Studer’s gazette 04
Sommer 2010 —
Es ist die ewige Hassliebe. Denn der solide, gehobene Durchschnitt ist nicht die Sache des Burgunds. Das Burgund ist wie Amy Winehouse. Heute gran dios, morgen desaströs. Und doch: Wer die Qualitäten eines grossen Burgun ders einmal kennengelernt hat, kommt nie mehr davon los. Wir stellen Ihnen in dieser Gazette einen Produzenten vor, mit dem burgundische Glücksmo mente garantiert sind. Dominique Laurent heisst der Mann, der ursprünglich als Pâtissier mit Torten und Gebäck hantierte, heute aber inmitten arrivierter Winzer auf seine ureigene Weise mit den Crus tanzt. Claudia & Carl Studer-Dali
Bild: Jean Laurent (links) und sein Mitarbeiter Damian legen sich beim Abpressen kräftig ins Zeug.
2 — Frankreich Burgund — Neu
im Sortiment: Dominique Laurent
Dominique Laurent: Zuständig für die elementaren Aspekte der menschlichen Existenz und auf jeden Fall ein Prachtkerl.
3 — Frankreich Burgund — Neu
im Sortiment: Dominique Laurent
zuckerbäcker mischt das burgund auf. Da fragt doch Weinhändler Studer tatsächlich nach der Crème pâtissier. «La vrai crème pâtissier? Ihr Wahnsinnigen, wenn wir damit anfangen, ist der Tag vorbei», sagt Dominique Laurent und seine dunklen Augen im kreisrunden Gesicht funkeln wie bei einem Tiger vor dem Sprung. Dann erzählt er von Kupferkessel und Feuerglut, von Eigelb, Zucker und viel feinster Rohmilchbutter aus der Normandie, vor allem aber von der alles entscheidenden Frage: Muss das Eigelb und der Zucker bei 118 oder 121 Grad Cel sius schaumig geschlagen werden? Mit anderen Worten: Wir diskutieren über die elementaren Aspekte der menschlichen Existenz. Die Geschichte des heute 53-Jährigen, der in einer alteingesessenen Pâtissier-Familie in der nordfranzösischen Kleinstadt Vesoul aufgewachsen ist, wurde schon oft erzählt. Jahrelang hatte ihn sein Vater dazu verdonnert, Crèmes und Füllungen herzustellen.
4 — Frankreich Burgund — Neu
im Sortiment: Dominique Laurent
5 — Frankreich Burgund — Neu
im Sortiment: Dominique Laurent
Die komplizierten Torten machten die anderen. «Ich hatte ein Problem mit der Feinmotorik meiner Hände. In meinem Kopf baute ich die kompliziertesten Torten. Doch mir fehlte das Fingerspitzengefühl, um sie zu realisieren.» Die grossen Pâtis sier-Meister verehrt er noch heute mindestens so sehr wie die besten Winzer der Welt. Zum Beispiel Pierre Hermé in Paris. «Seine Torten sind Metaphysik», sagt Dominique Laurent.
Obwohl er viel neues Holz einsetzt, sind in keinem einzigen
Dominique Laurent: «Meine burgundischen Kollegen sind da, weil sie Rebberge geerbt haben, ich bin hier, weil mich die Passion hierhergeführt hat. Vielleicht bin ich deshalb besonders motiviert.»
