100 Prozent
Leidenschaft
inspiration BY
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GIPFELTREFFEN HÜTTENWARTIN HEIDI ALTWEGER S. 18 WEGWEISER SKITOUREN IM VAL D‘ANNIVIERS S. 12 EXPERT PATROUILLE DES GLACIERS S. 30
EINE VISION UND LEIDENSCHAFT WIRD 40 Es war 1974, als meine Eltern Margrit und Heinz Bächli die Tür ihres kleinen Bergsportladens in Volketswil zum ersten Mal aufsperrten. Ihre Begeisterung für den Bergsport hatte in ihnen die Idee reifen lassen, ein eigenes Geschäft zu starten. Wachstum war dabei nie ein deklariertes Ziel, sondern die Konsequenz erfolgreicher Arbeit. Schon damals wollten sie aus der Fülle des Angebots jeweils die besten Produkte selektieren, selbst testen und auf Basis der eigenen Erfahrungen die Kunden bestmöglich beraten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ausser dass mittlerweile über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in schweizweit neun Filialen dieselbe Begeisterung teilen. Ich habe mit meinem Vater bis zu seinem Austritt aus dem Unternehmen im Jahr 2006 oft und heftig über die Chancen und Risiken debattiert, die sich uns boten. Schlussendlich waren wir uns aber meistens einig. Auch wenn eine gewisse Unsicherheit und Schnelllebigkeit unsere Zeit prägt – unsere Mission hat sich in 40 Jahren nie geändert und verbindet mich mit meinen Eltern: Wir lieben die Berge und leben für die Berge. Die unternehmerischen Herausforderungen haben sich in den 40 Jahren verändert. Unsere Kernkompetenzen sind auch heute noch ein wichtiges Differenzierungsmerkmal: selektiver Einkaufs, professionelle Beratung und umfassenden Serviceleistungen auch nach dem Verkauf. Aber wenn wir auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, dann müssen wir unsere Unternehmensverantwortung wahrnehmen. Wo, von wem und unter welchen Umständen die von uns verkauften Produkte gefertigt werden und ob die Produktionsprozesse die Umwelt belasten, darf uns nicht gleichgültig sein. Wir sind einer nachhaltigen Zukunft verpflichtet. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an - damit auch in Zukunft mit einem guten Gewissen leidenschaftlich Bergsport gelebt werden kann. Herzlich,
Felix Bächli
INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 1/2014 6 – WEGWEISER Sportklettern in der Türkei 12 – WEGWEISER Auf Skitour im Val d‘Anniviers 18 – GIPFELTREFFEN Hüttenwartin Heidi Altweger 24 – HOCHGENUSS Spitzenköche in den Bergen 30 – EXPERT Ratgeber Patrouille des Glaciers
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GIPFELTREFFEN HÜTTENWARTIN HEIDI ALTWEGER S. 18 WEGWEISER SKITOUREN IM VAL D‘ANNIVIERS S. 12 EXPERT PATROUILLE DES GLACIERS S. 30
FOTO TITELSEITE Grant Gunderson
36 – EXPERT Mitarbeiter-Ausbildungs-Programm 38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK Mammut 48 – BERGKAMERAD Robert Milej
ZUSTIEG
PS: Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen unter felix.baechli@baechli-bergsport.ch
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VERTIKALLINIE
Beeindruckend gefaltet hat die Natur die Felsen in der Gorges du Verdon, dem Grand Canyon Europas. Sie kippte horizontale Korallenbänke in die Vertikale. Eiszeitgletscher sorgten für den letzten Schliff und formten ein Kletterparadies par excellence. ROUTE: Christian Schiesener in «Tomet je Ris», 8b+ bei La Palud, Verdonschlucht
AUSSICHT
Klaus Fengler
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AUSSICHT
HORIZONTALLINIE
Weisser Himmel, weisser Schnee – gerade noch spurten die Ski durchs konturlose Whiteout ohne Horizont. Welch ein Kontrast, dem mit eisigem Dampf gefüllten Kessel zu entsteigen und mit der Sonne um die Wette zu strahlen! TOUR: Auf der Bussalp oberhalb von Grindelwald mit Blick auf Schreckhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau.
AUSSICHT
Thomas Senf/Visual Impact
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AUSSICHT
WEGWEISER
Routen mit Aussicht: Simon Duverney geniesst in Geyikbay覺r覺 das Farbenspiel der W瓣nde und den Blick aufs Tal.
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«HAYDI, HAYDI!» Klettern in der Türkei ist mehr als nur ein Kurztrip in die Sonne. Wer offen ist für das Andere, erlebt eine spannende Reise. Eine Reportage über die Suche nach den schönsten Sintersäulen, echter türkischer Gastfreundschaft – und den richtigen Vokabeln. oder Plünderer antiker Schätze – und riefen die Polizei. Doch mittlerweile haben Sportkletterer in Geyikbayırı die Qual der Wahl: Über 800 Routen sind derzeit gebohrt, die Genehmigungsverfahren für drei weitere Felsbänder laufen. Wir entschliessen uns als Einstieg für den Sektor Geyik. Vor uns liegen orange-graue Kalkfelsen, dekoriert mit mächtigen Überhängen und unendlich vielen Sinterfahnen, ein Gemälde der Natur. Endlich haben wir alle ein breites Grinsen im Gesicht. Simon und Marjorie klettern seit ihrer Kindheit, sie stürzen sich sofort auf die grosse Auswahl an Routen im 6. und 7. französischen Schwierigkeitsgrad: griffiger, nicht abgespeckter Fels, technische Linien, Leisten, Fingerlöcher und kreative Bewegungen, um sich die «tufas» hochzuhangeln – «magnifique!» schallte es immer wieder die Wände hinunter.
Der Ruf des Muezzins in der Wand Ich selbst, eher eine fortgeschrittene Anfängerin, wage mich nach einigen Aufwärmrunden an «Cosmic Girl», eine 5c im wunderschönen Sektor Sarkit. «In Geyikbayırı gibt’s zwischen den schwereren Routen fast überall auch mehrere 5er», erzählt mir ein Russe, als ich in meine Schuhe schlüpfe. Um das zu überprüfen, mache ich mich an den Fels. Als ich den Umlenker erreiche, lasse ich den Blick über das Tal schweifen und denke lächelnd: Türkisch Klettern ist wirklich nicht übel. Und wo sonst wird man in der Wand begleitet vom Ruf des Muezzins?
WEGWEISER
«Merhaba, nasılsın», sagt Simon stockend – oder zumindest etwas, das klingen soll wie diese gedruckten Worte in seinem Türkisch-Sprachführer. Erwartungsvoll strahlt er die Stewardess im Flugzeug an. Keine Reaktion. «Hallo, wie geht es Ihnen?», scheint sie auf jeden Fall nicht verstanden zu haben. «Das kann ja heiter werden», lacht Simon. «Ich kann in diesem Land noch nicht mal Hallo sagen, geschweige denn aussprechen, wo wir überhaupt hinfahren!» Wir – Simon und Marjorie aus Frankreich, Dan und Janine aus der Schweiz und ich aus Deutschland – wollen zum Klettern für eine Woche dem Winter entfliehen. An den Ausläufern des Taurusgebirges nahe Antalya wurde uns vor allem das Hochplateau Geyikbayırı als Routenparadies empfohlen. Wir sind voller Vorfreude – doch zunächst kommt alles etwas anders. «Von türkischer Gastfreundschaft spüre ich noch nicht so viel», grummelt Dan am ersten Morgen in seinen Kahve, den starken türkischen Kaffee. Weil alle Klettercamps ausgebucht waren, sind wir in einem Guesthouse gelandet, das zwei Kilometer von den Felswänden entfernt liegt, von einer mürrischen Dame geführt wird, und in dem der «special room» sich vor allem dadurch auszeichnet, dass es sehr speziell aus dem Badezimmerabfluss riecht. Doch Strahlemann Simon animiert uns zum Aufbruch. «Die Sonne lacht, die Felsen rufen, allez allez!» Vor rund zwölf Jahren war dieses Tal noch Kletterer-Niemandsland. Als die Bewohner des 400-Seelen-Dörfchens Geyikbayırı plötzlich Menschen in den Felswänden hängen sahen, hielten sie diese für lebensmüde
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INFO: KLETTERN RUND UM ANTALYA Das Hochtal Geyikbayırı ist perfekt für Sportkletterer, um dem Winter in Mitteleuropa zu entfliehen. Alle Sektoren liegen eng beieinander, die Klettercamps mittendrin, Zustiege sind kurz. Über 800 Routen auf festem Kalk wurden sehr gut abgesichert und bieten etwas für jeden technischen Geschmack und Schwierigkeitsgrad. Allerdings: Einerseits ist man hier nie alleine, andererseits etwas abgeschieden. Der kleine Ort Geyikbayırı (nur zu Fuss oder per Mietauto zu erreichen) ist ein ursprüngliches Bergdorf ohne Einkaufsmöglichkeiten. Coole Bars und Nachtleben wie etwa auf Kalymnos gibt es nicht. Aber genau deshalb hat der Kletterurlaub hier einen besonderen Charme! Wer mehr als eine Woche Zeit mitbringt, sollte fürs Klettern und Relaxen am Strand noch drei bis vier Tage in Olympos am Meer einplanen.
ANREISE Flüge ab Zürich nach Antalya, günstig zum Beispiel mit Sunexpress. Transfer nach Geyikbayırı vorab mit dem Unterkunftsbesitzer vereinbaren.
BESTE JAHRESZEIT September bis Mai, im Sommer sehr heiss. Im Dezember und Januar kann es häufiger regnen.
TIPPS FÜR PAUSENTAGE Die neue erste Etappe des berühmten lykischen Fernwanderweges (startet direkt am JoSiTo-Camp); die Altstadt von Antalya; Olympos Adventure Center für Mountainbiken, Wandern, Seekajak, Tauchen, Canyoning, Kletterkurse. www.olymposadventurecenter.com
UNTERKUNFT
WEGWEISER
In Geyikbayırı: Climbers Garden: erstes Camp im Tal, klein und ursprünglich, gegründet von Öztürk Kayikci, der hier im Jahr 2000 die ersten Felsen erschloss. www.climbersgarden.com JoSiTo: grösstes Camp, nach deutschen Standards organisiert (geführt u. a. von Kletterer Tobias Haug). Hier wohnen vor allem Deutsche. www.josito.de Peak Camp: am Eingang des Tals, schöne Bungalows, direkt an den Sektoren Barbarossa und Mevlana. Geführt vom Deutsch-Türken Ercan und seiner Mutter. www.peakguesthouses.com Kezban’s Guesthouses: betrieben vom jungen Türken Senol, teilweise noch etwas improvisiert, aber gemütlich. www.rockclimbingantalya.com Rido Camp: vom türkischen Kletterer Ridvan, etwas weiter abgelegen im oberen Teil des Tals, ruhig und viel Platz für Zelte. www.ridocamping.com
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In Olympos: Kadir’s Treehouses: www.kadirstreehouses.com
SEKTOREN-TIPPS Zum Geniessen: Kebap, Barbarossa und Mevlana locken mit vielen wunderschönen Routen im 5. und 6. französischen Grad. Besonders stilvoll: Sarkit wegen seiner gemäldeartigen orangegrauen Wände, der Sinterfahnen und dem tollen Sonnenuntergang. Aussergewöhnlich: Trebenna, grandioses 3-D-Klettern, nicht nur für Profis.
KLETTERFÜHRER „A Rock Climbing Guide to Antalya“ von Öztürk Kayikci, 4. Auflage 2011, auch vor Ort zu kaufen.
Zurück am Wandfuss preist mir ein Norweger die nächste Besonderheit an: «Ihr müsst unbedingt zum Trebenna-Sektor. Das ist der reinste 3-D-Spielplatz!» Auf dem Weg dorthin kommen wir an einigen der «echten» Klettercamps vorbei, in denen wir eigentlich hatten wohnen wollen. «Im Winter sind wir leider oft schon Monate im Voraus ausgebucht», bedauert Tobias Haug. Der Deutsche betreibt mit seinen Freunden Jost und Siri seit rund zehn Jahren das JoSiTo Camp, bohrte im Tal etwa die Hälfte aller Routen und hat die Entwicklung der Region gemeinsam mit dem Türken Öztürk Kayikci (der den „Climbers Garden“ gründete) entscheidend geprägt. Tobias «Nachbar», der junge Türke Senol, findet dann in seinem «Kezban’s Guesthouses» doch noch zwei freie Bungalows. Wir sind uns einig: Nur zu gerne tauschen wir die Zimmer bei der mürrischen Dame gegen diese einfachen Holzhütten mitten im Granatapfelbaum-Idyll.
