Baechli inspiration 2014-2

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GIPFELTREFFEN BERGFÜHRER MATTHIAS BÜELER S. 20 WEGWEISER AIGUILLE DIBONA – DER PERFEKTE BERG S.12 EXPERT VOLL DURCHBLICKEN – SPORTSONNENBRILLEN S. 34



SPUREN DES KONSUMS «Nachhaltigkeit» ist in aller Munde. Nur wenige Unternehmen hängen sich dieses Mäntelchen nicht bei einer vermeintlich passenden Gelegenheit um. Auch wir, als Individuen, konsumieren gerne «nachhaltig» – oft mit Widersprüchen. Wären wir auch gewillt, einen erheblichen Preisaufschlag zu bezahlen, wenn wir die Gewissheit höchster Nachhaltigkeit hätten? Manch einer hat das Wort schon auf seine persönliche Liste für die Wahl zum «Unwort des Jahres» gesetzt. Sicher auch eine Folge der fast infl ationären Verwendung. Doch was wirklich nachhaltig ist, davon hat jeder eine eigene Vorstellung. Häufig bleibt es eine leere Worthülse. Dagegen sein kann man schliesslich nicht. Auch bei Bächli Bergsport beschäftigen wir uns intensiv mit der Thematik, welchen Einfluss unser Unternehmen auf die Mitarbeiter, die Gesellschaft und die Umwelt hat. Dabei stellen wir fest: Antworten auf die komplexen Fragestellungen zu finden, ist eine grosse Herausforderung. Wie können wir, als Fachhändler, Einfluss nehmen auf die Art und Weise, wie die Produkte hergestellt werden? Sich im Wareneinkauf auf Etiketten von Organisationen wie «Fair Trade» oder «Bluesign» abzustützen, ist sicher ein naheliegender Weg, den auch wir begehen. Es gibt aber auch sehr wirksame und glaubwürdige Initiativen von Lieferanten, die bewusst auf teure Zertifizierungen verzichten. Deshalb sind Vertrauen und Langfristigkeit Werte, die uns besonders am Herzen liegen, die für uns Nachhaltigkeit ehrlich transportieren. Vertrauen kann dann wachsen, wenn man seine Partner kennt und Transparenz lebt. Wenn wir die Produktionsstätten unserer Lieferanten persönlich besuchen und sehen, wie die Produkte hergestellt werden. Nachhaltigkeit betrifft aber auch den Nutzungszyklus: wenn ein Produkt seine Funktion lange erfüllt und nicht frühzeitig durch ein neues ersetzt werden muss. Gerade deshalb legen wir so viel Wert auf eine intensive Selektion im Wareneinkauf, kompetente Beratung und einen umfassenden Reparatur-Service. Dafür steht das gesamte Bächli-Team ein. Die Komplexität von Nachhaltigkeit fordert uns alle heraus. Dass wir diese Herausforderung mit Elan und Begeisterung anpacken, ist mein persönliches Versprechen zum 40-Jahr-Jubiläum. Wir bleiben dran! Herzlich,

Felix Bächli

INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 2/2014

inspiration

6 – WEGWEISER Wandern im Glarnerland 12 – WEGWEISER Die Aiguille Dibona in der Dauphiné 20 – GIPFELTREFFEN Bergführer Matthias Büeler 26 – HOCHGENUSS Alpine Architektur 32 – BASISLAGER 40 Jahre Bächli Bergsport – Episode 1

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GIPFELTREFFEN BERGFÜHRER MATTHIAS BÜELER S. 20 WEGWEISER AIGUILLE DIBONA – DER PERFEKTE BERG S.12 EXPERT VOLL DURCHBLICKEN – SPORTSONNENBRILLEN S. 34

FOTO TITELSEITE Jimmy Chin

34 – EXPERT Wissenswertes über Sportsonnenbrillen 38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK Traditionsschuster Hanwag 48 – BERGKAMERAD Veronika Meyer

ZUSTIEG

Geschäftsführer Bächli Bergsport AG

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SPANNEND ENTSPANNEN

Die Dolomiten sind bekannt f체r ihre spektakul채ren Felst체rme. Gerade deshalb sollte die Konzentration dem Trail gelten, auf dem man beziehungsweise Frau sich bewegt. TOUR: Im Laufschritt unterwegs am Abgrund zwischen Cadini Gruppe und den drei Zinnen in den Dolomiten.

AUSSICHT

Dan Patitucci/patitucciphoto.com

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AUSSICHT


AM ENDE DER WELT

Klettern am Matterhorn in Neuschwabenland. Was nach Alpen klingt, befindet sich tatsächlich am Ende der Südhalbkugel. Denn dieses «Matterhorn» ist den meisten Alpinisten nur unter seinem norwegischen Namen «Ulvetanna» bekannt. Der liegt aber nicht in den Alpen, sondern in einer Küstenregion der Ostantarktis mit dem Namen «Neuschwabenland». ROUTE: Sean «Stanley» Leary bei der Erstbesteigung über den Nordost-Grat des Ulvetanna in der Antarktis. Am 13. März 2014 verunglückte Leary tödlich bei einem Wingsuit-Unfall.

AUSSICHT

Alastair Lee

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AUSSICHT


HIMMLISCHE ÜBERGÄNGE Die Glarner sind schon früh zu Fuss über Pässe in die weite Welt gezogen. Und auch noch heute lädt das Gebiet zu lohnenden Passwanderungen ein. Drei Vorschläge, wie Liebhaber stiller Berglandschaften das Glarner Sernftal

WEGWEISER

am schönsten hinter sich lassen.

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Das Glarnerland liegt tief eingebettet zwischen den Gipfeln der Glarner Alpen. Ein wenig verborgen vom Rest der Welt, kommt kaum jemand per Zufall hier vorbei. Denn das Glarnerland ist eine Sackgasse: Zuhinterst im Haupttal ragt der Tödi auf, zuhinterst im kleineren Sernftal der Hausstock. Dennoch waren die Glarner schon vor Jahrhunderten alles andere als abgewandt von der Welt. Im Gegenteil: Sie trieben schon im Mittelalter Handel mit den umliegenden Berggebieten, und vor 200 Jahren gehörte

das Glarnerland zu den am stärksten industrialisierten Gebieten Europas. Die hier produzierten und bedruckten Stoffe wurden bis nach Norwegen und Sumatra verkauft. Daran, dass die Glarner immer schon den Weg hinaus in die weite Welt suchten, erinnern nicht zuletzt die Pässe, über die Berggänger auf malerischen Pfaden aus dem Glarnerland «auswandern» können. Wer etwa im Glarner Sernftal weilt, hat gleich mehrere Möglichkeiten, um in die Nachbarkantone zu gelangen. Wandervögel stehen


dann vor der Qual der Wahl: Über den steilen Pass dil Segnas? Über den abgelegenen Panixer Pass? Oder doch vielleicht über die sanfte Schönbüelfurggel?

Pass dil Segnas: Schmelzpunkt der Welten Der Pass dil Segnas ist ein besonderer Ort. Alte und neue Gesteinsschichten, sagenumwobene Liebende, Deutsch und Romanisch, Glarner Pasteten und Bündner Nusstorten – das alles trifft hier aufeinander: in jener Scharte, die zwischen den Sägezähnen der Tschingelhörner und dem wuchtigen Piz Segnas liegt und vom Glarnerland nach Graubünden führt. Zugegeben, der Anstieg von der Glarner Seite her ist so steil, dass manch einer dabei die Schritte zählt. Dennoch ist die Überschreitung des Pass dil Segnas – oder auf Deutsch: Segnaspass – noch genauso schön, wie der Berner Schriftsteller Otto Zinniker (1898–1969) sie vor einigen Jahrzehnten schilderte: «Je höher ich stieg,

desto freier und weiter wurde die Welt. Ich konnte mich nicht erinnern, auf all meinen Bergfahrten jemals etwas so Unberührtes, Weltabgekehrtes gesehen zu haben.» Heute ist der Übergang Teil der Tektonikarena Sardona, die das Gütesiegel des UNESCO-Welterbes trägt. Mitten durch Millionen Jahre alte Gesteinsformationen führt der Pfad und damit mitten ins Herz der Entstehungsgeschichte der Alpen. So wird an den Zacken der Tschingelhörner selbst für Laien sichtbar, dass die Alpen aus mehreren Schichten bestehen: Wie mit dem Lineal gezeichnet, verläuft eine Linie horizontal durch diese Gipfel, genau dort, wo sich vor unglaublich langer Zeit ältere Gesteine über neuere geschoben haben. Wenig unterhalb dieser Linie, südlich der Passhöhe liegt das Martinsloch. Ein Felsloch, das vor allem aus einem Grund bekannt ist: Zweimal pro Jahr scheint die aufgehende Sonne exakt durch das Loch auf die Kirche von Elm – ein Schauspiel für Astrologen, Fotografen und Mystiker. Geologisch indes liest sich die Erklärung für das Loch ziemlich trocken: An der «Kreuzung zweier

WEGWEISER

Sanft bis wild – die Glarner Berge geben Raum zum Abschalten und Geniessen.

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WEGWEISER

Bimmeln und Blöken auf der Alp Mer nahe des Panixer Pass.

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Schwächezonen», so Geologen, liege das 15 Meter breite Felsfenster, das im Lauf der Zeit aus dem Fels erodierte. Zwei überlieferte, alte Geschichten jedoch haben sagenhaftere Erklärungen für die Öffnung im Fels. Die eine sieht sie als Folge eines Speers, den der Schafhirt Sant Marti einem Riesen nachgeschleudert hat, als der seine Schafe stehlen wollte. Eine andere Geschichte erzählt von einem Flimser Hirten, der mit seiner Tochter Marei Schafe auf dem Segnas gehütet haben soll. Dabei stieg die hübsche Marei hie und da nach Elm und weiter nach Glarus hinab, um den Markt zu besuchen, und lernte – wie konnte es anders sein – einen jungen Elmer kennen. Der Hirt aber hatte für seine Tochter einen wohlhabenden Bündner als Gatten auserwählt und war nicht einverstanden mit der Wahl der Tochter. Durch das Felsloch bei den Tschingelhörnern gelangte sie jedoch im Winter von der Bündner Seite des Passes her ins Glarnerland und hinab nach Elm, um heimlich zu heiraten. Als die frisch Vermählten dann beim Vater vorsprachen, verweigerte dieser den Segen, worauf die beiden sich «betrübt dem Rheine zuwandten» und nie mehr gesehen wurden. Im folgenden Frühling donnerten laut Sage mächtige Lawinen hinab und zerstörten den Zugang zum Martinsloch. Den Weg durchs Felsfenster fand fortan nur noch die Sonne …

Panixer: Schafe statt Basistunnel Ebenfalls ein wenig wie im Märchen fühlt sich, wer auf der Bündner Seite des Panixer Passes steht, auf der Alp Mer – besonders, wenn eine Schafherde wie eine weisse Woge aus Wolle über diese Hochebene fliesst. Für einen Augenblick erfüllt deren Bimmeln der Glöckchen und Blöken dann die Luft. Bis das letzte Wollknäuel mitsamt dem Gebimmel hinter einem Felsen verschwindet und wieder nur noch das Wasser des Aua dil Mer über die Ebene rauscht. Nebst den Schafen unterbrechen die Ruhe hier nur noch Wanderer, die an schönen Sommertagen über den Panixer ziehen. Allerdings sind es auch derer nicht viele, denn der Weg ist weit. Sieben Stunden dauert es, um den Pass zu überqueren, sofern man nicht in der kleinen Schutzhütte auf der Passhöhe übernachtet. Da sie unbewartet ist, bleibt sie allerdings meist leer – die Fensterläden geschlossen, umgeben von Stock und Stein und ein paar Seelein, deren Wasseroberfl äche sich im Wind kräuselt. Doch fast wäre es anders gekommen. Setzten die Elmer sich doch 1939 dafür ein, über den Panixer Pass eine Strasse zu bauen und fortan mit dem Auto direkt vom Sernftal in die Surselva zu fahren. Ein nachvollziehbarer Wunsch, war dieser Pass doch ein his-


Einfache Freuden würzen das Leben.

