vorwort mag ist …
Material, Farbe und Licht zusammenspielen und
erklimmen: Belebt und belebend wirkt er nach
K
wie die Zeitläufte das Gesicht der Stadt geprägt
wie vor und bei manch einem führt dieser Gang
ann mir bitte mal jemand sagen, was „mag“
haben. Unsere Wahrnehmung für diesen Ort ist
vielleicht auch zu einem Sinneswandel. Immerhin
ist? Aber natürlich, es steht ja im Stempel,
damit geschärft und in dieser Stimmung gelangen
bleibt ja für den Hinweg wie für den Rückweg pro
der jedes einzelne Heft zu einem Unikat macht:
wir an eine sehr besondere Stelle, die weit über die
Tag eines Jahres eine Stufe zur Einkehr.
mensch | architektur | gesellschaft. Soweit so gut,
Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist: den Trep-
doch was könnte damit konkret gemeint sein?
penweg zum Kalvarienberg! 365 Stufen führen
ist übrigens auch unseren beiden Wanderern
von der Placa del Almonia im Herzen der Stadt
anzumerken. Still sitzen sie da mittlerweile auf
vergangenen Tagen in meine Reisebilder einfügen
hinauf zu einer kleinen, barocken Wallfahrts-
einem Treppenabsatz, um sich kleine Skizzen
durfte und das mich nachhaltig beschäftigt. Mit
kapelle. Beinahe schnurgerade verläuft dieser
oder Notizen über dieses Erlebnis zu machen und
diesen Gedanken entführe ich den geschätzten
von Häusern und Zypressen gesäumte schmale
darüber nachzudenken, ob dieser Ort nicht noch
Leser für einen kleinen Moment auf die Insel
Weg nach oben und kaum jemand kann dem
einmal eine ausführlichere Betrachtung verdient.
Mallorca und in die Stadt Pollenca, in der es zwar
Drang widerstehen, diese Stufen zu erklimmen.
Nur vielleicht doch etwas später im Jahr …
um diese Jahreszeit noch recht kühl und ziemlich
Ebenso ergeht es den beiden Reisefreunden und
regnerisch sein kann, wo aber ungeachtet dieser
sie nehmen sich trotz des mittlerweile auch noch
alle diese Eindrücke zusammen, dann ist das so
Bedingungen eine beeindruckende Entdeckung zu
einsetzenden Regens Zeit, auf die ein oder andere
ungefähr das, was hinter „mag“ stecken könnte.
machen ist. Dazu begleiten wir zwei sonnenhung-
Feinheit zu achten. So sind zum Beispiel die
Architektur also, die für und mit den Menschen
rige, gerade aus ihrem Winterschlaf erwachende
Stufen sehr angenehm zu gehen. Man kann das in
aus ihrer Gemeinschaft heraus erzeugt wird. Oder
Nordeuropäer ein Stück durch diese steinerne
kleinen, oder auch etwas größeren Schritten tun.
wie es einige meiner Kollegen mit nur einem Satz
Stadt und fühlen mit ihnen die etwas enttäuschte
Maßgeschneiderte Architektur für alle Menschen
auf den Punkt bringen:
Erwartung, die der hartnäckig pfeifende kalte
könnte man hier sagen. Dann die Eingänge in
Nordwind unter ihrer ungünstig gewählten Reise-
die seitlichen Häuser: Sehr geschickt haben sich
garderobe erzeugt. Wir streifen mit ihnen durch
die Baumeister um die passenden Übergänge
Gässchen und über die Plätze und hören zu, wie
bemüht! Alles ist aufeinander abgestimmt. Es gibt
mag ist … multipler architekturgenuss
sie sich zu dem was sie sehen austauschen, wie sie
trotz der schwierigen Bauaufgabe zwischen Stufen
(Annett Hillebrand)
der Frage nachgehen, warum sie solche Orte als
und Türschwelle keine Ärgernisse. Weder für die
schön empfinden, ob die Krümmungen der Gas-
Benutzer noch für unsere beiden Besucher, die
sen zufällig oder nach Plan entstanden sind, wie
sich am Anblick solcher Bilder freuen. Mit jedem
mag = magisch, anders, großartig
Schritt weiter hinauf, ändert sich auch der Blick in
(Florian Kluge)
Mir fällt dazu ein Erlebnis ein, das ich in den
Die Freude an der Entdeckung dieses Weges
Fügen wir nun zum Abschied von dieser Stelle
… mehr als einen Blick wert!
die Weite und großzügig angelegte Zwischenpodeste lassen es zu, sich ungefährdet umzudrehen
… die mag – bunt, schön, vielfältig, manchmal
und das Panorama mehr und mehr zu genießen.
ein bisschen melancholisch, plustert so manche
Der letzte Laufabschnitt ist besonders kunstvoll
Brust mit Stolz auf, mein erstes Geschenk vom FB … eine tolle Sache!
ausgeführt. Auch wird es hier noch einmal steiler
(Ramona Wassong,
und gewissermaßen ernster. Oben angekommen erscheint die Kapelle viel kleiner und mensch-
die jetzt Ramona Metje heißt.)
licher als aus der Sicht des Aufsteigenden. Ein mag ist …
stiller Ort, erhaben über den profanen Ereignissen des Alltagstheaters weiter unten. Weg, Häuser, Bäume, Kapelle, Malereien, die Details, das Material und vieles mehr was dieses
… ein Kaleidoskop all dessen, was Architektur an Alanus ausmacht – ein vielfältiges, buntes, immer wieder überraschendes Bild. (Brigitte Scholz)
Gesamtbauwerk prägt, ist sehr auf den Menschen bezogen, auf seine Erlebnisfähigkeit. Auf seinen Leib ist es ebenso zugeschnitten wie auf seine See-
Ob die Studienprojekte im achten Jahresheft
le. Es bewegt das Außen und das Innen. Zugleich
unseres Fachbereichs diesen hehren Ideen folgen
ist es ein gebauter Vorgang, ein Prozessionsweg
können, will ich hier nicht beurteilen. Leitsterne
eben, der aus dem und für das Miteinander
dafür sind sie jedoch mit Sicherheit und gezeigt
entstanden und immer noch dafür geeignet ist.
werden können sie auch in dieser Ausgabe nur
Wenn der oftmals überstrapazierte Begriff der
Dank vieler fleißiger Helfer, allen voran Nola Bally,
Nachhaltigkeit von Architektur zutrifft, dann
Claudius Bäuml und Dominique Buchmaier! ■
wohl für ein Bauwerk wie dieses. Dabei ist es ganz gleich, ob die Menschen aus religiösen Motiven oder eher aus Fernsicht-Lust den Berg
Benedikt Stahl
1
vorwort
2
iNhaltsverzeichNis
iNhalt
Bachelor projekte 70
Diplom
LernWerk – Bildungs- und Kultureinrichtung – Bachelorarbeit
74
projekte
Zentrum für Gesundheit und Heilung – Therapiegemeinschaft im Erholungsgebiet Buocher Höhe – Bachelorarbeit
master projekte 8
Bachelor of Arts – Studieninhalte und -aufbau
9 12
Annäherung – Einführung in das Bauen 40 Häuser für Alanus – Einführung in das
96
Entwerfen 16
S-Box – Baukonstruktion und Baustoffe 1
18
Jugendherberge – Baukonstruktion und Baustoffe 2
22
Ideen für Globus – Vertiefung: Innenraum
26
Studenten – Familien – Alte Hasen Wohnen für alle Lebensphasen – Gebäudelehre
30
Kiosk Badesee Düren oder Dornröschen am
78
Studieninhalte und -aufbau
See – Entwerfen von Tragwerken 34
Die Typologie der Intervention –
79
Ideen für Wuppertal – Entwurfslehre Stadt-
81
Projektstudium und Forschungsforum
in die Landschaftsarchitektur morgen.wohnen – Technischer Ausbau und
84
Holzhotel – Ressourcenoptimiertes Planen und Bauen
58
66
studium und Forschungsforum 86
Gemeinschaftlich Wohnen:Wie und wo findet Gemeinschaft statt? – Grundlagen der Projektentwicklung
Temporäres Haus der Wirtschaft – Ressourcenoptimiertes Planen und Bauen
„Wir waren zuerst da!“ – Bausteine für ein nachbarschaftliches Miteinander – Projekt-
energieeffizientes Bauen 53
Sinnlichkeit und Idee eines Ortes – Rudolfplatz zwischen Wunsch und Wirklichkeit –
planung + Stadtraumvertiefung - Einführung
50
Potentialräume –Rahmenbedingungen (nachhaltiger) Standort- & Projektentwicklung
Gebäudetypologie 36
Master of Arts Prozessarchitektur –
88
X-Berg 2.0 – Umnutzung Postbank-
Sphärenhaus –Biologische Station
Hochhaus, Hallesches Ufer 40-60, Berlin –
Ennepe-Ruhr-Kreis – Bachelorarbeit
Master-Arbeit 92
Forschungsprojekt Baukultur konkret – im Auftrag des BBSR
4
Ort oder Nicht-Ort – Diplomarbeit
exKursioNeN nah und fern
meNscheN hin und weg 118 Eimerweise-Schnee-Symposium – Exkursion nach Grasgehren im Allgäu
Drumherum weit und breit
119 Erlebe das Ganze! – Exkursion nach Dornach 120 Sankt Petersburg – Exkursion 122 September Fietstocht in NL – Exkursion Niederlande
102 Brücke der Nachhaltigkeit – Raum im Kontext 104 NetzWerk – eine künstlerische Intervention auf Zeche Zollverein – Projektmanagement 106 100 Jahre Werkbund – Werkbundakademie 2014 108 sonotopia 2014 – Raum im Kontext 110 Entwurfs- und Gestaltungsworkshop von Ethikschulungsräumen – Grundlehre Kunst 111 Mehr als nur ein Wort – Alumni Akademie „Wege zur Nachhaltigkeit“ an der Alanus
124 Biennale Venedig – Exkursion Venedig 126 Zürich – Exkursion Schweiz 128 Schneearchitektur – Exkursion Schöntalhof Kleinwalsertal Hirschegg 130 Das ABC von Miriam Hamel – Neue Wissenschaftliche Mitarbeiterin 131 Interview mit Sebastian Keller – Alumniinterview 134 Interview mit Benjamin Maria Bauske – Alumniinterview
Hochschule und der Universität Siegen 112 Die Kunst des Kommens und Gehens –
137 Impressum
Fachbereichsfeier 114 Freuden und Mühen der Arbeit – Mittwochsforum 115 Frei von? Frei für wen? Frei für was? – Freiraumwerkstatt 116 Freihandzeichnen – Raum in der Wahrnehmung
5
Bachelor Projekte
Bachelor
Bachelor oF arts architeKtur uND staDtraum p
roFil Der Studiengang Bachelor of Arts
stuDieNForm
„Architektur und Stadtraum“ stellt eine
t 1SPKFLUPSJFOUJFSUFT "SCFJUFO VN FJOF 7FSLOàQGVOH EFT &SBSCFJUF-
anwendungsorientierte und breit gefächerte
ten in ganzheitliche Zusammenhänge zu ermöglichen
Grundausbildung dar. Er befähigt die Studieren-
t 1SBYJTPSJFOUJFSUF *OUFHSBUJPO WPO 8JTTFOTDIBę VOE 5FDIOJL
den zur selbständigen Orientierung in komplexen
t *OUFOTJWF #FUSFVVOH JO LMFJOFO 4UVEJFOHSVQQFO
Sachverhalten sowie zur schöpferischen Ausge-
t "UFMJFSBSCFJU JO )PDITDIVMSÊVNFO
staltung von Bauaufgaben im gesellschaftlichen
t 1SÊTFOUBUJPO VOE "VTTUFMMVOH EFS 1SPKFLUF KFXFJMT [VN "CTDIMVTT
Kontext. Die Kernthemen Innenraum, Archi-
der Semester
tektur, Stadt-planung und Ingenieurswissenschaf-
stuDieNDauer Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (240 ECTS).
ten sind dabei eingebettet in künstlerische und
aBschluss Das Studium wird mit der Bachelorarbeit abgeschlos-
kulturwissenschaftliche Lernlinien. Es werden
sen. Bei erfolgreichem Abschluss wird der akademische Titel
neben den fachlichen und übergeordneten Kennt-
Bachelor of Arts (B.A.) verliehen. Der Abschluss führt zur Berufsreife
nisse künstlerische Fähigkeiten erworben, die in
und eröffnet den Zugang zur Architektenkammer sowie zu Master-
den Entwurfsprojekten von Anfang an verknüpft
studiengängen.
und in der Bachelorarbeit zur Synthese gebracht
Der Bachelorstudiengang „Architektur und Stadtraum“ ist durch die Europäische Kommission notifiziert. Die im Architekturstudi-
werden. Das Studium versteht sich somit als eine umfassende Ausbildung: Verfolgt wird das Ziel,
um der Alanus Hochschule erworbene Berufsqualifikation ist damit ab sofort in allen EU-Staaten anerkannt.
Lebenszusammenhänge erkennen und gestalten weitere iNFos uNter www.alanus.edu/architektur.html
3. JAHR
Eurythmie Formenlehre
Baubetrieb
Moderation und Präsentation
Grafikdesign Modellbau
BACHELOR ARBEIT
PROJEKT 7 ressourcenoptimiertes Planen Technischer Ausbau
1. JAHR 8
Vertiefung Stadtraum
PROJEKT 6 Entwurfslehre Stadtplanung
Bauaufnahme CAD PROJEKT 3 Baukonstruktion und Baustoffe Darstellende Geometrie
Baukonstruktion Baustoffe
ARCHITEKTURDARSTELLUNG 5 22 LP
Soziologie Anthropologie
Architekturtheorie
Kunstwissenschaft
Bau- und Stadtbaugeschichte
Philosophie Erkenntnistheorie
Vertiefung Innenraum
PROJEKT 2 Einführung in das Entwerfen
PROJEKT 1 Einführung in das Bauen
Baurecht Bauökonomie
Vertiefung Typologie PROJEKT 4 Gebäudelehre
Tragwerkslehre
GRUNDLEHRE KÜNSTE 5 24 LP
Ethik Bildungswissenschaft
PROJEKT 5 konstruktives Entwerfen
Farbgestaltung
Gymnastik Freihandzeichnen Wahrnehmungslehre
Raumplanung
Mensch und Architektur
INGENIEURWISSENSCHAFTEN UND BAUKUNST 5 158 LP
BAUKULTUR 5 18 LP
STUDIUM GENERALE 5 18 LP
Studieninhalte und -aufbau Bachelor Architektur
Schauspiel Farbenlehre
2. JAHR
Musik Kompositionslehre Installation Landart
MODULÜBERSICHT
4. JAHR
zu lernen.
aNNäheruNg prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 1.1 einführung in daS bauen // 1. SemeSter // herbStSemeSter 2014
i
m Studium ankommen heißt nicht nur, einen
Atelierhaus und begleiten die Begegnungen ihrer Schöpfer unter-
neuen Ort finden, neue Menschen ken-
einander und mit sich selbst. Der Mensch steht im Mittelpunkt der
nenlernen oder in ein selbstgewähltes Thema eintauchen, sondern auch, sich selbst anders
Betrachtungen. Die zweite Haut des Menschen ist seine Kleidung. Sie ist sowohl
zu entdecken. Dieser neue Lebensabschnitt
Schutz, als auch Ausdruck derer, die sie tragen. Ihr Entwurfs- und
beginnt für viele mit aufregenden Begegnungen,
Entstehungsprozess gleicht dabei sehr dem des Architekturschaf-
überraschenden Aufgabenstellungen, freudigen
fens. Gestalt-, Funktions-, und auch technische Merkmale müssen
Ereignissen und sicher hin und wieder auch mit
wohl durchdacht sein. Wie soll es aussehen, das Kleid, wozu wird es
manch enttäuschter Erwartung. Das alles braucht
überhaupt gebraucht, wie ist es verarbeitet und aus welchen Materi-
seine Zeit und den passenden Raum.
alien ist es gefertigt?
In dieser Annäherungsphase an das Studium
Solche und ähnliche Fragen prägen den Entwurf der eigenen
arbeiten wir immer wieder gerne am klassischen
Kleidung, die zu einem vorher festgelegten Rahmenthema geschnei-
Architekturthema der ersten, zweiten und dritten
dert oder sagen wir hier einmal, „gebaut“ wird. Dieses Mal bringen
Haut. In Anlehnung an historische Vorbilder be-
wir eine animierende Entdeckung von der „dutch design week“
rühmter Baumeister und Künstler entstehen dabei
2014 in Eindhoven mit nach Alfter. In einem Künstleratelier sind
zunächst einmal lebensgroße 1:1 Zeichnungen
wir dem Designerduo Renee Mennen und Stefanie van Keijsteren
auf Packpapier, mit denen sich jeder Studierende
begegnet. Die beiden Künstlerinnen, die sich rENs nennen, arbeiten
selber darstellt. Das Zeichnen, Messen, Verfei-
mit Materialien wie Textilien, Keramik oder Teppichen und färben
nern und Vergleichen ist jedoch nur ein Aspekt
alle diese Dinge in ihrem Experimentierlabor mit roter Pigmentfar-
dieser Aufgabe. Es geht hier genauso darum, ein
be ein. Berauscht von dieser Leidenschaft und der Lust am Auspro-
Bild anzulegen, wie man sich selbst in dieser Zeit
bieren küren wir denn auch den Titel „ROT“ zum Semesterthema
sieht, welchen persönlichen Ausdruck man in
der zweiten Haut. Bilder der anschließenden Modenschau in der die
dieses Werk einfließen lässt. Die auf diese Weise
„Erstis“ ihre Werke an sich selbst präsentieren, sprechen für sich.
entstandenen statischen Spiegelbilder füllen gegen
Auch das gehört dazu: die Kultur des Zeigens über das Selberma-
Mitte des ersten Semesters nach und nach das
chen erlernen … ■ Benedikt Stahl
9
Bachelor
erste haut – 1:1 zeichNuNg
10
zweite haut – moDeschau
11
Bachelor
40 häuser Für alaNus prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 4.2 einführung in daS entwerfen // frühjahrSSemeSter 2014
N
ach der Annäherung an das Studium der Bau-
Bedingung war, dass es wirklich nur ein sehr klei-
kunst mit ersten Erfahrungen zu Entwurfs-
nes Haus mit einer Grundfläche von etwa 20qm
vorgängen und Wahrnehmungsübungen, werden
sein durfte. Mit dieser Aufgabe beschritten die
mit der sogenannten „dritten Haut“ zum ersten
angehenden mensch | architektur | gesellschaft-
Mal Gebäude erdacht und dargestellt. Meistens
Spezialisten unbekanntes Terrain, das sie aber
sind das kleinere Häuser mit einfachem Raum-
mit offenen Gesprächspartnern, vielen Skizzen,
programm und übersichtlichen Anforderungen.
Modellstudien und phantasievollen Ideen gut
Immer jedoch hat das mit Personen und deren
meisterten. Am Ende gab es tatsächlich eine bunte
Vorlieben sowie mit Orten und deren Besonder-
Geburtstagsüberraschung und die Werke konn-
heiten zu tun, für die man sich etwas ausdenkt.
ten bei dem dazu passenden festlichen Anlass
Zum 40-jährigen Jubiläum der Alanus Hochschu-
im Glashaus am Johannishof präsentiert werden.
le Grund genug, nicht nur ein 40-Häuser-Projekt
Wer genau nachgezählt hat, wird festgestellt
anzugehen, sondern dies auch noch mit den
haben, dass nicht ganz 40 Studenten-Häuser
„Alanern“ zu verbinden. Zunächst ging es darum,
dabei heraus gekommen sind. Um diesem Makel
eine Baudame oder einen Bauherrn (sagt man das
etwas abzuhelfen, vielmehr jedoch aus Lust und
nun so?) im Umfeld der Hochschule ausfindig
Leidenschaft, selber etwas aufs Papier zu bringen,
zu machen und die Auserwählten dann in einem
hat es sich der „Bene“ nicht nehmen lassen, die
Kurzportrait vorzustellen. Dem folgten Interviews
fehlenden Exemplare mit kleinen Hausentwürfen
und Gespräche mit dem Ziel, herauszufinden, wo
zu ergänzen und Geschichten mit farbigen Skiz-
sich die oder derjenige ein kleines Traumhaus
zen für die Kollegen des Fachbereichs zu erfinden.
für sich selbst und seine Leidenschaften wünscht
Architektur machen ist eben doch mehr als nur
und wie das Ganze aussehen könnte. Einzige
Häuser bauen, oder? ■ Benedikt Stahl
12
häuser für kollegen, Skizzen benedikt Stahl
the traSh box // liSa küpper haus Für seaN mullaN in einem alten rostigen Seecontainer, der in luftiger Höhe in einer Felswand über dem Meer verankert ist. Die mobile Einrichtung verwandelt den Wohnraum in ein Atelier.
daS blaue hauS // jano knopp eiN KleiNes schweDeNhaus Für tim röltgeN unscheinbar und doch mit spannenden Innenräumen und Blick auf den Hamburger Hafen.
eSpiral // ramon wegner eiN FerieNhaus Für DeN eurythmisteN steFaN hasler mit zwei Baukörpern am Meer und besonderer Beziehung zwischen Innen und Außen. Die Spiralbewegung im Raum bestimmt die Form. 13
Bachelor
lennyS butze // daniel laferrière haus Für leoNarD schuBert als Parasit auf dem Dach eines Berliner Wohngebäudes.
Lennys Butze Vorher 1:200
Nachher 1:200
Ort
Berlin: Eine Stadt die vor urbanem Leben strotzt, aber auch die Natur bekommt und nimmt sich dort ihren Platz. Auf der südlichsten Dachkante eines mehrgeschossigen Gebäudes in Neukölln hat sich dieses Haus eingenistet. Nach Osten und Süden erstreckt sich die Karlsgartenstraße und Neukölln, nord- und südwärts die Grenze zwischen Stadt und dem Volksgarten Hasenheide, im Westen blickt man über den Park bis hin zum Tempelhofer Feld.
Grundriss 1:50
Philosophie
Material
Dieses Haus hat sich einen der vielfältigsten Orte Berlins zu eigen gemacht. Wie ein Parasit sitzt es auf dem vorhandenen Gebäude und nutzt alle seine Vorteile. Nischen werden ausgefüllt und belebt. Aus früher „totem“ Raum wird neuer Lebensraum.
Die Fassade des Hauses ist mit Kupfer bedeckt und setzt sich so anfangs mehr durch Lichtreflektion als Farbe von seinem fast lachsfarbenem „Wirtshaus“ ab. Mit der Zeit oxidiert das Kupfer, ein Alterungsprozess findet sichtbar statt. Statt glänzendem Kupfer erscheint die Fassade erst rotbraun, dann in mattem grün-türkis. Dann bildet sie einen starken Kontrast zur restlichen Fassade. Mit dem Alter ähnelt Lenny‘s Butze immer mehr den Baumkronen um sie herum, sie wirkt wie gewachsen und lebendig, vielleicht sogar wie etwas Natürliches.
Mit dem Sonnenaufgang werden auch die Straßen im Osten und Süden des Hauses belebt. Mittags schützt es vor Hitze, aber nimmt durch das begehbare Dach im Norden nicht die Möglichkeit diese auch mal zu genießen. Am Abend durchflutet dann der Sonnenuntergang den Wohnraum und der „Parasit“ saugt sich vor der Nacht noch einmal mit Energie voll. Außerdem soll die Form der Funktion folgen, jedoch keines der beiden vernachlässigt werden, sondern sich gegenseitig bereichern und unterstützen.
Im Inneren zeigt sich Sichtbeton an den Wänden und Treppen. Auf dem Boden liegen unbehandelte Dielen und die Glasfenster werden von Stahlrahmen gehalten. Das Material im Innenraum soll wie das Haus Spuren der Nutzung und der Zeit zeigen und nicht verkleidet werden.
Schnitt
Erleben
Das Haus auf dem Haus betritt man nach Durchgehen des „Wirtes“ über eine breite Sambatreppe, welche aber nur auf der äußeren Seite begehbar ist. Ein schmales Fenster noch vor dem ersten Auftritt der Treppe lässt beim Durchblicken die Höhe und Schwebesituation des Treppenhauses erkennen. Nach drei weiteren schmalen Fenstern (Licht- und Schattenspiel), wird beim Öffnen der Wohnungstür der Blick über den Wohnraum zur Küche und zu einem freistehenden Waschbecken geleitet. Erst beim Herumgehen kann man den verwinkelten Raum überblicken. Eine Ecke kann zum Schlafen und beisammen Sitzen genutzt werden, eine Andere bietet ein wenig Abgeschiedenheit von der restlichen Wohnung und das begehbare Dach viel Freiraum. Es gibt viele Möglichkeiten verschiedene Plätze in der Wohnung verschieden zu nutzen und selbst im Winter gibt es wegen der Bodenheizung nicht nur ein oder zwei gemütliche, warme Ecken.
Schnitt 1:50
Projekt Dozenten Fach Datum
__
Daniel Laferrière
__
Prof. Benedikt Stahl, Ramona Wassong
__
Einführung in das Entwerfen
__
FS 2014 BA Architektur
Ort
__
Alanus Hochschule Alfter
Semester
__
2. Semester
leSeturm // timo rötzel haus Für thomas schmauss am und im Laacher See. Ein Ort zum Wohnen und Denken.
LOFT Wohnung für Jan-Hendrik Weinhold im Düsseldorfer Medienhafen in den obersten Stockwerken einer ehemaligen Hafenhalle.
loft // balthaSar mooS haus Für JaN-heNDriK weiNholD in einem alten Speichergebäude im Düsseldorfer Hafen. 14
Offen zur Welt zeigt sich die großzügige Glasfassade. Die gesamte Wohnung ist auf den Ausblick auf Wasser, Landtag und Fernsehturm ausgerichtet, der sich von jeglicher Position im Innenraum aus genießen lässt. Die einzig in der Wand gehaltenen Stufen bilden eine Leichtigkeit und Durchlässigkeit verkörpernde Skulptur im Raum. Als Treppe Schaft sie eine Verbindung zwischen Wohnbereich und Schlafempore. Das kubische Sichtbeton-Element fügt sich in die vorhandene Bausubstanz der Backsteinfassade ein. Die Unterkante ergänzt die horizontal verlaufende Linie der Attika. Neu und Alt ergänzen und bestärken sich in kontrastreichem Zusammenspiel. Durch die großzügige Verglasung verkörpert sie Offenheit und Weitläufigkeit, trotz seiner sehr geringen Grundfläche.
mountain Cabin // eliSa maSChmeier haus Für aNNaBelle speth 1140 Meter über dem Meeresspiegel mit Ausblick auf den Bodensee.
Entwurf&Modell
1 Entwurfsskizzen
2 Standortsuche-Skizze Lage
3 Entwurfsskizzen
Oben: Modellphoto - Unten: Drei Ansichten des Modells - Rechts: Detailphotos vom Modell
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Arch BA 4.2 - Einführung in das Entwerfen Projekt: 40 Häuser für Alanus Dozent: Prof. Benedikt Stahl Dipl. Ing. Ramona Wassong Bauherr: Prof. Dr. Gabriele Oberreuter Entwurf: Sebastian Pilz
tribar // SebaStian pilz haus Für gaBriele oBerreuther wie eine Schatztruhe, in der Wissen und Kreativität vereint sind.
Void // johanneS hoffmann haus Für Belia als Rauminstallation in einer Höhle an der Ostküste Sardiniens. 15
Bachelor
modellbau – übung 2
s-Box prof. marek nowak + dipl. ing. annett hillebrand // ba 3.1 baukonStruktion und bauStoffe 1 // 2. + 3. SemeSter // frühjahrSund herbStSemeSter 2014
B
ei der Übung „Konstruktives Entwerfen“ werden in vergleichenden Arbeiten die Grundlagen des Fügens von Bauteilen
verschiedener Konstruktionsprinzipien (Massivbau, Flächenbau, Skelettbau) erprobt und in Vorbereitung auf die Projektarbeit des 2. Studienjahres Grundlagen der Baukonstruktion sowie der Darstellung und des Modellbaus geübt. Es sollen sechs gleiche Arbeitsräume für Studenten (S-Box) in der Nähe des Johannishofs entworfen werden. Dabei soll das Einzelgebäude konstruiert werden als: massivBau (Übung 2) – Schichtmauerwerk mit Stahlbetondecke, sKelettBau (Übung 3) – Holzbau Es soll ein Entwurfskonzept entwickelt werden, bei dem vor allem auf die Lichtwirkung, die Lage der Öffnungen (Fenster, Tür), die Zugänglichkeit, die Anordnung der Gegenstände und die sich ergebenden Blickbeziehungen geachtet werden soll. Alle Entwurfs- und Konstruktionszeichnungen werden parallel während des Semesters entwickelt. ■ Marek Nowak
Schlusspräsentation
16
modellbau – übung 2
17
Bachelor
JugeNDherBerge prof. marek nowak + dipl.-ing. annett hillebrand // ba 4.3 baukonStruktion und bauStoffe 2 // herbStSemeSter 2014
i
n unmittelbarer Nähe zur Benediktiner Abtei Maria Laach und dem Laacher See soll eine
Jugenherberge konzipiert und entworfen werden, die mehr kann, als nur Schlafmöglichkeit für Jugendliche zu sein. Die Jugendherbergen von heute, gerne auch unter dem Begriff Hostels geführt, bieten mittlerweile vielen jungen Familien, Wandergruppen sowie Alleinreisenden und Seniorengruppen angemessene Unterkunfts- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Aufgabe in diesem Semester ist es, einen Gebäudekomplex zu entwerfen, der die Bedürfnisse aller Gastgruppen berücksichtigt, ein ausgewogenes Verhältnis von Miteinander und Rückzugsmöglichkeiten bietet, sich in seinem Volumen und der Ausgestaltung, insbesondere in Konstruktion und Material mit der Örtlichkeit auseinandersetzt. ■ Marek Nowak
18
modellfoto
Die herBe herBerge Carl fiSCher, johanneS hoffmann + ramon wegner // 3. SemeSter
D
as Grundstück der Jugendherberge liegt am nordwestlichen Ufer des Laacher Sees. Das
Gebäude soll sich in Richtung See orientieren und aus den Schlafzimmern einen großzügigen Blick in die Landschaft ermöglichen. Unser Entwurf bietet den Nutzern ein ausgeglichenes Verhältnis von Privatsphäre und Gemeinschaft. Wir möchten eine komplexe und spannende Raumstruktur mit einem einfachen, intuitiven Orientierungssystem verbinden. Im Folgenden werden die Grundelemente des Entwurfs erläutert. türme Das Herzstück unserer Jugendherberge bilden die Wohntürme, in denen die Gäste untergebracht werden. In der unteren Etage der
grundriss eg
Türme befinden sich die sanitären Einrichtungen – Waschbecken, eine Toilette, eine Dusche – sowie Stauraum für Gepäck. Über eine kompakte
die großen neun (drei dreistöckige Hochbetten).
und der massive Beton in Szene gesetzt.
Treppe gelangt man in die obere Etage, in welcher
Die Wände im EG sind nicht gedämmt und beste-
FassaDe Die Fassade bildet ein Wechselspiel aus
Betten und Schränke untergebracht sind. In die
hen komplett aus Sichtbeton. Im OG ist die Wand
vertikalen Holzlatten und Glaselementen. Auf der
Wand der Türme ist ein großes Panoramafenster
innen mit Holz verblendet.
Straßenseite ist sie verschlossener und zum See
eingelassen, welches zum See ausgerichtet ist und
DurchBrüche Über Deckendurchbrüche um die
hin lockert sie sich auf. Durch die Anordnung der
einen wunderschönen Ausblick ermöglicht. Die
Türme herum gelangt natürliches Licht in das
Türme entstehen im überbauten Raum des Erdge-
kleinen Türme bieten zwei bis vier Schlafplätze,
Erdgeschoss. Zusätzlich wird der Turmcharakter
schosses zahlreiche Nischen und Rückzugsbereiche. Als zentralen Punkt in unserem Türmchenwald haben wir einen großen, durch eine verglaste Fassade lichtdurchfluteten Raum geschaffen. In dieser „Lichtung“ kommen die Besucher für Gemeinschaftsaktivitäten zusammen. Für die Orientierung sind die Betontürme mit Pigmenten pastellig eingefärbt: Bei der „Lichtung“ herrscht ein frisches Grün, das sich auf der einen Seite Richtung Seminarraum zu einem kühlen Blau entwickelt und sich auf der anderen Seite Richtung Empfang und Mensa über Gelb zu einem warmen Rot wandelt. ■
19
Bachelor
Das Doppelte hüttcheN perspektive
liSa küpper + eliSa maSChmaier // 3. SemeSter
D
as in der Eifel gelegene Kloster „Maria Laach“
Im Erd- und ersten Obergeschoss befinden sich
am Laacher See gilt als beliebtes Ausflugsziel
Schlafräume für zwei bis vier Personen, mit
für Familien, Schulklassen und Wandergruppen.
eigenem Bad oder Gemeinschaftswaschräumen
Die Jugendherberge „Das Doppelte Hüttchen“
auf dem Flur. Im zweiten Obergeschoss ist Platz
bietet in dieser idyllischen Umgebung Schlaf- und
für Gruppentreffen.
Erholungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen. Die am Ufer gelegene Jugendherberge ist über einen begrünten Holzsteg zu erreichen. Die
zusätzlichen Tageslichteinfall sorgen Gänge, die
Nutzfläche ist in ein Schlaf- und ein Gemein-
vom Flur zwischen den Zimmern zu den Fens-
schaftshaus aufgeteilt. Die Gestaltung der beiden
tern in der Außenwand führen.
Giebelhäuser zitiert die Formensprache der
zente in Orange, im Vergleich zur sonst schlichten
tur und viel Glas stehen sie für eine reduzierte
Gestaltung mit Holzboden und Sichtbetonwän-
zeitgemäße Ästhetik. Auch die mit vertikalen
den, auf.
die ursprüngliche Materialität.
Das Gemeinschaftshaus dient mit einer Gemeinschaftsküche im mittleren Bereich zur Zu-
Das größere Schlafhaus und das kompaktere
bereitung von Speisen. Diese können an großen
Gemeinschaftshaus stehen angewinkelt zueinan-
Tafeln im hinteren Bereich gemeinsam verzehrt
der, sodass ein Innenhof mit Sitzgelegenheiten
werden. Im vorderen Teil bietet eine Sitzecke Platz
entsteht.
zum Entspannen mit Blick auf den Innenhof und
An der Stelle des geringsten Abstands werden die beiden Häuser durch einen asymmetrischen Glasgang miteinander verbunden. Der Eingangsbereich im Schlafhaus bietet mit einer Raumhöhe, die sich über die gesamte Vertikale erstreckt, ein besonderes Raumerlebnis. Der hintere Teil gliedert sich in drei Geschosse:
20
Die Treppenhäuser fallen durch farbliche Ak-
typischen Blockhütte. Mit einer klaren Kuba-
Holzlatten verkleideten Außenwände, erinnern an
grundriss
Die Gestaltung der Flure zwischen den Zimmern wird durch Versprünge aufgelockert. Für einen
den See. Alle drei Bereiche im Gemeinschaftshaus sind durch frei im Raum stehende Trennwände unterteilt. Somit ist der Raum in einzelne Zonen unterteilt, jedoch in seiner Gesamtheit offen. ■
5 elemeNte
modellfoto – lagesituation
daniel laferriere, timo rötzel, SebaStian pilz // 3. SemeSter
u
vier Personen sowie das Haupthaus und der „Frei-
mehr ein Dorf als ein einzelnes Gebäude zu
raum“. Am kleineren Platz sind die Häuser für bis
entwickeln. So bildeten sich Plätze und Gassen,
zu zwei Personen. Ein wenig abgeschottet stehen
verschiedene Häuschen und gemeinschaftliche
zwei Häuser mit eigenem Vorgarten und Küche
Häuser, Privatsphäre und Gemeinschaft. Wir
für Familien bis zu vier Personen. So staffelt sich
wollten auf die Bedürfnisse unterschiedlicher
die Bebauung vom Öffentlichen ins Private. Kons-
Besucher eingehen und entwickelten für diese
truktiv bildet sich jedes Haus aus einer Sichtbe-
verschiedene Gebäudetypen, welche sich um
tonschale und zwei eingeschobenen Holzwänden.
zwei Plätze anordnen. Der eine fungiert mit
Die Dachkonstruktionen sollen an typische Ei-
seiner Offenheit und Grünfläche in der Mitte als
felhäuser erinnern. Besonders interessant hierbei
Treffpunkt und Ort zum Entspannen, Spielen
fanden wir den Gedanken der harten, steinernen
und Beisammensein. Den kleineren Platz bildet
und schützenden Hülle im Zusammenhang mit
eine Feuerstelle, welche von einem Steinkreis zum
dem warmen, weichen Holz, welches den Lebens-
Darauf-Sitzen umschlossen wird.
raum darin bildet und definiert. ■
nser Entwurf einer Jugendherberge am Laacher See entstand mit dem Gedanken,
Am großen Platz liegen die Häuser für bis zu
modellfotos – alle 5 einzelhäuser
21
Bachelor
iDeeN Für gloBus prof. benedikt Stahl + dipl.-ing. ramona metje // ba. 5.2 Vertiefung: innenraum // in kooperation mit dem faChbereiCh wirtSChaft und prof. SuSanne blazejewSki // ba 14 perSonal und führung // herbStSemeSter 2014
i
n diesem Modul geht es vor allem darum, die
reale Bauherren dazu bereit sind, sich mit uns gemeinsam auf das
Architektur über die Sicht von innen kennen-
Experiment einzulassen, Konzepte für ihre Räume zu entwickeln. In
zulernen. Das ersetzt natürlich bei weitem kein
diesem Semester hatten wir außerdem die besonders willkommene
Innenarchitektur-Studium und soll auch gar
Gelegenheit, dies zusammen mit KollegInnen und Studierenden
nicht so verstanden werden. Dennoch hat diese
des Fachbereichs Wirtschaft zu machen und ein interdisziplinäres
Arbeitsweise zur Folge, dass mit der Projektent-
Projekt für die Neugestaltung der Büroräume der Firma GLOBUS
stehung ganz andere Fragestellungen verbunden
in Sankt Wendel durchzuführen. Eine spannende Herausforderung
sind, als mit dem Blick auf das Haus von außen.
für alle Beteiligten. Vor allem die unterschiedliche Auffassung und
Hier geht es nicht so sehr um das Objekt an sich
Definition des Begriffs „Gestaltung“ zog sich wie ein roter Faden
oder den Kontext mit Landschaft und Umgebung,
durch die Entwurfsbesprechungen. Manchmal ging es dabei mehr
sondern vielmehr um Alltagsbedürfnisse der Be-
um Prozesse, manchmal mehr um Projekte. Die dabei gefundenen
wohner und Benutzer der neuen Räume, um ihr
Lösungen sind sicher nicht ohne weiteres umsetzbar, vielleicht so-
Wohlbefinden, die Atmosphäre, das Miteinander
gar ein bisschen versponnen und zu gewagt. Sie können aber dazu
und die Möglichkeit, sich seine eigene Identität
beitragen, dass auch Gespräche bei GLOBUS über zukünftige Ge-
zu wahren. „Eine kleine Schule des Denkens über
staltungsaufgaben anders verlaufen und auf diese Weise Wirtschaft
Innenräume“ könnte man das vielleicht auch
und Architektur neu und vor allem zusammen gedacht werden.
nennen.
