Baechli inspiration 2013-4

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GIPFELTREFFEN FALQUET-BRÜDER S. 18 WEGWEISER SKITOUREN IM WILDSTRUBELGEBIET S. 12 EXPERT AIRBAG-RUCKSÄCKE S. 32



FARBE BEKENNEN Geht Ihnen das manchmal auch so? Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich die Bekleidung von Menschen analysiere. Egal, ob ich ihnen in der S-Bahn, in der Innenstadt oder in den Bergen begegne. Für welche Farbe haben sie sich entschieden? Welche Kombinationen wagen sie? Welche Marken tragen sie? Und wie alt mag die Regenjacke oder die Softshell wohl schon sein? Natürlich ist jeder Träger einer zehn Jahre alten Jacke immer auch ein potenzieller Kunde für Bächli Bergsport. Das ist es aber nicht. Ich gebe es gerne zu – mich interessiert bei einem Bekleidungsstück nicht nur die Funktionalität, sondern auch das Aussehen. Dass die Schnittführung gut ist, die Materialien erstklassig und die technischen Details durchdacht sind – darauf achten unsere erfahrenen Einkäufer penibel genau. Darauf verlasse ich mich gerne und richte mein Augenmerk auf das Aussehen – denn damit sind Emotionen verbunden. Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass in den Bergen die Farbe Schwarz immer noch dominiert? Manchmal fühle ich mich unweigerlich an eine Beerdigung erinnert. Natürlich ist Schwarz zeitlos, aber aus Sicherheitsgründen ist die Farbe sicher nicht erste Wahl. Die Sichtbarkeit in felsdurchsetztem Gelände ist sehr schlecht und erschwert im Falle einer Rettungsaktion die Ortung erheblich. Jede Farbe hat aber immer auch eine spezielle Symbolik. Mit Rot verbindet man Eigenschaften wie Leidenschaft und Dynamik; Orange verspricht Energie, Freude und Spass; Gelb suggeriert heitere, fröhliche Stimmung; mit Blau verbindet man Vertrauen und Zuverlässigkeit und Grün ist vital, frisch, jung. Egal, wofür Sie sich letztendlich entscheiden – ich möchte Sie dazu ermutigen, Farbe zu bekennen. Denn Bergsport ist alles – nur nicht trist.

Herzlich,

Moreno Zmak Verkaufs- und Marketingleiter Bächli Bergsport AG

INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 4/2013 6 – WEGWEISER Freeriden in Disentis 12 – WEGWEISER Auf Skitour im Wildstrubelgebiet 18 – GIPFELTREFFEN Loris & Nicolas Falquet 24 – HOCHGENUSS Romolos Tessiner Sommerhaus 28 – EXPERT Neue Skikonstruktionen

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GIPFELTREFFEN FALQUET-BRÜDER S. 18 WEGWEISER SKITOUREN IM WILDSTRUBELGEBIET S. 12 EXPERT AIRBAG-RUCKSÄCKE S. 32

FOTO TITELSEITE Tyler Stableford/Getty Images

30 – EXPERT Lawinenrucksäcke 36 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK Gore-Tex 48 – BERGKAMERAD Jonas Allemann

ZUSTIEG

PS Teilen Sie uns mit, wie Ihnen die Zeitschrift «Inspiration» gefällt: moreno.zmak@baechli-bergsport.ch Ich bin gespannt auf Ihre Meinung und freue mich über Anregungen.

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BERĂœHREND

Was ist es, was uns immer wieder hinaus zieht auf Skitour? Die Herausforderung des Aufstiegs? Der Nervenkitzel steiler Abfahrten? Auch – doch noch faszinierender ist es, tief einzutauchen in die Einsamkeit. TOUR: Janine Patitucci am Fuss der Drei Zinnen in den Dolomiten.

AUSSICHT

Dan Patitucci

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AUSSICHT


Schwindelerregend

4620 Meter – manchem wird alleine von der dünnen Höhenluft schwindelig. Profi-Alpinist Stefan Siegrist stieg mit Tourenski auf und hatte am Gipfel der Dufour-Spitze noch die Konzentration und Kraft für den Balanceakt auf Europas höchster Highline.

AUSSICHT

Thomas Senf

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AUSSICHT

Beneidenswert

Einen Hausberg wie Fotograf Grant Gunderson h채tte wohl jeder gern. Der Mount Baker h채lt den Weltrekord f체r das schneereichste Skigebiet. Fast 29 Metern fielen dort in der Saison 1998/99. TOUR: Elyse Saugstadt auf Freeride-Tour am Mt. Baker/Washington State. Grant Gunderson

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Emmanuel Hedvall / Abfahrt ins Val Segnas

WEGWEISER

Bevorzugte Lage – in Disentis fällt der Pulverschnee bei verschiedenen Wetterlagen.


TIEFSCHNEE-HIMMEL In Disentis sind die Menschen zurückhaltend und bescheiden. Sie üben sich in Understatement – dabei warten in der oberen Surselva einige der längsten und schönsten Pulverschneeabfahrten der Schweiz. Freerider beginnen zu entdecken, was Skitourengeher und Einheimische schon lange wissen. die Bindungen steigen. In wenigen Schwüngen erreichen sie den Brunnifirngletscher. Sie folgen allerdings nicht den Aufstiegsspuren, die Skitourengeher im Aufstieg zum 3328 Meter hohen Oberalpstock hinterlassen haben. Nach einer Querung über den Gletscher erreichen sie in einem zehnminütigen Aufstieg den in östlicher Richtung gelegenen Brunnipass. Anke juchzt. Rita freut sich im Stillen. Das Val da Lag Serein liegt ihnen förmlich zu Füssen und führt in geradezu idealer Hangneigung über 1500 Höhenmeter Schwung für Schwung zurück zur Talstation. Die abwechslungsreichen Geländekammern bilden einen veritablen Spielplatz für die beiden versierten Skifahrerinnen. Unverspurter Schnee soweit das Auge reicht. Bereits der kurze Aufstieg zum Übergang und zurück zum Brunnipass hat genügt, um all die «Gelegenheits-Freerider» abzuschütteln, die links und rechts der präparierten Pisten den Pulverschnee zerpflügen.

Ritas Powder-Strategie Tief durchatmen. Auch wenn der Schnee dank der tiefen Temperaturen knochentrocken und federleicht ist, brennen bei der Talstation in S. Catrina die Oberschenkel. 1500 Höhenmeter am Stück – wo sonst findet man das in den Alpen? Die ortskundige Rita kann nicht verbergen, dass sie mit sich und ihrer Routenplanung zufrieden ist: «In

WEGWEISER

Ankes Blick wandert nach oben. Immer weiter. Die in den Fels getriebenen Stahlbügel bilden eine Leiter in den schroffen Felsplatten, die einen scheinbar unüberwindbaren Riegel zwischen Piz Ault und Piz Acletta bilden. Strahler haben hier vor einiger Zeit einen Übergang aus dem Fels gesprengt und den Bügel angebracht, der ihnen den Zugang zu ihren «Schatzkammern» im Oberalpstockgebiet erleichtert. Davon profitieren heute auch Skitourengeher und Freerider, die über die Eisentritte schnell zum Brunnifirn gelangen. Obwohl es nur etwa zehn Höhenmeter zu überwinden gilt, geht Anke auf Nummer sicher. Sie zurrt die Freeriderski an den dafür vorgesehenen Befestigungsmöglichkeiten des Rucksacks fest, damit sie für die kurze Kletterei beide Hände frei hat. Rita fühlt sich trittsicher genug und schultert die Ski. Klack, klack, klack – das Auftreten der harten Schuhsohlen auf den Stahlbügeln bildet die Geräuschkulisse. Zusammen mit dem tiefen Atem der beiden, der Zeugnis der körperlichen Anstrengung ist. Durch die Sprengung der Strahler ist eine kleine Felsplattform entschieden, von der aus sowohl sich das Val Acletta Richtung Süden als auch der Brunnifirngletscher im Norden perfekt überblicken lassen. «Der Wind», sagt Rita und zeigt auf das felsverblockte Gelände, «er hat den ganzen Schnee weggeblasen.» Trittsicher steigen die beiden Freeriderinnen 50 Meter ab, wo sie eine vom Schnee gebildete Miniplattform vorfinden, auf der sie ihre Ski bereitlegen und in

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WEGWEISER

Chris Perrett

Zum Abheben - die Qualitäten des Gebiets haben sich auch unter ambitionierten Freeridern herumgesprochen.

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Disentis braucht es halt weder Helikopter noch viel Geld, um einen perfekten Powder-Tag zu erleben», frotzelt sie und fügt mit einem breiten Grinsen an, «und dabei spart man sich sogar das Geld, um den ‹Schlechtes-Gewissen-Fond› für CO2-Sünder zu füttern.» Über die Mittelstation Caischavedra, Gendusas und Lai Alv erreichen die zwei mit dem Bügellift die höchstgelegene Bergstation des Gebiets unterhalb des 3027 Meter hohen Piz Ault. Rund 1600 Höhenmeter am Stück sind es von den Flanken des Piz Ault bis ins Tal. Ohne Gegenanstieg, ohne Schieben, pures Abfahrtsvergnügen.

Da kommt den beiden die Bergfahrt mit der Seilbahn, zwei Sesselliften und einem Bügellift sehr gelegen – rund zwanzig Minuten durchatmen und die Muskulatur lockern, bevor es weiter geht. «Wenn wir gut planen und das Mittagessen streichen, knacken wir mit sechs Abfahrten fast die 10 000-Höhenmeter-Marke», rechnet Anke vor. Der Reiz besteht allerdings nicht allein darin, möglichst viele Höhenmeter zu fahren. In dieser Sache sind sie sich einig – der Spass besteht vor allem darin, immer wieder eine neue Linie zu finden, die idealerweise noch unverspurt ist. Das Gelände rechts des Bü-


INFO: FREERIDEN IN DISENTIS

Langes Finale Es wäre etwas vermessen, bei einer jungen Disziplin wie dem Freeriding schon von Klassikern zu sprechen. Wenn man diese etwas abgedroschene Kategorisierung aber auf eine Tour anwenden darf, dann sicher für die Abfahrt ins Val Strem. Die hat sich Rita als letzten Höhenpunkt des Tages aufgehoben. Auch wenn es sich für 50 Aufstiegshöhenmeter kaum lohnt, ziehen die beiden die Klebefelle ein letztes Mal auf ihre Freeride-Ski. Der Zeitdruck ist weg, es wird für heute die letzte Abfahrt sein. In einem grossen Bogen und in gemächlichem Tempo nähern sie sich der Felslücke zwischen Piz Ault und Piz Gendusas. «Hab ich’s mir doch gedacht», entfährt es Rita. Der Wind hat den Übergang komplett ausgeblasen. Das angebrachte Fixseil erleichtert den zwei Sportlerinnen aber den sicheren Abstieg über den blanken Fels sowie vereiste und zuletzt eingeschneite Partien. Auf einer schmalen Fläche angekommen, werden die Ski nach rund zehn Metern Abstieg wieder angeschnallt. Die ersten Schwünge sind kurz, viel Platz bleibt den beiden in diesem Steilhang nicht. Doch schon nach kurzer Fahrt wird der

INFORMATIONEN Sedrun Disentis Tourismus, 7180 Disentis, Tel. 081 920 30 20, www.disentis-sedrun.ch Bergbahnen Disentis AG, Tel. 081 920 30 40, www.disentis3000.ch

BERGSCHULE Alpventura, Tel. 079 262 41 72, www.alpventura.ch

KARTEN Freeride Map Disentis, topografische Karte im Massstab 1 : 25000 mit allen für die Freeride-Tourenplanung relevanten Informationen. Gedruckt auf reiss- und wasserfester Folie. Preis: CHF 29.-

ROUTENVORSCHLAG 1: VAL GRONDA HÖHENDIFFERENZ Aufstieg 250 m, Abfahrt 1700 m

SCHWIERIGKEIT WS, kurze Eisenleiter beim Felsübergang

EXPOSITION Aufstieg S/SE, Abfahrt S/SE

STRECKE Vom Ende des Bügellifts unterhalb Piz Ault (3027 m) aufsteigen bis zum Felsübergang rechts des Piz Ault – Abfahrt auf den Brunnifirngletscher – Gletschertraversierung Richtung Osten – kurzer Anstieg zum Brunnipass – Abfahrt via Val da Lag Serein und Val Acletta zurück zur Talstation.