INFO: PASSWANDERN IM SERNFTAL ANREISE Mit dem Zug nach Schwanden und weiter per Bus nach Matt oder Elm. www.sbb.ch

UNTERKÜNFTE Elm Ferienregion, Tel. 055 642 52 52, www.elm.ch

LITERATUR Caroline Fink: Das Grosse Wanderbuch Glarnerland, AT Verlag, Aarau und München 2013

PASSWANDERUNG 1: PASS DIL SEGNAS HÖHENDIFFERENZ Aufstieg 1350 m, Abstieg 250 m

SCHWIERIGKEIT T3 (versicherte Steilstufe beim Pass auf Bündner Seite)

WANDERZEIT 4 ¾ Std.

torisch wichtiger Übergang: Während Jahrhunderten transportierten die Glarner Vieh und Waren über die Lücke zwischen Hausstock und Vorab nach Ilanz, ins Gebiet des Hinterrhein oder weiter über den Lukmanier ins Tessin und über den Splügen nach Chiavenna. Die Befürworter der Strasse mit Basistunnel unter der Passhöhe waren enthusiastisch, die Pläne lagen bereit. Heute wissen wir: Nach 1939 kam der Krieg, nicht aber eine Strasse.

WEGVERLAUF Nideren bei Elm - Pass dil Segnas - La Siala - Segnas Sura Fuorcla Raschaglius - Fil de Cassons

PASSWANDERUNG 2: PANIXER PASS HÖHENDIFFERENZ Aufstieg 1450 m, Abstieg 1150 m

SCHWIERIGKEIT T3

Schönbüelfurggel: der weite Weg nach Weisstannen

WANDERZEIT

Damit ist der Panixer Pass so still geblieben, wie es bis heute auch das Chrauchtal ist. Jenes Seitental des Sernftals, das etwas vergessen hinter dem Dorf Matt liegt und an dessen Ende die Schönbüelfurggel als sanfte Senke zwischen dem Spitzmeilen und dem Wissgandstöckli endet. Ähnlich wie am Panixer ziehen auch hier selbst an schönen Sommertagen nur selten Wanderer durch den grünen Talboden Richtung Furggel. Vielleicht deshalb, weil der Weg über den Pass weiter ist als eine durchschnittliche Rundwanderung. Wer nicht vor einer gut sechsstündigen Tour ohne Beiz am Wegrand zurückschreckt, hat jedoch ei-

WEGVERLAUF

7 Std.

PASSWANDERUNG 3: SCHÖNBÜELFURGGEL HÖHENDIFFERENZ Aufstieg 950 m, Abstieg 1550 m

SCHWIERIGKEIT

WEGWEISER

Elm - Jetzberg - Lochhüttli - Häxenseeli - Panixer Pass Alp Mer - Alp Ranasca - Pigniu

T3

WANDERZEIT 6 ½ Std.

WEGVERLAUF Chrauchtal - Schönbüelfurggel - Fansfurggla - Siezfurggla Madfurggl - Weisstannen

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WEGWEISER

Freie Sicht, freie Welt – Aufstieg zum Pass dil Segnas.

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nen lohnenden Wandertag vor sich: Schon auf dem ersten Teilstück der Route durchquert man im Chrauchtal ein «Auengebiet von nationaler Bedeutung», um gleich anschliessend ins hübsche Gnappetriet zu gelangen, das zum «Flachmoor von nationaler Bedeutung» erklärt wurde. Während vor dem Stäfeli der Wind über Weiden voller Alpenblumen streicht, ragt weiter oben der Felszapfen des Spitzmeilen wie ein Leuchtturm neben dem wanderbaren Pass in den Himmel. Ein lohnendes Gipfelziel, für alle, die gern Kraxeln und ein Extra von 1,5 Stunden mitbringen.

Alle anderen wandern gemütlich von der Schönbüelfurggel zur Fansfurggla und weiter einem langen, langen Grat entlang, auf dem man über den umliegenden Tälern zu schweben scheint. Ob mit oder ohne Spitzmeilen, wird die Sonne tief stehen, wenn der Talgrund des Weisstannentals erreicht ist. Ein Tal, in dessen grünen Schoss sich zwei Dörfer schmiegen, die für einmal nicht in Graubünden liegen, sondern: im sankt-gallischen Sarganserland. TEXT UND FOTOS: CAROLINE FINK


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WEGWEISER

Horizontale Freude über den vertikalen Triumph: «Gipfelstütz» auf der Aiguille Dibona in 3130 Meter Höhe.

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DER PERFEKTE BERG Das Matterhorn mag weltweit als Inbegriff eines Gipfels gelten. Doch es gibt Berge, die ihm an Schönheit und Ästhetik in nichts nachstehen. Die Aiguille Dibona in der Dauphiné wirkt wie das Werk eines waghalsigen Surrealisten und lässt Kletterträume wahr werden. derbar sein wie hier. Diese Nadel war eine Frage, ihre Besteigung die Antwort.»

Viele Routen – ein Ziel Die Aiguille Dibona zieht mit ihren beliebtesten Routen, der «Voie Madier» oder der «Face Sud Classique», in Scharen Kletterer aus ganz Europa an. Beide Routen teilen sich denselben Einstieg und die ersten drei Seillängen mit blockiger, alpiner Kletterei. Die dritte Seillänge führt durch einen zwei Meter breiten und 25 Meter langen Granit-Tunnel aufwärts, der bis auf das oben einfallende Sonnenlicht kühl und dunkel ist. Da hier seit 70 Jahren geklettert wird, kann man davon ausgehen, dass der Grossteil an losem Gestein aus dem Tunnel entfernt ist. Allerdings lassen sich im Dämmerlicht noch einige alte Haken erkennen: Relikte der Erstbegehung dieser Route im Jahre 1937. Andéol Madier und Maurice Fourastier waren damals in schweren Bergschuhen angetreten. Nach dem Tunnel führt die klassische Südwand-Route (Berthet-Boell-Stofer-Route) nie schwerer als 5b über den pittoresken Ostgrat der Aiguille Dibona zum Gipfel. Die Madier-Route zieht hingegen über eine ausgesetzte Wand mit 5c-Stellen hinauf in leichteres Gelände und zu einem breiten Band, wo man sich für einen 5c-Ausstieg oder für den direkten Originalausstieg von Madier und Fourastier – einen weiten 6a-Riss – entscheiden kann. Eine dritte, etwas jüngere klassische Rou-

WEGWEISER

«Schau mal, was wir gefunden haben», schrieb mein Freund Dan in einer E-Mail. Angehängt war das Foto eines Berges wie aus dem Bilderbuch: eine Spitze, wie eine gemeisselte Granitnadel, die sich hoch über einer kleinen Hütte am Wandfuss in den Himmel bohrt. «Der perfekte Berg!», durchfuhr es mich. Sofort fragte ich mich: Wo steht er? Wie hoch und wie schwierig ist er? Und warum habe ich nie zuvor ein Foto von ihm gesehen? – So verlief mein erster Kontakt mit der 3130 Meter hohen Aiguille Dibona. Zwei Dinge waren mir sofort klar: Ich musste diesen Gipfel sehen, und danach würde ich ihn auch besteigen müssen. Die Aiguille Dibona liegt in den Französischen Alpen, etwas versteckt im Südwesten des Massif des Ecrins, nahe dem Dorf Les Etages, etwa 80 Kilometer südöstlich von Grenoble. Drei lange klassische Routen ziehen durch die Südwand und versprechen sonniges Klettern im festen Granit bis hinauf zum tischgrossen Gipfelblock – nie schwieriger als 6b. Vom Refuge du Soreiller gelangt man in fünf Minuten zum Einstieg der klassischen Südwand-Routen mit Kletterlängen von rund 400 Metern. Der legendäre französische Bergführer Gaston Rébuffat schrieb einst über die Aiguille Dibona: «Diese Felsnadel ist ein Monument aus Stein, ein Geschenk der Erde und der Zeit für die Menschheit. Sie ist eine aussergewöhnliche Skulptur am Himmel, im Licht und in der Stille des Oisans. Vergleichbare Leistungen von Kletterern an einem anderen Berg werden nie so wun-

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Volle Konzentration auf das, was vor bzw. über einem liegt.

WEGWEISER

te, die «Visite Obligatoire», führt links der beiden viel begangenen Routen «Face Sud» und «Madier» durch die Südwand. Die Kletterei mit mehreren 6a-Seillängen ist mit 6a+ bewertet und entsprechend anspruchsvoller, dafür aber durchgehend mit Bohrhaken abgesichert. Ich war begeistert, als sich herausstellte, dass ich für meine Route zum Gipfel der Aiguille Dibona nur ein Einfachseil und einige Expressschlingen benötigen würde, also kein umfangreiches, schweres Sicherungsmaterial, wie es fürs Alpinklettern oft nötig ist.

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Pflichtbesuch mit Hintergrund Ein paar Monate später. Endlich, es ist Sommer. Vor dem Einstieg in die Wand steht ein Besuch bei einer anderen Legende an. Martine Turc, 53, lebt und arbeitet schon fast ihr ganzes Leben lang auf der Soreiller-Hütte. Ihr Vater war dort ab 1957 Hüttenwirt. So wie ihre vier Geschwister wanderte auch

Martine von klein auf immer zur Hütte und übernahm sie schliesslich, als ihr Vater als Hüttenwirt aufhörte. Jedes Jahr begrüsst und verköstigt sie ihre Gäste und bietet jedem einen Schlafplatz an, der zwischen Juni und September zur Hütte kommt. Sie zeigt Kletterern draussen vor der Tür die markanten Strukturen in der Südwand und erklärt, welche Route wohin führt, wie viel Material man dafür braucht und wie lang die Abseilstellen bei einem Rückzug sind. Jeden Abend fragt sie in unterschiedlichsten Sprachen die Seilschaften aus ganz Europa, welche Route sie am nächsten Tag vorhaben. Sind sie tags darauf nicht rechtzeitig zum Abendessen zurück, alarmiert Martine die Bergrettung für einen Hubschrauber-Einsatz. Insgesamt drei Helikopter-Versorgungsflüge im Juni, Juli und August liefern Martine alles, was sie zur Versorgung ihrer Gäste braucht. «Wenn ich im Sommer hier bin, denke ich nicht an das Leben da unten», sagt sie. Als ihre Tochter 18 Monate


Die Pflicht nach der Kür: aufwickeln mit Aussicht.

200 Meter Luft unter den Sohlen Dan und ich treten unseren Pflichtbesuch am nächsten Tag an. Wir wechseln uns im Vorstieg beim Reibungsklettern auf den kompakten, griffigen Granit-Platten der «Visite Obligatoire» ab: 6a, 6a, 6a ,6a – und

Gut gesichert? Dann freuen!

WEGWEISER

alt war, trug sie die Kleine zum ersten Mal zur Hütte. Martine klettert schon seit ihrem 16. Lebensjahr hier oben und kann einige Erstbegehungen vorweisen. Ihr Sohn stand mit vier Jahren erstmals auf dem Gipfel der Dibona. Im Juni 1988 waren Martine und ihr damaliger Ehemann Pascal Junique beim Klettern in der Südwand. Martine machte sich Sorgen, ob sie es noch rechtzeitig zu ihrem Arzttermin ins Tal schaffen würde – zur Pflichtuntersuchung im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft. Pascal sicherte sie beim Nachstieg. Immer wieder erinnerte sie ihn an ihre obligatorische Untersuchung, die «Visite Obligatoire», bis er schliesslich sagte: «Du gehst mir auf die Nerven mit deiner‚ Visite Obligatoire»! Am Ende schaffte es Martine doch noch rechtzeitig zu ihrem Termin und brachte im September ihren Sohn zur Welt. Pascal gab der inzwischen klassischen 6a-Route in der Südwand der Aiguille Dibona den Namen «Visite Obligatoire», was im Französischen doppeldeutig ist und auch «Pflichtbesuch» heisst.

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WEGWEISER

Volle Konzentration im Quergang. Brendan Leonard geht auf Tuchf端hlung mit dem Fels.

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INFO: KLETTERN AN DER AIGUILLE DIBONA REGION

Die Antwort auf alle Fragen Wir sind schnell und kommen gut voran. Die Sonne wärmt uns den Rücken. Am Beginn der neunten Seillänge, einem Flaschenhals, an dem mehrere Südwand-Routen zusammentreffen, müssen wir hinter einigen Seilschaften warten, die sich für die «Face Sud»- und die «Mercier-Route» entschieden haben. In der elften Seillänge, einer 5c+-Plattenkletterei, verleiht die Abendsonne dem weissen Granit einen goldfarbenen Schimmer bei Ausblicken in jede Himmelsrichtung. Ich entspanne mich, steige in aller Ruhe vor und versuche dabei, mir diesen Ausblick für immer im Gedächtnis abzuspeichern. Entsprechend lassen wir uns beim Klettern der letzten beiden Seillängen Zeit. Dann kraxle ich als letzter unseres Teams auf den messerscharfen Gipfelblock. «Welch ein Blick!» Bewegt drehe ich mich um die eigene Achse – die wunderbarste Antwort auf all die Fragen, die das Bild in der E-mail in mir ausgelöst hatte. Ich habe nicht nur die Felsspitze

Die Aiguille Dibona befindet sich im Südwesten Frankreichs im Nationalpark Massif des Écrins, Dauphiné-Gebirge.