Ein großer Dank an dieser Stelle gilt allen Mitdenkern, vor
Besonders spannend wird es natürlich auch
allem aber Herrn und Frau Bruch von der Firma GLOBUS für ihre
hier, wenn man das nicht ins Blaue hinein macht,
großzügige Unterstützung und Annabell Köster als Initiatorin und
sondern sich ganz konkreten Aufgaben stellt und
Mittlerin zwischen Sankt Wendel und Alfter! ■ Benedikt Stahl
22
wooDeN revolutioN timo rötzel, liSa küpper // 3. SemeSter // kai-hendrik bratVogel (bwl), daVid hemmerle (bwl)
D
ie Wooden Revolution bringt den Wald ins
So wird für Gäste, die in diesen Bereich geführt
sind, wird ein großes Zimmer. Da die Mitarbeiter
Büro! Besprechungsräume sollen aufregen-
werden, ein Überraschungseffekt geschaffen. Die
der Abteilung oft Konferenzen abhalten müssen,
der und außergewöhnlicher gestaltet werden und
Ausstattung der jeweiligen Räume reflektiert die
steht ihnen ein eigener Besprechungsraum in der
ein Umbau der Büroräume der Abteilung PIM soll
äußere Erscheinung und manche Zimmer bieten
Mitte ihres Büros zur Verfügung. Dieser Bespre-
für ein besseres Arbeitsklima sorgen.
eine außergewöhnlich hohe Raumhöhe.
chungsraum steht losgelöst von allen Wänden im
Des Weiteren befindet sich in einem Raum
Raum und sorgt mit zwei verglasten Wänden für
riss und sind alle unterschiedlich groß – so wird
ein Café, in dem sich die Angestellten eine kurze
eine helle Arbeitsatmosphäre. Durch geordnete
auch der Gang dazwischen aufgelockert. Unter-
Kaffeepause gönnen können. In der Mitte der
Vielfalt soll ein neues, angenehmes und einzigarti-
schiedliche Höhen erzeugen Erlebnisvielfalt.
Besprechungsräume ist ein runder, mit einer
ges Arbeitsklima entstehen, damit die Mitarbeiter
Glaswand und Holzlamellen abgegrenzter Licht-
morgens gerne zur Arbeit kommen und sich auf
Holz oder Holzprodukt gebaut. Aus Birkenstäm-
hof, der die Decke durchstößt und in dessen Mitte
das geschaffene Ambiente freuen. ■
men, aus Baumstammscheiben, aus Baumrinde,
ein Baum wächst.
Die Räume haben keinen rechteckigen Grund-
Jeder der sieben Räume ist aus einem anderen
aus glatten Holztafeln, aus groben Holzlatten oder aus Holzbrettern mit Milchglaselementen.
Aus den zwei Büroräumen der Abteilung PIM, die durch den mittig verlaufenden Flur getrennt
23
Bachelor
DrogerieaBteiluNg balthaSar mooS, jano knopp + jonathan aurel kaiSer // 3. SemeSter // laSSo windeCk (bwl), annabelle homann (bwl), eliSabeth reimer (bwl)
D
ie Drogerieabteilung wurde durch organische Formen, die wie ein Fluss den Raum durchziehen, neu belebt und umstrukturiert.
Es ist flexibel an die Anzahl der Mitarbeiter und den Raum anpassbar. Um die Atmosphäre und die
Dies spiegelt sich besonders in einem neuen Tischkonzept, der
Nutzung der Pausen attraktiver zu gestalten, haben
Produktausstellung und einer abgehängten Decke wider.
wir eine Terrasse am Ende des Büros eingeplant.
Die Produktausstellung bildet das Zentrum des Büros und füllt
Diese bietet die Möglichkeit auf kurzem Wege an
somit den freien ungenutzten Raum in der Mitte. Sie besteht aus
frische Luft zu gelangen. Vor der Terrassentür
zwei wellenförmigen Regalen, die einen Raum für Austausch und
bietet eine kleine Küche mit Stehtisch und Barho-
Kommunikation umschließen. So bleibt nicht nur Raum für einen
ckern Platz für kurze Pausen. Die Küchenzeile ist
Stehtisch in der Mitte, es entsteht auch neuer Stauraum für die ein-
in ihrer Formensprache in die bewegte Dynamik
zelnen Produkte der Abteilung. Weiterhin dient diese Abtrennung
des Raumes integriert. ■
der Schalldämmung, ohne jedoch die Atmosphäre und Vorteile eines großzügigen Büroraumes zu durchbrechen. Über diesem Bereich befindet sich eine runde Glaskuppel die durch natürliches Licht von außen den Raum erhellt. Für die Tische wurde ein modulares System bestehend aus sechs Teilen entwickelt, das sich zu unterschiedlichen Tischformen anordnen lässt.
24
modellfoto
it verNetzuNg SebaStian pilz, angelina freChen // 3. SemeSter // annika zehnter (bwl), heloiSa Cron (bwl) + marieke pruSieCki (bwl)
w
ir bearbeiteten die Umgestaltung der im
teilen wir das Großraumbüro in kleinere Räume
Untergeschoss gelegenen IT-Abteilung. Das
mit einer Größe für sechs bis acht Personen ein,
Großraumbüro besteht aus einem sehr großen
um vor allem den Lärm zu mindern. Der Bespre-
länglichen Raum, der auf der linken und rechten
chungsraum liegt direkt über dem Eingang und ist
Raumseite gruppierte Schreibtische enthält.
separat zu erreichen. Für eine Auszeit ist auf der
Durch die Raummitte führt ein breiter Gang bis
Terrasse ein überdachter Bereich angedacht. Unsere
zum Raumende. Dort befinden sich ein Bespre-
Gestaltungsideen für Farbe und Material ergeben
chungsraum und der Zugang zu einem Treppen-
sich aus dem farblichen Konzept, das sich an das
haus. Glasfassaden auf beiden Seiten des Büros
Orientierungssystem anlehnt. Betonwände mit
sorgen für Tageslicht. Der Flur vor der Abteilung
integrierten Regalelementen und Oberlichtern
dient als erweiterte Lagerfläche, zudem gibt es
bilden die Hauptwände. Laufwege sind aus Holz
hier sichtbare Beschädigungen der Oberflächen.
und Arbeitsflächen mit schallabsorbierendem
Deutlich entfernt befindet sich eine Küche, ein
Teppich deutlich voneinander getrennt. ■
Raucherraum ohne Tageslicht und die Toiletten. Die zahlreichen Besucher des IT-Supports und des Besprechungsraumes sowie das Großraumbüro an sich sind die Hauptursachen der angesprochenen Problemen wie Lärm und Klima. Wir haben uns entschieden, beide Etagen zu öffnen, um die IT-Abteilungen miteinander zu vernetzen und einen großen Eingangsbereich als einen Platz der Begegnung für die Mitarbeiter zu schaffen. Um für mehr Kontakt unter den Abteilungen zu sorgen, haben wir das „Labor“ entwickelt, das wir an den Anfang der Abteilungen legten. Dort können nun Mitarbeiter der gesamten Koordination hinkommen, wenn sie Fragen und Anliegen an die IT-Abteilung haben. Außerdem
modellfoto
25
Bachelor
wettbewerb glassgow, Stephen holl
wikimedia commons, a. vesalius: de humani corporis fabrica
stuDeNteN – FamilieN – alte haseN wohNeN Für alle leBeNsphaseN prof. nikolauS Von kaiSenberg + dipl.-ing. annett hillebrand // ba 4.4 gebäudelehre // frühjahrSSemeSter 2014
w
er wohnen kann, kann auch alles andere.
Wärme und Luft durchzieht den Körper. Er hat auch Energiebahnen
Wohnen ist wie essen. Nach Stunden der
und Wahrnehmungsorgane. Und Öffnungen, durch die wir nach
Abwesenheit hungern wir nach Wohnen. Dann suchen wir vier Wände auf, ein Dach oder eine Jurte und wohnen uns satt. Wer Wohnen entwerfen kann, kann auch alles
draußen schauen können, durch das Gesicht, die Fassade. Die Lehre von dieser Gebäudeanatomie heißt Gebäudelehre. Sie lehrt die Teile und das Ganze, darum geht sie analytisch vor und auch synthetisch, sie zergliedert, um die Teile zu kennen, und sie
andere entwerfen. Denn im Wohnen kommt
fügt die Teile schöpferisch zum Ganzen zusammen. Sie ist die Nach-
alles vor: Gemeinschaft und Zurückgezogenheit,
barin der Konstruktionslehre und auch der Entwurfslehre.
Ernährung und Reinigung, Leben und Erholung.
In diesem Semester teilt sich das Wohnprojekt nach den Lebens-
Wohnen ist die Königsdisziplin und das Schwarz-
abschnitten: Der Familienphase, der Studienzeit und der Phase des
brot zugleich. Und es ist ein Spiegel unseres Seins.
Alterns. Eigene Lebensentwürfe sind Grundlage, sie gehen den Bau-
Architekten nehmen den Bewohnern das
körpern voraus und bestimmen die gemeinsam Arbeit am Raum-
Wohnen nicht ab. Sie können dafür sorgen, dass
programm. Darauf Bezug nehmend entwarfen Studierende des 2.
Wohnen einen Körper findet, ein Wohnhaus.
Jahres im Bachelor Studiengang Architektur, unter der Leitung von
Wohnhäuser sind der Wahnsinn. Sie sollen Ge-
Prof. Nikolaus von Kaisenberg und Dipl.-Ing. Annett Hillebrand
borgenheit bieten und gleichzeitig die Bewohner
auf schwierigen Restgrundstücken in Köln tragfähige Konzepte, die
frei lassen; sie sollen Funktionen kleingliedrig ord-
auf die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzergruppe eingehen und sich
nen und gleichzeitig großzügige Flächen bieten.
in den gefundenen baulichen Konzeptionen spiegeln. Besonderes
Wohnkörper, die uns stützen und tragen, ohne
Augenmerk legten die Studierenden hierbei auch auf ein stimmiges
dass wir an sie anstoßen.
städtebauliches Gesamtgefüge, das die besonderen Herausforderun-
Wohnkörper sind Baukörper. Sie sind getra-
gen hinsichtlich Lage und Zuschnitt der Grundstücke reflektiert,
gen vom Skelett der Stützen und Wände, sind
um so in Verbindung mit der Umsetzung der Nutzeransprüche ein
geschützt von der Außenhaut. Im Bauch tragen
stimmiges Gesamtgefüge zu erarbeiten. ■ Nikolaus von Kaisenberg /
sie allerhand Versorgungs- und Abflussgefäße,
Annett Hillebrand
26
Schwarzplan Straßbourg
ANSICHT ansicht nordost NORD-OST
stuDeNteNwohNschiFF julia brügmann, magdalena zöllner + eliSabeth feinen // 4. SemeSter
z
iel uND leitgeDaNKe Der Entwurf soll allen
Terrassen vor den Wohnungseingängen verbindet und sich als Lau-
Studenierenden, so unterschiedlich sie auch
bengang außerhalb des Gebäudes vor die Wohnungen legt. Durch
sein mögen, ein Zuhause bieten. So ist es ein
ihre durchschnittliche Breite von 2m wird sie zur Aufenthaltsfläche
besonderes Anliegen, auf die Menschen mit
und lädt durch ihre Nischen zum Verweilen ein.
ihren verschiedenen Angewohnheiten, Vorlieben
BahNDamm Durch den angrenzenden Bahndamm auf der einen und
und Bedürfnissen einzugehen. Daher haben
der Straße auf der anderen Seite bietet das Erdgeschoss selbst kaum
wir verschiedene Wohnungsgrößen und -typen
Wohnqualitäten. Deswegen befinden sich hier die Gemeinschafts-
wie Einzelappartements, Paarappartements und
räume mit verschiedenen Nutzungen wie Waschsalon, Seminar-
Wohngemeinschaften, jeweils auch in barriere-
räume, Bibliothek und Werkstatt, aber auch ein großer Partykeller.
freier Ausführung, entwickelt.
Über diesen Nutzräumen befinden sich dann in vier Obergeschos-
gemeiNschaFt Ein großes Thema des Entwurfs ist
sen die Wohnungen.
auch die Frage nach Gemeinschaft: Wie entsteht
glieDeruNg Das Studentenschiff selbst gliedert sich in drei Wohn-
diese? Bis zu welcher Gruppengröße kann ein
blöcke, welche durch gläserne Treppenhäuser unterbrochen werden.
Gemeinschaftsgefühl noch hervorgerufen wer-
Von diesen aus gelangt man nach hinten auf die große gemein-
den? Um bei 85 Bewohnern nicht in Anonymität
schaftliche Terrasse, sowie auf die hinten liegenden Laubengänge,
zu versinken, haben wir uns entschieden, durch
von denen aus die Studentenwohnungen erschlossen werden.
Nischenbildung und geschickte Staffelung der
FassaDe In der Straßenfassade wird die Sprache der Vor- und Rück-
vor- und zurückspringenden Gartenfassade, ge-
sprünge, wie sie die Gartenfassade aufweist, durch Balkone und
fasste Räume für kleinere Grüppchen zu schaffen.
große, hervorstehende Fensterrahmen aufgegriffen.
Gebildet werden diese durch die verschieden
Insgesamt ist so ein Studentenwohnheim entstanden, das sich in
großen Wohnungstypen.
einer dynamischen Staffelung von privatem Raum zu öffentlichem
erschliessuNg Auch die Erschließung soll zum
Stadtraum entfaltet. ■
Begegnungsort werden, weshalb sie sich mit den
27
Bachelor
Das merloproJeKt D
er Grundgedanke unseres Projektes ist es, einen ganzheitlichen Entwurf zu kreieren.
Die Materialauswahl unterlag bei unserem EntDie geometrische Grundstruktur sollte durch ein
einer zunächst konzeptionellen Herangehenswei-
schlichtes Fassadenmaterial unterstützt werden.
se, die sich mit der Rolle des Architekten, einer
Dabei war uns wichtig, dass die Komposition der
Analyse verschiedener Familienmodelle, sowie
innenliegenden Fenster nicht in den Hinter-
dem Erarbeiten verschiedener Entwurfsmethoden
grund tritt. Wir entschieden uns, Dämmbeton
beschäftigte.
zu verwenden, einen Beton, der durch porige Zuschlagstoffe keine weitere Dämmung benötigt.
Erschaffen einer einheitlichen Ästhetik. Dazu
Seine scharfkantige, glatte Erscheinung erzeugt
zählt die Wahl des Materials in Verbindung mit
beim Betrachter das gewünschte Bild unabhängi-
einem Form- und Farbkonzept, welches auf den
ger Monolithen.
gesamten Komplex angewendet wird. Zudem war
Die Treppe als Skulptur und die Wahl innovati-
es uns ein Anliegen, Gestaltung, Funktionalität,
ver Materialien sowie das Erschaffen verschiede-
sowie ein Wohnkonzept im Gesamtwerk zusam-
ner Wohnkonzepte charakterisieren unser Emp-
menzuführen.
finden des Zeitgeistes und zeigen unsere Haltung
Das Bild, welches wir mit unserem Entwurf
Hülchrathstrasse
wurf praktischen sowie ästhetischen Gründen.
Unsere erste Entwurfsphase wurde geprägt von
Im Entwurfsprozess legten wir Wert auf das
GSEducationalVersion
leo palm + thomaS bohne // 4. SemeSter
Merlostrasse
zu Stil und Ästhetik in der Architektur. ■
lageplan
erzeugen wollen, ist der Einblick durch eine gewohnte, urbane Blockrandfassade in einen Garten mit Hofcharakter. Diesen erzeugten wir durch eine schluchtartige Öffnung der Fassade zwischen zwei monolithisch anmutenden Gebäuden. Die Öffnung dient als Erschließung der dahinterliegenden Stadthäuser und wird durch eine als Treppe dienende Skulptur betont. Der geführte Blick verläuft durch jedes der vier zueinander geringfügig versetzten Stadthäuser bis in den am Ende des Grundstückes liegenden Garten. Die beschriebenen Gebäude im Inneren des
sse
Blockrandes stellen den verbreiteten Wunsch nach einem Eigenheim in den urbanen Kontext. Sie erweitern das gewünschte Spektrum an Vielfältigkeit verschiedener Wohnungstypen in unserem Entwurf.
e
h rat lch
ass Str
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axonometrie
28
Me
a Str rlo
alters-wg Simon koolmann // 4. SemeSter
D
ie Anforderungen an das Wohnen für alte
Das zentrale Entwurfsmotiv ist die Struktur
Menschen gehen über die Barrierefreiheit
eines Dorfes. Es wird der Versuch unternommen
hinaus. Wie sich vielfach erfahren lässt, ist
Qualitäten eines Dorfes, wie z.B. wechselnde
neben der Sorge um Altersarmut die Angst vor
Situationen (Dorfplatz, Kirche, Familienhaus,
Einsamkeit, insbesondere bei alleinstehenden
Bauernhof, Wiese) in ein urbanes Wohnprojekt
Menschen besonders groß. Dabei sehnen sich
zu übersetzen. Im Mittelpunkt stehen neben den
viele zunehmend nach Wohnkonzepten, die ein
privaten Bereichen kommunikative Zonen, die
Gleichgewicht von Privatsphäre und Gemein-
sich asymmetrisch durch die Etagen ziehen und
schaft ermöglichen. Dieses Bedürfnis entsteht
so an verschiedenen Stellen Möglichkeiten zur
oftmals schon in der „Post-Familienphase“ – sind
vielfältigen Gemeinschaftsbildung bieten.
die Kinder ausgezogen, ist das Einfamilienhaus im Grünen meist zu groß und teuer.
ansicht
erschliessuNg Die Erschließung der Zimmer erfolgt über einen Mittelgang, der alle Räume miteinander verbindet. Hier entsteht ein kommunikativer Bereich, in dem sich die Bewohner spontan und ungezwungen begegnen können. Nachbarschaftshilfe, Verabredungen, ungeplante Treffen können hier stattfinden. Entlang des Ganges liegen neben den Privatzimmern die Gepiktogramm – gemeinschaftbereichte
meinschaftsbereiche, die durch halboffene Wände gleichzeitig Möglichkeiten zum Rückzug und zur Kommunikation bieten. private zimmer Die privaten Zimmer verteilen sich über die gesamten Geschosse. Sie wechseln sich immer wieder mit Gemeinschaftsflächen ab, so dass ein lebendiges Wohngeflecht entsteht. Es gibt sowohl Einzel- als auch Paarzimmer. gemeiNschaFtsBereiche Die Gemeinschaftsbereiche ergänzen die privaten Bereiche. Zentrale Orte sind die gemeinschaftlich genutzten Küchen an
piktorgramm – privatbereicht
der Südfassade. Der Büroraum bietet Ausweichmöglichkeiten z.B. für Selbstständig arbeitende Menschen. Es gibt eine kleine Bibliothek mit Leseecke, die Rückzugsmöglichkeiten im halbgemeischaftlichen Raum ermöglicht. Zudem verfügt jede Etage über einen Waschraum. saNitär Jeder Sanitärraum wird von zwei Parteien genutzt. Dadurch wird einerseits Fläche eingespart, andererseits ermöglicht eine Nutzung durch lediglich zwei Nutzer immer noch ein hohes Maß
piktogramm – Sanitärbereich
an Privatsphäre. ■ 29
Bachelor
KiosK BaDesee DüreN oDer DorNröscheN am see prof. dr. mathiaS wirthS // ba 4.5 entwerfen Von tragwerken // herbStSemeSter 2014
a
m Badesee Düren befindet sich ein Kiosk aus den 1970iger Jahren. Er weist einen polygo-
e
s war einmal ein kleiner, feiner Kiosk. Er war ein Kind der 1970iger Jahre und als solches schon von Ferne zu erkennen.
nalen Grundriss auf und ist in massiver Bauweise
Er stand am Badesee zu Düren und schaute dort stets dem regen
errichtet. Zwischen der Toilettenanlage im linken
sommerlichen Treiben zu.
und rechten „Flügel“ des Gebäudes befindet sich
Lange Zeit hatte der kleine Kiosk Badegäste mit in Fett getauch-
in der Mitte ein Küchenraum. Signifikant ist das
ten länglichen Kartoffelspeisen und allerlei anderem nahrhaften
Betondach mit großer Auskragung.
Labsal versorgt.
Der Kiosk ist recht in die Jahre gekommen, der-
Dazu befand sich in der Mitte eine Küche. An den Seiten, dem
zeit ungenutzt und „wartet“ auf eine architekto-
linken und rechten Flügel, waren Räume angeordnet, die den Bade-
nische „Frischzellenkur“. Der Standort direkt am
gästen nicht zur Ver- , sondern mehr der Entsorgung von Speis und
Badesee hat hohes Potential. Der Dürener Service
Trank zur Seite standen. Viele sonnige Sommer kamen und gingen.
Betrieb (DSB) beabsichtigt den Kiosk zu einem kleinen Restaurant mit Innen- und Außengastronomie aufzuwerten.
Die Jahre zogen ins Land und der Kiosk war immer noch klein, doch lang nicht mehr fein. Die Gäste blieben öfters fern. Traurig über die wachsende Einsam-
Das Gebäude sollte so erweitert werden, dass
keit verfiel der Kiosk wie einst Dornröschen in einen tiefen, tiefen
ca. 60 Innensitzplätze angeboten werden können.
Schlaf und wartete auf einen furchtlosen Ritter mit einem leiden-
Das Dach als mögliche Terrasse konnte in die
schaftlichen architektonischen Kuss.
Überlegungen einbezogen werden. Als Aufgabe
Im Jahre des Herrn 2014 galoppierte wild entschlossen der rüstige
im Fach „Konstruktives Entwerfen“ ist eine
Ritter Richard von De-esbe heran, um dem kleinen Bauwerk neuen
Rückkopplung von den entwickelten konstrukti-
Lebensmut einzuhauchen. Ritter Richard war nicht nur rüstig, son-
ven Details zu dem Gesamterscheinungsbild des
dern auch nicht minder listig und versicherte sich der Kunst von 16
Gebäudes besonders wichtig. Die Entwurfsbetreu-
eifrigen Wichteln aus der Schule des weisen Alanus. Diese sponnen
ung erfolgt parallel zu Vorlesungen zu verschie-
Pläne gar fein, um den unliebsamen Geistern, die da heißen Öd-
denen Tragsystemen wie Seiltragwerken, Bögen,
nis, Langeweile und Kostenexplosion den Garaus zu machen. Sie
Rahmen, Trägerrosten, usw..
berichteten von ihren Plänen und lehrten so den rüstigen Ritter
Unterstütz wurde das Projekt großzügig durch den DSB. Dadurch konnte nicht nur ein studentischer Ideenwettbewerb ausgelobt werden, es erfolgte auch eine lehrreiche Simulation einer Situation in der sich Architektinnen und Architekten immer wieder befinden. Der Bauherr erwartet eine große Zahl erstklassiger Ideen vor dem Hintergrund einer möglichst kostengünstigen Realisierbarkeit. Ob sich die Preisträger des Wettbewerbes wie in einem Märchen fühlen?
30
Richard leidenschaftlich architektonisch zu küssen. Gar bald machte sich der wackere Rittersmann ans Werk und … … wenn sie nicht gestorben sind erwacht an gleicher Stelle bald ein wunderschönes Restaurant … ■ Mathias Wirths
zum lächelNDeN Fisch jana franke + Sarah ribeiro // 5. SemeSter // 1. preiS
K
Faltwand komplett zur Seite geschoben, scheinen
beeindruckt. Dies wird aber nicht allein durch die
unsere ersten Eindrücke, die wir im September
Drinnen und Draußen eins zu werden. Den Gästen
großen Glasfassaden möglich, sondern ebenso
2014 beim Besuch des leerstehenden 70er-Jahre-
wird ein barrierefreier Zugang zu dem großzügigen
durch ein komplett umschließendes Glasband,
Kioskbaus hatten. Es erinnert eher an ein Klo-
Außenbereich garantiert. Aber auch im geschlos-
das mit der Eingangstür beginnt, als Glasdach
häuschen, als an einen Ort, an dem auch Speisen
senen Zustand vermitteln die großen Glasflächen
die Trennung von Alt und Neu verstärkt und
zubereitet und verkauft werden könnten.
ein Gefühl von Freiheit, mit weitem Blick in die
an der nördlichen Fassade als Fenster bis zum
Natur. Gleich beim Betreten des Gebäudes wird
Boden hinunter verläuft. ■
lein, verlassen, kompakt und traurig, aber dennoch extravagant und massiv. Das waren
Die Idee ist, das Bestandsgebäude, trotz kleiner
Sind die filigranen Konstruktionen der Glas-
der Besucher von dem lichtdurchfluteten Saal
Änderungen, erkennbar zu lassen. Immerhin hat dieses eine bestehende Geschichte, die zu diesem Ort gehört. Wir wollen respektvoll mit dem Bestand umgehen und versuchen, diesen so wenig wie möglich zu ändern, da die bestehende Bausubstanz sehr solide ist. Beim Betrachten des Luftbildes kam das Motiv des kleinen, gestrandeten Fisches auf. Denn die flächig graue Dachaufsicht – winzig und einsam am Ufer liegend – erinnert von Umriss her an die Form eines Fisches und macht einen unbelebten und unglücklichen Eindruck. Wir möchten vor allem die Fassaden zum See hin in neuem Glanz erstrahlen lassen, welche das „Lächeln“ des Fisches ausmachen sollen. Wir bringen den kompletten Funktionsbereich, den eine Gastronomie beinhalten muss, unter dem Bestandsdach unter. Dort, wo früher die Essensausgabe des Imbisses war, ist nun eine Bartheke, die sich zum Gastraum wendet. Dieser entsteht durch eine angebaute Holzkonstruktion mit drei Pultdächern. Achtzehn Vollholzstützen tragen die neue Konstruktion, welche sich an der Bestandsform orientiert und diese parallel erweitert. Es entsteht ein großzügiger Aufenthaltsraum für die Gäste, der sich zum See ausrichtet und den Ausblick durch die geöffneten Winkel der drei Dächer einzigartig macht. Durch eine komplette Verglasung der drei westlich orientierten Fassaden kann der gesamte See überblickt werden. 31
Bachelor
trigoNom larS pohlmann + tom walther // 5. SemeSter // 2. preiS
B
ei der Grundrissorganisation haben wir ver-
ist ein sehr dynamischer Baukörper entstanden,
sucht, möglichst viel vom alten Bestandsge-
der dem Ort neue Qualität verleiht. Sämtliche
bäude zu erhalten, sodass schließlich „nur“ eine
Funktionsräume wie Küche, Personalraum, Lager
neue Außenhülle entsteht und der Bestand den
und Toiletten befinden sich im Bestandsgebäude.
Kern bzw. das Rückgrat des Entwurfs bildet.
Der Gästeraum bildet die eigentliche Erweiterung
Die wesentliche Geste unseres Entwurfes ist das
des Bestandes und bietet Platz für ca. 80 Personen.
Öffnen zum See. Der Besucher betritt zunächst das
Außerdem kann im Sommer die 100 qm große
Gebäude durch einen schmalen Eingang und erlebt
Terrasse genutzt werden.
anschließend im großen gläsernen Gästeraum das Panorama der Landschaft. Durch die Formgebungen
32
Ein besonderes Gebäude, das zum Verweilen am See einlädt. ■
see BlicK Simon koolmann // 5. SemeSter // 3. preiS
i
n dem Entwurf für eine Erweiterung des Kiosks soll zum Einen ein Gebäude geschaffen werden,
das die Tragfähigkeit des bestehenden Daches ausnutzt, um sich somit aus der Landschaft hervor heben zu können. Zum Anderen sollen die Besonderheiten des bestehenden Gebäudes, wie die Farbgebung oder der expressive Grundriss, berücksichtigt werden. Der Entwurf sieht einen Ausbau des Bestandes sowie einen kubischen Neubau vor. Beide Gebäude überschneiden sich im Gästebereich, so dass eine geschlossene Architektur entsteht. Das „Rückgrat“ bildet der bestehende Kiosk. Hier sind neben der 40 qm großen Küche auch alle anderen
detail trägerrost
Funktionsräume wie Lager, Abwasch, Kühllager, Mitarbeiter-WC etc. untergebracht. Durch die Erweiterung des Grundrisses auf die Außenkante des Daches werden die hierfür notwendigen Flächen erreicht. Die Ausbildung dieser Wand aus farbigen Glasbausteinen verleiht dem Gebäude einen eigenen Ausdruck. Der Neubau richtet sich mit seiner offenen Glasfassade direkt zum See. Im EG bietet er einen ca. 90 qm großen Gästeraum, die von der Decke abgehängte Treppe führt auf die Empore im Obergeschoss. Von hier hat man den besten Blick über den See. Die PfostenRiegelkonstruktion wird an der seeabgewandten Seite von blauen Holzwerkstoffplatten verkleidet und bildet einen harmonischen Kontrast zu den orangefarbenen Glasbausteinen. ■
detail übergang bestand neubau
33
Bachelor
Die typologie Der iNterveNtioN prof. willem-jan beeren // ba 5.3 gebäudetypologie // 5. SemeSter // herbStSemeSter 2014 EIN URBANES EXPERIMENTALLABOR IN
Ermekeilstraße und Reuterstraße begrenzt wird.
DER ERMEKEILKASERNE
Auf Einladung der Ermekeilinitiative e.V. – ein
F
Verein zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne –
rei-Raum auf Zeit. Was macht man mitten
erprobten die Studenten der Architektur und der
in der Bonner Südstadt mit einer zurückge-
Bildhauerei ein Semester lang verschiedene künst-
lassenen Kaserne, bevor sie einer dauerhaften Nachnutzung zugeführt wird? Umgeben von Wohnhäusern, Cafés und
lerische Eingriffe und temporäre Interventionen. Trotz einiger Komplikationen bürokratischer Art wurden am Ende neun verschiedene Inter-
Geschäften befindet sich die Kaserne auf einem
ventionen erkennbar, die verbunden mit dem
weitläufigen, 25.000 qm großen Gelände, das von
Weihnachtsfest des Fachbereichs Architektur im
den Straßen Bonner Talweg, Argelanderstraße,
Dezember 2014 zu sehen waren.
34
Im Foyer des Gebäudes 6 konnte der aufmerksame Beobachter Spuren eines Wichtels entdecken, die dazu anregen sollten darüber nachzudenken, was in leerstehenden Gebäuden geschieht und vor allem, welche Möglichkeiten sich auftun. Ob die Kaserne wohl neue Bewohner bekommen hatte …? Weiter ging es in einen Besprechungssaal, der in neuem Glanz erstrahlte. Die großzügigen Fensterflächen waren hier mit bunten Folien beklebt und sorgten für ein aufregendes und sehr atmosphärisches Raumerlebnis. „Was guckst du?“ war der Titel einer überdimensional großen Holzskulptur, die sich auf dem Vorplatz der Kaserne zur Ermekeilstraße hin als Mensch aufgerichtet hatte. Er sollte Aufmerksamkeit erwecken und Passanten zum Nachdenken bringen. Der Effekt hatte sich bereits in den ersten Stunden bestätigt: Neun Passanten hatten sich für das Projekt interessiert und die Thematik hinterfragt. Ein weiteres Projekt entstand in einer Baulücke zur Reuterstraße hin und thematisierte diese als einen „Unort“. Schwebend machte sich hier ein knallgelb strahlender Ballon breit, der vor allem von der stark befahrenen Reuterstraße aus den Betrachter in seinen Bann zog. Mit einer Projektion des regen Verkehrsaufkommens an diesem Ort wurden das Chaos und der Unort nochmals verstärkt. In einem Tapetenzimmer der Kaserne konnte man erfahren, wie aus Paletten attraktive und kostengünstige Möbel entstanden. Ein Bauplan regte zur Nachahmung an und die wohnlich warme Atmosphäre, die hier entstanden war, lud zum Verweilen ein. Im Kellergeschoss hingegen hatte man ein komplett gegenteiliges Raumerlebnis. Hier trat man in eine kühle Welt mit beeindruckenden Licht- und Soundinstallationen, die die hier stehenden, situationsbezogenen Kunstwerke untermalten. „Der deutsche Raum“ regte zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Ort und dem Prozess der Studierenden ein: Um es mit den Worten des japanischen Architekten und Schriftstellers Hiroshi Nakao zu sagen: „Das Haus ist letztlich ein Grabmal, das in den Gedanken das Leben widerhallen lässt, eine Blackbox, die Leben zeigen will.“ Außerdem wurden in einem anderen Projekt mehr als tausend Papierschiffchen als Symbol für eine Solidarisierung mit Flüchtlingen auf partizipative Weise gefaltet. Die Botschaft „Wir sitzen alle in einem Boot“ (#inthesameboat) hatte großen Zuspruch bekommen und vielleicht den Weg für ein Flüchtlingshotel in Bonn geebnet. Zum Schluss wurde in einem „Abspann“ der nicht ganz reibungslose Prozess, den die Studierenden an diesem Ort erfahren hatten, mittels Lichtprojektion an der Fassade des Gebäuses 1 präsentiert. Dazu wurden den Prozess zusammenfassende Worte gefunden und an das Markenzeichen der Kaserne projeziert. Der 2. Vorsitzende der Initiative, Kristian Golla, äußerte sich von den Ergebnissen begeistert: „Die Arbeiten der Alanus-Studierenden zeigen, dass die kritische und künstlerische Auseinandersetzung mit der Ermekeilkaserne in einem Laborexperiment auch gedanklich neue Räume schafft und sich an den Bedürfnissen vieler Menschen orientieren.” Die Interventionen verliefen wie ein Faden durch, um und in die Kaserne. Dies machte die Größe und auch die Wichtigkeit des Geländes deutlich. Jedes Projekt zeigte auf seine Weise die persönliche Auseinandersetzungen mit dem Ort, der Situation und mögliche Potentiale. ■ Jana Franke
35
Bachelor
iDeeN Für wuppertal prof. benedikt Stahl // ba 4.6 entwurfSlehre Stadtplanung // frühjahrSSemeSter 2014 prof. benedikt Stahl + prof. dr. florian kluge // ba 5.4 StadtraumVertiefung – einführung in die landSChaftSarChitektur // herbStSemeSter 2014
a
uf der Suche nach geeigneten Aufgaben für
Anlage neuer Wegeverbindungen und Verbesserung der räumlichen
das Entwerfen städtischer Szenarien landen
Beziehungen zwischen Stadt und Trasse und schließlich sogar das
wir dieses Mal durch einen gezielten Hinweis des
sogenannte Trassenspiel, mit dem die Beteiligten auf spielerische
geschätzten Kollegen Swen Geiss auf der Nord-
Weise an das Erkennen und vielleicht auch das Liebenlernen dieser
bahntrasse in Wuppertal. Auf den ersten Blick
besonderen Stadt herangeführt werden.
nichts sonderlich Spektakuläres, handelt es sich
Nach einer ersten Phase der konzeptionellen Bearbeitung und
doch hier „lediglich“ um den Umbau der stillge-
Darstellung der Entwurfsideen, geht es mit der Vertiefung einen
legten Rheinischen Strecke zu einem Rad- und
Schritt weiter und die einzelnen Teams machen sich daran, die
Freizeitweg durch die Stadt. Bei genauem Hinse-
Ideen zu konkretisieren oder Teilbereiche auszusuchen und diese
hen jedoch – oder in diesem Falle muss man wohl
in feineren Maßstäben zu behandeln. Damit wird – zumindest
besser sagen: nach genauem Radfahren über den
auf dem Papier – gezeigt, dass es mitunter gar nicht so großer
neu angelegten Weg – erweist sich dieses Projekt
Anstrengungen bedarf, um Stadtreparaturen vorzunehmen.
als ausgesprochen spannende Ausgangssituation
Entscheidend ist, dass vorhandene Qualitäten erkannt und diese
für unsere Stadtplanungsinteressen. Beginnend
mit Sorgfalt und dem nötigen Feingespür frei-gelegt werden.
von Westen am Bahnhof Vohwinkel schlängelt
Die abschließende Ausstellung im Mirker Bahnhof im Januar/
sich dieses Wegeband entlang der Wuppertaler
Februar 2015 zeigt, dass die angedachten Ideen auch bei den
Nordflanke bis hin zu den östlichen Stadtteilen
Wuppertaler Bürgern und Besuchern sehr viel Anklang finden
Langerfeld und Nächstebreck. Dabei passiert
und manch einer danach fragt, wann denn mit der Umsetzung
es unterschiedlichste Stadtquartiere, führt über
dieser tollen Projekte begonnen wird. Was will man mehr?
gemauerte Viadukte, durch steinerne Bogentun-
Ganz besonderen Dank an dieser Stelle allen Mitwirkenden, vor
nels und streift beinahe jede mögliche Stimmung,
allem natürlich der Stadt Wuppertal, insbesondere Herrn Bleck,
die sich in einer so kontrastreichen Stadt antreffen
Herrn Stoldt und Herrn Simon sowie der Initiative Utopia Stadt
lässt. Eingebettet in den relativ engen Talquer-
vom Mirker Bahnhof für ihre Unterstützung. Nicht zuletzt danken
schnitt, verdichtet sich die jeweilige Charakteris-
wir auch Prof. Niklaus Fritschi, der in Alfter als Gastkritiker und
tik der unterschiedlichen Stadtteile, die wir mit
in Wuppertal als Festredner zum Gelingen dieses Studienprojektes
jedem Erkundungsausflug besser kennenlernen.
beigetragen hat.
