All about italy #15 (German Edition)

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ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN

Alessandro Dambrosio. Eine Frage des Stils

AUTODESIGN ALS TOTALES KUNSTWERK Ein Auto, ein Mythos

FERRARI: DIE WURZELN EINES ITALIENISCHEN TRAUMES Italien-Deutschland: Warum es sich lohnt, zu investieren

BRÜCKEN DIENEN DER ENTWICKLUNG Hinter den Kulissen

DER SZENENBILDNER VON FELLINI UND SCORSESE

N°15 - 2017 - 12,50 EURO - WWW.ALLABOUTITALY.DE

Grünes Italien

NATIONALPARKS MEISTERWERKE DER NATUR Die Geheimnisse der Stolzen

PISTOIA IST KULTURHAUPTSTADT ITALIENS 2017


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EDITORIAL

GEMEINSAM ZU SIEGEN IST DAS GEHEIMNIS DES „MADE IN ITALY“ Von Anfang an, seit seiner Geburt im fernen 1997, lag diesem Magazin die Idee einer multimedialen Plattform zugrunde. Eine dermaßen wichtige unternehmerische Aufgabe wie das Verbreiten des „Made in Italy“ im Ausland, musste sich, unserer Meinung nach, in einer Sichtweise der Vernetzung äußern, die alle möglichen Facetten des „Italian Style“ umfassen würde. In diesem Sinne stellen die Kultur, die Tradition bei Essen und Trinken sowie die Unterhaltung ein unverzichtbares Element dar, dieses Ziel zu erreichen und die italienischen Vorzüge über die nationalen Grenzen hinaus zu tragen. Es ist eine verlegerische und kulturelle Realität, die sich auch künftig auf allen Ebenen dafür einsetzen wird, das Zusammenspiel von Firmen zu begünstigen, Geschäftsmöglichkeiten zu vermehren und der Welt die italienische Sensibilität und den italienischen Stil zu vermitteln. Dies soll auch mit kulturellen Veranstaltungen und Initiativen geschehen, die immer mehr eine einfache und wirksame Möglichkeit darstellen, die Werte unseres Landes auf direkte Weise zu vermitteln. Um Unternehmen beim gegenseitigen Austausch zu unterstützen, werden wir in den ersten Monaten des neuen Jahres, in Zusammenarbeit mit einem wichtigen internationalen Anwaltsbüro, den „Desk Italia“ ins Leben rufen. Er wird genau diesen Zweck erfüllen, nämlich jenen Unternehmen eine Reihe juristischer und steuerlicher Dienstleistungen anzubieten, die an den entsprechenden Märkten interessiert sind. Das eigene Projekt als Mission zu verstehen ist wichtig, um die gesteckten Ziele leichter erreichen zu können. Die Besonderheiten unseres schönen Italiens besser zur Schau zu stellen weist die Richtung, um die italienische Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene noch zu erhöhen.

Paolo Del Panta


ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN

Zu entdeckende Persönlichkeiten

Eine Frage des Stils

Mode. Eine Anleitung

28. EZIO BOSSO: MUSIK UND KREATIVITÄT JENSEITS DER KRANKHEIT

56. AUTODESIGN ALS

78. DER WINTER

TOTALES KUNSTWERK

UND DER MANN,

Italienische Ikonen

32. CORTO MALTESE UND SEINE REISEN ZWISCHEN FIKTION UND GESCHICHTE Grünes Italien

38. NATIONALPARKS MEISTERWERKE DER NATUR

DIE KOMMEN WERDEN Aus purer Leidenschaft

64. DIE PHOTOGRAPHIN

Essen&Trinken

DER MAFIA IM MAXXI

84. ZU DEN STERNEN GELANGEN UND SIE ÜBERTREFFEN

Fragen der Kunst

68. DIE NICHT PERFEKTE

Italians

SCHÖNHEIT

88. ZWISCHEN GESCHMACK

VON LUCA

UND GESCHWINDIGKEIT:

PASCARELLA

DIE TYPISCH ITALIENISCHE LEIDENSCHAFT

Die Geheimnisse der Stolzen

48. PISTOIA IST KULTURHAUPTSTADT ITALIENS 2017

Hinter den Kulissen

70. „WIR, DIE WIR DER WELT DAS FILMEN

Ein Auto, ein Mythos

BEIGEBRACHT HABEN“

92. FERRARI DIE WURZELN EINES

Losungswort: Wohlbefinden

52. THERMEN IN ITALIEN: DER REGENERIERENDE REICHTUM DES UNTERGRUNDS

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VON PINO PERAZZO

Musik und ihre Geschichten

74. DIE RÖHRENDEN

ITALIENISCHEN TRAUMES

DEUTSCHEN JAHRE DER

Interview

ITALIENISCHEN MUSIK

98. WENN SICH PORSCHE AUF TRÄUME REIMT

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Lucio Battisti und Mina

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I M P R E S S U M Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder teilweise Vervielfältigung des Inhalts dieser Ausgabe ist nicht erlaubt. Texte und Bilder dürfen ohne die Zustimmung des Verlages nicht weiter genutzt werden. Eingereichte Manuskripte, auch nicht veröffentlichte, können nicht zurückgegeben werden. München - Iscoa GmbH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 Office + 49.(0)89.909.79.874 Fax + 49.(0)89.90979.875 Rom - La6 Group Srl Viale Liegi 14/a 00198 Office + 39.06.877.86.377 Fax +39 06 877 86 369

