ALPE Sommer 2022

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Sommer 2022

ALPE Seiser Alm Magazin

KASTELRUTH · SEIS AM SCHLERN · VÖLS AM SCHLERN · SEISER ALM · TIERS AM ROSENGARTEN

Lokale Spezialität Der Schatz aus dem Wasserhahn

Ignaz Friedman Ein Virtuose am Klavier

Kraftort Der Puflatsch auf der Seiser Alm


Südtirols größtes Weinsortiment und eine einzigartige Auswahl an Gin, Whisky, Grappa und Spezialitäten! Brennerpass

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Foto: Helmuth Rier

Editorial & Inhalt

Liebe Gäste!

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Mohnfeld Mit über Monaten konstant blauem Himmel über schillernd weißer Schneelandschaft haben wir einen fantastischen Winter 2021/2022 hinter uns. Die Covid-Sicherheitsauflagen taten dem Wintervergnügen keinen Abbruch. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass das breite Freizeit-, Sport- und Erholungsangebot der Dolomitenregion Seiser Alm von vielen Gästen wieder angenommen und geschätzt wurde. Eine genussreiche Urlaubszeit erwartet auch all jene, die sich zwischen April und Oktober eine Auszeit in unserer Ferienregion gönnen. Frische Luft, klares Wasser, schönes Wetter, einzigartige Berge und viel Natur sind die Basics. Was sonst noch auf dem Programm stehen soll, entscheiden allein Sie! Unsere Tourismusvereine und Beherbergungsbetriebe setzen sich dafür ein, dass sich unsere Gäste gut zurechtfinden und wohlfühlen, ganz egal ob beim Wandern oder Radfahren, Klettern oder Laufen, Sonnenbaden, Schwimmen, Wellnessen, Einkaufen oder einfach beim Nichtstun. An das Dolce far niente lässt es sich an der Sonne in einem gemütlichen Gastgarten oder auf einem Liegestuhl schnell gewöhnen.

Die Redaktion des Seiser Alm Magazin ALPE freut sich, Sie wiederum mit Neuigkeiten aus der Dolomitenregion, mit Geschichten von Menschen und Orten sowie mit allerlei Tipps für ein paar entspannte Tage durch den Urlaub begleiten zu dürfen. Die Themen dieser Ausgabe reichen vom Wert des Wassers über die traditionellen Herz-Jesu-Feuer am Berg bis hin zu einer gemütlichen Brotzeit, der Berglerharass, am Wuhnleger. Was die Hexen am Kultplatz Puflatsch auf der Seiser Alm getrieben haben, wird von Generation zu Generation übertragen. In Seis am Schlern wurde endlich das Naturparkhaus eröffnet und in Tiers am Rosengarten führt eine neue Cabrio-Bahn nach oben. Der Kastelruther Busunternehmer Toni Silbernagl und seine Frau Monika erzählen aus ihrem Leben und verraten ihre Lieblingsplätze. Abgerundet wird der Bogen kulinarisch von vielen süßen Beeren, die am Partschillerhof in Völser Ried in biologischem Anbau gedeihen, und einem leckeren Himbeerkuchen.

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Es ist schön, Sie zu unseren Gästen zählen zu dürfen! Wir wünschen Ihnen von Herzen erholsame und entspannte Tage in unserer schönen Dolomitenregion Seiser Alm.

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Der Schatz aus dem Wasserhahn Seite 12

Ignaz Friedman: Virtuose am Klavier Seite 16

Kraftort Puflatsch Seite 20

Herz-Jesu-Feuer in Südtirol Seite 24

Vom Mietwagen zur Autobusflotte Seite 30

Naturparkhaus Schlern-Rosengarten Seite 34

Nur Fliegen ist schöner: die neue Tierser Seilbahn Picknick mit Blick auf den Rosengarten Seite 40

Beeren vom Partschillerhof Seite 44

Himbeerkuchen Seite 46

Vorschau Sommer 2022 Seite 48

Helmut Mitterstieler Präsident für Seiser Alm Marketing und die Tourismus­vereine Kastelruth, Seis am Schlern, Seiser Alm, Völs am Schlern und Tiers am Rosengarten

Highlights Winter 2022/23 Seite 50

Gesehen & gehört Sommer | ALPE 3


Papaveraceae Einen für die Umgebung einzigartigen Anblick bietet der Acker von Peter Lageder am Hof zu Lafogl oberhalb von Kastelruth. Der Anbau von Mohn ist mühsam, die Ernte und das Trocknen der Mohnsamen eine besondere Herausforderung. Das Mohnfeld blüht nur für kurze Zeit so schön leuchtend rot. Anhaltend ist hingegen der Genuss köstlicher Mohnspezialitäten wie Mohnstrudel oder Mohnkrapfen.

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Sommer | ALPE 5 Foto: Helmuth Rier


Der Schatz aus dem Wasserhahn Von Wein bis Speck, von Käse bis Schüttelbrot – Südtirol ist reich an hochwertigen, regionalen Produkten, deren Genuss zur hohen Lebens- und Urlaubsqualität beiträgt. Eine „lokale Spezialität“ von besonderer Reinheit und Güte, die ob ihrer scheinbaren Selbstverständlichkeit oft unbeachtet bleibt, ist das Trinkwasser.

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Text: Sabine Funk Fotos: Helmuth Rier

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Was aus Wasserhähnen und öffentlichen Brunnen in der Dolomitenregion Seiser Alm sprudelt, kann ohne Übertreibung als Quellwasser aus der Leitung bezeichnet werden. In alter Zeit war dieser große Schatz gar nicht so leicht zu heben. In tiefer gelegenen Dörfern bezogen die Bauern ihr Wasser aus Tiefbrunnen, nur wenige Höfe verfügten über eigene Quellen und Brunnen und auch diese führten nicht das ganze Jahr über zuverlässig Wasser. Be-

In späteren Jahrhunderten waren es die Brunnenvereine, in denen sich Bauern zusammenschlossen, um über gemeinsam gewartete Leitungssysteme die Trinkwasserversorgung von Höfen, Weilern, Häusergruppen und schließlich ganzen Gemeinden sicherzustellen. Aus diesen Brunnenvereinen gingen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Trinkwassergenossenschaften hervor. Anders als beispielsweise in Deutschland, wo die Wasser-

achtliche Weitsicht bewies in diesem Zusammenhang Leonhard von Völs, als er vor über 500 Jahren im Völser Wasserbrief oder Brunnenbrief sein Vorhaben begründete, von der Tuff Alm über ein Leitungssystem aus hölzernen Rohren das Wasser von den Quellen am Schlern bis herab ins Dorf zu führen.

und Bodenverbände nur in geringem Umfang an der Siedlungswasserwirtschaft beteiligt sind und die Trinkwasserversorgung vor allem Aufgabe der Kommunen ist, spielen diese Genossenschaften in Südtirol eine zentrale Rolle. Kastelruth hat ebenso eine Trinkwassergenossenschaft wie Seis und Völs am Schlern, aber auch kleinere Fraktionen wie »


Moderner Horizontalfilterbrunnen in Tiosels (Wasserebene) oberhalb Kastelruth

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Obmann Arnold Rauch und Leitungswart Markus Hofstätter von der Trinkwasser­ genossenschaft Kastelruth bei der Arbeit. Großabnehmer und Betriebe im Allgemeinen, bekommen jährlich an die 106.000 m3 über die Trinkwassergenossen­ schaft Neptunia - Seis geliefert, die Kleinab­ nehmer sowie Haushalte rund 171.000 m3.

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St. Konstantin verfügen über eine teilweise unabhängige Wasserwirtschaft. Jede dieser Genossenschaften hat einen „Obmann“, also einen Vorsitzenden, hält reguläre Mitgliederversammlungen ab und widmet sich gewissenhaft der Wartung und Modernisierung der Infrastruktur, wie Quellfassungen, Wasserspeicher und Leitungsnetz, aber auch der laufenden Kontrolle der Wasserstände und der Qualität. Angesichts des oft unzugänglichen Geländes und seiner Geologie ist diese Aufgabe durchaus anspruchsvoll und komplex.

zeichnen sind. Gerade im Zeitraum vor der Schneeschmelze und nach längeren Trockenperioden reduzieren sich die Quellschüttungen signifikant, weswegen der Ort Kastelruth immer schon einen Teil seines Wassers von umliegenden Gemeinden zuführen musste, etwa aus St. Ulrich oder Seis. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung und Düngung der Wiesen am Puflatsch hatten überdies in

Das Trinkwasser aus den Quellen wird vom Sammelbecken in verschiedene Hochbehälter bzw. Reservoire geleitet. Die wichtigste Person einer jeden Genossenschaft ist ihr Wasserwart, ein Amt, das sein Träger mit Leidenschaft und oft über Jahrzehnte ausübt. In der Vergangenheit beinhaltete diese Aufgabe die laufende Wartung aller Wasserspeicher, Kontrolle der Pegelstände und der Sauberkeit aller Anlagen. Noch immer verbringt jeder Wasserwart so manche Stunde mit Lokalaugenscheinen und Prüfungen der Speicherbecken, doch werden viele Pegelstände und Wasserwerte inzwischen auch digital erfasst und können laufend per Computer überprüft werden. Wasser spielte bereits in der Entstehung der einmaligen Landschaft der Dolomitenregion Seiser Alm eine ganz große Rolle. Was heute von Wäldern, Almen und Dörfer bedeckt ist, lag einmal am Grunde des Urmittelmeeres Tethys. Aus Ablagerungen von Korallen und Muscheltieren und felsbildenden Riffen entstand eine vielfältige Landschaft, die durch die Eiszeit ihren letzten Schliff erhielt. Dolomitgestein, wie es in vielen Schichten des Schlernmassivs zu finden ist, zeichnet sich als Kalkgestein durch einen hohen pH-Wert und eine gute Speicherfähigkeit aus. Doch gibt der Gebirgsstock seinen Schatz nicht gleichmäßig an alle ihn umgebenden Ortschaften frei: Die Gemeinden Tiers am Rosengarten und Völs am Schlern verfügen über ergiebigere Quellen und sind deshalb im Vergleich zu Seis und Kastelruth klar begünstigt. Kastelruth bezieht sein Wasser traditionell vom Puflatsch, der mit seinem durchlässigen Basaltgestein jedoch als eher schlechter Wasserspeicher gilt. Periodisch auftretende Wasserknappheit ist hier normal, ebenso, dass große saisonale Schwankungen in der „Schüttung“, also dem aus einer Quelle austretenden Wasservolumen zu ver-

der Vergangenheit immer wieder negative Auswirkungen auf die Qualität des Wassers. Um mehr und besseres Trinkwasser zu sammeln, wurde vor 20 Jahren eine wahrhaft spektakuläre unterirdische Struktur gebaut: Ein Tiefbrunnen mit horizontalen Zulaufschächten, der überdies die Problematik des bei Regen oft eingetrübten Oberflächenwassers verringern soll.

Der Brunnenbrief. Ein halbes Jahrtausend ist es her, dass Leonhard die Wasserleitung von Tuff bergabwärts in den Dorfkern von Völs herunter projektiert hat.

Die Quellfassungen der Trinkwassergenossenschaft Neptunia in Seis werden ebenfalls überwiegend vom Schlern gespeist und sind normalerweise ausreichend für den Wasserbedarf der Gemeinde. Doch stellen die durch den Klimawandel häufiger werdenden Extremwetterereignisse ein wachsendes Problem dar. Im Juli 2021 richtete ein verheerendes Gewitter in Seis Millionenschäden an – und setzte eine der fünf Quellfassungen unterhalb vom Schlernbödele außer Gefecht. Der Wegfall des Wassers aus diesem Reservoir gepaart mit einem ausgesprochen trockenen Herbst und Winter hatte unmittelbare Auswirkungen. Im Januar 2022 musste die Berufsfeuerwehr mit Tankwagen Wasser von Seis nach Kastelruth transportieren, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. »

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ERLEBNIS WASSER: VOM BRUNNEN ZUR QUELLE Geführte Wanderungen für Groß und Klein zu den verschiedenen Quellen und Trinkwasserspeichern rund um Kastelruth, Seis und Völs. Die Trinkwassergenossenschaften öffnen zu diesem Anlass die Tore, gewähren spannende Einblicke, berichten von ihrer Arbeit und dem Weg des Wassers. Anschließend an die Wanderungen gibt es eine Wasserverkostung. VÖLS AM SCHLERN Mittwoch, 15.06.2022 Mittwoch, 31.08.2022 SEIS AM SCHLERN Mittwoch, 22.06.2022 Mittwoch, 07.09.2022 KASTELRUTH Mittwoch, 29.06.2022 Mittwoch, 14.09.2022 Start jeweils um 9.30 Uhr am betreffenden Dorfbrunnen. Gebühr für Teilnehmer ab 14 Jahren: 10,00 €. Anmeldung in den Tourismusvereinen.

Ausgezeichnete Qualität und Geschmack: Der Kauf von stillem Wasser in Plastikfla­ schen kann leicht vermieden werden

Und beides – Unwetter mit extremen Niederschlägen in kurzer Zeit und sehr niederschlagsarme Winter – scheint häufiger zu werden: 2021/22 war der trockenste Winter seit fünf Jahren. Gleichzeitig stieg der Wasserverbrauch der Betriebe und Haushalte seit Jahrzehnten kontinuierlich an und hat sich in den letzten 20 Jahren sogar verdoppelt. Die Fehlmenge an Trinkwasser wird sich Prognosen zufolge bis zum Jahr 2035 dramatisch erhöhen.