ROUTENVORSCHLAG 2: VAL ACLETTA HÖHENDIFFERENZ Abfahrt 1620 m

SCHWIERIGKEIT WS

EXPOSITION Abfahrt SE

STRECKE Vom Ende des Bügellifts unterhalb Piz Ault (3027 m) zuerst in Richtung E, dann SE bis P. 1806 – dem Talboden entlang das Val Acletta hinaus fahren zurück zur Talstation

WEGWEISER

gellifts zum Piz Ault bietet schier endlose Möglichkeiten. Nicht alle Linien sind jedoch für jedermann geeignet. Die Seitentäler, Rinnen und Flanken sind teilweise mit riesigen Felsblöcken durchsetzt, Steilstufen erfordern gutes Fahrkönnen und die allgemeine Geländesteilheit im oberen Teil setzt viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr voraus. Rita lebt in Disentis und hat deshalb einen Wissensvorsprung. Sie hat die Temperaturentwicklung und die Schneefälle des Winters genau beobachtet und freut sich deshalb umso mehr, dass die beträchtliche Neuschneemenge unter idealen Bedingungen gefallen ist und deshalb auch die Lawinengefahrenstufe Freeriding mit Augenmass erlaubt. Anke und Rita meiden die steilsten Hangpartien im Val Gronda und befahren die Hänge nur einzeln. Mit dem Vorteil, dass dabei auch noch das eine oder andere Erinnerungsfoto für das persönliche Gipfelbuch entsteht.

Wie auch sonst im Oberalpgebiet fällt in Disentis bei vielen unterschiedlichen Wetterlagen Schnee. Die Schneesicherheit ist entsprechend gross. Und auch im Frühjahr, wenn die immer kräftigeren Sonnenstrahlen die über Nacht hart gefrorene Schneedecke auftauen, herrschen in Disentis ideale Firnbedingungen.

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XM 13 LOOK

Tritt für Tritt zu unverspurten Hängen.

Mit den immer breiteren Freeride-Ski ist auch der Bedarf an abfahrtsorientierten Bindungen gestiegen, die genügend Steifigkeit mitbringen, um die Powder-Bretter präzise zu führen. Genau hierfür ist die XM 13 von Look gemacht, die mit tiefer Standhöhe für bessere Stabilität und direktere Skiführung punktet. Sie bietet die Möglichkeit, mit dem Skistock vom Ski- in den Gehmodus zu wechseln. x Gewicht: 2960 Gramm x Preis: CHF 359.-

Jürg Buschor / Übergang beim Piz Ault

SUPERBRIGHT K2 Der SuperBright 102 ist breit genug, um im frischen Pulverschnee zu surfen. Trotzdem ist er dank seiner Leichtgewichtskonstruktion immer noch genügend wendig, um steile Rinnen oder enge Radien im Wald souverän zu meistern. Der All-Terrain Rocker verfügt über eine leicht angehobene Schaufel für eine optimale Performance in wechselndem und weichem Schnee. Die Vorspannung unter der Bindung sorgt für viel Präzision und Kantengriff auf eisigen Pisten und hartem Schnee. Der Ski schliesst damit gekonnt die Lücke zwischen Allmountain und Freeride.

WEGWEISER

x Gewicht: 3480 Gramm (167 cm) x Preis: CHF 739.-

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Hang immer breiter. In grossen Kurvenradien zeichnet Anke eine perfekte Linie in den frisch eingeschneiten Hang. Knapp 1000 Höhenmeter in perfekter Hangneigung lassen die beiden mit Grossmut darüber hinwegsehen, dass auf den nächsten 400 Höhenmetern kaum mehr ein Schwung angesetzt werden kann. In rund vier Kilometern Horizontaldistanz liegt das letzte Tagesziel – der Bahnhof der Rhätischen Bahn in Sedrun. Ausnahmsweise sind Anke und Rita froh, dass bereits jemand vor ihnen da war. Einige Skitourengeher sind vom Oberalpstock abgefahren und haben talauswärts eine schöne Spur gelegt. TEXT: JÜRG BUSCHOR

HELI ALPINE JKT & PANTS PEAK PERFORMANCE Die schwedischen Skiasse Stefan Engström, Peter Blom und Christer Mårtensson hatten ein Problem – wieso machte niemand Bekleidung, die sie selbst tragen wollten? Bekleidung, die exzellente Funktionalität mit einem simplen, aber attraktiven Design verbanden. Nicht zu schrill, aber auf keinen Fall langweilig. Die Lösung für all ihre «Probleme» wurde 1986 gegründet, heisst Peak Performance und ist mittlerweile eine globale Erfolgsgeschichte. Die stylishen und gleichzeitig hoch funktionellen Outfits gibt es neu auch bei Bächli Bergsport. So zum Beispiel die modische Heli Alpine Kombi bestehend aus Jacket und Pant. x Gewicht: W Pants 850 g / W JKT 620 g (Gr. M), M Pants 930 g / M Jkt 700 g (Gr. M) x Preis: Pants CHF 539.-, JKT CHF 719.-


peakperformance.com


WEGWEISER

Gipfelparade: Die Touren um die L채mmerenh체tte bieten Traumblicke auf die Viertausender im Wallis.

Christian Penning

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WINTERTRAUM AM WILDSTRUBEL Wirtsleute, die die Sehnsüchte ihre Gäste erfüllen. Ein Tourengebiet, das auch bei heiklen Schneeverhältnissen noch genügend lohnende Gipfelziele bietet. In der Lämmerenhütte und drum herum werden Wünsche Wirklichkeit. Gipfelarena mit Balkonblick Der ersten Hütte hätte das nicht passieren können. Die alte Militärbaracke von 1942 verschmolz direkt mit dem Fels des Lämmerenhorns. Für den symbolischen Kaufpreis von einem Franken erwarb die SAC-Sektion Angenstein 1949 den Stützpunkt, der bald zu klein war für die ständig wachsenden Bergsteigermassen, so dass zu Beginn der 1970er-Jahre ein freistehender Zwölfeckbau entstand. Direkt unter dem Trichter des Lämmerenhorns. Das war ein Fehler – 1990 erlitt die Hütte Totalschaden. Dann der bislang letzte Versuch. Wenige Meter entfernt, aber ausserhalb des Gefahrenbereichs wurde 1992 ein Steinbau mit massivem Lawinenkeil eingeweiht. Christian Wäfler war als Bauführer beteiligt. Der Adelbodner Bergführer sah in der Hütte seinen Traum erfüllt. Ehefrau Barbara, damals hochschwanger, liess

WEGWEISER

Die Musik stoppt im Radio. Schon wieder eine Meldung von Lawinenunfällen. Sie haben es alle gehört, die Skitourengänger, die sich gerade in die Gondel zur Gemmi begeben. Oben in der Bergstation blinkt die Leuchte an der Schautafel: Lawinenwarnstufe 3 – erheblich. Die Märzsonne brennt. Die Schneedecke ist labil geschichtet. Das muss jeder wissen, der jetzt mit Fellen in die Berge geht. Und trotzdem kann man am Nachmittag eine Gruppe beobachten, die sich im Pulk in einer Steilfl anke dem Abfahrtsrausch hingibt. Wenn der Schnee ins Rutschen gerät, begräbt er sie alle unter sich. Sie fühlen sich wohl unverwundbar, gerade bei diesem Kaiserwetter. In der Lämmerenhütte trudeln sie ein – erhitzte, glückliche, müde Gesichter. Wie Lametta hängen die Felle zum Trocknen herum. Der Geruch der Schuhe vermischt sich mit dem Duft von Kaffee und Kuchen. Nein, an Lawinen will man jetzt nicht denken, die Hütte steht an einem sicheren Platz. Das war nicht immer so. Was muss das für ein Schreck gewesen sein, als Gody Brügger an einem Wintermorgen 1987 im Schlaf von einer Lawine überrascht wurde. Er hatte Glück, dass er nicht erdrückt worden war, sich befreien und Hilfe holen konnte. Doch an den Folgen leidet der damalige Hüttenwart noch immer. Drei Jahre später donnerte die nächste herab. Die Hütte war unbesetzt, aber verloren. Auf der Gemmi half man aus, dort bot sich das Hotel Wildstrubel als Hüttenersatz für die Skitourensaison an.

13 Sonne tanken vor der Lämmerenhütte.


Eine rassige Abfahrt lockt südseitig des Torrenthorns.

WEGWEISER

Aufstieg über den Lämmerengletscher zum Schwarzhorn. Blick zum Roten Totz.

sich auf das Abenteuer ein. «Jetzt sind es 21 Jahre, dass wir hier oben sind», lacht sie. Aufregende Jahre, in denen ihr auch oft ihr früherer Beruf als Arzthelferin von Nutzen war. Erste Hilfe, mal eine Wunde nähen, kein Problem. «Als Hüttenwart bist du Allrounder», sagt sie. Einmal hat sie ein Gast gebeten, seine Mähne zu schneiden, weil er sich vor dem Friseur schämte. Ein anderer lieh sich die Kohleschaufel als Lawinenschaufel aus, einer verlangte einen Haarfön zum Schuhetrocknen ... Für die Buben David und Clemens kam eigens ein Lehrer herauf. Vormittags büffeln, nachmittags helfen. Verleidet ist den Wäflerzöglingen das Hüttenleben nicht. Heute sind sie in der Lehre und kommen dennoch regelmässig zur Ferienzeit herauf. Die Lämmerenhütte ist eben ein magischer Ort. Man sitzt hier auf einem Balkon inmitten einer grandiosen Gipfelarena.

Im Pulver und Panorama schwelgen

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Wunderbare Skigipfel locken rund um die Hütte, zu der zwei Seilbahnen den Zugang


Die Lämmerenhütte ist mit stabilem Lawinenkeil ausgerüstet.

SKITOUREN LÄMMERENHÜTTE – WILDSTRUBELGRUPPE ANREISE Mit dem Zug nach Kandersteg (www.sbb.ch), Gondel Sunnbüel oder nach Leukerbad, Gondel Gemmi

ZUSTIEG Von der Bergstation Sunnbüel, 1934 m, auf oder neben dem Winterwanderweg zur Gemmi. 2:30 Std. vom Gemmipass, 2314 m, westlich über den flachen Lämmerenboden, dann durch einen kurzen Steilhang und im Bogen nach Nordosten auf die Felsterrasse mit der Hütte, 1:30 Std.

INFO Wallis Tourismus, Tel. 027/327 35 70, www.valais.ch oder Kandersteg Tourismus, Tel. 033/675 80 80, www.kandersteg.ch

STÜTZPUNKT Lämmerenhütte, 2501 m, Barbara und Christian Wäfler, bewirtschaftet über Silvester und erste Januarwoche; Ende Januar bis Anfang Mai; Mitte Juni bis Anfang Okt. Tel. 027/470 25 15, www.laemmerenhuette.ch

BERGFÜHRER Hüttenwart Christian Wäfler bietet als ausgebildeter Skilehrer nebst Privattouren auch ausgeschriebene Skikurse und Skitourenwochen an.

LITERATUR Skitourenführer Berner Oberland, Bergverlag Rother sowie Skitouren Berner Alpen West, SAC-Verlag, beide von Daniel Anker.

KARTE Swisstopo, 1 : 50000, Blatt 263 S Wildstrubel sowie bei Abfahrt ins Wallis 273 S Montana.