ANFAHRT Der Ausgangspunkt zum Refuge du Soreiller befindet sich westlich des Dorfes Les Etages, etwa 80 km südöstlich von Grenoble, Frankreich. Man durchquert das Dorf bis zum Parkplatz im Osten und geht dann an der Strasse entlang in westliche Richtung zurück zum Ausgangspunkt des Hüttenzustiegs an der Nordseite der Strasse. Der Hüttenzustieg führt über einen guten Weg, 1200 Hm, Gehzeit 2,5 bis 3 Stunden.

BESTE ZEIT Man kann die Aiguille Dibona vom späten Frühjahr bis in den Herbst besteigen, das Refuge du Soreiller ist jedoch nur von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet.

ÜBERNACHTUNG Refuge du Soreiller Geöffnet von Mitte Juni bis Mitte September, Tel. 0033 (0)4 76 79 08 32 (in der Saison), Tel. 0033 (0)4 76 80 28 79 (ausserhalb der Saison), 37,80 Euro für Übernachtung mit Halbpension, www.refugedusoreiller.com

ROUTEN «Face Sud Classique»: 450 m, 5b max, 5b obligatorisch (kleines Klemmkeil-Set mitnehmen, #2 Camalot) «Visite Obligatoire»: 400 m, 6a+ max, 6a obligatorisch (durchgehend mit Bohrhaken abgesichert). «Voie Madier»: 400 m, 6b max, 5c obligatorisch (kleines Klemmkeil-Set mitnehmen, #2 Camalot) «Voie des Savoyards»: 350 m, 6a max, 5c obligatorisch (kleines Klemmkeil-Set mitnehmen, #2 Camalot)

LITERATUR Führer: Oisans Nouveau, Oisans Sauvage – Livre Ouest, Jean-Michel Cambon, 2007, www.escalade-oisans.com Online Routeninfo: www.camptocamp.org

BERGFÜHRER Simon Duverney Tel. 0033 (0)6 82 37 03 37 www.altiplanet.fr

erreicht sondern auch den grossartigsten Gipfel meiner Kletterträume. Ähnlich muss es Angelo Dibona gegangen sein. Am 27. Juni 1913, 100 Jahre vor mir, stand er als erster Mensch auf diesem steinernen Monument. Über die Route der Erstbesteigung des grossen Bergpioniers

WEGWEISER

ich bekomme die fünfte Seillänge mit der 6a+-Schlüsselstelle der Route. Ich nehme Dans Expressschlingen und lege das Seil in Schlingen zurecht. Dann beginne ich zu klettern, quere an feinen Griffen und Tritten nach links auf den Grat und entdecke eine Linie von Bohrhaken über mir. Mit Klemmgriffen und auf kleinen Tritten arbeite ich mich nach oben. Und als ich meinen Blick vom Fels wende, tut sich ein 360-Grad-Rundblick über die französischen Alpen auf unter einem leuchtend azurblauen Himmel. Ich folge der Linie von Bohrhaken aufwärts, klettere auf die andere Seite des Grates und entdecke nach einer Verschneidung zwei jeweils links geöffnete, parallel verlaufende Risspuren über zwölf Meter hinauf zum nächsten Standplatz. Unter einem Haken und mit 200 Metern Luft unter den Sohlen halte ich einen kurzen Moment inne, klippe den Karabiner in den Haken, ziehe etwas Schlappseil nach und beginne schliesslich, an den beiden Rissen zum Standplatz hinaufzupiazen.

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ANASAZI GUIDE FIVE TEN

und Südtiroler Bergführers seilen wir uns im Abendlicht ab. Heute ist dieser «Normalweg» die leichteste Route an der Dibona – mit drei Seillängen 3+, allerdings ausgesetzt auf einem messerscharfen Grat. Als wir die letzten Meter über das Schneefeld auf der Westseite hinabrutschen und noch eine halbe Stunde zur Hütte wandern, verschwindet die Sonne hinter den 3500 Meter hohen Gipfeln der Pointe du Vallon des Étages und des Tête de l‘Étret mit der kilometerbreiten eisigen Zunge des Glacier du Vallon des Étages dazwischen. Die Neugier, die Dans e-mail Monate zuvor entfacht hatte, ist gestillt. Danke, Dan.

Robuster Komfort für fast alle vertikalen Abenteuer mit dem Kletterschuh-Klassiker Anasazi Guide von Five Ten. Der Allrounder ist mit seiner niedrigen Vorspannung für Sportklettern in der Halle und am Fels aber ebenso für alpine Touren geeignet. Eben immer dann, wenn der Schuh lange am Fuss bleiben muss. Auch für Kletter-Anfänger geeignet, die eine dauerhafte Vorspannung am Fuss noch nicht gewohnt sind. x Gewicht: 269 g (Grösse 9) x Preis: CHF 139.-

OZ RACKPACK 6 BLACK DIAMOND

TEXT: BRENDAN LEONARD FOTOS: DAN PATITUCCI

Das farbcodierte und heissgeschmiedete Karabiner-Set Oz Rackpack 6 aus rostfreiem Stahl ist dank neuartiger Schmiede-Geometrie besonders leicht aber trotzdem äusserst fest. Das spezielle HoodWire-Design sorgt für ein benutzerfreundliches Ein- und Aushängen des Karabiners. Der Drahtschnapper wurde rechts und links der Nase durch einen kleinen Drahtbügel ergänzt, was ein Öffnen des Schnappers beim Aufschlagen verhindert. Durch die besondere Konstruktion bleibt das Oz Rackpack auch bei winterlichen alpinen Bedingungen frei von Eis. Die Camalot-Farben dienen dem einfachen Sortieren und Identifizieren der richtigen Grössen am Klettergurt.

Spektakuläre Spitzen – an der Aiguille Dibona kann man sich kaum sattsehen.

x Gewicht: 168 g (Set) x Preis: CHF 79.-

WEGWEISER

JAY EDELRID

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Ein komplett verstellbarer Allround-Klettergurt. Ausgestattet mit ergonomisch geformter Polsterung bietet er einen hervorragenden Tragekomfort. Die Hüftpolsterung kann verschoben werden, sodass der Einbindepunkt und die Materialschlaufen optimal zentriert werden können. Ein Kunststoffprotektor sorgt für erhöhte Lebensdauer am Einbindepunkt. Die Beinschlaufen lassen sich individuell einstellen. Vier asymmetrische Materialschlaufen und zwei Befestigungsmöglichkeiten für Materialkarabiner ermöglichen die Mitnahme von Ausrüstung für alle erdenklichen Kletter-Unternehmungen. Auch als Damenmodell Jayne erhältlich. x Gewicht: 425 g x Preis: CHF 72.-


martial dumas / black light collection


GIPFELTREFFEN

«Ich mag die Routen fernab des grossen Rummels.» Zu Besuch bei Bergführer Matthias Büeler.

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«SO VIEL BERG WIE MÖGLICH» Bächli Bergsport bringt Sie mit «Bächli on Tour» auf Touren. Worin der Mehrwert eines eigenen Tourenprogramms besteht und warum Berge glücklich machen, erklärt der programmverantwortliche Bergführer Matthias Büeler im Interview.

Deshalb bist du Bergführer geworden? Ja. Mein Mentor, Bergführer Peter Schoch, hat mir die Schönheit der Bergwelt gezeigt. Mit ihm konnte ich sehr viele private Touren unternehmen. Er hat mir das Eisfallklettern beigebracht, mich durch Nordwände geführt wie die Aiguille de Triolet bei Chamonix oder die Nordostwand der Lenzspitze oberhalb von Saas-Fee. Dazu kamen Ski- und Snowboard-Touren sowie im Sommer unzählige Hochtouren. Zusammen mit Gästen und Freunden durfte ich schon alle Viertausender der Schweiz besteigen. Was reizt dich so am Bergsteigen? Das Abenteuer und das Unterwegssein. In den Bergen, fernab der Hektik des täglichen Lebens, fühle ich mich frei! Und was ist dir als Bergführer wichtig? Dass Bergsteigen noch sicherer wird. Deshalb gebe ich im Sommer das «Handbuch Bergsport. Grundlagen, Abläufe» heraus. Heute macht beim Bergsteigen noch jeder mehr oder weniger, was er will. In Zukunft soll das sicherste Handling zum Standard werden. Ein weiteres Herzensanliegen? Ich freue mich auf die Eröffnung unserer neuen Kletterhalle in Uster, ein Projekt der

Genossenschaft Griffig. Die Halle wird die zweitgrösste Kletteranlage ganz Europas! Was lässt dein Herz sonst noch tanzen? Wenn ich nach einer viertägigen Bergtour ohne fliessendes Wasser auf den Berghütten heimkomme, den Hahn aufdrehe, und reines Trinkwasser sprudelt, macht mich das glücklich! Wir können jeden Morgen nach dem Aufstehen unter die Dusche. Das ist das Paradies! Nur vergessen wir das manchmal, weil es so alltäglich und normal ist. Dann bist du wunschlos glücklich? Ich kann mit immer weniger zufrieden sein. Neulich hab’ ich meine Stereoanlage meiner Nichte geschenkt, weil ich das Ding nicht brauche. Das Mädel freute sich sehr darüber. Was brauchst du noch? Mir reicht ein Ofenbänkchen im Winter, wo ich mich nach der Skitour aufwärmen kann. Und es beglückt mich, wenn ich jemandem eine unvergessliche Freude bereiten kann

Matthias Büeler bei der BreithornÜberschreitung.

GIPFELTREFFEN

Matthias, wie lautet dein persönliches Motto im Leben? Matthias Büeler: So viel Berg wie möglich. Jetzt. Das Leben lässt sich nicht auf später verschieben.

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XXX Alles im Griff – auf dem Nordgrat des Weisshorn.

– wie kürzlich meinem Göttibub, als wir die Breithornüberschreitung bei Zermatt gemacht haben. Die fand er mega schön! Wenn du ein zweites Leben hättest ... (lacht) ... dann würde ich mehr Berge besteigen, mehr Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenuntergänge beobachten. Vielleicht schaffe ich es ja noch in diesem Leben! Als Bergführer? Es wäre toll, wenn ich noch mehr Gästen die Schönheit der Bergwelt zeigen könnte. Ich muss heute auch nicht mehr so extrem am Berg unterwegs sein wie in meinen Sturmund-Drang-Zeiten.

GIPFELTREFFEN

Du brauchst den Thrill am Berg nicht mehr so sehr? Hin und wieder schon. Aber ich kann es heute auch einfach geniessen, wenn ich mit meinen Gästen und Freunden entspannt auf Tour unterwegs bin.

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Welches Gipfelziel hast du persönlich auf dem Radar? Es zieht mich wieder ans Matterhorn. Da gibt es superschöne Touren! Via den ganz normalen Hörnli- oder über den anspruchsvolleren nordwestlichen Zmuttgrat – beide Routen sind faszinierend, obwohl sie alle kennen. Das Matterhorn ist einfach herrlich! Dann reizen mich auch die drei grossen Grate des Weisshorns im Wallis, vor allem via Südwestgrat, über den Schaligrat, den anspruchsvollsten aller drei Weisshorngrate.