Achtsam am Berg. Um dem sich unausweichlich abzeichnenden Problem der Trinkwasserverknappung zuvorzukommen, ist jeder Einzelne aufgerufen, maßvoll und bewusst mit der wertvollen Ressource umzugehen. Dabei sind im Gastgewerbe auch die Betreiber*innen von Spa-Bereichen und Wellnessanlagen und deren Besucher*innen gefordert. Um hier zur Bewusstseinsbildung beizutragen und praktische Handlungsvorschläge zu machen, wurde man in der Dolomitenregion Seiser Alm bereits aktiv: Mit dem Pilotprojekt „Achtsam am Berg“, das die Schwerpunkte Trinkwasser und Abfallvermeidung behandelt, wurde ein Leitfaden erarbeitet, der Gästen ebenso wie lokalen Akteuren hilfreiche Informationen zum nachhaltigen, res-

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sourcenschonenden Verhalten in einem sensiblen Lebensraum vermittelt und konkrete Vorschläge für Anpassungen im eigenen Verhalten macht. Ein zentrales Element ist hier die Wertschätzung des Quellwassers aus der Leitung – denn es ist schlicht überflüssig, stilles Wasser in Plastikflaschen im Supermarkt zu kaufen. Dieses schneidet nicht nur qualitativ meist schlechter ab, Trinkwasser aus der Leitung zu entnehmen bedeutet auch eine signifikante CO2-Ersparnis gegenüber Flaschenwasser, das im LKW spazieren gefahren wurde – von der Entsorgung zurückbleibender Plastikflaschen ganz zu schweigen. Um den Schritt zum Konsum von Leitungswasser zu erleichtern, wurden verschiedene öffentliche Brunnen dezidiert gekennzeichnet und auf die ausgezeichnete Qualität des Wassers an diesen Auffüllpunkten hingewiesen. Ebenso bieten viele Gastbetriebe das gute einheimische Leitungswasser ansprechend präsentiert in den eigens dafür angefertigten Glaskaraffen an. Wer einmal die hohe Qualität und den Geschmack des Quellwassers aus der Leitung erlebt und seinen Wert verinnerlicht hat, geht automatisch sorgsamer mit diesem kostbaren Gut um. «


Respect the Dolomites Nachhaltigkeit und ein achtsamer Umgang mit unserer Naturlandschaft wird bei uns groß geschrieben. Als Teil des Dolomiten UNESCO Welterbes und des Naturparks Schlern-Rosengarten fühlen wir uns verpflichtet, unseren Beitrag dazu zu leisten. Wir möchten Gäste wie Einheimische für ein umweltfreundliches Verhalten sensibilisieren. Die Themenschwerpunkte liegen beim Trinkwasser und der Abfallvermeidung.

Südtiroler Trinkwasser aus der Dolomitenregion Seiser Alm Rein. Natürlich. Frisch. Kostbar. Wussten Sie schon ...…, dass das Leitungswasser in der Dolomitenregion Seiser Alm höchste Trinkwasserqualität hat? Außerdem gibt es überall zertifizierte und gekennzeichnete Trinkwasserbrunnen, wo Sie Ihre mitgebrachte Wasserflasche unterwegs auffüllen können. Unser Trinkwasser ist ein nur begrenzt vorkommendes und wertvolles Gut. Ein sorgsamer Umgang verhindert einen unnötigen Verbrauch.

Weniger Müll - Mehr Natur Weniger ist mehr. Unsere Berglandschaft ist ein sensibler Lebensraum. Deshalb ist es hier besonders wichtig, keinen Abfall zu hinterlassen, da allein schon durch die klimatischen Bedingungen die Abbauprozesse in dieser Höhe verlangsamt ablaufen. Einige Abfälle können gar nicht abgebaut werden. Der beste Abfall ist daher der, der gar nicht entsteht.

ABBAUZEITEN

ALUDOSE 600 Jahre

PLASTIKFLASCHE

PLASTIKSACK

500 Jahre

200 Jahre

ZIGARETTENSTUMMEL 7 Jahre

FÄKALIEN 1 Jahr

BANANENSCHALE 3 Jahre

PAPIERTASCHENTUCH 5 Jahre

Alle Infos und Maßnahmen zum Projekt finden Sie unter: www.seiseralm.it/respectthemountain


Bis 2003 war die „Villa Friedman“ im Besitz seiner Enkelin, die das unter Denkmalschutz stehende Haus schließlich verkaufte.

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Ignaz Friedman ein vergessener Titan am Klavier Als Pianist wurde Ignaz Friedman zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auf der ganzen Welt umjubelt. Die Kraft für seine Kunst schöpfte der Musiker und Komponist viele Jahre unter dem Schlern.

S Schlicht, funktionell und modern zeigt sich das Gebäude der Musikschule in Seis am Schlern. An zentraler Stelle direkt am Busbahnhof gelegen fällt es unweigerlich ins Auge, wenn man hier auf einen Anschluss wartet oder sich am nahegelegenen Spielplatz aufhält. Doch wer war Ignaz Friedman, dessen Name neben einer Leiste stilisierter Klaviertasten am Gebäude zu lesen ist und dessen Andenken die Musikschule bei ihrer Eröffnung 2009 gewidmet wurde? Als „verkannt” oder zu „Unrecht in Vergessenheit geraten” gilt so mancher Künstler. Auf den Pianisten und Komponisten Ignaz Friedman, einen der bedeutendsten Virtuosen des goldenen Zeitalters der Zwischenkriegsjahre, trifft diese Beschreibung jedoch durchaus zu. Man muss kein ausgesprochener Kulturbanause sein, um seinen Namen nie gehört zu haben. Über Friedman, der die Interpretationsgeschichte seiner Zeit maßgeblich mitgeschrieben hat, wissen auch echte Klavierenthusiasten nur wenig.

Ignaz Friedman wurde 1882 in Podgórze südlich von Krakau geboren. Der Vater war Geiger und Klarinettist in einem Krakauer Theaterorchester, die Mutter war Näherin. Aus seinem Vornamen Solomon Isaac wurde später der polnische Rufname Ignacy. Auf sein Klavier- und Philosophiestudium

in Krakau und erste Konzerte mit Orchester mit 14 Jahren folgte schließlich 1904 sein Debüt im großen Saal des Wiener Musikvereins, welches den Beginn einer grandiosen Weltkarriere markierte. Über 2800 Konzerte auf allen Kontinenten spielte Friedman und errang bald den Ruf eines führenden Chopin-Interpreten seiner Generation. Immer wieder stößt man auf Aussagen großer Pianisten, die Friedmans Spiel mit regelrechten Superlativen bedenken. Der eigenwillige Vladimir Horowitz zählte ihn zu seinen ganz wenigen Vorbildern und erwähnte ihn auch im Zusammenhang mit Rachmaninovs überkritischer Haltung gegenüber anderen Pianisten. Auch Rachmininov sei „verrückt nach Friedmans Klavierspiel, dessen singenden Ton” gewesen, habe ihn für „einen enormen, eleganten Virtuosen“ gehalten. Der große Svjatoslav Richter sagte noch 1993 in einem Interview: „Den schönsten Chopin habe ich von Friedman gehört. Er hatte einen so wunderbaren Ton, so schön habe ich Chopin nie wieder gehört”. Zahllose solch euphorischer Zeugnisse finden sich in Aussagen seiner Zeitgenossen. Im ersten Weltkrieg verlegte Friedman seinen Wohnsitz nach Kopenhagen, bevor er nach Kriegsende nach Berlin ging. Sein Ruhm brachte ihm Einladungen zu Konzerten in vielen europäischen Königshäusern ein. Ebenso spielte er vor Zar Nikolai II im Winterpalast in Petersburg und vor Kaiser Franz Josef in der Wiener Hofburg. »

Ignaz Friedman (18821948), einer der bedeutends­ ten Virtuosen seiner Zeit

Text: Sabine Funk Fotos: Helmuth Rier, Privat

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Friedman genoss die Sommer in Seis. Er schlief aus, verbrachte Zeit mit sei­ ner Tochter und später mit seinen Enkelkindern. Er las morgens in Ruhe die Zeitung, bevor er sich ans Klavier setzte und neue Konzertpro­ gramme einstudierte.

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Von 1930 bis 1939 lebte Ignaz Friedmann in Seis am Schlern, bevor er aufgrund seiner jüdischen Herkunft gezwungen war, von einer Konzerttournee nach Australien nicht mehr zurückzukehren und den Rest seines Lebens dort im Exil zu verbringen. Friedmans Frau Marie von Shidlowsky, die er 1909 geheiratet hatte, war eine Großenkelin von Leo Tolstoj. Ihr war Südtirol von früheren Aufenthalten bekannt und es ist vermutlich ihrem Einfluss zuzuschreiben, dass das Ehepaar die Überlegung, sich in Como niederzulassen verwarf, um einer in Seis am Schlern entdeckten „Oase” den Vorzug zu geben. Das von hohen Bäumen umgebene, geräumige Haus schien ideal, um zwischen den ausführlichen Konzerttourneen zur Ruhe zu kommen.

Friedman genoss die Sommer in Seis. Er schlief aus, verbrachte Zeit mit seiner Tochter und später mit seinen Enkelkindern. Er las morgens in Ruhe die Zeitung, bevor er sich ans Klavier setzte, seine obligatorischen Godowsky Etüden spielte und neue Konzertprogramme einstudierte. Mit dem Aufenthalt von Henrik Ibsens Sohn Sigurd, zu dessen Villa man vom Haus der Friedmans auf Trotz herübersieht, gab es keine zeitliche Überschneidung. Dieser starb bereits 1930. Wohl aber pflegte man Kontakt zu Ibsens Familie und dem ebenfalls in der Nähe wohnenden Sohn des norwegischen Dichters Björn Björnson. Seis am Schlern ist einer der traditionsreichsten Ferienorte Südtirols. Seit dem 19. Jahrhundert genossen immer wieder namhafte Persönlichkeiten aus aller Welt hier die Sommerfrische. In den Seiser Ferien werkelte Friedman im Garten und hackte Holz, war aber auch mehrfach in Bozen in Recitals zu hören. Doch die Südtiroler Idylle sollte nicht von Dauer sein, was sich bereits 1933 in einem Brief an Tochter Lydia abzeichnet: „Hier


fängt schon seit etwa 14 Tagen ein prachtvoller Frühling mit Gartenarbeiten an. Dieser Tage kommen Björnsons und Ibsens an [...]. Meine Ende März zu stattfindenden Konzerte in Deutschland wurden auf höheren Befehl abgesagt – ich machte aber daraus keine Affäre, um die Stimmung gegen Ausländer in Deutschland nicht zu verschärfen. [...].” Während Friedmann noch in den 1930er Jahren neben Tourneen in die USA, Südamerika und Asien auch in Europa Konzerte geben konnte, verschärfte sich seine Situation dramatisch, als im September 1938 der „Gran Consiglio del Fascismo“ die Ausweisung aller in Italien ansässigen Juden beschloss. Noch 1939 wandte sich Friedman in einem Brief an das italienische Innenministerium, verwies auf das Aufenthaltsrecht seiner „arischen”, aristokratischen Ehefrau ebenso wie auf den Umstand, dass er sich nur einige Monate im Jahr in Seis von den Strapazen seines Berufs zu erholen pflege. Doch schien auch dies bald zu riskant. Nach einigen letzten Konzerten in Polen, Ungarn und Skandinavien reisten die Friedmans von Marseille per Schiff nach Sidney und entkamen der Besatzung Frankreichs durch die Deutschen.