TOURENVORSCHLAG WILDSTRUBEL, MITTLERER GIPFEL, 3243 M 2:30 h / 780 HM / WS Klassiker der drei Wildstrubelgipfel mit beeindruckendem Rundblick

BESTE ZEIT Februar bis Anfang Mai

ROUTE Von der Lämmerenhütte westlich in den Graben querend, dann nordwärts auf den Wildstrubelgletscher. An seinem rechten Rand nordwestlich in den Firnkessel oberhalb einer Felseninsel. Zuletzt nordwestlich auf den mittleren Gipfel oder wahlweise südwestlich auf den Westgipfel mit eindrücklicher Schau auf die Plaine Morte, über der sich der Mont Blanc türmt. Abfahrt wie Aufstieg. In Verbindung mit einer Abfahrt nach Lenk (anspruchsvoll, nur bei sicheren Verhältnissen) oder Engstligenalp, wird gerne auch der Grossstrubel, 3243 m, bestiegen.

WEGWEISER

erleichtern. Entweder von Berner Seite zum Kandersteger Skigebiet Sunnbüel oder von Walliser Seite zur Gemmi. Wir haben uns für letztere entschieden, weil in Leukerbad Wellness lockt. Zudem bietet sich dort mit dem Torrenthorn eine wunderbare Eingehtour an. Dank Aufstiegshilfen leicht erreichbar, punktet die südseitige Freeride-Abfahrt mit einem Traumblick zum Bietschhorn und mit ein er Gipfelschau der Walliser Viertausender. Von der Gemmi nimmt man dann das Daubenhorn mit auf dem Weg zur Lämmerenhütte. Seine weiten Nordhänge bieten auch an warmen Tagen noch Pulver. Touren-Klassiker schlechthin ist der Wildstrubel. Weitaus einsamer und abenteuerlicher lässt sich der Gipfelkamm mit einer Gratüberschneidung des Schneehorns verbinden. Die ersten zarten Sonnenstrahlen streifen über den Lämmerengletscher und bringen die Eiskristalle in der Luft zum Glitzern. Faszinierend, wäre der Aufstieg nur nicht so steil. Erst auf einer ausladenden Höhenterrasse hat der Augenschmaus wieder Platz, schälen sich Rinderhorn, Balmhorn und Altels aus der Schneeprairie. Noch gilt es eine

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WEGWEISER

Vom Daubenhorn 1500 Meter Tiefblick auf Leukerbad.

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heikle Traverse zum Schneejoch zu meistern, bevor die Sicht zum Mont Blanc überwältigt. Das Rhonetal zu Füssen, Gipfelparade rundum – das Spiel, wer sie alle benennen kann, beginnt. Der verwegene Gratverlauf sorgt für Spannung bis zum Wildstrubel. «Von den gegen Osten das Wallis abgrenzenden Mutt- und Blasenhörnern schweifte der Blick über Monte-Leone, Helsenhorn, Monte Rosa, Matterhorn, Dom, Mischabelhörner, Weisshorn, Dentblanche bis zum Mont-Combin und Montblanc. Welche Menge Gletscher, Hörner, Schluchten ...», notierte Edmund von Fellenberg begeistert in sein Tagebuch. Der Berner Geologe und Gründungsmitglied des SAC hatte sich mit dem Gemsjäger Jakob Tritten anno 1856 an den Aufstieg «in jene so wenig bekannten Gletschereinöden» des Wildstrubels

gemacht. Der Erste kann er nicht gewesen sein, auch wenn das im Frutigbuch und bei Wikipedia so verzeichnet ist. Fellenberg spricht von einem Herrn Doktor Schmid aus Zweisimmen, der ein Jahr zuvor den Wildstrubel erklommen haben soll. Jener hatte jedoch nie zur Feder gegriffen. Die Abfahrt über die Normalroute ist zwar verspurt, doch etwas abseits finden wir noch genügend Pulver, um unseren Spass zu haben. Über 500 Mal sei er schon auf dem Wildstrubel gewesen, erzählt uns später Christian Wäfler. Innovative Ideen hat er umgesetzt, damit auch Wiederholungstätern nicht langweilig wird, hat diverse Übergänge gesichert, die ansprechende Skirundtouren ermöglichen. Beispielsweise von der Lämmerenhütte über Steghorn, Strubelegga und Frühstücksplatz auf den Wildstru-


BLACK APPLE/SWEET APPLE MOVEMENT Die Legende ist zurück! Movement legt den beliebten Black Apple Skitourenski neu auf und verpasst ihm nicht nur eine neue Geometrie, sondern auch eine leicht gerockerte Schaufel. Die leichte Aufbiegung der Schaufel sorgt für guten Auftrieb, deren Form erlaubt es dem Ski, sich leicht an die unterschiedlichsten Schneebedingungen während der Tour anzupassen. Trotz der robusten Konstruktion mit Holzkern und Composite-Materialien und einer Breite von 80 mm unter der Bindung, bringt der Ski gerade mal 2300 Gramm auf die Waage (pro Paar in 169 cm Länge). Der Apfel der Versuchung ist in den drei Längen 161, 169 und 177 cm erhältlich. Und auch die Skitourengeherinnen gehen nicht leer aus – für sie gibt es bei Bächli Bergsport den Sweet Apple in den Längen 153, 161 und 169 cm. x Gewicht: 2300 Gramm x Preis: CHF 609.-

Je nach Verhältnissen kann die Traverse zum Schneejoch etwas heikel sein.

bel. Oft einsam, wie eben unsere Gratüberschreitung über die zwei Schneehörner zum «Breiteis». Der historische Name des Strubels bringt es fast besser auf den Punkt: drei gleich hohe Gipfel, die sich zur Masse vereinen, nach Nord, West und Süd schroff abbrechen. Bei Lawinenwarnstufe drei freilich, muss man sich beschränken. Der Normalweg durch die behäbige Seite des Wildstrubels gilt bei sorgfältiger Routenplanung auch dann noch als sicher. Dass auch die Hütte nun gut platziert ist, zeigte der verheerende Lawinenwinter 1999. Keine Beschädigung, nur Christian war tagelang eingeschlossen. Die Gäste, wegen denen er extra herauf gekommen war, hatten sich abgemeldet. TEXT UND FOTOS: IRIS KÜRSCHNER

Guardian Shell ist die erste Hardshelljacke, bei der auf der Laminat-Innenseite reine Merinowolle für höchsten Tragkomfort sorgt. Mit allen Vorteilen des Naturprodukts: Merinowolle verhindert die Geruchsbildung, gleicht Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede aus und wärmt auch noch in feuchtem Zustand. Zwischen dem robusten und dehnfähigen Oberstoff und der Innenseite ist die neue Dermizax EV Membran eingearbeitet, die eine komplette Wind- und Wasserdichtigkeit und einen hohen Wasserdampfdurchlass garantiert. Auch die technischen Detaillösungen vermögen zu überzeugen: helmtaugliche Kapuze, einhändig bedienbare Unterarmbelüftungen, zwei Einschubtaschen mit Reissverschluss sowie eine Skipass- und eine Innentasche und ein herausnehmbarer Schneefang, der sich mit der Hose verbinden lässt. x Gewicht: 850 Gramm x Preis: CHF 799.-

WEGWEISER

GUARDIAN SHELL ORTOVOX

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GIPFELTREFFEN

Loris (links) und Nicolas Falquet blicken auf 15 erfolgreiche Profijahre zur端ck.

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«FREERIDE IST KUNST» Die Lausanner Nicolas (35) und Loris Falquet (33), international bekannt für ihre Freeride-Bilder und -Filme, sind seit 15 Jahren auf der Suche nach jenen Momenten, welche die Ästhetik ihres Sports am besten zeigen. Meine Herren, sind Sie glücklich? Nicolas Falquet: Ja! Nach unserem letzten Film «A secret spot», der bei uns zuhause im Trient-Tal spielt, haben wir eine Pause gemacht. Der Film wurde an verschiedenen Festivals gezeigt, und natürlich hatten wir auch einige Vertragsverhandlungen mit Sponsoren und neuen Auftraggebern. Aber wir haben vor allem die Zeit genossen und es ein bisschen ruhiger angehen lassen. Das hat gut getan! Loris Falquet: In den vergangenen Jahren haben wir viel gearbeitet, innovative Ideen entwickelt und umgesetzt, wie zum Beispiel jene mit dem eingefärbten Schnee. Dann kann man auch mal geniessen und sich zurücklehnen. Aber natürlich haben wir schon wieder neue Ideen im Kopf. Zum Beispiel? Loris: Lassen Sie sich überraschen! (lacht.)

Loris: Es ging uns immer darum, jene Bilder einzufangen, die unsere Faszination für den Sport und unsere Leidenschaft am besten einfangen. Aber ein Sportler sucht doch den Wettkampf, will wissen, wer der Beste ist. Warum haben Sie Freeride-Wettkämpfe nie wirklich interessiert? Loris: Unser Sport ist nicht auf Wettkämpfe ausgerichtet. Das heisst aber nicht, dass es nicht um die sportliche Leistung geht. Die muss top sein, absolut professionell, da uns sonst nicht jene Bilder gelingen, die das Publikum interessieren. Nicolas: Freeride ist keine klassische Sportart, eher eine Kunstform, ähnlich dem Tanz. Uns war eigentlich von Anfang an klar, dass wir nicht Wettkämpfe bestreiten wollten. Dann haben wir gemerkt, dass spekta-

GIPFELTREFFEN

Was ist das Angenehmste am Leben eines Profi-Freeriders? Nicolas: Wir sind jetzt seit 15 Jahren Profis. Natürlich hatten wir Unfälle und Verletzungen, wir sind aber immer noch in bester Form und unsere Fotos und Filme stossen nach wie vor auf grosses Interesse. Das allein ist schon mal ein gutes Gefühl. Es macht mich aber besonders glücklich, dass wir unseren Sport weiter entwickeln und vor allem populärer machen konnten. Das Freeriden ist heute, zumindest in der Romandie, genauso weit verbreitet wie das «normale» Skifahren. Das macht mich stolz. Dafür haben wir hart gearbeitet, getestet, verworfen, neu versucht, bis wir die besten Kameraund Filmtechniken gefunden hatten.

19 «Wir haben das Freeriden populärer gemacht»: Nicolas Falquet.


«Ich bin inzwischen am Ende der Saison müde und froh, dass ich keine Risiken mehr eingehen muss»: Loris Falquet.

GIPFELTREFFEN

kuläre und originelle Bilder die Öffentlichkeit interessieren und, voilà, seither leben wir davon.

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Leben Sie sorgenfrei davon? (beide lachen.) Loris: Also, längerfristige Sicherheit gab und gibt es bei uns nicht. Wir können höchstens auf zwei, drei Jahre hinaus planen, weil immer wieder Verträge neu verhandelt werden müssen. Hinzu kommt die «soziale Unsicherheit». Ich habe eine Familie, zwei kleine Kinder, Nicolas eine Partnerin. Andere Profi-Sportler sind während der Saison auch lange weg, aber wir müssen wirklich sehr flexibel sein, weil wir bezüglich Schnee, Licht oder Wetter auf absolut perfekte Bedingungen angewiesen sind. Und die herrschen nur an wenigen Tagen. Nicolas: Am Ende der Saison, wenn man die Resultate sieht, sind wieder alle glücklich und zufrieden und die Entbehrungen vergessen. Loris: Obwohl: Ich bin inzwischen am Ende der Saison müde und auch froh, dass es vorbei ist, dass ich keine Risiken mehr auf mich nehmen muss. Wie hat sich das Film-Business im Laufe der Jahre verändert? Nicolas: Mit dem Internet ist die Qualität drastisch gesunken, jeder kann etwas filmen oder knipsen und es ins Netz stellen. Das meiste davon ist aber nicht wirklich gut.