Wein vordergründige Würznoten auszumachen. Dafür zeigen sich, Cru für Cru, die subtilen Unterschiede des Terroirs. Wie er das macht? «Die Arbeit mit dem Eichenholz ist noch kom plexer als die Sache mit der eingangs beschriebenen Crème pâtissier. Der entscheidende Faktor ist, dass der Ausbau immer auf die Charakteristik des Jahrgangs abgestimmt wird. Und weil der subtile Pinot mit jedem Jahrgang individuelle Nuan
Doch schon mit 20 Jahren gab es etwas, dass Dominique
cen zeigt, muss auch der Holzeinsatz jedes Jahr neu konzi
noch mehr faszinierte als Kuchen, Gebäck und Torten. Näm
piert werden», sagt er. Nie würde er seine Weine einem Holz
lich die Burgunderweine im Elternhaus, gekauft und einge
Nano-Bereich, will sagen bis in jede Parzelle, jede Rebreihe,
anvertrauen, dessen exakte Herkunft er nicht kennt. Sein aus
kellert von seinem Grossvater und Vater. Ersterer kaufte den
jeden Quadratmeter Boden. So ist sein Clos Vougeot eben
geprägtes Qualitätsbewusstsein hat ihn schon vor Jahren dazu
Wein noch im Fass. Er besorgte sich jährlich ein Pièce mit
nicht einfach ein Clos Vougeot, sondern ein Clos Vougeot von
gebracht, eigene Barriques herzustellen. Inzwischen ist sein
Chambertin und ein Pièce mit Puligny-Montrachet und füllte
der höchstgelegenen Parzelle dieser mit 50,6 Hektar grössten
Ruf als Küfer so ausserordentlich wie der als Winzer. Sein
den Wein selber ab. Den 45er-Chambertin, den er irgend
Grand-Cru-Lage im Burgund, die allen Glanz und alles Elend
«Magic Cask» halten viele für das beste kleine Eichenfass der
wann einmal als Teenager getrunken hat, hat er heute noch
dieser Weinbauregion in sich vereint. Es gibt fürchterlich
Welt. Es wird aus der sogenannten «Chêne Colbert» herge
so absolut exakt im Kopf, dass er genau sagen kann, was der
schlechte Clos Vougeots und überirdisch gute. Seiner gehört
stellt. Die betreffenden Eichen waren auf Veranlassung des
Winzer mit diesem Wein gemacht hat, und was nicht. Etwa,
natürlich zur letzteren Kategorie und wächst an der Mauer
Staatsmannes Jean-Baptiste Colbert (1619 bis 1683) in den
dass er mit den Stielen vergoren und gepresst wurde. Dass
zur Nachbarslage Grands Échezeaux. Ein dezidiertes Bild hat
Wäldern von Tronçais gepflanzt worden. Heute, im Alter von
ein Konditor aus der Haute-Saône, wo Kühe weiden, aber
er auch vom berühmten Clos de la Roche. Im 17 Hektar um
bald 400 Jahren, zeigt das Holz jene Feinporigkeit, in der sich
kaum Wein wächst, im Alter von 32 Jahren ins Burgund
fassenden Grand Cru in Morey-Saint-Denise könne nur bei
der heikle Pinot am besten entfalten kann. Zum Schluss über
kommt, in das komplizierteste Wein-Labyrinth der Welt und
drei Hektaren ein wirklich steiniges Terroir ausgemacht wer
rascht uns Dominique mit dem Bekenntnis, dass ihm ausge
hier als Autodidakt und ohne Startkapital zum Topwinzer
den. Klar, dass sein «Clos de la Roche» dort reift.
rechnet das Hitzejahr 2003 seine bisher beste Kollektion be schert habe. Schon ploppt der Korken aus einem 2003er
wird, ist mit Bestimmtheit eine der unglaublichsten Geschich ten, welche die Weinszene zu bieten hat. Dominique Laurent
Stinkende Lastwagen quälen sich durchs Zentrum von Nuits-
Mazis-Chambertin. Und tatsächlich: Da ist eine perfekt ausge
lächelt nur, wenn man ihm dies offenbart und meint: «Meine
Saint-Georges. Dominique Laurent führt uns in den Innenhof
reifte (aber keine überreife), dunkelbeerige Frucht, eine klare
burgundischen Kollegen sind da, weil sie Rebberge geerbt
eines unscheinbaren, leicht verwahrlosten Hauses an der
Struktur und eine wunderbar saftige Säure. «Dabei stand am
haben, ich bin hier, weil mich die Passion hierhergeführt hat.
Hauptstrasse. Er öffnet eine grosse, rostige Falltüre. Dann be
20. August 2003 abends um 18 Uhr in Nuits-Saint-Georges
Vielleicht bin ich deshalb besonders motiviert.» Vom Grand
ginnt die grosse burgundische Metamorphose. Mit jedem
das Thermometer bei 43 Grad Celsius. Es ist kaum zu glauben,
Cru Chambertin-Clos de Bèze produziert er nur zwei Eichen
Schritt in die Tiefe, mit jedem Grad mehr Kellerkühle und
aber ich bin sicher, diese Weine werden 50 Jahre halten.»
fässer, aber die Trauben stammen aus der legendären Parzel
dem stärker werdenden Duft nach feuchtem Stein, Pilz, Wein
le von Dr. Marion, wo 100-jährige Pinot-Stöcke auf steinigem
und Eichenholz entfernen wir uns von der Aussenwelt. Als wir
Als wir nach einer kleinen Wein-Ewigkeit wieder zum Tages
Boden wachsen. Den Stein nämlich liebt Dominique in den
auf dem erdigen Kellerboden stehen, von unzähligen Men
licht emporsteigen, sehen wir an einem Kioskaushang das
burgundischen Top-Lagen ganz besonders: «Steinige Böden
schenfüssen über Jahrhunderte festgetreten, sind wir inner
Bild von Carla Bruni und Nicolas Sarkozy, darüber eine
wie zum Beispiel jene in Grands-Échezeaux verleihen dem
lich gereinigt und bereit für die Crus von Dominique Laurent.