Deep Water Soloing für jedermann Wie, kein Boot mehr zu kriegen? Simon guckt enttäuscht. Nachdem wir uns noch ein paar Tage im – tatsächlich einzigartigen – Trebenna und den anderen reizvollen Sektoren in Geyikbayırı ausgetobt hatten, sind wir nach Olympos umgesiedelt. Der Ort an der lykischen Küste, etwa eineinhalb Autostunden südlich von Geyikbayırı, besteht eigentlich aus aneinandergereihten Touristenunterkünften an einer Strasse, die im Hochsommer zur überfüllten Partymeile wird. Doch in den weniger heissen Monaten des Jahres ist es hier ruhiger, und die gut erschlossenen Wände locken jede Menge Kletterer an. Zu recht, denn hier warten zusätzlich Meer, Strand – und die Möglichkeit zum Deep Water Soloing, dem Klettern ohne Sicherung an Wänden direkt überm Meer. Normalerweise zumindest. «Wegen des wechselhaften Wetters haben die meisten Fischer ihre Boote schon an Land geholt. Aber keine Sorge, I am the problem solver.» Ein drahtiger Türke mit langen schwarzen Locken scheint zu wissen, wovon er spricht. Einige Minuten später wissen wir, dass der
Zufallsbekanntschaft: Autorin Mila Hanke (l.) findet im Hostel «Kadir’s Treehouses» einen tierischen Freund.
In der Blechbüchse nach Antalya Am Abend sitzen wir mit Kadir Kaya am Lagerfeuer, er ist ein Olympos-Urgestein. Schon vor 27 Jahren errichtete er in dem damals noch völlig verlassenen Tal seine «Kadir’s Treehouses», die heute unter Kletterern Kultstatus haben. «Aber ohne diesen Kerl hier wäre auch Geyikbayırı wahrscheinlich noch heute ein verborgener Felsen-Schatz», lacht Kadir und schlägt seinem Sitznachbarn mit den langen Rastazöpfen auf die Schulter. Tatsächlich war es Metin Yılmaz, der vor rund 13 Jahren seinem Kletterfreund Öztürk Kayikci ein Foto von den eindrucksvollen Felsen im Hochtal Geyikbayırı schickte. «Öztürk fuhr sofort hin und bohrte die erste Route, mit der alles begann», erzählt Metin. «Zum Dank benannte er sie nach meinem damaligem Auto: ‚uçan teneke’, die fliegende Blechbüchse.» In einem Gefährt, das diesen Namen ebenfalls verdient hätte, nimmt uns Metin am nächsten
Schmackhaft: Granatäpfel wachsen in Geyikbayırı in jedem Klettercamp.
Typisch türkisch: Im Frühstücksrestaurant «Kezban» gibt es Tee und Gözleme - leckere gefüllte Teigfl aden.
WEGWEISER
Typ, dem wir zufällig zwischen den bunten Holzhäusern von «Kadir’s Treehouses» über dem Weg gelaufen sind, Mümin Karabas heisst und einer der besten Kletterer der Türkei ist. Fast täglich bohrt er neue Routen. Kein Wunder, dass er die Gegend kennt wie seinen Magnesiabeutel. Dank ihm finden wir uns am nächsten Morgen tatsächlich in einem kleinen Motorschlauchboot auf dem Meer wieder. An den Küstenwänden Yarasali Magarasi zeigt er uns, an welchen Linien sich Profis und Einsteiger am Deep Water Soloing versuchen können. Und selbst ich komme an einer einfachen Route trocken oben an. Simon ist etwas experimentierfreudiger, aus einem Überhang lässt er sich schliesslich kreischend ins Meer plumpsen. «So, jetzt sind die Schuhe nass, Zeit für einen Pause», befindet auch Marjorie, als sie zurück ins Boot klettert. Auch ohne Kraxeleien ist Olympos ein nettes Fleckchen. Hier kann man die Ruinen der gleichnamigen antiken Hafenstadt erkunden oder am drei Kilometer langen Kiesstrand wunderbar baden und relaxen – mit Blick auf den 2365 Meter hohen Berg Tahtali.
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KANVAS KAENON Das klassische Alltags-Design der neuen Kaenon Sonnenbrille Kanvas verrät nicht viel über ihre funktionelle Vielfalt. Das mittelgrosse Unisex-Gestell passt sich dank flexibler Bügel an unterschiedlichste Kopfformen an. Leichtes, bruch- und kratzfestes SR-91-Kunststoffglas mit Polarisationsfilter neutralisiert störende Lichtreflexe und sorgt für eine klare, kontrastreiche Sicht am Berg. Massgefertigte Scharniere erlauben eine hohe Stabilität bei minimalem Gewicht. x Preis: ab CHF 179.-
ALPINISTO 35 GREGORY Dank des thermogeformten Rückenteils mit stabilisierender Alu-Strebe liegt das Gewicht der Ausrüstung angenehm gleichmässig verteilt auf. Mit Pickel- und seitlicher Skihalterung sowie einer Steigeisentasche an der Front ist der 35-Liter-Rucksack erste Wahl für Gletschertouren und Eiskletterer. Ein Reissverschluss an der Seite ermöglicht den direkten Griff in das Hauptfach. Zur Gewichtsminimierung lassen sich Rückenplatte, Biwakmatte und Hüftgurtpolsterung entfernen.
WEGWEISER
No risk, no fun: Beim Deep Water Soloing nahe Olympos lockt erst der Nervenkitzel, dann die Abkühlung.
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Tag mit nach Kaleici, in Antalyas verwinkelte Altstadt. In der Life-Music Bar "dem-lik" gibt er uns zum Abschied noch eine Einführung in den traditionell-akkuraten Raki-Konsum: Man geniesst ihn immer auf Eis, mit Wasser verdünnt (wodurch er eine milchige Farbe annimmt) und mit etwas Käse und Melone. Als wir mit dem Taxibus zum Flughafen fahren, muss ich zufrieden grinsen, nicht nur wegen des Rakis im Blut. Wir haben sie also doch noch gefunden, die herzlichen Menschen und die türkische Gastfreundschaft. Ausserdem weiss ich jetzt, dass Türken sich nicht über Deutschsprachige lustig machen, wenn sie am Fels «haydi, haydi» rufen. Sie feuern damit ihren Kletterpartner an, wie die Franzosen mit «allez allez». Und nach einer Woche kann ich tatsächlich sagen: «Teşekkür ederim, güle güle Geyikbayırı» - «Danke und auf Wiedersehen Geyikbayırı.» Ohne zu stocken. Und mit ehrlicher Überzeugung. TEXT: MILA HANKE FOTOS: PATITUCCIPHOTO
x Gewicht. ca. 1500 g x Preis: CHF 199.-
APPROACH II GTX HANWAG Der perfekte Partner im Fels: Der Approach II ist ein leichter und doch steifer sowie robuster und wasserdichter (Gore-Tex-)Halbschuh für Touren und Kletterzustiege durch unwegsames und felsiges Gelände. Die asymmetrische Kletterschnürung und die innenliegende Fersenzugverstärkung sorgen für guten Sitz. Die Vibram-Sohle überzeugt mit bissigem Profil im Ballen- und Fersenbereich und fast profilloser Reibungszone an der Spitze. Erhältlich bei Bächli Bergsport ab März 2014. x Gewicht: 1020 g pro Paar x Preis: CHF 259.-
Photographer (clockwise from top left): Keith Ladzinski, Sandra Salvas, Keith Ladzinski
WEGWEISER
Grand Cornier, Dent Blanche und Besso (v. r.) sind die markanten Eckpunkte um die Gletscher des Mountet-Kessels.
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DES KAISERS KRONE «La Couronne Impériale» nennen die Einheimischen das Bollwerk aus Viertausendern im Talschluss des Val d’Anniviers. Ein Eldorado für spektakuläre hochalpine Skitouren. Im Herzen der «Kaiserkrone» ist die Cabane du Grand Mountet fast noch so etwas wie ein Geheimtipp. Ehrgeizige Pläne Schon anno 1872 wurde von der Sektion Monte Rosa eine erste kleine Hütte erbaut. Doch das war ein feuchtes Loch, und die Touristen verfeuerten alles, was nicht nietund nagelfest war. Um sich des Ärgers zu entledigen, wurde der Stützpunkt der Sektion Diablerets übergeben. Mit einer Spendenaktion konnte ein neues Haus gebaut werden, nur wenig oberhalb, auf dem noch heute aktuellen Standplatz. Mit feierlichen Reden wurde die Cabane Constantia am 3. September 1888 eingeweiht. Mehrmals musste das Haus vergrössert werden. Der Tourismus schritt voran. Zinal, die oberste Siedlung, war von einem kleinen Maiensäss bereits zu einem Hoteldorf angewachsen. Man träumte von einem Klein-Zermatt, hatte ehrgeizige Pläne, wollte für eine Eisenbahnlinie den Leib des Col du Trift durchbohren, um Zinal mit Zermatt zu verbinden. Nichts ist draus geworden, und Leslie Stephens Worte sind immer noch aktuell: «Während der letzten zwanzig Jahre war Zermatt ein Hauptanziehungspunkt für Tausende von Touristen. Aber des Menschen Wissensdurst ist so klein, und so stark ist der Herdentrieb des Durchschnittsreisenden, dass die abgelegenen Täler noch viel von dem ursprünglichen Reiz ihrer Weltferne bewahren konnten.» «Le plus merveilleux spectacle alpestre» – auch für den Einheimischen Nicolas Theytaz gibt es keinen imposanteren Ort als den Gletscherkessel von Mountet. Als 1995 ein neuer Hüttenwart gesucht wurde, hat er sich einen Traum erfüllt. Ihm als leidenschaftlichem
WEGWEISER
Beim Zustieg von Zinal aus kann man sich gleich mit dem Namen der Hütte vertraut machen. Der Grand Mountet, das «grosse Berglein», wie der steile letzte Aufschwung im Patois, dem lokalen Dialekt, heisst, treibt den Schweiss aus den Poren und ist doch nur eine leichte Vorübung für das, was noch kommen mag im Reich der Viertausender. Die zeigen sich hier in geballter Form. Plötzlich steht man in einer gigantischen alpinen Arena: an Riesenschilden mit Spaltenlabyrinthen und blauen Séracabbrüchen kleben Hängegletscher. Ganz klein fühlt man sich da. «Niederknien müsste man», soll Armand Charlet, ein berühmter Bergführer aus Chamonix, gesagt haben, als er an der Mountet Hütte ankam. So ergriffen war er wie schon Leslie Stephen vom «gewaltigen Zirkus, dessen Wände gekrönt sind von den Gipfeln des Besso, Rothorn, Gabelhorn, Dent Blanche und Grand Cornier.» Nur konnte der unermüdliche Brite noch nicht gemütlich von der Cabane du Grand Mountet aus staunen. Anno 1864 gab es den Stützpunkt noch nicht. Wer eine ernsthafte Tour vorhatte, musste bereits des Nachts von Zinal aus starten. Leslie Stephen, gerade auf dem Höhepunkt seiner Gipfelkarriere (Wildstrubel, Rimpfischhorn, Bietschhorn, Alphubel, Schreckhorn), wollte noch das Zinalrothorn seinem Palmarès einverleiben. Gemeinsam mit Florence Cranford Grove und den Führern Melchior und Jakob Anderegg fand die Seilschaft einen Weg über den Nordgrat (die heutige Normalroute von der Cabane du Mountet) auf den Gipfel, der «aussieht wie eine überstürzende Woge, bevor sie zusammenbricht».
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Genussreiche Skigipfel: die Pointe de Zinal (v. r.) und der Mont Durand (Arbenhorn).
Skitourengänger ist es auch zu verdanken, dass die Cabane du Grand Mountet seither im Winter bewirtschaftet ist. Dies macht vieles einfacher, wenn auch die Gletscherwelt ihre hohen Anforderungen an Kondition und Praxiserfahrung nicht verloren hat.