Heute wie einst

102. WENN SICH DEUTSCHE AUTOS ITALIENISCH KLEIDEN Am Steuer

106. DIE GESCHICHTE REIST AUF VIER RÄDERN Neuheiten auf der Straße

110. ELEGANT UND FUNKTIONELL: DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT IST SCHON DA

4 PHOTOREPORTAGE 6 PHOTOREPORTAGE 8 LEUTE 10 KUNST 12 MODE 14 TECHNOLOGIE 16 ESSEN UND TRINKEN 18 WEIN 20 ESSEN UND TRINKEN 22 AUTOMOBIL 24 MOTORRÄDER 26 SCHIFFBAU

112. DIES IST KEIN LAND NUR FÜR ALTE MEHR

120. EINE BRÜCKE ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND ITALIEN IM ZEICHEN DER ENTWICKLUNG Ein Zwischenhalt

122. DAS STOCK RESORT: KOSTBAR UND EINZIGARTIG

Associated Editor: Franco Del Panta - f.delpanta@allaboutitaly.de Partner: Arturo Prisco Redaktion und Verlagsmitarbeiter: L. Mancini, M.L.C. Beduschi, A. G. Baldoni, Y. Leone, A. Agnitelli, A. Petrone, E. Rodi, E. Pasca, L. Martano, M. Arcieri, E. Bonardi, A. Calvaruso, S. Mallinckrodt, M. Barba, M. Morelli, L. Mancini, F. Turchetto Marketing & ICT: M. Vaccaro Illustrationen und Dienstleistungen: Unter der Verantwortung der Redaktion

Art Direction: Francesco Sciarrone www.francescosciarrone.it Aufbau: S.E.I. srl

Das Netzwerk des italienischen Geschmacks

Italien-Deutschland: Warum es sich lohnt, zu investieren.

Editor in Chief All About Italy: Paolo Del Panta - p.delpanta@allaboutitaly.de

Editing und Übersetzung: Birgit Harksen, B. Stadler, Beat Giezendanner

Das junge Gesicht Italiens

114. GALA “BAROLO E TARTUFO”: EIN ITALIENISCHER ERFOLG IN DREI ETAPPEN

New York City- Iscoa Usa Corp. 1375 Boradway, 15th floor, 10018 NY Office + 1.212.944.44.33 - Iscoa Usa Corp. Fax +1 212 944 54 04

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Informationen und Abonnement: ALL ABOUT ITALY ist in Deutschland ausschließlich über den ISCOA GMBH-Abonnements-Service Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München im Versandhandel erhältlich. Anfragen und Infos: subscription@allaboutitaly.de Bilder: Shutterstock, L. M. C. Beduschi, Luca Omiccioli, Milko Vaccaro, DUNA S.A. N.B. Wir garantieren maximale Vertraulichkeit im Bezug auf die Daten der Abonnenten. All About Italy wird herausgegeben von: ISCOA GMBH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München info@allaboutitaly.de - www.allaboutitaly.de


PHOTOREPORTAGE

DIE GESCHICHTE APULIENS IST EINE ZEICHNUNG IN DER LUFT Ein originelles wie bilanziertes Aufeinandertreffen von Archäologie und moderner Kunst hat einem beinahe vergessenen Stück antiker Geschichte neues Leben eingehaucht. Wir befinden uns an der Küste im Norden Apuliens, in einem kleinen Ort namens Siponto. Hier stand einst eine frühchristliche Basilika, von der nur Teile eines Mosaiks und Überreste aus dem vierten Jahrhundert nach Christus erhalten blieben, die zudem im Laufe der Zeit bis ins Mittelalter verschiedene Male überbaut wurden. Heute erkennt man diese Kirche in Form eines dauernden Hologramms aus Eisen, das an das erhaltene Gebäude aus dem Mittelalter anschließt. Es gibt weder Mauern noch Stützträger, nur ein leicht anmutendes, zusammengelötetes 4.500 Quadratmeter großes Zinkgewebe. Es ist 14 Meter hoch und wiegt sieben Tonnen. Die Idee entstand aus dem Wunsch, eben jene Mosaike und den Boden zu erhalten. Das hat Luigi La Rocca erklärt, der Landeskonservator für Archäologie Apuliens: „Schon während der Planung wollten wir die Aspekte des Wiederaufbaus mit den Anforderungen des Erhaltens verbinden. Wir haben in den Werken von Edoardo Tresoldi jene Leichtigkeit und Transparenz gefunden, die uns als Bezugsmodell dienen sollte.“ Das gesamte Vorgehen trägt den Titel „Wo die Kunst die Vergangenheit wiederherstellt“ und trägt die Handschrift eines knapp 28 Jahre alten Künstlers, Edoardo Tresoldi. Er leitete ein Team mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 25 Jahren. Unter Zuhilfenahme der Transparenzen des Metallnetzes als Ausgangsmaterial hat es die Ausmaße der Basilika in Originalgröße nachgebaut. „Als dieses Thema zum ersten Mal in mein Leben trat, hatte ich eine Art Rückkehr dieses großartigen Gebäudes vor Augen“, meinte Tresoldi, „als ob es Teil der geschichtlichen Erinnerung des Ortes sei. Ich habe mir vorgestellt, in der Luft zeichnen zu können, die direkte Beziehung zum Ort aber aufrecht erhaltend.“ Sascha Mallinckrodt