Schlagzeile über angebliche Eheprobleme. Doch solches
Pinot unglaublich feine, blumige Noten, während erdige Bö
Es eilt ihm der Ruf voraus, den vollfruchtigen und eichenholz
Zeug interessiert Dominique Laurent weniger als den Furz ei
den wie in Romanée-Saint-Vivant eher würzige Komponenten
würzigen «New Wave»-Stil weiterentwickelt zu haben, mit
ner Kuh. Denn das Glück oder Unglück der Menschheit hängt
betonen. Romanée-Conti ist dann die perfekte Symbiose die
dem sein einstiger Freund, der umstrittene libanesische
von ganz anderen, wichtigeren Dingen ab. Nichts ist trauriger
ser beiden Charakteristiken», erklärt Dominique.
Weinguru Guy Accad vor 25 Jahren das Burgund erschüttert
als ein uninspirierter Pinot Noir aus einer an sich guten Lage,
hat. Es stimme zwar, dass er und «das unverstandene Genie
ein trockenes Rührei oder eine fade Sauce béarnaise. Und
Für die besten Trauben aus den ältesten Parzellen zahlt er
Accad» damals so manche Nacht mit Marillenschnaps und
nichts ist grossartiger, als wenn diese Dinge perfekt gelingen.
gerne astronomische Preise. Im Herbst 2009 hat er für 300
Havanna-Zigarren verbracht und über das Burgund philoso
Ein Rührei oder ein Pinot kann so gut sein, dass einem
Kilo Trauben aus dem Grand Cru Romanée-Saint-Vivant rund
phiert hätten, erinnert sich Dominique Laurent. Doch das ist
Glücks-Tränen aus den Augen kullern …
30 000 Euro hingeblättert. «Das war sicher schön für den
lange her. Seine heutigen Weine haben mit der Methode Ac
Winzer, aber noch schöner für mich, denn ich hab jetzt den
cad nichts, aber auch gar nichts zu tun. Er ist ein Fundamen
Auf dem Weg zum Auto ruft uns Dominique zu, dass ihm
Wein», meint er. Als er 1989 ins Burgund kam, war er ein
talist geworden, orientiert sich an den Methoden der alten
heute, wo er sie nur mehr aus Spass zubereite, auch Torten
unwissender Niemand, auf den keiner gewartet hatte. Heute
Zisterzienser. So werden die Trauben nicht entrappt, die Gä
und Mille-Feuilles perfekt gelängen. Zum Glück war das frü
ist er der beste Burgund-Lehrer, den man sich vorstellen
rung geschieht mit Naturhefen und es gibt keine Schwefe
her nicht so. Sonst wäre dieser Mann womöglich nicht Winzer
kann. Die 33 Grand Crus beispielsweise kennt er bis in den
lung bis zum Ende der Vinifikation.
geworden, sondern Konditor geblieben.
Dominique Laurent — Das gabs noch nie: Ein Pâtissier aus dem Nordosten Frankreichs kommt ohne Kapital, aber mit viel En thusiasmus ins Burgund und baut sich hier in 20 Jahren eine Domäne auf, die mit zugekauften und zunehmend auch eigenen Trauben eine Reihe von Crus hervorbringt, die zum Besten gehören, was diese Region gegenwärtig zu bieten hat.
Rotweine 2006 Gevrey Chambertin Les Cazetiers
750 ml Fr. 78.50
2006 Vosne Romanée Les Beaumonts
750 ml Fr. 106.00
2006 Mazis Chambertin B
750 ml Fr. 140.00
2006 Échezeaux
750 ml Fr. 151.00
2006 Clos Saint Denis
750 ml Fr. 167.00
2006 Chambertin Clos-de-Bèze
750 ml Fr. 405.00
Jean Laurent (oben) bei der Weinlese. — Alles wird von Hand gelesen. — Unten: Das Traubengut wird zum Pressen vorbereitet. — Ein 100-jähriger Pinot-Stock in der legendären Parzelle von Dr. Marion.
Diese Weine stehen am Freitag 28. und Samstag 29. Mai zur Degustation bereit.
6 — Österreich Burgenland — Gerhard
und Brigitte Pittnauer
Gerhard Pittnauer: Ein cooler Winzer aus cooler Familie, schnörkellos wie sein Haus ohne Keller.