Mit dem Internet erreichen Sie immerhin ein viel grösseres Publikum. Nicolas: Ja, aber gerade die Jungen schauen gar nicht mehr richtig hin, weil das Angebot so gross und unübersichtlich ist. Sind Sie im Laufe der Jahre vorsichtiger geworden? Loris: Ich glaube schon, ja. Als wir noch ganz jung waren, mit 16, 17 Jahren, haben wir manchmal wirklich gefährliche, dumme Sachen gemacht, nur um ein gutes Bild zu bekommen. Im Laufe der Zeit haben wir von erfahrenen Berggängern viel gelernt. Heute nehmen wir die Gefahren sehr, sehr ernst. A nders hätten wir während so vieler Jahre gar nicht in den Bergen arbeiten können. Natürlich hatten wir auch einige Unfälle, die einen nachdenklicher und vorsichtiger machen ... ... vor drei Jahren haben Sie sich bei einem Sprung zwei Rückenwirbel gebrochen. War das ein Schlüsselmoment? Loris: Ja, absolut. Der Unfall war nicht vorhersehbar. Es hatte viel Schnee, nach einem Sprung bin ich trotzdem auf einen Stein getroffen. Das war ein Schock, weil ich dabei dem sogenannten «Restrisiko» begegnet bin. Es kann immer etwas passieren, auch wenn man maximal vorsichtig und professionell arbeitet. Aber wir betreiben unseren Sport in den Bergen, wo wir maximale Frei-


ICH ODER DU? DIE FALQUET-BRÜDER ÜBER EHRGEIZ, AUTOFAHREN, DUMMHEITEN UND HUMOR. Wer ist der bessere Skifahrer? Loris: Nico. In der Luft beherrscht er die schwierigeren Figuren. Wer ist ehrgeiziger? Loris: In den Projekten ist Nico ehrgeiziger, hat den höheren künstlerischen Anspruch. Ich bin ehrgeiziger, wenn es darum geht, was wir daraus machen, wie viel Geld wir verdienen können. Karrieristen sind wir aber beide nicht. (lacht.) Wer ist der bessere Autofahrer? Loris: Ganz klar ich, er ist ein Träumer am Steuer, denkt immer an andere Dinge. Nicolas: Ich hatte aber noch nie einen Unfall.

heit geniessen, aber eben auch Gefahren ausgesetzt sind, die sich letztlich nie ganz kontrollieren lassen. Nicolas: Es darf aber auch nicht der Eindruck entstehen, dass wir immer in höchster Gefahr schweben. Ganz im Gegenteil. Vor ein paar Tagen habe ich eine Stunt-Show mit Autos gesehen. Es war eine Katastrophe, die sportliche Leistung ganz schwach. Stuntmänner unterhalten die Leute mit den Gefahren, denen sie angeblich dauernd ausgesetzt sind. Das ist nicht unser Ansatz. Uns geht es in erster Linie um die Ästhetik der Bilder. Dafür müssen wir immer nach neuen, technischen Lösungen suchen. Als wir zum Beispiel den Schnee eingefärbt haben, stellte sich heraus, dass die Farbe nicht bei jeder Schneebeschaffenheit funktionierte. Zudem mussten wir für optimale Farbeffekte im Schatten drehen, was für Filmer und Fotografen nicht ganz einfach ist. Wir beschäftigen uns mehr mit solchen Sachen als mit Fragen nach den Gefahren. Was nicht heisst, dass wir sie nicht ernst nehmen.

Wer kocht besser? Nicolas: Loris. Loris: Ja, ich koche sehr gerne. Nico ist aber auch nicht schlecht, er kocht einfach ein bisschen wilder, mischt alles zusammen. Wer macht nach einem Streit den ersten Schritt? Nicolas: Loris ist der «sozialere» von uns beiden. Ich rede zwar viel, habe aber grössere Mühe Kontakte zu knüpfen. Wer ist der grössere Patriot? Loris: Nicolas. Nicolas: Ja, ich spreche gerne über die Schweiz und ihre Vorzüge. Das hat aber eigentlich nichts mit Patriotismus zu tun. Ein Patriot ist stolz auf sein Land, ich bin einfach nur zufrieden, Schweizer zu sein. Wer hat als Junge mehr Dummheiten gemacht? Loris: Beide, nicht zu knapp! Nicolas: Mama, wer hat früher mehr Unsinn gemacht? Die Mutter antwortet aus der Küche: «Nicolas hat Loris angestiftet Unsinn zu machen!» (beide lachen.) Wer ist mutiger? Nicolas: Mutig? Vor einem Run kalkuliere ich nicht alles, gehe mal los und nehme in Kauf, dass ich mir weh tuen könnte. Ist das mutig? Ich denke schon. Und wer hat den besseren Humor? Nicolas: Wir haben beide den gleichen, ziemlich schwarz. Auch innerhalb des Teams gibt’s bitterböse Kommentare, was für einen Aussenstehenden wohl ziemlich gewöhnungsbedürftig ist.

Hat die in den vergangenen Jahren laufend verbesserte Sicherheitsausrüstung Ihr Risikoverhalten verändert? Loris: Nein, ich glaube nicht, dass wir wegen eines Lawinen-Airbags grössere Risiken eingehen. Dass man von verbesserter Sicherheitsausrüstung Gebrauch macht,

GIPFELTREFFEN

«Es geht uns nicht um Gefahren, sondern um die Ästhetik der Bilder»: Nicolas Falquet.

21 Der Trailer zu Loris und Nicolas Falquets Filmprojekten: www.huckandchuck.com


Jeremy Bernard/MAMMUT

«In den Bergen gibt es maximale Freiheit, aber auch Gefahren, die sich nie ganz kontrollieren lassen»: Loris Falquet.

Der Video-Link zum Farbspektakel.

mit denen du in die Berge gehst, sehr gut kennen, deren Sprache sprechen. Nur so lässt sich richtiges Vertrauen aufbauen. Loris: Obwohl wir beide ja sehr verschieden sind. Nicolas ist eher der intuitive Typ, glaubt immer, dass alles möglich ist. Ich bin eher pragmatisch und skeptisch, sehe viel mehr Risiken. Ihr Vater ist mit 47 an Krebs gestorben, Sie beide waren 18 und 16 Jahre alt. Hat Sie das noch näher zusammen gebracht? Nicolas: Ja, natürlich. Es war eine harte Zeit. Aber es hat uns auch vor Augen geführt, dass das Leben ziemlich schnell zu Ende sein kann. Darum sollte man die Zeit nutzen. Das motiviert uns noch heute, unser Leben nicht zu träumen, sondern unsere Träume zu leben. INTERVIEW: PETER BADER FOTOS: ROB LEWIS/ZVG

Jeremy Bernard/MAMMUT

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War es eigentlich von Anfang an klar, dass sie als Brüder-Paar zusammen arbeiten werden? Nicolas: Wir haben von Anfang an zusammen Touren gemacht. Auch in unserem Team gab es in den vergangenen Jahren wenig Wechsel. Das ist vor allem für die Sicherheit sehr wichtig: Du musst die Leute,

Jeremy Bernard/MAMMUT

GIPFELTREFFEN

steht für mich ausser Frage. Sie gehört heute zur Grundausrüstung dazu, wie die Schuhe oder die Skis. Nicolas: Ja, sie zu tragen, ist eine Verpflichtung. Manche Schneeschuhwanderer beklagen sich ja über das aus ihrer Sicht hohe Gewicht der Lawinen-Airbags, fühlen sich durch Sicherheitsausrüstung in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und verzichten darauf. Ich verstehe sie nicht. Als Skifahrer hat man bisweilen noch eine kleine Chance, aus einer Lawine rauszufahren. Wanderer haben diese Möglichkeit nicht.


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HOCHGENUSS

Am Fusse der Denti della Vecchia in Cioascio hat sich Alpinist Romolo Nottaris ein kleines Paradies geschaffen.

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UND JEDEN MORGEN DER BLICK AUF DIE DENTI Romolo Nottaris (67) mag Genuss und intensives Leben. Der Tessiner war einer der Ersten, der Achttausender im Alpinstil meisterte. Er ist aber nicht nur einer der bekanntesten Schweizer Alpinisten, er ist auch ein erfolgreicher Unternehmer und Weinliebhaber. Ein Besuch in seinem

Mit dem Offroader hat uns Romolo Nottaris den steilen Wanderweg zu seiner Sommerresidenz am Fuss der Denti della Vecchia hochgefahren. Während er in der modern eingerichteten Küche ein Risotto zubereitet, sitzen wir auf der Terrasse und geniessen bei einem Schaumwein das atemberaubende Panorama. Wir verstehen seine Dankbarkeit, wenn er sagt: «Die grosse Passion, die in mir steckt, hat mir ein fantastisches Leben beschert.» Wenn etwas zentral ist im Leben des Tessiner Alpinisten, dann ist es tatsächlich die Passion. Seine feste Überzeugung, intensiv zu leben. Und alles mit Leidenschaft zu tun, «weil es aus dem Innersten kommt», wie er sagt. Hier auf 1040 Metern über Meer hat er sich und der Familie seines Sohnes Daniele ein kleines Paradies geschaffen und ist weit weg vom Stress und den Sorgen des Alltags. «Wenn ich hier hochfahre, fällt alles von mir ab, und ich befinde mich in einer anderen Welt.»

Eine Hütte für 20 Franken pro Jahr In dieser Welt nahm alles seinen Anfang. Hier in Cioascio mietete er vor 54 Jahren für 20 Franken pro Jahr eine kleine Hütte, von der er als 13-Jähriger zu Klettertouren an den Denti della Vecchia aufbrach. Auf dem Grat der Denti stand er erstmals als Zwei-

jähriger – zusammen mit seinem Vater. Hier lernte er klettern und hierher kam er immer wieder zurück. Die Bergkette zwischen Monte Bré und Cima di Foiorina hoch über Lugano bedeutet ihm deshalb auch heute noch alles. Er habe viel gesehen in der Welt, sagt Romolo Nottaris. «Aber die Denti blieben immer meine Nummer 1.» Rund 200 Kletterrouten gibt es hier – erreichbar sind sie vom Steinhaus, das Nottaris hier gebaut hat und das er von Mai bis Oktober bewohnt, in gerade mal 20 Minuten. Doch woher kam bei ihm der Drang, nach draussen zu gehen, Berge zu besteigen und Neues zu entdecken? Den habe er im Blut gehabt, sagt er. Und als er im Alter von sieben oder acht Jahren einen Film über den Himalaya gesehen habe, sei sein Entscheid gefällt gewesen: «Ich wollte Alpinist werden und Reisen unternehmen.» Heute gehört der Tessiner zu den bekanntesten Schweizer Höhenbergsteigern und Alpinisten der ersten Generation. Zu seinen Erfolgen gehört etwa die Besteigung des Gasherbrum II 1981 mit Tiziano Zünd. Oder die Erstbegehung einer Route am 8475 Meter hohen Makalu über den Pfeiler am linken Rand der Westwand und via Nordwestgrat im Jahr 1984. Auch mit seinen neuen Routen am Pumori oder in den Kordilleren schrieb er Bergsport-Historie. Noch wichtiger war sein Einfluss auf die Art der Gipfelbegehungen: Nottaris und sein Kollege Tiziano Zünd

HOCHGENUSS

Sommerhaus in Cioascio.

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gehörten neben Reinhold Messner zu den Ersten, welche die Achttausender im Himalaya im puristischen «Alpinstil» angingen. Viele seiner Erfolge feierte Romolo an der Seite von Erhard Loretan.

