ALPE Winter 2020/2021

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Winter 2020/21

ALPE Seiser Alm Magazin

KASTELRUTH · SEIS AM SCHLERN · VÖLS AM SCHLERN · SEISER ALM · TIERS AM ROSENGARTEN

Almleben Schön, frei und wild

Moonlight Classic Volkslanglauf bei Vollmond

Der „Porzer“ Porträt eines Einzelkämpfers


Foto: Helmuth Rier

Editorial & Inhalt

Liebe Gäste! Nichts ist sicher, aber vieles ist möglich … Das Coronavirus stellt seit Beginn des Jahres 2020 unser Leben auf den Kopf, rüttelt an Gewohnheiten und verursacht Zweifel. Die Auswirkungen der Pandemie machen derzeit ein Planen schwierig, oft gar unmöglich. In der Schlussphase der Vorbereitung dieses Urlaubs­ magazins für den Winter 2020/2021 zogen die Coronazahlen in Europa gerade wieder bedrohlich an.

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Kastelruth Seis am Schlern Völs am Schlern

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In der ALPE-Redaktion diskutierten wir darüber, ob wir trotz „Corona“ in gewohnter Weise erscheinen können: mit Neuigkeiten aus der Ferienregion Seiser Alm, mit Geschichten von Menschen und Dingen, denen Sie in Ihrem Urlaub begegnen oder die Sie entdecken könnten, mit Tipps für ein paar entspannte Tage im Schnee. Wir kamen gemeinsam zum Schluss, dass es gerade in dieser Phase der Unsicherheit wichtig ist, mit Zuversicht und Frohmut die anstehende Wintersaison anzugehen. Trotz bester Schneeverhältnisse haben wir Ende des vergangenen Winters sehr kurzfristig entschieden, den Skibetrieb vorzeitig einzustellen. Wir taten dies in großer Verantwortung, um unsere Gäste keiner gesundheitlichen Gefahr auszusetzen. Auf den wochenlangen Lockdown folgte ab Juli schließlich doch noch eine gute Sommersaison, die wir mit vereinten Kräften und einem respektvollen Umgang miteinander gut meistern konnten. Dafür danken wir in besonderer Weise unseren treuen Gästen. Unsere Tourismusbetriebe setzen alles daran, ihre Tätigkeit den sich nun laufend ändernden Sicherheits­ bestimmungen anzupassen. Das verlangt auf allen Ebenen viel Einsatz. Unser gemeinsames Ziel ist es, auch in diesem Winter einen sicheren Tourismus gewährleisten zu können. Wandern, skifahren, snowboarden, rodeln, eislaufen… – der gesunden Bewegung im Freien steht nichts im Wege. Die Seiser Alm punktet dabei mit ihrer Weite, dem meist schönen Wetter und den vielen Sessel- und Skiliften. Solange wir uns vor dem Coronavirus in Acht nehmen müssen, sind – wie überall – die allgemeinen Sicherheits- und Hygieneregeln einzuhalten. So ist zwar weiterhin Vorsicht geboten, aber es gibt keinen triftigen Grund, sich das Schneevergnügen nehmen zu lassen. Wir freuen uns, Sie weiterhin zu unseren Gästen zählen zu dürfen und wünschen Ihnen erholsame Tage. Bleiben Sie gesund!

TIERS

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TIERS St.-Georg-Straße 9 39050 Tiers (BZ) Tel. +39 0471 640 008 weindiele.com

Auf die Piste, fertig, los ... Seite 6

Schön, frei und wild: Leben auf der Seiser Alm Seite 16

Moonlight Classic: Volkslanglauf bei Vollmond Seite 24

Der Porzer ist kult: Porträt eines Urgesteins Seite 28

Bunte Bälle im Schnee: Seiser Alm Wintergolfturnier Seite 32

Socken, Mützen, Pullover ... Hier strickt der Paul Seite 36

Tun, um zu lernen: Irene Vieider im Porträt Seite 42

Jahrhundertkoch: Eckard Witzigmann Seite 44

Südtiroler Bratäpfel Seite 46

Highlights Winter 2020/21

Nigerpass/Karersee

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Vorschau Sommer 2021

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Eduard Tröbinger Scherlin Präsident für Seiser Alm Marketing und die Tourismus­vereine Kastelruth, Seis am Schlern, Völs am Schlern, Seiser Alm und Tiers am Rosengarten

Gesehen & gehört

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Auf die Piste, fertig, los ... Lustvoll die Schwünge ziehen und auf Skiern die schöne Landschaft erkunden: Skifahren auf der Seiser Alm ist Genuss pur. Die größte Hochalm Europas besticht durch ihre endlos scheinende Weite, ein einmaliges Gebirgspanorama, tiefblauen Himmel, schöne Hütten, breite Pisten und Schneesicherheit. Hier ist Gemütlichkeit angesagt. In der Verbraucherstudie „Best Ski Resorts“ belegt das Skigebiet Gröden/Seiser Alm Platz 2 von 55 strategisch ausgewählten Skigebieten in Italien, Österreich, Deutschland Frankreich und der Schweiz.

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Auf der Seiser Alm wachsen Kinder inmitten einzigartig schöner Natur unbeschwert auf.

Schön, frei und wild Die Seiser Alm ist bekannt als beliebtes Ausflugsund Urlaubsziel. ALPE wollte wissen, wie es sich anfühlt, auf der schönsten Hochalm das ganze Jahr über zu leben und zu wirtschaften.

A Auf einer Skala von null bis zehn - wie schön ist es, auf der Seiser Alm zu leben? „Elf!“, schießt es aus Frieda heraus. Christian nickt zustimmend. „Elf. Definitiv!“, sagt auch Martina. Es gebe kei­ nen schöneren Ort auf dieser Welt, sind sich die von ALPE zu Hause besuchten Alpler einig. „Alp­ ler“ werden hier jene genannt, die auf der Seiser Alm aufwachsen und leben. Derzeit sind das rund 150 Menschen jeden Alters. „Dörfler“ sind hinge­ gen jene, die unten im Dorf Kastelruth leben. Das ist der Hauptort der Gemeinde. Und dann gibt es aus Sicht der Alpler noch den Rest der Welt, mit dem man in Form des Urlaubsgastes zwar gerne in Berührung kommt, ihn ansonsten aber doch lieber weit genug weg weiß. Das moderne Leben ist hektisch und nicht überall gut zu den Menschen. Auf der Seiser Alm – mit 56 Quadratkilometern die größte Hochalm Europas – ist die Welt in vielerlei Hinsicht noch heil und gut überschaubar. Zwar zeigt sich die Natur ab und an

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unberechenbar, aber damit lernen die Alpler inmit­ ten dieser faszinierenden Berglandschaft der Dolo­ miten von klein auf zurechtzukommen. „Unsere Kinder sind wilde Kinder“, erzählt Mar­ tina. „Sie spielen draußen im Schlamm, laufen den Hühnern nach und halten die Schafe auf Trab. Es ist manchmal anstrengend, aber schön und so richtig gesund.“ An ihre unbeschwerte Kindheit auf der Alm erinnern sich auch Greta und Daniel mit leuchtenden Augen. Die beiden Jugendlichen wuchsen an einem besonders abgelegenen Punkt der Alm auf und würden mit niemandem tauschen. „Wir haben nichts vermisst“, sind sie sich einig. Und wenn Christian an seine eigene Kindheit vor Jahr­ zehnten und jene seiner Kinder denkt, kommt ihm der schwere Abschied vom unbeschwerten Som­ merleben am Berg in den Sinn, wenn es dann im Herbst immer wieder hieß, zur Schule ins Dorf zu fahren. Hier oben war die Freiheit der Kinder stets grenzenlos. Und sie ist es heute noch. »

Text: Elisabeth Augustin Fotos: Helmuth Rier

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„ Dieses Gefühl von Freiheit lässt sich nicht beschreiben.“

Das Leben auf der Alm ist oft umständlicher als im Tal. Familie Demetz von der Schgaguler Schwaige würde ihre Freiheit aber um nichts auf der Welt aufgeben.

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Die junge Mutter Martina Mair Demetz lebt mit ih­ ren „coolen Kindern“ Lea (5), Anna (2) und Max (1), ihrem Mann Walter und dessen Eltern Laurin und Christine Demetz bei der Schgaguler Schwaige auf der Piz-Seite der Seiser Alm. Der von Walter in zwei­ ter Generation geführte Bauernhof hält die Familie rund ums Jahr auf Trab: Die Milch wird am Hof zu Butter, Käse und Joghurt verarbeitet. Die hauseige­ nen Fleischprodukte wie Würste und Speck sowie das frische Fleisch werden im Sommer und Winter den hungrigen Wanderern und Skifahrern, die bei der Schgaguler Schwaige einkehren, angeboten. „Wir sind Selbstversorger“, sagt die gelernte Kö­ chin Martina. Sie versucht gemeinsam mit Schwie­ germutter Christine, aus Garten und Acker noch mehr herauszuholen, auf einer Meereshöhe von 1.998 Metern eine schöne Herausforderung. Mar­ tina lebt seit fünf Jahren bei ihrem Mann und des­ sen Familie auf der Alm und kann sich kein anderes Leben mehr vorstellen. „Hier liegt die Liebe in der Luft“, schwärmt sie. Dieses Gefühl von Freiheit sei unbeschreiblich: das atemberaubende Panorama Tag und Nacht, die Fruchtbarkeit des Bodens, das Wirtschaften in und mit der Natur, die vielen Tiere und Pflanzen, die Weitsicht, der Friede, die Leich­ tigkeit… Die junge Frau schnappt in ihrer Begeiste­ rung nach Luft. „Da ist niemand, der deine Privatsphäre angreift, kein Nachbar, der dich ärgert, kein Lärm, der dich stört. Hier oben zählen andere Werte als im Tal oder in der Stadt“, sagt Martina. So stehe die Familie an erster Stelle. „Hier ist sonst keiner. Wir brauchen einander und begegnen uns mit Wertschätzung“, betont die junge Frau. „Es gibt kaum Ablenkung. Da zählt das Wesentliche.“ Sie spricht von einem „Seelenfrieden“, den man sonst nur schwer finden würde, von der einzigartigen Möglichkeit, zur Ruhe

»

zu kommen. Von Verzicht ist keine Rede: „Wir ha­ ben genug von allem.“ Die Tochter wird also nicht zum Gitarrenkurs oder zum Ballettunterricht gefahren, und der kleine Max wird in ein paar Jahren auch nicht im Dorffußball­ verein vorne dran mitspielen. Dafür seien die Wege zu lang, und irgendwie gebe es auch keinen Bedarf. Die kleine Lea besucht aber den Kindergarten in St. Ulrich im nahen Grödner Tal. Sie wird morgens – je nach Jahreszeit – mit dem Quad (einem kleinen Vierrad), dem Ski-Doo (einem wendigen Schnee­ mobil) oder dem E-Bike zur Bergstation des Mont Sëuc gefahren, dann in der Bahn nach St. Ulrich ge­ schaukelt und schließlich von dort zu Fuß in den Kindergarten begleitet. Das kostet die Mutter am Morgen weit über eine Stunde Zeit, ebenso am Nachmittag beim Abholen. Im kommenden Jahr wird Lea, gemeinsam mit den anderen Kindern der Seiser Alm, in Kastelruth die Grundschule besu­ chen. Dann wird sie von den Eltern frühmorgens und im Winter noch bei tiefster Dunkelheit zur Hal­ testelle beim Ritsch gebracht, wo der Schulbus, der aus Saltria kommt und die Kinder der Alpler jeden

Tag nach Kastelruth und wieder zurückbringt, Lea aufpicken wird. Die Kinder verbringen täglich rund eineinhalb Stunden im Schulbus. Ins Dorf, so Mar­ tina, fahre man ansonsten nur bei absoluter Not­ wendigkeit. „Schon unten beim ersten Kreisverkehr bereitet es mir Stress, mit anderen um die Vorfahrt zu ringen“, erklärt die junge Frau.

Bei der Römer Schwaige ist genügend Platz für die Großfamilie Zemmer. Ob groß oder klein, sie alle genießen die Ruhe auf der Alm.