Durch Unterricht und Konzerttätigkeit konnte Ignaz Friedman sich ein im Vergleich zu anderen Exilanten erträgliches Auskommen sichern, doch verzehrte auch ihn das Heimweh nach Europa, das er bis zu seinem Tod 1948 nicht wiedersehen sollte. Seine großzügige Villa in Seis wurde unmittelbar nach seiner Ausreise aus Europa von der faschistischen Polizei beschlagnahmt und erst nach dem Krieg der Familie zurückgegeben. Bis 2003 war sie im Besitz seiner Enkelin, die das unter Denkmalschutz stehende Haus schließlich verkaufte und das Inventar samt Friedmans Blüthner-Flügel der „Sammlung Preußischer Kulturbesitz“ in Berlin stiftete. Erwähnenswert unter den Beziehungen Friedmans mit seinen Zeitgenossen ist jene zu Ferruccio Busoni, bei dem er im Sommer 1908 einen Meisterkurs belegte, nicht nur, weil sich in diesen beiden Künstlern exemplarisch der sich anbahnende Wandel der Interpretationskultur manifestiert, wobei Friedman noch ganz in der romantischen Tradition stand und sich im ungleich radikaleren Busoni die Moderne ankündigte. Es sind ihre Schicksale, die nachdenklich stimmen, denn nicht einmal zehn Jahre nachdem Friedman ins Exil gehen musste, wurde nur wenige Kilometer entfernt am Konservatorium von Bozen der Internationale Klavier-

wettbewerb Ferruccio Busoni gegründet – im Andenken an den 25 Jahre zuvor verstorbenen großen Pianisten und Komponisten, konzipiert als dezidiertes Friedensprojekt, mit dem im kulturell zerrissenen Europa der Nachkriegszeit Brücken geschlagen werden sollten. Der heutige künstlerische Leiter des nun bereits seit über 70 Jahren stattfindenden Busoni-Wettbewerbs, Peter Paul Kainrath, ist selbst ein großer Verehrer der Kunst Ignaz Friedmans: „Er war ein ganz Großer einer damals untergehenden Welt - wir dürfen uns glücklich schätzen, dass Friedman so maßgebliche Aufnahmen vor allem zu Frederic Chopin hinterlassen hat, in denen es ist, als würde Chopin lebendig werden und zu uns sprechen. Ich stelle mir immer wieder gerne vor, im Seiser Wäldchen rund um die Villa diese Stimme Chopins zu hören.“

„ Den schönsten Chopin habe ich von Friedman gehört. Er hatte einen so wunderbaren Ton, so schön habe ich Chopin nie wieder gehört”. (Svjatoslav Richter)

Als ein Namenspatron für die neue Musikschule in Seis gesucht wurde, war Ignaz Friedman keine offensichtliche, aber wohlbegründete Wahl. Schulstellenleiterin und Klavierlehrerin Astrid Amico war an der Entscheidungsfindung beteiligt: „Im Gespräch stand natürlich auch der große Oswald von Wolkenstein. Von der Ruine seiner Burg schaut man bis heute auf Seis und genau auf die Musikschule herab. Weshalb wir uns letztendlich für Ignaz Friedman entschieden haben, hatte mehrere Gründe. Einerseits wollten wir diesem zeitweise in Seis wohnenden Pianisten eine neue Sichtbarkeit geben und ihn sozusagen aus der Vergessenheit holen. Andererseits wollten wir uns auch ganz klar antisemitisch positionieren und schließlich den Stellenwert der klassischen Musik in einem musikalisch eher volkstümlich geprägten Umfeld, ohne dieses abwerten zu wollen, festigen und etablieren.” Als Pianist wurde Ignaz Friedman auf der ganzen Welt umjubelt. Mit ihm wurde ein in jeglicher Hinsicht würdiger Namenspatron gewählt, der nicht nur in seinem geliebten Seis am Schlern unvergessen sein sollte. «

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Grenzenlose Freiheit: Am Puflatsch eröffnet sich ein 360-Grad-Blick auf ein Panorama von über 50 Dreitausendern. Am Hexensessel (Bild unten) feierten die Hexen.

Wo die

Hexen tanzen

Mit 56 Quadratkilometern ist die Seiser Alm die größte Hochalm Europas. An ihrem nordwestlichen Rand befindet sich die sagenumwobene Erhebung des Puflatsch. Schon die legendären Hexen liebten diesen besonderen Ort.

D Die größte Hochalm Europas breitet sich am westlichen Rand der Dolomiten auf einer Meereshöhe von 1.630 bis 2.350 Metern über dem Eisacktal aus. Die Seiser Alm ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Naturliebhaber, zumal sie zwischen leichten Wanderungen und anspruchsvollen Klettertouren vielfältige Bergerlebnisse verspricht.

Text: Barbara Pichler Fotos: Helmuth Rier

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Am nordwestlichen Rand der Seiser Alm, oberhalb der Dörfer Kastelruth und St. Ulrich, erhebt sich bis auf 2.174 Metern die markante Hochebene des Puflatsch. Wer sich auf der an einigen Stellen belebten Seiser Alm nach Ruhe und Entspannung sehnt, ist auf dem wohl urtümlichsten Teil der Seiser Alm an richtiger Stelle. Eine Landschaft mit sanften Hügeln, kleinen Seen, urigen Almhütten

und ein grandioser Rundblick begeistern hier Einheimische und Gäste.

Der Rundweg. Auf den Puflatsch führt der Steig Nr. 14 von Compatsch aus, vorbei an der Bergstation der Seiser Alm Bahn. Für jene, die die Herausforderung suchen und schon vom Dorf aus zu Fuß die Seiser Alm erobern wollen, starten anspruchsvollere Wanderwege in Kastelruth (Nr. 8) oder in Pufels (Nr. 24). Oben angekommen, kann der fast acht Kilometer lange Rundweg auf der markanten Hochebene des Puflatsch im oder gegen den Uhrzeigersinn erwandert werden. Wer von der Seiser Alm aus die Wanderung angeht, kann den ersten Anstieg von etwa 300 Höhenmetern – sollte dieser individuell zu anspruchsvoll sein - mit der Puflatschbahn überwinden. Gleich dort, in der Nähe »


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Ihre Weite und die unberührte Natur mit botanischen Besonderheiten machen die Puflatsch-Hochfläche zum Kraftort.

der Bergstation, steht die Aussichtsplattform Engelrast. Der Rundblick über die Seiser Alm und die Dolomiten ist grandios. Bei guter Sicht stehen Bergbegeisterte hier vor einem beeindruckenden Panorama von über 50 Dreitausendern. Gegen den Uhrzeigersinn führt der Weg weiter in Richtung Filln Kreuz. Dort kommt der Schnürlsteig steil von Pufels bergauf und von hier geht ein fantastischer Blick Richtung Grödner Tal und zum mächtigen Sellastock, eine besonders eindrucksvolle Erhebung in den Dolomiten.

Genuss: Auf der Alm verarbeitet Emma die Milch zu Käse, Butter oder Yoghurt

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Alte Geschichten. In den lokalen Sagen werden sie Hexenbänke genannt, die vulkanischen Steinformationen an der westlichen Abbruchkante des Puflatsch. Die dicht aneinandergereihten sechseckigen Basaltsäulen, die ausschauen wie Bänke, mit Rückenlehne sogar, sind viele Millionen Jahre alt. Über diesen mystischen Ort gibt es unzählige Legenden zu Hexen und Dämonen, die sich am Hexenboden versammelten. Hier hätten sie ge-


Das weitgehend als Alm genutzte Gelände am Puflatsch ist ein beliebtes Wanderziel.

tanzt und gefeiert und ihr Unwesen getrieben. Auf hölzernen Gegenständen, wie Besen oder Stühlen seien sie zum Hexenboden auf den Puflatsch oder auch auf den Schlern geflogen. Wetterzauber, Schadzauber und der Pakt mit dem Teufel wurden ihnen vorgeworfen. Es gibt aber auch Geschichten über weise Frauen, die sich mit Kräutern gut auskannten und die Menschen damit heilten. Auf jeden Fall waren sie etwas Besonderes, als Frauen ihrer Zeit voraus und somit vielen Menschen unheimlich. Die Geschichten über das Hexentreiben am Puflatsch sind in früheren Zeiten in den Familien von Generation zu Generation weitererzählt worden. Oft waren sie Unterhaltung, aber auch Belehrung oder Abschreckung. „Sie sind ein Fenster in die Vergangenheit“, meint Josef Fulterer in seinem Buch „Sagen vom Schlern“.

Der Duft von Vanille. Brunellen, auch Kohlröschen genannt, gehören zu den wildwachsenden europäischen Orchideen in den Alpen. Meist sind sie von dunkelbrauner Färbung und werden deshalb und auch wegen ihres Duftes im Volksmund Schokoladenblumen genannt. Auf dem Puflatsch gibt es eine genetische Besonderheit dieser alpinen Orchideenart, und zwar Brunellen in verschiedenen Farbvariationen. Die kleinwüchsigen Blumen leuchten im artenreichen Borstgras am Puflatsch auch in Rot, Rotweiß, Weiß und in einem zarten Gelb. Zum Ausgangspunkt Compatsch zurück führt der Weg entlang an kleinen Wäldchen und Weiden. Mit etwas Glück sind unterhalb der Felswände Gämsen zu sehen, die mit ihren Kletterkünsten beeindrucken. Ein letzter Blick führt noch auf den Schlern, der wohl bekanntesten Silhouette Südtirols. «

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Herz-Jesu-Feuer in Südtirol Jedes Jahr, am dritten Sonntag nach Pfingsten, werden in Südtirol auf den Bergen Feuer angezündet.

Die Südtiroler haben ihr von den Franzosen bedrohtes Land 1796 dem Heiligsten Herzen Jesu anvertraut. Seither wird das Gelöbnis jährlich erneuert und mit Feuern am Berg daran erinnert.

E Eigentlich ist es ein Brauch aus alten Zeiten, Sonnwend- oder Johannesfeuer auf den Bergen anzuzünden. Diese uralte Tradition wurde vor mehr als zweihundert Jahren umgedeutet, als napoleonische Truppen von Italien immer mehr nach Tirol vorrückten. Südtirol, Welschtirol/Trentino, Nord- und Osttirol unterstanden damals noch dem Habsburger Reich. Das Land war nicht kriegsvorbereitet, und aufgrund dieser Bedrängnis wurde die Idee eines Abtes 1796 von den Tiroler Landständen aufgegriffen, das Land Tirol dem „Heiligsten Herz Jesu“ anzuvertrauen. Man erhoffte davon göttlichen Beistand. Den Tiroler Truppen gelang es tatsächlich, die Franzo-

sen zu besiegen. Zum Dank führten die Tiroler das Herz-Jesu-Fest mit feierlichem Hochamt und Predigt ein.

1809 war es wieder soweit. Die napoleonischen Truppen standen vor der Tür. Unter Führung des berühmten Freiheitskämpfers Andreas Hofer besiegten die Tiroler die Franzosen erneut, diesmal am Berg Isel (bei Innsbruck). Dies bewog die glücklichen Sieger, das Gelöbnis zu erneuern und mit einem großen Fest zu feiern. Sie erreichten sogar bei ihren Obrigkeiten in Wien, dass der dritte Sonntag nach Pfingsten zum ständigen Feiertag erhoben wurde. »

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

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Feierliches Gelöbnis. Beim Hochamt wird der Bund mit dem Herzen Jesu erneuert. In unseren Pfarreien finden anschließend noch feierliche Prozessionen statt, wobei mit dem Lied „Auf zum Schwur, Tiroler Land“ das Gelöbnis ausdrücklich noch einmal bekräftigt wird.

Die Entzündung von Bergfeu­ ern geht auf einen mittelalter­ lichen Brauch zurück. Im Zuge der Christianisierung wurden die Sonnwendfeuer zu Ehren von Heiligen angezündet und in Südtirol schließlich vom Herz-Jesu-Feuer abgelöst.

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Die Bergfeuer kamen erst nach und nach dazu, aber seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gehören sie unweigerlich als fester Bestandteil des Brauchtums rund um das Herz-Jesu-Fest dazu. Seither werden sie jedes Jahr auf den Bergen angezündet, als weitum sichtbare „lodernde Beweise“ für die Unauflösbarkeit des Bundes, oft auch in der Form von Herzen, Kreuzen oder anderen religiösen Symbolen. Während in den Dörfern die Musikkapelle bei einbrechender Dunkelheit feierliche Märsche aufspielen, beginnen ringsum – nah und fern – die Herz-Jesu-Feuer zu glimmen. Eine Stimmung, die unter die Haut geht!

Feuer am Schlern. Und jedes Jahr stellen sich die Dorfbewohner unter dem Schlern die bange Frage. „Werden sie es wieder schaffen?“. Gemeint sind die Männer der Bergrettung Seis am Schlern, die bereits in der Abenddämmerung auf die Santnerspitze klettern und auf der Spitze des steilen Dolomitenzackens ein Feuer auflodern lassen, das weitum sichtbar ist. Nicht immer ist das möglich, denn schlechte Witterung, nebelverhangener Himmel oder plötzliche Gewitter können nur zu leicht den guten Vorsatz zunichte machen. Dasselbe gilt für die Schützenkompanien, die auf einer Geröllhalde unter den Felswänden des Schlern, der sogenannten „Weißlahn“, tagsüber alle Vorbereitungen treffen, um in der einbrechenden Nacht ein riesiges, weitum sichtbares Herz mit Kreuz aufleuchten zu lassen. Es ist ein wunderschöner Brauch, der wohl kein Herz unberührt lässt, ein Zeugnis der Wertschätzung für das einst ausgesprochene Vertrauen in Gottes Fügung: „Auf zum Schwur, Tiroler Land!“ «


Komma Graphik - Foto: Helmuth Rier

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7 Tage gültig (ab Erstentwertung) | 25.05. > 09.10.2022 > uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn und des Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 2, 3, 3A, 5, 13, 15) und des Almbusses (Linie 11) > uneingeschränkte Nutzung der Kabinenbahn Puflatsch, der Sessellifte Spitzbühl, Panorama, Florian (Seiser Alm) und Marinzen (Kastelruth)

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7 Tage gültig (ab Erstentwertung)

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> 3 mal auf die Seiser Alm und zurück, mit der Seiser Alm Bahn ODER dem Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 2, 3, 3A, 5, 13, 15) und des Almbusses (Linie 11)

> uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn und des Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 2, 3, 3A, 5, 13, 15) und des Almbusses (Linie 11)

> uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn und des Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 2, 3, 3A, 5, 13, 15) und des Almbusses (Linie 11)

> Die Combi Card und die Seiser Alm Card Gold sind nicht übertragbar und sind bei den Kassen der Seiser Alm Bahn, bei den Tourismusvereinen Völs am Schlern und Seis am Schlern sowie bei Ihrem Vermieter erhältlich. > Kinder (geboren nach dem 21.05.2014) und Rollstuhlfahrer fahren gratis, Junioren (geboren nach dem 21.05.2006) zahlen die Hälfte des Preises. > Der Fahrradtransport ist in der Combi Card inbegriffen, in der Seiser Alm Card Gold hingegen nicht. *Für Inhaber der Gästekarte „Südtirol Alto Adige Guest Pass“ der Dolomitenregion Seiser Alm ist eine Preisreduzierung bei der Combi Card und bei der Seiser Alm Card Gold vorgesehen. Dieser Guest Pass kann nicht käuflich erworben werden, sondern wird nur vom Gastgeber kostenlos an den Gast ausgehändigt.