Mit der Zeit entstehen dann auch Ideen für
Den Wuppertalern wünschen wir, dass sie mit Stolz und der
mögliche Planungsaufgaben. So zum Beispiel
notwendigen Aufmerksamkeit die Weiterentwicklung ihrer Stadt
für neu angelegte Halte- oder Rastpunkte auf
begleiten und vorhandene Chancen mit Weitblick nutzen. ■
dem Weg selbst, die Bebauung und Vernetzung
Benedikt Stahl
ehemaliger Gleisbereiche, die heute brach liegen, die Über- und Unterbauung von Viadukten, die 36
grüNes w peter baumgart + ClaudiuS bäuml // 6. SemeSter
D
ie Nordbahntrasse ist stadträumlich gesehen enorm spannend, weil mit ihrer Stilllegung
und Umwandlung in einen öffentlichen Freiraum eine „Rückseite“ zu einer „Vorderseite“ geworden ist. Die räumliche Entwicklung Wuppertals folgte dem Takt und den Anforderungen der Industrie. Wuppertal hat keine Geschichte als historische Residenz- oder Handelsstadt, sondern bezieht seine räumliche Identität aus der Zeit der Industrialisierung. Durch den Niedergang der Textilindustrie verlor Wuppertal tausende Arbeitsplätze. Dadurch ausgelöst schrumpft die Stadt mittlerweile seit 50 Jahren, was zu Leerstand und verlassenen Häusern geführt hat. Für die Wuppertaler Stadtentwicklung gibt es eine Reihe von Analysen. Die sicherlich umfang-
Räumen mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln, und durch
reichsten Ansätze sind das Stadtentwicklungspro-
„Trittsteine“ miteinander verbunden werden.
gramm 2015 sowie die Analyse „LowCarbonCity
Wie die Trittsteine räumlich aussehen könnten, haben wir am
Wuppertal 2050“ des Wuppertal Instituts für Kli-
Beispiel Oberbarmen/Barmen exemplarisch untersucht. Wir haben
ma, Umwelt und Energie. Dieses Programm, das
diesen Stadtteil gewählt,
weniger von kurzfristigen politischen Handlungs-
t
weil Wupper und Trasse sich hier besonders nah sind,
zwängen geprägt ist, stellt grundsätzlich in Frage,
t
weil die geringe Attraktivität der Gegend zu einer Konzentrie-
ob Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in
rung ärmerer Haushalte und damit einhergehenden sozialen
Zeiten globaler Umwelt- und Wirtschaftskrisen
Problemen geführt hat,
aufrecht erhalten werden können und sollten. Anstatt des früheren Dreiklangs „Mehr.Geld. Bauen“ wird eine langfristige Neuausrichtung
t
weil hier ein Mangel an öffentlichen Räumen mit Aufenthaltsqualität herrscht. Wir haben dann versucht, in verschiedenen Szenarien die Poten-
„entlang der Triade Weniger.Preiswert.Regeln“
tiale der Orte aufzuzeigen und im Sinne des Leitbildes miteinander
vorgeschlagen.
zu verknüpfen.
Da in Wuppertal bisher anscheinend kein
Als Resultat der Vorort-Untersuchungen konnten wir drei Verbin-
klares städtebauliches Leitbild existiert, haben wir,
dungen von der Wupper zur NBT identifizieren, die von der Unter-
ausgehend von der städtischen Struktur und den
schiedlichkeit und Vielfalt der angenzenden Stadtviertel zeugen und
bestehenden Analysen zur Stadtentwicklung, ein
Handlungsfelder zu deren Qualifizierung aufzeigen.
eigenes räumliches Leitbild entwickelt. Dieses wird verkörpert durch ein grünes Band, das sich von Vohwinkel bis nach Oberbarmen
Exemplarisch sei hier einer dieser Wege beschrieben und aus diesem ein Trittstein und mögliche Szenarien zu dessen Aufwertung. StattWegPlatz: Dieser Weg hat seinen Ausgangspunkt am Berliner
wellenförmig durch die Stadt zieht. Die Nord-
Platz an der Anfangs-/Endstation der Schwebebahn. Von dort sind
bahntrasse und die Wupper bilden dabei das
von der Wupper bis zur NBT sechs Plätze bzw. Parks wie an einer
Rückgrat. Die Idee dahinter ist, dass sich Wupper
Perlenkette aufgereiht und können mit etwas Gestaltungsaufwand
und Nordbahntrasse langfristig zu grünen
sehr attraktive und differenzierte Freiraumqualitäten bieten. ■
37
Bachelor
grüNes w – FrieDhoF wupperFelD peter baumgart + ClaudiuS bäuml // 7. SemeSter
a
usgehend von unserem städtebaulichen Leit-
wir unseren Entwurf mit dem Ziel entwickelt,
wir eine Hecke aus Rotbuchen als Abschluss zu
bild haben wir uns entschlossen, den ehemali-
den verwunschenen Charakter des Ortes zu
den anliegenden Privatgärten. Im Nordwesten
gen Friedhof Wupperfeld zu gestalten. Wir wollen
erhalten und seine Geschichte zu achten. Folgende
des Parkes befindet sich bereits ein kleines Tor.
damit exemplarisch zeigen, wie die Potentiale der
Elemente sind bestimmend: Der Eingang zum
Wir wollen diesen „Seiteneingang“ reaktivie-
von uns identifizierten „Trittsteine“ (Stadträume
Friedhof soll freigelegt werden. Der Hauptweg
ren, um den Garten über einen punktuell mit
und -plätze) zwischen Wupper und Nordbahn-
soll mit alten Ziegeln gepflastert werden. Die
Schieferplatten ausgelegten Pfad zu erschließen.
trasse genutzt werden können.
historischen Grabsteine sollen freigelegt werden. In
Es sind außerdem zwei nach Südwesten gerichtete
Richtung Norden geht der Garten abrupt in den
Bänke angedacht. Der Boden des Gartens soll mit
gemeinde Barmen-Wupperfeld eingeweiht
Parkplatz des Alten- und Pflegeheims über. Um
Bodendeckern und Waldkräutern locker bepflanzt
und bereits 1842 geschlossen, in den letzten
diese Übergangssituation zu definieren, planen
werden. ■
Jahrzehnten wurde er als Park genutzt. Heute ist
wir eine 25m lange und 2.50m breite Pergola aus
der Eingang durch Baugitter versperrt. Durch die
Holz, die mit Blauregen berankt wird. Sie bietet
alten Buchen und den wuchernden Efeu wirkt der
überdachte Sitzplätze und einen erhöhten Aus-
Friedhof fast waldartig. Ausgehend davon haben
blick über den Garten. In Richtung Osten planen
Der Friedhof wurde 1778 von der Kirchen-
38
39
Bachelor
heuBruch klara eSCh + georg kreuer // 6. SemeSter
D
er Entwurf versucht in erster Linie, die Stadt an die Nordbahntrasse anzuschließen und
ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bebauung und Freifläche auf der ehemaligen Bahnbrache Heubruch zu denken. Es entsteht ein neues Stück Stadt, welches sich zur Nordbahntrasse hinwendet und einen angenehmen Übergang zwischen Enge und Weite schafft. Gleichzeitig bleibt möglichst viel Fläche des Heubruchs öffentlich und wird für künftige Trassenbenutzer enorm aufgewertet. So soll der gesamte nordwestliche Teil der Fläche einen neuen Kulturort in Barmen bilden. Es fehlt an solchen Orten in Wuppertal und die Lage des Heubruchs, mit nur fünf Minuten Fußweg zum Stadtzentrum, bietet eine derartige Nutzung an. Die alte Bahnhofshalle bleibt als geschichtsträchtiger Teil der Stadt bestehen und wird, mit viel Glas und Holz aufgewertet, zum kulturellen Kern des neuen Parks. Verschiedenste Nutzungen, wie etwa Ausstellungs-, Seminar- oder Veranstaltungsräume, sowie eine Gastronomie sind hier denkbar und wünschenswert. Das übrig gebliebene Fundament des abgebrannten Bahnhofsgebäudes bietet durch seinen Bühnencharakter eine Nutzung als Freilichttheater an. Mit Sitztreppen kann hier eine Bühne geschaffen werden, die gleichzeitig Rastmöglichkeiten für Trassenbenutzer bietet, sofern keine Veranstaltung stattfindet. Die Trasse teilt diese Kulturseite von der ihr gegenüber liegenden Wohnseite. Hier sollen sowohl 45 Stadthäuser, als auch ein Atriumhaus mit 40
40
durch die lärmbelastung einer bahntrasse entwickelte sich eine ausgeprägte rückenbildung der umliegenden baustrukturen zur trasse hin.
mit der neu entstandenen Qualität der nordbahntrasse ist eine umkehrung der vorherrschenden rückenbildung zur trasse wünschenswert.
entlang der nordbahntrasse gibt es zahlreiche leerstehende gebäude. auf dem heubruch steht noch ein teil der alten bahnhofshalle. Vielerorts werden geschichtsträchtige gebäude abgerissen und so ein teil der geschichte der Stadt ausgelöscht.
eine andere möglichkeit ist die aufwertung und neunutzung vorhandener baustrukturen.
der umgang mit den hochhäusern am krautsberg muss im entwurf berücksichtigt werden. eine bebauung, die parallel zu den hochhäusern läuft, würde massiv an wohnqualität einbüßen.
durch eine orthogonal zu den hochhäusern geartete bebauung, wird nicht nur die Qualitätseinbüßung vermieden, sondern auch eine nachbarchaftlicherere Quartiersstruktur geschaffen.
41
Bachelor
heuBruch – wohNparK klara eSCh + georg kreuer // 7. SemeSter
w
ährend der Vertiefung haben wir den Park in seiner Gestaltung und Aufteilung bearbeitet.
Unser Vorschlag ist nun, deutlich voneinander getrennte „Themeninseln“ anzulegen. So gestaltet sich der Aufenthalt im Heubruchpark abwechslungsreich und angenehm. Während man mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf der Nordbahntrasse unterwegs ist, ändert sich nun in sehr kurzer
Wohnungen entstehen. Zwischen den Häuserzeilen entstehen gro-
Abfolge die Umgebung und macht die Querung
ße, hofartige Straßen – halböffentliche Räume, die zum Entdecken
des Heubruches zu einem Erlebnis der besonde-
und Verweilen einladen.
ren Art. Die „Räume“ zwischen den einzelnen
Der Heubruch soll zu einem ganz besonderen Ort in der Stadt werden, welcher auch ohne Auto für jeden zu erreichen ist. Die großzügige Wasserfläche macht zum einen die Lage der neuen
Inseln ergeben ein die Stadt sinnvoll verknüpfendes Wegenetz. Es gibt eine „Insel“ auf der hohes Schilfgras
Stadthäuser attraktiver, vor allem aber soll der Heubruch so zum
die Trasse umgrenzt und im Wind eine ganz
Ausflugsmagnet, zu einem neuen Lieblingsort in der Stadt werden –
besonderes „Wellenspiel“ erzeugt. Eine weitere
als einziger Abschnitt, an dem die Nordbahntrasse direkt von dem
Insel ist die eigentliche Grünflache des Parks, auf
auch sonst für Wuppertal so charakteristischen Element Wasser
der gespielt, entspannt und sich gesonnt werden
begleitet und umschlossen wird.
darf. Des Weiteren ist eine Insel mit Wildblumen
Durch die so entstehenden neuen Qualitäten im Zentrum der
angedacht, welche im Sommer herrlichen Duft
Stadt kann dem schwindenden Selbstbewusstsein in Barmen ent-
versprüht und hübsch anzusehen ist. Eine andere
gegengewirkt und langfristig dabei geholfen werden, den Bevölke-
Insel ist mit Sonnenblumen bepflanzt und um-
rungsrückgang umzukehren.
hüllt die Besucher kurzzeitig mit Gelb. Der See ist
Auf der Nordwestseite der Fläche wird die Beziehung zum histo-
kleiner geworden, allerdings noch sehr präsent.
rischen Vorwärts-Gebäude eine wesentliche Rolle spielen. Die
Um die alte Bahnhofshalle herum entsteht die
Topographie entlang der Münzstraße bietet eine Gestaltung durch
große Insel, in der gegärtnert wird. Nach dem
großzügig angelegte Sitzstufen an. Auf dem nordwestlichen Teil
Urban Gardening-Prinzip gibt es hier verschie-
des Plangebiets findet ein urbaner Gemeinschaftsgarten Platz, der
den große Parzellen, die gemeinschaftlich oder
offene Menschen und bürgerliches Engagement auf den Heubruch
aber privat bewirtschaftet werden. Angrenzend an
lockt.
den Garten finden Bienenkörbe und damit auch
So soll eine ausgewogene Erweiterung Wuppertals entstehen und
-völker ein neues zuhause und sorgen für eine
ein Loch, das die Geschichte hinterlassen hat, nicht nur geflickt,
lebendige Fruchtfolge innerhalb des Heubruchs.
sondern geradezu zum Leuchtturmprojekt moderner Stadtentwick-
Verschiedene „Bauminseln“ sorgen für Kühle im
lung verwandelt werden. ■
Sommer und erfreuen das Auge.
42
Außerdem haben wir über eine sinnvolle Neubzw. Nachnutzung der alten Bahnhofshalle nachgedacht und machen hier nun zwei Vorschläge. Der erste Entwurf sieht eine Nutzung der kompletten bestehenden baulichen Anlage vor. Im Erdgeschoss ist eine große Gemeinschaftswerkstatt mit verschiedenenen Materialzonen (Holz, Metall, Polsterei, …) angesiedelt. Im Obergeschoss ist ein gemeinschaftlicher Verkaufsraum mit kleiner Gastronomie angesiedelt. Bei einem Getränk können die Besucher hier flanieren und kaufen, was die Handwerker ein Geschoss tiefer gefertigt haben. Im zweiten Vorschlag sind die große Bodenplatte und das kleine Gebäude an deren Ende abgerissen. Die Beete des Gartens füllen nun diese Fläche. Somit steht nun noch die Alte Halle, in deren Erdgeschoss eine Gastronomie mit Veranstaltungssaal angesiedelt ist. Im Obergeschoss finden moderne Büroräume Platz und bieten Start-Ups, Vereinen, oder Bürgerinitiativen die erforderlichen Flächen um erfolgreich arbeiten zu können. ■
umnutzung der alten lagerhalle
zukunftsszenarien
43
Bachelor
highlight-viaDuKt steiNweg ido de baat + ruben Sommer // 6. SemeSter
D
ie Bewohnerstruktur ist in den Gebieten
eNtwurF Das Viadukt über den Steinweg in Barmen und der damit
Oberbarmen, Wichlinghausen, Barmen
verbundene Entwurf für ein neues „Highlight“ in Wuppertal beruht
City und Rott (alle in unmittelbarer Nähe zum
im Wesentlichen auf den Ergebnissen der vorangegangen Analyse
Viadukt Steinweg) bunt gemischt. Daraus gehen
und der Notwendigkeit, Wuppertal ein identitätsstiftendes Bauwerk
unterschiedliche Probleme, aber auch Potenziale
für die Zukunft zu geben. Etwas, das das Alte und Neue vorsichtig
hervor. Zudem besteht auch dringender Entwick-
und bedacht miteinander verbindet und das in der Zeit der Indust-
lungsbedarf, um der immer stärker werdenden
riealisierung bedutsam gewesene Wuppertal mit einer zukunftsori-
Gettoisierung, dem Mangel an Grünflächen und
entierten und neuen Art der Industrialisierung verbindet.
dem Mangel an Naherholungs- bzw. Freiflächen
gestaltuNg Da das ohnehin schon sehr massiv wirkende Viadukt,
entgegenzuwirken.
das sich über 277m über die Kuhle am Steinweg erstreckt, sollte eine
Das Ziel war es, die Nordbahntrasse näher an „die Wuppertaler“ heranzubringen.
leichte und fast schwebende Konstruktion entstehen. Die VoronoiChoral-Struktur des „Highlights“ mit ihrer wogenden Wellenbe-
Dazu braucht es einen Anziehungspunkt, ein
wegung und der minimal gehaltenen Konstruktionsfläche bietet
Highlight, das der Trasse dabei hilft, sich in Wup-
immer und überall einen hervorragenden Blick vom „Highlight“
pertal zu etablieren. So etwas wie die Promenade
aus, aber auch durch das „Highlight“ hindurch.
Planteé in Paris, die High-Line in New York oder
aNBiNDuNg Das Viadukt ist über fünf Stellen mit der Trasse bzw.
La Rambla in Barcelona – aber eben in Wuppertal.
mit Barmen verbunden. Dies sind zwei barrierefreie Rampenauf-
44
gänge von Osten und Westen her kommend, zwei
Wuppertaler und als Raststelle für alle vorbei-
gewendelte Treppenaufgänge in den Stützen eins
fahrenden und laufenden Trassler. Es soll ein
und zwei von Westen her und die Wendeltreppe
Platz des Austausches zwischen allen Bewohnern
mit Aufzug im Kern, der direkt vom Steinweg aus
Wuppertals sein.
zu erreichen ist und somit 25 Höhenmeter im
Große Sitzbänke, Begrünung, Beschattung und
Nu überwindet. Es dient somit auch körperlich
Überdachung tragen dazu bei, bei jeder Witterung
beeinträchtigten Menschen als einfacher Zugang
alle nur möglichen Wünsche zu erfüllen.
zur Trasse.
Die verschiedenen Arten von Sitz-, Basar-,
spaziereN uND verweileN Das „Highlight“ über
Medien- oder Musik-Stationen bieten allen Inter-
den Steinweg dient zur Naherholung für alle
essensgruppen Platz zur freien Entfaltung. ■
45
Bachelor
highlight-viaDuKt steiNweg – steiNweg-BögeN ido de baat + ruben Sommer // 7. SemeSter ie Erfahrungen aus dem letztem Semester
D
zur Anmeldung. In +1 und +3 befinden sich
haben uns dazu gebracht, noch einmal über
Schlafnischen und Gemeinschaftsräume. Auf der
die Funktionsweise, die Ziele und die Gestaltung
Ebene +2 gibt es eine Panormasauna mit Blick
bezüglich Machbarkeit und Standort nachzu-
über Wuppertal. Im übernächsten Bogen erstreckt
denken. Was muss geändert werden damit der
sich über fünf Stockwerke ein Atelierkomplex mit
Entwurf realistischer wird?
Ausstellungsmöglichkeiten. Nebenan wäre ein
Unser Entwurf sieht, wie schon im vorherigen
Werkstatt. Direkt daneben sind Fahrradboxen
vor. Im östlichen Teil der Brücke befindet sich
vorgesehen, die Pendlern oder Touristen das Ab-
ein Aufzugturm, der breit genug ist, Fahrräder
stellen bzw. ausleihen von Fahrrädern erleichtern.
und Fußgänger zu transportieren. Angrenzend ist
In den zwei Bögen östlich des Steinwegs befinden
zusätzlich ein Treppenturm vorgesehen, genauso
sich der Aufzug- und der Treppenturm. Das
wie im westlichen Teil des Viadukts.
Dach, das im Vergleich zum vorherigen Projekt
Der alles verbindende Steg, der unter den Bögen hindurchführt, dient als Erschließung der daran aufgereihten Funktionen. Auf dem Viadukt oben angekommen teilen die Treppen bzw. Aufzugtürme den Weg in einen langsamen und einen schnellen Verkehrsweg. Zudem ist eine Überdachung in diesen Bereichen vorgesehen. Sinn und Zweck ist es, bei Vorbeifahrenden das Interesse zu wecken mehr über Wuppertal zu erfahren. Der verbindende Steg führt auf dem Weg unter dem Viadukt durch unterschiedlich genutzte Räume. Von Westen kommend befindet sich links vom Treppenturm ein Café über drei Stockwerke. Mit gemütlichen Sitzecken und einem größeren Raum, der als Konferenzraum aber auch als Frühstücksraum für das angrenzende Hostel genutzt werden kann. Das Hostel erstreckt sich über vier Stockwerke. Im untersten Geschoss ist eine Lobby 46
Einzelhandel möglich, z.B. ein Fahrradladen mit
Projekt eine Verbindung von oben und unten
deutlich kleiner ausfällt dient zum Verweilen auf dem Viadukt, auch bei schlechtem Wetter. ■
47
Bachelor
wuppertal auF + aB staDtauFzug uwe hugendiCk // 7. SemeSter
e
t
trasse optimal an die Fahrradstrecken im Tal
t
in Ergebnis meines Projektes aus dem letzten Semester war die Idee, mit Aufzügen an den
die Grundschule auch einen barrierefreien Zugang erhält. Damit ist Inklusion möglich
Viadukten und in den Tunneln, die Nordbahn-
und Fördermittel können genutzt werden. die Schule einen zweiten Rettungsweg für
anzubinden. Für einige Stadtteile verkürzt sich
das Dachgeschoss erhält. Damit können die
der Weg in die Innenstadt. Da sehr viele Schulen
Räume, die dort liegen, auf für den Unter-
an der Trasse liegen, wird der Schulweg mit dem
richt genutzt werden. Sie werden dringend
Fahrrad möglich. Die Aufzüge erschließen die Nordbahtrasse auch für Rollstuhlfahrer und
benötigt. t
gehbehinderte Menschen.
Bahnhof Oberbarmen erreichbar ist. Damit
Der zweite Teil des Projektes war die beispiel-
wird die NBT auch im Osten an die Bahn
hafte Umsetzung an einem realen Standort. An der Kreuzung von Wichlinghauser Straße und NBT
der Aufzug mit geringer Steigung vom
angeschlossen. t
viele weitere Straßen in Wichlinghausen
liegt die Katholische Grundschule. Hier kreuzen
nun ohne große Anstrengungen erreichbar
sich die unterschiedlichen Höhen von Trasse und
sind.
Straße. Der ideale Ort für einen Aufzug, weil:
48
Der neue Aufzug prägt den Platz zwischen Viadukt und Schule. Über Stege sind die einzelnen Geschosse der Schule auf der Rückseite des Aufzugs angeschlossen. Der oberste Ausgang führt über eine Plattform zum Viadukt. Sie bietet genügend Platz, damit wartende oder aussteigende Radfahrer nicht die Fahrt auf der Trasse behindern. Die Aufzugssteuerung beschränkt die Nutzung der Stege auf die Schulgemeinschaft. Das Ausstellungsgebäude erhält ein weiteres Stockwerk z.B. für ein Café. Ein Steg verbindet den Spielplatz unter den hinteren Viaduktbögen mit dem Aufzug und der Dachterrasse des Cafés. Durch den Steg entsteht ein neuer Weg in die Stadt. Der Schulhof ist wieder einsehbar – ein wichtiger Punkt gegen Vandalismus. Das Café hat einen Zugang sowohl zur NBT als auch zur Stadt. Eine Sitzmauer bildet am Aufzugseingang ein Hochbeet mit einem Baum. Der große Platz hinter der Schule wird nur wenige Stunden genutzt. An den Wochenende und in den Ferien ist er für die Menschen verloren. Der Bau des Aufzuges bietet die Möglichkeit, hier einen Treffpunkt für den Ortsteil und für den Austausch der Menschen zu schaffen. Der Höhenunterschied zwischen Schulhof und den Viaduktbögen wird mit zwölf Reihen Sitzstufen geschlossen. Rechts und links flankieren große Pflanztröge mit niedrigen Buschbäumen diese Tribüne. Diese große Freitreppe verbindet Spielplatz und Schulhof und schafft neuen Raum für viele Ideen. FreiluFtKoNzert Die Zuhörer sitzen auf der Freitreppe. Das Orchester oder die Band spielen auf dem Schulhof. In der Pause gibt es Erfrischungen im Café. Der Steg zum Aufzug wird zum begehrten Emporenplatz. theater Die große Treppe, die Brückenbögen und vielleicht auch die Trasse werden zur Bühne. Der ganze Schulhof ist Zuschauerraum. Die Theatertechniker nutzen die Trasse und das Schulgebäude für die Beleuchtung. marKt Die Stände für den Markt sind überall auf dem Spielplatz und dem Schulhof verteilt. Es gibt genügend Platz für Aktionsflächen, Tische und Bänke. Warum nicht einen Spezialmarkt für neue und gebrauchte Fahrräder direkt an der Trasse? Oder einen Weihnachtsmarkt mit großem Krippenspiel? ■
49
Bachelor
morgeN.wohNeN dipl.-ing Sonja tinney // ba 3.3 teChniSCher auSbau und energieeffizienteS bauen // frühjahrSSemeSter 2014 Das Modul bestand aus Vorlesungen und einem
WIE SIEHT DIE INTELLIGENTE WOHNUNG
und sich zunächst einmal mit der Frage ausein-
VON MORGEN AUS?
anderzusetzen: Wofür benötigen wir eigentlich
Kurzentwurf. Dabei widmete sich jeder Veran-
die Energie in Gebäuden und welche technischen
staltungstag einem Thema aus den Bereichen
er hiNtergruND – Die „techNolutioN“ Der
Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?
Gebäudehülle und den wesentlichen technischen
architeKtur Der Begriff der Technik wird oft
Die auFgaBe – Die iNtelligeNte wohNuNg voN
Installationen, die anhand der zu entwerfenden
eng mit dem des Fortschritts und dem Versprechen
morgeN Auf einer vorgegeben Fläche von 9 x 12m
Wohneinheit in weiterführenden Aufgaben umge-
auf eine bessere Zukunft verbunden.
sollte eine Wohnung unter Einbeziehung aller
setzt wurden.
D
derzeitigen technischen Möglichkeiten entwickelt
Im anschließenden Modul 4.7 „Ressourcen-
dern ist inzwischen ein unverzichtbarer Bestand-
werden. Dabei sollte die Wohnung von morgen
sparendes Bauen und Wohnen“ wurden spezielle
teil und heute derart allgegenwärtig, dass wir auf-
sowohl den sich räumlich und zeitlich verän-
Fragestellungen dazu vertieft, was die Architektur
gehört haben, darüber nachzudenken wie sie über-
dernden Bedürfnissen ihrer Bewohner gerecht
bereits leisten kann und wie viel Technik notwen-
haupt funktioniert.
werden, sich dabei aber auch den Anforderungen
dig ist. ■ Sonja Tinney
Technik erleichtert nicht nur unser Leben, son-
Der technische Fortschritt hat dabei nicht nur unser Wohn- und Lebensumfeld verändert, sondern
der Technik für einen möglichst effizienten Einsatz anpassen.
auch die Entwicklung in der Architektur. So ist
Im Laufe des Semesters wurden für die Woh-
es nur selbstverständlich, dass mit der Entwick-
nung die Details der Gebäudehülle entwickelt und
lung intelligenter und „smarter“ Technologien,
die Qualität rechnerisch ermittelt, alle notwen-
auch intelligente und „smarte“ Häuser entstehen:
digen technischen Installationen geplant und
leicht zu bedienende Gebäude, das Leben darin
dimensioniert sowie der Sanitärbereich mit der
bequemer und sicherer, wirtschaftlicher und auch
Leitungsführung detailliert.
effizienter. Denn sie sorgen selbstständig für ange-
Das lehrKoNzept – Der zusammeNhaNg voN
nehme Temperaturen und frische Luft und achten
eNergieBeDarF uND geBäuDetechNiK Mit dem
dabei auf ein optimales Verhältnis zwischen dem
Modul wurden Kenntnisse zu den Behaglich-
Wohlbefinden seiner Bewohner und einem effizi-
keitskriterien für Innenräume, zum Energiebedarf
enten Einsatz von Energie und Ressourcen.
von Gebäuden und den gesetzlichen Regelungen
Dennoch gibt es gleichzeitig Widerwillen gegen
sowie der bauphysikalische und technische Zu-
den technischen Fortschritt. Wie viel sollten wir
sammenhang vermittelt. Ein weiterer wesentlicher
tatsächlich aus der Hand geben und verlieren wir
Bestandteil war das Schaffen von Grundlagen der
dadurch nicht den Bezug zu unserer Umwelt?
Heizungs- und Lüftungstechnik, der Ver- und Ent-
Bei der Beschäftigung mit der Architektur der
sorgung von Wasser, der elektrischen Installation
Zukunft scheint es also unvermeidlich, sich mit
und Gebäudeautomation sowie der regenerativen
diesen zwei so konträren Positionen zu beschäftigen
Energienutzung.
50
50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm
50mm x 350mm
ClaudiuS bäuml + ruben Sommer // 6. SemeSter
D
er vorliegende Entwurf entstand nach dem
9
8
7
6
5
4
3
Außenluftansaugung Lüftungsgerät mit WRG Zuluftleitung Abluftleitung Fortluftleitung Zuluftauslass Zuluftbereich Überströmbereich Abluftbereich 2
1
heute wohNeN
Prinzip „von innen nach außen“. Insofern
beschäftigte uns zunächst die technische Gebäudeausrüstung und wie sich aus einer optimierten Planung derselben räumlich sinnvolle Konzepte entwickeln lassen. Unser Leitgedanke war, die technischen Installationen nach Möglichkeit in einem Bauteil zusammenzufassen und so die installierten Räume möglichst reduziert zu halten. Die daraus entstandene Box sollte gleichzeitig eine Raum bildende Funktion erhalten. So entstand unsere die an sie angrenzenden Räume bildet und diese
7
8
Funktionsbox, die einerseits die Nasszelle für
2
3
9
4
9
5
1
6
gleichzeitig voneinander trennt. Durch die Stapelung der Grundrisse entstehen zwei Versorgungsschächte, die jeweils in die Box
7
8
integriert sind. Im Schnitt wird erkennbar, wie die Funktionsbox sich einmal quer durch den gesamten Grundriss zieht. Auf der einen Seite nimmt sie Bad und 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Außenluftansaugung Lüftungsgerät mit WRG Zuluftleitung Abluftleitung Fortluftleitung Zuluftauslass Zuluftbereich Überströmbereich Abluftbereich
Schema lüftung
50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm 50mm x 350mm
WC auf, auf der anderen vereint sie alle Nutzungen einer Küche in sich. Über unserer Box haben wir einen 30cm hohen Schacht vorgesehen, der unter anderem der Lüftungsanlage Platz bietet. Exemplarisch für diverse Funktionsschemata der TGA sei hier das Lüftungsschema gezeigt. Die Entscheidung fiel hier zugunsten geringerer Leitungsdurchmesser auf eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Somit wird jede Wohneinheit über die Funktionsbox be- und entlüftet. ■ 51
Bachelor
high-tech-wohNuNg KommaNDoBrücKe julia SChlöSSer + ViViCa tSChirner // 6.SemeSter
D
er Grundriss der entworfenen 100qm-
on; mit Hilfe eines Überzuges aller Oberflächen
Wohnung ist flexibel und frei bespielbar. Das
mit Nanopartikeln aus Titandioxyd werden alle
Herzstück des Entwurfes ist ein zentral platziertes
organischen Verbindungen unter der Einwirkung
Funktionsmöbel, die „Kommandobrücke“. In
von UV-Strahlung abgetötet. Das Möbel dient
ihr sind jegliche Gerätschaften und Leitungen
zusätzlich als raumbildendes Element, indem es
untergebracht, welche man über ein Tablet
den vorderen von dem hinteren Teil der Wohnung
steuern kann. Beispielsweise regelt man darüber
optisch trennt. Zudem besteht die Möglichkeit,
die Raumtemperatur oder die Belichtung. Des
durch drei ausziehbare, auf Schienen verlaufende
Weiteren sind die sanitären Einrichtungen und
Wände bis zu zwei zusätzliche Zimmer zu schaf-
die Küche in der Box integriert. Die Nasszelle
fen, so dass sich die Wohnung allen möglichen
verfügt über eine Kombination von Toilette und
Nutzungsprofilen optimal anpassen kann. Ferner
Waschbecken, die effizient und umweltschonend
sind diverse weitere Nutzungsmöglichkeiten, wie
funktioniert. Eine weitere Besonderheit des
Sitzgelegenheiten, Stauraum und Arbeits- bzw.
Badezimmers ist die selbstreinigende Funkti-
Essplätze angeschlossen. ■
52
Schema wasser
holzhotel dipl.-ing. Sonja tinney // ba 4.7 reSSourCenoptimierteS planen und bauen // herbStSemeSter 2013 NACHHALTIGES BAUEN IN DER BERLINER INNENSTADT
D
Eigenschaften des Baustoffes Holz in gestalterischer, konstruktiver und statischer Hinsicht für
er hiNtergruND – eiN stuDeNtischer wettBewerB mit geBäuDe-
ein mehrgeschossiges Hotelgebäude. Gemein-
techNiKerN uND BauiNgeNieureN Begriffe wie Nachhaltigkeit
sam in Teams von 4-5 Studierenden galt es, ein
und Ressourcenoptimierung gewinnen in der Architektur zuneh-
schlüssiges Konzept zu entwickeln, welches mit
mend an Bedeutung. Für die Wärmedämmung von Gebäuden gibt
geringstmöglichem Einsatz von Energie und
es gesetzliche Anforderungen und Beurteilungskriterien. Weiterge-
Ressourcen die größtmögliche Behaglichkeit und
hende Aspekte werden meist erst bei der Planung der Gebäudetech-
Gestaltungsqualität aufweist.
nik von sachkundigen Fachplanern bearbeitet. Doch nachhaltiges
Das lehrKoNzept – gemeiNsam voN Der iDee Bis
Bauen bedeutet, die Ziele und Aspekte möglichst frühzeitig bei
zum Detail Das Entwurfsprojekt des Moduls ist
der Konzeption und dem Entwurf von Gebäuden zu bedenken.
für die Studierenden des Bachelor-Studiengangs
Mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Architekten und
Architektur und Stadtraum im Studienverlaufs-
Fachingenieuren zu fördern, gestaltet der VDI (Verein Deutscher
plan als letztes Projekt vor der Bearbeitung der
Ingenieure) deshalb jedes Jahr einen interdisziplinären Entwurfs-
Bachelor-Thesis vorgesehen und betrachtet
wettbewerb für Studierende der am Bauen beteiligten Fachrich-
komplexe interdisziplinäre Herausforderungen an
tungen. Auf Basis des Wettbewerbsthemas „Nachhaltiges Holzhotel“
einer größeren Bauaufgabe. Vom städtebaulichen
entstanden – in Kooperation mit Studierenden der Gebäudetechnik
Maßstab bis ins Detail sollten bei der Bearbeitung
von der Fachhochschule Köln und der Hochschule Hamm sowie
des Projektes die Bedeutung der Standortbedin-
der Fachhochschule Aachen und dem Studiengang Holzingenieur-
gungen und Gebäudeorientierung, die konstruk-
wesen – verschiedene Entwurfskonzepte für ein Holzhotel in Berlin.
tive Umsetzung und der Einsatz nachhaltiger Ma-
Die besten Entwürfe der teilnehmenden Hochschulen in Deutsch-
terialien, wie auch die Integration von baulichen
land und Österreich wurden zu der Endausscheidung nach Berlin
und technischen Komponenten zur passiven und
eingeladen. Die Alanus Hochschule wurde gleich mit zwei der im
aktiven Energienutzung erlernt werden.
Modul entstanden Entwürfe in Berlin vertreten.
Die Veranstaltungen widmeten sich den ver-
Die auFgaBe – eiN hotel als mehrgeschossiger holzBau Mitten im
schiedenen Themen, die mit der Bearbeitung des
Herzen Berlins sollte auf einem Grundstück direkt an der Spree ein
Entwurfes in Zusammenhang standen. Zunächst
Hotel überwiegend aus Holz entwickelt werden. Auf einer Baufläche
wurde das Grundwissen zu den Themenschwer-
von etwa 2000qm waren Zimmer für 150 Gäste, ein großzügiger
punkten Hotelbau, Bedeutung von Nachhaltigkeit,
Empfangsbereich, ein Restaurant, ein Konferenzbereich sowie alle
Bauen mit Holz und Interaktion von Architektur
dazugehörigen Bereiche wie Küchen, Büros und Technikflächen
und Technik als Einstieg zur Bearbeitung der
unterzubringen.
Aufgabe vermittelt. Im weiteren Semesterverlauf
Das Konzept sollte die Aspekte des klima- und standortgerechten
wurden die Themen im Hinblick auf Entwurf und
Entwerfens sowie die Kriterien der DGNB (Deutsche Gesellschaft
Konstruktion in Form von Vorlesungen, Vorträgen
für Nachhaltiges Bauen) zum Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen.
und Exkursionen weiter vertieft. ■ Sonja Tinney
Eine besondere Herausforderung bestand in den charakteristischen
53
Bachelor
tag uND Nacht hotel ido de baat + moritz kaSulke // 7. SemeSter
e
Der Leitidee des Entwurfes beruht auf zwei Grundgedanken zum Thema Nachhaltigkeit.
Zum einen bestand der Wunsch, die Möglichkeiten der energieeffizienten Gebäudetechnik und die Notwendigkeit des sparsames Energieverbrauchs, den Besuchern des Hotels näher zu bringen und so nachhaltig auch etwas in dem Bewusstsein der Gäste zu verändern. Der Energieverbrauch und die Erzeugung sollten für die Besucher des Hotel erkennbar und erlebbar gestaltet werden, Ein weiterer Grundgedanke zum Thema Nachhaltigkeit war die Frage nach der optimalen (Aus-) Nutzung eines Hotels. Ein Hotel wird in erster Linie nur zu Nachtzeiten betrieben. Am Tage bleibt eine Vielzahl der Räume ungenutzt. Aus diesem Grund wurde der Funktionsumfang des Hotels erweitert. Am Tag dient das Hotel mit seinem großen überdachten Innenhof als flexibles und repräsentatives Büro für die immer größer werdende FreelancerCommunity, in der Nacht als Hotel im klassischen Sinne. Mit dieser Funktionserweiterung von Tag-und Nachtbereich öffnet sich das Hotel der Öffentlichkeit und bietet eine durchgängige 24-stündige Nutzung. ■
54
lageplan
obergeschoss
hotelzimmer
erdgeschoss
55
Bachelor
astBlicK hotel BerliN beatrix-linda both, kathleen jah + daniel zinn // a+ 7. SemeSter
m
itten im Herzen Berlins entsteht ein viergeschossiger Hotelbau in Holzbauweise.