„ Wenn du die Ruhe auf dich wirken lässt, dann verändert sie dich.“ „Wir müssen nicht ins Dorf. Wir bleiben viel lie­ ber hier“, erklärt auch Frieda Zemmer von der Römer Schwaige. Die quirlige Frau, Mutter und Großmutter beherbergt in ihren drei Ferienwoh­ nungen am Bauernhof auf 1.810 Metern in Saltria fast das ganze Jahr über Gäste. Sie sagt, sie habe hier ihr eigenes soziales Umfeld. Der rege Aus­ tausch mit den Feriengästen, die meistens ein bis »

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abgehärtet. Glücklicherweise sei heute die Arbeit auf den Wiesen durch den Einsatz von Maschinen leichter geworden, sodass mehr Zeit für Familie, Hof und Vieh bleibt. Einmal die Woche trifft sich Christian in der kälteren Jahreszeit mit weiteren 42 Männern und Frauen zur sogenannten „Probe“ der Freiwilligen Feuerwehr Seiser Alm. Das sei es dann an sozialem Dorfleben aber auch schon ge­

Ein besonderer Höhepunkt im Alm-Leben war über viele Jahrzehnte der traditionelle Almmarkt. In früheren Zeiten, als die Menschen noch we­ niger mobil und digitale Wege inexistent waren, kam man einmal im Jahr – am 8. September – zu­ sammen, um sich mit dem Notwendigsten aus­ zustatten. Die Bauern interessierten die neues­ ten Maschinen, während die Frauen sich an den

wesen. Ein weiterer Treffpunkt auf der Alm ist die Messe, die von Seelsorger Franz Pixner jeden Sonntagnachmittag in der modernen Franziskus­ kirche am Platz in Compatsch feierlich zelebriert wird. Die Kirche sieht aber zweifelsohne mehr gläubige Tagesgäste als Alpler.

schönen Kleidern und moderner Unterwäsche erfreuten. Am Markt gab es das schönste Obst, genug zu trinken und am Ende des Tages auch manch‘ blaues Auge. „Der Almmarkt war für uns das Tor nach außen“, erinnert sich Christian, „und früher oft unser einziger Kontakt zu den Dörflern.“ »

Auf 1.810 Metern steht am Hof der Bauersleute der Römer Schwaige sommers wie winters viel Arbeit an.

zwei Wochen bleiben würden, sei ihr und der Fa­ milie sehr wichtig. Aber mehr würden sie neben der Arbeit am Hof nicht brauchen, um glücklich zu sein. „Wer hier lebt, kann diese Verbunden­ heit fühlen, aber nicht beschreiben“, sagt Frieda. „Wenn du die Ruhe auf dich wirken lässt, dann ver­ ändert sie dich.“ Frieda war in ihrem Leben erst viermal im Urlaub, vermisst in dieser Abgeschie­ denheit aber rein gar nichts. Wenn sie mal Luft braucht, macht sie mit dem Hund einen Spazier­ gang. „Das ist die beste Erholung.“ In die Stadt zu müssen, empfindet auch Friedas Mann Christian als Strafe. „Hier hast du deine Ruhe“, sagt der 50-Jährige. In seinem Stall und auf der Weide stehen 20 Stück Vieh. Christian Zem­ mer ist ein begeisterter Heumilch-Lieferant und

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scheut im Winter auch nicht den Weg bis nach Gstatsch, wo der Milchwagen die Tageslieferung übernimmt. „Einmal“, erinnert sich der Landwirt belustigt, „haben wir zwei Tage gebraucht, um uns vom Schnee freizuschaufeln. Das war 1986. Die Gäste setzten sich auf die Schneefräse und wir machten den privaten Weg vom Hof zur Alm­ straße Schritt für Schritt, Schaufel um Schaufel in gemeinsamer Anstrengung frei. Als wir endlich oben bei der Straße angelangt waren, war diese noch tief winterlich zugeschneit.“ Seither hat es noch viele Meter geschneit, und so schnell bringt Christian nichts aus der Ruhe. „Auf der Alm musst du dir selber helfen. Da kommt keiner“, erklärt der Landwirt. „Wir Alpler sind mit der Natur aufgewachsen und dementsprechend

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„ Bis wir von der Schule heimkamen, war der Tag fast schon wieder um.“ Seit 1993 bewirtschaftet Mechthild Mahlknecht De­ ghi die Mahlknecht-Hütte. „Die Meggi“, wie sie ge­ nannt wird, lebt ausschließlich vom Tourismus und steckt ihre ganze Kraft in ihr Schutzhaus auf 2.054 Metern. Seit ihr Mann Alfio, der aus Madesimo in den lombardischen Bergen hierher geheiratet hatte, 2014 allzu früh verstarb, trägt Meggi die Last alleine. Mit ihren beiden Kindern Greta (19) und Da­ niel (17) sowie mit bis zu 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hält sie das Schutzhaus für Wanderer und die Unterkunft für bis zu 45 Hausgäste am Lau­ fen. Die Hütte ist für Gäste nur zu Fuß oder mit dem Bike erreichbar, im Winter für Wanderer mit Schneeschuhen oder für Rodler, da das Refugium fernab der Skipisten liegt. Fünf Monate Sommersaison und vier Monate Win­ tersaison kosten viel Kraft und Einsatz. „Es ist an­ strengend, hier zu leben“, sagt die Wirtin, „beson­ ders im Winter“. Einfache Dinge, wie etwa das Wegbringen des Mülls, das Auffüllen der Vorrats­ kammer oder Reparaturarbeiten aller Art kosten hier oben, weitab vom Schuss, viel mehr Mühe. „Und winters musst du schauen, wie du die Wege immer wieder frei bekommst.“ Dann bleibt auch das Auto stehen und die Schneekatze ist das ein­ zige Verkehrsmittel, mit dem das Schutzhaus er­ reicht werden kann. Die Erholungsphasen sind aus Sicht der Gastwir­ tin oft zu kurz. Wenn Meggi dennoch etwas Zeit für sich selbst findet, genießt sie die Schönheit der Bergwelt. Die begeisterte Sportlerin fährt gerne Rad oder Ski und läuft. „Das gibt mir Kraft“, erklärt sie. Besonders schön sei es bei der MahlknechtHütte am Abend, wenn nach dem Tagestrubel wie­ der Ruhe einkehrt. Dann setzt sich Meggi auch gerne mal zu den Gästen und tauscht sich mit ihnen aus. Viele kommen seit vielen Jahren immer wieder und fühlen sich der Familie verbunden. Meggis Kinder Greta und Daniel sind auf der Seiser Alm aufgewachsen und froh darüber. „Wir hatten hier eine gute Kindheit“, sagen sie und erinnern sich gerne an die unbeschwerte Zeit in der Natur. Be­ sonders spannend sei auch die Schulzeit in Kastel­ ruth gewesen. „Bis wir von der Schule wieder nach Hause kamen, war der Tag schon fast wieder um“,

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Familie Mahlknecht-Deghi lebt fernab der Skipisten in der Mahlknecht-Hütte. Sohn und Tochter schwärmen von ihrer schönen Kindheit.

erzählt Greta. Sie zieht es nun nach Innsbruck zum Studium. „Das wird mit Sicherheit eine Riesenum­ stellung, in der Stadt zu leben“, ist sie überzeugt. Bruder Daniel hingegen bringt nichts weg von hier. Selbst abends sorgen die paar Jugendlichen auf der Alm für ihr eigenes Unterhaltungsprogramm. Mut­ ter Meggi, die beim Camping in Völs aufgewachsen ist, kann sich hingegen durchaus vorstellen, irgend­ wann von der Alm wieder wegzuziehen, dorthin, wo der Alltag weniger Kraft kostet.

„Heute sind wir froh, dass die Straße zu ist.“ Jeden Tag hinunter ins Dorf zieht es hingegen den „Platz-Luis“. Früher als Luis Schieder noch aktiv Weiden und Tiere der Kofler Schwaige in Com­ patsch bearbeitete, verließ er meist nur für Vieh­ versteigerungen die Alm. Jetzt, wo er alles seinen Kindern übergeben hat, unterhält sich der Über80-Jährige beim Kartenspiel in Kastelruth und tauscht sich dort mit Gleichgesinnten aus. „Un­ serem Vater ist die Verbindung zum Dorf wich­ tig. Da findet er immer Gesellschaft. Die täg­ lichen Fahrten runter ins Dorf halten ihn jung“, sagt seine Tochter Kathia. Das „Viehhandeln“ ist immer noch Luis‘ Leidenschaft und nun sein lieb­ stes Hobby. Im Rückblick, sagt Luis, würde er nochmals alles gleich machen: als 30-Jähriger auf die Seiser Alm ziehen, die Agnes von der Rauch Hütte heiraten und mit ihr Kinder bekommen, einen Bauernhof gründen, Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen züch­ ten und schließlich einen Gastbetrieb aufbauen. Kathia erinnert sich gerne an ihre Kindheit in der für eine 8-köpfige Familie relativ kleinen Hütte. „Wir sind in bescheidenen Verhältnissen aufge­ wachsen“, unterstreicht die Frau. Ein besonderes Kapitel im Leben der Familie von Luis Schieder ist der große Parkplatz, den sie vor ihrer Haustür in Compatsch 30 Jahre lang bewirt­ schaftete. Bevor die Landesstraße von Kastelruth/ »

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KOMMAGraphik | Foto: Helmuth Rier

Ohne Auto-mobil

Luis Schieder von der Kofler Schwaige lässt sich die tägliche Fahrt hinunter ins Dorf nicht nehmen.

BEQUEM UND GÜNSTIG INS WINTERPARADIES SEISER ALM Telfen auf die Seiser Alm im Jahr 2003 nach hef­ tiger Polemik und zum Unmut vieler Alpler für den privaten Personenverkehr untertags gesperrt wurde, quälten sich an Spitzentagen Tausende von Fahrzeugen, darunter auch viele Touristenbusse, ins Naturparadies Seiser Alm. Der von Luis gepach­ tete Parkplatz verlangte auch seiner Frau und den Kindern jeden Tag vollen Einsatz ab, damit die vie­ len Fahrzeuge – einmal oben auf der Alm angekom­ men – in Compatsch einen Stellplatz fanden. Der Job erforderte viel Einsatz, Geduld und Durchset­ zungskraft. Und als plötzlich aufgrund der neuen Verkehrsregelung kaum noch ein Auto hochdurfte (außer Anrainer, Bauern und Hotelgäste), war Luis Schieder von einem Tag auf den anderen eine große Aufgabe abhandengekommen. „Nicht mehr jeden Tag um 8 zum Parkplatz gehen zu müssen, fehlte mir für lange Zeit“, erinnert er sich. Heute sei er froh, dass die Straße zu ist, und die meisten anderen seien es auch.

Die gemeinsamen Anstrengungen hätten sich aber auf alle Fälle gelohnt. 2009 eröffnete Familie Schieder bei der Bergstation der Seiser Alm Bahn in bester Lage und vor sensationeller Kulisse das „Restaurant Nordic Ski Center“: Luis und Agnes Schieder haben für die drei Töchter Lieselotte, Ka­ thia und Claudia somit eine gute Existenzbasis ge­ schaffen, und der Älteste, Karl, sorgt für das leib­ liche Wohl der Gäste. Sohn Martin führt die Kofler Schwaige samt Grund und Vieh weiter, sodass der Altbauer sich keine Sorgen zu machen braucht, dass es nach ihm nicht weitergehen würde. „Auf der Alm lässt es sich gut leben“, betont Luis und stimmt ein in den Chor der anderen Alpler: „So schön wie bei uns ist es nirgends auf der ganzen Welt.“ «

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In 7 aufeinanderfolgenden Tagen (ab Erstentwertung)

> 3 mal auf die Seiser Alm und zurück, mit der Seiser Alm Bahn ODER dem Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 1, 2, 3, 3A, 5 und 15) und des Almbusses (Linie 11)

> an 3 Tagen uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn ODER des Seiser Alm Express (Linie 10), an denselben 3 Tagen uneingeschränkte Nutzung der Langlaufloipen Seiser Alm/Gröden und des Almbusses (Linie 11) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 1, 2, 3, 3A, 5 und 15)

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> uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn und des Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 1, 2, 3, 3A, 5 und 15) und des Almbusses (Linie 11)

> uneingeschränkte Nutzung der Langlaufloipen Seiser Alm/Gröden, der Seiser Alm Bahn, des Seiser Alm Express (Linie 10) und des Almbusses (Linie 11) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 1, 2, 3, 3A, 5 und 15)

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14 aufeinanderfolgende Tage gültig (ab Erstentwertung)

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> uneingeschränkte Nutzung der Seiser Alm Bahn und des Seiser Alm Express (Linie 10) > uneingeschränkte Nutzung der Shuttlebusse (Linie 1, 2, 3, 3A, 5 und 15) und des Almbusses (Linie 11)

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Die Combi Card und der Nordic Pass sind nicht übertragbar und bei den Kassen der Seiser Alm Bahn, bei den Informationsbüros in Völs am Schlern und Seis am Schlern oder bei Ihrem Vermieter erhältlich. Kinder (geb. nach dem 28.11.2012) und Rollstuhlfahrer fahren gratis. Junioren (geb. nach dem 28.11.2004) zahlen die Hälfte des Preises. *Für Inhaber der Gästekarte „Südtirol Alto Adige Guest Pass“ ist eine Preisreduzierung bei der Combi Card oder beim Nordic Pass vorgesehen. Dieser Guest Pass kann nicht käuflich erworben werden, sondern wird nur vom Gastgeber kostenlos an den Gast ausgehändigt.

Seis-Seiser Alm Bahn AG 39040 Seis am Schlern · Schlernstraße 39 Tel. +39 0471 704 270 · Fax +39 0471 704 269 www.seiseralmbahn.it · info@seiseralmbahn.it

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Beim Nacht-Rennen leuchten Vollmond und Stirnlampen den Langläufern den Weg.

