die Erfahrung

schon den Bene im Mund? Es ist vollkommen

nicht wahr? Herr Mies, Sie sollten sehen: jede

gemacht: Am Ende aller Mühen stehen nicht etwa

unwichtig, ob …

denkende Frau muss diese Rückständigkeit emp-

fertige Dinge, definitive Kenntnisse oder gültige

walter gropius: Behne, nicht Bene! Adolf Behne

finden und darin die schwerste Hemmung eigener

Regeln. Es gibt überhaupt nichts Fertiges. Alles hat

meine ich, Kollege Taut. Lassen Sie mich ausreden:

Entwicklung und somit auch der Entwicklung

den Charakter von Vorgängen. Alles zeigt die Spur

die Krankheit unserer heutigen Städte und Sied-

ihrer Familie erkennen.

unserer Arbeit. Insofern sind wir alle Performance-

lungen ist das traurige Resultat unseres Versagens,

luDwig mies vaN Der rohe: Nicht die Form an

Künstler, Aktionisten.

nicht menschliche Grundbedürfnisse über indust-

sich kann das Ziel sein, Frau Schütte-Lihotzky,

aNDy warhol: Excuse me, Mr. Hollein! Mr.

rielle Forderungen gestellt zu haben.

die Form hat sich vielmehr als Dienerin den

Meisenheimer, I agree: Das Schönste in Tokio

aDolF BehNe: Lieber Gropius, nicht so pessimis-

gegebenen Umständen anzupassen, da nur aus

ist McDonald‘s. Das Schönste in Stockholm

tisch. Zweckerfüllung ist eines der Mittel architek-

Lebensqualität wahre Formintensität erwachsen

ist McDonald‘s. Das Schönste in Florenz ist

tonischer Gestaltung; denn etwas Unpraktisches

kann.

McDonald‘s. Pjöngjang und der Vatikan haben

kann nicht schön sein.

walter riezler: Ich glaube, es ist ganz ausge-

noch nichts Schönes.

BruNo taut: Und ich sage: Es ist vollkommen

schlossen, dass die Hauptaufgabe des Werkbun-

haNs holleiN: Architektur ist nicht Befriedigung

unwichtig, ob in einer Saison das Dreieck und

des die ist, das individualistische Schaffen von

der Bedürfnisse der Mittelmäßigen, ist nicht

in der nächsten das Quadrat als einzig richtiges

einzelnen zu stützen

Umgebung für kleinliches Glück der Massen.

Ornament dekretiert wird. Nur die schöpferische

richarD riemerschmiD: Sehr richtig, verehrte

Architektur wird gemacht von denen, die auf der

Anstrengung und die Überlegungen derer, die

Kollegin! Wenn der Werkbund im ernsthaften

höchsten Stufe der Kultur und Zivilisation, an

klar sehen, sind entscheidend für die Zukunft des

Bemühen sich seine Werturteile bildet und stets

der Spitze der Entwicklung ihrer Epoche stehen.

Deutschen Werkbundes! Richtig, Behne!

umbildet und neu bildet – in dem Sinne, wie alles

Architektur ist eine Angelegenheit der Eliten.

haNs poelzig: Wissen Sie, lieber Bruno Taut, der

Lebendige in täglicher Neu- und Umbildung

JoseF lehmBrocK: Es gibt auch die Formdiktatur

Werkbund braucht in erster Linie Bekenner, die

begriffen ist – so will er dabei im übrigen keinerlei

der Gestalter, denn diese zwängen die Menschen

sich für das als wahr Erkannte einsetzen und im

geheiligte Satzung gelten lassen, weder altehr-

in die Korsette ihrer Formvorstellungen. Die ab-

Kampf dafür vor keiner Behörde, vor keiner po-

würdige noch jungunehrerbietige; nur an einem

lesbaren Ziele der Verbraucher sind aber durchaus

litischen Partei - es sei, welche es wolle - zurück-

soll festgehalten werden: der Werkbund will der

ausreichend für den Entwurf neuer Stadtgebiete.

schrecken. Der Werkbund muss das Gewissen

wertvollen Leistung den Weg ebnen …

haNs holleiN: Aber Lehmbrock! Architektur ist

der Nation werden. Man muss an ihn glauben –

wilhelm wageNFelD: Vereint der Werkbund Per-

eine geistige Ordnung, verwirklicht durch Bauen.

man muss überzeugt sein, dass er alles Gute und

sönlichkeiten, die auffallen durch überragenden

Alles Bauen ist kultisch.

Zukunftsfrohe fördert.

Geist, überragendes Können und Wissen? Wäre

wolFgaNg meiseNheimer: Wenn es Handwerk,

Karl-erNst osthaus: Herr Poelzig! Das Schaffen

das so, dann wäre der Werkbund der restaurativ

Theorie und die Beziehung zum menschlichen

begabter Künstler hat uns Werke beschert, die in

orientierten Gesellschaft wahrhaftig unbequem.

Leib vereinigt! Schönheit ist nicht eigentlich

sich geschlossen erscheinen. Aber zur Allgemein-

Statt aber anzuprangern, was schlecht, verlogen

Eigenschaft der Dinge, sondern die sichtbar

gültigkeit ist noch keines durchgedrungen. Wie

und geistlos ist an Architektur und Industrieer-

gewordene Sehnsucht meiner Phantasie, die sich

sehen Sie das, Herr Riezler?

zeugnissen, boten sich Werkbund-Mitglieder an,

auf die Dinge richtet.

walter riezler: Moment! Am Ziel des Weges

beim Bau der Kasernen und ihrer Einrichtung zu

aNDy warhol: Die Ästhetik unserer Tage heißt

steht der neue Stil, Herr Osthaus. Noch sind

beraten, mitzuwirken und zu helfen.

Erfolg.

wir weit davon entfernt, und jeder Versuch, mit

richarD riemerschmiD: Herr Wagenfeld, ich

wolFgaNg meiseNheimer: Nichts ist schöner auf

Gewalt den Stil zu schaffen, wäre verhängnisvoll.

wiederhole: der Werkbund will der wertvollen

der Welt, als etwas anzufangen. Anfangen zu

Ja, es ist besser, gar nicht an ihn zu denken, nur

Leistung den Weg ebnen, dem Minderwertigen

träumen, zu verdienen, herzustellen, zu essen,

hingegeben zu sein jeder einzelnen Aufgabe, für

überall das Hochwertige entgegenstellen, den

zu schlafen, zu lieben … Das ständige Anfangen

sie die gemäße Form zu suchen und die Kräfte

Begriff der Wertigkeit einhämmern, bis er zur

von Möglichkeitsübungen: herrlich! Aber feurig,

des Geistes und der Phantasie nicht herrschen,

Selbstverständlichkeit wird, so dass kein rechter

wenn‘s geht.

sondern dienen zu lassen.

Deutscher sich daran vorbeidrücken kann, ohne

mia seeger: Wie Werkbund-Arbeit läuft? Ich habe

Karl-erNst osthaus: Heute ist die Welt differen-

sich in seinem Gewissen beschwert zu fühlen.

sie so aufgefasst: jeder macht seine Arbeit an

zierter geworden, ein allgemeiner Stil scheint

wilhelm wageNFelD: Ja, ja – das Soldatendasein

seiner Stelle, und untereinander macht man einen

unmöglich zu sein.

sollte doch nur menschlicher werden, in schöne-

lebhaften Austausch. ■ Bernd Dreßen 107


Drumherum

soNotopia 2014 Sam auinger + prof. willem-jan beeren // ba 1.4 raum im kontext // jahrgangSübergreifend // frühjahrSSemeSter 2014

s

onotopia, was ist das? Irgendwas mit Klang.

sich hierbei nur um physikalische Eigenschaften von Schallwellen

Ich glaub‘, da mache ich mal mit. Das war

handelt, hat Sam Auinger noch nicht kennengelernt. Das, was es

mein erster Gedanke, als ich von dem Seminar

über Schallwellen an Grundlagen zu erlernen gab, brachte Sam

hörte. Als es dann allerdings näher rückte, stellte

uns mit der Unterstützung von Thomas Kusitzky innerhalb eines

sich der Zeitrahmen durchaus als problematisch

Vormittags näher. Dieses Wissen diente aber nur als Basiswerk-

heraus, da er sich leicht mit der Endphase un-

zeug, um nun mit uns an die Arbeit zu gehen. Die Baustelle war

seres Hauptprojektes überschnitt. So entschied

das „August Macke Viertel“ in Bonn. Die Aufgabe: Den Klang des

ich mich recht spontan gegen eine Teilnahme.

kulturellen Stadtteils wahrnehmen, dokumentieren und, was sich

Wäre bestimmt interessant, aber für mein weiteres

am schwierigsten gestaltete, wiedergeben. Unsere Ergebnisse sollten

Studium bringt es mir wohl eher wenig, dachte

in der „Fabrik 45“ an der Bonner Viktoriabrücke im Rahmen des

ich mir. So saß ich am ersten Tag des „Sonotopia-

Klangfestivals „Bonn Hören“ in Bild und Ton ausgestellt werden.

Projektes“, mit einem Kaffee in der Küche und

So gingen wir los und beschäftigten uns mit den Klangfacetten

ärgerte mich über meinen Entwurf des Ferienhau-

des Stadtviertels. Wenn man an Klangdokumentation denkt, denkt

ses, welcher einfach nicht besser werden wollte.

man zunächst an auditive Aufnahmen. Doch um Klang zu erkennen

Das Handy surrt. Nummer? Kenn ich nicht.

und tatsächlich zu erleben, gab Sam uns eine Aufgabe, die schon

„Hallo?“ „Willem-Jan Beeren hier. Kommst Du

bei ersten Versuchen eine Herausforderung darstellte: „Welches

noch, oder sollen wir ohne Dich anfangen?“

Geräusch macht beispielsweise ein Autoreifen, der mit circa 50km/h

„Äh… eigentlich… also ich… Ja, ich bin in 20

über den Asphalt rollt? Wie sieht das Zwitschern eines Vogels aus?

Minuten da.“

Zeichnet es.“ Hier begann sich eine gänzlich neue Welt des Klangs

Das war sicher eine richtige Entscheidung! Wir

zu eröffnen. Jeden Tag begannen wir mit Arbeiten, die unsere

lernten Sam Auinger kennen, der sich der nicht

Sensibilität in Bezug auf unsere akustische Umgebung schulten. So

ganz leichten Aufgabe annahm, sieben Architek-

wurde uns auch das Konzept einer Klangschwelle näher gebracht.

turstudenten und zwei Dozenten das Konzept von

Wenn man sich zum Beispiel unter eine befahrene Brücke begibt,

Klang nahe zu bringen. Wer nun denkt, dass es

ändern sich die Umgebungsgeräusche binnen eines Schrittes. Eine

108


tatsächliche Schwelle des Alltags. Unsichtbar. Aber wenn wir unserem Gehör ein bisschen mehr Beachtung schenken, eröffnet sich eine neue Welt. Auch hielt Sam uns zum Ausprobieren an und demonstrierte dies höchst eindrucksvoll an dem so genannten „Shatter-Echo“. Er stellte sich mit uns in eine recht große Einfahrt mit zwei parallel verlaufenden, flachen Wänden, die circa acht Meter hoch waren. Dann wurde einmal kräftig in die Hände geklatscht. „Klap!...... Tatatatatatatatatatat….!“ Die Wand antwortete, als hätte sie uns etwas gänzlich Eigenständiges zu erzählen. Diese und andere Klangerlebnisse nahmen wir mit unseren Aufnahmegeräten auf, um etwas für die Ausstellung daraus zu erschaffen. Bei der Eröffnung hatten wir nun diverse Klangkollagen aus Ampelgeräuschen, geschäftigem Treiben am Kaffeeroller, fahrenden Bussen und vielem mehr. Wir haben versucht, den Geist das Viertels in Form von Klang einzufangen und weiterzugeben. Des Weiteren wurden all die Versuche, den Klang visuell darzustellen, gezeigt, um die Sensibilität des Betrachters bezüglich dieses Themas anzuregen. Außerdem zeigte uns Sam ein weiteres Mal, was es heißt, Klang zu erleben, als er eine stehende Basswelle in einem kleinen Tunnel in der Fabrik erzeugte. Die Frequenz der Welle war exakt auf die Länge des Tunnels abgestimmt, was dazu führte, dass der Ton nur an bestimmten Positionen hörbar, jedoch überall spürbar war.