Seis-Seiser Alm Bahn AG 39040 Seis am Schlern · Schlernstraße 39 Tel. +39 0471 704 270 · www.seiseralmbahn.it · info@seiseralmbahn.it


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Vom Mietwagen zur Autobusflotte Anton Silbernagl erwies sich als visionärer Unternehmer, als er 1978 den Grundstein für ein Familien-Unternehmen gründete, das heute zu den erfolgreichsten in Südtirol zählt.

In der Zeit des Wirtschaftsbooms stieg mit der Anzahl der Gästebetten auch das Bedürfnis nach Mobilität. Der Kastelruther Anton Silbernagl - mit Gattin Monika an seiner Seite - erkannte die Zeichen der Zeit.

J Jahrgang 1948, ist Anton mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof im Herzen von Kastelruth aufgewachsen. Dort hat er die Volksschule besucht und anschließend – als designierter Hoferbe – eine zweijährige Fach-Ausbildung zum Landwirt absolviert. Doch der Vater war noch auf dem Hof und der tatenlustige Bursche wollte neben der bäuerlichen Mitarbeit selbständiges Geld verdienen. Also verdingte er sich für verschiedene Nebentätigkeiten, etwa als Autobus-Chauffeur bei einem kleinen Busunternehmen in Seis am Schlern, das die Buslinie Klausen-Kastelruth-Seis-Seiser Alm be-

diente. Öfters half der junge Mann einem Taxi- und Busdienst-Anbieter aus, der u.a. Dolomiten-Rundfahrten anbot. Damals entdeckte er, so erinnert er sich, erstmals die abwechslungsreiche Pracht der Dolomitenberge. Diese neuen Eindrücke gaben wohl den Anstoß für seine späteren Unternehmungen. Inzwischen hatte der Toni, als welcher Anton Silbernagl bekannt ist, den Hof übernommen und eine junge Volksschullehrerin aus dem Sarntal geheiratet. Bald kamen zwei Buben auf die Welt. Mit »

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

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Toni Silbernagl ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, son­ dern auch ein begeis­ terter Landwirt.

Monika an seiner Seite konnte er sein unternehmerisches Talent und seine politischen Ambitionen ausleben. Toni wurde in den Gemeinderat gewählt, bewarb sich um eine Mietwagen-Lizenz und kaufte einen Minibus. Im Jahr darauf übernahm er das Linien-Busunternehmen, für das er zeitweise als Chauffeur gearbeitet hatte. Damit legte er den Grundstein für seinen späteren Erfolg. Ein erfolgreiches „Start up“ würde man heute sagen - die richtige Idee zur richtigen Zeit.

Zur richtigen Zeit? Ja, es waren die Jahre des Wirtschaftsbooms in Europa und es kamen von Jahr zu Jahr mehr Menschen, die ihren Urlaub in Südtirol genießen wollten, wo eine faszinierende Bergwelt sich einzigartig mit mediterranem Flair verbindet. Entsprechend der Nachfrage reagierten findige Einheimische schnell. Hotels, Garnis und Pensionen schossen aus dem Boden, der Tourismus in Südtirol begann zu florieren. Die Gäste wollten Ausflüge machen, die Einheimischen ebenso, die Schulen mieteten Busse für Schulausflüge. Toni witterte jetzt seine Chance. Er kaufte einen Reisebus nach dem anderen, er bewarb sich beim Land um Konzessionen für Schüler-und Pendlertrans-

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porte, für Linienrechte und hatte bald mehr Autobusse als Parkplätze zur Verfügung. Dabei stand Monika immer tapfer an der Seite ihres innovationsfreudigen Mannes. Als die Sache noch klein war, konnte sie die Organisation, die hinter einem solchen Vorhaben steckt, noch neben ihrem Lehrberuf und als Familienmutter bewältigen: die Fahrdienste planen und einteilen, die Aufträge entgegennehmen, für die Reinigung der Busse sorgen. „Die Kinder sind mit mir in den Bussen aufgewachsen, haben dort gespielt und später auch geholfen, was sie aber immer von sich aus taten, weil sie nie zu etwas gezwungen wurden“, erinnert sich Monika an die harten Anfänge. Schließlich gab sie ihren Beruf auf, eigentlich eher ungern, weil der Lehrberuf immer schon ihr Traum war, und übernahm Verantwortung im Betrieb als Disponentin. Sie war also zuständig für die Organisation und Planung der Fahrdienste. „Ein 24-Stunden-Job war das, ich musste nicht nur tagsüber erreichbar sein, sondern auch nachts. Vor allem im Winter, machte ich mir Sorgen, wenn es galt, irgendwelche Notfälle oder Verspätungen umzudisponieren oder erkrankte Fahrer zu ersetzen“,


erzählt sie. Viel Unterstützung habe sie von ihren Söhnen erfahren, die neben dem Studium, und das schon früh, stets bereit waren, im Betrieb mitzuarbeiten. Dasselbe gelte für die Busfahrer der ersten Stunde, die ohne Wenn und Aber zum Betrieb hielten, bis zu ihrer Pensionierung.

Ein Familien-Betrieb. Toni hatte mit Monika einen Glückstreffer gemacht. Sie hielt ihm den Rücken frei für seine Ambitionen. Fünf Jahre Gemeinderat, danach 15 Jahre Vizebürgermeister der Gemeinde Kastelruth, bis vor kurzem noch Obmann der Raiffeisenkasse Kastelruth-St. Ulrich, immer noch Vizepräsident im Verwaltungsrat der Seiser Alm Bahn, 15 Jahre Präsident der LIBUS (Konsortium der Linienkonzessionäre der Autonomen Provinz Bozen) und anderes mehr. Inzwischen hat die Familie die Hofstelle verlegt und am Außenrand von Kastelruth ein Wirtschaftsgebäude und ein Wohnhaus errichtet, wo heute Markus, der ältere Sohn, mit seiner Familie wohnt. Den Hof bearbeitet aber immer noch Toni selbst. Mit Hilfe eines Mitarbeiters betreibt er dort eine Jungrinderzucht und steht auch selbst im Stall, wenn der Mitarbeiter seinen freien Tag hat oder in Urlaub ist. Bei der Heuernte ist die gesamte Familie mit dabei. Für sich selbst hat das Paar ein stattliches Wohngebäude am Dorfeingang gebaut. Dort, wo einst Monika einen wunderschönen Bauerngarten neben dem alten Hofgebäude pflegte, führt Gün-

ther, der jüngere Sohn, ein Haus mit Ferienwohnungen, in dem er auch selbst wohnt.

Die in Seis am Schlern stationierte SilbernaglBusflotte bedient den Nahverkehr in der Dolo­ mitenregion Seiser Alm.

Viel Glück dabei. „Wir hatten einfach auch riesiges Glück, dass wir gesund waren, unsere Familie immer zusammengehalten hat, die Söhne gerne im Betrieb mitgearbeitet haben und von sich aus die Rollen aufgeteilt haben“, betont Monika. Für Toni war es eine große Entlastung, dass Markus im Jahr 2002, nach abgeschlossenem Studium und Familiengründung, in den Betrieb einstieg. „Ohne ihn hätte der Betrieb nicht in diesem Umfang wachsen können“, ist er überzeugt. Heute verwaltet der Nachfolger ein kleines Imperium mit etwa 180 Autobussen und Shuttlebussen sowie 200 Mitarbeitern, auch in Österreich. Günther hingegen ist für die Einteilung der Fahrdienste zuständig. Aber nicht nur das: Die Silbernagl GmbH ist beteiligt an mehreren Reisebüros, die über ganz Südtirol verstreut sind und an der „Dorfgarage“ in Kastelruth. Sie besitzt wesentliche Aktienanteile an der Seiser Alm Bahn und anderen Aufstiegsanlagen und jetzt ebenfalls ein modernes Bürogebäude bei der Talstation der Seiser Alm Bahn. Auch das einst drängende Problem der Parkplätze für die Busse ist mittlerweile gelöst, mit Tiefgaragen in Bozen, Kastelruth und Seis. Einen großen Schub in seiner Karriere als Unternehmer hat Toni dem Bau der Seiser Alm Bahn zu »

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Sie gingen gemeinsam durch dick und dünn. Nun legten Toni und Monika Silbernagl die Verantwortung für ihre Betriebe in die Hand ihrer Söhne und können die gemeinsame Zeit genießen.

verdanken. „Der Verkehr hinauf auf die Seiser Am und selbst auf der Seiser Alm hatte in den 1990er Jahren enorm zugenommen, die Parkplätze waren oft überfüllt. Obwohl wir Gästebusse einsetzten, die legendären Buxi, die im 10-Minuten-Takt verkehrten, brauchte es dringend eine Lösung, und das war der Bau der Seiser Alm Bahn, welche die Gäste unkompliziert von Seis am Schlern auf die Alm transportiert“, erinnert er sich.

Silbernagl und die Seiser Alm Bahn. Die Bahn wurde gebaut und das Unternehmen Silbernagl übernahm den Zubringerdienst aus dem ganzen Einzugsgebiet, von Gröden im Osten bis Tiers am Rosengarten im Westen. „Der Shuttledienst war eine grundlegende Genehmigungsbedingung an die Bahngesellschaft, um Parkplätze und Verkehr zu vermeiden“, erklärt Toni. Seitdem können die Gäste beruhigt ihre Autos in der Hotelgarage stehen lassen und sich bequem vom Hotel oder Gästehaus zur Gondelbahn chauffieren lassen. Trotzdem verkehren noch Silbernagl-Busse auf der Seiser Alm Straße, die seit Inbetriebnahme der Bahn für den Normalverkehr eigentlich gesperrt ist. „Das ist gesetzlich so vorgeschrieben, dass für Menschen, die etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht mit der Bahn hochfahren wollen, eine Alternative zur Verfügung stehen muss“, sagt Toni. Zusätzlich sind zu den Shuttlebussen noch Liniendienste in entle-

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gene Weiler eingerichtet worden. „Damit auch ältere Menschen problemlos in die Hauptorte fahren können, abgesehen von Gästen oder Wanderern, die diesen Shuttledienst ebenso gerne in Anspruch nehmen“, erklärt Monika.

Im Ruhestand. 2008 hat sie ihren Arbeitsplatz in der Firma an jüngere Hände abgegeben. „Und ich habe es gerne getan. Es war eine Befreiung, denn ehrlicherweise war es nie ganz das Meine. Ich war ständig in großer Sorge, vor allem nachts, dass alle Fahrer und Fahrgäste heil ans Ziel kamen. Heute bin ich froh, Zeit für mich zu haben, zu lesen, zu wandern, Zeit auf unserer Alm zu verbringen, auch manchmal zu verreisen, vorwiegend mit den inzwischen erwachsenen Enkelkindern, denn so etwas wie Urlaub hatten wir früher kaum einmal“, resümiert Monika ihren Ruhestand. Toni hingegen ist immer noch auf Achse. Wo es ihn braucht, hilft er aus, ob als Buslenker oder in anderen Bereichen. „Aber in den Betrieb mischen wir uns in keiner Weise mehr ein, die Verantwortung liegt jetzt allein in den Händen der Jungen“, betont Monika. Dafür kann Toni seiner Leidenschaft für Maschinen und Traktoren auf dem Hof und vor allem bei der Heumahd auf der Alm frönen, schmunzelt Monika. Ihre Almhütte sei ein Juwel. Wenn beide nach getaner Arbeit den Sonnenuntergang genießen, dann fühlen sie sich zufrieden und mit sich im Reinen. «


Silbernagl’s Lieblingsorte

Die Seiser Alm

Kastelruth

Ruine Hauenstein

Laranzer Wald

Besonders genießen die beiden den Blick von ihrer Almhütte auf die mächtigen Dolomitenberge Lang- und Plattkofel, die langgezogene Kette der Roßzähne bis hin zum Schlernmassiv. Dazwischen liegen die sanften Hügelmatten der größten Hochalm Europas mit vielen Wandermöglichkeiten.

In Kastelruth sind Toni und Monika daheim. Als bodenständige Kastelruther beteiligen sie sich rege am gesellschaftlichen Leben im Dorf. Der historische Ortskern von Kastelruth begeistert durch gepflegte Gassen und bemalte Häuser. Am Krausplatz vor der Pfarrkirche treffen sich die Einheimischen, um Feste zu feiern und Neuigkeiten auszutauschen.