Dem Baustoff Holz kommt in diesem Gebäude ein ganz besonderer Stellenwert zu. Sowohl in der Konstruktion, als auch in Teilen der Möblierung, selbst in der Form des Gebäudes zieht sich das natürliche Material wie ein roter Faden durch das Projekt. Die Form des kompakten Gebäudes erinnert an ein bearbeitetes Holzstück, aus dem zwei Astlöcher ausgeschnitten wurden. Auf den ersten Blick ist der Baukörper nicht offensichtlich als Hotelgebäude zu erkennen. Eine vielzahl an der Fenster des Hotels sind auf der Hauptzugangsseite hinter einem Vorhang aus vertikalen Holzlamellen versteckt. Diese Konstruktion bewirkt, dass das Hotel von der Köpenikerstraße aus wie ein geschlossener Baukörper wirkt, der lediglich im Bereich der Eingänge Öffnungen in Form von klaren, großzügigen Einschnitten aufweist, welche durch großflächige Glasfronten in Szene gesetzt werden. Nähert man sich jedoch dem Gebäude, öffnet sich der Vorhang immer mehr und lässt eine für Hotelbauten typisch gerasterte Fassade zum Vorschein kommen. ■
56
obergeschoss
ansichten
Schnitte
l端ftungskonzept
57
Bachelor
temporäres haus Der wirtschaFt dipl.-ing. Sonja tinney // ba 4.7 reSSourCenoptimierteS planen und bauen // herbStSemeSter 2014 ENTWURF EINES TEMPORÄREN AKTIONSRAUMES FÜR
entwurfsabhängig definiert werden. Es sollte ein
WIRSTSCHAFT UND SCHULE IN DER STADT SELM
flexibel bespielbarer Aktionsraum für die regionale
D
Wirtschaft und die örtlichen Bildungseinrichtuner hiNtergruND eiNe stuDeNtische iDeeNKoNKurreNz im rahmeN
gen der Stadt geschaffen werden. Junge Menschen
Des regioNale-proJeKtes „aKtive mitte selm“
können über die lokalen Beschäftigungsmög-
Im Fokus des Projektes der „Aktiven Mitte Selm“ stehen die
lichkeiten informiert und über Praktika und ex-
bauliche und stadträumliche Aufwertung der Innenstadt Selms,
perimentelle Versuchslabore Einblicke erhalten,
um vor allem bei den jüngeren Generationen eine stärkere
um so das Interesse an den kommunalen und
Bindung zu ihrer Heimat zu erreichen. Mit diesem Vorhaben ist
wirtschaftlichen Kompetenzen zu wecken. Neben
im Rahmen der Regionale 2016, einem nordrhein-westfälischen
dem Informationsangebot sollten aber auch
Strukturfördergramm, ein Konzept für eine Umstrukturierung des
Qualifizierungsmöglichkeiten, Beratungsangebote
Innenstadtgebietes im Ortsteil Selm-Beifang entwickelt worden.
und ein Präsentations- und Konferenzort für die
Ein wesentlicher Baustein der Planung ist dabei der neue Campus
lokale Wirtschaft entstehen.
Selm – ein Ort des Austausches – auf dem sich zukünftig neben
Eine weitere Besonderheit des Entwurfes
Bewohnern, auch die Wirtschaft und Schulen in einem „Haus der
bestand in der temporären Nutzung und der ge-
Wirtschaft“ begegnen können.
wünschten Demontagemöglichkeit des Gebäudes
Um die Konzeption eines „Hauses der Wirtschaft“ zunächst zu
nach einer Standzeit von 1-3 Jahren. Bau und
erproben und zugleich im Regionale-Präsentationsjahr 2016 ein
Rückbau müssen deshalb schnell und problemlos
sichtbares Zeichen für das Projekt der „Aktiven Mitte Selm“ zu
durchgeführt werden können. Dennoch sollte das
setzen, wurde im Rahmen eines studentischen Wettbewerbes in
Gebäude ganzjährig nutzbar sein und infolgedes-
Kooperation mit der Alanus Hochschule nach Konzepten gesucht,
sen eine ausreichende Kühlung im Sommer und
die mit innovativen Entwürfen auf die Frage reagieren: Wie kann
Beheizung im Winter sicherstellen können. Dabei
ein temporäres Haus der Wirtschaft aussehen, das unverwechselbar
waren vorrangig passive Maßnahmen durch sola-
das Thema darstellt und mit dem Ort verbunden ist?
re Wärmegewinne und eine natürliche Belüftung
Die besten Entwürfe wurden im Februar 2015 von einem Preis-
vorzusehen und bei dem Einsatz von technischen
gericht mit regionalen Akteuren aus der Politik, Wirtschaft und
Komponenten auf den Nutzungszweck und die
Bildung, prämiert und ausgezeichnet.
begrenzte Nutzungszeit einzugehen.
Die auFgaBe eiN temporäres geBäuDe ohNe vorgaBeN, aBer mit
Das lehrKoNzept voN Der iDee Bis zum Detail
vieleN aNForDeruNgeN Die Aufgabe lautete, eine Architektur zu schaffen, die ein Image
Vom städtebaulichen Maßstab bis ins Detail sollten bei der Bearbeitung des Projektes die
prägt, die flexibel auf unterschiedlichste Raumbedürfnisse reagiert,
Bedeutung der Standortbedingungen und Gebäu-
die funktional ist und dabei mit der Wahl der Materialien und der
deorientierung, die konstruktive Umsetzung und
Konstruktion sowie der eingesetzten technischen Mittel auf die
der Einsatz nachhaltiger Materialien, wie auch
besondere Situation der zeitlich begrenzten Standzeit reagiert.
die Integration von baulichen und technischen
Das Entwickeln eines sinnvollen Nutzungskonzeptes mit einem qualitativ und quantitativ angemessenen Raumprogramm war ein wesentlicher Teil der Aufgabenstellung und musste zunächst
58
Komponenten zur passiven und aktiven Energienutzung erlernt werden. ■ Sonja Tinney
Ländlichkeit des Münsterlandes
Recycling & Nachhaltigkeit
Regenerative Rohstoffe
Industriekultur des Ruhrgebiets
Strohballen als Baustoff
30000 25000 20000 15000 10000 5000 0
Strukturwandel & Bevölkerungsrückgang
Holz Konstruktion & Wärme
Kleinteiligkeit Selm-Beifang
Archetyp Steildachhaus Münsterländerhof
Bergbau Vergangenheit
OIKOS
Oikos (altgr. οἶκος; Plural: οἶκοι ) war im antiken Griechenland die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, die den Lebensmittelpunkt bildete. Die Begriffe Ökonomie und Ökologie sind davon abgeleitet. Turnhalle
O v e r b e r g s c h ul e Overbergschule
oiKos lukaS bauer // a+ 7. SemeSter
o
ikos (altgr. οἶκος) war im antiken Griechen-
Im Gegensatz dazu steht die große Fabrik. Die Akustik in der
land die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft,
großen Kubatur ist schallend. Das Raumklima kühl. Die Halle aus
die den Lebensmittelpunkt bildete. Die Begriffe
Stahl. Der Mensch wird klein in ihr. Es ist der Ort eines Homo Fa-
Ökonomie und Ökologie sind davon abgeleitet.
ber. Er erinnert sich an die Vergangenheit, in welcher Seite an Seite
Der Entwurf setzt sich aus zwei Archetypen zusammen, welche eine Symbiose eingehen. Die Häuser sind aus Strohballen gebaut, das
zu Hunderten geschuftet wurde. Die Grube gedenkt des Bergbaus. Sie lädt Besucher ein, sich hinzusetzen, einzukehren und zu verweilen, sich gegenüber zu sitzen, ins Gespräch zu kommen.
Dach und die Hülle aus Holz. Sie sind warm
So interpretiert der Entwurf architektonisch die Geschichte
und bieten durch ihre Innenräume mit den
Selms. Die Ländlichkeit und Kleinteiligkeit in den Häusern, die
offenen Strohwänden eine ruhige Raumakustik.
Bergbauvergangenheit in der Grube, die Wirtschaftskraft der
Die Häuser sind Orte, in denen der Mensch im
produzierenden Gesellschaft in der Fabrikhalle und ermöglicht so
Mittelpunkt steht. Die großzügige Glasfassade
durch seine Identitätsstiftende Form einen selbstbewussten Blick
ermöglicht eine optimale Tageslichtnutzung und
gen Zukunft. ■
zeigt Passanten nach außen hin, dass es sich hier um einen belebten Ort handelt.
5 kW
grundriss
Schnitt durch die halle
59
Bachelor
aNselm klara eSCh + georg kreuer // 7. SemeSter // 1. preiS
w
ir haben uns für eine starke, skulpturale Form entschieden,
Baumaterial nahe. Sie eignen sich hervorragend
um den Blick auf das temporäre Haus zu lenken, und so einen
für ein temporäres Gebäude, da sie kostengünstig
Blickfang zu schaffen, der Besuchern zeigt: Hier entsteht etwas im Rahmen der Regionale. Dennoch wollen wir nicht den Bezug zu
und schnell zu verbauen sind. Der Containerbau bietet sich als ein modulares
den restlichen Projekten der Regionale verlieren, sondern diese in
Bausystem zudem an, da die Nutzungsvorstel-
den Entwurf mit einbeziehen. Daher entwerfen wir ein Gebäude,
lungen für das temporäre Haus der Wirtschaft
welches zum einen ausdrucksstark genug ist, um die Aufmerk-
noch eher vage sind. So kann sich Anselm an ver-
samkeit auf sich zu lenken, gleichzeitig aber Blickbezüge zur neu
schiedene Raumprogramme einfach und schnell
entstehenden aktiven Mitte Selm schafft. Das neue Gebäude wird
anpassen. Seecontainer sind genormt, weltweit
zum Schaufenster der Entwicklung der Regionaleprojekte in Selm.
verfügbar und sowohl neu als auch gebraucht kos-
Das temporäre Haus der Wirtschaft soll ein Ort sein, an dem die
tengünstig zu erwerben. Sie haben einen äußerst
Selmer Jugend mit der Selmer Wirtschaft in Kontakt treten kann.
stabilen Stahlrahmen und sind mit verschiedenen
Im Hinblick darauf war es uns wichtig, ein modernes Material zu
Tür-Arten erhältlich. Ein 20’ Container misst
verwenden, um eine zukunftsgewandte Anmutung zu schaffen,
außen 6.06m x 2.44m x 2.89m (L/B/T), hat eine
welche zeigt, dass die Selmer Wirtschaft durchaus auf internationaler
maximale Zuladung von rund 21.7 Tonnen und
Bühne mitspielen kann. Containerbauten sind in jüngster Zeit über-
ist im voll beladenen Zustand achtfach stapelbar.
all dort zu finden, wo Kultur von heute stattfindet.
Sämtliche Verbindungselemente, für vertikale
Da Logistik und Transportwesen zusätzlich eine wichtige Rolle für die Selmer Wirtschaft spielen und der Bau temporär, also in der
sowie horizontale Aneinanderreihung sind am Markt verfügbar. ■
Anmutung eher mobil als endgültig verwurzelt, sein soll, lag die Verwendung der Wirtschaftsprodukte See-Container und Palette als
der wandel der aktiven mitte
60
3. og
2. og
1. og
eg
61
Bachelor
campusKisteN peter baumgardt, ClaudiuS bäuml + ruben Sommer // 7. SemeSter // 2. preiS
D
as Ausmaß des rund 280m langen und fast 40m breiten Campus-Platzes forderte uns
heraus, einen Teil dieser Fläche mit einfachen architektonischen Maßnahmen so zu gestalten,
Mit dem Baufortschritt des Projektareals (201620xx) zieht sich der Baukörper auf das Grundstück für das Haus der Wirtschaft zurück. Der wechselnde Raumbedarf (Konferenz, Büro,
dass sich Menschen davon angezogen fühlen und
Seminar, …) kann durch die flexiblen Raummo-
den Campusplatz beleben.
dule gedeckt und nach Bedarf auch mit weiteren
Ein 150m langer Steg und die an ihn ange-
! " , 6$789': - 8&; * +( ': ! " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511
Raummodule ergänzt werden. Durch die modu-
schlossenen Raummodule bilden eine klare
lare und flexible Bauweise mit Systemgerüsten, ist
Raumkante zum Campus-Platz und dieser wird
die Architektur einfach in Konstruktion, Materi-
als solcher erst erlebbar. Die Stege und Raummo-
alien und Technik. Die Gerüstkomponenten der
dule können als Infrastruktur für Veranstaltungen
Konstruktion haben nach der Nutzungszeit einen
auf dem Campus-Platz, beispielsweise Open-Air-
Wiederverkaufswert von ca. 80% und die anderen
Kino, Konzerte, Flohmarkt, Wochenmarkt und
Baumaterialien können recycelt werden. Zudem
Feste genutzt werden. Der Aussichtsturm dient als
bekommen alltägliche Materialien durch neue
Landmarke und Anziehungspunkt für die „Aktive
Interpretation einen eigenen Ausdruck. ■
" , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511
WC
Mitte Selm“.
S TA D T WERKE
" , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511
WC
S TA D T WERKE
" , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511
WC LAB WIRTSCHAFTS FÖRDERUNG
S TA D T WERKE
" , 6$789': - 8&; * +( ': -
WIRTSCHAFTS FÖRDERUNG
WC LAB
S TA D T WERKE
entwicklungsszenarien " , 6$789': - 8&; * +( ': " # $%&'( ) * +, - . '- * /0012332452511
62
og
eg
63
Bachelor
wiNKelgasse julia SChlöSSer + ViViCa tSChirner // 7. SemeSter // 3. preiS men die Möglichkeit sich vorzustellen und
18 ,7 45
D
er Entwurf bietet interessierten Unterneh-
zu präsentieren und dient insbesondere dem 30 ,1 85
Informationsaustausch zwischen Schülern und Unternehmen. Die beiden Leitthemen sind Recycling und Erschließung, die sich in der Fassaden-
B-B
5,1
4
gestaltung aus Produkten oder anfallenden Resten
A-A
6,3
das Gebäude als Abkürzung zeigen.
0
der Unternehmen und der Wegeführung durch Sinnbild für die Gestalt und den Anbau des Entwurfes ist eine LKW-Andockstation. Auch das Gebäude besteht aus einem festen Bestand2,9
5
teil, der Gasse, und angedockten Boxen. Aus vier Richtungen führen Wege zu den vier Öffnungen 18 ,7 6
Die Wege können auch als Abkürzungen dienen,
2,9 5
der Gasse und erschließen so das gesamte Baufeld. was die nötige Effizienz von Erschließungswegen in Unternehmen sinnbildlich wiedergibt. Die
3,0 7
37 ,4 75
Gassen stehen für das Beständige, Traditionelle und Altbewährte Selms. Die Boxen stehen für das Junge, Repräsentative und Dynamische. Sie sind
B-B
A-A
15 ,6 5
wandelbar, flexibel und beweglich und können individuell jederzeit ergänzt werden. Dadurch bietet der Entwurf den verschiedenen Unternehmen und Gewerben die Möglichkeit ihre eigenen Boxen zu gestalten und ihren speziellen Bedürfnissen anzupassen. ■
leitbilder
64
33
N
55
Wasserabweisender Anstrich Sperrholzplatte Dampfsperre Holzrahmen, KVH 10/10 cm
PTFE-Glasgewebe Folienspannmodule
135
Horizontales Tragelement Gitterträger Lochscheibe
80
Dämmung, 10 cm geschredderte PET-Flaschen
Vertikales Tragelement Stützenelement z.B. Layher-Allroundgerüst
Sperrholzplatte
4,28
Lüftungsgitter
3,40
50
Anstrich
Aufhängung Öffnungsklappe
2,685
2,95
Anschlagholz Zweifach Festverglasung Öffnungsklappe
Türscharnier 1,65
Türflügel Fußspindel Gehwegplatten 30x30 cm, Zweilagig Gehwegplatten 50x50 cm
13
17
Glasschotter-Dämmung
2,95
115
5
5,14
5
115
65
Bachelor
sphäreNhaus – Biologische statioN eNNepe-ruhr-Kreis martin böttCher + raphael fuSS // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. Swen geiSS + prof. marek nowak
ße
tra
rS
e öln 7k
b
Schwelmer Tor
b7 berliner
Straße
f
ho
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an
rm
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p wu
Helios-Klinik Schwelm
Sphärenhaus
lohmühle Kleingärtner
ße
tra
rS
e gen
ha
Hs. Martfeld
hau
ptst
raße
Kurhotel
u
nser kulturelles Leben auf der einen Seite
Kultur existiert nur solange für sich, als sie einer
Park Martfeld sind in ihrer Gestaltung dieser Fra-
und unser Wunsch nach Naturnähe auf der
kontinuierlichen Pflege unterliegt. Sobald diese
ge und den Biologen gewidmet, die im Ennepe-
anderen Seite, stellen den Biologen vor die Frage:
aussetzt, beginnt die Natur, sich wieder ihren
Ruhr-Kreis der Aufgabe nachgehen, Natur zu
Wie kann man beidem gerecht werden und eine
Raum zurückzuholen. Eine solche Entwicklung
kultivieren und ihre Koexistenz neben der Kultur
gesunde Koexistenz von Mensch und Natur
fällt dort auf, wo die Attika keine Abdeckung hat.
zu ermöglichen.
entstehen? Bären, Wölfe und Biber haben lange
Das selbe Problem zeigt sich auch am fehlenden
Zeit unsere Lebensräume als aktive Teilneh-
Sockel. Und auch wenn man zu den Leuten
Schwelm, NRW, dass man unter diesem Namen
mer mitgestaltet und sind in Deutschland fast
gehört, die den Wolf in Mitteleuropa gerne sehen
aber nicht finden wird. Es gibt ein Haus Martfeld,
verschwunden.
wollen, ist die Natur an dieser Stelle dann doch
ein Rittersitz aus dem 14. Jahrhundert, das die-
unangenehm. So ist das kulturelle Bauwerk
sen Namen trägt, weil es am Fuße eines Hangs in
ursprünglichen Teil unserer Natur zurück, andere
immer wieder von Natur befallen und spätestens,
einem Maar steht und von historischer Bedeu-
zeigen berechtigten Respekt vor den dazugehö-
wenn der Uhu im Dachstuhl nistet ist die Grenze
tung für die Stadt Schwelm ist. Eben dort soll ein
rigen Auswirkungen. Tieren und Pflanzen einen
zwischen Kultur und Natur gänzlich verschwom-
Gebäude entstehen, das zum einen Arbeitsplatz
ausgewiesenen Raum zuzuweisen ist eben nur be-
men. Wir stehen somit vor einer Frage, die nicht
für die Biologen und Mitarbeiter der Biologischen
dingt möglich, dennoch haben wir nichts anderes
nur die Arbeit eines Biologen betrifft, sondern
Station wird, zum anderen deren Arbeit nach
in den vergangenen Jahrhunderten bewusst und
jeden einzelnen von uns tangiert. Wie weit lassen
außen kommuniziert. Der Raum um dieses Haus
auch unbewusst getan.
wir die Natur ihren Raum greifen und wo ziehen
herum wurde im Rahmen der Bachelorarbeit
wir die Grenze, sei es in Form einer Folie in der
analysiert und nach Reduktion und Ergänzung
voneinander zu betrachten und missachten häufig
Dachhaut oder in der Beschaffenheit unserer
einzelner wesentlicher Bestandteile als Park neu
das Spannungsfeld, das sich zwischen diesen
Kleidung.
definiert. Dieser soll sich seinen Besuchern als
Manche wünschen sich diese Lebewesen als
Wir neigen dazu, Natur und Kultur getrennt
beiden auftut, obwohl es dieses definitv gibt! Die 66
Das Projekt Sphärenhaus und der umliegende
Der Park Martfeld ist ein Stück Land in
ein offener Raum zeigen, in dem die Nutzungen
perspektive konstruktion
perspektive
67
Bachelor
grundriss obergeschoss
grundriss erdgeschoss
68
Südansicht
nordansicht
öffentlich zugänglich sind und über den sich die
bildungsraum können Schulklassen unterrichtet
das Gebäude auf einen technisch aktuellen Stand.
Bewohner mit ihrer Stadt verbinden. Baulich sind
werden und auch öffentliche Veranstaltungen
Ein weiterer Themenschwerpunkt der Arbeit ist
die vier entscheidenden Anlieger Haus Martfeld,
stattfinden. Die notwendigen Nebenräume befin-
die Gestaltung der Fassade, welche durch die
Helios-Klinikum, Kurhotel und Sphärenhaus zu
den sich auf der Nordseite des Gebäudes bzw. im
Individualität der Fensterläden und auch durch
nennen, von deren Themenkontext die Gestal-
darunter liegenden Erdgeschoss.
individuelle Fensterläden und das Integrieren
tung des Parks abhängig ist. Dieser ist gegliedert
Das Gebäude berücksichtigt den vorhandenen
von Nistkästen zu einem Austausch von Kultur und Natur wird.
in einen naturnahen Ostteil und einen kulturell
Baumbestand und orientiert sich mit seiner
geprägten Westteil. Das Sphärenhaus befindet sich
Hauptseite zum Park. Es ist im westlichen Be-
auf der Grenze dieser beiden Teile und geht somit
reich aufgeständert und ermöglicht auf diese Wei-
Verfügung stehen, soll das Sphärenhaus auf
eine spannungsvolle Beziehung mit seiner Umge-
se einerseits den Durchgang für die Parkbesucher,
Wunsch der Biologischen Station und der Stadt
bung ein. Der Name ist abgeleitet aus dem Begriff
andererseits ergibt sich ein überdachter Raum zur
Schwelm realisiert werden. Hierfür wurden die
der biologischen Sphären im Wald, von denen
Umweltbildung im Freien.
Planungen bereits über den Stand der Bachelorar-
man im Sphärenhaus dreien begegnet: Der
Im Bodenbereich sind die Materialien
Insofern ausreichende finanzielle Mittel zur
beit ausgeweitet und um detaillierte Teilkonzepte ergänzt.
Wurzel- und Bodensphäre beim Eintreten in das
mineralisch gehalten, im Obergeschoss haben
Gebäude, der Stammessphäre beim Aufsteigen
organische Baustoffe den Vorzug. Die gewählte
auf die Höhe der Stämme und der Kronensphäre
Konstruktionsweise des Obergeschosses ist ein
anfänglich beschriebene Frage nicht an der Grenze
beim Arbeiten und Lernen. Das Obergeschoss
Holzrost. Grundsätzliche Ausrichtung, thermi-
zwischen den beiden Begriffen Kultur und Natur,
als Hauptteil des Gebäudes ist in einen Teil für
sche Zonierung sowie ausreichende Wandstär-
sondern in einer Gestaltung dieser Begegnung. ■
Verwaltungsarbeit und einen Teil für Öffentlich-
ken und sommerlicher Hitzeschutz der Fenster
keitsarbeit gegliedert. Im erweiterbaren Umwelt-
ermöglichen den Passivhausstandard und bringen
Das Gebäude sucht seine Antwort auf die
längsschnitt
Querschnitt
69
Bachelor
neuer kubaai-platz
lerNwerK – BilDuNgs- uND KultureiNrichtuNg aVila dietriCh + eliaS SChley // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. Swen geiSS + prof. benedikt Stahl
a
uFgaBe Entwurf eines Entwicklungsszenarios
in der Planung zur Regionale 2016. Das alte Tex-
für die kulturelle und urbane Nutzung rund
tilindustrieareal ist in Teilen bereits beplant. Es
um das KuBAaI-Gelände. Urbanisierung meint
soll der Bocholter Bevölkerung nach langer Zeit,
hier die Wechselwirkung und das Miteinander
als ein lebendiger Lern-, Arbeits-, Wohn- und
von lernen, arbeiten, wohnen und leben, Archi-
Kulturort, wieder zugänglich gemacht werden.
tektur, Gesellschaft, Mensch und Kultur. Die Aufmerksamkeit wurde hierbei insbeson-
Teil des KuBAai ist die ehemalige Spinnerei Herding. Hier soll das LernWerk mit VHS, Musikschu-
dere auf das LernWerk gerichtet.
le, Stadtarchiv und Kulturverwaltung entstehen.
aNliegeN Es ist unser Anliegen, einen Ort zu
Die bisher in der Stadt verstreuten Institutionen
revitalisieren, so dass er der Stadt und seinen
sollen an einem gemeinsamen Ort vereint werden.
Bewohnern einen Mehrwert bietet. Ein Kulturort
Als wir das Gelände zum ersten Mal besuchen
der Menschen jeden Alters und unterschiedlichs-
durften, waren wir sofort begeistert von seinem
ter Art anspricht und zum Verweilen einlädt. Ein
Potential. Auch der Realitätsbezug des Projektes
Stück Stadt zum Lernen, Arbeiten, Wohnen und
macht es spannend. Uns gefällt der Gedanke, dass
Leben.
unsere Ideen die Entwicklung des LernWerks
rahmeN KuBAaI, das Projekt Kulturquartier
und die Zusammenarbeit der Menschen vor Ort
Bocholter Aa und Industriestraße, befindet sich
unterstützen kann.
70
Inne
nsta
dt
stäDteBau Wie kann eine ansprechende Verbindo
r-H
eu ss
-R
ing
dung zwischen Innenstadt und Aasee mit dem
Th
eo
KuBAaI als Bindeglied entstehen? Wie kann die Beziehung von LernWerk und
W
oh
TextilWerk städtebaulich gelöst werden? Wie fügen sich Neu und Alt zu spannenden
Te x
tile
Zwischenräumen?
sD
ns
ied
lun
g
ac
h
Für das städtebauliche Entwicklungskonzept spielen die Beziehungen von Innen und Außen und die der umgebenden Bebauung eine aus-
Aa
llr
ou te
schlaggebende Rolle. Es ist unser Wunsch, einen
ds ch ne
rn
W
erk Kulturplatz
Aa
und ein Magnet für Anwohner und Besucher
sc
Schornstein
Stadtplatz
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Ma
integriert, sich mit seinen Nachbarn verknüpft
ha
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Ort zu entwickeln, der sich wieder in die Stadt
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wird. Ein neues lebendiges Bindeglied, das neben
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dem Neuen auch seine alte historische Geschichte
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weiter erzählt.
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schwerpuNKt Der Schwerpunkt der Ausarbeitung
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im Hochbau liegt auf der alten Herding Spinnerei,
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Parkplatz
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dem neuen LernWerk. Neben diesem haben wir uns intensiver mit dem dazugehörigen Büro-,
ald str aß e
Lern-, und Jugendherbergsgebäude auseinander-
Ew
ße
Umgang von Alt und Neu eine wichtige Rolle.
tra nzs Fra
gesetzt. Hierbei spielen die Verbindung und der
Grünfläche¦Kleingärten
Bestandsgebäude
Neubau
Abbruch
Erhaltenswertes
I IV III IV
III
I
III
I
III
IV VI
Geschossigkeit
Baukörper
Schwerpunkt
Plätze + Höfe
Grünflächen + Wasser
Sonnenverlauf
IV I
Strukturpiktogramme
71
erk
e
Bachelor hochBau Wie können die bestehenden Gebäudstrukturen der Spinnerei mit den Anforderungen des neuen Raumprogramms zusammenkommen? Um den räumlichen Anforderungen und dem Wunsch, die alte Spinnerei möglichst würdevoll umzugestalten, gerecht zu werden, erachten wir es für sinnvoll, den Bestand als offene Lernlandschaft für große, temporär genutzte Gruppenräume zu entwickeln. Kleinteilige Büro- und Unterrichtsräume werden in dem benachbarten Neubau untergebracht. Der Erhalt und das Sichtbarmachen des Bestandes ist ein wichtiger Aspekt für uns. Würde das gesamte Raumprogramm in der alten Spinnerei untergebracht, so wäre im Inneren von dem alten Gebäude nahezu nichts mehr sichtbar. Lange dunkle Flure würden den Innenraum prägen. Die Geschichte des Ortes und der Architektur würde ein Stück weit verloren gehen. Die ehemalige Spinnerei eignet sich vor allem für Räume mit größerem Volumen, temporär genutzte Räume und solche, für größere Gruppen. Kleinteilige Büro- und Unterrichtsräume lassen sich weniger gut in das Bestandsgebäude integrieren. raumKoNzept Die Stadt hört nicht an der Eingangstür auf, sondern zieht sich durch das gesamte Gebäude hindurch. Das Raum-, bzw. Nutzungskonzept für das ehemalige Spinnereigebäude thematisiert Stadt im Haus. Eine lebendige Lernlandschaft mit Plätzen, Höfen und Gassen, die in ihren Nutzungsmöglichkeiten sehr unterschiedliche Qualitäten aufweist, umgibt die neu entstehenden „Häuser“. Die modularen Boxen funktionieren nach dem Prinzip Raum im Raum und folgen der Struktur der Pendelstützen. Zugleich setzen sie sich in ihrer Gestaltung ganz bewusst vom Bestand ab.
LernWerk
72
geBäuDe Die ehemalige Herding Spinnerei wurde im Jahr 1898 nach den Plänen der Architekten
14
,70
20
3,80
3,60 4,42
hen von ca. 3.80m auf. Es handelt sich um einen
62
30
62
4,00
4,00
erbaut. Der viergeschossige Bau weist Raumhö-
3,40
30
Herrmanns & Riemann (Coesfeld und Bocholt)
30
3,60
27
30
3,60
20
Rasterbau mit einem System aus Pendelstützen
,60
11
,70
,30
11
20
12
11
,00
und Kappendecken. Die asymmetrische Form
20
3,60
30
,00
7,80
20
56 ,70
3,60
51 20
3,60
20
Winterswijk, welche unmittelbar am Gebäude
30
ligen Eisenbahnstrecke zwischen Münster und
7,80
3,60
20
30
3,60
des Gebäudes entstand aufgrund der ehema-
23 3,60
20
22
3,60
sind 62 cm dick. Die Gebäudehöhe wird mit ca.
,40
20
3,60
vorbeiführte. Die bestehenden Ziegelaußenwände
3,60
20
18.20 m angegeben.
5,78 5,16
5,16
30
20
BausteiNe Die Boxen stellen Häuser im Haus
62
62
dar. Sie sind in unterschiedlicher Größe nach
1,78
Bedarf des Programms angelegt und frei im Raum
30
62
8,50 9,00
2,36 20
aufgestellt. Sie dienen vor allem dem temporären
3,60
20
20
3,60 20
10
,00
10
3,60
,00
20
Unterricht in Gruppen.
30
3,60 20
34
,00
1,00
3,60
38
,00
20
30
3,60
9,10
7,20 30 20
Das Magazin, das Herz der Stadt, verwahrt die
3,6
3,60 20
4,22
62 30
3,60
3,30
62
geschichtlichen Schätze. Es hat eigene Anforde-
30 4,00
rungen an die Nutzlast, Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, die das alte Gebäude nicht gewährleisten kann. Die besonderen Anforderungen sollen auch architektonisch sichtbar sein. 40 40
6,00 12
,25
20
1,20 20 40
in Form eines farbig gestalteten Turmes in das
1,20
1,20
cati
ona
lVer
sion
Gebäude und durchstößt alle Ebenen. Eine lange
28
1,20 20
18
,40 12
40
,25
2,50
40
7,80
,60 20 40
,50
40 6,80
10
1,20
6,00
12
Obergeschoss.
40
16
6,80
40
14
40
40
Die Treppe setzt sich repräsentativ von außen
,00
1,20 ,00
40
40 56
23
Himmelstreppe führt vom Erdgeschoss bis ins
6
Edu
6,00
20
GS
40 1,20
Das Magazin stellt sich als eigener Baukörper
1,20
1,20 1,20
40
wie ein Parasit an das Gebäude. So wird der Kontrast von neu und alt deutlich. Die Treppe ist überdacht, so dass der Weg auf die unterschiedlichen Geschosse auch bei schlechtem Wetter problemlos möglich ist. Sie ist das Bindeglied zwischen innen und außen, Gebäude und Platz. Die Treppe ist bewusst nach außen gesetzt um in
JugeNDherBerge Die neue Jugendherberge
den Bestand so wenig wie möglich einzugreifen.
bietet drei unterschiedliche Arten von Zimmern,
Der Saal ist gemeinsamer Veranstaltungsort
Doppelzimmer, Familienzimmer und Gruppen-
aller Institutionen. Er stellt sich wie ein Fremdkör-
zimmer. Eine gemeinsame überdachte Dachter-
per ins Erdgeschoss , durchdringt die Decke und
rasse befindet sich im fünften Obergeschoss. Die
hat damit eine Raumhöhe über zwei Etage. Die
Jugendherberge soll Menschen aus der gesamten
große Öffnung zum Kulturplatz, mit einem großen
Region beherbergen, die bald auch mit dem
Fenster, ermöglicht eine beidseitige Bespielung
Fahrrad über die neue Radschnellroute anreisen
der Bühne.
können. ■
73
Bachelor
zeNtrum Für gesuNDheit uND heiluNg – therapiegemeiNschaFt im erholuNgsgeBiet Buocher höhe hanna koSChe // ba 4.9 baChelorarbeit // prof. dr. mathiaS wirthS + prof. marek nowak
v
isioN Die Vision, eine Therapiegemeinschaft
VISION Behandlungen
Ateliers:
chen Therapieangeboten und sich ergänzenden
unterschiedliche Therapien und sich ergänzende Therapeuten
Therapeuten, war die Grundlage für meine Arbeit.
Seminare
Kunsttherapie unterschiedliche Formen auch für die Anwohner als Ort „zum Auftanken“
zu schaffen, die einen gemeinsamen Blick
auf die Patienten ermöglicht mit unterschiedli-
Ebenso sollten Seminare stattfinden können mit regelmäßigen Angeboten, um die verschiedenen Ebenen des Menschen (physisch, emotional, mental) in Einklang zu bringen. Weitere besondere Elemente bieten die Ateliers mit Kunsttherapie, Gemeinschaftsbildung und Rückzugsmöglichkeiten, Möglichkeiten gemeinsam zu essen und zu kochen, Bezug zur Natur wiederherzustellen und
mit unterschiedlichen Angeboten Erlernen von Techniken für den Alltag
Appartements :
Wohnen:
Möglichkeit zum Übernachten
Platz für die Therapeuten und ihre Familien
Ankommen, Abschalten und Wohlfühlen
Rückzug und Gemeinschaft
Essen:
Bezug zur Natur
Möglichkeit gemeinsam zu Kochen zu Essen oder aber mit Koch Kursangebote eigener Anbau im Garten
Elemente Wasser zur Entspannung Feuer zum Wärmen durch ausreichend natürliches Licht Bewegung an der frischen Luft und ausreichende Frischluftzufuhr in den Gebäuden Erde durch das eigene Anbauen und den Bezug zur Natur natürliche Materialien Nähe und Beziehung zu Tieren auch als Therapiemöglich-
zu integrieren, temporäres Wohnen, mit Möglichkeiten zum Übernachten für Gäste und dauerhaftes Wohnen für die Therapiegemeinschaft. NutzuNgeN Die Therapiegemeinschaft umfasst eine Mensa mit Kochmöglichkeiten, Behandlungsräume, Ateliers für Kunsttherapie und zur individuellen Nutzung, Seminarräume, Wohnen für „Gäste“ und Therapeuten.
Begegnungsräume Orte der Kommunikation
keit
74
stäDteBau Im Erholungsgebiet Buocher Höhe ist schon einiges vorhanden. Dies wurde integriert, neu gestaltet und Neues hinzugefügt, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Es entstand eine Parklandschaft, welche durch das verbindende Element Wasser als Einheit wahrgenommen werden kann, mit Rückzugsräumen und Ateliers, die über das ganze Gelände verteilt sind und sich an einer Stelle zu einem Handwerkerhof formieren. Yoga- und Meditationsflächen sowie Spiel-, Bewegungs- und Sitzmöglichkeiten runden das Bild des Erholungsgebietes ab. 75
Bachelor
eNsemBle Drei Höfe zu bilden mit verschiedenen Eigenschaften war mein Anliegen. So entstand ein Gemeinschaftshof mit Anbindung an die Caféteria, ein Ruhehof als Zentrum der Therapiebereiche und ein Hof für Therapeuten und ihre Familien. Für die Wohnungen entstand jeweils ein eigener Außenbereich, sodass ein Ausgleich stattfinden kann zwischen Rückzug und Gemeinschaft. Das Thema Ruhe und Bewegung spiegelt sich auch in der Architektur wider. ■
76
master Projekte
master
master oF arts prozessarchiteKtur HEUTE HEISST PLANEN NICHT NUR BAUEN,
KompeteNzeN Der Master Prozessarchitektur vermittelt Objekt- und
SONDERN DEN PROZESS VON DER ERSTEN
Prozesskompetenz in allen Projektphasen von der Initiierung bis
IDEE BIS ZUR REALISIERUNG GESTALTEN.
zur Realisierung von Projekten.