7 — Österreich Burgenland — Gerhard
und Brigitte Pittnauer
coole säfte aus pittis Kiste. Nur Würfel werden überleben! Und Rotweinwinzer in weissen Gewändern. Die Pittnauers in Gols, diesem seltsamen Dorf mit etwas Melancholie im alten Zentrum und von weitem sichtbaren «Winzer-Selbstverwirklichungs-Architektur-Fieber» draussen in den Reben, haben diese geheime Botschaft vor zehn Jahren von einem zufällig vorbeihuschenden Raumschiff vom Stern Orion empfangen. Und so dürfen wir an dieser Stelle festhalten: Im Weinwunderland Österreich, wo sich die Winzer gerne ein bisschen «cooler» darstellen, als sie in Wirklichkeit sind, gibt es eine echt «coole» Familie: die Pittnauers.
8 — Österreich Burgenland — Gerhard
und Brigitte Pittnauer
9 — Österreich Burgenland — Gerhard
und Brigitte Pittnauer
Wer ihre Website anwählt, findet sich in der Benutzeroberflä che eines sympathisch chaotischen Individuums mit Witz und mindestens drei Hunden, die sich auf der Ladebrücke eines Pick-ups sauwohl fühlen. Im «Papierkorb» dieses PC’s gammelt noch die «Buchhaltung 2004» vor sich hin, die sich aber leider nicht öffnen lässt. «Mit denen, die Hubschrauber haben und tolle Anzüge tragen, können wir nicht mithalten, die sind siebenmal so schön wie wir», steht unter «PR-Kon zept». Und dann erfahren wir, dass Pitti als Bub unbedingt Tankwart werden wollte, «denn die Tankwarte waren immer die coolsten im Ort». Mit den Jahren hat er aber doch ge merkt, dass ein ordentlicher St. Laurent besser riecht als BP bleifrei. So ist er halt Winzer geworden. Eure Website, liebe Pittis, ist wirklich der Hammer. Nur die Musik von diesem Dödel da, der von diesem Schloss singt, das er für mich und dich bauen will, und von den Wolken, die irgendwo am Him mel vorbeiziehen, geht mir irgendwie auf die Eier. Leute, die so ibizamässig weiss rumlaufen wie ihr und Turnschuhe tra gen, hören «Kruder & Dorfmeister» zum Morgenessen und wechseln spätestens um neun Uhr morgens zum «Desert Rock» von «Queens of the Stone Age». Das grosse Wein-Wirtschafts-Wunder am Neusiedlersee hat etliche architektonische Fragwürdigkeiten ins Land gezau bert, für die sich die verantwortlichen Winzer wohl irgend wann vor ihren Nachkommen rechtfertigen müssen. Gerhard Pittnauer braucht sich diesbezüglich keine Sorgen zu ma chen. Sein Betonwürfel, aufgebrochen mit der richtigen Dosis Glas, ist mutig, schlicht und einfach zeitlos schön. Und wenn ihn der Wein irgendwann doch noch angurken sollte, kann er den Hangar immer noch zu einer Autogarage umfunktionie ren und darin alte Chevrolets Corvettes zurechtklopfen. Der rechte Winkel war schon immer eine solide Sache, denn De kor und Kitsch machen langfristig impotent – bei der Archi tektur genauso wie beim Wein. Ach ja: schnörkellos wie sein
Ganz besonders lieben die Pittnauers ihren St. Laurent. Kein
Ganz besonders lieben die Pittnauers ihren St. Laurent. Kein Wunder, wenn man weiss, was sie aus dieser Sorte herausholen. Sie schenkt dem Winzer nichts.
Wunder, wenn man weiss, was sie aus dieser Sorte herausho len. Sie schenkt dem Winzer nichts. Bei zu viel Ertrag und liebloser Vinifikation wirkt ein St. Laurent belanglos und lang weilig wie ein mittelmässiger Beaujolais. Wenn der Winzer aber in Rebberg und Keller alle Register seines Könnens zieht, entstehen schlicht grossartige Weine. Tiefdunkel in der
Haus ist auch der Winzer selber. Zudem beweist Pitti in sei
Farbe zeigen die St.-Laurent-Crus von Pittnauer nebst Aro
nem kellerlosen Kubus, dass man nicht zwanzig Meter tiefe
werten Logik und Konsequenz. Der entscheidende Faktor in
men von dunklen Beeren immer auch Nuancen von Zitrus
Löcher buddeln oder künstliche Hügel aufschichten muss,
der Qualitätsphilosophie ist die Folgerung: «Biodynamischer
zesten, florale Nuancen und edle Würznoten. Im Gaumen
um nach dem Gravitationsprinzip zu arbeiten. Ein Hubstapler
Anbau = getrennte Vinifikation der verschiedenen Lagen mit
finden wir viel Fülle und Konzentration, ein präsentes, aber
und mobiles Equipment tuts auch.