Romantik an der Leistungsgrenze Seit 15 Jahren ist die Seiser Alm um die Monatswende zwischen Januar und Februar Schauplatz des Südtirol Moonlight Classic Seiser Alm - eines Langlaufrennens über 15 bzw. 30 Kilometern Streckenlänge, das sich durch zwei namensgebende Besonderheiten auszeichnet: Es wird ausschließlich im klassischen Stil gelaufen. Und im Schein des Mondes, zahlreicher Stirnlampen und nicht weniger als 1.000 Fackeln.

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Text: Sabine Funk Fotos: Helmuth Rier

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Die mondbeschienene, tief verschneite Alm, mit den sich fast schon abstrakt gegen den dunkel­ blauen Himmel abzeichnenden Umrissen von Lang- und Plattkofel bietet stets ein besonderes, beeindruckendes Bild. Roman Polanski hat es nicht umsonst als Hintergrund für die Außenszenen sei­ nes berühmten „Tanz der Vampire“ gewählt. An diesem Abend Anfang Februar würde der Anblick sogar noch mehr an den berühmten Filmklassiker erinnern, denn fast das gesamte Loipennetz ist gesäumt vom unwirklichen Licht Hunderter tan­ zender Fackeln. Doch von Gruselstimmung kann nicht die Rede sein. Im Startbereich des Moonlight Classic in Compatsch, wo jedes Jahr eigens ein ge­ räumiges Fest- und Versorgungszelt errichtet wird, herrscht lebhaftes Treiben. Aus Lautsprechern er­ tönen Stimmungsmusik und der aufgekratzte Live­

kommentar einer Moderatorin. Drahtige Athleten sind mit ihren schmalen Brettern zwischen Renn­ büro, Zelt und dem Serviceraum in der Feuerwehr­ halle unterwegs, wo ihre Skier den letzten Schliff in Form des perfekt den Bedingungen entspre­ chenden Wachses erhalten. Im Rennbüro liegt ein Gewirr von Sprachen in der Luft. Von überall her, aus Skandinavien, aus Tschechien, aus Deutschland und aus vielen italie­ nischen Provinzen sind ehrgeizige Amateure, aber auch zahlreiche Profisportler angereist, um sich den vielfachen Herausforderungen dieses unge­ wöhnlichen Rennens zu stellen, das in den 15 Jah­ ren seines Bestehens einen regelrechten Kultsta­ tus in der internationalen Langlaufszene errungen hat. Den Impuls setzte damals Robert Santer, ein »

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Bis zu 500 Langläufer gehen beim Südtirol Moonlight Classic auf der Seiser Alm an den Start.

lokaler Langlauffanatiker, der auch heute noch mit Begeisterung die Organisation der Veranstaltung verantwortet. In seinen über 50 Jahren als aktiver Langläufer, legte Robert selbst so manchen Kilo­ meter auf dem nächtlichen Loipennetz der Alm zu­ rück - aus einem einfachen Grund: Als Koch gestat­ teten seine Arbeitszeiten ihm eher selten, seiner Leidenschaft bei Tageslicht nachzugehen. Doch wie kam Robert Santer auf die Idee, auf der Seiser Alm jenes Langlauffest ins Leben zu rufen, das das Moonlight Classic heute ist und um des­ sen packende Atmosphäre er, wie er selber sagt, von den Veranstaltern vieler Volksläufe benei­ det wird? „Mit dem Bau der Seiser Alm Bahn er­ lebte der Langlauf zunächst einen Einbruch“, er­ zählt Santer. „Da fehlte – und fehlt immer noch – die Infrastruktur. Ein sportlicher Langläufer will die Loipe mit dem Auto erreichen oder sich dort umziehen können, nicht in seiner relativ dünnen

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Bekleidung eine Viertelstunde in der Umlaufbahn frieren. Und in jener Zeit war der Langlauf auch noch nicht so in Mode gekommen, wie er es jetzt wieder ist, das war eine ganz andere Klientel. Man hat diese Langläufer mit ihrer uralten Ausrüstung fast ein bisschen belächelt und als Skifahrer zwei­ ter Klasse betrachtet. Die hatten den Ruf, sich kei­ nen richtigen Skiurlaub leisten zu können. Manche Hotels haben an Langläufer tatsächlich nicht oder nur ungern vermietet.“ Es war aus Santers Sicht unerlässlich, dem Langlauf auf der Seiser Alm ei­ nen neuen Impuls zu geben, und so entstand 2007 die Idee, das Moonlight Classic zu veranstalten. An dessen Start gingen in der ersten Auflage gerade einmal 100 Läufer.

Viel hat sich getan seit diesem ersten Rennen. Bereits 2014 traten 350 Athleten an, heute liegt das Teilnehmerfeld bei 400 bis 500 Läufern, von de­ nen etwa eine Hälfte die komplette 30-Kilometer- »

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Runde absolviert, die andere die verkürzte Strecke von 15 Kilometern. Auch das Leistungsniveau ist ge­ stiegen – einfach nur Mitlaufen ist keine Option: Der erste Streckenabschnitt der großen Runde muss in einer festgelegten Mindestzeit absolviert werden, sonst werden die Läufer aus dem Rennen genommen. Doch auch die von den Hoteliers auf der Alm gemeinschaftlich gestifteten Preisgelder, die für einen Volkslauf eher hoch ausfallen, locken Profis aus dem internationalen Wettkampflei­ stungsport an.

Besonders hoch ist der Bekanntheitsgrad

Übung macht den Meister. Die Hindernisse verlangen Respekt.

des Moonlight Classic an der Wiege des Lang­ laufsports, in den Ländern des hohen Nordens. Im­ mer wieder sind skandinavisch anmutende Sprach­ fetzen zu hören und die Anzüge schwedischer oder finnischer Freizeitmannschaften unter den Starten zu erblicken, wie etwa jene von Katarina und Wil­ liam Nisser, die mit einer Gruppe von Freunden aus dem schwedischen Uppsala angereist sind. Wie sie auf das Rennen gekommen sind? „Mein Cousin, Ja­ kob Hård, ist Sportjournalist und in Schweden ei­ ner der bekanntesten Livekommentatoren. Von ihm haben wir den Tipp. Er hat sich nämlich ein­ mal unter Spitzensportlern umgehört, in welchen Langlaufgebieten sie persönlich am liebsten trai­ nieren. Von neun Befragten haben sieben gesagt: „Auf der Seiser Alm!“ Schon vor Monaten haben sie sich für das Rennen angemeldet. Der Umstand, dass Katarina sich noch vor 5 Wochen den Arm ge­ brochen hatte, konnte sie nicht von der Reise und der Teilnahme abhalten. Man spürt ihre Begeiste­ rung darüber, hier vor dieser besonderen Kulisse mitlaufen zu können, bevor es weiter nach Seefeld geht. „Aber die Höhe, die spüren wir, das sind wir von Zuhause nicht gewöhnt und das macht es tat­ sächlich noch einmal herausfordernder“, bekennt William gut gelaunt. Von der Volksfeststimmung dieses besonderen Langlaufrennens unter dem Nachthimmel in den Bann gezogen werden jedoch nicht nur Gäste aus der Ferne. Auch unter den Einheimischen erfreut sich das Moonlight Classic großer Beliebtheit. Das ist einerseits an den scheinbar zahllosen freiwilli­ gen Helfern aus der direkten Umgebung zu erken­ »

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Eingefleischte Moonlight Classic-Teilnehmer reisen aus Schweden, Finnland und anderen nordischen Ländern an, um sich auf der Seiser Alm zu messen.

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Eine Erinnerungsmedaille für jeden Finisher: Sowohl Profis als auch Hobbylangläufer zeigen viel Einsatz, um im Spitzenfeld mitzulaufen.

Kurz vor Drucklegung erreichte die Redaktion eine bedauerliche Nachricht: Aus Gründen der Sicherheit und zum Schutz von Teilnehmern, Gästen, Zuschauern und Helfern muss die 15. Ausgabe des Südtirol Moonlight Classic Seiser Alm auf das Jahr 2022 verschoben werden. Das Datum wird rechtzeitig auf www.moonlightclassic. info bekanntgegeben.

nen, ohne deren unermüdlichen Einsatz die Orga­ nisation kaum zu stemmen wäre. Doch auch unter den Zuschauern und Teilnehmern fehlen die Ein­ heimischen nicht, zum Beispiel die langlaufbe­ geisterten Schwestern Agnes und Evi Kritzinger aus Völs am Schlern. Im Jahr zuvor waren sie noch unter den Zuschauern und ließen sich von der At­ mosphäre verzaubern. „Da haben wir uns vorge­ nommen: Im nächsten Jahr stehen wir hier auch am Start“, erzählt Agnes.

seit Jahren und weiß schon vor dem Startschuss, dass sie sich der Polin Justyna Kowalczyk, einer wei­ teren Veteranin aus dem Weltcup, vermutlich wird geschlagen geben müssen. Gegen die Italienerin Antonella Confortola rechnet sich Siegel mögli­ cherweise Chancen aus – zu Recht, sie kann sich zu ihrer großen Freude knapp durchsetzen und als zweite ins Ziel einlaufen, wo die Bestplatzierten mit einem kleinen Feuerwerk und einer Blumenze­ remonie empfangen werden.

Für die Profisportler unter den Teilnehmern ist die Situation spürbar eine andere. „Man darf dieses Rennen nicht unterschätzen“, stellt Robert San­ ter klar. „Das wirkt hier auf den ersten Blick immer fast ein bisschen romantisch, aber mit Romantik hat das für die Läufer nicht viel zu tun. Die Stre­ cke ist extrem anspruchsvoll. Es muss ein beträcht­ licher Höhenunterschied bewältigt werden und es gibt einige entsprechend schnelle Abfahrten. Da wird insgesamt ein harter Rhythmus gelaufen.“ So mancher Läufer würde das Moonlight Classic als die größere Herausforderung empfinden als die Marcialonga, jenem besonders harten Skimara­ thon von 70 Kilometern Länge. „Die Sportler, die im Weltcup laufen oder bis vor kurzem noch ge­ laufen sind, wollen dann hier natürlich eine gute Figur machen und bestenfalls gute Platzierungen und Preisgelder erringen. Da werde ich dann vorher von den Läufern oder ihren Trainern sehr genau be­ fragt, wer sich noch angemeldet hat, damit sie ihre eigenen Erfolgsaussichten abschätzen können. Ich versuche dann natürlich möglichst unverbindlich zu bleiben“, schmunzelt Santer.

Sichern Veranstaltungen wie das Moonlight

Leistungssportlichen Ernst vermittelt auch Mo­ nique Siegel aus dem erzgebirgischen AnnabergBuchholz, die schon mehrfach beim Moonlight Classic dabei war und das Rennen auf der 30-Ki­ lometer-Distanz einmal gewinnen und einmal mit dem dritten Platz abschließen konnte. Anders ist für sie an diesem Abend, dass sie im Vorjahr ihre Profikarriere beendet hat und das erste Mal als „Amateurin“ an den Start geht. Ihre beiden Kon­ kurrentinnen um die Spitzenplätze kennt sie schon

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Classic die Popularität des Langlaufs? Robert Santer sieht der Zukunft seines Sportes nicht ohne Sorge entgegen. Dafür seien verschiedene Faktoren aus­ schlaggebend. „Einerseits ist es zwar absolut posi­ tiv, dass die Langläufer, die heute auf die Seiser Alm kommen, im Schnitt eine ganze Woche hier verbrin­ gen. Das sind Menschen, die sich bewusst für die­ sen wunderbaren Sport entscheiden und nicht zum Langlaufen gehen, weil sie nicht Geld für den Ski­ pass ausgeben wollen, im Gegenteil“, erklärt Robert. Ein Riesenproblem sei aber natürlich der Klimawan­ del. Weil etwa in den Mittelgebirgen der Schnee ausbleibe, werde es in Zukunft weniger Langläufer geben. Da hätten es die Vereine dann auch entspre­ chend schwer, Nachwuchs zu motivieren. Selbst auf der hochgelegenen Alm sei die Situation in man­ chen Jahren heikel. Darum sieht Santer Handlungs­ bedarf: Eine eigene Beschneiungsanlage würde es brauchen, mit der man etwa sieben bis acht Kilome­ ter Loipe schneefallunabhängig garantieren könnte. Diese Sicherheit sei auch für die Weltcupteams wichtig, die sehr gerne zu oder für Höhentrainings­ einheiten auf die Seiser Alm mit ihrer idealen Lage um 1.800 bis 2.000 Meter kommen würden, aber natürlich zuverlässige Bedingungen brauchten. Der Werbeeffekt dieser Profiteams sei für das Langlauf­ gebiet Seiser Alm von unschätzbarem Wert. Viele prominente Langläufer bekennen sich offen zu ih­ rer Liebe zu den sonnigen Höhen und weiten Bli­ cken der Alm und lassen sich auch im Mondlicht bereitwillig von dieser Landschaft verzaubern. Dem Moonlight Classic sind viele weitere gute Jahre hof­ fentlich gewiss! «

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Der Porzer ist Kult Bernhard Marmsoler, bekannt als „Porzer“, betreibt in Seis am Schlern einen besonders originellen Zeitungsund Souvenirladen. Portrait eines Einzelkämpfers.