WEGWEISER
Insel der Geborgenheit
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Innen urgemütlich, erinnert das rustikale Ambiente der Hütte an alte Pionierzeiten. Ein Steinbau, der mit der Landschaft verschmilzt. So selbstverständlich ist das längst nicht mehr. Gerade in der Schweiz holen immer häufiger futuristische Um- oder Neubauten den städtischen Geschmack in die Berge. Natürlich hat die moderne Architektur auch mit Energieeffizienz zu tun. Aber dabei geht viel Flair verloren. In der Cabane du Grand Mountet vereint man beide Welten. Die Sonne liefert den Strom, Küche und Lager sind modernisiert, doch die Substanz ist traditionell. Und auch die Verköstigung ist vielversprechend. Man spürt, dass Martine
Mulot, die Lebenspartnerin von Nicolas, mit Hingabe kocht. Sogar für die Vegetarier lässt sie sich schmackhafte Gerichte einfallen, und nicht etwa nur trockene Nudeln mit einem Stück trockenem Käse. Martine wirbelt durch die Küche, rührt in dampfenden Kesseln, schneidet Brot, kontrolliert das Kunstwerk, das im Ofen steckt. Jede Sekunde ist ausgefüllt, denn in der Gaststube knurren die Mägen der Skitourengänger. Rot erhitzte, teils verbrannte, müde und glückliche Gesichter. Einige sind von Zermatt gekommen, über den Col Durand auf der Tour du Ciel. Andere sind in der Gegenrichtung unterwegs auf der Haute Route Impériale. Beides echte Alternativen zum benachbarten Haute-Route-Klassiker Zermatt-Chamonix, wo sich nicht nur an Ostern die Gäste in den Hütten «stapeln».
Imposante Gletscherfahrten Die Tour du Ciel setzt sich aus sechs traumhaften Etappen zusammen, startet in Zer-
Martine zaubert wahre Köstlichkeiten für hungrige Skitourengeher.
INFO: SKITOUREN IN ZINAL/WALLIS CHARAKTER Die Gegend um Zinal bietet erfahrenen Tourengängern anspruchsvolle und imposante hochalpine Routen mit beeindruckenden Panoramablicken auf die Viertausender des Wallis. Die beste Zeit dafür ist von März bis Mai.
ANREISE Mit dem Zug nach Sierre im Rhonetal, dann per Postauto nach Zinal (Umsteigen in Vissoie). Fahrplan: www.sbb.ch. Mit dem Auto: A9, Ausfahrt Sierre-Est ins Val d’Anniviers – Vissoie – Ayers – Zinal. Rustikales Refugium: Die Cabane du Grand Mountet erschliesst von März bis Mai grossartige Skitouren.
ALLGEMEINE INFOS Wallis Tourismus, Tel. 027/327 35 70, www.valais.ch oder www.zinal.ch
STÜTZPUNKT Cabane du Grand Mountet (2886 m), geöffnet von Ende März bis Mitte Mai. Hüttenwart: Nicolas Theytaz, Tel. 027/475 35 00, Hütte 027/475 14 31, www.cas-diablerets.ch/mountet
ZUSTIEG Von Zinal (1675 m) über die Brücke und am orografisch linken Ufer der Navisence nach Le Vichiesso (1862 m). Weiter talein und auf den Gletscher. Die erste Steilstufe wird links überwunden. Am Beginn der Séracs (2650 m), verlässt man nach links den Gletscher. Durch ein sehr steiles Couloir auf die Moräne und zur Hütte. Bei Lawinengefahr muss das Couloir umgangen werden: rechts von den Séracs (nahe dem Roc Noir) und erst nach den grossen Querspalten über das Gletscherplateau. Dauer: 5–6 Stunden.
AUSRÜSTUNG Skihochtourenausrüstung (Lawinensuchgerät, Schaufel, Sonde, Harscheisen, Felle, 30-Meter-Seil, Steigeisen).
BERGFÜHRER Bureau des Guides Val d’Anniviers, Tel. 027/475 12 00, www.anniviers-montagne.ch.
LITERATUR Skitouren Oberwallis. Vom Bishorn zum Gross Muttenhorn. Egon Feller/ Roger Mathieu, SAC Verlag. Oder: Ski alpin Bas-Valais. Du lac Léman au vallon de Tourtemagne. Stéphane Albasini. SAC-Verlag.
KARTE Swisstopo 1:50.000, Blatt 283 S Arolla
werks. Allein sieben Viertausender, darunter auch das Matterhorn, drängen sich auf der sogenannten Dent-Blanche-Decke auf engstem Raum. Eine Welt aus ewigem Eis und Schnee, aus Spalten und Séracs, zu fantastischen Formen modelliert und auf-
WEGWEISER
matt, zieht durch die Kaiserkrone, nimmt auch einen Viertausender mit, das Bishorn, und endet in St. Niklaus im Mattertal. Die Haute Route Impériale ist fast identisch, allerdings startet sie in St. Luc im unteren Val d’Anniviers und endet in Zermatt. Nicolas tritt vor die Tür, studiert die Berge, den Himmel. «Morgen wird das Wetter gut», murmelt er, den Kopf im Nacken. Das braucht es hier auch, denn das Gelände ist anspruchsvoll, die Gletscher zerklüftet, der sichere Weg nur mit Erfahrung zu finden. Auf jedem Gipfel über seiner Hütte ist Nicholas schon gewesen. Nur wenige eignen sich für Wintertouren, erschwert auch durch den Gletscherrückgang. Aber die, die möglich sind, sind grosse Klasse. Vom Col Durand beispielsweise lassen sich gleich zwei feine Aussichtsgipfel besteigen: die Pointe de Zinal, ein Juwel in der Krone, deren spitzer Gipfel sich zwischen den höheren Nachbarn doch markant behauptet, und der etwas sanftere Mont Durand (auch Arbenhorn genannt). Dort steht man dann im Rund eines geologischen Wunder-
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Traumabfahrt über den Glacier de Moming.
VIPEC 12 FRITSCHI DIAMIR Die Vipec 12 ist die erste Pin-Bindung mit definierter Sicherheitsauslösung am Vorderbacken und Fersenteil. Mit der Easy-Switch-Funktion erfolgt die Umstellung von Fahren zu Gehen problemlos auch ohne Aussteigen aus der Bindung. Damit löst Fritschi die bisherigen Problemzonen von Pin-Bindungen, ohne auf die Vorteile (geringes Gewicht, tiefe Standposition, keine bewegte Masse im Aufstieg) zu verzichten. x Gewicht: 940 g (Paar) x Preis: CHF 499.-
WEGWEISER
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getürmt. Auch das Trifthorn ist mit Ski gut machbar, und der Blick vom Gipfel auf die imposante Nordwand des Obergabelhorns macht sprachlos. Eine gigantische Eiswand, 500 Meter hoch, 55 Grad steil. Zwei Österreicher, Hans Kiener und Rudolf Schwarzengruber, haben sich 1930 als Erste durch diese Wand gepickelt. Besonders eindrücklich ist die Gratkletterei auf den Blanc de Moming, weil unterm Hintern die Gletscherspalten gähnen. Und jenseits des Gipfels lockt ein Powder-Run durch die spektakuläre Gletscherszenerie des Glacier de Moming nach Zinal hinunter. Es wird dunkel über dem Talschluss des Val d’Anniviers. Die Berge zeichnen fantastische Gestalten. Der Besso, der wie ein Tier die Ohren spitzt. Am Mammouth mit seinem breiten Schädel schimmert der Südwestgrat wie ein Rüssel. Morgen wird ein majestätischer Tag. TEXT UND FOTOS: IRIS KUERSCHNER
Federleichte 212 Gramm bringt diese Jacke auf die Briefwaage – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Daunenfüllung ist mit 850 cuin Fillpower extrem leistungsstark und ermöglicht so das sehr gute Gewichts-Isolations-Verhältnis. Eingefangen ist das «Gefieder» in einem ultraleichten, wasser- und windabweisenden Nylon-Ripstop-Gewebe. Die Jacke ist auch als Herrenmodell erhältlich (ohne Kapuze). x Gewicht: 212 g x Preis: CHF 419.-
COSMOS SCOTT Der Cosmos Skitourenschuh vereint das Beste aus zwei Welten: einen unvergleichlichen Aufstiegskomfort (dank einer Schaftrotation von 60°) und kompromisslose Stabilität in der Abfahrt (dank durchdachter Vier-Schnallen-Konstruktion). Überzeugend ist auch das Gewicht: Dank dem temperaturstabilen Schweizer Hightech-Kunststoff Grilamid und Magnesium-Schnallen bringt der Cosmos weniger als drei Kilogramm auf die Waage. Rekordverdächtig! x Gewicht: 2900 g (Grösse 27.5) x Preis: CHF 629.-
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GIPFELTREFFEN
Heidi Altweger, Hüttenwartin der Sasc Furä Hütte im Bergell: «Bergsteiger waren für mich in den 80er Jahren die wahren Helden!»
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«DER BERG IST MEIN ARBEITGEBER» Viele Sternstunden hat sie hier schon erlebt – und auch ein paar finstere Augenblicke. Für Hüttenwartin Heidi Altweger (57) ist der Piz Badile im Rücken ihrer Sasc Furä Hütte ein ganz spezieller Berg. «Mein Arbeitgeber», schmunzelt sie. Mindestens einmal pro Saison schaufelt sie sich Zeit frei, um selbst den Gipfel zu besteigen. Den kraftvollen wilden Riesen besuchen zu dürfen, macht sie glücklich.
Du bist im Thurgau am Bodensee aufgewachsen. Da gibt es weit und breit keinen Berg ... Ja, lange hatten mich Berge auch nur am Rande interessiert. Ich wollte reisen, die Welt kennenlernen. Erst als ich als Hotelfachfrau im Engadin landete, begann ich die Bergwelt zu entdecken. Zusammen mit Kollegen klapperten wir wandernd alle Hütten in der Gegend ab und erklommen später mit einem Bergführer den Piz Palü. Als die Felswände in mein Blickfeld rückten, nahm es mir schnell den Ärmel rein beim Klettern. Und später auch beim Skitouren.
und die Schwierigkeiten unterwegs zu überwinden, um geeint auf dem Gipfel zu stehen, machte mich glücklich! Drum wolltest du gleich oben bleiben und wurdest Hüttenwartin? (lacht) Ja. Ich hatte schon mehrere Saisons auf anderen Hütten mitgeholfen. Zuerst eine Saison auf der Coaz-Hütte, später aushilfsweise auf der Jenatsch-, Forno- und Tschierva-Hütte. Da tauchte irgendwann der Wunsch auf, selber eine Hütte zu bewarten. Was reizte dich? Eine Zeit lang inmitten der rauen Berglandschaft zu leben! Aber auch der Kontakt mit
GIPFELTREFFEN
Heidi ... mit diesem Namen musstest du ja fast auf der Hütte landen? Heidi Altweger: (lacht)! Das stimmt! Ich hatte mal Gäste auf der Sasc Furä, die mich nach meinem Namen fragten. Ich heisse Heidi, sagte ich, und sie prusteten laut los: «Ma non, non ti credo!» Die meinten, ich erlaube mir einen Scherz! Aber der Name passt zu mir. Die Berge sind meine Welt!
Was faszinierte dich am Bergsteigen? Für mich als Unterländerin hatte es in den Siebziger- und Achtzigerjahren etwas Heroisches. Ich war stolz, wenn ich mit Pickel und Seil durchs Dorf marschierte. Bergsteiger waren die wahren Helden! Und ich gehörte als Frau dazu! Die Ängste am Berg
19 Der Piz Badile hat es Heidi Altweger angetan. Einmal pro Saison besteigt sie ihren wilden Riesen.
Die Hüttenwartin verwöhnt gerne Gäste.
Vom grossen Drama am Berg blieb die Hüttenwartin bis jetzt zum Glück verschont.
den Bergsteigern! Ich bin sehr gerne Gastgeberin. Meine Gäste zu verpflegen und zu schauen, dass sie sich wohl fühlen, ist eine schöne Herausforderung!
GIPFELTREFFEN
Hattest du auch schon prominente Gäste? Den grossen Bergsteiger Herman Buhl, der 1952 aus Landeck im Tirol 160 Kilometer ins Bergell angeradelt kam und noch am selben Tag solo den Badile über die Cassin Route bestieg, den hab ich verpasst. Aber 2010 war sein filmisches Double hier, zusammen mit einem österreichischen Filmteam, das einen Dokumentarfilm drehte über die sechs grossen Nordwände der Alpen: Eiger, Matterhorn, Grand Jorasses, Petit Dru, Große Zinne und den Piz Badile.