Naturhefen = Terroir». Tatsächlich überzeugt der St. Laurent
weiches und feinkörniges Tannin sowie eine reife, saftige
vom sandig-schottrigen Rosenberg mit seiner Finesse, wäh
Säure. Es sind überaus eigenständige Weine mit viel Finesse
Ach ja: Reben haben sie natürlich auch, die Pittis. Ihre 18
rend die gleiche Sorte im eher lehmig-schottrigen Altenberg
und samtigem Charme. Sie sind enorm trinkig, und das auf
Hektar bewirtschaften sie seit 2006 kontrolliert biodynamisch.
mehr Stoff entwickelt. Mazeration und Holzausbau erfolgen
hohem Niveau. Wenn ein St. Laurent von Pittnauer im Glas
Ein paar angesäuerte Öko-Winzerverbands-Ayatollahs haben
bei jeder Parzelle individuell und intuitiv. So entstehen voll
glänzt, hat niemand Heimweh nach Blaufränkisch und Zwei
Pitti und seinen Pannobile-Freunden den Vorwurf gemacht,
strukturierte, vielschichtige Rotweine ohne kitschige Beeren
gelt.
die Umstellung sei in erster Linie aus marketingtechnischen
frucht und übertriebene Eichenholzwürze. Und obwohl sich
Überlegungen erfolgt, aber schon der erste Schluck eines
alle Crus von Pitti herrlich reif präsentieren, liegt kaum einer
PS: Eines möchte ich gerne noch wissen, liebe Pittis. Wie
Pittnauers beweist das Gegenteil. Überhaupt: Die ganze
der durchwegs überzeugenden 2007er über der Schallmauer
bringt ihr auf euren weissen Kleidern die St.-Laurent-Tinten
Weinwerdung erfolgt in diesem Gut mit einer bewunderns
von 13,5 Volumenprozent Alkohol.
flecken wieder weg?
Gerhard Pittnauer — Mit viel Hingabe, Gefühl und klarem Verstand keltert Gerhard Pittnauer herrliche Weine hauptsächlich aus autochthonen Rebsorten. Nichts überlässt er dem Zufall, auch im Weinberg nicht, wo man ihn manchmal sieht, wie er wie ein Coiffeur an den Haaren am Blattwerk herumzupft, bis es ihm gefällt. Die Erträge hält er klein und nach der Ernte verarbei tet er das Traubengut teils traditionell, teils avantgardistisch, immer jedoch schonend und respektvoll. Oberste Maxime und Zielsetzung sind, aus heimischen Sorten unverkennbare, saftige und überzeugende Weine zu keltern, die das Burgenland aufs beste widerspiegeln, streng nach biodynamischen Gesichtspunkten. Rotweine 2008 St. Laurent Dorflagen 2006 St. Laurent Klassik
750 ml Fr. 19.00
750 ml Fr. 20.00
2007 St. Laurent Altenberg
750 ml Fr. 46.50
2007 Red Pitt
750 ml Fr. 22.50
2007 Pannobile
Der überaus helle Degustationsraum der Pittis (oben) im kellerlosen Kubus, einem Betonwürfel mit viel Glas. — Bild rechts: Wie nur bringt die ibizaweisse Familie die St.-Laurent-Flecken aus den Kleidern?
Diese Weine stehen am Freitag 28. und Samstag 29. Mai zur Degustation bereit.
750 ml Fr. 43.50
10 — Österreich Steiermark — Alois
Gross
Alois Gross: Pionier des steirischen Weinbaus mit einer klaren Betriebs-Philosophie.
11 — Österreich Steiermark — Alois
Gross
steirer weisse GAnz gross.