Eine Institution bringt nichts aus der Ruhe.

E Ein weißes T-Shirt hängt im Geschäft vom Ober­ boden. Darauf das Konterfei des Kaufmannes und gut sichtbar die Aufschrift „The last perfect man“. Ein Geschenk von Freunden. Bernhard hat die Aus­ zeichnung mit Humor genommen. Der fast Siebzig­ jährige trägt immer weißes Hemd und Sakko, dazu den ortsüblichen blauen Schurz. Seine Lebenserfahrung lässt Bernhard gerne in die Gespräche mit seinen Kunden einfließen. Im „By Porzer“, wie er seinen Laden nach einem Englisch­ kurs umbenannt hat, findet sich neben den aktu­ ellen Zeitungen und Fachzeitschriften so alles, was man für einen Urlaub im Gebirge brauchen könnte oder als Mitbringsel nach Hause nehmen möchte: vom piepsenden Murmeltier am Eingang bis zu al­

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ler Art von Stroh- bis Bergsteigerhüten, warmen Plüschmützen und Hüttensocken, Postkarten und Wanderführern.

Großes Warenangebot. So weit so gut. Nur der Raum, den Bernhard im Pfarrhaus gemietet hat, scheint das Warenangebot, das er im Laufe der vielen Jahre seiner Kaufmannstätigkeit angesam­ melt hat, kaum zu fassen. „Ich muss ja alles allein machen“, rechtfertigt er das Sammelsurium. Seine drei Schaufenster hat er wohl vor Jahren das letzte Mal bestückt, zwar sehr liebevoll, mit wunderschö­ nen Kerzen, venezianischen Wunderkugeln, Minia­ turhäuschen im Alpenstil, Porzellanraritäten, „aber da fragt niemand danach“, wundert er sich. Und er scheint sie wohl auch vergessen zu haben, die hüb­ »

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

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schen Souvenirs, und die Aussicht, sie hinter den vorgelagerten Schachteln und alten Kalendern her­ vorkramen zu müssen, scheint ihn auch nicht zu begeistern. Im Keller bunkert der Kaufmann noch eine Menge von Waren, die heute nicht mehr ge­ fragt sind: Zinnteller, Zinnkrüge und bunte Bier­ krüge. Der Alltag des Porzer ist beschwerlich. Bereits früh­ morgens kommt er ins Geschäft, um die neuen Zei­ tungen in Empfang zu nehmen, auch am Sonntag­ vormittag. Dann stellt er erst einmal die Ständer mit den Postkarten, den Wanderkarten, den vie­ len Hüten und Plüschmützen, daran die Gehstö­ cke hängend, auch die Tücher, Hüttensocken und Schürzen im Tirolerdesign rund um den Eingang. Dazu mehrere prall gefüllte Kartons unbekannten Inhalts und immer – ob Winter oder Sommer – eine Kleiderstange mit verblichenen Jacken jeder Coleur.

Langer Arbeitstag. Bereits um sieben Uhr holen die ersten Kunden ihre Zeitungen. Irgendwann am Vormittag schließt der Porzer kurzfristig sein Ge­ schäft, um in einer nahestehenden Bar sein Früh­ stück zu genießen, denn sein Geschäftstag ist lang, und diese Pause sei ihm wohlvergönnt. Seine Stammkunden wissen das und erledigen inzwi­ schen eben etwas anderes, um dann wieder zurück­ zukommen. Wenn Bernhard nicht gerade einen schlechten Tag hat, kann er mit seinen schnodd­ rigen Sprüchen die Leute unterhalten. Er hat ein weites Herz, hält mit seiner persönlichen Meinung nicht hinter dem Berg und versteht es gut, die Men­ schen aufzumuntern. Der Mann hat Humor. Als die örtliche Bank einen Vorzeigemann für eine Plakataktion benötigte, stellte er sein Portrait zur Verfügung. Wer, wenn nicht er, war (nach dem Pfarrer) der bekannteste Mann im Dorf? Dabei hat der Porzer wirklich kein leichtes Leben gehabt. Nach Ausbildungs- und Ar­ beitsjahren in einem Lebensmittelgeschäft über­ nahm er mit seinem Bruder, der Florist war, das Ge­ schäft im Pfarrhaus. Der Bruder verkaufte Blumen und Grabkränze, Bernhard Zeitungen, Bücher und Souvenirs. Das Geschäft ging gut und der junge Bernhard beschloss, jungvermählt, mit seiner Frau den Laden, jetzt ohne Blumen, weiterzuführen.

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Sie starb nach nur einem Jahr an einer tödlichen Krankheit. Bernhard heiratete ein zweites Mal, das Paar bekam ein Kind, und wieder nach einigen Jah­ ren ging die Frau und das Kind blieb bei ihm. Eine Wohnung abzuzahlen, als alleinerziehender Vater ein Kind großzuziehen und ein Geschäft zu führen, brachte ihn manchmal an die Grenzen der Belast­ barkeit, erzählt er. Früher half ihm zeitweise eine Bekannte im Geschäft aus, aber seit der Junge er­ wachsen ist und einen guten Job hat, macht der Por­ zer wieder alles allein. Das Einzige, worüber er sich beklagt, ist die Hausarbeit, die er „so nebenbei“ vor allem am Sonntagnachmittag erledigen muss.

Ein geselliger Mann. Für die Mittagspause räumt Bernhard jeden Tag die ganzen Gestelle und Kar­ tons wieder ins Geschäft, danach wieder heraus und abends wieder hinein. Wieviel Mühe! Und dann kommt noch die Arbeit im Hinterraum dazu: Totocalcio, die italienische Variante von Fußball­ wetten, Enalotto, das italienische Pendant zur Staatslotterie, und noch dazu der Servicedienst für alle Zahlungsarten, die heutzutage über Computer ablaufen wie das Aufladen von Handykarten, die Bezahlung öffentlicher Gebühren usw. Deswegen trifft man den Porzer selten hinter dem Tresen an und muss dann eben im Hinterraum nach ihm su­ chen. Aber wenn das Wetter schön ist, dann setzt er sich auch mal auf einen Stuhl am Eingang in die Sonne oder auf eine Dorfbank mit Sicht auf den Eingang und plaudert mit den vorbeikommenden Leuten.

Im Geschäft von Bernhard Marmsoler gibt es unheimlich viel zu entdecken: Wertvolles, Nützliches, Schrulliges und jede Menge Raritäten.

Der Porzer hält sich durchaus auf dem Laufenden. Mit ihm kann man sich fabelhaft über alle mög­ lichen Themen unterhalten. Allerdings ist bei soviel Betriebsamkeit sein Hobby unter die Räder gera­ ten. Einst war Bernhard begeisterter Imker, er füt­ terte und pflegte seine geliebten Bienen, aber dann kam die Bienenpest und tötete seine Bienenvölker. Jetzt ist Sportfernsehen seine große Leidenschaft. Vor allem kann er sich für Fußball begeistern. Bei ihm treffen die dörflichen Fußballfans auf den wah­ ren Kenner, mit dem sie sich ausgiebig austauschen können. Auch wenn es um Wintersportarten wie al­ pine Skirennen und Biathlon geht, kennt Bernhard sich aus wie kaum ein anderer. Der Porzer in Seis am Schlern ist Kult, eine Institution, die man sich gar nicht wegdenken mag. «

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Bunte Golfbälle im Schnee

Wintergolf: wenn das Green zum White wird

Wer einmal ein ganz außergewöhnliches Golfturnier spielen möchte, liegt beim internationalen Wintergolfturnier auf der Seiser Alm richtig.

N Nina Urthaler ist Mitorganisatorin des internati­ onalen Wintergolfturniers seit der ersten Stunde. „Wo gibt es das schon, dass Golfer über weiße statt grüne Fairways spielen und den Ball in ein Eisloch einputten?“, fragt sie. Hier könne man einen fairen Wettkampf unter Gleichgesinnten austragen und dabei die herrliche Winterlandschaft der Seiser Alm aus einer neuen Perspektive erleben. Unter dem Motto „Wir organisieren, ihr sollt Spaß ha­ ben“ tüftelt ein Organisationsteam Jahr für Jahr

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an einem Turnier, das sich als tolle Ergänzung zu den vielen anderen Freizeitaktivitäten auf der Sei­ ser Alm gestaltet.

Golfclub St. Vigil Seis heißt der Veranstalter, der auf einem spektakulär angelegten Golfplatz am Fuße des Schlern zu Hause ist. Auf fast 1.000 Metern Meereshöhe gelegen ist der Golfplatz in St. Vigil zwar ein wunderschöner alpiner Golfplatz, aber verständlicherweise in den Wintermonaten »

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

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Sonne, Schnee und Golf sind eine fantastische Kombination.

Ein außerordentliches Schneevergnügen, bei dem in Eislöcher eingeputtet wird

geschlossen. Einige passionierte Clubmitglieder haben sich deshalb vor Jahren eine Alternative einfallen lassen, damit sie auch im Winter ihrem Hobby frönen können. Sie haben kurzerhand ein Golfturnier auf die Seiser Alm verlegt, auf die tief verschneiten Hänge rund um Compatsch. Seitdem findet der ungewöhnliche Wettbewerb jährlich statt, im Anschluss an ein anderes internationa­ les Event, dem Langlauf Nachtrennen „Moonlight Classic Seiser Alm“.

Abseits der Pisten. Beim Wintergolfturnier auf der Seiser Alm gelten die Regeln eines üblichen Golfturniers. Allerdings sind die Fairways und die Greens nicht grün, sondern in den Schnee gewalzt. Die Golfbälle sind knallbunt, damit sie im Schnee zu finden sind. Und statt zu Fuß oder mit dem Cart fahren die Golfer ausnahmsweise mit Skiern oder Snowboards von Loch zu Loch. Praktischerweise

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führen sie nur die notwendigste Golfausrüstung mit sich, natürlich den Putter und einige Schläger ihrer Wahl. Der 9-Loch-Golfparcour ist abseits der Skipisten angelegt. Startpunkt ist die Bergstation der Seiser Alm Bahn. Von dort geht es auf den Puf­ latsch, weiter zum Laurin- und Panoramalift und wieder zurück zum großen Putting-Green vor dem Hotel Plaza. Die Längen vom Abschlag zum Loch sind mode­ rat, von 60 Metern bis höchstens 150 Metern, so dass sie für alle Teilnehmer „leicht“ spielbar sind. Dabei können die Schnee-Golfer, wenn sie nicht gerade auf ihr Spiel konzentriert sind, das traum­ hafte Panorama der Seiser Alm genießen. Und sie haben obendrein eine Riesengaudi, wenn sie - mit klobigen Skischuhen an den Füßen - den Ball vom Abschlag in Richtung Fahne driven, oder wenn sie die Schwierigkeit meistern, den Ball über das ver­

eiste „Green“ ins Loch zu putten. Verspüren die Golfer Kälte oder Hunger, so gibt es freundliche Helfer am Rande des Parcours, die mit heißem Tee, Glühwein oder einer warmen Suppe diese Unannehmlichkeiten ausgleichen. Beim abschlie­ ßenden Putting-Turnier auf einem schneefreien Rasen können noch Punkte wettgemacht werden, bevor es zur Preisverteilung in ein geheiztes Zelt geht.

Gäste herzlich willkommen. „Das Wintergolf­ turnier auf der Seiser Alm hat sich zu einem richtig internationalen Event entwickelt“, freut sich Nina Urthaler vom Organisationsteam. Waren am An­ fang noch mehr freiwillige Helfer dabei als aktive Turnierteilnehmer, erinnert sie sich, so stieg deren Zahl von Jahr zu Jahr, bis sie beinahe die 50-Marke im letzten Turnier erreichte. Darunter sind immer mehr Gäste, die eigens mit einem kleinen Golfset

anreisen, um auch einmal das Golfen im Schnee zu probieren.

Organisation. Das Golfturnier auf der Seiser Alm ist ein Beispiel dafür, wie vieler Hände Arbeit zu einem tollen Ereignis führen. Da sind die Lift­ betreiber, deren Pistenraupen die Fairways wal­ zen, deren Mitarbeiter die Greens platt machen, die Kollegen vom Organisationsteam, die Fahnen stecken und als Ranger fungieren, die Preise für die Sieger und die Tombola zusammentragen und ebenso die freiwilligen Helfer, die am Parcours und im Zelt für das Wohl der Teilnehmer sorgen. Bei Musik, Speis und Trank sowie mehr oder weni­ ger golftechnischen Gesprächen im warmen Zelt vergeht die Zeit schnell bis zur Prämierung der Sieger. Für diese gibt es wertvolle Preise und den anderen Teilnehmern, die bei der Prämierung leer ausgehen, spendet die Tombola Trost. «

Kurz vor Drucklegung erreichte die Redaktion die bedauerliche Nachricht, dass das Wintergolfturnier im Januar 2021 leider nicht stattfinden kann.

