Ă–sterreich und die
Banater Schwaben
Hans Dama (Hg.)
Inhaltsverzeichnis Vorwort zur 2. Auflage.................................................................................................................................................. 5 Vorbemerkungen des Herausgebers............................................................................................................................ 5 Geleitwort Botschafter Dr. Emil Brix......................................................................................................................... 7 Geleitwort Jakob Laub................................................................................................................................................. 8 Geleitwort Univ.-Prof. Dr. Johannes Poigenfürst...................................................................................................... 9 Geleitwort Prof. Nikolaus Engelmann...................................................................................................................... 10 Das Banat und die Banater Schwaben...................................................................................................................... 11 Hans Dama (Wien) An der Schwelle zum 100-jährigen Jubiläum des Verbandes der Banater Schwaben Österreichs (1907-2007)...................................................................................................... 15 Hans Dama (Wien) Franz Klein – dem Banatforscher zum 85. Geburtstag........................................................................................... 24 Hans Dama (Wien) Beiträge zur Geschichte und Volkskunde Das Banat – unsere verlorene Heimat....................................................................................................................... 31 Nelu Bradean-Ebinger (Budapest) Das Banat – Kaiserliche Provinz im Südosten 1718-1778....................................................................................... 33 Alexander Krischan (Wien) Auf Spurensuche im Banat. Eine außergewöhnliche Reise im August 2003......................................................... 47 Franz Urban (Seitenstetten/A) Temeswarer Testamente aus dem frühen 18. Jahrhundert Zum dokumentarischen Wert einer Quellengattung............................................................................................... 57 Marionela Wolf (Böblingen/D) Johannes Ehardt (13. April 1798 - 14. September 1866), Kleinjetscha. Geschichte(n) rund um das Porträt des Johannes Ehardt. Der Schwabenpetition ein Gesicht gegeben.............................................................................................................. 73 Radegunde Täuber (Nufringen/D) Umworben, gefeiert und verdammt. Banater Schwaben im Zweiten Weltkrieg.................................................. 81 Peter Krier (Schweinfurt) Massenumsiedlungen als Teil des „roten Holocaust“. Zu den Deportationen in die rumänische Bărăgansteppe und in die ungarische Hortobágy-Puszta im Jahre 1951........................................................................................................... 90 Luzian Geier (Augsburg) Wann lügen offizielle Dokumente? Liste mit amtlichen Daten zur Rußlanddeportation in Temeswar veröffentlicht................................................................................................... 101 Luzian Geier (Augsburg) Katholische Kirche und atheistische Gesellschaft. Fragen zum Hintergrund eines unmöglichen Zusammenlebens.......................................................................... 103 Adolf Fugel (Aadorf/CH) Banater Schwaben, Donauschwaben und ihre Zukunft........................................................................................ 113 Hans Gehl (Tübingen) 15 Jahre Demokratisches Forum der Deutschen im Banat – im Zeichen des Aufbruchs der deutschen Gemeinschaft....................................................................................... 125 Karl Singer (Temeswar) 3
Temeswar aus dem Blickpunkt der Literatur: Auf der Suche nach der Stadt Temeswar. Vorwand für ein mögliches Abenteuer................................................................................ 131 Eleonora Ringler-Pascu (Temeswar) Das Banat im Donauschwäbischen Zentralmuseum............................................................................................. 137 Swantje Volkmann (Ulm) Gründungsprotokoll des Vereines der Banater Schwaben in Wien vom 27. Jänner 1907....................................... 140 Beiträge zur Literatur und Kulturkunde Nikolaus Lenau – Mythos und Symbol................................................................................................................... 143 Annemarie Podlipny-Hehn (Temeswar) Lenaus Wald. Überlegungen zu einem Schwerpunkt von Lenaus Naturlyrik.................................................... 151 Horst Fassel (Tübingen) Gedichtete Lieder, vertonte Poesie. Nikolaus Lenau: Poet und Musiker zugleich. Zum 200. Geburtstag des Dichters.......................................................................... 160 Franz Metz (München) Robert Reiter – Übersetzer und Essayist................................................................................................................ 