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Und der «Russ im Bergell», das Bergtheater, das 2013 durch die Schweizer Alpen tourte? Ja, der Russ, Baron Anton von Rydzewski, der die Bergeller Granitfelsen als einer der Ersten fotografisch dokumentierte und mit Bergführer Christian Klucker unterwegs war, die waren auch als Theaterfiguren bei uns zu Gast. Das Bergtheater an einem der Originalschauplätze war super toll, ein grosser Erfolg! Der echte Klucker wollte damals, 1892, die Badile-Nordkante erkunden. Solo und in Socken kletterte er die Hälfte der Route. Der klobigen Nagelschuhe hatte er sich entledigt, da die denkbar ungeeignet waren für die Granitplatten. Das
Filmteam stellte diese Szene am Berg nach. Sehr imposant! Was waren deine sonstigen Sternstunden auf der Hütte? Wenn plötzlich jemand da steht, hallo! Das sind die schönen Überraschungen. Und die richtigen Sternstunden geniessen wir nachts, wenn wir als Team Zeit finden und uns vor der Hütte auf die Bank setzen, um bei einem Glas Wein in den Sternenhimmel zu gucken und zu staunen, wie alles glänzt und glitzert. Und die finsteren Stunden? Es gibt immer wieder Leute, die den Badile unterschätzen. Vierter Grad? Easy! Einmal versuchten sich ein Argentinier und ein Israeli. Es war schon spät in der Saison, als sie sich an der Kante versuchten – trotz widriger Wetterprognosen. Mitten in der Nacht riss mich ein Anruf des Rettungschefs aus dem Bett. Zwei Bergsteiger steckten auf dem Gipfel fest, sie müssten evakuiert werden! Es schneite und regnete die ganze Nacht durch und auch am Tag darauf war der Himmel zu. Der Heli hatte keine Chance, er konnte nicht fliegen. Ich hatte richtig Schiss! Am Ende riss der Himmel doch eine halbe Stunde lang auf. Die Rettungsflieger evakuierten die beiden Bergsteiger vom Gipfel. So wurde sogar aus dem vermeintlichen Drama noch eine Sternstunde. Auf welchen schönen Wanderrouten kann man dich im Sommer besuchen?
HEIDI ALTWEGER (57) HÜTTENWARTIN AUF DER SASC FURÄ BEI BONDO IM BERGELL Eine grossartige Wanderung führt mit Start in Bondo zur Sasc Furä, am nächsten Tag über den Trubinasca-Pass ins italienische Rifugio Brasca, dann gemütlich das Val Codera hinunter zum Lago di Mezzola. Und von Novate Mezzola gondelt man mit Zug und Postauto über Chiavenna zurück nach Bondo. Der Übergang über den TrubinascaPass ist mit T5 anspruchsvoll, doch gut gesichert mit Ketten. Wer länger unterwegs sein möchte, kann in sechs Tagen von den Gletschern zu den Palmen wandern: Start in Maloja – Forno Hütte – Albigna Hütte – Sciora Hütte – Sasc Furä Hütte – Rifugio Brasca – Novate Mezzola.
BERUFE Hüttenwartin seit 2007, gelernte Kauffrau, Sozialpädagogin, Wirtepatent, SAC-Tourenleiterin
STATIONEN Sprachaufenthalte in London, Paris, statt als Air-Hostess bei der Swissair landete sie in den Bergen als Hotelfachfrau. Sie arbeitete in Kurorten wie Zermatt oder Laax, dann als Tourismusfachfrau im Engadin, wo sie sich sofort zu Hause fühlte, und wo sie seither in Samedan lebt, seit fast 30 Jahren. Während der Wintermonate arbeitet Heidi aushilfsweise als Sozialpädagogin in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen.
HOBBYS Klettern, Skitouren, Wandern, Reisen, Lesen, Sprachen
Zurück zu dir. Kommst du als Hüttenwartin überhaupt noch zum Bergsteigen? Im Sommer kaum. Da bin ich zu hundert Prozent Hüttenwartin. Ich organisiere mich aber so, dass ich pro Saison einmal auf den Badile steigen kann. Und neben der Hüttensaison geniesse ich im Frühling und Herbst schöne Klettereien am warmen Fels des Südens und im Winter traumhafte Pulverschneeabfahrten. Den Badile kletterst du aber nicht allein? Nein, zu zweit oder zu dritt. Mit dem Bergeller Bergführer Arturo Giovanoli, einem Spezialisten für die Nordkante, war ich auch schon oben.
SASC FURÄ HÜTTE, 1904 M LAGE Bei Bondo im Bergell
ZUSTIEG Über Promontogno, 1063 Höhenmeter, 3–4 Stunden, T2/T3. Von Laret, 537 Höhenmeter, knapp 2 Stunden, T3.
BEWARTUNGSZEIT Ende Juni bis Ende September.
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Die Badile-Kante wurde saniert. Ist es nun ein Spaziergang auf den Piz Badile? Keinesfalls! Der Charakter der Route wurde bewahrt, zugleich aber die Sicherheit erhöht, indem die Standplätze mit den Muni-Ringen vorletzten Sommer zusätzlich mit Bohrhacken bestückt wurden.
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Lotst er dich jeweils am Stau vorbei? Ja, bei über zweihundert Begehungen kennt er alle Schleichwege. Als ich die Hütte 2007 übernommen hatte, wurden wir tatsächlich überrannt. Damals jährte sich die Erstbegehung der Nordostwand durch den italienischen Bergsteiger Riccardo Cassin, der seine Route, die Via Cassin, 1937 unter dramatischen Umständen eröffnet hatte. Die Italiener kamen in Scharen. Aber seit der Euro-Krise bleiben viele italienische Gäste aus.
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GIPFELTREFFEN
Heidi Altweger: «Immer wenn ich hoch komme, begrüsse ich den Piz Badile. Er ist mir sehr ans Herz gewachsen.»
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Zurück in die Hütte: Hattest du schon mal den Hüttenkoller? Nein. Aber man muss schon auf sich aufpassen, denn wenn der Idealismus und die Anfangs-Euphorie mal weg sind, kann das Dasein als Hüttenwartin vom Traum zum Alptraum werden. Dann sieht man plötzlich nur noch den «Chrampf».
tentradition am Abend beim Abwasch mithelfen.
Der «Chrampf» – das frühe Aufstehen? Wie sieht ein Tag auf der Sasc Furä aus? Das erste Frühstück servieren wir um vier, das Zweite um sieben. Dann putzen wir die Hütte, machen die Betten, backen Kuchen und Brot, bereiten das Abendessen vor: Gemüse rüsten, Fleisch anbraten. Dann kommen die Mittagsgäste, die wir bekochen und bedienen. Zwischendurch empfangen wir Übernachtungsgäste, bereiten das Abendessen fertig zu. Immer wieder läutet das Telefon. Meist gebe ich Auskunft über die Verhältnisse. Dann erledige ich E-Mails, hole den Wetterbericht ein. Und in den Pausen zwischendurch beobachte ich die Kletterer an der Kante. Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen, dann heisst es Geschirr abwaschen, einkassieren.
Ein Kraftort? Ja, der Berg mit seinen nordseitigen Granitwänden ist zwar rau und wild. Aber zwischen der Hütte und dem Einstieg zum Berg ist die Landschaft sanft und lieblich – mit Sumpfteichen und einer wunderschönen Flora. Hier tanken ich und meine Hüttencrew neue Energie.
Und die Gäste werden nach dem Essen in die Küche eingeladen? Ja, tatsächlich. Da wir weder Wasch- noch Geschirrspülmaschine haben, sind wir froh und dankbar, wenn Gäste gemäss alter Hüt-
Bleibst du dem Badile noch eine Weile treu? Ich denke schon. Trotz dem «Chrampf» mach ich die Arbeit gerne. Und die Erhabenheit des Bergs freut mich jedes Jahr aufs Neue. Das ist so ein kraftvoller Berg!
Was bedeutet dir der Berg? Der Piz Badile ist mein Arbeitgeber. Die meisten Leute kommen wegen dem Badile auf die Hütte. Sie übernachten und bringen Geld. Die Jahre flochten zwischen mir und meinem Hausberg ein immer engeres Band. Das tönt vielleicht komisch, aber immer, wenn ich hochkomme, begrüsse ich ihn. Und wenn ich wieder runter gehe Ende der Saison, verabschiede ich mich von ihm. Er ist mir sehr ans Herz gewachsen. TEXT: DANIELA SCHWEGLER FOTOS: ANDREA BADRUTT / ZVG
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Fein speisen mit Matterhornblick: Chez Vrony bei Zermatt
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HAUBEN AUF DER HÜTTE Das Leben wird besser. Zumindest auf den Bergen. Denn dort oben gewinnen gastronomische Angebote immer mehr an Qualität, was auch damit zu tun hat, dass etliche Spitzenköche den Arbeitsstress im Tal gegen die Einsamkeit einer Almhütte eintauschen. aus der Umgebung und von gesunden Almwiesen haubenverdächtig aufkochen kann. Was diesen gastronomischen Höhenflügen zugutekommt, das ist die stark gewachsene Nachfrage nach regionalen Produkten. Die Menschen wollen wissen, woher die Lebensmittel kommen und wie sie entstanden sind. Was passt da besser als der Bergkäse und die Butter, deren Milch von den Kühen kommt, die im Sommer an der frischen Luft rund um die Alm grasen und sich von saftigen Kräutern ernähren. TEXT: GEORG WEINDL FOTOS: ZVG
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Alpimages / Thomas Roulin
Eigentlich ist der Alpinist von Natur aus ein bescheidener Mensch. Er hat sich längst daran gewöhnt, dass er auf seinen Exkursionen in alpinem Terrain keine grossen gastronomischen Wohltaten zu erwarten braucht. Oben am Berg wird einfache Kost aufgetischt, mit dezent rustikaler Note. So sind wir das seit Jahren gewöhnt. Kochen war für die Hüttenwirte in der Geschichte des Alpinismus oft eine notwendige Nebenbeschäftigung, was eher schlichte Gerichte mit standardmässigen Zutaten zur Folge hatte. Aber es geht auch anders. Nicht nur in den mondänen Bergrestaurants der Luxusklasse, auch in klassischen Berghütten wird immer häufiger hochwertig aufgekocht. Da sind Leute am Werk, die nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern regelrecht als kulinarische Künstler in der Küche zaubern. Die Haubengastronomie bewegt sich Richtung Gipfel. Dass sich alpine Romantik gut mit feiner Küche kombinieren lässt, das beweisen auch einige Gourmetköche, die den Stress im Tal gegen einsame Berghütten eingetauscht haben. Fein zu speisen oben am Berg glich vor einigen Jahren noch Zeremonien, die in der Regel von betuchter Kundschaft in recht exotischen Lokalen zelebriert wurden. Die versorgten vor allem im Winter ihre Gäste mit ausgefallenen Gerichten wie Hummer und Froschschenkel. Doch das hat sich in der jüngsten Vergangenheit deutlich gewandelt. Auch traditionelle alpine Küche muss sich nicht auf simple Gerichte von eher bescheidener Qualität reduzieren. Immer mehr Köche haben entdeckt, dass man auch mit Fleisch und Käse von einheimischen Bauern, mit Gemüse und Kräutern