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Wegweisender Unfall am Mont Blanc

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Auch Misserfolge sind Teil seiner Karriere. Am Cerro Torre war er dreimal, ohne auf den Gipfel zu gelangen. 1983 musste er die Besteigung des Mount Everest abbrechen, weil er sich bei einem Eisschlag das Bein gebrochen hatte. Viel prägender war aber ein Unglück, das er noch vor seiner Zeit als Bergführer und Bergsport-Profi erlebt hatte. Nottaris war damals 25 Jahre alt und schlug sich in Genf als Pokerspieler durch. Mit vier Kollegen unternahm er eine Skitour auf den Mont Blanc. Bei einem Sérac-Einsturz kamen alle vier zu Tode. Nottaris stand nach der Überquerung einer alten Lawine etwas abseits und überlebte als Einziger. Zwei Jahre habe er gebraucht, um diesen Schicksalsschlag zu verkraften, sagt er heute. «Ich stürzte in eine tiefe Depression.» Die Berge seien es letztlich gewesen, die ihm Kraft gegeben hätten, weiterzumachen. «Von da an wusste ich, dass ich Profi und Bergführer werden wollte.» In sein Büro nach Davesco bei Lugano geht der 67-Jährige nicht mehr täglich. Das von ihm gegründete Vertriebsunternehmen für Bergsportartikel «New Rock» leitet jetzt sein Sohn Daniele. Doch für die Firma ist Papa Romolo noch immer eine wichtige Repräsentationsfigur – und Präsident des Verwaltungsrats. Gerne empfängt er Gäste in Cioascio, wo er eigens für diesen Zweck eine Gästewohnung eingerichtet hat. Auch Felix Bächli, Geschäftsführer von Bächli Bergsport, ist ein gern gesehener Gast. Die beiden Unternehmen verbindet eine langjährige Partnerschaft – und eine genauso lange Freundschaft. «Felix hat hier auf der Terrasse seine erste Flasche Pétrus getrunken», sagt Romolo Nottaris mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Importeur von Scarpa Die Geschichte von New Rock ist eng mit jener des italienischen Schuhherstellers Scarpa verbunden. 1980, bevor er zum Makalu aufbrach, setzte Romolo Nottaris erstmals einen Fuss in die Fabrik in Asolo. Schon bald wurde er technischer Berater des Unternehmens, und 1986 machte ihn Francesco Scarpa zum Vertriebspartner für die Schweiz. Noch heute ist die Zusammenarbeit zwischen New Rock und Scarpa sehr eng. Neben Scarpa umfasst das Portefeuille von New Rock jetzt Marken wie Mountain Hardwear, Smartwool, Osprey, Gecko und Ski Trab. «Auch nach über 30 Jahren sind wir unserem Motto treu geblieben, den Schweizer Bergsteigern die bestmögliche Ausrüstung anzubieten», sagt der Firmengründer. Die ersten Karabiner überhaupt kaufte Nottaris einem Franzosen zu überrissenen Preisen ab, der mit einer Vespa ins Tessin fuhr – und verkaufte sie noch teurer weiter. Er handelte mit Karabinerhaken, Seilen, Schlafsäcken und Daunenjacken, um sich damit seine Reisen und Expeditionen zu finanzieren. 1978 gründete er zu diesem Zweck New Rock. Aber erst ab 1986, als er die Gebirgsketten der Welt ausgiebig durchstreift hatte, steckte er seine ganze Kraft in das Unternehmen.

Berge und Wein Mit Genugtuung blickt Nottaris heute auf die Spuren zurück, die er hinterlassen hat. «Ich konnte meine Leidenschaft auch im Berufsleben ausleben.» Die enge Freundschaft mit dem Tessiner Weinhändler Luigi Zanini entfachte in ihm eine weitere Passi-

CIOASCIO UND DIE DENTI DELLA VECCIA Wer nicht das Glück hat, persönlich von Romolo Nottaris eingeladen zu werden, kann das Haus des Tessiner Bergsteigers trotzdem bewundern. Unmittelbar neben dem Neubau der Famiglia Nottaris steht nämlich eine spartanische SAC-Hütte mit 15 Betten, die Baita del Luca von Cioascio. Mehr Komfort bietet die Capanna Pairolo auf 1347 m, die von Cioascio aus in 40 Minuten erreicht werden kann. Sie ist auch Ziel einer populären Wanderung von Lugano (via Monte Brè) aus.


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27 Genussmensch Nottaris legt in der K체che gerne selber Hand an und liebt es, G채ste zu bewirten.


on – jene für Wein und Weinbau. «Mit Luigi hatte ich Gelegenheit, die besten Weine der Welt zu entdecken.» Nottaris sieht enge Parallelen zwischen seinem Beruf und dem Weinbau. «Bei beidem ist man oft draussen, denn die Basis für guten Wein wird in den Reben gelegt.» Und wie bei New Rock gehe es auch beim Vinifizieren darum, die besten Produkte zu selektionieren. «Es ist eine ständige Suche.» Seine Freude am Wein geht so weit, dass er vor einigen Jahren eine kleine Firma gegründet hat und Weine importiert. «Ich suche Gewächse mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und verkaufe sie unter Freunden.» Auch einen eigenen Wein hat er bereits produziert. Doch wie passt das zusammen, die Askese und Enthaltsamkeit, die auf Expeditionen erforderlich ist, und der Hedonismus beim Geniessen von teuren Weinen? Beides stehe für intensives Leben, sagt Romolo Nottaris. Intensives Geniessen auf der einen und intensives Erleben von körperlichen Anstrengungen auf der anderen Seite. «Ich habe kein Problem damit, auf Reisen zwei Mona-

te lang keinen Tropfen Alkohol zu trinken.» Nach der Rückkehr sei die Lust auf ein Glas Wein und ein gutes Essen dann aber gross. In seinem Weinkeller in Capolago türmen sich die Kistchen Pétrus, Mouton-Rothschild, Haut-Brion, Pingus & Co. Hier unter Backsteingewölben wird auch mal eine Vertikale Le Pin verkostet. In den besten Lokalen Luganos ist Nottaris ein gern gesehener Gast. «Wein ist die dritte Passion meines Lebens», sagte er unlängst bei einem gemeinsamen Mittagessen in Lugano. Und ergänzt dann schelmisch: «Die erste Leidenschaft sind die Frauen. Die zweite die Berge.» Bei seiner Partnerin Anna Mattei tönt das anders. «Romolo ist sehr eifersüchtig, genau wie ich. Aber natürlich würde er das nie sagen.»

Brunello und 1947er Cheval Blanc Inzwischen hat Romolo Nottaris das Risotto fertig zubereitet und reicht auf der Terrasse seines Hauses in Cioascio dazu in Streifen geschnittenes Entrecôte, das

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Gemütlicher Sommersitz: Das Haus in Cioascio hat Romolo Nottaris mit seiner Partnerin Anna Mattei stilvoll eingerichtet.

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SUUNTO AMBIT2

er mit Olivenöl, 50-jährigem Aceto und ein paar Rosmarinzweigen veredelt hat. Auf die Frage, welchen Wein er denn trinken würde, wenn er nur noch einen Tag zu leben hätte, zögert er keine Sekunde: «Ganz sicher einen Sangiovese – meine Liebe gilt den reinsortigen Weinen und ganz speziell dieser Traubensorte.» Einen Brunello di Montalcino von Umberto Salvioni würde er wohl wählen, sagt er, mit diesem Winzer verbinde ihn eine innige Freundschaft. Und welches war sein beeindruckendstes Weinerlebnis überhaupt? «Für solche Genussmomente muss man selber auch bereit sein», sinniert Nottaris. «Aber wenn ich zurückblicke, war es wohl die Begegnung mit dem 1947er Cheval Blanc.» Nachdenklich wird er auf die Frage, wie er seinen letzten Tag gestalten würde, um ihn so intensiv wie möglich geniessen zu können. «Ich würde mir wünschen, an diesem Tag ein Enkelkind auf dem Arm halten zu dürfen.» Der Wunsch nach einem Stammhalter dürfte ihm demnächst gewährt werden – sein Sohn Daniele und dessen Frau erwarten Nachwuchs. Nach dem Käse reicht Romolo Nottaris allen Anwesenden ein Glas Single-Malt-Whiskey aus deren Geburtsjahr. «Ich liebe Macallan – und Whiskey kann ich im Gegensatz zu anderen exquisiten Edelbränden problemlos zu Hause aufbewahren.» Bei altem Calvados und altem Cognac wäre das gefährlicher für ihn, sagt er. «Die sind so gut, dass es schwieriger ist, den Konsum im Griff zu haben.» Zum Espresso gibt Nottaris dann eine Anekdote zum Besten, die er hier in Cioascio erlebt hat. «An Luigi Zaninis Geburtstag sassen wir einmal um Mitternacht hier auf der Terrasse, hatten schon einigen Wein getrunken und bewunderten den Vollmond über den Denti. Dann sagte ich zu ihm: Komm, lass uns losmarschieren.» Die fragenden Blicke des Weinhändlers habe er ignoriert und die Sachen gepackt. «Wir wanderten sämtliche Hügel in der Umgebung ab und waren erst am darauf folgenden Nachmittag zurück.» Ganz klar: Zu echtem Genuss gehört in vielen Fällen auch Spontaneität. Text: Thorsten Kaletsch Fotos: ROB lewis

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Atomic Skis

Ski mit Rocker-Shapes machen Pulverhänge endgültig zum Siebten Himmel für Skifahrer.

DER WINTER ROCKT Nein, ums Après-Ski geht es hier nicht. Es geht um Vorspannung, Biegekurven, Auftrieb und Schwungeinleitung – kurz: um Skikonstruktion. Alls langwiiligs Züügs? Von wegen: «Rocker»-Shapes sind en vogue und machen enorm Spass. Produktmanager Matthias Schmid von Bächli

EXPERT

Bergsport erklärt warum.

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Mit harten Beats und flottem Sound haben «Rocker»-Ski im Grunde genauso wenig zu tun wie mit einem motorisierten «Easy Rider». Doch stopp – «Easy Rider»? Das charakterisiert doch Ski mit «Rocker»-Konstruktion sehr treffend. Mit «Rocker» beschreiben Skibauer die Biegelinie des Skis entlang seiner Längsachse. Rocker bedeuten immer eine Krümmung nach oben, wie bei den Kufen eines Schaukelstuhls. Deshalb auch der Begriff aus dem Englisch: to rock = schaukeln. Je nach Aufbiegung

der Ski im Schaufelbereich (Tip Rocker), am Skiende und im Schaufelbereich (Tip & Tail Rocker) oder über die gesamte Skilänge (Full Rocker) unterscheidet man drei Arten von «Rocker». Sie stehen im Gegensatz zu «Camber»-Konstruktionen, also Ski mit klassischer Vorspannung. Abgesehen von ultraleichten Tourenrennski gibt es bei Tourenski- und Freeride-Ski mittlerweile nur noch wenige Skimodelle ohne Rocker. Kein Wunder, denn mit «Rockern» zaubern die Skikonstrukteure eine


«ROCKER» ODER «CAMBER» – DIE WICHTIGSTEN SKI-SHAPES Unterschiedliche Bauweisen prädestinieren die Ski für bestimmte Einsatzbereiche. Die wichtigsten Konstruktionsprinzipien und Beispiele aus der Touren- und Freeride-Ski-Palette von Bächli Bergsport.

TIP ROCKER Konstruktion: Der Ski ist nur im Schaufelbereich aufgebogen. In der Mitte besitzt er eine traditionelle Vorspannung. Unter der Skimitte sind einige Millimeter Luft. Einsatzbereich: Der klassische Tourenski besitzt mittlerweile häufig einen leichten Tip Rocker. Dieser erleichtert das Spuren im Tiefschnee und die Schwungeinleitung bei der Abfahrt. Auch die breiteren Freetouring-Ski sind meist mit Tip Rocker ausgestattet. Aber auch auf Vielseitigkeit ausgelegte alpine Freeride-Modelle verfügen teils über einen Tip Rocker. Beispiel: Movement Black Apple (Tourenski)

TIP & TAIL ROCKER Konstruktion: Der Ski ist nur im Schaufel- und Endbereich aufgebogen. In der Mitte besitzt er eine traditionelle Vorspannung. Unter der Skimitte sind einige Millimeter Luft. Einsatzbereich: Freeride-Ski und Freeski-Modelle, die sich neben Tiefschneeeinsätzen auch für Tricks im Gelände gut eignen. Beispiel: Scott Scrapper

FULL ROCKER Konstruktion: Der Ski ist über die gesamte Länge nach oben gebogen. Die Skimitte hat in unbelastetem Zustand Bodenkontakt. Einsatzbereich: Spielerisch zu fahrende, breite Freeride-Ski, die vor allem auf Tiefschneeeinsätze, aber auch für Action in Park und Pipe abgestimmt sind.