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Hier strickt der Paul Bauer Paul Tirler vom Oberstufelshof in St. Michael strickt seit seinem zehnten Lebensjahr. Auch heute noch, mit über 80 Jahren, fertigt er Socken, Sarner-Jacken, Kappen und Handschuhe aus reiner Schafwolle an. In liebevoller Handarbeit entstehen Jacken, Socken und andere wertvolle Winterbekleidung.

D Text: Barbara Pichler Fotos: Helmuth Rier

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Der Beginn für Pauls Strickleidenschaft war die nicht allzu große Begeisterung seiner damals achtjährigen Schwester für das Stricken. Vergeb­ lich versuchte die Mutter, es der kleinen Schwe­ ster beizubringen. So meinte der damals zehnjäh­ rige Paul zur Mutter: „Dann bringst du es halt mir bei.“ Gesagt, getan! Die Mutter lehrte den Sohn alles, was sie über das Stricken wusste. Die Bega­

bung und vor allem die Begeisterung des Sohnes zeigten sich sofort. Zuallererst wurden Socken ge­ strickt. Zwei links und zwei rechts, das war gar nicht so einfach. „Lieber habe ich am Anfang nur rechts gestrickt. Nach einigem Üben brachte ich mir so­ gar selbst bei, wie man ein Zopfmuster strickt“, er­ innert sich Paul. Er muss heute noch lächeln, wenn er daran denkt, wie er dieses komplizierte Muster

studiert hat, um sich dann einen schönen Pullover zu stricken. Sogar einen Strickkurs hat Paul einmal besucht. Als einziger Mann in der Gruppe fühlte er sich dort dann doch nicht wohl. Fast 30 Jahre war Paul Maurer, neben der Arbeit am Hof. „Meine Frau hatte es nicht so mit dem Stricken. Sie war lieber im Freien auf dem Hof, vor

allem beim Vieh, das war ihre Passion. Da konnte ich ihr nicht das Wasser reichen. So war ich auch während unserer Ehe für das Stricken zuständig“, erinnert sich Paul Tirler. Im Winter wurde am Bau nicht gearbeitet, so hatte er Zeit zum Stricken. Seit über 70 Jahren strickt Paul Socken und SarnerJacken aus reiner Schurwolle. Diese Kleidungs­ »

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Paul Tirler, früher Maurer, strickt seit seiner Kindheit mit Begeisterung.

stücke haben eine lange Tradition in Südtirol. Die Menschen wissen schon seit Jahrhunderten die Ei­ genschaften der reinen Schafwolle zu schätzen und zu nutzen. Sie ist atmungsaktiv und garantiert ein gutes Körperklima.

Die Wolle für Pauls Socken und Jacken kommt aus dem Südtiroler Passeiertal. Paul hat eine Mu­ sterkarte mit verschiedenen Farben und Qua­ litäten. Die Farbpalette reicht von Weiß bis Schwarz, mit allen Farbstufen dazwischen. Wäh­ rend des Strickens liegt ein Zettel auf dem Tisch, mit Zeichen, die ausschauen wie eine Geheim­ schrift. Auf dem Papier notiert sich Paul die ge­ strickten Reihen. Eine Hilfe beim Zählen, damit alles seine Ordnung hat.

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Während des Strickens hört Paul Radio oder schaut Fernsehen. Im Radio hat Paul gehört, dass die Ca­ ritas warme Socken für die Obdachlosen in Bozen sucht. „Da stricke ich denen jetzt halt ein paar So­ cken“, meint der Paul. Wenn Augen und Hände müde sind, legt er sich zu einem kurzen Nickerchen auf die Küchenbank und dann geht’s wieder weiter. Wenn er den ganzen Tag Zeit hat, strickt Paul ein Paar Socken am Tag. Für eine Sarner-Jacke braucht er eine gute Woche. Früher hat er auch Fleckerlteppiche aus Stoff­ resten gewebt. Da musste ihm seine Frau die Far­ ben zusammenstellen, der Paul ist nämlich farben­ blind. Rot und Grün sind für ihn Braun. Vielleicht erklärt sich auch daraus Pauls Freude für die Na­ turfarben. «

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D Der Tag, als sie mit dem Ehrenzeichen des Lan­ des Tirol ausgezeichnet wurde, war ein ganz be­ sonderer im Leben von Irene Vieider, ein unver­ gesslicher. Die 1955 geborene Tierserin lässt sich in ihrer bescheidenen Art nicht in viel anmer­ ken, aber jenen Moment am 20. Februar 2020, als ihr die beiden Landeshauptleute von Südtirol und des Bundeslandes Tirol, das Ehrenzeichen in Form des Tiroler Adlers um den Hals hängten, sowie Blumenstrauß und Urkunde in die Hand drückten, empfand sie als besondere Wertschät­ zung für ihren jahrzehntelange ehrenamtlichen Einsatz für die Gesellschaft. Ob als passionierte Lehrerin an der Mittel­ schule, langjährige, geachtete Schuldirektorin der Mittelschule Kastelruth und des Schulspren­ gels Schlern oder schließlich als Landesmusik­ schuldirektorin: Irene Vieider drückte dem Bil­ dungswesen in Südtirol ihren Stempel auf. Als

sie 2015 in Rente ging, konnte sich niemand eine Irene Vieider im Ruhestand vorstellen. Und so ließ eine neue Herausforderung nicht lange auf sich warten: Seit 2016 ist Vieider ehrenamtlich als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewe­ gung der Diözese Bozen-Brixen tätig. Ihr Enga­ gement gilt in erster Linie den Frauen in der Kir­ che und in der Gesellschaft. Sie sitzt außerdem seit 1984 im Vorstand des Bildungsausschusses Tiers und bringt sich aktiv in die Gemeindepo­ litik und die Ortskirche ein. Die Musikliebhabe­ rin spielt Orgel, singt im Kirchenchor, hat die Tierser Singgruppe gegründet und ist seit 2016 Mitglied im Vorstand des Südtiroler Chorver­ bandes. ALPE spricht mit Irene Vieider über das Ehren­ amt, ihren Einsatz in der Kirche, die Entwicklung im Schulwesen, die Gemeindepolitik und die Corona-Pandemie.

Tun, um zu lernen Für Irene Vieider hat jede Zeit ihre Herausforderungen. Mit ihrem Engagement für Bildung, Politik und Musik stellt sie Weichen für die Zukunft.

Interview: Katja Sanin Fotos: Helmuth Rier

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ALPE Sie sind praktisch ein Leben lang ehrenamtlich tätig. Von den Anfängen als Jungscharleiterin in den 1970er Jahren, über Pfarrgemeinderat, Singgruppe und Kirchenchor bis hin zur Frauenbewegung Südtirols. Was ist das Schöne daran? Irene Vieider: Ich gestalte gerne und fühle mich in der Gemein­ schaft wohl. Zudem sind alle

diese Tätigkeiten unterschied­ liche Lernfelder für mich: Ich kann mich so besser selbst ken­ nenlernen. Ich traue mir etwas zu, weil mir andere viel zutrauen. Manche der Gemeinschaften sind für mich Familie geworden. Einige sagen, das sei mir in die Wiege gelegt worden, denn mein Vater, der leider gestorben ist als ich noch ein Kind war, war auch in vielen Vereinen aktiv und hat

zum Beispiel die Bergrettung in Tiers mitgegründet. Was antworten Sie jemandem, der ehrenamtliche, unentgeltliche Arbeit nicht nachvollziehen kann? Ehrenamtlich tätig zu sein, ohne etwas davon zu haben, ist natür­ lich nicht befriedigend. Damit meine ich nicht Geld, wohl aber die Genugtuung etwas Wichtiges »

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oder Sinnvolles für mich und für andere erreicht zu haben. Das kann der Abschluss eines Pro­ jektes sein, eine sichtbare Aktion oder zum Beispiel auch nur das schöne Gefühl, wenn beim Chor­ singen ein Lied besonders gut gelungen ist - und natürlich ist es sehr angenehm, wenn man für das eigene Tun positive Rückmel­ dungen bekommt. Erinnern Sie sich an einen Moment oder eine Situation, in der Sie besondere Genugtuung erfahren haben? Ja, das war am diesjährigen Hoch­ unserfrauentag, als wir in einer kleinen Gruppe, wie es die aktu­

bedenkt, dass 70 Prozent der ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche von Frauen geleistet wird. Mir ist es unverständlich, dass die katholische Kirche auf die Charismen der Frauen, die sich auf allen Ebenen einbringen können und wollen, verzichtet. Ich befinde mich mit diesem Unverständnis in bester Gesell­ schaft heutiger Theologinnen und Theologen, vieler engagierter Frauen in den katholischen Frau­ enbewegungen und in den Pfarr­ gemeinden und nicht nur. Von der Heiligen Teresa von Avila, einer Mystikerin des 16. Jahrhun­ derts, ist überliefert: „ ... Einmal muss es doch den Tag geben, an

„Kinder benötigen Regeln. Grenzen sind nicht nur Beschränkungen, sondern auch Geländer, an denen man sich festhalten kann.“

ellen Sicherheitsbestimmungen aufgrund der Pandemie ver­ langen, beim Festgottesdienst in der Pfarrkirche Tiers gesungen haben; es ist uns überraschend gut gelungen und das war einfach ein schönes Erlebnis, auch weil sich die Leute bei uns für den Gesang bedankt haben. Sie haben auch die Ausbildung zur Leiterin von Wortgottesfeiern absolviert, da dies die pastorale Situation in der Diözese Bozen-Brixen erfordert. Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Kirche? Es wird zwar immer wieder gesagt, dass es eine Kirche ohne Frauen nicht gibt. Nun, das ist offensichtlich, wenn man

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dem man alle erkennt. Ich spreche nicht für mich, ... son­ dern weil ich die Zeiten so sehe, dass es keinen Grund gibt, mutige und starke Seelen zu übergehen, und seien es die von Frauen.“ Man kann Sie mit all ihrem Engagement durchaus als „Macherin“ bezeichnen, und auch beruflich eilte Ihnen als Mittelschullehrerin und vor allem als Direktorin der Ruf einer Respektperson voraus. Woher kommt Ihr starker Charakter und warum liegt es Ihnen, Führung zu übernehmen? Ich habe versucht, meine ver­ schiedenen Berufsrollen gut aus­ zufüllen. Das heißt, nach

Überlegung und Beratung Ent­ scheidungen zu treffen und Ori­ entierung zu geben. Entscheidungen zu treffen heißt, Sicherheit zu geben. Entschei­ dungen müssen nicht immer richtig sein, wenn sich heraus­ stellt, dass etwas nicht funktio­ niert, kann man es wieder ändern. Ich wurde immer als sehr entscheidungsfreudig bezeichnet, was ich persönlich nicht so emp­ funden habe, da ich weiß, wie viel ich immer reflektiert und abge­ wogen habe, ehe eine Entschei­ dung getroffen wurde. Entscheidungen zu treffen ist wichtig, denn Mitarbeiter*innen brauchen einen verlässlichen organisatorischen Rahmen, damit sie sich darin mit ihren eigenen Ideen bewegen können und Kinder brauchen Sicherheit und auch jemanden, an dem sie sich reiben können. Kinder benötigen Regeln und Grenzen; Grenzen sind eben nicht nur Beschrän­ kungen, sondern auch Geländer, an denen man sich festhalten kann. Ich habe in meinen Berufs­ jahren durchaus auch Fehler gemacht. Aus Fehlern lernt man bekanntlich, und ich finde mein Leben deshalb so reich, weil ich in unterschiedlichen Rollen und Tätigkeiten gearbeitet habe. Ich habe es nie gescheut, Vertrautes zu verlassen und etwas Neues zu beginnen. Wenn Sie noch einmal wählen könnten, würden Sie denselben Berufsweg einschlagen? Ich habe in meiner Jugend gar nicht groß gewählt. Meine Mutter hat nach dem Unfall meines Vaters 1961 uns drei Kinder allein großgezogen. Sie hat aber damals schon erkannt, dass das Wich­

Für Irene Vieider ist Berufung mehr als Beruf. Ihre unterschiedlichen Rollen nahm sie stets mit großer Hingabe wahr.

tigste, was sie uns mitgeben kann, eine gute Ausbildung ist. Alle drei haben wir eine Ober­ schule besuchen dürfen. Als Älteste habe ich eine möglichst kurze berufsbildende gewählt, die Lehrerbildungsanstalt. Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, war das genau das Richtige für mich. Glauben Sie, dass es heute schwerer ist Lehrer zu sein als noch vor 30 Jahren? Dank des Internets ist Wissen heute in Sekundenschnelle abrufbar. Hat das den Lehrberuf verändert? Klar hat sich die Arbeitsweise verändert, aber Bildung ist mehr als Wissen. Bildung bedeutet

Zusammenhänge erkennen zu können und sich das Wissen selbst zu konstruieren; eine gute Allgemeinbildung ist meines Erachtens nach wie vor sehr wichtig, um mitreden zu können. Diese Bildung kann man sich nicht alleine über den Computer aneignen, denn die Fülle der Informationen ist enorm und da brauchen junge Menschen auch heute Lehrpersonen, die sie auf ihrem Weg begleiten. Ich finde, jede Zeit hat ihre Herausforde­ rungen. Eine wichtige Vorausset­ zung für den Lehrberuf ist die Liebe zu den Kindern, Vertrauen haben zu können, in sich und die anderen, auf allen Seiten und berufen zu sein, denn Berufung ist mehr als Beruf. Zu den Kin­

dern und Jugendlichen habe ich immer gesagt: Gleichgültig, wel­ chen Beruf ihr wählt, ihr müsst ihn nur gern tun und so aussu­ chen, dass ihr eure Fähigkeiten gut umsetzen könnt, dann geht es euch gut. Es freut mich immer, wenn ich ehemalige Schüler treffe und sehe, dass sie aus ihrem Leben etwas gemacht haben. Sie sind in der Gemeindepolitik tätig. Was macht Ihrer Meinung nach jemanden zu einem guten Politiker? Das würde ich ganz kurz beant­ worten und sagen: Die Sorge um das Gemeinwohl. Das müsste eigentlich an erste Stelle stehen – immer und überall. »

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„Auf die Charismen der Frauen kann nicht verzichtet werden“, sagt die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung.