Wenn einer Gross heisst, sollte er es wenn möglich vermeiden, kleine Weine zu keltern. Alois Gross und seine Söhne Michael und Johannes wissen das. Und sie haben glücklicherweise keine Probleme, ihre namensbedingte Vorgabe zu erfüllen. Hinter der beeindruckenden Qualität der Gross-Weine steckt kein Geheimnis. Es ist das Resultat von viel Arbeit (an der sich die ganze Fa milie beteiligt), erstklassigen Lagen und einer ganz klaren Betriebs-Philosophie. Abgesehen von etwas Zweigelt für den lokalen
12 — Österreich Steiermark — Alois
Gross
13 — Österreich Steiermark — Alois
Gross
Markt, produziert das Gut nur Weissweine. Mit zwei Sorten gelingen besonders herausragende Gewächse, nämlich dem Gelben Muskateller und vor allem dem Sauvignon Blanc. Wir können heute beim Sauvignon Blanc drei Stilrichtungen unterscheiden. Der puritistische Loire-Stil steht für frische Säure und eine Geradlinigkeit, die zuweilen noch heute die Schmerzgrenze streift. Das Aromenspektrum reicht von Spar geln und Gras bis zu Stachelbeeren und dem ominösen «Pipi du Chat». Ab Mitte der 90er Jahre etablierte sich unter Füh rung des Gutes Cloudy Bay in Marlborough (Neuseeland) ein vollkommen neuer Sauvignon-Blanc-Stil mit knalliger, zuwei len kitschig-expressiver Frucht und einem überaus mehr heitsfähigen «Sweet & Sour»-Spiel im Gaumen, das zuweilen an einen unvergorenen Fruchtsaft erinnert. Wer in Bezug auf den Sauvignon das traditionelle Sancerre mit der Neuen Welt vergleicht, kann sich manchmal des Eindrucks nicht erweh ren, dass die einen Weine etwas zu wenig haben, die anderen aber definitiv etwas zu viel. Eine dritte Dimension zeigt die Sorte glücklicherweise zunehmend in der Südsteiermark nahe der Grenze zu Slowenien. Vor allem die Gewächse, die von den Mitgliedern der «Steirischen Terroir- und Klassik weingüter» (STK) unter dem Prädikat «Grosse Lage» auf den
Der Ratscher Nussberg 2007 ist im wahrsten Sinne des Wortes ein «Gross»-er Wein, dessen Spektrum weit über die Sortentypizität des Sauvignon Blanc hinausreicht. Mit seiner reifen, saftigen Säure und seinem Schmelz erinnert dieser Cru irgendwie an die besten Selektionen des unvergessenen Didier Dagueneau.
Markt kommen, zeigen nebst einer saftigen Säure jene Viel schichtigkeit und jenen Schmelz, der grosse Weissweine aus zeichnet. Das Paradebeispiel eines grossen Südsteirischen Sauvignon Blanc ist der Ratscher Nussberg Grosse STK Lage 2007 vom Weingut Gross. Wir erleben hier eine vollkommen gelungene Gratwanderung zwischen Komplexität und Klarheit, Fülle und Frische, Würzigkeit und Mineralität. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein «Gross»-er Wein, dessen Spektrum weit über die Sortentypizität des Sauvignon Blanc hinausreicht. Mit sei ner reifen, saftigen Säure und seinem Schmelz erinnert die ser Cru irgendwie an die besten Selektionen des unvergesse
auch zum Aufsehenerregendsten, was Österreich im High-
holt die Familie Gross mit ihrem selektionierten Gelben Mus
nen Didier Dagueneau. Über die Jahre hat Alois Gross in
End-Bereich zu bieten hat. Ebenso erstaunlich ist aber, was
kateller Perz (Erste STK Lage) des Jahrgangs 2008. Dieser
permanenter Feinabstimmung eine massgeschneiderte Vini
die Familie Gross aus dem Gelben Muskateller herausholt.
Cru vereint Sortencharakter und die komplexe Individualität
fikation für seine Topcrus entwickelt. Der 2007er Ratscher
Mit seiner extravertierten Aromatik mit Noten von Orangen
eines Lagenweins in fast vollendeter Weise. Und obwohl in
Nussberg Sauvignon wurde spontan mit Naturhefen in neuen
blüten, Nelken und Moschus irritiert diese Duftsorte viele
jeder Beziehung gehaltvoll, behält dieser Muskateller mit dem
600-Liter-Eichenholzfässern vergoren und nach acht Wochen
Weinfreaks. Tatsächlich können die Weine im Gaumen mit
moderaten Alkoholgehalt von 12,5 Prozent seine Frische und
in ein grösseres 2500-Liter-Holzfass umgezogen. Nach total
ihrer etwas eindimensionalen Art und der Tendenz zu Bitter
Bekömmlichkeit.
12 Wochen im Holz reifte der Wein dann im Stahltank weiter.
noten im Abgang oft nicht das bestätigen, was sie in der Nase
Auf den Markt kam der Topcru erst nach dreijähriger Reife.
versprechen. Wer sich von diesem Vorurteil heilen lassen
Müsste man den einen und einzigen Wein für die viel zitierte
möchte, muss den Gelben Muskateller kennenlernen, den
einsame Insel auswählen, die ja gemeinhin in den warmen
Mit solchen Weinen avanciert der südsteirische Sauvignon
die Familie Gross in der Linie «Steirische Klassik» produziert.