CAMBER Konstruktion: Der Ski ist traditionell vorgespannt. In unbelastetem Zustand liegt der Ski im Bereich des Skiendes und der Schaufel auf. Unter der Skimitte sind einige Millimeter Luft. Einsatzbereich: Tourenrennski Beispiel: Dynafit PDG Race

EXPERT

noch nie zuvor erreichte Leichtigkeit in puncto Handling und Manövrierbarkeit in die Shapes der Ski. Selbst in verspurtem Schnee und bei anspruchsvollen Schneebedingungen wie Bruchharsch, tiefem Sulz oder windgepresstem Schnee lassen sich Ski dann vergleichsweise einfach steuern und verzeihen generös Fahrfehler. Durch die Aufbiegung schwimmen die Ski im Vergleich zu klassischen «Camber»-Modellen besser auf – ähnlich wie Surfbretter. Gerade im Pulverschnee, aber auch bei nassem Neuschnee oder Sulz im Frühjahr ist das ein entscheidender Vorteil. Wie stark die Rocker-Aufbiegung ausfällt und wo sie genau am Ski positioniert ist, hängt vom Einsatzbereich ab. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je breiter die Modelle und je mehr der Einsatzbereich zu Powder-Abfahrten tendiert, desto stärker ist der Rocker – zumindest an der Schaufel. Nicht wenige Freeride- und Freetouring-Ski verfügen dennoch zumindest in der Mitte über eine traditionelle, positive Vorspannung. Die sorgt bei härterem Schnee und auf der Piste für den nötigen Kantengriff und gute Kontrolle. «Easy Rider» sind die aktuellen Touren- und Freeride-Ski, aber noch aus einem zweiten Grund. Sie werden immer leichter. Ihr Kern besteht nach wie vor aus Holz: Buche, Pappel – und zunehmend auch Balsaholz oder Paulownia. Letzteres wird sogar beim Bau von Geigen und Gitarren eingesetzt. Es ist sehr leicht, aber gleichzeitig auch stabil und biegsam bei hoher Zugfestigkeit. Damit ist Paulownia eine solide Basis für Diäten von Skimodellen. Der Feinschliff des Holzkerns erfolgt dann häufig an computergesteuerten CNC-Fräsmaschinen. Dieser Bearbeitungsschritt nimmt Material dort weg, wo es für die Stabilität nicht unbedingt erforderlich ist. So entsteht ein leichtes und gleichzeitig steifes Profil. Für zusätzliche Stabilität sorgen Fiberglasmatten, leichte Carbonfasern oder Titanalgurte. Mit all den Massnahmen haben die Skihersteller diesen Winter eine Menge dafür getan, dass Skifahren noch mehr Spass macht. «Rocker»- und Leichtgewichtskonstruktionen verleihen dem Ski-Jahrgang 2013/14 Musik. Let’s rock!

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Sepp Malaun / ABS

EXPERT

Lawinen-Airbags erhรถhen die ร berlebenschancen markant.


AUFTRIEB FÜRS ÜBERLEBEN Immer mehr Skitourengeher und Freerider ergänzen ihre Sicherheits-Ausrüstung durch einen Spezialrucksack mit Airbag. Bei einem Lawinenabgang lassen sich blitzschnell Ballons auslösen. Die verleihen Auftrieb und erhöhen so das Überlebensrisiko signifikant.

Todesfallrisiko 50 Prozent Ob man einen Lawinenabgang überlebt, hängt von vielen Faktoren ab. Für rund 20 Prozent aller Verschütteten kommt jede Hilfe zu spät, weil sie in den gewaltigen Kräften, die in einer Lawine wirken, einen schnellen Tod finden. Sie sterben durch mechanische Einwirkungen, durch Stürze in die Tiefe, durch Verletzungen, wenn sie an Bäume oder Felsen geschleudert werden, oder durch den schieren Druck der Schneemassen. Ist die Lawine zum Stillstand gekommen, hängen die Überlebenschancen

davon ab, ob die Person unter den Schneemassen noch atmen kann und wie schnell sie geborgen wird. Das Institut für Schneeund Lawinenforschung SLF in Davos hat im Zeitraum von 1980 bis 2010 die Überlebensstatistik von 1235 ganz verschütteten Lawinenopfern analysiert. Gemäss der Studie sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einer Verschüttung nach 15 Minuten rapide. Die Zahlen des SLF sprechen eine klare Sprache: Bei einer Ganzverschüttung liegt die Mortalitätsrate bei rund 50 Prozent.

«Müesli-Effekt» als Lebensretter Eine Verschüttung zu vermeiden ist das Ziel von Lawinen-Airbags. Sie ergänzen die Basis-Sicherheitsausrüstung bestehend aus Verschüttetensuchgerät LVS, Schaufel und Sonde. Die Funktionsweise der Airbags basiert auf dem Prinzip der inversen Segregation. Oder salopp formuliert – dem «Müesli-Effekt». In einer Masse verschieden grosser Teile bewegen sich unter Einfluss von Bewegung und Schwerkraft die grösseren nach oben, die kleineren nach unten – oben die Früchte, unten die kleinen Haferflocken. Wie funktioniert das in der Praxis? Der Skitourengeher oder Freerider zieht den Auslösegriff, danach bläst sich der im Rucksack integrierte Kunststoffballon innerhalb von zwei bis drei Sekunden komplett auf. Die Auslösung erfolgt bei Airbag-Pionier ABS durch einen pyrotechnisch-pneumatischen Mechanismus, bei den diversen Airbag-Modellen von Mammut durchsticht ein mecha-

EXPERT

Wenn die Skispuren ins freie alpine Gelände führen, regiert die Natur. Und sie tut es bisweilen unberechenbar und grausam. Durchschnittlich 26 Menschen sterben in den Schweizer Bergen jeden Winter in Lawinen. Eine Zahl, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert – trotz immer präziserer Lawinenlageberichte und optimierter Sicherheitsausrüstung. Jedes einzelne dieser Schicksale ist tragisch. Doch Statistiker können diesen Daten sogar etwas Positives abgewinnen. Denn die Zahl der Skitourengänger und Freerider, die abseits von präparierten Pisten den unverspurten Schnee suchen, ist in den letzten zehn Jahren markant gestiegen. In Relation zur Zahl der Off-Piste-Skifahrer ist die Todesrate also gesunken. Und doch ist jeder Lawinentote ein Toter zu viel. Mit Hilfe sogenannter Lawinen-Airbags könnten Lawinenunfälle mit tödlichem Ausgang künftig nochmals markant reduziert werden.

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nisch ausgelöster Dorn die Schutzkappe der Druckkartusche. Vorteil der letzteren Lösung ist, dass der Mechanismus beliebig oft ausgelöst werden kann, um den Vorgang für den Notfall zu üben. Dank der aufgeblasenen Ballons gewinnt der Wintersportler an Volumen und damit an Auftrieb in den Schneemassen. Der Effekt ist allerdings nur bei einer fliessenden Lawine wirksam. Das heisst, der Airbag-Rucksack erfüllt seine Funktion nicht (mehr), wenn die Lawine zum Stillstand gekommen ist und eine Nachlawine folgt oder aber das Opfer in einer Mulde oder am Talboden von der Lawine verschüttet wird. An der Effektivität des Systems bestehen trotzdem keine Zweifel. Das SLF hat 26 Lawinenunfälle zwischen 1991 und 2000 untersucht, bei denen Airbag-Rucksäcke im Einsatz waren. Das Resultat: Von den 31 Menschen, die von einer Lawine erfasst worden sind und ihren Airbag auslösen konnten, starb nur einer.

Vom Nischenprodukt zum Verkaufsschlager

EXPERT

«Ausverkauft!» Das hiess es bei Bächli Bergsport schon früh im vergangenen Winter, wenn Kunden sich für einen Rucksack mit

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Das Mammut Protection Airbag System schützt Kopf-, Nackenund Brustbereich zusätzlich vor mechanischen Verletzungen.

Lawinen-Airbag interessierten. Den Grund dafür sieht Julia Schmideder von ABS in der wachsenden Beliebtheit des Freeridens und des Skitourengehens sowie in einem Mentalitätswandel: «Das Sicherheitsbewusstsein ist stark gestiegen. Für viele gehört der Lawinen-Airbag inzwischen genauso zur Standardausrüstung wie Schaufel, Pieps, Sonde und Handy.» Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Mindestens ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die Produktentwicklung in den letzten Jahren stark vorangetrieben worden ist. Platzhirsch ABS hat Konkurrenz erhalten. War das erhöhte Gewicht noch vor Kurzem ein Hauptgrund dafür, dass Skitourengeher auf die zusätzliche Sicherheit verzichtet haben, stellt sich die Frage bei einem Gesamtgewicht von etwas über zwei Kilogramm nun kaum mehr. «Mit einer Carbon-Kartusche beträgt das Zusatzgewicht gegenüber einem herkömmlichen Rucksack nur noch rund 1,2 Kilogramm», rechnet Andres Lietha, der Leiter der Hartwarenabteilung bei der Mammut Sports Group AG,


FLUGREISEN MIT AIRBAGS vor. Aber nicht nur das Gewicht ist reduziert worden, sondern auch die Preise. Mit 599 Franken dürfte der Rocker Removable Airbag von Mammut günstiger sein als jede Lebensversicherung.

Der Transport von Kartuschen ist in Flugzeugen in der Regel nicht erlaubt. Deshalb ist das Mitführen bei einer geplanten Flugreise zwingend frühzeitig mit der entsprechenden Fluggesellschaft zu klären. Kartuschen können teilweise vor Ort gemietet werden. Alternativ dazu bietet Mammut für seine Airbags eine wiederauffüllbare Kartusche an, die man vor Ort beispielsweise in einem Tauchshop mit der dafür nötigen Druckluft befüllen kann.

Technisch ausgereifte Produkte INTERESSANTE VIDEOS

Praktische Anweisung zur Funktionsweise der ABS-Airbags.

Das Airbag-Experiment der beiden Freerider Nicolas & Loris Falquet

zialisten in der jeweiligen Filiale geklärt. Und wenn auch das keine Klarheit bringt, so weist Matthias Schmid auf ein schon jetzt rege genutztes Angebot: «Wir bieten in vielen Filialen die Möglichkeit, LawinenAirbag-Rucksack zu mieten.» TEXT: CHRISTIAN PENNING/JÜRG BUSCHOR

EXPERT

«Dass die Rucksäcke technisch sehr gut sind, immer modischer und bequemer werden, macht die Entscheidung für einen Airbag-Rucksackkauf für viele leichter», so die Erfahrung von Matthias Schmid, der bei Bächli Bergsport für die Produktkategorie Hartwaren zuständig ist. Ähnlich sieht das auch Andres Lietha: «Die Systeme sind in der Bedienung einfacher geworden, und auch die Basisrucksäcke sind deutlich besser geworden.» Das Angebot ist bei Bächli Bergsport gewachsen. War es vor fünf Jahren gerade mal ein Modell, so können die Kunden in diesem Winter aus neun verschiedenen Produkten auswählen. Die Wahlmöglichkeit besteht mittlerweile nicht mehr nur zwischen verschiedenen Marken und Modellen, sondern auch innerhalb der Systeme. Die Vario-Line von ABS beispielsweise verbindet eine Rückenplatte samt Trägern und Auslöseeinheit als Basis mit anzippbaren Rucksackmodulen, die mit verschiedenen Volumen erhältlich sind. Bei Mammuts Removable Airbag System RAS kann die Airbag-Einheit mit wenigen Handgriffen ausgebaut und in die Rucksäcke verschiedener Grösse eingebaut werden. Dies mit dem Vorteil, dass man nur einen Airbag zu kaufen braucht, diesen aber im leichten Freeride-Rucksack mit wenig Volumen genauso gut einbauen kann wie in den grossvolumigen Tourenrucksack für eine mehrtägige Skiüberschreitung. Einen ähnlichen Weg beschreitet auch Ortovox mit seinem ABS Twinbag-System. Neu bei Bächli Bergsport erhältlich sind auch die Protection Airbags von Mammut. Hier bildet der Airbag eine Krause um Kopf und Hals und bietet so zusätzlich zum erwünschten Auftrieb auch einen erhöhten Schutz vor Kopf- und Nackenverletzungen. Welcher Airbag-Rucksack am besten zu einem passt, das wird bei Bächli Bergsport in einem Gespräch mit den Spe-

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3X3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS Hueila Khuuur! Bächli Bergsport erweitert sein Filialnetz und ist ab sofort offizieller Ausrüster aller Bündner Gipfelstürmer ohne Hörner. Das neuste Bächli-Fachgeschäft ist am 19. Oktober an der Rheinfelsstrasse 13 in Chur eröffnet worden. Neben dem Hauptgeschäft mit 1700 Quadratmetern Verkaufsfl äche gibt es am neuen Standort auch einen Outlet-Shop mit Qualitätsprodukten. Die Fachberatung übernehmen Filialleiter Sven Bless und sein Team.