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PHOTOREPORTAGE

AUF DER FESTUNG VON BARD STEHT DIE NATUR IM MITTELPUNKT Die Festung von Bard (Forte di Bard), der spektakuläre Festungskomplex am Eingang des Aosta-Tals, wird die italienische Vorschau der 52. Ausgabe von „Wildlife Photographer of the Year“ beherbergen. Es ist die prestigeträchtigste Auszeichnung für Naturphotographie des Londoner Naturhistorischen Museums in Zusammenarbeit mit dem BBC Wildlife Magazine. Vom 4. Februar bis 4. Juni 2017 kann der Besucher in den Räumen der Schießscharten bewegende Bilder mit den spektakulärsten Schnappschüssen aus dem 2016 bewundern: Hundert Bilder, die die faszinierendsten Seiten der Tier- und Pflanzenwelt zeigen. Sie reichen von überraschenden, entlockten „Porträts“ bis zu den wundervollsten Landschaften unseres Planeten. Ausgestellt werden auch die Siegerphotos in den sechzehn Preiskategorien, die von einer internationalen Jury aufgrund technischer, künstlerischer und darstellerischer Kriterien aus fast 50.000 Bildern aus 96 Ländern der ganzen Welt ausgewählt wurden. Zu sehen sind auch jene Photos, die vom Publikum im Rahmen des „People’s Choice Award“ ausgewählt wurden. Sie werden in einer faszinierenden Dia-Show präsentiert. In einem weiteren Video kann das Publikum die Siegerbilder des Masterkurses in Naturphotographie bestaunen, der 2016 von der Festung von Bard organisiert wurde. „Die Ausstellung ‘Wildlife Photographer of the Year’ zeigt einige der aktuellsten Probleme der Gesellschaft und der Umwelt auf“, kommentierte Sir Michael Dixon, der Leiter des Naturhistorischen Museums in London. „Wie können wir es schaffen, die Biodiversität zu bewahren? Sind wir in der Lage, mit der Natur in Harmonie zu leben? Die Siegerbilder berühren unsere Herzen und fordern uns heraus, auf eine neue Weise über die Umwelt du denken.“ Es ist eine Gelegenheit, eine „in ihrer Art einzigartige Lokalität“ zu besuchen, erklärt der Präsident der Festung von Bard, Augusto Rollandin, „die in der Lage ist, mit großer Modernität die Schönheiten der atemberaubenden Landschaften der Region zu präsentieren. Den Interessierten aus der Welt der Photographie werden Ausstellungen und Veranstaltungen von internationalem Ruf auf einer Bühne geboten, die ihresgleichen sucht.“ www.fortedibard.it Sascha Mallinckrodt

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LEUTE XXX

BEATRICE VIO WURDE EIN TRAUM GESCHENKT

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ie ist eine der bekanntesten und einflussreichsten italienischen paralympischen Athletinnen. Seit 2011 hat sie alle wichtigen Fechtturniere gewonnen, von den nationalen bis zu den Europa- und Weltmeisterschaften. Wir sprechen von Beatrice Vio, oder besser „Bebe“. 1997 geboren, wurde sie vom italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella in seiner Ansprache zum Jahresende wegen ihres mitreißenden Enthusiasmus erwähnt. Sie war Hauptdarstellerin des Selfies des Jahres (2016) mit dem ExPräsidenten Barack Obama während des Gala-Dinners, das vom Weißen Haus zu Ehren von Matteo Renzi veranstaltet wurde. Sie wurde mehrmals als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des italienischen Sports bezeichnet. Doch Bebe ist auch viel anderes, viel mehr als nur dies. Sie war ein lebhaftes Mädchen voller Interessen zwischen Schule, Zeichnen, Pfadfinderei und, vor allem, Fechten. Eine unerwartete Hirnhautentzündung hat sie ihrer Arme und Beine beraubt. Dies hat sie aber nicht davon abgehalten, an den ersten Maitagen des Jahres 2010 ihren ersten offiziellen Wettkampf in Bologna auszutragen und den Startschuss zu einer Reihe von begeisternden und unterhaltenden Wettkämpfen zu geben. Nach ihren Siegen an den Europameisterschaften und dem Weltcup 2014, den Weltmeisterschaften und wiederum Weltcup 2015, erhielt sie an den Paralympics von Rio de Janeiro erneut Gold (am gleichen Tag, an dem Alex Zanardi mit 49 Jahren seine dritte paralympische Goldmedaille

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gewann). Sie hatte im Finale die 29-jährige Chinesin Jingjing Zhou besiegt, die zusammen mit Vio zu den Favoriten für den Finalsieg zählte. Es war ein historischer Sieg, der vielleicht zum ersten Mal überhaupt dazu beigetragen hat, dass die paralympischen Wettbewerbe auf eine gleichen Stufe wie die Olympiaden gestellt wurden. Er hat aber Bebe nicht von ihrem humanitären Einsatz abgebracht. Seit 2010 führt sie nämlich zusammen mit ihren Eltern die Wohltätigkeitsorganisation „Art4sport“, die Kindern mit Gliedmaßen-Prothesen hilft, sich über den Sport in die Gesellschaft einzureihen. Genau in diesem Umfeld entstand auch das Buch „Mir wurde ein Traum geschenkt: Das Fechten, der Spritz und die Paraolympiade”. Es ist ein aussagekräftiger Titel, der die Lebhaftigkeit dieser knapp Zwanzigjährigen ausdrückt, die mit ihrem Willen das italienische und ausländische Publikum mitzureißen wusste, so sehr, dass sie von der „20th Century Fox” auserwählt wurde, in Italien den Film „Die Insel der besonderen Kinder“ von Tim Burton vorzustellen. Denn Bebe Vio ist ganz bestimmt speziell, einzigartig und vieles mehr: „Leichtathletik, Klettern, Handbike: Ab dem Moment, an dem ich den Behindertensport entdeckt habe, probierte ich alles mögliche aus. Das ist das Schöne dabei: wenn Du einmal von einer Krankheit blockiert wirst, verstehst Du, wie wichtig das Leben ist. Jetzt will ich alles ausprobieren, was es auszuprobieren gibt!“ Martina Morelli