171 Eduard Schneider (München) Literatur als Heimat und Lebenshilfe. Zur literarischen Leistung von Nikolaus Engelmann............................................................................................ 178 Walter Engel (Düsseldorf) Ein volkstümlicher Dramatiker aus dem Banat: Peter Riesz............................................................................... 189 Herbert Bockel (Passau) Herta Müllers Poetik der Nestbeschmutzung........................................................................................................ 202 Dieter Michelbach (Sünching/D) Westliche Begegnung mit dem Banater Maler Franz Ferch................................................................................. 212 Franz Heinz (Ratingen/D) Beiträge mit Österreich-Bezug La Roque sur Pernes und seine Banater Geschichte............................................................................................. 219 Peter-Dietmar Leber (München) Eine Privatsammlung wird zum Freilichtmuseum. Das „Dorfmuseum Mönchhof“......................................... 235 Sabine-Else Astfalk (Eisenstadt/A) Zeitbedingte Wortverbundenheit. „Sprachenkampf“ und Übertragungen in der Bukowinischen Presse der 30er Jahre............................................................................... 242 George Guţu (Bukarest) Die Karpaten – Monsterheimat für Briten und Amerikaner Englischsprachige Fantastik-Literatur von Dracula bis Carpathia.................................................................... 258 Johann Adam Stupp (Erlangen) Fiktion und Realität. Beiträge zur Rezeption Australiens und der Südsee in der deutschen Literatur und Malerei.................................................................. 264 Roxana Nubert (Temeswar) Die Autoren................................................................................................................................................................ 281 Tabula gratulatoria für Franz Klein....................................................................................................................... 289 Banater Elegie von Rudolf Hollinger........................................................................................................................ 290 Bilder/Dokumente..................................................................................................................................................... 293 4
Geleitwort Die Jahre 1989/1990 haben ein neues Europa möglich gemacht, in dem auf diesem Kontinent nicht mehr zwischen Demokratien und Volksdemokratien, zwischen einem freien Westen und einem kommunistischen Osten unterschieden werden muss. Für viele Menschen hat damit Europa wieder neu begonnen. Gleichzeitig hat das Ende des „Eisernen Vorhangs“ wieder unseren Blick für das Wesen und den Charakter Europas geschärft. Europa war und ist ein Kontinent der Minderheiten und der Migrationen. Um seine Geschichte zu verstehen, ist es gut, die Geschichte seiner Minderheiten und ihrer Leistungen für die Entwicklung Europas zu kennen. Wir wissen heute, dass Wanderungsbewegungen, der Wechsel von Regimen und Grenzen und Assimilationsprozesse in Europa nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellen. Gerade Österreich hat in der Geschichte der multikulturellen Habsburgermonarchie Erfahrungen gesammelt über die Hoffnungen und das Leid, das damit verbunden sein kann. Wir sollten alle dazu beitragen, dass Minderheiten als Reichtum Europas und als Brücke zwischen den Staaten wirken können. Ich freue mich daher, dass die Geschichte der Banater Schwaben und ihre Verbundenheit mit Österreich mit dieser Festschrift umfassend dargestellt werden. Altösterreich stand am Beginn der Geschichte der Banater Schwaben vor 250 Jahren, und für viele Angehörige der Volksgruppe wurde die Republik Österreich im 20. Jahrhundert zur neuen Heimat. Auch viele der Banater Schwaben, die heute noch in Rumänien leben, erwarten zu Recht, dass es in Österreich Interesse am weiteren Weg dieser Region gibt. Private Initiativen, wie jene von Professor Poigenfürst, die zur Errichtung eines Spitals in Temeswar geführt hat, aber auch Aktivitäten der offiziellen österreichischen Stellen, wie die Errichtung einer Österreich-Bibliothek in Temeswar durch das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten, zeigen, dass es dieses Interesse gibt. Auch das Österreichische Kulturforum in Bukarest bemüht sich, die kulturellen und wissenschaftlichen Kontakte wieder zu jener Selbstverständlichkeit werden zu lassen, wie es den vielsprachigen Traditionen im Banat entspricht. In den nächsten Jahren wird es vor allem um die Intensivierung der wirtschaftlichen Kooperationen gehen, um die Lebenschancen der Menschen im Banat zu verbessern und um die Region auf den Beitritt Rumäniens in die Europäische Union vorzubereiten. Ich wünsche diesem Buch, dass es dazu beiträgt, weil es Lust auf die „Wiederentdeckung“ einer vielsprachigen europäischen Kulturlandschaft macht, die durch die Traditionen der Banater Schwaben in besonderer Weise mit Österreich verbunden ist. Mein Dank geht an den Verband der Banater Schwaben Österreichs, dafür, dass er mit seiner Arbeit und mit diesem Jubiläumsbuch uns die Chance gibt, die Perspektiven dieser Traditionen in einem neuen gemeinsamen Europa zu sehen und in den Beiträgen des vorliegenden Bandes nachzulesen.