Die Zeit mit Sam hat meine Art, mit Entwürfen umzugehen, grundlegend zum Besseren verändert. Man kann in Bezug auf Klang viel falsch, aber auch viel richtig machen, wenn man einen Raum entwirft. Dass die Erfahrung „Sonotopia“ so großartig war, lag nicht nur an dem Vermittelten, sondern auch an dem Vermittelnden. Mit Sam hat es einfach funktioniert! Seine warme und ehrliche Ausstrahlung gab uns schon nach wenigen Tagen das Gefühl, gute Freunde zu sein, die zusammen etwas Großes erschaffen wollten. Vielen Dank für diese tolle Erfahrung. ■ Timo Rötzel

109


Drumherum

eNtwurFs- uND gestaltuNgsworKshop voN ethiKschuluNgsräumeN prof. willem-jan beeren // ba 1 grundlehre kunSt // frühjahrSSemSter 2014 // jahrgangSübergreifend

i

n einer Blockwoche im Laufe der vorlesungs-

der erste Absatz des Grundgesetzes wurden zur

freien Zeit im Frühjahr 2014 galt es, ein

theoretischen Grundlage eines Entwurfes, der

Konzept für Ethikschulungsräume am Landesamt

sich zum Ziel setzte, den Auszubildenden ethische

für Ausbildung, Fortbildung und Personalange-

Werte durch die Berührung aller Sinne auf der

legenheiten (kurz LAFP) der Polizei NRW im

Erfahrungsebene näher bringen zu können. In

Bildungszentrum Brühl zu entwerfen.

der Ausgestaltung kamen viele Elemente eines

Im Mittelpunkt stand das Thema unterschiedlicher Menschenbilder, das in anthropologischen,

Museumscharakters zum Vorschein. Die ehemalige Kleiderkammer, ein zur Zeit

ethischen und philosophischen Sichtweisen

als Möbellager genutzter Flachdachbungalow in

behandelt wurde. Mit dem Studiengang in Brühl

typischer Fertigteilbauweise der frühen Nach-

sollen unter anderem ethische Grundwerte

kriegsjahre mit einer Grundfläche von etwa

vermittelt werden. Wir wurden daran beteiligt

600qm, wurde in den Skizzen und Modellen,

darüber nachzudenken mit welchen räumlichen

die innerhalb der Blockwoche entstanden, zu

Mitteln dieses Ziel umgesetzt werden könnte.

einem Erlebnisraum ethischer Fragestellungen. ■

Der Kategorische Imperativ Immanuel Kants und

Balthasar Moos

5 4

1 2 3

entwurfsskizze

110

6 3

eingaNg vielFalteN selbstverständlich

8

7 2

4 5 6

9

1

zwischenraum blickwechsel meinraum

7 8 9

unterspaNNuNg zuKuNFtsraum wirkungsraum


teilnehmerinnen der alumni akademie

mehr als Nur eiN wort prof. dr. mathiaS wirthS // alumni akademie „wege zur naChhaltigkeit“ an der alanuS hoChSChule und der uniVerSität Siegen

F

rei nach Loriot könnte man nun konstatieren:

pektvollen Umgang von 28 Gästen aus 22 Ländern

wendung natürlicher Baustoffe in Brasilien als Ko-

„… nur ein Wort, da regt mich ja schon gleich

miteinander, spürt man, dass „Nachhaltigkeit“ in

operation einer brasilianischen Architektin und

die Überschrift auf “. Sicher, Worte habe bisweilen

diesem Zusammenhang für die TeilnehmerInnen

eines Iranischen Bauchemikers, Aktivitäten zur

große Macht, bringen, gerne bei falscher Wahl,

mehr als ein beliebiges Thema einer Fortbildungs-

Förderung der Mitbestimmung der Bevölkerung

Politiker dazu zurückzutreten oder bewirken

veranstaltung, sondern ein echtes Anliegen ist.

in der Ukraine und Ägypten durch Teilnehmer

im Kulturkreis des christlichen Abendlandes die

herKuNFtsläNDer Der teilNehmer/iNNeN Vom

aus Ägypten, der Ukraine, Brasilien und dem

Entstehung der Welt. Man merkt, es kommt auch

04.09. bis zum 12.09. haben sich die Besucher der

Senegal oder die Unterstützung von Kleinbauern

etwas darauf an, wer welche Worte verwendet.

internationalen Alumni Akademie an der Univer-

durch Wissenschaftler aus Vietnam und Indien

Nachhaltigkeit ist da ein recht strapaziertes Al-

sität Siegen und der Alanus Hochschule getroffen,

genannt.

lerweltswort. Alles und jeder wirbt mit nachhalti-

um Projektideen für eine nachhaltige Entwicklung

Für die in 2015 geplante Folgeveranstaltung,

gen Produkten, Strategien und Ideen. Ändert sich

zu konzipieren. Die Alumni hatten sich mit einer

mit dem Thema „Projekte evaluieren und steuern“

dadurch etwas? Wird die Welt dadurch wirklich

Ideenskizze für die Akademie beworben. Ziel der

kann man sehr zuversichtlich sein, dass hier nicht

ein Ort, der nachfolgenden Generationen gleiche

achttägigen Veranstaltung war es, Menschen aus

nur von Worten, sondern auch von Taten berich-

oder bessere Lebensbedingungen hinterlässt als

verschiedenen kulturellen Hintergründen zusam-

tet werden wird, die mit kleinen Schritten „Wege

heute?

menzubringen und für eine gemeinsame Arbeit

zur Nachhaltigkeit“ aufzeigen.

Vieles, vor dem Hintergrund der Nachhal-

an ihren Projekten zu vernetzen. Zum Ende des

Die Alumni Akademie wird ermöglicht durch

tigkeitsdebatte, bleibt nur Worthülse. Sicherlich

workshops kristallisierten sich 14 Projekte heraus,

die Förderung des DAAD Alumni-Programms,

bildet da unsere Akademie „Wege zur Nachhal-

die nun von den Teilnehmern weiter verfolgt und

finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für

tigkeit“ keine völlige Ausnahme. Doch erlebt man

in die Tat umgesetzt werden sollen.

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

die ernsthaften Vorträge, Diskussionen, den res-

„inspiration walk and talk“ in alfter mit prof. brigitte Scholz

Beispielhaft seien hier Initiativen für die An-

sowie des Auswärtigen Amtes. ■ Mathias Wirths

kreativ – workshop an der alanus hochschule mit prof. benedikt Stahl

111


Drumherum

Die KuNst Des KommeNs uND geheNs gaStVortrag: prof. dr. thomaS SChmauS // faChbereiChSfeier

e

ganz persönliche Bewegungsweise zu kreieren.

schen Prozess eine Phase voraus, in der scheinbar

eben so üblich ist. Es geht dann schon irgend-

Die Herausforderung, die damit verbunden ist,

nichts mehr geht. Wenn „es“ aber schließlich

wie. Man kommt damit zurecht. So ist nun

veranschaulicht der tiefsinnige Unsinn der legen-

in Gang kommt, dann führt ein Schritt zum

mal der Lauf der Dinge. Das zeigt sich an den

dären „Silly Walks“ von Monty Python. Die eigene

nächsten, hängt alles miteinander zusammen,

Orten, an denen ein ständiges Kommen und

Schrittfolge kann zunächst nämlich aufgesetzt

ergibt sich wie von selbst und fügt sich, um es mit

Gehen herrscht. Um Schwellen und Brücken zu

und künstlich wirken – es braucht Zeit, Geduld

einer architektonischen Metapher zu beschrei-

überqueren, Tore und Gänge zu durchlaufen und

und wohlwollende Begleiter, um sie sich anzu-

ben. Um welche Tätigkeit es dabei geht, ist nicht

Treppen zu begehen, muss man kein Künstler

eignen und zu verinnerlichen. Denn es ist noch

entscheidend. Es ist nicht das Was, sondern das

sein. Allerdings gilt das nicht für alle Orte dieser

nicht damit getan, bloß darauf zu achten, nicht

Wie, auf das es ankommt. Dieses Wie macht den

Art, gibt es doch Bauten, welche diejenigen, die da

so zu laufen, wie es die anderen tun. Der eigene

Unterschied zwischen der lauen Bemerkung,

kommen und gehen, dazu einladen, ja provozie-

Rhythmus ist etwas, das gefunden werden muss,

dass es schon geht, und dem freudigen Ausruf:

ren, sich nicht nur irgendwie fortzubewegen, son-

nicht gemacht. Wem dies gelingt, der wird sich

Es geht! Ein solcher Modus kann nur glücken. Er

dern auf eine bestimmte Art und Weise: feierlich

glücklich schätzen, so lächerlich seine Schritte von

lässt sich nicht erzwingen. Schon gar nicht stellt

schreitend etwa oder flanierend und schlendernd.

außen auch anmuten mögen. Nicht von ungefähr

er sich ein, wenn man zu weit geht und bereits

Die Kunst besteht dann darin, diese Einladung

ist das englische „silly“ mit dem deutschen Wort

beim übernächsten Schritt ist, wenn doch erst der

anzunehmen und gekonnt den entsprechenden

„selig“ verwandt.

nächste vollzogen werden will. Kommst Du noch,

s ist keine Kunst zu kommen und zu gehen, wenn man sich derart fortbewegt, wie das

Gang zu vollziehen – bewusst und achtsam auf

Künstlerisch noch anspruchsvoller ist es, seine

Es ist also eine Kunst, nicht so zu laufen, wie

den Weg, auf die Gegend, in der man sich bewegt,

man läuft, sondern wie ich laufe. Die vielleicht

und die Menschen, denen man begegnet.