Warum glauben Sie, tut sich die Politik schwer Frauen für sich zu gewinnen? Frauen sind einer Mehrbela­ stung ausgesetzt: Familie, Beruf, Ehrenamt. Frauen können zwar drei Dinge gleichzeitig erle­ digen, aber es ist schlussendlich die Zeit, die fehlt, denn wenn ich Kinder habe, berufstätig bin, einen Haushalt führe und viel­ leicht noch ältere Familienmit­

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Sie leben allein, hatten Sie nie den Wunsch, eine eigene Familie zu gründen? Da fallen mir zwei Erlebnisse ein: Wir hatten eine Tante, die meine alleinerziehende Mutter in vielen Dingen sehr unter­ stützt hat. Als ihr meine Mutter eröffnete, dass ich die Lehrerbil­ dungsanstalt besuchen würde, meinte meine Tante, dass dies wohl nicht notwendig sei, denn „die Gitschn heiraten eh.“ Meine Mutter hat sich zum Glück nicht abbringen lassen, denn diese Prophezeiung trat nicht ein. Das zweite war eine Schülerin, die mich bei einem Maiausflug im Zug gefragt hat, ob ich denn keinen Mann hätte oder wenigsten einen Freund. Ich ver­ neinte dies und sie meinte, „Dann wird es aber höchste Zeit, sonst ist es zu spät.“ Ich war damals 25 Jahre alt und es hat sich für mich tatsächlich nie ergeben, eine eigene Familie zu gründen. Aber ich bin sehr ein­ gebunden in die Familien meiner Geschwister, als Tante

und Patin. Manchmal ist bei meinen Nichten und Neffen meine Meinung mehr gefragt als die ihrer Eltern, da ich die Dinge mit der nötigen Distanz sehe. Haben Sie bei all Ihrem ehrenamtlichen Einsatz für die Gesellschaft auch Freizeit und wie verbringen sie die am liebsten? Ich wähle meine Aktivitäten im Ehrenamt in Freiheit und so sind diese praktisch Teil meiner Frei­ zeit. Ich arbeite zum Beispiel sehr gerne im Vorstand der Katho­ lischen Frauenbewegung, da der Austausch zu Themen in den ver­ schiedensten Lebensbereichen mit engagierten Frauen sehr inte­ ressant ist. Auch das Singen im Chor und in der Singgruppe bereitet mir große Freude und so empfinde ich es folglich nicht als Belastung. Ansonsten höre ich in meiner Freizeit gerne Musik, lese und wandere gerne. Vor der Corona-Pandemie bin ich auch sehr gerne gereist. Wie haben Sie persönlich diese Pandemie erlebt und das Alleinsein während der Ausgangssperre? Zu Beginn, kann ich mich erin­ nern, hielt ich das Ganze für unmöglich, fast surreal. Die Welt schien nicht mehr zu sein, wie sie einmal war. Es gab ja verschie­ dene Phasen, und zu Beginn der Ausgangssperre habe ich es sogar genossen, Zeit für mich zu haben und nicht jeden Abend einen Termin wahrzunehmen. Nach einiger Zeit begann ich, die sozialen Kontakte schon zu ver­ missen, aber zum Glück gibt es das Telefon. Als die Ausgangs­ sperre etwas gelockert wurde, habe ich die Kontakte in der

„Die Pandemie hat gezeigt, dass es auch einen Schritt langsamer geht.“

unmittelbaren Nachbarschaft gepflegt – im Freien und mit Abstand. Nach vielen digitalen Konferenzen wurde der Wunsch größer, sich wieder real treffen zu können. Als positiven Aspekt dieser Ausnahmesituation mitge­ nommen habe ich die Tatsache, jetzt bei den Zusagen wähle­ rischer zu sein. Ich habe bemerkt, dass es auch einen Schritt lang­ samer geht und lehne die eine oder andere Aufgabe schon mal ab, was mir früher eher schwer­ gefallen ist. Was wünschen Sie sich für die Zukunft – für sich privat und für das Leben in der Gesellschaft?

Selbst halte ich mich zwar für einen bescheidenen Menschen, aber ich wünsche mir, und bin bestrebt, noch mehr auf einen nachhaltigen Lebensstil zu achten. Weiters wünsche ich uns allen einen friedlichen, wert­ schätzenden und wohlwollenden Umgang miteinander. Ich bemerke aktuell, dass in der Gesellschaft eine gewisse Hysterie eintritt. Wenn jemand Fehler macht, wird er sofort an den Pranger gestellt und die Sache wird zur wichtigsten auf der Welt, wobei es so viel zu tun gäbe für Menschen auf der Welt, denen es nicht gut geht. Man könnte die Energie dafür ein­ setzen.

Fotoquelle: Land Tirol/Abteilung Repräsentationswesen

glieder pflege, bleibt nicht mehr viel Zeit übrig. Vielleicht trauen sich Frauen zu wenig zu und denken in der Politik gehe es nur um die Themen Technik und Wirtschaft, zu denen sie sich nicht hingezogen fühlen. Aber da gibt es auch das Soziale, wo ich sehe, dass Frauen in der Regel viel bewegen und das ist sehr wichtig, denn ohne den sozialen Bereich ist eine Gemeinde nicht lebensfähig. Nur wenn Wirtschaft und Sozi­ ales Hand in Hand gehen, kann sich eine Gemeinschaft gut ent­ wickeln. Das erkennen zum Glück immer mehr Menschen.

Am 20. Februar 2020 wurde Irene Vieider das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen, im Bild mit den Landeshauptleuten von Südtirol und Nordtirol Arno Kompatscher und Günther Platter.

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Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann auf der Seiser Alm

Impulse für die Zukunft Eckart Witzigmann, einem der besten Köche der Welt, ist die Förderung der Esskultur ein besonderes Anliegen. Im Genussland Südtirol ist Witzigmann ein gerne gesehener Gast. Der internationale Eckart-Witzigmann-Preis 2020 wurde in Bozen vergeben. Der „Eckart“ hat gesunde Ernährung, nachhaltige Kulinarik und den verantwor­ tungsvollen Umgang mit Ressourcen im Blick. Jahrhundertkoch Eckart Witzig­ mann war bei der Verleihung des nach ihm benannten Preises selbst vor Ort im NOI Techpark und freute sich mit den Preisträgern. Nach einem kulina­ rischen Fachsymposium unter dem Titel „Neue Konzepte für eine neue Zeit!?“ am Folgetag ließ sich Eckart Witzigmann einen Abstecher auf die Seiser Alm nicht entgehen. ALPE traf den bald 80-Jährigen bei der Rauch-Hütte.

ALPE: Eckart Witzigmann, Sie sind Jahrhundertkoch, bald 80 und kein bisschen …? Eckart Witzigmann: ... leise Was macht einen Koch zu einem herausragenden Koch? Wenn man ihn kopiert! Welcher Gast ist für Sie ein guter Gast? Einer, der immer wieder kommt.

Interview: Elisabeth Augustin Foto: Helmuth Rier

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Welches ist aus Ihrer Sicht das wertvollste Nahrungsmittel, welches das unterschätzteste? Um das exakt zu beantworten, müssten wir einen Lebens­ mittel-Fachmann konsultieren. Beim Genuss, und den habe ich immer versucht zu

bereiten, geht es primär um den Geschmack und nicht um „wertvoll“ oder „unterschätzt“. Aber ganz generell bin ich ein großer Freund von Gemüse, das ist immer gesund und schmeckt. Würden Sie auf eine einsame Berghütte verbannt, welche Nahrungsmittel und welches Kochgerät würden Sie mitnehmen und warum? Da müsste man mal die Ver­ pflegung in der Verbannung kennen. Napoleon wurde ja an allen Orten fürstlich verpflegt und ich denke mir, dass Süd­ tirol nicht ungastlicher als Frankreich ist. Aber fürs erste würden mir mein Messer, Zündhölzer und ein benach­ barter Bauer reichen.

Was verbinden Sie ganz persönlich mit der Genussregion Südtirol? Genuss auf dem Teller und im Glas und liebenswürdige Men­ schen. Welche Entwicklung im Nahrungsmittel- und Genusssektor wünschen Sie sich persönlich? Da kann ich mich nur selbst, aus einem Interview zur Jahr­ tausendwende zitieren: Den Produzenten seiner Lebens­ mittel persönlich zu kennen. Was wünschen Sie sich, was man in 100 Jahren noch über Sie sagen sollte? Nachdem ich mich nicht so wichtig nehme, zerbreche ich mir darüber nicht den Kopf ...


Foto: Helmuth Rier

Südtiroler Bratäpfel Diese Süßspeise sollte vor allem während der Weihnachtszeit nicht fehlen. Allein schon der süße Duft, der aus dem Backofen strömt, macht Lust darauf. Bei der Zubereitung sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Der Apfel fühlt sich wohl in Südtirol. Warme Sommertage mit kühlen Nächten sind das ideale Klima für den Einwanderer aus Kasachstan. Dort befinden sich noch heute die Urwälder der Apfelbäume.

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN

ZUBEREITUNG

4 Äpfel Nüsse (Haselnüsse, Mandeln oder Walnüsse) Sultaninen Preiselbeermarmelade etwas Zucker mit Zimt

Das Apfelgehäuse herausschneiden (dafür gibt es ein eige­ nes Messer im Fachhandel). Den unteren Teil abschneiden und wieder in den Apfel stecken, wie einen Stöpsel. Das ver­ hindert, dass die Zutaten beim Braten wieder herausrinnen. Nun den Apfel mit den Nüssen, Sultaninen und der Preisel­ beermarmelade füllen. Mit ein wenig Zimtzucker bestreuen. Die Bratäpfel bei 200° für etwa 20 Minuten backen. TIPP: Besonders gut schmeckt der Bratapfel mit einer Kugel Zimteis. Auch mit den Gewürzen kann experimentiert wer­ den. Probieren Sie mal statt Zimt ein Lebkuchengewürz. Die Marmelade der Johannisbeeren passt auch wunderbar zu dem süßen Bratapfel. Barbara Pichler

Frische von unseren Bauern!

NEUE Metzgerei GRUBER

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Lebensmittel Metzgerei Bäckerei Konditorei Eisenwaren Gartenmarkt Landwirtschaftsartikel

Der Konsum Markt ist ein “buntes” Kaufhaus im Herzen von Kastelruth. Die Vielfalt der Waren macht dieses außergewöhnlich: ein breites Lebensmittelsortiment sowie Gaumenfreuden von heimischen Bauern und Waren aus biologischer Produktion werden Sie genauso finden, wie landwirtschaftliche Bedarfsartikel und Eisenwaren. Bei der Sortimentsgestaltung unseres Supermarktes

zählen besonders Werte wie heimische Produktion, kurze Transportwege und lokale Wertschöpfung. Zu der Vielfalt an Südtiroler Spezialitäten gehört auch das traditionelle Schüttelbrot der Bäckerei-Konditorei Burgauner, das zum typischen „Südtiroler Speck“ der Metzgerei Gruber angeboten wird. Wir freuen uns über Ihren Besuch!

Konsumgenossenschaft Kastelruth Paniderstraße 24, Tel. 0471 706 330, Fax: 0471 710 501 info@konsummarkt.com, www.konsummarkt.com

44 ALPE | Winter

GANZJÄHRIG

GEÖFFNET Montag - Samstag 07:30 - 12:30 Uhr 15:00 - 19:00 Uhr

EINHEIMISCH! EINZIGARTIG! ECHT!


