Hier strickt der Paul

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Hier strickt der Paul Bauer Paul Tirler vom Oberstufelshof in St. Michael strickt seit seinem zehnten Lebensjahr. Auch heute noch, mit über 80 Jahren, fertigt er Socken, Sarner-Jacken, Kappen und Handschuhe aus reiner Schafwolle an. In liebevoller Handarbeit entstehen Jacken, Socken und andere wertvolle Winterbekleidung.

D Text: Barbara Pichler Fotos: Helmuth Rier

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Der Beginn für Pauls Strickleidenschaft war die nicht allzu große Begeisterung seiner damals achtjährigen Schwester für das Stricken. Vergeb­ lich versuchte die Mutter, es der kleinen Schwe­ ster beizubringen. So meinte der damals zehnjäh­ rige Paul zur Mutter: „Dann bringst du es halt mir bei.“ Gesagt, getan! Die Mutter lehrte den Sohn alles, was sie über das Stricken wusste. Die Bega­

bung und vor allem die Begeisterung des Sohnes zeigten sich sofort. Zuallererst wurden Socken ge­ strickt. Zwei links und zwei rechts, das war gar nicht so einfach. „Lieber habe ich am Anfang nur rechts gestrickt. Nach einigem Üben brachte ich mir so­ gar selbst bei, wie man ein Zopfmuster strickt“, er­ innert sich Paul. Er muss heute noch lächeln, wenn er daran denkt, wie er dieses komplizierte Muster

studiert hat, um sich dann einen schönen Pullover zu stricken. Sogar einen Strickkurs hat Paul einmal besucht. Als einziger Mann in der Gruppe fühlte er sich dort dann doch nicht wohl. Fast 30 Jahre war Paul Maurer, neben der Arbeit am Hof. „Meine Frau hatte es nicht so mit dem Stricken. Sie war lieber im Freien auf dem Hof, vor

allem beim Vieh, das war ihre Passion. Da konnte ich ihr nicht das Wasser reichen. So war ich auch während unserer Ehe für das Stricken zuständig“, erinnert sich Paul Tirler. Im Winter wurde am Bau nicht gearbeitet, so hatte er Zeit zum Stricken. Seit über 70 Jahren strickt Paul Socken und SarnerJacken aus reiner Schurwolle. Diese Kleidungs­ »

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Paul Tirler, früher Maurer, strickt seit seiner Kindheit mit Begeisterung.

stücke haben eine lange Tradition in Südtirol. Die Menschen wissen schon seit Jahrhunderten die Ei­ genschaften der reinen Schafwolle zu schätzen und zu nutzen. Sie ist atmungsaktiv und garantiert ein gutes Körperklima.

Die Wolle für Pauls Socken und Jacken kommt aus dem Südtiroler Passeiertal. Paul hat eine Mu­ sterkarte mit verschiedenen Farben und Qua­ litäten. Die Farbpalette reicht von Weiß bis Schwarz, mit allen Farbstufen dazwischen. Wäh­ rend des Strickens liegt ein Zettel auf dem Tisch, mit Zeichen, die ausschauen wie eine Geheim­ schrift. Auf dem Papier notiert sich Paul die ge­ strickten Reihen. Eine Hilfe beim Zählen, damit alles seine Ordnung hat.

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Während des Strickens hört Paul Radio oder schaut Fernsehen. Im Radio hat Paul gehört, dass die Ca­ ritas warme Socken für die Obdachlosen in Bozen sucht. „Da stricke ich denen jetzt halt ein paar So­ cken“, meint der Paul. Wenn Augen und Hände müde sind, legt er sich zu einem kurzen Nickerchen auf die Küchenbank und dann geht’s wieder weiter. Wenn er den ganzen Tag Zeit hat, strickt Paul ein Paar Socken am Tag. Für eine Sarner-Jacke braucht er eine gute Woche. Früher hat er auch Fleckerlteppiche aus Stoff­ resten gewebt. Da musste ihm seine Frau die Far­ ben zusammenstellen, der Paul ist nämlich farben­ blind. Rot und Grün sind für ihn Braun. Vielleicht erklärt sich auch daraus Pauls Freude für die Na­ turfarben. «

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