größte Kunst aber besteht darin, so weit zu kom-

112

men, dass es läuft. Oft geht diesem eigendynami-

oder gehst Du schon? Nicht anders ist das mit dem Verlauf eines Studiums. Unglücklich, wer an die Hochschule


kommt und doch schon am Gehen ist, weil sein Blick von Anfang an und ganz und gar auf den Abschluss gerichtet ist. Dann gilt es, Punkte und Scheine zu erwerben, die richtigen Praktika zu organisieren und den Stundenplan möglichst effizient zu gestalten. Freilich, das alles gehört dazu – aber wer sein Studium nur so versteht, macht aus der Kunst eine Technik und wird nie wirklich ankommen, seinen eigenen Rhythmus finden oder gar in einen Modus gelangen, bei dem „es“ geht. Um derart im Schaffensprozess aufgehen zu können, hilft es, sich zu sammeln. Glücklich, wem es gelingt, bewusst und gesammelt bei der Sache zu sein – ganz da zu sein. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns heute hier versammelt. Es braucht solche Sammelaktionen, um die Kunst des Kommens und Gehens zu pflegen. Und so begegnen sich Menschen, die neu anfangen, Menschen, die sich überzeugt (oder doch wenigstens mit Zeugnissen) auf den Weg machen – und Menschen, die bleiben. Ohne sie, die schon oder noch da sind, wären solche Versammlungen gar nicht möglich. Das sind nämlich diejenigen, die den Kommenden eine Ankunft bereiten und Abschied nehmen von denen, die gehen. Auch das ist eine Kunst. Um kommen zu können, brauche ich Menschen, die mich kommen lassen, mich willkommen heißen. Menschen, die bereit sind, mich als ihre Zukunft zu sehen, als etwas, das auf sie zukommt und auch sie verändert – auf dass es nicht einfach nur so weitergeht wie bisher. Und um gehen zu können, brauche ich Menschen, die mich gehen lassen – auch wenn sie das nicht gerne tun. Aber so ist er nun mal, der Lauf der Dinge. ■ Thomas Schmaus

113


nd Mühen de u r Arbeit n e ud

Fr

e

Drumherum

mittwochsForum –F o r s c h u n g s f o r u m Mittwochsforum FreuDeN uND müheN Der arBeit. 11.00-12.30 Vortrag I Semi 14

01 I 10

Prof. Oliver Langbein I FH Dortmund

11.30-13.00 Vortrag I Raumlabor 14.00-17.00 Workshop I Raumlabor

14 I 10

pushing the limits

15 I 10

29 I 10 12 I 11

prof. Stahl, leo palm + Simon koolmann // Moderation Marekbenedikt Vogt I WeLoveTheCity Prof. Brigitte Scholz Planen für die Realisierung - nicht für mittwoChSforum // herbStSemeSter 2014 Lehrgebiet Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung die Schublade Prof. Ulrike Kerber I HS-OWL

BEMERKUNGEN ZU ARCHITEKTENBIOBedürfnis und Begehren

Tim Rieniets I StadtBauKultur NRW

gemacht wird. Die Rolle der Städtebauer sehen er und seine KolleModeration

ARCHITEKTURPROJEKTEN

Prof. Swenden Geiss gen vor allem darin, Kreislauf zwischen der Idee, den Investo-

Prof. Susanne Hofmann I Baupiloten

i

Lehrgebiet Architektur und Ressourcen

m Rahmen unserer Gastvorträge freuen wir

ren und dem Raum in Gang zu halten. In diesem Sinne spricht er

Mensch, Klima. Architekur -

uns darüber, mit diesem Forum die Gelegenheit

gerne davonDr. nicht „Städtebauer“ zu sein sondern „Stadtmacher“. 16 I 12 Ursula Nothelfer I snow Land-

kennen zu lernen, sondern diese auch von ihren

Prof. Dr. Friedrich Wagner

gestalten er, wie dieseProzesse Haltunggemeinsam umgesetzt werden kann. Wie unterschiedlich

Machern vorgestellt zu– bekommen. Das erzeugt Kykladenarchitektur ein spannendes

Moderation auch sind, immer geht es den „city-lovern“ die Aufgabenstellungen

Abenteuer ein hohes Maß an Authentizität und erlaubt dem

darum, vomLehrgebiet Bedürfnis einzelner Menschen auszugehen und diese Projektmanagement

Verantwortlich neugierigen Publikum Rückfragen. Immer wieder

dann im Kontext mit den Nachbarschaften, dem Ort und den

spielt dabeiArchitektur auch die und Biographie der Referenten Lehrgebiet Stadtraum

Gegebenheiten zu einem Stück Stadt zu machen. Auch wenn man

eine Rolle, ist eine besondere Beziehung von

dafür schon mal mit 300 Interviewpartnern hintereinander reden

Schöpfer und Werk spürbar. Da leuchtet etwas

muss. Die Liebe zu seiner Arbeit war Marek Vogt anzumerken und

auf, was den Antrieb oder die Energie nährt die

vielleicht ist es genau das, was ihm und seinen Freunden die Energie

es braucht, um zum Ziel zu kommen. In diesem

gibt die man für solch anstrengende Prozesse benötigt.

Prof. Günter Pfeifer I TU Darmstadt

zu haben, nicht nur Prinzip interessante Projekte näher das Kybernetische

10 I 12

18 I 11

das sich „weStadt love the city“ nennt, darüber redet, wie Stadt eigentlich als Ressource

GRAPHIEN UND DIE ENTSTEHUNG VON Wer hat Angst vor Partizipation?

26 I 11

Helmut Kowalewski I Carpus + Partner AG

Gemeinschaftsproduktion

Prof. Benedikt Stahl

Sinne wollen wir also nicht nur nach dem Werk

schaftsarchitekten Mit beeindruckenden Beispielen aus ihrer Planerwerkstatt zeigt

Prof. Dr. Florian Kluge

Oder Ulrike Kerber, die als Hochschullehrerin und Innenar-

fragen, sondern auch nach dem Weg und im

chitektin arbeitet und von ihren Projekten erzählt. Was ist das

Besonderen danach, wie das Projekt überhaupt

Bedürfnis und was das Begehren? fragt sie zu Beginn ihrer Arbeit

zustande gekommen ist, wer dafür verantwortlich

und spricht davon, dass sich Welten öffnen wenn es einem gelingt,

war, woher die Ideen kommen und ob es einen

sich mit innerer Begeisterung in die gestellten Aufgaben hinein-

immer wiederkehrenden Themenschwerpunkt

zudenken. Die atmosphärischen Bilder ihrer Innenraumentwürfe

gibt, der sich wie ein roter Faden durch die

faszinieren das Publikum und man staunt über sorgsam ausgedach-

Arbeiten zieht.

te Details, stimmungsvolle Farben und ansprechende Materialcol-

Unsere Referenten wurden dazu befragt,

lagen. Es geht ihr darum, Gefühle zu steuern, sie zu betonen oder

welche Erfahrungen sie selbst gemacht haben,

auch zu erzeugen. Für sie gehört es unbedingt dazu, Handlungen

insbesondere an der Schwelle vom Studium zum

zu ermöglichen und zu gestalten, Wünsche zu erfüllen aber auch,

Beruf. Was ihre Arbeit prägt, wie ihre Projekte

sie zu formulieren. Wir verlassen den Raum am Ende – beinahe –

aussehen und was ihre Ziele sind. Die Neugier der

wunschlos glücklich.

Zuhörerschaft war garantiert und die Beiträge un-

Weitere Referenten die wir sehr gerne in unserer Mitte begrüßen

serer Gäste in diesem Semester haben bleibende

durften, waren Prof. Oliver Langbein aus Dortmund, Prof. Günter

Eindrücke hinterlassen.

Pfeifer aus Darmstadt und Prof. Dr. Friedrich Wagner aus Krefeld.

Natürlich reicht der Rahmen hier nicht aus, die

Ihnen allen gebührt an dieser Stelle noch einmal unser herzlichstes

einzelnen Inhalte ausführlich zu beschreiben. Aus

Dankeschön und alles Gute für weitere spannende Projekte, die

meinen eigenen Aufzeichnungen möchte ich aber

nicht nur Ihnen selbst sondern auch uns echte Freude bereiten!

dennoch ein paar Erinnerungen wiedergeben: Hier finde ich Notizen über Marek Vogt der mit den Beiträgen seines Büros aus Rotterdam, 114

Vielen Dank auch an Leo Palm und Simon Koolmann, die maßgeblich am Gelingen dieses Forums beteiligt waren! ■ Benedikt Stahl


Frei voN? Frei Für weN? Frei Für was? prof. brigitte SCholz // hoChSChulöffentliChe werkStatt FREIRAUMWERKSTATT: AUSSENRAUMGESTALTUNG CAMPUS II ALANUS HOCHSCHULE

e

Dann waren die 23 Teilnehmer/innen gefragt: Was wollt Ihr auf Campus II? Eigenes Gemüse anbauen, für die nächste Fußball WM

ine Wiese ist eine Wiese ist eine Wiese – oder etwas ganz

trainieren, faul in der Sonne liegen... Drei Arbeitsgruppen und zwei

anderes? Noch ist nicht geklärt, wann und wie am Campus II

Pausen später waren die Ideen auf dem Papier:

der Alanus Hochschule weiter gebaut wird. Bis dahin gibt es viele

Fläche 1: eine nutzbare Wiese als große Rasenfläche, vielleicht

Flächen, die offen sind für neue Ideen. Wie sollen die große Wiese

modelliert, mit Platz zum Spielen, Liegen und einfach nur Da-Sein,

entlang der Atelierhäuser, der Eingangsbereich und die Flächen zur

Fläche 2: den Eingangsbereich zur Straße hin abgegrenzt durch

Straße künftig genutzt werden? Welche Gestaltungsmöglichkeiten

Bäume, die selbst mitgebracht und gepflanzt werden könnten,

gibt es – temporär oder dauerhaft? Und wie bringen sich die künfti-

Fläche 3: die Fläche zwischen Mensa und Parkplatz als aktiver

gen Nutzer/innen selbst in die Freiraumgestaltung ein?

Raum für temporäre Bauten und experimentelles Arbeiten,

Dazu fand am 24.09.2014 eine Freiraumwerkstatt im Atelierhaus

Fläche 3a: daneben, im verwilderten Brombeergebüsch, ein

Architektur statt. Eingeladen waren alle, denen die Wiese nicht

Abenteuer-Kunst-Entdecker-Skulpturenpark (AKESP) und

genug ist. Gekommen sind Studierende aus den Fachbereichen

Fläche 4: eine Blumenwiese an der Straße.

Architektur, Kunst-Pädagogik-Therapie und MitarbeiterIn-

Nach der Werkstatt gingen die Kunststudierenden in die aktive

nen aus der Hochschulverwaltung. Die Werkstatt startete mit

Raumaneignung: Im Brombeergebüsch entstanden Wege und Plät-

einem Spaziergang über den Campus und drei Kurzvorträgen zu

ze, die Ausstellungs- und Erlebnisorte werden können. Ein tempo-

unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten des freien Raumes.

rärer Zeltplatz auf der Wiese Anfang November irritierte und zeigte:

Prof. Dr. Florian Kluge gab einen Einblick in die Grundlagen der

Die Wiese ist nutzbar, man muss es nur tun! Die Aktion verspricht

Landschaftsgestaltung, Prof. Brigitte Scholz stellte die Idee des „Ur-

ein interessantes Frühlingserwachen 2015. ■ Brigitte Scholz

ban Gardenings“ vor und Prof. Gert Bendel zeigte Raumpotenziale durch künstlerische Interventionen auf.