> Winter 2020/21

DOLOMITI RANGER IM NATURPARK SCHLERN-ROSENGARTEN

WINTER EINMAL ANDERS: NATURERLEBNIS ABSEITS DER PISTE

Eine Entdeckungsreise in die Winterwelt der Tiere und Hexen für die ganze Familie! „Wer war schon vor uns da?“ – Hase, Fuchs und Reh ziehen ihre Fährten im frischen Neuschnee der Seiser Alm. Gemeinsam mit einem Ran­ ger begeben wir uns am Nachmit­ tag auf Spurensuche der Wildtiere. Dabei lernen wir, wie sie sich auf den Winter vorbereiten, entdecken die verschiedenen Winterphäno­ mene und lernen wie sich die Tier­ welt an die Kälte anpasst. Unter fachkundiger Führung untersuchen wir den Schnee und wandern durch den Winterwald bis hin zu unserem Hexen-Iglu. Dort lauschen wir Hexe Martha und ihren spannenden Sagen über Hexen und Hexenmeister.

Entdecken Sie die Winter High­ lights abseits der Piste in den Dörfern der Ferienregion Seiser Alm und freuen Sie sich auf die authentischen Wintermonate! KASTELRUTH Mühlenwanderung zum malerischen Weiler Tisens Wanderung von Kastelruth zum wunderschön gelegenen Wei­ ler Tisens, mit Besichtigung einer liebevoll restaurierten Mühle und der dem Hl. Nikolaus geweihten Kirche von Tisens. KASTELRUTH Die Magie des Vollmondes Nachtwanderung nach St. Valen­ tin im Zeichen von Sagen und Legenden rund um die Ferienre­ gion Seiser Alm nach St. Valentin. SEIS AM SCHLERN Feuer, Flamme & Muspfanne Im Fackelschein der magischen Däm­ merstimmung wandern wir zuerst zur St. Valentin Kirche und danach zum „Zemmerhof“, wo uns die Bäu­ erin Paula ein köstliches „Bauern­ muas“ am offenen Feuer zubereitet.

SEIS AM SCHLERN Schüttelbrot, Vinschgerlen & Co. – Südtiroler Brotbackkurs Traditionelles Brot backen in der Bäckerei Oberprantacher. Am Ende können Sie das selbstgemachte Brot mit nach Hause nehmen. VÖLS AM SCHLERN Schupfnudl Wanderung – Eine Erlebniswanderung für die ganze Familie Bei der Wanderung können Sie sich am Völser Weiher im Eisstock­ schießen versuchen und anschlie­ ßend traditionelle „Schupfnudl mit Hollermulla“ genießen. TIERS AM ROSENGARTEN Auf Schneeschuhen ins urige Tschamintal Tauchen Sie ein in die zauber­ hafte Winterwelt, entdecken Sie noch unberührte Naturland­ schaften des „Tschamintales“. SEISER ALM Almromantik für Zwei Pferdekutschenfahrt über die tief verschneite Seiser Alm und Candlelight-Dinner in einer gemütlichen Almhütte. Detaillierte Informationen und Anmeldung in den Informationsbüros. www.seiseralm.it/specialwinter

Das vorliegende Seiser Alm Magazin ALPE wurde im Dezember 2020 für Sie gedruckt. Aufgrund der vielen Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Entwicklung der Covid-19-Pandemie lässt die Redaktion offen, ob die geplanten (und hier abgedruckten) Veranstaltungen effektiv stattfinden werden. Wir wünschen uns alle, dass die Coronakrise baldmöglichst überwunden werden kann und wir uns dann gemeinsam wieder über die vielen kleinen und großen Dinge freuen können.

46 ALPE | Winter

Foto: Annemarie Obexer

Foto: Helmuth Rier

Foto: Helmuth Rier

Foto: IDM/Rotwild

> Winter 2020/21

Foto: IDM/Andreas Mierswa

Highlights Winter 2020/21

> Winter 2020/21

> Januar – Februar 2021

> 3. – 17. März 2021

> 7. März 2021

> 17. – 21. März 2021

SCHLOSS PRÖSELS IM WINTER ERLEBEN

TASTE THE DOLOMITES

EARLY BIRD SKIING MIT ALMFRÜHSTÜCK

BERGLERGENUSS IM WINTER

15. SWING ON SNOW WINTER MUSIC FESTIVAL

Exklusives Skierlebnis für Frühauf­ steher mit anschließendem Früh­ stück auf der Seiser Alm.

Zur kulinarischen Genusswande­ rung von Tiers über St. Sebastian zum Wuhnleger kann jeder Teilneh­ mer individuell, aber spätestens um 10 Uhr in Tiers am Rosengarten starten. Auf dem Weg können Sie sich auf 4 Verpflegungsständen mit Aperitif, wärmender Suppe und noch mehr Leckereien verwöhnen lassen. Bei der letzten Station auf der Proa (Almwiese oberhalb St. Zyprian) bieten sich rund um die Feuerstellen Sitzgelegenheiten aus Strohballen und Baumstämmen. Da ist Zeit zum gemütlichen Bei­ sammensein bei gutem Wein und Live-Musik. Doch die Veranstaltung ist nicht nur Genuss für den Gau­ men, sondern auch für die Augen: Mit Blick auf den Rosengarten, der in der Abendsonne rot leuchtet, findet der Tag seinen Ausklang.

Jazzmusik auf der Hütte, Soul auf der Piste oder traditionelle Takte abends im Restaurant: Vom 17. bis zum 21. März 2021 sorgen Bands aus dem Alpenraum in der Ferienregion Sei­ ser Alm beim „Swing on Snow Winter Music Festival“ von früh bis spät für gute Stimmung. Die Musikgruppen bringen Jung und Alt in Schwung und unterhalten Pistensportler sowie Musikliebhaber gleichermaßen. Die zeitgemäßen Interpretationen traditioneller Volksmusik gemischt mit Jazz, Soul und Pop spiegeln die musikalische Kultur des Alpenrau­ mes wider. Die Zuhörer können zu flotten Beats und Rhythmen swingen und die Abfahrten genie­ ßen, während die Musikanten auf Tuba, Bass, Hackbrett und Akkor­ deon ihr musikalisches Können zei­ gen. Gespielt wird vormittags auf den Pisten der Seiser Alm, mittags in den Hütten und abends in den Dörfern Kastelruth, Seis, Völs am Schlern und Tiers am Rosengarten. www.swingonsnow.com

Schloss Prösels kann auch im Winter besichtigt werden. Diese winterli­ chen Schlossbesuche erweisen sich in Kombination mit einer traumhaf­ ten Winterwanderung als abwechs­ lungsreiche Alternative zum Skifah­ ren. Jeden Donnerstag, vom 14. Jän­ ner bis zum 25. März 2021, erwacht Schloss Prösels aus seinem Winter­ schlaf und öffnet um 15:00 Uhr seine Tore. Im Rahmen einer einstündigen Führung erfahren die Besucher Wis­ senswertes über das Schloss und seine früheren Bewohner. Gleichzei­ tig können drei Bilderausstellungen, eine reichhaltige Waffensammlung und die Ausstellung „finff majo­ lica schaln“ besichtigt werden. An drei Tagen (Mittwoch, 30.12.2020/ Montag, 04.01.2021/Donnerstag, 18.02.2021) finden in diesem Win­ ter zum ersten Mal „Winterliche Genuss-Kulturtage“ auf Schloss Prö­ sels statt. Dabei bietet sich den Gäs­ ten die Gelegenheit, im Anschluss an die Schlossführung typische lokale Produkte zu verkosten, die von den Produzenten an Ständen im Schlosshof angeboten werden. Eine Anmeldung zu den Winter­ führungen in den Informationsbü­ ros bis zum Tag der Veranstaltung um 12:00 Uhr ist Voraussetzung. www.schloss-proesels.it

Ihre Alpe-Redaktion

Mit „TASTE THE DOLOMITES“ haben Sie jeden Freitag die Gele­ genheit einen geselligen und kulinarischen Skitag mit regio­ nalen Leckereien Südtirols in der zauberhaften Winterlandschaft der Dolomiten zu verbringen. PROGRAMM: > Aperitif mit Prosecco > Jause mit einem Speck-Aperi­ tif und Weißwein Verkostung > Mittagessen und Rot­ wein Verkostung > Nachspeise mit Grappa Verkos­ tung und Sonnenuntergang www.ski3000.it > 6. Februar 2021

NOSTALGIEGAUDI-RENNEN Beim Nostalgie-Gaudi-Rennen in vergangene Zeiten eintauchen! Zahl­ reiche Nostalgie-Gruppen aus Süd­ tirol, Trentino, Livigno und Slowe­ nien wurden dazu auf die Seiser Alm eingeladen. Ihre alten Gewänder und Ski-Ausrüstungen aus verschiedenen Epochen können beim Gaudi-Ren­ nen auf der Panorama Piste bestaunt werden. In der Mittagspause trifft man die Nostalgie-Skifahrer in den umliegenden Hütten und anschlie­ ßend findet die Preisverleihung statt. Das Event findet in Zusammenar­ beit mit dem Kastelruther Nost­ algie-Profi Otto Mauroner statt.

Wir haben den Grund warum Sie im Skiurlaub früh aufstehen sollten: An drei Tagen im März öffnen abwech­ selnd exklusiv drei Skilifte bereits um 7:00 Uhr. Um 9:00 Uhr geht es zum gemeinsamen Frühstück mit vielen köstlichen Produkten aus Südtirol. TERMINE & LIFTE: 03.03.2021 Telemix Puflatsch 10.03.2021 Panorama Sessellift 17.03.2021 Spitzbühl Lift TEILNAHME: Für die Teilnahme am „Early bird skiing“ müssen Sie im Besitz eines Mehrtagesskipasses oder eines Saisonskipasses sein, oder den Tagespass morgens vor Ort kaufen (Skipassbüro ab 6.45 Uhr geöffnet). Für das Frühstück muss die Reservie­ rung bis zum vorhergehenden Diens­ tag in den Informationsbüros der Ferienregion Seiser Alm vorgenom­ men werden. Die Bezahlung für das Frühstück erfolgt entweder im Infor­ mationsbüro oder am Treffpunkt.

Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung und Infos im Informationsbüro Tiers am Rosengarten. > 22. – 26. März 2021

WORLD ROOKIE TOUR Der Snowpark Seiser Alm ist vom 22. bis 26. März 2021 Schauplatz für die zweiten Freeski Rookie Finals. Der internationale Wettbewerb kom­ biniert sportliche Wettkämpfe mit außergewöhnlichen Lifestyle Events. Talentierte Nachwuchsathleten aus verschiedenen Nationen treffen sich, um sich in der Disziplin Freeski zu messen und prestigeträchtige Preise zu gewinnen. Die World Rookie Tour Events beinhalten neben dem eigent­ lichen Wettkampf ein Rahmenpro­ gramm mit Video Premieren, Work­ shops, Kursen, Beisammensein bei typischen Abendessen u.v.m. www.worldrookietour.com

Winter | ALPE 47


Foto: Helmuth Rier

Foto: SAM

Foto: SAM/Armin Indio Mayr

Foto: Armin Indio Mayr

Foto: SAM/Helmuth Rier

Foto: Schloss Prösels/Helmuth Rier

Foto: IDM/Marion Lafogler

Vorschau Sommer 2021

> Frühling & Herbst 2021

> Mai – Oktober 2021

> 22. Mai – 6. Juni 2021

> 28. – 30. Mai 2021

> 4. Juli 2021

> Juli – August 2021

> Juli – August 2021

> 1. – 31. Oktober 2021

SEISER ALM BALANCE

SOMMER IM SCHLOSS PRÖSELS

GENUSSWOCHEN

38. OSWALD VON WOLKENSTEIN-RITT

8. SEISER ALM HALBMARATHON

SILENZI D’ALPE

SEISER ALM FAMILIENSOMMER

VÖLSER KUCHLKASTL

Drei Tage, vier Turnierorte und 36 Mannschaften: Zu Ehren des Ritters und Dichters Oswald von Wolken­ stein veranstalten Kastelruth, Seis und Völs am Schlern ein histori­ sches Reitspektakel der Superlative. Vom 28. bis 30. Mai 2021 können Besucher beim Oswald von Wol­ kenstein-Ritt in das 14. Jahrhundert eintauchen und mittelalterliches Flair, meisterliche Reitkunst und Südtiroler Gastfreundschaft erleben. Keine andere Reitveranstaltung ver­ mag Kultur, Tradition, Geschichte, Sport und Folklore derart stim­ mig miteinander zu verbinden. Die Eröffnungsfeierlichkeiten samt Festeinzug und Dorffest finden am Samstag, den 29. Mai 2021 mit Beginn um 14:30 Uhr in Seis am Schlern statt. Die traditionellen Turnierspiele finden hingegen am Sonntag, den 30. Mai 2021 statt. www.ovwritt.com

21 Kilometer, 601 Höhenmeter und 700 Startplätze: Das sind die Kennzahlen des Seiser Alm Halb­ marathon am 4. Juli 2021 mit Start und Ziel in Compatsch. Eingebet­ tet in das UNESCO Welterbe der Dolomiten bildet der Seiser Alm Halbmarathon einmaliges Natu­ rerlebnis und sportliche Heraus­ forderung für Freizeitsportler und Profis. Vorbei an den imposanten Gesteinsformationen von Schlern, Plattkofel, Langkofel und den Ros­ szähnen schlängelt sich die Wett­ kampfstrecke bis zum höchsten Punkt auf 2.050 Meter unterhalb des Goldknopfs. Von dort führt die Strecke zurück nach Compatsch. www.running.seiseralm.it

Im Frühling und im Herbst kön­ nen Sie bei verschiedensten Ver­ anstaltungen und Workshops rund um die Themen Entspannung, Genuss und sanfte Bewegung in der freien Natur Kraft tanken und mit unseren Experten einzigartige Plätze und Highlights in der Feri­ enregion Seiser Alm entdecken. www.seiseralm.it/balance > Mai – Juli 2021

WANDERUNGEN FÜR BLUMENFREUNDE Rund 790 Blüten- und Farnpflanzen mit unterschiedlichsten Aussehen und Herkunft können im Gebiet um den Schlern im Laufe eines Jah­ res angetroffen werden. Typische Alpenblumen, aber auch botanische Raritäten gedeihen auf den Almmat­ ten, Weiden und Schuttkarren. Das Amt für Naturparke organisiert in Zusammenarbeit mit den Tourismus­ vereinen der Naturparkgemeinden alljährlich rund 20 geführte Wande­ rungen mit dem erfahrenen Natur­ parkwanderführer Riccardo Insam.