Auch die Ruine Hauenstein gehört zu den Lieblingsorten von Monika und Toni. Die verfallene Burg liegt etwa knapp eine Stunde Fußweg von ihrem Firmensitz an der Talstation der Seiser-Alm-Bahn entfernt im dichten Wald am Fuße der Santnerspitze. Von dort genießen die Beiden den weitläufigen Blick über die Landschaft unter dem Schlern (Oswaldvon-Wolkenstein-Weg Nr.3)

Diese leichte Wanderung eignet sich besonders für heiße Sommertage. Ausgangspunkt ist der kleine Ortsteil Telfen zwischen Kastelruth und Seis am Schlern. Höhepunkt ist der Aussichtspunkt „Königswarte“ benannt nach König Friedrich August III von Sachsen, der angeblich hier gern verweilte und das Panorama genoss.

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Im Dorfzentrum von Seis am Schlern entstand ein multifunktionales Motivations- und Informationszentrum. Im Untergeschoss dreht sich alles um das Thema Naturpark.

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Naturparkhaus Schlern-Rosengarten Das neue Besucherzentrum im Dorfkern von Seis am Schlern bietet vielfältige Informationen zum Naturpark Schlern-Rosengarten, zum UNESCO-Welterbe und zur Dolomitenregion Seiser Alm.

W Was lange währt, wird endlich gut. Das seit vielen Jahren geplante Naturparkhaus Schlern-Rosengarten wurde zum Jahresbeginn 2022 eröffnet und überrascht mit vielfältigen Installationen und interaktiven Wechsel- und Dauerausstellun­ gen. Zahlreiche Besucher*innen haben sich bereits überzeugen können, wie interessant und aufschlussreich die Informationen vermittelt und wie viele Facetten des besonderen Lebensraumes rund um Geologie, Flora, Fauna, aber auch der Menschen beleuchtet werden. Der Naturpark Schlern-Rosengarten ist – 1974 gegründet – der älteste Naturpark Südtirols. Er umfasst auf über 7.000 Hektar das Gebiet rund um den Schlern mit seinen majestätischen Felsgipfeln und das Massiv des Rosengartens mit seinen unzähligen Türmen. Weit über die Grenzen bekannt sind die Dolomitensagen, vor allem die Laurinsage mit dem Tarnkappen-König Laurin, der abends „seinen“ Rosengarten in hellem Rot erglühen lässt.

Landesamt für Natur ein gemeinschaftliches Konzept, das übergemeindlich als Besucherzentrum für den Naturpark dient. Mit seinen sehenswerten Exponaten lohnt sich der Besuch auch für Kenner des Naturparks. Im selben Gebäude am Oswald von WolkensteinPlatz im Zentrum von Seis befinden sich im Obergeschoß das Büro des Tourismusvereines, die Gemeinde-Bibliothek und der Eingangsbereich des Naturparkhauses. „Diese Verbindung ermöglicht eine tagsüber durchgehend geöffnete Servicestelle für alle Besucher, die das Gebiet erkunden und sich Informationen zu Wanderungen, Veranstaltungen und vieles mehr besorgen und vielleicht in der Bibliothek in aller Ruhe die neuesten Zeitungsausgaben lesen wollen“, erklärt Christine Gasslitter Egger, Präsidentin des Tourismusvereines Seis am Schlern. Es sei eine wichtige Ergänzung und Anreiz zum direkten Erlebnis draußen in der Naturlandschaft.

Im Dorfzentrum nahe dem Naturpark. Die

Multifunktionales Motivations- und Informationszentrum. Absolut lohnenswert ist eine

Grenzen des Naturparks befinden sich praktisch nur einen Steinwurf von Seis am Schlern entfernt. Was lag näher, als in dieser unmittelbaren Umgebung ein Informationszentrum zum Naturpark zu bauen? So entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Tourismusverein Seis am Schlern und dem

Besichtigung des Naturparkhauses im Untergeschoss. Bereits längs der Treppe überrascht eine Ausstellung unterschiedlicher Gesteinsarten, die einen morphologischen Querschnitt der geologischen Einzigartigkeit des Gebietes darstellen. Im Untergeschoss befinden sich zwei große »

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

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Öffnungszeiten Sommer 2022 Montag–Freitag: 8:00–18:00 Uhr Samstag: 9:00–18:00 Uhr Sonntag (Juli–August): 9:00–12:00 Uhr FÜHRUNGEN (25.05.–28.10.2022): Mittwochs 15:00 Uhr (deutsch) 16:00 Uhr (italienisch) KINDERNACHMITTAGE (Mitte Juni bis Mitte September) Freitags 15:00–17:00 Uhr (mit Anmeldung) ADRESSE UND KONTAKT Naturparkhaus Schlern-Rosengarten O.v.Wolkenstein-Platz 6 Seis am Schlern Tel. +39 0471 708 110 info.sr@provinz.bz.it ANREISE Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Haltestelle Bushof Seis Mit dem Auto: Parkhaus Bushof Seis (Einfahrt hinter Esso-Tankstelle) Zu Fuß: Beschilderung Richtung Seis Zentrum folgen

Geologie, Flora, Fauna … Die Aspekte des Themas Naturpark sind vielfältig. Der Naturpark SchlernRosengarten war der erste in Südtirol.

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Ausstellungsräume. Der eine Raum ist Wechselausstellungen vorbehalten. Derzeit ist eine Wanderausstellung dem Thema „Der Rothirsch – Ein Dauerläufer mit feinen Sinnen“ gewidmet. „Wir wollen durch wechselnde Sonderausstellungen erreichen, dass das Haus spannend bleibt und Gäste wie Einheimische zum wiederholten Besuch animieren“, sagt die zuständige Betreuerin, die das Naturparkhaus führt und auch regelmäßige Führungen anbietet. Die Dauerausstellung im zweiten Raum beeindruckt durch interaktive Modelle zu den Themen Geologie, Biodiversität, Naturheilkunde, Flora und Fauna, Almwirtschaft, Geschichte des Mittelalters und den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaft. Im Anschluss lädt ein Filmraum ein, anhand

verschiedener Filme (abwechselnd in deutscher und italienischer Sprache) sich noch eingehender mit diesen Themen zu beschäftigen.

Information, Sensibilisierung und Motivation. „Unser Anliegen ist nicht nur, über die Besonderheiten dieses einzigartigen Gebietes zu informieren, sondern die Menschen auch für die Schönheit und den nachhaltigen Wert der Natur zu begeistern und zu sensibilisieren“, beschreibt Christine Gasslitter Egger die Aufgabe des multifunktionalen Motivations- und Informationszentrums. Deshalb steht im Untergeschoss auch ein voll eingerichteter Klassenraum für Schulen zur Verfügung, „weil die Sensibilisierung bereits in jungen Jahren sinnvoll ist“, sagt sie. «


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Im Cabrio zur Frommeralm In Tiers am Rosengarten, genaugenommen im Örtchen St. Zyprian, steht die Talstation der neuen Pendelbahn zur Frommeralm/Carezza. Die Zubringerbahn mit 60 Plätzen schwebt in sieben Minuten Fahrtzeit über eine Strecke von 3,8 Kilometern und überwindet dabei 644 Höhenmeter – und bietet währenddessen einen atemberaubenden Ausblick auf die Bergwelt der Dolomiten. Dazu wartet die Bahn mit einer Italienneuheit auf: Auf dem Dach einer der Kabinen ist eine Aussichtsplattform angebracht, auf der Fahrgäste eine Freiluftfahrt erleben können – dieses Erlebnis ist bisher nirgendwo sonst in Südtirol möglich. Ein weiteres Highlight sind die unterirdisch angelegte Tal- sowie Bergstation, die der namhafte Südtiroler Architekt Werner Tscholl nach dem Motto „Weniger ist mehr – Nichts ist besser“ geplant hat. In diesem Sinne verschwinden die Stationen in den Wiesen, sichtbar bleiben nur die Ein- und Ausgänge. Es ist dies eine der Säulen des Nachhaltigkeitskonzepts rund um die neue Bahn. „Durch die Zubringerbahn kann der Verkehr Richtung Niger- und Karerpass reduziert werden“, erklärt Florian Eisath, Geschäftsführer der Aufstiegsanlage. „Unsere Vision ist es, das Hochplateau unterm Rosengarten autofrei erlebbar zu machen. So kann man künftig von Tiers am Rosengarten aus starten und umweltfreundlich zu Fuß, mit dem Rad oder mit der Bahn bis zum Karersee und wieder retour kommen.“

Text: Simone Treibenreif Foto: Helmuth Rier

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Südtiroler Spezialitäten aus der Holzkiste gibt es einmal im Jahr am Wuhnleger in Tiers am Rosengarten.

Picknick mit Blick auf den Rosengarten Einmal im Jahr wird der Wuhnleger Schauplatz einer besonderen Veranstaltung: der sogenannten „Bergler Harass“. Dieses Picknick mit Live-Musik verspricht geselligen Genuss vor atemberaubender Kulisse.

G Der besondere Tag am ersten Wochenende im Juni beginnt mit einer kleinen Wanderung. Der Wuhnleger liegt auf 1.400 Höhenmetern und ist zu Fuß vom Dorfzentrum von Tiers oder vom Parkplatz Weisslahnbad aus bequem erreichbar. Der Wuhnleger ist die Niederweide von Tiers: hier verbringen die Herden die ersten zwei bis drei Wochen nach dem Almauftrieb im Frühling und die letzten zwei, drei Wochen nach dem Almabtrieb im Herbst - in der Zeit dazwischen grasen die Tiere auf der hohen Weide bei der Haniger Schwaige. Der Wuhnleger gilt als besonders idyllisches und ruhiges Plätzchen, an dem nur hier und da die Wanderer auf ihrem Weg auf den nahen Tschafon oder wieder heimwärts vorbeiziehen.

Genuss und Natur stehen an diesem Tag im Mit-

Text: Katja Sanin Fotos: Helmuth Rier

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telpunkt, denn es handelt sich bei dieser Veranstaltung um ein Gourmet-Picknick mit handwerklich hergestellten Produkten vom Feinsten. Der Proviant für das Picknick kann an diesem speziellen Tag beim Wuhnleger erstanden werden. Die Bergler, eine Gruppe im Tierser Hotelier- und Gastwirtever-

band, erwarten die Gäste an liebevoll bestückten Verkaufsständen, bei deren Anblick Feinschmeckerherzen höherschlagen. Wie der Name der Veranstaltung sagt, gibt es Holzkisten – im Südtiroler Dialekt Harass – die mit von Landwirten der Umgebung produzierten Köstlichkeiten wie Kaminwurzen, Käse, Aufstrich, Brot, Eier, Wein und Saft individuell gefüllt werden können. Auf der von jahrhundertealten Lärchen gesäumten Almwiese sucht sich jeder einen gemütlichen Platz mit Blick auf den Rosengarten und kann zu den Klängen einer Live-Band die lokalen Köstlichkeiten genießen. Es gibt genügend Platz für Kinder zum Herumtoben oder etwas abseits für einen Mittagsschlaf in der Sonne. Zum Abschluss machen die Bergler noch eine Runde mit Schnaps und der Tag klingt in geselliger Runde oder, wie in Südtirol nach dem Essen oft üblich, bei einer Kartenrunde aus.

Essen im Freien gab es schon bei den Griechen und Römern, im Mittelalter zum Beispiel auf Reisen, auf der Jagd und seit eh und je bei der Feldarbeit. Ab dem 17. Jahrhundert wurde das Picknick »


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auch in herrschaftlichen Kreisen beliebt. Das Wort Picknick stammt aus dem Französischen piquer für „aufpicken“ und nique „Kleinigkeit“. Richtig populär wurde das Picknick gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Viktorianischen Zeitalter, da Englands Königin Viktoria das Essen im Freien liebte. Es entstand ein regelrechter Kult mit Picknickkörben; bei den Engländern durfte Tee natürlich nicht fehlen, und so wurde die Thermosflasche erfunden, um den Tee transportieren zu können.

Hierzulande gibt es diesen Kult mit Picknickkörben so gut wie gar nicht, denn die Südtiroler sind in der Regel Bergmenschen, die auf schmalen Pfaden oft und gerne zu Fuß unterwegs sind, wobei der Proviant für das Essen im Freien natürlich im Rucksack transportiert wird. So auch am ersten Wochenende im Juni, wenn man sich auf den Weg zum Wuhnleger macht. Alle, die diesen Platz noch nicht kennen, werden verzaubert sein, denn diese Almwiese mit dem kleinen Weiher, in dem sich der prächtige Rosengarten spiegelt, ist einzigartig! Auch die Lärchen verleihen diesem Platz ein besonderes Flair. Schade ist, dass im Herbst 2018 zahlreiche Bäume dem verheerenden Windwurf namens „Vaia“ zum Opfer gefallen sind. Bei diesem Unwetterereignis Ende Oktober 2018 wurden in 86 der 116 Südtiroler Gemeinden Windwurfschäden verzeichnet. Besonders betroffen war das Latemargebiet, aber auch in der Gemeinde Tiers gab es erhebliche Schäden. Die vollständige Erholung des Waldes wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Die Lärchen beim Wuhnleger wurden wieder aufgeforstet, damit sich auch zukünftige Generationen wieder von diesem Ort mit einzigartigem Flair verzaubern lassen können. Und so bleibt der Wuhnleger ein Kraftort, an dem die Tiere gerne weiden und die Menschen vor allem die Natur und die Ruhe genießen. Bei der Bergler Harass mit schmackhafter Bauernmarende und Musik, bei der sich alte Bekannte treffen und neue Freundschaften entstehen, kann es im Anblick des sagenumwobenen Rosengartens aber ruhig mal auch etwas lustiger zugehen. «

In freier Natur und in geselliger Runde schmeckt die Bauernmarende mit Speck, Schüttelbrot, Eiern, Käse, Krapfen und anderen Köstlichkeiten am besten.