Botschafter Dr. Emil Brix Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten 7
Geleitwort Nach dem Entsatz der Festung Temeswar (1716) wurde das fast quadratische Dreiflüsseland Banat – im Norden die Marosch, im Westen die Theiß, in Süden die Donau und im Osten die Südkarpaten –, das in etwa die Größe Belgiens aufweist, nach 164-jähriger Türkenherrschaft auf Vorschlag des Befreiers, des Prinzen Eugen, zum kaiserlichen Kronland erhoben, und die aus allen Teilen des Heiligen Römischen Reiches rekrutierten Siedler haben diesen ehemals zum Teil sumpfigen Landstrich durch ihren sprichwörtlich gewordenen Fleiß in eine blühende Kornkammer verwandelt. Die über Jahrhunderte leidgeprüften Banater Schwaben – ein Sammelname für die im Banat zu geschlossenen Dorfgemeinschaften gewachsenen Zuwanderer – haben, ihrem Schicksal folgend, besonders nach den beiden Weltkriegen (Dreiteilung des Banats nach dem Ersten Weltkrieg und fast fünf Jahrzehnte kommunistischen Terrors nach dem Zweiten Weltkrieg) ihren unaufhaltsamen Niedergang im Südosten Europas hinnehmen müssen. Es verschlug sie in die ganze Welt, einen Großteil nach Deutschland, weniger nach Österreich, nach Frankreich und nach Übersee, wo sie zum Aufbau und zur Festigung ihrer neuen Heimat einen wesentlichen Anteil erbracht haben. Franz Klein, der langjährige Obmann – von 1983-2000 – des Verbandes der Banater Schwaben Österreichs, hatte als Mann der ersten Stunde gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs die sich in Europa vollzogenen Umwandlungen erkannt und sich bedingungslos in den Dienst seiner in Österreich lebenden und nach Österreich geflohenen Landsleute gestellt, durch Zielstrebigkeit und Kontinuität seinen Banatern zur Eingliederung in Österreich und vielen zur Familienzusammenführung verholfen. Sein Augenmerk galt aber gleichsam auch den im Banat Verbliebenen, denen er mit Rat und Tat zur Seite stand. Als ehemaliger Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland konnte ich über Jahre gemeinsam mit meinem Freund Franz Klein im Sinne unserer Banater Landsleute intensiv und produktiv zusammenarbeiten: Es war eine fruchtbare, ergebnisreiche Arbeit, wofür ich auf diesem Wege Franz Klein – auch im Namen seiner in Deutschland lebenden Landsleute – meinen aufrichtigen Dank ausspreche.
Jakob Laub Ehrenvorsitzender und Bundesvorsitzender a.D. Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland
8
Hans Dama (Wien)
Das Banat und die Banater Schwaben Drei Jahrzehnte nach der Schlacht am Kahlenberg (1683) und der Befreiung Wiens von der türkischen Belagerung wurde das Banat, dieses zwischen Donau, Theiß, Marosch und den Karpaten liegende 28.523 km² große Land 1716 als letztes ungarisches Gebiet nach 164 Jahren durch Prinz Eugen von der osmanischen Herrschaft befreit. Nach Auffassung Prinz Eugens sollte dieses wichtige Grenzland als Keil zwischen den damals aufständischen Madjaren (Kuruzzenkriege) und den ihnen freundlich gesinnten Türken ausgebaut werden. So wurde das neu erworbene Banat zu einer Krondomäne und blieb ein unveräußerliches königliches Gut mit zunächst nur geschätzten 85.000 Einwohnern. Der Wiener Hof war jedoch in der Folgezeit bemüht, das Banat in ein vorbildliches Gebiet der Monarchie zu verwandeln. Drei Habsburger Kaiser waren es, unter deren Regierung sich die nun einsetzenden Schwabenzüge ins Banat ergossen: der Erste Schwabenzug unter Kaiser Karl VI. 1723-1726; der Zweite Schwabenzug unter Maria Theresia 1763-1773 und der Dritte Schwabenzug unter Joseph II. 1782-1787. Das Kolonisationswerk selbst wurde in der Planung und