115


Drumherum

FreihaNDzeichNeN prof. benedikt Stahl, prof. willem-jan beeren, prof. hanS günter hofmann, dipl.-ing. ramona metje, dominiQue buChmaier // ba. 1.1 raum in der wahrnehmung // jahrgangSübergreifend // herbStSemeSter 2014

D

iese auch mit „bene+friends“ betitelte Veran-

Mit dem eigentlichen Stegreif beginnt der dritte Tag. Wir treffen

staltung ist mittlerweile nicht nur sehr beliebt,

uns in Düren in der Stadtgärtnerei und arbeiten in liebevoll sanier-

sondern bietet immer wieder die Gelegenheit, mit

ten Glashäusern in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Blechhalle,

diversen Begleitern, die Lust am Zeichnen und

die heute als Lager und Garage genutzt wird und die es gilt, neu zu

Darstellen zu entdecken oder aufzufrischen.

gestalten. Herr Müllejans, Chef der Dürener Service Betriebe und

Dieses Mal machen an den ersten beiden Tagen

Initiator dieses Projekts hatte dazu gemeinsam mit uns im Vorfeld

Studierende aus den USA mit, die als Gäste des

einen Studentenwettbewerb ausgeschrieben und nun werden wir

AIB Bonn auch in Alfter sehr willkommen sind.

hier von ihm und seinen Mitarbeitern ausgesprochen freundlich

Um das Zeichnen und Skizzieren mit dem Ent-

und mit erwartungsvollen Mienen empfangen, gut mit Inhalten und

werfen zusammenzubringen, gehen wir gemein-

kräftigendem Imbiss versorgt und können intensiv an den Ideen

sam eine kleine Stegreifaufgabe an und befassen

schmieden. Tatkräftig unterstützt werden die Entwerfer dabei von

uns mit dem Entwurf einer Veranstaltungshalle für

Masterstudentin Dominique Buchmaier und bereits am Nachmit-

Kinder-Events auf dem Gelände der Stadtgärtne-

tag liegen die ersten Skizzen und Konzepte vor. Nach einem wei-

rei Düren.

teren Tag lustvollen Schaffens im Alfterer Atelierhaus können am

Die ersten beiden Tage dienen zunächst einmal

Freitag eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Lösungen prä-

dem Warmlaufen oder besser gesagt dem Warm-

sentiert werden. Die Jury vergibt 3 Preise und Herr Müllejans krönt

zeichnen. Willem-Jan Beeren und Ramona Metje

den Tag in seiner Begeisterung mit einem „Bearbeitungshonorar“

beginnen den ersten Tag mit: Zeichnen im Gehen,

das jedem Team erlaubt, den Abschluss der Woche gebührend zu

spontanen Skizzen, spielerischem Arbeiten. Am

feiern! Die Preisverleihung selbst findet im Rahmen der Tage der

zweiten Tag erläutert Hans Günter Hofmann sehr

offenen Türen Augen.Blick.Mal. im März 2015 statt.

präzise, verständlich und inspirierend, wie und mit

Ganz herzlichen Dank auch hier wieder allen Mitspielern und vor

welchen Werkzeugen man räumliche Situationen

allem natürlich Herrn Richard Müllejans und den Dürener Service

auf das Blatt bringen könnte. Von allen Teilneh-

Betrieben. ■ BS

mern bewundert macht er es selber vor und am Abend sind eine ganze Reihe von tollen Innenraumperspektiven der ganzen Gruppe zu sehen. 116


exKursioNeN Nah und Fern


exKursioNeN

eimerweise-schNee-symposium prof. willem-jan beeren // exkurSion graSgehren, allgäu // april 2014

D

er Sommer hat es dieses Jahr besonders eilig.

nur schöne Projekte. Dabei wird jeder auf irgendeine Weise mit den

Es ist frühlingshaft sonnig und der meiste

besonderen Eigenschaften des Baumaterials konfrontiert.

Schnee ist schon in murmelnden Taubächen ins

Ich erlebe beispielsweise bei der Herstellung der Brückensteine

Tal geplätschert. Eine kleine Gruppe Studierender

ganz verschiedene Schichten des Schnees. Für die möglichst festen

ist hier her gekommen, um sich ein bisschen in

und stabilen Brückensteine gilt das entscheidende Kriterium: Wie

Landart zu versuchen. Die Veranstaltung nennt

gut lässt sich der Schnee verdichten? Obenauf ist eine Schicht, die

sich „Neuschneesymposium“. Von Neuschnee

morgens noch fest, nachmittags aber schon so weich und matschig

keine Spur. Abends sind Pistenraupen unterwegs,

ist, dass sie sich nicht mehr gut verdichten lässt. Eine Schicht

um die zwei Skipisten befahrbar zu halten. Woher

darunter ist schon auf natürliche Weise gut verdichtet und lässt sich

nehmen die nur den ganzen Schnee?

sehr gut weiterverarbeiten. Als eines Nachts dann doch noch etwas

Zum Glück stellt sich heraus, dass die Flecken

Neuschnee fällt, ist dieser viel leichter und trockener, als die älteren

von altem, verharschtem Schnee größer und tiefer

Schichten. Für die Weiterverarbeitung aber ist er ebenfalls sehr gut

sind, als man aus der Entfernung sehen kann und

geeignet und ergänzt somit hervorragend die Mischung. Aber wie

so sucht sich jeder seinen Flecken Landschaft zum

viel hält so ein Schneestein tatsächlich aus? Wir können es nur

Experimentieren.

probieren. Und tatsächlich: Die Brücke hält. Die Brücke trägt. Wer

Über die vier Tage entstehen große Kreise, kleine Laternen, Sitzgelegenheiten, ein Tisch, eine

hätte das vorher geglaubt? Zu gerne würde ich sehen, wie lange sie so steht, denn wenn sie

Brücke und viele weitere kleine und große künst-

nicht schon ganz und gar geschmolzen ist, dann tropft sie noch

lerische, experimentell forschende, oder einfach

heute. ■ Magdalena Zöllner

118


erleBe Das gaNze! prof. willem-jan beeren + prof. pieter Van der ree // exkurSion dornaCh EINEN SINN FÜR PROZESSE UND ZUSAMMENHÄNGE ENTWICKELN

w

er schon einmal das Goetheanum in Dornach besucht hat, kennt wahrscheinlich den Bereich im Erdgeschoss hinter

dem Westeingang (Treppenhaus und Foyer), der düster und meist unbelebt ist und der auf den Besucher etwas bedrückend wirkt. Das 1925-1928 errichtete Goetheanum ist ein von Rudolf Steiner entworfener plastisch-organischer Sichtbetonbau. Es ist Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und wird als Tagungs- und Aufführungsort genutzt. Die innere Raumaufteilung wurde aufgrund wachsender Besucherzahlen und erweiterter Nutzung mehrfach geändert. Die aktuelle Situation präsentierte sich uns folgendermaßen: Die gemeinsame Nutzung der Wandelhalle durch Empfang / Ticketverkauf und Cafeteria ist suboptimal und die räumliche Trennung von Buchladen und Kunstkartenverkauf erfordert einen hohen Personalaufwand.

Architekturimpuls Rudolf Steiners versuchten wir

Außerdem ist der Empfang vom Westeingang aus nicht sichtbar.

für unsere Aufgabe, das Goetheanum als einen

In der sechstägigen Studienwoche, die Pieter van der Ree zusammen mit Marianne Schubert (Sektionsleitung Bildende Künste

Gesamtorganismus zu betrachten. Bei der internen Präsentation unserer Entwür-

am Goetheanum) organisierte, entwickelten wir Ideen für eine

fe am Ende, fühlten sich Martin Zweifel (Leiter

neue Raumaufteilung im Erdgeschoss. Diese ist vor allem deshalb

der Bauadministration am Goetheanum) und

notwendig, weil der Westeingang, der derzeit nur von 20% der

Marianne Schubert zu einem großen Teil in ihren

Besucher genutzt wird, wieder Haupteingang werden soll.

eigenen Überlegungen bestätigt, da wir zu ähn-

In der allmorgendlichen Eurythmie mit dem Architekten und Eu-

lichen Vorschlägen gekommen waren. Zu einem

rythmisten Christian Merz beschäftigten wir uns unter anderem mit

anderen Teil freuten sie sich aber auch über ganz

der Gestik verschiedener Säulenformen, wie sie auch am Goethea-

neue Ideen von uns.

num auftreten. Der Gang durch Pieters Ausstellung zur organischen

Für uns war es eine Ehre, an diesem Prozess der

Architektur („Lebendiges Gestalten“), die Exkursion zum Vitra

Umgestaltung eines so besonderen Gebäudes teil-

Design Museum, sowie Gespräche mit lokalen anthroposophischen

nehmen zu dürfen. ■

Architekten inspirierten uns bei der Entwurfsarbeit. Gemäß dem

Leonard Kotthoff / Ramon Wegner 119


exKursioNeN

saNKt petersBurg prof. marek nowak + dipl.-ing. annett hillebrand // exkurSion Sankt peterSburg // mai 2014

K

urz vor der Sommersonnenwende machten

dafür ist die neue Konzerthalle des Mariinski-

wir uns Anfang Juni auf nach St. Petersburg,

Theaters (2007) von Xavier Fabre, die sich so gar

um diese einmalige Stadt im Frühsommer und

nicht in die Stadt oder neben ihr geschichtsträch-

besonders im Glanz der „Weißen Nächte“ zu

tiges Nachbargebäude einfügen möchte.

erkunden. Diese Stadt ist nicht über Jahrhunderte gewach-

Eine weitere Eigenschaft von Sankt Petersburg hat sich uns als Besucher mehr als deutlich

sen, sie ist nach einem gewaltigen Masterplan im

offenbart, da wir die Stadt zu Fuß erkundet

Laufe von etwa 200 Jahren aus der Erde gestampft,

haben. Hier findet man nicht die gewöhnlichen

bzw. in den Sumpf gesetzt worden. Und das

Dimensionen einer mitteleuropäischen Stadt vor,

merkt man ihr auch an; alles ist aus einem Guss,

sondern trifft auf eine Überdimensionierung, in

zwischen europäischem Barock und Klassizis-

der sich das ehrgeizige Vorhaben der Planer und

mus mit einem leichten eigenen Einschlag, der

Erbauer widerspiegelt. Egal, ob Isaac-Kathedrale,

subtil unter der Oberfläche lauert. Alles ist in

die Auferstehungskirche, die Kasaner Kathedrale,

sich stimmig, aber auch abgeschlossen. Jeder Bau

Admiralität, die vielen Theater oder die Eremi-

aus den letzten 100 Jahren hat es schwer, sich zu

tage, sie alle bieten reiche kulturelle Schätze und

behaupten und sich einzugliedern. Ein Beispiel

Eindrücke in Übergröße.