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KUNST

GESCHICHTEN DER PFLANZENARCHITEKUR Ein Gebilde errichtet lediglich aus lokal vorkommendem Pflanzenmaterial, erstellt auf einer abgelegenen Erhebung und umgeben von einem natürlichen Hof aus Bäumen: So wurde eine einfache Waldlichtung zum Treffpunkt, zu einem Ort der Kultur und des Nachdenkens. Um ihn zu beschreiben reicht der Name: Die „Pflanzen-Kathedrale”. Sie steht im Park „delle Orobie Bergamasche“ in der Umgebung des Ortes „Oltre il Colle“ und besitzt Ausmaße einer gotischen Kathedrale. Sie besteht aus drei Kirchenschiffen aus 80 zwölf Meter hohen Säulen mit einem Meter Durchmesser. In jedem der Flügel wurde eine junge Buche gepflanzt. Diese wachsen jedes Jahr etwa um 50 Zentimeter. Mit Zuschneiden und Umpflanzen werden sie Schritt für Schritt so angepasst, dass sie eine echte Kathedrale bilden werden, um eine Fläche von 1.230 m² zu bedecken. Es ist ein Werk, das konstant im Entstehen begriffen ist, und nach der alten Kunst des Zopfflechtens errichtet wird. Diese benötigt biegsames Holz, Pflöcke, Nägel und Seile, die wie in vergangener Zeit gemäß freier und umfangreichen kreativen Regeln bearbeitet werden, um den natürlichen und ökologischen Zyklus von Geburt, Wachstum und Verfaulen zu berücksichtigen. In zwanzig Jahren werden die Buchen auch keine Stützen mehr nötig haben, die dann, schon verfault, zu Boden gefallen sein werden, um die Pflanzen in ihr wahres Wesen zu entlassen und zu erlauben, dass sich das Werk des Menschen in den natürlichen Zyklus von Gedeih und Verderben einreiht. Das Projekt hinterlässt nicht nur einen überwältigend emotionalen Eindruck, sondern sieht sich als Vermittler für die Erneuerung und Wertsteigerung der Reichhaltigkeit und Einzigartigkeit der alpinen Pflanzenarten, die im Park und auf den Gebirgskämmen der Bergamasker Alpen wachsen. Es soll aber auch zum Wiederentdecken von kleinen Städtchen und Dörfern anregen, die sich zwischen beeindruckenden Bergen und funkelnden Flüssen in eine idyllische Natur einfügen. Franco Del Panta

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MODE

LUXUS-STRICKWAREN, STRENG VON HAND HERGESTELLT Die Idee von Dunia Algeri stammt vom Talent der Großmutter väterlicherseits, Oma Giulia, die in den Sechzigerjahren die Strickerin des Ortes Pedrengo in der Provinz Bergamo war. Sie war es, die dieses außergewöhnliche Frauenunternehmen aus der Taufe hob, dank eines Webrahmens, mit dem sie für Freunde und Bekannte von Hand Pullover herstellte. Diese Leidenschaft besteht noch heute und erlaubte 2015 der kreativen Designerin Dunia, ein Luxuslabel zu kreieren, das sich der Philosophie der schnell vergänglichen Mode entgegenstellt, in der Überzeugung, dass die besten Dinge im Leben Zeit brauchen. Jedes Kleidungsstück benötigt etwa dreißig Stunden Arbeit von immer gleichen Händen. Das Resultat ist eine unvergleichliche Harmonie in der Ästhetik. Die Herstellungsateliers, in denen zwei Teams von Strickerinnen (insgesamt etwa zehn), beschäftigt sind, befinden sich in Monza und im Gebiet von Bergamo. Aus Letzterem stammen denn auch die Kreationen des Ateliers. In

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den Kollektionen wird Baby-Alpakawolle aus Peru verwendet. Es ist eine Wollart, die mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt hergestellt wird. Für sich alleine ist das Alpaka ein umweltverträgliches Tier, da es grast, ohne die Wurzeln zu zerstören, und auch viel weniger Wasser benötigt, als andere Wolltiere. Die Wolle der Kleidungsstücke des Ateliers von Dunia Algeri wird bei ethisch vertrauenswürdigen Lieferanten gekauft, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Zuchtbetriebe begannen, um die Genetik der Alpakas zu verbessern und die Züchter zu instruieren, die die Mehrheit der Tiere besitzen. Zudem verwendet das Unternehmen ökologische Baumwolle, um die Schutzbeutel für die Kleidungsstücke herzustellen, sowie Recyclingpapier für die Firmenkommunikation. www.duniaalgeriatelier.com Sveva Riva



TECHNOLOGIE

SELFIESTICK? DAS WAR EINMAL... Die Mode der Selbstporträts geht auf der Spur der modernsten Technologie weiter und hört nicht auf, Anhänger von Instagram und Abkömmlingen zu begeistern. Es ist eine italienische Idee vom jungen Unternehmer Edoardo Stroppina, die aber in England produziert wird, die jetzt eine epochale Änderung verspricht. Mittels einer Smartphone-App wird man eine Photokamera steuern können, die, auf einer gewünschten Höhe und Distanz angekommen, sich automatisch stabilisiert, um den perfekten Schnappschuss zu schießen. Dieser wird dann sowohl im geräteinternen Speicher von 4 GB als auch im Mobiltelefon selbst abgelegt und ist so natürlich sofort bereit,

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um in den sozialen Medien geteilt zu werden. Dieses Gerät nennt sich „Air Selfie“ und kann immer bei sich getragen werden, dank seiner eigenen Schutzhülle, die auch als externer Akku dient und nach einem halbstündigen vollständigen Aufladen etwa vier Minuten Flugzeit garantiert. Auch wenn es alle Eigenschaften einer Drohne aufweist, besteht keine Gefahr, dass das Gerät vom Wind beschädigt werden oder abstürzen könnte, weil die Rotoren klein, leicht und gut geschützt sind. Man braucht auch keine Bewilligung, um es benützen zu können, wegen seiner kleinen Ausmaße, aber auch weil es sich noch um einen Prototypen handelt. Allerdings nur noch für kurze Zeit, wenn man den Erfolg der Finanzierungskampagne auf Kickstarter bedenkt: Man wollte 45.000 Euro sammeln, doch schon nach wenigen Tagen online wurde die Marke von 100.000 überschritten. Für die ersten Exemplare muss man bis März warten. Sveva Riva