DAS GEBAUTE OBJEKT IST SO GUT WIE DER
Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung: Initiierung und
PROZESS, IN DEM ES ENTSTANDEN IST. DIE
Konzipierung von Projekten, Prozessgestaltung & kooperative
WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN WEG
Arbeitsformen (Beteiligungsmethoden, Moderation), Organisation
UND WERK SIND VIELFÄLTIG.
von Träger- und Betreibermodellen
Deshalb geht es im Master Prozessarchitektur
Projektmanagement: Methoden, Techniken und Instrumente zur
vor allem um die Prozessgestaltung – von der Ini-
Projektsteuerung, Prozessdesign, Gestaltung ergebnisoffener und
tiierung über die Organisation bis zur Steuerung
kommunikationsbasierter Arbeitsprozesse, Arbeiten im Projekt-
von Architektur-Projekten.
team, Gruppen- und Selbstmanagement
Die Wechselwirkung von Architektur und
Ressourcenoptimierte Architektur: Nachhaltigkeit in Architektur
Prozess erfordert neue Kompetenzen in Projekt-
und Städtebau, Ressourcenanalyse und –management, Planungs-
entwicklung und Projektmanagement, die im
strategien, Entwurfs- und Umsetzungsstrategien in Gebäudepla-
Masterstudiengang vermittelt werden.
nung, Konstruktion, Material und Gebäudetechnik
Aber natürlich geht es auch um das Bauen: Wie
Grundlagenwissen Immobilienökonomie und Recht: öffentlich-
beeinflusst die Prozessgestaltung die Architektur
rechtliche und private Rahmenbedingungen der Standort- und
und welche neuen Denkweisen erfordert ressour-
Projektentwicklung, Planungs-, Bau- und Gebäudeökonomie ■
cenoptimierte Architektur? Damit qualifiziert der Master für die veränderten Herausforderungen im beruflichen Alltag und
MODULÜBERSICHT
Studieninhalte und -aufbau weitere iNFos uNter www.alanus.edu/architektur.html Master Architektur
eröffnet neue Denkweisen.
Prozessarchitektur richtet sich an Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten, Stadtund Regionalplaner sowie Bauingenieure, die ihre Prozesskompetenz erweitern und vertiefen
4. SEMESTER
stuDieNauFBau Der berufsbegleitende Master
MASTERARBEIT
möchten. An zwei Präsenztagen in der Woche werden anwendungsorientiert Grundlagen und
Projektmanagement
Ressourcenoptimierte Architektur
Ökonomie
Projektmanagement
Ressourcenoptimierte Architektur
Ökonomie
aus zwei Grundlagensemestern, einem Vertie-
Projektentwicklung
Selbstlernzeit (60 ECTS). Das Studium setzt sich
Projektentwicklung
4 Semester mit zwei Präsenztagen pro Woche plus
Recht
Die Studiendauer des Teilzeit-Studiums beträgt
Recht
beitsplätze in unserem Atelierhaus zur Verfügung.
2. SEMESTER
fahrungsaustausch. Den Studierenden stehen Ar-
VERTIEFUNGSSEMESTER
Exkursionen ermöglichen einen lebendigen Er-
fungssemester sowie der Masterarbeit zusammen of Arts (M.A.) ab.
1. SEMESTER
und schließt mit dem akademischen Titel Master
a+ Studium Belegung ausgewählter Module aus dem Bachelor-Studiengang „Architektur und Stadtraum“ (Für Absolventen eines sechs- oder siebensemestrigen Bachelors)
78
GRUNDLAGENSEMESTER
das Wissen wird in Studienprojekten angewandt,
Ressourcenoptimierte Architektur
Lernen. Dafür arbeiten wir in kleinen Gruppen,
Projektentwicklung
auf gegenseitigen Austausch und gemeinsames
3. SEMESTER
eigenständig vertieft. Besonderen Wert legen wir
Projektmanagement
PROJEKTSTUDIUM UND FORSCHUNGSFORUM
Instrumente vermittelt und von den Studierenden
poteNtialräume prof. Swen geiSS // ma 4.1 rahmenbedingungen (naChhaltiger) Standort- & projektentwiCklung // herbStSemeSter 2014
K
In neuerer Zeit führen Veränderungen in der
Hierzu sollten die Teilnehmer je eine Bestand-
Lebensweise, (z.B. Demografie & Mobilität) und
simmobilie [und deren Standort] beispielhaft er-
25 Jahren im Immobilienbestand ein grundsätzli-
veränderte bzw. gestiegene Anforderungen an
fassen, die mit der Immobilie und deren Standort
cher Paradigmenwechsel von der Dominanz der
Größe und Performance von Gebäuden [z.B.
verbundenen Einschränkungen erkennen und die
Neubauten hin zur Dominanz der Altbauten voll-
Nutzflächen, Wärmeschutz, Brandschutz] aber
spezifischen Entwicklungspotentiale als Start-
zogen. Noch nie gab es so viele Gebäude, noch nie
auch Strukturwandel in der Wirtschaft [u.a.
punkt einer Projekteentwicklung in alternativen
so viele alte Gebäude und noch nie so viele leer
Globalisierung, Digitalisierung und Anstieg
Szenarien skizzieren, prüfen und bewerten.
stehende, aus der Nutzung gefallene Gebäude (und
des Dienstleistungssektors] zu immer kürzeren
Grundstücke). Dieses, keinesfalls überraschende
Nutzungszyklen, sodass Gebäude immer schneller
Dokumentation waren die Beschränkungen,
Phänomen, hat vielfältige Gründe, hier seien nur
aus der Erst-Nutzung fallen. Am Ende der Ver-
Ressourcen und Potentiale der Immobilie, des
einige genannt:
wertungskette [nach Zweit-, Dritt und Viertnut-
Standorts und des lokalen / regionalen Kontexts
zung] ‚entstehen‘ dann in suboptimalen Lagen
zu visualisieren, zu bewerten und anschließend
Jahre hat die BRD eine bis dahin nie gekannte
sogenannte Problem- und / oder Schrottimmobi-
in ggf. alternative Entwicklungsstrategien mit
Neubau- und Stadtausbaukultur entwickelt. Nach
len, mit zum Teil ‚negativen Werten‘, d.h., dass der
objektbezogener Projektidee zu überführen und
den Zerstörungen des Kriegs entstand - durch
Abriss und die Entsorgung der Bestandsgebäude
zu konkretisieren.
rege Neubautätigkeit und wachsende Bedarfe - ein
nicht selten den Bodenwert der bebauten Fläche
ungewöhnlich junger Immobilienbestand. Un-
übersteigt.
Jah zum Gebäudekomplex der Wuppertaler Tafel
terstützt wurde dieses Phänomen auch durch die
ziele & iNhalte Aufbauend auf den Arbeitsergeb-
hat die Fragestellungen des Seminars aus unserer
Stadtsanierungen der 60er und frühen 70er Jahre,
nissen vorheriger Studienjahre wollte das Grund-
Sicht beispielhaft interpretiert, beantwortet und
mit denen eine rege Abrisstätigkeit einherging.
lagenmoduls MA 4.1 im oben beschrieben Kontext
mit Inhalt gefüllt. ■ Swen Geiss
oNtext In der BRD und besonders im dicht besiedelten NRW hat sich in den vergangenen
Mit dem Wirtschaftwunder der 50er und 60er
Erst in den späten 70er und frühen 80er Jahren
Aufbauend auf der oben beschriebenen
Die Arbeit von Avila Dietrich und Kathleen
einen differenzierteren Blick auf [kleinere und]
entstand erstmals wieder ein breites Bewusstsein
größere, brachliegende bzw. vakante ‚Nichtwohn-
für das Potential und die Notwendigkeit der In-
immobilien‘ richten, ihre verborgenen Entwick-
standsetzung und Umnutzung von Altimmobilen.
lungspotentiale aufzeigen und diese im Rahmen
Im Zeitgeist wurden erstmals die „Grenzen des
detaillierter Objekt- & Standortanalysen systema-
Wachstums“ thematisiert.
tisch analysieren, bewerten und dokumentieren. 79
UKASTEN
master
wuppertaler taFel aVila dietriCh + kathleen jah // 1. SemeSter
D
er Gebäudekomplex der ehemaligen IMO-
Über eine intensive Analyse mit Schwerpunkt
dieser Bausteine wird eine vielfältige und flexible
auf dem Objekt, der Geschichte, dem Kontext
zukünftige Nutzung realistisch. Die Möglichkeit
gen im Wuppertaler Stadtteil Barmen, ging vor
und der Architektur, erfolgt die Annäherung
der schrittweisen Entwicklung und Realisierung
einigen Jahren als Schenkung an die Wuppertaler
an den Gebäudekomplex und seine Potentiale.
kommt der Tafel und ihrem Konzept ganzheitlich
Tafel über. Der, über Jahrzehnte, gewachsenen Ge-
So werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten
entgegen.
bäudekomplex lässt sich als ein Mosaik verschie-
vergangener und aktueller Nutzungen deutlich
denster architektonischer Gebäude bezeichnen.
und ermöglichen eine ganzheitliche Entwicklung
weise und nachhaltig, in Bezug auf Architektur
Werke, eine insolvente Großdruckerei, gele-
Es gilt auch in Zukunft die Entwicklung schritt-
für die Zukunft. Das Sinnbild des Mosaiks lässt
und Ressourcen, erfolgen zu lassen. Dabei ist
xes äußert sich in einem Leerstand von nahezu
sich neben der Architektur auch auf die vielfältige
neben einem zukunftsfähigen, funktionalen
50%. Dieser dauert seit nun mehr als 16 Jahren
Nutzung der Tafel projizieren.
Architekturkonzept, ein behutsamer Umgang mit
Die aktuelle Problematik des Gebäudekomple-
an. Die im Rahmen der Schenkung vertraglich
Aufbauend auf die Analyse ist ein strategischer
dem Bestand besonders zu beachten. Nur so kann
festgehalte Nutzung der Räumlichkeiten, welche
Baukasten entstanden. Die Unterteilung des
sichergestellt werden, dass die architektonische
ausschließlich sozio-kulturellen Einrichtungen
Baukastens in die drei Themenfelder Wohnen,
Geschichte der Gebäude weder verwischt noch
bzw. Projekten vorbehalten ist, erschwert zum
Werkstätten und externe Partner ermöglicht die
entwürdigt wird. ■
Teil die Entwicklung und (Um-)Nutzung der
Entwicklung von unterschiedlichen Bausteinen,
Gebäude.
basierend auf den drei Funktionsprofilen. Anhand
€
80
€
+
siNNlichKeit uND iDee eiNes ortes – ruDolFplatz zwischeN wuNsch uND wirKlichKeit dominiQue buChmaier // ma 3.1 projektStudium und forSChungSforum // prof. Swen geiSS + prof. dr. florian kluge // 2. + 3. SemeSter
a
NliegeN Mein Anliegen an das Projekt Rudolplatz liegt in der Spannung dieses Ortes.
Seit Jahren verkommt einer der zentralen Plätze in der Kölner Innenstadt, gelegen an der Aachener Straße und den Ringen Kölns. Die Gebäude werden sich selber überlassen, da die Uneinigkeit der Eigentümer über mögliche Entwicklungswege das Gebäudeensemble in eine scheinbar aussichtslose Situation gebracht hat. Es handelt sich um eine Gruppe aus mehreren Gebäuden, deren Zustand von besonders erhaltenswert über sanierungsbedürftig bis hin zu abrissreif reichen. Dennoch finden sich viele Qualitäten an und zwischen den Bauten, die den Ort zu dem machen, was er ist: vielschichtig, schnelllebig, durchströmt, unbekümmert, manchmal besonders laut oder leise, auch hässlich. Gerade in ihrer Unscheinbarkeit sind die Gebäude authentisch und zeigen so ihre Schönheit und Anziehungskraft. Diese Beobachtung beschreibe ich mit dem Begriff der Sinnlichkeit eines Ortes. In der Bearbeitung des Projekts näherte ich mich im ersten Schritt dieser Wahrnehmung an, um im Projektverlauf die eigene Idee des Ortes immer weiter zu erkunden und aus zuformulieren. Der bewusste Umgang mit Architektur und Raum, der Materialität, der Atmosphäre und der Beteiligung der Bürger am Gestaltungsprozess führt zu einem Mehrwert für die Gesellschaft.
KoNzept Das Konzept für das Programm am Rudolfplatz spannt sich zwischen den vielen Facetten und Schichten einer Stadt auf: zwischen Wünschen und Wirklichkeiten der Bewohner, oBDachloseNhilFe
der Besucher, der Touristen, der Investoren, der Planer, der Interessierten. Stadtentwicklung an diesem innerstädtischen Standort wird von vielen entscheidenden Faktoren und noch mehr Fragestellungen und Problemen beeinflusst. Zunächst geht es um die Einbettung in den städtebaulichen Kontext im Bezug zu
NutzuNgsmischuNg
apple store
BiomarKthalle
laDeNloKale
Nachbarschaften, Typologien, Gebäudebeständen, Verkehrsachsen, Freiräumen, Geschossigkeiten und weiteren ortsbezogenen Gegebenheiten. Außerdem ist die Nähe zu unzähligen Infrastruktureinrichtungen in der Entwicklung des Nutzungskonzeptes zu berücksichtigen, da die Revitalisierung des Gebäudeensembles immer
Kino
wohNeN
raDsaloN
wohNeN
KiNohaus
ecKBox
parKpalette
wohNriegel
Gebäudebestand ist insbesondere deshalb bewusst
insg. 3200 m2
insg. 2180 m2
insg. 2000 m2
insg. 3265 m2
auf Umnutzung, Abriss, Erhalt oder Neubau zu
mit Blick auf das Vorhandene geschieht. Der
81
immobilienökonomisches betreibermodell
prüfen, da die Reaktivierung des Ortes eng mit der Identifikation von alter und neuer Bausubstanz verwoben ist. Ein immobilienökonomisches Betreibermodell kann neue Wege zur Finanzierung und gemeinschaftlichen Entwicklung des Projektes aufzeigen. Die Atmosphäre von Architektur und Freiraum entsteht sowohl zwischen, als auch in den Neubau- und Bestandsgebäuden. Qualitätvolle Eigenschaften richten sich nach den Bedürfnissen, Bedingungen und Möglichkeiten des Ortes. Sie haben immer den Nutzer und den bewussten Umgang mit Materialitäten und Ressourcen als treibende und maßgebliche Voraussetzung zum Ziel.
82
rudolfplatz hahnentorburg
haltes te
lle rud
olfplatz
rtg.
eckbox
passage
wohnriegel sanierte bestandsgebäude
neum
arkt
parkpa le
tte gässch
en
plaza
hahnenstraße
laubengang
habsburgerring
gesamtes ringeck: Kleinsteinpflaster
tzt s hau schü kino malge k den
el
est
lt ha
atz
fpl
dol
u le r
pilgrimstraße
lageplan
ansicht von plaza + 22,00
+ 19,00
+ 15,00 + 13,50
+ 13,00
± 0,00
resümee Zu Beginn meines Projektes hätte ich nicht vom Ringeck mit seinen individuellen
Schnitt
Stadt- und Gebäudetypologien als Ergebnis ausgehen können. Durch Umwege, Abwege, Kreisbewegungen, Rückwärtsbewegungen, Schleifen, Schicksale und Zeitungswege habe ich mein Projekt zwischen Wunsch und Wirklichkeit angereichert. Die Freude an Architektur und Stadtentwicklung haben dabei die Lust gespeist, zum Ziel zu kommen. Das Ringeck mit dem Wohnriegel, dem Kinohaus, der Parkpalette, der Eckbox und den parasitären Bauten spiegelt meine Ambition an die Sinnlichkeit und Idee eines Ortes wieder. Vorhandenes prägt und wird durch Neues ergänzt. Kunst und Kultur bespielen den Ort und die Menschen erwecken ihn zu neuem Leben. ■
ansicht wohnriegel von passage
83
master
„wir wareN zuerst Da !“ – BausteiNe Für eiN NachBarschaFtliches miteiNaNDer max weSter // ma 3.1 projektStudium und forSChungSforum // prof. Swen geiSS + prof. dr. florian kluge // 2. + 3. SemeSter
i
n der heutigen Zeit beschäftigen wir uns überwiegend mit uns selbst und das obwohl wir räumlich immer näher zusammen-
rücken. Das Individuum scheint keinen Platz mehr zu finden, sich auszubreiten, ohne irgendwo „anzuecken“. Überall gibt es Menschen und man kommt nicht darum herum mit ihnen zusammen zu leben oder zu arbeiten. Leben und Arbeiten an einem Ort zu vereinen ist in Deutschland kein Muss. Früher war es viel weiter verbreitet, dass Menschen dort gearbeitet haben, wo sie lebten, doch im Jahr 2014 ist das sicherlich weniger der Fall. Mobilität macht es möglich. Die Menschen wollen nicht dort leben wo sie arbeiten, sondern eher dort, wo sie nicht arbeiten und wo nicht gearbeitet wird. Gleichzeitig nimmt aber die Verschmelzung von Arbeiten und Leben gerade im Rheinland zu. Also ist die Überlegung naheliegend zu untersuchen, wie Arbeiten und Wohnen zusammenpassen könnten. Warum wird beim Wohnen so viel geregelt und entwickelt, während sich der Staat beim Gewerbe zurück hält? Ungeplante, produzierende Gewerbeagglomerationen machen es dem Stadtplaner schwer. Aber warum sind bestimmte Unternehmen an bestimmten Standorten? Die allermeisten Unternehmen, die sich innerhalb von Städten und Gemeinden finden, haben eine lange Firmengeschichte. Auch wenn der Standort heute nicht mehr ideal erscheint, hat er sich meist aus der Historie so ergeben. Heute wird der optimale Standort eines Unternehmens anders hergeleitet: Er ist die logische Konsequenz aus rein wirtschaftlichen Aspekten. Wenn jedoch kein wirtschaftlicher Mehrwert an einem Standort wie z.B. ein städtischer Kontext gegeben ist, dann verschwinden auch die Unternehmen und damit die Arbeitsplätze. Es sollte also im Interesse der Städte sein, Wohnen und Arbeiten räumlich zu vereinen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen und Unternehmen an einen Standort zu binden. Zum einen durch wirtschaftliche Vorteile aber auch durch Mehrzielprojekte, bei denen man Synergien erzeugt und nutzbar macht. Alternative Formen des „gemeinschaftsorientierten Wirtschaftens“ könnten in den Städten vermehrt für Entspannung und ggf. für gegenseitige Gewinne unter den Menschen sorgen. Viele Menschen erkennen Störfaktoren wie Lärm erst dann, wenn sie sich selber belästigt fühlen. Ist jedoch ein persönlicher Bezug zum Verursacher bzw. dem Unternehmen gegeben, ist die Schwelle der Belastbarkeit höher. Doch sicherlich gibt es auch hier Grenzen. Der gefühlte und der tatsächliche Lärm sind unterschiedliche Dinge. Und genau an diesem Punkt will die Arbeit ansetzten. Sie möchte aus solchen Konflikten wie Lärmbelästigung nicht nur den Lärm wegnehmen sondern auch versuchen, eine neue Perspektive auf das Miteinander geben. Sie ist ein „Blumenstrauß“ von Ideen und Vorschlägen, welche mit den einzelnen Interviewpartnern der beteiligten Firmen entwickelt und teilweise in Gesprächen besprochen und reflektiert wurden. ■
84
ABSCHNITT ABLAUFSCHEMA ANWENDUNG BAUSTEINE
1 1.1
MASSNAHMEN
SOLL
AKUTER KONFLIKT
JA
KONFLIKTANALYSE
NEIN
JA
NEIN
1.2 POTENTIELLER KONFLIKT
KONZEPT
KONFLIKT
SYNERGIE
JA
2.1
NEGATIV
1
2
3
4
KONFLIKTANALYSE
GEEIGNETE BAUSTEINE AUSSUCHEN
ABGESTIMMTES KONZEPT
ERGEBNIS KONTROLLIEREN
KORREKTIVE BAUSTEINE
JA
2 NEIN
BAUSTEINE AUSSUCHEN
JA
NEIN
JA
2.2 PRÄVENTIVE BAUSTEINE
NEIN JA
JA
3 ABGESTIMMTES KONZEPT JA
4 NEIN
arbeitsschemata und Skizzen zum prozessverlauf
45
ERGEBNIS KONTROLLIEREN
4.1
4.2
4.3
NEGATIV
SYNERGIE
SOLL-ZUSTAND Grafik von a
85
ester
master
gemeiNschaFtlich wohNeN: wie uND wo FiNDet gemeiNschaFt statt? prof. brigitte SCholz // ma 2.1 grundlagen der projektentwiCklung
s
eit gut 20 Jahren gibt es sie: die neuen Baugruppen in deutschen
gemeinsamen Zusammenleben zurückblicken
Großstädten, die sich als Bauherrengemeinschaften finden, mit
können. Nach Auswertung der Internetseiten
einem Investor zusammenarbeiten oder eine Genossenschaft grün-
und Publikationen zu den Projekten gaben
den, um ihr Ideal des Wohnens von Anfang an in die eigene Hand
Hausbesuche einen Einblick in den Wohnalltag.
zu nehmen. Sie lassen als Gegentrend zur Individualisierung der
Doch damit nicht genug: In einem standardisier-
Gesellschaft eine neue Art von Gemeinschaft jenseits von Familien-
ten Interview mit Bewohner/innen bekamen die
zusammenhängen und freundschaftlichen Netzwerken entstehen.
Studierenden Informationen aus erster Hand und
Dabei ist der Grad der Solidarität und gemeinsamen Werte von
einen lebendigen Eindruck des Alltagslebens.
Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich. Die Motive zum gemein-
Die wohNproJeKte
samen Bauen und Wohnen reichen von der Kostenersparnis bis zur
Philia, Köln
Verwirklichung ideeller Ziele in Zusammenleben und Ökologie.
Ledo, Mehrgenerationenwohnen GAG, Köln
Welcher Impuls führt die Wohnprojekte zusammen und wie
DreiLessiDrei, Mietshäuser Syndikat, Köln
funktionieren diese Gemeinschaften im Alltag? Dieser Frage
Wohnen mit Alt & Jung, Köln
gingen die Studierenden im Seminar nach und untersuchten sechs
Amaryllis, Bonn
Wohnprojekte in Köln und Bonn, die auf langjährige Erfahrung im
Karmelkloster, Bonn Die ForschuNgsFrageN Impulsgeber: Mit welchen Motiven hat sich das Wohnprojekt gegründet?
karmelkloster bonn pützchen
Was sind die tragenden Ideen der Gemeinschaft? Gemeinschaftliche Orte: Wo trifft sich die Gemeinschaft? Gibt es besonders wichtige Orte? Waren diese Orte geplant oder gab es Überraschungen? Geteilte Güter: Welche Güter werden in der Hausgemeinschaft geteilt – von der Waschmaschine bis zum Auto? Nach welchen Regeln wird geteilt? Was funktioniert gut, was nicht? Teilhabe: Wie oft trifft sich die Gemeinschaft? Gibt es eine feste Aufgabenverteilung? Finden bestimmte Veranstaltungen statt, gibt es besondere Rituale oder anderes? Die ergeBNisse Ein häufiges Motiv für das Zusammenleben ist der Wunsch, im Alter eine neue Gemeinschaft jenseits der Familie zu finden und generationenübergreifend zu wohnen. Dabei kann das Thema der Inklusion von Menschen mit Handicap eine besondere Rolle spielen (Mehrgenerationenwohnen Ledo), die Idee der Gemeinschaft mit hohen ökologischen Ansprüchen gepaart sein (Amaryllis) oder sogar eine Pflegeeinrichtung in das Haus integriert werden (Wohnen mit Alt & Jung). Die Gemeinschaft kann auch von einer geistigen Haltung getragen werden, wie die Philia mit ihren anthroposophischen Wurzeln zeigt, oder ganz praktisch im alltäglichen Miteinander entstehen (Karmelkloster). Für die gemeinschaftlichen Orte ergibt sich ein klares Bild: Das „Herz“ der Projekte sind die Gemeinschaftsräume. Besonderes Lob finden zentral gelegene, attraktive Räume, die auch eine ungezwungene Begegnung ermöglichen und beispielsweise leicht vom gemeinsamen Hof aus zugänglich sind. Gästezimmer übernehmen eine
86
bonn amaryllis: gemeinschaftlich wohnen in einer genossenschaft
Servicefunktion für die Gemeinschaft, ebenso wie die gemeinsame
Verwaltung der Gemeinschaftsräume (Philia,
Nutzung einer Werkstatt oder die geteilten Fahrradabstellräume
Karmelkloster). Im Investorenmodell wird der
und Tiefgaragen. Wichtige Begegnungsorte sind Eingangs- und
Bau durch einen Investor realisiert, die Bewohner
Treppenhausbereiche ebenso wie die Gemeinschaftsgärten und
sind Mieter und ebenfalls in einem Bewohner-
-höfe. Richtige Überraschungen für gemeinschaftliche Orte gab es
verein organisiert, der auch über die Belegung
zu unserer Überraschung leider keine. Oder wir haben sie noch
der einzelnen Wohnungen entscheidet (Ledo,
nicht entdeckt.
Wohnen mit Alt & Jung). In der Genossenschaft
Bei den Gütern werden Dinge des Alltags wie Gartengeräte
gilt genauso wie im Mietshäuser-Syndikat der
geteilt, aber auch ressourcenintensive Gerätschaften wie Waschma-
Grundsatz der Selbstverwaltung in allen Berei-
schinen oder Autos. Teuer in der Anschaffung, platzintensiv in der
chen – von der Hausverwaltung bis zur Nutzung
Nutzung ist hier schnell der Mehrwert des Teilens erkennbar, aber
der Gemeinschaftsräume, also maximale Mit-
auch die Einschränkung in der individuellen Verfügbarkeit. Es wun-
und Selbstbestimmung (Amaryllis, DreiLes-
dert deshalb nicht, dass die Idee der geteilten Güter insbesondere
siDrei). In allen Projekten lassen sich Feste und
in Projekten jenseits des Wohnungseigentums verfolgt wird. Die
gemeinsame Essen als Rituale finden, die zur
Bereitschaft zum CarSharing ist beispielsweise eine der Vorausset-
Festigung der Gemeinschaft beitragen.
zungen zum Eintritt in die Genossenschaft Amaryllis. Und auch
Gemeinschaft ist vielfältig – das zeigen die
im Mietshäuser-Syndikat „DreiLessiDrei“ wird konsequent geteilt,
untersuchten Beispiele deutlich. Sie konstituiert
allerdings eher im Sinne einer Wohngemeinschaft: Das kleine Haus
sich aus einer gemeinsamen Idee. Die Architek-
funktioniert als große Wohngemeinschaft mit gemeinsamer Küche,
tur übersetzt diese Idee in eine bauliche Gestalt
Bad und Hof. Und in beiden Projekten setzen die Bewohner auf
und hilft ihrer weiteren Entwicklung – oder
Selbstverwaltung, ohne selbst Eigentümer zu sein. Womit wir beim
behindert sie. Diese Wechselwirkung zwischen
Thema Teilhabe wären.
baulicher und sozialer Gestalt ist eine zentrale
Für die Frage der Teilhabe sei kurz die Rechtsform der Wohnprojekte angesprochen. In den untersuchten Projekten haben wir drei
Frage der Prozessarchitektur. Die ausführliche Dokumentation der Projekte
Modelle gefunden: die Wohnungseigentümergemeinschaft der
mit Lageplänen, Grundrissen und einer Vielzahl
individuellen Bauherren, das Investorenmodell sowie die Genos-
von Detailinformationen ist im Fachbereich
senschaft bzw. das Mietshäuser-Syndikat. Bei den Wohnungsei-
Architektur erhältlich. ■ Brigitte Scholz
gentümergemeinschaften ist ein Bewohnerverein zuständig für die 87
master
x-Berg 2.0 – umNutzuNg postBaNK-hochhaus, hallesches uFer 40-60, BerliN
perspektive – buntes hochhaus
paula a. kurz // ma 3.2 maSter-arbeit // prof. brigitte SCholz + prof. Swen geiSS // 4. SemeSter // Cg-preiS kategorie projektentwiCklung
a
usgangspunkt der Masterthesis war die geplante Umnutzung
Postbank-Hochhaus
des ehemaligen Postbank-Hochhauses in Berlin-Kreuzberg. Die
Grundstück: 31300qm
CG-Gruppe, eine mittelständische, deutschlandweit agierende
Bebaute Fläche: 9900qm
Unternehmergruppe der Immobilienwirtschaft und neue Besitzerin
Geschossfläche Hochhaus: 26000qm
des Gebäudes, hatte im Frühjahr 2014 Nachwuchs-Architekten
Höhe Hochhaus: 89m mit 23 Geschossen
zu innovativen Ideen für ihr Revitalisierungsprojekt eingeladen.
Erbaut: 1971
Aufgabe war die Neukonzeptionierung des ehemaligen PostbankHochhauses in Berlin-Kreuzberg, das ab 2016 für eine neue Nutzung zur Verfügung stehen wird. Gesucht wurden Ideen in den Kategorien Revitalisierung, Neubau, Städtebau und Freiraumplanung sowie Projektentwicklung. Insgesamt nahmen 60 MasterStudierende aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Ukraine an dem Wettbewerb teil. 88
»Stadt iSt VerdiChtete unterSChiedliChkeit, will heiSSen: Sie iSt daS gemeinSChaftliChe produkt indiVidueller aneignung… daS urband alS die einheit auS widerSprüChen, alS ort deS zuSammenprallS und der konfrontation.« Aus: Arch+, 201/202, Recht auf Stadt, 03/2011, Lefébvre zitiert nach Chr. Twickel, Seite 94/95
Das Konzept zu X-Berg 2.0 wird von der Vision getragen, die Vielfältigkeit Kreuzbergs als „verdichtete Unterschiedlichkeit“ in die Vertikale zu spiegeln. Dadurch entsteht: Ein Ort der kurzen Wege, da unter einem Dach gewohnt und gearbeitet wird. Ein Ort der interessanten Nachbarschaften, da soziale Vernetzung zwischen den Nutzern gelebt wird. Ein Ort, der sich ständig weiter entwickelt, da durch Kunst und Kultur ein kreatives Wachstum angestoßen wird.
postbank-hochhaus – bestandsfotos
89
master
ihre individuellen Vorstellungen und Bedürfnisse,
Gelände. Den Impuls setzt das Hochhausgebäude,
Rechtsform einer Genossenschaft gewählt, die
bezüglich des Zusammenlebens, austauschen
das unterschiedliche Arten von Wohnen, Arbeiten
via Erbbaurecht die Gebäude von einer Stiftung
und vernetzten. So können sich neue Potenziale
und Kultur aufnimmt. Parallel dazu wird das
pachtet und mit einer Mischnutzung umnutzt
ergeben, hinsichtlich der Raumbelegung (z.B.
Gesamtgrundstück neu aufgeteilt und schrittwei-
und neu bebaut. Dadurch kann sich eine verdich-
Nutzungsüberlagerungen), bei der Selbsthilfe
se in Anlehnung an den typischen Berliner Block
tete Unterschiedlichkeit auf dem Grundstück von
im Innenausbau oder bei nachbarschaftlichen
neu bebaut. Überzeugend ist die Haltung, mit
X-Berg 2.0 als Gemeineigentum der Gesellschaft
Handreichungen aller Art.
dem Modell der Genossenschaft die Entwick-
Um dieses Ziel zu verwirklichen wurde die
am Halleschen Ufer etablieren. Für die Zeit des
So kann sich ein agiles und lebendiges Szenario
lung von Anfang an in die Hände der künftigen
Aufbaus der Genossenschaft ist eine Zwischen-
im Hochhaus etablieren, das die bunte Kreuz-
NutzerInnen zu legen. Diese Haltung würdigte
nutzung des Hochhauses für eine Dauer von
berger Mischung des Quartiers im Vertikalen
die Jury des CG-Preises mit dem 1. Platz in
15 Jahren geplant, um so das Kapital für eine
widerspiegelt.
der Kategorie Projektentwicklung. Neben einer Studienunterstützung in Höhe von 1500 Euro
Totalsanierung zu erwirtschaften. Bei der Planung
Diese schrittweise Entwicklung kombiniert
hierzu wurde davon ausgegangen, dass die jewei-
die Weiternutzung des bestehenden Hochhauses
erhielt die Gewinnerin, Paula Kurz, ein Praktikum
ligen Nutzer sich im gegründeten Verein über
mit Neubau und Umbau auf dem umliegenden
in einem Berliner Architekturbüro. ■
träger und betreibermodell
90
grundriss etage a
grundriss etage b
91
master
ForschuNgsproJeKt BauKultur KoNKret projektbearbeitung: prof. dr. florian kluge, prof. Swen geiSS + dipl.-ing. miriam hamel
g
emeinsam mit dem österreichischen Verein LandLuft – Verein
t
sowie der öffentlichen Baukulturdiskussion andererseits;
dem Leipziger Büro für urbane Projekte haben Florian Kluge und Swen Geiss, Professoren am Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule, den Zuschlag für das Forschungsprojekt „Baukultur konkret“ erhalten. Die Arbeitsgemeinschaft arbeitet im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und
Untersuchung geeigneter Kommunikationswege und -formate zur Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsarbeit einerseits
zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen und t
Produktion von Visionen, Bildern, Impressionen, Piktogrammen und Skizzen, um externe Sichtweisen auf den Ort festzuhalten und die baukulturelle Phantasie anzuregen. In das Workshopprogramm eingebunden waren als Forschungs-
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-
stipendiaten acht Bachelor- und Masterstudenten sowie Alumnis
torsicherheit; die Bundesstiftung Baukultur begleitet das Vorhaben.
des Fachbereichs Architektur, die im Rahmen eines Bewerbungs-
Aufgabe des interdisziplinären Forschungsteams ist es, Baukultur-
verfahrens ausgewählt wurden. Mit dieser Unterstützung wurden
initiativen im ländlichen Raum sowie in Klein- und Mittelstädten
in einem Workshop vom 9. bis 11. Oktober alle Aufgaben sukzessive
zu identifizieren, die bereits gute Ansätze in Sachen Baukultur
abgearbeitet. Auftakt und Abschluss des Workshops waren dabei
gezeigt haben, aber noch Hindernisse überwinden müssen, um
öffentlich, um zunächst Zielrichtung und Arbeitsmethodik des Pro-
flächendeckend, dauerhaft und strategisch für Baukultur in der
jekts und abschließend Erkenntnisse und Ergebnisse der Werkstatt
Gemeinde einzustehen. Baukultur im Sinne des Forschungsprojekts
zu präsentieren und diskutieren. Das sehr dichte Programm wurde
umfasst drei Dimensionen: Zunächst eine qualitätvoll gestaltete
allerseits als äußerst anregend und gewinnbringend eingestuft.
bauliche Umwelt, darüber hinaus die Verfahren, Instrumente und
Die Initiative wird die vielschichtigen Erkenntnisse sortieren und
Prozesse, die zu diesem Ziel führen sowie eine allseits geteilte gesell-
gemeinsam mit dem Forschungsteam evaluieren, bevor mit frischer
schaftliche Übereinkunft, in der genau diese Qualitäten gedeihen
Energie die neu entwickelten Konzepte und Aufgaben angegangen
können.
werden.
Seit Januar 2014 arbeiten Prof. Dr. Florian Kluge, Prof. Swen
Um vor Ort die größtmögliche Aufmerksamkeit für die Aktivitäten
Geiss und Miriam Hamel nun im Forschungsteam mit den Kollegen
zu erregen, wurde das Workshopprogramm durch eine künstle-
aus Leipzig und Österreich. In drei Pilot- und 15 Folgeprojekten
rische Intervention begleitet: Das alte Lehrerhaus – ein baukul-
geht es darum, lokale Baukulturinitiativen aufzugreifen und diesen
turelles, wenn auch baufälliges, Kleinod – wurde für drei Tage in
in kurzen Intensiv-Einsätzen zu mehr Dynamik, Breitenwirkung
goldene Folie eingepackt. Damit gelang es nicht nur, den Blick auf
und Akzeptanz zu verhelfen. Die dabei anzuwendenden Formate
wertvolle Bausubstanz zu lenken, sondern auch, den Bürgerdialog
– zum Beispiel Bürgergruppen, Ausstellungen, Runde Tische,
zu eröffnen und zum Baukulturworkshop einzuladen.
temporäre Aktionen oder Workshops – werden im Rahmen des
Im November fand die Pilotphase des Forschungsprojekts im
Projekts entwickelt und in den Pilotprojekten ausprobiert. In den
Rahmen einer öffentlichen Werkstatt ihren Abschluss. In verschie-
Folgejahren 2015 und 2016 sollen die erprobten Formate in den
denen moderierten Runden wurden Vorgehensweise, Erkenntnisse
weiteren Projekten Anwendung finden, bevor das Projekt Ende
und Schlussfolgerungen aus den drei Pilotprojekten diskutiert.
2016 abgeschlossen wird.
Darauf aufbauend wurden die nun folgenden Schritte skizziert –
Als erste Pilotprojekte wurden Dingden, Bischofswerda und
denn das Projekt wird weitergehen: 2015 und 2016 sollen weitere
Baiersbronn ausgewählt, wobei Dingden federführend vom
15 Baukulturinitiativen in ihrer Arbeit unterstützt werden. Das
Forschungsteam der Alanus Hochschule betreut wurde. In Dingden
Bewerbungsverfahren hierfür steht allen interessierten Initiativen
gibt es bereits seit mehreren Jahren vielfältige Baukultur-Aktivitäten.
unter www.baukulturinitiative.de offen, um Teil des Forschungspro-
Der Verein „Dorfentwicklung Dingden“ hat zahlreiche Veranstal-
jekts zu werden und somit die Unterstützung des Forschungsteams
tungen und Projekte initiiert, wie Architekturwerkstätten und
und überregionale Aufmerksamkeit zu erfahren. Das tatsächlich
-sprechstunden, die BauKulturstelle Dingden, die Neugestaltung
vor Ort durchzuführende Programm wird in enger Abstimmung
Kirmesplatz, geführte Dorfspaziergänge und Runde Tische mit Bau-
mit den lokalen Akteuren festgelegt. Auf Grundlage einer großen
kulturexperten. In intensiven Gesprächen vor Ort wurden mehrere
Bandbreite von möglichen Formaten (Bürgerversammlungen,
Themenbereiche identifiziert, in denen die Unterstützung durch das
Ausstellungen, Interventionen, Strategie- / Entwurfsworkshops,
Forschungsteam erfolgversprechend erschien:
Konzeptentwicklung, Moderationsverfahren, Exkursionen etc.)
t
Gemeinsame Ortsanalyse, um interne und externe Sichtwei-
wird individuell entschieden, welche Konzeptbausteine geeignet
sen auf den Ort zu diskutieren sowie Potentiale, Schwächen,
erscheinen, die lokalen baukulturellen Aktivitäten voranzubringen.