White Risk 2.0 Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt SUVA haben die erfolgreiche Smartphone App White Risk weiterentwickelt und ergänzen sie durch eine webbasierte, interaktive Lawinenpräventions-Plattform. Die Website sensibilisiert für die Lawinengefahr abseits gesicherter Pisten, vermittelt umfassendes Wissen zum Thema Lawinenkunde und Lawinenprävention, enthält neu ein Tourenplanungs-Tool und ist eng mit der gleichnamigen App verknüpft. White Risk 2.0 wird Mitte Dezember lanciert.

WWW.SLF.CH

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Choong im Sucher

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Die eigenen Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt – das ist das Fazit der Teilnehmer des ersten «Nikon/Mammut RockShot»-Foto-Workshops, der Mitte September stattfand. Bergsportfotograf Thomas Senf und Outdoor-Filmer Alec Wohlgroth von Halsundbeinbruch Film vermittelten den Teilnehmern in drei Tagen die besten Tricks für die Produktion von Bergsport-Fotos und -Filmen, Partner Nikon stellte das neueste Material leihweise zur Verfügung. Der Klettergarten Mettmenalp GL und die Sportkletterhalle in St. Gallen bildeten die «Bühne», Mammut-Pro-Team-Athletin Katherine Choong war die Akteurin. Nach der erfolgreichen Erstdurchführung wird im Hintergrund bereits am RockShot II gearbeitet. Interessenten können sich unter nps@nikon.ch melden.

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Anpassungsfähig Der neue TSL Symbioz Schneeschuh ermöglicht ein natürliches und ermüdungsfreies Abrollen von hinten bis vorne – ob im Aufstieg, Abstieg oder bei Hangquerungen. Möglich macht dies die flexible Rahmen- und Bindungskonstruktion, die es dem Schneeschuh ermöglicht, sich dem Gelände und dem Gang des Läufers anzupassen. Acht einzeln angebrachte Metallzacken sorgen für einen sehr guten Halt auch auf vereisten Flächen. Die einfach und präzis verstellbare Bindung und die Steighilfe vervollständigen das Komfortpaket.

TSL SYMBIOZ Gewicht: 1780 g (Paar) Preis: CHF 339.-

Rauf und runter Die italienische Traditionsmarke Scarpa sticht diesen Winter mit einem neuen Skischuh in den Pulverschnee. Der Freedom SL ist für den anspruchsvollen Freerider mit hohen Anforderungen an Aufstiegskomfort und Abfahrtsperformance konzipiert. Als Basis dafür dient eine neuartige Technologie: Ein Carbonkern versteift die Unterschale über ihre gesamte Länge, eliminiert dabei jegliche Torsion und sorgt so für eine ideale Kraftübertragung auf die Skikanten. Für die Skischuhschale kommt Pebax Rnew, ein ökologischer und robuster Kunststoff, zum Einsatz, der den Freedom SL (Super Light) durch sein extrem niedriges Gewicht (1800g/Gr. 27) zu einem der leichtesten Freeride-Schuhe macht. Erhältlich als Damen- und Herrenmodell.

SCARPA FREEDOM SL Gewicht: 3600 g (Paar Grösse 27) Preis: CHF 699.-

Der Leistungskatalog der neuen Suunto Ambit und Sapphire ist beeindruckend: GPS-Empfang zur Wegpunkt-Navigation, Positionsbestimmung, Distanz- und Geschwindigkeitsmessung, 3D-Kompass, barometrische Höhenmessung, Barometer zur Beobachtung der Wetterentwicklung, Neigungswinkelmesser, Temperatur, Zeit, Datum, Alarm und bei Bedarf auch Herzfrequenzmessung. Das sind nur einige der Daten, die das «Kontrollzentrum am Handgelenk» liefert. Über movescount.com lässt sich die Uhr komplett auf die eigenen Bedürfnisse konfigurieren.

SUUNTO AMBIT2 SAPPHIRE Gewicht: 92 g Preis: CHF 659.-

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Navigationshilfe am Handgelenk

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Leichter Einteiler Stöcke sorgen im Aufstieg für Vortrieb und in der Abfahrt für die nötige Balance. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Stöcke weitere Abstützpunkte schaffen, wenn der schwer bepackte Rucksack den Skitourengeher im Aufstieg in anspruchsvollem Gelände aus dem Gleichgewicht bringt. Die besten Argumente für neue Tourenstöcke liefert allerdings Hersteller Leki: Der neue Speed Stick Carbon wiegt gerade mal 260 Gramm pro Paar. Dank auswechselbaren Tellern eignet sich das Leichtgewicht auch als Ganzjahrestourenstock.

LEKI SPEED STICK CARBON

G e s c h e n k id e e n in fü r G ro s s u n d K le

Gewicht: 260 g (Paar) Preis: CHF 215.-

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Das zwiegenähte Modell Schladming ist ein besonders modischer Vertreter von Meindls Identity-Serie. Der herrlich warme Lederstiefel ist rundum komfortabel und warm – nicht zuletzt dank durchgängig eingearbeitetem Lammfellfutter. Besonders hervorzuheben ist das neu entwickelte Fussbett aus 12 mm starkem Lammfell, unter dem ein weich dämpfender, wärmeverformbarer Schaum zum Einsatz kommt. Die kräftige, flexible Sohlenkonstruktion und die stark profilierte Sohle sorgen für Trittsicherheit und hohen Laufkomfort. Der Ein- und Ausstieg ist dank langem Reissverschluss an der Innenseite des Schafts besonders einfach. Der Schladming Identity ist als Herren- und Damenmodell erhältlich.

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MEINDL SCHLADMING IDENTITY Gewicht: 1610 g (Paar Grösse 39,5) Preis: CHF 519.-

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Black Diamonds Textilpremiere Die neue Dawn Patrol Hybridjacke ist genauso vielseitig wie das Wetter selber. Genau deshalb arbeitet Black Diamond mit einem Mix aus Hardshell- und Softshell-Materialien, die Schutz und Flexibilität bieten, während die Sportler beim Klettern, Skitourengehen oder Mixedklettern in Bewegung sind. Die aus Schoeller ® StretchWoven Softshell-Gewebe gefertigte Jacke ist stark elastisch und hochgradig wasserdampfdurchlässig. In den besonders exponierten Bereichen schützt ein dreilagiges Laminat vor Eis, Schnee und unerwarteten Regenschauern.

BLACK DIAMOND DAWN PATROL HYBRID SHELL JKT Gewicht: 480 g (Grösse M) Preis: CHF 399.-

Heizung am Körper Thermoball ist eine neue, hochfunktionelle synthetische Alternative zu Daunen. Die Kunstfasern imitieren die wärmespeichernden Eigenschaften von Daune, isolieren aber auch dann noch, wenn sie feucht sind. Thermoball ist besonders leicht, verfügt über eine hohe Bauschkraft und verbindet deshalb hervorragende Isolationseigenschaften mit hoher Komprimierbarkeit. Diese Multifunktionsjacke für kalte Tage ist mit zwei Taschen ausgestattet, die elastischen Einfassungen an den Bündchen sorgen für einen verrutschsicheren Sitz.

THE NORTH FACE THERMOBALL FULL ZIP JACKET Preis: CHF 235.-

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Leicht & luftig

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2014 ist ein «Patrouille des Glaciers-Jahr». Das heisst, es wird nicht nur um Sekunden gekämpft, sondern in der Vorbereitung auch um Gramme. Die Nase vorne hat, wer den Radical-Race-Helm von Dynafit auf dem Kopf trägt. Der wiegt nämlich gerade mal 230 Gramm, obwohl er die relevanten Sicherheitsnormen (CE Alpinism 12498, UIAA 106) erfüllt. Während im Aufstieg zehn seitliche Öffnungen für einen kühlen Kopf sorgen, hält die mitgelieferte dünne Windbreaker-Fleecemütze in der Abfahrt die Ohren warm.

DYNAFIT RADICAL HELMET RACE Gewicht: 230 g (Grösse M) Preis: CHF 189.-


„ Warm, atmungsaktiv und geruchsabweisend“ INSIDE OUTSIDE

Genau wie das Fell des Merinoschafs, schließen die Layer von Icebreaker Körperwärme ein, sind dabei jedoch leicht und atmen wie eine einzige Schicht, so dass Sie nicht überhitzen. Schauen Sie sich unsere Herbst-/Winterkollektion im Geschäft an oder online.

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Der Wind muss draussen bleiben: Gore-Materialien zeigen ihre St채rken, wenn es an Graten st체rmt und pfeift.

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ANSPRUCHSVOLLER ALLEINHERRSCHER Gore-Tex ist zum Inbegriff von Funktionstextilien geworden – obwohl und gerade weil die Firma Gore den Outdoor-Ausrüstern einiges abverlangt. Man stelle sich Folgendes vor: Bevor ein Sterne-Koch sein Menü servieren darf, muss er es erst dem Metzger vorführen, der das Fleisch geliefert hat. Der begutachtet die Zubereitung seiner Ware, schmeckt noch einmal die Gewürze ab, checkt die anderen Zutaten der exquisiten Kreation. Und sagt im Zweifelsfall: «Auf keinen Fall. So verlässt mein Fleisch nicht die Küche.» Die Szenerie mag befremdlich sein, beschreibt aber ziemlich genau die Beziehung zwischen dem Membran-Hersteller Gore und den Firmen, die aus seinen Laminaten Jacken, Hosen oder Wanderschuhe fertigen: Was immer die Entwicklungsabteilungen von Outdoor-Ausrüstern austüfteln – bevor die Serienproduktion beginnen kann, wollen sich die Tester von Gore an einem Prototypen abarbeiten. Rene Harder, Mitglied der Marketing-Abteilung von Gore, erklärt warum das so ist, als

er durch ein Schau-Labor der Firmen-Niederlassung in Feldkirchen bei München führt: «Kunden und Konsumenten stellen hohe Erwartungen an unser Material», sagt er. «Und weil wir garantieren, dass es dauerhaft atmungsaktiv, wasser- und winddicht ist, müssen wir eben sicher gehen.» Denn es nütze nichts, wenn nur das Gore-Tex-Material die Erwartungen erfüllt, Reissverschlüsse, Obermaterialien oder Klettbänder einer Jacke aber dem hohen Qualitätsanspruch nicht entsprechen. Dass genau das passieren kann, weiss Harder. Er steht vor einer von Gore entwickelten Schweissmaschine, die an eine Nähmaschine erinnert. Das ist kein Zufall, ihre Funktion ist ähnlich: «Mit dieser Maschine rüsten wir die Vertragspartner aus, damit sie die Nähte zusätzlich mit einem Band verschweissen», erklärt er. Am Anfang der Geschichte von Gore-Tex nämlich stellte

WINDDICHT

PARTNERCHECK

ATMUNGSAKTIV

WASSERDICHT

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PARTNERCHECK

Wasser marsch: In der Regenkammer testet Gore, ob seine Membran absolut wasserdicht sind.

Langlebigkeit ist Gore wichtig: Im Knautsch-Test muss das Material unzählige Stauchungen wegstecken.