Und der Himalaya mit seinen Achttausendern? Ich bin kein ambitionierter Höhenbergsteiger. A ist der Aufwand der Anreise bis zum Basislager der Achttausender enorm gross. Und B sind die Himalaya-Riesen mittlerweile derart touristisch erschlossen, dass die Zustiege zu regelrechten «Autobahnen» geworden sind. Aber landschaftlich würde es mir sicher sehr gut gefallen. Viel mehr reizen mich aber unbekanntere Gipfelziele in Südamerika, zum Beispiel in den argentinischen Anden. Auch mit Bächli-Kunden gehst du auf Tour. Was ist dir bei der Auswahl der Routen wichtig? Ich mag die Routen fernab des grossen Rummels. Diese stillen Orte gibt es noch. Wo man am Ende eines Seitentals die Ruhe am Berg und unberührte Flecken findet. Solche Trouvaillen teile ich gerne mit meinen Gästen. «Bächli on Tour» – was verbirgt sich hinter diesem Programm? Wir bieten genussreiche Touren an, bei denen Sicherheit und Spass im Vordergrund stehen. Unser Angebot reicht von anspruchsvollen Hochgebirgswanderungen über das Sportklettern und Hochtouren bis zu Ski- oder Schneeschuhtouren. Was ist das Besondere an Bächli-Touren? Das Angebot richtet sich besonders an Gäste, die einfach mal Bergluft schnuppern


BÄCHLI ON TOUR

Wie hat das Bergfieber bei dir angefangen? Als Siebzehnjähriger im Kletterlager von Jugend und Sport auf dem Furkapass. Meine Mutter hatte mich angemeldet. Sie war selbst auch begeisterte Bergsteigerin. In den Pionierzeiten war sie allerdings noch mit primitivster Ausrüstung wie Hanfseilen und Hanfgstältli am Berg. Heute gibt’s hingegen top Material für jedes Bergsportsegment! Da hat man oft die Qual der Wahl. Bächli Bergsport stellt auf Touren das neuste Material mietweise zur Verfügung, wenn jemand noch keine eigene Ausrüstung besitzt oder gerne die neusten Produkte testen möchte. Bei einem späteren Kauf können sich die Leute dann einfacher entscheiden, welche Produkte ihren Anforderungen am besten entsprechen. Abgesehen vom Materialcheck. Was ist der Benefit auf Bächli-Touren? Unser Ziel ist es, dass die Teilnehmer ihr alpinistisches Wissen vertiefen und mit der Zeit eigenständig in die Berge gehen können. Dazu vermitteln wir auf unseren Touren das nötige Know-how. Unsere Kunden schätzen es, dass wir auf ihre Anliegen und Fragen ein-

Bei «Bächli on Tour» sind die Disziplinen genauso breit gefächert wie das Produktangebot in den neun Bächli-Filialen: Sportklettern, Hochtouren, Ski- oder Schneeschuhtouren. Allen buchbaren Angeboten ist eines gemeinsam: eine professionelle Führung und ein Programm, das die teilnehmenden Bergsportlerinnen und Bergsportler in den Mittelpunkt rückt.

DIE TOUREN-HIGHLIGHTS IM FRÜHSOMMER: 19. Juni 2014 Familienklettern in Meiringen im Berner Oberland 21./22. Juni 2014 Wanderung zur Neuen Monte Rosa-Hütte mit Gletscherüberquerung und Übernachtung 24. Juni 2014 Outdoor-Kletterkurs mit Felsklettern am Furkapass 25. Juni 2014 Firn- und Eiskurs am Furka-Rhonegletscher 5./6. Juli 2014 Gletscherwanderung zum schlafenden Eisriesen im UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch

WEB www.baechli-bergsport.ch/de/baechliontour.htm

DER BÄCHLI-BERGFÜHRER Matthias Büeler, 44, entdeckte die Lust am Klettern mit 17 Jahren im «Jugend+Sport»-Klettercamp am Furkapass. Von da an liess ihn der Berg nicht mehr los. Nach einer Elektronikerlehre, in der er «viel zu viel Zeit in der Werkstatthalle» verbrachte, und einer Anstellung beim Helikopterunternehmen Heli Linth als Flughelfer wollte er nicht nur näher an den Berg, sondern auch mehr mit Menschen zu tun zu haben. Also wurde er Bergführer und Dipl. Rettungssanitäter HF. Heute bringt Matthias Büeler für Bächli Bergsport Kunden sicher auf Tour, zusammen mit seinem bewährten Bergführer-Team mit Patrick Violetti, Dani Schmid und Jonas Lambrigger. Hauptberuflich ist Büeler mit dem Rega-Heli als Rettungssanitäter in der Luft und am Berg engagiert. Dazu gibt er sein Wissen als «Jugend+Sport»-Experte in Bergsportlagern bei alpine-experience an die Kids und Teens weiter.

WEB

Rega.ch

www.alpine-experience.ch

Im Einsatz für die Rega.

GIPFELTREFFEN

möchten, ihre Tourenausrüstung oder das Klettermaterial in den Bergen ausprobieren wollen. Wer sich zu den Touren anmeldet, muss keine Bergerfahrung mitbringen.

Bächli bringt Sie auf Touren! Der Bergführer Matthias Büeler und sein Team bieten zusammen mit Bächli Bergsport Touren an, bei denen Sicherheit und Spass im Vordergrund stehen – und die jedes Bergsteigerherz höher schlagen lassen.

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«Es wäre toll, wenn ich noch mehr Gästen die Schönheit der Bergwelt zeigen könnte.»

gehen, dass wir sie fördern und nicht überfordern. So wächst Vertrauen, das verbindet.

GIPFELTREFFEN

Hauptberuflich arbeitest du als Rettungssanitäter bei der Rega. Wie läuft ein RegaRettungseinsatz ab? Bei einem Rettungsaufgebot unterstütze ich den Piloten im Cockpit, indem ich navigiere, mit Leuten vor Ort, dem Polizisten, der Feuerwehr oder unseren Leuten in der Einsatzzentrale funke. Sobald wir vor Ort sind, versorgen der Arzt und ich die Patienten. Wenn es mehrere Verletzte gibt, hilft der medizinisch geschulte Pilot oft mit. Und sobald wir den Patienten stabil und transportfähig haben, fliegen wir ihn ins Spital.

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Deine liebsten Einsätze als Rettungssanitäter? (lacht) Oh, das ist eine schwierige Frage. Solche, bei denen die Patienten nicht so schwer verletzt sind. Skiunfälle auf der Piste zum Beispiel. Da kommen die Skifahrer oft mit einem blauen Auge davon. Eines deiner eindrücklichsten Erlebnisse? Nach einem Herzinfarkt transportierten wir mal einen Polizisten mit der Ambulanz in die Reha-Klinik. Er war gut 60 und Beruf und Karriere waren ihm immer wichtiger

als alles andere. Er erzählte mir später, wie er bei seinem ersten Spaziergang vor dem Spital die wunderschönen Blumen blühen sah. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er ein Auge dafür! Und als ich ihm erzählte, dass ich genau wegen dieser Schönheiten Bergführer geworden sei, meinte er: «Das ist der richtige Weg!» Auf dem scheinst du auch oft barfuss unterwegs zu sein ... Ja, nicht ohne Grund! Man spürt dann mehr Bodenständigkeit. In unserer hochtechnisierten und zivilisierten Welt bewegen wir uns wie in einem Kokon. Wir spüren die Erde nicht mehr unter den Füssen und übernachten nicht mehr unterm freien Sternenhimmel. Und wir betrachten kaum noch die Sonnenuntergänge. Doch die Zeit dafür sollte man sich nehmen. Es lohnt sich! Wann hast du zum letzten Mal unterm Sternenhimmel biwakiert? Das ist doch schon eine Weile her! Es wird bald wieder Zeit! TEXT: DANIELA SCHWEGLER FOTOS: ALEX BUSCHOR, MATTHIAS BÜELER


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Lech Lodge / Sonni Waldhart

HOCHGENUSS

Schlichte Schรถnheit. Die Lech Lodge vereint alpine Tradition und Moderne in Perfektion.


SCHÖNER WOHNEN AM BERG Alpine Architektur hat sich von der klassischen Heimatfilm-Romantik gelöst. Kleine und grosse, teure und günstige Hütten und Chalets präsentieren einen neuen unkonventionellen und dabei sehr reizvollen Wohnstil. Luxuszelte, Rustici und private Chalets, wie man ohne Kitsch und Nostalgie richtig schön wohnen kann. Hinzu kommt, dass sich vor allem in den etwas nobleren und hoch gelegenen Orten immer mehr Privatquartiere im Stil luxuriöser Alphütten und Chalets etablieren. Gerade nach solchen Domizilen ist die Nachfrage gross. Davon angetan zeigen sich vor allem Menschen, die den Rest des Jahres stressigen Berufen nachgehen und regelmässig in grossen Businesshotels nächtigen. In der Freizeit suchen sie als Ausgleich alpine Romantik der etwas gehobeneren Art. Chalets für Anspruchsvolle, eigentlich eine klassische Schweizer Domäne, etablieren sich mittlerweile im gesamten Alpenraum. Die Heidi-Romantik ist also doch noch lange nicht Vergangenheit und paart sich mit Vier- bis Fünf-Sterne-Luxus.

HOCHGENUSS

TEXTE: GEORG WEINDL FOTOS: ZVG

Lech Lodge / Sonni Waldhart

Nirgendwo sonst auf der Welt hat der Mensch so konkrete Vorstellungen von Architektur wie in den Alpen. Alphütten sehen demnach ziemlich alt aus. Sie sind aus schwerem Holz zusammen gezimmert und von der Sonne dunkel gegerbt. Tiefe Furchen in den Balken zeugen vom harten Klima. Drinnen bieten die Hütten mal heimelige Gemütlichkeit, mal erinnern sie an das enge, schummrige Ambiente eines Mini-Musikantenstadels. Diese archaische Atmosphäre hat ihren Reiz, wenn sie authentisch und über Generationen gewachsen ist, wirkt aber als Retro-Neubau oft künstlich und steril. Es geht aber auch anders. Oben am Berg setzen Architekten mit alternativen Konzepten eindrucksvolle Akzente in Bezug auf Design und nachhaltige Bauweise. Dabei sind grosse und öffentliche Hütten die Vorreiter. Spektakulär war die Premiere der Monte Rosa Hütte in 2883 Meter Höhe zu Füssen der 4634 Meter hohen Dufourspitze im Wallis und nicht weit entfernt von Zermatt. 2010 wurde sie als Hightech-Gemeinschaftsprojekt der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich und des Schweizer Alpenclubs SAC erbaut. Im Juni 2013 wurde die Refuge du Goûter des Club Alpin Français (CAF) auf 3835 Meter Höhe im Mont-Blanc-Gebiet eröffnet. Die avantgardistische Architektur in Verbindung mit der atemberaubenden Hanglage sorgte für reichlich Aufsehen. Zeitgemässe Architektur etabliert sich auf den Bergen immer mehr. Dabei müssen es keine extravaganten Vorzeigeprojekte in hochalpinen Lagen sein. Auch in Regionen, in denen man ganz normale Bergwanderungen unternehmen kann, zeigen Hütten,

27 Vollbad mit Aussicht.


Whitepod, Les Cerniers im Wallis Aussteiger? Umsteiger? Naturfetischisten? Wer im Whitepod wohnt, der sucht in jedem Fall das ganz besondere Lebensgefühl. Whitepod versteht sich selbst als Hightech Eco Camp im Hochgebirge. Auf 1500 Meter Höhe in den Walliser Bergen bei Les Cerniers südöstlich des Genfer Sees residiert man in den Pods – eine Art von Camping auf Fünf-Sterne-Niveau. Platz hat Whitepod für insgesamt zwölf Personen. Die Pods sind halbkugelförmige, weisse Luxuszelte, die in verschiedenen Grössen verfügbar sind. Das Hauptgebäude ist das Chalet Les Cerniers di-

HOCHGENUSS

Hidden Dragon, Veysonnaz

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Die ziemlich ungewöhnliche Mischung aus Walliser Architektur mit Feng Shui und Shinto-buddhistischen Prinzipien kennzeichnet dieses Luxuschalet in Veysonnaz bei Verbier. Ein exklusives Hideaway in 1500 Meter Höhe mit standesgemässem Panoramaausblick auf das Rhonetal und einem sehr speziellen Wohnerlebnis auf 700 Quadratmetern mit Platz für maximal zwölf Personen. Die Idee zu diesem Projekt hatten ehemalige Skirennläufer, die eine attraktive Alternative zu den gängigen Walliser Nobelchalets bieten

rekt am Eingang des Whitepod-Areals. Dort gibt es die finnische Sauna und ein japanisches Bad, Umkleideräume und Duschen. Im ersten Stock des Chalets Les Cerniers befinden sich drei Massageräume, einer davon mit Doppelwanne. Im Restaurant Les Cerniers serviert man Tagesspezialitäten, Älplerplatten, sowie Grill- oder Spiess-Spezialitäten, die bei entsprechendem Wetter auf der Terrasse serviert werden. Das Freizeitangebot ist entsprechend naturverbunden mit geführten Bergtouren im Sommer und Schneeschuh- und Schlittenhundeausflügen im Winter. Die Nacht im Pod gibt es ab 350 Franken. www.whitepod.com

wollten. Das Interieur dominieren organische Materialien von Holz und Stein bis hin zu Bambus, Fellen und Aalleder. Moderne Designobjekte vermischen sich mit klassischem Walliser Baustil. Dem Luxusstandard entsprechend gibt es ein Spa mit Hot Tub, Sauna, Meditationsraum, Hamam und ein Privatkino. Jedes der sechs Schlafzimmer ist nach einem glücksverheissenden Tier benannt. Der Küchenchef des Hidden Dragon offeriert Ausflüge in die japanische und französische Kulinarik. Komplettmiete ab 60'000 Franken pro Woche. www.hidden-dragon.com