Chancen, Themen und Fragen zu identifizieren; t
92
Eine übergreifende Auswertung der Zusammenarbeit mit den In-
Entwicklung einer übergeordnete Strategie zur Bündelung der
itiativen wird ab 2016 erfolgen. In der Sammlung und Analyse der
baukulturellen Aktivitäten, die in einem gesamträumlichen
Projekte wird sich zeigen, welches typische Akteurskonstellationen
Konzept, einer priorisierenden Maßnahmenliste sowie einer
sind, unter welchen Rahmenbedingungen sie erfolgreich agieren
Zeitachse für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen
und in welcher Weise unterstützende Maßnahmen hilfreich waren,
Ausdruck findet;
um die lokale Baukultur voranzutreiben. ■ Florian Kluge
93
master
proJeKtBeteiligte auFtraggeBer: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn auFtragNehmer: Arbeitsgemeinschaft „Baukultur konkret“ t
Büro für Urbane Projekte, Leipzig vertreten durch Björn Teichmann, Wolfram Georg und Andreas Paul
t
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Fachbereich Architektur, Alfter vertreten durch Prof. Dr. Florian Kluge (Lehrgebiet Projektmanagement), Prof. Swen Geiss (Lehrgebiet Architektur und Ressourcen) und Miriam Hamel
t
Landluft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen vertreten durch Roland Gruber (Vors.), Judith Leitner, Josef Mathis, Thomas Moser und Roland Wallner
Das Forschungsvorhaben „Baukultur konkret“ wird in enger Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Baukultur durchgeführt. iNFormatioNeN zum proJeKt: http://www.baukulturinitiative.de/ ForschuNgsstipeNDiateN Des FachBereichs architeKtur: Claudius Bäuml, Peter Baumgardt, Dominique Buchmaier, Elias Cores-Schley, Avila Dietrich, Simon Koolmann, Julian Meißner, Sonja Siewert
94
Diplom Projekte
Diplom
ort oDer Nicht-ort Sonja Siewert // diplomarbeit // prof. Swen geiSS + prof. marek nowak
a
nonym und kalt, gesichts- und geschichts-
Gemeinsames verbindet sie. Der Bezug zur umge-
los – so beschreibt der Ethnologe Marc Augé
benden Landschaft wird häufig nur noch über Na-
in seinem Klassiker „Nicht-Orte“ von 1992 die
men und Zeichen hergestellt („Willkommen im
sinnentleerten Funktionsräume der Moderne wie
Ahrtal“), regionale Besonderheiten, Bauweisen
Flughäfen, Supermärkte, Bahnhöfe oder Hotel-
oder Produkte spielen keine Rolle. Im Gegenteil –
ketten. Im Gegensatz zu historisch gewachsenen,
die Verwendung bekannter globaler Marken soll
städtischen Räumen besitzen Nicht-Orte keine
beim Kunden für ein Gefühl der Geborgenheit
gemeinsame Vergangenheit mit den Menschen,
und Vertrautheit sorgen.
die sich in ihnen bewegen. Sie stiften keine indi-
Die Anonymität dieser Orte kann jedoch auch
viduelle Identität und schaffen Einsamkeit und
ihre eigenen Reize haben: Gerade die Abwesenheit
Gleichförmigkeit.
der vertrauten sozialen Strukturen erlaubt den
Auch Autobahnraststätten sind solche Nicht-
Benutzern ein Spiel mit ihrer eigenen Identität,
Orte. Als reine Transiträume dienen sie genau
die Freiheit, sich ohne soziale Zwänge in neuen
definierten Zwecken. Ihre Benutzer werden auf
Rollen auszuprobieren.
ihre Funktion als Passagiere reduziert, nichts
96
eNtwurFsBeschreiBuNg Unter einer gemeinsa-
spiegelbildlich angelegte Anlage vor, gemeinsam
men Dachhaut aus Aluminium werden in der
bilden die beiden korrespondierenden Objekte
Neuplanung der Autobahnraststätte Sauerland
eine Klammer um den innenliegenden Verkehrs-
Ost die Funktionen Tankstelle und Shop, Restau-
bereich.
rant, Cafébar, Sanifair-Anlage, Motel sowie eine
Die Erschließung und Gliederung der ver-
separate Bar für LKW-Fahrer angeboten. Der
schiedenen Funktionsbereiche erfolgt durch drei
langgezogene, eingeschossige Gebäudekomplex
Durchgänge: Hinter dem Tank- und Verkaufs-
unterstreicht in seiner äußeren Form und Materi-
raum erfolgt der direkte Zugang zur Sanifair-
alität die Themen Dynamik, Geschwindigkeit und
Anlage sowie zum hinter dem Gebäude liegenden
Verkehr. Kontrastierend hierzu vermittelt der
Park. Der Haupteingang in der Mitte des Ge-
Innenbereich, in dem Holz das dominierende
bäudes bildet die Trennung von Restaurant und
Material darstellt, eine Atmosphäre der Ruhe und
Motel und erlaubt ebenfalls den direkten Zugang
Wärme. Das gleiche Gegensatzpaar spiegelt sich
zur Parkanlage. Den Motels vorgelagert ist eine
in den Außenbereichen vor und hinter dem Ob-
Cafébar, die gleichzeitig als Rezeption und Früh-
jekt wider: Der rund 200m lange Komplex bildet
stücksbereich für die Motelgäste dient. Die dritte
sowohl optisch als auch akustisch eine „Trenn-
Öffnung am Ende der Anlage bildet die Trennung
scheibe“ zwischen der lauten und lebendigen
zwischen den Motelzimmern und der am Ende
Verkehrszone und dem parkartigen Erholungs-
des Komplexes liegenden Bar für LKW-Fahrer, die
bereich, in dem sich als einziger freistehender
über eine separate Sanitäranlage verfügt.
Baukörper eine Kapelle als Symbol der Ruhe
Die optische Gliederung der Funktionsberei-
und Besinnung befindet. Die Planung sieht für
che wird durch die Anordnung der außenlie-
die gegenüberliegende Seite der Autobahn eine
genden Holzscheiben unterstrichen, die einen
97
Diplom
98
konisch zulaufenden Gang entlang des Motels bilden. Die Erschließung der zehn Motelzimmer erfolgt von der Vorderseite, alle Zimmer verfügen zur Parkseite über einen Austritt. Im Restaurant befindet sich, neben dem mit frei angeordneten Tischen ausgestatteten Essbereich, eine abgesetzte Lounge mit Holzofen, die mit Sofas und Sesseln ausgestattet ist und als Blickfang für die über den Haupteingang eintretenden Gäste dient. Das Motel und die verschiedenen Restaurationsbetriebe sind autonom angelegt und können voneinander unabhängig betrieben werden. Die Zulieferung für den Tankstellenshop sowie für das Restaurant erfolgt von der Parkseite aus, dort befinden sich auch die Mitarbeiterparkplätze. Die Cafébar, das Motel und die Bar für LKW-Fahrer werden von der Vorderseite beliefert. Die gesamte hinter dem Gebäude liegende Parklandschaft ist für Gäste frei nutzbar. Anstelle eines separaten Kinderspielplatzes finden sich hier über die gesamte Außenanlage verteilte einzelne Spielgeräte, die zu einer Erkundung des Geländes anregen. Die Einfriedung der im Park liegenden Kapelle öffnet sich zum Hauptgebäude hin und bildet so den Rahmen für die beiden Zuwegungen, die vom Haupteingang sowie vom Tankstellenbereich zur Kapelle führen. ■
99
Diplom
100
Drumherum Weit und Breit
Drumherum
Seitenansicht – foto: ido de baat
BrücKe Der NachhaltigKeit prof. dr. mathiaS wirthS // ba 1.4 raum im kontext // jahrgangSübergreifend // herbStSemeSter 2013
D
as Bauen mit Tropenhölzern wird seit vielen
Mit einem Experimentalbau an der Alanus-
Holzelementen, die Teil der Tragkonstruktion
Jahren mit der Ausbeutung und Zerstörung
hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter
und Geländer in einem sind, sowie dazwischen
der Natur gleichgesetzt. Solange die Forstwirt-
bei Bonn wurden sowohl die Ästhetik als auch
befindliche Abstandshölzern, die Tragwerk und
schaft in den tropischen Zonen nur aus einem
überzeugende Materialeigenschaften von FSC
Lauffläche sind, gebildet.
räuberischen Abholzen der nutzbaren Bäume
zertifiziertem Bongossi unter Beweis gestellt. Die
Die „Brücke der Nachhaltigkeit“ erstreckt sich
bestand, stimmt diese Gleichung sicherlich. Eine
Entwurfsidee war, aus dem dauerhaften und sehr
über eine Spannweite von ca. 11.50m über einen
weitreichende Boykottierung des Importes von
schweren rötlichen Holz, eine Brücke mit einem
Siefen auf dem Campus I der Alanus Hochschule.
Tropenhölzern in Europa war der Versuch, dem
möglichst filigranen und leichten Erscheinungs-
Als Fußgängerbrücke stellt sie die Verbindung zwi-
Verlust der Regenwälder entgegenzutreten. Eine
bild zu komponieren. Die Konstruktion wird aus
schen einer von Bildhauern genutzten Werk- und
Nichtnutzung von Tropenhölzern birgt jedoch
sich wiederholenden V-förmig angeordneten
Ausstellungswiese und dem übrigen Campus her.
auch die Gefahr, der kompletten Rodung und Umwandlung von Waldfläche zu Anbaufläche für Biokraftstoffe oder zu Weideland. Daher setzt sich beispielsweise die FSC seit 1993 dafür ein, Standards für eine globale, nachhaltige Forstwirtschaft zu entwickeln. Der Schutz der Regenwälder soll somit durch eine behutsame Nutzung, einer nachhaltigen Forstwirtschaft erreicht werden. Daher ist die Verwendung zertifizierter Hölzer der Tropen aus Sicht eines nachhaltigen Umgangs mit den Ressourcen unserer Erde nicht mit dem Raubbau früherer Zeiten zu vergleichen. Die besonderen Eigenschaften von einigen Tropenhölzern z.B. die Witterungsbeständigkeit, machen ihren Einsatz in Europa dort sinnvoll, wo einheimische Hölzer nicht mit gleichen Eigenschaften aufwarten können. 102
abbundplanung - bild: i. j. Volkmann
Das Projekt wurde unter Leitung von Prof. Dr.-Ing Mathias
Zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Jürges (Lehrgebiet
Wirths von Studierenden des Fachbereiches Architektur konzipiert,
Tragwerklehre, FH – Münster) wurde das statische Konzept der
geplant und in Eigenleistung errichtet.
Bogenbrücke entwickelt.
Der gesamte Prozess von der ersten Idee bis hin zur realisierten
Das millimetergenaue Fräsen und Sägen der einzelnen Holzbau-
Brücke wurde immer wieder in die Lehre des Fachgebietes Bautech-
teile erfolgte mit Unterstützung von Prof. Dr.- Ing. Leif A. Peterson
nologie eingebunden und hat bei den mitwirkenden Studierenden
(Lehrgebiet Holzbau und Bauphysik, FH-Aachen) auf einer moder-
„nachhaltig“ Eindruck hinterlassen (und dies bezieht sich nicht
nen Abbundanlage am Studienort des Studienganges Holzingenieur-
nur auf den ein oder anderen Muskelkater nach der Arbeit an der
wesen im Berufsbildungszentrum in Euskirchen.
Brücke).
ausführungspläne – ido de baat
impressionen – fotos: mathias wirths
Topografische Randbedingungen und Gesichtspunkte des Natur- und Landschaftsschutzes schlossen von vorneherein den Einsatz von
Hinsicht ein positives Signal hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung. Zum einen bieten auf dem Gebiet der
schwerem technischen Gerät wie Bagger oder
Hochschullehre solche Projekte die Möglichkeit
Autokran aus. Insofern wurden die Fundamente
bautechnisches Wissen nicht nur theoretisch zu
ebenso per Hand ausgehoben wie alle Holzbautei-
vermitteln, sondern erlebbar und begreifbar zu
le einzeln händisch an Ort und Stelle über einem
machen.
vorher aus Resthölzern erstellten Lehrgerüst montiert.
Zum anderen wird der verantwortungsvolle
eNtwurF uND plaNuNg: Dominique Buchmaier,
Umgang mit Tropenhölzern thematisiert und es
Ido de Baat, Prof. Dr. Ing. Architekt Mathias
wäre wünschenswert, wenn durch den Einsatz
Wirths, Alanus Hochschule
arbeit (GIZ) hat das Projekt finanziell ermöglicht
von zertifiziert nachhaltig angebautem Tropen-
statiK: Prof. Dr.-Ing. Thomas Jürges, FH-Münster
und inhaltlich mit Vorträgen zum Thema „nach-
holz in Europa die Forstwirtschaft in Entwick-
plaNuNg uND DurchFühruNg Des aBBuNDes: Jens
haltige Forstwirtschaft in den Tropen“ unterstützt.
lungsländern die Chance bekäme, den Wald, statt
Volkmann, Prof. Dr.-Ing. Leif A. Peterson, FH-
zu zerstören, zu bewahren. ■ Mathias Wirths
Aachen
Die Gesellschaft für internationale Zusammen-
Die so entstandene Brücke setzt in mehrfacher
103
Drumherum
NetzwerK – eiNe KüNstlerische iNterveNtioN auF zeche zollvereiN prof. dr. florian kluge + prof. willem-jan beeren // ma 3.1 projektmanagement IM RAHMEN DES LEHRGEBIETS PROJEKTMANAGEMENT HABEN 16 MASTER- UND BACHELOR-STUDIERENDE DIE AUSSTELLUNG „PRODUKTIVE STADTLANDSCHAFTEN“ DES MUSEUMS FÜR ARCHITEKTUR UND INGENIEURSKUNST (M:AI) ZUM ANLASS GENOMMEN, DIE GESTALTUNGSAKTION „NETZWERK“ REALITÄT WERDEN ZU LASSEN.
a
uf dem Gelände des Weltkulturerbes der Zeche Zollverein ergänzte die Installation das Ausstel-
lungsprogramm um eine temporäre Intervention, weckte die Aufmerksamkeit, griff Thema und Ort auf und interpretierte diese künstlerisch. Die Ausstellung thematisierte den Emscher Landschaftspark, der nicht nur eine Erholungslandschaft für 5 Millionen Menschen in der Metropole Ruhr ist, sondern einen Jahrzehnte andauernden Prozess, ein visionäres Programm und ein innovatives Gesamtprojekt darstellt, an dem ein großes Netzwerk von Beteiligten mitwirkt. Die Installation „NetzWerk“ nahm das verbindende, verknüpfende – vernetzende – Wesen des Emscher Landschaftsparks auf und brachte es in einem aus 50km Schnur bestehenden Geflecht zum künstlerischen Ausdruck. Das Raumgeflecht definierte den Raum neu und symbolisierte die zentrale Rolle des Emscher-Landschaftsparks, der in der Ausstellung thematisiert wurde: Der Freiraum ist es, der die Städte des Ruhrgebiets in unterschiedlichster Ausprägung miteinander verbindet, verwebt und vernetzt. Ort der Ausstellung war das neu ertüchtigte Kammgebäude – auf dem Rasen davor fand die großformatige Netz-Landschaft ihren Raum. Baumaterial war weiße Polypropylenleine, die ohne kompliziertes Werkzeug eine Installation mit räumlich prägnanter Wirkung ermöglicht. Farbe, Haptik und Optik des filigranen Materials
104
kontrastierten angenehm mit dem Ambiente des Zollverein-Ensembles. Ziel des von Prof. Dr. Florian Kluge und Prof. Willem-Jan Beeren geleiteten Projekts war es nicht nur, Aufmerksamkeit für die Ausstellung zu wecken, sondern auch neue (temporäre) Räume zu schaffen, Sichtgewohnheiten zu brechen und nicht zuletzt zur Diskussion anzuregen und zum Gespräch einzuladen. Für den Erfolg des Projekts waren dabei nicht nur die Qualität des Entwurfs, sondern auch die kreative und zielführende Gestaltung von Strukturen und Prozessen entscheidend. Im Seminar Projektmanagement wurden die dafür notwendigen Kenntnisse, Methoden und Fähigkeiten vermittelt und im Projekt NetzWerk direkt und eigenständig angewandt. Das Lehrprinzip der Temporären Intervention ermöglicht es den Studierenden, den kompletten Lebenszyklus eines Projektes eigenständig zu gestalten, zu erleben und zu evaluieren – von der ersten Idee bis zum Abbau des Objekts. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren und Projektpartnern entwickelte das Projekt eine ideale Symbiose zwischen den realen Fragen, Notwendigkeiten und Akteuren der Praxis auf der einen Seite sowie der kreativen Nutzung der Denkfreiräume einer Kunsthochschule auf der anderen Seite. Neben dem M:AI waren die Stiftung Zollverein, der Regionalverband Ruhr sowie die Emschergenossenschaft Förderer und Partner der Aktion. Sowohl im Rahmen der großen Vernissage, als auch im Verlauf der mehrwöchigen Ausstellungszeit wurde die Installation mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit, großem Lob und reichhaltigem Presseecho bedacht. Gemeinsam mit M:AI und anderen Partnern wurde beschlossen, dass das nicht das letzte gemeinsame Projekt gewesen sein soll. ■ Florian Kluge
105
Drumherum
100 Jahre werKBuND bernd dreSSen // ba 1.6 SChauSpiel // werkbundakademie 2014 // frühjahrSSemeSter 2014
D
ie geschichte Der zuKuNFt. 1914-2014. Die
Unternehmen auf der Grundlage eines stilsiche-
schieden! Solange es noch Künstler im Werkbund
variatioN Der moDerNe. So der Titel der Werk-
ren Grundmusters einen riesigen Verkaufsschla-
geben wird und solange sie noch Einfluss auf sein
bund Akademie auf Schloss Gnadenthal im Juni
ger wird herstellen können.
Geschick haben werden, werden sie gegen jeden
2014. Der Themenrahmen der Akademie bezieht
aNNa muthesius: Hermann, willst Du mich jeden
Vorschlag eines Kanons oder einer Typisierung
sich auf die große Werkbund-Ausstellung, die
Morgen ins Korsett schnüren? Oder etwa, dass
protestieren!!
1914 in Köln stattfand.
jemand anderes es tut? Wir waren uns doch einig:
wilhelm ostwalD: Wissen Sie, Herr van de Velde,
kein Korsett mehr!
der Künstler schafft heute nicht mehr für den
dieser berühmten Kölner Werkbundausstellung,
hermaNN muthesius: Du hast recht, meine Liebe,
einzelnen, er schafft für die Nation. Seine Arbeit
der sich im sogenannten Typenstreit entlud, war
ein schlechtes Beispiel habe ich da gewählt. Ich
hat einen sozialen Charakter gewonnen. Die
Inspiration für das Theaterstück das neun Studie-
bin aber der unumstößlichen Überzeugung, dass
ganze Kunst, soweit sie bewusst vorwärtsgeführt
rende des Fachbereichs Architektur unter Leitung
es für Deutschland eine Lebensfrage, ja, eine Über-
wird, hat diese Richtung einzuschlagen. Dass
von Regisseur und Dramaturg Bernd Dreßen
lebensfrage ist, seine Produktion zu veredeln.
dadurch die Typisierung zu einer Bedingung
am 21.06.14 innerhalb der Werkbundakademie
heNry vaN De velDe: Uns ist der Fluch wohlbe-
wird, das brauche ich im einzelnen nicht weiter
und zum 100-jährigen Jubiläumsfest auf Schloss
kannt, der auf unserer Industrie lastet, exportieren
auszuführen.
Gnadenthal aufführten.
zu müssen, aber: …
alma mahler: Ihr Nobelpreis, sehr geehrter Herr
Der Konflikt zwischen führenden Kontrahenten
hermaNN muthesius: Deshalb haben wir im
Prof. Ostwald, in allen Ehren. Aber er scheint Sie
DAS STÜCK ZUM STREIT:
Werkbund als Vereinigung von Künstlern, Indus-
nicht vor grundlegenden Irrtümern zu bewahren.
MUTHESIUS VS. VAN DE VELDE
triellen und Kaufleuten unser Augenmerk darauf
Die Künstler misstrauen instinktiv allem, was sie
Eine szenische Aktion zur Erinnerung an den
zu richten, die Vorbedingungen für einen kunst-
in eine allgemeingültige Form hineintreiben will.
Typenstreit am 16. Mai 1914
industriellen Export zu schaffen.
Darin sehen sie nur eine Maske, die aus einer
aNNa muthesius: Jetzt werden auch noch Korsetts
heNry vaN De velDe: Aber: Noch nie ist etwas
Unfähigkeit eine Tugend machen will.
industriell gefertigt! Können Sie sich das vorstel-
Gutes geschaffen worden aus bloßer Rücksicht auf
aDolF loos: Frau Mahler, die Zeit wird kommen,
len?! Dabei gehören sie abgeschafft – ersatzlos
den Export.
in der die Einrichtung einer Zelle nach Vorstellun-
gestrichen!!
hermaNN muthesius: Natürlich, ich stimme
gen vom Professor Van de Velde als Strafverschär-
heNry vaN De velDe: Es werden sich schon Haken
Ihnen zu: Die Welt wird erst dann nach unseren
fung gelten wird.
und Ösen finden lassen, um auch Korsetts zu
Erzeugnissen fragen, wenn aus ihnen ein überzeu-
walter gropius: Hören Sie, Loos! Ein Ding wird
individualisieren. Aber, verehrte Frau Muthesius,
gender Stilausdruck spricht. Auf eine wirksame
bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestal-
ich pflichte Ihnen vollkommen bei: die indust-
Ausstrahlung des deutschen Kunstgewerbes
ten, dass es richtig funktioniert – ein Gefäß, ein
rielle Fertigung von Korsetts ist der Höhepunkt
auf das Ausland kann nicht gerechnet werden,
Stuhl, ein Haus –, muss sein Wesen zuerst erfasst
einer von jeder Ästhetik freien Uniformierung
solange nicht eine geschmackvolle Allgemeinhöhe
werden, denn es soll seinem Zweck vollendet
des Menschenleibs. Wir benötigen unbedingt eine
erreicht ist.
dienen, d. h. seine Funktion praktisch erfüllen,
neue Kleidung, eine Reformkleidung.
heNry vaN De velDe: Was heißt denn ‚geschmack-
haltbar, billig und schön sein.
hermaNN muthesius:Werter Kollege van de Velde,
volle Allgemeinhöhe‘, werter Kollege Muthesius?
aDolF loos: Adolf, lieber Walter Gropius, Adolf
Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Mit Haken
hermaNN muthesius: Ein allgemein geltender,
Loos! Sie haben wieder unserer Industrie und
und Ösen und den entsprechenden Schnüren und
sicherer Geschmack kann nur wieder Eingang in
unseren Handwerkern erzählt, wie wichtig Sie
Bändern werden so zahlreiche Anpassungsmög-
die Gesellschaft finden mit der Typisierung.
sind. Um ihre Existenz zu rechtfertigen, erzählten
lichkeiten geschaffen, dass ein gutes deutsches
heNry vaN De velDe: Nein!! Ich widerspreche ent-
sie anfangs, dass Sie die Kunst in das Handwerk
106
bringen müssten. Das konnte der Handwerker
walter riezler: Dienen freilich keiner mensch-
ren Kasernen, mit schöneren Stühlen, Spinden,
nämlich nicht. Dazu war er viel zu modern. Alle
lichen Macht, sondern der göttlichen Macht
Tischen und Befehlstafeln ausgestattet.
Gewerbe, die …
der Natur. Aus ihr kommt jede Form, nur im
theoDor heuss: Was wir brauchen, ist eine
aDolF BehNe: Bauen ist etwas anderes als Mauern.
Einklang mit ihr ist es dem Menschen gegeben,
Empfindung für die Würde der guten Arbeit und
Mauern können auch die Spekulanten.
Lebendiges zu schaffen, ja, überhaupt wahrhaft
Freude am Reiz formaler Erfindung. Das ist es,
aDolF loos: Alle Gewerbe, die bisher diese über-
zu leben.
was schließlich in dem Wort „Sinn für Qualität“
flüssige Erscheinung aus ihrer Werkstatt fernzu-
heiNrich puDor: Mag sein, dass der nach unten
steckt.
halten wussten, sind auf der Höhe ihres Könnens.
offene Rock nach irgendwelcher Beziehung doch
wilhelm wageNFelD: Man wollte nur anständige
Die Erzeugnisse dieser Gewerbe repräsentieren
Anklänge an den Bau des weiblichen Körpers
Qualität in den Kasernen. Ein echtes Anliegen des
den Stil unserer Zeit. Sie sind es, weil noch kein
aufweist, aber den Formen des menschlichen
Werkbundes war das wieder einmal, verstehen
Unberufener sich als Vormund in diesen Werk-
Körpers, der gabelförmig auf der Erde steht, nicht
Sie, Herr Heuß?
stätten aufzuspielen versuchte.
aber tonnenartig, wird er nicht im entferntesten
haNs holleiN: Alles ist Architektur! Was wir bau-
aDolF BehNe: Ach hören Sie doch auf! Ich sage es
gerecht.
en, lieber Herr Heuß, wird immer seine Verwen-
noch einmal: Bauen ist etwas anderes als Mauern!!
luDwig mies vaN Der rohe: Ich muss doch einwen-
dung finden. Denn Form folgt nicht Funktion.
walter gropius: Sehen Sie, lieber Behne, die
den: Verwechseln Sie bitte nicht das Einfache mit
Form entsteht nicht von selbst. In der Architektur
Krankheit unserer …
dem Simplen. Weniger ist mehr!
geht es nicht um Schönheit.
BruNo taut: Ach nee, Gropius, jetzt führen Sie
margarete schütte-lihotzKy: Mies van der Rohe,
wolFgaNg meiseNheimer: Ich habe die Erfahrung
schon den Bene im Mund? Es ist vollkommen
nicht wahr? Herr Mies, Sie sollten sehen: jede
gemacht: Am Ende aller Mühen stehen nicht etwa
unwichtig, ob …
denkende Frau muss diese Rückständigkeit emp-
fertige Dinge, definitive Kenntnisse oder gültige
walter gropius: Behne, nicht Bene! Adolf Behne
finden und darin die schwerste Hemmung eigener
Regeln. Es gibt überhaupt nichts Fertiges. Alles hat
meine ich, Kollege Taut. Lassen Sie mich ausreden:
Entwicklung und somit auch der Entwicklung
den Charakter von Vorgängen. Alles zeigt die Spur
die Krankheit unserer heutigen Städte und Sied-
ihrer Familie erkennen.
unserer Arbeit. Insofern sind wir alle Performance-
lungen ist das traurige Resultat unseres Versagens,
luDwig mies vaN Der rohe: Nicht die Form an
Künstler, Aktionisten.
nicht menschliche Grundbedürfnisse über indust-
sich kann das Ziel sein, Frau Schütte-Lihotzky,
aNDy warhol: Excuse me, Mr. Hollein! Mr.
rielle Forderungen gestellt zu haben.
die Form hat sich vielmehr als Dienerin den
Meisenheimer, I agree: Das Schönste in Tokio
aDolF BehNe: Lieber Gropius, nicht so pessimis-
gegebenen Umständen anzupassen, da nur aus
ist McDonald‘s. Das Schönste in Stockholm
tisch. Zweckerfüllung ist eines der Mittel architek-
Lebensqualität wahre Formintensität erwachsen
ist McDonald‘s. Das Schönste in Florenz ist
tonischer Gestaltung; denn etwas Unpraktisches
kann.
McDonald‘s. Pjöngjang und der Vatikan haben
kann nicht schön sein.
walter riezler: Ich glaube, es ist ganz ausge-
noch nichts Schönes.
BruNo taut: Und ich sage: Es ist vollkommen
schlossen, dass die Hauptaufgabe des Werkbun-
haNs holleiN: Architektur ist nicht Befriedigung
unwichtig, ob in einer Saison das Dreieck und
des die ist, das individualistische Schaffen von
der Bedürfnisse der Mittelmäßigen, ist nicht
in der nächsten das Quadrat als einzig richtiges
einzelnen zu stützen
Umgebung für kleinliches Glück der Massen.
Ornament dekretiert wird. Nur die schöpferische
richarD riemerschmiD: Sehr richtig, verehrte
Architektur wird gemacht von denen, die auf der
Anstrengung und die Überlegungen derer, die
Kollegin! Wenn der Werkbund im ernsthaften
höchsten Stufe der Kultur und Zivilisation, an
klar sehen, sind entscheidend für die Zukunft des
Bemühen sich seine Werturteile bildet und stets
der Spitze der Entwicklung ihrer Epoche stehen.
Deutschen Werkbundes! Richtig, Behne!
umbildet und neu bildet – in dem Sinne, wie alles
Architektur ist eine Angelegenheit der Eliten.
haNs poelzig: Wissen Sie, lieber Bruno Taut, der
Lebendige in täglicher Neu- und Umbildung
JoseF lehmBrocK: Es gibt auch die Formdiktatur
Werkbund braucht in erster Linie Bekenner, die
begriffen ist – so will er dabei im übrigen keinerlei
der Gestalter, denn diese zwängen die Menschen
sich für das als wahr Erkannte einsetzen und im
geheiligte Satzung gelten lassen, weder altehr-
in die Korsette ihrer Formvorstellungen. Die ab-
Kampf dafür vor keiner Behörde, vor keiner po-
würdige noch jungunehrerbietige; nur an einem
lesbaren Ziele der Verbraucher sind aber durchaus
litischen Partei - es sei, welche es wolle - zurück-
soll festgehalten werden: der Werkbund will der
ausreichend für den Entwurf neuer Stadtgebiete.
schrecken. Der Werkbund muss das Gewissen
wertvollen Leistung den Weg ebnen …
haNs holleiN: Aber Lehmbrock! Architektur ist
der Nation werden. Man muss an ihn glauben –
wilhelm wageNFelD: Vereint der Werkbund Per-
eine geistige Ordnung, verwirklicht durch Bauen.
man muss überzeugt sein, dass er alles Gute und
sönlichkeiten, die auffallen durch überragenden
Alles Bauen ist kultisch.
Zukunftsfrohe fördert.
Geist, überragendes Können und Wissen? Wäre
wolFgaNg meiseNheimer: Wenn es Handwerk,
Karl-erNst osthaus: Herr Poelzig! Das Schaffen
das so, dann wäre der Werkbund der restaurativ
Theorie und die Beziehung zum menschlichen
begabter Künstler hat uns Werke beschert, die in
orientierten Gesellschaft wahrhaftig unbequem.
Leib vereinigt! Schönheit ist nicht eigentlich
sich geschlossen erscheinen. Aber zur Allgemein-
Statt aber anzuprangern, was schlecht, verlogen
Eigenschaft der Dinge, sondern die sichtbar
gültigkeit ist noch keines durchgedrungen. Wie
und geistlos ist an Architektur und Industrieer-
gewordene Sehnsucht meiner Phantasie, die sich
sehen Sie das, Herr Riezler?
zeugnissen, boten sich Werkbund-Mitglieder an,
auf die Dinge richtet.
walter riezler: Moment! Am Ziel des Weges
beim Bau der Kasernen und ihrer Einrichtung zu
aNDy warhol: Die Ästhetik unserer Tage heißt
steht der neue Stil, Herr Osthaus. Noch sind
beraten, mitzuwirken und zu helfen.
Erfolg.
wir weit davon entfernt, und jeder Versuch, mit
richarD riemerschmiD: Herr Wagenfeld, ich
wolFgaNg meiseNheimer: Nichts ist schöner auf
Gewalt den Stil zu schaffen, wäre verhängnisvoll.
wiederhole: der Werkbund will der wertvollen
der Welt, als etwas anzufangen. Anfangen zu
Ja, es ist besser, gar nicht an ihn zu denken, nur
Leistung den Weg ebnen, dem Minderwertigen
träumen, zu verdienen, herzustellen, zu essen,
hingegeben zu sein jeder einzelnen Aufgabe, für
überall das Hochwertige entgegenstellen, den
zu schlafen, zu lieben … Das ständige Anfangen
sie die gemäße Form zu suchen und die Kräfte
Begriff der Wertigkeit einhämmern, bis er zur
von Möglichkeitsübungen: herrlich! Aber feurig,
des Geistes und der Phantasie nicht herrschen,
Selbstverständlichkeit wird, so dass kein rechter
wenn‘s geht.
sondern dienen zu lassen.
Deutscher sich daran vorbeidrücken kann, ohne
mia seeger: Wie Werkbund-Arbeit läuft? Ich habe
Karl-erNst osthaus: Heute ist die Welt differen-
sich in seinem Gewissen beschwert zu fühlen.
sie so aufgefasst: jeder macht seine Arbeit an
zierter geworden, ein allgemeiner Stil scheint
wilhelm wageNFelD: Ja, ja – das Soldatendasein
seiner Stelle, und untereinander macht man einen
unmöglich zu sein.
sollte doch nur menschlicher werden, in schöne-
lebhaften Austausch. ■ Bernd Dreßen 107
Drumherum
soNotopia 2014 Sam auinger + prof. willem-jan beeren // ba 1.4 raum im kontext // jahrgangSübergreifend // frühjahrSSemeSter 2014
s
onotopia, was ist das? Irgendwas mit Klang.
sich hierbei nur um physikalische Eigenschaften von Schallwellen
Ich glaub‘, da mache ich mal mit. Das war
handelt, hat Sam Auinger noch nicht kennengelernt. Das, was es
mein erster Gedanke, als ich von dem Seminar
über Schallwellen an Grundlagen zu erlernen gab, brachte Sam
hörte. Als es dann allerdings näher rückte, stellte
uns mit der Unterstützung von Thomas Kusitzky innerhalb eines
sich der Zeitrahmen durchaus als problematisch
Vormittags näher. Dieses Wissen diente aber nur als Basiswerk-
heraus, da er sich leicht mit der Endphase un-
zeug, um nun mit uns an die Arbeit zu gehen. Die Baustelle war
seres Hauptprojektes überschnitt. So entschied
das „August Macke Viertel“ in Bonn. Die Aufgabe: Den Klang des
ich mich recht spontan gegen eine Teilnahme.
kulturellen Stadtteils wahrnehmen, dokumentieren und, was sich
Wäre bestimmt interessant, aber für mein weiteres
am schwierigsten gestaltete, wiedergeben. Unsere Ergebnisse sollten
Studium bringt es mir wohl eher wenig, dachte
in der „Fabrik 45“ an der Bonner Viktoriabrücke im Rahmen des
ich mir. So saß ich am ersten Tag des „Sonotopia-
Klangfestivals „Bonn Hören“ in Bild und Ton ausgestellt werden.
Projektes“, mit einem Kaffee in der Küche und
So gingen wir los und beschäftigten uns mit den Klangfacetten
ärgerte mich über meinen Entwurf des Ferienhau-
des Stadtviertels. Wenn man an Klangdokumentation denkt, denkt
ses, welcher einfach nicht besser werden wollte.
man zunächst an auditive Aufnahmen. Doch um Klang zu erkennen
Das Handy surrt. Nummer? Kenn ich nicht.
und tatsächlich zu erleben, gab Sam uns eine Aufgabe, die schon
„Hallo?“ „Willem-Jan Beeren hier. Kommst Du
bei ersten Versuchen eine Herausforderung darstellte: „Welches
noch, oder sollen wir ohne Dich anfangen?“
Geräusch macht beispielsweise ein Autoreifen, der mit circa 50km/h
„Äh… eigentlich… also ich… Ja, ich bin in 20
über den Asphalt rollt? Wie sieht das Zwitschern eines Vogels aus?
Minuten da.“
Zeichnet es.“ Hier begann sich eine gänzlich neue Welt des Klangs
Das war sicher eine richtige Entscheidung! Wir
zu eröffnen. Jeden Tag begannen wir mit Arbeiten, die unsere
lernten Sam Auinger kennen, der sich der nicht
Sensibilität in Bezug auf unsere akustische Umgebung schulten. So
ganz leichten Aufgabe annahm, sieben Architek-
wurde uns auch das Konzept einer Klangschwelle näher gebracht.
turstudenten und zwei Dozenten das Konzept von
Wenn man sich zum Beispiel unter eine befahrene Brücke begibt,
Klang nahe zu bringen. Wer nun denkt, dass es
ändern sich die Umgebungsgeräusche binnen eines Schrittes. Eine
108
tatsächliche Schwelle des Alltags. Unsichtbar. Aber wenn wir unserem Gehör ein bisschen mehr Beachtung schenken, eröffnet sich eine neue Welt. Auch hielt Sam uns zum Ausprobieren an und demonstrierte dies höchst eindrucksvoll an dem so genannten „Shatter-Echo“. Er stellte sich mit uns in eine recht große Einfahrt mit zwei parallel verlaufenden, flachen Wänden, die circa acht Meter hoch waren. Dann wurde einmal kräftig in die Hände geklatscht. „Klap!...... Tatatatatatatatatatat….!“ Die Wand antwortete, als hätte sie uns etwas gänzlich Eigenständiges zu erzählen. Diese und andere Klangerlebnisse nahmen wir mit unseren Aufnahmegeräten auf, um etwas für die Ausstellung daraus zu erschaffen. Bei der Eröffnung hatten wir nun diverse Klangkollagen aus Ampelgeräuschen, geschäftigem Treiben am Kaffeeroller, fahrenden Bussen und vielem mehr. Wir haben versucht, den Geist das Viertels in Form von Klang einzufangen und weiterzugeben. Des Weiteren wurden all die Versuche, den Klang visuell darzustellen, gezeigt, um die Sensibilität des Betrachters bezüglich dieses Themas anzuregen. Außerdem zeigte uns Sam ein weiteres Mal, was es heißt, Klang zu erleben, als er eine stehende Basswelle in einem kleinen Tunnel in der Fabrik erzeugte. Die Frequenz der Welle war exakt auf die Länge des Tunnels abgestimmt, was dazu führte, dass der Ton nur an bestimmten Positionen hörbar, jedoch überall spürbar war.