48 ALPE | Winter

Vom 1. Mai bis 31. Oktober kann Schloss Prösels, der wohl bedeu­ tendste Burgenbau Tirols aus maxi­ milianischer Zeit, besucht werden. Die Schlossführungen beleuchten die Geschichte des Schlosses und jene der Herren von Völs, beide eng miteinander verwoben. In speziellen Familienführungen unter der Leitung von „Hexe Martha“ tauchen Kinder in die Welt der Sagen ein und erfah­ ren Wissenswertes über die Heil­ kunst in vergangenen Zeiten. Bei Familienführungen mit Ritter Fried­ rich von Hauenstein eröffnet sich den Kindern die Welt der Ritter, Knappen und Edelfrauen. Konzerte, Lesungen, Filmabende runden das Kulturprogramm des Schlosses ab. Und während sich die Kinder auf dem neu angelegten Kinderspiel­ platz vergnügen, können sich die Eltern im Schlossgarten lokalen Genüssen hingeben. www.schloss-proesels.it

Unter dem Thema 100% Ferienregion Seiser Alm erwartet Liebhaber der regionalen Küche zum Saisonauftakt ein Geschmackserlebnis der beson­ deren Art. In diesen zwei Wochen steht die ganzjährig, gesunde und 100% lokale Küche im Vordergrund. Ziel ist es, das hundertprozentige lokale Angebot in den Vordergrund zu rücken und die Zusammenar­ beit mit den Bauern und Direkt­ vermarktern und die Synergien vor Ort zu stärken. Eine Auftaktveran­ staltung zu Beginn der Genusswo­ chen wird den Startschuss geben.

> 10. Juli 2021

4. ROSENGARTEN SCHLERN SKY MARATHON Eingebettet in die einmalige Kulisse des Dolomiten UNESCO Welterbes, findet in Tiers am Rosengarten ein Bergmarathon im alpinen Gelände mit einer Länge von 45 Kilometern und rund 3.000 Höhenmetern statt: der Rosengarten Schlern Sky Mara­ thon. Der herausfordernde Ber­ glauf startet in St. Zyprian auf 1.136 Metern, umrundet das Rosengar­ ten-Massiv und führt über Schlern und Tschafon zurück ins Dorfzen­ trum von Tiers. Der höchste Punkt des Sky Marathons liegt auf dem Grasleitenpass auf 2.630 Metern. www.skymarathontiers.it

Umgeben von magischen Land­ schaften, einzigartigen Schauplät­ zen und Dolomitengipfeln findet das Kulturtreffen Silenzi d’Alpe statt. Gemeinsam lauschen die Teilnehmer der Stimme der Stille und folgen den Spuren der Natur, der Traditionen und Erzählungen, die sich um die Seiser Alm ran­ ken. Das Programm von Silenzi d’Alpe umfasst neben Wanderun­ gen auch Konzerte und Gespräche. www.silenzidalpe.it > Juli – September 2021

SUMMER CLASSICS IN SEIS AM SCHLERN Für Liebhaber klassischer Musik bie­ tet Seis am Schlern eine außerge­ wöhnliche Konzertreihe an. Künstler, die vorwiegend aus Italien stam­ men und auf internationale Erfah­ rung bauen, spielen Werke großer Komponisten. Die Konzerte fin­ den montags um 21:00 Uhr statt.

Im Sommer verwandelt sich die Sei­ ser Alm in ein Familienparadies: Bei Dolomiti Ranger erkunden kleine und große Spürnasen den Lebens­ raum der Tiere im Wald und am Was­ ser. Familien lauern nachtaktiven Tieren auf, gehen auf Spurensuche und bauen ein Hotel für Insekten. Wer das Leben auf dem Bauernhof erkunden möchte, auf den wartet das Erlebnis Bauernhof. Neben tie­ rischen Erlebnissen erwartet Fami­ lien auch der Weg von der Milch zum Käse. Auch im Brotbacken können sich die kleinen und gro­ ßen Bäuerinnen und Bauern üben. > Sommer 2021

GENUSS-ERLEBNISSE UNTER FREIEM HIMMEL Zwei außergewöhnliche Open-Air-Gourmetveranstaltun­ gen lassen den Sommer rund um die Seiser Alm zu einem kulinari­ schen Erlebnis werden: Den Auftakt macht die Berglertafel in Tiers am Rosengarten am 15. Juli. Neben ihrer kulinarischen Raffinesse ist sie für die außergewöhnliche Aussicht auf den sagenumwobenen Rosengarten berühmt. Am 28. Juli lädt Kastel­ ruth zu einem geschichtsträchtigen Mahl: Kulisse für die Krausentafel bildet der Kastelruther Kofel, der Kalvarienberg.

Seit dem Jahre 1978 ist das Völser „Kuchlkastl“ in Völs am Schlern der kulinarische Höhepunkt des Herbstes in der Ferienregion Seiser Alm. Feinschmecker und Liebha­ ber bodenständiger Kost kommen voll auf ihre Kosten, wenn die Völ­ ser Wirte vom 1. bis zum 31. Oktober zum „Gastronomischen Oktober“ laden. Die Völser Köche bereiten Originelles nach alten Rezepten auf verfeinerte Art zu. Ihr Motto: Alte Gerichte werden neu interpre­ tiert und mit Liebe aufgetischt. www.voelserkuchlkastl.com > 8. – 10. Oktober 2021

36. KASTELRUTHER SPATZEN-FEST IN KASTELRUTH Feiern, gemeinsam schöne Abende verbringen, die Kastelruther Spat­ zen live erleben: Das Spatzen-Fest in Kastelruth ist ein Muss für jeden echten Fan. Umgeben von der ein­ maligen Kulisse der Dolomiten können sich alle von den „Hel­ den der Volksmusik“ verzaubern lassen. Denn auch die Lieder der sieben Spatzen klingen „richtig gut nur daheim in Kastelruth“.

Winter | ALPE 49


Foto: IDM/Alex Filz

Foto: Helmuth Rier

Gesehen & gehört

Ein starkes Team. Sie sind jung, ambitioniert und haben den Siegerwillen im Blut. Die jungen Sportlerinnen und Sportler, die in der Ferienregion Seiser Alm beheimatet sind oder hier trainieren und sich durch besondere Leistungen auszeichnen, werden von Seiser Alm Marketing und den Tourismusvereinen unterstützt. Wir wünschen den sympathischen Botschaftern unserer Ferienregion gute Rennen und Wettkämpfe, schöne Begegnungen, viel Glück und sportlichen Erfolg in der laufenden Saison! #TeamSeiserAlm

Foto: Arik Oberrauch

Mythos Dolomiten Seit 2009 UNESCO Welterbe, laut Südtirols Extrembergsteiger Reinhold Messner „die schönsten Berge der Welt“ und für viele die Winterrregion schlechthin: Die Dolomiten bestechen durch ihre einzigartige Schönheit.

Helden der Lüfte: 30 Jahre AIUT ALPIN Dolomites Grund zum Feiern hatte im letzten Herbst eine tragende Säule im Südtiroler Rettungswesen, der Aiut Alpin Dolomites. Die erste Basis befand sich ursprünglich bei der Sanon Hütte auf der Seiser Alm. Im Jahr 2003 wurde die Zentrale des Aiut Alpin Dolomites nach Pontives/St. Ulrich verlegt. Im letzten Jahr wurden in acht Monaten erstmals über 1.000 Einsätze geflogen und so manches Menschenleben konnte gerettet werden. Seit 2017 können sogar Nachteinsätze geflogen werden. Ein besonderer Dank gilt der gesamten Mannschaft für ihren großartigen und unermüdlichen Einsatz!

Versteinerte Korallenriffe, die sich in den Himmel türmen, sind Zeugnisse der einmaligen Bergwelt der Dolomiten. Dank ihrer einzigartigen monumentalen Schönheit und ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung zählen die „Bleichen Berge“ seit 2009 zum UNESCO Welterbe. Insgesamt neun Teilgebiete, darunter auch der Naturpark Schlern-Rosengarten,

Naturpark Schlern-Rosengarten. Südtirols ältester Naturpark wurde im Jahr 1974 gegründet. Das 7.291 Hektar große Schutzgebiet befindet sich in den westlichen Südtiroler Dolomiten. Der Schlern ist ein beeindruckender Gebirgsstock und gilt mit den Türmen Santner und Eurin-

Lienz Toblach Dobbiaco

Brixen Bressanone

Meran Merano

St. Vigil S. Vigilio

5

Foto: I Vini di Veronelli

St. Ulrich

Kastelruth Ortisei Castelrotto Seis am Schlern Seiser Alm Siusi allo Sciliar Alpe di Siusi Völs am Schlern

Dolomiten UNESCO Welterbe 1

Pelmo, Croda da Lago

2 Marmolada

4 Dolomiti Friulane e d’Oltre Piave 5 Nördliche Dolomiten 6 Puez-Geisler 7 Schlern-Rosengarten, Latemar 8 Bletterbach

50 ALPE | Winter

Bruneck Brunico

Südtirol

3 Pale di San Martino, San Lucano Dolomiti Bellunesi, Vette Feltrine IMPRESSUM. ALPE: Registriert beim Gericht Bozen, Dekret Nr. 9/2002 R.St. Herausgeber: Seiser Alm Marketing, 39050 Völs am Schlern, Dorfstr. 15, Tel. +39 0471 709 600, Fax +39 0471 704 199, info@seiseralm.it, www.seiseralm.it; Presserechtlich verantwortlich: Elisabeth Augustin; Redaktionsteam: Elisabeth Augustin, Rosa Maria Erlacher, Sabine Funk, Christine Neulichedl, Barbara Pichler Rier, Katja Sanin; Übersetzungen: Studio Bonetti & Peroni; Werbung: Sabine Demetz, Christoph Trocker; Grafik: Komma Graphik; Druck: Litopat GmbH, Verona.

ger als eines der Wahrzeichen Südtirols. Das Rosengartenmassiv mit seinen unzähligen Türmen ist ebenfalls weit über die Landesgrenzen bekannt. Einer dieser zahlreichen markanten Erhebungen des Massivs, der Kesselkogel, erreicht sogar eine Höhe von 3.002 Metern. Zum Naturpark gehören auch die Bergwälder um Seis, Völs und Tiers sowie das Tschamintal. «

gehören offiziell zu den schönsten Landschaften der Welt.

Höchstnoten für das Weingut Gumphof Der leidenschaftliche Völser Winzer Markus Prackwieser konnte im letzten Herbst auf Höchstbewertungen in allen nationalen Weinführern Gambero Rosso (Tre Bicchieri), DoctorWine (Faccino), Vitae (Quattro Viti), I Vini di Veronelli (Il Sole) und Slow Wine (Top Wine) verweisen und freut sich außerdem über 93 Punkte vom renommierten, internationalen Fachmagazin „The Wine Advocate by Robert Parker“ für den Praesulis Weißburgunder. ALPE gratuliert herzlichst und wünscht weiterhin viel Erfolg!

Die faszinierende Bergwelt der Dolomiten.

9 Dolomiti di Brenta

6

Auronzo Corvara

Cortina d’Ampezzo

Fiè allo Sciliar

Bozen Bolzano

Tiers/Tires

7

Canazei

2

8

Alleghe

Pieve di Cadore

1

4

Zoldo

Cavalese

Agordo

3

Longarone

Cimolais

Pordenone

Madonna di Campiglio Fiera di Primiero

9 Trento

Belluno

Udine

Belluno Feltre

Trentino

Ampezzo

Pordenone


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Schlern - Rosengarten

Kastelruth - St. Ulrich


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