Was man aus einem klassischen Tessiner Rustico mit überschaubarem Aufwand machen kann, zeigt dieses Quartier. Es steht in aussichtsreicher Hanglage im Ortsbereich Orabino, nicht weit von Leontica, inmitten eines grossen Wiesengrundstücks. Das Interieur ist zweckmässig mit modernen Stilelementen, mit viel Holz, Schieferele-

Lech Lodge, Lech am Arlberg (A) Auf eine gediegene Kombination aus Klassisch und Modern setzt die Lech Lodge im gleichnamigen Feriendomizil am Arlberg. Die zwei unterschiedlich grossen Chalets versprühen alpinen Charme und eignen sich perfekt für Menschen mit ausgeprägtem Erholungsbedürfnis. Lärchenholz, Stein und Glas dominieren das Ambiente beider Chalets, die mit sehr grossen Fenstern auch den Panoramablick nach Süden gut nützen. Das

menten und sehr reduziertem klassischem Mobiliar ausgestattet. Für Komfort sorgen eine Fussbodenheizung, TV mit DVD-Spieler und eine Sauna. Besonders reizvoll ist das Dachgeschoss mit dem offenen Holzdachstuhl. Das Haus hat drei Etagen und bietet Platz für vier bis sechs Personen. Preis pro Woche ab 680 Franken. www.interchalet.com

Chalet Lech bietet Platz für maximal zwölf Personen und lässt sich in zwei Einheiten aufteilen. Die kleine und feine Alternative ist das Chalet Arlberg für maximal sechs Personen. Zur Ausstattung gehören Biosauna, Dampfdusche und private Terrasse. Eine Besonderheit ist der aufpreisfreie Personal Assistant, der sich um die Organisation des Ferienalltags kümmert. Ab 1010 Franken (Chalet Arlberg) bzw. 670/2250 Franken (Chalet Lech) pro Tag inkl. Frühstück. www.chalet-lech.com

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Conceprio, Leontica im Tessin

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Juac Hütte, Gröden (I) Die Juac Hütte auf der Nordseite des Grödner Tals gefällt mit klarer Geradlinigkeit, schlichter Eleganz und natürlichen Materialien. Von Wolkenstein aus ist sie bequem in einer halbstündigen Wanderung erreichbar und damit auch für Familien mit kleinen Kindern interessant. Die Hütte steht auf einer offenen Alpwiese und bietet einen erstklassigen Blick auf die Dolomitengipfel. Das Interieur ist klassisch südtirolerisch. Das

HOCHGENUSS

Turm Chalet, Latsch (I) Ein wohlhabender Obsthändler im Südtiroler Vinschgau mit einem Faible für unkonventionelle Architektur hat sich dieses ungewöhnliche Objekt ausgedacht. Der Nachbau eines mittelalterlichen Wehrturms auf 1800 Meter Höhe im Vinschgau bietet vier Etagen mit 500 Quadratmeter Wohnfl äche, die man stilgerecht über eine Zugbrücke erreicht. Klassisch elegant sind die Wohn- und Schlafräume ausgestattet, ebenso das Home Office und der Wintergarten. Wohn- und Essbereich sind durch einen gemauerten, nach drei Seiten geöffneten Holzofen getrennt. Dazu gibt

gilt auch für die Küche mit hausgemachten Kuchen und Brot. Zum Übernachten gibt es ein Vierbettzimmer und ein Lager mit 16 Betten. Dazu stehen eine Etagendusche und ein WC für die Gäste zur Verfügung. Also alles eher einfach, wie man es auf dem Berg gewohnt ist. Im Sommer findet hier oben auf der Juac Hütte ein Bildhauersymposium statt. Im Winter sind es nur wenige Meter zur Piste am Col Raiser. Übernachtung mit Frühstück ab 46 Franken. www.juac.it

es Radio, TV mit Video, eine Stereoanlage mit CD sowie eine Bibliothek. Pool und Sauna würden auch für ein kleines Hotel reichen. Das Becken ist 18 Meter lang und 4 Meter breit. Zur Ausstattung gehören eine Massagegrotte und ein Wasserfall. Ungewöhnlich sind auch der Whirlpool und die finnische Sauna mit Blick auf die Berge im Martelltal. Das i-Tüpfelchen im Wellness-Bereich ist die römische Dampfsauna, die mit edlem Laaser Marmor ausgekleidet ist. Rauf geht es mit der Seilbahn von Latsch aus oder mit dem Auto auf einer kurvenreichen Strasse. Mietpreis pro Tag ab 730 Franken. www.turm-chalet.com

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GRENZEN SPRENGEN UND HÖHEPUNKTE SAMMELN MIT BÄCHLI BERGSPORT

Bergsport ist eine lebenslange Leidenschaft. Alles, was Sie brauchen, finden Sie bei Bächli Bergsport: Die grösste Auswahl von Bergsportartikeln in der Schweiz, sportliche Beratung, wegweisenden Service und faire Preise.

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Margrit und Heinz Bächli blicken zurück in die Zukunft.

40 Jahre Bächli Bergsport: Episode 1 – von der Gründung bis zum Generationenwechsel

«AUSSER IN UNSEREN BETTEN WAR KEIN PLATZ MEHR FREI» Viele Erfolgsgeschichten in der Bergsport- und Outdoorbranche begannen einst mit einer grossen Portion Leidenschaft. Bächli Bergsport gehört dazu. Vor 40 Jahren starteten Heinz und Margrit Bächli die grösste Alpin-Expedition

BASISLAGER

ihres Lebens – in einer kleinen Wohnung in Volketswil …

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Der Erfolg schien vorprogrammiert: Leidenschaft für die Berge, Ausrüstungswissen, Ehrgeiz und hohe Beratungskompetenz. Davon hatte Heinz Bächli mehr als ausreichend. – Nun gut, von selbst laufen die Dinge in der Regel nie in die richtige Richtung. Und von selbst avancierte Bächli Bergsport natürlich auch nicht zum grössten Alpinsport-Fachhändler der Schweiz. Angefangen hatte alles in der Wohnung von Margrit und Heinz Bächli in Volketswil bei Zürich. Der ehemalige Lehrer verkaufte zu Beginn der Siebzigerjahre Bergsportausrüstung, anfänglich noch im Nebenerwerb, direkt aus dem Wohnzimmer. Berge von Rucksäcken türmten sich vor dem Fenster. «Wir sahen fast nicht mehr hinaus», lacht Margrit Bächli heute. «Ausser in un-

seren Betten war kein Platz mehr frei.» Jeder Raum, inklusive des Kellers, wurde als Lager genutzt – von Seilen über Pickel, Steigeisen, Ruck- und Biwaksäcken bis hin zu Zelten und Schlafsäcken. Die ersten Rechnungen schrieb Margrit noch auf der Schwinghebelschreibmaschine, Marke Adler, mit Kohlepapier für die Kopien.

Sie setzten alles auf eine Karte Margrit Bächli hatte damals in die Pläne ihres Mannes eingewilligt, der seinen Lehrerberuf an den Nagel hängen wollte, um ihren Lebensunterhalt mit ihrer Passion für den Bergsport zu bestreiten. So setzten sie alles auf eine Karte: Das bergbegeisterte Ehepaar


BÄCHLI BERGSPORT – DIE WICHTIGSTEN STATIONEN VON 1974 BIS 2006 1974 steckte das gesamte Pensionskassenguthaben von Heinz Bächli, heute 77, in ihr kleines Geschäft. Die Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb der Schweizer Alpinszene entfachte eine enorme Nachfrage. Hervorragende Produkte, sehr gute Beratung – verkauft von passionierten Bergsteigern. Schon damals war das oberste Credo: Die Produkte mussten ihren eigenen hohen Ansprüchen genügen. Also wurde ausgiebig getestet – und so hält es Bächli Bergsport auch heute noch. Bald wurde die Wohnung zu klein. 1977 eröffnete man das erste eigene Ladenlokal in Zürich-Oerlikon. Vertrieben wurden darin aber nicht nur Produkte von Markenherstellern, sondern auch Eigenentwicklungen von Bächli. Wie etwa die eigens für den universellen Hochgebirgseinsatz entworfene Bergsteigerhose «Westcol», Biwaksäcke, neue Klettersitze, auch für Kinder, und eine Bergsteigerapotheke. Der legendäre «Bächli-Haken» aus legiertem Chromnickel-Stahl und eine neuartige Seilbremse konnten sogar in die damalige Hochburg des Kletterns, nach Kalifornien, exportiert werden. Auch belieferte Bächli Bergsport alpine Rettungsstationen und war nachhaltig an der Entwicklung einer neuen Rettungstechnik mit improvisierten Hilfsmitteln beteiligt. Um Glaubwürdigkeit mussten sich die Bächlis also nie sorgen.

Firmengründung in Volketswil/Zürich durch Heinz und Margrit Bächli

1977 Umzug von Volketswil in ein Ladenlokal nach Zürich-Oerlikon

1985 Eröffnung des ersten Bächli Bergsport Outlets in Zürich-Schwamendingen

1995 Eröffnung der neuen Filiale in Schönbühl/Bern

2002 Eröffnung der neuen Filiale in Basel

2003 Inbetriebnahme des Bächli Bergsport Onlineshops

2003 • Eröffnung einer neuen Filiale und eines Outlets in Kriens/LU • Übergabe der Geschäftsführung von Heinz Bächli an Felix Bächli, Heinz Bächli bleibt VR-Präsident

2004 Eröffnung der neuen Filiale und eines Outlets in St. Gallen

2005 Umzug der Zürcher Filiale und Eröffnung eines Outlets in Oerlikon

2006 • Umzug des Berner Outlets an den Standort der Filiale • Übernahme der Firma durch Felix Bächli

Ihre Passion fürs Bergsteigen teilte das Ehepaar auf zahlreichen Begehungen schwieriger Wände und Grate, im Winter auch auf Skitouren. Heinz Bächli gelangen mehrere Erstbegehungen, so etwa der Nordwandpfeiler der Aiguille du Triolet im Mont-Blanc-Massiv und die direkte Südwand des zweiten Salbitschijen-Turms im Göschenertal. 1969 durchkletterte er mit einem Gefährten die Eigernordwand. «Ich wollte ja nicht gerade zu den extremsten, aber doch zu den leistungsstarken Alpinisten gehören», reflektiert Heinz Bächli heute. «Die Berge waren unser Ein und Alles. Sie nahmen aber manchmal fast zu viel Raum ein und waren nicht immer familienverträglich, zumindest bis uns später unse-

re Kinder in die Berge begleiten konnten.» 2003 übergab Heinz Bächli die Geschäftsführung an seinen Sohn Felix, den Bergund Kletterbegeisterten der nächsten Generation. 2006 übernahm Felix die Firma vollständig. Er verknüpft die Werte seiner Eltern mit neuen Ideen und der eigenen Leidenschaft für den Bergsport. Und er schreibt seine eigene Bächli-Geschichte – mehr davon in der nächsten Ausgabe von INSPIRATION.

BASISLAGER

Ein erfülltes Bergsteigerleben

TEXT: DANIELA SCHWEGLER, nach einem Interview mit dem Gründerpaar Heinz und Margrit Bächli FOTOS: ARCHIV BÄCHLI

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Julbo/Pascal Tournaire

Top-Alpinisten Ueli Steck und Simon Anthamatten: ein Team mit Durchblick

VOLL DURCHBLICKEN Moderne Sportbrillen sind unverzichtbarer Bestandteil der Ausrüstung für Alpinisten, Wanderer und Trailrunner. Sie schützen nicht nur die Augen, sondern erhöhen auch die Sehleistung. INSPIRATION verrät, worauf es beim sportli-

EXPERT

chen Durchblick ankommt.

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Wenn der Schweizer Top-Alpinist Ueli Steck schnell unterwegs ist, steht auch seine Brille «unter Dampf». Beschlagene Gläser kann sich die «Swiss Machine», wie er auch genannt wird, allerdings nicht leisten. Denn sein Leben hängt wesentlich von perfekter Sicht ab. Beim Sport im Freien und besonders in den Bergen gehören wechselnde Sichtverhältnisse zum «Alltag». Komplexe Aufgabenstellungen für unsere Augen. Eine Sportbrille unterstützt ihren Träger in vielerlei Hinsicht. Sie schützt die Augen nicht nur vor Fremdkörpern, sondern auch vor kurz- und langfristigen Schäden. Aber nicht nur das: Hochwertige Brillengläser verbessern die

Sehleistung bei schwierigen Bedingungen deutlich. Brille ist aber nicht gleich Brille. Für jeden Einsatzzweck gibt es spezifische Modelle. Trailrunner oder Skilangläufer benötigen extrem leichte Sonnenbrillen – Alpinisten, Wanderer und Skitourengeher legen Wert auf Stabilität und unterschiedliche Tönungsstufen. Selbsttönende Gläser passen sich dem Umgebungslicht an.