Durchführung von Wien aus vorgenommen und zählte trotz aller zeitbedingten Mängel mit zu den großen Leistungen Österreichs in der Zeit des 18. Jahrhunderts. Die angeworbenen Familien kamen mehrheitlich aus linksrheinischen Auswanderungsgebieten, hauptsächlich aber aus Lothringen, Elsass, Luxemburg, Franken, Baden, Sauerland und Schwaben. Im Jahre 1734 befanden sich im Banat bereits 46 deutsche Ortschaften. Im Zeitraum von 1763-1770 stieg die Zahl der Deutschen im Banat von etwa 24.000 auf 43.000. Bis 1773 wurden 31 Ortschaften neu gegründet und 29 Siedlungen erweitert. Die Großtat der Siedler bestand in der Umwandlung des Banats in eine der ertragreichsten Kornkammern Europas. Das Banat wurde jedoch im Jahre 1778 laut Vertrag, den Maria Theresia 1741 mit den Ungarn geschlossen hatte, Ungarn einverleibt. Joseph II. ließ 164 Banater Orte aus öffentlichen Versteigerungen an die Meistbietenden verkaufen. Die deutschen Bauern, die vorher nur der Hofkammer unterstanden hatten, wurden wieder Leibeigene. Im Dritten Schwabenzug kamen nochmals rund 13.500 Personen ins Banat. Nach der Revolution von 1848/49 entstand die „Woiwodschaft Serbien und Temeser Banat“ mit deutscher Amtssprache. Die neue „Woiwodschaft“, deren Hauptstadt Temeswar wurde, umfasste neben dem Banat auch die Batschka und die Rumaer und Illoker Bezirke des Komitates Syrmien und war unmittelbar der Reichsregierung in Wien unterstellt. Die Bevölkerung der gesamten Woiwodschaft betrug im Jahre 1851 knapp 1,4 Millionen Menschen, davon rund 400.000 Serben, 300.000 Deutsche, 300.000 Rumänen, 250.000 Ungarn und 13.000 Juden. Mit Wirkung vom 1. Jänner 1861 löste sich die Woiwodschaft auf, und das Banat wurde ein zweites Mal dem Königreich Ungarn einverleibt. Mit dem österreichisch-ungarischen „Ausgleich“ von 1867 wurden die 1,8 Millionen Deutschen der ungarischen Reichshälfte dem ungarischen Nationalismus ausgeliefert. Das deutsche Schulwesen wurde nach und nach erdrosselt. Die deutschen Zeitungen des Banats schmolzen von 37 im Jahre 1889 auf 12 im Jahre 1910 zusammen. 11
Am 30. Dezember 1906 wurde in Werschetz die „Ungarländische Deutsche Volkspartei“ gegründet. Sie stellte sich die Aufgabe, die Überfremdung abzuwehren und die im Nationalitätengesetz von 1868 den Volksgruppen zugesagten Rechte durchzusetzen. Die Volkszählung im Jahre 1910 wies im Banat unter 1.852.439 Einwohnern 512.601 (27,6 %) Deutsche auf. Der Ausgang des I. Weltkrieges brachte das Ende der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Trianon (4.6.1920) zerstückelte das Banat in drei Teile: 18.945 km² fielen an Rumänien, 9.307 km² kamen zu Jugoslawien und 217 km² verblieben bei Ungarn. Im neuen Vaterland Rumänien gingen die Banater Schwaben sehr zielstrebig an die Aufbauarbeit. Nach 1933 mischte sich die Deutsche Reichsregierung immer häufiger in die Angelegenheiten der deutschen Volksgruppe ein, bis die rumänische Regierung mit Dekret vom 21. November 1940 diese als juristische Person öffentlichen Rechtes anerkannte. Ab Mai 1943 wurden auf Grund eines Abkommens zwischen Rumänien und dem Dritten Reich die Rumäniendeutschen in die deutschen Wehrverbände eingezogen. Zirka 8.500 von ihnen sind im Zweiten Weltkrieg gefallen. Der Umsturz in Rumänien am 23. August 1944 hat die Deutschen in Rumänien sehr getroffen: Politische, wirtschaftliche, kirchliche und kulturelle Organisationen wurden aufgelöst und verboten. Vertrieben wurden die Deutschen nicht. Im Januar 1945 wurde die arbeitsfähige deutsche Bevölkerung zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Durch die Bodenreform im März 