ESSEN&TRINKEN

EIN ZWEITES LEBEN FÜR DEN KAFFEESATZ Unter den unzähligen Symbiosen von Innovation und Nahrungsmittelsektor sticht auch jene von „Funghi Espresso“ heraus. Es handelt sich um ein landwirtschaftliches StartUp-Unternehmen, das sich an der „Blue Economy“-Theorie inspiriert. Hier wird, was bei Produktionsprozessen anfällt, nicht einfach zu Müll, sondern erzeugt Energie, Reichtum und auch neue Arbeitsplätze. So auch Kaffeesatz. Mit einem hohen Anteil an Mineralien und Nährsubstanzen, werden in den 110’000 italienischen Bars jährlich 300 Tonnen davon produziert. Er stellt ein ideales Substrat für die Züchtung von Pilzen der Gattung „Seitlinge“ dar, völlig natürlich und ohne chemischen Zusätze.

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Zudem werden die Pilze übereinander angebaut, in hängenden Vorrichtungen, die in markanter Weise den Bedarf an Bodenfläche reduzieren, auf die Hälfte des Raumes für eine gleiche Menge Pilze. Das Projekt wurde in der Provinz Lucca geboren und ist eine Zusammenarbeit zwischen Antonio Di Giovanni, Experte für Biomüll-Verwertung und Planung, Vincenzo Sangiovanni, Ökodesigner, sowie Tomohiro Sato, Unternehmer und Förderer des Projektes „Funghi Espresso“. Das Unternehmen ist primär lokal tätig und verfolgt eine hundertprozentige „grüne“ Politik. Es bietet Kits für die Zucht zuhause an, die weder viel Platz beanspruchen, noch technische Kenntnisse voraussetzen, sondern ein schmackhaftes Erzeugnis zusichern, absolut umweltverträglich, wenn man bedenkt, dass es nach dem Gebrauch als Kompost in die Erde zurückkehrt. www.funghiespresso.com

Der vegane Küchenchef Marco Vitale hat sich mit einigen Rezepten an „Funghi Espresso“ beteiligt.



WEIN

TRUMP UND DAS (ITALIENISCHE) PROSIT AUF DEN WAHLSIEG Der neugewählte Präsident Trump wird nach seinem überraschenden Sieg bestimmt mit einem Regen aus Geschenken und Ehrerbietungen aus der ganzen Welt überschüttet worden sein. Viele internationale Führungskräfte und Persönlichkeiten wollten dem Tycoon nach dem „Election Day“ gratulieren, auch wenn sie in einem ersten Moment zögerten, sich öffentlich mit einer vollen Unterstützung zu exponieren. Das ist nicht der Fall bei Flavio Briatore, seit jeher ein Unterstützer von Trump, und sein Alter Ego in der italienischen Ausgabe der TalentShow „The Apprentice“. Die beiden Unternehmer verbindet seit den Neunzigerjahren eine Freundschaft, die mit einem großzügigen Geschenk und einem SMS („We did it!“) bekräftigt wurde, die vom neuen US-Präsidenten bestimmt geschätzt wurden. Der Erschaffer der Marke „Billionaire“ ließ ihm drei

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Magnumflaschen „Amarone Aneri“ des Jahrgangs 2010 mit einer persönlichen Widmung zukommen, deren Marktwert 100 Euro pro Flasche weit überschreitet. Die Weinkellerei ist auf jeden Fall kein Neuling, was amerikanische Wahlen betrifft. Der Prosecco der Firma Aneri, die ihren Sitz in Legnago bei Verona hat, wurde vor acht Jahren schon von Barack Obama auserwählt, um im italienischen Restaurant „La Spiaggia“ von Chicago seine erste Wahl zum US-Präsidenten zu feiern. Das Label entstand durch die weise Hand von Giancarlo Aneri, der von vielen als Guru des Marketings angesehen wird. Es war seine Idee, nur exklusive Weine von hoher Qualität und nur in geringen Mengen herzustellen, die die Tradition des Bodens, des Weinstocks und des guten Lebens respektieren sollen. Diese Weine wurden geschätzt von Putin, Sarkozy, Bush und Cameron; sie wurden im Palazzo Chigi (italienischer Regierungssitz) und am Quirinale (Sitz des Staatspräsidenten) getrunken; sie stehen auf der Karte einiger der angesehensten und gefragtesten Lokale der Welt, vom „Four Seasons“ in New York bis zum Hotel Imperial von Tokio, von den Luxushotel der Kette Orient Express bis zu den Starwood Hotels, von den Fünfsternhäusern von Sir Rocco Forte bis zum „Palace“ von St. Moritz, vom Restaurant „L’Anima“ von London bis zum „Cipriani“ von Montecarlo, dem „Stresa“ in Paris, dem „San Pietro“ in New York oder dem Restaurant „Cracco“ in Mailand, um nur ein paar zu nennen. Sveva Riva