Die Zeit mit Sam hat meine Art, mit Entwürfen umzugehen, grundlegend zum Besseren verändert. Man kann in Bezug auf Klang viel falsch, aber auch viel richtig machen, wenn man einen Raum entwirft. Dass die Erfahrung „Sonotopia“ so großartig war, lag nicht nur an dem Vermittelten, sondern auch an dem Vermittelnden. Mit Sam hat es einfach funktioniert! Seine warme und ehrliche Ausstrahlung gab uns schon nach wenigen Tagen das Gefühl, gute Freunde zu sein, die zusammen etwas Großes erschaffen wollten. Vielen Dank für diese tolle Erfahrung. ■ Timo Rötzel
109
Drumherum
eNtwurFs- uND gestaltuNgsworKshop voN ethiKschuluNgsräumeN prof. willem-jan beeren // ba 1 grundlehre kunSt // frühjahrSSemSter 2014 // jahrgangSübergreifend
i
n einer Blockwoche im Laufe der vorlesungs-
der erste Absatz des Grundgesetzes wurden zur
freien Zeit im Frühjahr 2014 galt es, ein
theoretischen Grundlage eines Entwurfes, der
Konzept für Ethikschulungsräume am Landesamt
sich zum Ziel setzte, den Auszubildenden ethische
für Ausbildung, Fortbildung und Personalange-
Werte durch die Berührung aller Sinne auf der
legenheiten (kurz LAFP) der Polizei NRW im
Erfahrungsebene näher bringen zu können. In
Bildungszentrum Brühl zu entwerfen.
der Ausgestaltung kamen viele Elemente eines
Im Mittelpunkt stand das Thema unterschiedlicher Menschenbilder, das in anthropologischen,
Museumscharakters zum Vorschein. Die ehemalige Kleiderkammer, ein zur Zeit
ethischen und philosophischen Sichtweisen
als Möbellager genutzter Flachdachbungalow in
behandelt wurde. Mit dem Studiengang in Brühl
typischer Fertigteilbauweise der frühen Nach-
sollen unter anderem ethische Grundwerte
kriegsjahre mit einer Grundfläche von etwa
vermittelt werden. Wir wurden daran beteiligt
600qm, wurde in den Skizzen und Modellen,
darüber nachzudenken mit welchen räumlichen
die innerhalb der Blockwoche entstanden, zu
Mitteln dieses Ziel umgesetzt werden könnte.
einem Erlebnisraum ethischer Fragestellungen. ■
Der Kategorische Imperativ Immanuel Kants und
Balthasar Moos
5 4
1 2 3
entwurfsskizze
110
6 3
eingaNg vielFalteN selbstverständlich
8
7 2
4 5 6
9
1
zwischenraum blickwechsel meinraum
7 8 9
unterspaNNuNg zuKuNFtsraum wirkungsraum
teilnehmerinnen der alumni akademie
mehr als Nur eiN wort prof. dr. mathiaS wirthS // alumni akademie „wege zur naChhaltigkeit“ an der alanuS hoChSChule und der uniVerSität Siegen
F
rei nach Loriot könnte man nun konstatieren:
pektvollen Umgang von 28 Gästen aus 22 Ländern
wendung natürlicher Baustoffe in Brasilien als Ko-
„… nur ein Wort, da regt mich ja schon gleich
miteinander, spürt man, dass „Nachhaltigkeit“ in
operation einer brasilianischen Architektin und
die Überschrift auf “. Sicher, Worte habe bisweilen
diesem Zusammenhang für die TeilnehmerInnen
eines Iranischen Bauchemikers, Aktivitäten zur
große Macht, bringen, gerne bei falscher Wahl,
mehr als ein beliebiges Thema einer Fortbildungs-
Förderung der Mitbestimmung der Bevölkerung
Politiker dazu zurückzutreten oder bewirken
veranstaltung, sondern ein echtes Anliegen ist.
in der Ukraine und Ägypten durch Teilnehmer
im Kulturkreis des christlichen Abendlandes die
herKuNFtsläNDer Der teilNehmer/iNNeN Vom
aus Ägypten, der Ukraine, Brasilien und dem
Entstehung der Welt. Man merkt, es kommt auch
04.09. bis zum 12.09. haben sich die Besucher der
Senegal oder die Unterstützung von Kleinbauern
etwas darauf an, wer welche Worte verwendet.
internationalen Alumni Akademie an der Univer-
durch Wissenschaftler aus Vietnam und Indien
Nachhaltigkeit ist da ein recht strapaziertes Al-
sität Siegen und der Alanus Hochschule getroffen,
genannt.
lerweltswort. Alles und jeder wirbt mit nachhalti-
um Projektideen für eine nachhaltige Entwicklung
Für die in 2015 geplante Folgeveranstaltung,
gen Produkten, Strategien und Ideen. Ändert sich
zu konzipieren. Die Alumni hatten sich mit einer
mit dem Thema „Projekte evaluieren und steuern“
dadurch etwas? Wird die Welt dadurch wirklich
Ideenskizze für die Akademie beworben. Ziel der
kann man sehr zuversichtlich sein, dass hier nicht
ein Ort, der nachfolgenden Generationen gleiche
achttägigen Veranstaltung war es, Menschen aus
nur von Worten, sondern auch von Taten berich-
oder bessere Lebensbedingungen hinterlässt als
verschiedenen kulturellen Hintergründen zusam-
tet werden wird, die mit kleinen Schritten „Wege
heute?
menzubringen und für eine gemeinsame Arbeit
zur Nachhaltigkeit“ aufzeigen.
Vieles, vor dem Hintergrund der Nachhal-
an ihren Projekten zu vernetzen. Zum Ende des
Die Alumni Akademie wird ermöglicht durch
tigkeitsdebatte, bleibt nur Worthülse. Sicherlich
workshops kristallisierten sich 14 Projekte heraus,
die Förderung des DAAD Alumni-Programms,
bildet da unsere Akademie „Wege zur Nachhal-
die nun von den Teilnehmern weiter verfolgt und
finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für
tigkeit“ keine völlige Ausnahme. Doch erlebt man
in die Tat umgesetzt werden sollen.
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
die ernsthaften Vorträge, Diskussionen, den res-
„inspiration walk and talk“ in alfter mit prof. brigitte Scholz
Beispielhaft seien hier Initiativen für die An-
sowie des Auswärtigen Amtes. ■ Mathias Wirths
kreativ – workshop an der alanus hochschule mit prof. benedikt Stahl
111
Drumherum
Die KuNst Des KommeNs uND geheNs gaStVortrag: prof. dr. thomaS SChmauS // faChbereiChSfeier
e
ganz persönliche Bewegungsweise zu kreieren.
schen Prozess eine Phase voraus, in der scheinbar
eben so üblich ist. Es geht dann schon irgend-
Die Herausforderung, die damit verbunden ist,
nichts mehr geht. Wenn „es“ aber schließlich
wie. Man kommt damit zurecht. So ist nun
veranschaulicht der tiefsinnige Unsinn der legen-
in Gang kommt, dann führt ein Schritt zum
mal der Lauf der Dinge. Das zeigt sich an den
dären „Silly Walks“ von Monty Python. Die eigene
nächsten, hängt alles miteinander zusammen,
Orten, an denen ein ständiges Kommen und
Schrittfolge kann zunächst nämlich aufgesetzt
ergibt sich wie von selbst und fügt sich, um es mit
Gehen herrscht. Um Schwellen und Brücken zu
und künstlich wirken – es braucht Zeit, Geduld
einer architektonischen Metapher zu beschrei-
überqueren, Tore und Gänge zu durchlaufen und
und wohlwollende Begleiter, um sie sich anzu-
ben. Um welche Tätigkeit es dabei geht, ist nicht
Treppen zu begehen, muss man kein Künstler
eignen und zu verinnerlichen. Denn es ist noch
entscheidend. Es ist nicht das Was, sondern das
sein. Allerdings gilt das nicht für alle Orte dieser
nicht damit getan, bloß darauf zu achten, nicht
Wie, auf das es ankommt. Dieses Wie macht den
Art, gibt es doch Bauten, welche diejenigen, die da
so zu laufen, wie es die anderen tun. Der eigene
Unterschied zwischen der lauen Bemerkung,
kommen und gehen, dazu einladen, ja provozie-
Rhythmus ist etwas, das gefunden werden muss,
dass es schon geht, und dem freudigen Ausruf:
ren, sich nicht nur irgendwie fortzubewegen, son-
nicht gemacht. Wem dies gelingt, der wird sich
Es geht! Ein solcher Modus kann nur glücken. Er
dern auf eine bestimmte Art und Weise: feierlich
glücklich schätzen, so lächerlich seine Schritte von
lässt sich nicht erzwingen. Schon gar nicht stellt
schreitend etwa oder flanierend und schlendernd.
außen auch anmuten mögen. Nicht von ungefähr
er sich ein, wenn man zu weit geht und bereits
Die Kunst besteht dann darin, diese Einladung
ist das englische „silly“ mit dem deutschen Wort
beim übernächsten Schritt ist, wenn doch erst der
anzunehmen und gekonnt den entsprechenden
„selig“ verwandt.
nächste vollzogen werden will. Kommst Du noch,
s ist keine Kunst zu kommen und zu gehen, wenn man sich derart fortbewegt, wie das
Gang zu vollziehen – bewusst und achtsam auf
Künstlerisch noch anspruchsvoller ist es, seine
Es ist also eine Kunst, nicht so zu laufen, wie
den Weg, auf die Gegend, in der man sich bewegt,
man läuft, sondern wie ich laufe. Die vielleicht
und die Menschen, denen man begegnet.
größte Kunst aber besteht darin, so weit zu kom-
112
men, dass es läuft. Oft geht diesem eigendynami-
oder gehst Du schon? Nicht anders ist das mit dem Verlauf eines Studiums. Unglücklich, wer an die Hochschule
kommt und doch schon am Gehen ist, weil sein Blick von Anfang an und ganz und gar auf den Abschluss gerichtet ist. Dann gilt es, Punkte und Scheine zu erwerben, die richtigen Praktika zu organisieren und den Stundenplan möglichst effizient zu gestalten. Freilich, das alles gehört dazu – aber wer sein Studium nur so versteht, macht aus der Kunst eine Technik und wird nie wirklich ankommen, seinen eigenen Rhythmus finden oder gar in einen Modus gelangen, bei dem „es“ geht. Um derart im Schaffensprozess aufgehen zu können, hilft es, sich zu sammeln. Glücklich, wem es gelingt, bewusst und gesammelt bei der Sache zu sein – ganz da zu sein. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns heute hier versammelt. Es braucht solche Sammelaktionen, um die Kunst des Kommens und Gehens zu pflegen. Und so begegnen sich Menschen, die neu anfangen, Menschen, die sich überzeugt (oder doch wenigstens mit Zeugnissen) auf den Weg machen – und Menschen, die bleiben. Ohne sie, die schon oder noch da sind, wären solche Versammlungen gar nicht möglich. Das sind nämlich diejenigen, die den Kommenden eine Ankunft bereiten und Abschied nehmen von denen, die gehen. Auch das ist eine Kunst. Um kommen zu können, brauche ich Menschen, die mich kommen lassen, mich willkommen heißen. Menschen, die bereit sind, mich als ihre Zukunft zu sehen, als etwas, das auf sie zukommt und auch sie verändert – auf dass es nicht einfach nur so weitergeht wie bisher. Und um gehen zu können, brauche ich Menschen, die mich gehen lassen – auch wenn sie das nicht gerne tun. Aber so ist er nun mal, der Lauf der Dinge. ■ Thomas Schmaus
113
nd Mühen de u r Arbeit n e ud
Fr
e
Drumherum
mittwochsForum –F o r s c h u n g s f o r u m Mittwochsforum FreuDeN uND müheN Der arBeit. 11.00-12.30 Vortrag I Semi 14
01 I 10
Prof. Oliver Langbein I FH Dortmund
11.30-13.00 Vortrag I Raumlabor 14.00-17.00 Workshop I Raumlabor
14 I 10
pushing the limits
15 I 10
29 I 10 12 I 11
prof. Stahl, leo palm + Simon koolmann // Moderation Marekbenedikt Vogt I WeLoveTheCity Prof. Brigitte Scholz Planen für die Realisierung - nicht für mittwoChSforum // herbStSemeSter 2014 Lehrgebiet Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung die Schublade Prof. Ulrike Kerber I HS-OWL
BEMERKUNGEN ZU ARCHITEKTENBIOBedürfnis und Begehren
Tim Rieniets I StadtBauKultur NRW
gemacht wird. Die Rolle der Städtebauer sehen er und seine KolleModeration
ARCHITEKTURPROJEKTEN
Prof. Swenden Geiss gen vor allem darin, Kreislauf zwischen der Idee, den Investo-
Prof. Susanne Hofmann I Baupiloten
i
Lehrgebiet Architektur und Ressourcen
m Rahmen unserer Gastvorträge freuen wir
ren und dem Raum in Gang zu halten. In diesem Sinne spricht er
Mensch, Klima. Architekur -
uns darüber, mit diesem Forum die Gelegenheit
gerne davonDr. nicht „Städtebauer“ zu sein sondern „Stadtmacher“. 16 I 12 Ursula Nothelfer I snow Land-
kennen zu lernen, sondern diese auch von ihren
Prof. Dr. Friedrich Wagner
gestalten er, wie dieseProzesse Haltunggemeinsam umgesetzt werden kann. Wie unterschiedlich
Machern vorgestellt zu– bekommen. Das erzeugt Kykladenarchitektur ein spannendes
Moderation auch sind, immer geht es den „city-lovern“ die Aufgabenstellungen
Abenteuer ein hohes Maß an Authentizität und erlaubt dem
darum, vomLehrgebiet Bedürfnis einzelner Menschen auszugehen und diese Projektmanagement
Verantwortlich neugierigen Publikum Rückfragen. Immer wieder
dann im Kontext mit den Nachbarschaften, dem Ort und den
spielt dabeiArchitektur auch die und Biographie der Referenten Lehrgebiet Stadtraum
Gegebenheiten zu einem Stück Stadt zu machen. Auch wenn man
eine Rolle, ist eine besondere Beziehung von
dafür schon mal mit 300 Interviewpartnern hintereinander reden
Schöpfer und Werk spürbar. Da leuchtet etwas
muss. Die Liebe zu seiner Arbeit war Marek Vogt anzumerken und
auf, was den Antrieb oder die Energie nährt die
vielleicht ist es genau das, was ihm und seinen Freunden die Energie
es braucht, um zum Ziel zu kommen. In diesem
gibt die man für solch anstrengende Prozesse benötigt.
Prof. Günter Pfeifer I TU Darmstadt
zu haben, nicht nur Prinzip interessante Projekte näher das Kybernetische
10 I 12
18 I 11
das sich „weStadt love the city“ nennt, darüber redet, wie Stadt eigentlich als Ressource
GRAPHIEN UND DIE ENTSTEHUNG VON Wer hat Angst vor Partizipation?
26 I 11
Helmut Kowalewski I Carpus + Partner AG
Gemeinschaftsproduktion
Prof. Benedikt Stahl
Sinne wollen wir also nicht nur nach dem Werk
schaftsarchitekten Mit beeindruckenden Beispielen aus ihrer Planerwerkstatt zeigt
Prof. Dr. Florian Kluge
Oder Ulrike Kerber, die als Hochschullehrerin und Innenar-
fragen, sondern auch nach dem Weg und im
chitektin arbeitet und von ihren Projekten erzählt. Was ist das
Besonderen danach, wie das Projekt überhaupt
Bedürfnis und was das Begehren? fragt sie zu Beginn ihrer Arbeit
zustande gekommen ist, wer dafür verantwortlich
und spricht davon, dass sich Welten öffnen wenn es einem gelingt,
war, woher die Ideen kommen und ob es einen
sich mit innerer Begeisterung in die gestellten Aufgaben hinein-
immer wiederkehrenden Themenschwerpunkt
zudenken. Die atmosphärischen Bilder ihrer Innenraumentwürfe
gibt, der sich wie ein roter Faden durch die
faszinieren das Publikum und man staunt über sorgsam ausgedach-
Arbeiten zieht.
te Details, stimmungsvolle Farben und ansprechende Materialcol-
Unsere Referenten wurden dazu befragt,
lagen. Es geht ihr darum, Gefühle zu steuern, sie zu betonen oder
welche Erfahrungen sie selbst gemacht haben,
auch zu erzeugen. Für sie gehört es unbedingt dazu, Handlungen
insbesondere an der Schwelle vom Studium zum
zu ermöglichen und zu gestalten, Wünsche zu erfüllen aber auch,
Beruf. Was ihre Arbeit prägt, wie ihre Projekte
sie zu formulieren. Wir verlassen den Raum am Ende – beinahe –
aussehen und was ihre Ziele sind. Die Neugier der
wunschlos glücklich.
Zuhörerschaft war garantiert und die Beiträge un-
Weitere Referenten die wir sehr gerne in unserer Mitte begrüßen
serer Gäste in diesem Semester haben bleibende
durften, waren Prof. Oliver Langbein aus Dortmund, Prof. Günter
Eindrücke hinterlassen.
Pfeifer aus Darmstadt und Prof. Dr. Friedrich Wagner aus Krefeld.
Natürlich reicht der Rahmen hier nicht aus, die
Ihnen allen gebührt an dieser Stelle noch einmal unser herzlichstes
einzelnen Inhalte ausführlich zu beschreiben. Aus
Dankeschön und alles Gute für weitere spannende Projekte, die
meinen eigenen Aufzeichnungen möchte ich aber
nicht nur Ihnen selbst sondern auch uns echte Freude bereiten!
dennoch ein paar Erinnerungen wiedergeben: Hier finde ich Notizen über Marek Vogt der mit den Beiträgen seines Büros aus Rotterdam, 114
Vielen Dank auch an Leo Palm und Simon Koolmann, die maßgeblich am Gelingen dieses Forums beteiligt waren! ■ Benedikt Stahl
Frei voN? Frei Für weN? Frei Für was? prof. brigitte SCholz // hoChSChulöffentliChe werkStatt FREIRAUMWERKSTATT: AUSSENRAUMGESTALTUNG CAMPUS II ALANUS HOCHSCHULE
e
Dann waren die 23 Teilnehmer/innen gefragt: Was wollt Ihr auf Campus II? Eigenes Gemüse anbauen, für die nächste Fußball WM
ine Wiese ist eine Wiese ist eine Wiese – oder etwas ganz
trainieren, faul in der Sonne liegen... Drei Arbeitsgruppen und zwei
anderes? Noch ist nicht geklärt, wann und wie am Campus II
Pausen später waren die Ideen auf dem Papier:
der Alanus Hochschule weiter gebaut wird. Bis dahin gibt es viele
Fläche 1: eine nutzbare Wiese als große Rasenfläche, vielleicht
Flächen, die offen sind für neue Ideen. Wie sollen die große Wiese
modelliert, mit Platz zum Spielen, Liegen und einfach nur Da-Sein,
entlang der Atelierhäuser, der Eingangsbereich und die Flächen zur
Fläche 2: den Eingangsbereich zur Straße hin abgegrenzt durch
Straße künftig genutzt werden? Welche Gestaltungsmöglichkeiten
Bäume, die selbst mitgebracht und gepflanzt werden könnten,
gibt es – temporär oder dauerhaft? Und wie bringen sich die künfti-
Fläche 3: die Fläche zwischen Mensa und Parkplatz als aktiver
gen Nutzer/innen selbst in die Freiraumgestaltung ein?
Raum für temporäre Bauten und experimentelles Arbeiten,
Dazu fand am 24.09.2014 eine Freiraumwerkstatt im Atelierhaus
Fläche 3a: daneben, im verwilderten Brombeergebüsch, ein
Architektur statt. Eingeladen waren alle, denen die Wiese nicht
Abenteuer-Kunst-Entdecker-Skulpturenpark (AKESP) und
genug ist. Gekommen sind Studierende aus den Fachbereichen
Fläche 4: eine Blumenwiese an der Straße.
Architektur, Kunst-Pädagogik-Therapie und MitarbeiterIn-
Nach der Werkstatt gingen die Kunststudierenden in die aktive
nen aus der Hochschulverwaltung. Die Werkstatt startete mit
Raumaneignung: Im Brombeergebüsch entstanden Wege und Plät-
einem Spaziergang über den Campus und drei Kurzvorträgen zu
ze, die Ausstellungs- und Erlebnisorte werden können. Ein tempo-
unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten des freien Raumes.
rärer Zeltplatz auf der Wiese Anfang November irritierte und zeigte:
Prof. Dr. Florian Kluge gab einen Einblick in die Grundlagen der
Die Wiese ist nutzbar, man muss es nur tun! Die Aktion verspricht
Landschaftsgestaltung, Prof. Brigitte Scholz stellte die Idee des „Ur-
ein interessantes Frühlingserwachen 2015. ■ Brigitte Scholz
ban Gardenings“ vor und Prof. Gert Bendel zeigte Raumpotenziale durch künstlerische Interventionen auf.
115
Drumherum
FreihaNDzeichNeN prof. benedikt Stahl, prof. willem-jan beeren, prof. hanS günter hofmann, dipl.-ing. ramona metje, dominiQue buChmaier // ba. 1.1 raum in der wahrnehmung // jahrgangSübergreifend // herbStSemeSter 2014
D
iese auch mit „bene+friends“ betitelte Veran-
Mit dem eigentlichen Stegreif beginnt der dritte Tag. Wir treffen
staltung ist mittlerweile nicht nur sehr beliebt,
uns in Düren in der Stadtgärtnerei und arbeiten in liebevoll sanier-
sondern bietet immer wieder die Gelegenheit, mit
ten Glashäusern in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Blechhalle,
diversen Begleitern, die Lust am Zeichnen und
die heute als Lager und Garage genutzt wird und die es gilt, neu zu
Darstellen zu entdecken oder aufzufrischen.
gestalten. Herr Müllejans, Chef der Dürener Service Betriebe und
Dieses Mal machen an den ersten beiden Tagen
Initiator dieses Projekts hatte dazu gemeinsam mit uns im Vorfeld
Studierende aus den USA mit, die als Gäste des
einen Studentenwettbewerb ausgeschrieben und nun werden wir
AIB Bonn auch in Alfter sehr willkommen sind.
hier von ihm und seinen Mitarbeitern ausgesprochen freundlich
Um das Zeichnen und Skizzieren mit dem Ent-
und mit erwartungsvollen Mienen empfangen, gut mit Inhalten und
werfen zusammenzubringen, gehen wir gemein-
kräftigendem Imbiss versorgt und können intensiv an den Ideen
sam eine kleine Stegreifaufgabe an und befassen
schmieden. Tatkräftig unterstützt werden die Entwerfer dabei von
uns mit dem Entwurf einer Veranstaltungshalle für
Masterstudentin Dominique Buchmaier und bereits am Nachmit-
Kinder-Events auf dem Gelände der Stadtgärtne-
tag liegen die ersten Skizzen und Konzepte vor. Nach einem wei-
rei Düren.
teren Tag lustvollen Schaffens im Alfterer Atelierhaus können am
Die ersten beiden Tage dienen zunächst einmal
Freitag eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Lösungen prä-
dem Warmlaufen oder besser gesagt dem Warm-
sentiert werden. Die Jury vergibt 3 Preise und Herr Müllejans krönt
zeichnen. Willem-Jan Beeren und Ramona Metje
den Tag in seiner Begeisterung mit einem „Bearbeitungshonorar“
beginnen den ersten Tag mit: Zeichnen im Gehen,
das jedem Team erlaubt, den Abschluss der Woche gebührend zu
spontanen Skizzen, spielerischem Arbeiten. Am
feiern! Die Preisverleihung selbst findet im Rahmen der Tage der
zweiten Tag erläutert Hans Günter Hofmann sehr
offenen Türen Augen.Blick.Mal. im März 2015 statt.
präzise, verständlich und inspirierend, wie und mit
Ganz herzlichen Dank auch hier wieder allen Mitspielern und vor
welchen Werkzeugen man räumliche Situationen
allem natürlich Herrn Richard Müllejans und den Dürener Service
auf das Blatt bringen könnte. Von allen Teilneh-
Betrieben. ■ BS
mern bewundert macht er es selber vor und am Abend sind eine ganze Reihe von tollen Innenraumperspektiven der ganzen Gruppe zu sehen. 116
exKursioNeN Nah und Fern
exKursioNeN
eimerweise-schNee-symposium prof. willem-jan beeren // exkurSion graSgehren, allgäu // april 2014
D
er Sommer hat es dieses Jahr besonders eilig.
nur schöne Projekte. Dabei wird jeder auf irgendeine Weise mit den
Es ist frühlingshaft sonnig und der meiste
besonderen Eigenschaften des Baumaterials konfrontiert.
Schnee ist schon in murmelnden Taubächen ins
Ich erlebe beispielsweise bei der Herstellung der Brückensteine
Tal geplätschert. Eine kleine Gruppe Studierender
ganz verschiedene Schichten des Schnees. Für die möglichst festen
ist hier her gekommen, um sich ein bisschen in
und stabilen Brückensteine gilt das entscheidende Kriterium: Wie
Landart zu versuchen. Die Veranstaltung nennt
gut lässt sich der Schnee verdichten? Obenauf ist eine Schicht, die
sich „Neuschneesymposium“. Von Neuschnee
morgens noch fest, nachmittags aber schon so weich und matschig
keine Spur. Abends sind Pistenraupen unterwegs,
ist, dass sie sich nicht mehr gut verdichten lässt. Eine Schicht
um die zwei Skipisten befahrbar zu halten. Woher
darunter ist schon auf natürliche Weise gut verdichtet und lässt sich
nehmen die nur den ganzen Schnee?
sehr gut weiterverarbeiten. Als eines Nachts dann doch noch etwas
Zum Glück stellt sich heraus, dass die Flecken
Neuschnee fällt, ist dieser viel leichter und trockener, als die älteren
von altem, verharschtem Schnee größer und tiefer
Schichten. Für die Weiterverarbeitung aber ist er ebenfalls sehr gut
sind, als man aus der Entfernung sehen kann und
geeignet und ergänzt somit hervorragend die Mischung. Aber wie
so sucht sich jeder seinen Flecken Landschaft zum
viel hält so ein Schneestein tatsächlich aus? Wir können es nur
Experimentieren.
probieren. Und tatsächlich: Die Brücke hält. Die Brücke trägt. Wer
Über die vier Tage entstehen große Kreise, kleine Laternen, Sitzgelegenheiten, ein Tisch, eine
hätte das vorher geglaubt? Zu gerne würde ich sehen, wie lange sie so steht, denn wenn sie
Brücke und viele weitere kleine und große künst-
nicht schon ganz und gar geschmolzen ist, dann tropft sie noch
lerische, experimentell forschende, oder einfach
heute. ■ Magdalena Zöllner
118
erleBe Das gaNze! prof. willem-jan beeren + prof. pieter Van der ree // exkurSion dornaCh EINEN SINN FÜR PROZESSE UND ZUSAMMENHÄNGE ENTWICKELN
w
er schon einmal das Goetheanum in Dornach besucht hat, kennt wahrscheinlich den Bereich im Erdgeschoss hinter
dem Westeingang (Treppenhaus und Foyer), der düster und meist unbelebt ist und der auf den Besucher etwas bedrückend wirkt. Das 1925-1928 errichtete Goetheanum ist ein von Rudolf Steiner entworfener plastisch-organischer Sichtbetonbau. Es ist Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und wird als Tagungs- und Aufführungsort genutzt. Die innere Raumaufteilung wurde aufgrund wachsender Besucherzahlen und erweiterter Nutzung mehrfach geändert. Die aktuelle Situation präsentierte sich uns folgendermaßen: Die gemeinsame Nutzung der Wandelhalle durch Empfang / Ticketverkauf und Cafeteria ist suboptimal und die räumliche Trennung von Buchladen und Kunstkartenverkauf erfordert einen hohen Personalaufwand.
Architekturimpuls Rudolf Steiners versuchten wir
Außerdem ist der Empfang vom Westeingang aus nicht sichtbar.
für unsere Aufgabe, das Goetheanum als einen
In der sechstägigen Studienwoche, die Pieter van der Ree zusammen mit Marianne Schubert (Sektionsleitung Bildende Künste
Gesamtorganismus zu betrachten. Bei der internen Präsentation unserer Entwür-
am Goetheanum) organisierte, entwickelten wir Ideen für eine
fe am Ende, fühlten sich Martin Zweifel (Leiter
neue Raumaufteilung im Erdgeschoss. Diese ist vor allem deshalb
der Bauadministration am Goetheanum) und
notwendig, weil der Westeingang, der derzeit nur von 20% der
Marianne Schubert zu einem großen Teil in ihren
Besucher genutzt wird, wieder Haupteingang werden soll.
eigenen Überlegungen bestätigt, da wir zu ähn-
In der allmorgendlichen Eurythmie mit dem Architekten und Eu-
lichen Vorschlägen gekommen waren. Zu einem
rythmisten Christian Merz beschäftigten wir uns unter anderem mit
anderen Teil freuten sie sich aber auch über ganz
der Gestik verschiedener Säulenformen, wie sie auch am Goethea-
neue Ideen von uns.
num auftreten. Der Gang durch Pieters Ausstellung zur organischen
Für uns war es eine Ehre, an diesem Prozess der
Architektur („Lebendiges Gestalten“), die Exkursion zum Vitra
Umgestaltung eines so besonderen Gebäudes teil-
Design Museum, sowie Gespräche mit lokalen anthroposophischen
nehmen zu dürfen. ■
Architekten inspirierten uns bei der Entwurfsarbeit. Gemäß dem
Leonard Kotthoff / Ramon Wegner 119
exKursioNeN
saNKt petersBurg prof. marek nowak + dipl.-ing. annett hillebrand // exkurSion Sankt peterSburg // mai 2014
K
urz vor der Sommersonnenwende machten
dafür ist die neue Konzerthalle des Mariinski-
wir uns Anfang Juni auf nach St. Petersburg,
Theaters (2007) von Xavier Fabre, die sich so gar
um diese einmalige Stadt im Frühsommer und
nicht in die Stadt oder neben ihr geschichtsträch-
besonders im Glanz der „Weißen Nächte“ zu
tiges Nachbargebäude einfügen möchte.
erkunden. Diese Stadt ist nicht über Jahrhunderte gewach-
Eine weitere Eigenschaft von Sankt Petersburg hat sich uns als Besucher mehr als deutlich
sen, sie ist nach einem gewaltigen Masterplan im
offenbart, da wir die Stadt zu Fuß erkundet
Laufe von etwa 200 Jahren aus der Erde gestampft,
haben. Hier findet man nicht die gewöhnlichen
bzw. in den Sumpf gesetzt worden. Und das
Dimensionen einer mitteleuropäischen Stadt vor,
merkt man ihr auch an; alles ist aus einem Guss,
sondern trifft auf eine Überdimensionierung, in
zwischen europäischem Barock und Klassizis-
der sich das ehrgeizige Vorhaben der Planer und
mus mit einem leichten eigenen Einschlag, der
Erbauer widerspiegelt. Egal, ob Isaac-Kathedrale,
subtil unter der Oberfläche lauert. Alles ist in
die Auferstehungskirche, die Kasaner Kathedrale,
sich stimmig, aber auch abgeschlossen. Jeder Bau
Admiralität, die vielen Theater oder die Eremi-
aus den letzten 100 Jahren hat es schwer, sich zu
tage, sie alle bieten reiche kulturelle Schätze und
behaupten und sich einzugliedern. Ein Beispiel
Eindrücke in Übergröße.
120
Allein der Schlossplatz vor der Eremitage beeindruckt gewaltig. Das weite Halbrund wird heute, wenn es nicht durch Paraden des Nationalfeiertages oder Konzertveranstaltungen belegt ist, gerne von den Einheimischen zum Skateboarden, Inliner- oder Fahrradfahren, als Kulisse für eine der vielen russischen Hochzeitspaare oder als Bühne für etliche Straßenkünstler genutzt. Im Zusammenklang mit den vielen Touristen aus aller Welt entsteht so ein lebhaftes Treiben. Die heimliche Königin der Stadt ist aber, gerade in der Zeit der Weißen Nächte, die Neva mit ihren langen Uferpromenaden. Wenn sich die Menschen um 2:00 Uhr morgens im für den Norden so typischen schwachblauen Dämmerlicht am Ufer des Flusses treffen, die vielen Lichter sich im Wasser widerspiegeln und die Brücken sich langsam öffnen, um die großen Schiffe vom Meer flussaufwärts hinein zu lassen, entsteht eine einmalige, fast unwirkliche Atmosphäre. Tagsüber sieht man dann die etwas schäbigen Ecken, die bröckelnden Mauern und hört mit dem großen Verkehrsaufkommen die Symptome des russischen Alltags. Da ist die Stadt dann wieder laut, ein wenig schmutzig und geschäftig. So hat sich uns Sankt Petersburg zwischen Nacht und Tag als eine Stadt präsentiert, die zwischen abgeschlossener gebauter Vergangenheit und der Frage nach einer möglichen zukünftigen Entwicklung hin und her pulsiert. Es war eine wunderbare, erlebnisreiche Reise und unser Dank geht noch einmal ganz herzlich an unser tolles Reiseleitergespann Marek und Annett! ■ Julia Brüggmann
121
exKursioNeN
septemBer Fietstocht iN Nl prof. benedikt Stahl // exkurSion niederlande // September 2014
w
ahrscheinlich ist die Idee zu dieser etwas
Utrecht los. Die erste Herausforderung galt dabei
ungewöhnlichen Exkursion mal wieder bei
nicht dem Bestellen des leckeren Starterkaffees,
Stadt und Landschaft, auf die wir, langsam genug
oder nach dem Essen in unserer Mensa entstan-
sondern vielmehr der Orientierung und dem
voran kommend, immer wieder aufmerksam
den. Ich meine, es wären Willem-Jan und Ramona
Auffinden des richtigen Radweges. Unsere gute
wurden und die eher unwohnlich und unwirtlich
gewesen, die mich gefragt haben, ob ich nicht in
Karte, aber auch die vorbildliche Ausschilderung
schienen. Dabei waren das gar nicht mal so sehr
diesem Jahr eine Fahrradtour mit Studierenden
und vor allem hervorragend angelegte Radwege
die ungepflegten oder vernachlässigten Gebiete,
durch Holland machen wolle, wohlwissend
(und das überall!!!) führten uns recht schnell in
sondern vielmehr oft die Wohnviertel, die
dass ich sowohl das Land wie auch das Zweirad
Richtung Rotterdam. Die Beschreibung unseres
sich mancherorts beinahe selbst überstrahlen
leidenschaftlich gern habe. Also gut, warum nicht.
Weges überlasse ich an dieser Stelle gerne Ludwig
wollten, die mit ihren tot gestalteten, übertrieben
Zu sehen gibt es auf jeden Fall genug und zwar
Heinrich Hermann Graf von Pückler Muskau der
eingezäunten Vorgärten, protzigem Gehabe und
nicht nur Architektur. Da ist die typische Land-
in seinen Briefen eines Verstorbenen seine Ein-
überflüssigen Allüren geradezu Karikaturen von
schaft mit ihren weiten Wolkenhimmeln, große
drücke in Utrecht wie folgt schildert: „Utrecht ist
sich selbst erzeugten. Anders ging es uns meistens
und kleine Städte mit sehr unterschiedlichen
zierlich gebaut und wie alle holländischen Städte
in den Innenstädten: da wurde es vielfältig und
Charakteren, sehr gute Museen mit grandiosen
musterhaft reinlich gehalten. Das buntfarbige
lebendig, da fühlten wir uns wohl und hielten ger-
Kunstwerken und nicht zuletzt würden wir einer
Ansehn der Häuser sowohl, als ihre verschie-
ne an um kleine Pausen einzulegen. Vergleichend
reichen Geschichte und Menschen begegnen,
denen Formen, die engen gekrümmten Straßen
mit den vorher beschriebenen Empfindungen
die dieses außergewöhnlich sympathische kleine
und ihr altväterliches ensemble erscheinen mir
könnte man auch sagen: hier atmet es und dort
Land – das mit dem Fahrrad bereist auch schon
viel gemütlicher als die sogenannten s c h ö n e n
nicht. In Rotterdam selbst war es wahrscheinlich
mal viel größer sein kann – in all diesen Bildern
Städte die sich wie eine mathematische Figur
die typische Stimmung der Stadt, die uns einfing.
lebendig machen. Eine Reise im Dienste des Leit-
überall rechtwinklicht durchkreuzen, und wo
Das Kontrastreiche, das Experimentelle, die Lust
sterns „mag“ also. (siehe hierzu auch Vorworte)
jede Straße in trostlos langer Linie mit einem
am Neuen und natürlich auch immer wieder der
Blick zu übersehen ist.“ Sind diese Betrachtungen,
unverwechselbare Charme der geschichtener-
sächlich irgendwann im September aufgebrochen
die übrigens auch im September (1826) gemacht
zählenden Backsteinhäuser mit fröhlichen und
und hatten beschlossen, in Utrecht zu beginnen,
wurden, nun beinahe 200 Jahre alt, so könnten sie
freundlichen Menschen! Für uns passte das zur
von da aus nach Rotterdam und dann an der
doch im Großen und Ganzen ebenso aus unserer
Wahl unseres Hostels: den von Piet Bloom in den
Küste entlang bis Amsterdam zu fahren. Für den
Zeit stammen. Sie deuten zudem an, was uns
70er- / 80er-Jahren entworfenen Kubushäusern
unerfahrenen Hollandreisenden sei hier angefügt,
immer wieder bewegt hat auf diesem Ausflug: die
in denen wir unter schrägen Decken, neben
dass es in diesem Land eigentlich das ganze Jahr
Suche nach dem was S c h ö n h e i t denn vielleicht
schrägen Wänden, aber Gott sei Dank auf gerade
über irgendwie September ist. Zumindest was das
ausmachen könnte.
aufgestellten Betten unseren wohlverdienten
Mit einer kleinen Gruppe sind wir dann tat-
Wetter und seine unberechenbaren Seelandlaunen
Nun will ich weder die Zeit des Lesenden, noch
Da sind zum Beispiel die Übergänge zwischen
Schlaf fanden. Abends fragten wir uns gerne
den Umfang dieses Jahresheftes überstrapazieren
gegenseitig, was wir denn heute dazu gelernt
und weiter in gemächlichem Tempo das Bereiste
hatten. Im Einschlafen hörten wir dann noch, wie
drinken ...“ mit diesem Auftakt also und gut
schildern. Dennoch will ich versuchen, kurz
Dominique vor sich hinmurmelte: „Bei den Hol-
ausgerüstet mit Regensachen und wasserdichten
zusammenzufassen, was wir schließlich an s c h ö -
ländern ist ganz schön viel ganz schön schräg …“
Packtaschen ging es in der schönen Grachtenstadt
n e n Bildern mitnehmen konnten.
angeht. „Maar laten we eerst nog even en koffietje
122
WAS WIR NOCH SO GELERNT HABEN:
» daSS man auCh mit einfaChen
» daSS eine kirChe ohne bänke ein
baCkSteinen impoSante, SChöne,
wahnSinniger raum iSt! «
beSondere häuSer bauen kann! «
(Simon Koolmann)
(Georg Kreuer)
» dat rotterdam een bijzondere Stad iS, dat
» daSS daS holländSiChe wort
wiSt ik nog niet en zeker niet dat ze zo SpeelS
für malen „SChilderen “ iSt,
met arChiteCtuur omgaan, dat waS heel bij-
kommt mir beim anbliCk der
zonder en nieuw Voor mij. «
präChtigen erzählenden
(Ido de Baat)
» die SChönSten häuSer und eCken Sind die, die man SelbSt entdeCkt, SozuSagen unVor-
rembrandt bilder im rijkSmuSeum in den Sinn . « (Benedikt Stahl)
bereitet, und die einen neugierig maChen. « (Peter Baumgardt)
Nach einer schönen Tour über die LF 1 entlang der Küste (ja natürlich waren wir auch im September in der Nordsee … ) sind wir dann in
daSS ein hollandrad niCht unbedingt geeig-
Amsterdam angekommen, haben wir dort noch
net iSt für eine holland radtour. «
sphären gesammelt und sind schließlich wieder
eine Fülle an Bildern und inspirierenden Atmowohlbehalten in Alfter gelandet.