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Himmlische Beeren Am Partschillerhof in Völser Ried gedeiht viel Freude, in sonniger Lage und garantiert biologisch.

S Stolz zeigt Andreas auf den handlichen Topf auf dem Herd, wie wir ihn auch in einer Familienküche finden würden. Hierin köchelt und brodelt das rote Gold, das wenig später den Weg auf den Frühstückstisch finden wird. Die Rede ist weder von Safran noch von Tomaten: Wie rotes Gold glänzen und schmecken die Himbeeren vom Partschillerhof, die biologisch angebaut und liebevoll veredelt, als süße Kostbarkeit den Obstgarten aufs Butterbrot zaubern.

Text: Elisabeth Augustin Fotos: Helmuth Rier

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Wir sitzen am Südwesthang beim Partschillerhof unterhalb von Völs am Schlern auf 650 Höhenmetern und genießen die noch wärmenden Strahlen

der Abendsonne, die gleich am unteren Ende des Eisacktales hinter den Bergen verschwinden wird. Melanie verabschiedet mit ihrer fröhlichen Herzlichkeit eine Familie aus Norddeutschland, die nach einer Woche Urlaub auf dem Bauernhof die Heimreise antritt, während Andreas mit den vier Erntehelfern die am nächsten Tag anstehenden Aufgaben durchgeht. Jetzt, wo die Feriengäste mit ihren Kindern abgereist sind, wird Toni wieder seine Schwester Evi necken und Hund Tilla sich gleichgültigen Schrittes hinters Haus verziehen. Der „hof zu Pärschyl“ wird bereits im Wolkensteinischen Giltenverzeichnis 1421-1427 erwähnt, das


„Gut zu Partschill“ ist im Schenkenberger Lehenverzeichnis 1449 zu finden. Laut der Völser „Häuser- und Höfegeschichte“ gehörte der Weinhof zuerst den Herren von Schenkenberg, dann ab 1501 den Herren von Völs. Dass von den armen Bauern, die den Hof bewirtschafteten, an den jeweiligen Grundherrn gehörig Wein und Most abgegeben werden musste, war unvermeidbar. Aus der Geschichte erfährt man, dass Gamrecht Partschiller 1510 Geschworener im Völlaner Hexenprozess war, ebenso wie von Vorfahren, die „den Hof verlottern“ ließen, von „Weingütern in schlechtem Zustand“ sowie dem häufigen Pächter- und Besitzerwechsel. Letzter Eigentümer in der langen Reihe ist Pius Rungger, der im Jahr 1978 den Partschillerhof übernahm, womit wir fast in der Gegenwart angekommen wären.

dem Anbau von Beerenobst begonnen und die Beeren an Hotels und private Abnehmer abgegeben. Dann stellte Pius die Produktion auf biologischen Anbau um. „Das Beerenobst ist zwar nicht besonders empfindlich, aber zu viel Regen macht das Obst anfällig für Botrytisbefall und Schimmel“, erklärt Jungbauer Andreas. So machte sein Vater im nahen Trentino einen Betrieb ausfindig, der die oft eiligst gepflückten Früchte zu Sirup verarbeiten konnte. Als die Viehzucht am Partschillerhof zunehmend dem Beerenanbau wich, begann Familie Rungger, die Früchte selbst zu Sirup oder Fruchtaufstrich zu verarbeiten. Seit 2009 führt Sohn Andreas den Hof und hat dafür seine geliebte Arbeit beim Landesrettungsdienst Weißes Kreuz aufgegeben. Heute nimmt er sich als ehrenamtlicher Helfer und Sektionsleiter trotzdem noch viel Zeit für den Rettungsdienst.

Pionierarbeit: Seit 1993 trägt das Beerenobst am Partschillerhof in Völs am Schlern das Gütesiegel „bio“.

Der Landwirt Pius Rungger war ein Pionier und wurde als solcher oft belächelt. Anfang der 1990er Jahre sorgte er mit schrumpeligen Äpfeln im JuteSackerl bei den Völsern höchstens für Kopfschütteln. „Pius war immer einen Schritt voraus“, sagt sein Sohn Andreas. „Bio war für ihn eine Selbstverständlichkeit, er hat sich informiert, sich in die Materie reingehängt, aber trotz einiger Rückschläge und Anfeindungen vor allem durchgehalten.“ Der Partschiller hatte in den frühen 1980er Jahren mit

Zurück beim Thema Beerenanbau erzählt der junge Landwirt von seinem größten Feind, der Kirschessigfliege. Diese mache seinen Beeren, die er auf mittlerweile drei Hektar in sonniger Steillage in Völser Ried anbaut, seit über zehn Jahren zu schaffen. Die Kirschessigfliege kann immensen Schaden anrichten. Die Larven entwickeln sich in der Frucht und ernähren sich von ihrem Fleisch. Befallene Früchte werden dadurch schnell weich und »

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Andreas und Melanie Rungger sind ein starkes Team. Ihre Freude am Anbau und an der Verarbeitung von Beerenobst spiegelt ihre positive Lebenseinstellung wider.

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matschig. So gilt es für Andreas, stets schneller zu sein als der unwillkommene Gast. „Das bedeutet, jeden Tag die reifen Beeren zu pflücken und unmittelbar zu verarbeiten oder einzufrieren, um sie dann später zu verkochen“, erklärt er. „Anfangs wussten wir echt nicht, wie wir mit dem Problem umgehen sollten. In einem Jahr hatten wir einen totalen Ernteausfall und mussten die Erntehelfer wieder nach Hause schicken“, erinnert sich Andreas. Sein Hof wurde vom land- und forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg dann zum Versuchsbetrieb erklärt, sodass die Beeren vom Partschiller einem konstanten Monitoring unterzogen werden. „Hoffnung macht uns nun ein Gegenspieler, der bereits behördlich genehmigt ist“, erklärt Andreas. Es wird sich herausstellen, ob dieser Nützling der Kirschessigfliege den Garaus machen kann.

Die Himbeere ist seit Beginn der Partschiller Beeren-Karriere die Nummer eins. Nach und nach kamen Johannisbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Apfelbeeren und Holunder dazu. Die Erntezeit reicht von Mitte Mai bis in den Oktober hinein. Die Holunderblüten machen den Anfang. Auch die Erdbeeren nutzen die warme Frühlingssonne zur früheren Reifung. Dann folgen schwarze und rote Johannisbeeren, im Juli auch die ersten Himbeeren. Gleich nach der Ernte werden die Früchte am Hof zu Sirup oder Marmelade verarbeitet. „Und ja“, schmunzelt Andreas, „dafür verwende ich lediglich Töpfe mit einem 5-Liter-Volumen, weil diese schnell die ideale Temperatur erreichen und die roten Beeren so ihr Aroma und ihre schöne Farbe behalten.“ Es verstehe sich von selbst, dass auch die Zusatzprodukte wie Zucker, Zitronensaft und Geliermittel biologischer Herkunft sind, fügt er an: „weißer Bioland-Rübenzucker aus Deutschland, oder wenn dieser nicht verfügbar ist EU-Biozucker.“ 15.000 Gläser Marmelade und 20.000 Flaschen Sirup im Jahr produziert der Beerenbauer Andreas Rungger. „Wenn alles gut geht“, betont er. „Wir leben mit der Natur“, fügt Jungbäuerin Melanie hinzu. Sie erzählt, dass in den vergangenen Jahren die Rehe der Umgebung eine Vorliebe für ihre Erdbeeren entwickelt und konstant alles abgefressen hätten. Dagegen hätten selbst die eiligst errichteten Zäune nichts ausmachen können. „Wenn dann noch ein paar Regentage dazukommen, wird’s kritisch“, meint Andreas. „Aber wir sind zum Glück breit aufgestellt“, fügt Melanie hinzu. Die zwei Ferienwohnungen am Hof böten ein wichtiges Zusatzeinkommen, das die Wirtschaftlichkeit des Hofes sicherstellt. Die mei-

sten Feriengäste am Partschillerhof kommen aus Deutschland und Italien, aber dank globaler Buchungsplattformen hätten auch schon Gäste aus China und Australien den schmalen und steilen Weg auf den Hof von Melanie und Andreas gefunden. „Am Ende sind immer alle glücklich abgereist“, sind die Gastgeber überzeugt. Im schönen Völs am Schlern, das sommers wie winters so viel zu bieten hat, leben zu dürfen, sei purer Luxus. Die Gäste werden hauptsächlich von Melanie betreut während Andreas sich um den Anbau, die Verarbeitung, die Etikettierung und die Vermarktung der Beeren kümmert. „Diese Arbeit macht großen Spaß, aber die bürokratische Herausforderung ist enorm“, sagt der gelernte Agronom. Ebenso die Vermarktung beansprucht viel Zeit und Einsatz.“ Marmelade und Sirup vom Partschillerhof gehen hauptsächlich an ausgesuchte Wieder-

„ An diesem schönen Ort leben zu dürfen, ist purer Luxus.“ verkäufer und direkt an gastronomische Betriebe, die Wert auf hohe Bio-Qualität legen. Auch auf so manchem Bauernmarkt oder -fest stehen die Partschillerhof-Gläser in der ersten Reihe. Für Andreas und Melanie noch etwas gewöhnungsbedürftig ist der Online-Handel, aber ein absolutes Muss, wenn man am Markt mithalten oder treue Kunden in der Ferne beliefern will.

Das Bauernpaar hat sich bewusst für langsames Wachstum entschieden. Die laufend anstehenden Investitionen am Hof geht es mit Vorsicht an. „Die Zeiten sind unsicher und wir möchten den Kindern einmal einen nachhaltig bewirtschafteten Betrieb übergeben“, sind sich Andreas und Melanie einig. „Und spannend bleibt es sowieso.“ Jungbäuerin Melanie, eine ehemalige Kindergärtnerin, hatte im Alter von nur 29 Jahren vor fünf Jahren einen Schlaganfall. Nur weil ihr Mann Sanitäter ist und schnell Hilfe leisten konnte, blieben große Folgeschäden aus. Die beiden sind sich bewusst, was wirklich wichtig ist, und haben sich für sich und die Kinder vor allem ein Ziel gesteckt: „Gut und gesund zu leben.“ Und wenn es sich zwischen den vielen Aufgaben mal ausgeht, packt die junge Familie das Notwendigste in ihren Wohnwagen und macht sich spontan für ein paar Tage auf in Richtung Süden, von der Erdung am Berg zur Leichtigkeit des Meeres. «

Sommer | ALPE 43


Foto: Helmuth Rier

Himbeerkuchen Die Himbeere ist schon seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt. Die Frucht ist sehr gesund, sie fördert die Abwehrkräfte. In früheren Zeiten wurde sie vor allem in den Klöstern kultiviert. Die köstliche Himbeere eignet sich besonders gut für Marmelade, Sirup und Süßspeisen.

ZUTATEN

ZUBEREITUNG

3 Eier 120 g Zucker 1 Prise Salz 90 g Mehl 2 TL Backpulver etwas Butter für die Form

Eier mit Zucker 5 Minuten schaumig schlagen. Dadurch sollte sich das Volumen gut verdoppeln. Die Masse wird mit der Zeit schön dickflüssig. Mehl mit Salz und Backpulver vermischen und zur Eiermasse sieben, damit keine Klümpchen entstehen. Nach und nach vorsichtig unterheben, damit nicht zu viel Luft entweicht. Springformboden (26 cm) einfetten. Teig einfüllen und im vorgeheizten Ofen ca. 20 Min. backen. Mit einem Messer zwischen Teig und Springformrand entlang gehen und somit den Rand lösen. Den Biskuitboden auf ein Kuchengitter stürzen und abkühlen lassen. Mit Himbeermarmelade bestreichen und frischen Himbeeren belegen.

Rezept: Barbara Pichler Foto: Helmuth Rier

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Backofen auf 180 Grad (Umluft: 160 Grad) vorheizen.