Gefilden des Äquators vermutet wird, wäre man mit einem
Blanc zu den gehaltvollsten und eigenständigsten Gewäch
Es ist einer der wenigen wirklich «trinkigen» Muskateller, der
Sauvignon Blanc oder einem Gelben Muskateller von Gross
sen, die diese Sorte heute weltweit hervorbringt. Und zusam
im Gaumen mit seiner Geradlinigkeit und Frische gar noch
bestimmt bestens bedient. Am besten nähme man gleich bei
men mit dem Grünen Veltliner aus der Wachau gehören sie
mehr begeistert als in der Nase. Dieses Kunststück wieder
de mit …
Alois Gross — Fruchtige und frische Sauvignons, grosse Weine aus der Steiermark, dahinter steht die Familie Gross. Sie versteht es, Weine zu keltern, bei denen man das Gefühl hat, dass sie die reizenden Farb- und Formenspiele der sinnlichen Hügelland schaft ihrer Heimat in die intensiven Fruchtspiele zu transferieren vermögen, die den Kenner beim Genuss eines edlen Tropfens so begeistern. Frisch und lebendig die Säure, knackig und rein die Mineralität. Die gross’schen Sauvignons sind schnörkellose Naturschönheiten und gehören zum Allerbesten, was unser östlicher Nachbar diesbezüglich zu bieten hat.
Weissweine
2008 Gelber Muskateller Steirische Klassik
750 ml Fr. 19.00
2008 Gelber Muskateller Perz Erste STK Lage
750 ml Fr. 28.00
2009 Sauvignon blanc Steirische Klassik
750 ml Fr. 21.00
2008 Sauvignon blanc Sulz Erste STK Lage
750 ml Fr. 31.00
2007 Sauvignon blanc Ratscher Nussberg Grosse STK Lage
750 ml Fr. 42.50
2006 Sauvignon blanc Ratscher Nussberg Grosse STK Lage
750 ml Fr. 42.50
2007 Gewürztraminer Ratscher Nussberg Grosse STK Lage
750 ml Fr. 57.00
Avantgardistische Kunst? Es ist ein Klapotex, ein Krachmacher, der Vögel verscheucht. — Rechte Seite, kleine Bilder: Sie wissen schon, was gefragt ist, die Söhne Michael (links) und Johannes Gross. — Der überaus moderne Degustationsraum.
Diese Weine stehen am Freitag 28. und Samstag 29. Mai zur Degustation bereit.
Best of Westcoast. 14 — USA Kalifornien — Subskription:
Gültig vom 18. Mai bis 20. Juni 2010
15 — USA Kalifornien — Subskription:
Gültig vom 18. Mai bis 20. Juni 2010 Alban Vineyards — John Alban war und ist der Vorreiter der Rhône-Ranger-Bewegung an der Central Coast. Mit viel Wissen und noch mehr Intuition hat er die besten Klo ne von Syrah, Grenache, Mourvèdre, Roussanne und Viognier in den dafür geeig netsten Lagen von Kaliforniens Central Coast gepflanzt. Von seinem Rebbergsbesitz von über 20 Hektar verwendet er nur die besten, streng selektionierten Trauben für seine eigene Wein-Kollektion. — Neu in Subskription: Der schon legendäre Syrah Reva, Jahrgang 2006. Jahr
2006 Syrah Edna Valley Estate Vineyard Reva
Listenpreis
Primeur-Preis Auslieferung
750 ml Fr. 104.00 Fr. 93.50 April 2011
Colgin Cellars — Ann Barry Colgin, in Waco, Texas aufgewachsen, später Direktorin der Weinabteilung von Sotheby’s an der Westcoast, ist heute die «First Lady» der Napa-Valley-Weinszene. Ihr ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein zeigt sie etwa als Kunstsammlerin, vor allem aber als Winzerin. Mit David Abreu als Weinbergsverant wortlichen und der jungen, hoch talentierten Allison Tauziet als Kellermeisterin keltert sie Crus, die Konzentration und Finesse perfekt vereinen. — Neu in Subskrip tion erhältlich sind der IX Estate Red Wine (ein Bordeauxblend) und der IX Estate Syrah, beide aus dem herausragenden Jahrgang 2007. Jahr
Wein Inhalt
Listenpreis