PFLEGETIPPS FÜR SONNENBRILLEN TRANSPORT & AUFBEWAHRUNG

«Das Wichtigste an einer Brille sind ihre Gläser», betont Lukas Imhof, Produktmanager für den Bereich Sportbrillen bei Bächli Bergsport. Ihre Hauptaufgabe: Schutz vor Strahlung. Dabei unterscheidet man sichtbares Licht, Ultraviolett- und Infrarot-Strahlung. Alle drei Strahlentypen können die Augen schädigen. Eine Sportbrille muss zu 100 Prozent vor UV-A-, -B- und -C-Strahlung schützen, sonst darf sie nicht verkauft werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Das entsprechende CE-Zeichen (UV 100 Prozent/400 Nanometer) ist meist auf der Innenseite des Rahmens eingeprägt. Auch bei Wolken, diffusem Licht und Schneefall sollte die Brille getragen werden. Denn: «UV-Strahlung herrscht immer. Sie kann bei besonderen Bewölkungssituationen durch zusätzliche Streustrahlung sogar höher sein als bei klarem Himmel», weiss Bächli-Experte Imhof. Besonderes Augenmerk gilt der Tönung der Gläser. Ab einem gewissen Grad an Helligkeit erkennen wir nichts mehr. Getönte Gläser reduzieren die Lichtdurchlässigkeit in fünf unterschiedlichen Filterstärken: von S0 (nur geringer Lichtschutz mit einer Durchlässigkeit von 80–100 Prozent) bis S4 (Lichtdurchlässigkeit 3–8 Prozent). Letztere benötigt man bei sehr hellen Lichtsituationen wie dem vergletscherten Hochgebirge – Autofahren darf man damit allerdings nicht mehr. Der S2-Filter (Lichtdurchlässigkeit 18–43 Prozent) ist ein Universalfilter, der einen für Mitteleuropa geeigneten mittleren Schutz darstellt.

Schnelle Gläser sorgen für Durchblick Gläser, die selbstständig je nach UV-Intensität abdunkeln, gibt es schon seit gut 40 Jahren. Die Hersteller arbeiten daran, die Reaktionszeiten weiter herunterzuschrauben. Das Grundprinzip ist gleich geblieben: Ins Glas eingearbeitete Silber-Brom-Teilchen verschieben sich und lassen so weniger Licht durch. Phototrop nennt man diese Eigenschaft, die allerdings temperaturabhängig ist. Je kälter, desto langsamer. «NXT»

Benutzt man die Sportbrille nicht, sollte man sie möglichst in einem weichen Beutel in einer Box aufbewahren.

REINIGUNG Die Gläser sollten schonend mit Wasser und evtl. einigen Tropfen mildem Spülmittel gereinigt werden. Zum Abtrocknen ausschliesslich ein Mikrofasertuch verwenden. Papiertaschentücher oder T-ShirtStoff sind zum Abwischen tabu. Sie enthalten kleinste Holz- und Staubpartikel, welche die Scheiben dauerhaft schädigen. Fettflecken entfernt man möglichst sofort, da sie sich durch das Sonnenlicht ins Glas einbrennen können. Eine gelegentliche Ultraschallreinigung im Optikfachgeschäft ist ratsam. Sie entfernt auch kleinste Schmutzund Schweisspartikel. Bügel und Rahmen freuen sich ebenfalls über lauwarmes Wasser mit einem Tropfen Spülmittel.

ERSATZTEILE Ein verkratztes Glas ist unwiederbringlich beschädigt und sollte bald durch ein neues ersetzt werden. Ersatzteile können direkt beim Hersteller oder über Bächli Bergsport bestellt werden.

ist ein neues Material, das gegossen und nicht im Spritzgussverfahren hergestellt wird. Das heisst: Die lichtempfindlichen Moleküle werden ins Glas eingearbeitet und nicht nur mittels Oberfl ächenbeschichtung aufgebracht. Das macht die Scheiben stabiler, kälteunempfindlicher und vor allem schneller. «Hochwertige Gläser dunkeln innerhalb von etwa 15 Sekunden von S2 auf S4 ab», erklärt Bertrand Ragonneau-Flemming, Verkaufsleiter bei Markenhersteller Julbo. Das französische Familienunternehmen setzt voll auf Gläser aus NXT. Die Scheiben «Cameleon» und «Zebra» sind mit «das Schnellste», was der Markt derzeit zu bieten hat. Ein weiterer Vorteil: Ihre Reaktionszeit ist unabhängig von der Temperatur. «Der Trend geht ganz klar zu Brillen mit selbsttönenden Gläsern», bestätigt Lukas Imhof. Wer wechselt schon gerne auf dem Gletscher oder in der Felswand mit zittrigen Fingern die Gläser an seiner Brille? Neben dem Schutz vor UV-Strahlung hält der Bächli-Experte polarisierendende Gläser für sehr empfehlenswert. Gleissende Gletscher oder Schneefelder produzieren Blendreflexe, die sich fast schmerzhaft in die Augen bohren. Mittels eines unglaublich feinen, in die Scheibe eingearbeiteten Gitternetzes lösen polarisierende Scheiben

EXPERT

Strahlen aus dem All

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EXPERT

Die Herstellung von Sportsonnenbrillen ist technologische Präzisionsarbeit.

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diese Reflexe auf und schützen damit die Augen vor Ermüdung. Und wie steht es mit dem Feind jedes Brillenträgers, dem Beschlagen? Nahezu alle hochwertigen Markenbrillen verfügen über ein so genanntes «Anti-Fog-Coating». Es verhindert, dass sich die mikroskopisch kleinen Tröpfchen bilden, die so nervenaufreibend wie gefährlich die Sicht behindern. In einem Spezialverfahren wird eine hydrophile Beschichtung auf der Glasinnenseite aufgebracht. Wie ein Schwamm nimmt diese Feuchtigkeit auf und verhindert das Beschlagen. Auch eine gute Belüftung der Brille unterstützt die freie Sicht. Ines Papert, mehrfache Eiskletter-Weltmeisterin und Spitzenalpinistin, erklärt warum: «Wenn man klettert, schwitzt man, am Stand kühlt man aus», so Papert. «Bei dieser wechselnden Belastungsform sollte die Brille nicht beschlagen.» Ein nicht ganz unwichtiger Sicherheitsaspekt.

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft Passform und Tragekomfort sind entscheidende Kriterien. Und sehr individuell. Insofern punkten Modelle mit unterschiedlichen Einstellmöglichkeiten, von der Anpassung der Vorneigung des Rahmens über die Weiten-Justierung der Nasenstege bis hin zur kompletten Individualisierung der Form der Bügel. Falsch sitzende Brillenbügel verursachen oft Kopfschmerzen, die ihrem Träger im wahrsten Sinne die Tour vermasseln. Moderne Sportbrillen sind extrem leicht, 40 Gramm und weniger keine Seltenheit. Daher sollten Bügel und Nasensteg rutschfest gummiert sein. Optional sorgt ein Kopfband für sicheren Sitz und verhindert den Totalverlust. Wichtig: Die Brille muss auf das gesamte Augengesichtsfeld passen. «Die seitliche Einstrahlung und Reflektion von Licht in die Augen ist vor allem in grösse-

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ren Höhen und dem Gletscher beträchtlich», weiss Oberärztin Dr. Lilly Speicher vom Augenklinikum Innsbruck. Die Brille braucht daher einen Seitenschutz oder muss so geformt sein, dass sie eng genug am Gesicht sitzt – ohne dass die Wimpern die Gläser dabei berühren. Ähnlich einem Schuh sollte sie deshalb im Fachgeschäft «anprobiert» werden, denn jedes Gesicht ist individuell. Gute Sportbrillen sind sehr bruchsicher. Weder Rahmen noch Scheiben dürfen aus Metall oder Glas bestehen. Alle bekannten Markenmodelle erfüllen diese Qualitätsanforderungen selbstverständlich, erkennbar am CE-Zeichen. Auch für permanente Brillenträger gibt es mittlerweile viele taugliche Lösungen wie z.B. individuell «gecurvte» Gläser oder «Korrektur-Clip-In»-Vorrichtungen. Die Vermessung und Bestellung sollte man beim Sportoptikfachmann vornehmen lassen, eine Alternative sind besonders sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen.

Gute Brillen müssen nicht teuer sein Eine passable Markenbrille muss nicht teuer sein. «Ab 70 Franken kann man schon ein ordentliches Modell mit 100 Prozent UV-Schutz und grundlegender Bruchfestigkeit bekommen», erklärt Bertrand Ragonneau-Flemming von Julbo. Wer allerdings besonders hochwertige Gläser, höchste Abbildungsqualität mit verzerrungsfreier Sicht und einen leichten und dennoch hochbruchfesten Polycarbonat-Rahmen will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Dafür hat man dann aber über viele Jahre hinweg den vollen Durchblick. TEXT: JOHANNES WESSEL FOTOS: ZVG

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3 X 3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS Virtuelles Einkaufsparadies Die Website von Bächli Bergsport ist rechtzeitig zur Ankunft der Sommerkollektionen komplett überarbeitet worden. Der neue Online-Auftritt ist übersichtlich und optisch sehr ansprechend gestaltet. Die Produktsuche ist stark vereinfacht worden und liefert schnell und treffsicher die gewünschten Resultate. Als zusätzlichen Kundennutzen sind ab sofort auch nützliche redaktionelle Informationen zu spannenden Bergsportthemen zu finden. Reinschauen lohnt sich!

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Bächli Swiss Climbing Cup 2014 Im Jahr 1 nach dem Rücktritt des Schweizer Spitzenkletterers Cédric Lachat ist der Bächli Swiss Climbing Cup spannender denn je. Wer wird der nächste Schweizer Kletter-Star? Bächli Bergsport unterstützt die bedeutendste nationale Kletterserie bereits zum vierten Mal und freut sich, so einen Beitrag zur Nachwuchsförderung zu leisten. Nach dem Auftakt Ende April in Fribourg stehen noch drei hochklassige Events auf dem Programm: 18. MAI 2014 Schweizer Meisterschaft Bouldern, Grindelwald 4. OKTOBER 2014 Schweizer Meisterschaft Speed, Zürich 13. DEZEMBER 2014 Schweizer Meisterschaft Lead, Lausanne

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Neues «Outfit»

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Am 10. Mai ist die Bächli Bergsport-Filiale in Zürich/Oerlikon nach erfolgten Umbauarbeiten neu eröffnet worden. Nachdem die Verkaufsfl äche bereits im Vorjahr erweitert worden ist, stand beim Umbau vor allem die attraktive Warenpräsentation im Fokus. Die neuen Sommerkollektionen sind ins rechte Licht gerückt, der Einkauf wird zum Erlebnis. Nicht alles ist auf den Kopf gestellt worden – auch nach dem Umbau geniesst die kompetente Beratung durch das gut ausgebildete Personal die höchste Priorität.

WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH/DE/FILIALE/ZUERICH.HTM


Camping Lounge Der Table One ist ein zusammenfaltbarer und zugleich gut belastbarer Camping-Lounge-Tisch. In nur wenigen Sekunden lässt sich die «Outdoor-Tafel» aufbauen. Einfach die Alugestänge, die per Gummizug verbunden sind, zusammenstecken, fertig! Mit knapp 700 Gramm trägt er sich leicht, nimmt es aber mit Schwergewichten bis zu 50 Kilogramm auf. Mit einer Höhe von 40 Zentimetern und einer Stellfl äche von 60 mal 40 Zentimetern eignet er sich ideal für das After-Nordwand-Kaltgetränk oder Kartenspielrunden vor dem Zelt. Zwei Vertiefungen in dem Tischbezug aus kräftigem Polyester stabilisieren Laternen, Becher oder Flaschen. Zum Transport wird der Table One einfach zusammengerollt. Das Packmass von 41 mal 11 mal 11 Zentimetern passt an oder in jeden Rucksack.