25 Schweizer, französische und mediterrane Küche: Massimo Bertela im Le Cristal in Verbier.
Cabane des Violettes, Crans-Montana Die spektakuläre Aussichtslage oberhalb von Crans-Montana ist nur eine Attraktion dieser traditionsreichen Hütte. Die andere ist Franck Reynaud. Ein Sternekoch auf 2208 Meter Höhe – das ist schon ziemlich ungewöhnlich. Reynaud kocht auf der Hütte und betreibt unten im Tal sein Restaurant Le Pas de l`Ours. Seine Küche präsentiert sich hier oben auf den ersten Blick unauffällig und traditionell. Reynaud bereitet klassische Hausmannskost zu, darunter Eintöpfe, Fondues und natürlich auch Rösti. Das wirkt zunächst nicht exklusiv,
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Chez Vrony, Zermatt
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Das uralte Bergbauernhaus auf 2100 Meter Höhe ist eine gastronomische Institution in Zermatt, das an noblen Lokalitäten gewiss nicht arm ist. Chez Vrony kombiniert Almhüttenromantik mit Gourmetküche – eine Kombination, die nicht nur in Zermatt sehr gefragt ist. Die Familie der Wirtin Vrony Julen ist hier schon seit über 100 Jahren zu Hause. In der Küche, die mit 13 Gault&Millau-Punkten ausgezeichnet ist, kommen viele Bioprodukte zum Einsatz. Drüben im alten Stadel lagert das hausgemachte getrocknete Rindfleisch. Selbstgemacht ist
schmeckt dann aber einem Sternekoch entsprechend besonders fein und verführerisch. Warme Küche gibt es von 11 Uhr bis 16.30 Uhr und auf Wunsch auch abends. Die SAC-Hütte mit den groben Steinmauern und den rotweißen Fensterläden ist klassisch rustikal, hat auch Übernachtungsmöglichkeiten mit einigen Doppelzimmern und Schlafl agern. Es gibt 60 Sitzplätze in der Hütte und 120 auf der großzügigen Terrasse. Rauf kommt man bequem mit dem Lift. Die Hütte befindet sich mitten im Skigebiet, nur wenige Meter von der Standseilbahn entfernt. La Cabane des Violettes,Tel. 027 481 39 19, www.cabanedesviolettes.ch
auch der Almkäse, für den die eigenen Kühe im Sommer den Rohstoff liefern. Eine Spezialität ist der Vrony Burger, der ebenfalls mit Rindfleisch der eigenen Landwirtschaft zubereitet wird. Das Lokal bietet nostalgisches Ambiente auf drei Etagen. Besonders gefragt sind natürlich die Plätze auf der grossen Terrasse mit dem perfekten Blick hinüber zum Matterhorn. Wie es sich für ein derart prominentes Lokal gehört, gibt es auch ein umfangreiches Angebot an Souvenirs. Eine Reservierung ist dringend angeraten. Geöffnet täglich von 12 bis 16 Uhr. Chez Vrony, Tel. 027 967 25 52, www.chezvrony.ch
Diese Brasserie auf 2200 Metern ist das gastronomische Aushängeschild der Station Les Ruinettes im Skigebiet von Verbier. Die Station liegt direkt oberhalb von Verbier als Mittelstation auf dem Weg Richtung Col des Gentianes oder zum Mont Fort. Bekannt geworden ist Le Cristal durch den Sternekoch Eric Jan, der davor im berühmten Luxushotel «Chalet d’Adrien» in Verbier Küchenchef war. Seit Kurzem ist der junge Italiener Massimo Bertela Küchenchef, der bereits in einigen Sternerestaurants
Chez Coquoz, Champéry Skifahrer schätzen sie genauso wie Bergwanderer. Die klassische Hütte auf 1800 Meter an den Pisten des Skizirkus von Portes du Soleil ist bekannt für ihre feine und sehr naturverbundene Küche. Die Wirtin Agnès Gex-Collet kombiniert traditionelle Gerichte mit ausgesuchten Zutaten aus der Natur. So werden die Gerichte mit Heu, Holunder, Lavendel oder Tannennadeln bereichert. Klassiker sind die Brennnesselsuppe, Polenta aus dem Kessel, Walliser Teller,
gearbeitet hat. Bertela verbindet traditionelle Schweizer Gerichte mit französischen Klassikern und erweitert dies mit mediterranen Akzenten. Das Le Cristal steht auch für Gourmetklassiker vom Hummer bis zur Foie Gras. Das Interieur ist klassisch rustikal. Die südseitige Terrasse lockt mit besten Ausblicken auf Verbier und das Val de Bagnes. Zur Station kommt man schnell und bequem mit der Seilbahn von Verbier. Die Brasserie ist täglich bis 15.30 Uhr geöffnet. Le Cristal, Tel. 027 771 42 44, www.lesruinettes.ch
geräucherter Aufschnitt aus dem Val d'Illiez und der Aprikosenkuchen. Dazu bietet die Hütte eine Auswahl von rund 200 Weinen aus dem Wallis. An warmen Tagen sitzt man auf der grossen Terrasse mit Blick auf Dents du Midi und Dents Blanches. Ansonsten ist es drinnen in der Stube am offenen Kamin gemütlich warm. Rauf kommt man mit der Seilbahn direkt von Champéry. Reservierungen sind empfehlenswert. Geöffnet täglich bis 17 Uhr. Chez Coquoz, Tel. 024 479 12 55, restocoquoz@yahoo.fr
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Le Cristal, Verbier
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Gostner Schwaige, Seiser Alm, Südtirol Diese kleine romantische Hütte auf rund 2000 Meter Höhe auf der schönen Seiser Alm ist ein Kuriosum in der Südtiroler Gastronomie. In seiner winzigen Küche fertigt der junge Koch Franz Mulser, der sein Handwerk im Münchner Gourmettempel Tantris und bei den Obauer Brüdern in Werfen gelernt hat, Südtiroler Bauernküche auf feinem Niveau. Da gibt es eine Gostner Heublütensuppe im duftenden Heubeet, ein Kalbszüngerl in Kernölsud, Ossobuco vom Milchferkel in Rotwein geschmort. Oder ganz klassisch
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Schatzerhütte, Brixen, Südtirol
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Ein echter Familienbetrieb ist diese einsame Hütte oberhalb von Brixen und südlich der Plose, dem Brixner Hausberg. Die Schatzerhütte gibt es seit 1926. Seitdem wird sie von der Familie Pernthaler bewirtschaftet. Wer zu der Hütte auf 2004 Meter Höhe pilgert, der tut das wegen der schönen aussichtsreichen und vor allem ruhigen Lage. Aber er freut sich vor allem auf die exzellente Küche, für die Franz Pernthaler verantwortlich ist. Und der ist Experte, hat immerhin beim Sternekoch Heinz Winkler gelernt. Für seine Gäste kocht er klassisch und betont naturbewusst. Das Brot ist im Haus gebacken, und auch Gemüse baut er selbst an. Entsprechend
einen Kaiserschmarrn mit Heidelbeermarmelade. Und das zu ausgesprochen zivilen Preisen. Kein Wunder, dass man in der kleinen Gostner Schwaige unbedingt reservieren muss. Viele Zutaten wie Speck oder Käse sind vom elterlichen Bauernhof unten bei Seis. Den Ausflug zu der kleinen feinen Berghütte kann man im Sommer mit einer schönen Wanderung und im Winter mit einem Skiausflug kombinieren. Rauf zur Hütte geht es mit der Seilbahn von Seis bis Kompatsch und dann mit einem 20-minütigen Spaziergang sanft bergauf. Geöffnet täglich von Juni bis Oktober und Dezember bis April. Gostner Schwaige, Tel. 0039 347 836 81 54
klassisch und regional ausgerichtet sind die Menüs, die jeden Abend aufgetischt werden. Da passt es gut, dass man in den Zirbenholzhütten rund ums Haus nächtigen kann. Das Aufstehen mit dem postkartengerechten Blick auf die Dolomiten und anschliessendem herzhaftem Frühstück spricht ebenfalls für eine Nacht auf dem Berg. Zur Schatzerhütte fährt man von Brixen Richtung Würzjoch über St. Andrä und Afers, dann beim Hotel Vallaza links bis zum Parkplatz. Von dort sind es noch zwei Kilometer zu Fuss bis zur Hütte. Die Hütte ist im Winter auch ein beliebtes Skitourenziel. Täglich geöffnet. Schatzerhütte, Tel. 0039 0472 521 343, www.schatzerhuette.com
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Am Limit: der letzte Anstieg zur Rosablanche.
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DIE HÖLLENTOUR DURCHS EISIGE PARADIES Die Patrouille des Glaciers gilt als «die Mutter aller Skitourenwettkämpfe». Auch 70 Jahre nach der Premiere sind die 53 Kilometer und 4000 Höhenmeter von Zermatt nach Verbier für Tausende Skisportler hochalpines Abenteuer und sportliche Herausforderung. Mit den Tipps der Profis kommen Sie auch als Freizeitsportler erfolgreich über alle Berge. tionalmannschaft und mit seinem Team Gewinner der PDG 2008 und 2010, ist Weltmeister im Skibergsteigen. «Geteilte Freude, geteilte Leiden», sagt er, «das schweisst zusammen, kann aber auch für Spannungen sorgen.» Jedes Rennen schreibt Geschichten voller Hochgefühle, aber auch voller Dramen. «Die PDG ist ein grossartiges Bergabenteuer», stimmt ihm Beni Böhm zu. Schon zweimal stand er mit dem Team Dynafit auf dem Siegerpodest. «Gleichzeitig», so der Skitouren-Racer, «garantiert die aufwändige Organisation ein Höchstmass an Sicherheit.» Das ist auch gut so. Denn bei der PDG im Frühjahr 1949 stürzte eine der Patrouillen in eine Spalte des Mont-Miné-Gletschers. Erst acht Tage später wurde sie gefunden – alle drei waren tot. Nach dem Unglück beschloss das Eidgenössische Militärdepartement, die PDG nicht mehr durchzuführen. Erst 1984 starteten wieder 190 Dreierpatrouillen. Seither hat sich die PDG zu einem lebenden Mythos entwickelt. Mittlerweile ist die Teilnehmerzahl
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Die Rosablanche bei Verbier. Über 40 hochalpine Kilometer liegen schon hinter den Teilnehmern: der endlose Aufstieg durch die Nacht bei Sturm und Kälte zur Tête Blanche, die anschliessende Abfahrt im Dreierteam am Seil, steile Couloirs und imposante Gletscher. Die Beine sind leer, der Kopf auch. Manch einer wirkt auf dem letzten langen Anstieg wie ferngesteuert. Einige werden wie müde Esel von ihren Kameraden am Seil nach oben gezerrt. Doch manchem scheinen gerade jetzt Flügel zu wachsen. «Allez, allez!» Die Anfeuerungsrufe aus dem Spalier der Zuschauer, die ihren Helden auf über 3000 Metern Höhe die Ehre erweisen, setzen nochmals alle Reserven frei. Kein Skitouren-Rennen zieht mehr Teilnehmer an als die 1943 erstmals als Test für die Einsatzfähigkeit der Gebirgstruppen ausgetragene Patrouille des Glaciers. Zermatt – Verbier, nonstop. Die PDG ist mehr als nur ein Rennen: ein lebender Mythos, getragen von einem Überschwang der Gefühle. Der Start wird zeremoniell und feierlich in der Kirche von Zermatt initiiert. Die Strecke führt grösstenteils nicht über Pisten, sondern durch hochalpines Gelände. Eine Route mit himmlischem Panorama und höllischen Strapazen. Die bewältigen die Patrouilleure nicht als Einzelkämpfer, sondern im Team. Florent Troillet, Mitglied der Schweizer Na-
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5-KILO DIÄT! Im Rennen und auf langen Touren zählt jedes Gramm – mit diesen Teilen sparen Sie fast 5 Kilogramm im Vergleich zu einer durchschnittlichen Skitourenausrüstung.
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IPDG – DAS HÄRTESTE SKITOURENRENNEN TERMIN 29. April bis 4. Mai 2014
Volkssport Skitourenrennen Nicht zuletzt dank so packender Wettkämpfe wie der PDG sind Skitourenrennen auf dem besten Wege, sich zum Volkssport zu entwickeln. Entsprechend ist die PDG mittlerweile ein organisatorisches Grossprojekt – ein topmoderner Sport-Event mit generalstabsmässiger Planung und Durchführung durch die Schweizer Armee. 1600 Armeeangehörige leisten als Helfer 14.000 Diensttage. Hubschrauber verteilen in 250 Flugstunden 300 Tonnen Material an 13 Streckenposten. Darunter 13 geheizte Spezialzelte, Stromaggregate und 110.000 weitere Einzelteile. Um die medizinische Versorgung der Teilnehmer und um die Sicherheit kümmern sich 45 Ärzte, vier Meteorologen, sechs Lawinenspezialisten vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos und 16 Lawinenhunde. Die Helden aber sind in erster Linie die Teilnehmer. Florent Troillet, Martin Anthamatten und Yannick Ecoeur absolvierten die 53 Kilometer und 4000 Höhenmeter 2010 in 5:52:20 Stunden – Streckenrekord! Die Sieger bei der ersten PDG 1943 waren noch über 13 Stunden unterwegs – Schiessübung und zwölf Kilo schwere Ausrüstung inklusive. Ohne intensive Vorbereitung klappt das natürlich kaum. Spitzenläufer wie Florent Troillet haben zum Abschluss der Rennsaison Ende April an die 220.000 Höhenmeter in den Beinen, plus die 200.000 Höhenmeter, die er bei Bergläufen und mit dem Mountainbike pro Saison zurücklegt.
LÄNGE Zermatt – Verbier 53 km (Kurzdistanz Arolla – Zermatt: 26 km)
HÖHENMETER Aufstieg 3993 hm, Abfahrt 4090 hm (Kurzdistanz Aufstieg 1881 hm, Abfahrt 2341 hm)
HÖCHSTER PUNKT 3710 m
TIEFSTER PUNKT Verbier: 1490 m
STRECKENREKORD 5:52:20 Stunden
TEILNEHMER 1800 Dreier-Teams
ANMELDUNG für 2014 keine Anmeldungen mehr möglich; Anmeldungen für 2016 im Herbst 2015
VORBEREITUNG dynafit-race-academy.com, Trainingscamps mit Leistungsdiagnostik und professioneller Betreuung
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auf ein Zehnfaches gestiegen. 5400 Läufer werden Ende April/Anfang Mai an den Start gehen – nach wie vor als Trio, jeweils etwa zur Hälfte aufgeteilt in Militärpatrouillen und zivile Patrouillen. Und es wären noch mehr, würde die Teilnehmerzahl nicht per Losverfahren limitiert.
