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(Über-)Leben in Schnee und Eis

In vergangenen RespektAmBerg-Beiträgen haben wir über das Überleben von Wildtieren im winterlichen Hochgebirge und über Lenkungsmaßnahmen zum Schutz der sensiblen Bergwelt berichtet. In dieser Folge möchten wir nun näher beleuchten, auf wen genau wir denn Rücksicht nehmen wollen.

Teil 18 der Serie RespektAmBerg.

Von Birgit Kantner

Dazu haben wir ein kleines wildes Huhn gewählt, welches die freien Lebensräume über der Baumgrenze bis hinauf zu den Gletscherrändern bewohnt: das Alpenschneehuhn. Grundsätzlich ist dieses Raufußhuhn auf die unwirtlichen und kargen Bedingungen im Hochgebirge spezialisiert und ein richtiger Überlebenskünstler. Da es sich der Jahreszeit entsprechend verfärbt, gilt es als ein Meister der Tarnung. Es wechselt mehrmals im Jahr sein Gefieder und somit auch sein Aussehen. Im Winter ist es weiß, im Frühling und Herbst gefleckt und im Sommer braun.

Perfekt angepasst also an die Umgebung, da es immer mit dem Hintergrund zu verschmelzen scheint – gäbe es da nicht den Klimawandel. Der spätere Schneefall und das frühere Ausapern nehmen dem Vogel nun jegliche Tarnung, denn ein weißer Fleck auf grünem Untergrund ist für Fressfeinde geradezu eine Einladung. Der Klimawandel setzt dem Hühnchen aber noch anderweitig zu: Es wird dem Vogel schlichtweg zu heiß. Je wärmer es wird, desto weiter nach oben muss es ausweichen, um optimale Lebensbedingungen zu finden. Was aber tun, wenn der Gipfel schon erreicht ist? Dann heißt es, an schattigen Plätzen ausharren, bis die Temperaturen wieder sinken. Diese Zeit fehlt jedoch für überlebenswichtige Dinge wie die Nahrungssuche.

Doch noch nicht genug der Probleme für das Alpenschneehuhn. Neben Fressfeinden, Brutausfällen und Lebensraumverlusten durch Großprojekte im alpinen Raum machen auch wir Erholungsuchende dem Vogel das Leben schwer. Und zwar wenn wir uns nicht respektvoll in der Natur bewegen. Das gilt vor allem im Winter. In dieser Jahreszeit, wenn die Temperaturen sehr niedrig sind und wenig bis gar keine Nahrung zur Verfügung steht, können Störungen, die das Alpenschneehuhn zur Flucht zwingen, beeinträchtigend, wenn nicht sogar tödlich sein. Doch mit ein wenig Umsicht und Zurückhaltung unsererseits steht unserer Erholung draußen in der Natur nichts entgegen. Dem Alpenschneehuhn hilfst du am meisten, wenn du Grate und freigewehte Kuppen sowie Einzelbäume und Sträucher meidest, denn das sind die bevorzugten Zufluchtsstätten.

Foto: Veronika Grünschachner-Berger

Info - So geht respektvolles Unterwegssein

  1. Auerhuhn und Rotwild leben im Wald. Wähle deshalb für Aufstiege und Abfahrten die offiziellen Wege und markierten Routen.

  2. Die Waldgrenze ist der Lebensraum des Birkhuhns. Alpenschneehuhn, Gämse und Steinbock leben im Hochgebirge, oft in der Nähe von Graten und Rücken. Wähle deine Route mit Bedacht und nimm Rücksicht auf die Äsungsflächen und Einstandsgebiete der Wildtiere.

  3. Beachte grundsätzlich Informationstafeln und Lenkungskonzepte.

  4. Fahre nicht durch Aufforstungen und Jungwuchsflächen.

  5. Umgehe Fütterungen, vermeide Lärm, beobachte Wildtiere nur aus der Ferne und verfolge keine Tierspuren.

  6. Vermeide Touren in der Dämmerung und in der Nacht. Auch Wildtiere brauchen ungestörte Zeiten.

  7. Nimm Hunde an die Leine.

Weitere Tipps: Respektamberg

Autorin:

Birgit Kantner ist Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.

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