120


Allein der Schlossplatz vor der Eremitage beeindruckt gewaltig. Das weite Halbrund wird heute, wenn es nicht durch Paraden des Nationalfeiertages oder Konzertveranstaltungen belegt ist, gerne von den Einheimischen zum Skateboarden, Inliner- oder Fahrradfahren, als Kulisse für eine der vielen russischen Hochzeitspaare oder als Bühne für etliche Straßenkünstler genutzt. Im Zusammenklang mit den vielen Touristen aus aller Welt entsteht so ein lebhaftes Treiben. Die heimliche Königin der Stadt ist aber, gerade in der Zeit der Weißen Nächte, die Neva mit ihren langen Uferpromenaden. Wenn sich die Menschen um 2:00 Uhr morgens im für den Norden so typischen schwachblauen Dämmerlicht am Ufer des Flusses treffen, die vielen Lichter sich im Wasser widerspiegeln und die Brücken sich langsam öffnen, um die großen Schiffe vom Meer flussaufwärts hinein zu lassen, entsteht eine einmalige, fast unwirkliche Atmosphäre. Tagsüber sieht man dann die etwas schäbigen Ecken, die bröckelnden Mauern und hört mit dem großen Verkehrsaufkommen die Symptome des russischen Alltags. Da ist die Stadt dann wieder laut, ein wenig schmutzig und geschäftig. So hat sich uns Sankt Petersburg zwischen Nacht und Tag als eine Stadt präsentiert, die zwischen abgeschlossener gebauter Vergangenheit und der Frage nach einer möglichen zukünftigen Entwicklung hin und her pulsiert. Es war eine wunderbare, erlebnisreiche Reise und unser Dank geht noch einmal ganz herzlich an unser tolles Reiseleitergespann Marek und Annett! ■ Julia Brüggmann

121


exKursioNeN

septemBer Fietstocht iN Nl prof. benedikt Stahl // exkurSion niederlande // September 2014

w

ahrscheinlich ist die Idee zu dieser etwas

Utrecht los. Die erste Herausforderung galt dabei

ungewöhnlichen Exkursion mal wieder bei

nicht dem Bestellen des leckeren Starterkaffees,

Stadt und Landschaft, auf die wir, langsam genug

oder nach dem Essen in unserer Mensa entstan-

sondern vielmehr der Orientierung und dem

voran kommend, immer wieder aufmerksam

den. Ich meine, es wären Willem-Jan und Ramona

Auffinden des richtigen Radweges. Unsere gute

wurden und die eher unwohnlich und unwirtlich

gewesen, die mich gefragt haben, ob ich nicht in

Karte, aber auch die vorbildliche Ausschilderung

schienen. Dabei waren das gar nicht mal so sehr

diesem Jahr eine Fahrradtour mit Studierenden

und vor allem hervorragend angelegte Radwege

die ungepflegten oder vernachlässigten Gebiete,

durch Holland machen wolle, wohlwissend

(und das überall!!!) führten uns recht schnell in

sondern vielmehr oft die Wohnviertel, die

dass ich sowohl das Land wie auch das Zweirad

Richtung Rotterdam. Die Beschreibung unseres

sich mancherorts beinahe selbst überstrahlen

leidenschaftlich gern habe. Also gut, warum nicht.

Weges überlasse ich an dieser Stelle gerne Ludwig

wollten, die mit ihren tot gestalteten, übertrieben

Zu sehen gibt es auf jeden Fall genug und zwar

Heinrich Hermann Graf von Pückler Muskau der

eingezäunten Vorgärten, protzigem Gehabe und

nicht nur Architektur. Da ist die typische Land-

in seinen Briefen eines Verstorbenen seine Ein-

überflüssigen Allüren geradezu Karikaturen von

schaft mit ihren weiten Wolkenhimmeln, große

drücke in Utrecht wie folgt schildert: „Utrecht ist

sich selbst erzeugten. Anders ging es uns meistens

und kleine Städte mit sehr unterschiedlichen

zierlich gebaut und wie alle holländischen Städte

in den Innenstädten: da wurde es vielfältig und

Charakteren, sehr gute Museen mit grandiosen

musterhaft reinlich gehalten. Das buntfarbige

lebendig, da fühlten wir uns wohl und hielten ger-

Kunstwerken und nicht zuletzt würden wir einer

Ansehn der Häuser sowohl, als ihre verschie-

ne an um kleine Pausen einzulegen. Vergleichend

reichen Geschichte und Menschen begegnen,

denen Formen, die engen gekrümmten Straßen

mit den vorher beschriebenen Empfindungen

die dieses außergewöhnlich sympathische kleine

und ihr altväterliches ensemble erscheinen mir

könnte man auch sagen: hier atmet es und dort

Land – das mit dem Fahrrad bereist auch schon

viel gemütlicher als die sogenannten s c h ö n e n

nicht. In Rotterdam selbst war es wahrscheinlich

mal viel größer sein kann – in all diesen Bildern

Städte die sich wie eine mathematische Figur

die typische Stimmung der Stadt, die uns einfing.

lebendig machen. Eine Reise im Dienste des Leit-

überall rechtwinklicht durchkreuzen, und wo

Das Kontrastreiche, das Experimentelle, die Lust

sterns „mag“ also. (siehe hierzu auch Vorworte)

jede Straße in trostlos langer Linie mit einem

am Neuen und natürlich auch immer wieder der

Blick zu übersehen ist.“ Sind diese Betrachtungen,

unverwechselbare Charme der geschichtener-

sächlich irgendwann im September aufgebrochen

die übrigens auch im September (1826) gemacht

zählenden Backsteinhäuser mit fröhlichen und

und hatten beschlossen, in Utrecht zu beginnen,

wurden, nun beinahe 200 Jahre alt, so könnten sie

freundlichen Menschen! Für uns passte das zur

von da aus nach Rotterdam und dann an der

doch im Großen und Ganzen ebenso aus unserer

Wahl unseres Hostels: den von Piet Bloom in den

Küste entlang bis Amsterdam zu fahren. Für den

Zeit stammen. Sie deuten zudem an, was uns

70er- / 80er-Jahren entworfenen Kubushäusern

unerfahrenen Hollandreisenden sei hier angefügt,

immer wieder bewegt hat auf diesem Ausflug: die

in denen wir unter schrägen Decken, neben

dass es in diesem Land eigentlich das ganze Jahr

Suche nach dem was S c h ö n h e i t denn vielleicht

schrägen Wänden, aber Gott sei Dank auf gerade

über irgendwie September ist. Zumindest was das

ausmachen könnte.

aufgestellten Betten unseren wohlverdienten

Mit einer kleinen Gruppe sind wir dann tat-

Wetter und seine unberechenbaren Seelandlaunen

Nun will ich weder die Zeit des Lesenden, noch

Da sind zum Beispiel die Übergänge zwischen

Schlaf fanden. Abends fragten wir uns gerne

den Umfang dieses Jahresheftes überstrapazieren

gegenseitig, was wir denn heute dazu gelernt

und weiter in gemächlichem Tempo das Bereiste

hatten. Im Einschlafen hörten wir dann noch, wie

drinken ...“ mit diesem Auftakt also und gut

schildern. Dennoch will ich versuchen, kurz

Dominique vor sich hinmurmelte: „Bei den Hol-

ausgerüstet mit Regensachen und wasserdichten

zusammenzufassen, was wir schließlich an s c h ö -

ländern ist ganz schön viel ganz schön schräg …“

Packtaschen ging es in der schönen Grachtenstadt

n e n Bildern mitnehmen konnten.

angeht. „Maar laten we eerst nog even en koffietje

122


WAS WIR NOCH SO GELERNT HABEN:

» daSS man auCh mit einfaChen

» daSS eine kirChe ohne bänke ein

baCkSteinen impoSante, SChöne,

wahnSinniger raum iSt! «

beSondere häuSer bauen kann! «

(Simon Koolmann)

(Georg Kreuer)

» dat rotterdam een bijzondere Stad iS, dat

» daSS daS holländSiChe wort

wiSt ik nog niet en zeker niet dat ze zo SpeelS

für malen „SChilderen “ iSt,

met arChiteCtuur omgaan, dat waS heel bij-

kommt mir beim anbliCk der

zonder en nieuw Voor mij. «

präChtigen erzählenden

(Ido de Baat)

» die SChönSten häuSer und eCken Sind die, die man SelbSt entdeCkt, SozuSagen unVor-

rembrandt bilder im rijkSmuSeum in den Sinn . « (Benedikt Stahl)

bereitet, und die einen neugierig maChen. « (Peter Baumgardt)

Nach einer schönen Tour über die LF 1 entlang der Küste (ja natürlich waren wir auch im September in der Nordsee … ) sind wir dann in

daSS ein hollandrad niCht unbedingt geeig-

Amsterdam angekommen, haben wir dort noch

net iSt für eine holland radtour. «

sphären gesammelt und sind schließlich wieder

eine Fülle an Bildern und inspirierenden Atmowohlbehalten in Alfter gelandet.

(Klara Esch) (das war jetzt auch wirklich nur ein sehr einfaches Hollandrad, Klara...)

Und die S c h ö n h e i t ? Was ist jetzt damit? Ich schlage vor, Sie folgen Peter Baumgardt und entdecken sie am besten selbst. ■ Benedikt Stahl 123


exKursioNeN

BieNNale veNeDig prof. willem-jan beeren + dipl.-ing. annett hillebrand // exkurSion Venedig // September 2014 VENEDIG, DIE STADT DER LIEBE – ZUR ARCHITEKTUR!

s

tadt der Muschelfischer, der Gondolieri, der Taubenschwärme, der Wassertaxis auf

Da wären unzählige wunderschöne Kirchen, darunter so weltberühmte wie die San Marco Basilika, Paläste und Prachtbauten, fast unzählige Plätze und Parks und einige hervorragende Museen. Bei einer kleinen Tour durch die berühmtesten Ecken der Stadt

dem Canale Grande, Stadt der geschwungenen

merkte man schnell, dass es sehr schwierig sein kann, gezielt von

Brücken, der großen Hotels, der Masken oder die

einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu spazieren, denn meistens

schwimmende Stadt. Es gibt unglaublich viele

durchkreuzt ein Kanal die schnellsten und direktesten Wege. Es gibt

Namen für Venedig, aber über eins lässt sich nicht

zwar einige hundert Brücken in Venedig, doch es fehlt wohl immer

streiten: Diese Stadt lässt das Architektenherz

eine an der Stelle, an der man sie grade bräuchte.

höher schlagen. Venedig ist eine bedeutende Weltstadt von gro-

Manchmal beschlich einen das Gefühl, man sei an genau diesem Haus oder an eben dieser Kirche schon mindestens drei mal vorbei-

ßer Berühmtheit, die irgendwie jeder kennt, auch

gelaufen, doch dieser Eindruck täuscht. Die Altstadt von Venedig ist

wenn man selbst noch nie dort gewesen ist. Eine

nunmal wie ein riesengroßer Irrgarten aus Stein mit breiten Straßen,

uralte, aus mehr als hundert Inseln bestehende

schmalen Gassen, Plätzen, Brücken und natürlich Sackgassen.

Stadt in einer Lagune; Paläste, die auf Stelzen ste-

Doch der beste Tipp für eine Stadttour durch Venedig ist: Ohne

hen; kauzige, vor sich hinträllernde Eingeborene

Plan einfach rein in das Labyrinth aus Stein, Kanälen und Brücken

auf länglichen Booten; ein Ort, der eine mächtige

und ziellos laufen, bis die Füße platt sind.