HELINOX TABLE ONE Gewicht: 670 g Preis: CHF 119.-

Ein Tourenzelt für die Berge sollte zwei Eigenschaften vereinen, die sich eigentlich ausschliessen: Es sollte besonders leicht und zugleich sehr stabil sein. Der US-Spezialist Easton Mountain Products hat mit dem Slickrock 2P auf Sommer 2014 ein Zwei-Personen-Zeltmodell auf den Markt gebracht, das in beiden geforderten Kategorien punktet. Die neu entwickelten Syclone-Gestänge vereinen die Vorteile von Aluminium und Carbon. In der Praxis heisst das: Sie sind besonders flexibel und resistent gegen Bruch, zugleich aber aussergewöhnlich leicht. In Kombination mit dem ultraleichten Nylon-Ripstop-Gewebe bringt das Slickrock 2P gerade einmal 2,41 Kilogramm auf die Waage. Die Gestängeanordnung in Y-Form liefert eine optimale Raumausnutzung der Grundfl äche von 223,5 auf 132 auf 120,6 Zentimetern.

EASTON MOUNTAIN PRODUCTS SLICKROCK 2P Gewicht: 1,68 kg Preis: CHF 429.-

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Hochlager

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KUNDEN FRAGEN Nach der letzten Ausgabe von INSPIRATION wandten sich Heidi und Teddy Bissig aus Schaffhausen an die Redaktion mit folgender Frage: «Wie kleiden sich die Berg- und Tourenprofis bezüglich Schweissbildung bei strengen Skitouren-Aufstiegen und gleichzeitiger Wärmehaltung? Soll man sich bei Kälte schon beim Aufstieg wärmend oder besser ‹knapp› anziehen? Wir sind starke ‹Schwitzer› und haben den absoluten Dreh bis heute nicht gefunden. Wie machen dies die echten Bergprofis?»

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BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET

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Die Wahl der richtigen Bekleidung sollte im Sommer wie im Winter dem Zwiebelprinzip folgen. Dabei ist es wichtig, den Körperkern – also den Rumpf – auf einer «gesunden» Temperatur zu halten und gleichzeitig vor Auskühlung zu schützen. Da man bei anspruchsvollen Skitouren ebenso wie bei hochalpinen Sommertouren schnell auf «Betriebstemperatur» kommt, darf man zu Beginn ruhig ein wenig frösteln. Sehr gut eignen sich Kombinationen aus Merinowolle mit Westen aus winddichten Materialien wie Gore-Tex Windstopper. So kann Hitze über die Arme entweichen und der Rumpf ist trotzdem geschützt. Funktionswäsche aus Merinowolle, wie z.B. vom neuseeländischen Spezialisten Icebreaker, bietet zwei Vorteile: Sie isoliert auch im feuchten Zustand noch passabel – und in der Hütte müffelt man nicht, wie es bei Kunstfaserhemden oft der Fall ist. Auch starke Schwitzer sollten ihr Funktionsshirt erst dann wechseln, wenn sie eine längere Pause machen oder den Umkehrpunkt für die Tour erreicht haben. Neben einer Wetterschutzjacke und etwas wärmerer Wechselkleidung empfehlen wir, eine ultraleichte, stark komprimierbare Isolationsjacke aus z.B. Daune einzupacken. Diese kann selbst bei kleinen Pausen schnell übergeworfen werden und schützt wirksam vor Auskühlung.

Wanderlust Sie sollte komfortabel, funktional und alltagstauglich sein: Wanderbekleidung. Sprich: Man(n) und Frau sollten sich darin richtig wohl fühlen. Peak Performance hat sich diesem Anspruch angenommen. Bequemer Schnitt, robustes Material und ausreichend Stauraum in Form von Taschen, all das bietet die Agile W Pants. Die vielseitig einsetzbare Hose begleitet sportliche Frauen bei unterschiedlichsten Outdoor-Aktivitäten. Zusammen mit der kurzärmligen und dehnbaren Bluse Rush SS CH Shirt die ideale Kombination für Bergwanderungen oder Reisen. Wasserabweisend, schnelltrocknend, guter Windschutz und hoher Stretch-Anteil sind die Eigenschaften, die draussen und auf Tour gefragt sind. Beide Modelle sind auch als Herren-Version erhältlich.

PEAK PERFORMANCE AGILE PANTS & RUSH SS CH SHIRT Gewicht Hose: 310 g, Gewicht Bluse: 120 g Preis Hose: CHF 115.-, Preis Bluse: CHF 79.-

Edles Understatement Dass der kanadische Hersteller Arc’teryx beste Funktionsbekleidung für hochalpine Unternehmungen liefert, ist hinlänglich bekannt. Seit einiger Zeit tauchen aber «heimlich» noch ganz andere Kostbarkeiten aus Vancouver auf. Mit der Linie Veilance kredenzen die Kanadier feinste Alltagsbekleidung aus edelsten Materialien mit voller Funktionalität. Schlichte Schönheiten, die ihre Träger mit einer Portion Understatement und bestem Wetterschutz in der Freizeit wie auf dem Weg ins Büro ausstatten. So z.B. das Field LT Jacket, das aus wasser- und winddichtem Gore-TexPro-Material geschneidert ist. Dezente Cargo-Taschen bieten ausreichend Stauraum für alltägliche Kleinigkeiten. Die anpassbare Kapuze lässt sich per Reissverschluss im Kragen verstauen. Neben dem Field LT Jacket führt Bächli Bergsport noch weitere spannende Produkte der Arc’teryx-VeilanceLinie im Sortiment.

ARC’TERYX VEILANCE FIELD LT JACKET Gewicht: 450 g Preis: CHF 1069.Nutal Nuotcla, Kundenberater Bekleidung bei Bächli Bergsport


Nordwand-Kombi Auf was achten Bergsportler und Kletterer bei ihrer Kleidung? Sie soll viel Bewegungsfreiheit bieten, leicht und robust sein und wenig Platz im Rucksack benötigen. Die neue Dreier-Kombi von The North Face, bestehend aus Kletterhose, wasserdichter Hardshell- und leichter Isolationsjacke, bringt die gefragten Eigenschaften auf den Punkt. Die Corona Climbing Pants mit dem tiefsitzenden Bund drücken nicht unterm Klettergurt und lassen den Beinen uneingeschränkten Bewegungsspielraum. An der Rückenpartie ist die Hose etwas höher geschnitten, so reibt ein Rucksack nicht auf der Hüfte. Für zuverlässigen Wetterschutz sorgt das ultraleichte Verto Pro Jacket mit wasserdichtem 2.5-Lagen-Laminat im Bereich der Schultern, Kapuze und Ärmel. Eine grosszügige Brusttasche mit Reissverschluss bietet nicht nur zusätzlichen Platz für Ausrüstung, sondern ist gleichzeitig auch «Garage» für die zusammengerollte Jacke. So passt sie perfekt in jeden Rucksack. Ideal für Touren, bei denen es am Gipfel auch mal kalt wird, ist die Micro Hoodie Hybridjacke aus Daune und Synthetik-Stretch-Material. Sie hat ein minimales Packmass, bauscht aber zur vollen Grösse und Wärmeleistung auf, wenn sie gebraucht wird. Das elastische Material im Armbereich sorgt für optimale Bewegungsfreiheit, während die imprägnierte Daune an der Körpermitte wunderbar wärmt.

THE NORTH FACE VERTO PRO JACKET, CORONA CLIMBING PANTS, VERTO MICRO HOODIE Gewicht: Jacke 340 g, Gewicht: Hose 380 g, Gewicht: Hoodie 245 g Preis: Jacke CHF 225.-, Hose ab CHF 119.-, Hoodie CHF 269.-

Die Macher der Klean-Kanteen-Produkte haben eine Vision: «Vier Jahre haben wir Herz und Seele in die Produktion von umweltfreundlichen Alternativen zu Plastikfl aschen gesteckt.» Aus der Vision wurde die erste komplett BPA-freie Edelstahlfl asche. Das Modell Classic Reflect ist handgearbeitet und besteht aus lebensmittelechtem Silikon, rostfreiem Edelstahl sowie nachhaltig gewirtschaftetem Bambusholz. Der Verschluss wurde aus einem einzigen Stück Edelstahl entwickelt und ist besonders robust und langlebig. Der rostfreie Edelstahlhenkel sitzt bombenfest und sichert gleichzeitig eine bequeme Halterung, wie zum Beispiel per Karabiner am Rucksack. Der Verschluss Stainless Bamboo Cap ist kompatibel mit allen Flaschen der Classic-Serie und auch separat erhältlich. So können auch andere Classic-Flaschenmodelle nachträglich kunststofffrei gemacht werden. Um die Trockenheit muss man sich auch nicht sorgen: Die Trinkfl asche ist zu 100 Prozent auslaufsicher.

KLEAN KANTEEN CLASSIC REFLECT FLASCHE STAINLESS BAMBOO CAP Grösse: 800 ml Preis: CHF 49.- (Flasche); CHF 18.- (Ersatzverschluss)

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Ein Schluck Natur

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Sicherer Halt von der Sohle bis über den Knöchel ist Grundvoraussetzung für hochalpine Unternehmungen.

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SCHRITT FÜR SCHRITT IN DIE EWIGKEIT Bergschuhe, die man nach der Tour am liebsten nicht mehr ausziehen möchte, fertigt die Firma Hanwag auf sehr traditionelle Weise in einem kleinen Ort bei München. In der 93-jährigen Firmengeschichte haben sich die Oberbayern immer wieder an neue Zeiten angepasst – dem Zeitgeist hinterherlaufen wollen sie aber nicht. noch wächst, muss etwas richtig machen – ziemlich richtig. Seit 1921 stellen die Schuster in dem kleinen Ort Vierkirchen nördlich von München Bergschuhe her, mit denen sich die grosse weite Welt durchwandern lässt. Schuhe, die bewundert werden für ihre Qualität und ihre Langlebigkeit, die gepriesen werden für ihre Passform und die geliebt werden für ihren Tragekomfort. Obwohl – zumindest Letzteres war nicht immer so. Josef Wagner, der 93-jährige Firmenpatriarch, der Hanwag bis 2004 leitete und noch bis vor Kurzem seinen täglichen Kontrollgang durch die Fertigungshalle machte, sagt gerne: «Wenn wir die Schuhe aus der Anfangszeit heute verkaufen würden – die Leute würden uns wegen Körperverletzung anzeigen.»

Standfestigkeit vom Flachland bis auf die höchsten Gipfel.

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Nach einer guten Geschäftsidee klingt das eigentlich nicht: ein Produkt zu verkaufen, das ewig hält – und das durch eine kleine Reparatur wie neu wird, wenn nach Jahren doch einmal das schwächste Teil nachgibt. Wie, bitteschön, soll man so Geld verdienen? Mit Kunden, die sehr zufrieden sind – aber nie etwas Neues kaufen? In Zeiten, in denen selbst Hightech-Firmen in ihre Geräte Sollbruchstellen einbauen, würden Business-Analysten über solch eine Strategie wohl den Kopf schütteln. Und anschliessend würden sie der Firma Hanwag aus Oberbayern sagen, dass sie ziemlich viel falsch macht. Andererseits: Wer nach 93 Jahren am Markt immer

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Seit 93 Jahren am selben Ort: der Firmensitz in Vierkirchen bei München.