ESSEN & TRINKEN

EINE KULINARISCHE WENDE FÜR NEAPEL «Sancta Sanctorum» verspricht, ein mit Sternen ausgezeichnetes, äußerst raffiniertes Angebot nach Neapel zu bringen, in einer einzigen Liegenschaft, die drei Lokale in einem umfassen: Eine Pianobar im Erdgeschoss, ein Restaurant im ersten Stock und eine „Champagneria“ auf der Terrasse. Ein weitreichendes Angebot mit internationalem Hauch, dem in der Stadt Franceso Sposito vorsteht, ein anerkannter Chef der „Taverna Estia“ in Brusciano (in der Provinz Neapel) mit zwei Michelin-Sternen. Er will eine neue Art Gaststätte und eine hochklassige Küche mit unerwarteten Einflüssen ins Herz von Neapel bringen, aber auch einen sehr reichhaltigen Weinkeller. Dieser Anziehungspunkt für Gourmets befindet sich in einem Liberty-Gebäude, das vom Architekten Gian Barbato neu gedacht wurde. Er hat ein eindrückliches Ambiente aus abgestuften Blautönen und speziell dafür entworfenen und hergestellten Gegenständen geschaffen. Das ganze wurde nach Maß projektiert, die Liberty-Einrichtung der Räume bewahrend und die Schönheit der Treppe aus dem 20. Jahrhundert unterstreichend. Hier ist jeder Raum einer eigenen Erfahrung gewidmet, sei es hochstehende Gastronomie, Cocktails oder Austern mit Champagner. Man kann sie einzeln oder in Abfolge erleben und so verschiedenartige Abende kreieren. In der Cocktailbar im Erdgeschoss, wo man zwischen Barhockern und Sofa ein Angebot von Rohschinken und Aufschnitt genießt, gilt nur eine Regel: Eine Reservierung ist notwendig. Das Restaurant im ersten Stock ist ein Zimmer mit Aussicht auf das Treiben der renommierten Straße, an der es sich befindet. Es hat nur 36 Plätze und bietet durch und durch Fusion-Gerichte, die einer Küche, die mit dem Orient, Frankreich oder dem Mittelmeer spielt, zuzwinkern, mit einer fast manischen Aufmerksamkeit für die Zutaten. Die Terrasse ist das Reich der „Champagneria“: Zwanzig Plätze, 300 hervorragende Etiketten und eine Auswahl von Rohschinken und Salami sowie Austern aus Frankreich. Eine eindrückliche Aussicht unterstreicht den Wert des Lokals zusätzlich, so kann man den Abend unter den Sternen beenden. Sveva Riva

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AUTOMOBIL

AUTOS UND DESIGN IM ZEICHEN VON ALCANTARA Der Hersteller des gleichnamigen Luxus-Mikrofaserstoffs mit eingetragenem Warenzeichen ist zum unverzichtbaren Partner internationaler Firmen geworden, die nicht nur zur technologischen Avantgarde gehören, sondern auch zu einem Bezugspunkt in der Welt des Designs werden wollen. Alcantara heißt Anpassungsfähigkeit, Kreativität, Funktionalität, Schönheit und fühlbare Qualität. Der Stoff verleiht jedem Produkt zusätzlichen Wert, indem er es einzigartig und unnachahmlich macht. Diese Erfolgsgeschichte hat im Automobilsektor ihren Anfang. Hier ist die Präsenz von Alcantara tief verankert, marken- und modellübergreifend. Das Material veredelt die Super Autos, indem es sie mit einer Eleganz überzieht, die aufgrund der Positionierung an der Angebotsspitze verlangt wird und sich im vollsten Umweltbewusstsein dem Luxus zuwendet. Diese Entscheidung steht ganz im Zeichen der neuen Standards der künftigen Mobilität, was auch die Stilrichtung der futuristischen Fahrerkabine der Konzeptstudie Audi h-tron quattro beweist,

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oder die traditionelle Verbundenheit mit Lamborghini, die mit dem nur einmal gebauten „Centenario“ und seinem Livree aus 100% Alcantara den Gründer Feruccio ehrt, ohne Ferrari, Maserati und Tesla zu vergessen. Als Beweis seiner großen Anpassungsfähigkeit wird Alcantara von den weltweit wichtigsten Autobauern für ihre Sondereditionen als Charakter verleihendes Element eingesetzt, dank unendlich vieler Verarbeitungen des Materials, wie einem dreidimensionalen Gewebe oder der Möglichkeit fotorealistischer Drucke mit einzigartigen Mustern und Motiven. Davon zeugt auch die Partnerschaft mit der Karrosseriespenglerei „Castagna“ und der Renault Twizy RoBo Design, dem letzten Modell mit der Kreativität des Mailänder Ateliers, sowie die neueste Zusammenarbeit mit „Garage Italia Customs“. Im kreativen Angelpunkt von Lapo Elkann und Alcantara sind sind die eigenartigen, „Star Wars“ gewidmeten Überzüge des „Fiat 500e Stormtrooper“ entstanden, aber auch der „Alfa Romeo 4C La Furiosa“ und der „Mazda MX-5 Levanto“, um nur einige zu nennen. Nach dem Automobilsektor, in dem die Marke herrscht, haben sich auch wohlbekannte Marken wie Panasonic mit seinem zukunftsträchtigen OLED TV, Microsoft, Master & Dynamic sowie Daikin für Alcantara entschieden. Sie bekräftigten damit seine Positionierung im Luxusbereich, wo sich die Gruppe in ein Business eingereiht hat, das in den nächsten drei Jahren 20 Millionen Euro übersteigen soll. Sascha Mallinckrodt