(Klara Esch) (das war jetzt auch wirklich nur ein sehr einfaches Hollandrad, Klara...)
Und die S c h ö n h e i t ? Was ist jetzt damit? Ich schlage vor, Sie folgen Peter Baumgardt und entdecken sie am besten selbst. ■ Benedikt Stahl 123
exKursioNeN
BieNNale veNeDig prof. willem-jan beeren + dipl.-ing. annett hillebrand // exkurSion Venedig // September 2014 VENEDIG, DIE STADT DER LIEBE – ZUR ARCHITEKTUR!
s
tadt der Muschelfischer, der Gondolieri, der Taubenschwärme, der Wassertaxis auf
Da wären unzählige wunderschöne Kirchen, darunter so weltberühmte wie die San Marco Basilika, Paläste und Prachtbauten, fast unzählige Plätze und Parks und einige hervorragende Museen. Bei einer kleinen Tour durch die berühmtesten Ecken der Stadt
dem Canale Grande, Stadt der geschwungenen
merkte man schnell, dass es sehr schwierig sein kann, gezielt von
Brücken, der großen Hotels, der Masken oder die
einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu spazieren, denn meistens
schwimmende Stadt. Es gibt unglaublich viele
durchkreuzt ein Kanal die schnellsten und direktesten Wege. Es gibt
Namen für Venedig, aber über eins lässt sich nicht
zwar einige hundert Brücken in Venedig, doch es fehlt wohl immer
streiten: Diese Stadt lässt das Architektenherz
eine an der Stelle, an der man sie grade bräuchte.
höher schlagen. Venedig ist eine bedeutende Weltstadt von gro-
Manchmal beschlich einen das Gefühl, man sei an genau diesem Haus oder an eben dieser Kirche schon mindestens drei mal vorbei-
ßer Berühmtheit, die irgendwie jeder kennt, auch
gelaufen, doch dieser Eindruck täuscht. Die Altstadt von Venedig ist
wenn man selbst noch nie dort gewesen ist. Eine
nunmal wie ein riesengroßer Irrgarten aus Stein mit breiten Straßen,
uralte, aus mehr als hundert Inseln bestehende
schmalen Gassen, Plätzen, Brücken und natürlich Sackgassen.
Stadt in einer Lagune; Paläste, die auf Stelzen ste-
Doch der beste Tipp für eine Stadttour durch Venedig ist: Ohne
hen; kauzige, vor sich hinträllernde Eingeborene
Plan einfach rein in das Labyrinth aus Stein, Kanälen und Brücken
auf länglichen Booten; ein Ort, der eine mächtige
und ziellos laufen, bis die Füße platt sind.
Vergangenheit hat, das Zentrum einer Republik von einflussreichen Händlern war. Venedig ist ein ganz besonders außergewöhn-
Gelegentlich dachte man, nun sei man völlig verloren und man fände niemals wieder zurück, wenn zum Beispiel eine Gasse plötzlich einfach an einem Kanal oder einer Hauswand endete. Doch manch-
licher Ort, in dem an Stelle von Autos nur Schiffe
mal endet eine schmale Gasse auch ganz unerwartet auf einem der
und Boote fahren, in dem die Hauptstraßen nicht
vielen netten Plätze mit einer schönen prächtigen Kirchenfassade
asphaltiert sind, sondern aus Wasser bestehen, in
im Vordergrund.
dem Fahrradfahren nur für Kinder erlaubt ist und
Doch genug von ziellosen Spaziergängen durch die schönen Gas-
in dem die Häuser direkt im Salzwasser stehen
sen, über die beeindruckenden Brücken und in Kirchen Venedigs.
anstatt auf trockenem Boden.
Die Reise fand schließlich aus einem ganz bestimmten Grund,
Aber Venedig bietet natürlich noch viel mehr, als Straßen aus Wasser, auf denen die Gondeln herumschippern. 124
nämlich der 14. Architektur-Biennale, statt. Dieses Mal gab es keine funkelnden Visionen, keine neuen modernen Erfindungen, keine hochangepriesene Zukunftsarchitektur,
nichts von dem, was die internationale Architekturausstellung sonst alle zwei Jahre auf ihrer Biennale in Venedig zur Schau stellt. Da sich die Architektur der Gegenwart immer mehr ähnelt und die Formensprache moderner Bauten immer globaler wird, bat der niederländische Architekt Rem Koolhaas als Direktor der diesjährigen Architektur-Biennale die Länderpavillons, sich an der nationalen Architektur der vergangenen hundert Jahre ihres Landes zu bedienen. Das Thema: „Absorbing Modernity: 1914-2014“. Die zentrale Frage, die dahinter steckt, ist: Warum sieht die Welt und die Architektur so aus, wie sie aussieht? Die Biennale beschäftigt sich mit dem Niedergang und der allgegenwärtigen Hässlichkeit und zeigt daher nicht einfach nur Architektur, sondern versucht, die Gegenwart zu hinterfragen und Tradition ein Stück weit zurückzuerlangen. Die Botschaft, die man daraus schließen kann, ist, dass nicht nur die moderne Architektur, sondern auch unsere Gesellschaft eine neue Chance braucht. „Absorbing Modernity“ kann man sehr gut an einem Beispiel im Hauptpavillon belegen, in dem eine abgehängte Decke den Blick nach oben in die große historische Kuppel enorm stört. Anstatt auf die prachtvoll geschmückten Gemälde über die Neugeburt der Menschheit aus dem Geist der Kunst zu schauen, bleibt der Blick an einer auf 2.50m herabgedrückten Styroporplatte hängen, die stolz ihre Neonleuchtröhren, Zu- und Abluftrohre, Kabel für Rauchmelder und Leitungen für Löschsysteme präsentiert. Eine Decke darf heutzutage nicht einfach nur noch Decke sein. Sie muss uns Menschen mit ausreichend Licht und Luft versorgen und unsere Sicherheit gewähren. Doch wenn wir uns beschweren, dass eine solche Decke nicht unseren Ansprüchen an Ästhetik entspricht und uns unter sich erdrückt, dann gilt diese Beschwerde eigentlich dem hohen Anspruchsdenken der gegenwärtigen Gesellschaft. In dieser Architektur-Biennale wurde viel Kritik an der modernen Architektur und Gesellschaft geübt, doch zeigte sie uns auch wunderbare Lösungen und Verbesserungen, die hoffentlich in Zukunft an Popularität gewinnen werden. Ob wir alle immer genau verstanden haben, was die Architekten uns mit ihrer Auffassung von „Absorbing Modernity“ mitteilen wollten, weiß ich nicht. Wir kamen jedenfalls alle immer unglaublich erschöpft, manchmal irritiert aber meistens beeindruckt und bis zum Rand gefüllt mit Eindrücken zurück in unsere Unterkünfte. Venedig – die Stadt der Liebe wurde während der Architektur-Biennale zum Schauplatz für Herausforderungen, Stärken und Sündenfälle der modernen Bauwelt und wir waren mittendrin! ■ Lisa Küpper
125
exKursioNeN
zürich prof. dr. florian kluge + dipl.-ing. miriam hamel exkurSion züriCh // SpätherbSt 2014
z
ürich als größte Stadt der Schweiz genießt einen mondänen Ruf. Es ist bekannt für seine romantische Altstadt, hohe Lebensquali-
tät, Berge und Seen, elegante Einkaufsmeilen, feines Handwerk, edle Uhrwerke, ausgesuchte Restaurants, moderne Architektur, saubere Umwelt, hohe Gehälter und mindestens ebenso hohe Lebenshaltungskosten. Mit 19 Bachelor- und Masterstudierenden, Alumnis und Lehrenden waren wir vier Tage in Zürich und haben das andere Gesicht der Stadt kennengelernt:
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… den Stadthistoriker, der jeden Winkel seiner Stadt kennt und
… die Architekturausstellung, die überzeugt, aber nicht begeistert,
keinen eintauschen möchte,
… die Genossenschaft, die im Laden Minus macht, um sich im
… den Hintereingang, der ins unbekannte Paradies führt,
Bademantel zu begegnen,
… den Freiluft-Pizzaofen, den jeder benutzen darf,
… die Wohngemeinschaft, die mit 15 Menschen auf 500qm lebt und
… den Brachenpfleger, der vom bedingungslosen Grundeinkom-
Gästen Tür und Tor öffnet,
men lebt,
… die Hochschule, der man mit dem LKW aufs Dach fahren kann,
… die Brachenhopper, die diagonal Fußball spielen, um den Rasen
… den Platz, der die Entwicklung eines ganzen Areals initiiert hat,
zu schonen,
… das Haus, in dem Schiffe auf dem Trockenen gebaut wurden,
… die Kneipe, in der das Bier ein Drittel von dem in der Innenstadt
… die Brauerei, die zum europäischen Kunstzentrum wurde,
kostet,
… das Viadukt, das zur Markthalle wurde,
… das Architekturbüro, das flach baut und hoch gewinnt,
… der urbane Garten, der sich hinter dem Taschenverkauf ver-
… den Landschaftsarchitekten, der sein eigenes Büro nur noch
steckt,
berät,
… den Container, in dem eine Minute hundert Sekunden hat,
… den Deltasand, mit dem man herrlich Topographie modellieren
… die Studentengruppe, die öffentlich Aktien verbrennt,
kann,
… das Basislager, das Raum greift, Freiräume nutzt und Räume
… den Platz(spitz), an dem Drogen, Dealer und Fixer zu Hause
bietet,
waren,
… das bedingungslose Grundeinkommen, das die Schweiz nicht
… den Oerliker, der stolz auf Beruf, Heimat und Schweizer Ingeni-
revolutionieren wird,
eurskunst ist
… die direkte Demokratie, die manchmal gar nicht so direkt ist,
… den Park, der einem Gebäude immer ähnlicher wird,
… die 2000-Watt-Gesellschaft, die energetische Vergangenheit und
… den Hauswart, der mehr über seine Gebäude weiß als jeder
Zukunft ist,
Immobilienmakler,
…und schließich die vielen Orte, die sich nur mit einer Geschichte,
… den Park, der jedes Jahr weniger Bäume hat und trotzdem
zwei Gegenständen und drei Adjektiven beschreiben lassen.
wächst, … den Park, in dem der Rasen Stadionqualität hat,
Wohl dem, der in einer Stadt mit so vielen Gesichtern lebt.
… die Hochschule mit Weltruf, deren Ateliers bestimmt nicht
ZÜRICH, EINE LIEBENS- UND LEBENSWERTE STADT. ■
schöner sind als unsere,
Florian Kluge 127
exKursioNeN
schNeearchiteKtur prof. willem-jan beeren // exkurSion SChöntalhof kleinwalSertal hirSChegg // januar 2015 SCHNEESYMPOSIUM 2015
D
er Schnee ist ein Material, das sich in seiner natürlichen Beschaffenheit in jeglicher Hin-
sicht frei formen lässt. Je kälter, desto pulveriger wird seine Konsistenz. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt lässt sich eine relativ gute statische Standfestigkeit erzielen. Durch die natürliche Wärme der Hände beim Formen ergibt sich auch bei niedrigeren Außentemperaturen ein Schmelzvorgang. Die entstehende Feuchtigkeit führt im Anschluss zur Vereisung der zuvor erwärmten Fläche. Somit lassen sich ohne weitere Hilfsmittel mit bloßen Händen Bauwerke und Skulpturen in organischen Formen kreieren. In stark komprimierter Form kann auch ohne den Einfluss von Wärme eine Festigkeit erreicht werden. So lässt sich zum Beispiel die Stampflehmtechnik in adaptierter Weise anwenden. In einer Bütte können durch komprimiertes Befüllen große Quader hergestellt werden, die sich hervorragend zum Mauern in großem Maßstab eignen. Berücksichtigt man den Aspekt der Zeit, so wird sich an den meisten Orten dieser Erde, durch die klimatischen Bedingungen, eine Vergänglichkeit einstellen. Das Objekt bekommt eine temporäre, zeitlich begrenzte Lebensdauer. Hat man das Glück üppigen Niederschlags wie in diesem Jahr, dann steht den temporären Installationen nichts mehr im Wege. Die weiße Farbe des Schnees spiegelt das Licht wieder, an sonnigen Tagen mit glitzernder Oberfläche. Aber auch nachdem die Sonne untergegangen ist, bleibt die gesamte Umgebung vergleichsweise hell erleuchtet. Das Mondlicht wird von den Berghängen reflektiert und taucht das gesamte Tal in ein diffuses Leuchten. Die dunklen Tannen bilden einen starken Kontrast zur gleichmäßig hellen Landschaft. Kerzen leuchten in warmen Gelbtönen durch den Schnee. Die Wärme der Teelichter lässt den Schnee schmelzen, so dass sie sich immer tiefer in diesen eingraben. Die runden Löcher haben den Grundriss der Teelichter, der sich bis zur Oberkante fortsetzt. Die Stimmung einer schneebedeckten Landschaft nehmen wir auch über die besondere Akustik wahr. Die gedämpfte Ruhe, bedingt durch die schallschluckenden Eigenschaften der Schneedecke, erzeugen eine akustische Umgebung von der wir als Planer von Bibliotheken und Großraumbüros nur träumen können. ■ Balthasar Moos
128
meNscheN Hin und Weg
meNscheN
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iriam Hamel
iNterview mit seBastiaN Keller Studium im faChbereiCh arChitektur Von 2006 – 2012 // abSChluSS: diplom // daS inteView führte dipl.-ing. annett hillebrand WAS HAST DU NACH DEM STUDIUM
selbstständig, eventuell eher mit jemanden zusam-
den Abstand zum Planen, nicht weil ich das
GEMACHT, WO ARBEITEST DU JETZT UND
men, aber es gab direkt so viele Aufträge, soviel
Planen an sich nicht mag, sondern weil ich für
WIE LEICHT, ODER AUCH SCHWER WAR ES,
Arbeit dass ich dazu erst mal nicht gekommen
mich eher das Problem hatte, dass ich noch gar
EINEN JOB ZU BEKOMMEN?
bin sondern mich so richtig krass in die Arbeit
nicht genug weiß über Architektur, um das auch
seBastiaN Keller: Direkt nach dem Studium bin
gestürzt habe um einfach auch Geld zu verdienen
machen zu können, also Häuser zu bauen für
ich natürlich erst mal in den Urlaub gefahren. Ich
nach dem Studium.
Menschen die dann darin auch wohnen und leben müssen. Das war eigentlich der Hinderungs-
glaub das sollte man auch unbedingt machen, um ein bisschen Abstand zu bekommen und dann füllt man auch das „Diplomloch“ direkt mit Urlaub – das ist nicht schlecht! Ich war ja schon während meines Studiums selbstständig, eigentlich schon die letzten drei Jahre und hatte dann angefangen bei dieser Großrenovierung, da haben wir das ganze Haus
» irgendwann hab’ iCh dann aber
dass ich das technisch nicht hinkriege oder nicht
gedaCht, wenn iCh’S ja nie an-
planen kann. Irgendwann hab’ ich dann aber
fange, werde iCh’S halt auCh nie
auch nie lernen. Und als mir das klar war, und
lernen. «
gedacht, wenn ich’s ja nie anfange, werde ich’s halt das ist sehr witzig, rief knapp eine Woche später Julian Fischer bei mir an und hat mich gefragt ob ich einen Kindergarten mit ihm machen würde.
von Sonja durchrenoviert. Ich war selbstständig als Handwerker und Planer und das ist jetzt auch
grund und nicht etwa, dass ich gezweifelt habe,
Nach einem halben Jahr, oder so, habe ich
Julian Fischer hatte ja ein halbes Jahr vor mir
aber wieder angefangen mich mit Architektur
Diplom gemacht, seine Diplomarbeit, die Fi-
zu beschäftigen, d.h. ich habe Seminare besucht,
scherhütten, eine Erweiterung einer freien Schule
mich irgendwie noch nicht bereit gefühlt nur
Ausstellungen angeguckt und mich überhaupt
in Kempten, wurde ja auch gebaut und diesem
Architektur zu machen und schon mal gar nicht
wieder mit der Sache beschäftigt. Ich brauchte
Bauherrn hatte er auch den Bau eines Kindergar-
noch so. In der ersten Zeit nach dem Studium habe ich
tens auf dem gleichen Grundstück vorgeschlagen. Ich bin dann in das Projekt mit eingestiegen, die Planung stand schon, die hatte Julian schon fertig und wir wollten den Bauantrag dann dazu fertigmachen, mussten aber noch mal umplanen da der Bauherr doch nicht einverstanden war. Und dann ging das los, wir haben uns wieder mit dem Bauherrn hingesetzt, wir haben entworfen und Modelle gebaut und Vorschläge gemacht … das hat sich ziemlich lang hingezogen und irgendwann war es dann aber soweit, dass wir den Bauantrag stellen konnten. Der wurde dann auch ziemlich schnell genehmigt, das hat keine sechs Wochen gedauert, das ging alles so zack zack durch. Wir hatten ja auch noch einen Förderantrag gestellt, der wurde als erstes genehmigt und dann halt der Bauantrag. Im Vorfeld hatten wir natürlich auch schon überlegt wie das ganze ge131
meNscheN
baut werden sollte wie das funktionieren könnte.
die nicht mit ihrer sieben Meter langen Estrich-
wir laden den Hänger voll Baumaterial, packen
Wir hatten da schon konkrete Vorstellungen, das
maschine durch). Ich habe es dann schlussendlich
das Zelt und den Grill ein und wohnen dann da
wurde dann noch mit einem Zimmrermeister, der
selber gegossen.
und bauen und trinken Bier. WIE WAR DAS STUDIUM AN DER ALANUS
daraufhin die endgültige Werkplanung gemacht
Gerade bin ich an einer Sache dran und zwar
hat, besprochen und geklärt. Selber mitgebaut
will das Bauhaus Dessau Bauhausmöbel fürs Mu-
FÜR DICH?
habe ich an dem Projekt aber nicht, nur geplant.
seum haben, die möchte ich sehr gerne machen,
seBastiaN Keller: Alanus ist eine Plattform wo
Das war aber nicht schlimm weil ich zwischen-
das ist total schön, da bekommt man dann diese
man alles machen kann, aber man muss es auch
zeitlich noch einen anderen Handwerksjob hatte,
Bauhauspläne und kann dann die Möbel bauen,
machen! Das ist total geil wenn man sich so seine
und da ich ja, wenn ich lange am Computer geses-
das würde ich sehr gerne mit einem befreunde-
Sachen sucht die man halt will und dann hat man
sen habe wieder raus muss, um selbst Material in
ten Schreiner machen. Das wird ne sehr schöne
diesen tollen Zugriff auf die Professoren … die
die Hand zu nehmen, passte das ganz gut.
Geschichte. Und dann ist hier in Berlin, ich
Ideen die man selber hat, mit ihnen zu besprechen
wohne ja hauptsächlich in Berlin, auch noch so
oder irgendwie daran zu forschen … von daher
eine Wohnungssanierung, die sollten ursprüng-
mochte ich dieses Studium sehr gern weil ich es
» wenn iCh lange am Computer
lich nur ganz minimal saniert werden, ich habe
auch immer so begriffen hab, dass ich da was will
geSeSSen habe, muSS iCh wieder
da aber jetzt mal einen Vorschlag gemacht wie
und nicht dass ich da was geboten krieg … Eigen-
die Wohnungen zeitgemäß hergerichtet werden
initiative ist gefragt, die Chancen die Alanus bietet
könnten – mal sehen was draus wird.
nutzen … Ich habe ja auch ein paar Monate zum
Ich hatte auch noch einen Garagenumbau in
rauS, um SelbSt material in die hand zu nehmen. «
Eine andere kleine Sache in Berlin ist eine Dat-
Beispiel immer nur bei den Bildhauern gesessen,
sche, also ein Minihaus, das soll total modernis-
da hatte ich so einen Stuhl und der stand im
tisch werden. Das wurde von einem Architekten
Atelier, an der Heizung, und da saß ich dann am
Bonn, da ist neuer Wohnraum entstanden mit
entworfen, der findet aber keine Handwerker und
Rechner und war am Zeichnen. Einfach nur weil
Terrasse und so, das habe ich selber geplant aber
jetzt arbeite ich als Handwerker für einen Archi-
das Umfeld für mich inspirierender war als das
auch selber gebaut und das ist für mich immer
tekten. Ich find’s spannend mal auf der anderen
eigene Atelierhaus. Und das war gar nicht so dass
eine sehr schöne Erfahrung, ich hab dann den
Seite zu stehen, ist sicher eine interessante Erfah-
ich bei den Bildhauern mitgemacht habe, ich habe
direkten Bezug zu dem was ich plane und ich find
rung. Das mach ich übrigens wieder mit Julian,
einfach die Atmosphäre aufgenommen.
die Kombination halt auch sehr gut, muss nicht nur im Büro sitzen sondern kann auch rausgehen und gucken ob es funktioniert. Außerdem mag ich den Austausch mit den anderen Handwerkern, diskutiere gerne mit denen meine Details und lasse deren Erfahrung dann auch in meine Planungsarbeit einfließen. Im Moment häng ich ein bisschen rum und hab ganz viele kleine Sachen … also nichts Großes, sondern zum Beispiel so eine Pilzsanierung in Bonn, da ist Hausschwamm in einem Gebäude und da hab ich jetzt für die so ein spezielles Ding entwickelt mit Bauteilaktivierung etc, dass die Wände trocknen, mit wasserfestem Beton alles abgedichtet und mit bestimmten Schichtungen von Perlitten und Kies … das ist jetzt fast fertig, da hab ich auch teilweise als Handwerker mitgearbeitet, weil ich tagelang rumtelefonieren musste und keinen Estrichleger gefunden habe (denen war die Einfahrt zu dem Haus zu eng, da kamen 132
WAS RÄTST DU DEN STUDIERENDEN DER
Riesending, weil ich gedacht hab’ ich müsste das
was einen interessiert und gar nicht so Angst
ALANUS?
auch mal lernen, so im Büro sitzen und gucken
haben, dass das nicht geht, sondern das geht dann
seBastiaN Keller: Das was einen selber interes-
wie das ist … das war ein viertausend Quadrat-
schon, das nimmt dann halt eine Richtung an mit
siert, das kann auch irgendwie das Abgefahrenste
meter-Altbau mitten im Umbau und ich war der
den Professoren, und das muss man verfolgen,
sein, sollte man versuchen. Das steigert auch die
einzige Zeichner … meistens hab ich gezeichnet
dann hat man ein ganz tolles Studium … ich
Vielfalt und irgendwie entstehen dann auch wie
und am nächsten Tag wurde das gebaut … das
fand’s ganz toll.
kleine Universen wenn jeder so an seinem Thema
war mega-stressig, weil es ja keine Kontrolle mehr
arbeitet mit dem Tool Architektur.
gibt, du kannst es dir nicht mehr durch den Kopf
Ich glaube man sollte einfach dem nachgehen,
Im letzten Jahr hab’ ich aber gemerkt, ich will
gehen lassen. Das war nicht schön! Und da hab
jetzt fertig werden, ich glaub das war einerseits so, weil auch das Jahr auseinandergefallen ist, also die Leute nicht mehr so da waren mit denen
» iCh finde eS grauSam wenn man
man angefangen hat und das andere ist, glaube ich
immer nur daS gleiChe waS man
einfach, dass ich jetzt auch mal alles ausprobieren wollte was ich so gelernt hatte. RÜCKBLICKEND BETRACHTET: WÜRDEST DU WAS ANDERS MACHEN? seBastiaN Keller: Im Studium hatte ich den Computer zu früh, ich habe ja immer gerne gezeichnet aber irgendwann nur noch mit dem Computer gearbeitet, irgendwie war’s auch gut, ich habe diese Phase auch sehr intensiv durchlebt aber ich
mal gelernt hat, maChen müSSte. (…) eS iSt doCh Viel SChöner, daSS jeder bau und jedeS hauS Sein eigeneS weSen hat und daSS man an dem jedeS mal forSChen muSS. «
ich dann erst bemerkt, dass ich das eigentlich gar nicht muss, ich muss gar nicht im Büro sitzen, muss gar nicht hohle Architektur machen und das so lernen … ich kann ja machen was ich will und Architektur ist halt mein Weg dazu für meine Formenforschung und nicht andersrum. BITTE EINEN SATZ ZU ARCHITEKTUR + ALANUS seBastiaN Keller: Ich denk dass an Alanus eine Sache ganz besonders ist und zwar, dass man, wenn man mit dem Studium fertig ist, immer noch kaum etwas von Architektur versteht und das ist das eigentliche Qualitätsmerkmal, weil
merke jetzt, dass mit dem Computer zu zeichnen nicht wichtig ist. Wenn man Architektur machen
Nach dem Studium hab ich erst begriffen das
will, braucht man den Computer nur für eine
meine Forschung schon immer war: Was sind ei-
mehr ist, nämlich eine Lebensaufgabe, es geht um
bestimmte Phase als Werkzeug. Aber erst wenn
gentlich Formen? Und warum muss die eine Form
Weiterentwicklung. Ich finde es grausam wenn
vorher alles mit Hand entwickelt und geklärt
so sein und die andere so? Ich hatte schon immer
man immer nur das Gleiche was man mal gelernt
wurde, im Entwerfen ist man mit der Hand viel
so einen Formenforschungstrieb und das hat sich
hat, machen müsste, immer das Selbe bauen
schneller und man braucht auch noch nicht den
irgendwann geäußert, sodass ich halt Architektur
müsste … es ist doch viel schöner, dass jeder Bau
Detaillierungsgrad den einem das CAD vorgibt.
studiert habe.
und jedes Haus sein eigenes Wesen hat und dass
das bedeutet, dass Architektur eigentlich viel
Ansonsten hatte ich echt ein super Studium, weil
Aber ich hab’ das auch zwischenzeitlich ver-
ich mir auch viel ausgesucht hatte was ich machen
gessen, ich hatte ja auch so ein bisschen ne blöde
rauszufinden … und diese Haltung, dieses Ver-
wollte.
Zeit, habe für einen Inverstor gearbeitet, so nen
ständnis habe ich an Alanus mitbekommen. ■
man an dem jedes mal forschen muss, um es halt
133
meNscheN
iNterview mit BeNJamiN maria BausKe Studium im faChbereiCh arChitektur: baChelor arChitektur und Stadtraum Von 2007-2011 und maSter prozeSSarChitektur Von 2011-2013 // abSChluSS: ma arChitektur // daS interView führte dipl.-ing. annett hillebrand WAS HAST DU NACH DEM STUDIUM
Weiter ging’s danach bei Ulrich Hartung Stadtplanung und
GEMACHT, WO ARBEITEST DU JETZT UND
Projektentwicklung in Bonn. Auch hier wurde ich angefragt bei
WIE LEICHT, ODER AUCH SCHWER WAR ES,
einem städtebaulichen Projekt mitzuwirken. Hauptsächlich ging
EINEN JOB ZU BEKOMMEN?
es hier um eine städtebauliche Entwurfsarbeit und deren grafische
BeNJamiN maria BausKe: Nach dem Studium habe
Umsetzung.
ich, bis auf einen kurzen Urlaub, eigentlich direkt
Während dieser Zeit habe ich aber vor allem auch sehr intensiv
gejobt. Ich hatte ja schon während des Studiums
meine Bewerbung vorbereitet, das Portfolio mit den studentischen
die Möglichkeit als Werkstudent in einem Archi-
Arbeiten, den Wettbewerben und Stipendien war schon sehr bald
tekturbüro zu arbeiten, das habe ich dann auch
nach meinem Abschluss fertig, das Ganze habe ich als Mappe
für eine kurze Zeit erst mal weitergemacht, bevor
drucken lassen und mich damit dann initiativ bei verschiedenen
ich für Prof. Swen Geiss, auf dessen Anfrage hin,
Unternehmen, hauptsächlich Projektentwicklern und -steuerern,
bei team 51°5 architekten freiberuflich tätig wur-
aber auch bei Unternehmensberatungen beworben.
de. Wir haben zusammen an einen Wettbewerb
Die ersten Vorstellungsgespräche ließen dann auch nicht lange auf sich warten, es gab mehrere Vorstellungsrunden bei insgesamt vier Unternehmen. Ich weiß noch genau, das erste Gespräch war am 13. September 2013 und das ist dann tatsächlich auch die Stelle geworden in der ich jetzt in Frankfurt arbeite: einer Unternehmensberatung, M.O.O.CON, das steht für Mensch Organisation Objekt Consulting. Seit dem 01.05.2014 arbeite ich dort als Projektmanager und Consultant im Bereich Gebäudeentwicklung. Wir betreuen Bauherren in der Objektfindung und -entwicklung, unser Fokus liegt hier auf der Errichtung neuer Büro- und Verwaltungsgebäude. Wir organisieren dabei den gesamten Prozess von der Nutzerbedarfsanalyse, also was braucht der Kunde innerhalb seines Hauptgeschäftsfeldes, was braucht er in seiner neuen Arbeitswelt jetzt und in Zukunft und wie kommt er dahin, über die konkrete Prozessgestaltung und den Projektmanagementaufgaben, bis hin zu den Tätigkeiten als Bauherrenvertreter. Konkretes Beispiel dazu: Ein namhafter Sportartikel Hersteller möchte seinen Standort in Herzogenaurach weiter ausbauen. Dazu sollen bis 2018 zwei große neue Bürogebäude und ein Konferenzgebäude entwickelt und gebaut werden. Die Nutzerbedarfserhebung lag unsererseits schon vor, wir waren im Projektmanagement tätig, haben hier den gesamten weiteren Prozess projektiert und organisiert und bei der Architektenauswahl den Bauherrn unterstützt, den M.O.O.CON seit Jahren zu seinen Kunden zählt. Im Moment bin ich maßgeblich in die komplette Organisation
gearbeitet, das war ein geladener kleiner städ-
eines geladenen Realisierungswettbewerbs für den Neubau einer
tebaulicher Ideenwettbewerb in Dresden, für
Unternehmenszentrale in Mannheim involviert.
das Plangebiet unweit der Dresdner Innenstadt
134
Besonders freut mich aber, dass wir gerade dabei sind eine De-
sollte eine städtebauliche Idee und deren bauliche
pendance innerhalb der Rheinschiene Köln Düsseldorf aufzubauen.
Umsetzung entwickelt werden.
Wir haben hier einige Projekte, u.a. auch eins für die Stadt Bonn,
für das ich tätig bin und so, neben zwei aktiven Tagen in Frankfurt,
Miteinander, der gegenseitige Respekt und die
auch an drei Tagen in der Woche wieder im home office (natürlich
vermittelte Haltung.
in Kölle) arbeiten darf.
Ja, und natürlich auch die Entwurfsmethodik
WIE WAR DAS STUDIUM AN DER ALANUS FÜR DICH?
in ihrer gesamten Breite. Das kommt mir jetzt
BeNJamiN maria BausKe: Jaa, wie war das? Im Bachelor war es Ent-
auch zu Gute, ich werde bei Besprechungen
wurfslastiger, auch wegen dem Städtebauanteil, das war aber auch
immer öfters auch zu Entwurfsfragen hinsichtlich
eine gute Vorbereitung auf vieles was danach im Masterstudium
der Beurteilung und Architekturbewertung in
kam. Wenn man im städtebaulichen Maßstab zu denken gelernt hat
Bezug auf Nutzerorientierung und Funktionalität
ist man geübt das große Ganze im Blick zu halten und das ist eine
hinzugezogen.
Prozesskompetenz die man später im Bereich Projektmanagement
RÜCKBLICKEND BETRACHTET: WÜRDEST DU WAS ANDERS MACHEN?
» wenn man im StädtebauliChen maSSStab zu
BeNJamiN maria BausKe: Ich würde nichts anders machen, für mich ist alles ziemlich perfekt ge-
denken gelernt hat, iSt man geübt daS gro-
laufen. Und es war für mich ein echter Glücksfall
SSe ganze im bliCk zu halten und daS iSt eine
ten damals für mich gab und dann auch noch hier
prozeSSkompetenz die man Später im bereiCh projektmanagement ganz gut gebrauChen kann. «
dass es die Alanus mit ihrem besonderen Angeboin der Region, der ich mich sehr verbunden fühle und in der ich sehr verwurzelt bin … ein echter Glücksfall halt! WAS RÄTST DU DEN STUDIERENDEN DER ALANUS? BeNJamiN maria BausKe: Ich würde den Studieren-
ganz gut gebrauchen kann. Eine der Kernkompetenzen für Projekt-
den raten die Studienzeit auch dafür zu nutzen,
manager ist es ja den Überblick zu behalten.
sich frühzeitig zu positionieren, sich umzuschau-
Auch gut war, dass wir im Bachelor, wie auch später im Master, gezielt und häufig präsentiert haben und gelernt haben, die eigene
en im Markt und sehr früh in die Praxis zu gehen, professionell zu arbeiten.
Arbeit dem Auditorium verständlich vorzutragen, sie aber auch
Ich merke bei Kollegen, die ohne Praxiser-
zu verteidigen und vor allem auch hinter dem eigenen Projekt zu
fahrung direkt aus dem Studium kommen, dass
stehen.
die noch gar nicht so genau wissen wo sie hin
Aus der Prozessarchitektur kommend bin ich natürlich bei
wollen und noch gar keinen Überblick haben. Ich
M.O.O.CON als Prozessorganisator oder Prozesssteuerer genau
glaube das ist wirklich das, was einem die frühe
richtig. Und ich kann sehr viel von dem was ich im Masterstudium
Berufserfahrung bringt, dass man frühzeitig weiß
mitbekommen habe in meinem jetzigen Job gebrauchen. Wir sind
was man will und vor allem auch was man nicht
ja nicht diejenigen, die die Entwürfe machen, ganz im Gegenteil,
machen will. Mir war während meiner studenti-
wir betreuen ja die Entwürfe im Auftrag des Kunden und das ist
schen Arbeit in dem Architekturbüro sehr schnell
auch was wir konkret bei Prof. Florian Kluge gelernt haben, also das
klar, dass ich kein Ausführungsplaner oder
Strukturieren, die Projektabläufe, die Termingestaltung usw.
Entwurfsarchitekt werden wollte, sondern meine
In den Betreuungsterminen mit den Professoren habe ich
Kompetenzen in anderen Bereichen sehe, die mir
das gelernt, was ich jetzt in Arbeitssitzungen mit dem Bauherrn
noch mehr Spaß machen und mich erfüllen.
anwenden kann. Da muss man vorbereitet sein, um die Erwar-
BITTE EINEN SATZ ZU ARCHITEKTUR +
tungshaltung des anderen zu erfüllen, das war ja im Prinzip in der
ALANUS
Rolle Student zu Professor auch so, aber immer stets auf freundli-
BeNJamiN maria BausKe: Architektur ist für den
cher und respektvoller Ebene. Und das ist auch genau das, was ich
Menschen! Das darf man nicht aus dem Fokus
von Alanus mitnehme: die soziale Komponente, das menschliche
verlieren, der Mensch muss im Zentrum stehen. ■ 135
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impressum mag 8 herausgeBer Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Fachbereich Architektur Prof. Willem-Jan Beeren Prof. Benedikt Stahl Villestr. 3 53347 Alfter www.alanus.edu mag@alanus.edu reDaKtioN uND KoorDiNatioN Claudius Bäuml gestaltuNg uND layout Nola Bally KorreKtorat Aurelia Grünn Claudius Bäuml DrucK Druckhaus Süd Medien GmbH, Köln
auFlage Limitierte Auflage: 1000 Exemplare papier RecyStar Natur, 80g/m2, Papyrus schriFt Minion Pro Trade Gothic LT hiNweis Alle Inhalte (Texte, Bilder, Illustrationen, freie Arbeiten und Grafiken) sind urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Autoren. Ohne die ausdrückliche Zustimmung der Autoren / Rechteinhaber ist der Abdruck und die sonstige Vervielfältigung auf analogem oder elektronischem Wege nicht gestattet. Danke allen Autoren und Illustratoren, die uns ihre Beiträge zur Verfügung gestellt haben!
März 2015 ISSN 2190-3565
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