Foto: SAM/Werner Dejori

Foto: TV Völs/Martina Jaider

Foto: Schloss Prösels/Helmuth Rier

Highlights Sommer 2022

9. Mai – 2. Juli 2022

2. – 19. Juni 2022

Sommer 2022

17./18. Juni 2022

SEISER ALM BALANCE

SCHLERNGENUSS DOLOMITES

SCHLOSS PRÖSELS IM SOMMER

OPEN AIR DER KASTELRUTHER SPATZEN

Unter dem Thema 100% Dolomitenregion Seiser Alm erwartet Liebhaber der regionalen Küche zum Saisonauftakt ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. In diesen zwei Wochen steht die ganzjährig, gesunde und 100% lokale Küche im Vordergrund. Ziel ist es, das lokale Angebot in den Vordergrund zu rücken und die Zusammenarbeit mit den Bauern und Direktvermarktern sowie die Synergien vor Ort zu stärken. Die Auftaktveranstaltung „Bergler Harass - Picknicken unterm Rosengarten“ am 02.06.22 wird den Startschuss der Genusswochen geben. www.seiseralm.it/genusswochen

Vom 1. Mai bis 31. Oktober kann Schloss Prösels, der wohl bedeutendste Burgenbau Tirols aus maximilianischer Zeit, besucht werden. Die Schlossführungen beleuchten die Geschichte des Schlosses und jene der Herren von Völs, beide eng miteinander verwoben. In speziellen Kinderführungen unter der Leitung von „Hexe Martha“ tauchen Kinder in die Welt der Sagen ein und erfahren Wissenswertes über die Heilkunst in vergangenen Zeiten. Bei Kinderführungen mit Ritter Friedrich von Hauenstein eröffnet sich den Kindern die Welt der Ritter, Knappen und Edelfrauen. Konzerte, Lesungen, Filmabende runden das Kulturprogramm des Schlosses ab. Auf Schloss Prösels gibt es den ersten Escape Room in einem Schloss in Südtirol. Bei der „Jagd nach dem Drachenrubin“ können Kinder (ab 9 Jahren) in Begleitung ihrer Eltern, Jugendliche und Erwachsene in Gruppen bis fünf Personen ihren Spürsinn, ihre Kreativität und Teamfähigkeit, ihr logisch-mathematisches Denken und vor allem ihre Lern- und Spaßfähigkeit unter Beweis stellen. Und während sich die Kinder auf dem neu angelegten Kinderspielplatz vergnügen, können sich die Eltern im Schlossgarten lokalen Genüssen hingeben. www.schloss-proesels.it

Viele tausend Fans kommen nach Seis am Schlern um die herrliche Kulisse unter freiem Himmel zu genießen und die Spatzen live zu erleben. Sie werden alle Fans und Freunde mit einem Nostalgiekonzert überraschen und Hits aus den Jahren 1993 bis 2021 präsentieren. Wie jedes Jahr werden auch heuer wieder viele Musikgruppen aus nah und fern die Veranstaltung umrahmen.

Lust auf eine kurze Auszeit? Wenn im Frühjahr die Natur erwacht, steigt die Lust auf Bewegung im Freien und es zieht viele hinaus in die Frühlingsluft. Verschiedenste Veranstaltungen und Workshops rund um die Themen Gesundheit, Ausgeglichenheit, gesunde Ernährung und Entspannung bilden die ideale Grundlage für den Start in die warme Jahreszeit. Sie können in der Natur Kraft tanken und mit unseren Experten einzigartige Plätze und Highlights in der Dolomitenregion Seiser Alm entdecken. Grund genug, um kurz dem Alltag zu entfliehen. www.seiseralm.it/balance 19. – 22. Mai 2022

SCHLERN MUSIC 10 aufstrebende junge Protagonist *innen der internationalen Kammermusikszene bringt das Schlern Music Festival im Mai nach Völs am Schlern: Das Simply Quartet aus Wien und das Leonkoro Quartet aus Berlin treffen auf den toskanischen Akkordeonisten Samuele Telari und den spanischen Klarinettisten Pablo Barragán. Eine Besonderheit des Festivals sind seine vielfältigen malerischen Spielstätten abseits traditioneller Konzertsäle, darunter etwa die Kafffeerösterei Caroma, Schloss Prösels oder das Weingut Prackfol. Für den kulinarischen Rahmen sorgt die Partnerschaft mit den Völser Winzern und Direktvermarktern. www.schlernmusic.it

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11./12. Juni 2022

39. OSWALD VON WOLKENSTEIN-RITT Drei Tage, vier Turnierorte und 36 Mannschaften: Zu Ehren des Ritters und Dichters Oswald von Wolkenstein veranstalten Kastelruth, Seis am Schlern und Völs am Schlern nun zum 39. Mal ein historisches Reitspektakel der Superlative. Am 11. und 12. Juni 2022 können Besucher beim Oswald von Wolkenstein-Ritt in das 14. Jahrhundert eintauchen und mittelalterlichen Flair, meisterliche Reitkunst und Südtiroler Gastfreundschaft erleben. Keine andere Reitveranstaltung vermag Kultur, Tradition, Geschichte, Sport und Folklore derart stimmig miteinander zu verbinden. Die Eröffnungsfeierlichkeiten samt Festeinzug und Dorffest finden in Völs statt. www.ovwritt.com

27. Juni – 12. September 2022

SUMMER CLASSICS IN SEIS AM SCHLERN Für Liebhaber klassischer Musik bietet Seis am Schlern eine außergewöhnliche Konzertreihe an. Künstler, die vorwiegend aus Italien stammen und auf internationale Erfahrung bauen, spielen Werke großer Komponisten. Die Konzerte finden montags um 21:00 Uhr statt. TERMINE > 27. Juni 2022 > 4., 11. und 18. Juli 2022 > 22. und 29. August 2022 > 5. und 12. September 2022 28. und 30. Juni 2022

SÜDTIROL JAZZ FESTIVAL Auch 2022 gastiert das international renommierte Südtirol Jazz Festival mit zwei Konzert Stationen im Schlerngebiet, zu erleben ist eine Zusammenarbeit von Sanem Kalfa aus der Türkei und Fuensanta Méndez aus Mexiko ebenso wie ein Konzert des aus Helsinki stammenden Duo von Anni Elif und Seppo Kantonen. Die Konzerte finden im Stanglerhof in St. Konstantin/Völs statt.


Foto: IDM/Marion Lafogler

Foto: Helmuth Rier

Foto: TV Kastelruth/Helmuth Rier

Foto: SAM/Armin Indio Mayr

4. Juli – 26. August 2022

3. Juli 2022

Sommer 2022

1. – 31. Oktober 2022

SEISER ALM FAMILIENSOMMER

9. SEISER ALM HALBMARATHON

GENUSS-ERLEBNISSE UNTER FREIEM HIMMEL

45. VÖLSER KUCHLKASTL

Im Sommer verwandelt sich die Seiser Alm in ein Familienparadies: Bei „Dolomiti Ranger“ erkunden kleine und große Spürnasen den Lebensraum der Tiere im Wald und am Wasser. Familien lauern nachtaktiven Tieren auf, erkunden die Welt der Bienen und verbringen einen abenteuerlichen Walderlebnis-Nachmittag. Wer das Leben auf dem Bauernhof erkunden möchte, auf den wartet das „Erlebnis Bauernhof“. Neben tierischen Erlebnissen mit Pferd und Schaf erfahren Familien auch den Weg von der Milch zum Käse. Auch im Brotbacken können sich die kleinen und großen Bäuerinnen und Bauern üben. Im Schloss Prösels begeben wir uns mit Ritter Friedrich auf eine Reise ins Mittelalter und mit einer furchtlosen Kindergruppe verbringen wir eine Erlebnisnacht auf der Suche nach dem letzten Gespenst im Schloss. Gemeinsam mit Hexe Martha tauchen wir in vergangene Zeiten ein und erleben eine gespenstische Nachtwanderung zur Ruine Salegg.

21 Kilometer, 601 Höhenmeter und 700 Startplätze: Das sind die Kennzahlen des Seiser Alm Halbmarathon am 3. Juli 2022 mit Start und Ziel in Compatsch. Eingebettet in das UNESCO Welterbe der Dolomiten bildet der Seiser Alm Halbmarathon ein einmaliges Naturerlebnis und sportliche Herausforderung für Freizeitsportler und Profis. Vorbei an den imposanten Gesteinsformationen von Schlern, Plattkofel, Langkofel und den Ross­ zähnen schlängelt sich die Wettkampfstrecke bis zum höchsten Punkt auf 2.050 Metern unterhalb des Goldknopfs. Von dort führt die Strecke zurück nach Compatsch. running.seiseralm.it

Zwei außergewöhnliche Open-AirGourmetveranstaltungen lassen den Sommer rund um den Rosengarten zu einem kulinarischen Erlebnis werden: Den Auftakt macht am 2. Juni die Bergler Harass in Tiers am Rosengarten, gefolgt von der Berglertafel am 21. Juli 2022. Neben ihrer kulinarischen Raffinesse ist sie für die außergewöhnliche Aussicht auf den sagenumwobenen Rosengarten berühmt.

7. Juli – 24. August 2022

SILENZI D’ALPE In magischen Landschaften und an einzigartigen Schauplätzen, umgeben von Dolomitengipfeln, findet das Kulturtreffen Silenzi d’Alpe statt. Gemeinsam lauschen die Teilnehmer der Stimme der Stille und folgen den Spuren der Natur, der Traditionen und Erzählungen, die sich um die Seiser Alm ranken. Das Programm von Silenzi d’Alpe umfasst neben Wanderungen auch Konzerte und Gespräche. www.silenzidalpe.it

9. Juli 2022

5. ROSENGARTEN SCHLERN SKY MARATHON Eingebettet in die einmalige Kulisse des Dolomiten UNESCO Welterbes, findet in Tiers am Rosengarten ein Bergmarathon im alpinen Gelände mit einer Länge von 45 Kilometern und rund 3.000 Höhenmetern statt: der Rosengarten Schlern Sky Marathon. Der herausfordernde Berg­ lauf startet in St. Zyprian auf 1.136 Metern, umrundet das Rosengarten-Massiv und führt über Schlern und Tschafon zurück ins Dorfzentrum von Tiers. Der höchste Punkt des Sky Marathons liegt auf dem Grasleitenpass auf 2.630 Metern. www.skymarathontiers.it

Seit 45 Jahren ist das Völser Kuchlkastl in Völs am Schlern der kulinarische Höhepunkt im Herbst. Feinschmecker und Liebhaber bodenständiger Kost kommen voll auf ihre Kosten, wenn die Völser Wirte vom 1. bis zum 31. Oktober zum „Gastronomischen Oktober“ laden. Die Völser Köche bereiten Originelles nach alten Rezepten auf verfeinerte Art zu. Ihr Motto: Alte Gerichte werden neu interpretiert und mit Liebe aufgetischt. www.voelserkuchlkastl.com

7. – 9. Oktober 2022

GROSSES KASTELRUTHERSPATZEN-FEST Feiern, gemeinsam schöne Abende verbringen, die Kastelruther Spatzen live erleben: Das Spatzen-Fest in Kastelruth ist ein Muss für jeden echten Fan. Umgeben von der einmaligen Kulisse der Dolomiten können sich alle von den „Helden der Volksmusik“ verzaubern lassen. Denn auch die Lieder der sieben Spatzen klingen „richtig gut nur daheim in Kastelruth“.

5. September – 4. November 2022

HERBSTGENUSS AM BERG Im goldenen Herbst erwartet euch eine ganz besondere Stimmung in der Dolomitenregion Seiser Alm. Der Seiser Alm Bergherbst verbindet Outdoor-Erlebnisse mit einzigartiger Landschaft und genussvollen Momenten. Geführte Sonnenaufgangswanderungen mit Frühstück in der Schutzhütte, kulinarische Wanderungen mit Verkostung und Törggele-Wanderungen sind nur einige davon. www.seiseralm.it/bergherbst

Sommer | ALPE 47


Foto: IDM

Foto: IDM/Marion Lafogler

Foto: Schloss Prösels/Helmuth Rier

Vorschau Winter 2022/23

Dezember 2022

Winter 2022/23

Winter 2022/23

Winter 2022/23

WEIHNACHTSZAUBER IN DER DOLOMITEN­ REGION SEISER ALM

SCHLOSS PRÖSELS IM WINTER

WINTER-ERLEBNISSE ABSEITS DER PISTE

Schloss Prösels kann auch im Winter besichtigt werden. Diese winterlichen Schlossbesuche erweisen sich in Kombination mit einer traumhaften Winterwanderung als abwechslungsreiche Alternative zum Skifahren. Jeden Donnerstag, vom 12. Jänner bis zum 30. März 2023, erwacht Schloss Prösels aus seinem Winterschlaf und öffnet um 15:00 Uhr seine Tore. Im Rahmen einer einstündigen Führung erfahren die Besucher Wissenswertes über das Schloss und seine früheren Bewohner. Gleichzeitig können drei Bilderausstellungen und eine reichhaltige Waffensammlung besichtigt werden. An drei Tagen (29.12.22, 05.01.23 und 23.02.23) finden um 15:00 Uhr „Winterliche Genuss-Kulturtage“ auf Schloss Prösels statt. Dabei bietet sich den Gästen die Gelegenheit, im Anschluss an die Schlossführung typische lokale Produkte gratis zu verkosten, die von den Produzenten an Ständen im Schlosshof angeboten werden. Eine Anmeldung zu den Winterführungen per Mail an info@schloss-proesels. it bis zum Tag der Veranstaltung um 12:00 Uhr ist Voraussetzung. www.schloss-proesels.it