Lange Trainingseinheiten Hobbysportler, die bei der PDG «einfach nur ankommen» möchten, andere Skitourenrennen bestreiten oder sich einfach mit
33 5:52:20 Stunden – Rekordhalter Florent Troillet.
EXPERT
Teamarbeit: Wer durchhängt, wird motiviert und mitgezogen.
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sportlichem Tourengehen im Winter fit halten wollen, sollten sich von den gigantischen Trainingsumfängen der Profis nicht abschrecken lassen. Dennoch, wer am Ende nicht am Zahnfleisch kriechen will, sollte das Training nicht auf die leichte Schulter nehmen. Troillet empfiehlt mindestens drei Ausdauereinheiten pro Woche. Je zweimal ein bis 1,5 Stunden und einmal mindestens drei Stunden – am besten regelmässig auch in Höhen über 2000 Meter. «Ganz wichtig», so Beni Böhm, «sind lange Einheiten.» Fünf bis sechs Wochenenden mit jeweils 4000 Höhenmetern sollte man schon investieren, um einen Vorgeschmack auf die langen Anstiege zu bekommen. Dabei rät Böhm: «Lieber langsam, aber durchlaufen.» Für die nötige Spritzigkeit sorgen zwei bis drei Testrennen im Vorfeld. «Dabei lernt man auch, mit Druck und Aufregung umzugehen, und kann sich von anderen, erfahreneren Teilnehmern was abschauen.» Wer keinen Trainingsberg vor der Haustür hat, sollte wochentags seine Ausdauer mit regelmässigen Einheiten beim Laufen, Langlaufen oder Radtraining aufbauen. Neben ruhigen Grundlageneinheiten gehören dazu auch Intervalle wie zum Beispiel Bergsprints, um die anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit und die Kraftausdauer zu steigern.
Die letzten ein bis zwei Wochen vor dem grossen Wettkampf darf man sich dann ruhig schonen. Ein paar leichte Trainingseinheiten und idealerweise schon ein paar Tage vor der PDG auf Höhen über 2000 Meter zu verbringen hilft, entspannt an den Start zu gehen.
Strategie mit Köpfchen Mindestens genauso wichtig wie die konditionelle Vorbereitung ist die richtige Strategie während des Rennens. «Sehr viele Starter machen den Fehler, das Rennen zu schnell anzugehen», warnt Troillet. Wer merkt, dass sich eine Schwächephase anbahnt, sollte seinen Teamkollegen nicht den Helden vorspielen und kämpfen, bis gar nichts mehr geht. Besser: Sofort reagieren, Tempo rausnehmen, etwas essen und trinken und dann die Leistung langsam wieder hochfahren. Gut eingespielte Teams wissen, dass sie nur so schnell sind wie ihr schwächstes Glied. Bei einem Durchhänger nehmen die Stärkeren dem Schwächeren den Rucksack ab oder nehmen ihn ans Seil, um ihn zu ziehen. Oft unterschätzt werden auch die technischen Fertigkeiten. Wer den Fellwechsel von Aufstieg auf Abfahrt und umgekehrt wie im
Schlaf beherrscht, macht mehr Zeit gut als mit kraftraubenden Zwischenspurts. Und auf Abfahrten (gerade am Seil) ist eine zügige, aber vorsichtige Fahrweise oft schneller als ein riskanter Vollgasritt mit Stürzen.
Regelmässig Energie zuführen und trinken Ebenso wichtig sind eine regelmässige Energiezufuhr und ausreichendes Trinken. «Alle 30 bis 45 Minuten ein Energie-Gel mit genügend Wasser», rät Böhm. Was genau man zu sich nimmt und was man am besten verträgt, sollte man am besten schon im Training und bei Testwettkämpfen testen. Genauso wie die Nahrungslogistik: Wo deponiert man Gels und Riegel? Wie schützt man die Getränke vor dem Einfrieren? Im Rennen muss alles automatisch funktionieren, jeder Handgriff sitzen.
«Am Ende zählt nicht nur die Kraft, sondern auch Köpfchen», so Böhm. Die enorme Verbesserung der Bestzeiten bei der PDG ist nicht nur ein Ergebnis gezielter, optimierter Vorbereitung. Einen ganz entscheidenden Beitrag dazu leistet auch das gewichtsmässig und funktionell optimierte Material. Die perfekte Leichtausrüstung haben die Skitouren-Experten von Bächli Bergsport in der «Checkliste PDG» zusammengestellt. Sie wird Ihnen helfen, bei der «Mutter der Skitourenrennen» weniger durch die Hölle zu gehen und mehr himmlische Momente zu empfinden. «Vergesst nicht, die wunderbare Berglandschaft zu geniessen», erinnert Florent Troillet alle Skitourenracer. Denn was am meisten zählt, sind schliesslich die unvergesslichen Erlebnisse. TEXT: CHRISTIAN PENNING FOTOS: DYNAFIT, PDG
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Noch drei Meter. Das Signal wird lauter, das Piepen schneller. Noch zwei Schritte nach vorne. Der Blick haftet auf der Anzeige des Lawinenverschüttetensuchgerätes. Hier müsste der Vermisste liegen. Die Sonde gleitet vorsichtig in den Schnee, die Spitze tastet Stück für Stück den Untergrund ab. – Geschafft! Patrick Goeringer hat den imaginären Verschütteten aufgespürt. Wo nun im Ernstfall die Schaufel zum Einsatz kommt, bleibt an diesem Tag erst einmal Thema einer aufschlussreiche Diskussion. Zu vergleichen, abzuwägen und
Geräte in unterschiedlichen Praxissituationen auszuprobieren, das steht für die zehn Bächli-Mitarbeiter und drei Bergführer der Bergpunkt Bergschule auf der Tagesordnung. Auf der schneebedeckten Ebene vor der Engstligenalp liegen noch einige «neue Teile» für ihren Einsatz im alpinen Schulungsraum bereit. Während in anderen Branchen Seminare unter den Namen «Zeitmanagement-Schulung» oder «Umgang mit Social Media» auf der Mitarbeiter-Agenda stehen, heisst es für die Personalverantwortlichen bei Bächli,
weiss Cyrill Marbacher aus der Filiale in Kriens aus eigener Erfahrung zu berichten. «Beruflich wie auch persönlich bringen mich die Kurse einen Schritt weiter und machen grossen Spass.» Nach einem fünftägigen Einführungskurs, den jeder nach Anstellung besuchen kann, gibt es über das ganze Jahr verteilt unterschiedliche Themenschwerpunkte, die in enger Verbindung mit den relevanten Verkaufsthemen stehen: Klettersteig, Hochtouren und Wandern im Sommer; Eisklettern, Skitouren oder Sicherheitsausrüstung im Winter. Im Fokus steht nicht das individuelle Können am Berg, sondern die gemeinsame Analyse, welches Material sich in welchem Bereich am sinnvollsten einsetzen lässt. Personalleiterin Messerli ist klar, wie die Mitarbeiter von diesen Schulungen profitieren. «Manchmal ist das Produkt, das man selbst schon jahrelang in Gebrauch hat, für den Kunden nicht immer das Beste. Wer über Hintergrundwissen verfügt, kann auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen. Das macht einen guten Verkäufer aus!» So kann auch ein Verkäufer aus der Textilabteilung, der selbst keine Klettererfahrung besitzt, nachvollziehen, wieso sich ein bestimmtes Jackenmodell besser zum Eisklettern eignet als ein anderes. Bergführer Wicky ist sich sicher, dass Verkäufer wie Bergführer von dem professionellen Austausch von Wissen, Erfahrung und Erlebnissen profitieren. Doch am meisten profitiert letztendlich der Kunde, der durch die Bächli-Experten eine fundierte und auf ihn massgeschneiderte Beratung erhält. TEXT: BARBARA MEIXNER FOTOS: BERGPUNKT, BÄCHLI
EXPERT
Gewusst wie - Rettung aus einer Gletscherspalte.
Mammut / Thomas Senf
das ganze Jahr Kurse zu entwerfen, die Situationen wie «Draussen sein», «Material ausprobieren» und «Expertendiskussionen» realitätsnah darstellen. Diese Seminare sollen die Mitarbeiter motivieren, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen. Um seine persönliches Produkt-Know-how zu schulen, technische Innovationen auszuprobieren und deren Tauglichkeit für die Kunden zu diskutieren, besucht ein BächliVerkäufer im Jahr in der Regel einen Sommer- und einen Winterkurs. Ziel und Zweck der praxisnahen Fortbildungen sind für Personalleiterin Annika Messerli eng verbunden mit dem Verkaufsalltag im Laden: «Es geht darum, die fachlichen und persönlichen Kompetenzen in Bezug auf unser Angebotssortiment zu verbessern. Unsere Verkäufer benötigen ein grosses Wissen über verschiedene Bergsport-Disziplinen und die dazugehörige Ausrüstung, das in diesen Schulungen ausgebaut wird.» Und wo erfährt man ein neues Produkt und dessen Funktionen besser als direkt am Berg? Die bereits seit zehn Jahren bestehende Kooperation zwischen Bächli Bergsport und Bergpunkt, Zentrum für Alpinausbildung und Beratung, bietet optimale Voraussetzungen für dieses einzigartige Fortbildungsprogramm. Seit neun Jahren bilden Verkäufer und Bergführer eine Seilschaft auf dem Weg zum «Experten- und Beratergipfel». Bergführer und Bergpunkt-Mitbegründer Michael Wicky ist überzeugt, dass die Investitionen in die Schulungen mehr als sinnvoll sind und sich langfristig bezahlt machen. «Wir sehen uns in diesem Zusammenhang als Berg-Experten, aber gleichzeitig auch als Moderatoren. Wir zeigen und üben mit den Bächli-Mitarbeitern den Einsatz der verschiedenen Materialien, fördern aber auch die Diskussionen zwischen den Mitarbeitern aus verschiedenen Filialen, die so ihr Wissen und ihre Erfahrungen auf diesen Fortbildungen teilen können.» Die Mitarbeiter selbst wissen die Möglichkeit sehr zu schätzen, neue Materialien und Disziplinen am Berg auszuprobieren. «Fachlich konnte ich Bergsportarten kennenlernen, die ich nicht selber betreibe. Das Thema Spaltenrettung war für mich zum Beispiel neu und sehr spannend»,
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3 X 3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS Auf Tour mit Bächli Bächli Bergsport bringt Sie auf Touren. Die Bergführer Matthias Büeler und Jonas Lambrigger haben auch in diesem Jahr ein vielseitiges und umfassendes Tourenprogramm zusammengestellt, das sie gleichermassen professionell wie enthusiastisch umsetzen – von der genussvollen Schneeschuh-Tagestour bis zur zweitägigen Skihochtour und Lawinenkursen. 14 Touren im Schnee finden in den Monaten Februar und März statt. Informieren Sie sich auf unserer Website über das Wintertourenangebot.
WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH
Elektronischer Schutzengel Das Schweizer Start-up-Unternehmen Uepaa! hat eine Smartphone-App entwickelt, die Sicherheitsfunktionen für Menschen bietet, die beruflich oder in ihrer Freizeit in den Bergen unterwegs sind. Die App erweitert die Funktion des eigenen Smartphones vor allem dadurch, dass ein Alarmsignal auch dann abgesetzt werden kann, wenn kein Mobilfunknetzempfang besteht. Die App reicht die Signale von Smartphone zu Smartphone bis zu einem Gebiet mit Handy-Empfang weiter. Auf den Geräten muss jeweils die Uepaa-App aktiviert sein. Von dort gelangt der Notruf über das Mobilfunknetz an Uepaa. Der Notruf enthält zugleich Daten, die es erlauben, den Nutzer zu lokalisieren und zu identifizieren.
WWW.UEEPA.CH
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Berge im Kopf Wie viel Risiko braucht das Leben? Dieser provokativen Frage geht der Schweizer Bergsportfilm «Berge im Kopf» nach, der aktuell in Schweizer Kinos läuft. Das Hochgebirge ist Fluchtort wie Heimat für vier Bergsteiger aus vier Generationen. «Berge im Kopf» begleitet Dani Arnold, Stefan Siegrist, Jacques Grandjean und Werner Munter auf der Suche nach Routen, Kristallen und ihren Grenzen – wobei nicht alle eine Antwort auf ihre Fragen zu Risiko, Freiheit und ihrem Platz im Tal finden.