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MOTORRAD

SCRAMBLER DUCATI, VOM MOTORRAD ZUM FOOD

Nachdem Ducati in Rom und Seoul schon mit einem DucatiKaffee präsent ist, ging man auf dem gleichen Weg weiter und eröffnete in der Via Stalingrado in Bologna die „Scrambler Ducati Food Factory”. Ein Restaurant, das die Tradition der Marke Ducati mit jener der typischen Küche der Emilia Romagna kombiniert. Mit dem freien, kreativen und jugendlichen Geist des „Scrambler Ducati“ teilt die Einrichtung die gleiche Philosophie und die gleiche Atmosphäre. Es ist ein Restaurant, wo man sich trifft, unterhält, Geschäfte macht, alles im freien Geist jener, die sich wie ein „Scrambler“ fühlen. Auch in der Küche zielt die “Scrambler Ducati Food Factory” darauf ab, Kreativität in die Gerichte einzubringen. Klassische Pizzen werden nebst äußerst originellen serviert, aber alle werden mit Sauerteig gefertigt und mit geschälten Tomaten, Käse und anderen ausgezeichneten, echt italienischen Ausgangsmaterialien angereichert. Die gleichen Zutaten werden auch für die „Pizzen zum Teilen“ verwendet: Rechteckige Pizzen für mindestens zwei Personen werden schon zugeschnitten auf einem Holzbrett, der „Pala“, und in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen serviert. Die traditionelle „Piadina“ wird aus hausgemachtem Teig zubereitet und mit vorzüglichem Wurstaufschnitt und Käse gefüllt. Qualitäts-Zutaten von den besten lokalen Zulieferern werden verwendet, um typische Gerichte aus Bologna zuzubereiten und wiederzuentdecken. Das gilt auch für die handgemachten Frischteigwaren. Die „Scrambler Ducati Food Factory” befindet sich in einer umgebauten Tankstelle. Es gibt Gerüchte, wonach schon bald ein “Street-Art”-Projekt für die Außenmauern lanciert werden soll. Ilona Catani Scarlett

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SCHIFFBAU

EIN TURINER PROJEKT: DAS SCHWIMMENDE FITNESSSTUDIO AUF DER SEINE Von „Carlo Ratti Associati“ in Turin entworfen und in Zusammenarbeit mit dem Fitnessgeräteausstatter „Technogym“, der Non-Profit-Architektur-Gruppe „Terreform ONE“ und dem Stadterneuerungs-Institut „URBEM“ entwickelt, wird das „Paris Navigating Gym“ dereinst auf der Seine schwimmen, indem es die beim Fitnesstraining der Passagiere anfallende Energie nutzt. Das Fitnessstudio befindet sich auf einem zwanzig Meter langen Wasserfahrzeug, das bis zu 45 Personen aufnehmen kann. Der Fitnessbereich ist mit ARTIS Maschinen ausgestattet, die die menschliche Kraft ausnützen und sie in die Elektromotoren des Schiffes einspeisen. Beim Training auf Fahr- und CrossRädern tragen die Gäste dazu bei, das Boot anzutreiben, das im Gegenzug auf seiner Strecke der Seine entlang durch die Stadt fährt und so allen Zutritt verschafft, die dies beabsichtigen. Carlo Ratti, der Direktor des „MIT Senseable City Lab“ und Gründungsmitglied von „Carlo Ratti Associati“, unterstreicht, dass das „Paris Navigating Gym“ seinen Benutzern eine fühlbares Erlebnis dessen vermitteln wird, was sich hinter dem

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oft abstrakten Begriff „Elektroenergie“ versteckt. Tatsächlich zeigen die „Erweiterte-Realitäts-Bildschirme“, die auf dem Boot installiert sind, den Gästen sowohl die Menge der durch ihr Training erzeugten Energie, als auch Angaben über den Wasserzustand der Seine, die in Echtzeit von Sensoren erhoben werden, welche im Rumpf eingebaut sind. Von einem transparenten Glasdach überdeckt, das im Sommer offen ist, bietet das Fitnessstudio eine außerordentliche Sicht auf das städtische Panorama. Des weiteren kann das Boot nachts auch für Parties oder Feiern genutzt werden. Das „Paris Navigating Gym“ untersucht das Potential, wie Menschenkraft nutzbar gemacht werden kann und bietet gleichzeitig eine neue urbane Erfahrung. Es ruft Möglichkeiten vor Augen, wie man einen Fluss in die Verkehrsinfrastruktur einer Stadt einbeziehen kann. Ilona Catani Scarlett



ALL ABOUT ITALY | Zu entdeckende Persรถnlichkeiten

Ezio Bosso ist Musiker, Pianist, Komponist, Kontrabassist und Orchesterleiter mit Auftritten in ganz Europa, Asien, Amerika und Australien.

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Zu entdeckende Persönlichkeiten | ALL ABOUT ITALY

Ein Porträt des vielseitigen Turiner Komponisten, unter den beliebtesten sowohl in Italien als auch im Ausland. 2011 erreichte ihn die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), dies war der Beginn eines langen Rehabilitationsprozesses. Doch sein Talent, seine Liebe zum Leben, sind stärker denn je.

Ezio Bosso: Musik und Kreativität jenseits der Krankheit

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m Abend des 10. Februars 2016, während seines Auftritts am zweiten Tag des Festivals von Sanremo, blieben Millionen Personen regelrecht am Bildschirm kleben. Sie waren verzaubert von den mitreißenden Emotionen und der Vitalität von „Following a Bird“, dem Klaviersolo, die die Herzen des Publikums des Theaters Ariston höher schlagen ließ. Ein berührender Moment derjenigen, die Eindruck hinterlassen. Mit höchsten Einschaltquoten (über 55%) und den Sozialen Medien, die im wahrsten Sinne verrückt spielten, konnte man eine wahre Lektion über die Musik und das Leben sehen. Sie ließ über die innerste und tiefste Bedeutung unseres Daseins sinnieren, doch viele Fernsehzuschauer fragten sich auch, wer Ezio Bosso überhaupt sei. Vor dem Festival kannten die meisten weder sein Talent, noch seine Geschichte. Man denke nur daran, dass die „Gefällt mir“ seines Facebook-Profils in wenigen Stunden von 5000 auf über 200 Tausend angestiegen sind. Der am 13. September 1971 in Turin zur Welt gekommene Ezio Bosso ist Musiker, Pianist, Komponist, Kontrabassist und Orchesterleiter mit Auftritten in ganz Europa, Asien, Amerika und Australien. Preise und Auszeichnungen auf der ganzen Welt. Sein Lebenslauf ist viel länger und