Die Vielfalt der Natur mit allen Sinnen entdecken. Beim Naturerlebnis-Programm erleben wir in Kastelruth eine Vollmondwanderung im Zeichen von Sagen und Legenden rund um das Schlerngebiet. Wir entdecken in Seis am Schlern die magische Dämmerstimmung und erfahren das Geheimnis eines traditionellen Gerichtes. Wir können uns im Brotbacken üben und erfahren alles über die Kraft der Frühlingskräuter. Dagegen können sich Familien in Völs am Schlern auf eine Fackelwanderung und gastronomische Spezialitäten freuen. In Tiers entdecken wir im urigen Tschamintal die unberührte Winterlandschaft auf Schneeschuhen. Ob Winterwandern, Schneeschuhwandern, kulinarische Genüsse oder Abendveranstaltungen – bei diesen geführten Veranstaltungen erleben Sie Ihren Winterurlaub in den Dolomiten mit allen Sinnen. www.seiseralm.it/winteradventure

DOLOMITI RANGER IM NATURPARK SCHLERN-ROSENGARTEN

Wenn der Duft von Lebkuchen, Zimt und Glühwein in der Luft liegt, dann ist wieder Adventszeit am Fuße des Schlern. In der Zeit vor Weihnachten geht es in der Dolomitenregion Seiser Alm recht besinnlich zu. Die Weihnachtsmärkte in den Dörfern Kastelruth, Völs und Tiers sind klein aber fein und stimmen Gäste und Einheimische, abseits des Trubels der Städte, auf die Weihnachtszeit ein. Mit traditionellem Handwerk, Spezialitäten der Südtiroler Küche und weihnachtlichen Klängen laden sie zum gemütlichen Beisammensein ein. 17. Kastelruther Bergweihnacht > 3./4. Dezember 2022 > 7.-11. Dezember 2022 (Am 9. und 10. Dezember 2022 finden die Weihnachtskonzerte der Kastelruther Spatzen statt) > 16.–18. Dezember 2022 > 23./24. Dezember 2022 > 26. Dezember 2022 Christkindl wortn in Völs > 3./4. Dezember 2022 > 8. Dezember 2022 > 10./11. Dezember 2022 > 17./18. Dezember 2022 > 21. Dezember 2022 > 28. Dezember 2022 > 4. Januar 2023 Bergler Advent in Tiers > 3. Dezember 2022 > 17. Dezember 2022

48 ALPE | Sommer

Eine Entdeckungsreise in die Winterwelt der Tiere und Hexen für die ganze Familie! Gemeinsam mit einem Ranger begeben wir uns am Nachmittag auf Spurensuche der Wildtiere. Dabei lernen wir, wie sie sich auf den Winter vorbereiten, entdecken die verschiedenen Winterphänomene und lernen wie sich die Tierwelt an die Kälte anpasst. Unter fachkundiger Führung untersuchen wir den Schnee und wandern durch den Winterwald bis hin zu unserem Hexen-Iglu. Dort lauschen wir Hexe Martha und ihren spannenden Sagen über Hexen und Hexenmeister. www.seiseralm.it/dolomiti-ranger


Foto: Annemarie Obexer

Foto: Armin „Indio“ Mayr

Foto: Helmuth Rier

15. Januar 2023

3. Februar 2023

März 2023

15. – 19. März 2023

DIE KASTELRUTHER BAUERNHOCHZEIT

SÜDTIROL MOONLIGHT CLASSIC SEISER ALM

EARLY BIRD SKIING MIT ALMFRÜHSTÜCK

15. SWING ON SNOW WINTER MUSIC FESTIVAL

Mittlerweile ist sie schon zur Tradition geworden: die Kastelruther Bauernhochzeit. Dabei handelt es sich um die originalgetreue Nachstellung einer historischen Bauernhochzeit, wie sie am Fuße der Seiser Alm üblich war. Höhepunkt des Spektakels ist der Hochzeitsumzug von St. Valentin nach Kastelruth. Die Hochzeitsgesellschaft zieht in traditionellen Trachten gekleidet mit prächtig geschmückten Pferdeschlitten in das Zentrum von Kastelruth und nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert.

Sportlicher Wettkampf im Fackelschein, Kräftemessen auf internationalem Niveau und Sportgenuss vor traumhafter Winterkulisse auf der größten Hochalm Europas: Auch 2023 lockt das Moonlight Classic Langlaufrennen wieder zahlreiche Sportler und Langlauffans zu einer ungewöhnlichen Zeit auf die nächtliche Seiser Alm. Für die Teilnehmer stehen zwei unterschiedliche Distanzen zur Auswahl – einmal mit 30 und einmal mit 15 Kilometern Länge. Die Rundloipen mit Start und Ziel in Compatsch sind ausschließlich im Diagonalstil zu befahren. Der Startschuss für das Langlaufspektakel fällt um 20:00 Uhr. Anmeldung erforderlich: www.moonlightclassic.info

Exklusives Skierlebnis für Frühaufsteher mit anschließendem Frühstück auf der Seiser Alm. Einmal in der Woche im März öffnet abwechselnd exklusiv ein Skilift bereits um 7:00 Uhr. Frühaufsteher können auf frisch präparierten, menschenleeren Pisten die erste Spur in den Schnee ziehen und die besondere Morgenstimmung auf der größten Hochalm Europas genießen, während Sie von Skilehrern begleitet werden und wertvolle Tipps erhalten. Um 9:00 Uhr geht es zum gemeinsamen Frühstück in die Berghütte. www.seiseralm.it/earlybirdskiing

Jazzmusik auf der Hütte, Soul auf der Piste oder traditionelle Takte abends im Restaurant: Vom 15. bis zum 19. März 2023 sorgen Bands aus dem Alpenraum in der Dolomitenregion Seiser Alm beim Swing on Snow Winter Music Festival von früh bis spät für gute Stimmung. Die Musikgruppen bringen Jung und Alt in Schwung und unterhalten Pistensportler sowie Musikliebhaber gleichermaßen. Die zeitgemäßen Interpretationen traditioneller Volksmusik gemischt mit Jazz, Soul und Pop spiegeln die musikalische Kultur des Alpenraumes wieder. Die Zuhörer können zu flotten Beats und Rhythmen swingen und die Abfahrten genießen, während die Musikanten auf Tuba, Bass, Hackbrett und Akkordeon ihr musikalisches Können zeigen. Gespielt wird vormittags bei der Talstation der Seiser Alm Bahn und auf den Pisten der Seiser Alm, mittags in den Hütten und abends in den Dörfern Kastelruth, Seis am Schlern, Völs am Schlern und Tiers am Rosengarten. www.swingonsnow.com

8. März 2023

DOLOMITES DIRNDL SKI DAY Ein witziger neuer Event für Frauen feiert in diesem Jahr am 8. März 2023, anlässlich des Weltfrauentags, Premiere. Geplant ist ein Parallel Slalom mit Würfelspiel im Zielbereich auf der Sanonpiste. Es können sich ausschließlich Frauen in Zweierteams (Freundinnen, Schwestern, Mütter/Töchter) ab 18 Jahren melden. Gestartet wird im Dirndl, das Rennen beginnt um 9:30 Uhr. Am frühen Nachmittag ist eine DirndlModenschau vorgesehen, für musikalische Unterhaltung ist gesorgt.

Sommer | ALPE 49


Gesehen & gehört

Ein neues Dach für Bergbegeisterte am Santner Pass. Die Santnerpasshütte am Santner Pass im Rosengarten ist zum Teil erneuert worden. Der neue Holzbau wird am 1. Juli eröffnet und bietet 20 Personen Platz zur Übernachtung. Die neue Struktur stellt ein Dach dar. Das verzinkte Blech, mit dem die Hütte verkleidet ist, soll die Farben der Umgebung annehmen und somit in der atemberaubenden Natur verschwinden und mit ihrer spitzen Form einen Berggipfel imitieren. Das Schutzhaus liegt in einzigartiger Lage auf 2.734 Metern und wird von Romina und Michel Perathoner mit großer Begeisterung geführt.

Quelle: Facebook/Instagram

Die Seiser Alm als Medaillenfaktor bei Olympia Für die Olympischen Spiele 2022 in Beijing galt Höhentraining als entscheidender Faktor, denn im Langlaufzentrum Kuyangshu fanden alle Wettkämpfe auf einer Höhe von mindestens 1700 Höhenmetern statt. Ein dichtes Aufgebot an Langlauf-Superstars traf sich darum Anfang 2022 zum Training auf den Loipen der Seiser Alm. Der charakteristische Panoramablick von der Joch-Loipe Richtung Schlern dominierte die Instagram-Kanäle der Langlaufelite. Von der norwegischen Dominatorin Therese Johaug (dreimal Gold) und ihrem Teamkollegen Johannes Høsflot Klæbo (zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze) bis zu den finnischen Geschwistern Kerttu und Iivo Niskanen (zusammen einmal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze) präsentierten sie sich alle beim Training auf den sonnigen Loipen der Seiser Alm. Bei insgesamt 24 von 36 bei den Langlaufwettbewerben vergebenen Wettbewerben spielte ein Trainingslager auf der Seiser Alm eine Rolle in der unmittelbaren Vorbereitung.

Joachim Rier macht den besten Weichkäse Camem bert

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Bei einer Verkostung des Sennereiverbandes Südtirol und der Fachschule Salern wurden aus über 130 Milchprodukten von rund 80 Hofkäsereien Südtirols die besten Käsesorten prämiert. Viel Lob für die hochqualitativen, vielfältigen Produkte gab es von Käse-Experten aus Südtirol, Oberitalien, Österreich und Deutschland. In der Kategorie „Weichkäse“ schaffte es der „Seiser Alm Camembert“ vom Hof zu Fall in St. Valentin auf den ersten Platz. Für Joachim Rier, der vor zehn Jahren seinen Beruf als Geometer aufgab und seitdem die kleine Hofkäserei betreibt, hat diese Auszeichnung die gleiche Bedeutung „wie eine olympische Medaille“. Wir freuen uns mit Joachim Rier und gratulieren herzlich zur hervorragenden Leistung.

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IMPRESSUM. ALPE: Registriert beim Gericht Bozen, Dekret Nr. 9/2002 R.St. Herausgeber: Seiser Alm Marketing, 39050 Völs am Schlern, Dorfstr. 15, Tel. +39 0471 709 600, Fax +39 0471 704 199, info@seiseralm.it, www.seiseralm.it; Presserechtlich verantwortlich: Elisabeth Augustin; Redaktionsteam: Elisabeth Augustin, Rosa Maria Erlacher, Sabine Funk, Annemarie Obexer, Barbara Pichler Rier, Helmuth Rier, Katja Sanin, Simone Treibenreif; Übersetzungen: Studio Bonetti & Peroni; Werbung: Sabine Demetz, Christoph Trocker; Grafik: Komma Graphik; Druck: Litopat, Verona.

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Foto: IDM/Finn Beales

Die faszinierende Bergwelt der Dolomiten: Die Rosszähne, Seiser Alm

Mythos Dolomiten Seit 2009 UNESCO Welterbe, laut Südtirols Extrembergsteiger Reinhold Messner „die schönsten Berge der Welt“ und für viele die Wanderregion schlechthin: Die Dolomiten bestechen durch ihre einzigartige Schönheit. Versteinerte Korallenriffe, die sich in den Himmel türmen, sind Zeugnisse der einmaligen Bergwelt der Dolomiten. Dank ihrer einzigartigen monumentalen Schönheit und ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung zählen die „Bleichen Berge“ seit 2009 zum UNESCO Welterbe. Insgesamt neun Teilgebiete, darunter auch der Naturpark Schlern-Rosengarten,

ger als eines der Wahrzeichen Südtirols. Das Rosengartenmassiv mit seinen unzähligen Türmen ist ebenfalls weit über die Landesgrenzen bekannt. Einer dieser zahlreichen markanten Erhebungen des Massivs, der Kesselkogel, erreicht sogar eine Höhe von 3.002 Metern. Zum Naturpark gehören auch die Bergwälder um Seis, Völs und Tiers sowie das Tschamintal. «

gehören offiziell zu den schönsten Landschaften der Welt. Naturpark Schlern-Rosengarten. Südtirols ältester Naturpark wurde im Jahr 1974 gegründet. Das 7.291 Hektar große Schutzgebiet befindet sich in den westlichen Südtiroler Dolomiten. Der Schlern ist ein beeindruckender Gebirgsstock und gilt mit den Türmen Santner und Eurin-

Bruneck Brunico

Südtirol Meran Merano

Lienz Toblach Dobbiaco

Brixen Bressanone

St. Vigil S. Vigilio

5 St. Ulrich

Kastelruth Ortisei Castelrotto Seis am Schlern Seiser Alm Siusi allo Sciliar Alpe di Siusi Völs am Schlern Fiè allo Sciliar

Dolomiten UNESCO Welterbe 1

Pelmo, Croda da Lago

2 Marmolada 3 Pale di San Martino, San Lucano Dolomiti Bellunesi, Vette Feltrine 4 Dolomiti Friulane e d’Oltre Piave 5 Nördliche Dolomiten 6 Puez-Geisler 7 Schlern-Rosengarten, Latemar 8 Bletterbach 9 Dolomiti di Brenta

Bozen Bolzano

Tiers/Tires

7

6

Auronzo Corvara

Canazei

2

8

Cortina d’Ampezzo

Alleghe

Pieve di Cadore

1

4

Zoldo

Cavalese

Agordo

3

Longarone

Cimolais

Pordenone

Madonna di Campiglio Fiera di Primiero

9 Trento

Belluno

Udine

Belluno Feltre

Trentino

Ampezzo

Pordenone


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