WWW.BERGE-IM-KOPF.CH
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Gelber Pfeil Der Orb Freebird von Black Crows ist ein abfahrtsorientierter Skitourenski, der dank gewichtsoptimiertem Paulownia-Holzkern nur wenig mehr als drei Kilogramm wiegt. 90 Millimeter Breite unter der Bindung sowie eine Rocker-Konstruktion verleihen dem Ski viel Auftrieb im Pulverschnee. Trotz leichtem Gewicht ist der Ski sehr laufruhig – dank vibrationshemmender Gummi-Einlage im Schaufelbereich. Die soliden ABS-Seitenwangen garantieren einen kraftvollen Kantengriff. Die Doppelradius-Geometrie erleichtert die Schwungauslösung. Der gelbe Pfeil ist in den Längen 168 und 179 cm erhältlich.
BLACK CROWS ORB FREEBIRD Gewicht: 3050 g Preis: CHF 739.-
Tougher Softie Die Ansprüche an Skitourentextilien sind genauso vielfältig wie das Wetter, vor dem sie schützen sollen: Die Hülle hält den beissend kalten Wind genauso vom Leib wie Schneeflocken und Regentropfen. Im Aufstieg entweicht der verdampfende Schweiss durch Stoff und Lüftungsöffnungen. Und wenn der Gipfel erreicht ist, bilden Jacken und Hosen eine isolierende Schicht. All diesen Ansprüchen werden die Lyngen Driflex3 Jacke und Hose von Norröna gerecht. Beide liegen angenehm weich auf der Haut und zeigen dennoch richtige Nehmerqualitäten. Die durchdachten technischen Detaillösungen zeugen davon, dass bei Norröna echte Praktiker am Werk sind. Damit überzeugt die Kombi genauso wie mit ihren Laborwerten: Wassersäule 20.000 mm, Wasserdampfdurchlass 20.000 g/m2 /h.
NORRÖNA LYNGEN DRIFLEX3 JACKE/HOSE Gewicht: 675/820 g Preis: CHF 539.-/489.-
Nicht selten sind Freerider und Skibergsteiger im absturz- und steinschlaggefährdeten Gelände unterwegs. Scott hat mit dem Couloir einen Helm für fast alle Fälle entwickelt. Er erfüllt sowohl die Kletter- als auch Skihelm-Normen und dürfte damit ein Anwärter für die ganz grossen Winterabenteuer in den Bergen sein. Das funktionelle Kernstück des Helms basiert auf der MIPS-Technologie: Ähnlich wie auch das Gehirn im Kopf geschützt ist, wird der Schlagimpuls durch eine flexible Schicht zwischen Aussenschale und Innenschaum des Helms reduziert. Ohrenschutz und Innenfutter lassen sich einfach und schnell entfernen. So wird aus dem sehr bequemen «Couloir Helmet» in einer Minute ein Ganzjahres-Kletterhelm.
SCOTT COULOIR HELMET Gewicht: 550 g Preis: CHF 235.-
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Schutz für die Schaltzentrale
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Edles Triple Aller guten Dinge sind drei. Das neu überabeitete Halb- und Zwillingsseil Apus 7.9 des deutschen Herstellers Edelrid hat das volle Programm an Veredelung erhalten: Pro Shield als Teflonbeschichtung für höchste Belastungen, Dry Shield für dauerhafte Wasser- und Schmutzresistenz und Thermo Shield für ein geschmeidiges Handling. Der geringe Durchmesser von 7,9 Millimeter und das niedrige Gewicht von 42 Gramm pro Meter Seil prädestinieren das Apus 7.9 für alpine Abenteuer. Das bluesign-zertifizierte Seil ist «made in Germany» und bei Bächli Bergsport ab März erhältlich: in zwei Farben und den Längen 50, 60 und 70 Meter.
EDELRID APUS 7.9 Gewicht: 42 g/m Preis: CHF 220.- (60m)
Leichter Schrauber Für Unternehmungen in der Vertikalen ist Gewicht ein entscheidendes Thema. Leichte, aber zuverlässige Ausrüstung ermöglicht Projekte, die vor 20 Jahren nicht denkbar oder nur mit grösster Anstrengung umsetzbar waren. Der Phantom Schraubkarabiner des UK-Kletterspezialisten DMM ist ein verlässlicher und angenehm leichter Partner für anspruchsvolle Routen. Gerade einmal 42 Gramm bringt er auf die Waage. Die gerade I-Beam-Konstruktion ermöglicht eine sehr hohe Belastung trotz des geringen Gewichts. Der Phantom SG liegt geschmeidig und gut in der Hand, der Schraubverschluss lässt sich selbst in der senkrechten Wand sicher und einfach betätigen.
DMM PHANTOM SG Gewicht: 42 g Preis: CHF 15.-
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Wasch-Premiere
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So richtig angenehm finden es die wenigsten, wenn sich die Füsse langsam im eigenen Saft an den Kletterfinken festsaugen. Der OxyGym von La Sportiva sorgt für Hygiene. Ausgestattet mit waschbarem Gewebe, kann er sowohl von Hand als auch in der Waschmaschine gereinigt werden. Eine Premiere – galt doch bis vor Kurzem, man dürfe Kletterschuhe nicht waschen. Der OxyGym passt sich dank Mikrofaser-Mittelschicht sehr gut dem Fuss an, eine weiche Innenschicht sorgt für schnellen Schweisstransport und angenehmen Hautkontakt. Ein zentrales Bandsystem gibt mit einem Zug sicheren Halt und sorgt für festen Sitz. Die sehr gut haftende Gummisohle ist im Fersen- und Zehenbereich aufgeteilt und kann separat neu besohlt werden. Erhältlich bei Bächli Bergsport ab März 2014.
LA SPORTIVA OXYGYM Gewicht: 400 g pro Paar Preis: CHF 129.-
Wintersport-Meister Mit nur 45 Litern hat der Gregory Targhee ordentlich was drin und drauf. Wortwörtlich, denn es gibt kaum eine Wintersportart, auf die der Alpinrucksack keine Verstau-Antwort parat hätte. Mithilfe der robusten Front- und Seitenhalterung für Snowboard, Ski oder Schneeschuhe lassen sich die Wintersportgeräte sicher und ohne störendes Schaukeln auf dem Rücken verstauen. Die durchdachte Fächerorganisation mit Abteilen für Schaufel, Sonde und anderes Zubehör ermöglicht eine klare Aufteilung und schnellen Zugriff auf die essenzielle Lawinenausrüstung.
GREGORY TARGHEE 45 Gewicht: 1810 g Preis: CHF 179.-
Rundumsicht Eine Brille, die perfekt sitzt, guten Durchblick verschafft und gleichzeitig auch noch funktionell und bruchfest ist. Egal, ob auf dem Mountainbike, beim Trailrunning oder auf dem Segelboot – die Adidas Tycane Pro Brille macht so ziemlich alles mit. Eine einzigartige hydrophobe Beschichtung und ein besonders fl aches Rahmendesign lassen Wassertropfen schnell abperlen, ohne lästige Schlieren auf den Filtern zu hinterlassen. So sorgt sie auch bei regnerischem Wetter für optimale Sicht. Die Sportbrille ist mit einem POL-Filter erhältlich, der störende Reflektionen von stark spiegelnden Oberfl ächen wie Wasser oder nassem Fels reduziert und gleichzeitig die Augen vor gefährlicher UV-Strahlung schützt.
ADIDAS TYCANE PRO Preis: CHF 279.-
Ein Leben für das Bouldern! So begann vor 14 Jahren die Geschichte von E9, einem italienischen Bekleidungshersteller. Den kreativen Lifestyle der E9-Designer spiegelt auch die modern geschnittene Boulder-Combo für Damen am Fels wider. Die Onda W Pants aus elastischem Baumwoll-Elasthan-Gewebe mit schmalem Strickbund in der Taille sind ebenso funktionsorientiert wie stylish. Praktische Einschubtaschen mit Kontrast bieten ausreichend Stauraum. Stretch-Material und ein integrierter BH sorgen für perfekten Sitz des Spaghettiträger-Tops. Dass die Combo relativ klein ausfällt, liegt wohl am Produktionsland: der italienischen Heimat der Designer.
E9 TELE W TANK TOP & ONDA W PANTS Preis: Hose CHF 129.-, Top CHF 49.-
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Design am Fels
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MAMMUT / Rainer Eder
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Die 150. Jubil채umstour: 400 Mammut-Mitarbeiter auf dem Gipfel des Allg채uer Tegelbergs.
RÜCKWÄRTS NACH VORNE In die Zeit vor der Erstbesteigung des Matterhorns reichen die Wurzeln des Bergsportspezialisten Mammut zurück. Dass die Traditionsmarke noch heute markante Spuren im Alpinismus hinterlässt, zeigen Top-Athleten wie David Lama bei spektakulären Gipfelprojekten – zu sehen im neuen Kinofilm «Cerro Torre». immer mehr an Bedeutung. Die sind deutlich aufwändiger und hochwertiger in der Produktion. Als Qualitätsgütesiegel fungiert ein eingezwirnter roter Kontrollfaden, die Seilenden markiert eine Plombe, die eine Grafik zeigt: ein Mammut. Als «Ausdruck von Kraft und Stärke», wie es in einer Unternehmensbroschüre heisst. Meilensteine setzt der Aargauer Betrieb bei Neuentwicklungen. Erstmals wird eine Mantelkonstruktion mit einem Kern aus mehreren Seilen eingesetzt, die mittlerweile nicht mehr aus Hanf, sondern aus synthetischen Fasern bestehen. Zu Beginn der 50er-Jahre ist das Seil «Mammut Everest» der Massstab auf dem Markt. Um dem Anspruch von Bergsteigern gerecht zu werden, die auftretenden Kräfte bei Fangstössen nach Stürzen ins Seil zu reduzie-
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Der Rückwärtsgang als Startpunkt einer nunmehr 152-jährigen Unternehmensgeschichte? Für den Seilermeister Kaspar Tanner war diese Richtung der alltägliche Arbeitsweg. Seile wurden 1862 gespannt und beim Rückwärtsgehen gezwirnt. «Wenn Meister Seiler rückwärtsgeht, beweist, dass er sein Fach versteht», heisst es in einem alten Handwerksbuch. Das Seil markiert den Startpunkt eines BergsportRiesen – ein Produkt, an dem seit Beginn des Alpinismus die Leben von Gipfelstürmern hängen. Was für ein Glück also, dass Sohn Oscar Tanner das eigentliche Berufsziel des Bankers verwirft und das elterliche Unternehmen weiterführt. Zunächst werden weiterhin landwirtschaftlich und industriell genutzte Seile produziert. Ab Mitte der 1940er-Jahre gewinnen spezielle Bergseile
43 Evolution einer Bergsport-Kultbekleidung: Mammut Extreme, 1995 bis heute.
Kaspar Tanner (rechts) startete 1862 das Unternehmen in einem Holzschuppen in Dintikon.
Der Schweizer Textilspezialist Schoeller beliefert Mammut mit einem neuartigen Stoff: dehnbar in alle Richtungen, atmungsaktiv, robust, leicht und sehr angenehm zu tragen – anders als die schweren Wollhosen, mit denen Bergsteiger bis dahin unterwegs sind. In dem 1987 lancierten Hosenmodell «Chamonix» ist der Urahn des Stoffes «verbaut», der heute hinlänglich als «Softshell» bekannt ist. Um mit dem einsetzenden Wachstum als Bergsportausrüster mitzuhalten, erfolgt 1992 der Umzug an den heutigen Standort in Seon. Zwei Jahre später schmückt das schwarz-rote Mammut-Logo, wie es heute noch verwendet wird, erstmals Ärmel, Hosenbeine und Rucksäcke. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Mammut allerdings in der Bergsteiger-Szene trotz textiler Pionierstücke primär eine anerkannte Adresse für Hartwaren. Mit der Lancierung einer neuen Bekleidungslinie ändert sich dies 1995 sprunghaft: Mammut «Extreme». Die bescheidene Massgabe an die Designer: Entwickelt die ultimative Alpinisten-Bekleidung! Sie erfüllen ihren Auftrag mit bahnbrechenden Neuerun-
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ren, wird in den 60er-Jahren das Modell «Dynamic» entwickelt. Seine Elastizität «federt» die Stürze bis zu einem gewissen Mass ab – ein Novum in der Bauweise von Bergseilen. Es ist das erste Einfachseil, das von der internationalen Bergsteigerorganisation UIAA zertifiziert wird. Die 70er-Jahre: Turbulente Zeiten brechen für das Unternehmen an. Besitzer und Name des Unternehmens wechseln mehrfach. Mittlerweile werden in drei Bereichen Produkte erzeugt: «Sport & Freizeit», «Industrie & Gewerbe» und «Eisenhändler & Warenhäuser». Unter dem Namen «Arova Mammut» werden zu diesem Zeitpunkt neben den Bergseilen bereits erste Textilprodukte für Berg- und Outdoor-Sport verkauft. 1978 erlebt ein völlig neuartiger Stoff seine Premiere bei dem Aargauer Betrieb: Er kommt aus den USA und heisst Gore-Tex. 1981 – ein Jahr bevor das Unternehmen an seinen heutigen Besitzer Conzzeta AG veräussert wird – findet die erste eigene «Collection Mammut» ihren Weg in die Regale der Sportfachhändler. Partnerschaften, die bis heute andauern, werden eingegangen.