Vergangenheit hat, das Zentrum einer Republik von einflussreichen Händlern war. Venedig ist ein ganz besonders außergewöhn-

Gelegentlich dachte man, nun sei man völlig verloren und man fände niemals wieder zurück, wenn zum Beispiel eine Gasse plötzlich einfach an einem Kanal oder einer Hauswand endete. Doch manch-

licher Ort, in dem an Stelle von Autos nur Schiffe

mal endet eine schmale Gasse auch ganz unerwartet auf einem der

und Boote fahren, in dem die Hauptstraßen nicht

vielen netten Plätze mit einer schönen prächtigen Kirchenfassade

asphaltiert sind, sondern aus Wasser bestehen, in

im Vordergrund.

dem Fahrradfahren nur für Kinder erlaubt ist und

Doch genug von ziellosen Spaziergängen durch die schönen Gas-

in dem die Häuser direkt im Salzwasser stehen

sen, über die beeindruckenden Brücken und in Kirchen Venedigs.

anstatt auf trockenem Boden.

Die Reise fand schließlich aus einem ganz bestimmten Grund,

Aber Venedig bietet natürlich noch viel mehr, als Straßen aus Wasser, auf denen die Gondeln herumschippern. 124

nämlich der 14. Architektur-Biennale, statt. Dieses Mal gab es keine funkelnden Visionen, keine neuen modernen Erfindungen, keine hochangepriesene Zukunftsarchitektur,


nichts von dem, was die internationale Architekturausstellung sonst alle zwei Jahre auf ihrer Biennale in Venedig zur Schau stellt. Da sich die Architektur der Gegenwart immer mehr ähnelt und die Formensprache moderner Bauten immer globaler wird, bat der niederländische Architekt Rem Koolhaas als Direktor der diesjährigen Architektur-Biennale die Länderpavillons, sich an der nationalen Architektur der vergangenen hundert Jahre ihres Landes zu bedienen. Das Thema: „Absorbing Modernity: 1914-2014“. Die zentrale Frage, die dahinter steckt, ist: Warum sieht die Welt und die Architektur so aus, wie sie aussieht? Die Biennale beschäftigt sich mit dem Niedergang und der allgegenwärtigen Hässlichkeit und zeigt daher nicht einfach nur Architektur, sondern versucht, die Gegenwart zu hinterfragen und Tradition ein Stück weit zurückzuerlangen. Die Botschaft, die man daraus schließen kann, ist, dass nicht nur die moderne Architektur, sondern auch unsere Gesellschaft eine neue Chance braucht. „Absorbing Modernity“ kann man sehr gut an einem Beispiel im Hauptpavillon belegen, in dem eine abgehängte Decke den Blick nach oben in die große historische Kuppel enorm stört. Anstatt auf die prachtvoll geschmückten Gemälde über die Neugeburt der Menschheit aus dem Geist der Kunst zu schauen, bleibt der Blick an einer auf 2.50m herabgedrückten Styroporplatte hängen, die stolz ihre Neonleuchtröhren, Zu- und Abluftrohre, Kabel für Rauchmelder und Leitungen für Löschsysteme präsentiert. Eine Decke darf heutzutage nicht einfach nur noch Decke sein. Sie muss uns Menschen mit ausreichend Licht und Luft versorgen und unsere Sicherheit gewähren. Doch wenn wir uns beschweren, dass eine solche Decke nicht unseren Ansprüchen an Ästhetik entspricht und uns unter sich erdrückt, dann gilt diese Beschwerde eigentlich dem hohen Anspruchsdenken der gegenwärtigen Gesellschaft. In dieser Architektur-Biennale wurde viel Kritik an der modernen Architektur und Gesellschaft geübt, doch zeigte sie uns auch wunderbare Lösungen und Verbesserungen, die hoffentlich in Zukunft an Popularität gewinnen werden. Ob wir alle immer genau verstanden haben, was die Architekten uns mit ihrer Auffassung von „Absorbing Modernity“ mitteilen wollten, weiß ich nicht. Wir kamen jedenfalls alle immer unglaublich erschöpft, manchmal irritiert aber meistens beeindruckt und bis zum Rand gefüllt mit Eindrücken zurück in unsere Unterkünfte. Venedig – die Stadt der Liebe wurde während der Architektur-Biennale zum Schauplatz für Herausforderungen, Stärken und Sündenfälle der modernen Bauwelt und wir waren mittendrin! ■ Lisa Küpper

125


exKursioNeN

zürich prof. dr. florian kluge + dipl.-ing. miriam hamel exkurSion züriCh // SpätherbSt 2014

z

ürich als größte Stadt der Schweiz genießt einen mondänen Ruf. Es ist bekannt für seine romantische Altstadt, hohe Lebensquali-

tät, Berge und Seen, elegante Einkaufsmeilen, feines Handwerk, edle Uhrwerke, ausgesuchte Restaurants, moderne Architektur, saubere Umwelt, hohe Gehälter und mindestens ebenso hohe Lebenshaltungskosten. Mit 19 Bachelor- und Masterstudierenden, Alumnis und Lehrenden waren wir vier Tage in Zürich und haben das andere Gesicht der Stadt kennengelernt:

126


… den Stadthistoriker, der jeden Winkel seiner Stadt kennt und

… die Architekturausstellung, die überzeugt, aber nicht begeistert,

keinen eintauschen möchte,

… die Genossenschaft, die im Laden Minus macht, um sich im

… den Hintereingang, der ins unbekannte Paradies führt,

Bademantel zu begegnen,

… den Freiluft-Pizzaofen, den jeder benutzen darf,

… die Wohngemeinschaft, die mit 15 Menschen auf 500qm lebt und

… den Brachenpfleger, der vom bedingungslosen Grundeinkom-

Gästen Tür und Tor öffnet,

men lebt,

… die Hochschule, der man mit dem LKW aufs Dach fahren kann,

… die Brachenhopper, die diagonal Fußball spielen, um den Rasen

… den Platz, der die Entwicklung eines ganzen Areals initiiert hat,

zu schonen,

… das Haus, in dem Schiffe auf dem Trockenen gebaut wurden,

… die Kneipe, in der das Bier ein Drittel von dem in der Innenstadt

… die Brauerei, die zum europäischen Kunstzentrum wurde,

kostet,

… das Viadukt, das zur Markthalle wurde,

… das Architekturbüro, das flach baut und hoch gewinnt,

… der urbane Garten, der sich hinter dem Taschenverkauf ver-

… den Landschaftsarchitekten, der sein eigenes Büro nur noch

steckt,

berät,

… den Container, in dem eine Minute hundert Sekunden hat,

… den Deltasand, mit dem man herrlich Topographie modellieren

… die Studentengruppe, die öffentlich Aktien verbrennt,

kann,

… das Basislager, das Raum greift, Freiräume nutzt und Räume

… den Platz(spitz), an dem Drogen, Dealer und Fixer zu Hause

bietet,

waren,

… das bedingungslose Grundeinkommen, das die Schweiz nicht

… den Oerliker, der stolz auf Beruf, Heimat und Schweizer Ingeni-

revolutionieren wird,

eurskunst ist

… die direkte Demokratie, die manchmal gar nicht so direkt ist,

… den Park, der einem Gebäude immer ähnlicher wird,

… die 2000-Watt-Gesellschaft, die energetische Vergangenheit und

… den Hauswart, der mehr über seine Gebäude weiß als jeder

Zukunft ist,

Immobilienmakler,

…und schließich die vielen Orte, die sich nur mit einer Geschichte,

… den Park, der jedes Jahr weniger Bäume hat und trotzdem

zwei Gegenständen und drei Adjektiven beschreiben lassen.

wächst, … den Park, in dem der Rasen Stadionqualität hat,

Wohl dem, der in einer Stadt mit so vielen Gesichtern lebt.

… die Hochschule mit Weltruf, deren Ateliers bestimmt nicht

ZÜRICH, EINE LIEBENS- UND LEBENSWERTE STADT. ■

schöner sind als unsere,

Florian Kluge 127


exKursioNeN

schNeearchiteKtur prof. willem-jan beeren // exkurSion SChöntalhof kleinwalSertal hirSChegg // januar 2015 SCHNEESYMPOSIUM 2015

D

er Schnee ist ein Material, das sich in seiner natürlichen Beschaffenheit in jeglicher Hin-

sicht frei formen lässt. Je kälter, desto pulveriger wird seine Konsistenz. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt lässt sich eine relativ gute statische Standfestigkeit erzielen. Durch die natürliche Wärme der Hände beim Formen ergibt sich auch bei niedrigeren Außentemperaturen ein Schmelzvorgang. Die entstehende Feuchtigkeit führt im Anschluss zur Vereisung der zuvor erwärmten Fläche. Somit lassen sich ohne weitere Hilfsmittel mit bloßen Händen Bauwerke und Skulpturen in organischen Formen kreieren. In stark komprimierter Form kann auch ohne den Einfluss von Wärme eine Festigkeit erreicht werden. So lässt sich zum Beispiel die Stampflehmtechnik in adaptierter Weise anwenden. In einer Bütte können durch komprimiertes Befüllen große Quader hergestellt werden, die sich hervorragend zum Mauern in großem Maßstab eignen. Berücksichtigt man den Aspekt der Zeit, so wird sich an den meisten Orten dieser Erde, durch die klimatischen Bedingungen, eine Vergänglichkeit einstellen. Das Objekt bekommt eine temporäre, zeitlich begrenzte Lebensdauer. Hat man das Glück üppigen Niederschlags wie in diesem Jahr, dann steht den temporären Installationen nichts mehr im Wege. Die weiße Farbe des Schnees spiegelt das Licht wieder, an sonnigen Tagen mit glitzernder Oberfläche. Aber auch nachdem die Sonne untergegangen ist, bleibt die gesamte Umgebung vergleichsweise hell erleuchtet. Das Mondlicht wird von den Berghängen reflektiert und taucht das gesamte Tal in ein diffuses Leuchten. Die dunklen Tannen bilden einen starken Kontrast zur gleichmäßig hellen Landschaft. Kerzen leuchten in warmen Gelbtönen durch den Schnee. Die Wärme der Teelichter lässt den Schnee schmelzen, so dass sie sich immer tiefer in diesen eingraben. Die runden Löcher haben den Grundriss der Teelichter, der sich bis zur Oberkante fortsetzt. Die Stimmung einer schneebedeckten Landschaft nehmen wir auch über die besondere Akustik wahr. Die gedämpfte Ruhe, bedingt durch die schallschluckenden Eigenschaften der Schneedecke, erzeugen eine akustische Umgebung von der wir als Planer von Bibliotheken und Großraumbüros nur träumen können. ■ Balthasar Moos

128


meNscheN Hin und Weg


meNscheN

Neue wisseNschaFtliche mitarBeiteriN – Das aBc voN miriam hamel a

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iriam Hamel


iNterview mit seBastiaN Keller Studium im faChbereiCh arChitektur Von 2006 – 2012 // abSChluSS: diplom // daS inteView führte dipl.-ing. annett hillebrand WAS HAST DU NACH DEM STUDIUM

selbstständig, eventuell eher mit jemanden zusam-

den Abstand zum Planen, nicht weil ich das

GEMACHT, WO ARBEITEST DU JETZT UND

men, aber es gab direkt so viele Aufträge, soviel

Planen an sich nicht mag, sondern weil ich für

WIE LEICHT, ODER AUCH SCHWER WAR ES,

Arbeit dass ich dazu erst mal nicht gekommen

mich eher das Problem hatte, dass ich noch gar

EINEN JOB ZU BEKOMMEN?

bin sondern mich so richtig krass in die Arbeit

nicht genug weiß über Architektur, um das auch

seBastiaN Keller: Direkt nach dem Studium bin

gestürzt habe um einfach auch Geld zu verdienen

machen zu können, also Häuser zu bauen für

ich natürlich erst mal in den Urlaub gefahren. Ich

nach dem Studium.