44 Reibung ohne Ende: Der Martindale-Test simuliert den Abrieb, wenn Stoffe aufeinander scheuern.

man zwar auch schon wasserdichte Membrane her, nur gab es einen Schönheitsfehler: Die Stoffe wurden nicht verschweisst, durch die Nähte sickerte Wasser ein. Und so muss ein Gore-Tex-Produkt heute bis zu 100 Tests über sich ergehen lassen, ehe es in den Handel kommt. Die finden seit vier Jahren am schottischen Standort Livingston statt und nicht mehr hier in Feldkirchen. Dort stehen aber immer noch all die Geräte, mit denen die Gore-Tester auseinandernehmen, was einmal das rautenförmige Siegel mit der «Guaranteed to keep you dry»-Garantie tragen will: Amerikanische Waschmaschinen, die jedes Polohemd nach einiger Zeit so aussehen lassen, als wäre es durch den Reisswolf gegangen. Maschinen, die das Material stauchen und biegen. Kleine Kännchen, in denen getestet wird, ob die Stoffe auch dann noch farbecht sind, wenn sie mit Schweiss in Berührung kommen – wahlweise mit dem sauren Angstschweiss des Kletterers in der Schlüsselstelle oder dem eher basischen Schweiss des Ausdauersportlers. Mammut, North Face, Salewa, Haglöfs, Patagonia (um nur einige zu nennen) – die Liste derer, die sich dieser Qualitätskon-


«UMWELTSCHUTZ KANN WIRTSCHAFTLICH SEIN»

Zuletzt gab es viel Kritik an den Outdoor-Ausrüstern: Ihre Stoffe seien krebserregend, hiess es. Mehrere Studien haben bewiesen, dass das Unsinn ist. Unser Werkstoff PTFE ist nicht giftig. Ausserdem tritt er in keine Wechselwirkung mit dem Körper. Schon allein deshalb, weil er von der Struktur her sehr stabil ist. Genau das war ein weiterer Kritikpunkt: PTFE reichert sich in unserer Umwelt an – obwohl er dort nicht vorgesehen ist. Das stimmt nicht: PTFE ist nicht wasserlöslich und zerfällt auch nicht in Verbindungen, die unkontrolliert in den Wasserkreislauf oder die Luft gelangen könnten. PTFE ist – ähnlich wie Sand – persistent, es zerfällt nicht. Und weil es nicht giftig ist, sehen wir hierin kein Problem. Angeblich sollen Partikel sogar in Organismen von Eisbären in der Arktis nachgewiesen worden sein. Hier wird etwas durcheinander geworfen: Nicht PTFE, sondern Rückstände von Imprägnierungen wurden gefunden, die breit in Outdoor-Produkten verschiedener Herstellern eingesetzt werden. Bereits 2003 haben wir das Thema erkannt und nach Alternativen gesucht: Seit 2011 verwenden wir eine Imprägnierung für GoreFreizeitlaminate, die deutlich umweltfreundlicher ist. Trotzdem: Wenn sich das Material nicht auf natürliche Weise abbaut, ist es kaum zu entsorgen. Gore-Materialien können einfach mit dem Hausmüll entsorgt werden: In der Müllverbrennung werden sie umweltgerecht verbrannt. Dennoch haben wir schon in den Neunzigern ein Recycling-System als Pilotprojekt eingeführt, leider wurde es von den Kunden kaum angenommen. Inzwischen sind wir der Überzeugung, dass wir der Umwelt auf andere Art mehr helfen können: Wir konstruieren unsere Laminate so, dass sie möglichst lange halten. Denn den grössten ökologischen Fussabdruck hinterlässt nicht die Entsorgung, sondern die Herstellung der Jacke. Was lässt sich hier verbessern? Wir sind Mitglied bei bluesign, einer Organisation, die ein ökologisches Gütesiegel vergibt. Wer das bekommen will, darf nur geprüfte Chemikalien verwenden. Ausserdem überprüft bluesign die Produktionsweise vieler Hersteller – und weisst jeden Partner darauf hin, wenn etwa andere Hersteller deutlich weniger Wasser verbrauchen. Und siehe da: Umweltschutz kann auch wirtschaftlich sein.

PARTNERCHECK

trolle unterwerfen, ist lang und exquisit. Einmal, weil auch die Ausrüster davon profitieren, wenn ihre Produkte noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden. Zum anderen nimmt die Firma Gore eine marktbeherrschende Stellung ein: Zwar dauerte es vier Jahre, bis die 1972 entwickelte Faser erstmals in der Bekleidungsbranche eingesetzt wurde – dann aber verbreitete sie sich so rasend schnell, dass der Name Gore-Tex so stellvertretend für Funktions-Materialien steht, wie «Tempo» für Papiertaschentücher. Ähnlich lief es später mit dem «Windstopper»-Material, das erstmals Fleece-Jacken ermöglichte, die eine Auskühlung des Körpers auch dann verhindern, wenn es an Graten und Gipfeln stürmt und pfeift. Spricht man heute mit Produktentwicklern von Outdoor-Ausrüstern, senken fast alle an einer Stelle des Gesprächs die Stimme, blicken ihrem Gegenüber tief in die Augen und raunen: «Übrigens waren wir die ersten, die Gore-Tex verarbeitet haben.» Tatsächlich war es der ehemalige US-Camping-Ausstatter «Early Winters», der in seinem Katalog für die Saison 1977 die erste Gore-Tex-Regenjacke mit dem Spruch anpries: «Das wahrscheinlich vielseitigste Kleidungsstück, das Sie jemals tragen werden.» Die Technologie, die diese vielseitigen Kleidungsstücke möglich macht, ist trotz aller Innovationen im Kern bis heute die selbe geblieben: Das Polymer PTFE – auch unter dem Handelsnamen Teflon bekannt – wird dünn ausgewalzt und gedehnt, so dass winzige Poren entstehen, die 20.000 mal kleiner sind als Wassertropfen. Die können von aussen nicht mehr eindringen, der feinere Wasserdampf aber kann nach wie vor von innen austreten. Die Membran wird zum Schutz mit einem Obermaterial und einem Innenfutter verklebt, bei der extra-leichten Produktvariante Paclite innen mit einer Carbon-Schicht überzogen – fertig ist der Stoff, der den Outdoor-Sportler trotz Regen und eigenen Ausdünstungen trocken hält. Der Werkstoff PTFE warf in letzter Zeit einige Fragen auf (siehe Interview), die Firma Gore hat aber schon lange Expertise, mit ihm umzugehen. Die Herstellung von Gore-Tex ist nur eines von vier Geschäftsfel-

Bernhard Kiel, bei Gore-Tex für Umweltthemen zuständig, nimmt Stellung zu den jüngsten Vorwürfen mangelnder Umweltfreundlichkeit von Funktions-Materialien.

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PARTNERCHECK

Doppelt trocken: Die atmungsaktiven Membrane halten das schlechte Wetter draussen, lassen aber den Schweiss des Sportlers entweichen.

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dern – als Bill Gore die Firma 1958 im Keller seines Wohnhauses in Delaware gründete, experimentierte er mit Isolierungen für Kabel. Inzwischen finden sich Gore-Produkte in winzigen Entlüftungseinheiten von elektrischen Zahnbürsten, in NASA-Raketen, teils sogar in Menschen: Die medizin-technische Abteilung stellt winzige Membrane für Implantate her. Der Werkstoff PTFE ist ein künstlicher, der so in der Natur nicht vorkommt und sich auch nur sehr langsam wieder zersetzt. Deshalb, sagt Rene Harder: «Es ist uns nicht zuletzt aus Umweltschutzgründen wichtig, dass unsere Produkte lange genutzt werden.» Manchmal beklagen sich einige Konsumenten, dass sie nach Jahren der Nutzung weniger wasserdicht würden. Ein Trugschluss, sagt der Mitarbeiter, der auf einem weiteren Trugschluss beruhe. Er holt zwei Stücke Stoff hervor und hält sie unter eine Art Giesskanne. An einem perlt das Wasser ab, das andere scheint die Feuchtigkeit aufzusaugen. «Das eine Stück ist gewaschen und imprägniert, das andere nicht.» Die Funktion des Kernstücks, der Membran, sei bei keiner

der beiden Stoffproben beeinträchtigt. Weil aber bei der einen das Obermaterial schmutzig und schlecht imprägniert sei, bleibe an ihr das Wasser haften. Der Träger empfindet das meist als kalt und hält die Jacke für nicht mehr wasserdicht. Ein einfacher Trick frischt die ursprüngliche Funktionalität wieder auf: Das Stück einfach mal in die Waschmaschine werfen und neu imprägnieren. Manchmal, so Harder, träfen bei Reklamationen Pakete ein, bei denen man schon beim Öffnen rieche, dass die Jacke noch nie eine Wäschetrommel von innen gesehen habe. «Der Irrglaube, man dürfe Funktionskleidung nicht waschen, hält sich immer noch», sagt er. Und dann erledigen sie das bei Gore zur Not eben auch noch für den Verbraucher. Verglichen mit den Produkttests für die Hersteller ist der Aufwand verhältnismässig gering. TEXT: MORITZ BAUMSTIEGER FOTOS: ZVG GORE


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© 2013 W. L. Gore & Associates GmbH. GORE-TEX, GUARANTEED TO KEEP YOU DRY, GORE und Bildzeichen sind Marken von W. L. Gore & Associates


«DIE BERGE FORDERN GEIST UND KÖRPER» Seit vier Jahren bestimmen Bergsteigen und Klettern einen grossen Teil des Alltags von Jonas Allemann. Bei Bächli findet der 22-Jährige aus Breitenbach (SO)

BERGKAMERAD

alles, was er dazu braucht.

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«Ich mag die Natur, ich mag die Überwindung, ich mag es, mich mit mir selber zu beschäftigen. Das ist es, was ich in den Bergen suche. Sie fordern meinen Geist und meinen Körper. Dazu gehört auch, bei schlechten Bedingungen mal Nein zu sagen und umzukehren. Dabei habe ich das Klettern und Bergsteigen erst mit 18 entdeckt. Meine Schwester hat mich in die Kletterhalle mitgenommen. Und ich war sofort begeistert. Sport habe ich natürlich immer getrieben, in meiner Jugend vor allem Leichtathletik, Mittel- und Langstrecke. Ich war ehrgeizig und erfolgreich, einmal 2. an den Junioren-Schweizermeisterschaften über 3000 Meter. Auch im Eisklettern habe ich Wettkämpfe bestritten, 2012 wurde ich Junioren-Schweizermeister. Aber das war’s jetzt mit den Wettkämpfen. Um international mithalten zu können, muss man sehr viel Zeit ins Training an Kunsteiswänden investieren. Das ist es mir nicht wert. Ich nutze die Zeit lieber, um mit Kollegen draussen zu klettern, auch wenn es dabei so kalt werden kann, dass einem schlecht wird. Mein Lieblingsgebiet ist Chamonix, weil es so vielseitig ist. Da gibt es die genialsten Granit- und Eisrouten. Im Fels klettere ich bis zu einem Schwierigkeitsgrad von 8a, auf die Begehung der Mixed-Route Spiderman mit Schwierigkeitsgrad M13 bei Eptingen im Kanton Baselland bin ich besonders stolz. Natürlich wurde es in den Bergen auch schon brenzlig. Einmal fegte in einem steilen Eisfall eine Lawine über uns.

Glücklicherweise ist nichts passiert, einen riesigen Schrecken hat es mir natürlich trotzdem eingejagt. Seither bin ich vorsichtiger geworden. Nächstes Jahr möchte ich in Schottland oder Patagonien klettern. Auch das berühmte Yosemite Valley reizt mich. Einmal im Monat besuche ich die Bächli-Filiale in Basel. Alles, was ich in den Bergen brauche, kaufe ich dort ein. Die Beratuntg ist nett und kompetent, die Auswahl riesig. Da brauche ich keine Alternativen. Die Berge und das Klettern nehmen in meinem Leben einen grossen Platz ein. Deshalb arbeite ich im Moment auch nur zu 60 Prozent in einem Hochseilpark als Instruktor. Gelernt habe ich eigentlich Automatiker, aber in diesem Beruf möchte ich nicht mehr arbeiten. Dafür bin ich viel zu gerne draussen in der Natur.» TEXT: PETER BADER FOTO: ZVG

Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 130.000 Exemplare.

Redaktion & Layout outkomm gmbh Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com

Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch

Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch

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