44 Bis heute werden die Mammut-Seile am Unternehmensstandort in Seon produziert.
CERRO TORRE – DER FILM «Die Sachen, die mich wirklich reizen, haben den Faktor des Unmöglichen.» Wer David Lama einmal getroffen hat, dem fällt auf, wie nüchtern er Dinge beschreibt, die von 99,99 Prozent der Menschheit als unmöglich bezeichnet würden. Der Cerro Torre ist eine 3133 Meter hohe Felsnadel aus Granit, beheimatet im sturmumtosten Patagonien. Für viele Bergsteiger ist und bleibt es ein Traum, einmal irgendwie dort oben zu stehen. Aber diesen Berg «frei» hinaufzuklettern – ohne Unterstützung durch technische Hilfsmittel, nur die natürliche Struktur der senkrechten Felswände als Griffe und Tritte nutzend, das Seil als blosse Absicherung –, das galt als unmöglich. Bis zum Januar 2012, als David Lama, Sohn einer Tirolerin und eines Nepalesen, gemeinsam mit Kletterpartner Peter Ortner das Unmögliche schaffte. Begleitet wurden Lama und Ortner bei dieser Meisterleistung in der Geschichte des Alpinismus von einer Filmcrew. Entstanden ist ein packender Kinofilm, der nicht nur den erfolgreichen Versuch dokumentiert, sondern auch die beiden vorausgegangenen gescheiterten Versuche thematisiert, den Cerro Torre frei zu besteigen. Kinostart ist am 27. März in der deutschsprachigen Schweiz und am 16. April in der Westschweiz. Bächli Bergsport und Mammut verlosen gemeinsam Tickets für die Vorpremiere wie auch für die regulären Kinovorführungen.. Zudem wird in jeder Bächli-Bergsport-Filiale unter anderem eine Jacke «Nordwand Pro» aus der Mammut «Eiger Extreme»-Kollektion verlost – genau das Modell, das David Lama und Peter Ortner bei ihrem Erfolg am Cerro Torre trugen.
INFO UND TEILNAHME www.baechli-bergsport.ch und www.cerrotorre-movie.com
MAMMUT / Robert Bösch
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gen: äusserst abriebfesten Aussenmaterialien und flexiblen, alpintauglichen Kapuzen – immer in Kombination mit der markanten dunkelblau-orangen Farbgebung. Für Aufmerksamkeit unter Alpinisten sorgt eine mit Mammut «Extreme» ausgerüstete Expedition des Deutschen Alpenvereins auf den Nuptse East. Der Durchbruch in die breite Öffentlichkeit gelingt vier Jahre darauf (1999), als das Schweizer Fernsehen live überträgt, wie die vier Profi-Bergsteiger Evelyne Binsack, Stephan Siegrist, Hansruedi Gertsch und Ralf Dujmovits die 1650 Meter hohe Eiger Nordwand durchsteigen. Binsack und Siegrist tragen Mammut-«Extreme»-Bekleidung. Die folgende Nachfrage kann Mammut kaum decken. Im Jahr 2011 – Mammut übernimmt in der Zwischenzeit einige namhafte Hersteller wie den Schuhspezialisten Raichle und den Schlafsackhersteller Ajungilak – erfolgt die Neuaufl age mit der Berglegende als Namensattribut: «Eiger Extreme». Eingehüllt in hellblau-orange Outfits aus bestem Survival-Garn widmen sich mittlerweile einige der besten Alpinisten der Welt ihren durchaus anspruchsvollen Gipfelprojekten. Manche setzen Meilensteine in der Geschichte des Alpinismus. Wie etwa Dani Arnold, der 2011 in unglaublichen 2 Stunden und 28 Minuten die Eiger Nordwand durchsteigt – Geschwindigkeitsrekord! Oder David Lama, der im Januar 2012 die lange als nicht machbar eingeschätzte erste freie Begehung des Cerro Torre in Patagonien realisiert, zu sehen ab März im Kinofilm «Cerro Torre» (siehe auch Infobox).
45 Keine kalten Füsse bekommen: Mammut-Kunden bei einem Fotoshooting für ein Anzeigenmotiv.
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MAMMUT / Robert Bösch
Auf dem Gipfel des Matterhorns: die ehemalige Miss-Schweiz und «Matterhorn-Fan» Linda Fäh mit Bergführer Gianni Mazzone.
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Doch nicht nur im «klassischen Alpinismus» macht sich Mammut einen Namen. Die Modellpalette reicht heute von Bekleidung über Schuhe, Rucksäcke, Stirnlampen und Schlafsäcke bis hin zu Lawinensicherheitsausrüstung – die Zielgruppe fasst Alpinisten, Kletterer, Skitourengeher, Freerider, Trekker und Bergläufer zusammen. Wichtig ist dem Hersteller aber, dass er oben bleibt, am Berg. «Jedes unserer Produkte muss am Berg funktionieren», betont Rolf Schmid, CEO der Mammut Sports Group. Wer das nicht glaubt, ist herzlich eingeladen, es selbst zu testen. Zum Beispiel bei einer Tour mit der Mammut Alpine School, der firmeneigenen Bergschule, einem weiteren Unikum in der Outdoor- und Bergsportbranche. Dass Mammut gerne anders ist, zeigt die Art, mit der die Marke um Aufmerksamkeit wirbt. «Testevents» lautet der interne Arbeitstitel für eine Mischung aus Kundenbindung, Fotoshooting und Produkterleb-
nis. Als Versuchsballon gestartet, mit der zarten Hoffnung einige Mammut-Kunden für die Teilnahme an einem Werbe-Shooting zu gewinnen, stehen Bergsport-Fans mittlerweile Schlange, um einen der heiss begehrten Plätze zu ergattern. Es entstehen Werbemotive, die beim Betrachter hängenbleiben und für die Mammut schon mehrfach ausgezeichnet wurde – wie etwa eine mehrere hundert Meter lange Menschenkette in Unterwäsche auf einem Gletscher oder ein Pfeil aus Skitourengehern. Alles echt, nichts digital in Fotoshop gebastelt. 2012 feiert der Hersteller, der seit 2003 Mammut Sports Group AG heisst, die grösste und die längste Party seiner Unternehmensgeschichte. Ein runder Geburtstag – es ist der hundertfünfzigste – bringt in 39 Ländern 1956 Bergsportler auf 150 «Jubiläumstouren» auf ihre Traumgipfel. Viel Ernsthaftes, aber auch einiges Kurioses ist dabei – und einige Aktionen kombinieren beides: wie etwa die Tour der ehemaligen Miss Schweiz, Linda Fäh, auf das Matterhorn. Sie hatte zuvor bei einem öffentlichen Wissens-Check für angehende Missen das Schweizer Wahrzeichen nicht erkannt – und ist dann der Einladung von Mammut gefolgt, den Berg «näher» kennenzulernen. 152 Jahre hat das Mammut mittlerweile auf dem haarigen Buckel – und zählt viele Weggefährten. Bächli Bergsport ist seit seiner Gründung 1974 Kunde bei Mammut. Eine vertrauensvolle Seilschaft ist in diesen 40 Jahren entstanden. Dabei hat Mammut seit jeher seine Wurzeln gepflegt. Keine zehn Kilometer entfernt von Kasper Tanners Holzschuppen in Dintikon bei Lenzburg werden noch heute alle Mammut-Seile produziert. Das Rohmaterial dafür stammt aus der Region, gefärbt werden die Garne bei einem in fünfter Generation tätigen Schweizer Familienbetrieb. Täglich werden in der Seilerei in Seon Fasern verarbeitet, die aneinandergereiht die Erde einmal umspannen würden. Und so verlassen jährlich rund 7000 Kilometer Bergseil die Produktion. Seile «made in Switzerland», Seile so stark wie Mammuts. TEXT: MORITZ BECHER FOTOS: ZVG
Island.
Naturwunder.
Südwestisland aktiv Südwestisland fasziniert! Skurrile Lavaformationen, atemberaubende Küsten, geothermische Naturwunder, Gletscher und Vulkane warten darauf, von Ihnen erkundet zu werden. Per Fahrrad und auf Wanderungen lässt sich diese Region am besten erkunden. 8 Tage ab CHF 1915 pro Person, z. B. Reisedatum 28.6.2014 Inbegriffen: 7 Übernachtungen im Gästehaus, Doppelzimmer, Frühstück, 2 Lunch-Pakete, teilweise Englisch geführte Ausflüge und Aktivitäten. Nicht inbegriffen: Direktflug Zürich-Keflavik retour mit WOWair ab CHF 718 pro Person. Reisedaten: jeweils samstags vom 28.6. – 16.8.2014. SF/A/REK/RTP084 Weitere Infos zu diesem Angebot: www.travelhouse.ch/REK7084
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«ES GEHT MIR AM BERG UM DEN MENSCHEN» Der 64-jährige Robert Milej aus Lausanne ist ein alpinistischer Spätzünder. Bei Bächli Bergsport in Lausanne hält
BERGKAMERAD
er sich über die neusten Trends auf dem Laufenden.
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«Ich bin ein Spätzünder. Erst mit 54 Jahren war ich auf meinem ersten Klettersteig. Ich komme aus dem Norden Frankreichs, dort kann man nur ein paar hundert Meter hohe Hügel besteigen. Natürlich hatte ich schon in den 80er-Jahren in den Bergen Ferien gemacht. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, einmal den Mont Blanc zu besteigen! Dann zog ich in die Schweiz. Das Abenteuer konnte beginnen. Heute bin ich pensioniert, gearbeitet habe ich als Journalist, Sport-Kommentator, Pressesprecher, Verkaufsleiter. Als ich beruflich etwas kürzer trat und mehr Zeit für mich hatte, fand ich zum Schweizer Alpen Club (SAC). Dort schrieb ich mich sofort für die Einführungskurse Ski und Bergsteigen ein. Alex Portmann, mein damaliger Kursleiter, fragte mich, ob ich im folgenden Jahr sein Assistent sein möchte. So ging das los. Später absolvierte ich unter anderem einen Kurs zum Tourenleiter und bin seit dieser Zeit ein aktives Mitglied der SAC-Sektion Diablerets. So habe ich auch einen Klettersteig-Einstiegskurs entwickelt, dazu den passenden Slogan: ‹Um die Vertikale in aller Ruhe anzugehen!› Die Sicherheit war mir schon immer ein grosses Anliegen. Da halte ich es mit Edward Whymper, dem englischen Bergsteiger und Erstbesteiger des Matterhorns. Er hat gesagt: ‹Mut und Kraft sind nichts ohne die nötige Vorsicht, denn schon ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann ein ganzes Leben voller Glück zerstören.› Beim Bergsteigen geht es mir längst nicht nur darum, den Gipfel zu erreichen. Es geht mir
vor allem um die Menschen. Das ist mein Lebensmotto. In den Bergen kann man zwischenmenschliche Beziehungen pflegen, Einfühlungsvermögen oder das Teilen lernen. Natürlich gehört auch das Naturerlebnis dazu, zum Beispiel die wunderbaren Sonnenauf- und -untergänge. Ich lese viele Bücher über den Alpinismus und seine Geschichte und interessiere mich auch für die Entwicklung der Techniken und Materialien. Gerade in dieser Hinsicht ist für mich die Bächli-Filiale in Lausanne sehr wichtig. Filialleiter Patrick Goeringer organisiert für Kundinnen und Kunden regelmässig Treffen mit Material-Herstellern – das sind ideale Gelegenheiten, um sich über die neusten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Aber auch sonst gehe ich dort gerne Einkaufen, im Schnitt zwei bis drei Mal im Monat. Ich mag die Atmosphäre, das grosse Angebot und die Menschen, die dort arbeiten.» TEXT: PETER BADER FOTO: ZVG
Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 90.000 Exemplare.
Redaktion & Layout outkomm gmbh Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com
Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch
Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch
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