Primeur-Preis Auslieferung
2007 IX Colgin Estate Napa Valley Syrah
750 ml Fr. 254.00 Fr. 228.00 April 2011
2007 IX Colgin Estate Napa Valley Red Wine
750 ml Fr. 496.00 Fr. 446.00 April 2011
Sloan — Wenn Stuart Sloan etwas anpackt, dann richtig. In den 90er Jahren etab lierte er im Staate Washington eine führende Supermarkt-Kette. Sein Vorzeige-Wein gut im oberen Teil des Napa Valley (bei der Auberge du Soleil) begeisterte schon mit dem Debut-Jahrgang 2000 und hat seither weiter zugelegt. Kein Wunder: Die Reb berge betreut David Abreu, und für die Weinbereitung ist Martha McClellan, die Frau von Harlan-Winemaker Bob Levy, verantwortlich. Jahr
Wein Inhalt
2006 Sloan Proprietary Red Wine
Listenpreis
Primeur-Preis Auslieferung
750 ml Fr. 800.00 Fr. 720.00 April 2011
Turley Wine Cellars — Larry Turley, ehemals Notfallarzt, heute Buschpilot, Wild schweinjäger und Zinfandel-Winzer, ist ein Mann mit der Statur eines Baumfällers. Unermüdlich durchkämmt er Kalifornien nach den ältesten und besten ZinfandelRebbergen. Seine monumentalen Weine sind nicht für Weicheier gemacht. Jetzt in Subskription erhältlich sind die Lagenweine Juvenile, Old Vines, Dusi und Rattlesnake des Jahrgangs 2008. Jahr
Unser Sommer-Subskriptions-Angebot vereint acht ausgewählte Blue Chips von der amerikanischen Westküste aus drei klima tisch grundverschiedenen Jahren. Der kühle Herbst von 2006 verleiht dem Sloan Proprietary Red und dem Syrah Reva von John Alban viel Rückhalt und Struktur. Die beiden Colgin-Crus zeigen die geschmeidige Fülle des Parade-Jahrgangs 2007. Eine besondere Überraschung bietet die 2008er Zinfandel-Kollektion von Larry Turley. Trotz extremen Wetterkapriolen gelangen ihm superkonzentrierte, voll ausgereifte Zin-Crus. Übrigens: Das Subskriptions-Angebot der 2008er von Sine Qua Non folgt für einmal erst im Herbst. Manfred Krankl nimmt sich etwas mehr Zeit, um aus dem anspruchsvollen Jahr 2008 das Beste in die Flaschen zu bringen.
Wein Inhalt
Wein Inhalt
Listenpreis
Primeur-Preis Auslieferung
2008 Zinfandel Juvenile
750 ml Fr. 42.50 Fr. 38.00 April 2011
2008 Zinfandel Old Vines
750 ml Fr. 51.00 Fr. 45.50 April 2011
2008 Zinfandel Dusi Vineyard
750 ml Fr. 79.00 Fr. 71.00 April 2011
2008 Zinfandel Rattlesnake Ridge
750 ml Fr. 75.00 Fr. 67.50 April 2011
Impressum — Texte: Thomas Vaterlaus, Jürg Casanova — Gestaltung: velvet.ch Fotos: Thomas Vaterlaus, Silvan Müller (Fabrikstudios) und Fotos zur Verfügung gestellt von den Weinproduzenten Druck: Multicolor Print AG — © Carl Studer Vinothek 2010 Alle Preise verstehen sich in Schweizer Franken, inklusive der gesetzlichen Mehrwertsteuer
Am Freitag, den 28. Mai 2010, 14.00 bis 18.30 Uhr und am Samstag, den 29. Mai 2010, 10.00 bis 16.00 Uhr sind Sie, Ihre Familie und Ihre Freunde herzlich eingeladen, die mit in dieser Gazette gekennzeichne ten Weine ganz ungezwungen und ohne Vora nmeldung hier bei uns an der Langensandstrasse 7 in Luzern zu degustieren. Es wäre uns eine grosse Freude und Ehre, Sie bei uns willkommen zu heissen und Ihnen beweisen zu dürfen, dass unsere Worte keine leeren Versprechungen sind und unse re Weine halten, was wir versprechen! Carl Studer Vinothek AG
mail@studer-vinothek.ch
Laden-Öffnungszeiten
Langensandstrasse 7
www.studer-vinothek.ch
Dienstag–Freitag: 10.00–12.00/14.00–18.30
6005 Luzern
Samstag: 10.00–16.00
Telefon 041 360 45 89
Montag: Geschlossen
Telefax 041 361 10 40