1945 verlor die bäuerliche Bevölkerung ihre Existenzgrundlage. Im Sommer des Jahres 1951 wurden 40.000 Menschen entlang der jugoslawischen Grenze in die Bărăgan-Steppe zwangsumgesiedelt. In der Volkszählung vom Januar 1948 gaben in Rumänien nur mehr 343.913 Personen Deutsch als Muttersprache an, davon im Banat 171.022. Das Ergebnis, das das „Demokratische Forum der Deutschen im Banat“ bei den Wahlen im Mai 1991 erzielte, war katastrophal. Die kulturell-ethnische Überlebenschance der Volksgruppe wurde unter dem Assimilationsdruck der Ceauşescu-Diktatur immer geringer. Hinzu kam ab 1951 im Rahmen der Familienzusammenführung eine Rückwanderung Deutscher aus dem kommunistischen Rumänien in den Westen. Im Zeitraum von 1950 bis 1992 beteiligten sich an der Aussiedlung rund 200.000 Banater Schwaben. Im Jahre 1990 waren es über 50.000, die in das Land ihrer Vorfahren zurückwanderten. Gegenwärtig dürften noch an die 20.000 Banater Schwaben in Rumänien leben. Beim Herannahen der Front im September 1944 zogen zahlreiche Wagenkolonnen mit Flüchtlingen aus dem Banat nach Österreich. Die meisten von ihnen verbrachten den Winter 1944/45 im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich sowie Salzburg. Schon im Frühjahr 1945 lief eine Repatriierung der in der russischen Zone Österreichs befindlichen Flüchtlinge an. Unter russischer Eskorte fuhren vom Arsenal in Wien die Trecks der Volksdeutschen in ihre Heimat zurück. Nach Angaben des Bundesministeriums für Inneres befand sich die folgende Anzahl von Flüchtlingen aus Rumänien in Österreich: 01.01.1948: 56.601 Personen und 01.07.1956: 20.735 Personen. Rund 18.000 Banater Schwaben aus Rumänien fanden in Österreich eine neue Heimat. Der „Verband der Banater Schwaben Österreichs“ will neben der Geselligkeit die in der ehemaligen Heimat gewachsenen Verbindungen pflegen und weiterentwickeln. Gleichzeitig bemüht er sich, die Verbindung zu den in der alten Heimat verbliebenen Landsleuten aufrecht zu erhalten sowie ihnen Hilfe zukommen zu lassen (Paketaktionen, Geldüberweisungen usw.). In seinem Bemühen wird er von der Heimatzeitung „Banater Post“, München, tatkräftig unterstützt. Sie wird in 12 Staaten Europas und in Übersee gelesen. 12
Das Banat (28.500 km2, das ist in etwa die Größe Belgiens) erstreckt sich im Dreiländereck Rumänien – Serbien – Ungarn. 1716 wurde das Banat nach 164-jähriger türkischer Herrschaft auf Vorschlag des Befreiers, des Prinzen Eugen, zum kaiserlichen Kronland erhoben, in dem mehrheitlich deutschsprachige, größtenteils aus linksrheinischen Gebieten rekrutierte Siedler des Heiligen Römischen Reiches, die, als Banater Schwaben („Nennschwaben“, nach J.H. Schwicker) in die Geschichte eingegangen, hier eine neue Heimat gefunden und sich einer historischen Herausforderung gestellt haben, nämlich diesen zum Teil sumpfigen Landstrich in eine blühende Kornkammer zu verwandeln. 1920 erfolgte nach Trianon die Dreiteilung des Banats, und nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Russlanddeportationen und Zwangsaufenthalten in der Bărăgan-Steppe an der unteren Donau, hegten viele Banater Schwaben den Wunsch, ihre Heimat zu verlassen, und so setzte, besonders nach 1990, massenweise die Rückwanderung nach Deutschland, weniger nach Österreich ein ... Die Beiträge des vorliegenden Buches setzen sich vornehmlich mit historischen Ereignissen und mit dem Wirken von Persönlichkeiten aus dem zu Rumänien gehörenden Teil des Banats auseinander, wo die Schwaben nach 1945 – wenn auch unter misslichen Bedingungen – ihrer Heimat noch Jahrzehnte lang treu geblieben sind.