Menschen die dann darin auch wohnen und leben müssen. Das war eigentlich der Hinderungs-

glaub das sollte man auch unbedingt machen, um ein bisschen Abstand zu bekommen und dann füllt man auch das „Diplomloch“ direkt mit Urlaub – das ist nicht schlecht! Ich war ja schon während meines Studiums selbstständig, eigentlich schon die letzten drei Jahre und hatte dann angefangen bei dieser Großrenovierung, da haben wir das ganze Haus

» irgendwann hab’ iCh dann aber

dass ich das technisch nicht hinkriege oder nicht

gedaCht, wenn iCh’S ja nie an-

planen kann. Irgendwann hab’ ich dann aber

fange, werde iCh’S halt auCh nie

auch nie lernen. Und als mir das klar war, und

lernen. «

gedacht, wenn ich’s ja nie anfange, werde ich’s halt das ist sehr witzig, rief knapp eine Woche später Julian Fischer bei mir an und hat mich gefragt ob ich einen Kindergarten mit ihm machen würde.

von Sonja durchrenoviert. Ich war selbstständig als Handwerker und Planer und das ist jetzt auch

grund und nicht etwa, dass ich gezweifelt habe,

Nach einem halben Jahr, oder so, habe ich

Julian Fischer hatte ja ein halbes Jahr vor mir

aber wieder angefangen mich mit Architektur

Diplom gemacht, seine Diplomarbeit, die Fi-

zu beschäftigen, d.h. ich habe Seminare besucht,

scherhütten, eine Erweiterung einer freien Schule

mich irgendwie noch nicht bereit gefühlt nur

Ausstellungen angeguckt und mich überhaupt

in Kempten, wurde ja auch gebaut und diesem

Architektur zu machen und schon mal gar nicht

wieder mit der Sache beschäftigt. Ich brauchte

Bauherrn hatte er auch den Bau eines Kindergar-

noch so. In der ersten Zeit nach dem Studium habe ich

tens auf dem gleichen Grundstück vorgeschlagen. Ich bin dann in das Projekt mit eingestiegen, die Planung stand schon, die hatte Julian schon fertig und wir wollten den Bauantrag dann dazu fertigmachen, mussten aber noch mal umplanen da der Bauherr doch nicht einverstanden war. Und dann ging das los, wir haben uns wieder mit dem Bauherrn hingesetzt, wir haben entworfen und Modelle gebaut und Vorschläge gemacht … das hat sich ziemlich lang hingezogen und irgendwann war es dann aber soweit, dass wir den Bauantrag stellen konnten. Der wurde dann auch ziemlich schnell genehmigt, das hat keine sechs Wochen gedauert, das ging alles so zack zack durch. Wir hatten ja auch noch einen Förderantrag gestellt, der wurde als erstes genehmigt und dann halt der Bauantrag. Im Vorfeld hatten wir natürlich auch schon überlegt wie das ganze ge131


meNscheN

baut werden sollte wie das funktionieren könnte.

die nicht mit ihrer sieben Meter langen Estrich-

wir laden den Hänger voll Baumaterial, packen

Wir hatten da schon konkrete Vorstellungen, das

maschine durch). Ich habe es dann schlussendlich

das Zelt und den Grill ein und wohnen dann da

wurde dann noch mit einem Zimmrermeister, der

selber gegossen.

und bauen und trinken Bier. WIE WAR DAS STUDIUM AN DER ALANUS

daraufhin die endgültige Werkplanung gemacht

Gerade bin ich an einer Sache dran und zwar

hat, besprochen und geklärt. Selber mitgebaut

will das Bauhaus Dessau Bauhausmöbel fürs Mu-

FÜR DICH?

habe ich an dem Projekt aber nicht, nur geplant.

seum haben, die möchte ich sehr gerne machen,

seBastiaN Keller: Alanus ist eine Plattform wo

Das war aber nicht schlimm weil ich zwischen-

das ist total schön, da bekommt man dann diese

man alles machen kann, aber man muss es auch

zeitlich noch einen anderen Handwerksjob hatte,

Bauhauspläne und kann dann die Möbel bauen,

machen! Das ist total geil wenn man sich so seine

und da ich ja, wenn ich lange am Computer geses-

das würde ich sehr gerne mit einem befreunde-

Sachen sucht die man halt will und dann hat man

sen habe wieder raus muss, um selbst Material in

ten Schreiner machen. Das wird ne sehr schöne

diesen tollen Zugriff auf die Professoren … die

die Hand zu nehmen, passte das ganz gut.

Geschichte. Und dann ist hier in Berlin, ich

Ideen die man selber hat, mit ihnen zu besprechen

wohne ja hauptsächlich in Berlin, auch noch so

oder irgendwie daran zu forschen … von daher

eine Wohnungssanierung, die sollten ursprüng-

mochte ich dieses Studium sehr gern weil ich es

» wenn iCh lange am Computer

lich nur ganz minimal saniert werden, ich habe

auch immer so begriffen hab, dass ich da was will

geSeSSen habe, muSS iCh wieder

da aber jetzt mal einen Vorschlag gemacht wie

und nicht dass ich da was geboten krieg … Eigen-

die Wohnungen zeitgemäß hergerichtet werden

initiative ist gefragt, die Chancen die Alanus bietet

könnten – mal sehen was draus wird.

nutzen … Ich habe ja auch ein paar Monate zum

Ich hatte auch noch einen Garagenumbau in

rauS, um SelbSt material in die hand zu nehmen. «

Eine andere kleine Sache in Berlin ist eine Dat-

Beispiel immer nur bei den Bildhauern gesessen,

sche, also ein Minihaus, das soll total modernis-

da hatte ich so einen Stuhl und der stand im

tisch werden. Das wurde von einem Architekten

Atelier, an der Heizung, und da saß ich dann am

Bonn, da ist neuer Wohnraum entstanden mit

entworfen, der findet aber keine Handwerker und

Rechner und war am Zeichnen. Einfach nur weil

Terrasse und so, das habe ich selber geplant aber

jetzt arbeite ich als Handwerker für einen Archi-

das Umfeld für mich inspirierender war als das

auch selber gebaut und das ist für mich immer

tekten. Ich find’s spannend mal auf der anderen

eigene Atelierhaus. Und das war gar nicht so dass

eine sehr schöne Erfahrung, ich hab dann den

Seite zu stehen, ist sicher eine interessante Erfah-

ich bei den Bildhauern mitgemacht habe, ich habe

direkten Bezug zu dem was ich plane und ich find

rung. Das mach ich übrigens wieder mit Julian,

einfach die Atmosphäre aufgenommen.

die Kombination halt auch sehr gut, muss nicht nur im Büro sitzen sondern kann auch rausgehen und gucken ob es funktioniert. Außerdem mag ich den Austausch mit den anderen Handwerkern, diskutiere gerne mit denen meine Details und lasse deren Erfahrung dann auch in meine Planungsarbeit einfließen. Im Moment häng ich ein bisschen rum und hab ganz viele kleine Sachen … also nichts Großes, sondern zum Beispiel so eine Pilzsanierung in Bonn, da ist Hausschwamm in einem Gebäude und da hab ich jetzt für die so ein spezielles Ding entwickelt mit Bauteilaktivierung etc, dass die Wände trocknen, mit wasserfestem Beton alles abgedichtet und mit bestimmten Schichtungen von Perlitten und Kies … das ist jetzt fast fertig, da hab ich auch teilweise als Handwerker mitgearbeitet, weil ich tagelang rumtelefonieren musste und keinen Estrichleger gefunden habe (denen war die Einfahrt zu dem Haus zu eng, da kamen 132


WAS RÄTST DU DEN STUDIERENDEN DER

Riesending, weil ich gedacht hab’ ich müsste das

was einen interessiert und gar nicht so Angst

ALANUS?

auch mal lernen, so im Büro sitzen und gucken

haben, dass das nicht geht, sondern das geht dann

seBastiaN Keller: Das was einen selber interes-

wie das ist … das war ein viertausend Quadrat-

schon, das nimmt dann halt eine Richtung an mit

siert, das kann auch irgendwie das Abgefahrenste

meter-Altbau mitten im Umbau und ich war der

den Professoren, und das muss man verfolgen,

sein, sollte man versuchen. Das steigert auch die

einzige Zeichner … meistens hab ich gezeichnet

dann hat man ein ganz tolles Studium … ich

Vielfalt und irgendwie entstehen dann auch wie

und am nächsten Tag wurde das gebaut … das

fand’s ganz toll.

kleine Universen wenn jeder so an seinem Thema

war mega-stressig, weil es ja keine Kontrolle mehr

arbeitet mit dem Tool Architektur.

gibt, du kannst es dir nicht mehr durch den Kopf

Ich glaube man sollte einfach dem nachgehen,

Im letzten Jahr hab’ ich aber gemerkt, ich will

gehen lassen. Das war nicht schön! Und da hab

jetzt fertig werden, ich glaub das war einerseits so, weil auch das Jahr auseinandergefallen ist, also die Leute nicht mehr so da waren mit denen

» iCh finde eS grauSam wenn man

man angefangen hat und das andere ist, glaube ich

immer nur daS gleiChe waS man

einfach, dass ich jetzt auch mal alles ausprobieren wollte was ich so gelernt hatte. RÜCKBLICKEND BETRACHTET: WÜRDEST DU WAS ANDERS MACHEN? seBastiaN Keller: Im Studium hatte ich den Computer zu früh, ich habe ja immer gerne gezeichnet aber irgendwann nur noch mit dem Computer gearbeitet, irgendwie war’s auch gut, ich habe diese Phase auch sehr intensiv durchlebt aber ich

mal gelernt hat, maChen müSSte. (…) eS iSt doCh Viel SChöner, daSS jeder bau und jedeS hauS Sein eigeneS weSen hat und daSS man an dem jedeS mal forSChen muSS. «

ich dann erst bemerkt, dass ich das eigentlich gar nicht muss, ich muss gar nicht im Büro sitzen, muss gar nicht hohle Architektur machen und das so lernen … ich kann ja machen was ich will und Architektur ist halt mein Weg dazu für meine Formenforschung und nicht andersrum. BITTE EINEN SATZ ZU ARCHITEKTUR + ALANUS seBastiaN Keller: Ich denk dass an Alanus eine Sache ganz besonders ist und zwar, dass man, wenn man mit dem Studium fertig ist, immer noch kaum etwas von Architektur versteht und das ist das eigentliche Qualitätsmerkmal, weil

merke jetzt, dass mit dem Computer zu zeichnen nicht wichtig ist. Wenn man Architektur machen

Nach dem Studium hab ich erst begriffen das

will, braucht man den Computer nur für eine

meine Forschung schon immer war: Was sind ei-

mehr ist, nämlich eine Lebensaufgabe, es geht um

bestimmte Phase als Werkzeug. Aber erst wenn

gentlich Formen? Und warum muss die eine Form

Weiterentwicklung. Ich finde es grausam wenn

vorher alles mit Hand entwickelt und geklärt

so sein und die andere so? Ich hatte schon immer

man immer nur das Gleiche was man mal gelernt

wurde, im Entwerfen ist man mit der Hand viel

so einen Formenforschungstrieb und das hat sich

hat, machen müsste, immer das Selbe bauen

schneller und man braucht auch noch nicht den

irgendwann geäußert, sodass ich halt Architektur

müsste … es ist doch viel schöner, dass jeder Bau

Detaillierungsgrad den einem das CAD vorgibt.

studiert habe.

und jedes Haus sein eigenes Wesen hat und dass

das bedeutet, dass Architektur eigentlich viel

Ansonsten hatte ich echt ein super Studium, weil

Aber ich hab’ das auch zwischenzeitlich ver-

ich mir auch viel ausgesucht hatte was ich machen

gessen, ich hatte ja auch so ein bisschen ne blöde

rauszufinden … und diese Haltung, dieses Ver-

wollte.