detaillierter, als man sich vorstellen kann, und erhält Höhepunkte wie die Leitung des London Symphony Orchestra, The London Strings, des Orchester des Teatro Regio in Turin, der Filarmonica ‘900 und des Orchesters der Accademia Nazionale von Santa Cecilia. Ezio Bossos Talent war frühreif und kristallklar: Sein Zusammentreffen mit der Musik als ganz Kleiner, mit nur vier Jahren, seinem Debüt als Solopianist mit 16, dann die Studien zur Komposition und Orchesterleitung an der Wiener Akademie. Als hervorragender Komponist klassischer Musik zeichnete er auch für Filmsoundtracks wie „Ich habe keine Angst“ von Gabriele Salvatores oder „Rosso come il cielo” („Rot wie der Himmel“) von Cristiano Bortone verantwortlich, sowie für Theater- und Tanzmusik bis hin zu Experimenten mit zeitgenössischen Rhythmen. Ein rasanter Aufstieg, der 2011 brüsk zu Ende schien. Nach einem Eingriff am Hirn, resultierte bei ihm die Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), eine fortschreitende, neurodegenerative Krankheit, die Nervenzellen befällt, die für die Mobilität verantwortlich sind. Es ist ein unerbittlicher und unaufhaltbarer Verlauf, der zur Lähmung und schließlich zum Tod führt.

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„Das Leben besteht aus zwölf Zimmern. Zwölf Zimmer, an die wir uns erinnern, wenn wir im letzten angekommen sind.“

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Es war eine düstere Periode, in der er verlernt hatte, zu sprechen und zu musizieren: „Ab einem gewissen Zeitpunkt hatte ich alles verloren, die Sprache, die Musik. Ich konnte mich an sie erinnern, aber ich verstand sie nicht mehr. Ich musizierte und weinte, monatelang habe ich nichts zustande gebracht. Die Musik gehörte nicht zu jenem Leben, sie war weit weg, ich schaffte es nicht, sie festzuhalten. Aber so habe ich gemerkt, dass ich auch ohne sie auskomme. Und es war nicht einmal schrecklich. Ich lernte, dass Musik zwar ein Teil von mir ist, aber dass sie nicht ‘ich’ ist. Ich stehe der Musik höchstens zu Diensten.“ Trotzdem brachte ihn seine grenzenlose und innige Liebe für die Musik dazu, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, zu kämpfen und zu ringen, jede Note, jede Pause und jeden Takt einer Partitur wieder zu erlernen. Ezio Bosso lässt sich nicht aufhalten, und er will nicht aufhören: Weniger als ein Jahr nach dem Festival von Sanremo ging er in ganz Italien auf eine Tournée, die von über neunzigtausend Personen besucht wurde. Er wurde auch als Gastdirigent ans Teatro Comunale in Bologna eingeladen und er unterstützt mit Konzerten und Veranstaltungen an vorderster Front auch die Opfer der Erdbeben. Er ist ein konkretes Beispiel dafür, wie die Willenskraft alles sein kann, vor allem in schwierigen Situationen. Denn „leben wie auch Musik machen kann man nur auf eine Art. Gemeinsam“. 2015 wurde sein erstes Werk mit dem Titel „The 12th Room“ veröffentlicht. Zwei Platten (56 und 45 Minuten) mit Klavierkonzerten, Stücken und unterschiedlichen Tempi, die auf metaphorische Weise für alle Phasen des Lebens stehen, die wir durchlaufen. So definiert denn der Maestro auch seine Arbeit: „Die Stücke spiegeln einen kleinen meta-erzählerischen Verlauf wider. Jene des Repertoires zeigen auch auf, woher ich komme, wo die Wurzeln meiner Musik liegen, die ich schreibe. Sie offenbaren die beiden Musiker in mir: Den Komponisten und den Interpreten. Es sind hauptsächlich Geschichten von Zimmern. Es wird behauptet, dass ein Leben aus zwölf Zimmern besteht. Zwölf Zimmer, in denen wir etwas zurücklassen, welche an uns erinnern. Zwölf Zimmer, an die wir uns erinnern werden, wenn wir im letzten angekommen sind. Niemand erinnert sich ans erste Zimmer, in dem er war, aber offenbar soll man sich im letzten daran erinnern. Das Zimmer steht hier für Innehalten, aber es bedeutet auch sich behaupten. Ich musste imaginäre Zimmer durchgehen, ich hatte dieses Bedürfnis. Denn in meinem Leben gibt es Momente, in denen ich in ein Zimmer eintrete, das mir, um ehrlich zu sein, nicht wirklich sympathisch ist. Ein Zimmer, in dem ich mich für eine lange Periode blockiert bin, ein

Zimmer, das dunkel und sehr klein wird, gleichzeitig aber auch riesig und unmöglich, zu durchschreiten. In den Zeiträumen, in denen ich mich in ihm aufhalte, gibt es ich Momente, wo es mir scheint, dass ich niemals mehr aus ihm hinaus gelangen werde. Doch auch dieses Zimmer hat mir etwas geschenkt, es hat mich neugierig gemacht, hat mich an mein Glück erinnert. Es ließ mich mit ihm spielen. Ja, denn das Zimmer ist auch eine Poesie.“ Davide Zaccaretti

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