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In dieser Anfangszeit war die Region um Dachau ein Zentrum der Schuhherstellung. Als Hans Wagner, Josefs Onkel, sein Unternehmen gründete und ihm als Markenbezeichnung einen Verschnitt seines Vor- und Nachnamens verpasste, stellten im Umkreis von Vierkirchen 13 Fabriken Schuhe her. Heute sind es noch zwei: Zehn Kilometer nördlich von Hanwag hat Lowa seine Zentrale, gegründet von Hans Wagners Bruder Lorenz. Beide Brüder lernten das Handwerk vom Vater, beide gründeten eine Firma und folgten bei der Namensfindung ähnlichen Mustern. Streit wie bei den fränkischen Dassler Brüdern, bei denen ein Zwist die Aufspaltung in Adidas und Puma auslöste, gab es jedoch nie. Die Schuhe, die Hanwag damals herstellte, hatten schlichte Namen wie «Artikel 403B, Waterproof Bergstiefel im Dolomitenschnitt» (15,50 Reichsmark) und wogen mehr als drei Kilo. An der Sohle waren sie mit Eisen beschlagen, die Polsterung am Schaft bestand aus einem dünnen Streifen Filz. Bis sie einigermassen passten, mussten sie mehrere Tage eingelaufen werden, für manchen Fuss eine aufreibende Angelegenheit. Dass Wagner hier das Wort «Körperverletzung» in den Mund nimmt, ist also gar nicht so ironisch gemeint, wie es klingt. Heute bringen die schwersten HanwagSchuhe gerade mal ein Drittel des Gewichts von damals auf die Waage. Sie sind mit dünnem Leder oder Gore-Tex gefüttert, einlaufen muss sie niemand mehr: reinschlupfen, zuschnüren – und los geht es. Die Eisenbeschläge sind lange verschwunden, eine neue Errungenschaft der Entwicklungsabteilung zielt aber in eine ähnliche Richtung: Die IceGrip-Sohle ist an den Aufl agefl ächen mit mikroskopisch kleinen Glaspartikeln belegt, die ein Ausrutschen auf dem Eis verhindern. Eines ist in Vierkirchen bei aller Innovationsfreude gleich geblieben: die traditionelle und hochwertige Machart. Hanwag-Schuhe sind «gezwickt» und nicht «gestrobelt» – Produktionsleiter Reinhard Träumer erklärt den Unterschied so: «Bei unseren Schuhen wird die Oberhaut weit über die innenliegende Brandsohle gezogen und mit ihr vernäht, erst dann kommt


SO PFLEGEN SIE IHREN SCHUH RICHTIG

hochwertige Outdoor-Bekleidung fertigte, als dieses Wort noch gar nicht erfunden war. Durch Zukäufe – unter anderem des Campingkocher-Spezialisten Primus und des Kompass-Herstellers Brunton – ist ein Verbund von Marken entstanden, die sich ergänzen, aber nicht gegenseitig kannibalisieren. Das war Josef Wagner wichtig: In den Kaufvertrag liess er eine Klausel festschreiben, in der sich Fenix verpflichtete, den Markennamen Hanwag genauso zu

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die Sohle drauf», ruft er in der Produktionshalle neben einer Maschine, die aussieht wie ein futuristischer Roboter und bei eben jenem «Zwicken» hilft. Das Verfahren hat viele Vorteile: Der Schuh wird stabiler, auch in seiner Form. Die Oberhaut wird direkt auf den Leisten geschustert. Wenn man den werdenden Schuh dann einige Stunden ruhen lässt, schmiegt sich das Leder an den Leisten an – und später auch an den Fuss. «Vor allem aber kann man den Schuh wieder komplett neu besohlen», erklärt Träumer, «dann ist er wie neu!» Täglich treffen etwa 30 Paar Schuhe in Vierkirchen ein, deren Träger die Sohlen durchgelaufen haben, aber noch lange nicht ihr Modell wechseln wollen. Bei gestrobelten Schuhen wäre das kaum möglich, bei ihnen kann man die Sohle höchstens abschleifen und eine neue aufkleben – stabil wie ein fabrikneuer Bergschuh sind sie dann aber sicher nicht mehr. Für Massenproduktion sind «gezwickte» Schuhe zu aufwändig: Hanwag stellt jährlich etwa 300.000 Paar Schuhe her – verglichen mit Branchenriesen, die teilweise das Zehnfache ausstossen, eine überschaubare Menge. Doch genau die Mischung aus Handwerkskunst, Tradition und Innovation zog viele Interessenten an, als Josef Wagner 2004 einen Käufer für Hanwag suchte. 1936 hatte er als Lehrbub in der Firma seines Onkels angefangen. Als er sich nach fast 70 Jahren im Unternehmen zumindest teilweise zur Ruhe setzen wollte, hatte er keinen Erben – fand in der schwedischen Fenix-Gruppe aber einen neuen Eigentümer, der sich ähnlichen Werten verpflichtet fühlt: Die Firmengruppe ist um das Traditionsunternehmen Fjällräven gewachsen, das schon

Gute Schuhe haben ihren Preis – mit der richtigen Pflege halten sie aber (fast) ewig. Die beginnt direkt nach der Tour. «Um Himmels Willen, stellen Sie den Schuh bitte nicht zum Trocknen auf die Heizung», sagt Reinhard Träumer, Produktionsleiter bei Hanwag. «Das ist die sicherste Methode, die Sohle kaputt zu machen und das Leder zu verformen». Träumer rät stattdessen, den Schuh mit weit geöffneter Zunge langsam trocknen zu lassen und dabei Modelle mit Gore-Tex-Futter gar nicht, solche mit Lederfutter mit Zeitungspapier auszustopfen. Nach einer ausgiebigen Reinigung mit einer groben Bürste empfiehlt Träumer, den Schuh zunächst zu imprägnieren. «Hier sollte man aber aufs Material achten: Für textile Materialien mit Gore-Tex gibt es Sprays, für Nubuk- oder Veloursleder flüssige Pflegemittel.» Abschliessend wird der Schuh gewachst. «Bitte kleistern Sie ihn nicht mit Schuhcreme zu», sagt Träumer und guckt, als sei ihm jemand auf den Fuss getreten. «Ich bekomme hier teils Schuhe zum Kundenservice, die sind totgepflegt: Da muss ich wie ein Archäologe erst mal mehrere Schichten Fett abtragen.» Fette und Öle haben in der Schuhpflege nichts zu suchen, Träumer empfiehlt Wachs. Das sollte dünn aufgetragen und mit einem Tuch einmassiert werden – wenn der Schuh dafür geeignet ist. «Mancher wachst auch seinen GoreTex-Schuh oder einen aus Rauleder. Das Ergebnis ist dann, dass die Poren der Membran verkleistert oder die Lederoberflächen zerstört sind.» Für Schuhe aus Velours- oder Nubukleder empfiehlt Träumer stattdessen silikonhaltige Sprays auf Wasserbasis. Wer seinen Schuh liebt, sollte zu einem Schuhspanner greifen, bevor der Schuh ins Regal kommt. Dann, so Träumer, «hält die Liebe ewig».

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… für die er im Jahr 2012 geehrt wurde.


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Tradition trifft Moderne: In jedem Hanwag-Schuh steckt Hightech – auch wenn man es ihm nicht immer ansieht.

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erhalten wie den Standort Vierkirchen mitsamt seinen Arbeitsplätzen. Dort errichtete Fenix 2006 eine neue Zentrale. In der Werkshalle riecht es nach Leder, Leim und Handwerksschweiss, hier werden nach wie vor die schweren Berg- und Trekkingschuhe gefertigt. Bis zu 120 Arbeitsschritte braucht es, um die 70 bis 160 einzelnen Teile zusammenzufügen. Leichtere Schuhe produziert Hanwag in einer Fabrik in Kroatien, die man 1994 übernommen hat. Im Verwaltungsgebäude in Vierkirchen arbeiten nun auch die Angestellten der Deutschland-Niederlassung von Fjällräven, Hanwag profitiert davon. Während man sich unter Josef Wagner vor allem auf das Fertigen perfekter Schuhe konzentrierte, hat Hanwag mit der Unterstützung von Fenix nun auch modernes Marketing für sich entdeckt. Wobei das bei einigen Modellen gar nicht nötig wäre. Der «Alaska GTX» ist so etwas wie die Luxusversion eines VW Käfer unter den Bergschuhen. Dass er läuft und läuft und läuft, versteht sich quasi von selbst. Sein Design ist so ikonisch, dass es – ähnlich wie beim Käfer – seit der Markteinführung kaum verändert wurde. Die liegt inzwischen 18 Jahre zurück, in der schnelllebigen Welt der Sportartikelbranche schon fast eine Ewigkeit. Das deutsche «outdoor»-Magazin wählte den «Alaska GTX» in diesem Jahr auf Platz drei der absoluten Klassiker unter allen Outdoor-Artikeln – der nächste Schuh folgte erst sechs Plätze weiter hinten. Und obwohl die Globalisierung auch bei

den nun schwedischen Bayern angekommen ist, ist man dort entschlossen, nicht jedem Trend hinterherzulaufen. Trailrunning-Schuhe etwa findet man nicht im Hanwag-Katalog, schon allein deshalb, weil man die nicht auf die althergebrachte «gezwickte» Art herstellen kann. Viel lieber schreiten die Schuhbauer in selbst gewählten Nischen voran: Im Sortiment finden sich inzwischen drei Modelle aus Bio-Materialien und fünf aus weichem, aber widerstandsfähigem Yak-Leder aus Tibet. Und weil nicht alle Füsse gleich sind, man in Vierkirchen aber findet, dass alle den selben Tragekomfort verdienen, fertigt Hanwag einen speziellen Schuh für Menschen, denen bisher ein «Hallux Valgus», ein pathologischer Schiefstand der Grosszehe, die Lust am Gehen verübelt. Das Entwicklungsteam wird bei solchen Projekten von Top-Alpinisten beraten, die neue Modelle testen und Verbesserungswünsche und Ideen einbringen – und von einem Oberförster. Business-Analysten würden wohl abwinken, wenn man ihnen verschwitze Waldarbeiter als Mitglieder eines Sponsorenkaders präsentierte. Bei Hanwag hört man jedoch lieber auf Leute, die ihre Schuhe täglich und extensiv ausführen. Manchmal ist es eben richtig, das scheinbar Falsche zu tun. TEXT: MORITZ BAUMSTIEGER FOTOS: HANWAG, MORITZ ATTENBERGER


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EXTREM ATMUNGSAKTIV, LEICHT, MINIMALISTISCH Wenn Geschwindigkeit für dich zählt, muss alles stimmen. Je besser die Wärmeabgabe, desto höher dein Tempo. Bekleidung mit GORE-TEX® Active Produkttechnologie ist extrem atmungsaktiv und leicht, gleichzeitig aber auch dauerhaft wasser- und winddicht. Sie bietet einen hervorragenden Next-To-Skin Komfort und ist damit optimal für Sportler, die noch schneller sein wollen. Ideal für Aktivitäten mit hoher Intensität wie Trailrunning, Mountainbiking und Berglaufen. Entdecke, warum du mit GORE-TEX ® Active Produkten schneller bist: gore-tex.de/active

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«MAN ERREICHT MEHR, ALS MAN SELBER GLAUBT» Die «Seven Summits» bestiegen, alle SAC-Hütten besucht – und doch ist der Berghunger noch lange nicht gestillt: Veronika Meyer (63) aus St. Gallen beansprucht ihre Ausrüstung enorm.

BERGKAMERAD

Braucht sie etwas Neues, schaut sie bei Bächli vorbei.

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«Ich habe noch mindestens 150 Wunschziele. Alle Gipfel, die ich noch besteigen will, sind in einer Excel-Liste verzeichnet. Diese Systematik kommt zum Teil von meinem Beruf: Ich bin analytische Chemikerin. Nur etwa zehn Prozent meiner Touren habe ich öfter unternommen. So bin ich eben. Ich suche immer das Neue. Dies wurde mir auch bei meinem einzigen grossen Absturz zum Verhängnis: Ich wollte entgegen der Empfehlung im Führer direkt vom Petit Mont Collon absteigen. Was dann bei der Tour auf den Dreitausender in den Walliser Alpen genau passierte, kann ich nicht sagen, da ich sofort bewusstlos wurde. Mir ist unerklärlich, wie mich mein Begleiter doch noch halten konnte: Er hatte zum Zeitpunkt des Sturzes keinen festen Stand. Letztendlich kam ich damals mit einer Gehirnerschütterung und Schnittwunden im Gesicht noch halbwegs glimpflich davon. Die grösste bergsteigerische Herausforderung war für mich der Mount Everest – erst im fünften Anlauf gelang es mir, den Gipfel zu erreichen. Zwei Mal stand das Wetter im Weg, zwei Mal musste ich wegen Krankheit umkehren. Erst 2007 stand ich auf dem höchsten Berg der sieben Kontinente – als letztem der ‹Seven Summits›. Ich bin stolz darauf, dies trotz meines Herzklappenfehlers geschafft zu haben. Man erreicht mehr, als man selber glaubt. Das ist mein Credo. Um diese Botschaft weiterzugeben, habe ich auch mein Buch ‹Gaias Gipfel› über meine Erfahrungen beim Bergsteigen geschrieben.

Ich fahre fast jedes Wochenende in die Berge, wenn es das Wetter zulässt. Zusätzlich trainiere ich zwei Mal pro Woche in der Kletterhalle. Oft unternehme ich meine Touren alleine. Andere würden das nie tun – für mich ist es genau das Richtige. Seit meiner Herzoperation nehme ich Blutverdünner. Bei einem Unfall ist die Gefahr dadurch grösser, dass ich verbluten könnte. Doch daran denke ich gar nicht: Stehe ich oben auf dem Berg, sehe ich schon den nächsten Gipfel. Ich benutze meine Ausrüstung, bis sie kaputt ist. Und selbst dann versuche ich, sie noch zu flicken. Meine Kletterschuhe etwa sind schon zwei Mal neu besohlt. Bei Bächli Bergsport schätze ich die grosse Auswahl – und das Outlet. Zuletzt habe ich mir neue Schneeschuhe gekauft. Und was Bekleidung betrifft, mag ich knallige Farben: Eine schwarze Windjacke würde ich nie anziehen.» TEXT: MIA HOFMANN FOTO: CLAUDIA THOMA

Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 90.000 Exemplare.

Redaktion & Layout outkomm gmbh Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com

Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch

Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch

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