Zeit, habe für einen Inverstor gearbeitet, so nen

ständnis habe ich an Alanus mitbekommen. ■

man an dem jedes mal forschen muss, um es halt

133


meNscheN

iNterview mit BeNJamiN maria BausKe Studium im faChbereiCh arChitektur: baChelor arChitektur und Stadtraum Von 2007-2011 und maSter prozeSSarChitektur Von 2011-2013 // abSChluSS: ma arChitektur // daS interView führte dipl.-ing. annett hillebrand WAS HAST DU NACH DEM STUDIUM

Weiter ging’s danach bei Ulrich Hartung Stadtplanung und

GEMACHT, WO ARBEITEST DU JETZT UND

Projektentwicklung in Bonn. Auch hier wurde ich angefragt bei

WIE LEICHT, ODER AUCH SCHWER WAR ES,

einem städtebaulichen Projekt mitzuwirken. Hauptsächlich ging

EINEN JOB ZU BEKOMMEN?

es hier um eine städtebauliche Entwurfsarbeit und deren grafische

BeNJamiN maria BausKe: Nach dem Studium habe

Umsetzung.

ich, bis auf einen kurzen Urlaub, eigentlich direkt

Während dieser Zeit habe ich aber vor allem auch sehr intensiv

gejobt. Ich hatte ja schon während des Studiums

meine Bewerbung vorbereitet, das Portfolio mit den studentischen

die Möglichkeit als Werkstudent in einem Archi-

Arbeiten, den Wettbewerben und Stipendien war schon sehr bald

tekturbüro zu arbeiten, das habe ich dann auch

nach meinem Abschluss fertig, das Ganze habe ich als Mappe

für eine kurze Zeit erst mal weitergemacht, bevor

drucken lassen und mich damit dann initiativ bei verschiedenen

ich für Prof. Swen Geiss, auf dessen Anfrage hin,

Unternehmen, hauptsächlich Projektentwicklern und -steuerern,

bei team 51°5 architekten freiberuflich tätig wur-

aber auch bei Unternehmensberatungen beworben.

de. Wir haben zusammen an einen Wettbewerb

Die ersten Vorstellungsgespräche ließen dann auch nicht lange auf sich warten, es gab mehrere Vorstellungsrunden bei insgesamt vier Unternehmen. Ich weiß noch genau, das erste Gespräch war am 13. September 2013 und das ist dann tatsächlich auch die Stelle geworden in der ich jetzt in Frankfurt arbeite: einer Unternehmensberatung, M.O.O.CON, das steht für Mensch Organisation Objekt Consulting. Seit dem 01.05.2014 arbeite ich dort als Projektmanager und Consultant im Bereich Gebäudeentwicklung. Wir betreuen Bauherren in der Objektfindung und -entwicklung, unser Fokus liegt hier auf der Errichtung neuer Büro- und Verwaltungsgebäude. Wir organisieren dabei den gesamten Prozess von der Nutzerbedarfsanalyse, also was braucht der Kunde innerhalb seines Hauptgeschäftsfeldes, was braucht er in seiner neuen Arbeitswelt jetzt und in Zukunft und wie kommt er dahin, über die konkrete Prozessgestaltung und den Projektmanagementaufgaben, bis hin zu den Tätigkeiten als Bauherrenvertreter. Konkretes Beispiel dazu: Ein namhafter Sportartikel Hersteller möchte seinen Standort in Herzogenaurach weiter ausbauen. Dazu sollen bis 2018 zwei große neue Bürogebäude und ein Konferenzgebäude entwickelt und gebaut werden. Die Nutzerbedarfserhebung lag unsererseits schon vor, wir waren im Projektmanagement tätig, haben hier den gesamten weiteren Prozess projektiert und organisiert und bei der Architektenauswahl den Bauherrn unterstützt, den M.O.O.CON seit Jahren zu seinen Kunden zählt. Im Moment bin ich maßgeblich in die komplette Organisation

gearbeitet, das war ein geladener kleiner städ-

eines geladenen Realisierungswettbewerbs für den Neubau einer

tebaulicher Ideenwettbewerb in Dresden, für

Unternehmenszentrale in Mannheim involviert.

das Plangebiet unweit der Dresdner Innenstadt

134

Besonders freut mich aber, dass wir gerade dabei sind eine De-

sollte eine städtebauliche Idee und deren bauliche

pendance innerhalb der Rheinschiene Köln Düsseldorf aufzubauen.

Umsetzung entwickelt werden.

Wir haben hier einige Projekte, u.a. auch eins für die Stadt Bonn,


für das ich tätig bin und so, neben zwei aktiven Tagen in Frankfurt,

Miteinander, der gegenseitige Respekt und die

auch an drei Tagen in der Woche wieder im home office (natürlich

vermittelte Haltung.

in Kölle) arbeiten darf.

Ja, und natürlich auch die Entwurfsmethodik

WIE WAR DAS STUDIUM AN DER ALANUS FÜR DICH?

in ihrer gesamten Breite. Das kommt mir jetzt

BeNJamiN maria BausKe: Jaa, wie war das? Im Bachelor war es Ent-

auch zu Gute, ich werde bei Besprechungen

wurfslastiger, auch wegen dem Städtebauanteil, das war aber auch

immer öfters auch zu Entwurfsfragen hinsichtlich

eine gute Vorbereitung auf vieles was danach im Masterstudium

der Beurteilung und Architekturbewertung in

kam. Wenn man im städtebaulichen Maßstab zu denken gelernt hat

Bezug auf Nutzerorientierung und Funktionalität

ist man geübt das große Ganze im Blick zu halten und das ist eine

hinzugezogen.

Prozesskompetenz die man später im Bereich Projektmanagement

RÜCKBLICKEND BETRACHTET: WÜRDEST DU WAS ANDERS MACHEN?

» wenn man im StädtebauliChen maSSStab zu

BeNJamiN maria BausKe: Ich würde nichts anders machen, für mich ist alles ziemlich perfekt ge-

denken gelernt hat, iSt man geübt daS gro-

laufen. Und es war für mich ein echter Glücksfall

SSe ganze im bliCk zu halten und daS iSt eine

ten damals für mich gab und dann auch noch hier

prozeSSkompetenz die man Später im bereiCh projektmanagement ganz gut gebrauChen kann. «

dass es die Alanus mit ihrem besonderen Angeboin der Region, der ich mich sehr verbunden fühle und in der ich sehr verwurzelt bin … ein echter Glücksfall halt! WAS RÄTST DU DEN STUDIERENDEN DER ALANUS? BeNJamiN maria BausKe: Ich würde den Studieren-

ganz gut gebrauchen kann. Eine der Kernkompetenzen für Projekt-

den raten die Studienzeit auch dafür zu nutzen,

manager ist es ja den Überblick zu behalten.

sich frühzeitig zu positionieren, sich umzuschau-

Auch gut war, dass wir im Bachelor, wie auch später im Master, gezielt und häufig präsentiert haben und gelernt haben, die eigene

en im Markt und sehr früh in die Praxis zu gehen, professionell zu arbeiten.

Arbeit dem Auditorium verständlich vorzutragen, sie aber auch

Ich merke bei Kollegen, die ohne Praxiser-

zu verteidigen und vor allem auch hinter dem eigenen Projekt zu

fahrung direkt aus dem Studium kommen, dass

stehen.

die noch gar nicht so genau wissen wo sie hin

Aus der Prozessarchitektur kommend bin ich natürlich bei

wollen und noch gar keinen Überblick haben. Ich

M.O.O.CON als Prozessorganisator oder Prozesssteuerer genau

glaube das ist wirklich das, was einem die frühe

richtig. Und ich kann sehr viel von dem was ich im Masterstudium

Berufserfahrung bringt, dass man frühzeitig weiß

mitbekommen habe in meinem jetzigen Job gebrauchen. Wir sind

was man will und vor allem auch was man nicht

ja nicht diejenigen, die die Entwürfe machen, ganz im Gegenteil,

machen will. Mir war während meiner studenti-

wir betreuen ja die Entwürfe im Auftrag des Kunden und das ist

schen Arbeit in dem Architekturbüro sehr schnell

auch was wir konkret bei Prof. Florian Kluge gelernt haben, also das

klar, dass ich kein Ausführungsplaner oder

Strukturieren, die Projektabläufe, die Termingestaltung usw.

Entwurfsarchitekt werden wollte, sondern meine

In den Betreuungsterminen mit den Professoren habe ich

Kompetenzen in anderen Bereichen sehe, die mir

das gelernt, was ich jetzt in Arbeitssitzungen mit dem Bauherrn

noch mehr Spaß machen und mich erfüllen.

anwenden kann. Da muss man vorbereitet sein, um die Erwar-

BITTE EINEN SATZ ZU ARCHITEKTUR +

tungshaltung des anderen zu erfüllen, das war ja im Prinzip in der

ALANUS

Rolle Student zu Professor auch so, aber immer stets auf freundli-

BeNJamiN maria BausKe: Architektur ist für den

cher und respektvoller Ebene. Und das ist auch genau das, was ich

Menschen! Das darf man nicht aus dem Fokus

von Alanus mitnehme: die soziale Komponente, das menschliche

verlieren, der Mensch muss im Zentrum stehen. ■ 135


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impressum mag 8 herausgeBer Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Fachbereich Architektur Prof. Willem-Jan Beeren Prof. Benedikt Stahl Villestr. 3 53347 Alfter www.alanus.edu mag@alanus.edu reDaKtioN uND KoorDiNatioN Claudius Bäuml gestaltuNg uND layout Nola Bally KorreKtorat Aurelia Grünn Claudius Bäuml DrucK Druckhaus Süd Medien GmbH, Köln

auFlage Limitierte Auflage: 1000 Exemplare papier RecyStar Natur, 80g/m2, Papyrus schriFt Minion Pro Trade Gothic LT hiNweis Alle Inhalte (Texte, Bilder, Illustrationen, freie Arbeiten und Grafiken) sind urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Autoren. Ohne die ausdrückliche Zustimmung der Autoren / Rechteinhaber ist der Abdruck und die sonstige Vervielfältigung auf analogem oder elektronischem Wege nicht gestattet. Danke allen Autoren und Illustratoren, die uns ihre Beiträge zur Verfügung gestellt haben!

März 2015 ISSN 2190-3565

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